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Macher 01 2012-netzwerk

Date post: 25-Jan-2015
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03

MACHER

TINA VOSS DIE ARBEITS-NETZWERKERIN

ARBEIT. MENSCH. LEBEN. HANNOVER.

Ausgabe 03

Januar 2012

Preis: 3,90 Euro

„Netzwerke machen Spaß, wenn man nicht in Abhängigkeit gerät!“

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ARBEIT.

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Text: Dominik Maaßen

DAS NETZWERK HANNOVERDie hohe Schule des Gebens und Nehmens

„Warte mal, ich kenne da wen.“ Wer diesen Satz häufig gebraucht, ist kein

Einzelkämpfer, sondern gut verdrahtet. Ob nun in realen Netzwerken mit

Bierchen nach Feierabend oder den virtuellen mit Profil im Internet, ob weltweit

auf dem Globus oder verwurzelt in der Region Hannover. Aber nur, wer sich als

Unternehmer darin aktiv, konstant und mit Fingerspitzengefühl beteiligt und

den anderen einen Mehrwert bieten kann, profitiert auch beruflich von

den Gleichgesinnten.

ARBEIT.

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Netzwerk.

DAS NETZWERK HANNOVER

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ARBEIT.

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Tim Schlüter, Journalist, Buchautor

und Gründer der Informations-

Initiative www.talk-social.de

Nehmen wir einmal an, Sie wollen

Angelina Jolie kennenlernen. Oder den

Dalai Lama. Oder Ferdinand Piëch. Sie

denken, solche Prominenz ist aufgrund

ihrer kümmerlichen Beziehungen so weit

von Ihnen entfernt wie die Erde von der

nächsten Galaxis? Dann irren Sie sich.

Denn Mailänder Forscher haben jetzt

die These des US-Psychologen Stanley

Milgram aus den 60er-Jahren bestätigt,

dass sich alle Menschen auf dem Plane-

ten über nur sechs bis sieben Bekannte

nahe sind. Die Italiener untersuchten die

Verbindungs linien der weltweit etwa 721

Millionen Facebook-Mitglieder und ent-

deckten: Es braucht sogar nur fünf (ge-

nauer 4,74) Kontakte – ob der Mensch nun

in Reykjavík oder Buenos Aires lebt. In Sa-

chen Berühmtheiten scheitert dieses Phä-

nomen allerdings meistens in der Praxis.

Schließlich muss Ihre Botschaft für Jolie,

Lama oder Piëch interessant genug sein,

damit sie zu ihnen durchdringt. Aber es

wäre möglich. Theroetisch.

Seilschaften und Sicherheitsgurte

Früher bezeichnete man Kontakte in Netz-

werken allgemein noch abschätzig als Seil-

schaften. Als Vitamin B oder als ein System

von Sicherheitsgurten. Das karriere-

fördernde Geflecht von Beziehungen wird

seit Jahrhunderten praktiziert. Unzäh-

lige Prinzessinnen und Prinzen konn-

ten ein Lied davon singen, wenn sie als

Abge sandte von Königshäusern für den

neuen Länderbund vor den Traualtar tre-

ten mussten. Inzwischen sind Interessen-

gemeinschaften jedoch salonfähig gewor-

den. Denn nicht nur Klappern gehört zum

Handwerk. Auch gute Netzwerke mit

Menschen auf derselben Wellenlänge be-

schleunigen die Karriere. Oder wie es die

Automobil-Legende Lee Iacocca formu-

liert hat – „Business ist nichts anderes als

ein Knäuel menschlicher Beziehungen“.

Qual der Wahl

Aber wie stellt man es als ehrgeiziger,

junger Unternehmer an, wenn man – ins-

besondere am Standort Hannover – diese

engen Knäuel lukrativ fürs Geschäft nutzen

möchte? Die Auswahl an Netzwerken in

Niedersachsen ist nämlich – wie überall –

riesen groß. Es gibt branchenspezifische,

berufsspezifische, firmeninterne, regio-

nale, überregionale, geschlossene, offene,

private oder ehrenamtliche Netzwerke,

Service Clubs, wie Rotary oder Lions mit

geson derter Einladung, Alumnigruppen

der Universitäten, offizielle Messetreffen

und natürlich die zahlreichen neuen On-

line-Communities. Und wie verhält man

sich darin?

„Business ist nichts anderes als ein Knäuel menschlicher Beziehungen.“

ARBEIT.

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Familie.

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Netzwerk.

Ingo F. Schreiber, Geschäftsführer

von SWDirekt, Regionsvorstand

Hannover und im Bundesverband

Materialwirtschaft Einkauf und

Logistik e.V.

Pflege in der Zweibahnstraße

Das wissen in Netzwerken am besten die

Agenten am Knotenpunkt. Die rührigen

Multiplikatoren, wie Ingo F. Schreiber.

