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m Ausgabe 1-2013

Date post: 18-Feb-2016
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Eine Zeitschrift für alle! Der Martinsclub gibt drei bis vier Mal im Jahr das Magazin m heraus. Dabei werden viele Themen behandelt, die jeden interessieren - ganz gleich ob mit oder ohne Behinderung.
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Wir machen Zeitung! Ausgabe 1- 2013 das magazin vom m|c
Transcript
Page 1: m Ausgabe 1-2013

Wir machenZeitung!

Ausgabe 1-2013

das magazin vomm|c

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Klick!

Wieso brauchen manche Sachensooo lange, bis aus einer guten Idee

eine gute Sache wird?

(Michel vom hofAtelier bei einem Treffender Arbeitsgruppe im m|Centrum)

Foto: Frank Scheffka

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m, guten Tag!

stolz und auch ein bisschen aufgeregt präsentieren wir Ihnen das neuem. Wirberichten über Bremen, erzählen Ihnen von uns, haben Tipps gesammelt undinteressante Geschichten recherchiert. Das finden wir zumindest – und wirhoffen, dass Sie es genauso sehen werden.

Inm stecken eine Menge Herzblut, Schweiß, Ideen, Gedanken und Diskussio-nen vom gesamten Team. Und eine gute Portion Mut. Denn: m ist ein Experi-ment. m ist neu. Wirklich total neu. Weshalb? m ist inklusiv. Und: m wurdenicht am grünen Tisch von einer Handvoll Fachleuten entwickelt. Wie genaudiese Zeitung entstanden ist, wer wir sind und wie wir arbeiten, lesen Sie imTitelthema ab Seite 4.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen, die uns im Entwicklungs-Prozessmit ihrem Know-how unterstützt haben, ganz herzlich bedanken. FrankScheffka hat mit seiner Kamera unsere vielen Treffen begleitet. Felicitas Blechhat tolle Illustrationen für die Probeausgabe gemalt. Prof. Andrea Rauschen-busch von der Hochschule für Künste hat sich Zeit für uns genommen und unsgute Denkanstöße gegeben. Ein lieber Gruß geht an Wolfgang Behnken. Derkundige Magazin-Macher war lange Jahre Art-Direktor und Mitglied der Chef-redaktion vom Stern und der Zeitschrift Max. Er hat die Probeausgabe unseresMagazins gelesen und uns wertvolles Feedback gegeben. Herr Behnken, wiegefällt Ihnen die erste Ausgabe?

Und was erwartet Sie sonst noch in diesem Heft?Pünktlich zum Frühling haben wir das Fahrradfahren zum Thema gemacht.Und auf keinen Fall verpassen sollten Sie die Reportage über unser Projekt inKattenturm. Haben Sie schon Ihren Urlaub gebucht? Nein? Dann lesen Sie abSeite 42 über eine tolle Segeltour. Vielleicht haben Sie ja Lust, dabei zu sein?

Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung!Ihr Team von m

P.S. Wie gefällt Ihnenm? Wir freuen uns über Ihre Meinung!Schreiben Sie uns gerne. Per E-Mail an:[email protected]

Liebe Leserinnen und Leser,liebe Durchblätterer und Angucker,

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In dieser Ausgabe:

Meinung machenDas Kunstwerk! dieser Ausgabe kommtvon Frank Scheffka (45 Jahre). Der frei-schaffende Fotograf lebt und arbeitet inBremen. Und wenn er gerade nicht im„Raum – Atelier für Fotografie“ in derÜberseestadt ist – dann ist Frank Scheffkain der Welt unterwegs: auf der Suchenach spannendenMenschen. „Gesichtersind die besten Motive.“

Selbsthilfe-Werkstatt„Einmal ausprobieren, ob ich mein Radauch selbst prüfen und reparieren kann”,dachte sich Petra Zornhagen. Sie hat fürm eine Selbsthilfe-Werkstatt getestet.

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Zeitung machenEin Magazin für alle Bremer, inklusiv undbunt. m – ein Magazin stellt sich vor. mhat seine eigene Art. In Artikel, Repor-tagen und Interviews erfährt der Leserviel darüber, wie andere Menschen „tik-ken“. Das kann spannend sein, manchmalüberraschend oder auch amüsant. LesenSie, wer die Macher vonm sind und wassie sich vorgenommen haben.

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Titelthema

Wir machen Zeitung

Blick zur taz – Blick aufm

Menschen & Meinungen

Rad fahren – gemütlich oder sportlich?Wie ist Ihr Fahrstil?

Blickwinkel: Meine Breminale

Ab in den Süden: Das entsteht in Kattenturm

„Wir sind die Experten“:Menschen mit Behinderung diskutieren in Berlin

News und Tipps

Getestet: Selbsthilfe-Werkstatt für Fahrräder

Fragen an den Rechtsanwalt:Unterhaltspflicht /Prozesskostenhilfe

Barrierefreie Frauenarzt-Praxis

Machen Sie mit!

Kurse für alle Bremer: Tanzen/Quiz/Fußball

m|colleg: Fortbildung und Tagung

Segeltörn

Immer in m

Kunstwerk! Frank Scheffka (Fotograf)zum Thema „Meinung machen“

Zum Schluss

Ausblick

Autoren dieser Ausgabe/Impressum

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Experten in eigener SachePolitiker haben 299 Menschen mit Be-hinderung eingeladen, um über Barriere-freiheit und Inklusion zu sprechen. Hat eswas gebracht? Lesen Sie, was Oliver Ewigzu berichten hat.

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Ein Experiment: Inklusion lebendig und konkret

Wer macht mit?

Titelthema

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Wir machen Zeitung!

Text: Uta Mertens, die durchblicker | Foto: Frank Scheffka, Martinsclub

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Montag, 16 Uhr im Tagungsraum „Dom“. Michael Peuser hat eine

Bild-Zeitung mitgebracht. Ellen Stolte und Regina Dietzold veräppeln ihn deshalb

ein wenig. Dabei geht es in Wirklichkeit aber um die wichtige Frage: Ist die aufla-

genstärkste Tageszeitung Deutschlands in einfach zu verstehenderSprache geschrieben? Das will die Arbeitsgruppe testen. Fast 20 Menschen sind

auch dieses Mal zum Treffen gekommen. Neben der Bild liegen auch andere Zei-

tungen und Magazine auf dem Tisch. Auch Kaffeebecher, Wassergläser und Kekse

stehen bereit. Es gibt angeregte Diskussionen – jeder ist gefragt. Jeder soll seine

Meinung sagen, seine Ideen einbringen. Denn die Arbeitsgruppe entwickelt einneues Magazin – ein Magazin für alle Bremer. Wer soll es lesen?

Welche Themen interessieren die Menschen? Soll es informieren? Meinung ma-

chen? Unterhalten? Wie soll die äußere Form sein? Wie groß die Schrift? Und:

Wie soll das Magazin heißen? Es wird diskutiert, beschlos-

sen, geplant und auch einiges wieder verworfen.

An diesem Projekt arbeiten ganz unterschiedliche Menschen mit.

Menschen von Anfang 20 bis Mitte 60, Männer und Frauen, „Norma-

los“, die einfach Lust haben, eine Zeitung zu machen, Pädagogen,

Journalisten, Gestalter und natürlich auch Menschen mit Be-

hinderung (das Redaktionsteam „die durchblicker“). Und

nach rund zwei Jahren Arbeit ist nun die erste Aus-gabe gedruckt!m – das Magazin vom m|c.m gibt Ein-

blicke.m zeigt Blickwinkel auf.m ist kritisch.m entdeckt

das Alltägliche auch mal neu.m überrascht und macht

gute Laune. �

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Das Team stimmt über den Magazin-Namen ab

Michael Peuser mit der Bild-Zeitung

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Wir machen Zeitung! Fortsetzung

Eine besondere Herausforderung für konti-nuierliche Arbeit an den 4 Ausgaben pro Jahrwird die Arbeit in dem sehr gemischten Teamsein. Bei der Themenauswahl und der Art derAufbereitung sollen auch in Zukunft alle mit-denken, mitreden undmitschreiben. Wer kannwas leisten? Wie viel Vorlauf benötigen dieeinzelnen Personen? „Es kam vor, dass wirganz angeregt über ein Thema diskutieren.Mittendrin kam dann ein Vorschlag, der so garnichts mit dem gerade Diskutierten zu tunhatte. Etwas völlig anderes. So, als wennmanvom Urlaub erzählt und einer wirft spontaneine Idee zur Weihnachtsdeko in den Raum.Das verwirrt. Wir mussten erst lernen, wasdas bedeutet. Das heißt: Alarmsignal! Wirhaben gerade zumindest ein Team-Mitgliedabgehängt. Banger Blick in die Runde: Ist da

noch jemand abgetaucht?”, erinnert sich UtaMertens (hofAtelier) an den Prozess. Unge-wohnte Rahmenbedingungen, gerade für er-fahrene Zeitungsmacher.

Auch zukünftig will sich das Redaktionsteamregelmäßig treffen. Neben den durchblickernund den Fachbereichsleitern brüten 7 Men-schen intensiv anm: Die feste Stamm-Redak-tion besteht aus Mitarbeitern des m|c, derGruppe „die durchblicker“, einer externen Re-dakteurin und einer Gestalterin. Artikel werdenaber auch von anderen Personen geschrieben:von Fachleuten wie Rechtsanwälten und Men-schen, die etwas Spannendes zu den Themenvonm berichten wollen. So sollen immer wie-der neue Blickwinkel gezeigt werden und diebunte Mischung garantiert werden..

Titelthema

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Text: Uta Mertens, die durchblicker | Foto: Frank Scheffka, Martinsclub

1 Das Redaktionsteam begutachtet die ersten Entwürfe | 2 Thomas Bretschneider (pädagogischer Leiter) prüft dasDruckpapier | 3 Ellen Stolte (die durchblicker) hat da noch eine Anmerkung | 4Marco Bianchi (SozialraummanagerKattenturm) gefallen die Ideen sichtlich

5 Nina Marquardt (m|colleg) wartet gespannt auf die Titelentwürfe | 6 Nikolai Goldschmidt (Inklusive Stadt Bremen)hat eine Idee für eine Überschrift | 7 Christina Ruschin (Team Öffentlichkeitsarbeit) möchte gerne noch mehr Bilderim Blatt haben | 8 Joachim Haupt (Pflegedienst m|c) fragt, ob die Ansprechpartner einen festen Platz bekommen

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So war’s!

So ist’s!

So wollen wir’s!

