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Magazin des Weltfriedensdienst e.V. 3/2017 - wfd.de · Mehr zu unserer Friedensarbeit finden Sie...

Date post: 17-Sep-2018
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Magazin des Weltfriedensdienst e.V. 3/2017 JAHRESBERICHT 2016 +++ Guinea-Bissau: Friedensaktivisten bilden das Logo des Projekts Mom ku Mom (Hand in Hand) nach ENTHÄLT DEN FINANZBERICHT 2016
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Magazin des Welt friedensdienst e.V.

3/2017

JAHRESBERICHT2016

+++ Guinea-Bissau: Friedensaktivisten bilden das Logo des Projekts Mom ku Mom (Hand in Hand) nach

ENTHÄLT DEN FINANZBERICHT 2016

2 Querbrief 3/2017

INHALT

Brasilien

Argentinien

Ecuador

Bolivien

NicaraguaGuatemala

Guinea-Bissau

VORWORT Seite 4

UNSERE ARBEITSeite 7

AUS DER PROJEKTARBEIT

SIMBABWE Seite 8

GUINEA-BISSAU Seite 10

BOLIVIEN Seite 12

KAMPAGNEN- UND BILDUNGSARBEITSeite 14

ÖFFENTLICHKEITSARBEITSeite 15

SPENDENSeite 16

PARTNERSCHAFTSGRUPPENSeite 18

STIFTUNGENSeite 19

PARTNER WELTWEIT

Deutschland

PalästinaMyanmar

Laos

NamibiaSimbabwe

Südafrika

BurundiTansania

Kenia

Benin

Ghana

Guinea

Senegal

Guinea-Bissau

PROJEKTÜBERSICHTSeite 20

ORGANIGRAMMSeite 22

FINANZBERICHT 2016Seite 24

Frieden ermöglichen

Überleben sichern

Die folgenden Symbole zeigen, welchen unserer Themen die Initiative schwerpunktmäßig zugeordnet ist.Mehr zu unserer Friedensarbeit finden Sie auf S. 7

Fähigkeiten entfalten

45Projekte

31KooperantInnen

20Länder

84,9 % Projektförderung

Werbe- und Verwaltungskosten8,1 %

Projektbegleitung4,3 %Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit2,7 %

IHRE SPENDE WIRKT

3Querbrief 3/2017

4 Querbrief 3/2017

Vorwort

LOKAL, ZIVIL, KONKRET

ADVOCACY

Die personelle Zusammenarbeit von

Süd nach Nord oder von Südpartnern

untereinander haben wir auch im Jahr

2016 weiter ausgeweitet. Unser Multi-

Stakeholder-Ansatz setzt auf gemeinsa-

me Netzwerke und die gebündelte Kraft

und Verhandlungsmacht von Nichtre-

gierungsorganisationen. Interessensre-

präsentation und Einflussnahme auf die

lokalen Regierungen auf Distrikt- und

nationaler Ebene gehört für die meisten

Partnerorganisationen zur täglichen Ar-

beit. Auf internationaler Ebene konnten

wir für unsere Partnerorganisationen

Anhörungen, Austausche, Besuche von

Abgeordneten-Gruppen im Deutschen

Bundestag oder vor dem Europäischen

Parlament und vor Interessengrup-

pen organisieren. Voraussetzung und

Grundlage dafür sind unsere langfris-

tigen und vertrauensvollen Kooperatio-

nen mit unseren Partnern.

INTEGRATIONSERFAHRUNGEN

Das Thema Migration beschäftigt uns

seit Herbst 2015. So erstellten wir eine

Studie, die mit der Zuwendung von Rolf-

Albert Schmitz realisiert werden konnte,

der mit seiner Stiftung Solidarität und

Menschenrechte (SUM) Aktivitäten und

Projekte des Weltfriedensdienst e.V.

unterstützt. Die Studie untersuchte die

Umsetzungsmöglichkeiten, Bedarfe und

Bedingungen, wie das Wissen und die

Erfahrungen unserer Partner in gemein-

wesen-orientierter Trauma-Arbeit bei

der Integration und Betreuung Geflüch-

teter in Wert gesetzt werden können.

Ein durchaus komplexes Thema. Im

Sommer 2016 wurde gemeinsam mit

einer MigrantInnenorganisation ein

Projektantrag für psychosoziale Quali-

fizierungsmaßnahmen für geflüchtete

Menschen und Menschen mit Mig-

rationshintergrund beim Bundesamt

für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

gestellt. Dieser wurde im März 2017

abgelehnt. Und doch waren es wichtige

Themen und eine gute Erfahrung für

uns. Wir werden uns weiter im Bereich

Migration engagieren und einen Einsatz

von geflüchteten Menschen in der Ge-

schäftsstelle prüfen.

Im Jahr 2016 packte der Weltfriedensdienst e.V. Themen an, die Mitglieder, Geschäftsstelle und Vorstand gleichermaßen beschäftigen: Wie lässt sich personelle Zusammenarbeit organisieren, so dass Süd und Nord voneinander lernen? Oder auch: welcher Beitrag von unserer Seite ist möglich angesichts der Situation von geflüchteten Menschen in Deutschland?

Konflikte gehören zum Leben dazu. Problematisch wird es nur, wenn sie mit Gewalt ausgetragen werden. Der Weltfriedensdienst und seine Partner setzen sich weltweit für Gewaltprävention und Friedensförderung ein.

5Querbrief 3/2017

Vorwort

WASSER VERBINDET

Der Weltfriedensdienst e.V. beschäftigt

sich seit mehreren Jahren mit dem wich-

tigen Friedensthema Wasser – es gibt

die Website wasserraub.de mit Beiträ-

gen und Informationen, die die Zusam-

menhänge von Wasserraub, Landflucht

und Vertreibung thematisieren. Diese

Interdependenzen globalen Handelns

kennenzulernen und sich darüber

zu orientieren, welche Maßnahmen

gegen Wasserraub zu ergreifen sind,

ist Auftrag unserer Kampagnen- und

Bildungsarbeit. Wir entwickeln dieses

Thema weiter zu „Wasser verbindet“,

einem Projekt, das in Deutschland

wirkt und dazu das Erfahrungswissen

von Südpartnern als Input und Lern-

inhalte nutzt. So sind Aufklärung und

Bildung in Deutschland direkt mit

unseren internationalen Kooperationen

verbunden und sorgen für eine gegen-

seitige Bereicherung. Die Einbindung

von Mitgliedern und Freiwilligen in die

Kampagnenarbeit stellt dabei ein Ziel

für sich als auch eine Voraussetzung

dar. Als Zeichen des Erfolgs sehen

wir, dass unsere Expertise zunehmend

von Medienpartnern, Akademien und

Austauschforen angefragt wird. Ebenso

ist es eine Freude, mit diesem Thema

unsere Projektpartner stärker in unsere

Bildungsarbeit zu involvieren. Die

Mitglieder und Freunde des Vereins en-

gagieren sich mit großem persönlichem

Einsatz in den Projektpartnerschaften

und stellen ihre Kontakte und ihre Zeit

gern zur Verfügung, um Zielgruppen

für die Bildungsarbeit zu erschließen.

Diese ehrenamtliche Arbeit ist ein gro-

ßes Plus für den Verein, für die wir sehr

dankbar sind.

FRIEDENSARBEIT IN PERU

Die Themen Menschenrechte und Res-

sourcenschutz packen wir aktiv an, so

auch in unserem neuen Projekt in Peru,

mit dessen Umsetzung wir im Jahr 2017

begonnen haben. In Kooperation mit

Kené – Instituto de Estudios Forestales

y Ambientales können wir hier unseren

profilbildenden Schwerpunkt der Arbeit

zu Ressourcenkonflikten weiter stär-

ken. Wir unterstützen die Umwelt- und

Menschenrechtsaktivisten vor Ort auch,

indem wir der Partnerorganisation über

die Verbindung Peru – Deutschland

zu einem besseren Standing im Land

verhelfen.

MENSCHENRECHTE IN PALÄSTINA

Intensive Gespräche wurden geführt,

um die Arbeit des Weltfriedensdienst

e.V. in Palästina zu erweitern. Seit

den Anfängen des Vereins sind wir in

Palästina aktiv und suchen gemeinsam

mit Partnerorganisationen Wege, um

die Gesellschaft zu stärken und auf

ein Ende der Besatzung hinzuarbeiten.

Gemeinsam mit unserer Partnerorgani-

sation Al-Haq verstehen wir als Voraus-

setzung dafür, dass Übereinstimmung

über gleiche Rechte für Israelis und

Palästinenser in Israel, die Beendigung

der Besatzung und die grundsätzliche

Anerkennung der Rechte der Flüchtlinge

von 1948 gefunden werden kann.

Junge Frauen in Laos ohne Chance auf Zugang zu formaler Bildung erhalten eine Näherinnen-ausbildung, um ihre Einkommenssituation und das Dienstleistungsangebot in ihrem Dorf zu verbessern.

6 Querbrief 3/2017

Vorwort

GESCHÄFTSSTELLE UND VORSTAND

Der ehrenamtliche Vorstand besteht

aus acht Mitgliedern. Er traf sich sechs

Mal im Jahr 2016. Die Koordination der

Vorstandsarbeit mit den Bedarfen der

Geschäftsstelle ermöglicht eine enge

Zusammenarbeit und damit Verbesse-

rung der Steuerung und Kontrolle der

Finanzen. Damit erfüllte sich ein Ziel

der Vorstandsarbeit. Die Anforderungen

an die Friedensarbeit wachsen durch

detailreiche Nachweispflichten und

unseren eigenen Qualitätsanspruch.

Die wirkungsbezogene gemeinsame

Entwicklung von Projekten zusammen

mit den Südpartnern ist ein Markenzei-

chen der Arbeit des Weltfriedensdienst.

Dies weiterzuführen ist eine wichtige

Motivation für unsere erfolgreiche

Arbeit. Zugleich erfordert dies aber

auch Investitionen in gut ausgebildete

ExpertInnen, KnowHow, Modernisie-

rung von Systemen und Strukturen.

Diese Zukunftsinvestitionen werden

jenseits von Förderungen mit öffentli-

chen Mitteln finanziert werden müs-

sen – und stellen damit Chance und

Herausforderung der kommenden Jahre

dar. Im Jahr 2016 verließ die Geschäfts-

Mit den besten Grüßen,

Ihre

stelle den jahrzehntelangen Sitz in der

Hedemannstraße in Kreuzberg. Das

Problem finanzierbarer Büroräume trieb

uns nach Tegel, Am Borsigturm 9. Die

neuen hellen Büroräume, gut erreichbar

Judith Ohene

Geschäftsführung

Ursula Reich

Vorstand

Theater-Workshop in Guinea-Bissau: Regensimulation

durch die U-Bahnlinie 6, sind nun der

Standort für den Weltfriedensdienst e.V.

