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Mercedes-Benz Museum dt - VOL.ATcdn2.vol.at/2006/05/Mercedes-Benz-Museum.pdf · 2011-10-05 ·...

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Das Mercedes-Benz Museum Inhalt Seite Die Zeitleiste Entstehungsgeschichte im Überblick 10 Die Zahlen und Fakten Eckdaten des Mercedes-Benz Museums 11 Die Architektur Gestalterisches Meisterstück 12 Die Ausstellung Innovatives Konzept für eine große Geschichte 26 Die Materialien Kunstleder und Parkett als Orientierung 30 Die Technik Vom Lichtdesign bis zum Audio-Guide 31 Das Familienmuseum Auf Kinder und Jugendliche eingestellt 34 Die Region Stuttgart Kunst und Küche sehr empfehlenswert 35 Die Anreise Der schnellste Weg nach Untertürkheim 38 April 2006
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Page 1: Mercedes-Benz Museum dt - VOL.ATcdn2.vol.at/2006/05/Mercedes-Benz-Museum.pdf · 2011-10-05 · Beton sind im Mercedes-Benz Museum verbaut, das auf 4.800 Quadratme-ter Grundfläche

Das Mercedes-Benz Museum Inhalt Seite Die Zeitleiste Entstehungsgeschichte im Überblick 10 Die Zahlen und Fakten Eckdaten des Mercedes-Benz Museums 11 Die Architektur Gestalterisches Meisterstück 12 Die Ausstellung Innovatives Konzept für eine große Geschichte 26 Die Materialien Kunstleder und Parkett als Orientierung 30 Die Technik Vom Lichtdesign bis zum Audio-Guide 31 Das Familienmuseum Auf Kinder und Jugendliche eingestellt 34 Die Region Stuttgart Kunst und Küche sehr empfehlenswert 35 Die Anreise Der schnellste Weg nach Untertürkheim 38

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Seite 2 Markengeschichte in Themen und Epochen gegliedert Die Mythos-Räume erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie in Themen und Epochen. Dazu sind die Räume chronologisch ausgerichtet, und die Ausstellung ist komplett inszeniert.

• Mythos 1: Pioniere – Die Erfindung des Automobils, 1886 bis 1900 • Mythos 2: Mercedes – Die Geburt der Marke, 1900 bis 1914 • Mythos 3: Umbrüche – Diesel und Kompressor, 1914 bis 1945 • Mythos 4: Wunderjahre – Form und Vielfalt, 1945 bis 1960 • Mythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982 • Mythos 6: Weltbewegend – Global und individuell, 1982 bis heute • Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde

Die Collectionsräume zeigen thematisch geordnet die Fülle und Vielfalt der Fahrzeuge der Marke. Hier entdeckt man Exponate wie einen ganz norma-len Linienbus Mercedes-Benz O 305, den berühmten „Tausendfüßler“ – den Schwerlastwagen LP 333 - , ein Feuerwehrfahrzeug LF 3500 mit Drehleiter oder das „Papamobil“ von Papst Johannes Paul II. – Fahrzeuge, die Ge-schichte haben und sie mitunter auch schrieben.

• Collection 1: Galerie der Reisen • Collection 2: Galerie der Lasten • Collection 3: Galerie der Helfer • Collection 4: Galerie der Namen • Collection 5: Galerie der Helden

Eine Sonderrolle kommt der „Faszination Technik“ auf der untersten Ebene zu, sie ist als in sich geschlossene Ausstellung frei zugänglich. Mit Hilfe ei-ner aufwändigen Inszenierung ermöglicht sie einen Blick in den Arbeitsalltag der Entwickler und Ingenieure von Mercedes-Benz und damit auch einen Ausblick in die Zukunft des Automobils. Ein Café, ein Restaurant und ver-schiedene Shops runden das Angebot für den Besucher ab. Die direkte Verknüpfung mit dem Showroom des Mercedes-Benz Centers gewährleistet

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Seite 3 die nahtlose Fortführung des Mythos Mercedes von den Oldtimern zu den aktuellen Produkten. Architektonisches Meisterstück

Von einem symmetrischen, dreiblättrigen Grundriss ausgehend entwickelte UN studio die Geometrie des Gebäudes, dessen innere Wegführung nicht von ungefähr an Lösungen aus dem Straßenbau erinnert: Die kleeblattartige Architektur des Neubaus korrespondiert mit dem nahe gelegenen Anschluss der Bundesstraße B14 an die Bundesstraße B10. Mehr als 110.000 Tonnen Beton sind im Mercedes-Benz Museum verbaut, das auf 4.800 Quadratme-ter Grundfläche eine Höhe von 47,5 Metern erreicht und damit einen um-bauten Raum von 210.000 Kubikmeter umschließt. Die komplexe Geometrie des Museums war nur mit neuesten Technologien realisierbar. Die Grundlage der Planung bildete - vom Entwurf bis zur Fertig-stellung - ein dreidimensionales Datenmodell, das im Verlauf der Bauzeit 50 Updates erfuhr und insgesamt 35.000 Werkpläne hervorbrachte. 33 Meter weite, stützenlose Räume, welche die Last von zehn Lastwagen tragen können, gehören ebenso zu den architektonischen Besonderheiten wie die zweifach gekrümmten tragenden Bauteile: so genannte „Twists“, die an ü-berdimensionale Flugzeugpropeller erinnern und in dieser Form und Größe erstmals angewendet wurden. In den Fensterbändern sind 1.800 dreieckige Scheiben verbaut, von denen keine der anderen gleicht. Alle Materialien, von den Aluminiumblechen und Fensterbändern der Außenhaut bis zum dunklen Stirnholzparkett der Rampen, verbinden höchste Qualität mit einem zurückhaltenden Auftreten. Markenerlebnis beginnt schon in der Tiefgarage

Schon bevor der Besucher das neue Museum betritt, empfängt ihn eine sympa-thische automobile Ouvertüre. In der Tiefgarage, die sich im hinteren Teil des künstlich errichteten Hügels befindet, stehen effektvoll beleuchtet Mercedes-Benz Pkw-Modelle der abgelaufenen Generation. „Die ‚Youngtimer’ bilden das Emp-

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Seite 4 fangskomitee des Museums und stehen im Parkdeck. Sie werden zwischen den parkenden Autos der Besucher platziert, aber zusätzlich exponiert, indem sie in einer Glasvitrine parken“, beschreibt HG Merz die Idee. Aus der Tiefgarage ge-langt man über eine Rolltreppe in das Foyer. Im Foyer bietet eine Freitreppe auch größeren Gruppen die Gelegenheit, sich zu sammeln und richtig anzukommen. Vorbei an einem Informations-stand, über dem an einem Ring 16 Plasmabildschirme aufgehängt sind, gelangt der Besucher ins Atrium, wo sich ein erster, atemberaubender An-blick auftut. Für die Fahrt nach oben stehen den Besuchern drei Aufzüge zur Verfügung. Während sie langsam durch das 42 Meter hohe Atrium nach oben schweben, können die Besucher eine filmische Vorschau dessen ver-folgen, was sie im Museum erwartet. Oben angelangt, empfängt sie ein ganz spezielles akustisches Signal: Wiehern. Die Besucher haben eine Zeit-reise in die Vergangenheit durchlaufen und sind vor der Erfindung der ers-ten Automobile angelangt. Mythos und Sammlung: das duale Gestaltungsprinzip

Die sieben Mythos-Räume, die von der Erfindung des Automobils bis zur Gegenwart chronologisch durch die Zeitgeschichte führen, sind durch eine rund 80 Meter lange, stufenlose Rampe miteinander verbunden. Diese ist behindertengerecht und geht immer wieder unmerklich in ebene Abschnitte über, um auch Rollstuhlfahrer sicher und bequem durch das Gebäude zu geleiten. Bis auf den ersten und letzten Mythos-Raum, welche die Erfindung des Au-tomobils und die Rennsportgeschichte zum Thema haben, sind alle Mythos-Räume nach demselben Prinzip gestaltet: An der Außenwand eines Klee-blattbogens entlang führt die Rampe in weitem Bogen hinab zu den Fahr-zeugen, die im Mittelpunkt der Inszenierung stehen. Während der Betrachter rechts bereits einen Blick hinab auf die Exponate werfen kann, illustriert eine Chronik links an der Wand Themen der Unternehmensgeschichte im Spie-gel der Zeitgeschichte. Diese Galerie zeigt den Hintergrund, auf den die

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Seite 5 Epoche machenden Neuerungen der Automobilgeschichte antworten. Jeder Mythos-Raum präsentiert anhand einer zentralen Szene eine Epoche: Von der Erfindung des selbst fahrenden, benzingetriebenen Straßenfahr-zeugs über die Entstehung der Marke Mercedes, die Entwicklung von Kom-pressor- und Dieselmotor, Flügeltürer und Kurzhauber-Lkw der 1950er Jah-re, die zunehmende Bedeutung von Sicherheit und Ökologie, die globale Präsenz der Marke bis zum übergreifenden Thema der Renn- und Rekord-fahrzeuge im letzten Mythos-Raum, in dem der Museumsrundgang seinen Abschluss findet. Nach Nutzungsarten ausgerichtet