Carolin Scheurell Regina Dietzold Jorn Engel Maren Bolte

Carolin Scheurell (NAHBEI)

Regina Dietzold (Vorstand)

Jörn Engel (Verwaltungsleiter)

Maren Bolte (die durchblicker)

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Blick zur taz – Blick auf m

Titelthema

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Um mal zu sehen, wie andere Zeitungen entstehen, haben die durchblicker den schrei-benden Kollegen von der Tageszeitung taz in Bremen über die Schulter geschaut. Sie spra-chenmit Benno Schirrmeister, der schon seit zehn Jahren bei der taz arbeitet. Die gleichenFragen hat sich dann auch das Team derm selbst gestellt. Lesen Sie, was beide Zeitungengemeinsam haben und was sie unterscheidet.

taz Die taz ist in hohem Grade unabhängig.Wir sind nicht so stark von Anzeigen undwirtschaftlichen Interessen abhängig wie an-dere Zeitungen. Das liegt auch daran, dass esfür uns Geld gibt von einer Genossenschaft.Das sind viele Menschen, die die taz mögenund finanziell unterstützen wollen. Dadurchmüssen wir als Journalisten kaum Rücksichtnehmen auf das, was Anzeigen-Kunden inter-essieren könnte. Und was die taz noch beson-ders macht, ist der täglich neue Comic-Strip„Touché“. So etwas gibt es, glaube ich, in kei-ner anderen Zeitung.

Was macht Ihre Zeitung besonders im Unterschied zu anderen Zeitungen?

m Wir wollen alle fürm interessieren – auchüber die klassischen Grenzen wie Alter, Bil-dungsniveau und soziale Herkunft hinaus. DieThemenmischung, die leicht verständlicheSprache und die lebendige Gestaltung sol-len neue Leser bringen. Wir haben ein neuesKonzept entwickelt. Das ist aber nicht in Steingemeißelt. Im Laufe der Arbeit an den Ausga-ben wird sichmweiterentwickeln, verändern.

Text: Uta Mertens, m|c durchblicker | Foto: Frank Scheffka, Martinsclub

Teamtreffen bei der taz

Udo Barkhausen, Michael Peuser undRegina Dietzold schauen sich möglicheZeitungsformate an

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taz Mir persönlich ist es wichtig, über Agrar-wirtschaft zu schreiben. Ich interessieremichaber auch sehr für Kultur, bildende Kunstund Theater. Wichtig ist, dass es eine großeVielfalt an Themen gibt.

m Informationen über inklusives Leben sinduns wichtig und alles, was Bremer bewegt,alles, was sich in Bremen bewegt. UnsereReportagen möchten wir immer sehr persön-lich machen. Es sollen Menschen und ihrepersönlichen Blickwinkel und Wünsche imVordergrund stehen.

Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?

Haben Sie auch Artikel in Leichter Sprache?

taz Nein. Das ist eine schwierige Sache fürZeitungen. Auch bei Euch ist ja nicht immeralles hundert Prozent Leichte Sprache. Esgibt verschiedene Probleme: Leichte Sprachenimmt relativ viel Platz weg. Zeitungen habenimmer nur einen begrenzten Platz zur Verfü-gung. Außerdem haben Zeitungs-Journalistengelernt, möglichst „verdichtet“ zu schreiben.Also komplizierte Sachen knapp zusammen-zufassen. Da fallen dann viele Erklärungenunter den Tisch. Es gibt auch ein Vorurteil:Viele Journalisten sagen, Leichte Sprache isteine „doofe Sprache“, und denen wäre es pein-lich, in Leichter Sprache zu schreiben. Aberes gibt viele Menschen, die durch LeichteSprache besser ansprechbar wären.

m Wir bemühen uns, die Artikel in verständ-licher Sprache zu schreiben. Schwere Wör-ter wollen wir erklären. Und besonders langeArtikel bekommen eine Kurzfassung – für alle,die nicht gerne viel lesen. �

Marco Bianchi leitet ein Teamtreffen zumThema Leichte Sprache

Benno Schirrmeister von der taz Matthias Meyer, Maren Bolte und MichaelPeuser auf dem Weg zum Interview

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Titelthema

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Text: Uta Mertens, m|c durchblicker | Foto: Frank Scheffka, Martinsclub

Matthias Meyer, Maren Bolte und Michael Peuser von den durchblickern

taz BremenDie taz ist eine Tageszeitung. Sie erscheint seit 1978. Siewurde als links orientiertes Zeitungsprojekt gegründet.Die Hauptredaktion sitzt in Berlin. Für die regionaleBerichterstattung im Norden sorgen lokale Redaktionen.An der Pieperstraße in Bremen sitzen 7 Journalistenzwischen Computern, Papier- und Zeitungsstapeln. Sieschreiben über das, was in unserer Stadt passiert. JedenMorgen setzen sie sich dazu an einen Tisch und unter-halten sich per Telefon mit den Redaktionen in Hamburgund Hannover. Das muss sein, weil sie zusammen denNord-Teil der taz vorbereiten.

Zuerst besprechen sie die Ausgabe, die morgens erschienenist. Was war gut? Was schlecht? Danach werden Themenfür die nächste Ausgabe gesammelt. Es wird gefragt: „Werhat einen Aufmacher?“ Ein Aufmacher ist so etwas wiedas Titelthema. Nachdem alle Themen zusammengetragenwurden, wird nach Wichtigkeit entschieden. Wenn jederweiß, was er zu tun hat, eilen alle an ihre Computer odermachen sich auf zu Gesprächspartnern in der ganzenStadt oder im Umland.

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Was mögen Sie gerne an Bremen? Und was nicht so gerne?

taz An Bremen mag ich, dass es genau dierichtige Größe hat. Man kann gut zu Fußüberall in der Innenstadt hingehen. Die Innen-stadt ist wunderschön. Was ich nicht mag:dass die Politik in Bremen den Bruch zwischenArm und Reich nicht in den Griff bekommt.Dass die Kinder mit armen Eltern oft keinenguten Schulunterricht bekommen.

m Bremen hat viel Grün und die Weser mit-ten in der Stadt. Das ist toll. Man kann denBürgermeister auf dem Marktplatz treffen.Nicht so gut finden wir, dass manche Sachensooo lange brauchen, bis aus einer gutenIdee eine gute Sache wird..

Möchten Sie die Meinung Ihrer Leser beeinflussen oder möchtenSie lieber neutral berichten?

taz Meine Meinung ist: Man sollte nicht sotun, als hätte man keine Meinung! Dieses„neutral Schreiben“ ist, glaube ich, gar nichtmöglich. Auch wenn andere Zeitungen dasvon sich behaupten. In deren scheinbar neu-tralen Artikeln ist meistens schon durch dieAuswahl des Themas irgendeine Meinungdrin. Oder durch die Auswahl der Menschen,die man zu dem Thema befragt. Und derenWorte man dann in den Artikel einfließenlässt. Meinung lässt sich nicht verleugnen,und ich glaube, es ist ehrlicher zu zeigen,welcher Meinung man ist. Ob das die Leserbeeinflusst, weiß ich nicht. Das ist aber auchnicht das Haupt-Ziel. Die Leser sollen sich zudem, was Du schreibst, Gedanken machen.Wenn Du eine Meinung äußerst, dann ruft sieoft viel schneller eine Gegen-Meinung her-vor, als wenn Du so tust, als hättest Du garkeine Meinung.

m Auch m will Meinung machen. Auf seineeigene Art. Wir wollen mit Berichten, Tipps,Meinungen und Neuigkeiten dem Leser immerwieder andere Blickwinkel bieten. Da gehen2 Menschen in die gleiche Kunstausstellung.Sehen sie das Gleiche? Da fahren Menschenmit Behinderung einen Tag nach Hamburg.Was war für sie das Wesentliche? Was hat siebesonders beeindruckt? In diesen Artikeln,Reportagen und Interviews erfährt der Leserviel darüber, wie andere Menschen „ticken“.Das kann spannend sein, manchmal über-raschend oder auch amüsant. Doch auf alleFälle wollen wir mit m das Verständnis unddie Wertschätzung füreinander fördern. EinMagazin, das den Prozess der Inklusion aufseine Art begleiten will. Denn für eine inklu-sive Gesellschaft braucht es Verständnis,Achtung und Respekt für jeden – von jedem.

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Hilfe? Selbsthilfe!Mit den ersten Sonnenstrahlen nehmen vieleBremer ihr Fahrrad genauer in den Blick:Hat es den Winter gut überstanden? Allesokay? Petra Zornhagen (Präventions-Be-auftragte im Martinsclub) ging es genauso.„Selbst ist die Frau”, dachte sie sich diesesJahr – und probierte eine Selbsthilfe-Werk-statt aus.

„Ich fahre mein ganzes Leben lang schonFahrrad und mache Fahrradtouren. Bisherwar jederzeit jemand da, der sich um meinFahrrad gekümmert hat. Das ist schön be-quem, aber ich konnte bisher selber noch nichtmal ein Loch flicken. Ist schon blöd am Sei-tenrand zu stehen und zu warten, bis einer dasmacht. Das ist mir bisher noch nie passiert,aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Deshalb bin ich in die Selbsthilfe-Werkstattvon der Zionsgemeinde gegangen. Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätten sind Räume, in denenWerkzeug bereitgestellt wird – und in derRegel ist auch jemand da, der etwas ratenkann, wenn man mal nicht weiterweiß. Alstotale Anfängerin hatte ich Glück: In der Werk-statt stand gerade Siegfried Wurstner, derden Raum für seine Holzarbeiten nutzt, under war gleich bereit, mir ein paar Dinge zuzeigen. Wir haben am Fahrrad die Bremsen,das Licht, die Reifen geprüft. Geschaut, ob dieKette gut gespannt ist und ein paar Schrau-ben angezogen. Das Ergebnis: Alles tipptopp

in Ordnung! Trotzdem habe ich die Kette geöltund auch den Reifen abgenommen, um dasWechseln zu üben. Herr Wurstner hat mir dieWerkzeuge gezeigt undmir Anweisungen ge-geben.

