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Liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, · Seite 3 Waldblatt NRW - Herbst 2016 Regionalforstamt...

Date post: 12-Aug-2019
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Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Ruhrgebiet, Brößweg 40, 45897 Gelsenkirchen E-Mail: [email protected], Telefon: 0209 / 94773 - 0 Auch unsere Gesellschaft verändert sich. Autoritäten werden hinterfragt. Kaum jemand vertraut heute zum Beispiel allein dem Urteil eines Arztes ohne parallel im Internet zu recherchieren. Diese Veränderungen spüren wir auch im Wald. Vor allem im Ballungsraum unserer Großstädte werden Waldsperrungen für Fällarbeiten immer häufiger ignoriert oder kritisch hinterfragt. Auch diese Veränderungen haben wir im Blick und stellen uns mit dem Projekt Baustellenkommunikation darauf ein. Herzlich einladen möchte ich Sie zu unserem 8. Arns- berger Waldforum, 3. und 4. November 2016, www. arnsberger-waldforum.de, auf dem wir uns intensiv um die zahlreichen Ressourcen kümmern, die in unseren Wäldern stecken und die der Waldbesitz der Gesellschaft zu einem großen Teil kostenlos zur Verfügung stellt. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Diskussionsbeiträge in Arnsberg. Ihr Andreas Wiebe wenn Buchen schon im September ihr Laub abwerfen, dann ist der Herbst zu warm gewesen. Ein sichtbares Zeichen für den Stress, mit dem unsere Waldbäume zurechtkommen müssen. Die trockene Zeit hat uns andererseits bei der Wald- arbeit sehr geholfen. Das Holz kommt jetzt besser aus dem Wald. Mit den Herausforderungen des Klimawandels fertig zu wer- den ist eine große Aufgabe, bei der wir den Waldbesitz mit guten Konzepten und klugem Rat unterstützen. Dazu erarbeiten wir ein Waldbaukonzept mit der Betonung von Mischung (Alter und Baumarten) und Risikostreuung. Die Landeswaldinventur, über die wir in diesem Waldblatt NRW berichten, liefert uns sehr viele interessante Daten. Es ist viel Holz vorhanden. Die Wälder sind älter gewor- den. Waldbau im Klimawandel heißt, bisher wenig verbrei- tete Baumarten für die Mischwälder der Zukunft in den Blick zu nehmen. Damit meinen wir ausdrücklich auch Nadelbäume. Über die Douglasie haben wir im vergange- nen Waldblatt berichtet. Die Weißtanne – ein Schatten- künstler – ist ein weiterer Kandidat, der uns bei einem erfolgreichen Waldbau im Klimawandel helfen kann. Veränderungen beobachten wir aber nicht nur im Klima. Andreas Wiebe (Foto: S. Freitag) Liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, Inhalt Die Landeswaldinventur für Nordrhein-Westfalen ............. 2 Baustellenkommunikation ................................................... 4 Die Weißtanne - Die (un)bekannte Baumart ...................... 6 Einladung zum 8. Arnsberger Waldforum ........................... 8 Verträge zum umweltverträglichen Weihnachtsbaum- und Schmuckreisiganbau im Wald ...................................... 9 Förderung für Biotop- und Artenschutz ............................. 10 Schulung für Wolfsexperten in Arnsberg ............................ 11 Entgelte für Holzverkaufsvermittlung bleiben konstant .... 11 Aus Ihrem Regionalforstamt ................................................ 12 Foto: Stefan Befeld, Wald und Holz NRW
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Page 1: Liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, · Seite 3 Waldblatt NRW - Herbst 2016 Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft • In NRW gibt es mehr als 19 Mio. m³ Totholz. Totholz steckt voller

Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Ruhrgebiet, Brößweg 40, 45897 GelsenkirchenE-Mail: [email protected], Telefon: 0209 / 94773 - 0

RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Auch unsere Gesellschaft verändert sich. Autoritäten

werden hinterfragt. Kaum jemand vertraut heute zum

Beispiel allein dem Urteil eines Arztes ohne parallel im

Internet zu recherchieren. Diese Veränderungen spüren

wir auch im Wald. Vor allem im Ballungsraum unserer

Großstädte werden Waldsperrungen für Fällarbeiten

immer häufiger ignoriert oder kritisch hinterfragt. Auch

diese Veränderungen haben wir im Blick und stellen uns

mit dem Projekt Baustellenkommunikation darauf ein.

Herzlich einladen möchte ich Sie zu unserem 8. Arns-

berger Waldforum, 3. und 4. November 2016, www.

arnsberger-waldforum.de, auf dem wir uns intensiv um die

zahlreichen Ressourcen kümmern, die in unseren Wäldern

stecken und die der Waldbesitz der Gesellschaft zu einem

großen Teil kostenlos zur Verfügung stellt. Wir freuen uns

auf Sie und Ihre Diskussionsbeiträge in Arnsberg.

Ihr Andreas Wiebe

wenn Buchen schon im September ihr Laub abwerfen,

dann ist der Herbst zu warm gewesen. Ein sichtbares

Zeichen für den Stress, mit dem unsere Waldbäume

zurechtkommen müssen.

Die trockene Zeit hat uns

andererseits bei der Wald-

arbeit sehr geholfen. Das

Holz kommt jetzt besser

aus dem Wald. Mit den

Herausforderungen des

Klimawandels fertig zu wer-

den ist eine große Aufgabe,

bei der wir den Waldbesitz

mit guten Konzepten und

klugem Rat unterstützen.

Dazu erarbeiten wir ein

Waldbaukonzept mit der Betonung von Mischung (Alter

und Baumarten) und Risikostreuung.

Die Landeswaldinventur, über die wir in diesem Waldblatt

NRW berichten, liefert uns sehr viele interessante Daten.

Es ist viel Holz vorhanden. Die Wälder sind älter gewor-

den. Waldbau im Klimawandel heißt, bisher wenig verbrei-

tete Baumarten für die Mischwälder der Zukunft in den

Blick zu nehmen. Damit meinen wir ausdrücklich auch

Nadelbäume. Über die Douglasie haben wir im vergange-

nen Waldblatt berichtet. Die Weißtanne – ein Schatten-

künstler – ist ein weiterer Kandidat, der uns bei einem

erfolgreichen Waldbau im Klimawandel helfen kann.

Veränderungen beobachten wir aber nicht nur im Klima.

