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m Ausgabe 4-2013

Date post: 25-Mar-2016
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In der vierten Ausgabe steht Wertschätzung im Vordergrund (nicht nur in der sozialen Arbeit).
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das magazin vom m|c Ausgabe 4 – 2013 Gut gemacht! Danke schön!
Transcript
Page 1: m Ausgabe 4-2013

das magazin vom m|c

Ausgabe 4– 2013

Gut gemacht! Danke schön!

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Klick! Foto: Frank Scheffka

Kurze Pause auf dem Rastplatz – eine Szene in der Miniaturwelt von Michael Brünjes (Seite 20)

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m, guten Tag!

sind Sie heute schon gelobt worden? Am Arbeitsplatz oder im Privaten? Je-manden zu loben und ihm zu danken, drückt große Wertschätzung aus. Wennwir gelobt werden, macht uns das zufrieden, stolz, und es spornt uns an. Inder Arbeitswelt wird viel zu selten gelobt, finden wir. Klar, ein Mitarbeiter be-kommt Geld für seine Arbeit. Auch eine Form der Anerkennung. Aber daspersönliche, ausgesprochene „Das hast Du gut gemacht“ ist eben doch nochetwas anderes. Recht im Verborgenen sind viele, viele Menschen in sozialenBerufen beschäftigt. Welche Anerkennung erfahren sie? Von den Klientenund vor allem von uns allen? Schätzen wir diese Arbeit? Oder kostet die ein-fach nur (zu viel) Geld? Sind wir uns bewusst, was soziale Arbeit für die Ge-sellschaft bedeutet? m hat sich einmal umgeschaut und umgehört. Lesen Siein unserem Titelthema über Wertschätzung. Für alle, die nicht gerne langeTexte lesen, gibt es dazu auch eine Zusammenfassung auf Seite 13.

Sehr bewegt hat uns der Bericht von Regina Dietzold. Sie war im Juli in derWestsahara, das ist ein Land in Afrika. Die Menschen dort werden unter-drückt und kämpfen seit vielen Jahren friedlich für ihre Freiheit. Frau Diet-zold unterstützt diese Menschen und hat sich deshalb mit anderen auf denWeg nach Afrika gemacht.

Doch wir haben nicht nur schwere Themen für Sie, keine Sorge. Wunder-schön sind die Modellbauten von Michael Brünjes, sie erinnern an die „Mi-niatur-Wunderwelten“ in Hamburg. Ebenfalls kreativ sind die Leute vomBlaumeier-Atelier. Die durchblicker haben sie besucht und dabei Interessan-tes über die Geschichte erfahren. Und wir haben auch Anregungen, umselbst aktiv zu werden, ein weihnachtliches Rezept, ein Rätsel, News ausdem m|c …

Gemütliche Weihnachten und viel Spaß mit der neuen Ausgabe!Ihr m-Team

Liebe Leserinnen und Leser,

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In dieser Ausgabe:

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„Jeder macht, was er will, keiner macht,was er soll, aber alle machen mit.“Klar sagte Thomas Bretschneider (Vor-stand m|c) diesen Satz mit einem Augen-zwinkern. Aber es spricht eine MengeSpaß und Dynamik aus diesem Satz. Wener da beschreibt? Die tollen Ehrenamt-lichen. Lesen Sie Seite 40.

„Freu dich über die Unterschiede“In Tunesien geboren, in Berlin aufge-wachsen, Studium in Osnabrück: Comic-Künstlerin Soufeina Hamed (24) zeichnetseit frühester Kindheit und ist mittlerweilegut bekannt. Im Oktober und Novemberwaren ihre Werke in Bremen zu sehen.Jetzt ist sie zu Gast im m.

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Gut gemacht! Danke schön!Wertschätzung. Darum geht’s in unse-rem Titelthema. Wertschätzung erfahrenwir durch Lob. Oder dadurch, dass sichjemand bei uns bedankt. Und nicht zu-letzt durch eine angemessene Bezah-lung der Arbeit. Wie erfahren Menschen,die in sozialen Berufen arbeiten, Wert-schätzung? Sieht die Gesellschaft, wasalles geleistet wird? Reich wird dabeikeiner …Und m wirft auch einen Blick auf die Be-zahlung der Werkstattmitarbeiter.

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Ein buntes Programm für 2014Die neuen Programmhefte sind da. ObReisen oder Kurse, ob Sport oder Fortbil-dungen, ob für große oder kleine Leute –der m|c bietet Neues und Bewährtes!

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Titelthema

Wertschätzung

Gut gemacht! Danke schön! 4

Vom Wert der Sozialen Arbeit 11

Lob und Anerkennung (leichte Sprache) 13

Rätsel „Welcher Schatz ist gemeint?“ 14

Auflösung Rätsel 19

Menschen & Meinungen

Bezahlung in der Werkstatt 16

Hier zählt das Drumherum! 20

Briefe für die Freiheit 26

News und Tipps

Blaumeier 30

viertel|nah 37

Wohlfahrtsmarken zu Weihnachten 37

Stellenanzeige 46

Machen Sie mit!

Spenden, Schätze und Ideen 34

Weihnachtsbaum-Schmuck aus Marzipan 38

Lauter tolle Leute: Ehrenamtliche 40

Jahresprogramme 2014: Kurse, Reisen, Freizeit 42

m|colleg Fortbildungen 44

Immer in m

Kunstwerk! Comics von Soufeina Hamed 23

Zum Schluss: Fritz-Gansberg-Schule – Auf ein Neues! 47

Autoren dieser Ausgabe/Impressum 48

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Titelthema

„Das hast Dugut gemacht.“m hat die Tänzer bei den Proben für das Festival„eigenARTig” gestört. Unser Wunsch: Bitte stellt mitGestik und Mimik das Thema „Wertschätzung” dar.Keine leichte Aufgabe.

1 Corinna Mindt | 2 Alladin Detlefsen | 3Martin Schoeps | 4Martin Schoeps undNeele Buchholz

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Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Scheffka

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Tosender Applaus. „Bravo“-Rufe. Stehende Ovationen.Das Publikum ist begeistert von der Inszenierung desTheaterstückes. Immer wieder kommen die Schau-spieler auf die Bühne und verneigen sich. Sie strahlen.Sind zufrieden mit ihrer Arbeit. Sind glücklich. Kannes eine größere Wertschätzung geben als ein begei-stertes Publikum? Wohl kaum. Kaum ein andererBeruf bringt es mit sich, dass Mitarbeiter eine so di-rekte Rückmeldung auf gute Arbeit bekommt.

Welche Anerkennung bekommen Menschen in sozialenBerufen? Also eine Altenpflegerin oder ein Schulassis -tent zum Beispiel. Darüber soll ich hier schreiben. Ichhabe keine Ahnung, ich bin keinSozialarbeiter. Und in meinemFreundeskreis gibt es wedereine Altenpflegerin noch isteine andere soziale Hilfe imEinsatz. Doch ich habe michmal mit offenen Augen umge-sehen. Wo wird denn eigentlichüberall soziale Arbeit gelei-stet? Und habe ich eventuelldoch etwas davon?

Ein gutes GefühlIch verabrede mich mit Kai OlafJünemann vom Pflegedienstm|c. Er geht, wie jeden Morgen, zu Frau Rothe in Fin-dorff. Die 84-Jährige ist noch gut drauf, lebt alleine inihrer Wohnung und versorgt sich selbst. Damit das mitden Medikamenten klappt, kommt der Pflegedienstmorgens um halb zehn und verabreicht die Tabletten.Danach ist oft noch Zeit für einen Schnack, gerne beieiner Zigarette in der Küche. Frau Rothe weiß, dass ichheute mitkomme, und hat extra eine Kanne Pfeffer-minztee gekocht und eine große Schale Pralinen für unsbereitgestellt. Eine freundliche und sehr zufriedene alteDame sitzt mir mit wachen Augen gegenüber. Ein

Mensch von der Sorte, für die das Glas immer halb vollstatt halb leer ist. Sie erzählt gerne aus ihrem Leben.Auch davon, dass sie aus Schlesien geflohen ist. EinJahr war sie unterwegs und kann es heute noch wert-schätzen, eine feste, warme Bleibe zu haben. Insgesamtist Frau Rothe eine kontaktfreudige und disziplinierteFrau. Zum Einkaufen geht sie extra zu dem Supermarkt,der drei Ecken weiter entfernt ist. „Man muss ja in Be-wegung bleiben“, sagt sie. „Zum Turnen gehe ich auch,hier in der Kirchengemeinde.“ Und zweimal die Wochetrifft man die rüstige Frau im NAHBEI beim „OffenenAtelier“ an. „Malen oder zeichnen, da hatte ich in mei-nem Leben keine Zeit dazu. Meine Kindheit war ja auch

früh vorbei. Schön, das jetztmal auszuprobieren“, erzähltFrau Rothe. Bevor ich weitervon dieser zauberhaften altenDame berichte, die man amliebsten direkt als Oma adop-tieren möchte, zurück zumThema soziale Arbeit. FrauRothe nimmt einen Pflege-dienst in Anspruch, geht zumSeniorenturnen und Malen.Sprich: An 3 Stellen in ihremLeben unterstützt soziale Ar-beit ihr noch recht selbststän-diges Leben. Sie schätzt dies

und zeigt es den Mitarbeitern auch, indem sie zum Bei-spiel auf ein Zigarettchen in die Küche einlädt. Und washaben wir anderen davon? Die Aussicht, auch als alterMensch mit passender Unterstützung noch autarkleben zu können. Das gute Gefühl, dass die Alten in derNachbarschaft versorgt sind, jemand ihr Wohlergehenim Blick hat, man sich keine Sorgen machen muss.„Fühlen Sie sich wertgeschätzt von den Menschen, dieSie betreuen?“, frage ich Kai Olaf Jünemann. „Es gibtviele Kleinigkeiten, an denen man merkt, dass unsereKlienten unsere Arbeit schätzen: sei es ¢

Gut gemacht! Danke schön!

