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Michael Tomasello (1999/2010)
Die kulturelle Entwicklung desmenschlichen Denkens
Alexander Lasch
Prof. Dr. Alexander LaschProfessur für germ. Linguistik und Sprachgeschichte
Studium Gymnasiallehramt für Deutsch und Geschichte und Promotion in germanistischer Sprachwissenschaft an der TU Dresden
Vorherige Stationen
Forschung Konstruktionsgrammatik des Deutschen diskurs- und domänenspezifische Kommunikation in Vergangenheit
und Gegenwart funktionale und regionale Varietäten des Deutschen
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Ludwig-Maximilians-Universität München Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
1 Organisatorisches
Präsentationhttps://goo.gl/7rU2TH
SprechstundeDonnerstag, 09.00-10.00 Uhr, WI48/202.
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Materialgrundlage der SitzungMichael Tomasello. 2010. Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens: Kulturelle Kognition (1999). In: Ludger Hoffmann (Hg). Sprachwissenschaft. Ein Reader. 3., akt. und erweiterte Aufl. Berlin, New York: de Gruyter. 130-146.https://goo.gl/k2XGNo
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2 Schlüsselbegriffe
Verstehen von Intentionalität: Intentionaler Akteur
Aufmerksamkeitsfokus (joined intention vs. shared intentionality)
Kulturelle Vererbung sowie kulturelle Evolution durch kulturelle Artefakte
Prozesshaftigkeit kognitiver Repräsentation und sozialer Kognition
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3 Kritik bisheriger Forschung
Theorien der Modularität
− Wissen über Personen− Wissen über Zahlen− Wissen über Sprache− Wissen über Biologie
Modularitätsansätze setzen auf phylogenetische Erklärungen
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Tomasello 2010: 133
„Gewiß gibt es kognitive Funktionen, die für geschichtliche und ontogenetische Prozesse nur eine untergeordnete Rolle spielen, z.B. grundlegende Prozesse der Kategorisierung in der Wahrnehmung. Aber solche Dinge wie sprachliche Symbole und soziale Institutionen sind soziale Erzeugnisse und können deshalb unmöglich in ihrer ganzen Komplexität mit einem Schlag in der Evolution des Menschen aufgetreten sein […].“
Tomasello 2010: 133f.
„[W]ann immer Individuen miteinander interagierten, und zwar indem sie innerhalb des geschichtlichen Zeitrahmens soziale Tatsachen in kulturelle Tatsachen transformierten und innerhalb des ontogenetischen Zeitrahmens Fertigkeiten der Primatenkognitioon und kognitive Repräsentation in spezifisch menschliche Fertigkeiten des kulturellen Lernens und der perspektivischen Repräsentation umwandelten [, entfaltete] diese neue Form sozialer Kognition tiefgreifende Wirkungen.“
4 Historizität
Historizität
− Prozesse der Soziogenese: Sprache ist ein Ergebnis historischer und ontogenetischer Entwicklung (Bsp.: Schachspiel / Mathematik) auf der Basis (!) angeborener kognitiver Fertigkeiten
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„Die geschilderten psychischen Organismen sind die eigentlichen Träger der historischen Entwickelung. Das wirklich Gesprochene hat gar keine Entwickelung. Es ist eine irreführende Ausdrucksweise, wenn man sagt, dass ein Wort aus einem in einer früheren Zeit gesprochenen Worte entstanden sei. Als physiologisch-physikalisches Produkt geht das Wort spurlos unter, nachdem die dabei in Bewegung gesetzten Körper wieder zur Ruhe gekommen sind. Und ebenso vergeht der physische Eindruck auf den Hörenden. Wenn ich die selben Bewegungen der Sprechorgane, die ich das erste Mal gemacht habe, ein zweites, drittes, viertes Mal wiederhole, so besteht zwischen diesen vier gleichen Bewegungen keinerlei physischer Kausalnexus, sondern sie sind unter einander nur durch den psychischen Organismus vermittelt. Nur in diesem bleibt die Spur alles Geschehenen, wodurch weiteres Geschehen veranlasst werden kann, nur in diesem sind die Bedingungen geschichtlicher Entwickelung gegeben.“
Hermann Paul. 2010. Prinzipien der Sprachgeschichte. Allgemeines über das Wesen der Sprachentwickelung (1880/1920). In: Ludger Hoffmann (Hg.).
Sprachwissenschaft. Ein Reader. 3., aktual. u. erw. Aufl. Berlin, Boston. 25-38.