In der Selbsthilfe-Werkstatt ist also im Zwei-felsfall einer, denman ansprechen kann. Die-ses Prinzip hat mir gut gefallen. Ich habschon Lust am Basteln bekommen. Wenndas nächste Mal etwas ist, gehe ich zuerst indie Selbsthilfe-Werkstatt und schaue, ob ichdas vielleicht alleine reparieren kann. Undden Gedanken, unterwegs einen Platten zuhaben, finde ich gar nicht mehr so schlimm.Für größere Geschichten ist aber für mich klar:Meinem Fahrradladen um die Ecke bleibe ichtreu!“

Zum Vergleich: im FahrradladenSelber machen und dazulernen ist gut. Aberspart man auch Zeit und Geld? Wir haben denFahrradladen vomMartinshof zum „Frühlings-Check“ befragt.Worauf prüfen Sie die Fahrräder bei einemtypischen Frühlings-Check?ManfredWinkler, Gruppenleiter:Wir schau-en, ob die Bremsen okay sind, ob dieSchaltung funktioniert, ob die Reifen viel-leicht Risse haben oder die Räder eine Achthaben und zentriert werden müssen. Dannsprechen wir mit unseren Kunden ab, wasgemacht werden muss. �

News&Tipps Text: Petra Zornhagen, Christina Ruschin | Foto: Frank Scheffka

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Petra Zornhagen in der Selbsthilfe-Werkstatt. SiegfriedWurstner zeigt ihr, wie sie das Vorderrad an- und abbaut

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Wie teuer ist so etwas?Der Check kostet 15 Euro. Fallen Reparaturenan, geht das bei 10 Euro los und auch malbis 180 Euro rauf – je nachdem, was gemachtwerden muss. Bei den größeren Summenschauen wir auch, ob sich das noch lohntoder obman sich nicht lieber ein neues Fahr-rad kaufen sollte.Wie lange muss mein Fahrrad in IhrerWerkstatt bleiben?

In der Regel gibt man das Fahrrad bei unsmorgens ab und kann es abends wieder ab-holen.

Der Fahrradladen vom Martinshof ist in He-melingen beheimatet. Die Mitarbeiter war-ten, reparieren und liefern Ersatzteile fürKinderräder, Cityräder, Trekkingräder undMountainbikes. Es stehen dort auch neue undgebrauchte Fahrräder zum Verkauf bereit..

Hilfe? Selbsthilfe! Fortsetzung

News&Tipps

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Text: Petra Zornhagen, Christina Ruschin | Foto: Frank Scheffka

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Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätten in Bremen

Viertel: Im Jugendzentrum FrieseFriesenstraße 124Mittwoch 16–20 Uhr

Hulsberg: Jugendhaus Bund Deutscher Pfadfinder/-innenAm Hulsberg 136Termine unter www.pdp-bremen.de

Neustadt: In der ZionsgemeindeKornstraße 31Termine nach Absprache, Tel.: 0174-1548655

Horn-Lehe: Für Studenten,auf dem Campus der Universität BremenMittwoch 14–17:45 Uhr,Donnerstag 10:45–17:45 Uhr

Fahrradladen vom MartinshofDiedrich-Wilkens-Straße 49/5328309 Bremen (Hemelingen)Tel.: (0421) 361-18233Montag – Mittwoch 8–15:30 UhrDonnerstag 8–17 UhrFreitag 8–12 Uhrund jeden ersten Samstag im Monat9–12 Uhr

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Stefan Kubena (fährtmit demRad bei gutemWetter 64 Kilometer zur Arbeit) Er sagt:Rüpelhafte Fahrradfahrer, die sich ohneRücksicht auf Verluste ihren Weg freifahren?Radler, die meinen, dass nicht nur die Rad-wege, sondern sämtlicher Asphalt ihnen ge-höre? Das ist ein Mythos – denn diese SorteRadfahrer gibt es gar nicht! Die Sicht derMenschen scheint sich zu verändern, sobaldsie in ein Auto steigen und die Fahrertür voninnen schließen. Zusätzlich verändert sichauch ihr Verhalten.

Wir Radfahrer sind nicht gut auf Autofahrer zusprechen und unterscheiden zwischen folgen-den Autofahrer-Typen:

Der NeulingSie entdecken die Welt neu. Alles Bekanntewird ausgeblendet. Sie haben einen Führer-schein und damit die Erlaubnis, Angst und

Schrecken in die Welt der Radfahrer zubringen.

Der RentnerMit knapp unter 30 km/h in der 50er-Zoneunterwegs, und es gibt keinen Radweg. Alsverkehrsbewusste Radfahrer überholen wirnatürlich links, nichts ahnend, dass der Herrim Auto auch nach links will und einfach ab-biegt, ohne zu blinken oder in den Spiegel zuschauen. Natürlich weiche ich aus, was dieDame im Golf auf der gegenüberliegendenFahrbahn zu einem Hupkonzert veranlasst.

Der KönigMeistens in einem überdimensionierten Ge-fährt unterwegs, mutieren diese Autofahrerzu Monarchenmit eigener Gesetzgebung. Wersich auf „seinem“ Gebiet bewegt, muss wenig-stens mit Beschimpfungen rechnen. Hier giltdas Gesetz des Stärkeren.

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Text: Stefan Kubena, Nina Marquardt | Foto: Frank Scheffka

Rad fahren in Bremen

Entspannung oder Abenteuer?

Menschen&Meinungen

Die Straße gehört allen. Doch jeder kenntdas: Radfahrer ärgern sich über Fußgängeroder Autofahrer, Fußgänger und Autofahrerärgern sich über Radfahrer. Wir haben fest-gestellt: Auch im m|c haben wir Vertreterbeider Fraktionen!

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und für Besucher und Neu-Bremer unter-scheide ich zwischen verschiedenen Fahr-radfahrern:

…dem SportlichenEine auf- und abwippende Radlerhose mitGesäßpolster sagt: Pass auf! Es ist ein Rad-fahrer der unvorhersehbaren Sorte. Vermut-lich wird er, wenn es ihm in der Blechkolonnezu langsam vorwärtsgeht, versuchen, sich inSchlangenlinien schneller durchzuwinden.Die vorausfahrenden Autos werden dann un-vermittelt bremsen. Der Radler wird zeitweilig

auch den Gehweg mit benutzen,um dann plötzlich wieder einzu-scheren.

…dem UnauffälligenErscheint im Rückspiegel einmittelalter Mannmit Brille, Cord-hose, neongelbem Hosenschutz-band und Aktentasche auf demGepäckträger, Obacht! Was aus-sieht wie ein „harmloser Lehrer“,ist ein verkleideter Jan Ullrich.Sobald er sieht, dass der Blinkergesetzt wird, wird er einen Affen-zahn zulegen, vorher noch vor-beiziehen wollen und dann rum-schnauzen, obman ihn umbringenwill.

…demMantaVor dem Abbiegen dreimal in den Außenspie-gel gucken, um sich zu vergewissern, dasskein Radfahrer daherkommt, ist gut, reichtaber nicht. Fahre dennoch gaaanz langsamum die Ecke – es könnte immer noch ein tie-fergelegtes Liegefahrrad im Windschattenmitgefahren sein!.

NM (Rächerin der Beblechten) Obwohl siein einem Haus voller Kampfradler arbeitet,fordert sie:Kampfradler, geh nach Hause und kauf direin Hollandrad!

Als Studentin im ersten Semester und geradevon Stuttgart nach Bremen gezogen, erlebteich meinen ersten Nervenzusammenbruch,als ich mit meinem VW-Käfer auf den Kreis-verkehr am „Stern“ zusteuerte. Fix und fertigmusste ich am nächsten Seitenstreifen an-halten. Drei Menschen auf Rädern hatten

mich bitterböse angeschaut oder wild gesti-kuliert. Einer hatte „Heeeeey!“ gerufen undan meine Scheibe gehauen. Dabei waren diealle noch weit weg und abbiegen wäre dringewesen – wenn das „normale“ Fahrradfah-rer gewesen wären. Doch gibt es die in Bremenüberhaupt? Mittlerweile bin ich um weitereErfahrungen mit hiesigen Radlern reicher,

Wer hat Recht? Stefan Kubena und NM streiten dar-über, ob Autofahrer oder Radfahrer die wahren Rüpelim Straßenverkehr sind

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§News&Tipps

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Das heißt Unterhalt: (Bar-) Unterhalt bedeu-tet, dass man einer anderen Person regel-mäßig Geld für Wohnen, Essen, Kleidung …zahlt. Die Verpflichtung, diesen Unterhalt zuleisten, kann sich aus einer vertraglichenVereinbarung (zum Beispiel Ehe) oder kraftGesetz (zum Beispiel für Kinder) ergeben.Unterhalt ist einer der Grundpfeiler der So-zialfürsorge und sozialen Sicherheit.

Muss ich immer zahlen?Wer also unterhaltspflichtig für einen ehe-maligen Ehepartner oder Kinder ist, mussarbeiten oder anders Geld verdienen. Werkrank ist und das nicht kann, hat ein Pro-blem.

Die Gerichte verlangen beim Unterhalt fürEhepartner, dass man jede zumutbare Arbeitannimmt. Beim Kindesunterhalt (bei Kindernin Ausbildung bis zum 21. Lebensjahr) gilteine noch größere Pflicht, die eigene Arbeits-kraft zu nutzen. Kannman seine Bemühungen

Stichwort: UnterhaltspflichtMuss man auch bei Arbeitsunfähigkeit zahlen?

nicht durch ausreichend viele Bewerbungs-und Absageschreiben nachweisen, wird mantrotzdem zur Zahlung verpflichtet. Berech-nungsgrundlage ist dann das Einkommen,das man erzielen könnte. Da man aber jatatsächlich kein Einkommen hat, entstehenSchulden. Schulden, die in der Regel erstnach dreißig Jahren verjähren.

Krankheit und ArbeitsunfähigkeitWer aus Krankheitsgründen gar nicht odernur teilweise arbeiten kann, muss belegen,was er leisten kann und was krankheitsbedingtnicht geht. Im Zweifel durch ärztliche Attesteoder Gutachten. Besonders beim Kindes-unterhalt ist eine völlige Unterhaltsbefreiungeher die Ausnahme. Ein paar Stundenmutendie Gerichte den meisten kranken Arbeit-nehmern mindestens zu. Ein Beispiel: Wergelernter Fahrer ist, aber wegen Epilepsieoder aus anderen Gründen keine fahrendeTätigkeit mehr ausüben darf, muss dann ebenim Lager oder im Büro arbeiten.

Paragrafen-Dschungel

Fragen an den RechtsanwaltMatthiasWesterholt ist Anwalt. Man kann ihn umRat fragen. Er weiß Bescheid, besonderswenn es um Familien- und Sozialrecht geht. Viele m|c-Mitglieder haben ihn schon ange-rufen oder sind zu ihm gegangen. Häufig gestellte Fragen beantwortet er jetzt für m.

Text: Matthias Westerholt | Foto: Frank Scheffka

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Menschen mit geringem Einkommen haben ein Recht auf Prozesskostenhilfe. Diese finan-zielle Unterstützung gibt es für Verfahren vor den Zivil-, Verwaltungs-, Arbeits- und Sozial-gerichten.

Stichwort: Prozesskostenhilfe

Bekomme ich diese Hilfe trotz Pflegegeld?

Vorab: Ja. Wenn jemand einen pflegebedürf-tigen Menschen in dessen Zuhause versorgtund sich um den Haushalt kümmert und dasprivat, also nicht gewerblich tut, dann wirddas Pflegegeld der Pflegeversicherung nichtbei der Prozess- oder Verfahrenskostenhilfeangerechnet.