Wir begrüßen dort alle internationalen,

nationalen und lokalen BesucherInnen

sehr gern. Kommen Sie vorbei!

7Querbrief 3/2017

Auf den folgenden Seiten lernen Sie drei Beispiele für unsere Arbeit kennen. Dabei erfahren Sie, wie unsere Projekte was im Leben der Menschen verändern. Eine Auswahl unserer aktuellen Projekte finden Sie auf den Seiten 20-21.

weltfriedensdienst.de/ueber-uns

Unsere Arbeit

Frieden ermöglichen, Fähigkeiten entfalten und Überleben sichern – dafür engagieren wir uns gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika und hier in Deutschland.

ENGAGEMENT FÜR EINE GERECHTERE WELT

Mit unserer Friedensarbeit setzen wir uns für eine

gerechtere und friedlichere Gesellschaft ein. Mit unse-

ren Partnern in Afrika, Lateinamerika und Asien arbeiten wir

vor Ort daran, Konflikte gewaltfrei und konstruktiv zu regeln

und die Lebensgrundlagen aller Menschen zu schützen und

zu verbessern. In Deutschland sorgen wir durch innovative

Kampagnen- und Bildungsarbeit dafür, dass die Probleme

des Südens Thema bleiben und in der Politik Gehör finden.

Die Geschäftsstelle ist dabei die Zentrale unserer Friedens-

arbeit – von Kampagnen- und Bildungsarbeit über profes-

sionelle Projektbegleitung und -administration bis hin zur

Öffentlichkeitsarbeit, Spendenwerbung und allgemeiner

Verwaltung.

In unserer Projektarbeit verfolgen wir einen integrierten

Ansatz. Denn ohne Ausbildung und Bildung (Fähigkeiten

entfalten), ohne nachhaltige Landwirtschaft und die Wie-

derherstellung von Produktionsfläche (Überleben sichern),

ohne Einhaltung der Menschenrechte und ohne Präven-

tions-, Mediations- und Versöhnungsarbeit (Frieden ermög-

lichen) ist Frieden nicht möglich. Unsere Projektpartner

arbeiten daher alle – mit unterschiedlichen Schwerpunkten

– an unseren drei Themen Fähigkeiten entfalten, Überleben

sichern und Frieden ermöglichen. Die Zuordnung eines

Projektes zu einem dieser Themen (s. Seite 24) erfolgt nach

dem jeweiligen Fokus der Arbeit.

ÜBERLEBEN sichern

Selbstbestimmt die eigenen

Lebensverhältnisse verbes-

sern, Potenziale zu entfalten,

Kompetenz zu erlangen, das

wollen wir erreichen.

FÄHIGKEITEN entfaltenFRIEDEN

ermöglichenNur dort, wo sich Menschen

ohne Hass und Misstrauen

begegnen, kann es Frieden

und Entwicklung geben.

Wo Hunger herrscht, ist Frieden nicht

möglich. Ein gerechter Zugang zu

natürlichen Ressourcen, ein Mindest-

maß an sozialer Gerechtigkeit und die

grundlegenden Menschenrechte müs-

sen verwirklicht sein, um Überleben zu

sichern.

Mit den besten Grüßen,

Ihre

8 Querbrief 3/2017

Aus den Projekten

SIMBABWE: JEDER TROPFEN ZÄHLT Die Selbsthilfeinitiative TSURO ermöglicht das Überleben der Kleinbauern im östlichen Hochland von Sim-babwe. „Früher, da hatten wir Schirme gegen den Regen. Heute haben wir Schirme, damit uns die Sonne nicht verbrennt.“ Wenn die Alten in Simbabwe erzählen, klingt es wie in einem Märchen: in den Bergen sprudelten Quellen, das heute ausgetrocknete Flachland war mit Wald bedeckt, es gab reichlich Früchte, Fische, Wildtiere... Doch das ist längst Vergangenheit. Seit der Jahrtausendwende schlägt der Klimawandel erbarmungslos zu. Ein trockenes Jahr reiht sich an das nächste. Das Klimaphänomen El Niño vertrieb 2016 viele Menschen mit einer anhaltenden Dürre im südlichen Afrika von ihrem Land. Ob im Ackerbau oder in der Tierhaltung, möglichst jeder Tropfen Wasser muss deshalb nutzbar gemacht werden.

NACHHALTIGKEIT FÜR 14.000

HAUSHALTE

Doch wie schafft es TSURO, dass die

Kleinbauern der Region mitmachen? Die

Initiative setzt auf eigenverantwortliche

kleinbäuerliche Dorfgruppen. TSURO

begleitet die Gruppen im Lernprozess,

unterstützt KleinbäuerInnen bei der

Einrichtung von Vorführfeldern und

bietet Fortbildungen, Austauschbesuche

und Best-Practice-Wettbewerbe an. Oft

entwickeln die TSURO-Dorfgruppen

dabei konkrete Maßnahmen, die zu

Erfolgsmodellen werden, wie z.B. kleine

Bewässerungsprojekte, gemeinschaftli-

che Geflügel- oder Ziegenhaltung oder

Gemeinschaftsgärten. Alle sind in die

Planung und Umsetzung involviert.

2016 praktizierten insgesamt 14.000

Haushalte solche verbesserten Anbau-

methoden. Dürrebedingt waren die

durchschnittlichen Erträge indes noch

dürftig.

ERFOLGREICHE WEIDEHALTUNG

Bemerkenswerte Erfolge feierten 2016

mehrere durch TSURO organisierte

Pilotprojekte zur nachhaltigen Weide-

haltung. Jetzt gibt es in den Gebieten

wieder vermehrt wilde Tiere, Pflanzenar-

Eine ganzjährige Vegetationsdecke in Wäldern und Grasland schützt den Boden vor Austrocknung und schafft ein kühlendes Mikroklima. Pflanzenwurzeln

halten den Boden fest und Terrassen sorgen dafür, dass Regenwasser nicht ungenutzt den Berg herabfließt. So wird jeder Regentropfen aufgefangen und

speist als Grundwasser Quellen und Bäche, die wiederum Siedlungen und Felder mit Wasser versorgen.

9Querbrief 3/2017

Aus den Projekten

ten sind zurückgekehrt und die Boden-

bedeckung hat sich deutlich verbessert.

Große Erosionsrinnen sind wieder

aufgefüllt und zwei kleine Flüsse, die

2012 noch trocken waren, führten trotz

vorangegangener dreijähriger Dürre im

Jahr 2016 durchgehend genug Wasser

für die Tiere.

REDEN UND HANDELN

TSURO initiierte Treffen in den wichtigs-

ten Wassereinzugsgebieten der Projekt-

region. Kleinbauern, Traditional Leaders,

RegierungsvertreterInnen sowie

Personen aus der Zivilgesellschaft und

aus der Privatwirtschaft diskutierten:

Was bedeutet der Klimawandel für uns?

Wie gehen wir mit unserem Wasser um?

Was können wir tun, um Ressourcen zu

schützen und und eine intakte Umwelt

zu regenerieren? In den Dörfern wurden

sechs Aktionsgruppen gegründet. Jede

Gruppe besteht aus zwanzig von ihren

Gemeinden demokratisch gewählten

Mitgliedern, die auch mit dem Mandat

versehen sind, konkrete Aktivitäten zu

planen und mit der Gemeinde umzu-

setzen. Um zum Beispiel ausgetrock-

nete Quellen wieder zum Sprudeln zu

bringen, wurden mit Unterstützung von

TSURO die wichtigsten Einzugsbiete

für die Quellen von den davon betroffe-

nen Gemeinden kartiert. Anschließend

wurden mögliche Ursachen für die

Austrocknung bestimmt und schließ-

lich Schritte zur Wiederherstellung der

Quelle geplant. So fällten mehrere Ge-

meinden nicht-heimische, tiefwurzelnde

und stark wasserziehende Eukalyptus-

bäume im Wassereinzugsgebiet. Der

Effekt war unmittelbar. Bereits wenige

Tage nach der Fällung begann eine in

einem kleinen Tal gelegene und seit

Jahren ausgetrocknete Quelle wieder zu

sprudeln. Jetzt versorgt sie naheliegen-

de Gehöfte und Gemeindegärten.

Durch TSURO haben viele Gemeinden

in den vergangenen Jahren gelernt, Zu-

sammenhänge wie diese zu verstehen.

Sie bewirtschaften nun das verfügbare

Land sorgfältig. Sie schonen und schüt-

zen die natürlichen Ressourcen Boden,

Wald und Wasser.

POLITISCHER WILLE UNTERSTÜTZT

DEN ERFOLG

Einige Gemeinden haben Gesetze

gegen die traditionelle Brandrodung zur

Gewinnung von Weide- und Ackerflä-

chen erlassen, andere zur nachhaltigen

Beweidung von Gemeindeland. Diese

sogenannten Bye-laws sehen Sanktions-

möglichkeiten bei Verstößen vor und

wurden schon von Regierungsstellen

übernommen. Wegweisende lokale

Verordnungen für alle Gebiete in seinem

Einflussbereich erließ der Traditional

Leader Chief Chikukwa für seinen

Bezirk. Seine Bye-laws wurden von

vielen anderen Chiefs als Anregung zur

Entwicklung ihrer eigenen Bye-laws ver-

wandt. Ein schöner Erfolg für TSURO.

EINE NEUE HERAUSFORDERUNG

Doch eine Folge der Dürreperioden der

letzten Jahre ist auch eine wachsende

Zahl von Klimaflüchtlingen. So sind

im vergangenen Jahr mehr als 1.000

Menschen aus dem Flachland in die für

Simbabwe relativ regenreichen Berge

des Chimanimani Districts gezogen.

Die für Ackerbau und Weidewirtschaft

nutzbaren Flächen sind jedoch knapp.

Die Neuankömmlinge erhöhen den

Druck auf das Land. „Ein Baum, der

stehen bleibt, hat für sie keinen Wert“,

erklärt Chief Chikukwa. Ein Baum kann

als Brennmaterial verkauft oder als

Baumaterial genutzt werden. Oder er

schafft schlicht Anbaufläche, wenn er

weicht. „Dass seine Wurzeln den Boden

festhalten, er zu günstigem Mikrokli-

ma beiträgt und zur Speicherung von

Grundwasser, welches dann wieder die

Quellen speist, das verstehen sie erst

im nächsten Jahr.“ Die Geflüchteten zu

integrieren und mit ihnen gemeinsam

eine langfristige Perspektive zu ent-

wickeln, ist nun eine der wesentlichen

Herausforderungen des Districts. Dank

der Zusammenarbeit mit TSURO sind

die Gemeindegruppen ausreichend

gestärkt und organisiert, um sich dieser

Herausforderung zu stellen.

weltfriedensdienst.de/simbabwe

Ansicht des Kwaedza Mountain 1991 und heute

10 Querbrief 3/2017

Aus den Projekten

GUINEA-BISSAU: DAS FRIEDENSFORUM HAND IN HANDProjekte wie Mom ku Mom (Hand in Hand) in Guinea-Bissau, die auf eine tiefgreifende Veränderung von Menschen, bewaffneten Gruppen und von Kriegen geprägten Gesellschaften abzielen, sind auf die Geduld ihrer Kooperationspartner und Geldgeber angewiesen.

