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Margarethe Müller Daten - Home: Office Seating, Dining, …€¦ ·  · 2015-02-10Der Besuch ist...

Date post: 07-Jun-2018
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FORUM MESSENACHBERICHT TRADE FAIR REPORT Margarethe Müller, Architektin aus Basel, berichtet vom 15. Designers' Saturday in Langenthai Margarethe Müller, architect from Basel, reports from the 15th Designers' Saturday in langenthai Der Auftritt des österreichischen Möbelherstellers Wittmann im City Center wurde von ]örg Boner gestaltet. Der 1987 gegründete und alle zwei Jahre stattfindende Designers' Saturday im schweizerischen Langenthai hat sich längst als Pflicht- termin im internationalen Designmessenkalender etabliert. Wobei das Wörtchen "Pflicht" hier besonders unpassend erscheint, denn die Atmosphäre in Langenthai ist kaum mit den üblichen Veranstal- tungen in trostlosen Messehallen vergleichbar. Das findet auch die Basler Architektin Margarethe Müller, die für uns beim 15. Desig- ners' Saturday im November vergangenen Jahres vor Ort war. The Designers' Saturday founded in 1987 and held every two years in the Swiss town of Langenthai has long established itself as a must- attend event in the international calendar of design trade fairs. Thereby the term "must" is particularly inappropriate in this context since the atmosphere in Langenthai can hardly be compared with the usual events in dismal exhibition halls. This opinion is shared by Basel-based architect Margarethe Müller, who attended the 15th Designers' Saturday for us that took place last November. 032 . AlT 1/2.2015 o S eit dem 19. Jahrhundert existieren in der kleinen Schweizer Gemeinde Langen- thai zahlreiche Industriebetriebe, die vor allem die verkehrsgünstige Lage des Ortes zu schätzen wissen. Darunter befanden sich von Beginn an viele Unternehmen der Schweizer Möbel- und Einrichtungsbranche. Die kamen 1987 auch auf die Idee, den Designers' Saturday, eine Art gemeinsamen Tag der offenen Tür, ins Leben zu rufen. Seither öffnen die beteiligten Unternehmen im Rhythmus von zwei Jahren ihre Werkstore und stellen ihre Räumlichkeiten als Ausstellungsfläche auch für andere Hersteller aus der Branche zur Verfügung. Zum 15. Designers' Saturday im vergange- nen Jahr präsentierten sich so insgesamt 70 Aussteller sowohl aus der Schweiz als auch aus dem europäischen Ausland - darunter altbekannte Größen wie Vitra und USM Haller, aber auch kleinere Designhersteller wie zum Beispiel die Leuchten- manufaktur Sattler aus GÖppingen. Daneben waren fast alle Schweizer Hochschulen, die eine Designausbildung anbieten, mit Ständen vertreten. Verteilt waren die Aus- steller auf sechs Orte. So öffneten neben dem City Center der Teppichhersteller Ruck- stuhl, das Holzbauunternehmen Hector Egger, der Textilfabrikant Creation Baumann, die Glasfirma Trösch sowie der Möbelproduzent Girsberger ihre Tore. Zwischen den Stationen verkehrte ein Shuttlebus-Service, welcher auch den Bahnhof und zwei große Parkplätze am Stadtrand anfuhr. - Und damit ist auch schon das Besondere am Ausstellungskonzept des Designers' Saturday erklärt: Anstatt ziel- und hilflos durch 01 Fotos Videos + Extras in APP
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FORUM MESSENACHBERICHT • TRADE FAIR REPORT

. ~

Margarethe Müller, Architektin aus Basel, berichtet vom 15. Designers' Saturday in Langenthai Margarethe Müller, architect from Basel, reports from the 15th Designers' Saturday in langenthai

Der Auftritt des österreichischen Möbelherstellers Wittmann im City Center wurde von ]örg Boner gestaltet.

Der 1987 gegründete und alle zwei Jahre stattfindende Designers' Saturday im schweizerischen Langenthai hat sich längst als Pflicht­termin im internationalen Designmessenkalender etabliert. Wobei das Wörtchen "Pflicht" hier besonders unpassend erscheint, denn die Atmosphäre in Langenthai ist kaum mit den üblichen Veranstal­tungen in trostlosen Messehallen vergleichbar. Das findet auch die Basler Architektin Margarethe Müller, die für uns beim 15. Desig­ners' Saturday im November vergangenen Jahres vor Ort war.

The Designers' Saturday founded in 1987 and held every two years in the Swiss town of Langenthai has long established itself as a must­attend event in the international calendar of design trade fairs. Thereby the term "must" is particularly inappropriate in this context since the atmosphere in Langenthai can hardly be compared with the usual events in dismal exhibition halls. This opinion is shared by Basel-based architect Margarethe Müller, who attended the 15th

S· Designers' Saturday for us that took place last November.