Andreas Wiebe (Foto: S. Freitag)

Liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer,

Inhalt Die Landeswaldinventur für Nordrhein-Westfalen ............. 2

Baustellenkommunikation ................................................... 4

Die Weißtanne - Die (un)bekannte Baumart ...................... 6

Einladung zum 8. Arnsberger Waldforum ........................... 8

Verträge zum umweltverträglichen Weihnachtsbaum-

und Schmuckreisiganbau im Wald ...................................... 9

Förderung für Biotop- und Artenschutz ............................. 10

Schulung für Wolfsexperten in Arnsberg ............................ 11

Entgelte für Holzverkaufsvermittlung bleiben konstant .... 11

Aus Ihrem Regionalforstamt ................................................ 12

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

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Wie sieht er aus, unser Wald? Welche Bäume stehen

auf welcher Fläche? Wie alt und stark sind sie und wem

gehören sie? Diese und viele weitere Fragen beantwortet

die neue Landeswaldinventur.

Um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern,

sind genaue Informationen über die Wälder unentbehr-

lich. Daher hat sich das Land Nordrhein-Westfalen ent-

schlossen, zusätzlich zu der im Jahre 2012 durchgeführ-

ten bundesweiten Walderhebung (BWI) eine Landes-

waldinventur (LWI) vorzunehmen. Zukünftig sollen die

Bundes- und die Landeswaldinventur zusammengelegt

werden, sodass es nur noch eine Großrauminventur

geben wird.

Bereits 1998 hat schon mal eine Landeswaldinventur

in NRW stattgefunden. Diese ist jedoch nach anderen

Erhebungskriterien und Auswertemethoden durchge-

führt worden und damit nicht mehr mit der aktuellen LWI

vergleichbar.

Die Landeswaldinventur für Nordrhein-Westfalen - Information über die Wälder

Das Ökosystem Wald ist eine vielgestaltige Lebensgemeinschaft(Foto: Lutz Falkenried, Wald und Holz NRW)

Hier einige wichtige Kerndaten aus der neuen Wald-

inventur:

• Knapp 935.000 ha Wald bedecken Nordrhein-West-

falen. Das entspricht 27 % der Landesfläche. Der

Bundesdurchschnitt liegt bei 32 %.

• Unser Wald besteht zu 58 % aus Laubbäumen und zu

42 % aus Nadelbäumen. Dies ist auch ein Erfolg des

aktiven Waldumbaus, der die Zunahme des Laubhol-

zes im Focus hat.

• Mit 30 % ist die Fichte die häufigste Baumart. Ihr

folgen Buche (19 %) und Eiche (17 %).

• Den höchsten Waldflächen-Anteil nimmt mit 63 %

der Privatwald ein, gefolgt vom Körperschaftswald

(21 %) und Landeswald (13 %). Der Bundeswald

beträgt 3 %. NRW ist Privatwald-Land. In keinem

anderen Bundesland gibt es einen höheren Anteil

davon. Deshalb spielt die Beratung und Betreuung

des privaten Waldbesitzes traditionell eine herausra-

gende Rolle.

• Holz dient als Basis für eine der größten Wirtschafts-

branchen in Nordrhein-Westfalen. Der Holzvorrat je

ha liegt für NRW bei 318 m³. Im Privatwald erreicht er

324 m³ und 318 m³ in Landeswald. Insgesamt stehen

damit 277 Mio. m³ Holz in unseren Wäldern. Trotz der

schweren Schäden durch den Orkan Kyrill in 2007

befindet sich der Holzvorrat auf hohem Niveau.

• Das flächengewogene Durchschnittsalter liegt über

alle Baumarten bei 75 Jahren. Insgesamt werden

unsere Wälder im statistischen Durchschnitt immer

älter.

• Mehr als die Hälfte der Wälder sind zweischichtig

oder plenterartig aufgebaut. Strukturreiche Bestän-

de erhöhen die Fitness und stärken den Wald für die

Herausforderungen des Klimawandels.

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

• In NRW gibt es mehr als 19 Mio. m³ Totholz. Totholz

steckt voller Leben und fördert die Artenvielfalt im

Wald. Es ist für seltene Pilze und Insekten ein wich-

tiges Fundament im biologischen Waldkreislauf.

Um zu den Ergebnissen der Waldinventur zu kommen,

waren sechs Teams aus Forst-Fachleuten in unseren

Wäldern unterwegs und haben an mehr als 9.300 Stich-

probenpunkten über 60.000 Bäume vermessen.

An jedem Stichprobenpunkt wurden etwa 150 Merkmale

erhoben. Das gibt eine Menge Daten, mit denen dann

noch weitere Resultate errechnet worden sind. Für die

Ergebnisdarstellung wurde eine Datenbank verwendet,

die auch schon für die deutschlandweite Bundeswaldin-

ventur eingesetzt worden ist. Und darin liegt auch der

große Vorteil der aktuellen Landeswaldinventur: alle

Ergebnisse können frei und öffentlich im Internet abge-

rufen werden (Link siehe rechts).

Für die Inventur sind modernste Messgeräte eingesetzt

worden. Zur Bestimmung der Position der Stichproben-

punkte wurden Satelliten-Navigationsgeräte benutzt,

die neben den amerikanischen GPS- auch die russischen

GLONASS- Satelliten auswerten. Die unterirdischen

Eisenrohre oder Ringmagnete, die den Stichprobenpunkt

im Wald markieren, wurden mit Kombigeräten detektiert,

die sowohl auf metallische als auch auf magnetische

Impulse reagieren. Baumdurchmesser im oberen Stamm-

bereich sind mit Laserkluppen vermessen worden.

Für Distanz- und Höhenmessungen kamen Ultraschall-

messgeräte zum Einsatz.

Forstliche Großrauminventuren werden im Abstand von

etwa zehn Jahren durchgeführt. Deshalb haben die An-

gaben der aktuellen LWI die nächsten zehn Jahre Bestand

und sind für Nordrhein-Westfalen die Datenbasis für

Aussagen zu unserem Wald.

Für weitere Informationen gelangen Sie unter

www.wald-und-holz.nrw.de/lwi auf die Themenseite zur

Landeswaldinventur. Von dort können Sie auch die

Ergebnisdatenbank aufrufen.