„Im Unterschied zu den chronologisch ausgerichteten Mythos-Räumen sind die Collections-Räume thematisch nach Nutzungsarten ausgerichtet“, be-schreibt HG Merz die Funktion des zweiten Rundgangs. „Mit ihrem Expona-tenreichtum sind sie Spiegel von Erfahrung, Kompetenz und Perfektion in der gesamten Breite aller automobilen Produkte.“ Die großzügig konzipierten Collections-Räume bieten Fläche zur Aufstellung einer Vielzahl von Exponaten quer durch die Geschichte des jeweiligen Raumthemas. Diese Themen reichen vom Reisen mit Omnibus, Taxi und Personenwagen über Gütertransport und Versorgung; über die „Galerie der Helfer“ im Dienste von Feuerwehr, Rettungsdiensten und kommunalen Un-ternehmen, bis zu Prominentenfahrzeugen und schließlich zur „Galerie der Helden“, die als unauffällige, aber tüchtige Fahrzeuge im Alltag in unzähli-gen Exemplaren weltweit ihren Dienst taten und tun. Dazu zählen beispiels-weise der Unimog oder der Mercedes-Benz 240 D. Eine zurückhaltende, an Straßenmarkierungen erinnernde Fußbodengrafik verweist auf das Thema der Collection und gibt bei der Aufstellung der Fahrzeuge die Richtung vor. Von den Pfeilen einer Windrose ausgehend streben etwa die Exponate in der „Galerie der Reisen“ in alle vier Himmels-richtungen. In der „Galerie der Lasten“ sind sie hingegen parallel wie auf

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Seite 6 einer Straße angeordnet. Die Fahrzeuge der „Galerie der Helfer“ sind auf einen zentralen Einsatzort in der Mitte des Raumes ausgerichtet, während die „Galerie der Namen“ auf edlen Holzpodesten präsentiert wird. Die „Gale-rie der Helden“ ist einer Straße mit schräg angeordneten Parkbuchten nachempfunden. An der Rampe, die vom Mythosrundgang jeweils in einen der Collections-Räume hinabführt, befindet sich eine von beiden Seiten einsehbare Vitrine. Von außen sind Modellfahrzeuge zu sehen, von innen kleinere Exponate wie Fahrzeugteile, Accessoires und Werbeartikel. Ein „Mikrokino“ zeigt zu-dem Filme, die das Thema des jeweiligen Collections-Raumes aufnehmen. Zusätzlich zu den raumbezogenen Ausstellungsstücken sind über alle My-thos- und Collections-Räume verteilt 33 weitere Gegenstände ausgestellt, die zum Teil überraschende Einsichten eröffnen. „Die ‚33 Extras’ sind origi-nale Objekte. Sie waren Bestandteile eines Fahrzeugs (Kotflügel oder Mik-rochip), sie können aus der Ausstattung des Autofahrers stammen (Leder-kleidung oder Führerschein) oder auch zum weiteren Inventar der Autokultur gehören (Strafzettel und Autofahrerkarikatur)“, erläutert Merz das Konzept. Sie laden zum Nachdenken ein, geben Anlass zum Schmunzeln oder bieten lehrreiche Informationen zu unbekannten Aspekten der Automobilgeschich-te.

Emotionaler Abschluss vor der Steilwandkurve

Mythos- und Collectionsrundgang münden beide in „Rennen und Rekorde“: Eine große Steilwandkurve, die nahezu den gesamten Raum umfängt, geht in eine senkrechte, zylindrische Wand mit legendären Rekordfahrzeugen über. „Rennen und Rekorde ist der emotionale Abschluss des Museumsrund-gangs“, sagt HG Merz. Beim Eintritt in diese Sphäre kann der Besucher auf einer Tribüne gegen-über der Steilwandkurve bequem Platz nehmen, um das eindrucksvolle Bild erst einmal auf sich wirken zu lassen oder wahlweise auf sechs verschiede-

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Seite 7 nen Monitoren Filmszenen historischer Autorennen zu verfolgen. Diese Tri-büne ist mit einem Gang hinter der Steilkurve verbunden und mündet in ei-nen „Renntunnel“, der in den Mythos-Raum „Rennen und Rekorde“ führt. Anschließend bieten originale Erinnerungsstücke von berühmten Rennfahrern, zwei Simulatoren und eine „Rennwerkstatt“ Gelegenheit, sich der Faszination Motorsport zu nähern. Berühmte Fahrzeuge senkrecht an der Wand fixiert

Als Abschluss geht die Steilwandkurve in eine senkrechte Wand über, an der berühmte Rekordfahrzeuge montiert sind: Die Auswahl reicht vom drei-achsigen T 80 und den Zwölfzylinder-Rekordwagen W 125 von 1938 über den Diesel-rekordler C 111 III von 1978 und den 190 E 2.3-16 von 1983 bis hin zum höchst aktuellen E 320 CDI, der 2005 im texanischen Laredo 100.000 Mei-len mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 224 km/h absolviert hat. Dass Geschwindigkeit aber nicht alles ist, demonstrieren die beiden ab-schließenden Exponate: Das so genannte Sparmobil schaffte es, mit nur einem Liter Diesel hochgerechnet 1028 Kilometer zurückzulegen. Ganz ohne herkömmlichen Kraftstoff zog schließlich das von Solarzellen gespeiste Solarmobil seine Bahn, das Mitte der 1980er Jahre die Tour del Sol vom Bodensee zum Genfer See gewann. In der Mitte des zylindrischen Runds mit diesen Rekordwagen ragen aus der unteren Ebene des Zwischenbaus fünf Podeste empor, die dem Ventil eines Motors nachempfunden sind und sowohl historische als auch aktuelle For-schungsfahrzeuge präsentieren. Diese Exponate verbinden den Museums-rundgang mit dem Ausstellungsbereich „Faszination Technik“, der auf einer Länge von 80 Metern den gegenwärtigen Stand der Entwicklung vor Augen führt. Von hier aus gelangt der Besucher durch die Passage zum Mercedes-Benz Center Stuttgart und damit zu den aktuellen Fahrzeugen der Marke.

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Kontakt Enrico Müller, Tel.: +49 711 8 87 87-113 [email protected] Dr. Josef Ernst, Tel.: +49 711 17 5 04 95 [email protected]

Internet-Adresse Weitere Nachrichten von DaimlerChrysler unter http://media.daimlerchrysler.com

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Seite 9 Die Zeitleiste Entstehungsgeschichte im Überblick 1999 Beauftragung des Bereichs DaimlerChrysler

Communications zur Neukonzeption des Mercedes-Benz Museums

2000 Standortentscheidung für Stuttgart-Untertürkheim

2001 Architekturwettbewerb Januar 2002 Abschluss des Architekturwettbewerbs, 1. Preis:

UN studio van Berkel & Bos, Amsterdam März 2002 Entscheidung für den Neubau 17. September 2003 Grundsteinlegung Ab September 2003 Beginn der Bauarbeiten 11. April 2004 Einweihung der Mercedes-Jellinek-Straße 3. März 2005 Richtfest März 2005 Beginn des Innenausbaus Oktober 2005 Beginn der Bestückung mit Fahrzeugexponaten,

Installieren der weiteren Exponate und Medien Ende Januar 2006 Abschluss der Exponatsbestückung Anschließend: Ausleuchten, Installieren der Technik, Ausrichten

der Exponate (Dauer 4 - 6 Wochen) April 2006 Beginn des sechswöchigen Probebetriebs 19. Mai 2006 Feierliche Eröffnung des Mercedes-Benz Muse-

ums

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Seite 10 Die Zahlen und Fakten

Eckdaten des Mercedes-Benz Museums Architekt UN studio van Berkel & Bos, Amster-

dam Museumsgestalter Prof. HG Merz, Stuttgart Gebäudehöhe 47,5 Meter Umbauter Raum 210 000 Kubikmeter Grundfläche 4 800 Quadratmeter Ebenen 9 Gesamtgewicht 110.000 Tonnen Zahl der dreieckigen Augenglas-Scheiben

1.800 (jede ein Unikat)

Im Beton verlegte Elektro- und Datenkabel

630 Kilometer (entspricht der Entfer-nung Stuttgart – Amsterdam)

Im Beton verlegte Heizungsrohre 100 Kilometer Menge des enthaltenen Heizwassers 33.000 Liter Anzahl der Leuchten im Gebäude 12.000 Gewicht des Medienrings im Raum Mythos „Weltbewegend“

14 Tonnen

Zahl der Pläne während der Rohbau-phase

35.000

Zahl neuer Pläne an manchen Tagen 250 Zahl der Firmen und Ingenieurbüros 230 Ausstellungsfläche 16.500 Quadratmeter Mythosfläche 9.100 Quadratmeter Collectionsfläche 5.300 Quadratmeter Faszination Technik 1.300 Quadratmeter Club 700 Quadratmeter Gesamtzahl Exponate 1.500 Automobil-Exponate 160 (80 Pkw, 40 Nfz, 40 Renn- und Re-

kordfahrzeuge Wasserfahrzeuge 1 Luftfahrzeuge 2 Schienenfahrzeuge 3 Motoren 19

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Seite 11 Besucherweg durch das Museum ca. 1,5 bis max. ca. 5 Kilometer

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Seite 12 Die Architektur

Gestalterisches Meisterstück Das traditionsreichste und zugleich modernste Automobilmuseum der Welt verknüpft seine elegante Erscheinung mit einer einzigartigen Struktur auf Basis einer Doppelhelix - ein neuer städtebaulicher Höhepunkt für die Region Stuttgart. Alles an dieser Architektur ist im Fluss: Es gibt weder geschlossene Räume noch gerade Wände. Ganz ohne Stützen spannen sich 33 Meter weite Decken. Keine der 1.800 dreieckigen Scheiben, die einen atemberaubenden Panoramablick auf die Umgebung freigeben, gleicht der anderen. An der endgültigen Gestalt des Museums haben drei Büros entscheidenden Anteil: Das UN studio von Ben van Berkel und Caroline Bos gab dem Ge-bäude seine aufregende Gestalt. HG Merz entwickelte in enger Zusammen-arbeit mit DaimlerChrysler die Konzeption von der Ausschreibung bis zur detaillierten Planung der Museumspräsentation. Die DaimlerChrysler Immobilien GmbH zeichnete als Generalübernehmer für den Bau verantwortlich. HG Merz: der Mann hinter dem Museum HG Merz ist Architekt. Seine Arbeit besteht allerdings weniger in der Pla-nung von Neubauten. Sie lebt vielmehr vom Bezug zur Geschichte: Merz’ Spezialgebiete sind die Museumsplanung und das Bauen im Bestand. Mit der Marke Mercedes-Benz ist Merz bereits seit 20 Jahren verbunden. Ge-meinsam mit den Architekten Knut Lohrer und Dieter Herrmann war er be-reits an der Neukonzeption des alten Mercedes-Benz Museums in den Jah-ren 1985 und 1986 beteiligt. 1990 bis 1992 plante er die Gottlieb-Daimler Gedenkstätte in Stuttgart-Bad Cannstatt, 1992 bis 1993 das Mercedes-Benz Classic Center in Fellbach. Großes Renommee erwarb sich der Architekt 1993 mit dem Umbau der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel im Zentrum Berlins. Seither unterhält Merz auch ein Büro in der Hauptstadt, wo

