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Date post: 07-Feb-2017
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460 Magazin Je früher eine Frau nach der Ge- burt eines Kindes wieder schwan- ger wird, umso größer ist das Risi- ko für eine nachfolgende Geburt vor der 39. Schwangerschaftswo- che. Das bestätigen die Ergeb- nisse einer Analyse von fast einer halben Million Geburten über einen Zeitraum von sechs Jahren. In ihrer Analyse teilten die Ärzte aus dem US-Bundesstaat Ohio Mütter mit kurzen Abständen zwischen zwei Schwangerschaf- ten in zwei Gruppen ein (erneute Schwangerschaft 6-12 Monate nach der ersten Geburt bzw. 12- 18- Monate) Als Referenzgruppe dienten jene Mütter, die erst nach mehr als 18 Monaten erneut schwanger geworden waren. Das 2. Kind nach 18 Monaten Mehr als 53% der Geburten bei Müttern, die bereits innerhalb eines Jahres wieder schwanger wurden, waren Frühgeburten vor der 39. SSW. Wer sich wie die Frauen in der Referenzgruppe Zeit ließ, hatte ein deutlich gerin- geres Risiko für eine Frühgeburt. Der Anteil in dieser Gruppe lag nur bei 37,5%, bei denen die Kin- der letztlich aus anderen Grün- den zu früh auf die Welt kamen. Auch aufgrund ihrer Studien- ergebnisse erinnern die Autoren an die Healthy People 2020-Ini- tiative der US-Regierung, in die das Ziel einer 10%-igen Reduk- tion von Schwangerschaften, die bereits innerhalb von eineinhalb Jahren nach der letzten Geburt beginnen, aufgenommen wor- den ist, um den Anteil der Früh- geburten deutlich zu senken. DeFranco EA et al (2014) BJOG (Epub ahead of print) doi: 10.1111/1471-0528.12891 | Der Gynäkologe 7 · 2014 Ticker Krankenhaushygiene Nach Angaben des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) mangelt es in deutschen Krankenhäusern an geschulten Fachkräften, die Hygienestandards sicherstellen. Im europaweiten Ver- gleich liegt Deutschland hier auf den hinteren Plätzen. Die Rate an in Krankenhäusern erworbenen Infek- tionen beträgt nach einer aktuellen ECDC-Studie etwa 5%. Zwar haben Kliniken durch Schulungen und die regelmäßige Erfassung des Ver- brauchs von Händedesinfektions- mittel Fortschritte erzielt. Deutsch- land liegt hier aber insgesamt nur im europäischen Mittelfeld. Das Krankenhaus-Infektions-Surveillan- ce-System (KISS), das seit 1997 no- sokomiale Infektionen in deutschen Kliniken erfasst, trägt zu einer Ver- besserung der Krankenhaushygie- ne bei: Die teilnehmenden Häuser konnten nosokominale Infektionen s um bis zur Hälfte verringern. www.aerzteblatt.de Psychisch kranke Mütter Der Anteil der an Kuren teilneh- menden Mütter, die an Erschöp- fungszuständen, Angst- oder Schlafstörungen litten, stieg laut Müttergenesungswerk (MGW) 2013 im Vergleich zum Vorjahr von 49 auf 86%. Als größte Gesundheitsrisiken für Mütter gelten steigende gesell- schaftliche Belastungen wie eine un- sichere Berufsbiografie, Armut und ungleiche Arbeitsteilung in der Fa- milie. Im vergangenen Jahr nahmen laut Jahresbericht 49.000 Mütter mit 71.000 Kindern eine Kurmaßnahme in Anspruch. www.muettergenesungswerk.de Bessere Aufklärung nötig Schnelle zweite Schwangerschaft erhöht Frühgeburtsrisiko Körperentwicklung und BMI Menarche muss einbezogen werden Die Geschlechtsreife hat in vie- lerlei Hinsicht einen entscheiden- den Einfluss auf Körpergröße, Gewicht und Body-Mass-Index (BMI). Nach einer aktuellen Datenanalyse der Universität Potsdam ist die Beurteilung der Größen- und Gewichtsentwick- lung von Mädchen allein anhand des kalendarischen Alters daher zu ungenau. Bei 3766 Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren wurden Daten zu Körpergröße, Gewicht und BMI erhoben und geprüft, wie sich der Zeitpunkt der Ge- schlechtsreife auf das körper- liche Wachstum auswirkt. Tat- sächlich machte der Zeitpunkt der Geschlechtsreife einen deut- lichen Unterschied: Mädchen nach der Menarche waren im Vergleich zu gleichalt- rigen Mädchen, die noch keine Regelblutung hatten, im Mittel 5,3 cm größer, 9,7 kg schwerer und hatten einen um 2,9 kg/m² höheren BMI. Besonders aus- geprägt war der Unterschied bei jüngeren Mädchen. Der BMI steigt nicht nur mit dem kalen- darischen, sondern auch mit dem biologischen Alter, betonen die Studienautoren. Nach Ansicht der Studienautoren besteht mit den aktuell geltenden Referenz- werten das Risiko, spät-pubertie- rende, übergewichtige Mädchen noch als normalgewichtig und frühpubertierende Normalge- wichtige als übergewichtig ein- zustufen. Sie fordern daher, die pubertäre Entwicklung bei der Beurteilung des BMIs zu be- rücksichtigen, speziell bei 10- bis 14-jährigen Mädchen. Mumm R et al (2014) Acta Paediatrica 103: e312–e316 © Gero Breloer / dpa 8 Mütter sollten sich mit der zweiten Schwangerschaft Zeit lassen © istockphoto Gynäkologe 2014 · 47:460-461 DOI 10.1007/s00129-014-3433-x © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
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Page 1: Magazin

