+ All Categories
Home > Documents > Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte...

Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte...

Date post: 10-Jul-2020
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
4
Historischer Überblick Die Geschichte von LAEIS beginnt vor 150 Jahren in Berbourg/ Luxemburg. Gerade mal drei Kilo- meter vom heutigen Standort in Wecker entfernt startete Eduard Laeis (Bild 1) seine berufliche Laufbahn als Leiter der Schmelze des dortigen Hochofen- und Hammerwerks, bevor er im Jahr 1860 die Eisengie- ßerei Eduard Laeis & Co in Trier gründete. Er begann mit dem Son- dermaschinenbau für die Keramik- Industrie der Region, später auch für die Hüttentechnik. Von Anfang an war die Produktion exportorientiert. 1881 wurden die Hälfte der Maschi- nen nach Belgien und Frankreich, später auch nach Italien und Süd- amerika geliefert. 1890 kamen Dänemark, Schweden, Norwegen, Ungarn und Ostindien hinzu. Eduard Laeis & Cie war schon damals zum Maschinenlieferanten für unterschiedlichste Segmente der Keramik-Industrie geworden. Die Firma war Partner der Ziegel-, Dach- ziegel-, Fliesen- und Drainagerohr- hersteller. Feuerfest war jedoch immer ein wichtiges Standbein und oft auch Ideengeber für andere Anwendungen in der Keramik oder verwandten Industrien (Terrazzo). Um 1900 hatte das Unternehmen bereits 300 Mitarbeiter. Die Geschichte von 150 Jahren LAEIS ist natürlich eng mit der deutschen Geschichte verbunden. Die Ge- schehnisse des Ersten und Zweiten Weltkriegs (z.B. Abreißen der Verbin- dungen zum Welthandel mit dem Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskri- se 1930) spiegelten sich im Schicksal des Unternehmens wieder. Später konnte LAEIS jedoch von der Internationalisierung der Märkte wieder profitieren. Mit der Entwicklung der ersten ölhy- draulischen Presse von 1960, welche die Laeis-Werke AG auf der Hanno- vermesse erstmals präsentierte, war auch der Weg für die Erweiterungen der Aktivitäten in der Feinkeramik bereitet, die später auch zur Ent- wicklung von Tellerpressen für die Geschirrindustrie führten. Mit dem Einsteig der Schweizer Bucher Holding im Jahr 1989 be- gann eine sehr aktive Periode. Es wurden Marktpartner übernommen (SGP/AU; Horn/DE) sowie Ofenbau- er integriert (Heimsoth, Keramischer Ofenbau, KERABEDARF). Unter LAEIS BUCHER wurden nicht nur zahlrei- che technologische Neuerungen vorangetrieben, auch das Keramik- Labor wurde mit Überführung aus Ismaning nach Aachen gestärkt, wo man eine Kooperation mit der Uni- versität RWTH auf den Weg brachte. Das Labor in Aachen konnte aus der Konkursmasse von Dubois erworben werden. Mit herausragenden Erfolgen konnte man z.B. im Pressenbau für Fliesen punkten (1992 und 1993 jeweils über 200 Pressen/a). Allerdings führ- te der Einbruch gerade des Geschäfts im Fliesenbereich ab 2001 zu Schwierigkeiten (Umsätzeinbrü- che gegenüber Mitte der 1990er Jahre um 40 %), auch andere Seg- mente kamen ins straucheln. Ein Straffen des Produktionsprogramms wurde notwendig. Die Kernkompe- tenz des Pressenbaus wurde gehal- ten, ebenso der Ofenbau sowie der Anlagenbau. Die Bucher-Gruppe bereitete den Verkauf der LAEIS-Akti- vitäten vor, der 2004 mit der Inte- gration in die Sacmi-Gruppe vollzo- gen wurde. 2005 kam mit dem Bezug der Büros und der Einwei- hung einer Montaghalle in Wecker/Luxemburg LAEIS wieder an den Ort seiner Wurzeln zurück. 1860–1921 Eduard Laeis & Cie 1921–1969 Laeis-Werke AG 1969–1981 Laeis-Werke AG unter Rheinmetall 1981–1989 Laeis Jagenberg Gruppe 1989–2004 Laeis Bucher ab 2004 Laeis GmbH in der Sacmi-Gruppe ab 2006 am Standort Wecker Mit dem Namen Laeis sind viele Mei- lensteine der Historie der kerami- schen Verfahrenstechnik verbunden. Neben der marktstrategisch stets hohen Exportorientierung war man technologisch immer bestrebt nicht nur Einzelmaschinen, sondern auch Fertigungslinien anzubieten, was später zum Engagement im Anla- genbau geführt hat. cfi/Ber. DKG 88 (2011) No. 1-2 D 13 Laeis-Entwicklung beein- flusst die keramische Ver- fahrenstechnik Eduard Laeis & Cie Eduard Laeis erkannte schnell, dass mit einer Spezialisierung wesentlich mehr Geld zu verdienen war. Mehr- fache Lieferungen an große kerami- sche Werke der Umgegend und die hierbei gewonnenen Erfahrungen legten es ihm nahe, den Bau kerami- scher Maschinen im weitesten Umfange als Sondererzeugnisse auf- zunehmen. In der Folge entstanden die ersten Fliesenpressen, Kollergän- ge und Steinplattenpressen. Die Mosaikstiftenpressen D.R.P. waren in der Lage 6000 Mosaikplättchen pro Stunde herzustellen. Ab 1880 gab es einen großen Aufschwung im Bau- gewerbe. Die Städte brauchten Zie- Reportagen Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie Bild 1 Eduard Laeis
Transcript
Page 1: Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte von LAEIS beginnt vor 150 Jahren in Berbourg/ Luxemburg. Gerade mal drei Kilo-meter

