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lie:zeit Ausgabe 46

Date post: 02-Aug-2016
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Zeitschrift für Liechtenstein und die Region
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Isch Not am Ma, am Risch lüt a! 0800 077 077 079 438 01 03 Die Lösung. IT-Infrastruktur Print-Copy Bürokonzepte Im alten Riet 38 LI-9494 Schaan T +423 239 09 09 www.bueromarxer.com Enge Bande Zollvertrag mit der Schweiz wird bald 100 Jahre alt. Ab Seite 6 tv-com.li 46 Juni 2016 Zeitschrift für Liechtenstein und die Region
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Page 1: lie:zeit Ausgabe 46

Isch Not am Ma, am Risch lüt a!

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Die Lösung.

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46Juni 2016

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

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wird bald 100 Jahre alt. Ab Seite 6

46Juni 2016

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

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auf Seite 41

Page 3: lie:zeit Ausgabe 46

Gegenwärtig macht es den Anschein als wären die langjährigen guten Beziehungen zwischen Liechtenstein und seinen benachbarten Freunden etwas getrübt. Die Spitzen der gewerblichen Wirtschaft riefen anfangs Ap-ril zu Protestaktionen auf. Sie fühlen sich von den linksrheinischen Schi-kanen gegen liechtensteinische Auftragsnehmer unfair behandelt und fordern Gegenrecht, das wir auch als «Gleich lange Spiesse» kennen. Wir sind der Frage nachgegangen, wie die Beziehungen zwischen der Schweiz und Liechtenstein tatsächlich sind.In jeder Landtagssitzung werden sog. Kleine Anfragen an die Regierung gestellt. Wir haben drei interessante Anfragen aus dem Plenum und de-ren Beantwortung in den Fokus gestellt. Eine Kleine Anfrage befasst sich mit der Entwicklung des FL Gesellschaftswesens. Der Abbau innerhalb von sieben Jahren ist enorm, total wurden innerhalb dieser paar Jahre 40‘000 Gesellschaften gelöscht.Im Mittelpunkt des Sportgeschehens standen in den letzten Wochen der FC Vaduz und die beiden Erstligavereine USV und Balzers. Alle drei Teams konnten sich vor dem Abstieg im letzten Moment noch retten. Einen schweren Schicksalsschlag musste Antonio Bartolomeo vor acht Jahren hinnehmen. Der heute 52jährige lebt im LAK Haus St. Laurentius und wird dort liebevoll betreut. Inmitten seiner Therapien ist sein künst-lerisches Talent zu Tage getreten.

Unsere Redaktion wünscht allen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Herbert Oehri

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Page 5: lie:zeit Ausgabe 46

Schulter an Schulter und Herz an Herz? 6Pendler nach Liechtenstein sind gute Steuerzahler 8Liechtensteins Weg zum Zollvertrag mit der Schweiz 10Schweiz will zu befriedigender Lösung beitragen 123 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien 17Kleine Anfragen in der Mai-Session des Landtages 22Der Fussballsport als grosser Sympathieträger 25Weiterhin Super League im Rheinpark-Stadion 28Contini: «Ich hatte nie Zweifel» 30Erste Liga: USV und Balzers dem Abstieg entronnen 312. Liga: Vaduz hat`s geschaff t – Triesen muss absteigen 32«Im Kampfsport ist man ewiger Schüler» 33Reform des Verfahrenshilferechts 35Die Insel der LGT 36Nicht ganz 100 38Thomas Hasler: Eine vielseitig 42begabte Persönlichkeit 42Olga Meier: «Yoga verfolgt mich schon mein ganzes Leben» 46Trotz schwerem Schicksalsschlag immer gut drauf 48«Er hätt noch uf an Abtrett müassa» 50

AUS DEM INHALT 46/ 2016

polit:zeit

sport:zeit

business:zeit

meine:zeit

Fussball als grosser Sympathieträger

Wie entwickelt sich das A-Team der Liechtenstei-ner Fussball-Auswahl, wie schaut es im Bereich der Nachwuchsförderung aus? LFV-Präsident Hugo Quade-rer im Interview. Seite 25

Schriftsetzer, Buchdrucker, Arbeitskollegen und Freunde

Gemeinsam haben sie 90 Jahre für die BVD gearbei-tet und das Unternehmen entscheidend mitgeprägt: Edy Hassler und Philipp Vogt. In einer eindrücklichen Zeitreise erzählen sie über Innovation, Mut und Loyalität. Seite 38

«Er hätt noch uf an Abtrett müassa»

Wissen Sie, was es heisst, wenn jemand dia Bagaasch weder zum Huus ussejagt? Oder was es beudetet, wennd Wiiber metanand eppas am tuschla sind? Nicht? Dann erkunden Sie mit uns den Maurer Dialekt. Seite 50

Vom Kaiserreich in den Schoss der Schweiz

Gebeutelt von den Entbeh-rungen des Ersten Weltkriegs schlägt Liechtenstein ein neues Kapitel auf. Historiker Rupert Quaderer-Vogt schil-dert den Weg vom österrei-chischen Kaiserreich in die Obhut der Schweiz. Seite 10

ImpressumVerleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen · Redaktion: Herbert Oehri (Re-daktionsleiter), Johannes Kaise, Michael Benvenuti, Jnes Rampone-Wanger, Vera Oehri-Kindle · Wei-tere Beiträge/Interviewpartner/innen: Regierungschef Adrian Hasler, Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer, Regierungsrat Benedikt Würth, St. Gallen, Nationalrat Walter Müller, Azmoos , Walter-Bruno Wohlwend, Dr. Rupert Quaderer, Giorgio Contini, Thomas Hasler, Mike Kieber, Tamara Frommelt, Thomas Nigg, Joseph Schädler, Harry Quaderer, Pio Schurti, Silke Knöbel, Chrisi Kindle, Olga Meier · Spezialbeiträge von Liechtensteins Parteien: FBP, VU, FL, DU · Grafi k/Satz/Lithos: Oliver Hartmann, Sonja Schatzmann, Anna Stenek · Druck: Somedia Partner AG, 9469 Haag · Fotos: Jürgen Posch, Paul Trummer, Oliver Hartmann, LFV, Michael Zanghellini, i-Stock, EQ Images, Zürich, Landesverwaltung, privat zur Verfügung gestellt. Marketing: Michael Benvenuti (Leiter) · Akquisition: Vera Oehri (Leiterin), Sabine Gstöhl · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Ge-nehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröff entlicht werden · Erscheinung: Samstag, 11. Juni 2016 · Aufl age: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins, im Bezirk Werdenberg und an weitere ausgewählte Adressen im Rheintal und in Vorarlberg. Zeitschrift erreicht ca. 80‘000 Leserinnen und Leser, erscheint u.a. auch im Vorarl-berger Lesezirkel mit einem Einzugsgebiet von 210‘000 Personen (Umfang 96 Seiten).

Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gast-Autoren Platz um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z.B. Beitragslänge (max. 2‘000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen, wie Wahrhaftigkeit und –Achtung der Menschwürde oder Persönlichkeits-rechte, Schutz der Ehre von Menschen.

lie:zeit nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 9000 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.

Nächste lie:zeit: 13. August 2016

Der Link zur Zeitschrift.

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aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport.

Page 6: lie:zeit Ausgabe 46

6 06/2016

Schulter an Schulter und Herz an Herz?Die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein! Eine Schicksalsbeziehung, die uns seit dem 1. Januar 1924 zusammenhält. Damals ist der «Vertrag über den Anschluss des Fürstentums Liechtenstein an das schweizerische Zollgebiet» in Kraft getreten. Seither hat diese politische Ehe zwischen unglei-chen Partnern längst die goldene Hochzeit hinter sich. Wenn man zurückblickt, gab es – wie in allen guten Ehen - gelegentlich Reibereien. In acht Jahren können wir gemeinsam das Hundertjährige feiern: Schulter an Schulter, vielleicht auch ein bisschen Herz an Herz! Von Fürstlicher Rat W. B. Wohlwend

«Ich verbinde mit der Schweiz Paradies, ein glückliches Land, das etwas tut, um das Glück

und das Paradies zu erhalten»*Rolf Spörry, Triesen 1927–2012

Aktuell hat Liechtenstein mit seinen benachbarten Freunden, modern ausgedrückt, etwas Stress. Die Spitzen der gewerbli-chen Wirtschaft riefen anfangs April zu Protestaktionen auf. Sie fühlen sich von den linksrheini-schen Schikanen gegen liechten-steinische Auftragnehmer unfair behandelt und fordern Gegen-recht («Gleich lange Spiesse»).

Wichtiges vernachlässigtOffenbar ist beim Beitritt Liech-tensteins zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bezüg-lich der grenzüberschreitenden beruflichen Tätigkeit Wichtiges vernachlässigt worden. Denn während schweizerische Unter-nehmen Aufträge in Liechten-stein weiterhin ungehindert

ausführen können, gibt es um-gekehrt offensichtlich amtliche Schikanen, die sich ähnlich wie Konkurrenzklauseln auswirken.Da die Demonstration am 6. April 2016 vor dem Regierungsgebäude in Vaduz (und nicht in der Buch-ser Bahnhofstrasse) stattfand, ist nun allerseits klar, von wem sich die «Wirtschaftskammer» end-lich Taten erhofft. Dabei können wir zweifelsfrei davon ausgehen, dass sich das liechtensteinische Gewerbe nicht ohne weiteres von der «freundnachbarlichen» Kon-kurrenz wird aufspiessen lassen; etwa so wie es die Legende der mythischen Figur des Arnold Winkelried in der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 erzählt.Nach aktuellen Informationen wird die Suppe nicht so heiss ge-

gessen, wie sie gekocht wurde, wie auch der St. Galler Regie-rungsrat Benedikt Würth und der Schweizer Nationalrat Wal-ter Müller im Interview (Seiten 12+14) bestätigen.

Heuer im frühen Frühjahr, zum Zeitpunkt als die FL-Gewerbler zum Protest auf den Peter-Kaiser-Platz in Vaduz aufmarschierten und der Regierung ihrer Forde-rungen unterbreiteten, wurde das aktuelle Klima zwischen den Partnern des bald hundertjähri-gen Zollvertrages bereits aus ei-ner anderen Himmelsrichtung getrübt! Denn die Bemühungen der Regierung, dem angeschla-genen Staatshaushalt dank Ein-führung einer Quellensteuer für Grenzgänger mit Wohnsitz in

der Schweiz neue Finanzmittel zu generieren, wurden leider zu einem Flopp.

Was mit Österreich seit den 1970er-Jahren problemlos funk-tioniert und dem Staat jährlich mindestens 20 Millionen Fran-ken einbringt, lässt sich mit dem Nachbarn Schweiz offenbar nicht machen! Einer der Gründe ist und war wohl, dass von liech-tensteinischer Seite der Lobbyis-mus der benachbarten Schweizer Kommunen unterschätzt wurde. Ein Fehler! Denn während un-sere Regierung die erhofften Mehreinnahmen von gut 20 Mio. Franken schon vor den Verhand-lungen mit Bern ins Budget der folgenden Jahre aufnahm, liefen die linksrheinischen Gemeinden

«Früher gab es hier keine Arbeit, wir mussten in der Schweiz unser Brot verdienen. Dafür

müssen wir dankbar sein.»* Xaver Bühler, Triesenberg 1906–2003

polit:zeit

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706/2016

Aufnahme aus dem Jahr 1945 beim Zollamt Schaanwald; in der Mitte sitzend

Regierungssekretär Nigg.

polit:zeit

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8 06/2016

«Die Schweiz darf in der Welt nicht fehlen: Sie ist für unser Land und für alle Menschen

wichtig»*Hanni Weirather-Wenzel, Planken *1956

polit:zeit

zwischen Sargans, Buchs und Sennwald bereits Sturm in St. Gallen und in Bern.

Grenzgänger im VisierDem Thema Quellensteuer für Grenzgänger in Liechtenstein widmete der «Tages-Anzeiger» schon am 21. September 2013 ei-nen ausführlichen Beitrag:«Jeden Morgen setzt sich in der klei-nen St. Galler Gemeinde Wartau eine Autokolonne Richtung Liechtenstein in Bewegung. Jeder vierte Steuer-pfl ichtige fi ndet dort ein Auskommen – und liefert einen schönen Teil da-von der Gemeindekasse ab. Nun will das Fürstentum aber die Schweizer Grenzgänger an der Quelle, an ihrem Arbeitsplatz, besteuern und 4 bis 6 Prozent ihres Lohnes zurückbehalten. Es rechnet, dass es so zusätzlich bis zu 22 Millionen Franken einnehmen kann – Geld, das der Wohngemeinde der Grenzgänger fehlen wird. [...]

Die Regierung will die Rechnung dauerhaft um 230 Millionen Franken aufbessern und hat dem Parlament bereits drei Sparpakete vorgelegt. Es kürzte den Liechtensteinern die Beiträge an AHV, Kranken- und Un-fallversicherung, den Parteien den Staatsbeitrag und den Gemeinden ihre Finanzzuweisungen. Da sich das Sparpotenzial langsam erschöpft, sucht die Regierung vermehrt nach

zusätzlichen Einnahmen und hat dabei die Schweizer Grenzgänger als Einnahmequelle entdeckt.Auf der anderen Seite des Rheins kom-men diese Pläne schlecht an. Man sei irritiert, dass man Wartau Steuer-substrat abgraben will, sagt Gemein-depräsident Beat Tinner. Schliesslich pfl egt man ein freundschaftliches Verhältnis zum Nachbarland. Tinner rechnet, dass die Steuererträge der natürlichen Personen von 12 auf 9 Millionen Franken sinken würden.Im Einzugsgebiet des Fürstentums erginge es vielen Gemeinden wie

Wartau, vor allem in den Kantonen St. Gallen und Graubünden. «Für uns wäre es eine Katastrophe», sagt Daniel Gut, Gemeindepräsident von Buchs. Im schlimmsten Fall müsste Buchs auf Steuererträge von 5 Milli-onen verzichten. Das entspräche 25

Steuerprozenten. Das Leben in den Ge-meinden links und rechts des Rheins sei so eng miteinander verfl ochten wie sonst kaum in einem Schweizer Grenzgebiet.Man spreche dieselbe Sprache und habe dieselbe Währung. Man arbeite zusammen und treffe sich in der Beiz. «Wenn die Liechtensteiner für uns eine Quellensteuer einführten, trübte das die Freundschaft», meint Gut. Von der neuen Praxis wären aber nicht nur die Wohngemeinden der Grenzgänger be-troffen, sondern – über den Finanz-ausgleich – sämtliche Gemeinden des

Kantons und auch der Kanton selber.Zwar ist es der Normalfall, dass ein Land Grenzgänger an der Quelle be-steuert, im Falle Liechtensteins könne man es dennoch nicht verstehen. Man hat den Eindruck, dass der Kleinst-staat ohnehin schon mehr von der Schweiz profi tiert als umgekehrt. Wie-derholt wird der Zollvertrag von 1923 erwähnt. Das Fürstentum, nach dem 1. Weltkrieg politisch und wirtschaft-lich in Bedrängnis, hatte ihn damals der Schweiz angetragen.Die Liechtensteiner Regierung hat be-reits mit dem zweiten Sparpaket den Auftrag bekommen, mit der Schweiz ein neues Doppelbesteuerungsabkom-men auszuhandeln und die Quellen-besteuerung zu regeln. Letzte Woche befasste man sich in Bern mit dem Geschäft: FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter (SG) forderte namens der Kommission für Wirtschaft und Abgaben, dass die Schweiz sich dafür einsetzt, dass ihre Grenzgänger nicht besteuert werden. Zudem sollen die Schweizer, die eine Rente aus Liech-tenstein erhalten, nicht mehr doppelt besteuert werden.»

Viele Millionen über den RheinWas im vorzitierten Beitrag des «Tages-Anzeiger» verschwiegen wird, sind die Finanzfl üsse, die

sich von Liechtenstein aus in die benachbarten Bezirke in und um Werdenberg ergiessen. Die Pend-ler die im Bezirk Werdenberg und Umgebung wohnen, haben dort ihren Lebensmittelpunkt und geben dort das Geld aus, das sie (aus gutem Grund!) in Liech-tenstein verdienen. Jährlich sind das Abermillionen Franken an Gehältern, Mieten, Zinsen und allgemeinen Lebenskosten. Eine im Auftrag von Liechtensteins Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer bei der HTW in Chur in Auftrag gegebene Studie zu den möglichen Auswirkungen der Umsetzung der Massenein-wanderungsinitiative zeigt erst-mals auf, wie stark das St. Galler Rheintal von Liechtenstein profi -tiert. So fl iessen jährlich Brutto-löhne in Höhe von CHF 844 Milli-onen von Firmen im Fürstentum an Grenzgänger aus der Schweiz und führen zu geschätzten Ein-kommenssteuern zwischen 71 und 108 Millionen Franken.

Harsche Kritik der DU«Das Doppelbesteuerungsabkom-men mit der Schweiz, das die FBP- und VU-Abgeordneten im April-Landtag angeblich widerwillig

Pendler nach Liechtenstein sind gute Steuerzahler

Aus der Studie «Bedeutung der Personenfreizügigkeit für die region Liechtenstein, St. Galler Rheintal und Vorarlberg»

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906/2016

«Zur Schweiz fällt mir spontan vieles ein: Wilhelm Tell, Eidgenossenschaft, die vier

Landessprachen, das Rote Kreuz... das CH im Hals und Reichtum»*

Alicia Längle, Mauren *1972

«Gegenüber Kritik sind Schweizer etwas emp-findlich, viele glauben, die Schweiz sei etwas

Besonderes. Vielleicht stimmt's sogar» Heinz Michels, Schaan 1934-2003

Fürstlicher JustizratDr. Peter Marxer ✝

Eine grosse Trauergemein-de, darunter Landesfürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein, innen- und aussenpolitische Prominenz, Frauen und Männer aus allen Gesellschaftsschichten unse-res Landes sowie persönliche Freunde und Partner, nahmen am vergangenen Dienstag Abschied von Dr. Peter Mar-xer. Er verschied am 30. Mai, wenige Wochen nach seinem 83. Geburtstag.

Der nun Verstorbene gehör-te zu den bedeutendsten Vertretern der Fortschrittli-chen Bürgerpartei (FBP) in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Als Mitbegrün-der des ‹Jugendreferats›, als Abgeordneter zum Landtag durch 20 Jahre, als Präsident und Ehrenpräsident der Par-tei genoss Peter Marxer ho-hes Ansehen und war beliebt wie wenig andere in seiner Position. - Die Trauer seiner Familie um den Verstorbenen wird von breiten Kreisen der liechtensteinischen Bevölke-rung geteilt.

Privat übernahm er anfangs der sechziger Jahre die damals bereits international bekannte Anwaltskanzlei seines Vaters, die er in den folgenden Jahrzehnten zu neuer Bedeutung und – im Finanzdienstleistungsbereich – in neue Dimensionen führte.Wir werden Dr. Peter Mar-xer ein ehrendes Andenken bewahren!

polit:zeit

durchgewinkt haben, besiegelt einen Zustand, der sich langfris-tig zum Nachteil des Landes aus-wirken und auch entsprechende Konsequenzen haben wird. Ob-wohl das Abkommen auf dem OECD-Musterabkommen beruht, wurde diesbezüglich ein ganz wesentlicher Punkt, nämlich die Grenzgängerbesteuerung, nicht nur «erheblich eingeschränkt», wie es so schön im Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag hiess, sondern geradezu pervertiert,» schreibt der Abge-ordnete Erich Hasler in der «DU-Zeitung» 2/2016.

Die Sache ist gelaufenFakt ist, dass die Besteuerung der in der Schweiz wohnhaften Grenzgänger für lange Zeit gelau-fen ist. Nebenbei sei angemerkt,

dass es nicht nur um Schweizer Bürger geht, sondern um alle anderen Staatsangehörigen, die aufgrund des EU/EFTA-Personen- Freizügigkeitsabkommen in der Schweiz wohnen und in Liech-tenstein als Grenzgänger arbei-ten können. Schliesslich sei erwähnt, dass die Quellensteuer für die Grenzgän-ger selbst keine Auswirkungen gehabt hätte. Denn diese hätte – wie in Österreich – von der Steu-errechnung am Wohnort wieder abgezogen werden können.

Zurück zur Realität!Ehe wir uns zu viel ins Zeug le-gen, und ob wir uns nun positiv oder kritisch über unser Verhält-nis zur Schweiz äussern, sollten wir uns wieder einmal die rea-len Grössenverhältnisse vor Au-gen führen! Die Schweiz zählt (2015) rund 8,3 Mio. Einwohner. Liechtenstein gegen 38'000. Das Gebiet der Schweiz breitet sich über 41'258 Quadratkilometer

aus, gegenüber den 160 km2 un-seres Landes. Das liechtensteini-sche Bruttoinlandsprodukt, also die gesamte Wirtschaftsleistung unseres Landes, beträgt 5,3 Mil-liarden Franken, jenes der Eidge-nossenschaft 636 Milliarden.

Selbst wenn wir uns nicht mit der ganzen Eidgenossenschaft, sondern nur mit einzelnen Kan-tonen vergleichen, schrumpft unser nationaler Lebensraum wie eine Schnecke, die in einen Cognac gefallen ist. Allein Zug, einer der kleineren Kantone, ist mit 238 Quadratkilometern Fläche und 122'000 Einwohner schon mehrfach grösser als un-ser Land. Und ganz zu schweigen vom benachbarten Kanton St. Gallen, dessen Fläche mehr als 2'000 Quadratkilometer umfasst

und der rund eine halbe Million Einwohner zählt.

Warum Vergleiche hinkenNatürlich sind geographische Daten nicht alles. Aber sie zei-gen unabhängig von 100 ande-ren Messgrössen schon deutlich, dass Vergleiche unseres Landes mit der Schweiz in mehr oder weniger allen Bereichen hinken müssen, ja in mancher Hinsicht geradezu vermessen sind!Früher, um die 1960er- und 1970er-Jahre, hat fast jedes zwei-te Landtagsvotum mit der Be-merkung begonnen, dass man es auch in der Schweiz so oder so

mache oder eben so nicht mache. Heute gibt die Regierung z.B. Stu-dien in Auftrag, die gegen gutes Geld zum Schluss kommen (müs-sen), dass dem Liechtensteiner mehr Netto vom Brutto bleibt. Welchen Liechtensteinern und welchen Schweizern?

Auf die Hinterfüsse stellenTrotzdem und unabhängig von allen statistischen Spielereien und vorprogrammierten Ver-wässerungen der Lebensrealitä-ten, hier wie dort, ist es wichtig, dass wir um unsere Existenz kämpfen, wenn es die Umstände erfordern. Bei aller Liebe müssen wir uns sehr wohl wehren und auf die Hinterfüsse stellen, wenn wir das Gefühl oder gar die Ge-wissheit haben, dass wir von un-serem grossen «Bruder» Schweiz ungerecht behandelt oder in ei-ner gerechten Sache benachtei-ligt werden! Genau das ist es, was wir in den letzten 92 Jahren als Juniorpartner im Zollvertrag von der Schweiz auch gelernt haben!

Denn die Eidgenossenschaft, die 1884 zum europäischen Staats-gebilde in seiner heutigen Form wurde, erhielt ihre Eigenstaat-lichkeit nicht geschenkt. Sie musste sie über Jahrhunderte hart erkämpfen und bewahren. Daher weiss man in der Schweiz, dass es das gute Recht des Klei-neren ist, um seine Existenz zu kämpfen. Notfalls mit dem poli-tischen Zweihänder.«Gegenüber Kritik sind Schwei-zer etwas empfindlich., viele glauben, die Schweiz sei etwas Besonderes. Vielleicht stimmt's sogar.» (Heinz Michels, Schaan 1934-2003). Vielleicht.

*Zitate aus dem Buch «Wenn ich an die Schweiz denke» , 287 Mei-nungen aus Liechtenstein, Robert Allgäuer/Norbert Jansen, Benteli-Verlag, 1991.

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10 06/2016

Die Loslösung von ÖsterreichInfolge des Ersten Weltkrieges waren für Liechtenstein die po-litischen und wirtschaftlichen Nachteile des engen Anschlusses an Österreich deutlich gewor-den. Als besonders belastend empfand man in der Bevölke-rung, dass in Liechtenstein die Arbeitslosigkeit, der Mangel an Lebensmitteln und Rohstoffen, der Währungsverlust und die höheren Steuerabgaben mitge-tragen werden mussten. Zusätz-lich war auch gegen das von Österreich während des Krieges angewendete Kontrollsystem im Ein- und Ausfuhrbereich Wider-stand erwachsen. Die Idee der Loslösung vom österreichischen Währungs- und Wirtschaftssys-tem war von der Hoffnung getra-gen, durch eine wirtschaftliche Neuorientierung auch einen politischen Neubeginn zu ini-tiieren. Treibende Kraft dieser Entwicklung war die christlich-soziale Volkspartei unter der Führung von Wilhelm Beck. Die-ser prophezeite im Juni 1919 im Landtag: «Mit unseren Bankno-ten können wir vielleicht noch die Lusthäuschen tapezieren».Am 2. August 1919 sprach sich der liechtensteinische Landtag einstimmig dafür aus, den im Jahr 1852 abgeschlossenen Zoll- und Steuerverein mit Österreich «im Verhandlungswege» aufzu-kündigen. Am 11. August sank-tionierte Fürst Johann II. den Landtagsbeschluss.