Neben seiner Tätigkeit als Geschäfts-

führer von SWDirekt.de, ein Großhandel

für Betriebsausstattungen, ist er Regions-

vorstand Hannover und im Bundesver-

band Materialwirtschaft Einkauf und

Logistik e.V., ein klassischer branchen-

übergreifender Treffpunkt mit deutsch-

landweit 8.000 Einkäufern und 50 Jahren

erfolgreicher Vergangenheit. Schreiber

rät: „Egal, in welchem Netzwerk, wich-

tig ist immer, dass man sich aktiv ein-

bringt. Es gilt also nicht nur auf die ei-

genen Vorteile zu schauen, sondern für

andere mitzudenken und ihnen eventuell

auf die Beine zu helfen. Die hohe Schule

ist es, andere zusammenzubringen. Netz-

werke sind keine Einbahnstraße. Sie le-

ben vom Geben und Nehmen. Man sam-

melt Adressen nicht wie Trophäen. Man

pflegt sie.“

Auf Du und Du in der Landeshauptstadt

In Hannover empfiehlt er etablierten

Firmen den Industrieclub Hannover.

Aller dings ist der nach eigenen Angaben

„einer der traditionsreichsten Business-

clubs Deutschlands“ und vor allem ein

exklusives Forum für Vorstände von

Unter nehmen wie Bahlsen oder Conti.

Eine Nummer kleiner? „Ein attraktiver

Austausch besteht natürlich auch bei

der Industrie- und Handelskammer, bei-

spielsweise im Handels- oder Außenwirt-

schaftsausschuss“, so Schreiber. „Junge

Unternehmer finden gute Kontaktnetze

bei hannoverimpuls, der Wirtschaftsförde-

rungsgesellschaft.“ Hier gibt es branchen-

bezogene Projektzentren wie die Hanno-

ver Fabrik oder Hannover IT, um regionale

Kompetenzen zu verzahnen oder gemein-

same Messeauftritte zu organisieren.

Eldorado für Aufträge

Solche Gesellschaften treten außerdem als

Bietergemeinschaft auf. Denn Netzwerke

dienen nicht nur dazu, effizient Informa-

tionen und Kontakte auszutauschen und

das eigene Fachwissen zu verbessern,

sondern auch seinen Einflusskreis bei der

Vergabe von Aufträgen und Jobs zu erwei-

tern. 40 Prozent davon handelt man laut

Experten nämlich über persönliche Bezie-

hungen. Doch auch die Nachteile liegen

auf der Hand: Wo viel vertraulich gere-

det wird, gelangen auch firmen spezifische

Daten nach außen. Diese Transparenz gilt

vor allem für Gruppen und Foren im Inter-

net, wo die Kontakt hürden niedriger sind

und die räumlichen Distanzen ein Witz.

Neue Welt Social Media

„Unternehmen machen allerdings im Ver-

gleich zu Privatleuten im Schnitt weniger

Fehler bei der Daten veröffentlichung“,

weiß Tim Schlüter, Journalist, Buchautor

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ARBEIT.

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und Gründer der Informations-Initiative

www.talk-social.de. „Firmen publizieren

in der Regel Inhalte, die abgesegnet oder

schon publiziert wurden.“ Er empfiehlt

dennoch auch ihnen eine Strategie und

das Know-how von Spezialisten. „Ich rate

ab von dem, was die Netzwerkbetreiber

wollen: Erstmal anmelden, rein ins Netz

und einfach loslegen. Bei keiner Veranstal-

tung, Party oder gar einem Fernseh auftritt

stürmt man los und beginnt umgehend un-

überlegt zu reden. Stattdessen hört man

erst einmal zu, schaut sich alles an und be-

teiligt sich dann an Gesprächen. Bei vie-

len hakt es auch am technischen Verständ-

nis. Man muss eine Social-Media-Plattform

intensiv von innen kennengelernt haben,

bevor man sie nutzt. Vergleichbar würde

niemand eine TV-Werbung buchen, wenn

er das Prinzip Fernsehen nicht begreift.”

Analyse vor dem Kontakt

Insbesondere Geschäftsleuten rät Schlü-

ter, sich genaue Gedanken zu machen, wie

sich das Unternehmen beispielsweise bei

Face book präsentiert, das inzwischen zu

wichtig geworden ist, um es zu ignorie-

ren. Als Konzern, als Teil der Firma, als

Marke, nur das Produkt oder als Kampa-

gne? „Denn das zieht Konsequenzen nach

sich“, so Schlüter. „Entscheidend ist, wie

bereits in den klassischen Medien, die

Frage der Zielgruppe – wen möchte ich wie

ansprechen?“ Selbstständige Einzelkämp-

fer würden oft bis zu einer Stunde pro Tag

in Social-Media-Netzwerken verbringen.

Konzerne beschäftigen bis zu 20 Mitarbei-

ter, um „das volle Programm zu bespie-

len“. Drei von fünf Internetnutzern sind

in Deutschland laut Schätzungen in sozi-

alen Netzwerken aktiv. Und die Verweil-

dauer steigt hier dreimal schneller als im

Durchschnitt aller Websites.