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Seite 13 er derzeit an der Renovierung und Erweiterung der Staatsbibliothek

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Seite 14 Unter den Linden arbeitet. Auf dem Gebiet der Unternehmens- und Tech-nikgeschichte erregte das zwischen 1994 und 1996 von ihm konzipierte Zeppelin-Museum in Friedrichshafen großes Aufsehen. HG Merz ist nicht nur für die Präsentation der Sammlung und der Unter-nehmensgeschichte im Mercedes-Benz Museum verantwortlich, auch an der Konzeption hat er von Anfang an mitgearbeitet. In enger Zusammenar-beit mit dem Auftraggeber formulierte er die Kriterien für einen Architektur-wettbewerb, der im Jahr 2001 durchgeführt wurde. Aus dem Lastenheft des Mercedes-Benz Museums

Nachdem anno 2000 die Entscheidung für den Standort des neuen Muse-ums gefallen war, zeichnete sich ab, welche Aufgaben der Bau zu erfüllen hatte: Mit zuletzt 500 000 Besuchern pro Jahr war der 1961 bezogene Vor-gängerbau auf dem Werkgelände zu klein geworden, wie Max-Gerrit von Pein, Director DaimlerChrysler Heritage, erläutert: „Nicht nur zu klein, um die Gäste des meist besuchten Firmenmuseums der Welt aufzunehmen, sondern auch zu klein, um die 120 Jahre währende Geschichte des ältesten Automobilherstellers der Welt angemessen darzustellen.“ Denn im Vorgängergebäude brach die Automobilgeschichte aus Platzgrün-den in den 1970er Jahren ab. Doch seitdem hat sich viel getan. Auf die Dar-stellung der neueren Entwicklung aber zu verzichten hätte auf Dauer bedeu-tet, sowohl den Besuchern als auch der Marke Mercedes-Benz nicht mehr gerecht zu werden. Erstmals auch die Nutzfahrzeuggeschichte ausgestellt

Zudem war ein wichtiger Bestandteil der Sammlung wie auch der Unter-nehmensgeschichte bisher nicht ausgestellt worden: Schwere Lastwagen und Omnibusse konnten im alten Museum schon deshalb nicht gezeigt wer-den, weil dafür die Tragkraft der Decken nicht ausreichte. Um auch die mehr als 100 Jahre dauernde Geschichte der Nutzfahrzeuge darstellen zu kön-

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Seite 15 nen, bedurfte es großer und hoher Räume. Somit war klar: Der Neubau musste sowohl von den statischen Anforderungen, als auch im Gesamtvo-lumen und in der Größe der einzelnen Räume in völlig neue Dimensionen vorstoßen. Freilich hätte eine einzige Tour durch die gesamte Sammlung den Besucher überfordert: „Die Notwendigkeit des doppelten Rundgangs ergibt sich aus dem Reichtum an Exponaten, die sich als Höhepunkte der Marke im Laufe der Geschichte des Unternehmens angesammelt haben“, sagt von Pein, „und aus der Fülle der Leistungen, die das Unternehmen im Laufe von 120 Jahren maßstabsetzend und richtungweisend für die Automobilgeschichte erbracht hat.“ Leichter Wechsel der Rundgänge möglich

Daher sah schon die Ausschreibung zwei Wege vor: Der Mythos-Rundgang folgt der Chronologie eines langen Jahrhunderts, der Rundgang durch die Collectionen dient der Vertiefung in die Systematik und in die vielen Facet-ten der Marke. Zwischen beiden Rundgängen sollte sich der Museumsbe-sucher entscheiden, aber auch mittendrin von einem zum anderen wechseln können. Nur ein Entwurf erfüllte diese scheinbar unlösbare Aufgabe, wie HG Merz im Nachhinein feststellt: „Der Entwurf von Ben van Berkel und Tobias Wallisser kam den Anforderungen am meisten entgegen.“ Mehr als Architektur im herkömmlichen Sinne: das UN studio

Ben van Berkel und Caroline Bos gründeten 1988 das UN studio, das auf Architektur, Stadtentwicklung und Verbesserungen der Infrastruktur spezia-lisiert ist. UN bedeutet United Network. Die Arbeit innerhalb des Netzwerkes ist zeitgemäß organisiert: Der Design-Prozess verläuft integriert ohne Hie-rarchien. Dabei helfen modernste Kommunikationstechnologien, die den höchstmöglichen, gegenseitigen Austausch gewährleisten. In Amsterdam beheimatet, hat das Büro seit seiner Gründung stets international gearbeitet und eine große Anzahl von Projekten realisiert, von öffentlichen Gebäuden

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Seite 16 und Infrastrukturmaßnahmen über Bürobauten bis zu Masterplänen für die Stadtentwicklung. Das Büro besteht aus sechs verschiedenen Teams, die sich jeweils ver-schiedenen Aspekten der Arbeit widmen und in einem horizontalen Netz-werk verbunden sind: Neben dem Design Team und dem Project Team, dem Management Team und dem Coordination Team gibt es ein eigenes Technology Team und ein Computer Team. Damit reagiert das Büro auf die technologische Revolution, die sich derzeit auf dem Gebiet der Bautechni-ken und der Entwurfsprozesse vollzieht. Architektur als dynamischer Prozess

Ben van Berkel und Caroline Bos, ihre Partner Tobias Wallisser und Harm Wassink sowie Gerard Loozekoot vom Management Team verstehen Archi-tektur nicht als Planung unbeweglicher Baumassen, sondern als dynami-schen Prozess, in dem soziale und ökonomische Triebfedern ebenso wie technologische Herausforderungen zusammenwirken. Zu den herausragen-den Projekten gehört der Bürokomplex La Defense in Almere (1999–2004). Das in den Jahren 1993 bis 1998 erbaute Möbius-Haus im niederländischen Het Gooi folgt dem Prinzip eines in sich verschlungenen, endlosen Möbius-bandes. Zu den urbanistischen Entwürfen gehört die Umgestaltung der Pon-te Parodi im Hafengebiet von Genua sowie ein Masterplan für das Bahn-hofsviertel von Arnhem (1996-2008). Auch Museen hat das UN studio ge-plant, etwa die Neuerschließung des jüdischen Museums in Amsterdam. Als bislang spektakulärster Entwurf gilt jedoch die Erasmus-Brücke in Rotter-dam (1990 – 1996): 139 Meter hoch ragt der gegabelte, asymmetrisch ge-knickte Pylon in die Höhe, an dem parallele Schrägseile befestigt sind, wel-che die Brücke mit einer Spannweite von 800 Meter über die Maas führen. Ähnlich wie die Entwicklung eines Automobils

Den Entwurfsprozess für das Mercedes-Benz Museum vergleicht Ben van Berkel mit der Konstruktion eines Automobils: „Konzeptionelles Leitmotiv war die Entwicklung eines Gebäudes analog der Entwicklung eines Autos:

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Seite 17 Integration vieler

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Seite 18 Fachdisziplinen, Verschmelzung von technischen und ästhetischen Anforde-rungen, konsequente Einhaltung der Rahmenbedingungen bei gleichzeitiger Umset- zung innovativer Ansätze.“ Diese Bedingungen waren genau definiert: „Nie zuvor haben wir ein so klares Briefing bekommen“, sagt van Berkel. Sobald der Wettbewerb entschieden war, ging UN studio ans Werk, fest eingebunden in ein größeres Netzwerk von Bauherr und Bauleiter, Trag-werksplanern und Klimaingenieuren, Geometrieberatern und Landschaftsar-chitekten. Von hoch innovativen Bauteilen entstanden Prototypen im Maß-stab 1:1. Hugo Daiber, Geschäftsführer der DaimlerChrysler Immobilien GmbH und Strategischer Projektleiter der Mercedes-Benz Welt Stuttgart, bezeichnet den Bau selbst als „prototypische Konstruktion“. „Auf den Wettbewerb folgte eine lange Phase der Kosten- und Nutzenopti-mierung“, fährt Daiber fort. Eineinhalb Jahre vergingen von der Entschei-dung zur Realisierung des Siegerentwurfs im März 2002 bis zur Grundstein-legung im September 2003. Abgesteckt war ein enger Kosten- und Zeitrah-men, der bis zuletzt exakt eingehalten wurde. Städtebaulicher Höhepunkt im Neckartal

Vor den Toren des Stammwerks in Stuttgart-Untertürkheim gelegen, bildet das neue Museum ein Scharnier zwischen Werkanlagen und Mercedes-Benz Center: Als vertikales Zeichen erhebt sich der Bau auf einem sechs Meter hohen Hügel, der als „Neuerfindung im Verhältnis zu dem gesamten Gebiet“ – so Ben van Berkel – das Areal aus seiner Umgebung emporhebt und zugleich durch seine runden Formen mit den Hügeln und Kurven des Neckartals korrespondiert. Im Gesichtskreis von Gottlieb-Daimler-Stadion und Neckarufer, DaimlerChrysler Werk und Hanns-Martin-Schleyer-Halle erfüllt der neu errichtete Komplex aus Museum und Verkaufsniederlassung auch die Aufgabe, seine Umgebung städtebaulich neu zu ordnen.