5 Ontogenese
− Menschliche Ontogenese ist spezifisch hinsichtlich der Identifikation mit Artgenossen (Nachahmung [Imitation] und Protokonversation)
− Soziale Kognition ist da spezifisch, wo Kinder „mit anderen Personen an Tätigkeiten gemeinsamer Aufmerksamkeit“ teilnehmen (Tomasello 2010: 141)
Schwarmintelligenzhttps://youtu.be/WswIMbeuXfI
Schwarmverhaltenhttps://youtu.be/9HCeqqGjRfM?t=15m19s
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6 Sprache
Sprache
− Signalqualität
− Perspektivierung
− Repräsentation
− Abstraktion
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Image-Kampagne Handwerk 2011 // „Brandmanagement Handwerk“ // https://goo.gl/Qi36zo
Irrelevanz des „linguistischen Determinismus“
7 Ausblick
Kognitive Linguistik
Konstruktionsgrammatik
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Michael Tomasello
Understanding and Sharing Intention(2004)
https://youtu.be/I0cQD9M7PyQ
What Makes Humans Unique?(2014)
https://youtu.be/RQiINQiAn4o
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George Lakoff / Elisabeth Wehling (22009)
Auf leisen Sohlen ins Gehirn
Alexander Lasch
Literatur
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1Lakoff, George. 1987. Women, Fire, and dangerous Things. What Categories Reveal about the Mind. Chicago.
Lakoff, George & Eva E. Wehling. 2009. Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht. 2., aktualisierte Auflage. Heidelberg.
Wehling, Elisabeth. 2016. Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Köln.
Ebenso zur Lektüre empfohlen:Methaphors we live by
Busse, Dietrich. 2012. Frame-Semantik: Ein Kompendium. Berlin, New York.
https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/179682
Literatur
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• Denkprozesse laufen zu (ca.) 80% unbewusst ab und entziehen sich der Kontrolle und Reflexion.
• Denkprozesse sind physischer Natur, der ‚Geist‘ ist keine unabhängige Instanz.
• Denkprozesse sind nicht universell.
• Die Welt wird ausschnitthaft wahrgenommen und diese Wahrnehmungen werden in Denkprozessen verarbeitet.
• Zugang zur Welt wird zu einem großen Teil in Metaphern begriffen
• Metaphorische Aneignung von Welt schafft eine kognitive Realität von Welt: Neuronale Verbindungen stabilisieren sich bei häufigem Gebrauch (fire together, wire together).
• Metaphern aus Erfahrung: Vertikalität/Quantität, zwischenmenschliches Zusammenleben, Temperatur usw.
Framesemantik
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2
10 Framesemantik
[X] ist anders.Traditional clothing; left: seal, right: caribou (Iglulik) // CC BY-SA 3.0 Ansgar Walk // https://goo.gl/jCx8Cy
ZieldomäneQuelldomäne
‚Metaphorisierung‘ (conceptual mapping): Merkmale eines konkret erfahrenen Erlebens werden auf ein Abstraktum übertragen.
Framesemantik2
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Zieldomäne
Quelldomäne 1
‚Metaphorisierung‘ (conceptual mapping): Merkmale eines konkret erfahrenen Erlebens werden auf ein Abstraktum übertragen.
Quelldomäne 2
Framesemantik2
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Metaphern können Aspekte eines Wahrnehmungsgegenstands betonen oder
verbergen (highlight or hide).
Metapherngebrauch bestimmt die Wahrnehmung des Gegenübers.
Metaphern können durch Wiederholung Denkstrukturen ausprägen, indem ganz
konkret physisch Synapsen verstärkt werden (entrenchment).
Metaphern können zum common sense werden.
Frames
• Strukturierung unseres Wissens.
• Framebildung auf der Basis von Erfahrungen.
• Frames werden als Wissensrahmen bei jedem framerelevanten Trigger aktiviert (Bsp. „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten“).
• Frames können nie gleichzeitig aktiviert werden.
Framing
• Einbettung von Ereignissen in Frames, um Deutungsangebote bereitzustellen.
• Aktivierung von Frames, um selektive Wahrnehmungsprozesse zu steuern.
Framesemantik2
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Framesemantik2
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https://www.youtube.com/watch?v=PLLzyS1-O4s
Liane Bednarz: Wie das Netzwerk der Neuen Rechten radikales Denken in die Gesellschaft trägt. 30.05.2016. http://www.huffingtonpost.de/liane-bednarz/der-grosse-austausch_b_10201686.html