Martin Schoeps und Neele Buchholz

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Titelthema Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Scheffka

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Gut gemacht! Danke schön! Fortsetzung

ein Lächeln, wenn wir die Wohnung betreten oder einApfel, der uns zur Stärkung mit auf den Weg gegebenwird.“

Hilfe zur Selbsthilfe„Ich fühle mich wertgeschätzt, wenn mir die Menschenvertrauen. Was kann es für eine größere Wertschätzunggeben, als sich einem anderen Menschen anzuvertrau-en?“ Das sagt Anke Hartwig, meine nächste Verabre-dung. Sie arbeitet im Bereich sozialpädagogische Fami-lienhilfe. Das Team unterstützt Familien mit Kindern beider Bewältigung von schwieri-gen Lebenssituationen, bei Kri-sen und Konflikten. „Hilfe zurSelbsthilfe“ ist bei ihrer Arbeitdas Prinzip schlechthin. Ohnedie Mitarbeit des Klienten gehthier gar nichts. Was sind dasfür Familien? Zum Beispiel un-terstützt das Team seit 2 Jah-ren die Familie M. Das 5-jähri-ge Kind ist schwer krank, hateine finale Diagnose, ist an einAtemgerät angeschlossen.Frau M. fühlte sich alleinge-lassen und überfordert mit allden „Baustellen“ wie Kinder-garten, Pflegedienst etc. „Ichschaff das nicht mehr.“ Sie ging zum Amt und bean-tragte Familienhilfe. Heute geht Frau M. sehr selbst-bewusst mit ihrer Situation um. Sie akzeptiert, dasssie eben einfach mehr um die Ohren hat als andereund erkennt mit gewissem Stolz an, was sie alles lei-stet. Auch ihre Bedürfnisse formuliert sie klar herausund sieht es nicht als ihre Unzulänglichkeit an. „Wirunterstützen Familien, sich Unterstützung zu holen,geben Anregungen, machen auch mal Mut“, fasstAnke Hartwig ihre Aufgabe zusammen. „Vertrauen istdabei ganz wichtig.“ Nicht immer gelingt dies auf

Anhieb. Gerade, wenn den Familien die Unterstützungauferlegt wurde, sie sich nicht freiwillig dazu ent-schlossen haben. So beispielsweise bei einer Familieaus Huchting. Sie kannten, dass ihnen jeder sagt, wassie alles nicht können. Das hatte die Schule schon zurGenüge getan. Sie hatten gar keine Lust, dass da jetztnoch jemand kommt. Das Team der Familienhilfe warein Stück weit als Anwalt der Familie unterwegs undes konnte vieles geklärt werden. „Es ist schon etwasanderes, wenn die Lehrer mit Fachleuten sprechenmüssen, als ,nur’ mit den Eltern.“ Heute gibt es ein

großes Vertrauen zum m|c unddie Familie ist sehr glücklichüber die professionelle Hilfe.

Wer preist wen?Soziale Arbeit kann nur dannwirken, wenn die Klienten mit-arbeiten. So wird der Konsu-ment gleichzeitig zum Produ-zenten, dazu sagt man auch„Koduzent“. So abstrus dasauch klingen mag, in der tägli-chen sozialen Arbeit ist dies einselbstverständlicher Vorgang.„Eigentlich kann ich nichts fürSie tun, ich kann Ihnen nur hel-fen, dass Sie die Problematik

selbst in den Griff bekommen.“ Das hat in der Außen-wirkung bezüglich der Wertschätzung den großenHaken, dass eben nicht abgeschätzt werden kann, wel-chen Anteil denn nun der Professionelle an der „Lö-sung“ des Problems hatte. Da wird es mit Wertschät-zung oder Dank dann manches Mal schwierig …

Jeder soll dazugehörenInklusion, das Stichwort unserer Zeit. Und unsere inklu-sive Gesellschaft soll in der Schule beginnen. Dasmacht Sinn. ¢

Corinna Mindt

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„Vielen Dank für Deine Hilfe.“

1 Neele Buchholz | 2Miriam Flick | 3 Alladin Detlefsen

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Titelthema Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Scheffka

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¢ Damit das klappt, sind Schulassistenten und sozialpäd-agogische Fachkräfte (SPF) im Einsatz. Gut qualifizier-tes Personal, das einzelne Schüler unterstützt oder ei-nige Unterrichtsstunden mit Kleingruppen in Differen-zierungsräumen arbeitet. Mit Malen und Basteln wirddie Feinmotorik geschult, Einkaufen und Verkehrstrai-ning üben das eigenständige Leben. „Gerade bei Matheoder Fremdsprachen sind die Kinder mit Lernschwie-rigkeiten ab einem bestimmten Punkt kognitiv schlichtüberfordert. Da ist es gut zu differenzieren“, sagt RaikoWilkenshoff, SPF in Huchting. Für die Klasse ist es ganznormal, dass oft mehrere „Lehrer“ im Raum sind, sieunterscheiden nicht zwischenSPF und Fachlehrer. Mit Sor-gen oder Fragen gehen sie zudem, den sie halt am nettestenfinden.

Der UnterschiedWirtschaftlich macht es jedocheinen großen Unterschied, objemand als SPF oder als Lehrerin der Klasse ist. Lehrer verdie-nen fast das Doppelte. Ist er danicht richtig sauer, frage ich.„Ich gönne den Lehrern ihr Ge-halt, sie machen einen verant-wortungsvollen Job. Aber einbisschen mehr monetäre Anerkennung für unsereebenfalls sehr qualifizierte Leistung wäre angebracht“,sagt Raiko Wilkenshoff. Genauso wichtig ist dem enga-gierten Mann die Anerkennung der Gesellschaft. Kaumein Außenstehender macht sich Gedanken darüber, wasan Schulen täglich geleistet wird, was aufgefangen wird,was möglich gemacht wird. Gut ist, dass innerhalb derSchule und des Teams großer Respekt und Wertschät-zung für die gegenseitige Arbeit da sind. Und es gibt El-tern, die zu Weihnachten einen Präsentkorb für dasTeam packen.

Mich hat das Gespräch sehr nachdenklich gemacht. „InBildung muss mehr investiert werden“, das hören wirganz oft in den Nachrichten von Politikern jeder Cou-leur. Ziel einer guten Bildung ist aber doch nicht „nur“ein guter Schulabschluss. Ziel für unseren Nachwuchsist es doch auch, selbstbewusste, selbstständige undsoziale Menschen heranzuziehen. Kaum ein Kind mitLernschwierigkeiten wird einen guten Schulabschlussan der Oberschule Hermannsburg machen. Aberselbstbewusst, möglichst eigenständig und als Teil un-serer Gemeinschaft können und sollten Kinder mit Be-hinderung ihre Schullaufbahn abschließen. Inklusion, ja

das finden wir einen schönenGedanken. Damit daraus einegute Sache wird, brauchen wirFachleute, die auch wie Fach-leute bezahlt werden, damit siean den Schulen bleiben.

Ein starker Staat lässt sicheben nicht allein am Brutto-sozialprodukt messen.Die Liste der sozialen Arbeits-bereiche lässt sich leicht fort-setzen: Obdachlosenhilfe, Ju-gendfreizeitheime, Drogenhilfe,Rehabilitationsmaßnahmen …Wer Unterstützung braucht, sei

es temporär oder dauerhaft, der bekommt sie bei unsmeist. Das ist gut so. Denn wie würde unsere Gesell-schaft sonst funktionieren können? Rein mit Ehrenamt-lichen? In welcher Qualität?

Und soziale Arbeit kostet Geld. Mal zahlt der Empfängerselbst, meist zahlt die Gesellschaft dafür – sprich: wiralle mit unseren Steuern. Wir zahlen dafür, dass Kindergut betreut und Alte ordentlich gepflegt werden. Famili-en mit Problemen bekommen professionelle Hilfe, Kin-der mit Behinderung bekommen viele Chancen. Soziale

Gut gemacht! Danke schön! Fortsetzung

Miriam Flick

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Arbeit leistet einen wesentli-chen Beitrag zum Erhalt un-serer Demokratie. In Staa-ten, in denen das sozialeKlima schlecht ist, steckthäufig auch die Demokratiein der Krise. Ein starkerStaat lässt sich eben nichtallein am Bruttosozialprodukt oder an der Export-quote messen.

Was ist uns das alles wert?Was ist uns unsere Demokratie und soziale Gesellschaftwert? Was sind wir bereit zu bezahlen für persönlichenFreiraum, für Entlastung? Was darf das tatsächlich ko-sten? Die Arbeitsstunde in einer Autowerkstatt kostetoft doppelt soviel wie die Arbeitsstunde eines ambulan-ten Pflegedienstes. Es wird als „natürlich“ angesehen,dass soziale Dienstleistungen billig sind. Woher kommtdiese seltsame Einstellung, der Wert eines Gutes seinicht an seinen Preis gebunden. Billig deshalb, weil wir

soziale Arbeit doch im Grundeals etwas sehen, was man sichleisten können muss? Mussgetan werden, aber darf nix ko-sten? Als eine milde Gabe?Hinzu kommt, dass sich im so-zialen Bereich vonseiten derPolitik recht widerstandslos

sparen lässt. Es gibt wahrscheinlich keine andere Bran-che, die so gehorsam ist, bei den Einsparungen sogaraktiv mitzuarbeiten, um letztendlich für die Klientenund die Gesellschaft insgesamt doch noch sinnvolle Er-gebnisse zu erzielen.

ErgoSoziale Arbeit leistet einen erheblichen Beitrag zum Er-halt und zur Durchsetzung unseres demokratischenGesellschaftssystems. Sie beugt einem weiteren Aus-einanderdriften der Gesellschaft entgegen. Und sie istdann gut gemacht, wenn sie geräuschlos läuft, man siegar nicht merkt..

„Du bisteinfachtoll.“

1 Doris Geist | 2 Corinna Mindt und Miriam Flick | 3 Alladin Detlefsen

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Titelthema Fotos: Frank Scheffka

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„Es gibt viele Kleinigkeiten, andenen man merkt, dass unsereKlienten unsere Arbeit schätzen:sei es ein Lächeln, wenn wir dieWohnung betreten oder ein Apfel,der uns zur Stärkung mit auf denWeg gegeben wird.“Kai Olaf Jünemann vom Pflegedienst m|c aufdie Frage, ob er sich von den Menschen, die erbetreut, wertgeschätzt fühlt.

„Malen oder zeichnen, dahatte ich in meinem Lebenkeine Zeit dazu. MeineKindheit war ja auch frühvorbei. Schön, das jetztmal auszuprobieren.“ Frau Rothe, 84 Jahre, über das „Offe-ne Atelier“ im NAHBEI.

1 Kai Olaf Jünemann auf dem Weg zu Frau Rothe2 und 3 Frau Rothe beim „Offenen Atelier”

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Soziale Arbeit, die den demografischen undgesellschaftlichen Herausforderungen, dievor uns liegen, gerecht werden soll, istweder zum Nulltarif noch ohne Mehrkos -ten zu haben. Unsere Gesellschaft musssich ehrlich fragen: Was sind uns Teilhabeund Inklusion, eine würdige Pflege im Alterund Perspektiven für benachteiligte Kinderund Jugendliche wert? Dies ist auch, abernicht nur eine Frage des Geldes.

In den heutigen politischen und medialenAuseinandersetzungen zur sozialen Arbeitwerden besonders die Kostengesichtspunktebetont, die die öffentlichen Haushalte unddamit alle Steuerzahler belasten. „Die ge-meinnützigen Betriebe der Sozialwirtschafterscheinen hierbei wie ein nie zufriedenstellender Subventionsempfänger. Oft wirddabei außer Acht gelassen, dass sozialeDienstleistungen eine tragende, stabilisie-rende Säule in unserer Gesellschaft bildenund damit eine Investition in gesellschaftli-che Entwicklung, Teilhabe und gesellschaft-liche Stabilität sind“, so der Vorstand desParitätischen LV Bremen W. Luz.

Die Ökonomisierung Sozialer Arbeit setztein Deutschland mit Beginn der 1990er-Jahreein, in den letzten Jahren wurden gerade imgemeinnützigen Bereich Versatzstücke ausder Betriebs- und Volkswirtschaft übernom- men, die in einem Spannungsverhältnis zumtradierten Wertesystem der Gemeinnützig-keit und der gemeinnützigen Arbeit stehen.

