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Materialkoffer für (ehrenamtliche) Gruppenleiterinnen · Im Rhythmus der Jahreszeiten leben...

Date post: 17-Sep-2018
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Materialkoffer für (ehrenamtliche) Gruppenleiterinnen
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Materialkoffer für

(ehrenamtliche)

Gruppenleiterinnen

Materialkoffer für (ehrenamtliche)

Gruppenleiterinnen

Endlich, endlich sind sie fertig, die Materialien für den Materialkoffer!

Wir haben beispielhaft Anregungen erarbeitet zu:

Gruppenleitung, Praktisches zur Gruppenleitung

Wie halte ich eine Andacht?

Wie bereite ich einen Nachmittag / Abend zu einer biblischen Erzählung vor?

Gottesbilder

Feste im Jahreszyklus, Advent

Im Rhythmus der Jahreszeiten leben

Außerdem: Segenstexte, Nachdenk- und Andachtstexte, Literaturhinweise.

Gern hätten wir jedem Materialkoffer verschiedene Bücher beigelegt, aber trotz intensiver

Verhandlungen mit den Verlagen über kostenlose Exemplare, ist uns das nicht gelungen. Eins – da

vergriffen – haben wir für jeden Materialkoffer fotokopiert, das Buch von Holle Schneider:

„Anstöße“, methodische Gruppenentwürfe von A-Z. Vorgesehen für jeden „Koffer“ ist auch

der FrauenKirchenKalender 2002, mit vielen Texten, die durchaus auch über das Jahr 2002 von

Interesse sind für die Gruppenarbeit. Das Buch „Anstöße“ und der Frauenkirchenkalender sind

bereits vor einiger Zeit an alle Frauenwerksleiterinnen verteilt worden. Heute folgen die Papiere.

Natürlich kann der Materialkoffer gern mit einigen ausgewählten Büchern ergänzt werden. Wir

empfehlen z.B.:

Gottesklang – Das kleine Liederbuch, Kreuz-Verlag

Ingeborg Kruse: Frauenkonkordanz zur Bibel, Kreuz-Verlag

Irene Löffler: Meine Nacht möchte Flügel haben. Weibliche Weisheit für jeden Tag des

Jahres, Kösel-Verlag.

Es gibt ja jeden Tag neue Begleiter durch das Jahr, z.B. „Das Geschenk der Zeit,

eine Zeitreise in 365 Tagen“ (Patmos-Verlag), „Lebenskunst – Stücke für jeden

Tag’’ (Verlag am Eschbach) oder „Sonnenspuren. 365 Inspirationen zu Liebe und

Leben“ (Kreuz-Verlag).

Nun kann also in jedem Frauenwerk ein Materialkoffer zusammengestellt werden, der dann von Gruppenleiterinnen u.a. ausgeliehen werden kann.

Erstellt wurde die Materialien von Renate Hofmann, Leiterin des Ev. Frauenwerkes Südtondern (bis Sommer 2001)

Minne Nolze, Leiterin des Ev. Frauenwerkes Segeberg

Susanne Peters, Leiterin des Ev. Frauenwerkes Hamburg-Blankenese

Annette Pawelitzki, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Nordelbisches Frauenwerk.

Wir wünschen viele gute Erfahrungen bei der Arbeit mit dem Materialkoffer!

Inhalt des Materialkoffers

1. Papiere zu:

Gruppenleitung

Praktisches zur Gruppenleitung

Wie halte ich eine Andacht?

Wie bereite ich einen Nachmittag / Abend zu einer biblischen

Erzählung vor?

Gottesbilder

Feste im Jahreszyklus

Advent

Im Rhythmus der Jahreszeiten leben

Segenstexte

Nachdenk- und Andachtstexte

Literaturhinweise

2. Holle Schneider:

Anstöße für lebendige Gespräche in Frauengruppen

Thematische und methodische Hilfen von Angst bis Zeit Als Kopie, da vergriffen

3. FrauenKirchenKalender 2002 Viele Texte, die sich für die Gruppenarbeit eignen.

Gruppenleitung

Themenzentrierte Interaktion als ein System der Gruppenleitung

Die Themenzentrierte Interaktion (TZI) geht auf

Ruth Cohn zurück und ist eine Methode der

Humanistischen Psychologie. TZI bedeutet, dass

sich mehrere Menschen zu einem

Thema/Anliegen treffen und dabei geschieht eine

Interaktion.

Drei Faktoren sind als Realität der Gruppenarbeit

immer vorhanden:

1. Jedes einzelne ICH der Mitglieder und der

Leiterin

2. Das WIR: die Beziehung untereinander

3. Das Thema, die SACHE, das Anliegen.

TZI hat das Anliegen, Menschen dazu zu

befähigen, sich ihrer selbst und ihrer umgebenden

Bedingungen immer mehr bewusst zu werden,

Selbstachtung zu entwickeln und sich anderen

Menschen in gleicher Weise zuwenden zu

können.

Kommunikation Wer eine Gruppe leitet hat immer mit Kommunikation zu tun. Kommunikation erfolgt

immer nach folgenden Grundsätzen:

1. Ich kann nicht „nicht kommunizieren“. D.h. selbst wenn bestimmte Themen nicht

ausdrücklich angesprochen werden, werden sie entweder durch versteckte

Botschaften („zwischen den Zeilen“) oder durch die Körpersprache signalisiert.

2. Jede Kommunikation erhält einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. D.h.

immer wenn etwas „Inhaltliches“ gesagt wird, wird dadurch gleichzeitig auch etwas

über die Beziehung zwischen „Senderin“ und „Empfängerin“ ausgesagt.

3. In einer Kommunikation wird zwischen „Senderin“ und „Empfängerin“ ein

bestimmtes Verständnis der Beziehung zwischen den Beiden ausgesagt (z.B.

hierarchisches Verhältnis).

Friedemann Schulz von Thun unterscheidet vier Aspekte unter denen eine Botschaft „gehört“ werden kann, z.B. der Satz „Die Ampel ist grün“: Auf dem Sachinhaltsohr kann die Aussage als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Ampel eben grün und nicht rot ist. Auf dem Appell-Ohr kann dieser Satz heißen, jetzt doch anzufahren, da die Ampel grün ist, also in dem Sinne „Fahr los, die Ampel ist grün!“ Auf dem Selbstoffenbarungsohr kann die Aussage bedeuten, dass der/die Andere sagen will, dass die Ampel jetzt grün ist und dass sie/er selbst deshalb schon öfters angesprochen wurde, weil er/sie im Straßenverkehr oft nicht so schnell den Überblick gewinnt. Auf dem Beziehungsohr kann diese Botschaft heißen, dass der/die Partner/in beim Autofahren des/der anderen mitreden möchte, in etwa in dem Sinn „Die Ampel ist grün, also fahr los – vielleicht sollte doch besser ich fahren.“

Das Modell dazu sieht folgendermaßen aus (leider nicht in inklusiver Sprache):

Sachinhalts-Ohr: Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?

Appell-Ohr: Was soll ich tun, denken, fühlen, ... aufgrund der Mitteilung?

Selbstoffenbarungs-Ohr: Was ist das für eine? Was ist mit ihr?

Beziehungs-Ohr: Was bedeutet die Botschaft für die Beziehung zur Senderin?

Literaturhinweise Brenner, Gerhard: Gruppenleitertraining – Modelle aus der Praxis. Tübingen 1976.

Schneider, H.: Anstöße — für lebendige Gespräche in Frauengruppen. Düsseldorf 1994.

Klein, Irene: Gruppenleiten ohne Angst. Ein Handbuch für Gruppenleiter. München 1995.

Langmaack, Barbara & Braune-Krickau, Michael: Wie die Gruppe laufen lernt – An-

regungen um Planen und Leiten von Gruppen. Weinheim 1995.

Vopel, Klaus W.: Handbuch für Gruppenleiter/innen: zur Theorie und Praxis der In-

teraktionsspiele. Hamburg 1992.

Praktisches zur Gruppenleitung Gruppeneinteilung

Wie lassen sich Gruppen so bilden, dass nicht immer dieselben TeilnehmerInnen (Tn)

zusammen sind?

Ansichtskarte oder Foto in Puzzlestücke zerschneiden, jede Tn bekommt ein

Stück. Die Gruppen setzen sich nach den zusammengesetzten Ansichtskarten/Fotos

zusammen .

Fäden zuschneiden und, je nach Gruppengröße, entsprechend viele an einem Ende

zusammenknoten. Gruppenleiterin hält die geknoteten Enden in der Hand und die Tn

fassen je einen Faden an. Alle Fäden, die miteinander am anderen Ende verknotet

sind, bilden eine Gruppe.

Alternative: Bunte Fäden. Gruppenzusammensetzung nach Farben.

Weitere Möglichkeiten:

Alle, die dasselbe Hobby haben, bilden eine AG.