Historischer Überblick

Die Geschichte von LAEIS beginntvor 150 Jahren in Berbourg/Luxemburg. Gerade mal drei Kilo-meter vom heutigen Standort inWecker entfernt startete Eduard Laeis(Bild 1) seine berufliche Laufbahn alsLeiter der Schmelze des dortigenHochofen- und Hammerwerks,bevor er im Jahr 1860 die Eisengie-ßerei Eduard Laeis & Co in Triergründete. Er begann mit dem Son-dermaschinenbau für die Keramik-Industrie der Region, später auch fürdie Hüttentechnik. Von Anfang anwar die Produktion exportorientiert.1881 wurden die Hälfte der Maschi-nen nach Belgien und Frankreich,später auch nach Italien und Süd-amerika geliefert. 1890 kamenDänemark, Schweden, Norwegen,Ungarn und Ostindien hinzu.Eduard Laeis & Cie war schondamals zum Maschinenlieferantenfür unterschiedlichste Segmente derKeramik-Industrie geworden. DieFirma war Partner der Ziegel-, Dach-ziegel-, Fliesen- und Drainagerohr-hersteller. Feuerfest war jedochimmer ein wichtiges Standbein undoft auch Ideengeber für andereAnwendungen in der Keramik oderverwandten Industrien (Terrazzo).Um 1900 hatte das Unternehmenbereits 300 Mitarbeiter.Die Geschichte von 150 Jahren LAEISist natürlich eng mit der deutschenGeschichte verbunden. Die Ge-schehnisse des Ersten und ZweitenWeltkriegs (z.B. Abreißen der Verbin-dungen zum Welthandel mit demErsten Weltkrieg, Weltwirtschaftskri-se 1930) spiegelten sich im Schicksaldes Unternehmens wieder. Später konnte LAEIS jedoch von derInternationalisierung der Märktewieder profitieren. Mit der Entwicklung der ersten ölhy-draulischen Presse von 1960, welchedie Laeis-Werke AG auf der Hanno-vermesse erstmals präsentierte, warauch der Weg für die Erweiterungender Aktivitäten in der Feinkeramikbereitet, die später auch zur Ent-wicklung von Tellerpressen für dieGeschirrindustrie führten.Mit dem Einsteig der SchweizerBucher Holding im Jahr 1989 be-