460

Magazin

Je früher eine Frau nach der Ge-burt eines Kindes wieder schwan-ger wird, umso größer ist das Risi-ko für eine nachfolgende Geburt vor der 39. Schwangerschaftswo-che. Das bestätigen die Ergeb-nisse einer Analyse von fast einer halben Million Geburten über einen Zeitraum von sechs Jahren.

In ihrer Analyse teilten die Ärzte aus dem US-Bundesstaat Ohio Mütter mit kurzen Abständen zwischen zwei Schwangerschaf-ten in zwei Gruppen ein (erneute Schwangerschaft 6-12 Monate nach der ersten Geburt bzw. 12-18- Monate) Als Referenzgruppe dienten jene Mütter, die erst nach mehr als 18 Monaten erneut schwanger geworden waren.

Das 2. Kind nach 18 MonatenMehr als 53% der Geburten bei Müttern, die bereits innerhalb eines Jahres wieder schwanger wurden, waren Frühgeburten vor der 39. SSW. Wer sich wie die

Frauen in der Referenzgruppe Zeit ließ, hatte ein deutlich gerin-geres Risiko für eine Frühgeburt. Der Anteil in dieser Gruppe lag nur bei 37,5%, bei denen die Kin-der letztlich aus anderen Grün-den zu früh auf die Welt kamen.

Auch aufgrund ihrer Studien-ergebnisse erinnern die Autoren an die Healthy People 2020-Ini-tiative der US-Regierung, in die das Ziel einer 10%-igen Reduk-

tion von Schwangerschaften, die bereits innerhalb von eineinhalb Jahren nach der letzten Geburt beginnen, aufgenommen wor-den ist, um den Anteil der Früh-geburten deutlich zu senken.

DeFranco EA et al (2014) BJOG (Epub ahead of print) doi:

10.1111/1471-0528.12891

| Der Gynäkologe 7 · 2014

Ticker

▶ KrankenhaushygieneNach Angaben des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) mangelt es in deutschen Krankenhäusern an geschulten Fachkräften, die Hygienestandards sicherstellen. Im europaweiten Ver-gleich liegt Deutschland hier auf den hinteren Plätzen. Die Rate an in Krankenhäusern erworbenen Infek-tionen beträgt nach einer aktuellen ECDC-Studie etwa 5%. Zwar haben Kliniken durch Schulungen und die regelmäßige Erfassung des Ver-brauchs von Händedesinfektions-mittel Fortschritte erzielt. Deutsch-land liegt hier aber insgesamt nur im europäischen Mittelfeld. Das Krankenhaus-Infektions-Surveillan-ce-System (KISS), das seit 1997 no-sokomiale Infektionen in deutschen Kliniken erfasst, trägt zu einer Ver-besserung der Krankenhaushygie-ne bei: Die teilnehmenden Häuser konnten nosokominale Infektionen s um bis zur Hälfte verringern.