Alle, die im selben Monat geboren sind, bilden eine AG etc.

Schale mit verschiedenen Bonbons: Alle, die z.B. einen roten Bonbon genommen

haben, bilden eine AG.

Auf jedes Namensschild einen farbigen Punkt kleben – alle Personen mit derselben

Punktfarbe bilden eine Gruppe.

Einstieg Geist des lebendigen Gottes, erfrische mich wie Tau am Morgen

öffne mich, forme mich, fülle mich, bewege mich.

Mündlich überliefert (im Stehen, evtl. mit Bewegungen, die zu den

Worten passen)

Namen lernen Kofferpacken im Kreis: Tn 1 sagt ihren Namen, Tn 2 wiederholt den Namen von Tn 1

und setzt ihren Namen dazu, Tn 3 wiederholt die Namen von Tn 1 und Tn 2 und setzt

ihren Namen dazu, usw.

Piff-Paff: Eine Tn steht in der Mitte, die anderen sitzen im Kreis. Sagt diejenige, die in

der Mitte steht, zu einer Tn “piff”, so muss diese Tn den Namen ihrer linken Nachbarin

sagen, bei “paff” den Namen ihrer rechten Nachbarin. Weiß sie den Namen nicht, geht

sie in die Mitte und die andere kann sich setzen. Bei “Piff-Paff” müssen alle ihre Plätze

wechseln und auch diejenige, die in der Mitte stand, kann einen Sitzplatz erwischen. Eine

bleibt übrig und das Spiel beginnt von vorn.

Erwartungen Runde, um die Erwartungen zu veröffentlichen:

Der Reihe nach: “Ich gehe nachher zufrieden nach Hause, wenn ich ..... gelernt/erfahren

habe.” Tipp: Der ersten Tn einen Stein o.ä. geben, wenn sie fertig ist, gibt sie den Stein

ihrer Nachbarin weiter etc. - so entfallen die lästigen Nachfragen und Unsicherheiten

“Sind Sie fertig?”, „Bin ich jetzt dran?“.

Bei dem Stichwort “Erwartungen” geht es vielen so, dass sie von der Gruppenleiterin

alles erwarten und sich bequem zurücklehnen. Aber eine Veranstaltung wird nur so gut,

wie die Beteiligung der einzelnen ist.

Stolpersatz von Ruth C. Cohn, der „Großmutter“ der Themenzentrierten Interaktion,

einer Form der Gruppenpädagogik: “Es liegt viel an, wir haben wenig Zeit, deshalb lasst

uns ganz langsam machen!”

Das Thema Was spricht mich am Thema an?

Ausgeschnittene Symbole (aus Tonpapier oder farbigem Papier) in die Mitte des Kreises

legen. Aufgabe: “Welches Symbol spricht mich zum Thema an?” Alle gehen um die Mitte

herum und schauen sich die Symbole an. Wenn jede sich innerlich entschieden hat, kann

jede eins nehmen. Wenn zwei oder drei Tn dasselbe Symbol nehmen möchten, ist das

auch kein Problem, dann bilden sie eine Gruppe. Ansonsten für 15 Minuten Trios bilden

und sich erzählen, weshalb frau dieses Symbol gewählt hat. Danach kurzes Plenum:

Jede legt ihr Symbol wieder in die Mitte und sagt dazu einen Satz (nicht mehr!). Vorteil

u.a.: Alle sagen etwas, haben etwas in der Hand und können daran etwas beschreiben.

Alternativen:

Einstieg mit einer Sammlung von Frauendarstellungen (Kunstpostkarten), Sammlung von

Darstellungen vonTüren, Wegen, Bäumen etc.

Wie dicht ist mir das Thema gerade heute?

In der Mitte des Kreises befindet sich das Thema, symbolisiert durch z.B. einen Blu-

menstrauß, Kerzen, ein Tuch o.ä.. Jede Teilnehmerin macht deutlich, wie dicht sie am

Thema ist, indem sie einen beliebigen Gegenstand (z.B. Kugelschreiber, Armbanduhr...)

vor sich so placiert, dass ihr Bezug deutlich wird.

Starker Bezug zum Thema = Gegenstand liegt direkt in der Mitte des Kreises, großer

Abstand zum Thema = Gegenstand liegt direkt vor ihrem Platz, bzw. vor ihren Füßen.

Und dann gibt es ja noch all die Abstufungen dazwischen.

Stummes Gespräch

Die Gruppe führt auf einer Wandzeitung ein schriftliches Gespräch zum Thema. Eine

beginnt und schreibt einen Satz auf. Eine andere schreibt einen zweiten Satz auf etc.

Dieses Verfahren ist langsam und gerade deshalb eine Alternative zum schnellen Reden.

Außerdem kommt jede, die möchte, dran.

Eigene Erfahrungen mit dem Thema sichtbar machen Die Gruppenleiterin legt an die Endpunkte einer Linie durch den Raum ein Schild “Fällt

mir leicht”, an den anderen Endpunkt “Fällt mir schwer”. Sie verliest jeweils eine Aussage

zum Thema und die Teilnehmerinnen gruppieren sich dorthin, wo der Satz für sie stimmt.

Beispiel für einen Satz zu einem Thema: “Verantwortung abgeben” und dazu gruppieren

sich die Tn. Oder: “Gott als Frau vorstellen” und die Tn gruppieren sich etc.

Gruppenatmosphäre veröffentlichen Blitzlicht kurz zwischendurch: Jede sagt mit einem Wort/oder einem Halbsatz, was ihr zum Thema/zur Gruppe gerade obenauf ist.

Zusammenfassung spielerisch Die Tn werfen sich symbolisch Worte zu, die ihnen als Resümee einfallen. Eine fängt mit

einem Wort an, wirft einen Ball mit dem Wort oder auch nur das Wort zu Tn A, A sagt ein

Wort und wirft es zu B oder Tn Z. Z.B.: Tn A wirft “viel gelernt” zu Tn B, Tn B wirft “viel,

aber es war zu viel” zu Tn C, Tn C wirft “bin ganz erfüllt” zu Tn D etc.

Wie halte ich eine Andacht? Vielleicht fragen Sie sich, welche Themen interessieren die Menschen, für die ich die Andacht halte, was sind ihre zentralen Fragen, was bewegt sie? Deshalb möchte ich zu Beginn dieses Impulses ein Zitat des Theologen Paul Tillich stellen, das im Gespräch mit Heinz Zahrnt über die Wandlung des Menschen entstand: „Da sagte Paul Tillich nach einer Pause nachdenklichen Schweigens: Denken Sie einmal an die Menschen, die jetzt hier unter uns im Hause schlafen. Welche Fragen bewegen sie denn? Es sind immer noch dieselben Fragen, die sie schon vor zweitausend Jahren und mehr bewegt haben: die Frage nach der Schuld, die Frage nach der Liebe, nach der Gerechtigkeit in der Welt, nach dem Sinn des Lebens, nach dem Tod."

Die Wahl des Andacht-Themas kann sich richten nach

dem Kirchenjahr: Advent, Weihnachten, Passionszeit, Ostern ...

einer Jahreszeit

einem Lied

einem Text (Bibeltext oder auch aus der Literatur), der Sie berührt

einem besonderen Anlass, z.B. Jubiläum, Umzug ...

einem von Ihnen gewählten Gegenstand, z.B. Muschel, Stein, Baum ... Am besten überlegen Sie sich ein Ziel, auf das Ihre Andacht hinauslaufen soll und beschränken sich auf einen Aspekt. Der Ablauf der Andacht ist nicht festgelegt.

Andacht anlässlich eines Studientages des Ev. Frauenwerkes Es können auch nur Einzelteile dieser Andacht als Bausteine ausgewählt werden. Begrüßung Lied EG 503, 1-2, Meditation I

Wenn ich ganz still bin,

kann ich von meinem Bett aus

das Meer rauschen hören.

Es genügt aber nicht, ganz still zu sein,

ich muss auch meine Gedanken vom Land abziehen.

Es genügt nicht, die Gedanken vom Festland abzuziehen,

ich muss auch das Atmen dem Meer anpassen,

weil ich beim Einatmen weniger höre.

Es genügt nicht, den Atem dem Meer anzupassen,

ich muss auch Händen und Füßen die Ungeduld nehmen.

Es genügt nicht Hände und Füße zu besänftigen,

ich muss auch die Bilder von mir weggeben.

Es genügt nicht die Bilder wegzugeben,

ich muss auch das Müssen lassen.

Es genügt nicht, das Ich zu lassen,

ich lerne das Fallen.

Es genügt nicht, zu fallen,

aber während ich falle

und mir entsinke,

höre ich auf,

das Meer zu suchen,

weil das Meer nun,

von der Küste heraufgekommen,

in mein Zimmer getreten um mich ist.

Wenn ich ganz still bin.