Marlis Kawohl

Gastbeitrag von Marlis Kawohl, Paritätischer Gesamtverband

Vom Wert der Sozialen Arbeit

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Titelthema Fotos: Frank Scheffka

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Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kundenbe-griff: Ein Mensch, der ausschließlich Kundeist, wird auf seine Kaufkraft reduziert. Damitverfestigt sich ein Begriff, der genau dasGegenteil von dem signalisiert, was die täg-liche Arbeit in den Einrichtungen und Be-trieben ausmacht: das soziale Miteinander.Vor wenigen Jahren noch wurde die ver-mehrte Anwendung der wirtschaftlichen Prin-zipien als erfolgversprechend angesehen.Parallel dazu hat sich auch die Diskussion inder sozialen Arbeit wieder verändert. InFachdiskussionen geht es jetzt vermehrt umeine neue, wertorientierte Nachdenklichkeitund um die Frage, wie viel Marktorientierungder Sozialen Arbeit guttut.

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel.Aufgrund des zunehmenden Fachkräfte-mangels und eines Anstiegs an psychischenErkrankungen am Arbeitsplatz muss einUmdenken stattfinden. Fragen zur Führungund Wertschätzung von Mitarbeitern, vonMitarbeitergesundheit und altersgerechtemArbeiten, die Gestaltung von Arbeitsbedin-

gungen und die angemessene Entlohnunggeraten zunehmend in den Fokus unterneh-merischen Handelns. Den Mitarbeiter alsPerson mit Bedürfnissen wahrzunehmen undnicht ausschließlich an den kurzfristigenErfolg zu denken, muss zukünftig wiedermehr zählen.

Wenn wir den Anspruch haben, ein weiter-hin funktionierender Sozialstaat zu sein, dereine adäquate Versorgung aller Bürgerinnenund Bürger sicherstellen möchte, kommenwir in Deutschland um eine neue, solidari-sche Umverteilung nicht herum – sozialeArbeit kostet Geld. Wer gute Bildung und gutePflege will, muss investieren. Wer Inklusiontatsächlich ernst meint, muss dies adäquatausstatten.

Soziale Arbeit ist eine tragende, stabilisie-rende Säule, die dem weiteren Auseinander-driften der Gesellschaft etwas entgegenzu-setzen vermag. Soziale Arbeit geht uns alle an!.

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Vom Wert der Sozialen ArbeitFortsetzung

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Text: Uta Mertens

Lob und Anerkennung

Wir alle freuen uns über Lob. Lob ist, wenn jemand sagt: „Das hast Dugut gemacht“ oder: „Schön, dass Du da bist.“ Bei der Arbeit ist das wichtigfür uns. Wir bekommen Geld für unsere Arbeit, aber die mündliche Aner-kennung ist trotzdem eine wichtige Sache. Lob spornt uns an, macht unsstolz und gibt uns Energie. Es gibt Berufe, in denen bekommt man viel Lob.Zum Beispiel Schauspieler oder Sänger. Da klatscht das Publikum, wennman gut war. Doch nur wenige Menschen sind Schauspieler. Welches Lobbekommen die anderen? Zum Beispiel Menschen, die soziale Arbeit leisten.Also Alten-Pfleger oder Sozial-Arbeiter oder Lehrer? In diesem Bereich ar-beiten ganz viele Menschen. Das bekommen wir oft gar nicht so mit. Undsoziale Arbeit ist ganz wichtig.

Soziale Arbeit ist wichtigDie alte Frau Rothe wohnt in Findorff. Sie lebt in ihrer eigenen Wohnung.Damit sie ihre Tabletten regelmäßig nimmt, kommt jeden Morgen einPflege-Dienst zu ihr. Der Mitarbeiter guckt auch, ob es der Frau gut geht.Oder ob sie Hilfe braucht. Das ist gut für Frau Rothe. Sie fühlt sich so siche-rer. Und: Das ist auch gut für uns alle. Denn wir können sicher sein, dassFrau Rothe gut versorgt ist. Und nicht nur Frau Rothe, sondern viele alteMenschen in unserer Stadt.

Soziale Arbeit wird auch in der Schule gemacht. Alle Kinder gehen zu-sammen in eine Schule. Egal ob mit oder ohne Behinderung. Das heißt in-klusive Schule. Damit das klappt, arbeiten auch Erzieher an der Schule.Denn: Ein Lehrer pro Klasse kann das nicht schaffen. Die verschiedenenKinder brauchen ja ganz verschiedene Förderung. Das ist gut und richtig.

Weitere Beispiele für soziale Arbeit sind: Hilfe für Familien, die Problemehaben. Im Jugend-Freizeit-Heim. Drogenhilfe. Menschen, die kein Zuhausehaben.

AlsoIn Deutschland sind ganz viele Sozial-Arbeiter im Einsatz. Ganz viele Men-schen arbeiten in diesem Bereich. Ihre Arbeit ist wichtig. Für die Menschen,die ihre Hilfe bekommen. Also Kinder, Alte, Obdachlose … Aber die Arbeitist auch für uns andere wichtig. Denn nur durch soziale Arbeit gehören alledazu. Mit Hilfe der sozialen Arbeit wird keiner vergessen. Alle sind gleichviel wert. Alle haben die gleichen Rechte. Jeder ist wichtig. Das sind Grund-sätze unserer Demokratie. Und so sorgt soziale Arbeit auch dafür, dass dieDemokratie in unserem Land erhalten bleibt.

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Titelthema

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Jeder kennt es: Dinge oder auch Lebewesen, die einem ans Herz gewachsen sind, von denen mansich auf keinen Fall trennen möchte. 6 Personen beschreiben hier ihren großen Schatz – 6 Schätzebilden wir ab. Wem gehört welcher Schatz? Viel Spaß beim Rätseln!

Welcher Schatz ist gemeint?

Auf Seite19 finden Sie die Auflösung

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Ellen Stolte, Redaktionsteam durchblicker„Mein Schatz hat alles: Humor und schöneHaare! Ich schmuse gern mit ihm – er siehtimmer so bedürftig aus. Außerdem ist ergroß genug dazu, im Gegensatz zu meinenWellensittichen. Die sind auch meine Schätze,aber sie sind zu klein zum Schmusen.”

Stefan Kubena, Assistenz in Schule„Mein Schatz ist ein Spielzeug. Aber auch mehrereSerien, Hörspiele, ein Spielfilm und Comic-Hefte.Und eine ganze Kindheitsbewegung. Los ging es inden frühen Achtzigerjahren. Noch ein Tipp: Die Serieist nach langer Pause heute wieder im Fernsehen zusehen.“

Marco Bianchi, Stadtteilkoordinator Kattenturm„Mein Schatz hat meinen Geschmack vor 11 Jahren stark be-einflusst und außerdem ein ausuferndes Interesse an antikerGeschichte in mir geweckt, welches bis heute unverändert an-hält. Eines Tages habe ich mir meinen Schatz sogar auf denlinken Arm tätowieren lassen.“

Nico Oppel, stellv. Leitung Wohnen„Jeden zweiten Donnerstag lag X aufmeinem Schreibtisch, wenn ich ausder Schule kam. Der Donnerstag wartraditionell der Einkaufstag in meinerFamilie und statt Taschengeld bekamich alle zwei Wochen ein X. Als Kindder 80er liebte ich X natürlich. X? X istpelzig, ist von einem anderen Plane-ten und krachte bei der Landung ineine Garage.”

Petra Bischoff, Sekretariat„Mein Schatz kommt aus aller Welt. Er zeigt mir, dassviele Freunde an mich denken. Und mein Schatz lässtmich von fernen Ländern träumen. Obendrein wird ervon Jahr zu Jahr größer.”

Nikolai Goldschmidt, Netzwerk und Inklusion„Mein Schatz ist gerade mal dreieinhalb Jahre alt -aber hat es faustdick hinter den Ohren. Obwohl er soein eigensinniges Wesen ist, kann man ihn nur liebhaben.”

Page 18: m Ausgabe 4-2013

Zu dem Thema Wertschätzung gehört auch die Frage, wieArbeit bezahlt wird. Wie hoch ist zum Beispiel der „Wert“

der Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behin-derung? Eine Werkstatt für behinderte Menschen ist etwas siche-

rer und geschützter als ein Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft.

Aber die Aufgaben sind die gleichen. Jeden Tag werden acht Stunden

gearbeitet. Es werden Teile produziert oder Dienstleistungen erbracht.

Zum Beispiel im Weserstadion oder in Gärtnereien. Die Menschen

arbeiten für ihr Selbstwertgefühl und für ihr Einkommen.

Keiner möchte untätig sein. Alle möchten mit ihrem Können und

ihren Aufgaben wertgeschätzt werden. Und dazu gehört auch eine

angemessene Bezahlung. Oder etwa nicht? Wir haben 2

Personen gefragt, die sich mit diesem Thema auskennen.

Bezahlung in der Werkstatt

Wie viel verdient man in einer Werkstatt?

Durchschnittlich 179,38 Euro betrug das monatliche Ar-

beitsentgelt der Beschäftigten im Arbeitsbereich der Werkstätten

im Jahr 2010. 2008 waren es 167,79 Euro. Dabei gibt es deutli-

che regionale Unterschiede: 2010 wurden in Bremendurchschnittlich 218,29 Euro ausgezahlt, in Sachsen hinge-

gen nur 120,53 Euro. Der Lohn ist vom erwirtschafteten Arbeits-

ergebnis der Werkstätten abhängig und wird den Werkstattbeschäf-

tigten zu den ergänzenden Grundsicherungsleistungen ausgezahlt.

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Menschen&Meinungen Text: Nikolai Goldschmidt

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„Natürlich sind die Entgelte in den Werk-stätten für die Beschäftigten viel zu nied-rig. Warum ist das so?Diese Frage lässt sich gar nicht so einfacherklären, weil da sehr viele verschiedeneGründe eine große Rolle spielen. Beruhigendzu wissen ist, dass Bremen im Vergleich zuanderen Bundesländern auf dem 3. Platzsteht.

Gründe für die schlechte Bezahlung:Ein Grund ist die Werkstättenverordnung.Diese sagt, dass die Werkstätten mindestens70 Prozent der Einnahmen aus den Aufträgenan die Beschäftigten zahlen müssen. Alsosind die Entgelte davon abhängig, was dieWerkstatt durch Aufträge verdient.

Strom und Wärme müssen auch aus den Er-lösen bezahlt werden, wenn diese mit derProduktion zusammenhängen.

Aus den Erlösen werden alle Beschäftigtender Werkstatt bezahlt, egal, in welchem Ar-beitsbereich sie tätig sind, ob der BereichGewinn erwirtschaftet oder nicht. Aber dafürsehr wichtig ist die Aufgabe der Werkstatt alsEingliederungsmaßnahme.

Im Übrigen hat jede Werkstatt in Deutsch-land ihr eigenes Entgeltsystem. Festzustel-len ist, dass es nirgendwo ein gerechtes Ent-geltsystem gibt, egal wohin man auch sieht.

Die Abhängigkeit von der Grundsicherung istauch verantwortlich, dass es kaum mehrGeld wird.