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Seite 19 Bereits 1956 hatten die Architekten Rolf Gutbier, Hans Kammerer und Wal-ter Belz mit dem Untertürkheimer Verwaltungsgebäude (dem so genannten Mercedes-Hochhaus) ein Zeichen gesetzt, das fortan der Einfahrt durch das Neckartal von Süden her nach Stuttgart eine besondere Prägung geben sollte. Im Inneren des Werksgeländes, quer zu dem 13-geschossigen, sei-nerzeit größten Stuttgarter Hochhaus, liegt der 1961 bezogene Vorgänger-bau des Museums: angesichts von 500.000 Besuchern pro Jahr schon län-ger keine ideale Position mehr. Das Museum als Portal auf dem Weg in die Stadt

Das neue Museum erfüllt städtebaulich die Funktion eines Portals: Wer zum Beispiel auf der Bundesstraße B 14 vom Kappelbergtunnel her kommend ins Neckartal einbiegt, erlebt den Bau als Dreh- und Angelpunkt auf dem Weg in die Stadt. Genau diese topographischen Bedingungen machte Ben van Berkel zum Ausgangspunkt seiner Planung. Der Autofahrer, der wie beim Landeanflug einer Düsenmaschine aus den Weinbergen kommend allmählich auf die Talsohle zuschwebt, sollte das Gefühl haben, von dem neuen Museum aufgefangen zu werden, „beinahe so, als ob er in das Gebäude hineinfahren würde“, wie der Architekt sich ausdrückt. Insbesondere in der Abenddämmerung vermit-telt der 110 000 Tonnen wiegende Bau den Eindruck, schwerelos über dem Boden zu schweben. Diese Geste des Mühelosen bestimmt ebenfalls die innere Organisation des Museums, die dem Betrachter zwölf Jahrzehnte Markengeschichte vor Augen führt. Eine Doppelhelix auf dem Grundriss eines dreiblättrigen Kleeblatts

Als erste Ideenskizze entwarf UN studio eine scheinbar einfache, geometri-sche Figur. Sie besteht aus drei endlos in sich selbst zurückkehrenden Schlaufen und erinnert nicht von ungefähr an ein Kleeblatt, auf dessen Form eben auch ein Autobahndreieck oder der nahe gelegene Anschluss der Bundesstraße B 14 an die Bundesstraße B 10 basieren. Nur führen die We-ge hier nicht nach draußen, sondern sie verschlingen sich auf neun Ebenen

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Seite 20 entlang einer Zeitachse von der Erfindung des Automobils bis in die Ge-genwart im Foyer, wo der Besucher darüber hinaus einen Blick in die Zu-kunft des Automobils werfen kann. Während der chronologische Rundgang durch die Mythos-Räume auf einer langen, stufenlosen Rampe durch die Epochen der Automobilgeschichte führt, sind die Collections-Räume durch eine zweite Spirale über schmalere Treppen an der Außenseite des Gebäudes miteinander verbunden. Auf je-der Ebene gibt es Querverbindungen, die dem Besucher erlauben, nach eigenem Gutdünken zwischen den Sphären Mythos und Collection zu wechseln. Mythos- und Collectionsrundgang unterscheiden sich in ihrer gegensätzli-chen Orientierung nach innen und nach außen. Den Gang durch den My-thos der Markengeschichte erlebt der Besucher, bis auf die Übergänge zwi-schen den Zeitaltern, fast wie im Kino von der Außenwelt getrennt. Die we-niger hoch ausgeführten Collections-Räume dagegen sind auf der ganzen Außenseite zu einem lichten Panoramablick auf die Stuttgarter Stadtland-schaft geöffnet. Materialien wie im Automobilbau

Diese komplexe Wegführung im Inneren bestimmt auch das äußere Bild des Gebäudes. Die Hülle des Museums besteht aus Materialien, die auch im Automobilbau Verwendung finden: Aluminium und Glas. Wie in sich ver-schlungene Bänder wirken die hell im Tageslicht glänzenden, polierten Alu-miniumbleche, während die dunkler wirkenden Fensterbänder auf mysteriö-se Weise ins Innere führen. Bei Nacht kehrt sich der Eindruck um: Die Au-ßenhaut verschwimmt im Dunkel, von innen leuchtet ein geheimnisvolles Licht. Die Doppelhelix bietet ein Bild von der Entwicklung der 120 Jahre dauernden Automobilgeschichte der Marke Mercedes-Benz und ihrer Vorgänger. In ihrer Historie seit der Erfindung des ersten Automobils im Jahr 1886 liegen die Erbanlagen für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung. Genau dies

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Seite 21 vermittelt das neue Mercedes-Benz Museum dem Besucher schon in seiner architektonischen Gestalt: den untrennbaren Zusammenhang zwischen Tradi-tion und Innovation.

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Seite 22 Ihren Höhepunkt und eine letzte Beschleunigung erfährt die Zeitreise im letzten Mythos-Raum, der beide Rundgänge abschließt und in die Gegen-wart zurückführt. 34 Rennfahrzeuge von 1900 bis heute machen dort den Mythos Mercedes in Reinkultur erlebbar. Die Steilkurve, in der sich dem Betrachter die legendären Hochleistungsfahrzeuge präsentieren, greift die komplexe Geometrie des Gebäudes auf und erinnert zugleich an traditions-reiche Rennstrecken. Am Ende geht die Steilkurve in ein senkrechtes Rund über, wo dem Betrachter sieben Rekordfahrzeuge präsentiert werden. Einbiegen in die Zielgerade: von der Historie in die Zukunft

Dieses Bild einer aufs Äußerste gesteigerten Beschleunigung entlässt den Besucher ins Foyer und führt von dort aus nahtlos weiter in die unterhalb des angehobenen Hügels gelegene Ebene, die das Museum mit dem Mer-cedes-Benz Center verbindet. In der Fortsetzung der Zeitachse und auf dem Weg zu den heute erhältlichen Modellen wird in der „Faszination Technik“ ein ständig aktualisierter Einblick in die Highlights aus Forschung und Ent-wicklung geboten, welche die Zukunft der Marke definieren. Der Hügel greift die gestalterischen Elemente des Museums in seiner eige-nen Architektur erneut auf: In organischen Formen bilden Innen- und Au-ßenraum die komplementären Bestandteile einer unlösbaren Verbindung. Ein nach innen und außen erweiterbarer Eventbereich mit einer Open-Air-Arena ist angeschlossen, und eine ausgedehnte Gastronomie bietet Besu-chern Gelegenheit zur Vor- und Nachbereitung des Museumsbesuches. Die Passage, eine Verbindung zwischen dem Museum und dem Mercedes-Benz Center, ist flexibel gestaltet, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Besucher des Museums und des Centers entgegenzukommen. Im Mercedes-Benz Museum gibt es keine rechten Winkel. Alle Wände und Decken, Rampen und Stützen sind gewölbt oder in sich gedreht und gehen in sanften, fließenden Formen ineinander über. Nur zur Verständigung spre-chen am Bau beteiligte Planer und Ausführende von neun Geschossebe-nen: In Wirklichkeit gibt es keine starre Aufteilung in Etagen. So sind die

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Seite 23 Mythos-Räume zum Beispiel fast doppelt so hoch wie die Collections-Räume. Und zwischen beiden be-steht ein Niveauunterschied von mehr als einem Meter. Die Twists: spektakulärste Innovation des Gebäudes

Es ist nicht einmal möglich, streng zwischen horizontalen und vertikalen Flächen zu trennen: Die so genannten Twists, zweifach gekrümmte Bautei-le, sind die spektakulärste Innovation des Gebäudes. Sie wachsen als senk-rechte Wand aus den Aufzugskernen heraus und schrauben sich dann, an den nächsten Schacht angelehnt, in leichtem Bogen nach außen. Hinter den lichten Fensterbändern der Fassade nehmen sie schließlich eine flache Treppe auf, die den einen Collections-Raum mit dem nächsten verbindet. Diese komplexe Geometrie setzt sich fort in den Rampen, die entlang der Außenwand des Gebäudes die Mythos-Räume verbinden, so dass der Be-sucher schon von der nächst höheren Ebene aus einen Überblick über die Exponate bekommt, die er dann in einem weiten Bogen umrundet, bevor er sie schließlich aus der Nähe betrachten kann. Diese Rampen ruhen ihrerseits wiederum auf schräg gestellten Pfeilern, die ihre statische Funktion auf raffinierte Weise erfüllen und zugleich die groß-zügige Fensterfläche der Collections-Räume optisch strukturieren. Die Pfei-ler selbst wachsen von einem dreieckigen Grundriss allmählich in ein Sechseck und schließlich in ein gegenläufiges Dreieck hinein. Das Spiel des Lichts auf den schrägen, sich wandelnden Flächen lässt sie wesentlich schlanker erscheinen als vergleichbare Stützen auf rechteckigem Grundriss. Grundlage der Planung: ein dreidimensionales Datenmodell

Ganz am Anfang des Entwurfsprozesses standen einfache Zeichnungen und Modelle, wie sie seit jeher ein gelungenes Design kennzeichnen. „Zu-erst einmal saßen wir alle um einen Tisch und haben Papiermodelle gebas-telt“, sagt Tobias Wallisser, Kreativdirektor des UN studio. „Jeder hat seine

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Seite 24 Interpretation des Modells Kleeblattschlinge gebaut.“ Denn, wie Ben van Berkel ergänzt: „Bei unseren Entwürfen handelt es sich ja nicht ausschließ-lich um digitale Architektur.“ Realisierung nur dank modernster Software möglich

