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lIi - Universität Kassel: Aktuelles · Dieser existentielle Konflikt erzeuge im Menschen bestimmte...

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Agg ression von Udo Rauchfleisch

aggression - agressivite

1. Definition

Unter Aggression verstehen wir eine demMenschen (wie dem Tier) eigene Dynamikdes Herangehens (i.S. des ad-gredi), was soverschiedene Phänomene umfaßt wie Inter­esse, Selbstbehauptung, Abgrenzung, Vertei­digung und Schädigung anderer. Tiefgreifen­de Meinungsverschiedenheiten bestehen hin­sichtlich der Frage, ob es eine primär kon­struktive, für das Individuum und seine Um­gebung hilfreiche Kraft ist, deren Förderungund Ausdifferenzierung es anzuregen gilt,

oder ob Aggression ein destruktives, deneinzelnen wie die Gesellschaft zerstörendesPotential darstellt, das durch Erziehung undsoziale Regeln zurückgebunden, in unge­fährliche Bahnen geleitet und - bestenfalls ­in sozial nützliche Formen transformiertwerden muß. Uneinigkeit besteht auch imHinblick auf die Frage, ob Gewalttätigkeitetwas Primäres i.S. eines angeborenen Trie­bes ist, oder ob diese destruktiven Äußerun­gen von Aggression sekundäre Phänomene,Folgen fehlgeleiteter Sozialisation und damitHinweis auf pathologische Prozesse sind.

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2. Klassische Auffassung

Freud hat sich in verschiedenen Zusammen­hängen mit dem Thema der Aggression be­schäftigt. Die bedeutendste Rolle spielt die­ses Konzept in der Schrift "Jenseits desLustprinzips" (1920g). Hier schildert Freuddie Aggression als Ausdruck des Todestrie­bes, als zur primären Ausstattung des Men­schen gehörenden Trieb. Es ist eine destruk­tive Kraft, die im Zusammenhang steht mitden Phänomenen des Hasses, des Masochis­mus, der Selbstzerstörung und der primärenFeindseligkeit der Menschen gegeneinanderund gegen die Kultur (Freud 1930a). DemEros, dem mit Libido arbeitenden Lebens­trieb, stellt Freud den Thanatos, den Todes­trieb, gegenüber, dessen Energie die Aggres­sion bilde. Der Todestrieb wird als eineKraft geschildert, welche "die Rückkehr zueinem früheren Zustand anstrebt", nämlichzum "Zustand der anorganischen Stabili­tät" (Freud 1940a).

Freud vertritt die Ansicht, Eros undThanatos wirkten in allem Lebendigen bishin in die einzelne Zelle. Daraus resultiere,daß neben der Tendenz zum Leben, zur Ent­wicklung und Fortpflanzung, alles Lebendi­ge zugleich auch danach strebe, "aus inne­ren Ursachen zu sterben" (Freud 1940a).Der Todestrieb richtet sich, so Freud, zumeinen gegen den Organismus selbst und istinsofern ein selbstzerstörerischer Trieb; zumanderen wendet er sich aber auch nach au­ßen und tendiert in diesem Fall dazu, ande­re Menschen zu zerstören.

3. Ideengeschichtlicher Hintergrund

Die Frage nach dem Wesen und den Entste­hungsbedingungen der Aggression hat dieMenschen seit Urzeiten bewegt und ist inden verschiedenen religiösen und philo­sophischen Systemen auf unterschiedlicheWeise beantwortet worden. Während sie infrüheren Jahrhunderten z.T. als Ausdruckdämonischer Kräfte verstanden wurde,wurde sie unter dem Einfluß einer naturwis­senschaftlichen Betrachtungsweise zu einemder Forschungsgegenstände der Humanwis-

senschaften. Besondere Aktualität erhieltdie Auseinandersetzung mit dem Problemder menschlichen Destruktivität durch die

Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Dies war,neben der Erfahrung der eigenen Krebs­erkrankung und des ihn tief treffendenplötzlichen Todes seiner geliebten Toch­ter Sophie, auch für Freud der Anlaß,sich intensiver mit der Frage nach den Ent­stehungsbedingungen und Manifestationendes Aggressionstriebes auseinanderzuset­zen.

4. Wesentliche Erweiterungen, Differen-zierungen und Modifikationen

Die Todestriebtheorie ist - auch in der klas­sischen Psychoanalyse - keineswegs unum­stritten. Anna Freud (1972) hat in einernachdenklichen Bilanz des 1971 in Wienabgehaltenen Kongresses der InternationalPsychoanalytic Association darauf hinge­wiesen, daß die Einführung der dualisti­schen Triebtheorie (Eros - Thanatos) durchihren Vater in den zwanziger Jahren die psy­choanalytische Welt in zwei Fraktionen ge­spalten habe: Die einen traten erbittert ge­gen den Todestrieb, die anderen traten äu­ßerst entschieden für ihn ein. Weitgehendbeibehalten wird heute, wie Green (1987)ausführt, das Todestriebkonzept vor allemvon einer Reihe französischer Psychoanaly­tiker. Auch Melanie Klein (siehe unten) hatdiese Freudschen Gedanken beibehalten, sieaber durch die Objektbeziehungstheorie er­gänzt. Hingegen haben andere Objektbezie­hungstheoretiker wie Fairbairn (1952) undGuntrip (1968), aber auch Vertreter derpsychoanalytischen Ich-Psychologie das To­destriebkonzept radikal verworfen. Limen­tani (1990) kommt in einem Übersichtsarti­kel zu dem Schluß, "daß wir auf das Kon­zept des Todestriebes sehr wohl verzichtenkönnen, auch ohne den Preis der Verleug­nung des Todes zahlen zu müssen, ... dasKonzept des Todestriebes schafft mehr Pro­bleme als es löst. Ich glaube, wir können ei­nige der schrecklichsten und manchmal un­vorstellbaren Ängste erklären, die sowohlKinder als auch Erwachsene befallen kön-