Der Weg hin zur SchweizDie erste Verhandlung zwischen schweizerischen und liechten-steinischen Unterhändlern fand am 23. Januar 1920 statt. Am 16.

Februar 1920 richtete Landes-verweser Prinz Karl von Liech-tenstein das offi zielle Ersuchen an den Schweizerischen Bun-desrat, Verhandlungen «wegen Abschluss eines Zollvertrages ...» einzuleiten.

Nach verschiedenen Abklärun-gen – unter anderem fand auch eine Grenzbegehung statt – er-klärte der schweizerische Bun-desrat am 26. März 1920, dass er grundsätzlich bereit sei, die gegenseitigen Beziehungen ver-traglich zu regeln.

Verschiedene Widerstände und Verzögerungen waren zu über-winden. So hatte die Gemeinde Buchs ihre Bedenken in einer Eingabe an den Bundesrat ge-äussert, und auch in Liechten-stein gab es Bedenken gegen die Neuorientierung. Auch einzel-ne Departemente der Schweiz brachten Einwände gegen den Zollanschluss vor. In Bern gab es aber zwar auch Äusserungen der Sympathie gegenüber dem klei-nen, wirtschaftlich schwachen, wehrlosen und aussenpolitisch abhängigen Ländchen. Man müs-se «dem bescheidenen und tüchti-gen, in unverschuldete Bedräng-nis geratenen Nachbarvölklein hilfreich die Hand bieten» zur Ermöglichung des Wiederauf-baues seiner wirtschaftlichen Existenz, tönte es aus dem Politi-schen Departement.Im Februar 1922 kam die für Liechtenstein erlösende Mit-teilung, dass der Entwurf des Zollvertrages vorliege und der liechtensteinischen Regierung zur Gegenäusserung zugesandt würde.

Die Beratungen in Liechtenstein verzögerten sich durch die im Fe-bruar durchgeführten Landtags-wahlen, welche bedeutenden Änderungen in der politischen Zusammensetzung des Landta-ges zur Folge hatten.

Die Regierung nahm mit Schrei-ben vom 19. Juli 1922 Stellung zu dem vom Bundesrat vorgelegten Entwurf und brachte verschie-dene Änderungswünsche vor, von denen der Bundesrat einige berücksichtigte. Als Hauptpunk-te aus liechtensteinischer Sicht galten die freie Viehausfuhr nach der Schweiz und die freie Arbeitereinreise in die Schweiz. Hingegen wurden die Vorschläge Liechtenstein, dass die Errich-tung von Zollämtern im gegen-seitigen Einvernehmen stattfi n-den würden, abgelehnt, ebenso

war weder eine Erhöhung der Pauschalsumme noch eine Ver-längerung der Kündigungsfrist zu erreichen.

Im Werdenbergischen mani-festierten sich nun die Gegner mit Broschüren und Zeitungs-artikeln gegen den Vertragsab-schluss und verlangten „gebie-terisch, ... die nötigen Kautelen (Sicherungen) hinsichtlich der Beschäftigung von liechtenstei-nischen Angehörigen in der Schweiz zu schaffen.

Nach der Unterzeichnung des Vertrages am 29. März 1923 in Bern durch Bundesrat Giuseppe Motta und Emil Beck, den Ge-schäftsträger der liechtensteini-schen Gesandtschaft in Bern, ge-nehmigte der liechtensteinische Landtag den Vertrag einstimmig

Liechtensteins Weg zum Zollvertragmit der SchweizVon Historiker Dr. Rupert Quaderer

polit:zeit

Erste Seite des Zollvertrages zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Er trat am 1. Januar 1924 in Kraft.

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1106/2016

in der Sitzung vom 26. Mai 1923.Bundesrat Motta verteidigte den Vertrag am 4. Oktober 1923 im Ständerat mit dem Argument: «Würden wir ihm [Liechtenstein] die Hilfe des Zollanschlusses ver-sagen, so bestünde die Möglich-keit, dass dieses Land in seiner hilflosen Lage zu einer Gefahr für uns werde.»

Am gleichen Tag ratifizierte der Ständerat den Vertrag, am 21. Dezember 1923 folgte der Natio-nalrat ohne Widerspruch. Am 1. Januar 1924 trat der Vertrag in Kraft.

Durch den Abschluss des Zoll-anschlussvertrages mit der Schweiz war die Suche nach ei-nem erfolgversprechenden Weg

für den Kleinstaat Liechtenstein abgeschlossen. Nach der innen-politischen Festigung durch die Verfassung von 1921 war nun auch die aussenpolitische Konso-lidierung erfolgt. Der Preis, den Liechtenstein bezahlen musste, war beträchtlich: es verzichte-te darauf, die ihm zustehenden Souveränitätsrechte im vollen Umfang selbst auszuüben. Die Überlegung muss jedoch ange-stellt werden, für wie lange die staatliche Eigenständigkeit ohne diesen Verzicht hätte bewahrt werden können. Die grossen wirtschaftlichen Schwierigkei-ten während der Verhandlungs-phase mit der Schweiz engten den ohnehin schmalen Spiel-raum des Kleinstaates Liechten-stein noch mehr ein. Die Schweiz hatte zwar auch Eigeninteresse an einem Vertragsabschluss, in-dem sie sich davon eine Einfluss-nahme auf bestimmte Entwick-lungen in Liechtenstein erhoffte (Spielbank, Personenkontrolle, Gesellschaftssteuer). Es unter-lag jedoch keinem Zweifel, dass die Schweiz nicht bereit war,

durch den Zollanschlussvertrag Beeinträchtigungen ihrer Ho-heitsrechte, (z. B. in der Recht-sprechung) oder Nachteile in der Staatsverwaltung (Steuerfragen, Viehseuchenkontrolle etc.) in Kauf zu nehmen.

Emil Beck kam sowohl als Di-plomat als auch als Jurist eine zentrale Rolle in den Verhand-lungen zu. Über ihn liefen die Kontakte von Vaduz nach Bern und umgekehrt. Als eine mit scharfem analytischem Verstand begabte und emotional sensible Persönlichkeit darf ihm wohl ein Grossteil des Verdienstes um den Abschluss dieses Vertrages zugeschrieben werden. Nach Abschluss des Vertrages blieb aber auch er von Kritik nicht

verschont. In einem «Volksblatt»-Artikel wurde bemängelt, die Souveränität sei nicht genügend gewahrt worden. Beck reagierte darauf mit dem für einen Univer-sitätsprofessor eher ungewöhnli-chen Ausspruch: «Wenn ein Bau-er seine Kuh verkauft, muss er sie auch hergeben.»

Weitere ausführliche Informati-onen zum Thema finden Sie in

der Publikation Rupert Quaderer-Vogt (Foto), «Bewegte Zeiten

in Liechtenstein 1914-1926», 3 Bände, 2014 erschienen im Verlag

des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein.

1919

22. April: Prinz Karl von Liechtenstein beim Schweizer Bundesrat Felix Calonder10. Juni: Der Bundesrat beschliesst, die Angelegenheit zu prüfen17. Juni: Bericht der Oberzolldirektion an den Bundesrat24. Juli: Beschluss der liechtensteinischen Regierung, den Zoll- und Steuerverein mit Österreich aus dem Jahr 1852 aufzulösen2. August: Der liechtensteinische Landtag beschliesst, den Zoll- und Steuerverein aufzukündigen11. August: Fürst Johann II. sanktioniert den Landtagsbeschluss

1920

23. Januar: Vorbesprechungen in Bern (Schweizerisch- liechtensteinische Kommission)30. Januar: Der Landtag beschliesst, mit der Schweiz Verhandlungen auf zunehmen16. Februar: Gesuch Prinz Karls an den Bundesrat, Verhandlungen einzuleiten26. März: Bundesrat erklärt seine grundsätzliche Bereitschaft, Verhandlungen zu führen24.-30. Mai: Grenzbegehung18. Juni: Eingabe der Gemeinde Buchs an den Bundesrat

1921

Mai Vertragsentwurf der Oberzolldirektion

1922

18. Januar: Vertragsentwurf des Bundesrates15. Februar: Eingabe des «Werdenberger Initiativkomitees»19. Juli: Stellungnahme der liechtensteinischen Regierung zum Entwurf des Bundesrates

1923

26. Januar: Bundesrat genehmigt den Vertragsentwurf13. März: Liechtensteinische Regierung erklärt ihr Einverständnis mit dem Vertragsentwurf29. März: Delegation des «Werdenberger Initiativkomitee» beim Bundesrat5./6. Mai: Journalistenbesuch in Liechtenstein26. Mai: Landtag genehmigt den Vertrag einstimmig4. Oktober: Ständerat ratifiziert den Vertrag16. Oktober: Besuch einer nationalrätlichen Kommission in Liechtenstein21. Dezember: Nationalrat ratifiziert den Vertrag

1924

1. Januar: Vertrag tritt in Kraft

polit:zeit

WEG ZUM ZOLLANSCHLUSSVERTRAG

«Wenn ein Bauer seine Kuh verkauft, muss er sie auch hergeben.»

Emil Beck, liechtensteinischer Geschäftsträger in Bern

Page 12: lie:zeit Ausgabe 46

12 06/2016

lie:zeit: Herr Regierungspräsi-dent Würth, dürfen wir Ihnen ein paar Fragen zum Verhältnis zwischen dem Kanton St. Gallen und dem Fürstentum Liechten-stein stellen? – Wie Sie wissen, gibt es in Bezug auf die grenz-überschreitenden Dienstleis-tungserbringung zwischen der Schweiz (hauptsächlich betrifft dies den Kanton St. Gallen als angrenzenden Kanton des FL) unterschiedliche Auffassun-gen? Wie stehen Sie zu diesem Problem?Benedikt Würth: Liechtenstein und die Schweiz pflegen traditi-onell enge wirtschaftliche Bezie-hungen. Dabei ist insbesondere auch der grenzüberschreitende Dienstleistungsverkehr zwischen den beiden Ländern namentlich in den Grenzregionen mit einem gemeinsamen Wirtschaftsraum von grosser Bedeutung. Im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr und da-mit in Anwendung des am 19. Dezember 2011 in Kraft getre-tenen Rahmenvertrags sind auf beiden Seiten gewisse Probleme zutage getreten. Die Schweiz nimmt die Sorgen der liechten-steinischen Gewerbetreibenden in Bezug auf «gleich lange Spies-se» im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr ernst.Die Behörden der beiden Länder stehen in engem Kontakt, um die sich im Zusammenhang mit der Umsetzung des Rahmenvertrags stellenden Fragen im Bereich des

grenzüberschreitenden Dienst-leistungsverkehrs zu klären und gemeinsam Lösungen zuzufüh-ren. Die Schweiz ist bestrebt, zu einer allseits befriedigenden Lö-sung beizutragen. Insbesondere im Bereich des grenzüberschrei-tenden Dienstleistungsverkehrs ist die Schweiz willens, innerhalb des bestehenden rechtlichen Rah-mens den vorhandenen Ermes-sensspielraum auszuschöpfen und damit zu einer pragmati-

schen und allseits befriedigenden Lösung beizutragen.

Die Behörden der beiden Länder haben vereinbart, bis im Sommer 2016 aufzuzeigen, wie die offenen Fragen geklärt und einer Lösung zugeführt werden können. Die Schweizer Behörden werden sich dafür einsetzen, mit den liech-tensteinischen Behörden und Gewerbetreibenden auf der Basis gegenseitigen Vertrauens und im

Sinne eines offenen Austauschs weiter zusammenzuarbeiten.

Ein zweites Problem, das auch in den Kanton St. Gallen hinein-spielt, ist die Quellensteuer, die von Bern abgelehnt wurde. In liechtensteinischen Regierungs-kreisen werden die geführten Verhandlungen, bei denen auch der Kanton St. Gallen mit am Tisch sass, als «Erfolg» gewertet. Können Sie das bestätigen und

Schweiz will zu befriedigender Lösung beitragenBenedikt Würth, Regierungsrat des Kantons St. Gallen, zur Frage der «gleich langen Spiesse»

Im Zusammenhang mit den Irritationen bezüglich der grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein wollen die Behörden an einer Lösung arbeiten und aufzeigen, wie die offenen Fragen bis Sommer 2016 einer für beide Seiten adäquaten Lösung zuge-führt werden können. Interview: Herbert Oehri

polit:zeit

Eröffnungszeremonie an der Olma 2015. Foto: R. Kühne/OLMA

Page 13: lie:zeit Ausgabe 46

1306/2016

Lebenslauf/Ausbildung geboren am 20. Januar 1968 aufgewachsen in Mörschwil (SG)

Studium der Rechtswissenschaften an der Universität St.Gallen, Abschluss als lic.iur. HSG Nachdiplom internationales und europäisches Wirtschaftsrecht, Abschluss als M.B.L.-HSG

Wohnort Rapperswil-Jona

Bürgerort Berg (SG) und Rapperswil-Jona (SG)

Zivilstand verheiratet, 2 Kinder (2003 und 2005)

Berufliche Tätigkeit 1994-1996 Partei- und Fraktionssekretär CVP Kanton St.Gallen 1997-1998 persönlicher Mitarbeiter des Vorstehers des Finanzdepartementes (zuständig für die Betreuung der bundespolitischen Dossiers, namentlich Neugestaltung des Finanzausgleichs zwischen Bund und Kantonen) 1998-2000 Unternehmensberater bei OBT Treuhand AG, stv. Leiter des Bereichs öffentliche Unternehmen, Mitglied der Direktion 2000-2006 Gemeindepräsident Jona und (ab 2003) Präsident des Lenkungsausschusses Vereinigung Rapperswil-Jona 2007-2011 Stadtpräsident Rapperswil-Jona seit 04/2011 Mitglied der Regierung des Kantons St. Gallen, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartementes 2015/2016 Regierungspräsident seit 1. Juni 2016 Vorsteher des Finanzdepartementes

Politik 1996-2000 Präsident der CVP Bezirk Rorschach 1996-2010 Kantonsrat 2008-2010 Präsident der CVP-Kantonsratsfraktion und Vizepräsident der CVP Kanton St.Gallen seit 2012 Mitglied der Studienkommission Wirtschaft der CVP Schweiz

Hobbys Fussball (FC Wagen), Fischen, Fasnacht in Rapperswil-Jona (Geissesänger am Rapperswiler Geissebei, Ehrenbruder der Fasnachts- bruderschaft vom Wurstkranz Jona)

CURRICULUM VITAE

BENEDIKT WÜRTH

polit:zeit

wo liegen die Vorzüge des DBA für Liechtenstein?Das Doppelbesteuerungsabkom-men zwischen Liechtenstein und der Schweiz ist ein umfassendes Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Einkom-men und Vermögen. Es ersetzt das bisherige Abkommen, wel-ches nur die Besteuerung gewis-ser Einkünfte geregelt hat. Beim Abkommen handelt es sich um eine ausgewogene Lösung. Auf der einen Seite werden die Löhne der Grenzgänger als auch die Ren-ten aus erster und zweiter Säule im Ansässigkeitsstaat des Emp-fängers versteuert. Für den Kan-ton St. Gallen und die betroffenen St. Galler Gemeinden ist diese Re-gelung wichtig. Auf der anderen Seite darf sich Liechtenstein über die bedeutenden Entlastungen bei der Verrechnungssteuer und damit über die Stärkung seines Wirtschaftsstandorts freuen. Konkret regelt das DBA neu die Besteuerung von Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren. Es enthält für diese Einkünfte Lösungen, die mit jenen in an-deren kürzlich von der Schweiz abgeschlossenen Abkommen ver-gleichbar sind.

Zu etwas Erfreulicherem, zur OLMA, an der Liechtenstein so-zusagen als «Gastkanton» mit-wirkt. Was können Sie unserer Liechtensteiner Leserschaft zum Fortgang dieser Messe sagen? Die OLMA ist die grösste allgemei-ne Publikumsmesse der Schweiz mit jährlich gegen 400‘000 Besu-cherinnen und Besucher. Mit ih-rem Fokus auf die Themen «Land-wirtschaft und Ernährung» wird die OLMA als Treffpunkt von urbaner und ländlicher Bevöl-kerung, von Konsumenten und Produzenten sowie von Gästen aller Generationen mehr denn je geschätzt.

Für die Region St. Gallen ist die Messe ohne Zweifel der gesell-schaftliche Höhepunkt des Jah-res. Dank ihrer Ausstrahlung weit über die Ostschweiz hinaus ist sie auch für das Fürstentum Liech-tenstein eine erstklassige Bühne, auf der sich das Land dem Schwei-zer Publikum mit seiner ganzen Vielfalt präsentieren kann.

Page 14: lie:zeit Ausgabe 46

14 06/2016

DBA BRINGT VORTEILE

«Bis Sommer sind Differenzen geklärt»

lie:zeit: Herr Nationalrat Mül-ler: Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen zum Verhältnis zwischen dem Kanton St. Gallen und dem Fürstentum Liechtenstein stel-len? – Wie Sie wissen gibt es in Bezug auf die grenzüberschrei-tenden Dienstleistungserbrin-gung zwischen der Schweiz (hauptsächlich betrifft dies den Kanton St. Gallen als angrenzen-den Kanton des FL) unterschied-liche Auffassungen? Wie stehen Sie zu diesem Problem?Nationalrat Walter Müller: Es geht hier vor allem um die Frage der flankierenden Massnahmen zum freien Personenverkehr und Dienstleistungserbringung zwi-schen der Schweiz und den EU/EFTA Staaten und deren konkrete Anwendung. Diese wurden zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Lohndum-ping erlassen. Ich begrüsse eine möglichst einfache und unbü-rokratische Anwendung. Der Handlungsspielraum ist insofern eingeschränkt, indem alle Staaten möglichst gleich behandelt wer-den müssen. Die besonderen Be-ziehungen zwischen der Schweiz und Liechtenstein, lassen aber Verbesserungen zu. Zurzeit ist das Seco in Bern im Gespräch mit den Liechtensteinischen Behörden. Bis Sommer sollten die Differenzen geklärt und anschliessend Verbes-serungen realisiert werden. Paral-lel dazu ist in Liechtenstein eine Vernehmlassung zu einer Ver-ordnungsänderung im Gang. Ich würde es sehr begrüssen, wenn zwischen Bern und Liechtenstein die Gespräche intensiviert und eine Regelung für die grenzüber-schreitenden Dienstleistungen

mit gleich langen Spiessen erlas-sen werden kann. Es gibt auf bei-den Seiten Verbesserungspoten-tial. Ich bin im Kontakt mit den Behörden in Bern und werde in diese Richtung Einfluss nehmen.

Ein zweites Problem, das auch in den Kanton St. Gallen hinein-spielt, ist die Quellensteuer, die von Bern abgelehnt wurde. In liechtensteinischen Regierungs-kreisen werden die geführten Verhandlungen, bei denen auch der Kanton St. Gallen mit am Tisch sass, als Erfolg gewertet. Können Sie das bestätigen und wo liegen die Vorzüge des DBA für Liechtenstein? Vorerst möch-te ich auf einen wesentlichen Punkt hinweisen, der gerne in der Diskussion zu den Detailfra-gen untergeht. Das neue DBA zwischen der Schweiz und Liech-tenstein schafft Rechtssicher-heit! Das ist entscheidend für die grenzüberschreitende wirtschaft-liche Prosperität!Der wesentliche Vorteil des neu-en DBA für Liechtenstein liegt im Bereich der Dividenden- und Zin-seinkünfte. Im Gegensatz zum ak-tuellen Abkommen verhindert das neue DBA Doppelbesteuerungen nämlich von sämtlichen Arten von Einkommen und Vermögen. Das DBA reduziert die schweizeri-sche Verrechnungssteuer auf Divi-denden und Zinsen oder sie hebt diese gar ganz auf*. Erträge von In-vestitionen in die Schweiz werden damit in der Schweiz tiefer oder nicht mehr besteuert. Damit wird der Zugang Liechtensteins zum schweizerischen Kapitalmarkt verbessert. Dies stellt aufgrund der Schweizerischen Börsen und

des gemeinsamen Währungsrau-mes eine wesentliche Verbesse-rung für den Wirtschafts- und Finanzplatz Liechtenstein dar. Hervorheben kann man nament-lich auch den Umstand, dass der verbesserte Zugang zum schwei-zerischen Kapitalmarkt über die liechtensteinischen Sozialversi-cherungswerke und Einrichtun-gen der beruflichen Vorsorge sämtlichen Einwohnern Liechten-steins zu Gute kommt.

Wie glauben Sie kann das etwas gestörte Verhältnis zwischen Liechtenstein, der Schweiz resp. dem Kanton St. Gallen, wieder ins Lot gebracht werden? Wäre die OLMA eine gute Plattform dazu? Ich betrachte das Verhältnis kei-neswegs als gestört. Wir haben offene Grenzen, bilden einen gemeinsamen florierenden Wirt-schaftsraum und beidseitig des Rheins hat sich Wohlstand ent-wickelt. Das war nicht immer so und wir sollten das nicht verges-sen! Unsere Beziehungen sind stark genug um anstehende Fra-gen und auftauchende Probleme in guten Einvernehmen zu lösen. Der Beitritt Liechtensteins zum EWR hat natürlich neue Fragen und Herausforderungen für die grenzüberschreitenden Bezie-hungen gebracht – so zum Bei-spiel im Gesundheitswesen, der Erbringung von Dienstleistungen und auch bankenrechtlich dürfte noch die eine oder andere Her-ausforderung auf uns zukom-men. Die OLMA ist sicher eine sehr sympathische Plattform um einander die Gemeinsamkeiten aber auch die Besonderheiten nä-

Im Zusammenhang mit den Beziehungen Schweiz-Liechtenstein haben wir uns u.a. auch mit dem St. Galler Nationalrat Walter Müller aus Azmoos unterhalten. Er sieht das Verhältnis zwischen den beiden Ländern keineswegs gestört, son-dern verweist auf das seit Jahrzehnten besonders gute Verhältnis zwischen Vaduz und Bern und den angrenzenden Kantonen. Interview: Herbert Oehri

her oder wieder in Erinnerung zu bringen. Daneben braucht es aber regelmässige Gespräche auf poli-tischer Ebene. Als Präsident der Delegation für die Beziehungen zum Liechtensteinischen Landtag pflege ich diese Gespräche oft und bin auch in regelmässigem Kon-takt mit der Liechtensteinischen Botschafterin, Frau Doris Frick, in Bern.

Nationalrat Walter Müller

*Für Dividenden beträgt der Residualsteuersatz grund-sätzlich 15%, d.h. von der Verrechnungssteuer von 35% können 20% zurückgefordert werden. Eine völlige Entlas-tung von der Quellensteuer ist jedoch vorgesehen, wenn die nutzungsberechtige Person:

• Eine Gesellschaft ist, die in Liechtenstein ansässig ist und unmittelbar über min-destens 10 % des Kapitals der die Dividenden zahlenden schweizerischen Gesellschaft während mindestens eines Jahres vor der Zahlung der Dividenden verfügt.

• Eine Vorsorgeeinrichtung ist• Oder ein Vertragsstaat, eine

seiner politischen Unterab-teilungen, eine seiner lokalen Körperschaft

• Oder seine Zentralbank ist. • Ebenfalls eine vollständige

Entlastung von der Quellen-besteuerung ist für Zinsen vorgesehen.

Page 15: lie:zeit Ausgabe 46

1506/2016 Ministerium für Inneres, Wirtschaft und Justiz

Dr. Thomas ZwiefelhoferRegierungschef -Stellvertreter

Minister für Inneres, Justiz und Wirtschaft

Der Landtag hat in seiner Mai-Sitzung die Abänderung des Gesetzes über die be-triebliche Personalvorsor-ge (BPVG) einstimmig ver-abschiedet. Das revidierte und zukunftsgerichtet aus-gestaltete Gesetz wird am 1. Januar 2017 in Kraft treten. Mit Ausnahme derjenigen Be-stimmungen, die finanzielle Auswirkungen haben werden. Diese treten am 1. Januar 2018 in Kraft.