Schon der Wettbewerbsentwurf bediente sich neuester, dreidimensionaler Entwurfsprogramme, wie sie erst seit kurzem zur Verfügung stehen. Nur mit dieser Software, die den Bau in allen Richtungen durchdringt und nach Be-darf Grundrisse, Schnitte und Schnittmodelle generiert, ließ sich die hoch-gradig komplexe geometrische Form des Gebäudes realisieren. Um den ausführenden Unternehmen exakte Angaben zu liefern, enthielt der Werk-plan für die gekrümmten Bauteile millimetergenaue Koordinaten einzelner Punkte in der X-, Y- und Z-Achse, bezogen auf einen Nullpunkt am Grund des Atriums. Arnold Walz, der die Software für den Entwurf programmiert hat, ist ein ge-fragter Mann. Er arbeitet bereits seit einigen Jahren besonders mit jenen Architekten zusammen, die solch komplexe Geometrien entwerfen. „Para-metrierte Architektur“ nennt Arnold Walz sein Verfahren, ohne das sich der architektonische Entwurf kaum in die Praxis hätte umsetzen lassen. Und schon gar nicht in der vorgegebenen kurzen Zeitspanne: „Jede Änderung im Inneren“, sagt Walz, „kann unter solch vernetzten Gegebenheiten Folgen bis in die Fassade haben.“ Zu den spektakulären Entwürfen, an denen Architekt und Software-Spezialist Walz beteiligt war, gehören das Zentrum Paul Klee in Bern und ein Kaufhaus in Köln, beide vom renommierten Stararchitekten Renzo Piano entworfen. Was das Mercedes-Benz Museum von diesen Gebäuden aber unterschei-det: Die komplexe geometrische Form betrifft nicht nur eine leichte äußere Hülle oder ein flach in die Landschaft geschmiegtes Gebäude. Vielmehr sind hier die am schwierigsten zu berechnenden und auch anzufertigenden Bau-teile zugleich die wichtigsten tragenden Elemente. 33 Meter Distanz über-spannen die Decken und Böden der einzelnen Räume. Ganz ohne Stützen:

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Seite 25 Dies war eine der ersten Prämissen im Entwurf des UN studio. 33 Meter: „Das ist mehr als die Breite einer Autobahnbrücke“, sagt Prof. Werner So-bek, der die Statik des Gebäudes berechnet hat. Gleichwohl müssen jeden-falls die Räume Collection 1 und Collection 2, also die „Galerie der Reisen“ und die „Galerie der Lasten“, mit ihren Lastwagen- und Omnibus-Exponaten ungefähr ebenso viel Gewicht tragen wie manch eine reale Autobahnbrücke. Werner Sobek gehört zu den weltweit angesehensten Bauingenieuren. Er hat Brücken, Stadiondächer, Flughäfen und Messebauten geplant und ist Nachfolger von Frei Otto und Jörg Schlaich am Institut für Leichtbau, Ent-werfen und Konstruieren der Universität Stuttgart. Die geometrische Kom-plexität des Mercedes-Benz Museums stellt nicht nur formal, sondern auch an die Berechnung des Tragwerks höchste Ansprüche. „Notfalls müssen Sie eben mehrere Rechner parallel schalten“, bemerkt Sobek zum Aufwand. Konstruktionsprinzipien aus dem Brückenbau übernommen

Dass die Decken der enormen Last auf solch große Spannweite überhaupt standhalten, ermöglicht ein Prinzip, das ursprünglich aus dem Brückenbau stammt: Die vier Twists und die Rampen zwischen den Mythos-Räumen sind in der Art von Hohlkastenträgern zweischalig ausgebildet. Obere und untere Schale sind durch senkrechte Stege verbunden, die Querschnittshö-he bestimmt die Biegesteifigkeit und damit die Belastbarkeit der Decken. Der begehbare Zwischenraum bietet zugleich Platz für die Hausinstallation: ein weiterer Beleg für die Philosophie des UN studio, die Funktionen nicht strikt zu trennen, sondern im Gegenteil untrennbar miteinander zu verbin-den. Die Last der Decken verteilt sich zu gleichen Teilen auf den Kern und die Außenwände. Im weiten Außenrund tragen im Wechsel massive Wände vor den Mythos-Räumen und die schräg gestellten Stützen vor den Collecti-ons-Räumen die Last nach unten ab. Zeitnahe Planung: Bauverlauf und Termindruck Um das riesige Bauvolumen in einer Rohbauzeit von wenig mehr als zwei Jahren zu erstellen, noch dazu mit hoch innovativen Bauformen und -

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Seite 26 techniken, mussten Planung und praktische Ausführung der Bauabläufe synchronisiert werden. Neue Techniken waren noch zu erproben und Details erst festzulegen, während der Baubetrieb bereits in vollem Gange war. Schon in der Entwurfsphase hatten die Architekten Modelle im Maßstab 1:18 bis 1:24 gebaut, um die Lichtwirkung auf der Fassade zu testen, De-tails der räumlichen Organisation zu untersuchen und die Entrauchung durch das Atrium im Brandfall zu erproben. 3D-Simulationen zeigten Ge-bäudeschnitte, untersuchten die Ausleuchtung der Räume und gaben Ein-blicke in fix und fertig eingerichtete Räume mit allen Exponaten. Nicht in allen Fällen jedoch reichten vorherige Berechnungen und Modelle in kleinerem Maßstab aus. Die innovativen „Twists“ kamen im Mercedes-Benz Museum zwar nicht zum ersten Mal zur Anwendung, waren aber in dieser Größenordnung nie zuvor gebaut worden. Daher entstand zunächst im No-vember 2004 auf dem Grund der Baustelle – quasi als Prototyp – zur Si-cherheit ein Modell des Twists im Maßstab 1:1, später auch ein Abschnitt der Fassade. Neue Verfahren, die zum ersten Mal angewendet wurden

Umfangreiche Vorkehrungen waren nötig, um diese Twists bei der Errich-tung des Museums dann an Ort und Stelle in Beton zu gießen. 2 500 Ton-nen musste die Schalung jedes dieser Bauteile tragen und dabei selbst un-verrückbar auf festem Grund stehen. Das 3D-Modell erzeugte in der Simula-tion die Formen der Unterkonstruktion und der Schaltafeln. In die maschinell vorgefräste Rohform wurden vor Ort die neun Millimeter dicken, in ihren Umrissen exakt zugeschnittenen Schaltafeln elastisch eingepresst, so dass sie sich nach dem Aushärten aus eigener Kraft von der Betonoberfläche lösten: ein innovatives Verfahren, das im Falle des Mercedes-Benz Muse-ums zum ersten Mal mit Erfolg praktiziert wurde. 50 Versionen hat Arnold Walz im Verlauf der Bauzeit von dem Programm

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Seite 27 geschrieben, das jene dreidimensionalen Formen darstellt. Insgesamt 35.000 Baupläne, bis zu 250 am Tag, hat die Software nach Walz’ Modell generiert. Aufträge ergingen an 230 auswärtige Unternehmen und Ingeni-eurbüros: nicht zuletzt auch eine logistische und organisatorische Leistung der Projektleitung, die in den Händen der DaimlerChrysler Immobilien GmbH lag. Trotz allerneuester Technologie: Wie schon ganz am Anfang des Entwurfs war auch bei der Realisierung am Ende Handarbeit gefragt. Wo die Twiste an der Außenseite fast waagrecht auslaufen, halfen übliche Hilfsmittel wie Rüttler und Schalung nicht weiter. Die einzige Möglichkeit, die elegant ge-schwungene Form zu Ende zu bringen, bestand darin, dem Beton auf klas-sische Weise einen manuellen Glattstrich zu verpassen. Integrale Bauweise: Installation und Klimatechnik

Einschließende Organisation nennt das UN studio eine Bauweise, bei der zwischen Roh- und Ausbau kein zeitlicher und räumlicher Abstand besteht. Sämtliche Haustechnik ist im Beton untergebracht: Dazu gehören allein 100 Kilometer Heizungsrohre, die in S-förmigen Schlaufen mit der Bewehrung in der Schalung untergebracht und mit 33.000 Liter Wasser gefüllt sind. Generell beherbergen die begehbaren Hohlkästen der Rampen und Twists weitere Haustechnik. Durch diese großzügig bemessenen Schächte verlau-fen rund 630 Kilometer Elektro- und Datenkabel. Sie verbinden zum Beispiel auch die zahlreichen Schnittstellen der Lichtregie sowie der anspruchsvollen Museumstechnik. Die im Ansatz bereits im Entwurf enthaltene Klimakonzeption hat das Stutt-garter Unternehmen Transsolar (heute: Transplan) entwickelt, das seit gut zehn Jahren an zahlreichen Projekten sowohl in ganz Deutschland als auch in weiteren europäischen Ländern sowie in den USA, China, Israel, Ghana und im Libanon beteiligt ist.

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Seite 28 Der Grundansatz des Klimakonzepts besteht in der permanenten Unterbin-dung der inneren Wärmelasten, wie etwa die Fahrzeug-Innenbeleuchtung, und in der konsequenten Aufrechterhaltung einer konstanten Innentempera-tur. Dabei wird der von diesen Objekten ausgestrahlten Energie entgegen gewirkt. Des Weiteren werden Tageslicht und somit solare Gewinne kontrol-liert. Die integrierte Quelllüftung ermöglicht die Nutzung der verschiedenen Temperaturschichtungen und natürlichen Antriebseffekte zur effizienten Kli-matisierung. Die Besonderheit des Konzepts liegt unter anderem in der Fle-xibilität und Erweiterbarkeit für eventuelle spätere Veränderungen.