gann eine sehr aktive Periode. Eswurden Marktpartner übernommen(SGP/AU; Horn/DE) sowie Ofenbau-er integriert (Heimsoth, KeramischerOfenbau, KERABEDARF). Unter LAEISBUCHER wurden nicht nur zahlrei-che technologische Neuerungenvorangetrieben, auch das Keramik-Labor wurde mit Überführung ausIsmaning nach Aachen gestärkt, woman eine Kooperation mit der Uni-versität RWTH auf den Weg brachte.Das Labor in Aachen konnte aus derKonkursmasse von Dubois erworbenwerden.Mit herausragenden Erfolgen konnteman z.B. im Pressenbau für Fliesenpunkten (1992 und 1993 jeweilsüber 200 Pressen/a). Allerdings führ-te der Einbruch gerade desGeschäfts im Fliesenbereich ab 2001zu Schwierigkeiten (Umsätzeinbrü-che gegenüber Mitte der 1990erJahre um 40 %), auch andere Seg-mente kamen ins straucheln. EinStraffen des Produktionsprogrammswurde notwendig. Die Kernkompe-tenz des Pressenbaus wurde gehal-ten, ebenso der Ofenbau sowie derAnlagenbau. Die Bucher-Gruppebereitete den Verkauf der LAEIS-Akti-vitäten vor, der 2004 mit der Inte-gration in die Sacmi-Gruppe vollzo-gen wurde. 2005 kam mit demBezug der Büros und der Einwei-hung einer Montaghalle inWecker/Luxemburg LAEIS wieder anden Ort seiner Wurzeln zurück.

1860–1921 Eduard Laeis & Cie 1921–1969 Laeis-Werke AG 1969–1981 Laeis-Werke AG unter

Rheinmetall 1981–1989 Laeis Jagenberg Gruppe1989–2004 Laeis Bucher ab 2004 Laeis GmbH

in der Sacmi-Gruppeab 2006 am Standort Wecker

Mit dem Namen Laeis sind viele Mei-lensteine der Historie der kerami-schen Verfahrenstechnik verbunden.Neben der marktstrategisch stetshohen Exportorientierung war mantechnologisch immer bestrebt nichtnur Einzelmaschinen, sondern auchFertigungslinien anzubieten, wasspäter zum Engagement im Anla-genbau geführt hat.

cfi/Ber. DKG 88 (2011) No. 1-2 D 13

Laeis-Entwicklung beein-flusst die keramische Ver-fahrenstechnik

Eduard Laeis & CieEduard Laeis erkannte schnell, dassmit einer Spezialisierung wesentlichmehr Geld zu verdienen war. Mehr-fache Lieferungen an große kerami-sche Werke der Umgegend und diehierbei gewonnenen Erfahrungenlegten es ihm nahe, den Bau kerami-scher Maschinen im weitestenUmfange als Sondererzeugnisse auf-zunehmen. In der Folge entstandendie ersten Fliesenpressen, Kollergän-ge und Steinplattenpressen. DieMosaikstiftenpressen D.R.P. waren inder Lage 6000 Mosaikplättchen proStunde herzustellen. Ab 1880 gab eseinen großen Aufschwung im Bau-gewerbe. Die Städte brauchten Zie-

ReportagenLuxemburg

LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie

Bild 1Eduard Laeis

Page 2: Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte von LAEIS beginnt vor 150 Jahren in Berbourg/ Luxemburg. Gerade mal drei Kilo-meter

bekam Eduard Laeis eine Medaillefür die ausgestellte Falzziegelpresse(Die Revolver-Falzziegelpresse gabes bereits 1906). Die Feuerfestindus-trie wurde ebenso ein wichtigesAbnehmersegment. Zudem eng mitder Hüttentechnik verbunden, wur-de 1878 die erste Formgebungsliniezur Herstellung von feuerfestenSchamotte-Steinen in die Stahl-industrie geliefert. 1881 folgte eineAnlage zur Herstellung von Dolomit-steinen an die Dortmunder Union.Bereits vor 1900 wurden Feuerfest-

pressen exportiert. 1908 entstandunter Eduard Laeis & Cie eine derersten automatischen Dolomitstein-pressen.

Laeis-Werke AGDie Produktion fußte hauptsächlichauf Pressen und Aufbereitungsma-schinen für die Feuerfestindustrie(zudem vor allem Pressen für dieHerstellung von Terrazzo- undKunststeinplatten). Der Zweite Welt-krieg hatte zunächst die Geschäftstä-

D 14 cfi/Ber. DKG 88 (2011) No. 1-2

gel, Verblendsteine, Trottoirplattenund Drainage-Röhren. Laeis schicktesich an diesen Markt zu bedienen. Sobaute man für die neu aufkommen-den „Dampfziegeleien“ kleinereDampfmaschinen, Ziegelpressenmit den dazugehörigen Walzwerkenund Abschneidetischen, Tonvor-schneidern, Brechwalzwerke, Glatt-walzwerke, Kettenförderer, Steinele-vatoren usw. Bereits 1864 lieferteLaeis die erste Presse zur Herstellungder aufkommenden Falzziegel. Aufder Wiener Weltausstellung 1873