„Konzentrationsübung“ aus: Dorothee Sölle: Die revolutionäre Geduld, Berlin 1974

Lied EG 503, 8, 13 – 14 Symbolhandlung: Jede Frau/jeder Mann bekommt eine Rose Wovon leben wir? Bibeltext: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Munde Gottes kommt." (5. Mose 8,3) Text lesen: Eine Rose für die Bettlerin: Geben und Würde schenken Der Dichter Rainer Maria Rilke lebte eine Zeitlang in Paris. An einem Platz, an dem er immer wieder vorbeiging, stand eine alte Bettlerin, die von den Vorübergehenden Geldmünzen erhielt. Die Frau nahm unbewegt das Geld entgegen. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin aber warf ihr immer wieder eine Münze hin. Die Begleiterin Rilkes war verwundert: »Warum gibt er nichts?«. Sie sprach ihn an, aber Rilke reagierte kaum. Einige Tage später brachte Rilke eine aufgehende schöne Rose mit und legte sie in die

faltige, geöffnete Hand der Frau und verbeugte sich leicht. Er trat zurück und wollte

gehen, als die Bettlerin sich ihm zuwandte, ihn ansah, die Hand drückte, ja die Hand

küsste und mit der Rose davonging.

Die Bettlerin blieb eine Woche verschwunden und stand dann wieder am alten Platz. Sie

hielt, wie gewohnt, ihre Hand auf. Rilke ging mit seiner Begleiterin wieder vorbei. Fragend

sah die Begleiterin Rilke an: »Wovon hat sie die ganze Woche gelebt?« Rilke murmelte:

»Von der Rose, von der Rose«. Die Bettlerin ist eine Woche nicht an ihrem Platz erschienen, sie hat von der Gabe dieser Rose, von dem Geschenk, von der entgegengebrachten Achtung, von der Begegnung, von der Berührung gelebt. Vielleicht ist ihr zum ersten Mal in ihrem Leben Achtung entgegengebracht worden. Sie hatte tagelang, wochen-, ja vielleicht jahrelang Geld entgegengenommen, wie es hier heißt "unbewegt", sie hätte sich freilich

etwas zum Essen davon kaufen können, aber wäre sicherlich nicht wirklich satt geworden. Hungrig an der Seele wäre sie geblieben und da geschieht eines Tages dieses Wunder. Vielleicht hat dieses Wunder ihr Leben verändert, dem Leben eine andere Richtung gegeben, wir wissen es nicht. Aber die Rose, soviel ist klar, hat diese Frau für einen Moment reich gemacht, beschenkt, beseelt. Wovon leben wir? Wovon leben Sie? Lassen Sie diesen Gedanken einen Moment in sich wirken! Haben wir uns vielleicht damit begnügt vom Brot allein zu leben, weil unsere Erwartungen dann nicht enttäuscht werden oder wir selbst nicht so viel einbringen müssen? Brauchen wir nicht mehr als Brot zum Leben? Ich denke wir alle sehnen uns nach dieser Berührung, nach Achtung, nach Respekt und Hingabe, die in dieser Rosengeste liegt. Es liegt etwas Göttliches in dieser Begegnung! Ich hoffe, dass auch wir immer wieder von Neuem diese Erfahrung machen und sie weitergeben. Amen Symbolhandlung: Schenken Sie ihre Rose weiter. Geben Sie ihrer NachbarIn Ihre Rose und erhalten ihre/seine. Lied 171,1 Gebet Segen: Kreis im Altarraum, sich evtl. an den Händen fassen.

"Was ich mir/dir wünsche"

Was ich mir wünsche

Die Unermüdlichkeit der Drossel, da es

dunkelt den Gesang zu erneuern.

Den Mut des Grases, nach so viel

Wintern zu grünen.

Die Geduld der Spinne, die ihrer Netze

Zerstörung nicht zählt.

Die Kraft im Nacken des Kleibers.

Das unveränderliche Wort der Krähen.

Das Schweigen der Fische gestern.

Den Fleiß der Holzwespen, die Leichtigkeit

ihrer Waben.

Die Unbestechlichkeit des Spiegels.

Die Wachheit der Uhr.

Den Schlaf der Larve im Acker.

Die Lust des Salamanders am Feuer.

Die Härte des Eises, das der Kälte trotzt,

doch schmilzt im Märzlicht der Liebe.

Die Glut des Holzes, wenn es verbrennt.

Die Armut des Winds.

Die Reinheit der Asche, die bleibt.

Rudolf Otto Wiemer

Noch ein Beispiel: Andacht am Rosenmontag

Vor und mit den MitarbeiterInnen des Kirchenkreises.

Guten Morgen uns allen!

Gemeinsam beten: Luthers Morgensegen

Singen: Nr. 72 O, Jesu Christe, wahres Licht

Beten: Ps. 43

Singen: Nr. 172 Sende Dein Licht und Deine Wahrheit (Kanon) Maria Lichtmess ist ein uraltes Fest im Jahreskreis. Feste, d.h. feste Tage im Jahr, geben dem Jahreskreis innere Struktur und Ordnung. Zu Lichtmess am 2. Februar wird das Ende der kalten, dunklen Wintertage gefeiert. Der Frost weicht, die Tage werden länger. Ein alter Spruch besagt: Es wird heller, zu Weihnachten um einen Hahnentritt, Neujahr um einen Hirschsprung, und zu Lichtmess um eine ganze Stunde. Lichtmess ist das Fest des zunehmenden Lichts. Unter dem Schnee warten die Keimlinge und die Samen, da das Wachsen beginnen soll. Die Tiere kommen jetzt aus ihrem Winterschlaf. In Nordamerika heißt Lichtmess heute noch: ground hog day, der Tag des Waldmurmeltieres. Vor allem in früheren Zeiten war dies ein wichtiger Tag für die Landbevölkerung: Von diesem Tag an musste man ohne Kerzenlicht und Lampen auskommen. Aus Freude darüber wurde an manchen Orten das Lichtschwemmen gefeiert: Brennende Kerzen wurden in kleine Schiffchen gesetzt oder auf Brettern befestigt, in fließende Gewässer gesetzt und vom Wasser, dem anderen Lebenselement (neben dem Licht) fort-geschickt, begleitet vom Singen: Maria bläst das Licht aus, Michael zündet es wieder an. Bei den Bauern im Alpenland ist Mariä Lichtmess der Tag, an dem die Knechte und Mägde ausgezahlt und für ein weiteres Jahr auf dem Hof angestellt wurden oder fortgingen. M.L. ist der Tag des Neubeginns: Gelingt ein neuer Anfang? Lichtmess ist nicht nur ein altes, bäuerliches und Jahreszeitenfest, sondern auch ein alter katholischer Feiertag. 40 Tage nach Weihnachten, denn nach dem Gesetz sollten Mütter mit ihren neugeborenen Kindern 40 Tage nach der Geburt (bei Mädchen 80 Tage) zum 1. Mal wieder im Tempel erscheinen, ihre Kinder zeigen, ob sie lebensfähig sind. Lesen: Luk 2, 22-32 Für die Frauen endete die Zeit ihrer rituellen Unreinheit. Von daher hat der 2. Februar noch andere Namen: Mariä Reinigung oder auch die Darstellung des Herrn.

Die Kirche nimmt dieses uralte Fest auf und fügt ein fremdes Element hinzu. Doch die Verbindung lässt sich herstellen, wenn wir uns erinnern, dass auch Jesus das Licht der Welt und die Sonne der Gerechtigkeit, die alles Leben ermöglicht, genannt wird. Das Sonnenkind wächst, wie die Saat, die Aufgehen soll. Was mit der Geburt des Gottessohnes begann, beginnt nun zu erstarken. Die Jahreszeiten in der Natur entsprechen den Wandlungen von seelischen und geistigen Prozessen: Diese Zeit des wieder aufgehenden Lichtes ist eine Zeit der beginnenden Entfaltung, eine Zeit der Hoffnung auf geistiges und spirituelles Wachstum. Die Wurzeln dieses Tages als Lichterfest gehen weit in die vorchristliche Zeit zurück. Brigid, die Göttin der Inspiration und der Heilung, wurde in christlicher Zeit durch Maria, die Himmelskönigin, ersetzt. Inspiration durch Gottes Geist ist die Voraussetzung für jeden guten Neubeginn. Gottes Geist sendet den zündenden Funken, den schöpferischen Geist. Gottes Geist ist es, der uns Menschen in Be-geisterung bringt. Ihre Wirkung entfaltet sich in der folgenden Zeit: Fasching – Fastnacht - Karneval, eine Zeit der Ver-rückung, der Ekstase, es folgen ein paar Sätze zur Faschingszeit. Singen: Nr. 262 Sonne der Gerechtigkeit Gebet des Franz von Assisi Vater unser Licht – Segen

Wie bereite ich einen Nachmittag / Abend

zu einer biblischen Erzählung vor?