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nen, wenn wir die primitiven, ursprüngli­chen Ängste vor dem Verlust des Selbst an­erkennen, die mit ausgesprochen katastro­phalen Gefühlen verbundenen Ängste vorFragmentierung und Vernichtung, die ausder ersten Trennung vom Primärobjekt her­rühren". Auch andere Autoren haben zumeinen kritisiert, daß der Begriff "Todes­trieb" unannehmbar sei, und zum anderendarauf verwiesen, daß die von Freud ange­führten klinischen Fakten auch ohne Zuhil­fenahme des Todestriebes erklärt werdenkönnen (s. Laplanche und Pontalis 1972).

5. Die Bedeutung des Begriffs in denverschiedenen psychoanalytischenSchul richtungen

Nach Melanie Kleins Auffassung sind Le­bens- und Todestriebe von Geburt an imMenschen wirksam und finden ihren Aus­druck in entsprechenden Phantasien. Sodrücke sich orale Aggression des Kindes bei­spielsweise in seinen sadistischen oralenPhantasien aus, sich den Inhalt des Mutter­leibes (d.h. die Objekte der Außenwelt über­haupt) anzueignen, einzuverleiben und mitSadismus zu zerstören. Dabei spielt der pri­märe Sadismus des Kindes für Klein einewesentliche Rolle, da er eine zentrale Bedeu­tung für die Fähigkeit zur Introjektion dar­stelle, d.h. eine Voraussetzung für den Auf­bau innerer Bilder von wichtigen Bezugsper­sonen seI.

Indem aggressive und libidinöse Triebeund Phantasien auf die frühen Bezugsperso­nen projiziert und dann wieder introjiziertwerden, entstehen im Kind innere Bilder, diestark von den eigenen Trieben bestimmtsind - und dies ist neben der Libido die nachKleins Konzept sich primär durch einedestruktive Qualität auszeichnende Aggres­sion. "Das Kind projiziert seine Liebesre­gungen und schreibt sie der befriedigenden(guten) Brust zu, ebenso wie es seine de­struktiven Impulse, die es nach außen proji­ziert, der versagenden (bösen) Brust zu­schreibt. Gleichzeitig werden durch Intro­jektion eine gute und eine böse Brust imInneren aufgebaut. So ist das Bild des äuße­ren und inneren Objektes in der kindlichen

Seele durch seine Phantasien, die mit derProjektion seiner Triebregungen auf dasObjekt verbunden sind, verzerrt" (Klein1972).

Nach der "paranoid-schizoiden Posi­tion" der frühesten Entwicklungsphase er­reicht das Kind in seiner Entwicklung die"depressive Position", in der es ganzheitli­che Bilder seiner Bezugspersonen wahrzu­nehmen vermag und in der es ihm gelingt,Gefühle von Schmerz und Trauer über denVerlust des nur guten Liebesobjekts zu emp­finden und "das durch seinen Sadismus undinsbesondere durch seinen Kannibalismusangerichtete Unheil zu ermessen und darun­ter zu leiden" (Klein 1972). Das Kind istnun fähig geworden, die aggressiv-destruk­tiven Impulse, deren es sich zuvor durchProjektion auf Objekte der Außenwelt zuentledigen versucht hat und von denen essich dann wiederum verfolgt fühlte, als ausseinem eigenen Innern stammend zu erken­nen und damit Verantwortung dafür zuübernehmen.

In seinem ich-psychologischen Konzeptpostuliert Hartmann (1972) neben libidinö­sen und aggressiv-destruktiven Energieneine primär neutrale Ich-Energie. Die Diffe­renzierung wichtiger Ich-Funktionen er­möglicht den Verzicht auf unmittelbareTriebbefriedigung. Zugleich erweitern sichdie "konfliktfreien Sphären" im Ich, und eskommt zu "Funktionswechseln ", indem dasstark durch die Polarität von Libido undAggression geprägte Erleben der frühenKindheit durch ein weniger triebbestimmtesFühlen und Handeln abgelöst wird. UnterAblehnung der von Hartmann postuliertendrei Energiearten unterscheiden Autorenwie Winnicott (1950), Greenacre (1960),Spitz (1965) und andere zwischen zwei vonAnfang an im Aggressionstrieb bestehendenAspekten, einem konstruktiven und einemdestruktiven, die miteinander koexistieren.Ähnlich argumentiert Parens (1979, 1989),der zwar postuliert, daß Feindseligkeit inder frühen Kindheit niemals spontan, son­dern nur als Reaktion auf Unlust in Erschei­nung trete, sie aber trotzdem weiterhin alsprimär und als Ausdruck eines Triebes be­trachtet. Außerdem geht Parens von einem

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Aggressionstrieb aus, der von Anfang anzwei Arten von Energie, eine destruktiveund eine nicht-destruktive, umfaßt.