Reportagen

Statement der LAEIS-Geschäftsleitung zum 150-jährigen Jubiläum

Seit April 2007 führen Ralph Lutz(vormals Technischer Leiter) undHorst Schmitt (vormals Vertriebslei-ter) die Geschäfte der LAEIS GmbH inWecker/LU, die seit 2004 Mitgliedder SACMI-Gruppe/IT ist. DerGeschäftsbereich Technik umfasstdie Abteilungen Entwicklung undKonstruktion, Anlagenbau, EinkaufMontage und Kundendienst, wäh-rend zum Bereich Kom-merz&Verwaltung die Bereiche Ver-trieb, Finanz- und Rechnungswesen,Personal und Business Developmentgehören. Ralph Lutz (GF Technik)und Horst Schmitt (GF Vertrieb) sindlangjährige LAEIS-Mitarbeiter, dieden heutigen Stand Ihres Agierenskurz kommentiert haben und somitdie Brücke zum geschichtlichenAbriss von 150 Jahren LAEIS schla-gen.Ralph Lutz verwies auf einen Meilen-stein in der jüngsten Unternehmens-geschichte, die Einweihung derMontagehalle in Wecker im März2006. Diese ermöglicht nicht nur dieEndmontage vor Ort, sondern eben-so ein Teilelager, die Endabnahmeaber auch die Entwicklung von

Bild 2 Ralph Lutz (l.) und Horst Schmitt

Maschinen auch großer Bauformen.„Wir können eben nicht nur wie einEngineeringbüro arbeiten, wir brau-chen den kontinuierlichen Informati-onsfluss bei Neuentwicklungen sowieStandardmaschinen, die von eigenenMonteuren an die Kunden vermitteltwerden. Die Erfahrungen mit unse-rem Equipment im Dauerbetrieb sindaber genauso wichtig, um die Weiter-entwicklung des Produktprogrammsin die richtige Richtung zu lenken.Wir beschäftigen fest 10 Monteure,die Erfahrungen vom Kunden mitzurückbringen und sich immer wie-der im Haus auf den neusten Standunserer technischen Entwicklungenbringen“, führte Ralph Lutz aus. HorstSchmitt ergänzte: „Nur so stabilisie-ren wir dauerhaft unsere enge Kun-denbindung. Wir haben das Glückmit LAEIS einen weltweit anerkanntenQualitätsbegriff nicht nur im Feuer-festmarkt in die Welt tragen zu kön-nen. Was zählt ist aber letztlich derErfolg den unsere Kunden mit LAEIS-Maschinen haben, in dem dieseihnen Wettbewerbsvorteile verschaf-fen. Das ist unser Erfolgsgeheimnis,das wir bewahren müssen. Das errei-

chen wir mit spezifischen Problemlö-sungen für Kunden und immer wie-der verbesserten Maschinenausfüh-rungen. Besonders wichtig sind der-zeit die Märkte China (wo wir mitdem LAEIS-Service- und Vertriebs-center vor Ort sind) und Indien, diebeide die Auswirkungen der Finanz-krise schnell überwunden haben.Auch in Südamerika und in Osteuro-pa geht es um den Ausbau von Kapa-zitäten. Neben der individuellenBeratung bei neuen Anlagen sindauch der Ersatzteilservice oder dieRekonstruktion alter MaschinenKernbereiche unseres Aufgabenge-bietes“. „Unserer 100-%-Tochter ALPHACERAMICS GmbH in Aachen kommteine andere wichtige Aufgabe zu“,ergänzte Ralph Lutz. „Hier wird anneuen Gebieten gearbeitet, woLAEIS-Technologie erfolgreich einge-setzt werden kann. Dazu gehörenverschiedenste Bereiche der Techni-schen Keramik (Sputtering Targets,ballistische Schutzplatten, Solaran-wendungen uvm.) die langfristig zuWachstum neben dem eher konstan-ten Geschäft des Feuerfestmarktesführen werden. Sonderanwendun-gen wie Fertigungslinien für Brenn-hilfsmittel oder Anoden für die Alu-miniumschmelze gehören heuteschon zum Programm. Konzepte fürDachziegelpressen haben wir erar-beitet, Anwendungen außerhalb derKeramik wie Salzlecksteine gehörenebenfalls zum Lieferprogramm“.„Unsere Intention ist es”, ergänzteHorst Schmitt, „hydraulische Pressenin anderen Anwendungsgebieten zuetablieren, wo wir mit dem Know-how dieser komplexen Formge-bungstechnologie Kunden in dieLage versetzen, neue Produkte bzw.Produkte die bislang nicht mit dieserTechnologie hergestellt wurden, mithoher Präzision sehr wirtschaftlich zufertigen“.