Die von Regierungschef-Stell-vertreter Thomas Zwiefelhofer initiierte Revision der betrieb-lichen Personalvorsorge ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Altersvorsorge. Das zentrale Ziel konnte mit der Revision erreicht werden. Das Leistungsniveau der be-trieblichen Vorsorge - vor al-lem für tiefe bis mittlere Ein-kommen - wird angehoben. Um dieses wichtige Sozialwerk jedoch langfristig absichern zu können, werden nach einem ge-wissen Beobachtungszeitraum weitere Schritte folgen müssen.

Leistungsniveau für tiefe bis mittlere Einkommen wird erhöht

per dato

neu

* Freibetrag (im Beispiel CHF 13'920.00) fällt ab 1. Januar 2018 weg

** Annahme: Umwandlungssatz von 6%, ohne Berücksichtigung einer Verlängerung des Sparpro-zesses (Vorverlegung der Versicherungspflicht). Eine Teuerung und Lohnentwicklung wurde dabei nicht angenommen.

4. Früherer Beginn Sparprozess Neu beginnt die Versicherungs-pflicht mit Vollendung des 19. Altersjahres anstatt, wie bisher, mit 23 Jahren.

Finanzielle Auswirkungen Die finanziellen Auswirkun-gen zeigen sich einerseits beim Arbeitnehmer durch einen, infolge der Beitragserhöhung, tieferen Nettolohn. Anderer-seits beim Arbeitgeber durch höhere Lohnnebenkosten, da dieser jeweils mindestens die Hälfte der zukünftig erhöhten Versicherungsbeiträge an die Altersvorsorge zu erbringen hat. Die Mehrbelastung während der Erwerbstätigkeit wirkt sich jedoch positiv auf die Renten-leistungen bzw. das angesparte Kapital aus. Eine bessere Vorsorgesitua-tion wirkt sich voraussicht-lich generell dämpfend auf die Belastung des Steuerzah-lers durch allfällige Ergän-zungsleistungen zur AHV aus.

Zukünftige Änderungen Das Leistungsniveau bei der betrieblichen Personalvorsorge wird mit folgenden vier Mass-nahmen erhöht:

1. Senkung EintrittsschwelleDie Versicherungspflicht be-ginnt neu ab einem Jahreslohn von 13'920.00 Franken (bisher 20'880.00 Franken). Dadurch verbessert sich der Vorsorge-schutz für tiefere Einkommen, wodurch vermehrt Teilzeitbe-schäftigte profitieren, und die Versicherungspflicht erstreckt sich auf einen grösseren Kreis von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

2. Abschaffung des FreibetragsDer Freibetrag von 13'920.00 Franken (Lohnanteil, der nicht versichert werden muss), wird abgeschafft, sodass sich der ver-sicherte Lohn erhöht.

3. Erhöhung Altersgutschriften Die Altersgutschriften werden für den einzelnen Arbeitneh-mer von mindestens 6% auf neu mindestens 8% des versicherten Lohns erhöht.

Jahreslohn

102'000.0088'080.0083'520.0069'600.0054'000.0040'080.0030'000.0016'079.0013'920.000.00Jahreslohn (versichert)

8 %8'160.00

6 %5'284.80

8 %6'681.60

6 %4'176.00

8 %4'320.00

6 %2'404.80

8 %2'400.00

6 %964.74

8 %1'113.60

6 %0.00

Altersbeitrag

4'080.002'642.403'340.802'088.002'160.001'202.401'200.00482.37556.800.00Arbeitgeber 50 %

4'080.002'642.403'340.802'088.002'160.001'202.401'200.00482.37556.800.00Arbeitnehmer 50 %

442'826.01286'794.97362'596.36226'622.72234'437.30130'503.43130'242.9552'354.4160'432.730.001,5% Zins (bei 40 Beitragsjahren)

326'400.00211'392.00267'264.00167'040.00172'800.0096'192.0096'000.0038'589.6044'544.000.00davon Sparbeiträge

26'569.5617'207.7021'755.7813'597.3614'066.247'830.217'814.583'141.263'625.960.00Jahresrente**

2'320.002'320.002'320.002'320.002'320.002'320.002'010.002'010.001'492.001'492.00AHV-Vollrente (monatlich)

4'534.133'753.974'132.983'453.113'492.192'972.522'661.212'271.771'794.161'492.00Rente aus 1. und 2. Säule

53 %44 %59 %50 %78 %66 %106 %91 %155 %129 %Verhältnis Rente zum Monatslohn

13'920.00* 30'000.00* 54'000.00* 83'520.00* 102'000.00*

Bei den tieferen Löhnen steigt das Altersguthaben deutlich an. Tiefe bis mittlere Einkommen werden gestärkt

Betriebliche Personalvorsorge

Page 16: lie:zeit Ausgabe 46

16 06/2016

Christine Wohlwend, FBP Wolfgang Marxer, FL Günther Fritz, VU Harry Quaderer, DU

Brauchen wir in Liechtenstein unbe-dingt zwei Tageszeitungen?

Ich würde mich nicht auf die Grösse einer Region bzw. in unserem Fall eines Landes und dem darin liegenden Informationsbedarf in Anzahl Medien aus-drücken wollen. Nebst den 2 Tageszeitungen besteht eine Vielfalt an weiteren Medien in Liechtenstein, von der Tages- bis hin zur Monatszeitung sowie ein Radio und TV-Sender. Alle haben offensichtlich ihre Zielgruppe und ihre Berechtigung.

Die Frage ist wohl: Braucht es zwei Partei-Tageszei-tungen? Medienvielfalt ist etwas Elementares, aber Vielfalt stellt sich noch nicht dadurch ein, dass die Position des politischen Gegners in berechenbarer Weise zerrissen oder totgeschwiegen wird. Parteiun-abhängige inhaltliche Auseinandersetzung muss das Ziel sein. Es muss hier fairerweise erwähnt werden, dass sich einige JournalistInnen durchaus stärker als auch schon um Meinungsvielfalt bemühen, ei-genständige Kommentare wagen.

Betrachtet man die Möglichkeiten auf dem auf Liechtenstein und die angrenzende Region beschränkten Leser- und Werbemarkt, so ist es eher erstaunlich, dass zwei Tageszeitungen überhaupt bis heute überleben konnten. Die Herausgeber von «Vaterland» und «Volksblatt» werden auch in Zukunft alles unternehmen, um es nicht der konkurrierenden Tageszeitung zu überlassen, die Be-völkerung über alle relevanten Themen exklusiv informieren zu können. Das bringt den Vorteil für die Leserschaft mit sich, dass nichts unter der Decke gehalten werden kann, schon gar nichts, was aus parteipolitischen Motiven nicht den Weg an die Öffentlich-keit fi nden sollte. Auch so gesehen fördert das Bestehen von zwei Tageszeitungen den Qualitätsjournalismus.

Nein, Liechtenstein braucht nicht unbedingt zwei Tageszeitungen, wäre meine spontane Antwort. Warum? Es gibt mehrere Gründe: Wenn man die Parteibrille ablegt, sieht man, dass in beiden Zeitun-gen mehr oder weniger das Gleiche steht. Natürlich politisch auf Rot oder Schwarz zugeschnitten. Unsere zwei Zeitungen vermit-teln nur die ganz einfache «subtile» Botschaft dass ihre Parteige-nossen besser sind. Wer nach recherchierten und gut fundierten, neutralen Berichten sucht, wird in beiden Zeitungen nicht fündig. Kommentare sind reinste Parteipolitik, im Wahlkampf sowieso. Kommentare bewegen sich oft am Rande der Verleumdung und dienen nur dazu, den politischen Gegenspieler schlecht zu ma-chen. Dass seit Neustem das «Volksblatt» auch Leserbriefe zensiert, erinnert an die Pravda. Kurzum: Es wäre schön, eine Tageszeitung in Liechtenstein zu haben, die für alle politischen Parteien eine Seite zur Verfügung stellt, aber die Journalisten und Kommenta-reschreiber ihre Arbeit unparteiisch und parteiunabhängig erle-digen liesse.

Ist die staatliche Unterstützung der beiden Landeszeitungen im Bereich der Medienförderung (1.7 Mio. Fran-ken im Jahre 2014 für Vaterland und Volksblatt) nicht auch eine indirekte Parteien-Finanzierung?

Die Tageszeitungen erfüllen neben der politischen Inlandberichterstattungen weitere Informationsbe-dürfnisse. Hier sei z.B. die aktuelle Sport- und Kultur-berichterstattung, Berichte über das Weltgeschehen sowie über das Vereins- und Gesellschaftsleben in Liechtenstein erwähnt. Die staatliche Medienförde-rung ausschliesslich auf die wenigen Seiten politi-sche Inlandberichterstattung zu reduzieren ist eine stark vereinfachte Sichtweise.

Ja, ganz klar. Die Freie Liste weist regelmässig auf diesen Umstand hin. Selbstherrlich haben die Gross-parteien die Medienförderung auf ihre Interessen zu-geschnitten, das entsprechende Medienförderungs-gesetz entworfen und die Kommission mit ihren Leuten besetzt. Die Staatengruppe gegen Korruption hat dies auch schon bemängelt. In EU-Ländern wird Wahlrechtsgleichheit und Chancengleichheit der politischen Parteien gefordert. In Liechtenstein wird statt auf Fairness in der Parteienfi nanzierung auf die Macht des Stärkeren gesetzt.

Die Beiträge an die politischen Parteien und die Medienförderung durch die öffentliche Hand dienen völlig unterschiedlichen Zwe-cken. Der Kostendruck auf die Tageszeitungen steigt im Zuge der digitalen Transformation weiter an. Es ist schwierig, die Einbussen im Bereich der Printinserate durch Werbung auf den Online-Platt-formen zu kompensieren. Das bedeutet, dass die Tageszeitungen mehr als je zuvor auf Medienförderung angewiesen sind. Wenn die Politik weiterhin daran interessiert ist, dass es als Ergänzung zu den schnellen Online-Nachrichten gedruckte Tageszeitungen gibt, welche Hintergrundberichte und Vertiefungsgeschichten bieten, dann ist das bestehende Volumen der Medienförderung eine abso-lute Notwendigkeit.

Natürlich ist dies eine versteckte Parteien-Finanzierung! Dass die Grossparteien nicht an einer Änderung dieses Auszahlungsmo-dus' der im Medienförderungsgesetz geregelt ist, versteht sich von selber. Wenn aber die Grossparteien, allen voran die FBP, immer wieder vom Sparen reden und dann eine Zeitung mit staatlichen Geldern fi nanzieren, die sich — wie im Falle des FBP-Blatts — in aus-ländischen Händen befi ndet, ist das schon sehr stossend. Ähnlich beim «Vaterland», das von einer Stiftung gehalten wird und sofern es Gewinne gibt, diese dann in die VU–Parteikasse schiesst. Unsere Medienförderung ist auf die Grossparteien zugeschnitten. So ein-fach ist das. Wir, die Unabhängigen, publizieren unser «hoi du» aus der nach unserer Meinung grosszügigen Parteienfi nanzierung.

Wer bezahlt, befi ehlt. Kann in Liech-tenstein ein Medium neutral sein?

Neutralität eines Mediums liegt immer im Auge des Betrachters. Sicherlich gibt es bei beiden Tageszeitun-gen eine ganz offensichtliche politische Nähe. Jedoch hören beide Zeitungen jeweils alle Akteure unserer politischen Landschaft.

Das Medienförderungsgesetz wird von unseren bei-den Altparteien als Selbstbedienungsladen für ihre Parteizeitungen betrachtet. Das enge Gefl echt und die Einfl ussnahme auf diese Medien führt leider dazu, dass diese insgesamt zu wenig kritisch sind, wenn es um politische Inhalte oder Vetterliwirt-schaft geht. Es gibt aber mittlerweile auch Plattfor-men wie diese, die sich um Neutralität bemühen. Die parteipolitische Medienförderung schadet uns allen und ist überfl üssig.

Die Tageszeitungen werden von Verwaltungsräten geführt, die un-ternehmerisch denken und handeln. Gerade das Medienhaus legt grossen Wert darauf, dass die Redaktion den für das wirtschaftli-che Überleben notwendigen verlegerischen Anspruch erfüllt, die Leserinnen und Leser so umfassend und unabhängig zu informie-ren, dass sie grundsätzlich kein zweites Medium mehr benötigen. Deshalb pfl egen die Redaktionsmitglieder im Medienhaus nach bestem Wissen und Gewissen einen möglichst unabhängigen Qua-litätsjournalismus. Im Hinblick auf die Höhe der Aufl age und die Leserzahlen ist das «Vaterland» unbestritten die Nummer 1. Das zeigt, dass seine Glaubwürdigkeit am höchsten ist.

Ja, warum nicht? Eine Zeitung, die zumindest im politischen Sinn jeder Partei eine Chance gibt und sich um gut recherchierte Be-richte, eigenständige Analysen und unabhängige Kommentare bemüht, wird die Chance haben, sich durch genügend Abonne-ments und Werbung zu fi nanzieren. Zum Überleben sollten nur neutrale bzw. parteiungebundene Medien noch zusätzlich Medi-enförderung erhalten. Diese sollte aber fair verteilt werden. Es soll wirklich eine Medienvielfalt entstehen, die alle Aspekte der liechtensteinischen Gesellschaft mehr oder weniger gleichmässig berücksichtigt und nicht nur die politischen Grossparteien.

3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien

polit:zeit

Medien in Liechtenstein

Page 17: lie:zeit Ausgabe 46

1706/2016

Christine Wohlwend, FBP Wolfgang Marxer, FL Günther Fritz, VU Harry Quaderer, DU

Brauchen wir in Liechtenstein unbe-dingt zwei Tageszeitungen?

Ich würde mich nicht auf die Grösse einer Region bzw. in unserem Fall eines Landes und dem darin liegenden Informationsbedarf in Anzahl Medien aus-drücken wollen. Nebst den 2 Tageszeitungen besteht eine Vielfalt an weiteren Medien in Liechtenstein, von der Tages- bis hin zur Monatszeitung sowie ein Radio und TV-Sender. Alle haben offensichtlich ihre Zielgruppe und ihre Berechtigung.

Die Frage ist wohl: Braucht es zwei Partei-Tageszei-tungen? Medienvielfalt ist etwas Elementares, aber Vielfalt stellt sich noch nicht dadurch ein, dass die Position des politischen Gegners in berechenbarer Weise zerrissen oder totgeschwiegen wird. Parteiun-abhängige inhaltliche Auseinandersetzung muss das Ziel sein. Es muss hier fairerweise erwähnt werden, dass sich einige JournalistInnen durchaus stärker als auch schon um Meinungsvielfalt bemühen, ei-genständige Kommentare wagen.

Betrachtet man die Möglichkeiten auf dem auf Liechtenstein und die angrenzende Region beschränkten Leser- und Werbemarkt, so ist es eher erstaunlich, dass zwei Tageszeitungen überhaupt bis heute überleben konnten. Die Herausgeber von «Vaterland» und «Volksblatt» werden auch in Zukunft alles unternehmen, um es nicht der konkurrierenden Tageszeitung zu überlassen, die Be-völkerung über alle relevanten Themen exklusiv informieren zu können. Das bringt den Vorteil für die Leserschaft mit sich, dass nichts unter der Decke gehalten werden kann, schon gar nichts, was aus parteipolitischen Motiven nicht den Weg an die Öffentlich-keit fi nden sollte. Auch so gesehen fördert das Bestehen von zwei Tageszeitungen den Qualitätsjournalismus.

Nein, Liechtenstein braucht nicht unbedingt zwei Tageszeitungen, wäre meine spontane Antwort. Warum? Es gibt mehrere Gründe: Wenn man die Parteibrille ablegt, sieht man, dass in beiden Zeitun-gen mehr oder weniger das Gleiche steht. Natürlich politisch auf Rot oder Schwarz zugeschnitten. Unsere zwei Zeitungen vermit-teln nur die ganz einfache «subtile» Botschaft dass ihre Parteige-nossen besser sind. Wer nach recherchierten und gut fundierten, neutralen Berichten sucht, wird in beiden Zeitungen nicht fündig. Kommentare sind reinste Parteipolitik, im Wahlkampf sowieso. Kommentare bewegen sich oft am Rande der Verleumdung und dienen nur dazu, den politischen Gegenspieler schlecht zu ma-chen. Dass seit Neustem das «Volksblatt» auch Leserbriefe zensiert, erinnert an die Pravda. Kurzum: Es wäre schön, eine Tageszeitung in Liechtenstein zu haben, die für alle politischen Parteien eine Seite zur Verfügung stellt, aber die Journalisten und Kommenta-reschreiber ihre Arbeit unparteiisch und parteiunabhängig erle-digen liesse.

Ist die staatliche Unterstützung der beiden Landeszeitungen im Bereich der Medienförderung (1.7 Mio. Fran-ken im Jahre 2014 für Vaterland und Volksblatt) nicht auch eine indirekte Parteien-Finanzierung?

Die Tageszeitungen erfüllen neben der politischen Inlandberichterstattungen weitere Informationsbe-dürfnisse. Hier sei z.B. die aktuelle Sport- und Kultur-berichterstattung, Berichte über das Weltgeschehen sowie über das Vereins- und Gesellschaftsleben in Liechtenstein erwähnt. Die staatliche Medienförde-rung ausschliesslich auf die wenigen Seiten politi-sche Inlandberichterstattung zu reduzieren ist eine stark vereinfachte Sichtweise.

Ja, ganz klar. Die Freie Liste weist regelmässig auf diesen Umstand hin. Selbstherrlich haben die Gross-parteien die Medienförderung auf ihre Interessen zu-geschnitten, das entsprechende Medienförderungs-gesetz entworfen und die Kommission mit ihren Leuten besetzt. Die Staatengruppe gegen Korruption hat dies auch schon bemängelt. In EU-Ländern wird Wahlrechtsgleichheit und Chancengleichheit der politischen Parteien gefordert. In Liechtenstein wird statt auf Fairness in der Parteienfi nanzierung auf die Macht des Stärkeren gesetzt.

Die Beiträge an die politischen Parteien und die Medienförderung durch die öffentliche Hand dienen völlig unterschiedlichen Zwe-cken. Der Kostendruck auf die Tageszeitungen steigt im Zuge der digitalen Transformation weiter an. Es ist schwierig, die Einbussen im Bereich der Printinserate durch Werbung auf den Online-Platt-formen zu kompensieren. Das bedeutet, dass die Tageszeitungen mehr als je zuvor auf Medienförderung angewiesen sind. Wenn die Politik weiterhin daran interessiert ist, dass es als Ergänzung zu den schnellen Online-Nachrichten gedruckte Tageszeitungen gibt, welche Hintergrundberichte und Vertiefungsgeschichten bieten, dann ist das bestehende Volumen der Medienförderung eine abso-lute Notwendigkeit.

Natürlich ist dies eine versteckte Parteien-Finanzierung! Dass die Grossparteien nicht an einer Änderung dieses Auszahlungsmo-dus' der im Medienförderungsgesetz geregelt ist, versteht sich von selber. Wenn aber die Grossparteien, allen voran die FBP, immer wieder vom Sparen reden und dann eine Zeitung mit staatlichen Geldern fi nanzieren, die sich — wie im Falle des FBP-Blatts — in aus-ländischen Händen befi ndet, ist das schon sehr stossend. Ähnlich beim «Vaterland», das von einer Stiftung gehalten wird und sofern es Gewinne gibt, diese dann in die VU–Parteikasse schiesst. Unsere Medienförderung ist auf die Grossparteien zugeschnitten. So ein-fach ist das. Wir, die Unabhängigen, publizieren unser «hoi du» aus der nach unserer Meinung grosszügigen Parteienfi nanzierung.

Wer bezahlt, befi ehlt. Kann in Liech-tenstein ein Medium neutral sein?

Neutralität eines Mediums liegt immer im Auge des Betrachters. Sicherlich gibt es bei beiden Tageszeitun-gen eine ganz offensichtliche politische Nähe. Jedoch hören beide Zeitungen jeweils alle Akteure unserer politischen Landschaft.

Das Medienförderungsgesetz wird von unseren bei-den Altparteien als Selbstbedienungsladen für ihre Parteizeitungen betrachtet. Das enge Gefl echt und die Einfl ussnahme auf diese Medien führt leider dazu, dass diese insgesamt zu wenig kritisch sind, wenn es um politische Inhalte oder Vetterliwirt-schaft geht. Es gibt aber mittlerweile auch Plattfor-men wie diese, die sich um Neutralität bemühen. Die parteipolitische Medienförderung schadet uns allen und ist überfl üssig.

Die Tageszeitungen werden von Verwaltungsräten geführt, die un-ternehmerisch denken und handeln. Gerade das Medienhaus legt grossen Wert darauf, dass die Redaktion den für das wirtschaftli-che Überleben notwendigen verlegerischen Anspruch erfüllt, die Leserinnen und Leser so umfassend und unabhängig zu informie-ren, dass sie grundsätzlich kein zweites Medium mehr benötigen. Deshalb pfl egen die Redaktionsmitglieder im Medienhaus nach bestem Wissen und Gewissen einen möglichst unabhängigen Qua-litätsjournalismus. Im Hinblick auf die Höhe der Aufl age und die Leserzahlen ist das «Vaterland» unbestritten die Nummer 1. Das zeigt, dass seine Glaubwürdigkeit am höchsten ist.

Ja, warum nicht? Eine Zeitung, die zumindest im politischen Sinn jeder Partei eine Chance gibt und sich um gut recherchierte Be-richte, eigenständige Analysen und unabhängige Kommentare bemüht, wird die Chance haben, sich durch genügend Abonne-ments und Werbung zu fi nanzieren. Zum Überleben sollten nur neutrale bzw. parteiungebundene Medien noch zusätzlich Medi-enförderung erhalten. Diese sollte aber fair verteilt werden. Es soll wirklich eine Medienvielfalt entstehen, die alle Aspekte der liechtensteinischen Gesellschaft mehr oder weniger gleichmässig berücksichtigt und nicht nur die politischen Grossparteien.

3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien

polit:zeit

Page 18: lie:zeit Ausgabe 46

18 06/2016

Frauen an die Macht

Die Anfrage der FBP-Ortsgruppe Schaan im Jahr 2014, für den Ge-meinderat zu kandidieren, kam für mich sehr überraschend. Ei-nerseits bin ich in Triesen aufge-wachsen und andererseits lebte ich lange Jahre in Wien, wo ich mein Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaf-ten sowie Politikwissenschaften erfolgreich absolvierte. Quasi frisch zurück im Land und erst noch keine Schaanerin hatte ich mit dieser Anfrage wirklich nicht gerechnet. Die Anfrage lös-te aber etwas aus in mir, gab mir einen Impuls und so hörte ich mich selber innerlich doch sehr rasch Ja sagen. Diese Anfrage hat Veränderun-gen in mein Leben gebracht. Erstmals setze ich mich mit den weiteren Kandidatinnen und Kandidaten intensiv mit unse-rem Zusammenleben und der Ge-staltung unserer Gemeinschaft in Schaan auseinander. Diese Auseinandersetzung mit der Ent-wicklung der Gemeinde war sehr interessant, lehrreich und inten-siv. Dabei habe ich eine ganze Menge an Frauen und Männern kennengelernt beziehungsweise besser kennengelernt.

Aus Ärger wird MissionAm Wahlsonntag fieberten wir alle dem Resultat entgegen. Ge-spannt wartete ich auf mein Ergebnis. Ich wollte in den Ge-meinderat. Das Fieber hatte mich gepackt. Ich wollte mitgestalten und meinen Beitrag direkt im Gemeinderat einbringen. Am Ende hatte es knapp nicht ge-reicht. Einerseits freute ich mich über mein Ergebnis, andererseits schrammte ich an meinem Ziel eben doch vorbei. Geärgert hatte mich der Ausgang der Wahlen aber erst in den Tagen nach der Wahl so richtig. Nicht mein per-sönliches Ergebnis, sondern das Abschneiden der Frauen bereite-te mir Kummer. Ein Lichtblick war der Sitz von Maria Kaiser in

Ruggell als Vorsteherin. Aber das Gesamtbild war ernüchternd: Die Chancen der Frauen schienen weit geringer als die der Männer. Das Thema Politik schien nach missglücktem Start beendet. Wäre da nicht die Anfrage von Regierungsrätin Aurelia Frick gewesen, welche sich dafür stark machte, dass ich den Vorsitz bei den Frauen in der FBP überneh-men solle. Obwohl ich dieser Gruppe bis dahin aktiv nicht an-gehörte, löste auch diese Anfrage wieder einen Impuls in mir aus und ich hörte mich innerlich sehr rasch Ja sagen.