Im Gegensatz zu diesen vom psychoana­lytischen Triebmodell ausgehenden Konzep­ten hat Kohut (1973, 1979) im Rahmen sei­ner Selbst-Psychologie die Ansicht vertre­ten, daß das Kleinkind im Prozeß derWahrnehmung der Mutter als eigenständi­ges, von ihm getrenntes Wesen eine primäre,nicht-destruktive Aggression einsetzt, wel­che die Funktion der Abgrenzung und damitdie Etablierung eines Identitätsgefühls er­füllt. Werden die lebensnotwendigen nar­zißtischen Bedürfnisse jedoch permanentund in traumatischer Weise frustriert, soentsteht eine chronisch-narzißtische Wut,eine destruktive Form von Aggression. Siestellt nach Kohut ein Desintegrationspro­dukt dar und ist Ausdruck von Narben frü­her Repression, die zu "unbewußt panikar­tiger Angst vor einem Mehr an Lust, vor ei­nem Anspruch auf Glück (geführt haben),den man in sich selbst unter Schmerzen be­graben mußte" (Eisenberg 1989).

Eine der umfangreichsten und sorgfäl­tigsten Analysen der menschlichen Aggres­sion und Destruktivität, ihrer Quellen undErscheinungsformen, stammt von ErichFromm (1977). Er unterscheidet zwischeneiner biologisch adaptiven, der Verteidigungvitaler Interessen und damit dem Leben die­nenden, phylogenetisch programmiertengutartigen Aggression und einer biologischnicht-adaptiven, sondern schädlichen, so­zial zerstörerisch wirkenden bösartigen Ag­gression, der Destruktivität und der Nekro­philie.

Die gutartige Form ist eine Mensch wieTier eigene Kraft, die reaktiv und defensivist und darauf abzielt, die Bedrohung zu be­seitigen. Die bösartige Form hingegen dientnicht der Verteidigung gegen eine Bedro­hung, sondern ist eine vom handelnden In­dividuum lustvoll erlebte Grausamkeit umihrer selbst willen. Sie stellt zwar keinendem Menschen angeborenen Instinkt dar, istaber nach Fromms Auffassung ein in denBedingungen der menschlichen Existenzselbst verwurzeltes Gewaltpotential. Ersieht in der Destruktivität letztlich "das Er-

gebnis der Interaktion verschiedener sozia­ler Bedingungen mit den existentiellen Be­dürfnissen des Menschen". Als Gründe für

derartige Fehlentwicklungen sieht Frommdie im Verlauf der Phylogenese ständig ab­nehmende Determinierung des Verhaltensdurch Instinkte und die in der Evolution zubeobachtende Tendenz des Wachstums desNeocortex. Dadurch komme es beim Men­schen zu einer zentralen existentiellen Ver­

unsicherung, zu einer für ihn spezifischen,in seinem Wesen verankerten Antinomie.Dieser existentielle Konflikt erzeuge imMenschen bestimmte "existentielle Bedürf­nisse"; Orientierung und Devotion, Ver­wurzelung, das Bestreben, etwas zu bewir­ken, sowie Erregung und Stimulation. Jedesdieser existentiellen Bedürfnisse kann aufverschiedene Art, durch die "Leidenschaf­ten", befriedigt werden: durch Liebe, Zärt­lichkeit, Streben nach Gerechtigkeit, Unab­hängigkeit und Wahrheit, aber auch durchHaß, Sadismus, Masochismus und Destruk­tivität.

Zu Charakterbildungen mit einem gro­ßen Ausmaß an Destruktivität kommt esnach Fromm durch das Zusammenwirkenverschiedener individueller und gesellschaft­licher Faktoren. Lebensgeschichtliche Ursa­chen sind vor allem Bedingungen, die demKind Gefühle von Leere und Ohnmacht ver­mitteln, eine Atmosphäre von Stumpfheitund Freudlosigkeit schaffen und das Kindinnerlich "erfrieren" lassen. Die gesell­schaftlichen Bedingungen, welche die Ent­wicklung des Sadismus fördern, siehtFromm vor allem in einer Sozietät, die aufausbeuterischer Herrschaft beruht sowieUnabhängigkeit, Integrität, kritisches Den­ken und Produktivität ihrer Mitgliederhemmt.

Die psychoanalytischen Konzepte gehenvon einer primären Aggression des Men­schen aus, die konstruktive wie destruktiveAspekte umfaßt, wobei letztere vor allemunter dem Einfluß traumatisch erlebterfrühkindlicher Beziehungserfahrungen ent­stehen. Die destruktive Aggression stellt fürsie im Sinne von Fromm und Kohut einDesintegrationsprodukt dar und äußert sichin selbst- wie fremdzerstörerischer Weise.

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Ob es zur Ausbildung einer konstrukti­ven oder einer destruktiven Aggressionkommt, hängt wesentlich von den Bezie­hungserfahrungen des Individuums, von sei­ner kh- und Überich-Entwicklung sowievon der Stabilität seines Selbstwertsystemsab (Rauchfleisch 1996).

6. Interdisziplinäre Beiträge

Wichtige Anregungen kommen vor allemvon der modernen Säuglingsforschung(Stechler 1987, 1990, Lichtenberg 1989).Nach ihren Befunden liegt der Neugier undden explorativen Fähigkeiten des Säuglingskein Aggressionstrieb konstruktiver Quali­tät zugrunde, sondern diese biopsycholo­gisch fundierten Aktivitäten werden alsManifestationen eines selbstbehauptenden(assertiven) Motivationssystems verstan­den. Ebenso stellt nach Auffassung derSäuglingsforscher die reaktive Aggression,das heißt die Mobilisierung von Ärger undFeindseligkeit als Antwort auf eine tatsäch­liche oder vermeintliche Bedrohung, keintriebhaftes Geschehen dar, sondern sei Aus­druck eines normalerweise latenten, nur un­ter bestimmten Bedingungen (z.B. ständigeHemmung von Selbstbehauptung) aktivier­ten aversiven (Lichten berg) oder aggressi­ven (Stechler) Subsystems. Erweiterungender psychoanalytischen Konzepte ergebensich ferner durch die Befunde der sozial-ko­gnitiven Theorie (Berkowitz 1962, 1969,Bandura 1979). Diese Konzepte weisen dar­auf hin, daß aggressives Verhalten durch Be­lohnung und Erfolg sowie durch Beobach­tung und Nachahmung von Vorbildern ge­lernt wird.