Wenn sich etwas verbessern soll, muss die-ses durch den Gesetzgeber geschehen,einen Mindestlohn von etwa 8,50 € kann dieWerkstatt aus den Aufträgen nicht bezahlen.Auch lassen sich mit den Produkten der Ei-genfertigung nicht die notwendigen Preiseerzielen. Stichwort Globalisierung oder welt-weiter Handel.“ ¢

Unsere Frage an Rolf Bauermann, Werkstattrat der Werkstatt Bremen:

Warum verdienen die Werkstattbeschäftigten sowenig Geld?

Rolf Bauermann, Werkstattrat der Werk-statt Bremen

Page 20: m Ausgabe 4-2013

Uwe Schmid, ver.di-Gewerkschafts-sekretär

Menschen&Meinungen

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Lohn ist der Gegenwert für geleistete Arbeit.Mit dem verdienten Lohn soll man seine Exis -tenz sichern und sein Leben gestalten kön-nen. Es ist ein Unterschied, ob ich meinenLebensunterhalt aus eigener Arbeit finanzie-ren und über die Verwendung des verdientenLohnes frei entscheiden kann oder ob ich vonsozialen Transferleistungen abhängig bin.

Teilhabe am Arbeitsleben gehört zur Inklu-sion.Grundsätzlich haben Arbeitgeber und Ge-werkschaften im Sinne der Koalitionsfreiheitdie Aufgabe, den Wert der Arbeit durch Tarif-verträge zu bestimmen. Das klappt jedochnicht in allen Bereichen. Der Arbeitsmarktist mit anderen Märkten nicht vergleichbar.Arbeitnehmer sind als Anbieter von Arbeits-kraft nicht wirklich frei, weil sie auf das Ar-beitseinkommen angewiesen sind. Der Staathat hier eine ordnende Funktion durch Fest-setzung eines Mindestlohnes. Ein Mindest-lohn ist genereller Mindestwert für geleiste-te Erwerbsarbeit, mit dem die Existenz undsoziale bzw. kulturelle Teilhabe für jeden ar-beitenden Menschen ermöglicht werdensoll.

Wenn es endlich einen Mindestlohn inDeutschland gibt, dann muss er aus meinerSicht genauso für die Arbeit von Menschenmit Beeinträchtigen in Werkstätten für be-hinderte Menschen oder vergleichbaren An-geboten gelten. Die Ausgrenzung einzelnerGruppen von der Geltung eines Mindestloh-nes wäre diskriminierend..

Uwe Schmid, ver.di-Gewerkschaftssekretär Fachbereich Soziales fragten wir:

Mindestlohn auch für Beschäftigte in Werkstättenfür behinderte Menschen?

Bezahlung in der Werkstatt Fortsetzung

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Page 21: m Ausgabe 4-2013

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Titelthema

Welcher Schatz ist gemeint? Auflösung von Seite 14–15

Petra Bischoff, Sekretariat„Mein Schatz ist eine Kiste voller Urlaubspostkarten. Ich kann mich ein-fach nicht trennen von all den schönen bunten Postkarten. Mal ist eine tolleLandschaft drauf, mal süße Tiere, mal beeindruckende Häuser. Im Laufeder letzten 30 Jahre sind es mittlerweile rund 250 Stück geworden.”

Ellen Stolte, Redaktionsteam durchblicker„Mein Schatz heißt Anton. Er hat schon viel gesehen, auch wenn er noch keinOpa ist. Er ist sportlich, wir spielen zusammen Fußball bei der Martinsclub-Mannschaft. Kennengelernt haben wir uns vor 4 Jahren bei der Arbeit, imMartinshof-Kwadrat.”

Nico Oppel, stellv. Leitung Wohnen„Meine Alf-Sammlung (40 Kassetten) hüte ich wie einen Schatz. MehrereUmzüge und Bandsalat hat die Sammlung bereits überstehen müssen.Wenn ich heute zum Einschlafen den Play-Knopf am Kassettenrekorderdrücke, versetzt mich das häufig in frühere Gefühlswelten. Ich kann nochimmer über die Sprüche und Dialoge lachen.“

Nikolai Goldschmidt, Netzwerk und Inklusion„Mein Schatz ist der kleine Kater Lio. Er wurde von einer Bekannten ge-funden und aufgepäppelt. Als er wieder gesund war stand sie mit ihm vorunserer Tür. Er hatte so große Augen, so dass wir gleich wussten: Da ister, unser Schatz.“

Marco Bianchi, Stadtteilkoordinator Kattenturm„Die Doppel-LP ,In Their Darkened Shrines’ der amerikanischen DeathMetal Band NILE ist mein persönlicher Schatz. Einen so finsteren, extremenSound hatte ich noch nie zuvor gehört! Im Cover sind alle Texte abgedruckt,die sich hauptsächlich um altägyptische Geschichte und Mythen drehen.“

Stefan Kubena, Assistenz in Schule„Mein Schatz ist natürlich: He-Man and the Masters of the Universe. Fürmich, wie auch für viele andere meines Jahrgangs, ist diese Faszinationnoch immer ungebrochen und lässt mich gerne 25 Jahre zurückdenken.Heute besitze ich die Serie natürlich auf DVD und auch die Hörspielkasset-ten höre ich mir noch gerne an.“

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Menschen&Meinungen Text: die durchblicker | Fotos: Frank Scheffka

Hier zählt das Drumherum!

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Vor 27 Jahren, also 1986, hat MichaelBrünjes (56 Jahre alt) den Modellbau fürsich entdeckt. Doch Eisenbahnen sind fürihn dabei nur Nebensache. Begeistert ge-staltet er das, was sich „drum herum“ ab-spielt: Bäume, Häuser, Autos, Tiere undMenschen baut er gekonnt zu Miniaturweltenauf. Brünjes geht mit viel Liebe zum Detail andie Sache: Schnee liegt auf Bäumen, Leutestehen an der Straße und scheinen einSchwätzchen zu halten. Ein Stadtstreichersaß ihm einmal doch zu traurig auf seinerBank, da hat er ihm ein Zelt dazugekauft. VonZeit zu Zeit packt er seine Modelle ein undfährt damit zu Ausstellungen. Er kam aucheinmal bei den durchblickern vorbei und hatseinem Hobby erzählt.

Wie groß sind Ihre Modelle? Ich baue meine Modelle auf Sperrholzplattenvon 36 x 50 cm.

Was mögen Sie am meisten bei Ihren Mo-dellen?Mir gefällt eigentlich alles. Aber besondersmag ich die Fahrzeuge. Da ist zum Beispielein alter Polizeikäfer. Und ein Traktor, derüber ein Feld fährt. Oder ein Lieferwagen,der an einen Baum gekracht ist. So ein Un-fall ist nicht leicht hinzukriegen. Da mussman schon mit einem Lötkolben und Kerzentricksen. Sogar ein „Liebes-Mobil“ gibt es.Es heißt „Lady Eve“. Ich habe schon ein gan-zes Fotoalbum voll von Andenken an meineModelle. ¢

1Michael Brünjes mit einem VW-Bus-Modell | 2 Unfall in der Miniaturwelt: Die Polizei ist vor Ort

2

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Menschen&Meinungen Text: die durchblicker | Fotos: Frank Scheffka

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Hier zählt das Drumherum! Fortsetzung

Wie teuer sind denn die Sachen?Ein kleines Auto kostet beispielsweise 6Euro. Ich denke, ich habe bestimmt über1000 Euro in mein Hobby gesteckt. Ich geheoft auf Modelleisenbahn-Börsen.

Wo sind die Modelle aufgebaut?Überall in meiner Wohnung in Blumenthal.Ich schmeiße nichts weg. Die Häuser undStraßenlampen sind übrigens beleuchtet.Eine Szene habe ich aus der Serie „Auf Achse“mit Manfred Krug nachgestellt. Und dann hab

ich mich und meine Freundin Tatjana danoch reingebaut.

Es ist wirklich faszinierend, was MichaelBrünjes alles gebaut hat. Die „Miniatur-Wunderwelten“ in Hamburg können kaumschöner sein. Eine große Liebe zu den klein-sten Einzelteilen und sehr viel Genauigkeitgehören zu diesem Hobby. Er hat früher malin einer Tischlerei gearbeitet, wahrschein-lich hat er das da gelernt. .

¢

1 Ein verliebtes Pärchen … | 2 Das Modell des Goliath-Dreirad-Kastenwagens ausden 50ziger-Jahren | 3 Möbelwagen in der Miniaturwelt

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2

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Text: Marco Bianchi | Fotos: Frank Scheffka

23Soufeina Hamed vor ihrem Bild „Enjoy Difference“

Kunstwerk!

Das ist Englisch und bedeutetso viel wie: „Freu dich über die Unterschiede.“ Das istdas Motto der Berliner Comic-Künstlerin SoufeinaHamed (24). Zum Martinsclub passt diese Aussageebenfalls sehr gut, denn auch wir feiern die Vielfalt derMenschen und Kulturen und haben Freude daran.

Daher haben wir die junge Muslima nach Bremen ein-geladen, genauer gesagt nach Kattenturm. Hier wurdeEnde Oktober eine Ausstellung mit ihren Werken eröff-net. Im Augenblick wandert die Ausstellung durch denStadtteil und wird bei verschiedenen Kooperations-partnern gezeigt. ¢

Soufeina Hamed„Enjoy Difference”

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Kunstwerk! Text: Marco Bianchi

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Soufeina Hamed (geboren in Tunesien) studiert inter-kulturelle Psychologie in Osnabrück und steuert aufihre Masterarbeit zu. Seit frühester Kindheit schonzeichnet sie. Auf ihren Bildern stellt sie oft eineComic-Version von sich selbst dar, in den verschieden-sten alltäglichen Situationen. Die Geschichten, die siemit ihren Zeichnungen erzählt, sind mal nachdenk-lich, mal lustig, manchmal kritisch oder auch (selbst-)ironisch und beizeiten auch religiös. Ein weiteres zen-trales Thema ist die Erkenntnis, dass wir trotz unsererUnterschiede am Ende dennoch irgendwie alle gleichsind. Der Regen lässt uns alle nass werden, und wennwir zu viele Kekse essen, setzen wir Speck an, egal woauf der Welt wir geboren wurden.

Seit ein paar Jahren veröffentlicht Soufeina Hamedihre Comics auf der Internetplattform deviantart.com.

„Enjoy Difference“ Fortsetzung

Wenn man dort nach „tuffix“ (das ist ihr Künstler-pseudonym) sucht, gelangt man direkt zu den Bildern.Dort hat die Künstlerin sehr viele Klicks erhalten undaußerdem auch ordentlich Kommentare zu den einzel-nen Comics. So konnte sich Soufeina Hamed bereitseine große Fangemeinde aufbauen.

„Ein Leben ohne das Zeichnen“, sagt sie, kann sie sich„nicht mehr vorstellen!“ Dadurch, dass das Kopftuchals Zeichen ihres Glaubens auf den Bildern fast immerpräsent ist, wird auch stets darüber diskutiert. DieCartoonistin schaltet sich durchaus in die Diskussionmit ein und versucht Barrieren und Hemmschwellenabzubauen. Wie finden Sie, die Leser des m, die Comicsvon Soufeina Hamed alias „tuffix“? Wir freuen uns überIhre Meinungen. Schreiben Sie uns: [email protected].