Aber auch an den Notfall ist gedacht: Einen erfolgreichen Entrauchungsver-such führten die Planer nicht nur vorab am Modell, sondern im November 2005 auch im fertigen Rohbau durch.

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Seite 29 Die Ausstellung Innovatives Konzept für eine große Geschich-te Jeder Raum des Mercedes-Benz Museums erzählt eine zusammenhängende Geschichte und ist gezielt auf einzelne Exponate ausgerichtet. Die Exponate sind die Stars und sie stehen im Zentrum des Interesses, nicht die Inszenierung. „Das Museum soll sich aus dem Inneren, den Inhalten, entwickeln“, sagt HG Merz. „Inhalt und Hülle sollen gleichwertig sein, sich selbstverständlich ergänzen und als ein großes Ganzes erscheinen.“ Der Entwurf von Ben van Berkel spielt virtuos mit diesen Vorgaben und eröffnet die Möglichkeit, auf die heutigen Anforderungen an ein neuzeitliches Museum vielfältig zu antworten. Ausstellen und Archivieren

Ausstellen und Archivieren sind Wesensmerkmale eines Museums. So definiert es der Kulturwissenschaftler Prof. Gottfried Korff, der als Berater die Konzeption des Mercedes-Benz Museums begleitet hat. Die Zweiteilung in Mythos- und Collections-Räume folgt diesem Ansatz: Die Mythos-Räume exponieren einzelne herausragende Fahrzeuge aus der 120-jährigen Produktgeschichte von Mercedes-Benz, die Collectionen fungieren als Schaudepots, die der reichhaltigen Sammlung mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Nutzfahrzeugen und Personenwagen Platz bieten und auf häufigen Austausch der Exponate angelegt sind. Als ersten Raum des neuen Museums präsentiert sich das Atrium, ein Lichthof im Zentrum der von der Architektur implementierten Doppelhelix. Die Helix-Struktur gestattet mehrere Rundgänge. Über Aufzüge im Atrium, in denen ihn eine „Preshow“ auf das Museum einstimmt, erreicht der Besucher die oberste Ebene, von wo aus die Rundgänge beginnen.

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Seite 30 Die Notwendigkeit des doppelten Rundgangs ergibt sich einerseits aus dem Reichtum an Exponaten, die sich als Höhepunkte der Marke im Laufe der Jahrzehnte angesammelt haben, und aus der Fülle der Leistungen, die das Unter-nehmen im Laufe von 120 Jahren für die Automobilgeschichte erbracht hat. Zum anderen gestatten sie unterschiedliche Besucherführungen: einen Rundgang durch die Höhepunkte der Markengeschichte, in den Mythos-Räumen, und Vertiefungsangebote in den Collectionen. Die Mythos-Räume und Collectionen fügen sich zu einer geschlossenen Markenbotschaft, die in der anschließenden emotionalisierenden Ausstellungseinheit „Rennen & Rekorde“ ihren Höhepunkt erreicht. Die Rennabteilung mit ihrer beeindruckenden Sammlung der Rennfahrzeuge aus mehr als 110 Jahren, den zugehörigen Memorabilien und Geschichten der Fahrer schließt den chronologischen Rundgang ab. Rekordfahrzeuge flankieren den Zugang zur letzten Ausstellungseinheit des Museums, der „Faszination Technik“. Der hier vermittelte Einblick in die Arbeit der Ingenieure von Mercedes-Benz mit der Präsentation der neuesten Errungenschaften aus Forschung, Design, Entwicklung und Produktion gibt einen Ausblick in die Zukunft der Marke. „Die Besonderheit des Bereichs Faszination Technik ist, dass der Besucher an diesem Punkt die Vergangenheit verlässt“, sagen Ingo Zirngibl und Thomas Hundt, deren Agentur Jangled Nerves das Medienkonzept für diesen Bereich entwickelt und realisiert hat. In gefilmten Portraits denken Forscher, Designer, Entwickler, Produktionsplaner und Bandarbeiter hier über die Gegenwart und die Zukunft von Mercedes-Benz nach und sprechen über ihren Antrieb und über ihre persönliche Faszination. Die Mythos-Räume

Die sieben verschiedenen Bilder, die in den Mythos-Räumen präsentiert werden, lassen eine Legende sinnlich erfahrbar werden. In einer Art Zeitreise erzählen sie die Geschichte der Marke Mercedes-Benz von den

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Seite 31 Anfängen der Automobil-erfindung bis zur globalen Expansion der Marke in der Gegenwart. Sie zeigen das Ineinander von Innovation und Tradition; sie dokumentieren die Herausforderungen der Zeitgeschichte und die entsprechende Reaktion von Mercedes-Benz. Die Mythos-Räume setzen sich aus vier Elementen zusammen: Illustrierte Chronik, Kernwand, Szene und Werkbank. Die Illustrierte Chronik gewährt den Besuchern eine generelle Orientierung zu den großen Themen der Zeit- und Unternehmensgeschichte, sensibilisiert sie für das Bild auf der Ebene. Die Kernwand am Fuß jeder Rampe bereitet die Besucher mit einem Bereichstext auf die Fahrzeuge des Raumes vor und nimmt die Matrix des Leitsystems auf. Auf der sogenannten Szene, der Ausstellungsfläche im Zentrum jedes Mythos-Raumes, werden die wichtigsten Fahrzeuge und Produktinnovationen der Marke Mercedes-Benz aus einer bestimmten Epoche vorgestellt. Die Werkbänke schließlich konzentrieren sich auf die Vermittlung der wichtigsten technischen und gestalterischen Innovationen. Diese vier Bausteine ergänzt ein weiterer, der sich durch das gesamte Museum – durch Mythos- und Collections-Räume – zieht: Die »33 Extras«. Sie erinnern an die phänomenalen Veränderungen, die die Erfindung des Automobils für die Menschheit bedeutet. Die Collectionen

Die Collectionen zeigen Fülle und Vielfalt der Fahrzeuge von Mercedes-Benz. Sie präsentieren die Identität der Marke in der Vielgestalt der Produkte. Anders gesagt: Die Mythos-Räume inszenieren, die Collectionen dokumentieren die Faszination Mercedes-Benz. Mit ihrem Exponatreichtum sind die Collectionen Spiegel von Erfahrung, Kompetenz und Perfektion in der gesamten Breite aller automobilen Produkte. So rücken sie die Leistung der Marke in eine dauerhafte Perspektive. Die Collectionen, angelehnt an thematische Schausammlungen der klassischen Museen, zeigen in einer sachlichen Umgebung eine

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Seite 32 größtmögliche Fülle von Fahrzeugen und ergänzenden Schaustücken. Die Zusammenstellung und die Zu-ordnung der einzelnen Exponate ergeben eine „Wunderkammer“ des jeweiligen Themas. Im Unterschied zu den chronologisch ausgerichteten Mythos-Räumen sind die Collectionen als „Depoträume“ thematisch nach Nutzungsarten geordnet. Sie dienen dem intensiven Studium der einzelnen Fahrzeuge in ihrem Nutzungs- und Gebrauchszusammenhang. Personenwagen, Omnibusse und Lastwagen werden nicht in einer szenischen, sondern einer den Kompetenzfeldern von Mercedes-Benz folgenden Ordnung aufgestellt; sie werden durch Dokumentationen (grafisch und audiovisuell) am Objekt erschlossen. Diese Informationen werden um Daten und Deutungen zur Produkt- und Gebrauchsentwicklung ergänzt. Um dem Anspruch gerecht zu werden, die Kompetenz der Marke in der ganzen Breite darzustellen, entsprechen vier der fünf Collectionen stellvertretenden Kompetenzfeldern von Mercedes-Benz: Reisen („Galerie der Reisen“), Gütertransport („Galerie der Lasten“), Hilfe- und Dienstleistungen („Galerie der Helfer“), Repräsentation („Galerie der Namen“). Die fünfte Collection, die „Galerie der Helden“, präsentiert den Mercedes-Benz als Held des Alltags.

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Seite 33 Die Materialien Kunstleder und Parkett als Orientierung In sieben „Mythos-Räumen“ durchläuft der Besucher die Zeit von 1886 bis in die Gegenwart, und jeder Raum bildet eine Epoche mit den je-weiligen Automobil-Ikonen ab. Ziel ist es, dass sich der Besucher in der Zeit bewegt. Die Fahrzeuge sind dabei die wichtigsten Orientie-rungshilfen. Ihre Aura nimmt den Besucher gefangen. Um ihn aber wirklich in eine andere Zeit zu entführen, bedarf es etwas mehr. Neben begleitenden zeitgeschichtlichen Informationen und ergänzenden Ob-jekten um das Automobil sind Formen, Farben und Materialien der Ausstellungshilfsmittel dabei die wichtigsten „Zeitmaschinen“.

So stehen beispielsweise die eleganten Kompressor-Wagen der 1930er Jahre und zwei frühe Diesel-Fahrzeuge auf rigide ausgerichteten Podesten vor einem metallenen Vorhang, durch den Flugmotoren des Ersten und Zweiten Weltkriegs schemenhaft zu sehen sind. Die Weltkriege und deren technische Entwicklungen sind die Kulisse für diese Epoche der „Eleganz am Abgrund“. Die Wahl der Materialien ist ein zweiter Faktor, der die Wahrnehmung der Besucher leitet. An den Rampen der Mythos-Räume stimmen ausgesuchte Wandverkleidungen auf die jeweils folgende Szene ein: „Die Umgebung aus Messingblech ist eine Anspielung auf das mechanische Zeitalter“, sagt HG Merz zum Beispiel über die Rampe vom ersten zum zweiten Mythos-Raum. Eine Holztäfelung bietet den Rahmen für die Inszenierung der 1930er Jahre, silberfarbenes Kunstleder illustriert die 1950er Jahre, Airbag-Material den Mythos-Raum mit dem Thema Sicherheit und Ökologie. Diese unterschiedli-chen Materialien verweisen nicht nur auf zeitbezogene Themen, sondern erleichtern auch die Orientierung, noch bevor der Besucher sich bewusst nach dem Leitsystem des Museums umsieht. Dagegen sind die Collections-Räume mit einem hellen, glatten Fußbodenbelag ausgekleidet, der den of-fenen Charakter dieser Räume unterstreicht.