Lutz Falkenried

Ein strukturreicher Mischwald entsteht (Foto: Lutz Falkenried, Wald und Holz NRW)

Totholz bietet Lebensraum für zahlreiche Organismen(Foto: Lutz Falkenried, Wald und Holz NRW)

Die modernen Messgeräte der LWI (Foto: Lutz Falkenried, Wald und Holz NRW)

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Ein Förster berichtete, wie ihm ein aggressiver Spazier-

gänger ins Gesicht spuckte. Der Forstmann hatte

versucht den Waldbesucher daran zu hindern eine Ab-

sperrung zu umgehen. Das war sicher eine extreme

Erfahrung, aber gewundert haben sich die Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer des sogenannten „Baustellensemi-

nars“ darüber nicht. Über Rempeleien und Aggression

am Absperrbanner konnten alle berichten.

Weil die Aggression im Wald vor allem in den städtischen

Ballungsräumen in NRW zunimmt, hatte Wald und Holz

NRW zu einem Pilotseminar in den Wald bei Bonn einge-

laden. Das Team Aus- und Fortbildung der Münsteraner

Wald und Holz NRW Zentrale hatte zwei Experten des

polizeilichen Deeskalationstrainings verpflichtet, um mit

Forstleuten zu üben, wie man mit aggressiven Waldbesu-

cherinnen und -besuchern umgehen kann.

Zwei wichtige Botschaften der Trainer: Erstens geht es

in der Konfliktsituation nicht in erster Linie darum Sach-

fragen zu klären, sondern die Konfliktsituation zu lösen.

Und zweitens: Man muss sich nicht alles gefallen lassen.

Niemand muss ich anpöbeln lassen! Wie man aggres-

sionsgeladene Situationen erfolgreich auflöst, konnten

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zahlreichen

Trainingssituationen üben. Nach einer Auswertung des

Pilotseminars wird das Team Aus- und Fortbildung im

nächsten Jahr weitere Seminare anbieten.

Eine sinkende Akzeptanz von Absperrungen im Zuge von

Fällarbeiten ist ein bundesweites Problem, mit dem sich

die Öffentlichkeitsarbeiter aller Landesforstverwaltungen

intensiv beschäftigen. Ein rot-weißes Flatterband und

ein Hinweisschild „Durchgang verboten - Fällarbeiten“

reicht nicht mehr. Auch die Waldbesucherinnen und

-besucher, die nicht gleich mit Aggression auf Absper-

rungen reagieren sind kritischer geworden. Infoschilder,

ausgeschilderte Umleitungen, Faltblätter und zusätzliche

Informationen im Internet gehören heute zu einer zeitge-

mäßen kommunikativen Begleitung von Waldpflegearbei-

ten im Ballungsraum. Wald und Holz NRW hat sich für die

Entwicklung dieser Medien mit Prof. Dr. Michael Suda von

der Technischen Universität München die Unterstützung

eines der renommiertesten Experten in der forstlichen

Kommunikation im deutschsprachigen Raum gesichert. Der Wald als Seminarraum (Foto: Ulla Giesen, Wald und Holz NRW)

Wegen Baumfällarbeiten vorübergehend gesperrt!Seminare und Medien sollen Konflikte an Wegsperrungen lösen

Erfolgreiche Konfliktkommunikation kann man trainieren(Foto: Ulla Giesen, Wald und Holz NRW)

Prof. Dr. Michael Suda erläutert erfolgreiche Strategien zur Kommunikation in Konfliktsituationen (Foto: Michael Blaschke, Wald und Holz NRW)

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

In einer Testphase werden die entwickelten Schilder und

Faltblätter in den nächsten Wochen an besonders kri-

tischen Punkten im Wald ausprobiert. Die Internetseite,

auf die die Waldbesucher an der Absperrung verwiesen

werden, soll helfen die zahlreichen Fragen rund um die

Waldbewirtschaftung zu erklären. Die Seite kann man

natürlich auch direkt ansteuern und Waldbesitzerinnen

und Waldbesitzer können den Link auch für ihre Kommu-

nikation nutzen: www.wald-und-holz.nrw.de/baustelle

Das Ziel von Wald und Holz NRW ist es, die dringend

erforderliche Holzmobilisierung wo immer es geht zu er-

leichtern. Dazu gehört auch, die Menschen die draußen

im Wald an den Sägen und Maschinen die wertvolle Wald-

pflegearbeit verrichten, mit Medien und Fortbildungen zu

unterstützen.

Die zunehmend kritische Haltung breiter Bevölkerungs-

schichten empfinden Waldbesitzerinnen und Waldbe-

sitzer häufig als Kritik an ihrer Person und als generelle

Fundamentalkritik an der forstwirtschaftlichen Nutzung

unserer Wälder. Dieser Eindruck ist naheliegend, aber

in der Regel nicht zutreffend. Wir haben es mit einer in

allen Belangen kritischeren Öffentlichkeit zu tun. Auch

Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer „googlen“ nach dem

Arztbesuch die Diagnose des medizinischen Experten,

suchen eine zweite Meinung, hinterfragen die Fachmei-

nung und suchen Alternativen. Nichts anderes geschieht

im Wald, wenn Wanderer die fundierten Hinweise von

Forstleuten und Waldbesitzenden kritisch hinterfragen.

Authentisch bleiben! Eine wichtige Grundregel der Konfliktkommuni-kation. (Foto: Ulla Giesen, Wald und Holz NRW)

Die Veränderungen in der Gesellschaft machen auch vor

der Forstpartie nicht halt. Das ist kein Grund zu Frust-

ration und Verzweiflung. Die Waldbesitzenden und die

Forstleute in NRW haben gute Argumente, ein umfang-

reiches Wissen und auch die kommunikativen Mittel die

neuen Herausforderungen im Wald anzunehmen. Aller-

dings müssen wir aktiv auf die Menschen zugehen und

immer wieder darüber sprechen, dass unsere Wälder viel

mehr sind, als die inspirierende Kulisse für den Sonntags-

spaziergang. Ein Teil der aktiven Öffentlichkeitsarbeit

sind die neuen Informationsmaterialien, mit denen Wald

und Holz NRW sich für eine bessere Kommunikation an

den bei Waldpflegearbeiten erforderlichen Absperrungen

engagiert.