Page 3: Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte von LAEIS beginnt vor 150 Jahren in Berbourg/ Luxemburg. Gerade mal drei Kilo-meter

tigkeit nicht negativ beeinflusst, aber1944 zu erheblichen Betriebsstörun-gen durch Bombenangriffe geführt.1945 zählte das Werk immerhin wie-der 78 Mitarbeiter. Mit dem Wieder-aufbau, der vollkommen aus Eigen-mitteln gelang, ging eine grundle-gende Umstrukturierung des Pro-duktprogramms einher. Man kon-zentrierte sich auf die Entwicklungund den Bau von Keramik- und Bau-stoffmaschinen – angesichts desanstehenden weltweiten Wiederauf-baus von Städten eine weitsichtigeEntscheidung. Es entstanden dieAbteilungen Grobkeramik, Feinkera-mik und Baustoffmaschinen. Letzte-re profitierte merklich vom einset-zenden Trend zu Kunststeinplatten.Zur Währungsreform waren bereitswieder 252 Mitarbeiter beschäftigt.Es gab eine große Konstruktionsab-teilung und ein sich neu organisie-rendes großes Vertriebsnetz sowiedie „fliegenden Montagetrupps“,denen bei dem schnell ansteigendenExportanteil (1958 bereits 56 %)immer größere Bedeutung zukam.Stellte man früher nur Aufberei-tungs- und Formgebungsmaschinenfür die Dolomitsteinfertigung her, sosetzte man nun die Abteilung Stahl-bau jetzt auch für Bunker, Klassie-rungsanlagen und Stahlkonstruktio-nen ein. Der Feuerfestbereich stieg wiederschnell in seiner Bedeutung. NebenPressen für die Feuerfest- und Flie-senindustrie wurden auch kompletteDolomitanlagen und Fliesenlinienprojektiert und geliefert. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde 1960 dasneue Verwaltungsgebäude einge-weiht und auf der Hannovermessedie erste ölhydraulische HPF-Pressefür die Feuerfestindustrie präsentiert.Die Belegschaft war auf stattliche500 Personen angewachsen. Sieerwirtschafte einen Umsatz vonknapp DM 15 Mio.Am 01.01.1969 wurde LAEIS einehundertprozentige Tochter derRheinmetall AG Berlin, einer Gruppe,die überwiegend in der Rüstungs-branche tätig war. Die Produkt-

schwerpunkte des Kerngeschäftsverschoben sich von den Kunststein-und Betonplatten hin zu Fliesen undFeuerfeststeinen. Die Ölhydrauliklöste Schritt für Schritt die Wasserhy-draulik ab. 1973 wurde das HPF-Pressprinzip mit feststehendemUnterstempel und beweglicherFormwand eingeführt, was heute alsStandard etabliert ist. Die Pressenwurden immer weiter automatisiertund mit den ersten Setzautomatenfür Ofenwagen ausgerüstet. 1978kam der Geschirrbereich in Formvon isostatischen Tellerpressen alsneues Betätigungsfeld hinzu.

Laeis Jagenberg GruppeDer zivile Geschäftsbereich derRheinmetall wurde 1981 neu geord-net und durch den Kauf einer Aktien-mehrheit an der Jagenberg AG ver-stärkt. 1982 wurde LAEIS ein Mit-glied der Jagenberg-Gruppe. DenHauptumsatz erzielte LAEIS imBereich Feuerfest, wo man sich in-zwischen als Weltmarktführer einenNamen erworben hatte. Aufberei-tungsmaschinen, Pressen und Setz-anlagen stellten den größten Um-satzanteil, der Anlagenbau war je-doch auch ein bedeutender Zweig.Im Feinkeramik Sektor wurden neuemoderne Fliesenpressen entwickelt,die bald in sehr hoher Stückzahl her-gestellt werden sollten. Die Alpha-Presse wurde über 1400 Mal in ver-schiedenen Varianten gebaut und istdamit das meistgebaute LAEIS-Pro-dukt überhaupt. Die Geschirrpressenkonnten sich dagegen nie richtig amMarkt durchsetzen.