Als eine Möglichkeit der Vorbereitung, aber auch als Methode der Gruppenarbeit kann

das Drei-Phasen-Modell von Anneliese Hecht und Annegret Puttkammer dienen.

1. Phase: Auf den Bibeltext zugehen - Motivationsphase 2. Phase: Den Bibeltext verstehen - Textarbeitsphase

3. Phase: Mit dem Bibeltext weitergehen - Aneignungsphase

1. Auf den Bibeltext zugehen Die erste Phase nimmt ernst, dass wir dem Bibelwort zunächst als Fremde gegenü-

berstehen. Dieser Abstand zum Text muss überwunden werden. In diesen Prozess sollen

Alltagserfahrungen und eigene Fragen aufgenommen werden.

Manche Erzählungen sind bekannt (z.B. Schöpfungserzählung, Wundererzählungen,

Maria etc.). Für solche Texte ist es sinnvoll, Erfahrungen zu sammeln, um dann vielleicht

noch Neues im Text zu entdecken.

Andere Texte sind relativ unbekannt (Richterbuch, Ester etc.). Hier empfiehlt es sich, andere Literatur zur Vorbereitung und zum Kennen lernen des Textes hinzuzuziehen (vgl. Literaturhinweise).

Methodisch kann in dieser ersten Phase folgendermaßen vorgegangen werden:

Die Vorbereitenden/TeilnehmerInnen lesen den Bibeltext für sich und sammeln

Gedanken und Gefühle.

Die Vorbereitenden/TeilnehmerInnen denken über Symbole oder Bilder aus dem

Bibeltext nach und teilen mit, was sie ihnen bedeuten.

Provozierende oder nachdenklich machende Sätze aus dem Bibeltext werden

gelesen und bedacht.

Eines der Themen des Textes wird zur Sprache gebracht: Was uns selbst im Blick

auf dieses Thema bewegt, was es bei uns anklingen lässt ...

2. Den Bibeltext verstehen In dieser zweiten Phase geht es um das genaue Erfassen des Bibeltextes. Es sollen dabei die Sprache, die Struktur, die Aussagen, Absichten und die Erfahrungswelt erfasst werden. Dazu kann der Text nochmals gelesen und dann anhand gezielter Fragen näher auf den Text eingegangen werden. Zur besseren Erfassung sind manchmal Hintergrundinformationen vonnöten. Diese können aus der Literatur (vgl. Literaturhinweise) entnommen werden. Wichtig bei diesem zweiten Schritt sind das Zusammenfassen und Bündeln der Ergebnisse.

3. Mit dem Bibeltext weitergehen Die Erkenntnisse, die in der zweiten Phase anhand des Bibeltextes gesammelt wurden,

sollen in einem dritten Schritt Bezug zum Alltag bekommen. Sie sollen wieder auf das

Leben bezogen werden. Hier kann die Frage beantwortet werden, wo der Text besonders

ansprechend ist und was der Text bewirken kann.

Beispiel: Das Magnificat (Lk 1, 46-55)

1. Schritt: Auf den Text zugehen

Auf zwei runden Plakaten in der Mitte wird je eine weibliche biblische Figur ge-

stellt: eine als Symbol für alttestamentliche Prophetinnen, eine als Symbol für

Maria als Prophetin. Oder es wird je ein Bild in die Mitte der Blätter gelegt: eine

Darstellung von Mirjam, der Prophetin und eine Darstellung von Maria.

Die Frauen in der Gruppe teilen mit, was ihnen an Prophetinnen, die sie kennen,

wichtig ist. Falls sie keine kennen: Wie stellen sie sich Prophetinnen vor?

Dann richtet sich das Gespräch darauf, inwiefern auch Maria, die Mutter Jesu

prophetische Züge trägt (oder auch nicht).

Stichworte werden um die Figur/das Bild herum aufgeschrieben.

2. Schritt: Den Bibeltext verstehen

Entweder stellt die Gruppenleiterin die namentlich bekannten Prophetinnen der

Hebräischen Bibel in kurzen Nacherzählungen vor. Oder drei Kleingruppen

skizzieren den anderen Teilnehmerinnen mit Hilfe der Texte zu Mirjam (Ex 15),

Debora (Ri 4 und 5) oder der Prophetin Hulda (2 Kön 22,8) das Profil einzelner

Prophetinnen.

Das Magnifikat wird gelesen. Die Teilnehmerinnen streichen mit einem Stift

Merkmale an, die sie das Prophetische an Maria erspüren lassen.

3. Schritt: Mit dem Bibeltext weitergehen

Jede Teilnehmerin erspürt in der Stille für sich, wo sie in besonderer Weise im

Magnificat Maria als Prophetin wahrnimmt.

Einige Frauen möchten vielleicht ihre Erkenntnis als Botschaft für die anderen in

einem Satz formulieren.

Der Gesprächsnachmittag bzw. –abend kann mit einem Text zum Thema enden.

Literaturhinweise Eltrop, Bettina & Hecht, Anneliese: Frauenbibelarbeit. Frauenbilder. Stuttgart 1998.

Kruse, Ingeborg: Frauenkonkordanz zur Bibel. Stuttgart 2001.

Kruse, Ingeborg: Mirjams Lied. Frauen und Mädchen in den Geschichten der Bibel. Wien

2000.

Lurker, M.: Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole. München 1990.

Puttkammer, A. & Puttkammer, D.: Lauter Lebeworte. Lebensbezogene Bibelarbeit –

Grundlagen und Methoden. Neukirchen-Vluyn 1999.

Gottesbilder

„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie als Mann und Weib“ 1. Mose 1,27

„Ich habe eigentlich über meine religiöse Verwurzelung nie viel nachgedacht“, aber dann beginnen die Gespräche zwischen Schwestern, Freundinnen und Paaren. Und sie erzählen sich eine Menge von ihren Erinnerungen mit göttlichen Bildern und Vorstellungen aus dem Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht und Elternhaus: Gott als alter Mann mit weißem Bart irgendwo im Universum sitzend und auf alle gütig herabschauend, oder der gestrenge Gott, der alles sieht und irgendwann straft. Gefühle werden wieder lebendig, meistens keine heilenden. Andere Einflüsse kommen im Laufe des Lebens dazu, das persönliche und kollektive Gottesbild ist ständig im Wandel begriffen. Die Bibel und die Entwicklungsgeschichte des Christentums sind im Abendland

die bedeutendsten Inspirationsquellen. Die biblischen Schreiber (Genesis 1, 1000 v.

Chr.) bis zum Johannisevangelium (ca. 12O n.Chr.) beschreiben ihre Lebenswirk-

lichkeiten aus der Sicht und der religiösen Überzeugung, in der sie sich beheimatet

fühlen. Es wurde aber nur eine Sicht, nämlich die männliche, tradiert: Theologie und

Religion wurden bis in die sechziger Jahre dieses Jahrhunderts fast ausschließlich aus

der Sicht der Männer und ihrer Welt definiert: Wenn Gott Mann ist und Herr, sind alle

Männer somit göttlich und herrlich, alle Frauen sind .... Das hatte und hat für uns Frauen

bis heute z.T verheerende Folgen: Die krankmachenden Auswirkungen des

ausschließlich männlich überlieferten patriarchalischen Gottesbildes.

Wenn wir mit unseren Gottesbildern in einer Gruppe arbeiten, sollten wir in der

Vorbereitung überlegen, welche Ziele wir andenken möchten, das könnten sein:

Sich der eigenen gegenwärtigen Gottesbilder bewusst zu werden und zu

realisieren, dass sich diese im Laufe unseres Lebens immer wieder verändern;

so wie auch in den uns biblisch überlieferten Gottesbildern.

Sich mit den wesentlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen dieser

Gottesvorstellungen auseinander zusetzen: Was wird über Gott gesagt, welche

Erfahrungen mit Gott schlagen sich hier nieder?

Sich zu vergegenwärtigen, dass dieses alles Auswirkungen in meinem alltägli-

chen Leben hat und mein Menschenbild prägt.

Es lohnt sich, wenn wir dieses Thema in die Jahresplanung aufnehmen, in Zeitung und

Illustrierten Bilder, die m.E. göttliche Aussagen oder Eigenschaften deutlich machen, zu

sammeln, um diese als evtl. Einstieg in den Abend vorrätig zu haben.

Wir gehen davon aus, dass die männlichen Gottesbilder weitgehend bekannt sind.