www.aerzteblatt.de

▶ Psychisch kranke MütterDer Anteil der an Kuren teilneh-menden Mütter, die an Erschöp-fungszuständen, Angst- oder Schlafstörungen litten, stieg laut Müttergenesungswerk (MGW) 2013 im Vergleich zum Vorjahr von 49 auf 86%. Als größte Gesundheitsrisiken für Mütter gelten steigende gesell-schaftliche Belastungen wie eine un-sichere Berufsbiografie, Armut und ungleiche Arbeitsteilung in der Fa-milie. Im vergangenen Jahr nahmen laut Jahresbericht 49.000 Mütter mit 71.000 Kindern eine Kurmaßnahme in Anspruch.

www.muettergenesungswerk.de

Bessere Aufklärung nötigSchnelle zweite Schwangerschaft erhöht Frühgeburtsrisiko

Körperentwicklung und BMIMenarche muss einbezogen werden

Die Geschlechtsreife hat in vie-lerlei Hinsicht einen entscheiden-den Einfluss auf Körpergröße, Gewicht und Body-Mass-Index (BMI). Nach einer aktuellen Datenanalyse der Universität Potsdam ist die Beurteilung der Größen- und Gewichtsentwick-lung von Mädchen allein anhand des kalendarischen Alters daher zu ungenau.

Bei 3766 Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren wurden Daten zu Körpergröße, Gewicht und BMI erhoben und geprüft, wie sich der Zeitpunkt der Ge-

schlechtsreife auf das körper-liche Wachstum auswirkt. Tat-sächlich machte der Zeitpunkt der Geschlechtsreife einen deut-lichen Unterschied:

Mädchen nach der Menarche waren im Vergleich zu gleichalt-rigen Mädchen, die noch keine Regelblutung hatten, im Mittel 5,3 cm größer, 9,7 kg schwerer und hatten einen um 2,9 kg/m² höheren BMI. Besonders aus-geprägt war der Unterschied bei jüngeren Mädchen. Der BMI steigt nicht nur mit dem kalen-darischen, sondern auch mit dem

biologischen Alter, betonen die Studienautoren. Nach Ansicht der Studienautoren besteht mit den aktuell geltenden Referenz-werten das Risiko, spät-pubertie-rende, übergewichtige Mädchen noch als normalgewichtig und frühpubertierende Normalge-wichtige als übergewichtig ein-zustufen. Sie fordern daher, die pubertäre Entwicklung bei der Beurteilung des BMIs zu be-rücksichtigen, speziell bei 10- bis 14-jährigen Mädchen.

Mumm R et al (2014) Acta Paediatrica 103: e312–e316

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dpa

8 Mütter sollten sich mit der zweiten Schwangerschaft Zeit lassen

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Gynäkologe 2014 · 47:460-461 DOI 10.1007/s00129-014-3433-x © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

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Ticker

461Der Gynäkologe 7 · 2014 |

▶ Screening auf AGSDas adrenogenitale Syndrom (AGS) lässt sich durch konsequentes Scree-ning frühzeitig entdecken, wie eine Studie mit fast drei Millionen Neuge-borenen belegt. Bei 274 war schließ-lich ein AGS diagnostiziert worden. Bei 231 wiederum war der Test posi-tiv gewesen, was einer Sensitivität von 84,3% entspricht. Die Spezifi-tät lag bei 99,9%. Die Gynäkologen errechneten aufgrund der Daten einen positiven prädiktiven Wert (PPW) von 25% für Kinder mit nor-malem Geburtstermin. Je länger die Schwangerschaft war, umso höher lag dieser Wert. Bei Neugeborenen nach einer Frühgeburt lag der PPW bei 1,4%. Der negative Vorhersage-wert betrug in beiden Gruppen fast 100%.