MIT THEATER IN DIE KASERNEN

Eine Organisation von Kriegsversehrten

überzeugte 2004 den Weltfriedens-

dienst e.V. von der Notwendigkeit des

Dialogs mit Uniformierten, um die

Spirale von Rache und Gewalt zu been-

den und sich nicht nur auf die Hilfe zur

Selbsthilfe der Opfer zu beschränken.

Damals galt Guinea-Bissau – auch heute

noch eines der zehn Schlusslichter

im Human Development Index – als

gescheiterter Staat, fest im Griff des

Drogenhandels. Die Bevölkerung ist

geplagt von Armut, Korruption und

Machtmissbrauch.

Mit finanzieller und pädagogisch-di-

daktischer Unterstützung des Welt-

friedensdienst entstand bis 2009 ein

ambitioniertes Netzwerk namens „Ort

der Diskussion“ (DDCC), das einen

Lernprozess in Organisationen, Poli-

zeirevieren und Kasernen anstieß. Es

förderte die Dialoge von Militär- und Po-

lizeiausbilderInnen mit VertreterInnen

der Zivilgesellschaft und der Kriegsop-

fer. Das Projekt begleitete diesen Dialog

auch theaterpädagogisch, indem es die

aus Brasilien stammende Methode des

„Theaters der Unterdrückten“ (Teatro

do Oprimido) vermittelte. Hier setzt das

Publikum nicht nur die thematischen

Schwerpunkte, es wird in die Handlung

einbezogen. Einfache Menschen, im All-

tag oft diskriminiert und benachteiligt,

werden von passiven Zuschauern selbst

zu Akteuren. So erlernen sie (schau-)

spielend, sich aus Alltagszwängen zu

befreien und gesellschaftliche Unter-

drückung infrage zu stellen. Wer sich

beim Theaterspielen aus vorgegebenen

Rollen befreit, der ist auch imstande,

sich im Alltag in ähnlichen Situationen

couragiert zu verhalten.

DEBATTE ZUM ZUSTAND DER NATION

Das Friedensforum "Hand in Hand"

brachte ab 2010 die Debatte zum Zu-

stand der Nation in die Kasernen und

bezog die lokale Zivilgesellschaft eben-

so ein wie die Nationalgarde. Innerhalb

eines Jahres wussten landesweit alle

Delegierte aus allen Regionen Guinea-Bissaus beim 3. Treffen des Friedensrats

11Querbrief 3/2017

Aus den Projekten

Militärangehörigen in Guinea-Bissau

von der Bewegung in und aus den eige-

nen Reihen. Ziel der Bewegung war es,

interne Missstände wie Willkür, Intrigen,

Bestechung sowie Entfremdung der

Uniformierten von der Bevölkerung

aufzudecken und zu beseitigen.

EIN PUTSCH VERÄNDERT ALLES

Die höheren Offiziere, die dem Projekt

die Tore der Kasernen geöffnet hatten,

waren es auch, die als Erste dessen

Wirkung zu spüren bekamen – und

manchen von ihnen war das gar nicht

so recht. Bei einem Putschversuch an

Weihnachten 2011 standen sie ratlos vor

den bereitgestellten Waffen, und muss-

ten feststellen, dass ihre Untergebenen

selbst über Mauern getürmt waren und

sich durch die Mangroven abgesetzt

hatten.

Der Putsch konnte nur aufgehalten,

nicht jedoch verhindert werden. Er

erreichte auch das Projekt und spaltete

das Team; denn es gab unterschiedliche

Auffassungen darüber, ob und, wenn ja,

in welcher Form ein Friedensprojekt mit

einer illegitimen Regierung zusammen-

arbeiten könne. Das gemeinsame Ver-

ständnis schmolz dahin. So musste die

Projektplanung an die Entwicklungen

im Land und im Projektteam angepasst

werden. Aus einer Theatergruppe der

Kriegsversehrten war inzwischen eine

eigenständige Organisation namens

Grupo de Teatro do Oprimido - Bissau

(GTO – dt: Gruppe des Theaters der

Unterdrückten) hervorgegangen, die

schon Dialoge in den Kasernen mit-

gestaltet hatte. GTO-Bissau wurde in

die Projektstruktur integriert, um den

zivil-militärischen Dialog auf Augenhöhe

fortzuführen.

THEATERMETHODEN ZIVILISIEREN

DAS MILITÄR

Mit GTO-Bissau entstand unterdessen

in weniger als drei Jahren ein Netzwerk

von MediatorInnen, das insgesamt 300

AktivistInnen der zivilgesellschaftlichen

Basis in elf lokalen Gruppen organisiert

und eng mit den örtlichen Radiostatio-

nen zusammenarbeitet. Das Theater der

Unterdrückten erweist sich als überaus

wirksam. So konnte das Netzwerk 54

kommunale Konflikte – Streit um land-

wirtschaftliche Nutzflächen, religiöse

Differenzen, Auseinandersetzungen

zwischen BäuerInnen und Viehzüchter-

Innen, traditionellen und staatlichen

Autoritäten, Dorfgemeinschaften und

Naturschutzgebietsverwaltungen –

bearbeiten und verhindern, dass aus

einem Konflikt ein Flächenbrand wird.

Das Projekt kooperiert mit Gerichten

und anderen staatlichen Institutio-

nen sowie mit zivilgesellschaftlichen

Organisationen. In exemplarischer Form

wird so an den strukturellen politischen

Problemen gearbeitet, wie sie für das

ganze Land kennzeichnend sind: Die

fehlende oder fehlgeleitete staatliche

Präsenz in der Fläche, von Willkür und

unklaren Rollen geprägte Beziehungen

zwischen Staat, Regierung und Bevöl-

kerung, Mangel an Transparenz und

staatsbürgerlichem Bewusstsein.

Guinea-Bissau ist vielleicht noch weit

von politischer Stabilität entfernt, doch

in den letzten zwei Jahren politischer

Krise mit fünf Regierungen und blo-

ckiertem Parlament hat sich das Militär

jeglicher Einmischung enthalten und ist

sichtlich bemüht, seinen historischen

Ruf als Armee des Volkes zurückzuge-

winnen. Dafür wurde es unlängst auch

vom UN-Sicherheitsrat lobend erwähnt

weltfriedensdienst.de/thema/guinea-

bissau-zivil-militaerischer-dialog

Ausbildung für die Friedensgruppe: Übung zu Machtverhältnissen und Befreiung

Teilnehmer melden sich für die eine zivil-militärische Dialogveranstaltung in der Kaserne von Canchungo an

12 Querbrief 3/2017

Aus den Projekten

I n Potosí kommt es immer wieder zu

Konflikten, verbalen und physisch

gewaltförmigen Übergriffen zwischen

verschiedenen Akteursgruppen. Neben

großen Ungleichheiten in der Bevölke-

rung, den Umweltfolgen des regionalen

Bergbaus sowie Land- und Grenzkon-

flikten ist eine wichtige Ursache der

fehlende gesellschaftliche Konsens: Wie

regeln wir den Zugang zu den Ressour-

cen Wasser und Boden? Wie verteilen

wir die Einnahmen? Die Cultura de Paz

im Departamento Potosí stärken ist Ziel

der Zusammenarbeit des Weltfriedens-

dienst e.V. mit der Partnerorganisation

ISALP (Investigación Social y Asesora-

miento Legal Potosí) in Potosí. Durch

Anwendung von Methoden der zivilen

Konfliktbearbeitung unter Einbezug der

Bräuche der lokalen indigenen Kultur

wird zu einer friedlicheren Gesellschaft

und zum bolivianischen Verfassungsziel

des Vivir Bien beigetragen.

EIN KONFLIKT WÄCHST

Ein Beispiel für die Arbeit des Projekts

war im vergangenen Jahr die Bearbei-

tung des Konflikts zwischen dem Ayllu

von Jila und dem Energieversorger

ENDE, der seit Jahrzehnten ein Was-

serkraftwerk auf dem Territorium des

Ayllu betreibt. Ayllu ist ein Wort aus der

bolivianischen Landessprache Quechua.

Es steht für einen Zusammenschluss

von mehreren indigenen Gemein-

den zu einer politischen, sozialen

und wirtschaftlichen Einheit. Für die

Wassernutzung auf dem Gebiet leistete

ENDE Kompensationszahlungen an die

BewohnerInnen des Ayllu. Nachdem der

Vertrag 2014 auslief, weigerte sich ENDE

jedoch, die Gemeinden weiterhin durch

Zahlungen zu entschädigen. Stattdes-

sen bot ENDE die Finanzierung eines

Bauvorhabens an: so sollte entweder

eine Fischzuchtanlage, eine Abfüllanlage

für Wasserflaschen oder ein Tourismus-

projekt realisiert werden. Problematisch

an diesem Angebot war, dass immer nur

bestimmte Gemeinden innerhalb des

Ayllu von den verschiedenen Projektvor-

schlägen profitierten, während andere

leer ausgingen. Dies war wahrschein-

lich das Kalkül des Energieversorgers.

BOLIVIEN: KULTUR DES FRIEDENS STÄRKENIn Potosí, dem ärmsten Departmento Boliviens, arbeitet der Weltfriedensdienst e.V. mit der lokalen Partnerorganisation ISALP an der Stärkung der friedlichen Konfliktbearbeitung und einer Friedenskultur (Cultura de Paz). Durch Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung und unter Einbezug indigener Bräuche konnte in diesem Rahmen im zurückliegenden Jahr z. B. eine gerechtere Austragung des Konflikts indigener Gemeinschaften mit einem Energieversorger begünstigt werden.

Jeder Workshop wird mit einer rituellen Zeremonie durch die Autoritäten des Ayllu eröffnet

Querbrief 3/2017 13

Aus den Projekten

Denn ein neuer Vertrag konnte nur mit

der Zustimmung des gesamten Ayllu

beschlossen werden.

Die einzelnen Gemeinden wurden

gegeneinander ausgespielt, was dazu

führte, dass sich bestehende Konflikte

zwischen den Gemeinden verschärf-

ten. Einzelne Gemeinden verhandelten

direkt mit ENDE, um die Umsetzung

eines für sie vorteilhaften Projekts zu

erreichen. Zusätzlich ersetzte ENDE ein-

zelne Mitarbeiter aus den Gemeinden

durch Bewohner, die sich für bestimmte

angebotene „Lösungen“ aussprachen.