032 . AlT 1/2.2015o

Seit dem 19. Jahrhundert existieren in der kleinen Schweizer Gemeinde Langen­

thai zahlreiche Industriebetriebe, die vor allem die verkehrsgünstige Lage des

Ortes zu schätzen wissen. Darunter befanden sich von Beginn an viele Unternehmen

der Schweizer Möbel- und Einrichtungsbranche. Die kamen 1987 auch auf die Idee,

den Designers' Saturday, eine Art gemeinsamen Tag der offenen Tür, ins Leben zu

rufen. Seither öffnen die beteiligten Unternehmen im Rhythmus von zwei Jahren ihre

Werkstore und stellen ihre Räumlichkeiten als Ausstellungsfläche auch für andere

Hersteller aus der Branche zur Verfügung. Zum 15. Designers' Saturday im vergange­

nen Jahr präsentierten sich so insgesamt 70 Aussteller sowohl aus der Schweiz als

auch aus dem europäischen Ausland - darunter altbekannte Größen wie Vitra und

USM Haller, aber auch kleinere Designhersteller wie zum Beispiel die Leuchten­

manufaktur Sattler aus GÖppingen. Daneben waren fast alle Schweizer Hochschulen,

die eine Designausbildung anbieten, mit Ständen vertreten. Verteilt waren die Aus­

steller auf sechs Orte. So öffneten neben dem City Center der Teppichhersteller Ruck­

stuhl, das Holzbauunternehmen Hector Egger, der Textilfabrikant Creation Baumann,

die Glasfirma Trösch sowie der Möbelproduzent Girsberger ihre Tore. Zwischen den

Stationen verkehrte ein Shuttlebus-Service, welcher auch den Bahnhof und zwei

große Parkplätze am Stadtrand anfuhr. - Und damit ist auch schon das Besondere am

Ausstellungskonzept des Designers' Saturday erklärt: Anstatt ziel- und hilflos durch

01 Fotos ~ Videos + Extras in APP

Margarethe Müller Daten & Fakten · Facts & Figures Designers' Saturday 2014

1977 geboren 2001-07 Architekturstudium in Weimar Besucher' Visitors 16.000 Designers" Saturday Awards 2014 Silber Axor-Hansgrohe, Design : Ana'ide Gregory Studio

2007-09 Büro jean-Paul jaccaud Architectes in Genf Aussteller' Exhibitors 70 Gold Schätti Leuchten, Design: jörg Boner Bronze USM Möbelbausysteme, Design: atelier 01

2009 Bürogründung Müller Meier Schmitz in Basel Ausstellungsorte • Exhibition venues 6 Silber Horgenglarus, Design: Studio Hannes Wettstein Publikumspreis Ruckstuhl, Design: Ulf Moritz

Creaplant, Spezialist für Innenraumbegrünungen, verwandelte die Lagerhalle von Girsberger in einen Dschungel.

ein großes, unpersönliches Messegebäude ohne Tageslicht zu mäandern, flaniert man

in Langenthai zwischen den einzelnen Stationen hin und her. Der Besuch ist in Etap­

pen unterteilt, und zwischen jeder Station gewinnt man - durch die Überbrückung

der räumlichen Distanzen - ein bisschen Zeit zum Durchatmen und zur Verarbeitung

des Gesehenen. Außerdem waren die Veranstalter so clever und haben in den

Eintrittspreis von 30 CHF (ca . 24 EUR) auch eine Verpflegungspauschale eingerechnet.

So gibt es am Ende jeder Station eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Und wäh­

rend man nun dasteht und sich stärkt, kann man das Gesehene nochmals reflektieren

und die jeweils spezifische Atmosphäre eines Ortes - zum Beispiel den in der Luft

hängenden Holzgeruch in den Hallen von Hector Egger - nachwirken lassen.

Die Designers' Saturday Awards 2014

Traditionell werden die besten Inszenierungen der Langenthaler Messe mit den

Designers' Saturday Awards geehrt. Die Auszeichnung in Gold überreichte die fünf­

köpfige Jury dieses Mal an den Leuchtenhersteller Schätti. Dessen Produkte wurden

von Designer Jörg Boner in einer kontrastreichen Installation in Szene gesetzt. Der

zweite Preis - die Kategorie Silber - wurde wiederum doppelt vergeben: zum einen

an Horgenglarus für ihre von Studio Hannes Wettstein gestaltete Untergrund-Inszenie­

rung im Keller des Werksgebäudes von Ruckstuhl und zum anderen an Axor-Hans­

grohe für die Produktinszenierung von Anai'de Gregory Studio. Bronze ging schließlich