Wir brauchen FrauenFür mich steht fest, dass wir Frau-en in den politischen Gremien brauchen. Es ist eine absolute Notwendigkeit. Es ist aber kein Wunder, dass Frauen sich ob ih-rer Resultate schwer tun mit ei-ner Kandidatur. Weil aber Klagen nichts bewirkt, setze ich mich in-nerhalb der FBP und ausserhalb durch Veranstaltungen dafür ein, dass sich hier etwas ändert. Wir haben uns in der Frauen-FBP seit meinem Vorsitz immer wie-der mit dem Thema beschäftigt.

Einmal hatten wir das Thema Quote angesprochen, was ein kleines Erdbeben im Land aus-löste. Offensichtlich bewegt das Thema, wenn auch nicht alle auf dieselbe Weise. Ich setze mich da-für ein, dass Frauen an die Macht kommen. Damit meine ich nicht das Matriarchat, also die Frauen-herrschaft, aber Frauen gehören in politische Gremien, dorthin wo die Macht zuhause ist. Ich will Frauen ermuntern und

rufe an dieser Stelle auch auf zu einer Kandidatur. Aus eigener Er-fahrung kann ich berichten, wie wertvoll diese Erfahrung ist. In der Tat ist es so, dass man mit der Aufgabe mitwächst und Stärken in sich entdeckt, die bis dahin nicht so ausgeprägt waren. Mein Ziel mitzugestalten, hat sich bis heute in anderer Form erfüllt. Das eigentliche politische Ziel ist aber noch nicht erreicht. Dazu brauchen wir Frauen.

Von Clarissa Frommelt, Vorsitzende der Frauen in der FBP

Seite der FBP

VERANSTALTUNGSHINWEISAm Dienstag, den 28. Juni 2016, veranstalten die Frauen in der FBP einen Vortrags-abend mit der Referentin Fabienne Amlinger zum Thema «Aussenbezirke der Parteien? Parteieigene Frauenorganisati-onen am Beispiel der Schwei-zer Regierungsparteien».Fabienne Amlinger hat in Bern und Basel Geschichte, Sozial-anthropologie und Soziologie studiert. 2015 promovierte sie mit der Arbeit «Im Vorzimmer zur Macht? Die Frauenorga-nisationen der SPS, FDP und

CVP (1971 bis 1995)». Darin untersuchte sie die Frauenor-ganisationen von Schweizer Regierungsparteien nach der Einführung des Frauenstimm-rechts. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr und findet in der Mühle Balzers statt. Im Anschluss geben wir bei einem Apéro die Möglichkeit für Gespräche und dem Austausch mit der Referentin. Aus organisatori-schen Gründen bitten wir um Anmeldung an: [email protected] oder Tel. 237 79 40.

Clarissa Frommelt: «Für mich steht fest, dass wir Frauen in den politischen Gremien brauchen».

Page 19: lie:zeit Ausgabe 46

1906/2016

Start-ups und Standort-strategie 2.0Wow, da geht aber die Post ab im Ländle. (Hoffen wir nur, dass sie nicht so abgeht, wie die Liechtensteinische Post bis zum Abgrund hin). Regierungschef Adrian Hasler plant, Liechtenstein zu einem Hub (Dreh-und Angelpunkt) für neue Start-ups (Jungunternehmen) zu machen. Die Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens zeigt sich schon im Gebrauch der vielen angelsächsischen Management-Power-Ausdrücke. Von Harry Quaderer, du-Fraktionssprecher

Nebst Regierungslabor, Inno-vations Clubs und der neuen Rechtsform des Liechtenstein Venture Clubs fehlen eigentlich nur noch die gewinnbringen-den Teilnehmer. Dies hat nun Regierungschef Adrian Hasler angepackt: Liechtenstein soll zu einem Zentrum für Start-ups und Innovatoren gemacht wer-den. Ein umfangreiches Konzept und ein international vernetzter Berater und Investor aus dem ho-hen Norden sollen zum Durch-bruch verhelfen. Frank Thelen Jury-Mitglied der Fernseh-Show «Die Höhle des Löwen» soll sein Know-how (Wissen) als Berater einbringen. Dass dem Guru aus dem Ausland mehr Glauben ge-schenkt wird, ist nichts Neues. Dem Propheten im eigenen Land hört man am liebsten nicht mal zu . «Champions» entdecken und aufbauen, davon verstehen ja nur Englisch sprechende Deut-sche etwas.

Der Teppich wird ausgerolltDer international besetzte Ma-nagement Board (Vorstand) wirft die Angeln aus und fischt die glücklichen Start-ups aus ihren Gewässerchen und rollt ihnen in unserem Land den Teppich aus. Private Investoren aus dem In- und Ausland stellen die nö-tigen Finanzen zur Förderung der Start-ups zur Verfügung. Da wird das KMU-Zentrum, das ge-rade mal 40’000 Franken für die fünf besten Business-Pläne im Rheintal vergeben kann, ja ganz schön in den Schatten gestellt.

Zur Jahrtausendwende gab es eine Regierung, die Liechten-stein zum Dreh- und Angelpunkt für die Telekommunikation ma-chen wollte. Und Millionen ver-lochte. Ich wünsche dem Start-up-Unterfangen mehr Erfolg!

Ein Synergie-KnalleffektDamit die Idee unseres Regie-rungschefs auch Früchte tragen kann, braucht es natürlich eine Standortstrategie, genauer ge-sagt, die Strandortstrategie 2.0. Weiterentwickelt und vorgestellt wurde diese am gleichen Tag wie die Start-up-Inititiave (Zu-fall?) vom Regierungschef Stell-vertreter Thomas Zwiefelhofer und dem Leiter des Amtes für Volkswirtschaft, Christian Haus-mann. Ein wahrer wirtschafts-politischer Synergie-Knalleffekt

könnte man sagen. Nur aber habe ich mich gewundert, ob die Standortstrategie wirklich eine gute Idee ist. Schliesslich fehlt da ja der Einbezug des Propheten aus dem Ausland. Kann’s ohne Guru aus Deutschland wirklich eine Strategie für unseren Wirt-schaftsstandort geben? Naja, wenigstens hat Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelho-fer bei der Pressekonferenz nicht um den heissen Brei herum ge-redet, sondern stellte ernüch-ternd fest: «Die bahnbrechende, revolutionäre Neuerkenntnis ist in dieser Standortstrategie nicht enthalten.» Warum also war eine 70-seitige Broschüre, die auch von der Homepage der Regierung heruntergeladen wer-den kann, notwendig?

Eigentlich schon komisch wie unsere zwei Regierungschefs gleichentags zum grossen Wurf in der Standortförderung aushol-ten. Am Beginn der Legislatur im Jahr 2013 warfen sie zusam-men Steine in den Rhein. Bei den jüngsten Würfen hat man weder das Gefühl, dass sie noch zusam-men spielen, noch dass sie einan-der Steine in den Garten werfen. Der Regierungschef und sein Stellvertreter bewegen sich jetzt auf ihren separaten Wahlkampf-baustellen.

Nun ja, ob die beiden Kapitäne mit ausländischem Know-how oder der Standortstrategie 2.0 die Segel setzen und unsere Jungunternehmer zu neuen un-ternehmerischen Ufern schip-pern werden, wird sich erst noch zeigen. Wir alle würden uns über jedes neue innovative Unternehmen freuen, wenn es mit seinen hoch bezahlten Ma-nagern und pendelnden Mitar-beitern leere Luxus-Wohnungen füllt und natürlich Steuern ab-wirft, welche die noch geltende Mindestertragssteuer von CHF 1200.00 Franken übertrifft.

Let’s wait and see, wie die Amis zu sagen pflegen. Und wer weiss, vielleicht werden uns die Herren Regierungschefs in der nächsten Legislatur nochmals jeder mit ei-ner bahnbrechenden Idee über-raschen.

Harry Quaderer, du-Fraktionssprecher

Seite der DU

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20 06/2016

Unser Nachbar, die Schweiz, be-müht sich, für jeden seiner Bewoh-ner einen Schutzplatz zu unterhal-ten. Sind in einer Gemeinde zu wenige davon vorhanden, müssen bei einem Neubau diese auf Kosten der Hausbesitzer integriert und un-terhalten werden. Es dünkt, dass in der Schweiz der Mensch doch noch etwas wert ist. Der Liech-tensteiner jedoch scheint zumin-dest nach Ansicht der Regierung nicht gerade ein erhaltenswerter Vogel zu sein. Sein Ersaufen im Rhein, sein Verbrennen im Super Gau oder sein Tod unter einem Bombenhagel ist unserem Herrn Regierungschef und seinem Spe-zi, dem Vize, nämlich völlig egal. Um ihre Erfolgsbilanz zu schönen und Kosten zu drücken, würden die

zwei uns alle im Ernstfall glatt über die Klinge springen lassen.

Es ist schon ein starkes und hane-büchenes Stück, so einfach über die Köpfe hinweg zu entscheiden, dass die Schutzplätze im Lande nun ausgedient hätten. Um sich zu rechtfertigen, ordnet man dem hochsubventionierten Liechten-stein-Institut an, wissenschaftlich zu bestätigen, dass es in Zukunft niemals mehr Krieg geben wird. Na bravo.

Man stelle sich nur einmal vor, eine Seuche bricht aus – könnte leicht sein, denn das Super Grippe Virus lauert nach Ansicht von Fachleu-ten schon in den Startlöchern. Oder in Frankreich geht grenznah

zur Schweiz einer oder zwei der 58 Atomreaktoren in die Luft. Oder ein winterlicher Öl-Boykott verwandelt Häuser und Wohnungen in Gefrier-truhen usw. Ohne Notvorräte und ohne Schutzräume wäre Liechten-stein dann prädestiniert das Land der erfolgreichsten Märtyrer zu werden. Na bravo.

Aber das sind wir ja sowieso. Nachdem wir den zerfallenden Zie-gelbau in Vaduz mit seinem runden Tisch darinnen, der weder Anfang noch Ende hat und alles im sinnlo-sen Kreise drehen lässt, ertragen müssen, läuft der aufmerksame Liechtensteiner ja nur noch mit Fragezeichen zwischen den Ohren herum. Na bravo.

Der Entscheid, die Schutzplätze aufzulösen, gründet die Regierung darin, dass nur noch Rhein und Föhn unsere Gefahren wären. Also: der Rhein überschwemmt das gan-ze Tal, die Regierung fl üchtet in den Kellerbunker und unser Feind Nummer eins breitet seine Fluten darüber aus, sodass nur noch verzagte Luftbläschen daraus auf-steigen. Dann sind wir aber richtig führerlos. Auch diesmal na bravo. Nur jetzt aber richtig.

Jo Schädler, Bendern

PS: Der Inhalt eines Leserbriefs oder Standpunkts eines Gastautors muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Ausgebunkert?

20

Mein Standpunkt

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USV-Erlebniscamp 1. – 5. August 2016

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Page 21: lie:zeit Ausgabe 46

2106/2016

Adrian Hasler bewirbt sich bei den Landtagswahlen 2017 erneut um das Amt des Regierungschefs. Die Arbeit erfülle ihn, ausserdem gebe es noch viel anzupacken und voranzutreiben, betont er. Ob er auch als Vize-Regierungschef zur Verfügung stünde, lässt Hasler noch offen. Interview: Michael Benvenuti

lie:zeit Regierungschef Has-ler, Sie haben am FBP-Parteitag öffentlich bekanntgegeben, für eine zweite Amtszeit zu kandi-dieren. Wie leicht fiel Ihnen die-se Entscheidung?Adrian Hasler: Ich übe das Amt des Regierungschefs sehr ger-ne aus. Dieses Amt ist sehr an-spruchsvoll, aber auch abwechs-lungsreich und sehr interessant. Ich komme mit sehr vielen Menschen in Kontakt und bin ständig gefordert, ausgewogene Lösungen zu finden. Diese Arbeit erfüllt mich. Ein Blick zurück zeigt mir auch, dass wir in der laufenden Legislaturperiode viel erreicht haben – auch das ist ein schönes Gefühl. Dennoch gilt es, die Frage einer weiteren Amts-zeit seriös abzuwägen. Schliess-lich habe ich aber aus Überzeu-gung «Ja» gesagt, denn ich habe noch viel vor.

Inwiefern war die DU-Umfrage, die Ihnen als Regierungschef sehr gute Werte attestierte, mit-entscheidend?Diese Umfrage war für meine Entscheidung überhaupt nicht relevant. Selbstverständlich habe ich mich über die guten Werte in der Umfrage gefreut. Es ist toll, wenn man in einer Um-frage gute Werte für sich findet, obwohl man in einem schwieri-gen Umfeld auch viele unange-nehme Entscheidungen treffen musste. Dies zeigt mir, dass die Bevölkerung durchaus erkennt, dass wir ein gutes Fundament für unsere Nachkommen bauen.

Sie betonten vor vier Jahren, dass Sie Liechtenstein ausschliess-

lich als Regierungschef zur Ver-fügung stünden, nicht aber als Stellvertreter. Hat sich an dieser Einstellung mittlerweile etwas geändert?

Diese Frage kommt doch etwas sehr früh. Vorerst warte ich die Nominierung meiner Kandi-datur durch den Parteitag ab. Ausserdem hätte in so einem Sze-

nario die Partei ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

Sie treten im Duell um den Regierungschef-Posten erneut gegen Thomas Zwiefelhofer an. Wie stark hat Ihre Freund-schaft in den vergangenen dreieinhalb Jahren gelitten?Beobachter werden erkennen, dass unsere Rollen in der Regie-rung einer Freundschaft nicht förderlich sind.

Sie hätten als erfolgreicher Re-gierungschef abtreten können, immerhin wurden in Ihrer Amts-zeit wesentliche Reformen umge-setzt, der Staatshaushalt gilt als saniert. Weshalb wollen Sie noch weitere vier Jahre anhängen? Gilt es noch so viel zu erledigen in Liechtenstein?Es freut mich, dass Sie die Leis-tungen der aktuellen Regierung positiv würdigen. Aus meiner Sicht wäre es aber ein schlechtes Signal, nach einer Amtsperiode bereits wieder abzutreten. Das entspricht nicht meinem Natu-rell. In den vergangenen drei Jahren haben wir viele wichtige Themen vorangebracht. Und tat-sächlich, es gibt noch viel anzu-packen und voranzutreiben.

Nicht wenige trauen den Unab-hängigen bei den Wahlen im Fe-bruar 2017 einen weiteren Erfolg zu. Wäre für Sie eine Koalition mit DU vorstellbar?Über Koalitionen denken wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht nach. Unser Wahlziel ist, die stimmenstärkste Partei zu blei-ben. Alles andere ergibt sich zu einem späteren Zeitpunkt.

«Schlechtes Signal, nach einer Amtsperiode wieder abzutreten»

Regierungschef Adrian Hasler: «Unser Wahlziel ist, die stimmenstärkste Partei zu bleiben.»

Page 22: lie:zeit Ausgabe 46

22 06/2016

ERTRAGSSTEUERN

Frage von Landtagsabgeordneter Erich Hasler an den Regierungs-chef Adrian Hasler am 11. Mai 2016

Gemäss dem zurzeit geltenden Steuergesetz betra-gen die Ertragsteuern 12,5 % des Bruttogewinns. Vom Bruttogewinn kann jedoch noch ein Eigenka-pitalzinsabzug vorgenommen werden, was zu ei-ner deutlichen Reduzierung der Ertragssteuern von Firmen mit einem hohen Anlagevermögen führen kann. In diesem Zusammenhang habe ich ein paar Fragen an die Regierung, die sich mir beim Lesen

der Geschäftsberichte der staatsnahen Betriebe gestellt haben.

1. Wie hoch in absoluten Frankenbeträgen und in Prozenten vom Bruttogewinn waren im vergangenen Jahr die Ertragssteuern der LKW, der LGV, der Telecom und der Liechtensteinischen Landes-bank?

2. Um schätzungsweise wie viel höher sind die Ertragssteuern der Landesbank nach der zuletzt vom Landtag beschlossenen Ände-rung des Steuergesetzes, mit der die Höhe des Eigenkapitalzins-abzuges insbesondere von Banken und Versicherungen beschnit-ten werden sollte, ausgefallen?

3. Wie hoch wären die Ertragssteuern der genannten staatsnahen Firmen gewesen, wenn kein Eigenkapitalzinsabzug hätte vorge-nommen werden können?

4. Wie hoch ist die Summe des modifizierten Eigenkapitals aller in Liechtenstein steuerpflichtigen Gesellschaften in den Jahren 2014 und 2015 gewesen und welchem Steuerabzug entspricht dies in Franken ausgedrückt?

Regierungschef Adrian Hasler: Zu Fragen 1 bis 3: Konkrete Steuerzahlungen und Steuerfaktoren - wie der Eigenkapitalzinsabzug einzelner Gesellschaften - können aufgrund des Steuergeheimnisses nicht kommuniziert werden. Diese Werte sind nur aus der Steuererklärung er-sichtlich und sind somit nicht öffentlich zugäng-lich. Dies gilt auch für staatsnahe Gesellschaften.

In den Geschäftsberichten der erwähnten Gesellschaften sind die Ergebnisse vor Steuern sowie der Ertragssteueraufwand ausgewie-sen. Die Geschäftsberichte werden dem Landtag zur Kenntnis ge-bracht und sind öffentlich verfügbar.

Zu Frage 4: Das modifizierte Eigenkapital aller in Liechtenstein der Ertragssteuer unterliegenden juristischen Personen beträgt für das Steuerjahr 2013 CHF 12,6 Mia. Diese Zahl ist in der Steuer-statistik 2014 auf Seite 26 veröffentlicht. Aktuellere Zahlen sind noch nicht verfügbar.

polit:zeit

Kleine Anfragen in der Mai-Session des Landtages

Als Kleine Anfrage bezeichnet man eine auf we-nige Punkte begrenzte Fragestellung eines Land-tagsabgeordneten an die Regierung. Sie gehört zu einem der Instrumente der parlamentarischen Kontrolle.

Die Beantwortung der Anfrage durch die Liechtensteinische Regie-rung fällt immer am Schluss der Landtagssitzung, wobei in der Regel keine aufwändigen Recherchen durchgeführt werden. Die Antwor-ten beruhen auf den Fakten, die der Regierung aktuell vorliegen. Kleine Anfragen sind hauptsächlich ein Instrument der Opposition, die damit auch die jeweilige Regierung kontrollieren will; oftmals fordert sie Rechenschaft über bestimmte Handlungen, oder sie will Begründungen, warum bestimmte Maßnahmen nicht ergriffen wur-den. Außerdem kann sie so Partikularinteressen ihrer Wählerschaft zum Ausdruck bringen, was vordergründig aus wahltaktischen Mo-tiven geschieht. Die Kleinen Anfragen werden durch das zuständige Regierungsmitglied beantwortet und werden im Landtag nicht dis-kutiert.

Page 23: lie:zeit Ausgabe 46

2306/2016

STAATSBEITRAG PRIVATE UNIVERSITÄT LIECHTENSTEIN

Frage von Landtagsvizepräsidentin Violanda Lanter-Kolleran Regierungsrätin Aurelia Frick vom 11. Mai 2016

Die Private Universität Liechtenstein konnte ihr 15-jähriges Jubiläum feiern und überreichte, wie den Medien zu entnehmen war, letzten Samstag 15 Absolventinnen und Absolventen ihre Pro-motionsurkunden. Die Schwerpunkte in Lehre und Forschung liegen seit 2004 in den Bereichen Rechtswissenschaften und Medizinische Wissen-schaft. Die angebotenen Doktoratsstudiengänge

können berufsbegleitend absolviert werden. Wie bekannt geworden ist, hat der Universitätsrat bei der Regierung den Antrag auf Gleich-behandlung mit der Universität Liechtenstein und dem Liechten-stein-Institut gestellt und um die Gewährung eines Staatsbeitrags von jährlich CHF 450'000 für die Periode 2016 bis 2019 angesucht. Dieses Gesuch wurde von der Regierung abgelehnt. Meine Fragen hierzu:

1. Weshalb wurde der Antrag vom 18. Dezember 2015 von der Re-gierung abgelehnt?

2. Welche Bedeutung misst die Regierung der Privaten Universität Liechtenstein im Bildungsstandort Liechtenstein zu?

3. Wie bewertet die Regierung das Bildungs- und Forschungsan-gebot der Privaten Universität Liechtenstein im wissenschaft-lichen Kontext?

4. Besteht ein regionales Bedürfnis für das Angebot der UFL, res-pektive welche Lücken in der Bildungslandschaft könnten ge-schlossen werden?

5. Welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit die UFL einen Staatsbeitrag in der Grössenordnung des beantragten er-halten könnte?

Regierungsrätin Aurelia Frick:Zu Frage 1: In Liechtenstein gibt es mit der Univer-sität Liechtenstein, der IAP und der UFL derzeit drei Hochschulen; daneben gibt es das Liechtenstein-Institut als hochschulartige Institution. Die UFL ist eine vom Staat bewilligte private Institution.Die Regierung erachtet es als prioritäres öffentli-ches Interesse, die begrenzten staatlichen Mittel für

den Hochschulbereich konzentriert und zielgerichtet einzusetzen. Diesem Interesse würde die Regierung nicht folgen, wenn die stark begrenzten Mittel auf eine allenfalls steigende Zahl von kleinen Ins-titutionen aus privater Initiative verteilt würden.Zu Frage 2: Die UFL ist eine wertvolle Ergänzung und eine Bereiche-rung für den Bildungsstandort Liechtenstein und die Regierung misst der Rolle, welche die UFL einnimmt, eine grosse Bedeutung zu. Insbesondere auf Grund der Tatsache, dass es sich um eine privat-wirtschaftliche Initiative handelt, eröffnen sich ihr gegenüber staat-lichen Unternehmen zusätzliche Möglichkeiten und Perspektiven.Zu Frage 3: Die Forschungsarbeiten im Rahmen der juristischen Dok-toratsstudien erweitern die Erkenntnisse zum liechtensteinischen Recht. Daneben veranstaltet die UFL alljährlich Vortragsreihen und Kolloquien zu medizinischen Fragen für eine breite Öffentlichkeit. Diese werden seit Jahren vom Staat mit Beiträgen zwischen CHF 20'000.- und CHF 40'000.- unterstützt.Zu Frage 4: Die UFL wurde im Jahr 2000 gegründet. Seither konnte sie ihr Angebot ausbauen und entwickeln. In diesen 16 Jahren hat sie bewiesen, dass sie in ihrer Funktion als private Universität die Liechtensteinische Bildungslandschaft ergänzt und dass dafür ein regionales Bedürfnis besteht.Zu Frage 5: Gemäss Art. 43 Abs. 2 Bst. b des Hochschulgesetzes (HSG) können Staatsbeiträge auf der Grundlage einer Leistungsvereinba-rung ausgerichtet werden, sofern der Staatsbeitrag durch einen Fi-nanzbeschluss gedeckt ist. Der Abschluss einer Leistungsvereinba-rung setzt gemäss Art. 43 Abs. 3 HSG ein öffentliches Interesse an der von der Hochschule zu erbringenden Leistung voraus.

polit:zeit

Page 24: lie:zeit Ausgabe 46

24 06/2016polit:zeit

ENTWICKLUNG DES LIECHTENSTEINISCHEN GESELLSCHAFTSWESENS

Frage von Landtagsabgeordneter Harry Quaderer an Regierungs-chef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer vom 11. Mai 2016

Das Gesellschaftswesen wird spätestens im Herbst in diesem Hohen Haus wieder ein Thema sein, wenn wir über die Erhöhung der Mindestertragssteuer sprechen werden. Zu zwei ähnlichen Anfragen des Abg. Alois Beck in den Jahren 2014 und 2015 hielt die Regierung fest, dass immer noch ein erheblicher Löschungsüber-hang besteht. Und die Regierung erhofft sich einen verringerten Abbau von Rechtseinheiten, sobald sich

Rechtssicherheit im Bezug auf das künftig anwendbare regulatorischer Umfeld eingestellt hat. Ich möchte hierzu eine Frage stellen:• Wie hoch war die Anzahl aller eingetragenen und hinterlegten Rechtsformen per Ende 2008 bis 2015? Und hierzu würde mir nur eine Zahl genügen, dass wir einen gewissen Trend erkennen können.

Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer beantwortete die Frage des Abg. Harry Quaderer in Form einer Grafik (siehe unten), die selbstredend ist. Von den per Ende 2008 registrierten eingetragenen und hinterlegten Rechtsformen in Höhe von 75‘823 sind per Ende 2015 noch 36‘307 vorhanden. Der Ab-bau beträgt insgesamt fast 40‘000 Gesellschaften in-nerhalb von sieben Jahren.