Weibliche Gottesbilder nach Virginia R. Mollenkott: „Gott eine Frau?“:

Gott als gebärende Frau: Jes. 42,14 – Röm 8, 28 – Apg. 17,28 (Beispiele)

Gott als Geburtshelferin: Jes. 66 – Ps. 22, 10 – 11 -Johs. 16, 21 und 17,1

Gott als stillende Mutter: Jes. 49,15 – Numeri 11 16, f. – 1. Petr. 2, 2-3

Gott als Bärenmutter: 2. Sam. 17,8 – Sprüche 17,12 vergl: Hosea 13,8

Gott als Geliebte: Joh. 17, 22-23 – Eph. 5,30 - Hohelied

Gott als Adlermutter: Deuteronomium 32, 11 – 12 – Hiob 39, 27 – 30

Gott als Henne: Math. 23,37 – Luk 13,34

Gott als Weisheit: Sprüche 1, 20 – 33

Gott als Bäckerin: Luk 13,20-21 – Math. 13,33

Gott als Hausfrau: Luk. 15,8

Es lohnt sich, jeweils einen Aspekt herauszuarbeiten!

„Wenn Gott sowohl mit einer Frau als auch mit einem Mann verglichen werden kann,

dann sollte grundsätzlich kein menschliches Wesen aufgrund seines Geschlechts dem

anderen untergeordnet werden.“ Mollenkott: Gott eine Frau?, S. 113

Weitere Gottesbilder in der Bibel, z.B.:

5. Mose 10, 17-20

Nahum 1, 2-8

Ex. 3.

Im Rhythmus der

Jahreszeiten leben "In meiner Kindheit gab es all das, was heute zum Alltagsleben gehört noch nicht - weder Radio noch Fernsehen, ganz selten ein Auto. Es gab also keinerlei Zerstreuung in des Wortes wirklicher Bedeutung. So waren wir ganz konzentriert auf die Menschen unserer Umgebung, auf die Natur, die Tiere, vor allem unsere Pferde, Hunde und Kaninchen. Der Rhythmus des Jahres, der immer der gleiche blieb, bestimmte unser Leben, so dass die Bilder der Jahreszeiten sich tief in mein Gedächtnis eingegraben haben: Das Frühjahr, die Erlösung vom langen Winter, kündigt sich an, wenn das Wasser in den Seen und Flüssen blauer wird und das Schilf leuchtend gelb; wenn große Stürme die alten Bäume schütteln, dass die Erde bebt und einem ganz bang ums Herz wird." Marion Gräfin Dönhoff "

Bilder, die langsam verblassen", S. 74/75. "Konsumiert wurde alles zu seiner Zeit, also immer dann, wenn die Zeit für das jeweilige Obst oder Gemüse gekommen war." Marion Gräfin Dönhoff

ebenda, S. 69 Wir erleben auch in unserer Zeit eine neue Sehnsucht nach oben beschriebenen Rhythmen und empfehlen die Jahreszeiten zum Thema eines (oder mehrerer) Frauen-/Gemeindenachmittags, bzw. -abends zu machen. Der Frühling steht für Neuwerden = Kindheit/Jugend Der Sommer steht für Blütezeit = junge Erwachsene Der Herbst steht für Ernte = Erwachsene Der Winter steht für Brachzeit = alte Menschen

Frühling Es eignen sich Symbole wie Blumenzwiebeln, Frühlingsblumen, bunte Tücher oder Musik (z. B. " Frühling" aus den Vier Jahrezeiten von Vivaldi) als Einstieg. Vorlesen oder Erzählen der Geschichte vom "selbstsüchtigen Riesen" (Oscar Wilde, beigelegt). Je nach Bereitschaft und Offenheit der Gruppe sind Gespräche über dieses Märchen möglich.

Sommer Zeit der Fülle, der Farben. Es passt das bekannte Lied " Geh aus mein Herz und suche Freud". Es könnte der Frage nachgegangen werden: Was bedeutet mir der Sommer? Das Märchen von Kristiane Allert-Wybranietz : " Jede/r ist eine Blüte" kann als Gesprächseinstieg dienen.

Herbst

Zeit der Ernte, " ich fahre meine Ernte ein". Es eignen sich viele Symbole für die Mitte: Äpfel, Birnen, Sträucher mit roten Beeren, die ersten Kastanien, Eicheln, bunte Blätter... Das bekannte Ernte-Danklied: " Wir pflügen und wir streuen" (EG 508) wird gerne gesungen. Die Geschichte von Frederick, der Maus (Leo Lionni ) ist ein guter Einstieg, um ins Gespräch zu kommen, was mir der Herbst bedeutet. Schön, das Gedicht von Erich Kästner: " Der September ", in: Die 13 Monate Oder aber auch " Herr von Ribbek auf Ribbek im Havelland ".

Winter

Zeit der Brache. Zeit der Rückschau, der Besinnung, des Innehaltens. Die Natur ruht sich aus. Es eignet sich die Einstimmung von Vreni und Bruno Dörig-Hug („Brachzeit“, S.6/7) oder die Geschichte vom "törichten Kaninchen". Das Buch Brachzeit aus dem Eschbach Verlag ist sehr zu empfehlen.

Zu empfehlende Materialien

Verse aus dem Prediger Salomo 3,1-8 "Alles hat seine Zeit..." Antonio Vivaldi "Die vier Jahreszeiten" Erich Kästner "Die 13 Monate" (Gedichte zu den Monaten, wunderbar) Rosina Wachtmeister "Die vier Jahreszeiten" Marion Gräfin Dönhoff "Bilder, die langsam verblassen. Ostpreußische Erinnerungen.“ Kristiane Allert-Wybranietz "Die Farben der Wirklichkeit. Ein Märchenbuch“ Leo Lionni "Frederick", Middelhauve Verlag Vreni und Bruno Dörig-Hug „Brachzeit“.

Advent Das Kirchenjahr beginnt mit dem Advent. Vor Weihnachten, das erste große Fest, hat man eine Einstimmungsphase gesetzt. Feste brauchen ihre Vorbereitung und der kirchliche und jahreszeitliche Zyklus helfen, uns darin wieder zu üben. Das deutsche Wort Advent kommt aus dem Lateinischen "advenire" = ankommen. Wenn Gott zu uns kommt, bemerken wir es oftmals nicht in unserem Alltag. Die Adventszeit versucht uns aber ganz behutsam auf Gottes Ankunft vorzubereiten, denn Gott kommt tagtäglich in vielerlei Gestalt zu uns, die Frage ist nur, ob wir sein Kommen bemerken. Advent ist also die Zeit der Vorbereitung, des Wartens, aber auch der Sehn-sucht. In keiner Zeit sehnen wir uns so sehr nach Frieden, nach Liebe, nach gelingendem Leben. Sehnsucht und Erwartung sind groß. Wo liegt eigentlich Bethlehem? Bethlehem ist nicht die Stadt 20 km von Jerusalem entfernt, wo die Weihnachtslegende ihren Ursprung hat, sondern das Bethlehem, das wir alle suchen, liegt überall. Bethlehem liegt in unserem eigenen Herzen. Man könnte unsere Sehnsucht aber noch weiter vertiefen in der Frage: " Wo wohnt Gott wirklich?" Die Suche wird lange dauern, wenn wir nicht mit unserer Seele, unserem Herzen dabei sind, so wie Maria und Josef, die Engel, die Hirten und die Tiere. Gott tritt in diese Welt, der Erwartete kommt, in der Winzigkeit, kommt in einem reinen unschuldigen Kind, inmitten von Armut. Nirgendwo sonst, wenn nicht da kann unser Leben heil werden. Anselm Grün zeigt uns in seinem Buch einen Weg auf, wie uns die Weihnachtsgeschichte nahe kommen kann. Wir benötigen die Traumbotschaften und Visionen aller ihrer Figuren, um innerlich heil zu werden und mit neuem Herzen zu sehen. Und nun wollen wir mit Ihnen die Krippe aufbauen, Figur um Figur positionieren... Anhand des Buches von Anselm Grün: "Weihnachten einen neuen Anfang feiern", können den SeminarteilnehmerInnen oder Gemeindekreisen die Figuren der Weihnachtsgeschichte nahegebracht werden (es kann natürlich auch eine kleine Auswahl getroffen werden). Vorschlag zur Entlastung der

Gruppenleiterin: Die Vorstellung der Figuren kann auf mehrere Schultern verteilt werden. Dieser Nachmittag/Abend kann mit Texten aus dem Buch von Pierre Stutz: "Weihnachten - unserer Sehnsucht folgen" ergänzt werden, sowie mit Texten aus Hanns Dieter Hüschs "Das kleine Weihnachtsbuch".