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Menschen&Meinungen Text: Marco Bianchi, die durchblicker | Fotos: Regina Dietzold

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Marokko

Westsahara

Rabat

Agadir

Sidi Ifni

El Aaiun

Dakhla

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4

6

2

5

3

1 Sidi Ifni war auch mal spanisch, liegt aber in Marokko. Hier fordern die dort lebenden Saha-rauis die Freilassung der Gefangenen und die Unterlassung von Verfolgungen von Aktivisten.

2 Regina Dietzold mit anderen Reiseteilnehmern bei „IBSAR Elkhair”, einer Bürgerinitiative für Menschen mit Behinderung

3 Vor dem Gefängnis in Ait Melloul, außerhalb Agadirs. Die Angehörigen warten oft Stunden in der heißen Sonne, um ihre Angehörigen besuchenzu dürfen.

4 Protest von 15 Müttern, die seit 2005 nicht wissen,was mit ihren Söhnen passiert ist.

5 In der Hammada, der Fels- und Steinwüste6 Die Oase Assa wird hauptsächlich von Saharauis bewohnt und liegt südöstlich von Agadir in der Wüste, wo die Straße aufhört. Hierhin kommen selten Besucher.

Afrika

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Zu Besuch bei Regina Dietzold:

Briefe für die Freiheit

Regina Dietzold unterstützt Menschen in der West-sahara, die Saharauis. Deswegen hat sie zusammenmit 13 anderen Leuten eine Reise in das afrikani-sche Land unternommen. Warum die Saharauis dortum ihre Freiheit kämpfen müssen und was währendder 4.000 Kilometer langen Tour alles passiert ist,hat sie uns erzählt.

7. Juli 2013, Flughafen El Massira Agadir, kurz nachMitternachtDie 14-köpfige Reisegruppe trifft in Marokko ein. 12Personen sind aus Frankreich, eine Frau kommt ausAustralien, eine aus Deutschland: Regina Dietzold.Sie ist als Vertreterin des Vereins Freiheit für die West-sahara e. V. dabei. Das Ziel der Reise ist, die Weltöffent-lichkeit auf die Lage der Saharauis aufmerksam zumachen. Die Saharauis kämpfen seit Jahrzehnten mitfriedlichen Mitteln für ihre Freiheit. Und die Gruppehat den saharauischen Gefangenen Briefe geschrie-ben und will sie ihnen zukommen lassen. Denn dasRecht auf Post wird politischen Gefangenen verweigert.Das ist ein Verstoß gegen ein bestehendes internatio-nales Recht. Jeder der Reisenden hat die Patenschaftfür 2 bis 3 Gefangene übernommen und ihnen einenBrief geschrieben. 39 Gefangene sollen nun Briefe mitfrankiertem Rückumschlag bekommen. Die gleichlau-tenden Schreiben gehen an die Familien, an die jewei-ligen Gefängnisdirektoren und an die Botschaften.

Mit 2 Geländeautos macht sich die Gruppe ab Agadirauf den Weg. Entlang der Straße am Atlantik fahrensie in Richtung Süden. Über El Aaiun, Hauptstadt derWestsahara, bis hinunter nach Dakhla und von dortauf leicht abweichender Route wieder in RichtungNorden. Immer wieder werden sie für Passkontrollenangehalten. 2 Wochen ist die Gruppe unterwegs. Auf

dem Weg macht sie an vielen Stationen Halt, um Ange-hörige von Gefangenen zu treffen oder um mit Men-schenrechts- und Freiheitsorganisationen zu sprechen.

UnerwünschtZiel und Zweck der Reise hat die Gruppe vorher euro-päischen und marokkanischen Behörden mitgeteilt –zur eigenen Sicherheit. Immer wieder gibt es Ein-schüchterungsversuche, Beleidigungen und Überwa-chungen der Polizei und auch der Geheimpolizei.Ständig werden sie verfolgt, manchmal von bis zu 7Autos. An den Gefängnissen werden die Briefe nicht an-genommen. Manchmal gibt es aber einen Briefkasten,der genutzt werden kann. Die meisten Briefe werdenden Familien direkt übergeben. Einige bekommt auchder Menschenrechtsbeauftragte, den der König er-nannt hat, damit der sie weitergeben kann. Die Gruppespricht mit sehr vielen Menschen, die bereits eineHaft hinter sich haben. Sie berichten von Folter undzeigen entsprechende Brandnarben und Verletzungenan ihren Körpern. Die Verletzungen an den Seelenkann man nicht sehen.

Die Reiseteilnehmer sind bei einigen friedlichen De-mon strationen und Sitz-Streiks dabei. Teilweise werdendiese Proteste von der Polizei angegriffen und gewalt-sam aufgelöst, nachdem die Reisegruppe weitergefah-ren ist. Die saharauische Bevölkerung freut sich riesigüber den Besuch, und die Gruppe wird oft mit Victory-Zeichen („Victory“ bedeutet „Sieg“: Zeige- und Mittelfin-ger bilden ein V) und Hupkonzert begrüßt. Auch mit Ver-tretern einer Organisation der Behindertenhilfe gibt esKontakt. Das ist Regina Dietzold wichtig, sie ist im Auf-sichtsrat des m|c. Für behinderte Menschen gibt es inder Westsahara keine oder ganz wenig Unterstützung,obwohl sie ihnen offiziell zusteht. ¢

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Menschen&Meinungen

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Briefe für die Freiheit Fortsetzung

Text: Marco Bianchi, die durchblicker | Fotos: Regina Dietzold

Als ich Regina Dietzold zu Hause in Bremen besucheund mir Notizen von ihrer Reise mache, merke ich,dass ich mir nur schwer vorstellen kann, was sie inder Westsahara erlebt und erfahren hat. Zwischen-durch zieht sie aus einem riesigen Stapel Fotos her-aus, die den Bericht veranschaulichen. Sie fragt sich,ob die marokkanischen Behörden sie wohl noch malhineinlassen würden ins Land. Wohl eher nicht. „Ichträume noch ganz oft von dem, was ich gehört undgesehen habe und wache dann auf. Aber wir haben allepersönliche Kontakte bekommen und können denFamilien per E-Mail Mut machen. Und die freuen sichüber jede Nachricht, weil sie ihnen das Gefühl gibt,nicht vergessen zu sein“, sagt Regina Dietzold.Übrigens: Aminatou Haidar, die bekannteste saha-rauische Aktivistin, hat Ende Oktober den 13. BremerSolidaritätspreis erhalten, weil sie sich für eine fried-liche Lösung für ihr Land einsetzt. .

GastfreundschaftMeist wird bei saharauischen Familien übernachtetund gegessen. Das gibt einen guten Eindruck von derreichen Kultur der Saharauis. Aber in der Stadt Assaübernachtet man einmal in einem ganz kleinen undeinfachen Hotel. Die Folge: Der Hotelbesitzer wirdvon der Polizei verhört! Ihm wird vorgeworfen, derGruppe Essen und Schlafplätze angeboten zu haben.

Sind die Briefe denn nun bei den Gefangenen ange-kommen? Bisher kam nur eine Antwort eines Gefange-nen, der auch eine E-Mail-Adresse mitteilte, die mannutzen kann. Man muss aber davon ausgehen, dassjeder Brief- oder E-Mail-Verkehr überwacht und zen-siert wird. Zensur bedeutet, dass zum Beispiel Teileeiner E-Mail oder Briefes gelöscht oder sogar von derGeheimpolizei geändert werden, bevor sie beim Emp-fänger ankommen.

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1 2 3

1 „Klönschnack“ in Hassania, dem arabischen Dialekt der Sahrauis | 2 Die Preisträgerin des 13. Bremer Solidaritätspreises Aminatou Haidar | 3 „IBSAR Elkhair”, so nennt sich die Bürger-initiative für Menschen mit Behinderung

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Die Westsahara liegt auf dem KontinentAfrika. Bis 1975 gehörte dieses Gebiet zuSpanien. Es war eine Kolonie, das heißt,dass Spanien es früher einmal besetzt undzu spanischem Land erklärt hat. Als sich dieSpanier zurückzogen, hat Marokko das Landfür sich beansprucht. Marokko liegt direktim Norden der Westsahara. Seitdem wirddas einheimische Volk der Saharauis von dermarokkanischen Regierung massiv unter-drückt. Sie gibt den Saharauis nicht dasRecht auf Selbstbestimmung. Und das, ob-wohl ein völkerrechtlicher Vertrag, die UN-Charta, ihnen dieses Recht zugesteht. Die-sen Vertrag der Vereinten Nationen hat auchMarokko unterschrieben!

Viele Menschen sind geflohen …Dennoch ist die Westsahara besetzt, und denSaharauis bleibt nur ein schmaler StreifenWüste im Osten der Sahara. 140.000 Men-schen sind vor der Unterdrückung nach Al-gerien geflohen und leben in Lagern. Auchsie kämpfen friedlich von dort aus für einenunabhängigen Staat Westsahara. Da gibt esauch die Freiheitsorganisation „Frente Poli-sario“, sozusagen die Regierung der Westsa-hara, die ist aber in Marokko verboten. Dermarokkanische König betreibt „Siedlungs-politik“: Er schickt viele junge marokkanischeFamilien ins Land, um es nach und nach zubesiedeln. Damit werden die Saharauis inihrem Land immer weiter zurückgedrängt.Sie versuchen, sich mit friedlichen Mittelndagegen zu wehren, zum Beispiel mit Demon-strationen. Doch Demos werden brutal zer-schlagen. Viele Männer und Frauen, die sich

wehren, sitzen als po litische Gefangene mitlangen Haftstrafen im Gefängnis.

2010 gab es einen traurigen Höhepunkt derblutigen Auseinandersetzungen: Das Zelt-lager „Gdeim Izik“ (= „Lager der Würde“),bei dem 20.000 Saharauis friedlich für so-ziale Gerechtigkeit demonstrieren wollten,wurde gestürmt. Es gab Tote und Verletzte,viele Verhaftungen und Haftstrafen bis zu30 Jahren.

Keine AbstimmungDie Vereinten Nationen haben den Saharau-is einmal ein Versprechen gegeben: Es soll-te eine Abstimmung geben, bei der sieselbst entscheiden sollten, ob sie weiter zuMarokko gehören oder einen unabhängigenStaat gründen wollen. Das ist über 20 Jahreher, und es ist nie zu dieser Abstimmung ge-kommen, weil die marokkanische Regie-rung es immer verhindert hat. Und auch dieUN, die die Abstimmung organisieren soll,kommt nicht voran.