Entwicklung des Liechtensteinischen Gesellschaftswesen

EingetrageneRechtsformen

HinterlegteRechtsformen

Total

2008

29'9

8345

'840

75'8

23

28'8

4340

'450

69'2

93

27'5

5837

'438

64'9

96

25'8

7132

'729

58'6

00

24'2

2028

'986

53'2

06

22'3

9824

'250

46'6

48

20'8

0920

'440

41'2

49

19'3

6516

'942

36'3

07

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Page 25: lie:zeit Ausgabe 46

2506/2016

lie:zeit: Herr Quaderer, Sie sind seit gut einem Jahr Präsi-dent des Liechtensteiner Fuss-ballverbandes (LFV). Wie haben Sie sich eingelebt?Hugo Quaderer: Es war ein wirk-lich spannendes erstes Jahr beim LFV mit einer grossen Themen- und Aufgabenvielfalt. Dank der Unterstützung durch den Vorstand und die Geschäftsstel-le konnte ich mich aber rasch

einarbeiten und darf sagen, dass ich mich zwischenzeitlich gut eingelebt habe. Anfangs war ich fast ein wenig überrascht von der beträchtli-chen Bandbreite der Agenden. Der Verband ist ja nicht nur national tätig, sondern auch re-gional und international einge-bunden. Da kommen viele sehr unterschiedliche Themen auf den Tisch.

Was macht das Amt so span-nend?Da ist bei mir persönlich natür-lich seit frühester Jugend die ge-nerelle Faszination für den Fuss-ball, die das Amt so interessant macht. Diese Begeisterung ist sicher ausschlaggebend dafür, dass ich mit viel Herzblut bei der Sache bin. Ich habe die Chance erhalten, die Weiterentwicklung des Liechtensteiner Fussballs ak-

tiv mitzugestalten. Das ist span-nend und motivierend auf der einen Seite sowie zugleich ehren-voll und anspruchsvoll. Was das Präsidentenamt beim LFV neben der grossen Bandbreite an Aufga-ben und Themen prägt, sind die zahlreichen Berührungspunk-te mit anderen Verbänden und ganz besonders auch das Zusam-menspiel mit den sieben einhei-mischen Vereinen.

Der Fussballsport als grosser Sympathieträger Liechtensteins Wie entwickelt sich das A-Team der Liechtensteiner Fussball-Auswahl, wie schaut es im Bereich der Nachwuchsförderung im Verband und in der Zusammenarbeit mit den Vereinen aus und welche Kri-terien muss der LFV erfüllen, um an die UEFA-und FIFA-Gelder ranzukommen? Solche und ähnliche Fragen standen im Fokus des Gesprächs, das wir mit Hugo Quaderer, dem Präsidenten des Liechten-steiner Fussballverbandes (LFV), geführt haben. Interview: Herbert Oehri

Die U21 von Liechtenstein im EM-Qualifikationsspiel gegen Kroatien. (Bilder: LFV)

Page 26: lie:zeit Ausgabe 46

26 06/2016

Wie schätzen Sie die Herausfor-derungen bezüglich der Quali-fikation für unsere A-National-mannschaft zur Teilnahme an der WM 2018 ein? Wir sind in eine attraktive Gruppe mit nam-haften Gegnern gelost worden. Liegt da der eine oder andere Punkt drin?Natürlich hoffen wir, auch in dieser Qualifikation wieder zu punkten. Das wird nicht selbst-verständlich sein, zumal die Gruppe mit den beiden Ex-Welt-meistern Spanien und Italien si-cher noch schwerer einzuschät-zen ist als zuletzt die Gruppe bei der EM-Qualifikation. Wenn wir es realistisch betrachten, liegt nur gerade Mazedonien in unse-rer Reichweite und dies auch nur dann, wenn wir einen sehr guten Tag erwischen. Dennoch ist es un-ser Ziel, immer wieder für Über-raschungen gut zu sein.

Zur Stärke der Qualifikations-gruppe kommt hinzu, dass sich unsere Nationalmannschaft weiterhin in der Umbruchphase befindet. Denken wir nur an den Abgang von Mario Frick, den es zunächst einmal zu kompensie-ren gilt. Wir haben jetzt nur noch einige wenige routinierte Spieler über dreissig, dazu eine Gruppe von Spielern, die sich etabliert ha-ben und einige Junge, bei denen sich noch nicht klar abzeichnet, wohin ihr Weg führt. Dennoch sind wir zuversichtlich, auch in der bevorstehenden Qualifikation wieder eine Nationalmannschaft

zu haben, auf die Liechtenstein stolz sein darf. Der LFV ist auf je-den Fall bestrebt, die Spieler auf ihrem Weg zu begleiten und wo immer möglich zu unterstützen.

Was kann der LFV tun, um die sportliche Entwicklung der Na-tionalmannschaft zu fördern, nachdem doch einige Profis auf-gehört haben oder es in abseh-barer Zeit werden?

Die Kleinheit unseres Landes mit den stark begrenzten Ressourcen an Spielern stellt sicher das zent-rale Problem für uns dar. Es wird für Liechtenstein immer schwie-rig sein, auf eine genügend grosse Anzahl von Profis zurückgreifen zu können. Aus diesem Grund versuchen wir alles, um dem Nachwuchs einen Weg anbieten zu können, der zum Profitum hinführen kann. Wir erfassen die Talente bereits im Alter von unter zwölf Jahren. Danach kön-nen sie beim LFV bis zur U18 alle Kategorien durchlaufen und ab Sommer 2016 sogar nochmals eine Ausbildungsstufe anhängen. Hierzu haben wir mit dem FC Va-duz und der Unterstützung der anderen Vereine eine U21 gebil-det, in welcher die Spieler an den Aktivfussball in höheren Ligen herangeführt werden.

Also Anschluss in der Ausbil-dung halten? Ja, sicher. Überall in Europa in-vestieren die Verbände enorm in die fussballerische Ausbildung, und es gilt, diesbezüglich den An-schluss an die anderen Nationen zu halten. Was auch für kleine

Nationen möglich ist, wenn Inf-rastruktur und Organisation pro-fessionalisiert werden, zeigt uns das Beispiel Island mit der Quali-fikation der Nationalmannschaft für die Endrunde der EURO 2016 und einer U21, die zur Spitze Eu-ropas gehört. Auch wir wollen uns laufend verbessern. Dazu brauchen wir mehr denn je tak-tisch, technisch und athletisch bestens ausgebildete Spieler, um den Vergleich mit den anderen Nationen zu bestehen.

Glauben Sie, dass Liechtensteins Fussball-Auswahlteams als Gan-zes Sympathieträger im Ausland sind?Ja, auf alle Fälle. Ich durfte das jetzt selbst schon einige Male miterleben, sei es bei der Nati-onalmannschaft oder auch bei den Nachwuchsteams. Die Leute sind beeindruckt davon, was wir leisten – auch in sportlicher Hin-sicht. Uns ist bewusst, dass wir zu jeder Zeit unser Land reprä-sentieren. Entsprechend treten die LFV-Delegationen sowohl auf als auch neben dem Fussballplatz auf. Gerne erinnere ich etwa an das Auswärtsspiel im vergange-

LFV-Präsident Hugo Quaderer: «Fussball ist ein grosser Sympathieträ-ger für Liechtenstein im Ausland».

Nationalspieler Yves Oehri im Länderspiel gegen Schweden.

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2706/2016

nen Herbst gegen Österreich, als wir viele Sympathien für Liech-tenstein gewinnen konnten. Un-sere östlichen Nachbarn schwär-men beispielsweise noch heute davon, wie wir der qualifizierten österreichischen Mannschaft ein sportlich guter Gegner waren und zum Schluss sogar Spalier gestan-den sind.

Der LFV vertritt Liechtenstein aber nicht nur im Ausland. Wenn wir Gastgeber sind, gilt es genauso, eine Visitenkarte abzugeben. Dass uns dies überwiegend positiv ge-lingt, davon zeugen die Rückmel-dungen der Nationen, die bei uns waren, ebenso wie die Beurteilun-gen seitens der UEFA. Liechten-stein, und natürlich auch den LFV, möglichst positiv zu repräsentie-ren, ist eine angenehme Pflicht, der sich alle Akteure bewusst sindWas wünschen Sie sich von den Fussballvereinen im Lande? Wie sehen Sie das Verhältnis zwi-

schen dem Verband und den Clubs?Die Vereine sind die Säulen des Verbandes, der LFV ist quasi das Dach. Das heisst nichts anderes, als dass wir nur zusammen ein erfolgreiches Ganzes bilden kön-nen. Wenn wir gemeinsam in eine Richtung marschieren, sind wir auf einem guten Weg. Ein-drücklich zeigt sich das jüngst gerade mit dem Projekt der U21-Nachwuchsmannschaft beim FC Vaduz, welches von allen Seiten mitgetragen wird. Darüber freu-en wir uns ganz besonders und wir hoffen, dass sich dieses Pro-jekt schon bald sowohl für den Vereinsfussball als auch für die Nationalmannschaft bezahlt ma-chen wird.

Die Finanzen sind auch für den Verband ein ständiges Thema. Wie sind Sie mit der allgemei-nen Finanzsituation des LFV zu-frieden?

Dank der UEFA- und FIFA-Un-terstützung sind der LFV und allgemein der Fussball in Liech-tenstein solide aufgestellt. Damit wir jedoch diese Unterstützung erhalten, ist es notwendig, über-all mitzutun. Konkret bedeutet dies, dass die Geldmittel nur dann fliessen, wenn Liechten-stein an den internationalen Wettbewerben von UEFA und FIFA teilnimmt, wenn wir Pro-gramme und Projekte im Brei-ten- und Frauenfussball durch-führen usw. Von nichts kommt nichts. Um all die zahlreichen Aufgaben erfüllen zu können, ist es letztlich entscheidend, wie viele junge, talentierte Spieler wir in die Nationalmannschaft bringen. Dafür sind gezielte Anstrengungen mit grossem finanziellem Aufwand in der Nachwuchsarbeit bei den Buben und mittlerweile auch bei den Mädchen notwendig.

Wie kann der Verband den Ver-einen finanziell helfen?Der Verband unterstützt die Vereine nach Kräften. Grundla-ge hierzu ist ein transparenter Verteilschlüssel, der von den Vereinen gutgeheissen bzw. ver-abschiedet wurde. In Zukunft wird es so sein, dass UEFA und FIFA ihre Förderung noch mehr in Abhängigkeit von konkreten Projekten ausrichten werden. Da werden LFV und Vereine gemein-sam gefordert sein, sich den An-forderungen immer wieder neu zu stellen. Wenn wir initiativ und innovativ sind, sollte uns dies wei-terhin gelingen.

Neben der finanziellen Unterstüt-zung steht der LFV den Vereinen bei Bedarf übrigens auch organi-satorisch und administrativ zu Verfügung. Der Verband verfügt über professionelle Strukturen und ist bestens vernetzt.

EM-Qualifikationsspiel Liechtenstein gegen Österreich. Im Bild von links: Martin Büchel, Julian Baumgartlinger und Marcel Büchel.

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28 06/2016

Im Vergleich zur Saison 2014/15 ver-mochte sich der FCV um einen Platz zu steigern, die Contini-Elf beendet die Meisterschaft auf Rang 8 einen Zähler vor Lugano und zwei vor dem sensatio-nellen Absteiger Zürich.

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Weiterhin Super League im Rheinpark-StadionDer FC Vaduz bleibt auch in der nächsten Saison in der Beletage des Schweizer Fussballs

Die Fussballfans in der Region dürfen sich auch in der kommenden Saison auf Super League-Spiele im Rheinpark-Stadion freuen. Der FC Vaduz hat sein gros-ses Saisonziel, nämlich den Klassenerhalt, geschafft. Die Entscheidung fiel in der vor-letzten Runde mit dem 0:0 vor 6000 Fans gegen Luga-no. Den bitteren Weg in die Challenge League muss der Traditionsverein FC Zürich antreten. Von Chrisi Kindle

FCV-Stürmer Armando Sadiku im Kampf mit FCZ-Spieler Kukeli.

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2906/2016

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KOMMENTAR VON CHRISI KINDLE

Der Liechtensteiner Fussballcup hat grosse Tradition, diesen Wett-bewerb gibt es seit 70 Jahren. Un-vergesslich die packenden Duelle in den Siebziger-, Achziger- und Neunziger Jahren, als verschie-dene Mannschaften abwechselnd die begehrte Trophäe in die Höhe stemmen durften. Ein Erfolg im Liechtensteiner Cup war etwas Besonderes, verbunden auch mit viel Prestige. Auch die Fans waren fasziniert, die Rivalität unter den Vereinen im Land spürbar. Das hat sich geändert, als der FC Vaduz vor 17 Jahren mit dem Aufstieg in die Challenge League zum Pro-fi verein wurde. Seit diesem Zeit-punkt konnte einzig der USV mit dem Sensationserfolg 2012 nach Penaltyschiessen die Phalanx der Residenzler durchbrechen. Noch einseitiger wurde die Angelegen-heit im nationalen Bewerb mit dem Vaduzer Aufstieg vor zwei Jahren in die Super League. Der haushohe Favorit ist allein schon drei Stufen höher angesiedelt als die beiden nächstfolgenden (USV, Balzers), ganz zu schweigen von den weiter unten spielenden Liechtensteiner Teams. Dennoch: Mit einem Finale FCV - USV oder FCV - Balzers konnte der Fussball-fan wenigstens einigermassen

leben. Mit dem völlig unverständ-lichen Entscheid der Vereine, die Setzliste zu streichen, kam es nun in den letzten zwei Jahren zu Endspielen zwischen dem Su-per Leagisten FC Vaduz und den Drittligisten Triesenberg (2015) und Schaan (2016). Sechs Klassen Differenz in einem Finale, eine absolute Farce. Vor allem der 11:0-Sieg des FCV am 4. Mai im Rhein-parkstadion gegen Schaan hat ge-zeigt, dass dies der falsche Weg ist und der Zuschauer solche Spiele nicht goutiert. Kein Vorwurf üb-rigens an die Schaaner, für sie war dieses Finale gegen in allen Belangen überlegene Profi s alles andera als ein Vergnügen. Um den Cup-Wettbewerb wieder ein bisschen attraktiver zu machen, müsste zum alten Reglement mit der Setzliste ab dem Viertelfi nal zurückgekehrt werden. Ansons-ten drohen schon bald Finals ohne Zuschauer. Und noch eine Anregung, welche zumindest ein-mal geprüft werden sollte: Den FC Vaduz aus dem Wettbewerb her-ausnehmen, die übrigen Teams ermitteln einen regulären Cup-sieger und dieser spielt dann in einer Art Supercup gegen den FC Vaduz um die Teilnahme an der Europa League.

Der Liechtensteiner Cup, eine Farce?

Big point gegen GCDen wohl entscheidenden Schritt zum Ligaer-halt tätigte der FC Vaduz in der drittletzten Runde mit dem überraschenden 2:1-Erfolg im Letzigrund ge-gen GC. Das Endergebnis stand schon nach 24 Minuten fest. Den Führungstreffer von Costanzo konnte Super League-Topskorer Dabbur für GC noch ausglei-chen, aber Muntwiler erzielte kurz darauf das 2:1 für Vaduz, dabei blieb es bis am Schluss. Die Erleichterung im FCV-Lager war nach dem Spiel entsprechend gross, von einer Entscheidung im Abstiegskampf wollte aber noch niemand reden. Immerhin: Die Liechtensteiner erarbeiteten sich ein dickes Polster vor den beiden Schlussrunden.

Showdown gegen Lugano torlosSeit Wochen wurde vom alles entscheidenden Spiel gegen Lu-gano gesprochen. Und tatsäch-lich konnten die Vaduzer in der zweitletzten Runde im heimi-schen Rheinpark-Stadion alles klarmachen. 6000 Fans bildeten eine tolle Kulisse, doch die Stim-mung bekam nach wenigen Minuten einen argen Dämpfer. Lugano-Spieler Jonathan Sabba-tini hatte nach einem Zusam-menprall mit einem eigenen Spieler die Zunge verschluckt und musste lange behandelt werden. Die Partie wurde für 10 Minuten unterbrochen, spä-ter konnte Entwarnung geben. Beide Teams taten sich im Spiel

nicht weh, ausser einem ver-schossenen Penalty von Sadiku passierte nicht viel. Mit dem 0:0 war Vaduz gerettet und Lugano wahrte den knappen Vorsprung auf Zürich. Beim FCV brachen nach der Partie alle Dämme: «Es ist phantastisch, dass wir es wie-der geschafft haben, in der Super League zu bleiben. Ein Riesen-Er-folg für uns Spieler und den Ver-ein, man kann das nicht hoch ge-nug einschätzen», so ein rundum glücklicher Torhüter Peter Jehle. Die 1:3-Niederlage in der letzten Runde beim FC Zürich tat den Va-duzern nicht mehr weh, der FCZ hingegen taucht in die Challen-ge League.

Klappts auch in der dritten Saison?Seit Wochen schon läuft beim FC Vaduz die Planung für die neue Saison, dort strebt man zum dritten Mal seit dem Wie-deraufstieg den Klassenerhalt an. Die Mannschaft, welche am kommenden Montag die Vorbe-reitung beginnt, wird ein etwas verändertes Gesicht erhalten, eine gewisse Blutauffrischung, wie es Trainer Giorgio Contini bezeichnet. Bezüglich Zuschau-er-Durchschnitt hat Vaduz üb-rigens im Vergleich zur Saison nach dem Aufstieg nur wenig eingebüsst. 4006 Fans pilgerten im Schnitt pro Spiel ins Rhein-park-Stadion, das sind nur knapp 150 weniger als im Vorjahr.

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30 06/2016

Im Gespräch mit der lie:zeit zieht FCV-Trainer Giorgio Conti-ni, seit November 2012 im Amt, eine Saison-Bilanz.

Das Saisonziel Klassenerhalt er-neut geschafft, Ende gut, alles gut?Giorgio Contini: Das kann man so sagen. Wenn man etwas tie-fer geht, dann kann von einem Steigerungslauf gegen Ende der Meisterschaft gesprochen wer-den. Es ist erfreulich, dass uns am Schluss, im Vergleich zur letzten Saison, die Luft nicht aus-gegangen ist. Das liegt bestimmt auch an unserer richtigen Pla-nung bezüglich Trainingsinten-sität. Auch die Spieler haben voll mitgezogen, sie sind noch etwas näher zusammen gestanden, um das Saisonziel zu erreichen.

Es heisst grundsätzlich, dass die zweite Saison für einen Aufstei-ger immer die schwierigere ist. Der FC Vaduz hat das Gegenteil bewiesen.Weil wir die erste Saison nach dem Aufstieg richtig analysiert haben. Wie schon angesprochen, ist uns im letzten Jahr in der Rückrunde etwas die Luft aus-gegangen, da haben wir nicht mehr viele Punkte geholt. Unser Glück war, dass uns Aarau nicht

mehr überholt hat. Daraus haben wir die Schlüsse bezüglich Trai-ningsgestaltung gezogen und das hat sich nun ausgezahlt. Im Üb-rigen haben wir uns gezielt ver-stärkt und wir sind auch taktisch nochmals einen Schritt vorwärts gekommen. In der Winterpause konnten wir mit Armando Sadi-ku, Levent Gülen und Dejan Jan-jatovic nochmals drei wichtige Spieler holen, die uns sehr wei-tergeholfen haben.

Es hat in der abgelaufenen Saison auch schwierige Phase gegeben, da haben nur noch Optimisten an den FC Vaduz ge-glaubt. Sind bei Ihnen nie Zwei-fel aufgekommen?Nein, eigentlich nicht. Wenn Du tagtäglich mit der Mannschaft arbeitest, dann spürst Du, ob die Spieler auf das, was man von ihnen fordert, antwortet oder nicht. Die Mannschaft war im-mer bereit, den Plan umzusetzen. Ab und zu sind wir uns auch sel-ber im Weg gestanden mit unnö-tigen Penaltys oder roten Karten. Das mussten wir nüchtern analy-sieren, nicht mit dem Hammer, sondern mit Ruhe und Vertrauen. Das haben wir im ganzen Verein so vorgelebt und dann kommt man aus schwierigen Situationen auch wieder heraus.

Bei den meisten anderen Super League-Clubs hätte es im Früh-jahr wohl einen Trainerwech-sel gegeben, nicht so beim FC Vaduz. Haben Sie das Vertrau-en der Verantwortlichen stets gespürt?Der Rückhalt des Vorstandes war immer da, den habe ich bis am Schluss gespürt und zwar auch in den weniger erfolgreichen Phasen der Saison. Wir haben ge-meinsam nach Gründen gesucht und uns ausgetauscht, auch zu-sammen mit dem Staff. Der FC Vaduz hat bewiesen, dass eine gewisse Ruhe auch zum Erfolg führen kann und es nicht im-mer gleich einen Trainerwechsel braucht.

Wir haben einige positive Transfers schon angedeutet, hat es aber auch Neu-Verpflich-tungen gegeben, von denen Sie mehr erwartet hätten?Ja klar, das darf man offen sa-gen. Von unseren Ausländern Ali Messaoud und Mauro Caballero hatten wir uns definitiv mehr erhofft. Es hat sich wieder ein-mal gezeigt, wenn jemand von einem anderen Land kommt, muss er sich zuerst einmal an die Super League, in welcher in-tensiver und athletischer Fuss-ball gespielt wird, gewöhnen.

Insgesamt aber haben unsere Transfers zum Grossteil einge-schlagen.

Welche Prioritäten werden bei den Neu-Verpflichtungen ge-setzt?Mit Marco Mathys vom FC St. Gallen haben wir bekanntlich bereits einen Offensivspieler ge-holt, der uns bestimmt Freude bereiten wird. Weiter gilt es im Angriff Armando Sadiku zu er-setzen, auch in der Abwehr und im Mittelfeld wollen wir uns ver-stärken. Es braucht auf jeden Fall wieder eine Blutauffrischung im Kader.

Zum Abschluss eine persönli-che Frage: Wie lange will Gior-gio Contini noch FCV-Trainer bleiben?Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl beim FC Vaduz, mein Vertrag läuft vorläufig noch bis Sommer 2017. Ich sehe, dass wir immer noch Steigerungspo-tenzial haben und das ist auch mein Antrieb für den nächsten Schritt. Wenn auch die Vereins-führung den nächsten Schritt mit mir machen will und wir uns gemeinsam neue Ziele set-zen können, dann sehe ich kei-nen Grund, etwas anderes zu machen.

Contini: «Ich hatte nie Zweifel»Der FC Vaduz schliesst die Super League-Saison 2015/16 mit 36 Punkten aus ebenso vielen Spielen auf dem 8. Tabellenrang ab. Da-mit haben sich die Liechtensteiner gegenüber dem Vorjahr um einen Platz gesteigert. Von Chrisi Kindle

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06/2016 31

Von 14 Teams wurde der FC Bal-zers Zwölfter und der USV Elfter, beide mit 29 Punkten. Sowohl der FC Balzers als auch der USV hatten in der Saison 2015/16 mit vielen Tücken zu kämpfen. Da war vor allem die Verletzungshe-xe, die um sich griff. Bei Balzers war dies bereits im Herbst zu be-obachten, beim USV besonders in der Rückrunde.

FC Balzers mit beispiellosem KraftaktMit zehn Punkten überwinterte die Mario Frick-Elf auf dem letz-ten Tabellenplatz, gespielt waren 14 Runden. Der Balzner Trainer im Lie:zeit-Interview: «Die Saison war bisher die schwierigste in meiner Trainerkarriere. Durch viele Verletzungen in der Hin-runde kamen wir in einen Nega-tivstrudel. Wir waren letzte. Mit tollem Teamgeist, einer tollen Einstellung in jedem Spiel und einem funktionierenden System haben wir uns aber nochmals aus dem Schlamassel gezogen.Die Frage, ob er mit dem Ab-schneiden seiner Mannschaft zufrieden sei, bejaht der USV-Trainer Oli Ofentausek: «Am Ende war ich sehr zufrieden, weil wir in der Rückrunde nach dem Badener Spiel eine sehr schwieri-ge Zeit überstanden und den Klas-senerhalt gesichert haben.»

Frage an beide Trainer: Was war gut, was weniger gut, oder

Erste Liga: USV und Balzers dem Abstieg entronnenRückblick auf eine verkorkste Saison 2015/16 – im Gespräch mit den Trainern Frick und Ofentausek

Die beiden Liechtensteiner Erstligavereine sind kurz vor Zwölf dem Abstieg entronnen. So nahe an einer Relegation stand bis heute noch keines der beiden Erstligateams. Dementsprechend gross war in beiden Lagern die Freude nach dem letzten Saisonspiel in Balzers, das wunschgemäss un-entschieden endete. Von Herbert Oehri

anders gefragt, was würdest du im Nachhinein anders ma-chen? Oliver Ofentausek: «Viel würde ich nicht anders machen, da auf uns teils Einflüsse eingewirkt ha-ben, auf die wir keinen Einfluss hatten und die uns teils sehr aus der Bahn geworfen haben. An was wir sicher viel mehr ar-beiten werden mit den Jungs, ist an der Mentalität. Denn in die-sem Jahr haben die Jungs sicher verstanden, dass der Fussball im Kopf entschieden wird und nicht in den Beinen, d.h. an die Gren-zen gehen, von der ersten Minu-te an voll da zu sein, noch mehr

Klarheit haben, dass jedes Spiel anders angegangen werden muss und zwar bis zum Schluss. Mario Frick zur gleichen Frage: «Unser Stärke im Frühling war, dass wir wieder versucht haben in jedem Spiel dominant zu sein. Hierfür braucht es Selbstvertrauen und dieses hatte uns im Herbst völ-lig gefehlt. Daher würde ich ver-mehrt Pressing von Beginn weg spielen».