Michael Blaschke

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Die Weißtanne – Die (un)bekannte Baumart

Als die Baumarten nach der letzten Eiszeit aus den

wärmeren Gebieten in Süd- und Osteuropa, in der die

Bäume die kalte Phase überdauert hatten, langsam nach

Deutschland zurückkehrten, schaffte es die Weißtan-

ne zwar nach Süddeutschland zurück, jedoch nicht bis

ins heutige Nordrhein-Westfalen. Die Ursachen dieses

Wegestopps werden noch wissenschaftlich erforscht. Die

Baumart Weißtanne ist somit in Deutschland heimisch,

in NRW aber eine eingeführte Baumart. Dies ist aber

schon lange her: Der früheste Anbau der Weißtanne in

Nordrhein-Westfalen stammt wahrscheinlich aus dem

Jahre 1750 und wurde im Bereich der Eifel (im ehemaligen

Forstamt Schleiden) durchgeführt. Erste Anpflanzungen

der Weißtanne im Sauerland – Briloner Stadtwald – wur-

den 1790 durchgeführt. Bereits 1811 wurden Weißtannen

aus Rumbeck/Arnsberg beerntet und das Saatgut im

Briloner Stadtwald ausgebracht.

Weißtannen gehören zu den eindrucksvollsten Bäumen

in den Wäldern von Nordrhein-Westfalen; vermag die

Weißtanne doch bis über 60 m hoch und einen Brust-

höhendurchmesser von über 2 m zu erreichen.

Die Weißtanne hat aber noch mehr zu bieten: Ihre tiefrei-

chende Pfahlwurzel macht die Tanne nicht nur zu einer

gegen Windwurf sehr stabilen Baumart, sondern sie kann

hierdurch auch Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten

erschließen und über ihre Nadelstreu mittelfristig auch

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anderen Bäumen zur Verfügung stellen.

Als eine leistungsfähige Mischbaumart kommt die

Weißtanne im Naturwald mit Fichte und Buche gemein-

sam vor. Da sie etwas mehr Wärme aber weniger Wasser

benötigt als die Fichte, setzt man große Hoffnungen auf

die Weißtanne und ihre Anpassungsfähigkeit im Klima-

wandel. Im Zuge von möglichen Klimaveränderungen

zeichnen sich für die Wälder in NRW und insbesondere für

die Baumart Fichte gravierende Folgen ab. Die Weißtanne

gilt als eine mögliche Ersatzbaumart für die Fichte. Die

Weißtanne produziert ein gleichmäßig gelblich-weißes

Holz, das Fichtenholz optisch und in der Verwendung

sehr stark ähnelt. In ihren klimatischen Ansprüchen liegt

sie zwischen Buche und Fichte und vereint in sich etliche

Eigenschaften, die sie für die zukünftige Gestaltung klima-

plastischer Wälder interessant macht.

Stammscheibe zur Jahrringanalyse einer Weißtanne (Pflanzung 1876) aus dem Arnsberger Wald (Foto: Bertram Leder, Wald und Holz NRW)

Die Weißtanne erreicht auf entsprechenden Standorten erhebliche Brusthöhendurchmesser und Höhen (Foto: Bertram Leder, Wald und Holz NRW)

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Die Weißtanne ist ein Schattenkünstler: Weißtannenver-

jüngung kann notfalls Jahrzehnte im Schatten anderer

Bäume ausharren und auf das Entstehen einer Lichtlücke

im Kronendach warten. Wenn das Licht sie dann erreicht,

geht es los mit dem Wachstum. Diese Eigenschaft kann

man sich zu Nutze machen, wenn man beispielsweise

Reinbestände aus Fichte in Mischbestände umbauen

möchte: Durch Voranbau (Pflanzung) und Voraussaat

unter dem vorhandenen Kronenschirm kann man die

Weißtanne bereits Jahrzehnte vor der Ernte der Fichten

im Bestand etablieren (Anmerkung: Zu dieser Etablie-

rungstechnik erscheint demnächst ein Flyer von Wald

und Holz NRW) und der Weißtanne einen Vorsprung

gewähren, denn in ihrer Jugend wächst die Weißtanne

etwas langsamer als die Fichte. Dafür hält das Wachstum

bis ins hohe Alter stetig an. Mit einem geeigneten Pflege-

konzept, kann der Zuwachs auch im hohen Alter noch

gesteigert werden. Ein stufiger Bestandesaufbau ist von

Vorteil, weil er zugleich das frühe Aufkommen von Natur-

verjüngung ermöglicht.

Die Weißtanne bietet Habitatfunktionen für etliche Tier-

und Pilzarten. Weißtannenverjüngung ist aus der Pers-

pektive des Wilds schmackhaft und wird gern verbissen.

Verbissinventuren zeigen, dass Wildverbiss die Verjün-

gung der Weißtanne erheblich beeinträchtigen kann.

Dies kann – regional unterschiedlich – für die Sicherung

der standörtlich notwendigen Weißtannenbeteiligung in

der Verjüngung ein besonderes Problem sein.

Weisergatter geben hier wertvolle Hinweise.

Aus verschiedenen Gründen ist die Weißtanne in NRW

bislang nicht häufig. Das derzeit in Erstellung befindliche

„Waldbaukonzept klimaplastische Wälder NRW“ erarbei-

tet Waldentwicklungstypen, in denen die Weißtanne mehr

als bisher zum Baumartenportfolio zählen kann. In einem

aktuellen Projekt werden daher die verstreuten Vorkom-

men älterer Weißtannen aufgespürt und untersucht.

Denn diese Vorkommen haben unter den nordrhein-

westfälischen Standortsbedingungen der letzten 70 bis

140 Jahre überleben und sich erfolgreich behaupten

können. Damit bieten diese Bestände und Einzelbäume

eine gute Grundlage, um einerseits waldbauliche und

waldwachstumskundliche, sowie standörtliche Parame-

ter über Weißtannen in NRW abzuleiten, und andererseits

an Hand von Untersuchungen der genetischen Struktur

„der Überlebenden“ geeignete Herkünfte (Provenienzen)

für NRW zu identifizieren.

Dr. Bertram Leder und Karoline Flume

Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen

Waldbau und Forstvermehrungsgut

Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald

Ersatzbaumart zur Fichte kann die Weißtanne sein (Foto: Bertram Leder, Wald und Holz NRW)

Förderung der Weißtanne bedeutet auch die Schaffung von (Natur-) Verjüngungsvorräten unter Schirm (Foto: Bertram Leder, Wald und Holz NRW)

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Ein Waldthema mit vielen Experten und einem diskus-

sionsfreudigen Publikum von verschiedenen Seiten zu

beleuchten, ist das Konzept des Arnsberger Waldforums.

In diesem Jahr möchten wir die vielen Ressourcen, die

wir in unseren Wäldern nutzen, in einer 360° Betrachtung

gebührend würdigen.