Da gibt es viel zu holen …Dass niemand etwas dagegen unternimmt,liegt unter anderem daran, dass Marokkofür die Europäische Union ein guter Han-delspartner ist. In der Westsahara gibt esviel zu holen: Fisch, Öl, Gemüse, Phosphat(eine Art Salz) und Sand zur Strandauf-schüttung der Kanarischen Inseln und fürGolfplätze. Von diesen Geschäften haben dieeinheimischen Saharauis nichts. Weitere Informationen unter: www.freie-westsahara.eu

Zum Hintergrund

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News&Tipps

1 Alfons Römer-Tesar (links) und Carl F. zeigenden durchblickern ihr Malatelier | 2 ChristianGau (rechts) mit seinem Kunstwerk

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Wieso heißt Blaumeier Blaumeier?Der Modell-Versuch wurde irgendwann vom Bund ge-kürzt, Bremen wollte das Ganze aber weiterführen. Esgab dann die Idee, dass die Auflösung von Blanken-burg in einer anderen Form gemacht wird: Es solltenlauter kleine Wohnheime in Bremen gebaut werden.Den ursprünglichen Mitmachern war das aber zuwenig. Sie haben Triest besucht, wo es schon eine Auf-lösung der Psychiatrie gab. Die hatten dort ein Symbolfür ihre Arbeit: Marco Cavallo, ein blau angestri-chenes Pferd aus Pappmaschee. Das sollteden Sprung über die Anstaltsmauern ver-deutlichen. ¢

Blaumeier, das sagt uns was. Doch was bieten dieheute alles? Und wie fing es überhaupt mal an? Das Blaumeier-Malatelier ist in Bremen Walle, in derNähe des Waldau-Theaters. Das haben wir uns ange-guckt und mit Alfons Römer-Tesar gesprochen. Er istTeamer (Kursleiter) bei den Blaumeier Malkursen.

Wie hat es mit Blaumeier angefangen?Das ist schon mehr als 25 Jahre her. Voraus ging dieAuflösung der Klosterklinik Blankenburg. Das wareine Langzeitklinik bei Oldenburg, die zum Kran ken-haus Bremen-Ost gehörte. Dort waren Menschen untergebracht, die von den Ärzten als unheilbar psy-chisch krank eingestuft wurden. Früher waren nochviele der Meinung, dass diese Menschen nicht alleineleben können und stationär behandelt werden müs-sen.

Viele, die dort untergebracht waren, waren „hospitali-siert“. Sie haben starke Medikamente bekommen,waren abgestumpft und haben nur noch vor sichhinvegetiert. Der eigentliche Grund, warum sieeingeliefert wurden, war gar nicht mehr zu er-kennen. Und das waren Leute, die heute mituns Theater spielen. Das muss man sich malvorstellen! Damals gab es eine Bewegung, dieüber die Bundesregierung finanziert wurde.Das war ein Modell-Versuch der Stadt Bremen,um den Menschen wieder ein eigenständigesLeben zu ermöglichen. Da gab es Mitarbeiter, diemit großem Eifer an die Sache herangingen. Siebrachten nicht nur Therapie-Möglichkeiten, son-dern auch Kunst und Kultur mit. Unterstützt wur-den sie von Oldenburger Studenten. So begann esmit Blaumeier …

Text: die durchblicker | Fotos: die durchblicker

Blaumeier!

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Text: die durchblicker | Fotos: die durchblickerNews&Tipps

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Die blaue Farbe sollte auch ein Symbol für die Auflö-sung von Blankenburg werden. Mit blauen BremerStadtmusikanten tourten die Bremer durch Deutsch-land. Sie spielten damit ein Theaterstück und versuch-ten, in Kliniken reinzukommen. Dort wollten sie daraufaufmerksam machen, dass die Auflösung solcherLangzeit-Kliniken wichtig ist. Sie wollten auch auf denStopp der eigentlich ja mal umfassender geplantenAuflösung in Bremen hinweisen. Das ist also der eineGrund für das „Blau“ in Blaumeier. Blau steht in derKunst aber auch für die Ferne, die Sehnsucht – dorthinzukommen, wo man sich hinwünscht. Der zweiteTeil des Namens ist Meier: Zu Beginn gab es drei FrauMeiers bei uns. Da war es schnell klar, dass wir Blau-meier heißen sollen.

Wie viele Leute malen bei Ihnen?Über die Woche verteilt sind es 50 bis 60 Personen, diedas Atelier nutzen. Wir haben Kurse oder offene Ange-bote. Wer Interesse hat zu malen, sollte erstmal aneinem Donnerstag kommen und gucken, ob ihm dasgefällt. Wenn man donnerstags über einen längerenZeitraum kommt und mehr malen möchte, dann kannman in die anderen Kurse rutschen. Jeder kann kom-men. Die Kurse kosten nichts. Was wir nicht wollen:dass Betreuer mit ihren Betreuten kommen, obwohl

die gar keine Lust haben zu malen. Man muss Lustdazu haben, auch darauf, mit Leuten in Kontakt zukommen. Es ist ein Gemeinschafts-Atelier und es wirdviel miteinander gesprochen.

Wozu sind die Teamer (Kursleiter) da?Wir begleiten beim Malen, geben Tipps, kümmern unsdarum, dass Gelder für Materialien da sind und planenAusstellungen und Mal-Reisen. Der Einzelne, der zuuns kommt, bekommt Hilfe, Spaß zu finden mit seinerMalerei. Jeder Mensch hat einen eigenen Ausdruck.Ich zum Beispiel kann ganz schlecht zeichnen. Ich habmir immer einen abgebrochen, um schön zu zeichnen.Mein Kunstlehrer hat mir dann gesagt: Alfons, krake-lig zu zeichnen, ist Dein Ausdruck – krakelig kannst Duam besten. Eine krakelige Zeichnung von mir ist wirk-lich viel besser als eine haargenaue. Als Teamer ist esmeine Aufgabe, bei jedem Einzelnen zu erkennen, inwelche Richtung sich seine Malerei weiterentwickelnkann, und jeden individuell zu fördern.

Gibt es bei den Malern Lieblingsmotive?Jeder hat Lieblingsmotive. Eine malt gerne Hochzeits-pärchen. Eine andere malt gerne Meerschweinchen.Jemand anderes malt gerne Landschaftsbilder, zumBeispiel das Teufelsmoor. Oder norddeutsche Tiere von

Blaumeier! Fortsetzung

¢

1 Helmut Mahlstedt malt zum Thema „Himmel und Hölle” | 2 Jan Ole Haber

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der Seerobbe zur Möwe. Aber was gemalt wird, hängtauch manchmal davon ab, ob wir einen Themen vor-schlag haben. Im Moment gibt es das Thema Himmelund Hölle, Liebe und Tod.

Was hat es mit den Mal-Reisen auf sich?Wir gehen einmal im Jahr auf Mal-Reise. An Orte, dieetwas weiter weg sind von Bremen. Dort sind wir füreine Woche bis 10 Tage und richten uns ein Atelier ein.

Wie kommt es zu internationalen Ausstellungen?Zum Beispiel in Lettland war das so: Wir haben mitlettischen Künstlern zusammengearbei-tet, haben sie in Lettlandbesucht und sie uns inBremen. Wir haben zu-sammen eine Ausstellungin Bremen gemacht unduns drum gekümmert, dieauch in der lettischen StadtRiga zeigen zu können. InBrüssel haben wir aufWunsch der Bremer Landes-vertretung ausgestellt. Diehatten viel von uns gehört undwollten uns dort haben.

Welche Materialien und Mal-Techniken wendet ihr an?Wir verwenden oft Künstler-Acrylfarben. Oder Aqua-rellfarben, Stifte, Kreiden, Tusche. Aber Licht-echte!Die Tusche, die man aus dem Schulkasten kennt, istnicht Licht-echt und kann mit der Zeit verblassen.Aber bei uns muss nach zwei Jahren noch was vomBild zu sehen sein. Nur Ölmalerei machen wir nicht,das braucht zu lange, um zu trocknen.

Was kann man außer Malen noch bei Blaumeier machen?Theater spielen. Im Chor singen. Maskenbau machen

und Maskengruppe spielen. Es gibt auch eineLiteratur-Werkstatt – da wird zu-sammen mit einer Schriftstelleringeschrieben, meistens Kurzge-schichten. Es gibt eine Clowns-

gruppe, die inszenieren einenKrimi. Und man kann ana-loge Schwarz-Weiß-Foto-grafie machen. Mit Filmund Dunkelkammer –

3 Die durchblicker (vorne) machen Fotos für den Artikel | 4 Cornelia Koch (unten) hält in ihrem Bild ihre Eindrückeder letzten Malreise fest: Sternenhimmel, Lagerfeuer …

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Machen Sie mit! Text: Stephan Knorre

Spenden, Schätze und Ideen

Von einem, der Schätze hebt…

Stephan Knorre ist der Fundraiser im m|c.In der Übersetzung spricht man oft vom„Schätzeheben“. Er hebt Schätze in Formvon Geld. Und in Form von Zeit, die ge-schenkt wird, oder guten Ideen.

War 2013 erfolgreich?Ja, ich finde das war ein gutes Jahr für denMartinsclub. Das ist gut und wichtig, dennohne das Engagement von anderen könntenwir unsere Arbeit kaum so vielfältig und buntgestalten. Spenden bekommen wir von unse-ren Mitgliedern, Bremer Unternehmen, Stif-tungen und Menschen, die von unserer Arbeitüberzeugt sind. Meine Aufgabe ist es, genaudiese Menschen zu finden und für den Mar-tinsclub zu begeistern.

2013 – ein Jahr mit tollen MomentenMitgefiebert und gejubelt habe ich mit unse-rer Jugend-Fußballmannschaft. Die konntebei der Suche nach dem „Verein mit Herz“ ineinem Edeka-Wettbewerb von sich über-zeugen. Und wurde mit einem hochwertigenTrikotsatz belohnt. Beim I-Cup im Septem-ber konnten sie damit auch direkt glänzen.

Dass es aber nicht immer Geld sein muss,bewies die BSAG. Sie hat uns geholfen, dasThema Leichte Sprache unter die Bremer zubringen. Nötig war dafür nur ein Platz von11x15 cm für unsere Postkarten. Die durften

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wir kostenfrei in allen Linien auslegen. Undschon nach wenigen Tagen waren sie vergrif-fen. Das war ein sensationeller Erfolg! DiePostkarten-Aktion hat mich total begeistert.

Zeit statt Geld schenken uns zum Beispieldie Ixperten. Diese Fachleute beraten und in-formieren zum Thema Inklusion. Sie bringenihr Wissen und ihre Erfahrungen mit ein,damit das Leben in Bremen noch barriere-freier ist. Eine tolle Sache, finde ich.

1 Beim Wettbewerb von Edeka gewann die Jugend -fußballmannschaft und bekam neue Trikots 2 Joanna Wiese beim Kinderschwimmkurs 3 Stefan Knorre mit Postkarten zum Thema Leichte Sprache 4 Für die Kinderangebote des m|c brauchen wir noch Unterstützung!

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Wenn Sie Lust bekommenhaben, zu spenden, sich zuengagieren oder eine guteIdee haben – melden Siesich bei mir.

Stephan Knorre [email protected] oder 0421-53 747 688

SpendenkontoKto 10 68 45 53, BLZ 290 501 01Sparkasse Bremen

Schenken/Spenden geht auch online:sicher und schnell über martinsclub.de/spenden

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HerzenssacheEin Projekt liegt mir persönlich sehr am Her-zen und ich würde Sie gerne dafür gewinnen:Im m|c können seit 2012 auch Kinder ab 6Jahren Kurse besuchen. Und sie tun es vollerBegeisterung. Schwimmen lernen, Computer-kurse, Ferienfreizeiten oder Fußball spielen.Viel erleben und dabei das Selbstvertrauenstärken, neue Freunde finden und Normalitäterfahren. Wir sorgen für die notwendige Be-gleitung, damit jedes Kind – auch mit einerBehinderung – dabei sein kann. Für die Kin-derangebote des m|c brauchen wir noch drin-gend Spenden! Da möchte ich noch Schätzeheben! Sind Sie einer?.