Leistung zählt

Und wie nutzt man sie gewinnbringend,

womöglich für den Vertrieb? „Das Ent-

scheidende ist: Mehrwert liefern“, so

Schlüter. Im realen Netzwerk steht dafür

das Prinzip Geben und Nehmen. Im

virtuellen spricht man vom „Teilen“. Mit

diesem gleichnamigen Button übermittelt

man bei Facebook interessante Inhalte und

gewinnt über sogenannte „virale Effekte“

Fans und Follower. Auch die größte deut-

sche Business-Community XING mit ihren

rund zehn Millionen Berufstätigen, die in

16 verschiedenen Sprachen miteinander

kommunizieren, lebt vom Mehrwert: Ver-

bindungen der Akteure sind sichtbar und

generieren neue Kontakte.

Hinzu kommen circa 40.000 Experten-

gruppen und Networking-Events, bei

denen nicht marketinggesteuert ein Unter-

nehmen treibendes Element ist, sondern

die Teilnehmer selbst den intensiven

Austausch suchen. Bei Hannoveranern

beliebt sind beispielsweise die Gruppen

wie „Hannover Networking“ oder „Wirt-

schaftsstandort Region Hannover“. Wie

beim Golfspielen ergeben sich aber auch

Geschäfte, wenn man beispielsweise

derselben Freizeitaktivität frönt. Ein wei-

terer Vorteil: Dank Social Media recher-

chiert man leicht wertvolle Informationen

über den Kunden und seine Wünsche,

ohne ihn regelmäßig kontaktieren zu müs-

sen. Außer dem bleibt man beim Verkaufs-

prozess, wo manchmal der zweite oder

dritte Anlauf entscheidend ist, geschickter

im Gespräch. Für Tim Schlüter sind diese

Foren „daher eher geeignet für die Bezie-

hungspflege als für den Abverkauf“.

Nettes Extra

Und die ganz Cleveren berufen sich wieder

auf die Wissenschaft. Beziehungsweise

auf die sogenannte Reziprozitätsregel der

Top-Verkäufer. Danach sind Menschen

motiviert, eine Gegenleistung zu erbrin-

gen und jemanden positiv in Erin nerung zu

behalten, wenn sie etwas erhalten. „Man

stellt also nicht wie verrückt sinnlose

Infos ins Netz oder macht penetrante Kalt-

akquise“, sagt Schlüter, „sondern bietet

beispielsweise Hilfe bei einer Problem-

lösung oder kostenloses Experten wissen

an.“

Dann fragt man sich nur noch, was hier

Jolie, Lama oder Piëch ganz dringend

benötigen? Einfach mal gründlich nach-

denken. Keine Angst, Sie kennen sie

bereits – und die Sie. Es braucht nur eins:

zwei, drei, vier, fünf Kontakte. ←

„Egal, in welchem Netzwerk, wichtig ist immer, dass man sich aktiv einbringt.“

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Familie.

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Netzwerk.

Sieben Tipps für

Xing, Facebook und Co.

1. ExpertenDie Welt der Social Media ist nicht nur

sehr neu, sondern für Anfänger auch

längst unübersichtlich. Spezialisten

bringen Know-how und sind günstiger

als Folgen peinlicher Fehler.

2. RessourcenEs reicht nicht, erst einmal ein Profil zu

erstellen und dann abzuwarten. Pla-

nen Sie ausreichend Zeit und Budgets

ein. Interaktion lautet das Stichwort

beim Social Media – und die läuft ide-

alerweise konstant und manchmal so-

gar ziemlich schnell.

3. StrategieStarten Sie lieber erst einmal mit ei-

nem Netzwerk – und werden dort kom-

petent. Und den Erfolg unterstützen

nur Kanäle, die Ihre Kunden nutzen.

Wählen Sie daher das passende Netz-

werk und damit die richtige Art und

Weise der Inhalte und Kommunika-

tion. Außerdem müssen diese cross-

medial mit Ihren anderen Infokanälen

harmonieren.

4. Know-howSocial-Media-Netzwerke sind kom-

plex und funktionieren nicht immer

unmittelbar. Nur wer weiß, wie die

jeweiligen Tools funktionieren, kann

sie gewinn bringend und geschickt

einsetzen. Im schlimmsten Fall ver-

öffentlichen Sie ansonsten sogar ge-

heime Daten.

5. MehrwertNicht die Einbahnstraße zählt, die

Werbebotschaften verkündet, sondern

Menschen kommunizieren direkt mit

Menschen. Und die werden auf Sie auf-

merksam, wenn Sie ihnen regel mäßig

einen Mehrwert, also nützliche Infor-

mationen, bieten.

6. GlaubwürdigkeitPasst Ihr Unternehmen überhaupt in

ein Social-Media-Umfeld, das vor allem

durch Transparenz lebt? Mundpro-

paganda von Nutzern kann sich wie

ein Lauffeuer enorm vorteilhaft ent-

wickeln – aber leider auch negativ.

7. MitarbeiterAuch im Social-Media-Bereich sind

Ihre Mitarbeiter die besten Kommu-

nikatoren Ihres Unternehmens. Aller-

dings dann auch öffentlich. Erarbeiten

Sie – mit ihnen zusammen – wichtige

Regeln, wie kommuniziert werden soll.

Hier helfen auch Weiterbildungen. ←


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