Im Rhythmus der

Jahreszeiten leben "In meiner Kindheit gab es all das, was heute zum Alltagsleben gehört noch nicht - weder Radio noch Fernsehen, ganz selten ein Auto. Es gab also keinerlei Zerstreuung in des Wortes wirklicher Bedeutung. So waren wir ganz konzentriert auf die Menschen unserer Umgebung, auf die Natur, die Tiere, vor allem unsere Pferde, Hunde und Kaninchen. Der Rhythmus des Jahres, der immer der gleiche blieb, bestimmte unser Leben, so dass die Bilder der Jahreszeiten sich tief in mein Gedächtnis eingegraben haben: Das Frühjahr, die Erlösung vom langen Winter, kündigt sich an, wenn das Wasser in den Seen und Flüssen blauer wird und das Schilf leuchtend gelb; wenn große Stürme die alten Bäume schütteln, dass die Erde bebt und einem ganz bang ums Herz wird." Marion Gräfin Dönhoff "

Bilder, die langsam verblassen", S. 74/75. "Konsumiert wurde alles zu seiner Zeit, also immer dann, wenn die Zeit für das jeweilige Obst oder Gemüse gekommen war." Marion Gräfin Dönhoff

ebenda, S. 69 Wir erleben auch in unserer Zeit eine neue Sehnsucht nach oben beschriebenen Rhythmen und empfehlen die Jahreszeiten zum Thema eines (oder mehrerer) Frauen-/Gemeindenachmittags, bzw. -abends zu machen. Der Frühling steht für Neuwerden = Kindheit/Jugend Der Sommer steht für Blütezeit = junge Erwachsene Der Herbst steht für Ernte = Erwachsene Der Winter steht für Brachzeit = alte Menschen

Frühling Es eignen sich Symbole wie Blumenzwiebeln, Frühlingsblumen, bunte Tücher oder Musik (z. B. " Frühling" aus den Vier Jahrezeiten von Vivaldi) als Einstieg. Vorlesen oder Erzählen der Geschichte vom "selbstsüchtigen Riesen" (Oscar Wilde, beigelegt). Je nach Bereitschaft und Offenheit der Gruppe sind Gespräche über dieses Märchen möglich.

Sommer Zeit der Fülle, der Farben. Es passt das bekannte Lied " Geh aus mein Herz und suche Freud". Es könnte der Frage nachgegangen werden: Was bedeutet mir der Sommer? Das Märchen von Kristiane Allert-Wybranietz : " Jede/r ist eine Blüte" kann als Gesprächseinstieg dienen.

Herbst

Zeit der Ernte, " ich fahre meine Ernte ein". Es eignen sich viele Symbole für die Mitte: Äpfel, Birnen, Sträucher mit roten Beeren, die ersten Kastanien, Eicheln, bunte Blätter... Das bekannte Ernte-Danklied: " Wir pflügen und wir streuen" (EG 508) wird gerne gesungen. Die Geschichte von Frederick, der Maus (Leo Lionni ) ist ein guter Einstieg, um ins Gespräch zu kommen, was mir der Herbst bedeutet. Schön, das Gedicht von Erich Kästner: " Der September ", in: Die 13 Monate Oder aber auch " Herr von Ribbek auf Ribbek im Havelland ".

Winter

Zeit der Brache. Zeit der Rückschau, der Besinnung, des Innehaltens. Die Natur ruht sich aus. Es eignet sich die Einstimmung von Vreni und Bruno Dörig-Hug („Brachzeit“, S.6/7) oder die Geschichte vom "törichten Kaninchen". Das Buch Brachzeit aus dem Eschbach Verlag ist sehr zu empfehlen.

Zu empfehlende Materialien

Verse aus dem Prediger Salomo 3,1-8 "Alles hat seine Zeit..." Antonio Vivaldi "Die vier Jahreszeiten" Erich Kästner "Die 13 Monate" (Gedichte zu den Monaten, wunderbar) Rosina Wachtmeister "Die vier Jahreszeiten" Marion Gräfin Dönhoff "Bilder, die langsam verblassen. Ostpreußische Erinnerungen.“ Kristiane Allert-Wybranietz "Die Farben der Wirklichkeit. Ein Märchenbuch“ Leo Lionni "Frederick", Middelhauve Verlag Vreni und Bruno Dörig-Hug „Brachzeit“.

Segenstexte

Es sei mit Dir Es sei mit Dir der Segen Gottes

wie ein Lächeln der Freundschaft,

so nah wie ein Zunicken,

so spürbar wie ein Kuss.

Es sei mit Dir der Segen Gottes

im Atemholten, im Träumen,

im Wachen, im Schmerz,

in der Freude, im Denken,

im Tun, im Verweilen,

im Fortgehen.

Es sei mit Dir der Segen Gottes

wie eine Hand

auf Deiner Schulter.

Behütet sein

Alle Engel des Himmels

mögen dich umgeben mit ihrem Glanz

und deine Dunkelheit erleuchten

mit lichten Gedanken.

Sie mögen dich tragen,

wo deine Schritte

weder Weg noch Ziel wissen

und du dich nur noch schleppend

fortbewegen kannst.

Sie mögen dich schützen und bewahren

vor allen Gefahren,

die in dieser Welt auf dich lauern,

und vor allem Dunklen,

was dir so ungewiss ist in dir selbst.

Sie mögen dir deine Last tragen helfen,

deine Schmerzen abklingen

und deine Wunden heilen lassen,

deine Schuld vergeben

und deine Angst auflösen in Freude,

dass alles in dir wieder heil wird

und leicht.

Christa Spilling-Nöker

Der Engel in dir Der Engel in dir

freut sich über dein

Licht

weint über deine Finsternis

Aus seinen Flügeln rauschen

Liebesworte

Gedichte

Liebkosungen

Er bewacht

deinen Weg

Lenk deinen Schritt

engelwärts

Rose Ausländer

Irischer Weihnachtssegen Nicht, dass jedes Leid dich

verschonen möge,

noch dass dein zukünftiger

Weg stets Rosen trage,

keine bittere Träne über

deine Wange komme

und keine Schmerz dich

quäle –

dies alles wünsche ich dir

nicht.

Sondern: Dass dankbar du

allzeit bewahrst

die Erinnerung an gute

Tage.

Dass mutig du gehst durch

Prüfungen,

auch wenn das Kreuz auf

deinen Schultern lastet,

auch wenn das Licht der

Hoffnung schwindet.

Was ich dir wünsche:

Dass jede Gabe Gottes in dir wachse.

Und dass in Freud und Leid

das Lächeln des menschgewordenen

Gotteskindes dich begleiten möge.

Gott sei vor dir Gott sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen;

Gott sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu beschützen

gegen Gewalt von links und von rechts;

Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen;

Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, um dich aus der Schlinge zu ziehen;

Gott sei in dir um dich zu trösten, wenn du traurig bist;

Gott sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen;

Gott sei über dir, um dich zu segnen.

So segene dich der gütige Gott.

Altchristliches Segenswort

Segenswunsch

Ich wünsche dir, dass du deinen Tag lächelnd beginnen kannst,

in froher Erwartung all der vielfältigen Aufgaben, die auf dich warten,

und all der Begegnungen, die dir geschenkt werden;

dass du aber auch die nötige Geduld hast,

das zu ertragen, was dir lästig ist oder was dir überflüssig erscheint.

Ich wünsche dir, dass du die Anforderungen nicht als Einengung erlebst,

die Aufgaben und Menschen an dich stellen,

sondern in Gespräch und Auseinandersetzung mit ihnen Freiheit erfährst,

eine Freiheit, die nicht losgelöst ist von Bindungen,

sondern die gerade in Bindungen und Beziehungen entsteht.

Ich wünsche dir, dass dich auf all deinen Wegen ein Engel umgibt,

der dich behütet in allem, was dich ängstigt und bedroht

und dich bewahrt vor einem Übermaß an Schmerz und Schuld.

Ich wünsche dir, dass dir die Nacht Ruhe schenkt,

dass du dich in den Schlaf sinken lassen kannst

und dass friedliche Träume ihre Bilder aufsteigen lassen in deiner Seele

und dir neue Kräfte zuströmen für den kommenden Tag.

Einer hat gesagt Einer hat gesagt:

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und

beladen seid

ich will euch erquicken

Und darum:

Leichtfüßig

erleichtert und frei

gestärkt und erfrischt

so zieht nach Hause

gesegnet im Namen unseres Gottes.

Brigitte Enzner-Probst

Wir segnen uns wir segnen uns mit dem Kreuz

das Ost und West, Nord und Süd verbindet

das rund umhütet ruht im Kreis

dem Zeichen für das Ganze

wir segnen uns aus dem Kreuzungspunkt der Mitte

die Kräfte in alle Richtungen strömt

und heimholt von überall her

beladen mit Duft und Staub

ich segne dich mit der Kraft

die zärtlich mein Herz umfängt

mich ganz durchwärmt

und wieder unerreichbar scheint

ich segne dich mit meiner brüchigen Hoffnung

mit meiner zerfransten Sehnsucht

mit meiner entliehenen Liebe

es ist alles offen

Christa Peikert-Flaspöhler

Segen Der Segen des lebendigen und lebenschaffenden Gottes gehe mit uns

in dieser Zeit des Dunkels

(und der Traurigkeit für so viele Menschen)

List soll werden, so ist die Verheißung.

Durch uns, mit uns.

Ja, es geschehe.

Es segne und behüte uns unser Gott,

der Gott, der uns Vater und Mutter zugleich ist

der Gott, der uns in Jesus so nahe gekommen ist,

der Gott, durch dessen lebendigen Hauch wir leben.