Holz ist und bleibt dabei die wichtigste Ressource. Holz-

nutzung ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Nicht zuletzt ist es der Holzverkauf, der die vielen Wald-

besitzerinnen und Waldbesitzer in die wirtschaftliche

Lage versetzt, die zahlreichen anderen kostenlosen

Leistungen ihrer Wälder für die Natur, die Umwelt und

unsere Freizeit und Erholung zu erbringen.

Allerdings können die Waldbesitzerinnen und Waldbe-

sitzer für die meisten Leistungen, die ihre Wälder für die

Natur und die Gesellschaft erbringen, keine Rechnungen

schreiben. Die „Wohlfühloase“ Wald betreten wir, ohne

Eintritt zu zahlen. Wir gehen auf gepflegten Waldwegen

spazieren und genießen kostenlos die gute Waldluft.

Und unser Trinkwasser filtern unsere Wälder ebenfalls

ohne einen Cent für die Reinigungsleistung zu berech-

nen. Unsere Wirtschaftswälder sind die naturnächsten

Lebensräume, die wir haben. Die Schatzkammer Wald

ist gefüllt mit wertvollen Ressourcen. Diese unzähligen

Leistungen unserer Wälder exakt in Euro und Cent zu

berechnen, wird nicht gelingen. Unsere Aufgabe ist es,

dieses Geschenk der Natur mit forstlichem Sachverstand

nachhaltig zu nutzen. Wie dies am besten gelingt und

dabei möglichst vielen gesellschaftlichen Ansprüchen

gerecht wird, ist ein ständiger Abwägungs- und Optimie-

rungsprozess. Den Dialog über die wertvollen Ressourcen

des Waldes führen wir gern und besonders intensiv auf

dem 8. Arnsberger Waldforum, zu dem wir sie herzlich

einladen.

Anmeldungen per E-Mail:

[email protected]

Veranstaltungsort:

Forstliches Bildungszentrum des Landesbetriebes Wald

und Holz Nordrhein-Westfalen

Alter Holzweg 93

59755 Arnsberg

Tagungsgebühr:

55,00 € / 25,00 € für Schüler-/innen, Auszubildende,

Praktikanten/innen und Studierende. Die Tagungsge-

bühren beinhalten eine Tagungsmappe, Mittagessen und

Getränke

Rückfragen:

Elke Hübner-Tennhoff

Projektleitung Arnsberger Waldforum

E-Mail: [email protected]

Michael Blaschke

Einladung zum 8. Arnsberger Waldforum am 3. und 4. November 2016Ressource Wald – wie viel Nachhaltigkeit ist in uns?

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Verträge zum umweltverträglichen Weihnachtsbaum- und Schmuck-reisiganbau im Wald

Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Mit der Unterschrift von Umweltminister Johannes

Remmel und den Vorsitzenden der beteiligten Verbände,

dem Waldbauernverband NRW e.V., dem Landesver-

band Familienbetriebe Land und Forst NRW e.V., sowie

dem Landesverband Gartenbau NRW e.V. wurde am 25.

Juni 2016 die Möglichkeit geschaffen die Änderung des

Landesforstgesetzes vom Dezember 2013 praktisch

umzusetzen.

Um Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen im

Wald auch nach dem Jahr zu nutzen, haben Wald-

besitzerinnen und Waldbesitzer nun die Möglichkeit,

Verträge mit den Regionalforstämtern abzuschließen.

Die Vertragsbedingungen zum umweltverträglichen

Anbau wurden in dem Rahmenvertrag festgelegt. Dieser

Vertrag wurde einvernehmlich zwischen den beteiligten

Verbänden, sowie dem Ministerium für Klimaschutz,

Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Landesbetrieb

Wald und Holz Nordrhein-Westfalen abgestimmt.

Für die konkreten Weihnachtsbaum- und Schmuckreisig-

kulturen können nun Einzelverträge zwischen Waldbe-

sitzerinnen bzw. Waldbesitzern und den Regionalforst-

ämtern abgeschlossen werden. Damit verpflichten sich

die Waldbesitzenden einerseits die im Rahmenvertrag

festgelegten Kriterien einzuhalten, andererseits ermög-

licht der Vertragsabschuss einen Kulturbetrieb bis

mindestens 2043.

Vertragsinhalte sind im Wesentlichen die Reduzierung

von Herbiziden, eine bodenschonende Bewirtschaftung

und die Anlage von Innen- und Außensäumen zur Verbes-

serung des Landschaftsbildes und der Biodiversität.

Wichtig: Der Abschluss solcher Verträge ist aufgrund der

gesetzlichen Regelung nur bis zum 12. Dezember 2016

möglich. Danach können keine Verträge mehr abge-

schlossen werden.

Die Bewirtschaftung der vertraglich betroffen Kulturen

wird jährlich auditiert. Entweder nach den Regelungen

der Zertifizierung durch PEFC Deutschland oder durch

einen von Wald und Holz NRW beauftragten Auditor. Die

Verträge haben eine erste Laufzeit bis zum Jahr 2043

und können sich dann gegebenenfalls verlängern. Wald-

besitzerinnen und Waldbesitzer haben die Möglichkeit die

Verträge jederzeit zu kündigen. In einem solchen Fall gilt

dann der Bestandschutz der Kulturen bis zum Jahr .

Für bestehende, außerhalb sonstiger Waldflächen gelege-

ne Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen werden

keine Verträge abgeschlossen, da diese nicht dem Forst-

recht unterliegen und in der Regel ohnehin dauerhaft

betrieben werden dürfen.

Unabhängig von vertraglichen Vereinbarungen können

Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen im nach-

gewiesenen Gesamtumfang von weniger als 2 Hektar

Waldfläche eines Waldbesitzers genutzt werden. Derar-

tige Flächen müssen den Regionalforstämtern allerdings

gemeldet beziehungsweise angezeigt werden.

Unter Energieleitungen ist die Bewirtschaftung von Weih-

nachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen übrigens ohne

besondere Einschränkungen zulässig.

Seite 9

Weihnachtsbaumkultur im Wald(Foto: Marc Messerschmidt, Wald und Holz NRW)

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Zusätzliche Informationen erhalten Sie bei den

Fachgebieten Hoheit der für Sie zuständigen

Regionalforstämter.