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Seite 35 Die Technik

Vom Lichtdesign bis zum Audio-Guide Schon der Entwurf des Museums basiert auf einer wohl überlegten Lichtregie, die die hellen, tageslichtdurchfluteten Collections-Räume gegen die dunkler gehaltenen Mythos-Räume absetzt. Die einen öffnen sich nach außen, wirken tagsüber von außen als Schattenflächen und bestimmen mit ihrem Leuchten das nächtliche Bild des Museums. Die anderen schließen sich nach innen und lassen Wände, Decken und Böden gegenüber den beleuchteten Exponaten und Bildmedien in den Hintergrund treten. Beide Bereiche bleiben nicht streng getrennt, sondern bieten überraschende Durchblicke. Für die Lichtregie ergeben sich daraus ungewohnte Herausfor-derungen, da die Fahrzeuge in den Mythos-Räumen nicht nur von vorn in einer Vitrine oder auf einem Podest betrachtet werden, sondern bereits von oben oder von der Rückseite ins Blickfeld rücken, wenn die Besucher über die Rampe in den Raum hinabsteigen. Aus allen Richtungen sollen die Ex-ponate in hellem Licht erstrahlen, ohne dass die verdeckt angebrachten Spots den Betrachter blenden. Ein ganz anderes Problem war in den Collections-Räumen zu lösen: Zwar ist die gesamte Außenseite verglast, doch bei einer Tiefe von rund 30 Me-tern nimmt die Ausleuchtung im hinteren Teil des Raums unmerklich ab. Weiße neutrale Gläser und ein ebensolches Kunstlicht aus den von UN stu-dio entworfenen, elliptischen, in die Decke eingelassenen Lampen lösen das Problem auf höchst unauffällige Weise, so dass der Besucher den Unter-schied überhaupt nicht wahrnimmt; ihr Licht kann sehr fein auf die Exponate ausgerichtet werden. Technische Historie in modernstem Gewand Vom Scheitel bis zur Sohle ist das Mercedes-Benz Museum mit neuester

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Seite 36 Technik gespickt, die dem Besucher die Geschichte der Premium-Marke auf höchstem Museumsniveau vermittelt. „Wer heute das Publikum überzeugen, mitreißen und überraschen will, muss über die rein kognitive und visuelle Vermittlung hinausgehen“, sagt Valentin Spiess, dessen Firma i-art interac-tive ag das Medienkonzept für das Museum zusammen mit HG Merz entwi-ckelt hat sowie für die gesamte Medienplanung verantwortlich war. Das Kommunikationsangebot ist zielgruppenspezifisch und intuitiv erlernbar. Grafische und auditive Kommunikation ergänzen die Objekt-Arrangements um Erklärungen, Klangatmosphäre und kontextualisierende Bilder. Der Erzählstrang der Ausstellungen im Museum wird durch gezielt einge-setzte Elemente der Informationsvermittlung wie Audioführung, Text, Grafik, Touchscreens, Datenbanken, Bildschirme und Simulatoren unterstützt. Da-bei versorgt die gedruckte Grafik, die ebenso wie das gesamte grafische Erscheinungsbild des Museums vom Stuttgarter Grafikbüro L2M3 gestaltet wurde, den Besucher mit den wichtigsten Informationen, während die audio-visuellen Medien Zusatzinformationen und Anekdoten liefern. „Keine Erfin-dung hat unsere Zivilisation so tiefgreifend verändert wie das Automobil. Die Aufgabe war, diese Geschichte Punkt für Punkt zu erzählen, anhand einer Marke, die die ganze Wegstrecke geprägt hat. Es galt, die dokumentari-schen Belege für diese Geschichte zu finden“, erläutert Christoph Straten-werth, der mit seinem Team für Audioprofile, Raumton, Filme und Medienin-stallationen des Museums verantwortlich war. Durch die Vielfalt unterschiedlicher Medien wird die Informationsmenge im Mercedes-Benz Museum entzerrt, und Informationen können mit dem adä-quaten Medium an der richtigen Stelle platziert werden. Dabei werden die visuellen Medien in aller Regel von den skulptural inszenierten Fahrzeugex-ponaten ferngehalten, um das Gesamtbild nicht zu stören. Das Informationskonzept ist auf die Präsentationen und die unterschiedlichen Erwartungen der Besucher abgestimmt. So werden beispielsweise an wichti-gen Fahrzeugexponaten bis zu vier unterschiedliche Hörprofile mit verschiede-nen inhaltlichen Schwerpunkten angeboten. Fragen werden dort beantwortet,

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Seite 37 wo sie entstehen.

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Seite 38 Audio-Guide mit zahlreichen Funktionen Der audiovisuelle Museumguide ist eine Neuentwicklung, die in Zusammen-arbeit mit der Firma HP erarbeitet wurde. Software, Vernetzung und Design sind speziell auf die Bedürfnisse des Mercedes-Benz Museums angepasst. Über den Museumsguide können die Besucher zusätzliche Informationen zu Exponaten und zur Ausstellung abrufen. Das Gerät kann in acht Sprachen programmiert werden und so die meisten Besucher in ihrer Muttersprache durch das Haus führen. Die Hauptaufgaben des Museums-Guides bestehen darin, einführende Audio-Informationen zu den jeweiligen Mythos-Räumen und Collectionen zu vermitteln, zusätzliche Audio-Informationen zu den ausgestellten Exponaten sowie die Tonspuren zahlreicher Medieninstallati-onen zu übertragen. Weil alle Filmtöne über den Guide direkt am Ohr des Besuchers eingespielt werden, ist kein offener Ton nötig. Ein Durcheinander im Raum wird so ver-mieden, und der offene Raumton kann vollkommen frei komponiert werden, ohne andere Geräuschquellen berücksichtigen zu müssen. Für Kinder gibt es Hörtexte, die wiederum speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmt sind.

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Seite 39 Das Familienmuseum

Auf Kinder und Jugendliche eingestellt

Das Mercedes-Benz Museum versteht sich als Familienmuseum. Die Gesamtausstellung will mit ihren außergewöhnlichen Objekten Besu-cher aller Alterstufen gleichermaßen anziehen. Für Kindergruppen, etwa Schulklassen, gibt es den „Club“ in der Ebene 0, der speziell auf die Bedürfnisse der jungen Besucher eingeht: Die Gruppen werden dort begrüßt und auf ihren Museumsbesuch vorbereitet. Anschlie-ßend geht es von hier aus auf die jeweilige Erkundungstour durch das Mu-seum. Gleichzeitig ist der „Club“ eine Art Basislager für die kleinen Besucher; sie können für Pausen dorthin zurückkehren und auch die mitgebrachte Mahl-zeit verzehren. Außerdem können hier auch Seminare oder Ferienpro-gramme stattfinden, beispielsweise zur Technik eines Autos oder aber auch Computerkurse. Für ihren Rundgang durch das Museum erhalten die Kinder einen speziell programmierten Audio-Guide, mit dem sie in den Räumen und an den Ex-ponaten kindgerecht aufbereitete Texte abrufen können.

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Seite 40 Die Region Stuttgart

Kunst und Küche sehr empfehlenswert Stuttgart ist die Heimat des Mercedes-Benz Museums und als Stadt nicht nur bei Wirtschaftsexperten und Automobilfreunden erste Wahl. Auch Kunstkenner, Musikfans und Gourmets blicken in Richtung der Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg. Die Metropole am Neckar beherbergt eines der renommiertesten Bühnenhäuser Deutsch-lands, ist Sitz einer Kunst- und Musikhochschule von Weltruf, verfügt über eine international beachtete Museumslandschaft und ist die Wie-ge der kommerziellen deutschen Hiphop-Musik. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Zum vitalen Klima der 590.000-Einwohner-Stadt gesellt sich die Gunst der einmaligen Lage inmitten einer hügeligen Landschaft: Wer vom Flughafen kommt und die „Neue Weinsteige“ in Richtung Zentrum herunterfährt, blickt in ein riesiges Amphitheater: Rechts sind die Weinstöcke zum Greifen nah, links befindet sich in der großen Talmulde die Stadt, am gegenüberliegen-den Ende wechseln sich Rebhänge mit bewaldeten Hügeln ab– das Auge kann sich kaum sattsehen. Stuttgart bietet Hunderte solcher faszinierender Aussichtspunkte. Manche hat die Stadt eingerichtet, mit Bänken und Schil-dern, die das Panorama erklären. Die meisten findet der Passant jedoch völlig unvermittelt: Hinter einer Straßenbiegung oder beim Blick aus einem Fenster liegt plötzlich das Häusermeer ausgebreitet. Krönen lässt sich das Ganze noch durch einen Besuch auf der Plattform des Fernsehturms rund 400 Meter über dem Talgrund. Treppen als willkommene Abkürzung

Den Verkehrsplanern bereitete die bergige Stuttgarter Topografie allerdings immer wieder Kopfzerbrechen. Eine Lösung waren Treppen als Abkürzung zwischen Straßen, die sich ansonsten nur durch lange Serpentinen verbin-den ließen. Rund 500 dieser im Volksmund „Stäffele“ genannten, öffentlich