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zu gutem Essen

für Ruhe und Balance

mit Licht und Farbe

zum Kraft schöpfen

Veranstaltungenund Kurse

Anzeige

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News&Tipps

viertel|nahDas neue Stadteil-Koordinations-Büro vom m|c

Seit Oktober ist der m|c auch in der Region Peterswerder, Ostertor vorOrt: Mit dem Stadtteil-Koordinations-Büro Namens viertel|nah.

viertel|nah: Wie es zu diesem Namen kamErst haben wir gesagt, es soll nicht irgendwas mit „Büro“ heißen, das istzu trocken. „Viertel“ klingt schön, und damit verbinden die Leute auchgute Sachen. Aber leider ist das Büro nun mal nicht ganz im Viertel.Dann haben wir an Weser-Burg gedacht, weil es so nahe an der Weserliegt. Und an „Adlerhorst“, weil es gegenüber des Lokals „Taubenschlag“ist. Aber dann wüsste man ja gar nicht mehr, was gemeint ist. In die en-gere Auswahl kam auch „m|achbarn“ im Sinne von guter Nachbarschaftund dass das machbar ist. Aber das war uns zu kompliziert um die Eckegedacht. Außerdem wollten wir so gerne das Wort „viertel“ drin haben.Also was lag da näher als das Wort „nah“? Das Büro ist nämlich nah amViertel – sozusagen „viertel|nah“. Voilá!

Braunschweiger Straße 53 b, 28205 BremenTelefon: 0421-69532955Ansprechpartner: Nikolai Goldschmidt, Stefanie Büsching

Porto mit HerzDie Weihnachtsmarken „Stern von Bethlehem“ sind besonders schönund kosten ein paar Cent mehr. Empfänger der Plus-Erlöse ist seit über40 Jahren die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflegee.V. Die in ihr zusammengeschlossenen Organisationen helfen überalldort, wo staatliche Hilfe nicht ausreicht. Also mitmachen und diesesJahr die Weihnachtspost mit Wohlfahrtsmarken versenden.

Wenn Sie möchten, dass der Erlös rein dem m|c zugutekommt, kaufenSie die schönen Marken hier:m|Centrum – ab sofort am Empfang Mo. – Do., 8–16 Uhr und Fr. 8–14:30 Uhr sowie telefonisch unter 0421-53 747 40Kontorhaus am Markt – bis Sa., 14.12.13 jeweils donnerstags bis samstags 11–18:30 UhrRathaus – bis So., 8.12.13 durchgehend 11–19 Uhr

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News&Tipps Text und Fotos: Regina Schmid und Jessica Volk

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Zutaten für den Teig: 50 g weiche Butter400 g Marzipan-Rohmasse100 g Zucker1 Ei3 Esslöffel Rum (wer keinen Alkohol möchte, nimmt Milch)100 g WeizenmehlLebensmittelfarbe (für die, die es bunt mögen)

Für die Dekoration:125 g Schoko-GlasurBunte Streusel1 schmaler Pinsel

Was Sie sonst noch brauchen: BackblechBackpapierSpritzbeutel oder GefrierbeutelTopflappenGeschenkband zum Aufhängen

Es weihnachtet sehr …Schön soll es sein, gemütlich soll es sein, glitzern soll es und süß soll es sein.Wenn es dann auch noch schmeckt, dann ist bald Weihnachten.Unser Tipp: Weihnachtsschmuck selber machen! Und dabei viel Spaß haben!

Weihnachtsbaum-Schmuck aus Marzipan

Regina Schmid und Jessica Volk

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Und so geht’s:Alle Zutaten in einen Topf geben. Dann verrüh-ren, bis ein glatter Teig entsteht. [1]

Den Teig in 3-4 gleiche Teile aufteilen. Und mitLebensmittelfarbe einfärben. [2]+ [3]

Jeden Teil in einen eigenen Gefrierbeutel füllen.Die Spitze ein bisschen abschneiden. [4]

Backblech mit Backpapier belegen. Und Herzen,Kreise und anderen Formen darauf spritzen. [5]

Backofen auf 200 °C (Umluft 180 °C) aufheizen.Das Backblech in den Ofen schieben. Und 10–15Minuten backen. [6]

In der Zwischenzeit die Schokoglasur in einegroße Tasse füllen. Die Tasse in einen Topf mitWasser stellen. Auf dem Herd erhitzen, bis dieSchokolade geschmolzen ist. [7]

Kekse aus dem Ofen nehmen und abkühlenlassen. Dann die Kekse mit Schokolade be-streichen und mit bunten Streuseln bestreuen.Die Schokolade trocknen lassen. [8]

Jetzt nur noch den Weihnachtsbaumschmuckmit Geschenkband am Weihnachtsbaum auf-hängen. [9]

Wer mag, kann den Baum auch mit Kugeln undLichterketten schmücken. [10]

Viel Spaß und frohe Weihnachten wünschen Regina Schmid und Jessica Volk!

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Machen Sie mit! Text: Thomas Bretschneider | Fotos: Frank Scheffka, m|c

Tolle Leute, super Leistung und ‘ne Menge Spaß!

Das Ehrenamt muss raus aus der Sozialecke undrein ins wirkliche Leben!

Warum ich mich gerne ehrenamtlich für den Martinsclub engagiere

nicht geeignet fühlen. Die Schwelle ist relativ hoch!Ich freue mich ganz besonders über die vielen jungenLeute, die einfach mal so ihre Hilfe anbieten, die Spaßhaben wollen und auch ein bisschen ihr „eigenesDing“ machen – gemeinsam mit den Menschen, diesie unterstützen.

Spaß und Schwung im Alltag, Spontanität und Begeg-nung auf Augenhöhe – das ist Ehrenamt von heute.Auf geht’s!Thomas Bretschneider

Natalie Warschun: „Ich engagiere mich ehren- amtlich im m|c, weil ich hier meine Fähigkei-ten einbringen kann, um Jugendlichen etwaszu ermöglichen. Gleichzeitig macht es Spaßund ich lerne selbst viel dazu.“

Als Martinsclub ist uns das uneigennützige Handelngeradezu mit dem Namen „Sankt Martin“ in die Wiegegelegt worden. Viele, viele Leute engagieren sich Tagfür Tag im m|c – ohne Bezahlung, als Ehrenamtlicheund freiwillige Helfer/-innen. Ich sage nur: toll! Undein Herzliches Dankeschön für diese Unterstützung!

Doch noch etwas fällt mir zu diesem Thema ein: DasEhrenamt wird immer noch mit großer Ehrfurcht undRespekt betrachtet. Das ist auch gut so, führt aller-dings auch dazu, dass sich viele für diese Aufgabe als

1 Natalie Warschun | 2 Inouss Bourai-Touré beim m|c-Fußballtraining | 3 Gunther Molle

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Irene Molle: „Der Martinsclub bedeutet mirHelfen, Bestätigen und Freude sowieFreundschaft.“

Gunther Molle (seit Gründung 1973 im m|caktiv): „Aus dem „Club 66“ ist ein energie-voller Verein für viele Menschen Bremenserwachsen. Ich bin gerne weiter dabei.“

Anke Tinsen: „Ich habe während der Jahre, in denen ich mit Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatzzu tun habe, viel über das Leben gelernt und total tolleErfahrungen der gegenseitigen Achtung mit diesenMenschen gemacht. Vor 4 Jahren sprach ich dann miteinem Bekannten über meinen Wunsch, auch mal aufnette Art und Weise meine Freizeit bzw. Urlaubszeitmit Menschen mit Behinderungen zu verbringen. So kam es zu meiner ersten Reisebegleitung an dieOstsee für den Martinsclub, und es war eine schöne Erfahrung und beruhte auch auf Gegenseitigkeit.“

Luise Trossen: „Ich mache das ehrenamtliche Arbeitenim Martinsclub aus dem Grund, weil es einfach Spaßund Freude macht. Es kommt einfach so viel zurück.“

Inouss Bourai-Touré: „Zum einem fühle ich mich dem Martinsclub sehr verbunden aufgrund meines Zivildienst-Jahres. Die Arbeit für den Martinsclub bringt mir sehr viel Freude, weil ich mit netten und sozial gerechten Kollegen zusammenarbeite.“

Stephan Knorre: „Der Umgang mit Jugendlichen macht mir unglaublich viel Spaß. Es ist schön, ihnenMöglichkeiten zu eröffnen und ihre Entwicklung zu beobachten. Darum Ehrenamt.“

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Machen Sie mit!

Mit Schwung in ein buntes Programm für 2014Neues und Bewährtes auf über 100 Seiten!

Urlaub: Die beliebteste JahreszeitViele unserer Reisen gehen ans Meer. Dieses Jahr sindes noch mehr. Neben dem Klassiker Langeoog habenwir jetzt auch Reisen nach Borkum, Wangerooge undNeuharlingersiel im Angebot. Klar gibt es auch wiederdie Dauerbrenner wie Segeltörn, Reiterhof Mallorca undIbiza. Wer nur mal einen Tag oder eine Woche raus will,kann mit uns nach Schillig, in den Heidepark Soltauoder zum Spargelessen nach Nienburg fahren. Kurz- reisen sind eine tolle Auszeit, durchbrechen den Alltag

und schonen auch den Geldbeutel.

Kurse: Bewegung, Spaß und LernenDauerbrenner ist unser inklusiverReha-Sportkurs „Fitter durch Be-wegung“ mit Joanna Wiese. Derist auch 2014 wieder dabei. Letz-tes Jahr ausprobiert, dieses Jahrunbedingt wieder im Programm:das Kickerturnier zusammen mitdem Werder-Fan-Projekt. Außer-dem: Kurse in Kooperation mitder VHS und anderen – Kurse füralle!

Neu ist zum Beispiel: „Die Mode-ratoren“ – wir organisieren Veran-staltungen – Kunden des Kurs-Pro-gramms werden hier noch mehrbei der Organisation und Durch-führung der Programme einbe-zogen. Außerdem: „Internet ausder Hosentasche: Umgang mitSmartphone, Tablet-PC und Co.“

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Senioren: Nun schon seit 22 Jahren mit uns aktivKeine Sorge, der Renner Bingo wird natürlich auch2014 nicht fehlen … Und die Seniorentreffen in denverschiedenen Stadtteilen sind auch dabei. Aberschon jetzt können Sie sich auf neue Angebote freu-en, wie z. B. den Klönschnack im Eiscafé.

Jugend: Altbewährtes und Neues entdeckenDie Jugendgruppen in 3 Stadtteilen sind fest dabeiund auch sportliche Angebote wie Fußball, Schwim-men und Tanzen.

Neu: Theaterwerkstatt für Jugendliche! Und es gibt noch mehr Reisen: Es geht zum Beispielan einem Wochenende nach Hamburg. Außerdemnach Dresden und Berlin/Potsdam. Mit Dänemarkund Brügge sind auch 2 Touren ins Ausland dabei.

Neugierig geworden? Die neuen Programme liegenab Mitte Dezember im m|Centrum bereit. Wer schonKunde bei uns ist, bekommt das Heft automatischper Post nach Hause..