an USM Haller und deren von atelier 0 " gestalteten Auftritt. Mein persönliches

Highlight des letzten Designers' Saturday war ohne Zweifel der bereits erwähnte

Auftritt der Traditionsfirma Horgenglarus. Der Besucher wurde zunächst von einem an

die Wand projektierten Schatten des Sitzflächen-Geflechts des Stuhlklassikers Moser

empfangen. Während man an dieser Wand entlangging, sah man bereits am Ende des

Ganges eine punl<tuell beleuchtete, archaische und mannshohe Holzskulptur. Die

abknickende Wegführung leitete einen anschließend in einen großen, leeren Raum,

von dessen Decke Wurzelstöcke in den Luftraum wuchsen. Hinter dieser Referenz an

das Ausgangsmaterial der Horgenglarus-Produkte versammelte sich eine Gruppe von

weiteren Holzskulpturen. Erst auf den zweiten Blick ließ sich erahnen, dass die

Skulpturen aus den Einzelteilen zusammengefügt waren, aus denen sich normaler­

weise die bekannten Funktionsmöbel des Herstellers zusammensetzen. Der zweite

Inszenierung von Studio Hannes Wettstein: Horgenglarus-Präsentation im Keller der Ruckstuhlhalle

Preis bei den Designers' Saturday Awards war also mehr als verdient. Die Aus­

stellungsmacher haben wunderbar auf den vorhandenen Ort mit seinem rauen und

dunklen Charakter reagiert und diesen eingängig mit der Geschichte und den

Produkten der Firma Horgenglarus verbunden. Eine weitere Inszenierung von Studio

Hannes Wettstein bildete die Ausstellung des Haushaltsgeräteherstellers Bauknecht in

der großen Werkshalle von Hector Egger. Die Designer definierten durch metallische

Außenwände einen abgegrenzten Raum, der durch eine kreisrunde Öffnung betreten

werden konnte. Man ging sozusagen in eine Waschmaschine hinein . Im Inneren kam

man zum Glück jedoch nicht während des Schleudervorgangs an, sondern die

Wäsche hing bereits auf der Leine. So ging es durch einen Wald von Wäschebahnen

auf eine im Zentrum der Installation gelegene Lichtung. Hier waren wiederum meh­

rere Waschmaschinen auf hohe Sockel aufgesetzt und von oben beleuchtet. Der

Besucher konnte sich nun auf von den Wäscheleinen abgehängten Schaukeln nieder­

setzen und die Situation auf sich wirken lassen.

6 Ausstellungsorte, 70 Aussteller und 16.000 Besucher

Die Firma Ruckstuhl, die mit ihrem Firmengebäude auch einer der Gastgeber war,

stellte in ihrem Ausstellungsbereich unter anderem das neue Produkt "Maglia" vor,

einen groben Strickteppich, dessen Fasern von der südamerikanischen Fique-Pflanze

stammen. Um die Herstellung dieser Teppiche zu demonstrieren, ließ Ruckstuhl zwei

Mitarbeiterinnen der kolumbianischen Kooperative, die diese Teppiche in Handarbeit

herstellt, einfliegen. Jeweils eine 'der beiden Frauen saß auf einem Stuhl im

Mittelpunkt des Standes und zeigte den Besuchern, wie die Teppiche mit großen

Nadeln gearbeitet werden. Ihr Arbeitsrhythmus, der durch regelmäßige Pausen unter­

brochen wurde, um die schwere Teppichbahn am Boden neu zu ordnen, hatte fast

meditative Züge. Diese anschauliche Vorführung, entwickelt durch den Designer Ulf

Moritz, war so beeindruckend, dass die Besucher des Designers' Saturday ihr den

Publikumspreis verliehen. Ohne Umstände ist damit auch die zweite Besonderheit

des Designers' Saturday erklärt: Es ist die Möglichkeit, ein Produkt, welches man

sonst nur im Rahmen eines Ladengeschäfts sieht, am Ort seines Ursprungs und seiner

Herstellung kennenzulernen. Und dies genossen im vergangenen Jahr bei strahlender

Novembersonne knapp 16.000 Besucher (Rekord!).

AlT 1/2.2015 • 033

FORUM MESSENACHBERICHT • TRADE FAIR REPORT

Der von Ulf Moritz kuratierte Ruckstuhl-Auftritt in den Räumen des Herstellers war der Publikumsliebling.

Bei Hector Egger: Auftritt des Gastgebers (Sergio Cavero) und Bauknecht-Inszenierung (Studio H. Wettstein)

Die von ]örg Boner gestaltete Ausstellung des Leuchtenherstellers Schätti war bei Cn~ation Baumann zu Gast.