Bezieht man die Resultate anderer Fach­

richtungen, insbesondere die der Säuglings­forschung, in die psychoanalytische Be­trachtung ein, so ergeben sich zwei Konse­quenzen: Zum einen ist die Triebtheorie derAggression als nicht länger haltbar aufzuge­ben; zum anderen ist der psychoanalytischeAggressionsbegriff entweder so stark zu er­weitern, daß er konstruktive wie destruktiveManifestationen in sich vereint, oder es istvon zwei unterschiedlichen Motivationssy-

sternen, einem der Selbstbehauptung die­nenden und einem reaktiv-aggressiven, aus­zugehen, wobei gerade beim letzteren Lern­prozesse eine wichtige Rolle spielen.

Literatur

Bandura, A. (1979). Sozial-kognitive Lerntheo­rie. Stuttgart: Klert.

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Guntrip, H. (1968). Schizoid phenomena, object­relations and the selt. London: HogarthPress.

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Klein, M. (1972). Das Seelenleben des Kleinkin­des und andere Beiträge zur Psychoanalyse(Erstausgabe 1962). Reinbek: Rowohlt.

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Kohut, H. (1979). Die Heilung des Selbst. Frank­furt/M.: Suhrkamp.

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42 Rolf Klüwer

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Parens, H. (1989). Toward a reformulation ofthe psychoanalytic theory of aggression. In S.Greenspan and G. Pollock (Eds.), The courseof life, Vol. 2. Early childhood (pp. 83-127),2nd. ed. Madison, Conn.: International Uni­versities Press.

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Affekt, Emotion, Gefühl von RainerKrause

affect, emotion, feeling - affect, emotion, sentiment

1. Definitionsversuche im klassischenUmfeld

In der psychoanalytischen Literatur werdendie Begriffe nicht einheitlich gebraucht. Un­ter "Gefühle" findet man im Gesamtregistervon Freuds Werken auch Abscheu, Affekte,

Angst, Gemütsbewegungen, Schmerz, Stim­mung, Trauer; usw. (Freud 1968). Aus heu­tiger Sicht würde man zumindest Schmerzund Stimmung nicht unter Gefühl einord­nen. Der Begriff Emotion wurde kaum be­nutzt. Trotz der hohen klinischen Relevanzist es nie gelungen, eine klinisch und wissen-

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schaftlich befriedigende Definition undTheorie der Affekte aufzustellen (Shapiround Emde 1992). Die wesentlichen theore­tischen und klinischen Überlegungen wur­den am Angstaffekt entwickelt, so daß diemeisten postfreudianischen Autoren, diesich später zur Affekttheorie Freuds äu­ßerten, eigentlich über dessen Angsttheorieschreiben. Dieser Logik folgend teilteGreen (1973) Freuds Entwicklung in vier,Compton (1972) in fünf Phasen ein. Spe­zzano (1993) beschreibt drei aufeinander­folgende Theoriegruppen. Andere Autorensind der Meinung, es habe immer mehrerekonkurrierende Vorstellungen über den Af­fekt in Freuds und späteren psychoanalyti­schen Schriften gegeben und demgemäßkönne von einer eigenständigen Theorieent­wicklung in bezug auf die Affekte nicht dieRede sein (Henseler 1989, Rapaport 1994).Die unbefriedigende Situation ist kein Spezi­fikum der Psychoanalyse. Sie ist darin be­gründet, daß die hauptsächliche Theorie­bildung über die Affekte als Derivate ganzanderer Überlegungen gewissermaßen ne­benher geschah. Man findet deshalb Kon­zeptionen von den Affekten als angeboreneIndikatoren und Entladungsmechanismenfür Triebprozesse im Rahmen des sogenann­ten topographischen Modells (Freud1905d) ebenso wie Affekte als (ubw) Signa­le für die Steuerung der Reaktivierung ver­gangener Gefahren im Rahmen des soge­nannten Strukturmodells (Freud 1923b).Die frühe Modellbildung führte zu ei­ner eingestandenermaßen nicht meßbarenquantitativen Auffassung des Affektes (Af­fektbetrag genannt), die sich klinisch durchunterschiedliche Verhältnisse zwischen Vor­

stellung und Affektbetrag (manchmal Erre­gungssumme genannt) charakterisieren lie­ße. Alle unerträglichen Vorstellungen kön­nen dadurch behandelt werden, daß derAffektbetrag von ihnen abgetrennt würde.Dessen Entsorgung geschehe in der Hysterieim Körper, bei der Phobie und Zwangsneu­rose durch Verschiebung auf andere psychi­sche Vorstellungen und gesamthafte Trans­formationen bei der Angstneurose und derMelancholie. Die Metaphorik einer elektri­schen Ladung, die sich über die Gedächtnis-

spuren der Vorstellungen verbreite, wurdeals Heuristik angeboten (Freud 1894a,S.74).