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Machen Sie mit!

Lehrgang zum/zur zertifizierten Budgetbegleiter/inDie Erfahrungen der letzten Jahre mit dem trägerübergreifenden PersönlichenBudget haben gezeigt, dass die Umsetzung der rechtlichen Bestimmungen allesandere als einfach ist. Menschen mit Beeinträchtigung haben hier oft einenhohen Beratungs- und Unterstützungsbedarf – im Vorfeld der Budgetbeantragungoder im Antrags- und Bewilligungsverfahren. Offene Fragen zeigen sich in sehrunterschiedlichen Bereichen und stellen auch Menschen, die schon länger bera-tend in der Behindertenhilfe tätig sind, vor gänzlich neue Herausforderungen,sowohl in rechtlicher als auch psychosozialer Hinsicht.In Zusammenarbeit mit Selbstbestimmt Leben Bremen e. V. vermitteln wir indiesem Zertifikatslehrgang sozialrechtliches Grundwissen, das über Kenntnissezum Persönlichen Budget weit hinausgeht, für die praktische Arbeit in der Budget-begleitung aber unverzichtbar ist. Ebenso richten wir den Fokus auf den Beratungs-und Begleitungsalltag. Ein fundiertes Fachwissen soll aus- und aufgebaut, Lösungs-strategien erarbeitet werden. Aktuelle rechtliche Entwicklungen und praktischeErfahrungen werden dabei berücksichtigt.

17.3. – 21.3. und 23.6. – 27.6.2014 (ganztägig)Lehrgangsleitung: Wilhelm Winkelmeier und weitere Dozenten/-innen1.260 € inkl. Lehrgangsmaterial und Tagesverpflegung

Traumapädagogik – Wenn sich das Trauma wiederholt Verstehen! Erkennen! Adäquat handeln!Über die Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen und individuellenAuswirkungen erarbeiten Sie sich ein fundiertes Grundverständnis und Sicherheitim Umgang mit posttraumatisch belasteten Menschen. Es werden Methoden und Interventionen aus der Traumapädagogik vorgestellt. Sie lernen Verhaltens- beobachtung zur Einschätzung von Entwicklungstraumata und Anzeichen für langanhaltende Traumatisierung und dissoziative Störungen zu erkennen. Ihnenwerden Möglichkeiten zur Unterbrechung von traumabezogenen Reinszenierungenvorgestellt und Übungen zur traumaspezifischen Gesprächsführung angeboten.Die Inhalte werden anhand Ihrer Fallbeispiele aus der Schule bzw. dem Wohn-bereich reflektiert. In den Zwischenphasen der Fortbildungsserie werden Sie aufWunsch über E-Mail-Kontakt von der Dozentin begleitet.

25.1., 15.2., 8.3. und 29.3.2014, je 10 bis 13 UhrGudrun Aepfler, Traumapädagogin, Heilerziehungspflegerin, Teamleitung m|c170 €

Fortsetzung der Fortbildungsreihe für Führungskräfte…denn jede(r) gute Vorgesetzte kann noch besser werden! Nähere Informationen zu den neuen Inhalten finden Sie auf www.mcolleg.de

Wann? Wer?

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Wann? Wer?

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NEUInklusive FachforenMit den inklusiven Fachforen starten wir eine Reihe von Abendveranstaltungenüber Themen der Inklusion. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gestalteneinen Vortrag und diskutieren dann mit dem Publikum

„Ich wohne so, wie ich es will“Mit dem Auszug aus dem Elternhaus stellt sich zum ersten Mal die Frage: Wie willich eigentlich wohnen? Aber auch später im Leben verändern sich immer wiederdie Wünsche an das Wohnen: Ziehe ich in eine Wohngemeinschaft oder will ich lieber meine Ruhe und alleine wohnen? Oder ziehe ich mit meinem Partner odermeiner Partnerin zusammen? Im Grünen oder im Getümmel der Stadt? WelcheUnterstützung brauche ich dann?Petra Groß aus Kassel berichtet von ihrem Weg: Sie hat im Heim gewohnt, imbetreuten Wohnen und in einer eigenen Wohnung. Anschließend diskutieren wirauf dem Podium und mit dem Publikum.

14.2.2014, 18 bis 20 UhrPetra Groß und andere20 €, ermäßigt 8 € (für Menschen mit geringem Einkommen)

Jetzt das neue Jahresprogramm 2014 bestellen!Zum 1. Mal bringen wir ein Programmheft für ein ganzesJahr heraus! So können Sie sich rechtzeitig informieren und noch besser planen. Sie finden noch mehr Fortbil-dungen und Veranstaltungen. Auch die neuen Fachforen sind mit dabei.

Alle Veranstaltungen finden im m|Centrum, Buntentorsteinweg 24/26, 28201 Bremen statt.

Information und Anmeldung zu den Fortbildungen:Nina Marquardt und Ulrike Peter Telefon (0421) 53 747-69, [email protected],www.mcolleg.de

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News&Tipps

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Servicekraft gesucht(Für 25 Std. in der Woche, im Rahmen von „Unterstützte Beschäftigung“ oder „Job-Budget“*)

Wenn Sie Fragen dazu haben, rufen Sie gerne Ines Herrmann oder Jessica Volk an.Telefon 0421-53 747 705

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Diese senden Sie bitte bis zum 3. Januar 2014 per Post an: Martinsclub Bremen e. V. | Buntentorsteinweg 24/26 | 28201 Bremen Oder per E-Mail an [email protected]

*„Unterstützte Beschäftigung“ und „Job-Budget“

Ziel dieser Maßnahmen ist es, eine feste Anstellung für Menschen mit Beeinträchtigungen inBetrieben (außerhalb der Werkstatt Bremen) zu finden. So haben Jugendliche und Erwachsenedie Möglichkeit, auf dem Arbeitsmarkt zu schauen, was spannend sein könnte. Oder sie könneneinfache Aufgaben in verschiedenen Berufsfeldern ausprobieren. Dabei können sie während derArbeit vor Ort von einer festen Begleitperson unterstützt werden.

Aufgaben:• Arbeiten in der Küche• Tische eindecken• Getränke verkaufen • Umgang mit Medien• Pflanzen pflegen• Kopieren• Kleine Einkäufe und Botendienste• Aufräumen und Sortieren• Leichte Reinigungsarbeiten

Weitere Informationen zu den Tätigkeiten gibt es auf unserer Internetseite unter: www.martinsclub.de/stellenangebote/

Wir erwarten von Ihnen:• Bereitschaft zum Üben der Aufgaben• Spaß am Kontakt mit Menschen• Flexibilität bei der Arbeitszeit (auch am

Abend und Wochenende)• Gepflegte Kleidung

Wir bieten Ihnen:• Die Möglichkeit, verschiedene Tätigkeiten

zu erproben • Ein nettes Team• Begleitung und Unterstützung• Regelmäßige Gespräche

In unseren Veranstaltungsräumen finden viele Kurse und Seminare statt. Menschen mit und ohneBeeinträchtigungen besuchen uns, weil sie etwas lernen, reden, sich weiterbilden oder Kaffeetrinken wollen. Wir nennen unser Seminarhaus m|Centrum und suchen ab dem 1. Februar 2014eine neue Kollegin oder einen Kollegen für den Bereich Service. Für folgende Dinge sind Sie –unter Anleitung – zuständig:

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Zum SchlussText: Thomas Bretschneider | Foto: Frank Scheffka

Nach 4 Jahren inklusiver Schulentwicklung mit demklaren Auftrag, inklusive Unterrichtsformen für alleKinder mit und ohne Förderbedarf zu entwickeln,fällt es Fachleuten und Politiker/-innen auf, dass wei-terhin ein Förderzentrum besteht, das keine gesetz-liche Grundlage hat: die Fritz-Gansberg-Schule. EinFörderzentrum mit 60 Kindern mit sozial-emotionalem Förderbedarf, etwas veral-tet ausgedrückt: Kinder mit Verhal-tensauffälligkeiten. Diese Schulesoll wieder für 4 Jahre als regu-läres Förderzentrum im Ge-setz aufgenommen werden.

Über das pädagogische Füroder Wider will ich hier nichtschreiben. Diese Diskussionmuss und wird in den Schulen,Elternhäusern und Gremien ge-führt werden.

Meine Fragen lauten: Was soll das Ganze?Welchen Zweck erfüllt eine Wiederbelebung bereitsüberholt geglaubter Schulstrukturen? Welche politi-sche Botschaft wird damit transportiert?

Schaut man in die Schulen, wird schnell deutlich:Inklusion funktioniert unter den finanziellen Möglich-keiten einigermaßen, wenn Schüler mit herausfor-derndem Verhalten nicht anwesend sind. Oder wennes Personal und Konzepte gibt, mit denen diese Her-

Fritz-Gansberg-Schule –Auf ein Neues!Wieder einmal ist eine Änderung des Schulgesetzes im Gesetzgebungsprozess.Wieder einmal ist das Thema Inklusion Grund für diese Änderung. Worum es geht?

ausforderungen bewältigt werden können. Die Ge-setzesänderung legt die Lösung wieder in die Händedes Förderzentrums. Es wird ein scheinbares Ventilgeschaffen, statt die materiellen und fachlichen Vor-aussetzungen für Lösungen vor Ort zu schaffen.

Ich frage mich auch: Was soll in den näch-sten 4 Jahren passieren, in der Zeit der

Wiederbelebung des Förderzen-trums? Diese Zeit wäre bitter

nötig, es seriös abzuwickeln!Rechnen wir also getrostnoch 4-6 Jahre hinzu, bis wirauch in der Frage der sozial-emotionalen Förderbedarfewieder in den Schulen vor Ort

angekommen sind.

Ich denke, dass andere Gründefür diese Gesetzesänderung beste-

hen müssen:

1. In Bremen ist es einfacher, ein (Schul-) Gesetz zuändern, als den Auftrag des Bestehenden gründlichumzusetzen.

2. Die Bildungspolitik vertagt die Diskussion um dienotwendige Ausstattung schlicht und einfach auf diekommenden Legislaturperioden.

Bravo! Das nenne ich zupacken!.47

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Impressum und Kontakt

Martinsclub Bremen e.V. Buntentorsteinweg 24/26, 28201 BremenTelefon: (0421) 53 747 [email protected], [email protected]

Thomas Bretschneider

4x jährlich

5.600 Stück

hofAtelier und Martinsclub

hofAtelier, Bremen

Besserschreiber, Bremen

Regina Dietzold, die durchblicker, Frank Scheffka, Regina Schmid, Jessica Volk

Girzig + Gottschalk GmbH

Herausgeber

ViSdP

Erscheinungsweise

Auflage

Redaktion

Gestaltung

Korrektur

Fotografie

Druck

Spenden und Sponsoring

Stephan KnorreTelefon: (0421) 53 747 [email protected]

SpendenkontoNr. 10 68 45 53, BLZ 290 501 01Sparkasse BremenIBAN DE72290501010010684553BIC SBREDE22XXX

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Martinsclub Bremen e.V.

Buntentorsteinweg 24/26 | 28201 Bremen

Telefon: (0421) 53 747 40

[email protected] | [email protected]

www.martinsclub.de


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