Bei den Versammlungen des Ayllu, den

Cabildos, kam es deswegen zu heftigen

Auseinandersetzungen zwischen den

Gemeinden, woraufhin viele von ihnen

nicht mehr an den Cabildos teilnahmen.

DIE INTERVENTION

Als unser Projekt "K acha Kausakuna-

paq" (Quechua für „Damit wir alle in

Harmonie leben“) Anfang 2016 seine Ar-

beit aufnahm, war die Situation äußerst

angespannt. Nach einer Analyse des

Konflikts war für das Projektteam klar,

dass das wichtigste Ziel seiner Arbeit

die Wiedervereinigung des Ayllu sein

musste. Über die Wiederherstellung und

Stärkung der althergebrachten Ordnung

des Ayllu konnte nicht nur Gewalt ver-

hindert und der Frieden innerhalb des

Ayllu wiederhergestellt, sondern auch

die gemeinsame Verhandlungsposition

gegenüber ENDE wesentlich gestärkt

werden. Um das zu erreichen, führte

ISALP Workshops und Gespräche durch,

die sowohl bei den Cabildos als auch in

den Gemeinden stattfanden, die wegen

der Auseinandersetzungen nicht mehr

an den Versammlungen teilnahmen.

Bei Fortbildungen und Beratungen galt

dabei immer das Grundprinzip: ISALP

wird Eure Konflikte nicht lösen, das

könnt nur Ihr selbst, miteinander und im

friedlichen Dialog!

GEMEINSCHAFT MACHT STARK

In den Workshops erkannten die Teil-

nehmerInnen zunächst, dass Konflikte

etwas Notwendiges sind. Sie sind Teil

aller sozialen Beziehungen und des

Wandels. Nur wenn in ihrem Verlauf

Gewalt angewandt wird, wirken sie

zerstörerisch. Und: Für gewaltfreie

Konfliktbearbeitung ist es wichtig,

Probleme zu erkennen, offen anzugehen

und auch über unterschwellige Aspekte

zu sprechen. Durch die partizipative

Analyse des Konflikts und durch den

konstruktiven Dialog nahmen die

Spannungen im Ayllu nach und nach ab.

Die verstrittenen Gemeinden begannen

wieder miteinander zu reden und kamen

zurück zu den Cabildos. Der größte

Erfolg der Intervention des Projekts aber

ist die neue, von allen Gemeinden ge-

meinsam erarbeitete Ayllu-Verfassung.

Damit konnte für die Verhandlungen mit

dem Energieversorger eine gemeinsame

Vertretung bestimmt werden, die für

das gesamte Ayllu sprechen kann. Die

neuen Ayllu-VertreterInnen konnten sich

schließlich mit ENDE über Kompensa-

tionsleistungen einigen, die jetzt allen

Gemeinden des Ayllu zugute kommen.

weltfriedensdienst.de/bolivien

Das Projektteam fördert besonders die Teilnahme von Frauen

Vertreter aller Gemeinden des Ayllu haben sich zur Verabschiedung der neuen Ayllu-Verfassung

zusammengefunden

14 Querbrief 3/2017

Kampagnen- und Bildungsarbeit

WASSER VERBINDET

A ls Wasserraub bezeichnen und

thematisieren wir die Tatsache, dass

internationale Konzerne Lebensmittel

für den Export nach Europa zunehmend

in südlichen Ländern produzieren. Sie

haben das nötige Geld und die Macht,

um nach modernem Bodenrecht Landti-

tel zu erwerben und damit traditionelle,

nicht verbriefte Rechte der Menschen

vor Ort auszuhebeln. Damit kontrollieren

sie gleichzeitig Flüsse und Grundwas-

serschichten, die weit über dieses Land

hinausreichen.

Besonders betroffen sind Menschen in

den ärmeren Regionen der Welt. Millio-

nen kleinbäuerlicher Existenzen in den

Ländern des Südens hängen vom Zu-

gang zu Wasser ab. Wasserraub bedroht

das Überleben dieser Menschen und die

Arbeit unserer Partnerorganisationen – in

Senegal, in Argentinien und anderswo.

Als Teil der weltweiten Friedensbewe-

gung macht sich der Weltfriedensdienst

deshalb gegen Wasserraub und für die

friedliche Bearbeitung von Konflikten um

Wasser stark.

Das geschah im vergangenen Jahr bei

Partnerbesuchen, auf Schulworkshops, in

Publikationen und Aktionen. So auch bei

der „Zwei Flüsse“- Aktion auf dem Alex-

anderplatz und dem Einsatz für „Clean

Up the World“, wo wir den Kreuzberger

Landwehrkanal mit Kajaks öffentlichkeits-

wirksam aufräumten.

Im Rahmen unserer Bildungsarbeit an

Schulen informierten wir über 1.200

SchülerInnen über Wasserraub und

dessen Folgen. Dabei vertieften wir

insbesondere das Konzept des virtu-

ellen Wassers: Jedes Produkt, das wir

benutzen oder konsumieren benötigt

für seine Herstellung eine bestimmte

Menge Wasser. Das Konzept legt offen,

dass gerade aus den Trockengebieten

der Erde zu viel Wasser für die Herstel-

lung von Exportprodukten verbraucht

wird. Gemeinsam mit den SchülerInnen

erarbeiteten wir anschließend Ideen, wie

wir den Verbrauch des virtuellen Wassers

verringern können.

Bei einem Dialog mit Vertretern von

Nestlé zur Nachhaltigkeit von abge-

fülltem Wasser, um ein international

gültiges Water Stewardship aufzustellen,

brachten wir erfolgreich die Perspektive

unserer Südpartner ein. Und beim „Was-

serdialog“ unserer Jahresversammlung

sprach die Agrar- und Ernährungswis-

senschaftlerin Prof. Dr. Insa Theesfeld

über die kooperative Wassernutzung

als Teil der Entwicklung der weltweiten

Zivilgesellschaft.

Und wir haben uns stärker vernetzt – in

Deutschland und auch auf EU-Ebene.

In der Arbeitsgruppe Wasser des Forum

Umwelt und Entwicklung haben wir an

einer Kommentierung der Deutschen

Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesre-

gierung mitgearbeitet. Unser Artikel „Der

deutsche Wasserverbrauch global – Was-

serfußabdruck und virtuelles Wasser“

erschien in einer Veröffentlichung von

Forum Menschenrechte, Forum Umwelt

und Entwicklung und dem Verband

Entwicklungspolitischer Nichtregierungs-

organisationen (VENRO).

Das Highlight 2016 aber war der Besuch

unserer Südpartner El Hadji Faye und

Pape Cheikh Sylla von ENDA Pronat

aus Senegal. Die beiden berichteten

u.a. an der Freien Universität Berlin von

ihrer Arbeit zu Land- und Wasserraub,

Umweltbildung, Ressourcengerechtigkeit

und Nahrungssouveränität. Auch bei

Gesprächen mit Politikern konnten wir

der im Fachdiskurs oft fehlenden lokalen

Perspektive auf Konfliktursachen und de-

ren Lösungsansätze Gehör verschaffen.

www.wasserraub.de

Die globale Wasserkrise verbindet Süd mit Nord: In vielen Regionen der Welt herrscht Wasserknappheit. Genau dort werden oft große Teile der Wasserreserven von privaten Investoren kontrolliert und ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt ausgebeutet. Unsere Südpartner sind davon betroffen. Konflikte ums Wasser und deren friedliche Bearbeitung standen daher auch 2016 im Mittelpunkt unserer Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland.

Der Weltfriedensdienst im Einsatz beim weltweiten Aktionstag Clean up the World 2016 auf dem Berliner Landwehrkanal

Öffentlichkeitsarbeit

15Querbrief 3/2017

FRIEDEN SICHTBAR MACHEN„Enten legen ihre Eier in aller Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier.“ Henry Ford

Dieses Zitat wird viel genutzt, um

die Bedeutung von Öffentlichkeits-

arbeit und Werbung zu beschreiben.

Was nutzen die erfolgreichsten Projekte

zur Friedensförderung, wenn niemand

außer den direkt Betroffenen davon er-

fährt? Wie lässt sich der Mythos von der

angeblichen Wirksamkeit von Gewalt

besser widerlegen als durch Berichte

über die Wirksamkeit von gewaltfreien

Methoden im Umgang mit Konflikten?

Der Webauftritt, unser Magazin Quer-

brief und das Fachmagazin KOMPASS

sind Publikationen, in denen wir die

wunderbare Welt der Arbeit für Frieden

und Entwicklung entfalten.

Da berichten Partner aus Burundi, wie

sie effektiv dafür sorgten, dass es in

ihrem lokalen Umfeld friedlich blieb,

während es im ganzen Land zu blutigen

Unruhen kam. Sie sorgten einfach für

Kommunikation zwischen den poten-

ziellen Gegnern. Das YES Theatre im

palästinensischen Hebron bietet einen

geschützten Raum zur Aufarbeitung

von Traumata. In Guinea erinnerte

das „Intelligente Bajonett“ die staatli-

chen Sicherheitskräfte an ihre Pflicht

zur Einhaltung der Menschenrechte

und beförderte die Kommunikation

zwischen ihnen und protestierenden

Jugendlichen. Die Texte im Querbrief

stammen von den Akteuren selbst. Sie

atmen die Dramatik der Situationen und

verschweigen auftretende Probleme

nicht. Beim Redigieren beachten wir

den Kodex für entwicklungspolitische

Öffentlichkeitsarbeit unseres Dach-

verbandes VENRO (Verband Entwick-

lungspolitischer Nichtregierungsorga-

nisationen), um eine wahrheitsgemäße

und respektvolle Berichterstattung im

Nord-Süd-Verhältnis zu gewährleisten.

Medien liefern Informationen, die

Entscheidungen ermöglichen, z.B. über

die Förderung der Friedens- und Ent-

wicklungsarbeit durch Spenden. Unsere

Arbeit ist auf private Finanzierung an-

gewiesen. Mit unseren Projekten stellen

wir die Machbarkeit unserer Konzepte

unter Beweis. Alle Projekte des Weltfrie-

densdienst e.V. werden regelmäßig von

unabhängigen Fachleuten evaluiert und

ggf. angepasst.