2. Wesentliche Erweiterungen. Differenzie­rungen und Modifikationen

Ein gewisser Konsens besteht heute darin,daß in Freuds Arbeiten die Besonderheit derAffekte, daß sie von anderen wahrgenom­men oder erspürt werden können und zuidentischen oder komplementären Reaktio­nen führen, nicht ausreichend gewürdigtwurde. In den Objektbeziehungstheorienvor allem aus dem kleinianischen Umfeldwurde dies klar gesehen und reklamiert,aber es wurden keine Anstalten gemacht,eine Theorie und Klinik der Affekte zu ent­wickeln, die diesem Faktum gerecht würde.Vor allem fehlten empirische Beobachtun­gen über die Wahrnehmung der Affekte unddie damit verbundene Frage nach der Empa­thie. Im klinischen Bezugsrahmen tauchtdas Wort Affekt heute noch in vier verschie­denen Kontexten auf: Im ersten Umfeldwird, wie in der oben beschriebenen Vor­stellungswelt, der Begriff Affekt als Folgevon Trieben und/oder kognitiven Prozessenverstanden. In Anlehnung an Freuds Überle­gungen über die Sexualtriebe (1915c) wer­den hier Empfindungen der Lust-Unlust­reihe als Affekte bezeichnet und mit der

Vorstellung von Spannungsveränderungenverknüpft. Im zweiten Umfeld wird von Zu­ständen, die mit Begriffen wie Scham,Schuld oder Stolz gekennzeichnet werdenkönnen, operiert. Diese meist "Gefühle " ge­nannten Zustände setzen verinnerlichteStrukturen voraus und können teilweise alsder Niederschlag von realen Beziehungenverstanden werden. Ein passiv fühlenderAnteil der Person und ein aktiv die Gefühleproduzierender Anteil der Person stehen inBeziehung, wie z.B. das Ich-Ideal als über­dauernde Struktur und das erlebende Ich bei

Scham (Chasseguet-Smirgel 1981, Sei.d_~1995). Im dritten Kontext spricht man vontraumatischen Affekten. Es handelt sich da­bei um die seelischen und körperlichen Kor­relate des "surrender patterns". Ein Zu-

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stand vollständiger Hilf- und Hoffnungslo­sigkeit mit einem "Wissen" um die Unlös­barkeit der Bedrohung und einer emotional­kognitiven Entdifferenzierung der erleben­den Person (KrystaI1978, Perry 1996). Dervierte Kontext, in dem der Begriff Affekt ver­wendet wird, ist beziehungsorientiert. Wennwir an Zustände wie Freude, Wut, Ekel,Angst, Trauer, Interesse, Verachtung denken,gehen wir davon aus, daß sie, wenn sie sicht­und/oder hörbar werden, ganz ungewolltbeim anderen spezifische Wirkungen hervor­rufen. So gibt es etwa Affektansteckung(Trauer kann Trauer beim Gegenüber erzeu­gen) oder komplementäre Reaktionen (zeigtder andere Wut, kann ich Angst entwik­keln). Solche beziehungsorientierten Überle­gungen zum Affekt werden häufig unter demStichwort Übertragung abgehandelt.

3. Interdisziplinäre Beiträge und Befunde

In den modernen Sichtweisen wird dasEmotionssystem als "Interface" zwischender Umwelt und verschiedenen Modulendes Organismus beschrieben (Buck 1988,Scherer 1997, Krause 1998). Das expressiveModul steuert die Körperperipherie mit Ge­sichtsausdrücken und Vokalisierungen inder Stimme. Es hat vorwiegend Signallimk­tion zur Beziehungssteuerung und kennteinen Satz an phylogenetisch vermitteltenqualitativ unterschiedlichen Prototypen, diePrimäraffekte genannt werden. Es sind diesFreude, Trauer, Verachtung, Ekel, Angst,Neugier, Wut (Tomkins 1963). Ein physio­logisches Modul steuert die Aktivierungbzw. Deaktivierung des autonomen undendokrinen Systems und stellt die innereHandlungsbereitschaft her. Hier findet manam ehesten ein Äquivalent zu Freuds Affekt­betrag (bzw. einem unspezifischen Arousal).Ein Modul steuert Verhaltensanbahnungenin der Skelettmuskulatur und der Körper­haltung. Es handelt sich um eine körperlichesichtbare Form der Intentionalitätsherstel­lung, die eine Schlußfolgerung erlaubt, aberkeine eigene Symbolfunktion wie der ex­pressive Signalanteil auf die mögliche fol­gende Handlung hat. Schließlich gibt es ein

Modul zur Wahrnehmung der körperlichenModule. Die damit verbundenen Vorgängewerden Interozeption genannt. Schließlichgibt es ein Modul, das eine bewußte Wahr­nehmung des Affektes als inneres Bild undals spezifische situative Bedeutung der Weltund Objekte schafft. Ebenso wie beim ex­pressiven Modul kann man heute davonausgehen, daß es affektspezifische, kultur­übergreifende prototypische Formen derWeitsicht gibt, die man als Propositionenoder Episoden beschreiben kann (Frijda1996). Diese Propositionen sind von ver­schiedenen Autoren beschrieben wordenund in ihrer Kulturvergleichbarkeit ebensobestätigt wie die Ausdruckskonfigurationender Mimik und Stimme. Die Klassifikationder Affekte erfolgt entlang von drei Aspek­ten:

1. Ort: In bezug auf den Ort des Objek­tes gibt es vier Möglichkeiten: Das Objektist im Subjekt, also im Mund oder im Ma­gen-Darm-Bereich, an der Körperperipheriedes Subjekts, im optisch-apperzeptiven Felddes Subjekts, also visuell gegenwärtig, oderdas Objekt ist mental repräsentiert, aber ab­wesend. Die Objekte werden je nach diesenOrtsrelationen als gustatorische, taktile, vi­suelle oder mentale erlebt. Die bevorzugteArt solcher Orts-Klassifikationen ist für dieBeschreibung von psychopathologischenProzessen von Bedeutung. Wer sich vor al­lem ekelt, ist von der Phantasie heimge­sucht, alle Objekte hätten freien Zugang inseinen körperlichen Subjektbereich.