Laeis BucherAm 01.01.1989 wurden alle Anteilean die Schweizer Bucher Holdingübertragen. Bei Bucher selbst gabman bald den eigenen Pressenbaufür Feuerfestprodukte auf. 1990kaufte Bucher zusätzlich den Pres-senbau der Firma SGP in Österreichund 1991 auch die Wormser HornGmbH. Damit waren innerhalb von

cfi/Ber. DKG 88 (2011) No. 1-2 D 15

zwei Jahren alle ernstzunehmendenPressenhersteller für Feuerfestpro-dukte vom Markt verschwunden.Dies war eine Situation, mit der sichdie Kunden nicht abfinden wollten,worauf sie mit der italienischen Fir-ma Sacmi, bis dahin im Pressenbauerfolgreich im Fliesenbereich tätig,einen neuen Wettbewerber im Feu-erfestbereich aufbauten.Die starke Nachfrage der Alpha-Flie-senpresse (1992 und 1993 jeweilsüber 200 Stück/a) insbesondere imneuen Markt in China schürtenerneut Expansionsgedanken beiLAEIS. Seit 1990 hatte sich dieAnzahl der gebauten Fliesenpressenjährlich verdoppelt. Auf dem beste-henden Werksgelände ging schlichtund einfach der Platz aus. Im TriererHafen wurde eine neue Montagehal-le für die Fliesenpressen gebaut, wel-che im Ende 1993 mit ca. 40 Mitar-beitern in Betrieb ging.

Reportagen

Bild 3 Erste ölhydraulische HPF-Presse 1960

Einfach+optimal funktionell:die dezentrale

Fluorabsorptionsanlagein Modulbauweise

Ingenieurbüro MedauD-79725 LaufenburgHeinrich-Brockmann-Str. 7Tel +49 7763 92100Fax +49 7763 [email protected] Lieferung von Reaktoren

und Abgaskaminen –Anlagen von 500 bis 30.000 m3b/h

HF ABSORB AGArbeitsgemeinschaft UmwelttechnikIng. Büro Medau & Ing. Büro Rittmann

...und wenndann auch noch der Preis stimmt?!...

Neugierig?Sprechen Sie mit uns!

Ingenieurbüro MedauD-79713 Bad SäckingenHauensteinstr. 64Tel. +49 776150500Fax+49 [email protected]

Page 4: Luxemburg LAEIS 150 Jahre Partner der Keramik-Industrie · Historischer Überblick Die Geschichte von LAEIS beginnt vor 150 Jahren in Berbourg/ Luxemburg. Gerade mal drei Kilo-meter

in Spanien 1996 LAEIS-BUCHER Ibe-rica in Castellón und in Italien 1997LAEIS-BUCHER Impianti in Sassuologegründet. 1997 waren die Auswir-kungen der Asienkrise bereits zu spü-ren. Für Anlagen für die Feuerfest- undFliesenindustrie aus einer Hand fehl-te noch die thermische Behandlung.Zur Abrundung wurden so 1997 derHildesheimer Ofenbauer HeimsothKeramische Öfen sowie Kerabedarf/Berlin gekauft und 1999 am TriererStandort in die LAEIS-BUCHER inte-griert. Jetzt konnten alle qualitätsbe-stimmenden Aggregate Mi-scher,Presse und Ofen aus einer Handangeboten werden. Im Jahr 1999wurde auch die Firma ALPHA Cera-mics in Aachen gegründet sowie dasAlpha-Labor in Ismaning aufgelöst.ALPHA Ceramics, ur-sprünglich alsKooperation mit der RWTH Aachengestartet, ist heute ein eigenständi-ges Keramik-Technikum, welchessowohl LAEIS als auch Kunden ausaller Welt wertvolle Dienste anbietet.