Wir gehen im Frieden.

Brigitte Enzner-Probst

Das Licht der Weisheit Das Licht der Weisheit erhelle uns den Weg.

Der Baum des Friedens gebe uns Schatten.

Der Wind der Liebe trage uns fort.

Die Kraft der Verwurzelung

lasse uns beweglich sein.

Gottes Segen fließe

durch uns hindurch

und begleite uns,

wenn wir gehen.

Segen des lebendigen Gottes Der Segen des lebendigen Gottes

gehe mit uns,

auch in dunklen Zeiten.

Licht soll werden,

so die Verheißung.

Gott erfülle dich Gott erfülle Dich

so, wie eine Kerze,

die einen Raum mit Licht erfüllt.

Segen der vier Himmelsrichtungen Der Segen des Südens

umschwinge Dich mit warmer Atmosphäre,

mit kerniger Nahrung zum Leben.

Der Segen des Nordens

fordere Deine Tatkraft heraus

und Deine wilde Entschlossenheit.

Der Segen des Westens

entflamme Deine Leidenschaften

grenzenlos.

Der Segen des Ostens

sende sein Licht herab

und erhelle Dir jeden neuen Tag.

So sei der Segen Gottes mit Dir auf allen Deinen Wegen.

nach H. Strack

Segen zur Stärkung Göttliche Kraft stärke Deine Rücken,

so dass du aufrecht gehen kannst,

wo man dich beugen will.

Göttliche Zärtlichkeit bewahre deine Schultern

so dass die Lasten, die du trägst,

nicht zu schwer sind

und dich nicht niederdrücken.

Göttliche Weisheit bewege deinen Nacken

so dass du den Kopf frei heben kannst.

So sei der göttliche Segen mit Dir

auf allen deinen Wegen,

bei jedem neuen Schritt.

nach Hanna Strack

Hildegard von Bingen „Sie wird unsere Füße lenken

auf dem Weg zu uns

und der Friede wird über unseren Schritten sein.“

H. v. Bingen

Nachdenk-

und Andachtstexte Gebet Gott, Mutter und Vater unseres Lebens,

täglich spüren wir die Brüche unseres Lebens schmerzlich.

Wir wollen schweigen, aber reden,

wir wollen reden, aber schweigen.

Wir wollen allein sein und greifen doch zum Telefonhörer,

wir wollen Gemeinschaft und bleiben dennoch allein.

Unser Herz spürt Hunger und unseren Mund stopfen wir voll,

unsere Gedanken brauchen Zeit, aber wir geben sie ihnen nicht.

Wir sehen uns danach, ganz zu sein.

Ganz im Reden, ganz im Schweigen,

ganz im Alleinsein, ganz im Zusammensein

ganz im Aufnehmen, ganz im Abgeben.

Wenn wir zu dir kommen mit unserer Sehnsucht,

komm uns entgegen.

Wenn wir bei dir vereilen in unserem Schmerz,

wende dich uns zu.

Segne unsere Bruchstellen,

dass wir in dir ganz werden. Amen.

Silke Kragt

Mein sind die Jahre nicht Mein sind die Jahre nicht,

die mir die Zeit genommen.

Mein sind die Jahre nicht,

die etwa möchten kommen.

Der Augenblick ist mein

und nehm’ ich den in acht,

so ist der mein,

der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius

Evangelium der Maria Magdalena Denn der Sohn des Menschen

ist in Eurem Innern.

Folget ihm nach!

Die ihn suchen, werden ihn finden.

Ev. Maria Magdalena, 1./2. Jhd. n. Chr.

Zeit Als Gott die Zeit gemacht hat, hat er genug davon gemacht.

Irisches Sprichwort

Gönne Dich Dir selbst „Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe

ich am meisten Mitleid mir Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen

Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich

nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist

viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen

und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Wenn Du Dein

ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung

vorsiehst, soll ich Dich da loben? Darin lobe ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben,

der das Wort Salomons kennt: „Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit“ (Sir. 38,25).

Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.

Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden

ist (1. Kor. 9,22), lobe ich Deine Menschlichkeit – aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie aber

kannst Du voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selber verloren hast? Auch Du bist ein

Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, mußt Du also

nicht nur für alle andern, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn würde

es Dir sonst nützen, wenn du – nach dem Wort des Herrn (Mt 16,26) – alle gewinnen, aber als

einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann

sei auch Du selbst Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst

nichts von Dir haben? Wie lange bist Du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Ps

78,39). Wie lange noch schenkst Du allen anderen Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selbst! Ja

wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir

selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder

einmal. Sie wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“

Bernhard von Clairvaux, 12. Jhd.

Hoffnung “Die Hoffnung, die das Risiko scheut,

ist keine Hoffnung.

Hoffen heißt an das Abenteuer

der Liebe glauben,

Vertrauen zu den Menschen haben,

den Sprung ins Ungewisse tun

und sich ganz Gott überlassen.“

Dom Helder Camara

Leben allein genügt nicht Leben allein

genügt nicht!

Sonnenschein,

Freiheit

und

eine kleine Blume

muss man haben!

Hans Christian Andersen

Geschichte von Gott O ja

ich erzählte von Gott

wie er nach langem Zögern

wieder mal nach Hause ging.

Gestern habe ich das Haus gesehen

genau wie ich es erfunden hab

mit roten Dachpfannen

Butzenscheiben

und grünen Fensterläden

unmittelbar hinter den sechzehn Pappeln am Deich.

Mein Herz stand still

und ich ertrank beinah

in Gänsehaut.

Schrecklich nervös

ging ich zur Tür

auf dem Namensschild stand: g punkt ott

das war die Chance

meines Lebens.

Gott vor dem Himmel zu sprechen

ich hatte tausend Fragen

und nahm mir vor, mit etwas ganz Einfachem zu beginnen

nicht sofort mein Pulver zu verschießen

mit

einer Frage

warum sind in deinem Namen

und dem des Vaterlandes so viel Kriege

geführt und so viel Menschen geopfert worden

das könnte ihn vielleicht abschrecken.

Ich überlegte eine ganz ganz höfliche Frage

mit der ich beginnen würde:

Grüß Gott

haben sie auch was mit dem Lotto zu tun?

Ich stellte mir vor, dass er dann lachen

und sagen würde:

Nein, Hermannus Jantius

dein Schicksal liegt in deiner Hand

oder so was Ähnliches

in jedem Fall etwas sehr Tiefsinniges.

Ich blieb nervös

holte tief Luft

und klopfte an die Tür.

Ein kleines

liebes

altes Frauchen öffnete.

„Guten Tag

ist Gott zu Hause?“

„Du sprichst mit ihm, junger Mann!“

Hermann van Veen

Wenn ich stehe... Ein in Meditation erfahrene/r Frau/Mann wurde

einmal gefragt, warum sie/er trotz seine/r vielen

Beschäftigungen immer so gesammelt

sein könne. Diese/r sagte:

Wenn ich stehe, dann stehe ich

wenn ich gehe, dann gehe ich

wenn ich sitze, dann sitze ich

wenn ich esse, dann esse ich

wenn ich spreche, dann spreche ich...

Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und

sagte: Das tun wir auch, aber was machst

du noch darüber hinaus?

Sie/er sagte wiederum:

wenn ich stehe, dann stehe ich

wenn ich gehe, dann gehe ich

wenn ich sitze, dann sitze ich

wenn ich esse, dann esse ich

wenn ich spreche, dann spreche ich...

Wieder sagten die Leute:

Das tun wir doch auch. Sie/er aber sagte zu

Ihnen: Nein,

wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon

wenn ihr steht, dann lauft ihr schon

wenn ihr lauft,

dann seid ihr schon am Ziel...

Ein Zen-Möch/Eine weise Frau

Und wenn ich zu Dir bete Du, Grund im Unergründlichen

Du, bildlos –

transparent in jedem Atemzug

und Liebesstrahl –

Ich weiß Dich durch mein Staunen

und mein Danken

für das Geschenk zu sein.

ZU SEIN:

Und wenn ich zu Dir bete

bin ich ein Baum

der staunend gehen kann,

weil seine Wurzeln, erdgebunden,

lächeln.

Ruth C. Cohn

Verweilen Lass mich langsamer gehen, Gott.

Entlaste das eilige Schlagen meines Herzens

durch das Stillwerden meiner Seele.

Lass meine hastigen Schritte stetiger werden

mit dem Blick auf die weite Zeit der Ewigkeit.

Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages

die Ruhe der ewigen Berge.

Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln

durch die sanfte Musik der singenden Wasser,

die in meiner Erinnerung lebendig sind.

Lass mich die Zauberkraft des Schlafes

erkennen, die mich erneuert.

Lehre mich die Kunst des freien Augenblicks.