2. Erfahrungen: Während die Ortsklas­sifikation nur eine sehr einfache Unterschei­dung perzeptiver Art voraussetzt, wird inder zweiten Klassifikation der Affekte dasObjekt hinsichtlich bereits gemachter Er­fahrungen kogniziert. Das Erfahrungswis­sen kann aus der Phylogenese stammenund/oder aus darauf aufbauenden individu­ellen Erfahrungen. Es sind archaische Klas­sifikationen, die das Objekt als wohltuend,benevolent, im weitesten Sinne "gut" oderals schädigend, schmerzend, im weitestenSinne "schlecht" erscheinen lassen. Freilichwechselt für gut und schlecht wenigstenspartiell auch die Darstellungsmodalität, jenachdem, wo das Objekt in Relation zum

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Subjekt ist. Schlecht im gustatorischen Be­reich ist Übelkeit, schlecht im taktilen Be­reich ist Schmerz, wohingegen schlecht imoptisch apperzeptiven Feld "AngstIWut"bedeutet.

Die mit den Affekten korrelierten Kon­ditionierungsprozesse besitzen je unter­schiedliche Zeitkonstanten. So liegt bei Ekeldas optimale Intervall zwischen konditio­niertem Reiz und der unkonditionierten Re­aktion bei drei bis vier Stunden, bei Schmerzund/oder Angst im Sekunden bereich. Ob­gleich man mit einem nur optischen Objekteigentlich keine schlechten Erfahrungen ma­chen kann, legt die heutige Forschung nahe,daß bestimmte Gestaltkonfigurationen imoptischen wie im auditiven Bereich aufGrund eines phylogenetisch erworbenenpattern-detection- Verfahrens alle anderenPrimäraffekte auslösen können (Lanzettaund Orr 1981).

3. Relationale Handlungsmacht: Einedritte relativ grundlegende Klassifikation istdie Attribuierung der relationalen Hand­lungsmacht, d.h. ob das Subjekt sich demObjekt überlegen oder unterlegen fühlt.Auch hier gibt es phylogenetisch erworbeneMuster für Überlegen- vs. Unterlegenheit,z.B. Unterschiede des Körperumfanges zwi­schen Subjekt und Objekt. Ansonsten wirdman die sogenannten Copingvorgänge hiereinordnen können. Je nach dem wie der Ein­schätzungsvorgang, ob etwas getan werdenkann oder nicht, ausfällt, wird eine andereEmotion entwickelt werden müssen (Laza­rus 1993).

Freude signalisiert der Umgebung, daßdie laufende Form der Interaktion zwischenSubjekt und Objekt weitergehen soll. Sieist ein artspezifisches Reinforcementsystemund funktioniert unabhängig vom Regula­tionssystem der negativen Affekte. Diese si­gnalisieren jeweils einen Wunsch nach Ver­änderung einer laufenden Objektbeziehung."Neugier" und "Interesse" sind informa­tionsverarbeitende Affekte. Sie initiieren dieFrage" wie ist das Objekt", ehe es zur Klas­sifikation gut, schlecht oder irrelevantkommt.

Kognitiv kann man diese Wünsche alsPropositionen formulieren mit den Aussage-

bestandteilen Subjekt, Objekt und ge­wünschte Interaktion. Objekt und Subjektmüssen jeweils in Termini des Ortes, in demsich die Interaktion abspielt, betrachtet wer­den. So gibt es "schlechte", "gustatorische"Objekte, die mental im Subjekt verortetwerden und durch die "Interaktionswün­sche" in diesem Raum beschrieben werdenkönnen. Ekel repräsentiert so gesehen denWunsch, "du (Objekt) hinaus aus mir(Subjekt)". Wut repräsentiert den Wunsch,daß das Objekt verschwinden möge, wobeidas Subjekt bleibt, "du hau ab, ich bleibe",wohingegen Angst den Wunsch repräsen­tiert, das Subjekt vom Ort des Objek­tes zu entfernen. Trauer repräsentiert denWunsch, eine einmal gehabte Interaktionmit dem Objekt in einem Jer vier Bereichewieder in Gang zu setzen. Gemäß dieserVorstellung kann man gustatorischen, takti­len und optisch/auditiven Objekten "nach­trauern". Die Abwesenheit eines "bösen"Objektes ist im Moment der mentalen Ver­gegenwärtigung des Objektes von Erleichte­rung und Freude begleitet.

4. Moderne psychoanalytische Sichtweisen

Man kann in Anlehnung an Freuds ersteÜberlegungen psychopathologische Phäno­mene als chronifizierte Abweichungen zwi­schen den verschiedenen Modulen beschrei­ben, wobei der gesunde Normalfall darinbestünde, daß die Personen in der Bezie­hungsgestaltung mit einer anderen Personrelativ frei über die Verbindung der einzel­nen Module verfügen könnten, daß bei­spielsweise das eigene Erleben vom Aus­druck der anderen Person bestimmbar seinkann, dann aber wieder mit dem eigenenAusdruck übereinstimmt. Die Zusammen­hänge wären also situationsspezifisch ver­änderbar und würden durch die Beiträgeund die Situationsdefinition beider Interak­tionspartner bestimmt. Überdauernde Fest­schreibungen zwischen Ausdruck und Phy­siologie werden im Rahmen von Externali­sierungIInternalisierung diskutiert, wobeiim großen und ganzen davon ausgegangenwird, daß überdauernde Internalisierung

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von einer Erhöhung der physiologischenProzesse begleitet wird (Traue und Penne­baker 1993).