Weitere Informationen

Kriterien für den Weihnachtsbaumanbau im Wald

www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Presse/

Dokumente/160711_Kriterien_fuer_umweltv._

Weihnachtsbaumanbau_im__Wald.pdf

Muster Bearbeitungsschema

www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Presse/

Dokumente/160711_Muster_Bearbeitungsschema.pdf

Muster EV öffentlich-rechtlicher Vertrag

https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Presse/

Dokumente/160711_Muster_EV_oeffentlich-rechtlicher_

Vertrag_Mai_2016.pdf

Rahmenvertrag WBK

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Dokumente/160711_Rahmenvertrag_WBK-px.pdf

Pressemitteilung vom 15.07.2016

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neue-vertraege-zum-umweltvertraeglicheren-

weihnachtsbaumanbau-im-wald-in-nrw/

Ansprechpartner

Zu den Regionalforstämtern

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regionalforstaemter/

Marc Messerschmidt

Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

Seite 10

Wald und Holz NRW fördert Biotop- und Artenschutz

Über die Förderrichtlinien des Landes, des Bundes und

der EU fördert Wald und Holz NRW Maßnahmen des

Biotop- und Artenschutzes. Hierzu erteilte die EU erst

kürzlich die Freigabe und machte damit den Weg frei, für

den dauerhaften Erhalt von Alt-, Biotop-, Horst- und Höh-

lenbäumen eine finanzielle Entschädigung zu gewähren.

Neben weiteren Maßnahmen, wie der Beseitigung nicht

erwünschter Jungbestockung oder der Pflege von Wald-

rändern können auch Ihre eigenen Ideen zum Biotop- und

Artenschutz mit Fördergeldern unterstützt werden. In

Schutzgebieten kann bei entsprechender Verordnung

oder Festsetzung eine Hiebsunreifeentschädigung für

eine gebotene vorzeitige Umwandlung von nicht heimi-

schem Laubholz oder Nadelholz in Laubwald gewährt

werden. Als Zuschuss kommen bis zu 100 Prozent Ihrer

Ausgaben in Betracht.

Ist in Schutzgebieten

die Anpflanzung von

Laubbäumen vorge-

geben, wird hierfür ein

Wertausgleich zu der

gewünschten Baumart

gezahlt.

Seine Höhe richtet

sich nach der Ertrags-

klasse und reicht von

450 EUR je ha bis

1.120 EUR je ha bei

Buchen- oder Eichen-

beständen mit der

Ertragsklasse III,5.

Für weitere Fragen oder Informationen wenden Sie sich

bitte an Ihr Regionalforstamt.

Heiko Schürmann

Alt- und Biotopholz (Foto: Stefan Befeld, Wald und Holz NRW)

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

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2016 hat das Auftauchen einzelner Wölfe auch in NRW

für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Meldungen über

Sichtbeobachtungen oder Funde von tot aufgefunden

Tieren gehen die zuständigen Behörden intensiv nach,

damit die Anwesenheit des Wolfes sicher bestätigt, oder

ausgeschlossen und dokumentiert werden kann. Dafür

zuständig ist das Landesamt für Natur, Umwelt und

Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV); die

unmittelbare Arbeit vor Ort leisten 39 speziell geschulte

Luchs- und Wolfsberater und -beraterinnen. Wald und

Holz NRW ist mit seinen Forstämtern und Forstbetriebs-

bezirken auf der gesamten Landesfläche vertreten und

unterstützt das LANUV mit Förstern und Försterinnen bei

dessen Aufgaben.

Am 5. und 6. Oktober wurden zusätzlich zu bisherigen

Luchs- und Wolfsberatern und -beraterinnen, davon fünf

von Wald und Holz NRW, weitere 21 Forstbedienstete von

Wald und Holz NRW geschult. Die Schulung durch Frau

Dr. Ingrid Hucht-Ciorga und Herrn Dr. Matthias Kaiser

vom LANUV fand im Forstlichen Bildungszentrum in

Neheim-Hüsten und im Lehrrevier Breitenbruch des Lehr-

und Versuchsforstamtes Arnsberger Wald statt.

Am ersten Tag wurden

den Förstern und Förs-

terinnen, die aus dem

Studium auch über

profunde wildbiologi-

sche und ökologische

Kenntnisse verfügen,

theoretische Inhalte

vermittelt; am zwei-

ten Tag erfolgte die

praktische Begutach-

tung von Hinweisen auf

Wölfe im Gelände und

die Untersuchung und

Probenahme an toten Wildtieren aus Verkehrs unterfällen.

Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Peter Bergen

vom zuständigen Fachbereich „Hoheit, Schutzgebiete, Um-

weltbildung“ von Wald und Holz NRW die Bedeutung des

sensiblen Themas zur erwarteten Rückkehr des Wolfes und

dankte den Försterinnen und Förster für deren Mitwirken.

Alle Akteure hielten die Schulung für sehr gut gelungen.

Peter Bergen

Schulung für Wolfsexperten in Arnsberg

Übung von Probenentnahme (Foto: Lena Christensen, Wald und Holz NRW)

Für die anderen Entgeltsätze (z. B. Basispaket oder Ein-

zelleistungen) erhöhen sich die Entgelte um moderate

%. Das entspricht dem Nominallohnindex des Statisti-

schen Bundesamtes für die öffentliche Verwaltung ab

1. Januar 2017.

Wald und Holz NRW bedankt sich für das entgegenge-

brachte Vertrauen. Als verlässlicher und kalkulierbarer

Partner freuen wir uns auch im kommenden Jahr über die

zahlreiche Inanspruchnahme unserer Leistungen durch

den Waldbesitz.

Die einzelnen Entgeltsätze können bei den Bediensteten

Vermittlungsentgelte für den Holzverkauf bleiben 2017 konstant

von Wald und Holz NRW abgefragt oder im Internet

eingesehen werden.

www.wald-und-holz.nrw.de/forstwirtschaft/waldbesitz/

dienstleistung-fuer-den-waldbesitz

Gemäß Beschluss des Ausschusses für Klimaschutz, Um-

welt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

des Landtags Nordrhein-Westfalen vom 5. November 2014

ist eine jährliche Anpassung der Entgelte für die Dienst-

leistungen von Wald und Holz NRW vorgesehen. Wir legen

unsere Zahlen und Leistungen gegenüber der Aufsichtsbe-

hörde offen.

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„Baum begräbt Auto“ oder „Ast fällt bei Windstille auf teu-

ren Sportwagen“, so oder so ähnlich lauten ab und zu die

Schlagzeilen in der Tagespresse. Gottseidank, wenn es nur

Sachschaden und keinen Personenschaden gegeben hat.

Helle Aufregung herrscht aber immer beim Waldbesitzer

oder bei der Waldbesitzerin, ganz egal, ob kommunal oder

privat: Was kommt da alles auf mich zu?