Stellen Sie sich folgende Situation vor:Sie haben nur ein ganz kleines Einkommen.Ihre Tante ist recht alt undmittlerweile pflege-bedürftig. Da Sie immer ein gutes Verhältniszu ihr hatten und in der Nähe wohnen, über-nehmen Sie die Pflege selbst, statt dass einPflegedienst das macht. Dafür bekommenSie Geld von der Pflegeversicherung. DiesesGeld heißt Pflegegeld. Damit bessern Sie IhrEinkommen auf.

Wer in einer solchen Situation Prozesskosten-hilfe beantragt, kann sicher sein, dass dasPflegegeld nicht darauf angerechnet wird.Denn Prozess- oder Verfahrenskostenhilfebekommt nur, wer sich sonst ein Gerichts-verfahren nicht leisten kann. Damit armeMen-schen nicht völlig ohne Rechtsschutz sind,unterstützt sie der Staat.

Das (geringe) Pflegegeld kann nicht bei derEntscheidung mit eingerechnet werden, objemand Prozesskostenhilfe bekommt odernicht, sagen die Gerichte. Die pflegenden An-gehörigen sind in der Regel schon belastetgenug. Dann kann und soll das Pflegegeld,das an sie ausgezahlt wird, nicht auch nochfür Gerichtsverfahren draufgehen..

Matthias Westerholt

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Text: Maren Bolte, Andrea Sabellek | Foto: Frank ScheffkaNews&Tipps

In Bremen gibt es seit Oktober 2011 einebarrierefreie gynäkologische Arztpraxis, eineFrauenarzt-Praxis. Sie ist für Frauen ge-dacht, die einen Rollstuhl nutzen oder nichtso gut laufen können.

Wir vom m|c hatten vorher noch nicht vondiesem Angebot gehört. Doch als wir zum er-sten Geburtstag eingeladen wurden, warMaren Bolte gleich neugierig und Feuer undFlamme für einen Besuch.Hier ihr Bericht:„Ich habe im Herbst 2012 eine moderneFrauenarzt-Praxis besucht. Sie ist im Klini-kumMitte an der Sankt- Jürgen-Straße. Siefeierten da ihr einjähriges Bestehen. Es warenungefähr 30 Personen zum Mitfeiern da. DerRaum war schön hell und hatte eine gemüt-liche Sitzecke. Der Behandlungs-Stuhl wartechnisch sehr modern. Er ist extra gebautfür Rollstuhlfahrerinnen und Frauen, die sichnur eingeschränkt bewegen können. Die Toi-lette ist vielleicht etwas eng für Rollstuhl-Fahrerinnen, aber es geht gerade noch so. Essoll nicht hektisch zugehen, wenn Rollstuhl-Fahrerinnen zum Frauenarzt gehen. Schadeist, dass Menschenmit anderen Behinderun-

gen oder Nicht-Behinderte nicht in die Praxiskommen können. Moderne Technik, Ruhe undZeit haben wir doch alle gerne, gerade beimFrauenarzt.“

Wie es zu dieser Praxis kam?Andrea Sabellek vom Verein SelbstBestimmtLeben berichtet:In viele Arztpraxen kommt man mit einemRollstuhl gar nicht oder nur ganz schwer rein,weil es zu viele Barrieren gibt. Das könnenzum Beispiel Treppen vor der Tür sein. Oderes fehlt ein Fahrstuhl, in den man auch miteinem etwas größeren Rollstuhl hineinkommt.Und drinnen geht es dann mit den Schwie-rigkeiten oft weiter. Manchmal ist es so eng,dass es für jemanden mit Rollstuhl kaumgenug Platz gibt, um durch die Türen zu kom-men oder sich in der Kabine umzuziehen.Viele behinderte Menschen brauchen auchHilfe beim An- und Ausziehen. Das kostet Zeit,und diese Zeit gibt es in den meisten Arzt-praxen nicht.

Besondere TechnikFür Frauen im Rollstuhl kommt noch ein be-sonderes Problem dazu. Frauen sollten regel-

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BarrierefreieFrauenarzt-Praxisim Viertel

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mäßig zum Frauenarzt gehen. Dort müssensie sich auf einen Untersuchungsstuhl setzen.Dieser Untersuchungsstuhl ist für viele Frauenim Rollstuhl zu hoch. Sie brauchen einen be-sonderen Untersuchungsstuhl, denman hoch-und runterfahren kann und auf den sie sichmit einem Hebelifter übersetzen können. InBremen hatte aber keine einzige Frauenarzt-praxis diesen besonderen Stuhl. Deshalb sindviele Frauen im Rollstuhl nicht mehr zur Un-tersuchung gegangen. Das ist gefährlich,weil dann manche Krankheiten zu spät er-kannt werden.Der Verein SelbstBestimmt Leben, das Bre-mer Netzwerk behinderter Frauen/Lesbenund die Frauenbeauftragte für Bremen habensich dafür eingesetzt, dass Bremen wenig-stens eine Frauenarztpraxis bekommt, dieauch Frauen im Rollstuhl gut nutzen können.Das war gar nicht so einfach und hat langegedauert. Seit dem 7. Oktober 2011 gibt es inBremen eine solche Praxis. Verantwortlichfür die Praxis sind das Klinikum Bremen-Mitte, die Kassenärztliche Vereinigung unddie Senatorin für Gesundheit. � Mit dem Hebelifter kommen Frauen mit körperlicher Behin-

derung bequem und sicher auf den Behandlungsstuhl undauf die Liege. Maren Bolte hat es selber einmal ausprobiert,Mitarbeiterin Petra Walter hilft ihr dabei

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News&Tipps Text: Maren Bolte, Andrea Sabellek | Foto: Frank Scheffka

Ein erster Schritt…Wir von SelbstBestimmt Leben finden, dassdie neue Frauenarztpraxis nur ein ersterSchritt ist. Wir meinen, dass alle Arztpraxenund Therapieangebote für behinderte Men-schen zugänglich gemacht werden müssen,und zwar für alle behinderten Menschen.Schließlich haben nicht nur Menschen imRollstuhl große Probleme, eine geeignetePraxis zu finden. Auch für Frauen und Män-ner mit Lernschwierigkeiten oder zum Bei-spiel für blinde oder gehörlose Menschen istder Arztbesuch oft mit großen Problemenverbunden. Nicht nur Treppen oder zu engeTüren sind Barrieren. Oft gibt es auch Pro-bleme mit der Verständigung oder es gibtVorurteile und Unsicherheiten gegenüber be-hinderten Menschen..

BarrierefreieFrauenarzt-Praxisim Viertel Fortsetzung

Maren Bolte von den durchblickern

Barrierefreie gynäkologische Praxisc/o Frauenklinik im Klinikum Bremen-MitteSankt-Jürgen-Straße 128177 Bremen

SprechzeitenEtwa 10 Frauenärzte und -ärztinnen über-nehmen immer mittwochs (14-tägig) von15 bis 19 Uhr die gynäkologische Behandlung.Unter diesen Ärzten und Ärztinnen könnenFrauen auswählen. Welche Ärztin oder wel-cher Arzt wann Dienst hat, kann auf derInternetseite www.kvhb.de/gynpraxis.phpnachgelesen werden. Die Untersuchungs-termine müssen vorher telefonisch vereinbartwerden.

TerminvereinbarungSonntag bis Donnerstag20 bis 22 UhrTelefon (0421) 34 04-415

BarrierefreiheitIn die Praxis kommt man mit dem Rollstuhlgut rein, es gibt einen großen Fahrstuhlund elektrische Türöffner. Es gibt einenHebelifter, einen höhenverstellbaren Unter-suchungsstuhl und eine höhenverstellbareBehandlungsliege, die beide mit dem Hebe-lifter unterfahrbar sind, und es gibt ein roll-stuhlgerechtes WC.Andrea Sabellek,

Verein SelbstBestimmt Leben

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Kunstwerk!

FrankScheffka

Text: Uta Mertens | Foto: Jens Weyers

An dieser Stelle – in der Mitte des Magazins – kommtregelmäßig ein Künstler zu Wort. Das kann ein Malersein. Oder ein Dichter. Jemand, der Cartoons zeichnet.Oder ein Fotograf. Wie dieses Mal: Frank Scheffka.

Frank Scheffka kennt den Martinsclub seit 2005. Unddas kam so. Der m|c hatte die Idee, einen Styling-Workshop für Frauenmit Behinderung zu organisieren.Also weg mit den langweiligen „Pottschnitten“. Malausprobieren, was jede gerne mag und was ihr steht.Für Menschen mit Behinderungen ist das aber eherein wagemutiges Experiment. Der Friseursalon „Jo-mani” in Walle machtemit. Weitere Berater und Helferwaren schnell gefunden. Und das Projekt sollte auchmit Fotos dokumentiert werden. Dafür erklärte sichFrank Scheffka bereit. Warum? „Ich fand die Idee über-zeugend. Dass die Menschenmal ein anderes Bild vonsich bekommen. Die Verwandlung der 9 Frauen war

total spannend“, schwärmt der Fotograf noch heute.Die Fotos von den „Verwandlungen“ und den „Verwan-delten“ waren dann in einer Ausstellung im Energie-Café und im Flughafen Bremen zu sehen.

Seither hat der 45-jährige Fotograf immer wieder Auf-nahmen für den m|c gemacht. Er arbeitet viel für densozialen und kulturellen Bereich, zumBeispiel im Kul-turzentrum Schlachthof oder für das Hafenmuseum.Was ihn an seinem Job fasziniert? „Er bringt mirimmer wieder neue Sichtweisen und Begegnungen.“Da Frank Scheffka seinWissen auch gerne weitergibt,zeigt er an der Gesamtschule West Schülern den Um-gang mit der Kamera. Und auch, was die Bildbearbei-tung amRechner so allesmöglichmacht. „Da erkennendie Jugendlichen schnell, dassman nicht alles glaubendarf, was auf Fotos zu sehen ist. Gerade im Internet“,sagt er. �

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Kunstwerk! Text: Uta Mertens | Foto: Frank Scheffka

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Meinung machen!Auch Fotos machen Meinung, und deswegen hat FrankScheffka ein paar Bilder fürm herausgesucht, die ersehr passend fand.

Diese Fotos zeigen zwei Menschen, die er auf seinerReise durch Kasachstan getroffen hat. Sie gehören zuden Lieblingsbildern des Fotografen. „Der Gegensatzbegeistert mich“, sagt Frank Scheffka.

Gefährlich, bedrohlich? Ein Schläger gar? Oder ein lie-ber Sohn? Welcher Eindruck stimmt?