Überdauernde Abweichungen der Zu­sammenhänge zwischen den Modulen Phy­siologie und der Wahrnehmung derselbenwerden unter dem Stichwort Interozeptiondiskutiert, wobei die umdeutende Katastro­phisierung von normalen physiologischenProzessen als Angstindikatoren von Bedeu­tung sind. Ebenso können Zustände derHypochondrie und andere funktionelle Stö­rungen in diesem Umfeld verstanden wer­den (Margraf 1989). Schließlich kann eineaffektive Situationswahrnehmung und daswillkürmotorische System dadurch verkop­pelt werden, daß eine Situationswahrneh­mung im willkürmotorischen System mehroder weniger verschlüsselt dargestellt wird,ohne daß es vom Darsteller bemerkt wird.Dies könnte man als die klassische Form derKonversion bezeichnen. Schließlich kannein affektives Geschehen sich unverschlüs­seit im motorisch expressiven System aus­drücken, ohne eine Beteiligung einer zu ihmpassenden Situationswahrnehmung. DieseStörungen, beispielsweise Tics, Stottern,Asthma, wurden früher prägenitale Konver­sionsneurosen genannt (Fenichel 1946).Spezifische Mobilisierung des physiologi­schen Moduls ohne die Mobilisierung alleranderen nennt man Affektäquivalente. Hierkönnte man eine gewisse Verwandtschaftzum Alexithymiekonzept postulieren (vonRad 1983).

Schließlich kann ein Affekt durch dieMobilisierung eines anderen in allen Modu­len an der Entwicklung gehemmt werdenz.B. Angst durch Verachtung, oder Weinendurch Lachen. Solche Prozesse nennt manAffektersetzung und Affektumkehr. Beidesind Teil der Reaktionsbildung und damitauch der Persönlichkeitsstörungen. Sie set­zen eine Logik der Affekte voraus, die auchmittlerweile empirisch recht gut bestätigt ist(Plutchik 1980). Auf der Verhaltensebenebildet sich Affektersetzung als Maskierungab. Diese Prozesse werden als Kulturtechni­ken eingesetzt und dienen der Herausbil­dung von bestimmten Persönlichkeitstypenund führen zu spezifischen ideoaffektiven

Positionen, beispielsweise dem "Krieger"(Tomkins 1963).

Personenübergreifend gibt es eine Füllevon möglichen Verschaltungen, vor allemzwischen dem motorisch-expressiven Mo­dul zweier oder mehrerer Personen. Unbe­merkte Übernahme der körperlichen Modu­le einer anderen Person wird als automati­sche Identifikation bezeichnet. Sie folgt demideomotorischen Prinzip und ist Teil derempathischen Reaktion. Als überdauerndeAbwehr verhindert sie die Entwicklung undWahrnehmung eigener Gefühle. In diesenZusammenhängen sind Vorgänge wie Em­pathie und deren Ausfall, Projektion, Identi­fikation, projektive Identifikation enthal­ten.

Ausgehend vom modularen Aufbau desAffektsystems und dessen Entwicklung,kann man wenigstens drei Formen vonübergreifenden Strukturen unterscheiden.Da ist einmal die Gruppe von Personen, diesich durch eine generelle Reduktion des af­fektiven Ausdrucksverhaltens auszeichnen.Es handelt sich dabei um ein allgemeinesStrukturmerkmal der sogenannten frühenStörungen (Arbeitsgruppe OPD 1996). Die­se Personen kennzeichnet als weiteres ge­meinsames Merkmal das Fehlen von Syn­chronisationsreaktionen im affektiven Be­

reich. In der zeitlichen Organisation derMikrosynchronisierung des affektiven Ge­schehens der Körper ist etwas sehr Essen­tielles der Beziehungsgestaltung enthalten.Da die meisten diesem Regime unterworfe­nen Verhaltensformen unterhalb der Reak­tionsschwellen liegen, verlangen sie vor be­wußtes vorauslaufendes Wissen über dieAktionen des Partners, und das ist offen­sichtlich eine sehr grundlegende Form derEmpathie. Diese Art von Veränderungenhaben mit spezifischen Erfahrungen inder Mutter-Kind-Interaktion zu tun (Stern1995, Emde 1991). Ob es sich bei dieserPersonengruppe um die ehemaligen Verrnei­derkiller handelt, wird gegenwärtig unter­sucht.

Das Reduktionsphänomen per se istkeine Störung, sondern ein Anpassungspro­zeß an eine soziale Umgebung, in der dieKleinkinder durch Verzicht auf das Zeigen

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spezifischer eigener Affekte die Wahr­scheinlichkeit verringern, daß gefährlicheZustände in den Eltern entstehen. Solchefrühen Lernprozesse kann man nicht miteinfachen Hemmungen gleichsetzen, damit diesem Vorgang gleichzeitig der Auf­bau des Moduls der affektspezifischensituativen Bedeutungswahrnehmung undAttribuierung der inneren Welt und derObjekte verändert wird (Stern 1992, Wil­son und Malatesta 1989). Die frühen mitdiesem Vorgang verbundenen Erfahrungenbleiben unabhängig von den späteren Ent­wicklungen erhalten. Wenn der präverbale,präsymbolische Dialog der ersten Lebens­jahre massiv gestört wurde, sei es durchdas Kind selbst, sei es durch die Bezie­hungsperson, setzt diese Beziehungserfah­rung den Rahmen, in dem sich alle späte­ren abspielen müssen, was nach Emde(1991) heißt, daß es später zu einer struk­turellen Störung unterhalb des neuroti­schen Niveaus kommen muß, ganz unab­hängig davon, welche Anpassungen, Sym­ptome und sonstigen Störungen die Personsonst noch entwickelt. Diese Beobachtungbedeutet keine eindeutige psychogeneti­sche Ätiologie, denn wie bei den Autistenkann die genetisch bedingte Vulnerabilitätder Patienten auch im Bereich des affekti­ven Austausches liegen.