Wenn man wahrgenommen werden

will, dann muss man dort sein, wo die

Menschen sind. Und die sind zuneh-

mend online. Daher haben wir unseren

Webauftritt neu konzipiert und erlangen

eine größere Reichweite durch unsere

Auftritte in den Sozialen Medien. Schau-

en Sie doch mal rein bei

facebook.com/weltfriedensdienst

twitter.com/wfd_ev

Simbabwe: Eine Geste der Versöhnung. Frauen reichen sich die Hände über dem neuerrichteten Bewässerungskanal

Martin Zint,

Publizist im Ruhe-

stand, bis 31. Mai 2017

Referent für Öffent-

lichkeitsarbeit beim

Weltfriedensdienst e.V.

16 Querbrief 3/2017

FREUDE TEILEN – FREUDE SPENDENMitglieder, Partnerschaftsverantwortliche, DauerspenderInnen, UnterstützerInnen unserer Spendenaufrufe, Groß-spenderInnen, StifterInnen: ohne sie wäre er nicht möglich – unser Einsatz für eine gerechtere und friedlichere Welt. Es sind die unterschiedlichsten Motive, die Menschen Jahr für Jahr dazu bewegen, unsere Arbeit finanziell zu unter-stützen. Von einigen besonders treuen und großzügigen SpenderInnen erfuhren wir, was sie motiviert und wie die Hilfe in den Projekten ankommt.

Spenden

SPENDEN – ABER SICHER!

Als Mitglied des Verbands entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (VENRO) in Deutschland halten wir uns an den Kodex für entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit und den Verhaltenskodex Transparenz, Organisationsführung und Kontrolle.

Der Initiative Transparente Zivilgesellschaft haben wir uns im Gründungsjahr 2010 angeschlossen und setzen seither deren Empfehlungen um.

Seit 1991 verleiht das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) dem Weltfriedensdienst jährlich das Spendensiegel. Es bestätigt uns damit den transparenten und sparsamen Umgang mit Spenden sowie ihre ordnungsgemäße Verwendung.

Wir setzen alle uns anvertraute Mittel sorgfältig, zweckgerichtet und nachhaltig ein und achten darauf, dass unsere Arbeit nachweisbare Wirkung zeigt. Ein unab-hängiger Wirtschaftsprüfer attestiert uns jährlich die ordnungsgemäße Rechnungslegung. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) kontrolliert alljährlich die Verwendung der Projektmittel. Und das Finanzamt überprüft regelmäßig, ob die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit weiter vorliegen. Den Jahresabschluss 2016 haben wir nach den Vorschriften des § 14 des HGB und unter Berücksichtigung der Leitlinien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) erstellt.

Perspektiven schaffen„Mit Empathie und Aufmerksamkeit begleitet der Weltfriedensdienst unsere Arbeit in und mit armen Gemeinden. Gemeinsam schaffen wir Perspektiven für benachteiligte Menschen.“ (Rosangela Bandeiro, CAMPO, Brasilien)

Großes erreichen„Die Unterstützung, die wir vom Weltfriedensdienst und seinen SpenderInnen im Kampf gegen HIV/AIDS bekommen, ist etwas sehr Großes!“ (Elaine Maane, STEPS, Südliches Afrika)

Selbsthilfe stärken„Unser Projekt haben wir aus eigener Kraft aufgebaut und darauf sind wir stolz! Dabei haben uns die Weiterbildungen von TSURO, unterstützt vom Weltfriedens-dienst, sehr geholfen.“ (Pamela Mwateta, TSURO, Simbabwe)

Ideale teilen„Wir haben nicht nur Mittel erhal-ten, um die Armut zu bekämpfen und für unsere Rechte zu kämp-fen. Entscheidend ist, dass wir die gleichen Ideale verfolgen.“ (Natalia Sarapura, COAJ, Argentinien)

Widerstand leisten „Land- und Wasserraub zerstört unsere Lebensgrundlagen. Beim Widerstand können wir auf den Welt-friedensdienst und seine Partner-schaftsgruppen und SpenderInnen zählen.“ (Ibrahima Fall, ENDA Pronat, Senegal)

Reichtum abgeben„Wie fast alle Deutschen gehöre ich zu den aus globaler Sicht Reichen und gebe gerne etwas von meinem Reichtum ab.“ (Jürgen Anic)

Ein Zeichen setzen„Ich unterstütze den Weltfriedens-dienst, um ein kleines Zeichen zu setzen gegen die unerträgliche, kriegsfördernde Ungleichheit auf unserem Planeten.“ (Dr. Michael Stoffels)

Geben & Nehmen„Ihr helft mir, Eure besondere Ar-beit zu unterstützen. Ich helfe Euch mit meinem Geld, diese Arbeit zu realisieren.“ (Stephan Büchting)

Direkter Draht„Beim Weltfriedensdienst sind neben der Professionalität im Um-gang mit Spenden und Projekten auch persönliche Kontakte zu den Projektpartnern und den Spendern möglich und wichtig.“ (Monika & Kai Zschiesche)

Professionell & menschlich„Wir schätzen die Akteure. Echte Profis, dabei liebenswert und über-aus menschlich. Es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten.“ (Thilo Eidt)

Spenden

UNSERE VISION Friedliche, gerechte Verhältnisse & universelle Menschenrechte für alle

SPENDEN Ihre Spende sichert die finanzielle Grundlage für unsere Friedensarbeit, national und weltweit. Vereinfacht gesagt: eine Spende von 100 Euro „generiert“ i.d.R. weitere 400 Euro aus staatlichen Zuschüssen. So haben wir 500 Euro für unsere Friedensarbeit.

Gerech-tigkeit

Klima-schutz

intakteUmwelt

Bildung für alle

Frieden

Menschen-würde

Übe

rle

ben sichern

Fähigkeiten entfalten

Frieden ermöglic

hen

Spenden

öffentliche MittelMitglieder

Nachlässe

Eige

nlei

stun

g Südpar

tner

VERLÄSSLICHE, PROFESSIONELLE

STRUKTUREN

Erfolge ermöglichen und Freude hier wie dort bereiten können

wir nur, indem wir über die Arbeit unserer Partnerorganisa-

tionen in Afrika, Asien und Lateinamerika und über unsere

Aktivitäten in Deutschland berichten und um Unterstützung

werben. Das machen wir mit Berichten aus den Projekten,

Spendenaufrufen, Veranstaltungen und Infoständen. Auch un-

sere Website, Social-Media-Kanäle, und thematische Newslet-

ter dienen diesem Ziel. Dabei lassen wir ProjektmitarbeiterIn-

nen und diejenige Menschen, denen die Unterstützung direkt

zugute kommt, so oft wie möglich selbst zu Wort kommen

und erzählen ihre Geschichten.

Freunde unserer Arbeit nutzen freudige Anlässe von der

Hochzeit bis zum runden Geburtstag, um die Projekte des

Weltfriedensdienst e.V. bekannter zu machen und Spenden zu

sammeln. So verbindet sich Vergnügen mit einer guten Tat für

benachteiligte Frauen, Männer und Kinder im Globalen Süden.

Für ein erfolgreiches Spendenjahr danken wir all unseren

SpenderInnen und UnterstützerInnen!

Querbrief 3/2017 17

18 Querbrief 3/2017

25 JAHRE RIO – ROTTWEIL

Partnerschaftsgruppen

Mir als Religionslehrer gefiel die

Vorstellung, mit Unterstützung

von SIS gleichzeitig politische Bil-

dungsarbeit zu machen und direkte, ja,

konkrete Hilfe zu leisten. Spenden, die

auf nachvollziehbaren Wegen einem

der mehr als 25 Bildungsprojekte direkt

zugeführt werden sollten – toll! Ge-

schlossen stimmten meine KollegInnen

an der Johanniterschule in Rottweil 1993

einer Solidaritätspartnerschaft mit einer

Bildungsinitiative im Großraum Rio de

Janeiro zu. Mit Hilfe des Kollegiums, en-

gagierter Eltern und SchülerInnen sam-

melten wir bereits im ersten Jahr 5.000

D-Mark. Dort, aber auch an der Grund-

und Werkrealschule Zimmern, auf die

ich 2004 wechselte, organisierten wir

Schulfeste und Filmabende und pran-

gerten Armut, Ausbeutung, Unterdrü-

ckung und die wachsende Ungleichheit

der Welt an. Wir sammelten Spenden

auf Weihnachtsmärkten, beim Sternsin-

gen, in Gottesdiensten, auf Festen, aber

auch mit dem Verkauf von Bildern lo-

kaler KünstlerInnen. Gerade erst haben

wir einen Spendenlauf der besonderen

Art organisiert: Über 100 Menschen al-

ler Generationen – Kindergartenkinder,

SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen

– waren begeistert dabei. Auch unser

Förderverein und der Elternbeirat unter-

stützten die Aktion großzügig.

Unser Verbündeter der ersten Jahre

war Fritz Pfeiffer, dem ich für inspi-

rierende Partnerschaftstagungen mit

Gleichgesinnten und Impulse für unsere

Bildungsarbeit dankbar bin. Auch nach-

dem 2002 die Arbeit von SIS durch den

Weltfriedensdienst übernommen wur-

de, blieb es eine vertrauensvolle und un-

komplizierte Zusammenarbeit. Die re-

gelmäßigen Fortschrittsberichte helfen

uns, bei allen Aktionen immer über den

aktuellen Stand der Brasilien-Projekt

informieren zu können. Präsentationen

und Ausstellungen über Brasilien kön-

nen wir einsetzen, um die Schülerinnen

und Schüler und das Schulumfeld für

die Situation benachteiligter Kinder und

Jugendlicher in armen Gemeinden Bra-

siliens zu sensibilisieren. Und wir wissen

mit Bestimmtheit, dass die Aktivitäten

und Finanzen unserer Projektpartner

sorgfältig geprüft werden. Insgesamt

konnten wir in den zurückliegenden 25

Jahren 42.252 Euro an Berufsbildungs-

einrichtungen und Kindertagesstätten

im Großraum Rio spenden. Das ist doch

ein schöner Erfolg!

Michael Leibrecht, 60

Gemeindereferent und Religionslehrer

aus Zimmern ob Rottweil,

Baden-Württemberg

Wie viele der Partnerschaften, die in den 90er Jahren entstanden, geht auch die Rottweiler Gruppe auf den bekannten brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff zurück. Er war Botschafter der Initiative „Hilfe zur Selbsthilfe“ des Bonner Reiseveranstalters Fritz Pfeiffer, aus der bald darauf die Stiftung für Internationale Solidarität und Partnerschaft (SIS) entstand.

Lernort Garten. Kindertagesstätte Jardim Bom Retiro, Rio de Janeiro

Weltweites Netz für Frieden und EntwicklungAktuell kooperiert der Weltfriedens-dienst verbindlich mit 23 Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum: Schulen, Kirchengemeinden, aber auch mit Eine-Welt-Gruppen und pri-vaten Spenderkreisen.Diese Partnerschaftsgruppen unter-stützen 20 Projekte in 9 Ländern mit Bildungsarbeit hierzulande und durch finanzielle Zuwendungen, z.B. in Be-nin, Brasilien, Ecuador, Ghana, Guate-mala, Namibia, Nicaragua, Palästina und Tansania.