In Kasachstan war der Fotograf 2011. Auf seiner Reisemachte er einen Abstecher, weg von der Hauptstraßezu einem See. Auf dem Rückweg standen Mutter und

Sohn als Tramper am Straßenrand. Klar hat er sie mit-genommen. Leider konnten sie sich gar nicht unterhal-ten, keiner sprach die Sprache des anderen. Aber beideSeiten bemühten sich mit Händen und Füßen um Ver-ständigung. Das war so nett, dass Frank Scheffka umein Foto bat. Während die Mutter erst etwas schüchternwar, posierte der Sohn gleich als Boxer. Mit ihrem Sohnzusammen taute die Frau dann aber auf. So entstandendiese Bilder.

Sie möchten mehr über Frank Scheffka erfahren?Am 7. April ist Tag des offenen Ateliers in der Übersee-stadt. In Schuppen 3 in der Konsul-Smidt-Straße 30 istsein Atelier von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Schauen Sie dochmal rein! Mehr Infos gibt es auch unter:www.raum-fotografie.de.

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Machen Sie mit!

Quiz-Abend

Ist es Antwort A, B, C oder D? Wer kennt das nicht? Mitratenvor dem Fernseher macht schon Spaß. Im m|c können Sie eineigenes Quiz machen. Allein oder im Team um die Wette raten.Zu Themen wie Musik, Sport, Geschichte oder … Und gewinnenkönnen Sie natürlich auch. Na, haben Sie Lust bekommen IhrWissen einmal zu testen? Dann seien Sie dabei!

Termin 14.6.2013, Freitag, 19–22 UhrOrt m|Centrum, Buntentorsteinweg 24 / 26Leitung Maik BenschBeitrag kostenlos

Information und Anmeldung zu diesem Kurs:Petra Schürer, Telefon (0421) 53 747 54, [email protected]

Fußball für alle

Fußball spielen ist einfach toll:. Man hat Bewegung, spieltzusammen in einer Mannschaft und kämpft gemeinsam um denSieg. Und selbst wenn nicht jeder Pass klappt – Spaß hat manzusammen immer. In dieser Fußballmannschaft trainieren allezusammen: Männer und Frauen, jung und älter, Menschen mitund ohne Behinderung. Sie lernen die Fußball-Regeln kennenund den Ball richtig zu schießen. Auch das Toreschießen willgelernt sein. Sie spielen gegen andere Mannschaften. Und wennSie wollen, auch in der Betriebssport-Liga. Lust bekommen?Dann anmelden und mitmachen!

Termin Montag, 16:30–18 UhrOrt Sporthalle Febb, Habenhauser Brückenstraße 1Leitung Dieter Berger + Amir DinPinah

Information und Anmeldung zu diesem Kurs: Stefanie Büsching,Telefon (0421) 53 747 50, [email protected]

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Samba für alle

Samba, da wippt doch gleich jeder Fuß mit und gute Launekommt auf. Oder? Wenn auch Sie die Samba-Musik mögen,könnte dieser Kurs das Richtige sein. Denn: Wie wäre es,Samba-Musik einmal selbst zu machen? Hier üben Siegemeinsam, Trommeln, Pauken und Schlag-Instrumentedazu zu spielen. Vielleicht haben Sie zum Abschluss sogar einenAuftritt.

Termin Donnerstag, 18:30–21 UhrOrt Werkatelier Paljano, Hastedter Heerstr. 123Leitung Marco Schäfer-Munsch

Information und Anmeldung zu diesem Kurs:Petra Schürer, Telefon (0421) 53 747 54, [email protected]:

Tanzen: Latein, Standard und Hip-Hopfür alle von 12 – 20 Jahren

Tanzen macht richtig Spaß. Und: Tanzen macht gute Laune.Jugendliche, die Musik gerne mögen und gerne tanzen, könnenhier noch einiges dazu lernen. Denn „einfach so“ in der Discoseinem Gefühl folgen ist schön. Doch ein paar Tanzschrittezu beherrschen und Tanzbewegungen können, macht noch mehrSpaß – und Eindruck bei den anderen. Also: mitmachen!Übrigens: Die Kursleiterin ist mehrfache Deutsche Meisterin,Europa- und Weltmeisterin im Formationstanzen.

Termin 9.4.–18.6., Dienstag, 16–17 UhrOrt Clubhaus Grün-Gold, Wandschneiderstr. 6Leitung Joanna Wiese + Janne-Sara Pietsch

Information und Anmeldung zu diesem Kurs: Stefanie Büsching,Telefon (0421) 53 747 50, [email protected]

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Machen Sie mit!

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„Sozialraumorientierung“ – eines der großen Leitbilder derinhaltlich-konzeptionellen Diskussion in der Sozialarbeit.Keine Modeerscheinung: Mit Inklusion und fortschreitenderAmbulantisierung wächst die Bedeutung dieses Ansatzesstetig. Ziel ist es, Hilfen, Dienstleistungen und Maßnahmenverstärkt regional – also sozialraumorientiert – anzubieten.Durch verbesserte inhaltliche, organisatorische und struk-turelle Zugänge werden passgenaue Hilfen ermöglicht,der Auf- und Ausbau von Netzwerken verstärkt und so diepräventive Arbeit gefestigt.

Das Rezept klingt simpel: Lebenswelten gemeinsam gestalten! Relevante Institutionen im Stadtteil(Ämter, Schulen, Vereine etc.) werden in den Prozess integriert und personelle und sozialräumlicheRessourcen im Wohnviertel mobilisiert. So können Menschen in schwierigen Lebenssituationenschnell, flexibel und passgenau unterstützt werden.

Inhalte Theoretische Konzepte, Methoden der Sozialraumanalyse, Netzwerkarbeit und Marke-ting, Empowerment, Projektmanagement, Moderationstechniken und betriebswirt-schaftliche Grundlagen stehen auf dem Programm. Die theoretischen Kenntnisse ausden Einzelmodulen werden in die Praxis übertragen, indem die Teilnehmenden währenddes Lehrgangs ihr eigenes Projekt konzipieren. Eine durchgängig involvierte Lehrgangs-leitung gewährleistet die fließende und sinnvolle Verknüpfung der Module. HochrangigeDozenten aus Wissenschaft und Praxis, wie Prof. Dr. Wolfgang Hinte und Prof. Dr.Frank Früchtel, ergänzen unser Lehrgangsangebot mit ihren spannenden Beiträgen.

Für Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen der Behindertenhilfe, der Kinder- undJugendhilfe, der Alten- und Krankenhilfe. Mitarbeiter der Quartier-, Stadtteil- undKulturarbeit. Maximal 15 bis 20 Teilnehmer.

Laufzeit 1,5 Jahre /ein Seminartag pro Monat (ausgenommen die Bremer Ferienzeiten) sowieinsgesamt 2 Blockwochen (Bildungsurlaub) im November 2013 und Dezember 2014.Los geht’s am 23. September 2013 mit Prof. Dr. Frank Früchtel zu „Konzept undMethoden der Sozialraumorientierung”.

Kick-off-Termin 23.9.2013 von 10–18 Uhr

Ort m|Centrum, Buntentorsteinweg 24–26, 28201 Bremen.Die Seminarräume und Toiletten sind barrierefrei zugänglich.

Information und Anmeldung zu dieser Fortbildung: Martina Kiy und Nina Marquardt,Telefon (0421) 53 747-69, [email protected], www.mcolleg.de

Berufsbegleitende Fortbildung:

Sozialraummanagement

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„Grenzgänger“ oder „Struktursprenger“: darunter verstehenwir vornehmlich junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jah-ren mit psychosozialen Beeinträchtigungen, Lernschwierig-keiten, einer leichten geistigen Behinderung oder einemfetalen Alkoholsyndrom (FASD). Diese Menschen schwimmenin einer Grauzone der Zuständigkeiten. Sie brauchen flexi-blere Unterstützung, als es die Jugend- und Behinderten-hilfe aktuell leisten kann.In Vorträgen und Workshops beleuchten wir drei Schwer-punkte genauer:

1) strukturelle Herausforderungen im Zusammenspiel mit Behörde/Amt und der Behinderten- undJugendhilfe (zum Beispiel „Wohnen“)

2) FASD (bei Kindern und jungen Erwachsenen)3) Arbeitswelt: Vertreter der Themenbereiche Arbeit, Betreuung, Freizeit & Wohnen sowie Gesund-

heit sollen sich vernetzen, um Leistungen besser gestalten zu können.

Es sollen auch die Menschen zu Wort kommen, die direkt betroffen sind. Aus den Erkenntnissender Tagung sollen Fortbildungen und Runde Tische initiiert werden, um nachhaltig wirkungsvollereUnterstützung gewährleisten zu können.

Referenten Dr. phil. habil. Ernst Wüllenweber (Leiter des ersten bundesweiten Forschungs-projektes zur Thematik), Dr. Heike Hoff-Emden, Chefärztin KMG Rehabilitations-zentrum Sülzhayn, Prof. Dr. Renate Bieritz-Harder, Fachhochschule Emden undviele weitere.

Termin 21.6.2013 von 9:45 Uhr–ca.17 Uhr

Ort m|Centrum, Buntentorsteinweg 24–26, 28201 Bremen.Die Seminarräume und Toiletten sind barrierefrei zugänglich

Information und Anmeldung zu dieser Fortbildung: Martina Kiy und Nina Marquardt,Telefon (0421) 53 747-69, [email protected], www.mcolleg.de

Die Tagung erfolgt in Kooperation zwischen:

Tagung: Grenzgänger zwischen Jugend-und Behindertenhilfe

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Menschen&Meinungen

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Text: Michael Peuser, Regina Schmid | Foto: Frank Scheffka

Michael Peuser brauchte Muskeln und Köpfchen. Er halfbeim Aufbau des Bambuszeltes auf der Breminale 2012

Blickwinkel:

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Nach der Breminale ist vor der Breminale.Das urtypische Bremer Umsonst-und-draußen-Festival findet seit 25 Jahren statt.Immer an der Weser, und immer mit einemwilden Mix an Kultur-Programm. Langwei-lig wird es dabei nie. Und obwohl alle amgleichen Ort und auf dem gleichen Fest sind,

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erlebt wahrscheinlich jeder Einzelne etwasanderes, empfindet jeder etwas anderes alsbesonders. Fürm berichten zwei Aktive derBreminale über ihre Eindrücke und Erleb-nisse. Vielleicht erhöht das ja die Vorfreudeauf dieses Jahr! Vom 10. bis zum 14. Juli istes wieder soweit. �

Regina Schmid arbeitet während der Breminale seit Jahrenbei der Küche 13. 5 Tage im Zeichen von Kaffee, Cocktailsund Hamburgern

„Meine Breminale“

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Menschen&Meinungen

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Text: Michael Peuser, Regina Schmid | Foto: Frank Scheffka

Michael Peuser (Redakteur von den durch-blickern) am Blauhaus-StandDas Fest am Osterdeich war dieses Jahr einbesonderes Erlebnis für mich. Die BlaueKarawane, bei der ich mitmache, hatte einBambuszelt aufgebaut. Ich war erst 2 Wo-chen beim Aufbau dabei und dann auch inder drittenWoche, als die Besucher kamen.