Das Designstudio greutmann bolzern präsentierte sich bei Girsberger mit schwebender "swiss tableware" .

ince the 19th century. numerous industriai enterprises have existed in the small

Swiss municipality of Langenthai, who above all appreciate the easily accessible

location of the town . Right from the beginning, many companies from the Swiss furni­

ture and furnishing mdustry were amongst these enterprises. In 1987, they came up with

the idea to initiate the Designers' Saturday, some kind of joint open day. Since that time,

the involved companies have opened their factory gates every two years and have also

made their premises available as exhib ition space for other manufacturers from the

industry. On the occasion of the 15th Designers· Saturday last year, a total of 70 exhibi­

tors from Switzerland and other European countries presented themselves - among

them renowned names like Vitra and USM Haller, but also smaller design manufactu­

rers, such as, for example, the Sattler luminaire rnanufacture from GÖppingen.

Additionally, almost all Swiss universities offering a design education, were represented

with their own stands. The exhibitors were distributed over six locations. Next to the

city centre, carpet manufacturer Ruckstuhl, timber construction company Hector Egger,

textile manufacturer Creation Baumann, the Trösch glass company as weil as furniture

maker Grrsberger opened their gates. A shuttle bus service connected the different venu­

es, which also stopped at the railway station and two large car parks on the edge of

town. - And this already explains the special characteristic of the exhibition concept of

the Designers' Saturday: instead of aimlessly and helplessly meanderingth rough a large,

impersonal exhibition complex without daylight, visitors stroll back and forth between

the single stations in LangenthaI. The visit is divided into stages and between each loca­

tion one gains a bit of time - when covering the spatial distance between the venues ­

to catch a breath and digest what one has already seen. Furthermore, the organisers

were so clever and included a catering rate in the admission fee of 30 (HF (approx. 24

EUR) . So a little something to eat and drink is offered at the end of each stage. And while

one is simply standing there regaining one's strength, one has the opportunity to reflect

the already explored exhibits and let the specific atmosphere ofthe place - for example

the smell of wood in the air inside the halls of Hector Egger - have their full effect.

6 exhibition venues, 70 exhibitors and 16,000 visitors

The best presentations at the Langenthai exhibition are traditionally awarded the De­

signers' Saturday Awards. This time, a frve-member jury presented the award in gold to

luminaire manufacturer Schätti, whose products were staged by designer Jörg Boner in

a high-contrast installation. The second prize - the silver category - was awarded twice:

firstly to Horgenglarus for their underground presentation designed by Studio Hannes

Wettstein in the basement of a Ruckstuhl factory building, and secondly, to Axor­

Hansgrohe for the product staging by Ana·ide Gregory Studio. Bronze went to USM Haller

and their appearance conceived by atelier of. My personal highlight at the last

Designers' Saturday was without doubt the already mentioned appearance of the tradi­

tion-rich Horgenglarus Company. At first, the visitor was greeted bya shadow projected

onto a wall depicting the seating surface mesh ofthe classic Moser Chair. While walking

past this wall, one already noticed a highlighted, archaic and man-high wood sculpture

at the end of the aisle. The bent route layout subsequently guided the visitor into a large,

empty space, where rootstocl<s grew from the ceiling into the void. A group of more

wood sculptures gathered behind this reference to the basic raw material of Hor­

genglarus products_ Only at second glance one could vaguely recognise that these sculp­

tures were assembled from individual parts, which are normally used to build the

manufacturer's well-known functional furniture. Consequently, the second prize at the

Designers' Saturday Awards was weil deserved. The organisers of the exhibition have

wonderfully reacted to the existing venue and plausibly connected it with the history

and the products of the Horgenglarus Company. The Rucl<stuhl Company, in turn , which

was one of the hosts by making their company buiiding available, presented, amongst

other things, the new product "Maglia" in their exhibition area, a coarsely knitted car­

pet, the fibres of which are produced from the South Amencan fique plant. In order to

demonstrate the productron process of these carpets, Ruckstuhl had two employees

from the Columbine cooperative f10wn in , who do these carpets by hand. One of the

two women was sitting on a (hair in the middle of the stand and showed the visitors

how the carpets are created with large needles. The women's work rhythm had almost

meditative features. This vivid presen1ation, developed by deSigner Ulf Moritz, was so

impressive that the visitors to Designers· Saturday awarded it the audience prize.

Without any more ado, this explains the second special characteristic of the Designers'

Saturday: it is the possibility to get to know a product, which one otherwise only sees

in the context of a store, at the place of its origin and its production. And last year,

almost 16,000 visitors enjoyed this possibility In the bright November sun (new recordD.

034 . AlT 112.2015 01 Fotos ~ Videos + Extras in APP


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