19Querbrief 3/2017

Stiftungen

FRIEDEN STIFTENDie Stiftungen des Weltfriedensdienst e.V.

Unsere friedens- und entwicklungs-

politische Arbeit wird durch die

Stiftungen des Weltfriedensdienst e.V.

langfristig abgesichert. Mit den Kapital-

erlösen der Stiftungen werden Projekte

unterstützt. Dank der besonderen Ver-

bundenheit der Stiftungen SIS, SUM und

SWEG unterstützen diese zuweilen auch

Maßnahmen der Geschäftsstelle bzw.

laufende Projekte, für die es schwer fällt,

eine Förderung zu erhalten. Die SIS un-

terstützt z.B. gerade die Modernisierung

unserer Datenbank. Unseren Umzug

2016 sicherte eine großzügige Unter-

stützung der SWEG. Die StifterInnen der

SUM schließlich förderten die vertiefte

Beschäftigung des Weltfriedensdienst

mit dem Thema Migration.

STIFTUNG FÜR INTERNATIONALE SO-

LIDARITÄT UND PARTNERSCHAFT (SIS)

Der Reiseunternehmer Fritz Pfeiffer

gründete die Stiftung, um die Arbeit für

Frieden, Entwicklung und Menschen-

rechte langfristig zu sichern.

STIFTUNG WELTFRIEDENSDIENST

ERICH GRUNWALDT (SWEG)

Der ehemalige Kooperant und Wind-

kraftunternehmer Erich Grunwaldt grün-

dete die Stiftung, um eine Investition in

eine friedlichere Zukunft zu tätigen.

STIFTUNG SOLIDARITÄT UND

MENSCHENRECHT (SUM)

Die Stiftung wurde von Rolf-Albert und

Susanne Schmitz aus Familienvermögen

gegründet. Sie hat sich der Förderung

und Wahrung der Menschenrechte

verschrieben.

STIFTUNG EDUCATION SUPPORT

FUND AFRICA (ESFA)

Der Forstbeamte und Entwicklungs-

helfer Gerd Wüsteney errichtete die

Stiftung, um junge SudanesInnen bei der

schulischen und beruflichen Ausbildung

zu unterstützen.

Die gemeinnützigen Stiftungen werden

durch unsere Geschäftsstelle verwal-

tet. Sie unterliegen der Berliner Stif-

tungsaufsicht und werden durch das

Finanzamt kontrolliert. Jährlich prüft ein

Wirtschaftsprüfer die Buchhaltung der

Stiftungen und bescheinigt die satzungs-

gemäße Verwendung der Mittel. Die

Tätigkeit der Stiftungen überwachen bei

der Stiftung für Internationale Solidarität

und Partnerschaft (SIS) ein Kuratorium

und bei der Stiftung Weltfriedensdienst

Erich Grunwaldt (SWEG) ein Beirat. Als

rechtsfähige Stiftung verwaltet SIS die

Treuhand-Stiftungen SWEG, SUM und

ESFA. Wir sind unseren StifterInnen

sehr dankbar, dass sie unsere Arbeit so

großzügig unterstützen.

Walter Spellmeyer (+), der damalige Vorsitzende des Weltfriedens-dienst, und Fritz Pfeiffer, Gründer und Geschäftsführer von SIS, bei der feierlichen Zeremonie zur Vereinigung beider Organisationen.

Zustiftungen zur Erhöhung des Stiftungskapitals sind steuerlich absetzbar und sind jederzeit möglich. Bei Interes-se wenden Sie sich gerne an:Judith Ohene (Geschäftsfüh-rung): [email protected], Tel: 030 - 253 990-0

Vor 15 Jahren wurde SIS eine Stiftung des Weltfriedensdienst e.V., der das operative Geschäft sowie die Stiftungsverwaltung übernahm.

20 Querbrief 3/2017

PROJEKTE 2016

Argentinien

COAJ (Consejo de Organizaciones Aborígenes de Jujuy) Gemeindeentwicklung, indigene TeilhabeKooperantin: Alejandra Castro de Klede (Geographin, Imkerin)

ProSoCo (Programas Sociales Comunitarios)Förderung indigener Klein(st)-UnternehmerInnenKooperantin: Alicia Rivero (Architektin)

Bolivien

ISALP (Investigación y Asesoramiento Legal Potosí) Konfliktprävention und -transformationKooperant: Heiko Flink (Politologe)

Brasilien

Grupo AdoleScER Gemeindeentwicklung und GewaltreduktionKooperantin: Christina Schug (Ethnologin)

Burundi

Mi-PAREC (Ministère Paix et Réconciliation sous la Croix)Versöhnung und Mediation Kooperanten: Théogène Habyarimana (Sozialarbeiter) und Matthias Hoffmeister (Jurist)

Projektübersicht

Der Weltfriedensdienst e.V. ist eine 1959 gegründete, parteipolitisch und weltanschaulich unabhängige Organisation der Zivilgesellschaft. Er ist einer von sieben staatlich anerkannten Trägern des Entwicklungs-dienstes und eine von neun deutschen Friedens- und Entwicklungsorganisationen des von der Bundes-regierung geförderten Zivilen Friedensdienstes (ZFD), einem Programm für Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen.

Aktuell arbeiten wir mit 45 Projekten im Süden, mit 31 KooperantInnen (Fachkräften der Entwicklungs-zusammenarbeit und Friedensfachkräfte) und 23 Partnerschaftsgruppen in 20 Ländern. Hier eine Auswahl unserer Projekte mit KooperantInnen:

Deutschland

Weiterentwicklung des ZFD-Programms (WFD) Beraterinnen auf Zeit: Doerthe Beer (Beraterin für Wirkungsorientierung und Wissensmanagement)Michaela Balke (Beraterin für Finanzen und Zivilen Friedensdienst) Mona Ahmed (Beraterin für Planung, Monitoring und Evaluierung, trägerübergreifende Länderstrategie und Finanzen)

Guinea

OGDH (Organisation Guinéenne de Défense de Droits de l’Homme et du Citoyen)CNPG (Coalition nationale pour la Paix en Guinée)Gewaltfreier demokratischer WandelKooperantInnen: Susanne Souaré (Ethnologin) und Abou-bacar Souaré (Soziologe)

Guinea-Bissau

GTO (Grupo do Teatro Oprimido)Friedensforum – Aktivierung der Zivilgesellschaft für gewaltfreie KonflikttransformationKooperantin: Jasmina Barckhausen (Ethnologin)

Kenia

IPL (Isiolo Peace Link)Stärkung der Bevölkerung gegenüber Extremismus und Landraub Kooperant: Tim Bunke (Ethnologe)

21Querbrief 3/2017

Laos

GLAD (German Lao Association for Development) Dorfentwicklung durch non-formale berufliche BildungKooperantin: Ingrid Korn (Sachbearbeiterin für Dorf- und Regionalentwicklung)

Myanmar

Programm: Resiliente Gemeinschaften ZFD-Koordination: Elmar Langner (Coach, Mediator)

Naushawng Development Institute (NDI)Pyi Nyein Thu Kha (PNTK)Mon Women Organisation (MWO)Kooperantinnen: Janine Jogwer (Diplom-Pädagogin) und Christine Müller (Entwicklungssoziologin)

Palästina

Programm: Training for Peace & Human Rights ZFD-Koordination: Eva Grotenhuis (Medienwissenschaftlerin)

GTC (Guidance and Training Center for the Child and Family) Verbesserung des psychosozialen BildungsangebotsKooperant: Stefan Wagler (Psychologe)

YES Theatre Theaterpädagogik zur FriedensförderungKooperantInnen: Thomas Hechelmann (Schauspieler) und Eva Grotenhuis

Al-Haq Advocacy und Medienarbeit

Senegal

ENDA Pronat (Protection Naturelle) Ernährungssouveränität für bäuerliche FamilienbetriebeKooperantInnen: Jörg John (Agraringenieur) und Laure Brun (Umweltwissenschaftlerin)

USOFORAL Stärkung kommunaler FriedenspotenzialeKooperantin: Cathy Kopp (Sozialpädagogin)

Simbabwe

Programm: Konstruktive Konflikttransformation auf Gemeindeebene im ländlichen SimbabweZFD-Koordination: Reinhard Groemping (Politikwissenschaftler)

CELUCT (Chikukwa Ecological Land Use Community Trust)Gewaltfreie Konflikttransformation in ChimanimaniKooperantin: Eli Josef-Westermann (Pädagogin)

CCMT (Center for Conflict Management and Transformation) Konfliktbearbeitung in ländlichen Gemeinden der Midlands-ProvinzKooperantin: Andrea Case (Geographin)

MUSASAPrävention politisch motivierter Gewalt gegen FrauenKooperantin: Vivien Scherler (Soziologin)

ZPP (Zimbabwe Peace Project) Friedensarbeit mit menschenrechtsbasiertem Ansatz Kooperant: Christof Schmidt (Politologe, Philosoph)

TSURO (Towards Sustainable Use of Resources Organisation) Gemeinschaftlich Verantwortung tragenKooperant: Uli Westermann (Volkswirt)

Südafrika

SINANI (Programme for Survivors of Violence) Förderung von guter Regierungsführung und Selbstorganisation

STEPS (Social Transformation and Empowerment Projects) Mediengestützte Menschen- und BürgerrechtsarbeitKooperantin: Marianne Gysae-Edkins (Erziehungs- und Medienwissenschaftlerin)

Projektübersicht

22 Querbrief 3/2017

Organigramm

ÜBERSICHT UNSERER STRUKTURENDer Weltfriedensdienst ist ein eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Organe des Vereins sind die einmal jährlich tagende Mitgliederversammlung und der ehrenamtlich arbeitende Vorstand. Zur Durchfüh-rung der täglichen Aufgaben des Vereins bestellt der Vorstand eine hauptamtliche Geschäftsführung.

KURATORIUMIm Kuratorium des Weltfriedensdienst e.V. sind Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die mit

ihren Arbeitsfeldern und Überzeugungen unserer Vision von einer friedlicheren Welt nahestehen.