Die zweite Gruppe sind Personen, diefrühe Beziehungserfahrungen von affektiverAbstimmung und Verfügbarkeit gemachthaben, aber später mit konfliktbedingtenExzessen und ambivalenten Beziehungsan­geboten konfrontiert werden, wie Zuwen­dung und Unterdrückung der Autonomie,Zuwendung und Verführung oder Unter­drückung sexueller Erfahrungsbildung. Siewerden nicht das Fehlen von Beziehunginteraktiv wiederholen, sondern den Exzeßan widersprüchlichen konfliktiven Affektensozial implantieren. Das bedeutet ein Über­maß an verschiedenen negativen oder Kom­binationen von negativen und positiven Af­fekten, die konflikthafter Natur sind. DerRekurs auf eine innere repräsentationaleWelt von Phantasien ist ihnen nicht im glei­chen Ausmaß verwehrt. Allerdings sind dieRepräsentanten unbewußt, so daß die teil-

weise heftigen Affekte an die falschen Ob­jekte angebunden werden.

Nach Emde (1991a, b) führen beide Ty­pen schädigender Beziehungserfahrungenzu zwei Formen von affektiven Übertragun­gen, zwei Formen von Wiederholungen undGegenübertragungen. Ein massives Defizitemotionaler Verfügbarkeit im Sinne der Af­fektabstimmung führt zu einer vorsichtigdefensiven Einstellung der Patienten, die, soStern, zeit ihres Lebens von grundlegendenstarken Gefühlen der Einsamkeit heimge­sucht sind, weil die Patienten wieder undwieder realisieren, daß es Dinge zwischenden anderen Menschen gibt, die sie nicht er­fahren haben. Gleichwohl haben sie ein un­gefähres Wissen über dieses "Paradies". Derihnen aufgezwungene Vergleich zwischender vermuteten Beziehungserfahrung deranderen und der eigenen fehlenden Bezie­hungserfahrung führt zu andauernden Ein­samkeitserfahrungen, die in der Wiederho­lung reinszeniert werden. Auf der Verhal­tensebene bedeutet das die Vermeidung vonAffekten, Vermeidung von Synchronisationund Intimität und eine Einschränkung desaffektiven Repertoires. Innerhalb der ver­schiedenen Gruppen der strukturell gestör­ten, nicht neurotischen Patienten bleibt einnegativer Affekt übrig, der die anderen anHäufigkeit steil überragt und im allgemei­nen auch in andere Kontexte eingebettet istals bei den Gesunden. Für die Schizophre­nen ist dies Verachtung und für die ColitisUlcerosa-Patienten Ekel. Dies ergibt sichnicht nur empirisch, sondern auch aus derpropositionellen Struktur der beiden Affek­te.

Die narzißtische Option ist unabhän­gig von ihrem weiteren Verlauf von dem ge­neralisierten Ausdruckshemmungssyndrombegleitet, weil der elementare Lernprozeßdieser Option darin besteht, daß es sinnlosist, sich und die Welt affektiv zu beeinflus­sen. Die Affekte als Interruptsysteme zurBeendigung maligner Prozesse verlieren ihreFunktion. Das Happinessystem und dasErleben von Freude als Selbst- und Fremd­

belohnungssystem verlieren ihre Funktion,eben dies zu tun. Damit ist, gleichgültigwas später an kreativen Lösungen kommen

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-mag, einer inneren Leere und Freudlosigkeitdie Grundlage gelegt. Leere und Freudlosig­keit sind aber keine Krankheitseinheit, son­dern eine mehr oder weniger intensive Fär­bung des Lebens. Die schwere Reduktiondes affektiven Ausdrucks ist kein Korrelatfehlenden Erlebens, sondern stellt eine un­bewußte Vorsichtsmaßnahme dar, die vonder Voraussetzung ausgeht, daß ein geteil­ter, symbolischer, innerer Raum von Objek­ten, an die die Affekte "angeheftet" werdenkönnen und über die man ohne Gefährdungder Beziehung kommunizieren kann, beimPartner unabhängig von seiner affektivenBefindlichkeit nicht existiert. Alle Problemeund Konflikte werden direkt auf der Bezie­hungsebene verhandelt, was bedeutet, daßdie innere affektive Welt als Puffersystemzur Beziehungsregulierung entfällt. DasÜbermaß an Ausgeliefertsein an die Affektedes anderen, die Verweigerung einer eige­nen inneren symbolischen Welt, die Un­möglichkeit, sich affektiv zu entäußern,mündet innerlich in die so oft beschriebe­nen Leerezustände mit Todes- und Ver­steinerungsphantasien, die sekundär als au­ßerordentlich unangenehm und freudlosund als ein relativ elementares Wissen über

die Unmöglichkeit von Begegnungen erlebtwerden. Die klinischen Namen, die diesennach außen nicht offen pathologisch er­scheinenden Zustandsbildern gegeben wur­den, sind "as if personality" (Deutsch1942), "Affektentleerung " (McDougall1984), "falsches Selbst" (Winnicott 1984),"Selbstentleerung" (Balint 1963). SolcheCharakterisierungen sind nicht geeignet,Symptomdiagnosen wie diejenigen derDSM-III Achse 1 zu ermöglichen, sondernes handelt sich um unterschiedliche Schwe­regrade aller möglichen psychischen Störun­gen.

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