In den Jahren 2001 und 2002 wurdedie wirtschaftliche Situation auf-grund fehlender Aufträge aus derFliesenindustrie immer schwieriger.Die Umsätze von 2001 warengegenüber Mitte der 1990er Jahreum nahezu 40 % eingebrochen, dieauf hohe Stückzahlen ausgerichteteFertigung konnte nicht mehr effektivbetrieben werden. Als 2002 auchkaum Feuerfestaufträge zu verzeich-nen waren, wurden im Juli 2002umfangreiche Umstrukturierungs-maßnamen angekündigt. Im April2003 wurde das Unternehmenschließlich in 3 Teile aufgeteilt: DieLAEIS Bucher Technology GmbH (ca.80 Mitarbeiter) mit den BereichenEngineering, Vertrieb, Service undBuchhaltung, die LAEIS Bucher Pro-duktion GmbH (ca. 80 Mitarbeiter)mit der Fertigung und der Montagesowie die LAEIS Bucher ImmobilienGmbH, welche die Gebäude und dasGrundstück übernahm. Das Produktprogramm wurdegestrafft und der Mischerbau fürKaltmischer aufgegeben. Übrig blie-ben der Pressenbau für Feuerfest,Feinkeramik und technische Kera-mik, der Ofenbau sowie der Anla-

genbau. Der Bucher Konzern, zuderen Struktur die Trierer Töchternicht mehr passten, suchte nachKäufern für beide Unternehmen.

LAEIS in der Sacmi-GruppeAm 01.02.2004 wurde LAEIS BU-CHER Technology in die italienischeSacmi Gruppe integriert. LAEISBucher Produktion wurde kurze Zeitspäter an die Hydraulik Nord ver-kauft und firmierte nun unter demNamen LBP. Einhergehend mit derÜbernahme durch Sacmi wurde derOfenbau mit ca. 10 Mitarbeiternnach Nürnberg in die ebenfalls zurSacmi Gruppe gehörende FirmaRiedhammer verlagert.Am 01.04.2005 wechselte der Fir-mensitz der LAEIS GmbH ins benach-barte Luxemburg in den Industrie-park in Wecker. Im Januar 2006 wur-de auf dem Gelände in einer ehema-ligen Halle der Usine de Wecker auchdie Pressenendmontage und dasErsatzteil- und Warenlager mit 12Mitarbeitern installiert. Entwicklung,Verkauf und das Produkt waren wie-der an einem Ort vereint. Die neuegestraffte Struktur stellte sich in denFolgejahren als erfolgreich, schlag-kräftig und flexibel heraus. Ende 2009 wurde von LAEIS mit derMega 1600 AV (Bild 4) die erste Pres-se zur Herstellung von Anoden fürdie Aluminiumschmelze fertiggestellt. Sie kann Anoden mit einerFüllhöhe von bis zu 1200 mm beieiner Größe von 1700 mm × 700mm verpressen. Ei-ne solche Anodewiegt ca. 1000 kg. Ebenfalls beein-druckend ist auch die Form mitnahezu 42 t Gewicht. Gefüllt wirddie Anode über eine gravimetrischeVordosierung und anschließenderMasseeinbringung über einen Füll-schieber.Die Wirtschaftkrise überstand dasUnternehmen ohne nennenswerteBlessuren. Im Jubiläumsjahr 2010 istdas Unternehmen voll auf Kurs.Führt man sich nun in der Gegen-wart angekommen diese Vielfalt vonProdukten und das Know-how vorAugen, dann lässt sich ermessen,welches Potenzial auch für dieZukunft in diesem Unternehmenund seinen Mitarbeitern steckt. KS

D 16 cfi/Ber. DKG 88 (2011) No. 1-2

Im gleichen Jahr wurde auch dasZentrallabor der AGROB AG in Isma-ning übernommen und in AlphaLabor umbenannt. Ziel war es denAnlagenbau zur Fliesenfertigungwieder aufzubauen, um den Kundennicht nur die Presse liefern zu kön-nen. Nach zwei schlechteren Jahrenkonnten 1996 nochmal 180 Pressenabgesetzt werden bevor die Zahlenmit der Asienkrise 1997–1998 stetigbergab gingen.Doch LAEIS blieb ständig auf derSuche nach neuen Anwendungsge-bieten, um möglichst breit aufge-stellt zu sein. Hier waren zum einender Mischerbau, in dem 1995 eineneue Serie von Hochleistungsmi-schern entwickelt wurde, und zumanderen die lange Zeit vernachläs-sigte Baubranche, in der man 1994mit der ersten Presse mit Setzauto-mat für Kalksandsteine wieder Fußfasste.Um im Fliesenmarkt nicht so starkvon China abhängig zu sein wurden

Reportagen

Bild 4Presse zur Anoden-Herstellung Mega 1600


Recommended