Die Zu-und Abgänge beim USV und Balzers Wir wollten von den beiden Trai-nern auch wissen, wie es nach dem Fastabstieg mit den Mutati-

onen in der 1. Mannschaft aus-schaut. Konkret: Welche Spieler gehen, welche kommen? Dazu Mario Frick: «Mit Giger, Lü-chinger, Göppel und meinem Kar-riereende haben wir vier namhaf-te Abgänge. Bisher verpflichteten wir Livio Meier, Djordje Zarkovic, Michael Alder und Michael Foser (alle U-18 LFV) sowie Adriano Li-povac (FC Mels). Die Mannschaft wird nochmals extrem verjüngt. Wir suchen noch einen Stürmer und einen Innenverteidiger».

Auch der USV hat vier nam-hafte Abgänge zu beklagenOfentausek: «Es handelt sich um Colocci, der sich privat verändern und nach Zürich ziehen wird, Istrefi wechselt nach Tuggen, Ma-lin wechselt nach Dornbirn und Angelo Willi wird zum Studium in die USA gehen. Jetzt müssen wir erstmals schauen, dass wir diese Spieler gleichwertig erset-zen können.»

Beide Trainer bleibenObwohl beider Trainer mit dem Fastabstieg eine harte Zeit hinter sich haben, halten sie dem Ver-ein die Treue. Beide fühlen sich wohl bei ihren Clubs. In Balzers wird Mario Frick nur noch das Traineramt ausüben. Und Oli Ofentausek ergänzt: «Schön, dass der USV mir auch weiterhin das Vertrauen schenkt und dass wir gemeinsam in die neue Saison gehen.»

Szene vom Meisterschafts-Derby FC Balzers gegen den USV. (Bild: Paul Trummer)

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32 06/2016

Während Trainer Daniele Pol-verino mit der Mannschaft sehr zufrieden ist, weil der FC Vaduz U23 in der Rückrunde das Dop-pelte an Punkten erreichte (bei noch zwei fehlenden Spielen), so tönt es aus dem Munde von Trai-ner Raphael Rohrer ganz anders: «Natürlich sind wir aufgrund des Abstiegs sehr enttäuscht. Es ist sehr schade für den Ver-ein und meine Jungs, dass wir nur ein Jahr in der 2. Liga spie-len konnten. Wir hatten uns im Winter viel vorgenommen, auch mit dem Wissen, dass wir etwa das gleiche Kunststück in der ersten Drittliga-Saison geschafft haben.»

Wir befragten die Trainer was sie gut fanden und was man hätte noch besser machen kön-nen? Dazu Daniele Polverino: «Gut war natürlich die sehr starke Rückrunde, was nicht gut war, ist das kleine Kader. Das hatte einen negativen Einfluss auf die Trainingseinheiten und an die Vorbereitungen auf das Spiel. Aber glücklicherweise hatten wir in der Rückrunde keine ernsthaf-ten Verletzungen zu beklagen.»

Raphael Rohrer: «Wir haben es einerseits mit Sicherheit ver-passt, gleich zu Beginn mit der Aufstiegseuphorie mehr Punkte einzufahren. Anderseits habe ich im Nachhinein betrachtet die Jungs in der Wintervorberei-tung zu wenig hart rangenom-men und auch im taktischen

2. Liga: Vaduz hat’s geschafft – Triesen muss absteigen

Die Meisterschaft der 2. Liga regional neigt sich dem Ende entgegen. Von den zwei Liechtenstei-ner Teams, kann der FC Vaduz U23 auf einen insgesamt positiven Saisonverlauf zurückblicken, während es beim FC Triesen gilt, nach nur einem Jahr, Abschied zu nehmen. Wir haben uns mit den beiden Trainern, Daniele Polverino und Raphael Rohrer unterhalten.

Bereich konnte ich nicht alles wunschgemäss übermitteln. Ich kann aber meinen Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben alles gegeben und sind mir gefolgt. Die Schuld liegt allein bei mir.»

Beide Trainer verlassen den Verein Sowohl Daniele Polverino als auch Raphael Rohrer verlassen den Verein. Dazu der Vaduzer

Trainer Raphael Rohrer verlässt ebenfalls den Verein und wechselt als Spieler zum FC Buchs.

Trainer Daniele Polverino verlässt den FC Vaduz.

Erfolgstrainer: «Nach drei Jahren ist es gut und legitim, wenn ein neuer Trainer mit neuen Ideen kommt. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, denn wir hatten vor drei Jahren die grosse Auf-gabe eine Mannschaft auf die Beine zu stellen. Angebote habe ich noch keine, aber eine kleine Pause nach drei Jahren tut auch gut.»

Rohrer wechselt zum FC Buchs Und Raphael Rohrer zu seinem Abgang: «Gerne hätte ich als Trainer eine neue Herausforde-rung angenommen, allerdings ergab sich keine passende Mög-lichkeit. Deshalb werde ich nächste Saison meinen Freund Cecco beim FC Buchs als Spieler versuchen zu unterstützen.»

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3306/2016

lie:zeit: Herr Kieber, Sie haben im April wieder die beliebte Fight Night über die Bühne ge-bracht. Sind Sie zufrieden? Mike Kieber: Sehr! Die Halle war voll, es gab keine grossen Verlet-zungen bei den Kämpfern und das Feedback war top.

Mit über 40 Jahren sind Sie sel-ber in den Käfig gestiegen, um zu kämpfen. Wie war das für Sie? Es war wie immer ein gross-

artiges Gefühl. Zuerst war ich nervös, dann fokussiert. Mein «Gameplan» ging auf und ich konnte gewinnen.

Wie haben Sie sich auf den Kampf vorbereitet? Ich trainiere oft untertags bei Freunden in Zürich. Den Rest mache ich für mich selber.

Denken Sie, dass es für Sie be-sonders viel «Arbeit» braucht, um auf Wettkampfniveau zu

gelangen, oder können Sie sich da voll auf Ihre jahrelange Er-fahrung verlassen? Da ich selber unterrichte, muss ich mich weniger auf das Erler-nen der Techniken konzentrie-ren, sondern kann meine Kraft und Ausdauer verbessern und oft im Sparring trainieren. Die Fight Night ist zu einem sportlichen Highlight in Liech-tenstein geworden. Wie erklä-ren Sie sich den Erfolg dieser Veranstaltung mit einer nicht

unbedingt populären Sportart? MMA ist weltweit die am schnellsten wachsende Sportart. Wir haben auch in Liechtenstein eine grosse Kampfsport-Kultur. Wir haben seit Ewigkeiten Judo, Karate, Kickboxen etc. bei uns. Deshalb musste das Konzept auf-gehen.

Die Organisation nimmt viel Zeit in Anspruch und das meis-te erledigen Sie und Ihre Frau allein. Wann beginnen Sie je-weils mit den Vorbereitungen? Da ich 100% arbeite, arbeiten wir im Team. Am meisten davon erledigt meine Frau. Den Rest der Vorstand des Clubs. Die Vor-bereitungen dauern rund sechs Monate.

Sie betreiben in Balzers einen eigenen Kampfsport-Club, in dem Verschiedenes unterrich-tet wird, von Brazilian Jiu Jitsu bis zum Thaiboxen. Innerhalb des letzten halben Jahres hat sich die Mitgliederzahl Ihres Clubs verdreifacht – wie erklä-ren Sie sich diesen Erfolg? Wir haben das Konzept geän-dert. Wir waren ein reines Wett-kampf-Gym und nun unterrich-ten wir auch Breitensport. Am Montagmorgen bieten wir z.B. Frauenboxen an und an zwei wei-teren Tagen Fitness-Boxen – ein Workout, das sich für alle eignet, die ihre Fitness verbessern möch-ten. Regelmässig bieten wir auch Selbstverteidigungskurse oder spezielle Seminare an.

«Im Kampfsport ist man ewiger Schüler»Mike Kieber ist eine mächtige Erscheinung. Nicht nur wegen seiner Grösse, seiner Präsenz oder der vielen Tattoos. Der Triesner ist Cheftrainer beim Ber-serker Fight Team, selber ein vielseitig talentierter Kampfsportler, arbeitet als Schulter-Spezialist in der ganzen Schweiz mit Ärzten zusammen und wenn er sich in seiner Freizeit nicht auf seine Harley Davidson setzt oder im Gym steht, dann verbringt er am liebsten Zeit mit seiner Familie. Von Tamara Beck

Mike Kieber ist eine mächtige Erscheinung.

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34 06/2016

Denken Sie, dass die Zahl der Mitglieder konstant bleibt oder dass es noch mehr Zuwachs gibt? Oder aber die Zahl sich wieder nach unten korrigiert? Im Moment geht der Trend wei-terhin nach oben. Aber ich bin mir sicher, dass sich das ganze einpendeln wird.

Hat die hohe Mitgliederzahl auch negative Auswirkungen? Nein, wir haben ein achtköpfiges Trainerteam. Durch das grosse Angebot und das grossflächige Gym im Balzner Industriegebiet haben wir genug Kapazität.

Sie selber begannen im Alter von sieben Jahren mit Judo und sind dem Kampfsport verfallen. Sie haben die verschiedensten Kampfsportrichtungen betrie-ben und in vielen den schwar-zen Gürtel, also den Meister-grad, erreicht. Woher nahmen Sie die Zeit und Energie und was reizte Sie so am Kampfsport bzw. tut es immer noch? Für mich ist das Ganze ein Life-style geworden. Es gibt nichts, was mich glücklicher macht. Ich war immer ein Kampfsport-Allrounder, fasziniert von der Vielfallt der verschieden Syste-me und Techniken. Nach all den Jahren merkt man, dass alles ir-gendwie miteinander verbunden ist.

Eine Ihrer liebsten Kampfsport-arten ist das Brazilian Jiu Jitsu, kurz BJJ. Was gefällt Ihnen dar-an besonders? Brazilian Jiu Jitsu ist ein beson-derer Sport für mich. Er ist wie Schach. Der Gegner macht einen Angriff und wir machen schon wieder einen Gegenzug, um aus dem Hebel oder Würger zu ent-kommen. Es ist kein sinnloses Prügeln, sondern erfordert Stra-tegie und Kopfarbeit.

Unterdessen unterrichten Sie vor allem und das mehrmals pro Woche. Was motiviert Sie, Ihren Schülern immer wieder das gleiche zu zeigen und zu sa-

gen, bis sie es beherrschen?Zu unterrichten macht mir be-sonders Spass. Ich hatte das Pri-vileg, bei Top-Leuten auf der gan-zen Welt zu trainieren. Dadurch versuche ich vielfältig und un-kompliziert all die Techniken zu unterrichten. Im Kampfsport ist man ein ewiger Schüler. Des-halb halte ich auf Menschen, die sich selber Meister nennen, nicht viel.

Neben dem Club, der Organisa-tion der Fight Night und dem eigenen Training haben Sie auch noch einen Beruf, in dem Sie viel unterwegs sein müssen. Was machen Sie genau? Ich bin Schulter-Spezialist bei einem amerikanischen Medi-zin-Konzern. Dabei unterstütze ich die Ärzte im Fachgebiet der Schulter-Prothetik.

Auch eine Familie haben Sie und sowohl Ihre Frau als auch Ihre beiden Kinder sind im Kampfsport aktiv. Sind das die guten Gene oder steckt Über-zeugungsarbeit dahinter? Meine Familie ist mit Kampfsport aufgewachsen. Meine Kinder und meine Frau leben in diesem Lifestyle mit.

Machen Sie sich manchmal Sor-gen darüber, dass Ihre Kinder sich im Sport verletzen könn-ten? Nein, ich mache mir mehr Sor-gen, dass sie eines Tages mit Ge-walt in Berührung kommen. Im Kampfsport verletzt man sich nicht mehr als bei anderen Kon-takt-Sportarten.

Es ist natürlich ein grosser Vorteil, wenn die Familie Ihre Leidenschaft nicht nur unter-stützt, sondern auch aktiv mit dabei ist. Bleibt aber auch noch Zeit für andere Unternehmun-gen? Wir bestimmen über unsere ei-gene Zeit selber, und ich nehme mir die benötigte Zeit einfach. Da ich ein gutes Trainer-Team habe, werde ich oft entlastet und

habe mehr Zeit für familiäre Ak-tivitäten.

Und wie sieht es bei Ihnen aus? Brauchen Sie neben Job und Kampfsport noch einen Aus-

gleich bzw. haben Sie noch Zeit für andere Hobbies? Ich lese gerne. Dabei bevorzuge ich Horror-Bücher und Biogra-phien von berühmten Menschen.

KURZ GEFRAGT

Wie starten Sie in den Tag?

Mit einem Protein-Shake.

Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde?

Die Sicherheit.

Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein?

Malbun.

Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?

«Stiller Tod» von Roger Smith

Ein Lieblingszitat?

«Ich habe in meiner Karriere über 9000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26-mal wurde mir der entscheidende Wurf anvertraut; und ich habe nicht getroffen. Ich bin wieder und wieder in meinem Leben gescheitert – und das ist der Grund für meinen Erfolg.» Michael Jordan

Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde?

Japan

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Weniger Gewalt gegen Frauen und Kinder auf dieser Welt.

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3506/2016 business:zeit

In den letzten Jahren haben sich die Kosten der Verfahrenshilfe wesentlich erhöht, was u.a. auf einen starken Anstieg von Verfahrenshilfefällen zurückzuführen ist. Darüber hinaus hat der Staatsgerichtshof entschieden, dass es gegen die Verfassung und die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) verstösst, wenn juristische Personen in Liechtenstein ganz generell und ausnahmslos von der Möglichkeit der Inanspruchnahme von Verfahrenshilfe ausgeschlossen werden. Dies erforderte ein Tätigwerden des Gesetzgebers. Von Thomas Nigg

Reform des Verfahrens-hilferechts

AllgemeinesDurch die Verfahrenshilfe soll auch bedürftigen Personen die Führung von Gerichtsprozessen ermöglicht werden. Die Verfah-renshilfe kann die einstweilige Befreiung von Gerichtsgebüh-ren und Gebühren von Zeugen, Dolmetschern und Sachverstän-digen umfassen sowie die Beige-bung eines Rechtsanwaltes (Ver-fahrenshelfers) zur Vertretung vor Gericht gewähren. Vorausset-zung ist, dass die Partei nicht in der Lage ist, die Kosten des Ver-fahrens ohne Beeinträchtigung des notwendigen Unterhalts zu bestreiten. Der notwendige Unterhalt liegt über dem Exis-tenzminimum und unter dem standesgemässen Unterhalt. Die beabsichtigte Rechtsverfolgung darf zudem nicht offenbar mut-willig oder aussichtslos erschei-nen.

Stand des Gesetzgebungs-verfahrensIn einem ersten Schritt wurden mit dem BuA 112/2015 durch Anpassungen des Anwaltstarifs eine Kostensenkung und die Ein-führung der Verfahrenshilfe für juristische Personen auf den Weg gebracht. Diese Änderungen tra-ten am 01.01.2016 in Kraft.

Mit dem BuA 69/2016, den die Regierung am 10.05.2016 verab-schiedete, werden nunmehr in einem zweiten Schritt verfah-rensrechtliche Ergänzungen vorgelegt, welche das mit BuA 112/2015 begonnene Reform-werk abschliessen.

Überblick über die NeuerungenBezüglich der Zuständigkeiten findet ein Systemwechsel statt. Ausser der Bestellung des beige-gebenen Rechtsanwaltes durch die Rechtsanwaltskammer wer-den sämtliche Zuständigkeiten in Zivil- und Strafsachen beim Prozessgericht erster Instanz konzentriert. Ein Verfahrenshil-feantrag ist in Zukunft in Ver-bindung mit einem verfahren-seinleitenden Schriftsatz beim Prozessgericht erster Instanz zu stellen oder zu Protokoll zu neh-men.

Künftig soll die Beigebung eines Verfahrenshelfers zur Vertre-tung vor Gericht nur noch bei schwieriger Sach- oder Rechtsla-ge möglich sein. Dabei hat das Gericht eine Einzelfallabwägung vorzunehmen. Eine nähere Be-griffserläuterung wird dabei be-wusst nicht vorgenommen, um dem Gericht einen weiten Gestal-tungsspielraum zu ermöglichen.

Weiterhin wird die Möglichkeit eingeführt, dass mit der Gewäh-rung der Verfahrenshilfe gleich-zeitig auch eine Verpflichtung

der Partei zu einer Ratenzahlung während der aufrechten Verfah-renshilfe ausgesprochen werden kann.

Auch wird der Ablauf des Nach-zahlungsverfahrens der geleis-teten Beträge neu geregelt. Nach Abschluss des Verfahrens wird der Verfahrenshilfe geniessen-den Partei zunächst mitgeteilt, welcher Betrag zur Nachzahlung offen steht. Dieser bestimmt sich aus der Summe der Beträge, von denen die Partei einstweilen be-freit war, abzüglich allenfalls geleisteter Ratenzahlungen. Zugleich wird die Partei zum Nachweis ihrer (Un-)Fähigkeit zur Nachzahlung durch Vorlage eines Vermögensbekenntnisses verpflichtet. Kommt sie ihrer Vorlagepflicht nicht nach, gilt die unwiderlegbare Vermutung, dass sie zur Nachzahlung fähig ist und wird dementsprechend dazu verpflichtet. Die Verjährungsfrist für die Nachzahlungsansprüche wird ferner von drei Jahren auf zehn Jahre verlängert. Die Partei wird also maximal zehn Jahre mit einer Vorlagepflicht belastet.

Thomas Nigg, M.A. HSG, Senior Partner, GASSER PARTNER Rechtsanwälte

Wuhrstrasse 6, 9490 VaduzLiechtenstein

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36 06/2016business:zeit

Die Eröffnung des Gebäudes vor 20 Jahren war für die LGT ein Meilenstein. Manfred Senti er-innert sich noch gut daran. «Es war eines der schönsten Feste», schwärmt er. Die Feierlichkeiten dauerten eine ganze Woche lang und wurden mit dem 75-Jahr- Jubiläum der Bank, die damals noch Bank in Liechtenstein (BiL) hiess, zusammengelegt. Der ge-lernte Bauzeichner, der seit 36 Jahren bei der LGT arbeitet, hat den Neubau des Service Centers in Bendern begleitet. «Im Haupt-gebäude in Vaduz war zu wenig Platz. Wir stiessen zunehmend an unsere Grenzen, weshalb die Bank ein zusätzliches Grundstück suchte», erzählt der Leiter Haus- und Sicherheitsdienst.

Das Angebot der Gemeinde Gamprin-Bendern überzeugte auf Anhieb – eine Liegenschaft in der Industriezone an der Schaaner-strasse. Zwar sehr gut erschlos-sen – mit Autobahnanschluss in der Nähe – aber trotzdem etwas abgelegen. Für die LGT war es deshalb wichtig, dass sich ihre Mitarbeitenden dort wohlfühlten. Das Gebäude sollte darum nicht nur erweiterbar und zudem flexibel in der Ausgestaltung von Einzel- und Grossraumbüros sein, son-dern auch über eine topmoderne Einrichtung verfügen.

Die Vorkehrungen waren dement-sprechend aufwändig: «Wir wuss-ten, dass es in diesem Gebiet schwierig sein würde zu bauen, da

der Boden nicht sehr tragfähig ist und darum mit speziellen Ramm-pfählen gestützt werden musste», erzählt Senti. Ein Geologe unter-suchte den Baugrund und gab grünes Licht. Die LGT ging dabei auf Nummer sicher. Das Terrain, auf dem das LGT Service Center steht, wurde um einen Meter ange-hoben und ist damit gegen Hoch-wasser gefeit. «Wir sind hier auf einer Insel», erklärt Senti. «Wenn der Rhein oder der Binnenkanal überlaufen würden, entstünde rund um das Gebäude ein See.»

Ökologisches Gebäude-managementDie LGT setzt beim Standort in Bendern auch Massstäbe in Sa-chen Nachhaltigkeit: Beispiels-

weise nutzt sie das Wasser des Binnenkanals, um die Räume mit den EDV-Anlagen ganzjährig so-wie im Sommer die Büros zu küh-len. Sonnenkollektoren versorgen das Gebäude mit Wärme und un-terstützen die Heizung. Mit einer Photovoltaikanlage produziert die LGT ausserdem Sonnenstrom, der zur Gänze in die Eigenbe-darfsdeckung fliesst. Unter ande-rem werden damit die installierten Elektro-Tanksäulen gespeist. «Im laufenden Jahr werden drei wei-tere Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Service Centers an-gebracht», erklärt Senti.

Die LGT will den Mitarbeitenden auch eine angenehme Arbeitsum-gebung bieten. Deshalb setzt man beim Standort Bendern neben einer inspirierenden Einrichtung auf eine ausgeklügelte Stock-werksteuerung. Mit dieser lassen sich gleichzeitig die Storen und die Beleuchtung bedienen sowie die Raumtemperatur regulieren. «Damals war das System völlig neu, heute ist das Standard», sagt Senti schmunzelnd. Das Service Center, das 2008 um weitere zwei Einheiten erweitert wurde, verfügt auch über gute Verpflegungsmög-lichkeiten mit einem betriebsinter-nen Restaurant inklusive Terrasse

Die Insel der LGT Die Bank des Fürstenhauses von Liechtenstein zählt nicht nur zu den

grössten, sondern auch zu den attraktivsten Arbeitgebern im Land. Auch dank ihres Standorts in Bendern.

«Eröffnungsfest im 75. Jahr ihres Bestehens»: 1996 eröffnete die LGT das Service Center Bendern, seitdem ist der zweite Liechtensteiner Standort das administrative Rückgrat, dessen Nervenbah-nen die weltweiten Niederlas-sungen vernetzen.

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3706/2016 business:zeit

Ralph Kotesovec, Group Chief Credit Officer«Das Kompetenzzentrum Finanzierungen für das grup-penweite Kreditgeschäft der LGT mit 55 Mitarbeitenden in Liechtenstein ist erst vor Kurzem nach Bendern gezogen. Die Büros sind modern; es gibt genügend Parkplätze und ein Personalrestaurant. Zudem sind viele Bereiche, mit denen wir zusammenarbeiten, im gleichen Gebäude. Wir müssen uns aber erst an den neuen Standort gewöhnen.»

Annemarie Schlegel-Vogt, AVOR Zahlungsverkehr

«Ich arbeite seit 1977 bei der LGT, davon 19 Jahre in Vaduz und 20 Jahre in Bendern; unsere damalige Abteilung Porte-

feuille war eine der ersten, die nach Bendern gezogen ist. Man kann hier mittags am Rhein spazieren gehen und der

Autobahnanschluss ist auch gleich in der Nähe. Ich möchte nicht mehr nach Vaduz zurück.»

Jakob Rüdisühli, Webmaster «Das Gebäude ist gut geplant. Die grossen Fenster lassen viel Tageslicht in die Büros. Da ich in Schaan wohne, fahre ich – wenn immer möglich – mit dem Fahrrad zur Arbeit. Mir gefällt es, bei der LGT in Bendern zu arbeiten. Die Aufgaben sind vielfältig und immer wieder neu.»

und Biotop. Zudem gibt es pro Stockwerk zwei Cafeterien in den Obergeschossen des Gebäudes.

Ausgezeichneter Arbeitgeber Bei der LGT stimmt das Ge-samtangebot für die Mitarbeiten-den: Dies bestätigen sowohl regel-mässige interne Befragungen als auch externe Auszeichnungen. So wurde die Bank vom Top Emplo-yers Institute bereits zum zweiten Mal in Folge als «Top Arbeitge-ber» ausgezeichnet. «Die private Eigentümerstruktur, der kontinu-ierliche Erfolg, attraktive Anstel-lungsbedingungen und topmoder-ne Arbeitsplätze machen die LGT zu einem begehrten Arbeitgeber», ist Norbert Biedermann, CEO der LGT Bank, überzeugt. Gerade der Standort in Bendern nimmt dabei eine wesentliche Rolle ein. Mitt-lerweile sind dort rund 600 Mitar-beitende beschäftigt – mehr als im Hauptgebäude in Vaduz. Davon profi tiert auch das Liechtensteiner Unterland, das sich in den letzten 20 Jahren zu einem starken Wirt-schafts- und Industriestandort ent-wickelt hat. «Wir freuen uns, wenn wir mit dem Service Center Ben-dern einen Beitrag dazu leisten können», so Biedermann.