▪ bestimmt die Richtlinien für die Arbeit

des Weltfriedensdienst

▪ beschließt jährlich den Haushalt und nimmt den

Bericht des Wirtschaftsprüfers ab

▪ wählt alle zwei Jahre den Vorstand

▪ verantwortet und kontrolliert die finanzielle und

inhaltliche Arbeit des Vereins

▪ entscheidet über Personalangelegenheiten in der

Geschäftsstelle

▪ repräsentiert den Weltfriedensdienst nach außen

VORSTANDSeit November 2016 im Amt:

Ursula Reich (Erste Vorsitzende), Petra Symosek

(Stellv. Vorsitzende), Julian Friedrich, Uta Gerweck,

Marcel Gounot, Gerd Hönscheid-Gross, Dr. Silvia

Lange, Lutz Taufer

MITGLIEDERVERSAMMLUNG304 Mitglieder (156 ordentliche, 148 fördernde)

▪ setzt die Projektarbeit im In- und Ausland um

▪ verantwortet die Kommunikation und Mittelakquise

▪ legt über die Umsetzung der Arbeit Rechenschaft abGESCHÄFTSSTELLE

Durchschnittlich 120 Ehrenamtliche unterstützen den Verein als aktives Mitglied, bei Kampagnen und in der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.

EHRENAMTLICHE UNTERSTÜTZUNG

PROF. EUGEN EICHHORNMitbegründer Deutsch-Japani sches Friedens- forum

GÜNTER PIENINGSoziologe und Journalist

IRIS RADISCHLiteratur- Journalistin

KARIN KORTMANN Vizepräsidentin des Zentralkomi-tees Deutscher Katholiken

PROF. DR. RITA SÜSSMUTHPräsidentin des Deutschen Polen-Instituts e. V.

RUTH WEISSDeutsch-südafrikani-sche Schriftstellerin und Autorin

JÜRGEN TRITTIN Mitglied des Deutschen Bundestages

ANDREAS ZUMACHJournalist und Publizist

23Querbrief 3/2017

Organigramm

MITGLIEDSCHAFTENDer Weltfriedensdienst e.V. ist u. a. Mitglied in folgenden Organisationen

Der Weltfriedensdienst ist Gründungsmitglied von ATTAC Deutschland und

Mitträger des Aktionsbündnis gegen AIDS

PRAKTIKANT_INNEN IM JAHR 2016

Malika Achmedowa, Leonie Brandl, Kristin

Diederich, Laura Fix, Verena Greve, Joel

Hahnle, Milena Hardt, Fiona Hauke, Luise

Hilmers, Annett Hofmann, Celia Krauthausen,

Sebastian Neuhaus, Verena Oppermann,

Magdalena Rodekirchen, Franziska Sobotta,

Christiane Wadas

FSJLER_INNEN 2016/2017

Winona Bak (Öffentlichkeitsarbeit)

Julian Koch (Kampagnen- und Bildungsarbeit)

▪ führt die Geschäfte des Weltfriedensdienst

▪ verantwortet den jährlichen Geschäftsbericht

▪ unterrichtet regelmäßig den Vorstand

VERWALTUNG

▪ Finanzen: Annette Wieden▪ Personal: Jürgen Steuber

INTERNATIONALE KOOPERATIONEN

▪ Leitung: Hans Jörg Friedrich▪ Programmkoordination: Bela Allenberg,

Hans Jörg Friedrich, Helge Swars, Maren Voges▪ Projektadministration: Simone Loose, Sabine Rösler,

Merle Hagemann, Leonie Pilgram▪ Regionalbüro südliches Afrika: Reinhard Grömping▪ 31 KooperantInnen weltweit▪ 3 BeraterInnen auf Zeit für den Zivilen Friedensdienst

KOMMUNIKATION

▪ Leitung: Carola Gast▪ Kampagnen- und Bildungsarbeit:

Stefanie Hess▪ Öffentlichkeitsarbeit: Martin Zint, Elisabeth Feitsch▪ Spender-, Mitgliederkommunikation & Projekt-

partnerschaften: Carola Gast, Katrin Steinitz, Helge Swars, Carola Ziegert

GESCHÄFTSFÜHRUNG Judith Ohene

Judith Ohene, Hans Jörg Friedrich und Carola

Gast bilden zusammen das Leitungsteam.

Dieses steuert die Arbeit der Geschäftsstelle.

Plattform Zivile Konfliktbearbeitung

Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER)

Trägerkreis Friedensfilmpreis bei der Berlinale

Stand: 31. Dezember 2016

24 Querbrief 3/2017

FINANZBERICHT 2016Zur Lage des Vereins: Der Finanzbericht 2016 gibt einen Überblick über die gesamte Geschäftstätigkeit des Vereins im In- und Ausland. Das Jahr 2016 konnte positiv abge-schlossen werden. Als Ergebnis wurde ein Überschuss von 47.078,31 € erwirtschaftet. Im Zuge der Neustrukturierung der Abrechnungsabläufe ergab sich aus dem Jahr 2015 eine positive Korrektur in Höhe von 12.542,50 €. Beide Beträge wurden in die Betriebsmittelrücklage eingestellt.

Erfolge und Herausforderungen: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist unser wichtigster Geber von öffentlichen Mitteln. Das dritte Jahr in Folge konnten wir dessen Zuwendungen maßgeblich steigern. Das BMZ bestätigt uns damit eine hohe Qualität unserer Arbeit. Jedoch wird die Steigerung der öffentlichen Mittel in den kommenden Jahren bei allen Empfängern von BMZ-Mitteln bedeutend geringer ausfallen als erwartet. Die angewachsene Be-triebsmittelrücklage sichert daher für die nächste Zukunft das operative Geschäft des Weltfriedensdienst e.V.

Finanzierung der Friedensarbeit: Die gewachsene Förde-rung unserer Arbeit durch das BMZ erhöhte auch unseren Eigenanteil und die erforderliche Partnerleistung.

Zur Finanzierung der Projekte wurden im Vorjahr Projekt-rückstellungen aufgelöst. Im Jahr 2016 konnten Dank gestiegener Spendeneinnahmen 62.549 € den Projekt-rückstellungen zugeführt werden. Durch bedarfsgerechte Entnahmen können wir damit die Südpartner in ihrer Arbeit für gerechte und menschenwürdige Lebensverhältnisse auch künftig unterstützen.

Auch die Spenden stellen eine wichtige und geschätzte Einnahmengröße dar. Deren Zunahme signalisiert die Wert-schätzung unserer UnterstützerInnen für die Arbeit des Weltfriedensdienst e.V. sowie die große Solidarität mit den Anstrengungen der Südpartner, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Das gibt uns Zuspruch und Mut für unsere Friedensarbeit. In den nächsten Jahren kommt dem Fund-raising weiterhin eine zentrale Rolle zu.

Verwaltungskosten: Der Werbe- und Verwaltungskostenan-teil an den Gesamtausgaben 2016 beträgt niedrige 8,1 %. Um die Qualität der Arbeit sicherzustellen, werden sich diese Ausgaben künftig erhöhen müssen. Allein die Auf-wendungen für die Projektadministration und -abrechnung wachsen mit den Anforderungen aus den Richtlinien der öf-fentlichen Geber und Prüfinstitutionen wie dem DZI stetig.

24 Querbrief 3/2017

Summe 5.150.122,18 €PROJEKTFÖRDERUNG 2016

Frieden ermöglichen 3.797.100 €

Fähigkeiten entfalten 488.094 €

Überleben sichern 864.928 €

Europa 97.852 €

Afrika 3.326.979 €

Asien 1.024.874 €

Lateinamerika 700.417 € 9,5 %

16,8 %

73,7 %64,6 %

19,9 %

13,6 %1,9 %

Die graphische Darstellung visualisiert die Aufteilung der Projektförderung nach Kontinenten und Themen. Frieden ist unserem Verständnis nach nur durch ein Zusammenspiel dieser drei Themen erreichbar: „Fähigkeiten entfalten“, „Überleben sichern“ und „Frieden ermöglichen“ und bestimmt unsere Friedensarbeit.

25Querbrief 3/2017

BILANZ PER 31. DEZEMBER 2016

AKTIVA 2016 (€) 2015 (€)

A. Anlagevermögen

I. Betriebs- und Geschäftsausstattung 18.019,04 10.333,55

II. Finanzanlagen 1.600,00 0,00

B. Umlaufvermögen

I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 296.428,03 420.783,03

II. Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten 1.421.078,77 1.561.726,69

C. Rechnungsabgrenzung 0,00 5.246,17

Summe 1.737.125,84 1.998.089,44

PASSIVA 2016 (€) 2015 (€)

A. Eigenkapital

I. Betriebsmittelrücklagen 243.991,49 184.370,68

B. Rückstellungen

I. Rückstellungen für Projekte 263.834,17 201.285,17

II. Sonstige Rückstellungen 36.626,77 34.226,23

C. Verbindlichkeiten 1.192.673,41 1.572.167,46

D. Rechnungsabgrenzung 0,00 6.039,90

Summe 1.737.125,84 1.998.089,44

Auszug aus dem Bestätigungsvermerk der ACCO GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vom 4. August 2017

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbe-

ziehung der Buchführung des Weltfriedensdienst e.V. für das Geschäftsjahr vom 01. Januar bis 31. Dezember 2016 geprüft.

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.

Enrique Perez Zayas, Wirtschaftsprüfer Jörg Huse, Wirtschaftsprüfer

Vergütungsstruktur Die Mitglieder des Vorstands des Welfriedensdienst e.V. sind ehrenamtlich tätig, sie erhalten keine Aufwandsentschädigung. Die Vergütung aller hauptamtlichen MitarbeiterInnen orientiert sich an den Entgeltgruppen 9 bis 11 des öffentlichen Dienstes (TVöD). Gleichwohl verzichten die Mitarbeitenden auf Zusatz-leistungen wie z. B. das 13. Monatsgehalt. Die Bandbreite der Bruttojahresgehälter hochgerechnet auf Vollzeitstellen bewegt sich im Berichtsjahr zwischen 35.949 € und 56.604 €.

Das Anlagevermögen erfasst die Ausstattung des Büros. Im Jahr 2016 waren durch den Umzug ein neuer Drucker sowie umfangreiche Arbeiten für ein neues Netzwerk erforderlich.

Der Jahresüberschuss 2016 in Höhe von 47,1 Tsd € wurde der Betriebsmittelrücklage zugeführt. Ferner erfolgte für das Jahr 2015 eine positive Korrektur um 12,5 Tsd €. Rückstellungen für Projekte sind einzelnen Projekten zuge-ordnete, noch nicht in Anspruch genommene Mittel. Zweck-gerichtet wurden diese aufgestockt: Für kofinanzierte Projekte um 54,9 Tsd €, für spendenfinanzierte Projekte um 7,7 Tsd €.

Dem Umlaufvermögen werden die Guthaben bei Kreditin-stituten, Kassenbestände sowie Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände zugerechnet. Der Posten Rechnungsabgrenzung beinhaltet Zahlungen für Aufwendungen des Folgejahres.