Lass mich langsamer gehen,

um eine Blume zu sehen,

ein paar Worte mit einem Freund/einer Freundin zu wechseln,

einen Hund zu streicheln,

ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.

Lass mich langsamer gehen, Gott,

und gib mir den Wunsch,

meine Wurzeln tief in den ewigen Grund

zu senken,

damit ich emporwachse

zu meiner wahren Bestimmung.

Gebet aus Südafrika

Gedanken zu Lukas 4,18: Geist Im Hebräischen ist

Geist – ruach – weiblich:

die Geistin,

das weibliche Gesicht Gottes.

Im Deutschen ist Geist männlich:

der Geist,

eine Person der Dreieinigkeit.

Jesus hat seine Bibel

hebräisch gelesen:

Die Geistin Gottes ruht auf mir,

sie hat mich gesalbt,

um das Evangelium den Armen

zu verkünden.

Hanna Strack

Begleite uns, Gott Begleite uns, Gott, wie eine Freundin

heraus aus verschlossenen Räumen,

dass wir ins Freie kommen,

neue Aussicht entdecken

und die Angst hinter uns lassen:

Begleite uns, Gott, wie eine Freundin

- du bist schön, meine Freundin

mir ganz zugewandt, ganz nah

du bist zärtlich und weich.

Manchmal stupst du mich und sagst:

Geh, ich komm ja mit. Du machst mir Mut

und du bist ehrlich und offen zu mir

auch wenn du mir meine Grenzen zeigst.

Begleite uns, Gott, heraus aus verschlossenen Räumen

- wer hat zugeschlossen – ich selbst von innen

oder haben andere mir diese Enge auferlegt

und ich habe es zugelassen? Wo ist der Schlüssel?

Hier sitze ich mit meinen noch ungelebten Möglichkeiten,

meinen noch ungenutzten Fähigkeiten,

meinen Ideen, Träumen und Einfällen,

mit allem, was ich auch noch sein könnte.

Begleite uns, Gott, dass wir ins Freie kommen

- freie Luft atmen – tief durchatmen können,

Helligkeit, die mich umfängt,

ich kann rundherum weit schauen,

ein hoher Himmel über mir

- ich fühle den Wind in meinem Haar, auf meiner Haut.

Begleite uns, Gott, dass wir neue Aussicht entdecken

und die Angst hinter uns lassen

- neue Wege, neue Möglichkeiten, Unbekanntes, das sich

zu entdecken lohnt.

Ausprobieren können – Aufstehen,

Vorwärts gehen – nicht festgelegt sein

die Enge, die Angst loslassen können,

neue Kraft spüren

- aufstehn zu einem neuen Leben.

Elfriede Clasen u.a., Jahresarbeitstagung des Nordelbischen Frauenwerkes

Credo Ich glaube an die heilige Aufregung der Frauen,

die beim Aufgehen der Ostersonne

den weggewälzten Stein sahen.

Ich teile ihre Hoffnung auf eine gelingende Gemeinschaft

der Heiligen, einer Gemeinschaft befreiter Schwestern,

erlöster Brüder, wo keiner wie ein Stein

das Leben des anderen verschließt.

Ich glaube an die wahre Unsterblichkeit Jesu,

in dessen Begegnungen die tiefe Kraft des Lebens

der Menschen ganz nahe kam,

der unabhängig von der Macht und Meinung

anderer alles Lebensverneinende anging,

sich einmischte und aufrieb,

bis ihm selbst das Recht zu leben genommen wurde

und er gemordet wurde unter dem Hass.

So reiht er sich in jene scheinbar endlose Kette

Missachteter und Ermordeter, deren leid

sich nicht in Worte fassen lässt.

Und dennoch können wir nicht schweigen,

sonst würden wir irr.

Ich glaube an das zarte, zerbrechliche Geheimnis

des Lebens, das wir Gott nennen,

verborgen wie ein Korn in der Erde,

das uns in allem fragend begegnet

und unsere Liebe, unsere Angewiesenheit

und Verantwortung wachruft. Amen.

Hildegunde Wöller

Dass ich ein Mensch bin Dass ich ein Mensch bin,

habe ich gemeinsam mit vielen Menschen.

Dass ich sehe und höre und esse und trinke,

ist mir gemeinsam mit allen Tieren.

Aber, dass ich ich bin, ist nur mir eigen

und gehört mir und niemand sonst,

keinem anderen Menschen,

noch einem Engel, noch Gott,

außer, dass ich eins bin mit ihm.

Meister Eckhardt

Tradition „Tradition heißt nicht,

die Asche aufheben,

sondern die Flamme

weiterreichen.“

Mündlich überliefert

Rabbi Sussja Rabbi Sussja pflegte zu erzählen:

„Meine Mutter Mirl, der Friede über ihr,

wusste nicht aus dem Gebetbuch zu beten.

Nur den Segen wusste sie zu sprechen.

Und wo sie am Morgen den

Segen sprach, da ruhte tagsüber

der Lichtschein der Heiligen Schechina“ (Gegenwart Gottes).

Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim

Pinnwand So vieles ist wichtig

so vieles dürfen wir nicht

vergessen müssen wir

merken aufschreiben

notieren anheften

aussondern wegwerfen

jeden Tag sieht sie anders aus

die Pinnwand

einen Tag einmal leerräumen

damit wir uns nicht

verzetteln

Gott!

Christel Voß-Goldstein

Aus der Tiefe Aus der Tiefe wachsen Lebenskräfte,

aus dem Innern wirken Schöpfungsmächte,

aus den Nächten keimen helle Lichte –

aus der Mitte neues Leben.

Dorle Schönhals-Schlaudt / Bernd Schlaudt

Des Jahres erster Morgen Des Jahres erster Morgen

Entstieg dem Strom der Zeit

Und trug des alten Sorgen

Ins Meer der Ewigkeit.

Jauchzt diesem Tag entgegen,

Der neues Leben bringt,

Und nehmt mit Dank den Segen,

Mit dem er uns umschlingt!

um 1850

Achtnich, E.: Frauen, die sich trauen. Ein Vorlesebuch. Lahr 1994.

Becker, Ulrich/Johannsen, Friedrich & Noormann, Harry: Neutestamentliches Arbeitsbuch

für Religionspädagogen. Stuttgart 1997, 2. Auflage.

Bundschuh-Schramm, Christiane & Casel, Gertrud (Hg.): Frauen Predigen. Zu Themen.

Zu Frauengestalten. Zur Bibel. Düsseldorf 1998.

Burster, Simone/ Denz Barbara/ Foitzik-Eschmann, Dorothee/ Pemsel-Maier, Sabine/

Remmlinger, Barbara & Schüllner, Ilse: FrauenBande. Feministisch-theologische

Themen für die praktische Arbeit mit Frauengruppen. Düsseldorf 1999.

Döbler, Dorothea: Reden wir von uns reden wir von Gott. Sechs Themenreihen für

Gesprächskreise. Wuppertal 1999.

Eltrop, Bettina & Hecht, Anneliese: Frauenbibelarbeit. Frauenbilder. Stuttgart 1998.

Enzner-Probst, B. & Felsenstein-Roßberg, A.: Wenn Himmel und Erde sich berührten.

Texte, Lieder und Anregungen für Frauenliturgien. Gütersloh 1993.

Fritsch, S. & Wartenberg-Potter, B.: Die tägliche Erfindung der Zärtlichkeit: Gebete und

Poesie von Frauen aus aller Welt. Gütersloh 1986.

Geocke-Seischab, Margarete Luise: Von Klee bis Chagall. Kreativ arbeiten mit zeit-

genössischen Graphiken zur Bibel. München 1994.

Kohler-Spiegel, Helga & Schachl-Raber, Ursula: Wut und Mut. Feministisches Mate-

rialbuch für Religionsunterricht und Gemeindearbeit. München 1991.

Korenhof, M. (Hg.): Mit Eva predigen - ein anderes Perikopenbuch. Rheinland 1996.

Kruse, Ingeborg: Frauenkonkordanz zur Bibel. Stuttgart 2001.

Kruse, Ingeborg: Mirjams Lied. Frauen und Mädchen in den Geschichten der Bibel. Wien

2000.

Schmidt, E. R.: Feministisch gelesen — ausgewählte Bibeltexte für Gruppen, Ge-

meinden, Gebete für den Gottesdienst. Band 2. Stuttgart 1989.

Schmidt, E. R/ Korenhof, M. & Jost, R. (Hg.): Feministisch gelesen: 32 ausgewählte

Bibeltexte für Gruppen, Gemeinden und Gottesdienste. Band 1. Stuttgart 1990.

Schneider, H.: Anstöße für lebendige Gespräche in Frauengruppen. Düsseldorf 1994.

Weigle, M.: Bibelarbeit mit Frauen: Methode und Auslegungen sowie ein Beitrag zum

Thema: "Machen Frauen eine andere Theologie als Männer?". Gelnhausen, 1979.

Literaturhinweise


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