Das Aufbauen war schön, aber anstrengend.Der Bambus wurde mit vielen Seemanns-knoten zusammengehalten. Darüber wurdeFolie gespannt, damit kein Regen durchkommt.Das Dach wurde mit einem Kran auf das Ge-rüst gesetzt. Die Atmosphäre im Bambuszeltwar gemütlich und sehr besonders. Bei derBlauen Karawane gehört es zum Zusammen-halt dazu, dass wir alle gemeinsam essen. Alsdas Dach auf der Bambus-Konstruktion festwar, haben wir auf dem Platz Essen gekochtund auch da gegessen. Klaus Pramann (auchaktiv bei der Blauen Karawane) hatte nochextra ein Modell unseres Blauhauses ausLego-Steinen gebaut und kleine Figuren vonden Beteiligten der Blauen Karawane ausFimo geknetet. Für jeden Stein des Modellssollte eine Spende entrichtet werden, die demHaus-Bau zugutekommen soll. Am Endekamen etwa 600 Euro zusammen, darüberhaben wir uns sehr gefreut.

Die Besucher, die in unser Zelt kamen, warensehr nett und haben sich interessiert. Die Zelt-Aufbauer der anderen Zelte der Breminalewaren auch sehr freundlich und auch derMann, der die Wasserleitung verlegt hat. DasWasser wurde dann gechlort, damit wir esals Trinkwasser nutzen konnten.

Die Musik auf der Breminale war super! Jedeseinzelne Zelt hatte seine speziellen Bands.Ich fand die Mischung aus Rap und Metal gut.Wir hatten bei uns im Bambuszelt aber auchviel Programm: ein Ukulelen-Orchester (diesehen aus wie Mini-Gitarren) und die Band„Upper Mission“, die Reggae-Musik machen.Wir haben auch ein Theaterstück aufgeführt,bei dem ich einen Mönch gespielt habe. Wäh-rend der Breminale kam noch ein Fotograf vor-bei und fotografierte mich für diese Zeitung.

Insgesamt waren das spannende und lustigeTage mit vielen netten Menschen und neuenErfahrungen.

P.S. Über das Projekt „Blauhaus“ habe ichschon einmal berichtet, den Artikel gibt es aufwww.martinsclub.de – leichte Sprache – diedurchblicker.

Außerdem spielte Michael Peuser in einem Theaterstück mit.Dafür wurde er als Mönch verkleidet

Blickwinkel: „Meine Breminale“ Fortsetzung

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Regina Schmid (Fachbereichsleiterin „Assis-tenz in Schulen“) bei der Küche 13Seit einigen Jahren arbeite ich auf der Bre-minale im Service und verkaufe Getränkeund Essen. Mein Arbeitsplatz ist ein rosa-roter Container mit einem kleinen Festzeltdavor. Der Betreiber ist die „Küche 13“.

Der Container ist komplett mit einer Kücheinklusive italienischer Kaffeemaschine ausge-stattet. Wir verkaufen Kaffee in allen Varianten,Soft-Drinks, Weine, Prosecco, Aperol-Sprizzund Hamburger. Die Hamburger werden inder Küche 13 selbst gemacht und im Contai-ner frisch gebraten und mit frischen Zutatenzubereitet. Diese Hamburger haben sich inden letzten Jahren zu einem Geheimtipp aufder Breminale entwickelt und die Nachfrageist riesengroß. Sie ist so groß, dass wir zeit-weise „leerlaufen“ und erst einmal auf Nach-schub aus der Küche 13 wartenmüssen. Dashat oft zu enttäuschten Gesichtern bei denGästen geführt.

Mir wurde schonmehrfach die Frage gestellt,warum ich neben meiner Arbeit noch kell-nere? Eine wirklich kluge Antwort fällt mirnicht ein. Ich bin am Sonntag, wenn alles vor-bei ist, völlig kaputt und müde. Meine Beinetun mir jede Nacht nach Dienstschluss weh.Ich bekomme leider nichts von den Musik-

und Kulturangeboten auf der Breminale mit.Der Andrang ist oft so groß, dass ich nichtmal Zeit habe, mich mit Freunden und Be-kannten zu unterhalten.

Aber: Esmacht mir Spaß. Esmacht mir Spaß,einmal im Jahr eine ganz andere Arbeit zumachen. Es ist toll, so viele Menschen zu tref-fen. Ich freue mich auf das Wiedersehen undgemeinsame Arbeiten mit meinen „Bremi-nale-Kollegen”. Die Atmosphäre am Oster-deich ist aufregend und spannend.

Es ist für mich auch ein großer Perspektiv-wechsel. Ich habe auf der Breminale eineChefin und bedienemanchmal auch Kollegenaus dem Martinsclub Bremen e.V. Wenn ichvon den Assistenten erkannt werde, hat dasschon für den einen oder anderen Überra-schungsmoment gesorgt. Insbesondere beiviel Andrangmuss ichmich anstrengen, mei-nen Job als Kellnerin gut zumachen, aber ichfreue mich über jedes Trinkgeld, das ich be-komme.

Wie jedes Jahr nach der Breminale habe ichauch im vergangenen Jahr entschieden, dasses nun genug ist und ich damit aufhören will.Dochmal sehen, ob Sie mich dieses Jahr nichtdoch wieder im rosa Container antreffen….

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Foto: Böttcher+Tiensch

Cocktail oder Kaffee? Regina Schmid umsorgt die Gäste

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Menschen&Meinungen Text: Marco Bianchi | Foto: Frank Scheffka

Marco Bianchi

VeränderungDer Martinsclub will sich neuorganisieren. Wir nennen das„m 2020“. Wir wollen uns aufverschiedene Stadtteile ver-teilen. Der m|c hat dies langegeplant und wir haben es imVerein ausführlich diskutiert.Wir organisieren uns nichtmehr zentral und in verschie-denen Abteilungen. In denStadtteilen sollen Mitarbeiterdirekt vor Ort Ansprechpart-ner für alle Menschen, Ämterund Kooperationspartnersein. Die ersten Schritte ma-chen wir in Kattenturm, alsoim Bremer Süden.

Ortstermin des m|c am Sonnenplatz: Moritz Muras, NikolaiGoldschmidt, Marco Bianchi, Thomas Bretschneider undSebastian Jung (von links nach rechts) überlegen, wie die neuenRäume eingerichtet werden können

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Was entstehtim BremerSüden?

Der m|c geht in die Stadtteile, um nochnäher an den Menschen und am Geschehendran zu sein. In Kattenturm bezieht MarcoBianchi als erster m|c-Stadtteil-Koordinatorsein Quartier. Lesen Sie hier von seinen er-sten Erfahrungen.

Das Jahr 2013 fing ganz schön aufregend anund das wird sich in nächster Zeit auch kaumändern. Im Januar wurde unser Förderantragfür die „Inklusive Stadt Bremen“ von der Ak-tion Mensch genehmigt. Großer Jubel imm|c!

Jetzt können wir inklusiv und sozialraum-orientiert loslegen. Für 3 Jahre können wir inKattenturm und im Viertel Inklusion vor Ortmachen. Was das heißt? Hilfen, Dienstlei-stungen und Maßnahmen werden verstärktin bestimmten Stadtteilen angeboten – alsosozialraumorientiert. Jeder soll da leben kön-nen, wo er möchte, Hilfen kommen dann zuden Menschen, und nicht umgekehrt.

In Kattenturm wird der Anfang gemacht, undfür dieses Quartier bin ich zuständig. �

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Menschen&Meinungen Text: Marco Bianchi | Foto: Frank Scheffka

Für mich bedeutet das: Umziehen und neuorientieren. 4 Jahre bin ich täglich zur Ge-schäftsstelle in die Neustadt gefahren. Erstwar ich Koordinator im Bereich „Assistenz inSchulen“, dann Assistent der Geschäftslei-tung. Jetzt habe ich wieder direkt mit denMenschen vor Ort zu tun, so wie ganz früherin meiner Zeit als Assistent an mehrerenSchulen.

Sonnenplatz, ich komme!Recht schnell sind wir unsmit der Wohnungs-baugesellschaft Brebau einig geworden undhaben einenMietvertrag für die Theodor-Bill-roth-Straße 32 unterschrieben. Mein neuesBüro ist also am Sonnenplatz – mitten imOrtsteil Kattenturm. Das Büro ist ein Laden-lokal gewesen. Am Anfang war es sehr kahl,aber jetzt haben wir es schön eingerichtet.Die Türen sind für alle offen. Jetzt kann ichvor Ort die Projekte angehen, die bereits letz-tes Jahr geplant wurden. Dazu gehören vielespannende Kooperationen mit der BremerHeimstiftung, der Bremer Volkshochschuleoder auch der Grundschule an der Stichnath-straße. Wir wollen unter anderem einenWerk-statt- bzw. Kunstkurs für Jedermann starten,ein Inklusionscafé („I-Café“). Und auch einNachhilfe-Projekt, das mit dem nächstenSchuljahr starten soll, ist schon in Planung.

Ich wünsche mir, in Kattenturm noch mehrVielfalt und Kultur schaffen zu können. VielenMenschen im Stadtteil, mit denen ich gespro-chen habe, geht es genauso! Dabei passiert

auch schon einiges. Das zeigen die Sitzungender Stadtteil-Gruppe. Sandra Ahlers (Quar-tiers-Managerin) leitet dieses Gremium. Jederkann dran teilnehmen und sich anhören, wel-che neuen Projekte es gibt. Jeder hat einStimmrecht bei der Verteilung von Geldern.Was ein Quartiers-Manager ist? Er oder siewird von der Stadt beauftragt, sich um einbestimmtes Quartier zu kümmern. Die m|c-Stadtteil-Koordinatoren kümmern sich auchum die Quartiere, sind aber beimMartinsclubangestellt und haben in erster Linie das WortInklusion auf dem Zettel. Natürlich ist für unsdas Thema Behinderung vorrangig, aber un-sere Idee von Inklusion ist viel weitreichender.Wir knüpfen Netzwerke und Kooperationenim inklusiven Sinne.

Ein Stück alte HeimatDas Bürgerhaus Gemeinschafts-ZentrumObervieland zumBeispiel ist immer vertreten.Die stellvertretende Leiterin Karin Wolf kenntmich noch aus meinen Jugendtagen. Mit mei-ner ersten Rockband hatte ich dort mehr oderweniger glorreiche Auftritte … Die traditio-nelle „Rocknacht“ im BGO gibt es heute nochund somanche Bremer Nachwuchsband hattehier ihren ersten Proberaum.