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Seite 41 zugänglichen Treppenanlagen zählt die Stadt. Sie brachten den Stuttgartern den Spitznamen „Stäffelesrutscher“ (Treppenrutscher) ein und eignen sich bestens für Panoramaspaziergänge über den Dächern der Stadt. Außerdem bescherte die Kessellage Stuttgart zwei Verkehrsmittel, die ansonsten nur aus alpinen Gefilden bekannt sind: eine Drahtseilbahn und eine Standseil-bahn. Die Stuttgarter nutzen sie wie den Linienbus oder die U-Bahn. Solides wirtschaftliches Fundament

Der kulturelle Aufbruch der vergangenen Jahre wäre undenkbar ohne das solide wirtschaftliche Fundament Stuttgarts. Dafür stehen nicht allein Groß-unternehmen wie DaimlerChrysler, sondern ebenso der Mittelstand: In der Stadtregion bieten 140.000 Firmen rund 1,4 Millionen Arbeitsplätze, sind zwei Universitäten, sechs private Hochschulen und 14 Fachhochschulen zu Hause. Der Unternehmergeist wurzelt in der schieren Not vergangener Jahrhunderte: Das Land am Neckar war stets arm an natürlichen Ressour-cen. Auswege aus der Armut boten das Tüfteln und Erfinden, kombiniert mit der Lust des Einheimischen am Arbeiten. Neben dem Automobil schenkte die Stadt Stuttgart der Welt Errungenschaften wie den Dampfpflug, das Luftschiff, die Handbohrmaschine, die Laugenbrezel und den Büstenhalter. Vom Arbeiten erholen sich die Stuttgarter am liebsten beim Wein. Mit 440 Hektar Rebfläche ist die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg eine der größten Weinbaugemeinden Deutschlands. Wichtigste Sorte und schwäbisches Nationalgetränk ist der Trollinger, der laut Volksmund „mäßig genossen auch in größeren Mengen unschädlich ist.“ Der Schwabe liebt diesen rubinroten und anspruchslosen Schoppen trocken ausgebaut. Weite-re typische Rotweinsorten aus Württemberg sind Lemberger, Samtrot, Spätburgunder und Schwarzriesling. Bei den Weißweinen dominieren Ries-ling, Müller-Thurgau, Silvaner und Kerner. Daneben gibt es als typisch schwäbische Spezialität noch den Schillerwein. Für Kenner ist dieser aus roten und weißen Trauben gekelterte Tropfen weder Fisch noch Fleisch. Die Schwaben stört das wenig, denn so bleibt mehr für sie übrig.

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Seite 42 Ein Reisigbesen vor der Tür zeigt die Gastronomie an

Die gemütlichste und urwüchsigste Art, schwäbischen Rebensaft zu probie-ren, bieten die so genannten Besenwirtschaften, kurz: „Besen“, in denen die Winzer ihren eigenen Wein ausschenken. Da sie hierfür keine Konzession benötigen, müssen sie bestimmte Auflagen erfüllen: Sie dürfen höchstens zweimal im Jahr für vier Monate öffnen, ausschließlich einfache Speisen anbieten und nicht mehr als 40 Sitzplätze bereitstellen. Ein Reisigbesen vor der Tür zeigt an, ob gerade Saison ist. Die meisten der rund 40 Stuttgarter „Besen“ liegen in Untertürkheim, nicht weit vom DaimlerChrysler-Werk ent-fernt. Wie beliebt sie bei der Bevölkerung sind, weiß jeder, der schon einmal versucht hat, um 20 Uhr einen Platz zu bekommen. Sitzt er aber erst einmal bei Tisch, ist der Besucher in kürzester Zeit in die Runde integriert. „Besen“ sind Kommunikationszentren erster Güte und eine basisdemokratische Insti-tution, in der jeden Abend die Welt von Neuem geordnet wird. Paradies für Feinschmecker

Auch zum Reinschnuppern in die schwäbische Küche eignen sich die Be-senwirtschaften bestens, wenngleich sie diese ausschließlich in ihrer einfa-chen Variante darbieten, sprich: in Form von Zwiebelkuchen, Schlachtplatte und Sauerkraut. Wer mehr will, sollte eines der klassischen schwäbischen Lokale aufsuchen. Nationalgericht Nummer eins sind Maultaschen - eine Hülle aus Nudelteig, gefüllt mit Bratwurstbrät, Schinken, Fleisch, Spinat, Eiern, Petersilie, Muskat und Majoran. Dazu schmeckt schwäbischer Kartof-felsalat, angemacht mit Senf und Fleischbrühe, ganz ohne entstellende Ma-yonnaise! Nationalgericht Nummer zwei (manche sehen dies auch genau anders herum) sind „Spätzle“. Das sind handgeschabte Eiernudeln, die am besten zu Wild- oder Bratengerichten mit dunklen, sämigen Saucen schme-cken, aber auch mit Käse überbacken eine Delikatesse sind.

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Seite 43 Die Anreise

Der schnellste Weg nach Untertürkheim Das Mercedes-Benz Museum ist mit allen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Die Anschrift des Museums lautet: Mercedes-Benz Museum GmbH Mercedesstrasse 100 70372 Stuttgart Diese Adresse können Besucher, die mit dem Auto anreisen, auch für die Routenplanung nutzen.

• Mit dem Auto: Von Norden: Die von Heilbronn kommende Autobahn A81 bei der Ausfahrt 17 Stuttgart-Zuffenhausen/Stuttgart-Zentrum/Korntal/Vaihingen (Enz) in Richtung Stuttgart-Zuffenhausen/Stuttgart-Zentrum/Korntal verlassen. Die Ausfahrt mündet in die Bundesstraße B10. Der B10 in Richtung Stadi-on/DaimlerChrysler Werk folgen. Nach ca. 12 Kilometern die B10 verlassen und nach links auf die Talstraße Richtung Stadion/ Daim-lerChrysler abbiegen. Nach rund 400 Metern rechts einbiegen in die Mercedesstraße. Diese führt entlang des Stadions direkt zum Muse-um. Von Westen: Die von Karlsruhe kommende Autobahn A8 am Auto-bahndreieck Leonberg verlassen und auf der A81 Richtung Norden wei-terfahren bis zur Ausfahrt 17 Stuttgart-Zuffenhausen/Stuttgart-Zentrum/ Korntal/Vaihingen (Enz) in Richtung Stuttgart-Zuffenhausen/Stuttgart-Zentrum/Korntal verlassen. Die Ausfahrt mündet in die Bundesstraße B10. Dieser in Richtung Stadion/DaimlerChrysler folgen. Nach ca. 12 Kilometern die B10 verlassen und nach links auf die Talstraße Richtung Stadion/ DaimlerChrysler abbiegen. Nach rund 400 Metern rechts ein-

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Seite 44 biegen in die Mercedesstraße. Diese führt entlang des Stadions direkt Richtung Museum.

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Seite 45 Von Osten: Die Autobahn A8 an der Ausfahrt 55 Esslingen-Zentrum/Wendlingen/Plochingen/Reutlingen/Nürtingen in Richtung Esslingen-Zentrum/Plochingen/Wendlingen verlassen und auf der vierspurig ausgebauten Bundesstraße B 313 weiterfahren. Die B313 mündet bei Plochingen in die ebenfalls autobahnartig ausgebaute B10 entlang des Neckars. Dieser circa 18 Kilometer weiter Richtung Stuttgart folgen. Dort beim Schild Stadion/ DaimlerChrysler nach rechts auf die Talstraße abbiegen. Nach rund 400 Metern rechts ein-biegen in die Mercedesstraße. Diese führt entlang des Stadions di-rekt Richtung Museum. Von Süden: Auf der Autobahn A81 Richtung Stuttgart/Stuttgart-Vaihingen fahren. Nach dem Autobahnkreuz Stuttgart heißt sie A831 und wird dann zur Bundesstraße B14. Dieser im weiteren Verlauf durch den Heslacher Tunnel und die Innenstadt von Stuttgart folgen, wo sie Hauptstätter Straße, Konrad-Adenauer-Straße, Neckarstraße und Cannstatter Straße heißt und das Neue Schloß sowie Landtag und Staatstheater passiert. Sich dabei immer an die Wegweiser Richtung Stadion und Mercedes-Benz halten. Sodann in einem wei-teren Tunnel rechts auf die B10 Richtung Esslingen/Stadion abbie-gen. Dieser dem Neckar entlang folgen. Dann nach links auf die Tal-straße Richtung Stadion/ DaimlerChrysler abbiegen. Nach rund 400 Metern rechts einbiegen in die Mercedesstraße. Diese führt entlang des Stadions direkt Richtung Museum.

• Mit der Bahn: Die bequemste Art, nach Stuttgart und zum neuen Mercedes-Benz Museum zu kommen, ist mit der Bahn. Stuttgart ist mit allen großen deutschen Städten verbunden, und der Zug hält di-rekt im Stadtzentrum. Am Hauptbahnhof mitten im Stadtzentrum steigt man um in die S-Bahn-Linie S1 und fährt zwei Stationen bis zur Halte-stelle Untertürkheim.

• Mit dem Flugzeug: Vom Flughafen sind es rund 13 Kilometer bis ins

Stadtzentrum. Am preiswertesten und je nach Verkehrsaufkommen

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Seite 46 am schnellsten (Fahrzeit: 27 Minuten) ist der Weg mit der S-Bahn. Die Linien S2 und S3 fahren regelmäßig vom Untergeschoss aus. An der Haltestelle Hauptbahnhof steigt man um in die S-Bahn-Linie S1 und fährt noch weitere zwei Stationen bis zum Haltepunkt Untertürkheim. Der Taxihalt liegt unmittelbar vor den Terminals 1 und 3, auf der Ab-flug- und Ankunftsebene. Wenn mal kein Wagen da ist, hilft ein Anruf bei folgenden Nummern: Taxi- -Zentrale Stuttgart, Tel.: +49 711 55 10 000 oder Taxiunternehmen am Flughafen, Tel.: +49 711 9 48-44 09.


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