Anzahl LGT-Mitarbeitende in Bendern1996: rund 250 2016: rund 600

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38 06/2016business:zeit

Edy Hassler, Sie sind seit 50 Jahren ununterbrochen bei der BVD beschäftigt. Können Sie sich denn noch an Ihren ersten Arbeitstag erinnern?Edy Hassler: Ja natürlich, sehr gut sogar. Es war der 1. Juli 1966. Ich weiss noch genau, was meine erste Arbeit war: Im Buchdruck für einen Kunden Couverts stem-peln.

Beherrschen Sie das damals Ge-lernte heute noch?Edy Hassler: Ich habe ja Buchdru-cker gelernt, diesen Beruf gibt es mittlerweile gar nicht mehr. Ich könnte heute nicht einmal mehr eine Visitenkarte selbst anferti-gen (lacht). Mein Beruf hat sich in den vergangenen Jahrzehn-ten mehrfach geändert, ich habe bei der BVD sämtliche Stationen durchlaufen: Buchdruck, Offset-druck, Filmmontage, Produk-tionsleitung und mittlerweile Kalkulierung, Abrechnung und Kundenbetreuung.

Herr Vogt, Sie kamen zehn Jah-re nach Edy Hassler zur BVD. Ist Ihnen der ursprünglich gelern-te Beruf noch präsent?Philipp Vogt: Als gelernter Schriftsetzer im Bleisatz und dem parallel gelernten Setzen in den damals neuen Satzsyste-men wie Linotronic, Berthold und dann Xpress ist mir der Be-ruf schon noch sehr präsent. Die Zeit war unglaublich dynamisch und vom Wandel der neuen Tech-niken beherrscht. Die Weiterbil-dung in AVOR und Kalkulation brachte mich schlussendlich an die Front zu den Kunden. Der

Bleisatz, oder allgemein Schrif-ten, sind ein Hobby von mir. Wer im Bleisatz gelernt hat, schaut ei-nen Satz einfach ganz anders an als die heutige Generation. Wir haben ein ganz anderes Gefühl für Schriften, Schriftgrössen und Abstände. Dieses Wissen ist auch heute sehr hilfreich, gerade bei Beratungsmandaten in Agen-turen.

In der heutigen, immer schnell-lebigeren Welt sind wechselnde Jobs und neue Arbeitgeber gang und gäbe. Wieso sind Sie die-sem Trend nicht gefolgt?Edy Hassler: Das ist eine gute Frage (lacht). Ich wusste ja nach der Schule lange nicht, was ich überhaupt lernen wollte und be-gann die Lehrstelle deshalb auch mit zwei Monaten Verspätung. Ich hatte keine Ahnung, was mich bei der BVD erwartet. Aber schon am ersten Arbeitstag wuss-te ich, das ist es. Die Verbindung mit der BVD wurde über die Jah-re und Jahrzehnte immer enger, aus Arbeitskollegen wurde eine enge und verlässliche Freund-schaft.Philipp Vogt: Ich wusste im Ge-gensatz zu Edy immer schon ganz genau, was ich wollte: Schriftsetzer werden. Nichts Anderes. Ich war sogar bereit, ein oder zwei Jahre auf einen Ausbildungsplatz zu warten – es hat dann zum Glück auf Anhieb geklappt. Es gab nach der Lehr-zeit sicherlich auch Träume, das Gelernte in anderen Ländern um-zusetzen und zu vertiefen. Aber wie ich dann im Nachhinein fest-stellte, war meine Verbundenheit

zur Firma direkt nach der Lehre schon so stark gewachsen, dass ein Weggang für mich gar nicht mehr in Frage kam.

Was hielt Sie in den folgenden knapp 40 Jahren bei der BVD? Oder gab es keine besseren An-gebote?Philipp Vogt: Entscheidend wa-ren die unglaublichen Weiter-bildungsmöglichkeiten bei der BVD. Was gibt es Schöneres, als innovativ sein zu dürfen in ei-nem Land, einer Firma, einem Job, den man sehr gerne hat? Klar gab es immer wieder Ange-bote, aber schon nach dem ersten Gespräch war für mich das The-ma erledigt, weil die BVD allen Mitanbietern einfach meilenweit voraus war und ist. Ich durfte die neuesten Technologien erlernen und einsetzen, von denen andere noch gar nie gehört hatten. Wir hatten und haben auch einen Chef, der nicht nur vorne mit da-bei sein wollte und will, sondern ganz an der Spitze. Das motiviert natürlich unglaublich.

Die BVD gilt in Sachen Innova-tion als Branchenleader in der Region. Aber reicht das heute noch, um Kunden zu überzeu-

gen, um international wettbe-werbsfähig zu sein? Ist letztlich nicht alles eine Sache des Prei-ses?

Nicht ganz 100Gemeinsam haben sie 90 Jahre für die BVD gearbeitet und das Unternehmen entscheidend mitgeprägt: Edy Hassler und Philipp Vogt. In einer eindrücklichen Zeitreise erzählen sie von ihren Anfängen als Buchdrucker und Schriftsetzer, über Innovation und Mut, Verlässlichkeit, Vertrauen und Loyalität. Interview: Michael Benvenuti

Philipp Vogt und Edy Hassler: Mitarbeiter und Freunde seit Jahrzehnten

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3906/2016 business:zeit

Philipp Vogt: Nein, beim Preis sind wir alle austauschbar. Es gibt immer einen Konkurren-ten, der billiger ist. Was zählt, sind das persönliche Gespräch mit dem Kunden und die Em-pathie, die man dem Kunden entgegenbringt. Am Schluss soll nicht die Frage entscheiden, was das Produkt kostet, sondern welchen Wert es hat. Das ist ein grosser Unterschied. Hier gilt es, den Kunden zu überzeugen, aber auch einmal von einer Idee abzuraten. Meine Motivation sagt mir immer, Probleme kos-ten Geld, Lösungen nicht. Wir haben zum Glück viele treue, hungrige, innovative Kunden – mit ihnen und für sie zu arbei-ten, macht einfach Spass. Zumal wir ihnen im Hause ein breites Spektrum anbieten können: Off-setdruck und Digitaldruck, von der Visitenkarte bis zum Buch, über die Autofolierung und den Messestandbau, individuelles be-drucken von Fussbällen, Medien-datenbank und vieles mehr.Edy Hassler: Kundenbetreuung und Kundenähe sind die grosse Stärke der BVD. Drucken können alle, aber nicht alle können es so

gut wie wir. Unser Gesamtkon-zept ist einzigartig.

Wie viel Spass bereitet der täg-liche Kampf gegen Dumping-preis-Anbieter aus dem Aus-land?Philipp Vogt: Der Spass hält sich in Grenzen (lacht). Aber so funk-tioniert eben die Wirtschaft. Der internationale preisliche Kon-kurrenzdruck ist natürlich ge-waltig, renommierte Druckerei-en, regional und im Euroraum, schliessen ihre Tore, müssen Konkurs anmelden. Edy Hassler: Eine grosse Konkur-renz ist mittlerweile natürlich das Internet. Speziell die jungen Leute bestellen ihre Flyer, Pros-pekte oder Visitenkarten online. Hier sind wir chancenlos.

Wäre es denn nicht denkbar, im Sinne des Produkteausbaus das Onlinegeschäft voranzu-treiben?Philipp Vogt: Unsere Stärke ist die Beratung und die drei Buchstaben BVD – bewährt, ver-lässlich, dynamisch. Beratung braucht es im Internet nicht. On-line wären wir nur einer von un-

zähligen Anbietern. Ausserdem ist das ein Massenmarkt, bei dem es um jeden Rappen geht. Und mit Rappen können wir keine Franken auszahlen. Aber natür-lich setzen wir bei bestimmten Produkten auch aufs Internet – zum Beispiel bei «balleristo» mit einem eigenen Onlineshop, Viewer, Direct Access oder Hap-py Cards. Wir sehen das Internet jedoch als Zusatztool, als Mehr-wert gegenüber dem Kunden – nicht als Billigangebot. Das wür-de auch nicht zu unseren Werten passen.

Honorieren die Kunden, dass ihr ein klimaneutraler Betrieb mit Goldlabel, FSC-zertifiziert und ISO-zertifiziert seid? Edy Hassler: Auf jeden Fall, diese Entwicklung war in den vergan-genen Jahren spürbar. Für die Kunden haben gute Beratung, langjährige Betreuung, Vertrau-en und Verlässlichkeit einen ho-hen Stellenwert. Wir sind von 7 bis 19.30 Uhr für die Kunden da, oft auch samstags – das wird natürlich geschätzt und ist ein riesiger Wettbewerbsvorteil.Philipp Vogt: Ja unbedingt, es ist ein Wettbewerbsvorteil und wir haben Kunden, die exklusiv auch wegen diesen Komponenten mit uns zusammenarbeiten.

Sie haben das Druckereisterben erwähnt, den immer grösser werdenden Preiskampf. Berei-tet Ihnen die Zukunft Sorgen, Kopfzerbrechen? Philipp Vogt: Nein, wir haben si-cher Respekt, aber keine Angst.

Wir sind aktuell technisch auf einem unglaublich hohen Ni-veau und haben ein absolut ho-mogenes Team. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es in den nächs-ten Jahren bei uns schon wieder ganz anders aussieht. Um dau-erhaft erfolgreich zu sein, muss man sich den Gegebenheiten anpassen und beweglich sein. In unseren Köpfen schwirren be-reits Ideen herum, die weit weg sind vom Status quo. Wir haben noch einige Pfeile im Köcher. Mit Peter Göppel haben wir an der Spitze des Unternehmens zum Glück einen unglaublich innovativen, mutigen Querden-ker. Wir haben Maschinen und Technologien gekauft, wo uns andere den Vogel gezeigt haben. Heute sitzt dieser Vogel auf der Latte und pfeift vergnügt, so gut war die Investition.Edy Hassler: Das stimmt, Peter Göppel und auch schon sein Va-ter waren der Konkurrenz im-mer einen Schritt voraus.

Wie würden Sie die BVD be-schreiben, was macht dieses Unternehmen für Sie so beson-ders?Edy Hassler: Wie es Philipp vor-her schon gesagt hat: Wir sind nicht nur Mitarbeiter der Fami-lie Göppel, wir sind Freunde. Wir haben ein unglaublich gutes Ar-beitsklima, jeder hilft jedem.Philipp Vogt: Und wir sind sehr innovativ, mutig – gleichzeitig aber traditionsbewusst, verläss-lich. Wie es ein Kunde einmal treffend formuliert hat: Traditi-on trifft Innovation.

Hervorragende Beratung ist bei der BVD selbstverständlich.

Hochmoderne Druckmaschinen und Technologien stehen zur Verfügung.

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06/2016

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Vertrauen«Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehenbleibst.» Konfuzius (551 – 479 v. Chr.)

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40 business:zeit

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4106/2016

Klein, aber fein - und mit viel Charme präsentiert sich das Haus «Boja 19» am Eschnerberg. Neu kooperiert die Gastgeberin Nina Schwarzkopf, die seit Jahren «die Boja» für Veranstaltungen und Seminare in angenehmer Atmosphäre anbietet, mit dem Gastro-nom Michael Weninger, der alle Wünsche eines exquisiten kulina-rischen Angebotes erfüllt.

Neues Gastgeber-Duo: Nina Schwarzkopf und Michael WeningerMichael Weninger blickt auf 18 Jahre internationales Catering in leitender Position und 15 Jahre Gastronomieerfahrung in vielen Sparten zurück. Sein Beruf ist Koch und dies zugleich seine Pas-sion. Gepaart mit der wunderbaren Situierung der Boja 19 – ober-halb von Eschen – umgeben von einem mediterran anmutenden Garten, inmitten der grünen Wiesen vom Eschnerberg und mit weitem Blick auf Liechtenstein, ist dies ein entspannter Ort der Ruhe und Kreativität.

Kulinarischer Genuss gepaart mit Geschäfts- und FamilienanlässenBoja 19 ist die Adresse – welche Privatanlässe in den Mittel-punkt stellt. Sie ist ein Insidertipp für Firmen, Unternehmen, Geschäftsleute, Privatleute usw., die in ganz speziellem Ambi-

ente Tagungen, Seminare, Produkte-Präsentationen, Personal-Veranstaltungen, Team-Entwicklungen, Jubiläen- oder Weih-nachtsfeiern u. v. m. durchführen möchten. Auch Kulturanlässe aller Art finden hier einen sehr stimmigen Rahmen. Kreativität, Innovation und Genuss ist dabei garantiert – dies aufgrund der einzigartigen Idylle der Boja 19 und des individuellen, abwechs-lungsreichen sowie exquisiten kulinarischen Angebotes von Mi-chael Weninger.

Ein Ort der Kreativität und StilleNeben dem kulinarischen Genuss des ausgewiesenen Gastrono-men Michael Weninger ist die Boja 19 insbesondere für Seminare und Tagungen aller Art mit bestem technischem Equipment sowie professioneller Office-Infrastruktur ausgerüstet. Die Boja bietet indoor für Gruppen verschiedener Grösse bis zu 20 Personen beste Voraussetzungen. Die ambientereichen Räumlichkeiten werden bei schönem Wetter mit der Terrassen- und Gartenanla-ge optimal erweitert und werden mit dem neuen Kräutergarten nebenan ein einzigartiges Highlight erfahren.

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Anmeldung/Location-BuchungBoja 19 · FL-9492 Eschen · T. +423 373 79 [email protected] · www.boja19.li

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42 06/2016meine:zeit

lie:zeit Herr Hasler, das The-ma «Gesundheit» begleitet Sie schon viele Jahre, Sie waren sie-ben Jahre bei der Kranken- und Unfallversicherungsaufsicht, haben in Brüssel die Sozialver-sicherungskoordination mit der EU / EWR mitgestaltet, waren Stiftungsrat im Liechtensteini-schen Landesspital und seit 1. Ja-nuar 2015. Geschäftsführer des Liechtensteinischen Kranken-kassenverbandes (LKV). Wenn es in der Wirtschaft immer etwas auf- oder abwärts geht, ist der «Gesundheitsmarkt» stets im Wachstum begriffen?Thomas Hasler: Ja, der Gesund-heitsmarkt wächst stetig. Wir alle möchten gesund, schön und jung sein. Für Unternehmen ist viel Geld im Gesundheitsmarkt zu verdienen. Es kommen daher immer wieder neue Angebote auf den Markt, es wird viel geforscht und entwickelt. Allerdings sind nicht alle Gesundheitsleistungen die angeboten werden ihr Geld wert. Es wird teils mehr verspro-chen als möglich ist. Nicht zuletzt war in den letzten Jahrzehnten der Erfolg der medizinischen For-schung an der Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwar-tung abzulesen. Die demographi-sche Entwicklung wird uns in den nächsten Jahren auch einen grös-seren Anteil an älteren Menschen bringen. So schön diese Entwick-lung für unsere Gesellschaft ist,

Thomas Hasler: Eine vielseitig begabte PersönlichkeitIm Gespräch mit dem Geschäftsführer des LiechtensteinischenKrankenkassenverbandes und Vizevorsteher von Gamprin

Er ist studierter Betriebsökonom, eidg.dipl. Spitalfachmann und Sozialversicherungsfachmann, Master in Managed Health Care, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Krankenkassenverbandes (LKV), Vizevorsteher in seiner Heimatgemeinde Gamprin-Bendern, Mitglied von verschiedenen Vereinen und Verbänden, lebt mit seiner Partnerin in Gamprin und interessiert sich für die verschiedensten Hobbys: Thomas Hasler, der für ein Interview mit der lie:zeit zur Verfügung stand. Interview: Herbert Oehri

wird sie uns bei der Finanzierung unserer Sozialwerke, der Gesund-heitsleistungen und der Pflege-leistungen vor grosse Herausfor-derungen stellen.

Im Umkreis von 50 km haben wir derzeit drei Spitäler, eine Augenklinik, und bald zusätz-lich in Bendern eine weitere Pri-

vatklinik, eine Klinik in Fläsch und die Realisierung einer wei-teren Klinik ist auf Gaflei ge-plant. Entwickelt sich hier ein Gesundheits(wirtschafts)stand-ort, der Patienten aus der weiten Region anziehen wird und soll? Welche Auswirkungen hat dies auf Liechtenstein und anderer-seits auf die Gesundheitskosten?

Volkswirtschaftlich sind solche Privatinitiativen durchaus wün-schenswert. Wenn Patientinnen und Patienten aus dem Ausland bei uns behandelt werden, sich in Liechtenstein neue Arbeits-plätze ergeben und die Kliniken andere Dienstleistungen von in Liechtenstein ansässigen Gewer-bebetrieben konsumieren, ergibt

Vereidigung von Thomas Hasler als Vizevorsteher der Gemeinde Gamprin.

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4306/2016

Geniessen Sie fernab der Zivilisation die Idylle und den Charme von Sankt

Martin im Calfeisental

In nur 30 Minuten ab Bad Ragaz erreichen Sie Sankt Martin im Calfeisental, die histo-risch und kulturell wertvolle Walsersiedlung. Geniessen Sie die wundervolle Landschaft, schlendern Sie durch’s Dörfli, lassen Sie sich im Restaurant verwöhnen und besuchen Sie das Chirchli. Kommen Sie in unser Dorflädeli oder lassen Sie am Seeufer die Seele baumeln. Sankt Martin ist der ideale Ort, um zu ent-spannen, erholen, das Leben zu geniessen und einfach zu sein.Sankt Martin eignet sich auch ideal für Hoch-zeiten, Vereinsanlässe, Firmenausflüge, Fami-lienfeste und alle anderen Anlässe die nicht alltäglich sein sollen …Dank unseren Zimmer und Massenlager kön-nen Sie in Sankt Martin auch ein paar Tage

verbringen oder müssen Ihre Gäste nach einer Feier nicht mehr nach Hause fahren lassen.Schauen Sie auch auf unserer Website nach unseren Veranstaltungen; in Sankt Martin ist immer etwas los …

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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sich ein Gesundheitsstandort, der für uns alle ein Gewinn sein kann. Betrachtet man nur den Teil der Krankenversicherungs-kosten, so bedeutet mehr Ange-bot im Bereich der Gesundheit auch mehr Nachfrage und da-mit höhere Kosten für die Allge-meinheit. Wie bereits angetönt werden Gesundheitsleistungen gerne konsumiert auch wenn ein Nutzen nicht zu 100% nachge-wiesen ist. Für die Gesundheits-versorgung der Bevölkerung in Liechtenstein würden die heute bestehenden Kliniken in Liech-tenstein und der Region vollkom-men genügen.

Wenn Sie den Hut des Vizevor-stehers anziehen, sind Klinik-Ansiedlungen – «Augenklinik» und «Privatklinik» – in der Gemeinde Gamprin-Bendern nicht nur als Imagefaktor, son-dern insbesondere auch aus steuerlicher Hinsicht sehr ge-winnbringend.

Sofern sich die Kliniken in Liech-tenstein auch regional etablie-ren können und qualitativ gute Gesundheitsleistungen anbieten, ist der Imagegewinn nicht zu un-terschätzen. Generell sind solche Ansiedlungen natürlich interes-sant. Neben den Arbeitsplätzen, die geschaffen werden, sind im wachsenden Gesundheitsmarkt Gewinne zu erwirtschaften, auf die Steuern anfallen.

Vor eineinhalb Jahren sind Sie in den Gemeinderat gewählt worden und bekleiden seither das Amt des Vizevorstehers. Welche Erfahrungen haben Sie als Gemeindepolitiker gemacht und was gefällt Ihnen beson-ders an dieser verantwortungs-vollen Aufgabe?Im Gegensatz zur Landespolitik ist man in der Gemeindepolitik viel näher bei den Menschen. Man wird gerade in einer kleinen Gemeinde wie Gamprin oft von Einwohnerinnen und Einwoh-

nern angesprochen und kennt so die Sorgen und Nöte gut. In der Gemeindepolitik gestaltet man direkt. Mit Infrastruktur-projekten beeinfl usst man die Entwicklung der Gemeinde und die Lebensqualität für die Ein-wohnerinnen und Einwohner sehr unmittelbar. Wir haben ein kompetentes, motiviertes Team im Gemeinderat, so dass die Ar-beit sehr viel Spass macht. Das Ringen um die besten Lösungen im Gemeinderat gefällt mir be-sonders. Wir sind uns natürlich nicht in allen Fragen einig, fi n-den aber meist eine Lösung hin-ter der der gesamte Gemeinderat stehen kann.

Über das Thema Kirche und Staat wurde sehr viel geschrie-ben in der letzten Zeit. Vor allem in Gamprin-Bendern scheint eine Lösung nicht in Sicht. Wie stehen Sie zum Thema Tren-nung von Kirche und Staat und denken Sie, dass es hier noch

eine Lösung in der Gemeinde Gamprin-Bendern geben wird?In den letzten Wochen wurde über die Trennung von Kirche und Staat in der Gemeinde Gam-prin-Bendern viel geschrieben. Es wurde auf persönlicher Ebene viel Porzellan zerschlagen, ohne sich in der Sache näher zu kom-men. Die Situation ist in der Tat verfahren. Wir sind im Gemein-derat aber nach wie vor der Mei-nung, der Kirche ein sehr gross-zügiges Angebot unterbreitet zu haben. Es bietet der Kirche vor allem auch die Möglichkeit Bau-grundstücke in ihr Eigentum zu bringen, die handelbar sind und somit als Wertanlage taugen. Ge-rade die Wichtigkeit der Grund-stücke als Wertanlage für die Kir-che hat unser H.H. Pfarrer Casutt in seinem letzten Interview im Liechtensteiner Vaterland betont. Im Gegenzug übernimmt die Ge-meinde einige Grundstücke am Kirchhügel, die zum grossen Teil in der sogenannten Freihaltezone

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liegen und somit für jeden, ausser die Gemeinde im Zuge von Infra-strukturprojekten, wertlos sind. Kurz gesagt sind diese Grundstü-cke kaum oder nur zu niedrigen Preisen handelbar. Die Gemeinde braucht diese Grundstücke unter anderem um Unterhalt von Kir-che, deren Aussenanlagen und Friedhof in Zukunft sicher zu stellen. Der Gemeinderat hat sich in den vergangen Monaten stets bemüht Varianten zu unserem ursprünglichen Angebot zu un-terbreiten, um eine Übereinkunft mit den Vertretern der Kirche zu erzielen.

Leider hat sich in Liechtenstein ein sehr kirchenkritisches Klima entwickelt. Mit Sorge verfolge ich bereits seit Jahren die oft persön-lich und respektlos geführten Angriffe auf die Vertreter der Kir-che. Im Besonderen auf S.E. unse-ren Erzbischof Wolfgang und die Priester in unserem Bistum unter denen ich viele zu meinen Freun-den zähle. Ein sachlicher Dialog scheint schwieriger geworden zu sein.

Die Unterländer Gemeinden sind bei verschiedenen Infra-struktur-Projekten «gemeinsam» unterwegs. Paradebeispiele: WLU, Schulzentrum Unterland, über Jahre hinweg Familienhilfe Unterland usw. In welchen Ge-bieten gibt es weitere «Fusions-Potenziale»? In der Zusammenarbeit sind die Unterländer Gemeinden ein gu-tes Beispiel. Schon seit Jahrzehn-ten besteht zwischen den kleinen Unterländer Gemeinden Schel-lenberg, Ruggell und Gamprin auch eine Forstgemeinschaft. Im Moment sind wir mit dem Projekt «Wohnen und Leben im Alter» ge-meinsam mit Ruggell und Schel-lenberg unterwegs. Es ist wie in diesem Fall wünschenswert, wenn sich solche Gemeinschaftspro-jekte aus sachlich, vernüftigen Gründen und nicht erst durch fi-nanzielle Notwendigkeit ergeben. Gerade im Freizeitinfrastruktur-bereich kann eine Abstimmung zwischen den Gemeinden sinnvoll sein. So braucht wohl nicht jede Gemeinde einen Fussballplatz, einen Skatepark oder einen Ten-nisplatz. Diesen Ansatz haben wir

damals beim Badesee Grossabünt verfolgt. Wir wollten ein Angebot kreieren, das noch keine Gemein-de im Unterland bieten kann. Wie man heute sieht, mit Erfolg.