Auseinandersetzungen mit den Geschädigten, der Ver-

sicherung, bei Personenschäden auch mit der Polizei

und/oder der Staatsanwaltschaft bestimmen dann die

nächsten Tage und Wochen. Von dem schlechten Gefühl

bei einem möglichen Personenschaden ganz zu schwei-

gen. Habe ich in oder an meinem Wald genug Vorsorge

gegen solche Ereignisse getroffen? Wann bin ich das letzte

Mal die Waldaußengrenzen abgegangen, um Gefahren-

potenziale zu erkennen und gegebenenfalls zu beseitigen?

Ach ja, ich bin ja Mitglied in der FBG, die wird das schon

richten. Leider nein, die richtet das nicht. Auch nicht

der die FBG betreuende Revierförster oder die Revier-

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Waldblatt NRW - Herbst 2016 RegionalforstamtRhein-Sieg-Erft

försterin, denn die Vorsorge gegen solche Baumunfälle,

sprich visuelle Baumkontrolle, ist nicht Gegenstand des

Betreuungsvertrages, den die FBG mit dem zuständigen

Regionalforstamt abgeschlossen hat.

Wald und Holz NRW und auch das Regionalforstamt Ruhr-

gebiet haben erkannt, dass hier Handlungsbedarf besteht.

Vor einiger Zeit hat das Regionalforstamt Ruhrgebiet als

Pilot für Wald und Holz NRW die visuelle Baumkontrolle

als neues Dienstleistungsangebot auf den Markt gebracht,

Mitarbeiter zusätzlich geschult und ein Baumkontrollpro-

gramm testweise beschafft. Nach einem etwas schleppen-

den Beginn ist dieses Angebot zu einer solchen Erfolgsge-

schichte im Regionalforstamt Ruhrgebiet geworden, dass

die Kapazitätsgrenzen fast erreicht sind und die Beschaf-

fung des Baumkontrollprogramms beabsichtigt ist, um die

Effektivität der visuellen Baumkontrolle zu steigern.

Das Baumkontrollprogramm kontrolliert nicht selber, wie

der Name vielleicht vermuten lässt, das machen nach wie

vor Menschen aus Fleisch und Blut mit Herz und Sachver-

stand, geschulte Mitarbeiter von Wald und Holz NRW. Das

Programm dient dazu, die Bäume zu erfassen, bei denen

Maßnahmen, wie z.B. Fällungen, Entfernen von Trocken-

ästen, Wiederherstellung des Lichtraumprofils über Fahr-

bahnen etc. dokumentiert und ausgewertet werden.

Jeder Waldbesitzende trägt für seinen Waldbesitz Verant-

wortung und muss die Haftung für bestimmte Gefahren,

die vom Wald ausgehen, übernehmen. Das ist die so ge-

nannte Verkehrssicherungspflicht. Diese werden im und

am Wald allerdings abgestuft betrachtet. Die herrschende

Rechtsprechung und das Bundeswaldgesetz verneinen

z. B. eine Verkehrssicherungspflicht für Waldwege, egal

in welcher Intensität sie begangen werden oder privat-

rechtlich ausgewiesen sind. Etwas anderes gilt aber für

Waldaußengrenzen zur Bebauung, zu Hausgärten oder

zu gewidmeten Verkehrswegen. Zu denen kann allerdings

auch ein gewidmeter Weg im Wald gehören.

Visuelle Baumkontrolle am Waldrand – eine ErfolgsgeschichteLiebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, sehr geehrte Damen und Herren,

Reinhart Hassel (Foto: Wald und Holz NRW)

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Hier sind die Anforderungen an die Verkehrssicherung

sehr hoch, und genau hier kommt das besonders quali-

fizierte Personal des Regionalforstamtes Ruhrgebiet von

Wald und Holz NRW zum Einsatz, wenn das denn der

Waldbesitzende möchte. Sie kontrollieren an den Wald-

rändern die Bäume, die beispielsweise aufgrund ihrer

Höhe auf eine Straße fallen können, auf ihre Stand- und/

oder Bruchsicherheit oder auf das Vorhandensein anderer

Gefahrenquellen, wie Totäste oder Risse im Holz. Werden

bei dieser Kontrolle Defekte wie Rindenschäden, Pilze und

anderes entdeckt, wird beurteilt, welche Maßnahme zu

treffen ist, um die Gefahr zu beseitigen.

Während bei Einzelbäumen in der Bebauung eine breite

Palette an Möglichkeiten, z.B. Kronenpflege oder eine

eingehende Untersuchung auf die Standfestigkeit mit

Hilfe eines Zugversuchs, bestehen, werden die Bäume

am Waldrand in aller Regel gefällt, es sei denn, man kann

die Verkehrssicherheit mit relativ geringem Aufwand, z.B.

durch Entnahme eines trockenen Astes, wiederherstellen.

Selbstverständlich kann der Auftraggeber bestimmen,

dass für seine Waldbäume der gleiche Kanon an Behand-

lungsmöglichkeiten angewendet wird wie bei Einzelbäu-

men. Dies kann z.B. an oder in einem für die Bevölkerung

wichtigen Erholungswald in einer Kommune sein. Ein

Privatwaldbesitzender wird sich eher für die preiswerteste

Lösung entscheiden.

Kontrolliert werden die Bäume in einem Regelkontrollin-

tervall von 18 Monaten, damit einmal eine Kontrolle im be-

laubten und einmal eine Kontrolle im unbelaubten Zustand

erfolgt. In besonderen Fällen, z.B. wenn der Waldbestand

besonders alt ist oder andere Kriterien dafür sprechen,

wird der Baumkontrolleur auch eine Verkürzung des Kont-

rollintervalls auf sechs Monate vorschlagen. Dies hat auch

die Rechtsprechung so vorgesehen.

Das Regionalforstamt Ruhrgebiet verfügt inzwischen

über Erfahrungen in der visuellen Baumkontrolle auf der

Grundlage von rund 300 km kontrollierter Waldränder.

Da die bisherigen visuellen Baumkontrollen in der Regel

nach dem VTA-Verfahren (Visual Tree Assessment nach

Seite 13

Prof. Mattheck, einem studierten und habilitierten Physi-

ker) durchgeführt worden sind und der Ruf insbesondere

aus den Kommunen nach visueller Baumkontrolle nach

den FLL-Baumkontrollrichtlinien (Forschungsgesellschaft

Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., ein

Zusammenschluss eines breiten Spektrums von Experten

u.a. auch Lehrenden und Praktikern aus der Forstwissen-

schaft) immer lauter wird, wird das Regionalforstamt

Ruhrgebiet seine Mitarbeiter weiterqualifizieren und vor-

aussichtlich ab Anfang 2017 auch visuelle Baumkontrollen

nach diesem Standard anbieten.