Es gibt aber noch viel mehr, wasmichmit demStadtteil verbindet: Als mein Sohn im Kran-kenhaus „Links der Weser“ geboren wurde,musste ich nur eben über die Hecke sprin-gen, um ihn zu besuchen, und jetzt braucheich auch nur 2 Minutenmit dem Fahrrad, um

Was entsteht im Bremer Süden? Fortsetzung

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meinen neuen Arbeitsplatz zu erreichen.Weniger Radfahren ist trotzdem nicht drin,schließlich wollenmeine Kollegen in der Neu-stadt immer informiert werden, was ich hierso anstelle (und umgekehrt genauso). Alsowerde ich viel hin und her fahren! Das beugtder Vereinsamung vor und verbrennt neben-bei Kalorien. Ein „Kampfradler“ (siehe Artikelauf Seite 16 und 17) bin ich aber nicht, ichfahre wohl eher gemütlich.

Beratung und Organisation vor OrtNun bin ich aber nicht nur in Kattenturm, umdort Projektarbeit zu machen. Vielmehrmöchte ich den Martinsclub gesamt hier ver-treten: mit seinen Kernaufgaben und allenFachbereichen. Wie Sie vielleicht wissen, sinddas nicht nur Bildungs- und Freizeitangebote,sondern auch verschiedene Assistenzleistun-gen, Fortbildungen und Wohnangebote fürMenschenmit und ohne Behinderung. Vor derLeistung müssen Mitarbeiter/-innen, Kosten-träger, Angehörige und Experten für dies undjenes ihren Teil dazu tun und gehört werden.Dabei helfe ich. Ich kann zwar nicht alles wis-sen und schon gar nicht alle zwölf Sozial-gesetzbücher auswendig herunterbeten, aberwir sind der Meinung, dass sich die Problemevor Ort leichter lösen lassen.

Erst kürzlich sind 2 Bewohnerinnen aus demHaus „AmWerdersee“ in ihre eigeneWohnungnach Kattenturm gezogen. Jetzt treffe ichIngrid Schöfel und Elisabeth Beck ab und zuim Supermarkt. Diese beidenmutigen Frauen

sind die ersten von hoffentlich vielen neuenKlienten, die bald in Kattenturm selbststän-dig wohnen und ambulant betreut werden.Außerdem gibt es in Kattenturm mehrereSchulen, in denen Mitarbeitende aus demFachbereich Assistenz in Schulen tätig sind.Diese arbeiten dort entweder für eine ganzeSchulklasse, oder sie sind nur für ein ganzbestimmtes Kind zuständig.

Ich freu mich auf den Sonnenplatz!.

Sandra Ahlers (Quartiers-Managerin) und Marco Bianchi (Stadt-teil-Koordinator) gucken zusammen auf den Stadtteil-Plan

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299 Menschen mit Behinderung trafen sich im Oktober 2012mit Politikern in Berlin. Ziel: Barrieren und Benachteiligungenabbauen

Text: Uta Mertens, Oliver Ewig | Foto: Oliver Ewig, Lars Kuhn, Lichtblick/Achim MeldeMenschen&Meinungen

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ten den Abgeordneten ihre speziellen Bedürfnisse dar.Und sie hatten Gelegenheit, ihre eigenen Vorschlägevorzustellen. In 12 Arbeitsgruppen wurden viele Le-bensbereiche aus der Perspektive von Menschen mitBehinderung diskutiert. 2 Tage Zeit, den Politikern dieAugen zu öffnen und die eigenen Blickwinkel darzu-stellen, möchtemanmeinen. Leider nutzten nur wenigePolitiker diese Chance. Die Menschenmit Behinderungwären gernmit mehr Volksvertretern ins Gespräch ge-kommen. „Viele Abgeordnete hätten an beiden Tagenden barrierefreien Zugang zu uns gehabt, doch dieswurde wenig genutzt”, sagt Rollstuhlfahrer JürgenDürrmann.

Dass die Politik immer noch sehr wenig auf Menschenmit Lernschwierigkeiten eingestellt ist, zeigt auch dieFormulierung des Programms. Da heißt es zum Bei-spiel:„Konstituierung der Arbeitsgruppen, Vorstellungs-runde, Wahl einer Arbeitsgruppensprecherin /einesArbeitsgruppensprechers, Impulsreferat zur inhaltlichenEinführung durch die Leiterin/den Leiter der Arbeits-gruppe, offene Diskussion.“ �

Hochbetrieb im Bundestag: In den Sälen des Paul-Löbe-Hauseswurde imOktober 2012 intensiv beraten.Es gab Streit, offene Worte und klare Forderungen.So gehört es sich auch für die Arbeit in einem Aus-schuss. Und dochwaren diese Gesprächsrunden etwasBesonderes.Die Teilnehmer waren 299 Menschenmit Behinderungund Politiker. Die Leute wurden eingeladen, um die The-men Inklusion und Barrierefreiheit zu besprechen. Siesprachen über ihre Benachteiligung am Arbeitsmarkt,über Schwierigkeiten im öffentlichen Nahverkehr undim Gesundheitssystem. Aber auch über allgemeinereProbleme wie Atomenergie und Naturschutz. Ein wich-tiges Thema war das vollständige Wahlrecht für Men-schen mit Behinderung. Immer wieder steht dieseFrage auf der politischen Tagesordnung. „Das ist eineStelle, wo Verbesserungen nötig sind, wenn wir Inklu-sion ernst meinen”, sagte Ingrid Fischbach (CDU/CSU)vor den Betroffenen.

Experten in eigener SacheDie „Expertinnen und Experten in eigener Sache“ stell-

„Wir sind die Experten!“

Auf großen Fernsehern wurde die Begrüßung von Petra Pau(Politikerin der Partei „Die Linke”) übertragen. EineGebärdendolmetscherin übersetzt für gehörlose Menschen

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10 Uhr kam ich an. Dann checkte ich mit meinem Be-gleiter Lars noch schnell ins Hotel ein. Um 13 Uhrkamen wir im Paul-Löbe-Haus an. Das ist ein Gebäude,das von den Parteien genutzt wird. Dort gab es eineEinlasskontrolle. Die war so streng wie am Flughafen.Vermutlich aus Angst vor Bombenanschlägen.

Arbeit im AusschussIch ging in den Ausschuss fürNaturschutz, Technik und Bau.In der Sitzung ging es auch umdas Thema Atom-Müll-End-lager. Der Salzstock in Gorleben(Niedersachsen) ist MillionenJahre alt. Er soll als Atommüll-Endlager dienen. Darüber gibtes Streit zwischen Gegnern undBefürwortern. Wir diskutier-ten auch Stromtarife: dass Be-hinderte vielleicht günstigereStromtarife bekommen sollen.

Einfache Sprache ist das nicht. Die schwere Spracheüberwog leider insgesamt an diesen Tagen. Das ist einPunkt, der von vielen bemängelt wurde. Einig sind sichdie meisten Teilnehmer aber auch, dass dies kein ein-maliger Austausch bleiben sollte. Wiederholung er-wünscht – aber nicht in Aussicht!

Von den durchblickern war Oli-ver Ewig in Berlin dabei. LesenSie hier seinen Bericht:Mein Besuch beim DeutschenBundestagIch habe letztes Jahr im Okto-ber den Bundestag besucht.Die Vertreter des Bundestagshaben Menschenmit Behinde-rung aus ganz Deutschland für2 Tage nach Berlin eingeladen.Dazu bin ich frühmorgens um7:15 Uhr mit dem ICE nachBerlin gefahren. Um kurz nach

Die „Experten in eigener Sache” diskutierten mit denAbgeordneten und legten ihre Bedürfnisse und Forderungenoffen auf den Tisch

Text: Uta Mertens, Oliver Ewig | Foto: Oliver Ewig, Lars Kuhn und Achim Melde

Oliver Ewig aus Bremen würde sichwünschen, dass Menschen mit Behin-derung auch die IC-Züge kostenfreinutzen könnten

Menschen&Meinungen

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Meine persönliche BewertungIch fand es wichtig, dass Behinderte hier auchmal ihreMeinung sagen konnten. Die Tage in Berlin haben Spaßgemacht, vor allem das Sprechen über Politik. Ich warerst sehr zurückhaltend, aber dann habe ich auch eineFrage gestellt: Warum kann man in Deutschland alsBehinderter nur mit Nahverkehrszügen umsonst fah-ren und nicht auch mit dem ICE? Wenn so eine Veran-staltung nochmal gemacht wird, würde ich wiederhingehen.

Ich danke meinem Betreuer Lars, der mich nach Berlinbegleitet hat.

Übrigens: Dieses Treffen sollte eigentlich schon imDezember 2011 stattfinden. Damals wurde es abge-sagt, weil sich zu viele Rollstuhl-Fahrer angemeldethatten. Das war zu gefährlich wegen der Brandschutz-Auflagen. Davon wurde dieses Jahr nicht mehr ge-sprochen..

Die Behinderten forderten, dass ihr Strom sogar ganzumsonst sein sollte.

Es wurde auch gefordert, dass die Pharma-Industrieeine Risiko-Versicherung abschließen soll. Die Pharma-Industrie, das sind Unternehmen, die Arzneimittelherstellen. Und die sollen sich versichern, um denSchadensfall abzudecken – also falls Menschen durchschlimme Nebenwirkungen von Medikamenten etwaspassiert. Das war alles am ersten Tag.

Volles ProgrammAm zweiten Tag ging es schon um kurz nach 9 Uhr wie-der weiter. Wir haben das Thema Inklusion beim Bauendiskutiert. Die Behinderten forderten außerdem nochArbeitsplätze außerhalb der Werkstätten für behinderteMenschen. Es waren einige bekannte Politiker da. Ichhabe Petra Pau von den Linken gesehen und noch ei-nige von SPD, CDU und den Grünen. Die Politiker habenaber nicht alle in Leichter Sprache gesprochen.

Begrüßung mit Handschlag. Leider die Ausnahme beidiesem Treffen. Es waren längst nicht so viele Abgeordnetegekommen, wie es sich viele gewünscht hätten

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Text: Elisabeth Ludwig, Uta Mertens | Foto: MartinsclubMachen Sie mit!

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Die Gemeinschaft, die Natur, die Ruhe – davonschwärmen diemeisten Segler. Eine, die vonder Segelleidenschaft gepackt wurde, istElisabeth Ludwig. Einmal auf den Geschmackgekommen, ist der Törn auf der „Maxima“mit dem m|c ein fester Termin im Sommerfür sie geworden. VomSegeltörn 2012 in derholländischenNordseewar sie so begeistert,dass sie ein Gedicht verfasst hat.