Gidlöf S et al (2014)JAMA Pediatr 168: 567-574

▶ Impfpflicht in der KitaDie Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin unterstützt die Forde-rung des Berufsverbandes der Kin-der- und Jugendärzte (BVKJ), nur ge-impfte Kinder in einen Kindergarten zu lassen. Die KV-Vorsitzende Ange-lika Prehn weist daraufhin, dass die Empfehlungen der Ständigen Impf-kommission bereits für Säuglinge und Kleinkinder bestimmte wichtige Impfungen vorsehen. Es sei sehr beunruhigend, dass eine Krankheit wie die Masern noch immer nicht ausgerottet sei, weil Impfungen dagegen nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen würden. Die KV-Vorsitzende plädiert klar für eine Impfpflicht bei Kindern vor Eintritt in eine Kita. Ausdrücklich von dieser Impfpflicht ausgenommen werden müssten Säuglinge und Kinder, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürften. Ihnen müsste davon unabhängig ein Kita-platz bewilligt werden.

www.aerzteblatt.deAuch zwei Jahre nach seiner ers-ten Beurteilung bewertet das In-stitut für Qualität und Wirtschaft-lichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen Test auf Humane Papillomaviren (HPV) positiv.

Die Auswertung neuer Studien-ergebnisse zeigt, dass mithilfe des Tests Vorstufen des Gebärmut-terhalskrebses früher erkannt und behandelt werden könnten und Tumoren in der Folge selte-ner aufträten. Den HPV-Test

zahlt die GKV bislang nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einem unklaren Pap-Befund. In die aktuellen Studien der IQ-WiG konnte nun auch die finalen Daten der POBASCAM-Studie einbezogen werden, einer der größten Studien in diesem Be-reich.

Bei Sichtung aller Daten zeig-te sich ein Vorteil für die Gruppe der Frauen, die einen HPV-Test erhalten hatten. Das gilt auch für einen kombinierten Endpunkt,

bei dem nicht nur Tumoren, sondern auch fortgeschrittene Krebsvorstufen betrachtet wur-den.

Das IQWiG sieht deshalb einen Hinweis auf einen Nutzen für den HPV-Test. Zur Sterblich-keit, zur Lebensqualität und zum möglichen Schaden liegen aller-dings laut dem Institut nach wie vor keine oder keine verwertba-ren Daten vor.

www.aerzteblatt.de

Was muss bei der Einnahme von Medikamenten beachtet wer-den? Welche Wechselwirkungen gibt es mit anderen Arzneimit-teln oder Nahrungsmitteln? Wel-che Risiken bestehen, medika-mentenabhängig zu werden?

Auf diese und andere Fragen rund um das Thema „Medika-mente“ gehen die Web-Portale http://www.maennergesundheits-portal.de und http://www.frauen-gesundheitsportal.de ein.

Mit dem neuen Online-angebot stellt die BZgA quali-tätsgesicherte und verlässliche Informationen zur Verfügung. Einer der Schwerpunkte des Online-Angebots ist die Infor-mation über die Gefahren von Wechselwirkungen bei der Ein-nahme mehrerer Arzneimittel. Davon sind immer mehr und vor allem ältere Menschen betroffen, die unter mehreren chronischen Krankheiten leiden. Vorsicht ist vor allem beim Arzneimittel-kauf über das Internet geboten. Die Gefahr hier an zweifelhafte Anbieter zu geraten, die dann bedenkliche beziehungsweise ge-

fälschte Arzneimittel liefern, ist groß. Darum sollten die Seiten entsprechender Anbieter genau überprüft werden.

Das BZgA-Onlineangebot informiert auch über Medika-mentenmissbrauch und Medi-kamentenabhängigkeit. Von den in Deutschland pro Jahr verkauf-ten 1,4 Milliarden Arzneimittel-packungen haben circa 15% ein eigenes Abhängigkeitspotenzial, dazu gehören auch zahlreiche

frei verkäufliche Arzneimittel. So zum Beispiel Beruhigungs-mittel, Schlafmittel, Appetit-zügler, Abführmittel, Schmerz-mittel - aber auch bestimmte Nasentropfen sowie alkoholhal-tige Mittel. Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind medikamentenabhängig. Frau-en im höheren Lebensalter sind in besonderem Maße betroffen.

www.bzga.de

Information über MedikamenteZu Risiken und Nebenwirkungen auch einmal ins „Netz“ schauen

Studienergebnisse sprechen für HPV-Test

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8 Qualitätsgesicherte Informationen aus dem Internet

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