Im Bereich Verkehr wurden wir von der Regierung in den letz-ten Jahren, ja fast Jahrzehnten vernachlässigt. Die Unterländer Gemeinden sollten sich hier ver-stärkt gemeinsam engagieren, um den Forderungen nach einer lang-fristig tragbaren Lösung mehr Nachdruck zu verleihen. Wir müssen eine Balance zwischen dem für unsere wirtschaftliche Entwicklung notwendigen und dem unserer Natur und unseren Einwohnerinnen zumutbaren Verkehr finden.

THOMAS HASLER

Berufliche Ausbildung: Betriebsökonomiestudi-um, Eidg. Fachausweis Spitalfachmann, Eidg. Fachausweis Sozialversi-cherungsfachmann, Master in Managed Health Care (Gesundheitssystem-management)

Heutige Funktion: Mitglied des Managements der tarifsuisse ag/Geschäfts-führer des LKV

Öffentliche Ämter: Vizevorsteher der Gemeinde Gamprin / verschiedene Kom-missionen

Wohnort: Bendern

Jahrgang: 1980

Zivilstand: in festen Händen

Vereinszugehörigkeiten: Mitglied in versch. Vereinen und Vereinigungen

Hobbies: Musik, Lesen, Wandern, Skifahren

Thomas Hasler ist Mitglied des Gampriner Musikvereins Konkordia. Hier sehen wir den Verein beim Winzerfest.

Kommen wir zum «privaten» Thomas Hasler. Welches Ste-ckenpferd pflegen Sie bzw. wel-che Leidenschaft üben Sie in ih-rem Privatleben sehr gerne aus?Ich lese sehr gerne und viel und interessiere mich für Politik in Liechtenstein, aber auch über unsere Landesgrenzen hinaus. Daneben bin ich in einigen Ver-einen engagiert. Vor allem das

musizieren im Musikverein Kon-kordia Gamprin macht mit sehr viel Freude. Leider schaffe ich es durch meine berufliche Tätigkeit, die teilweise in Zürich stattfin-det, nicht immer zu den Proben. Die Gampriner Alpe Rauz gehört zum Skigebiet Arlberg. Dort fin-det man mich im Winter oft auf den Ski. Aber auch sonst bin ich gerne in den Bergen. Die heimi-sche Bergwelt erwandere ich re-gelmässig. Daneben reise ich sehr viel mit meiner Partnerin Micha-ela und unternehme gerne etwas mit Freunden. Im Juni reise ich beispielsweise mit drei Freunden zur Fussballeuropameisterschaft nach Frankreich, wo wir zwei Achtelfinalspiele besuchen wer-den.

Wenn Sie einen Werbespot mit den drei wichtigsten Dingen über Ihre Gemeinde Gamprin-Bendern drehen müssten, wel-che drei Highlights kämen da-rin vor?Nur drei Highlights auszusuchen fiele mir wohl schwer (lacht). Aber natürlich müssen unsere Finanz-, Industrie- und Gewerbe-betriebe im Werbespot vorkom-

men als Zeichen eines starken Wirtschaftsstandorts mit guter Verkehrsanbindung. Der Badesee Grossabünt und unsere Alpe Rauz zeichnen uns als naturverbunde-ne Gemeinde mit einer hohen Lebensqualität aus. Und als drit-tes wäre natürlich der Bendener Kirchhügel mit der wunderschö-nen Mariengrotte im Werbespot enthalten. Er zeigt Gamprin-Bendern als geschichtsträchtigen Ort. Schliesslich siedelten vor rund 4000 – 5000 Jahren auf dem Eschnerberg, dessen Ausläufer der Kirchhügel von Bendern ist, die ersten Menschen im Gebiet des heutigen Liechtensteins. Zudem schworen die Unterländer hier 1699 zum ersten Mal den Fürsten von Liechtenstein die Treue.

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46 06/2016meine:zeit

lie:zeit: Frau Meier, Sie sind geborene Russin. Was führte Sie hierher? Olga Meier: Russland befand sich im Umbruch. Gewalt war an der Tagesordnung. Meine Mutter schickte mich zu meiner Gross-cousine in die Schweiz, um mir eine bessere Zukunft zu ermög-lichen. 1996 kam ich nach Haag und half dort im Haushalt und später im Service mit. Im Jahr darauf lernte ich meinen ersten Mann kennen. In den darauffol-genden Jahren habe ich in ver-schiedensten Lokalen zwischen

Sargans und Buchs gearbeitet, ab 2002 nur noch in Liechtenstein. Dort habe ich meinen 2. Mann kennen gelernt und bin nach Eschen gezogen.

Wie kamen Sie dann zu Ihrer heutigen Tätigkeit?Mein Mann meinte, ich könne nicht ewig im Service arbeiten. Ich solle mir etwas suchen, das mir Spass macht. Ich habe mir dann eine Weile Gedanken ge-macht, habe im Internet gesurft und bin zur Berufsberatung mit zwei Themen: Massage und Rei-

seleitung. Mir wurde die Massa-geschule empfohlen, also liess ich mich zur diplomierten Well-nessmasseurin ausbilden. Das war 2005. Ich wollte mich lang-sam aus dem Service zurückzie-hen und hatte so mehr Zeit. Ich probierte Yoga aus und bin süch-tig geworden. Irgendwann stellte sich heraus, dass es mich schon mein Leben lang verfolgt hatte.

Inwiefern?Die Zeichen waren immer da. Wir haben schon als Kinder ge-wisse Posen nachgemacht. Ich

war zudem ein Fan von indi-schen Filmen und habe für die Freunde meiner Mutter Szenen daraus nachgetanzt. Das waren alles Asanas und Mudras (Yoga-Stellungen und symbolische Handgesten, Anm. der Red.). Mir wurde das erst im Ashram (klos-terähnliches Meditationszent-rum, Anm. der. Red.) bewusst, wo mein Leben analysiert wurde.

Dort haben Sie Ihre Ausbildung gemacht?Es war nicht geplant, dass ich Yoga unterrichten würde. Aber

Olga Meier: «Yoga verfolgt mich schon mein ganzes Leben»Olga Meier ist alleinerziehende Mutter. Sie gibt Massagen und ist als Yoga-Lehrerin an verschie-denen Orten tätig – immer bester Laune und nie um einen guten Spruch verlegen. Das war nicht immer so. Von Tamara Beck

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4706/2016 meine:zeit

nach der Trennung von meinem Mann hatte ich eine richtige Psy-chose. Meine damalige Yoga-Leh-rerin sagte, ich könne so nicht weitermachen. Für 5 Wochen ging ich dann ins «Sivananda»-Ashram im Tirol um mich selbst zu finden.

Wie war das für Sie?Die ersten beiden Wochen, die Zeit der «Reinigung», waren sehr hart. Das haben nicht alle durchgehalten. Täglich vom frühen Morgen bis zum späten Abend haben wir meditiert, Ge-sungen, Asanas und Atemtech-niken geübt und haben uns im Schneidersitz Vorträge über die Philosophie des Yoga angehört. Eine Woche mussten wir zudem schweigen.

Und nach der Reinigung?Alle waren nur noch happy, ha-ben gestrahlt und gegrinst und mit einer grossen Fröhlichkeit gesungen. Mit einem Diplom und einem gewaschenen Gehirn kehrte ich wieder nach Hause zurück. Man hatte uns davor gewarnt, dass das hart werden würde.

Die Rückkehr in den Alltag?Die Rückkehr in eine materielle Welt. Im Ashram habe ich ge-lernt, dass wir zum Leben nur Sonne, Sauerstoff und vielleicht zwei Äpfel am Tag brauchen, mehr nicht. Manche verglei-chen diesen Zustand mit dem High-sein nach Drogenkonsum. Natürlich lässt sich das in unse-rem Alltag nicht leben. Aber ich ernähre mich vegetarisch und trank nach meinem Aufenthalt im Ashram lange keinen Alko-hol. Nur auf russischen Fisch verzichte ich nicht (schmunzelt).

Sie haben also auch kein Be-dürfnis nach Materiellem?Ich habe alles erreicht. Wenn ich bewusst und viel Zeit mit mei-ner Tochter verbringen kann, bewusst arbeiten kann, dann ist das alles, was ich brauche. Alles andere wäre Luxus. Als junge Frau bekam ich in Russland ein Paar Stiefel. Ich habe sie jeden Tag geputzt und gehütet wie meinen Augapfel. Heute bedeu-tet mir das nichts mehr.

Nach Ihrer Rückkehr begannen Sie also, Yoga zu unterrichten und haben Ihre Psychose über-wunden?Ja. Vorher bestand mein Leben aus vielen Dummheiten und gab mir links und rechts Ohrfei-gen. Nun war ich innerlich ent-spannt, hatte keine Ängste und Sorgen mehr, hatte meinen Weg gefunden. Ich begann, meine Yoga-Lehrerin zu vertreten und erhielt bald einen Anruf eines Fitnessstudios, das mich bat, bei ihnen zu unterrichten. Alles füg-te sich.

Dann wurden Sie Mama, nur leider hielt die Beziehung nicht. War es schwer für Sie, als Alleinerziehende zu arbeiten und Ihr Kind aufzuziehen?Nein. Ich hatte ja meinen Weg gefunden, wusste, dass ich alles schaffen kann. Meine Tochter Anna nahm ich einfach immer mit zu den Stunden. Später hatte ich dann eine Tagesmutter oder einen Babysitter, heute besucht sie die Kita. Und natürlich ist sie auch regelmässig bei ihrem Va-ter in Basel oder er kommt uns besuchen. Auch meine Mutter kommt so oft wie möglich hier-her.

Vermissen Sie Ihre Heimat?Ich vermisse meine Mutter und meine Verwandten. Aber meine Heimat ist jetzt hier. Drei meiner Cousinen leben in der Schweiz, ich sehe sie regelmässig. Als 2003 aus einem kurzen Heimat-urlaub aufgrund eines gebro-chenen Zehs 4 Monate wurden, bekam ich Heimweh. Da wusste ich, wo mein Zuhause ist.

Trotzdem verreisen Sie gerne?Ja, ich nutze das jetzt aus. Als Kind kam ich nie weg und als ich in die Schweiz kam, war ich mit meinem Visum auch gebunden. Ich fahre also gerne öfter weg, dafür nur kurz. Ich brauche es manchmal, den Horizont zu se-hen, was hier ja aufgrund der Berge nicht möglich ist. Ich fah-re darum gerne ans Meer. Ich bin ja auch am Meer aufgewachsen.

Gibt es etwas, das Sie sonst noch vermissen hier?Nein, ich fühle mich hier wohl

und zuhause, auch wenn es so wie heute in meiner Küche nach Hering riecht (lacht). Im Ernst, und wenn ich Ideen habe, wie

etwas besser werden könnte, bespreche ich mich einfach mit meinen Kunden aus der Politik (schmunzelt).

KURZ GEFRAGT

Wie starten Sie in den Tag?

Meine Tochter weckt mich, indem sie zu mir ins Bett kommt. Danach mache ich ihr Frühstück.

Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde?

Bendern hat für mich eine gute Lage, Kindergarten und Schule sind modern und man hört nur Gutes. Natürlich haben wir hier auch den wunderschönen Badesee, der zu Fuss erreichbar ist und sind auch schnell mit dem Fahrrad am Rhein.

Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein?

Zwischen Schaan und Planken gibt es eine Stelle im Wald, an der zwei Wasserfälle herunterkommen. Jeder hat einen eigenen Rhythmus. Ich bin oft nachts allein dort hingefahren.

Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?

Es sind drei Bücher: «Montagsyoga», ein Roman, das Lehr-buch von Iyengar-Yoga, in dem ich oft etwas für meine Stunden nachschlage und ein Märchenbuch, aus dem ich abends meiner Tochter immer etwas vorlese.

Ein Lieblingszitat?

Es ist nicht unbedingt ein Zitat, eher ein Motto: «Bewusst leben, bewusst denken und bewusst atmen.» Dann kann nichts mehr schief gehen.

Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde?

Japan und Indien.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Es darf gerne so weiter gehen. Aber ich wünsche mir eine Bezie-hung. Möchte mich noch einmal verlieben, von einem Mann er-obert werden… Ich bin erreichbar unter www.yoga-massage.li.

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48 06/201648 06/2016meine:zeit

Das LAK Haus St. Laurentius in Schaan ist hell und freundlich. Nicht nur das Haus, auch die Mitarbeiter strahlen eine grosse Warmherzigkeit aus. Hier lebt Antonio seit 2014. Zuerst war er nur als Feriengast hier, doch bald wechselte er in ein eigenes Zimmer in die Abteilung im Erd-

Trotz schwerem Schicksals-schlag immer gut drauf

Manchmal nimmt das Leben unvorhersehbare Wendungen. Antonio Bartolomeo kam vor 30 Jahren aus Italien nach Liechtenstein. Der Italiener arbeitete als Plattenleger, hatte eine Partnerin und zwei Söhne als er 2008 einen schweren Hirnschlag erlitt. Der 52-Jährige wird sein Leben lang auf Pflege angewie-sen sein, jedoch zeigte sich inmitten seiner Therapien sein künstlerisches Talent. Er schafft mit grosser Leidenschaft Mosaike. Von Tamara Beck

geschoss. Hier integrierte sich A. wunderbar. Er kümmert sich um die anderen Bewohnerinnen und Bewohner, knüpft Beziehun-gen und fühlt sich sehr wohl. Das war nicht immer so. Durch seinen schweren Hirnschlag vor 8 Jahren mit einer «partiellen arm-betonten Halbseitenlähmung»

waren auch seine sozialen Kom-petenzen massiv betroffen. Nach einer Rehabilitation in Valens wurde er lange von seiner Partne-rin zuhause gepflegt bis die Pflege-bedürftigkeit zu belastend wurde.

Nach dem Eintritt ins Haus St. Laurentius durchlebte Antonio,

laut Stationsleiterin Deborah Al-len emotionale Wellen, war trau-rig, abweisend und apathisch. Der soziale Rückzug erschwerte die Betreuung und Integration.

Künstlerisches Talent entdeckt Deborah Allen, die auch pflegeri-sche Bezugsperson von Antonio

Wie Antonio im LAK Haus St. Laurentius in Schaan sein Leben meistert

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4906/2016 4906/2016 meine:zeit

ist, suchte Möglichkeiten für eine sinnstiftende Beschäfti-gung.

Da entdeckte sie in seinem Zimmer Mosaike, die er bereits in seiner Zeit in Valens ange-fertigt hatte. Gemeinsam mit Marlies Müller, die im Haus St. Laurentius tätige Fachfrau für Lebensbegleitung besorgte sie Material und mit ein wenig Un-terstützung begann Antonio sein künstlerisches Talent wieder zu entdecken. Er sucht sich heute selber seine Motive aus und ar-beitet meist abends an einem für ihn hergerichteten Tisch und zum Teil auf seinem son-nigen Zimmerbalkon an seinen Mosaikbildern. Die grösste Her-ausforderung für Antonio ist, die Arbeiten mit nur einer Hand aus-zuführen. Immer wieder sucht und entwickelt er Hilfsmittel, die ihn dabei unterstützen. Da er aufgrund von Schmerzen öf-ter pausieren muss, braucht er mehrere Wochen um ein Projekt abzuschliessen. Einige seiner farbenfrohen Bilder zieren heu-te schon die Wände im Haus St. Laurentius. Viele verschenkt er auch. Deborah Allen hofft, eines Tages eine Ausstellung für Bar-tolomeo organisieren zu dürfen

Stimmungstiefs sind verschwundenAber es sind nicht nur die schönen Bilder, die Antonio heute ausmachen. Er ist aufge-schlossen, fröhlich und kom-munikativ geworden. Seine Stimmungstiefs sind praktisch verschwunden. «Sein Schaffen hat seinen Selbstwert enorm erhöht», so Deborah Allen. Anto-nio ist aktiv und lebensfreudig, er geniesst den Zusammenhalt seiner Familie (sein Bruder und seine Schwester leben auch in Liechtenstein) und er liebt Fuss-ball als Fan von Juventus Turin, Er selber spielt gerne Fussball am «Tschuttikasten» im Haus. Ausserdem hat er die Möglich-keit, sich frei zu bewegen. Unter-tags ist Antonio viel unterwegs. So geht Antonio ins Dorf, fährt mit dem Bus zu Arztterminen, besucht seine Familie und geht ins Restaurant. Deborah Allen erzählt: «Er meldet sich immer

ab und wieder an und wir sind immer für ihn da, wenn er uns braucht. Auch wenn Antonio sich soweit autonom bewegen kann, geht es ohne pflegerische Unterstützung leider nicht. Er spricht viel und gerne mit uns und wir treffen gemeinsam Ab-machung zu seiner Pflege und Betreuung.» Antonio benötigt

regelmässig Therapie zum Erhalt und Förderung seiner Fähigkei-ten, eine vollständige Heilung wird es nicht mehr geben.

Kreatives Tun als Lebens-aufgabeDem Besuch der Journalistin, die auch Fotos machen durfte, stand er offen gegenüber. Er war gut

gelaunt, strahlte und ging dann ganz in seinen Erzählungen über seine Werke auf. Er zeigte verschiedene Vorlagen, seinen Arbeitsplatz mit angefangenen Werken, die Materialien und Werkzeuge und erklärte anhand eines Buches zum Thema, wie er vorgeht und welche Unter-schiede es beim Material gibt. Man merkt, dass er sein Hand-werk bestens versteht. Deborah Allen erklärt, dass er dennoch sehr bescheiden ist, was seine Werke betrifft. Überschwäng-liches Lob höre er nicht gern. Eines seiner nächsten Projekte wird es sein, den Eingang des Hauses im Untergeschoss mit seiner Mosaikkunst zu verzie-ren. Man darf gespannt sein, wie Antonio die Wand verschönern wird.

Fest steht: das kreative Tun ist eine wunderbare Aufgabe für ihn, die ihn ausgleicht und ihm hilft, seine Tage zu gestalten. Schön, dass das Haus St. Lauren-tius ihm den Raum und die Mög-lichkeiten dafür gibt, das künst-lerische Schaffen frei auszuleben und entsprechend zu würdigen.

Antonio erlitt 2008 einen schweren Hirnschlag.

Antonio arbeitet mit grosser Leidenschaft an Mosaiken.

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50 06/2016

Üseri Worzla

Liechtensteinisch ist eine Sammel-bezeichnung für die im Fürstentum Liechtenstein gesprochenen hocha-lemannischen Dialekte. Die Mundar-ten in Liechtenstein gehören zu den schweizerdeutschen und aleman-nischen Dialekten Vorarlbergs und

Südwestdeutschlands. Innerhalb des Liechtensteinischen gibt es aufgrund des Dialektkontinuums teilweise er-hebliche regionale Unterschiede und Variationen. Das beste Beispiel dafür liefert uns der Walser-Dialekt, der in Triesenberg gesprochen wird.

1. Dr Buab ischt of d’Böschelebiig uffe klettarat, bim Ahafalla hät er dr Fuass verschtuucht.Der Bub ist auf die Holzbeige geklettert, beim Herun-terfallen hat er sich den Fuss verstaucht.

2. Dr Hund natschlat a dr Süübere, gang se gi vergraaba.Der Hund frisst die Nachgeburt des Kalbes, geh und vergrabe sie.

3. Das ischt jo Biesch-Melch, dia mag i net trinka.Das ist Biesch-Milch (Kuh-Milch nach der Geburt), diese möchte ich nicht trinken.

4. Dr Gluckere springen sieba Hööle noch.Der Henne laufen sieben Kücken hinterher.

5. Katz ischt bis zuar Schtooratrocka uffeklettarat, jetz ischt si domma am jöömara.Die Katze kletterte bis zum Starenhäuschen hinauf, jetzt jammert sie dort oben.

6. Im Hennazuu dinna, bim Holderbom, sin d’Brennesssla scho hoch.Im Hühnergehege, beim Holunderbaum, sind die Brennnesseln schon hoch gewachsen.

7. Dia Geiss ischt a soo beenig, i ha an grossa Verlett khaa, bis sie gschtumpnat gsii ischt.Diese Ziege ist so störrisch, dass ich lange gebraucht habe, bis ich sie an einem Pfahl angebunden hatte.

8. Dr Johann kunnt gleich, er hät noch of an Abtrett müassa.Der Johann kommt sofort, er musste noch aufs WC.

9. Du muascht d’Schrepfa meh aazücha, wenn s abwärts goht.Du musst stärker bremsen, wenn es abwärts geht.

10. Goofa sind am Giigampfa i dr Bündt dossa.Die Kinder schaukeln auf der Wippe in der Wiese.

11. Was du verzellscht, ischt alls an Schmarra!Was du erzählst, ist alles Unsinn.

12. I sött weder a mol d Greffelschachtla suuber botza.Ich sollte wieder einmal die Schulgriffelschachtel reinigen.

13. Min Kolleg hät dr Fuass verteifl at bim Vääh triiba.Mein Freund hat sich beim Viehtrieb den Fuss verletzt.

Dialekt-Ausdrücke

20

«Er hätt noch uf an Abtrett müassa» Dialekt-Ausdrücke, zusammengestellt von Adolf Marxer und Herbert Oehri

Teil 3

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5106/2016

14. Dossa hocken zwaa Katzarolle und machen an muards Lärma.Draussen sitzen zwei Kater und machen einen fürchterlichen Lärm.

15. Dia Sach ischt üüs z brenzlig warda, miar sind denn gfl oocha.Die Angelegenheit wurde uns zu brenzlig, wir sind dann gefl üchtet.

16. Dr Goof hät scho weder i d Windla gmacht.Das Kind hat schon wieder in die Windel gemacht.

17. S’Segablatt quietscht, du muasches met anara Schpeckschwarta schmötza.Das Sägeblatt quietscht, du musst es mit einer Speckschwarte einreiben.

18. I täät jetz aafoocha schaffa, soss isches zmool Mettag!Ich würde jetzt beginnen zu arbeiten, sonst ist es plötzlich Mittag.

19. Dr Lehrmeischter hät am Lehrling a mol ghörig Kappa botzt.Der Lehrmeister hat dem Lehrling nun einmal tüchtig den Kopf gewaschen.

20. Buaba sind in Waal uffeganga ge Niala roocha.Die Burschen sind in den Wald hinaufgegangen um dort Nielen (Waldrebe) zu rauchen.

21. Jag dia Bagaasch weder zum Huus usse!Jage dieses Gesindel wieder zum Haus hinaus!

22. Dem Malefi tz mon miar amol sääga wia’s lauft.Dem Lausbuben müssen wir einmal sagen, wie’s läuft.

23. Du häscht am Ross a muards Trumm Holz aaghengt.Du hast dem Pferd eine riesige Menge Holz zum Ziehen angehängt.

24. Dr neu Tesch hät scho a paar Schmottara öberkoo.Der neue Tisch hat schon einige Dellen abbekommen.

25. Dia Wiiber sind weder metanand eppas am tuschla.Diese Weiber tuscheln wieder miteinander.

26. Dr Hirt schtoht barfuass im neua Kuahtätsch dinna zum warme Zeha öberkoo.Der Hirt steht barfuss im frischen Kuhfl aden, um warme Zehen zu bekommen.

27. Dia Heumähdle werdn marn weder verzettet.Diese Heumahden werden morgen wieder auseinan-dergebreitet.

Der Maurer Ahnenforschungsverein hat bereits im Jahre 2005 in Band III seiner fünfteiligen Buchreihe «Men-schen, Bilder & Geschichten – Mau-

ren von 1800 bis heute» alte, kaum mehr bekannte Dialektausdrücke publiziert. Wir wollen sie der Nach-welt erhalten und haben die nachfol-genden Ausdrücke ins Hochdeutsche übersetzt.

27

8

Bei welchem dieser Dialektsprüche kommt das Wort «d’Schrepfa»vor? Senden Sie uns die richtige Nummer per E-Mail zu. Zu gewinnen: 3 Exemplare vom «s Hundertölferbuach va Mura»[email protected] 19. Juni 2016

«Er hätt noch uf an Abtrett müassa» Dialekt-Ausdrücke, zusammengestellt von Adolf Marxer und Herbert Oehri

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06/2016

Zeit Verlag Anstalt, Herausgeberin der lie:zeit, bau:zeit und Golf-Magazin im Medienbuero Oehri & Kaiser AG, Essanestrasse 116, 9492 Eschen offeriert zu günstigen Preisen nachfolgende Bücher:

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2. Ahnenforschung: «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute», nur noch Band 2 der fünfteiligen Bücherreihe (Ahnenforschungsverein Mauren) verfügbar, Familien in Band 2: Fürst, Haas, Heeb, Jäger, Kaiser, Kieber, Kirschbaumer, Malin, Marock sowie alle neuen Bürgerfamilien von F bis M., 572 Seiten, mit vielen Familienbildern. Für CHF 35.—(exkl. Porto) limitierte Aufl age.

3. Vereinshaus und Kleinkinderschule (1912 – 2003), September 2003, limitierte Aufl age für CHF 10.—(exkl. Porto)

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