Sonstige Rückstellungen beinhalten in das Jahr 2016 über- tragene Resturlaube und Überstundenansprüche (28,8 Tsd €), Gebühren für die Jahresabschlussprüfung (5 Tsd €) und das DZI-Spendensiegel (2,8 Tsd €). Die Verbindlichkeiten bilden vorwiegend die noch nicht verwendeten Mittel für die Finanzierung von Projekten ab.

25Querbrief 3/2017

26 Querbrief 3/2017

EINNAHMEN 2016

EINNAHMEN 2016 2016 (€) 2016 (%) 2015 (€) 2015 (%)

Öffentliche Zuwendungen 5.213.943,00 84,4 4.978.774,43 84,3

Zuwendungen anderer Organisationen 9.426,48 0,2 42.768,60 0,7

Partnerleistungen 183.045,67 3,0 133.619,67 2,3

Spenden 683.832,18 11,1 597.596,81 10,1

Mitgliedsbeiträge 49.175,44 0,8 50.350,02 0,9

Bußgeld, Nachlässe 150,00 0,0 150,00 0,0

Sonstige Einnahmen 34.731,05 0,6 16.639,92 0,3

Inanspruchnahme Projektrückstellungen 0,00 0,00 86.330,93 1,5

Summe 6.174.303,82 100 % 5.906.230,38 100 %

Zur Finanzierung der Auslandsprojekte und für die Bildungs-arbeit im Inland erhielten wir öffentliche Zuwendungen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, von Engagement Global und vom Berliner Senat.

Zuwendungen anderer Organisationen sind im Jahr 2016 von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden und von Brot für die Welt in Höhe von 9,4 Tsd € geflossen. Die Partnerleistungen sind Beiträge der Südpartner des Welt-friedensdienst e.V., mit denen sich diese an den Kosten der Projekte beteiligen. Dem erfreulichen Anstieg der Projektum-sätze entsprechend stieg deren Anteil prozentual. Die Spenden enthalten freie und zweckgebundene Spenden.

Kontinuierliches Fundraising erhöhte das Spendenauf-kommen im Berichtsjahr um 22 Tsd €. Die Zahlungen von Stiftungen wurden, abweichend zum Vorjahr, nicht den Zu-wendungen anderer Organisationen zugeordnet. Die Summe von 66 Tsd €, darin enthalten 30 Tsd € Sonderzuwendung für den Umzug, wurden den Spenden zugeschrieben.

Die Mitgliedsbeiträge unserer Mitglieder, regulär oder ermäßigt, tragen laut Vereinsrecht zur Finanzierung der Vereinsarbeit bei. Im Jahr 2016 nahm der Weltfriedensdienst e.V. Bußgelder, aber keine Nachlässe ein.

Sonstige Einnahmen beinhalten vornehmlich periodenfremde Erträge, Teilnahmebeiträge für Veranstaltungen, Zinserträge sowie Gehaltszuschüsse der Krankenkasse.

EINNAHMEN 2016 6.174.303,82 €

Partnerleistungen 183.046 €

Zuwendungen anderer Organisationen 9.426 €

Sonstige Einnahmen 34.731 €

Öffentliche Zuwendungen 5.213.943 €

Spenden, Mitgliedsbeiträge, Bußgeld 733.158 €

26 Querbrief 3/2017

11,9 %

84,4 %

27Querbrief 3/2017

AUSGABEN 2016

AUSGABEN 2016 Personal Sachkosten 2016 (€) 2016 (%) 2015 (€) 2015 (%)

Projektbezogene Ausgaben 5.575.930,08 91,9 5.424.800,11 92,4

Projektförderung 5.150.122,18 5.150.122,18 84,9 5.025.259,52 85,6

Projektbegleitung 260.195,79 260.195,79 4,3 233.900,25 4,0

Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit

133.875,99 31.736,12 165.612,11 2,7 165.640,34 2,8

Werbe- und Verwaltungskosten 488.746,43 8,1 444.447,70 7,6

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung 108.754,37 29.664,78 138.419,15 2,3 126.421,39 2,2

Verwaltung 199.056,65 151.270,63 350.327,28 5,8 318.026,31 5,4

Summe 6.064.676,51 100 % 5.869.247,81 100 %

Zuführung Projektrückstellung 62.549,00 0,00

Zuführung Betriebsmittelrücklage 47.078,31 36.982,57

Summe 6.174.303,82 5.906.230,38

Die Ermittlung und Darstellung der Ausgaben erfolgt nach den Standards des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Demnach werden die Projektförderung, die Projektbegleitung und die satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit den projektbezogenen Ausgaben zugeordnet.

Die Projektförderung beinhaltet diejenigen Mittel, die vollständig in die Projekte fließen. Kontinuierliche Quali-täts- und Fortschrittskontrolle sowie Projektentwicklung erfolgt im Rahmen der Projektbegleitung. Kosten für un-sere Bildungsprojekte und für die Erstellung entsprechen-der Materialien sind der satzungsgemäßen Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit zugeordnet.

In der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sind Sach- und Personalausgaben enthalten, die der Selbstdarstellung und

der Mittelakquise dienen. 2016 gab es im Rahmen der Mittelakquise keine Zusammenarbeit mit Dienstleistern.

Die Verwaltung weist die Personalkosten für Geschäfts-führung, Finanz-, Personal- und Spendenverwaltung und Projektabrechnung (199 Tsd €) aus. Ferner sind Ausgaben für die Büroinfrastruktur (137 Tsd €), Wirtschaftsprüfung (5 Tsd €) und das DZI-Spendensiegel (2,8 Tsd €) enthalten. Die Zunahme der Ausgaben erfolgte durch den Umzug und den erhöhten Personalaufwand für die Projektadministration. Die Werbe- und Verwaltungskosten an den Gesamtausga-ben belaufen sich im Berichtsjahr auf 8,1 %. Sie werden vom DZI als „niedrig“ eingestuft.

AUSGABEN 2016 6.064.677 €

Projektbezogene Ausgaben5.575.930 €Werbe- und Verwaltungskosten

488.746 €

27Querbrief 3/2017

8,1 %

91,9 %

PostvertriebsstückGebühr bezahltA9649 F

Am Borsigturm 9

13507 Berlin

www.weltfriedensdienst.de

IMPRESSUM Herausgeber: Weltfriedensdienst e. V., Am Borsigturm 9, 13507 BerlinTel: +49 (0)30 253 990-0, [email protected], www.weltfriedensdienst.de Mitglieder erhalten den Querbrief kostenlos. Redaktion: Stefanie Wurm (V.i.S.d.P.), Winona Bak, Carola Gast, Moritz Gilles, Sören Konaretzki, Katrin Steinitz Texte: Jasmina Barckhausen, Heiko Flink, Stefanie Hess, Michael Leibrecht, Judith Ohene, Ursula Reich, Karen Schulz, Helge Swars, Martin Zint Lektorat: Florian SchubertGestaltungskonzept, Satz- und Bildbearbeitung: Anja Tessmann / Art Direction & Design Studio Druck: Spree Druck Berlin GmbH, gedruckt auf Recycling PapierBildnachweise: Titelbild: José Luis Aguilar und Jasmina Barckhausen, S. 4: Susanne Souaré, S. 5: Hatsdong Douang Simma, S. 6: José Luis Aguilar; Archiv Weltfriedensdienst e.V.; Ursula Reich, privat, S. 9: Archiv CELUCT.; Helge Swars, S. 10-11: José Luis Aguilar, S. 12-13: ISALP-Archiv, S. 14: Eneko Sanz, S. 15: Eli Josef-Westermann; Archiv Weltfriedensdienst e.V., S. 18: Jardim Bom Retiro, S. 19: Archiv Weltfriedensdienst e.V.

UNSER SCHÖNSTER ERFOLG 2016

Spendenkonto Weltfriedensdienst e.V. Bank für Sozialwirtschaft | IBAN: DE06 1002 0500 0003 1475 05

17. Juni 2016 in Labé, einer Stadt in Guinea, Westafrika. Es ist,

als hätte jemand ein brennendes Streichholz in einen trockenen

Heuhaufen geworfen: Nachdem der Kommandant der Infan-

terie der Präfektur mit einem Autofahrer aneinander geraten

ist, besetzen marodierende Militärs den Markt, dringen in die

Wohnviertel ein, plündern Geschäfte, Speicher und Fahrzeuge,

verletzen Menschen und töten Tiere. Erst ein herbeigerufe-

nes Kontingent von Elitesoldaten kann zwei Tagen später die

Ausschreitungen beenden. Die EinwohnerInnen rächen sich

und vertreiben 53 Familien der Militärs aus ihren Häusern. Kein

ungewöhnlicher Vorgang in Guinea, einem Land, das seit seiner

Unabhängigkeit vor 59 Jahren geprägt ist von staatlicher Willkür

und gewalttätigen Auseinandersetzungen politischer Parteien.

EIN UNGEWÖHNLICHER PRÄZEDENZFALL

Was folgt, ist indes alles andere als normal: Das Ministerium

für Nationale Verteidigung Guineas wendet sich an Vertreter

des Projekts „Baïonnette Intelligente“. Sie werden gebeten,

kurzfristig einen Workshop mit den in Labé stationierten Si-

cherheitskräften und zivilen Meinungsführern zu den Themen

Menschenrechte, Deeskalation und Gewaltfreiheit abzuhalten.

47 Militärs und 29 Zivilisten nehmen an einer dreitägigen Fort-

bildung teil. Danach beginnen sie sofort im Konflikt zu vermit-

teln. Und das Undenkbare gelingt: Die Situation entspannt sich

und die vor dem Volkszorn geflüchteten Familien der Armee-

angehörigen können in ihre Häuser zurückkehren. Gegen den

Kommandanten der Kaserne und 32 Soldaten wird inzwischen

wegen Machtmissbrauchs ermittelt. Diese Art von Strafverfol-

gung ist ein für Guinea neuartiger Präzedenzfall.

„BAÏONNETTE INTELLIGENTE“

„Niemand ist gezwungen, einen Befehl auszuführen, der gegen

geltendes Recht verstößt!“. Dieser Satz steht in Artikel 6 der

guineischen Verfassung. Das Projekt „Baïonnette Intelligente“

soll den Soldaten Mut machen, dem Satz Geltung zu verschaf-

fen. Die „Nationale Friedenskoalition“ engagierter Ehrenamt-

licher hat das Projekt zusammen mit dem Weltfriedensdienst

entwickelt. Im Zentrum stehen der Dialog und die Annäherung

von Zivilgesellschaft und Angehörigen von Armee, Polizei und

Gendarmerie. Durch gemeinsame Fortbildungen, Dialogfo-

ren und Öffentlichkeitsarbeit werden sie in die Lage versetzt,

Misstrauen zu überwinden, Konflikte gewaltlos zu verhandeln

und Impulse für einen friedlichen und demokratischen Wandel

zu geben.

Logo des Projekts „Baïonnette Intelligente“


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