Mal gucken,wohin unsmorgen derWind weht

Elisabeth Ludwig packt an Deck gerne mit an

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Nach dem Frühstück steht so dannder Abwasch auf dem Programm(Tagesplan).Denn das Geschirr fliegt beim Segeln dann,in der Kombüse rauf und runter dann.

„Gut geht’s los“, ruft Olaf dann.„Sind keine Kabinen offen?“Sonst sind die Kabinen nassund alles ist unter Wasser, ach was.

Gut, dann Westen an ihr Liebenund alles an Deck geblieben.

Weiter geht die Tour und es geht gut voran,dann steht Terschelling morgen vielleicht an.

Oh, eine einsame Insel ihr Lieben.Oh, wie nett ein paar Leutemehr gibt es nicht,doch die sind zufrieden und das ist gutund es gibt frechen Mut.

So, meine Lieben, morgen geht’s um 9woanders hin.Doch welch Glück, Ameland das ist fein.Und so viele Dinge kaufenund auch die Karten schreiben wollen,ein Briefkasten wäre feinund Marken sind da,und ab die Post nach Bremen – ist klar.

Ja, so geht alles klar.Und Segeln ist so wunderbarund macht Spaß das ganze Jahr. �

Segeltörn im Sommer 2012Ein Gedicht von Elisabeth Ludwig

Angekommen in Harlingenund einen Parkplatz gab es weit weg.Nicht ein Segelschiff – ach du Schreck

So, meine Guten, doch was nun?Koffer, Lebensmittel, alles da,doch wo ist das Segelschiff Maxim?

So endlich geht’s mit allen zum Schiff,und es wird glücklich geritzt.

Nun aufs Schiff, ihr Lieben,um 7 gibt’s Essen,das wird von keinem vergessen.

Erst mal klar Schiff machen ihr Segler –ist ja klar.Zimmerverteilung ist für wahr.Und dann die Koffer alles klar.

Jetzt gibt’s was zu essen oh ja,alles hat Hunger ist ja klar,nach so einer langen Busfahrt.

Morgen wird es spannend,denn wo segeln wir denn hin?Oh wie wird der Wind denn sein,das Segeln wird ganz fein.

Guten Morgen ihr Lieben, gut geschlafen?Oh ja, gut, alles ist in guter Stimmung – gut..

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Machen Sie mit!

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Text: Elisabeth Ludwig, Uta Mertens | Foto: Martinsclub

Haben Sie Lust aufs Segeln bekommen?Dann fahren Sie doch mit! Es sind noch 2 Plätze frei!

Kapitän Olaf und seine Frau freuen sich schon auf Sie.Sie zeigen Ihnen, was Sie an Bord wissen müssen.Beim Segeln muss jeder mit anfassen. Sie lernen,Segel zu hissen, Anker zu lichten und wie man dasSchiff im Hafen festmacht. Auch in der Küche ist Hilfenötig, denn das Essen muss die Mannschaft selberzubereiten. Je nachdem, wie der Wind steht, segelnSie zu den Inseln Ameland, Texel, Terschelling oderSchiermonnikoog. Dort gehen Sie an Land.

Termin 4.8.–9.8.2013 (5 Nächte)Ort Segelschiff „Maxima“,

2- und 4-Bett-Kabinen mit Gemein-schafts-Dusche/WCMaximal 10 Personen

Anreise ab Bremen mit dem Reisebusnach Harlingen

Preis 615 €

weitere Infos Susanne Hahnel,Telefon: (0421) 53 747-53,E-Mail: [email protected]

Mal gucken, wohin unsmorgen der Wind weht Fortsetzung

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„Einfach wunder-wunder-schön!Das Schönste für mich amSegeln war das Erlebnis,mit der Natur so verbundenzu sein. Sich auf dem Meereinfach vomWind treibenzu lassen. So was kriegst Dueigentlich sonst nirgends.”Michael Peitzies

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Pflegedienst m|cumsorgen • helfen • pflegen

Wir sind für Sie da: rund um die Uhr,an sieben Tagen in derWoche.Damit Sie dort sein können, wo Siesich wohlfühlen!

Telefon: 0421-53 747 787

Der Pflegedienst m|c ist eine Unternehmungdes Martinsclub Bremen e. V.

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Text: Thomas Bretschneider | Foto: Frank Scheffka

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Zum Schluss

Blick zurück in die Zukunft„Die Leute sind nett, und die Arbeit hat mir Spaß ge-macht” – und trotzdem hat uns Neele Buchholz im ver-gangenenMonat verlassen. Frau Buchholz war die ersteMitarbeiterin mit Lernschwierigkeiten oder geistigerBeeinträchtigung imm|c. Warum verlässt sie uns? Hatsie ihren Job nicht richtig gemacht, oder war der m|cein schlechter Arbeitgeber? Mitnichten! Nele Buchholzhat sich für eine professionelle künstlerische Kariereentschieden. In der tanz_bar wird sie hauptberuflichTanzseminare und Tanzproduktionen durchführen undsich somit einen Lebenstraum erfüllen. Wir wünschenNeele Buchholz, dieser lebenslustigen, großartigen jun-gen Frau, ganz viel Erfolg und Erfüllung in ihrem neuenProjekt!

Und jetzt, war’s das mit Arbeitsplätzen für Menschenmit Behinderungen im m|c? „Wir haben in den letztenbeiden Jahren viel Erfahrung gesammelt – gute wieschlechte”, bemerkt Ines Herrmann, verantwortlich für

dasm|Centrum. „Eine Organisation wie derm|c ist nichtautomatisch ein toller Arbeitgeber für Menschen wieFrau Buchholz“, erläutert Jessica Volk die anfänglichenProbleme. „Das ist auch der Grund, weshalb wir nichtsofort eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger suchen,sondern erst mal genau überlegen, wie wir im Herbstneu starten – schließlich nennen wir uns nicht umsonst,Das inklusive Tagungshaus’“, betont Jessica Volk.„Neele Buchholz hat uns gezeigt, wie Inklusion im Ar-beitsleben bei uns direkt funktionieren kann.”

Konkret: Im Herbst möchten wir wieder mit einemKollegen oder einer Kollegin mit Behinderung zusam-menarbeiten. In der Juni-Ausgabe dieser Zeitung wer-den wir eine Stellenanzeige schalten, in der wir denAufgabenbereich und die Anforderungen näher be-schreiben werden. Interessierte können sich dann beiunsmelden – aber bitte erst im Juni, denn dann wissenwir konkret, wohin die Reise geht!.

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Ausblick

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Inklusive Stadt BremenIm Januar wurde unser großer Inklusionsantrag von Aktion Mensch bewilligt.Jetzt geht es in den Quartieren Mitte/Östliche Vorstadt und Kattenturm los,und zwar mit folgenden Projekten:• Die Einrichtung eines „Bewegungsmelders” – eine Homepage, auf der

positive und negative Inklusionserfahrungen eingetragen werden können.• Schulungsmodule für Übungsleiter von inklusiven Angeboten.• Ein I-Café für den Austausch.• Ein Stadtlabor. Das ist ein inklusiver Werk- und Kunstraum,

der offen für alle ist.• Die Gründung des Inklusionsexperten-Teams, die „ I-Xperten“.

Weitere Infos unter: www.inklusive-stadt-bremen.de

Kinder und JugendlicheWer schafft den „herabschauenden Hund“? Das ist eine von vielen Yoga-Übungen, die für Jugendliche im Gröpelinger Nachbarschaftstreff BeiUnsangeboten wird! Außerdem im BeiUns: „Tanz und Entspannung” für Kinder.Die Kurse machen Spaß und tun wohl. Es lohnt sich also mitzumachen!Anmeldung bei: Stefanie Büsching, Telefon: (0421) 53 747-50 oder perE-Mail: [email protected] und wo?Yoga: Dienstag, 16–17:30 Uhr mit Leyla NazliTanz und Entspannung: Donnerstag, 16–17:30 Uhr mit Peter BarteltBeiUns, Breitenbachhof 5 aJe 50 Euro im Jahr

Kooperation mit der VHS: Es geht voran!VHS und Martinsclub: Passt das zusammen? Nach den ersten Erfahrungengibt es eine klare Antwort: Ja! Deswegen machen wir weiter mit den inklusi-ven Kursen und der Möglichkeit für Dozenten, sich für das inklusive Unter-richten weiterzubilden. Zum Hintergrund: Im Juli 2012 haben die VHS undder m|c eine Kooperation beschlossen. Ein Workshop für die Mitarbeiter unddie Werbung für gemeinsame Kurse folgte – mit einigem Erfolg. Für diem|c-Kurse „Samba“ und „Tanz_Theater_Bühne“ haben sich auch VHS-Teil-nehmer angemeldet, und die Plätze für den VHS-Kochkurs „AyurvedaSommerküche“ waren ganz schnell ausgebucht. Auch die Mitarbeiter beiderEinrichtungen wachsen zusammen: Im Februar zum Beispiel haben sichMitarbeiter beider Firmen zusammengesetzt, um den VHS-Evaluationsbogenin Leichter Sprache zu verfassen.

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Autoren dieser Ausgabe

Nina [email protected]

Uta [email protected]

Michael [email protected]

Andrea SabellekSelbstBestimmt Leben e.V. BremenTelefon (0421) 70 44 09www.slbremen-ev.de

Regina [email protected]

Matthias [email protected]

Petra [email protected]

[email protected]

Marco BianchiStadtteil-Koordinator [email protected]

Maren [email protected]

die [email protected]

Oliver [email protected]

Stefan [email protected]

Elisabeth Ludwig

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Impressum und Kontakt

Martinsclub Bremen e.V.Buntentorsteinweg 24/26, 28201 BremenTelefon: (0421) 53 747 [email protected], [email protected]

Thomas Bretschneider, Christina Ruschin

4x jährlich

5.700 Stück

hofAtelier und Martinsclub

hofAtelier, Bremen

Besserschreiber, Bremen

Frank Scheffka, Martinsclub, Oliver Ewig, Lars Kuhn,Jens Weyers, Böttcher+Tiensch, Lichtblick/Achim Melde

Girzig + Gottschalk GmbH

Herausgeber

ViSdP

Erscheinungsweise

Auflage

Redaktion

Gestaltung

Korrektur

Fotografie

Druck

Spenden und Sponsoring

Stephan KnorreTelefon: (0421) 53 747 [email protected]. 10 68 45 53, BLZ 290 501 01Sparkasse Bremen

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Martinsclub Bremen e.V. | Buntentorsteinweg 24/26 | 28201 Bremen | Telefon (0421) 53 747 40 | [email protected]


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