Franz Josef Pauly, Leiter des Fachgebietes Betreuung im

Regionalforstamt Ruhrgebiet und damit „Chef“ der visuellen

Baumkontrolle meint: „Die von uns durchgeführte visuelle

Baumkontrolle entlang von Waldrändern macht deutlich,

dass wir nicht nur für wirtschaftliche Fragen im Rahmen

der Waldpflege kompetent sind und uns hier engagieren,

sondern auch die Sicherheit der Menschen im und am

Wald im Blick haben und unsere Kompetenzen auch zum

Wohl der Waldbesitzenden ständig erweitern.“

Liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, sehr geehrte

Damen und Herren, ich wünsche Ihnen beim Lesen dieser

Ausgabe viel Freude, Anregung und Entspannung.

Ihr

Reinhart Hassel

Leiter des Regionalforstamtes Ruhrgebiet

Beispiele für Ergebnisse einer visuellen Baumkontrolle (l.: Höhlung,r.: eingerissener Zwiesel), (Fotos: Reinhart Hassel, Wald und Holz NRW)

RegionalforstamtRhein-Sieg-ErftWaldblatt NRW - Herbst 2016

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Fotowettbewerb „Industriewald Ruhrgebiet – mach Dir ein Bild!“

Nur auf den ersten Blick passen Wald und Industrie nicht

zusammen. Überall in unserer Heimat Ruhrgebiet lässt

sich in den Wäldern, den ausgedehnten Parks und kleine-

ren Baumgruppen im innerstädtischen Bereich aufzeigen,

dass Wald und Industrieanlagen sehr wohl in Einklang mit-

einander stehen können. Wald spielt im Zusammenhang

mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet eine bedeutende

Rolle. Dieses im Bild festzuhalten, war Aufruf von Wald und

Holz NRW zum Fotowettbewerb „Industriewald Ruhrgebiet

– mach Dir ein Bild!“

Gespannt war die Fachjury, welche Themen den Bild-

autoren einfielen, um den scheinbaren Gegensatz von

„Industrie“ und „Wald“ aufzulösen. Interessanterweise

waren Bilder der Waldentwicklung auf Industriebrachen –

also des typischen Industriewaldprogramms – tatsächlich

häufigstes Fotomotiv. Es waren also ganz häufig Bilder

ganz junger, wild aufgewachsener Wälder, die als Wett-

bewerbsbeitrag eingereicht wurden. Alte Wälder mit

knorrigen hochaufragenden Bäumen, die sonst Sinnbild

für urige, verträumte Waldlandschaft darstellen, sind

dagegen deutlich unterrepräsentiert. Ganz häufiges Motiv

war die Situation, dass anstelle abgewrackter Gebäude,

Gleisanlagen oder anderer industrieller Überbleibsel sich

ungeregelt Natur wieder breit gemacht hat. Die Sieger-

fotos legen Zeugnis dafür ab. Es ist also weniger der von

Försterhand angelegte oder gepflegte Wald, der die Foto-

graphen als Motiv fasziniert hat.

Was geschieht nun mit den Wettbewerbsbeiträgen? Neben

den zehn Preisträgerfotos oder Fotoserien sind weitere

Bilder für eine Wanderausstellung ausgewählt worden, die

uns repräsentativ für Industriewald im Ruhrgebiet schie-

nen. Die nun insgesamt 35 Fotos werden ab Herbst 2016 in

öffentlich genutzten Gebäuden präsentiert, von denen sich

die Forstverwaltung eine hohe öffentliche Wahrnehmung

verspricht. Auf diese Weise wird in verschiedensten Städ-

ten des Ruhrgebiets das Thema „Wald im Revier“ präsent.

Seien die Ausstellungsräume in Bankgebäuden, Rathäu-

sern, Museen oder wo auch immer... Wald gehört einfach

zum Bild unserer Heimat. Wald steht auch im Ruhrgebiet

eben nicht als Gegensatz zur industriellen Umgestaltung

sondern ist Beitrag zum Strukturwandel – ist die „grüne

Alternative“ einer postindustriellen Kulturlandschaft.

An der Kokerei Zollverein in Essen, das beste Einzelfoto des Fotowett-bewerbs, erreichte Platz zwei im Ranking der Fachjury (Foto: U. Bednarz)

RegionalforstamtRhein-Sieg-ErftWaldblatt NRW - Herbst 2016

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Begonnen 1996, hat sich unter Federführung der Landes-

forstverwaltung das Projekt „Industriewald Ruhrgebiet“

entwickelt. Aufgelassene Industriebrachen – vorwiegend

altes Zechen- und Kokereigelände – überließ man der na-

türlichen Vegetationsentwicklung. Verbliebene Gebäude-

reste dienten in den Sukzessionsflächen als Kulisse einer

industriegeprägten Kulturlandschaft, die zudem für den

Artenschutz auf diesen sich wandelnden Brachen wert-

volle Nischen bieten.

Die Flächen durchlaufen mehrere Sukzessionsstadien.

Beginnend mit zaghafter Etablierung einzelner Moose,

Gräser und Kräuter auf dem industrieverlassenen Roh-

boden oder den Bergehalden, stellt sich als Schlussge-

sellschaft in der Regel ein geschlossener Wald dar, der

kleinstandörtlich auch offene oder halboffene Vegetations-

formen zulässt.

Diese Industriewälder zeichnen besondere Merkmale aus,

die sie im Ruhrgebiet als einzigartigen Landschaftstyp er-

scheinen lassen und inzwischen zu einem Markenzeichen

der Region im Strukturwandel geworden sind:

• Uneingeschränkte Zulassung spontaner Vegetations-

entwicklung

• Einbindung der Flächen in das Innenstadtgefüge

• Freie Zugänglichkeit

• Eine auf das Notwendigste beschränkte Waldbewirt-

schaftung (Erschließung, Verkehrssicherung,

Müllbeseitigung)

• Zulassen von recht freien Waldnutzungsrechten

• Wissenschaftliche Begleitung

• Belassen der Reste der Industriearchitektur und –

Infrastruktur

Zwischen den zumeist öffentlichen oder industriellen

Flächeneigentümern und Wald und Holz NRW wird ein

Kooperationsvertrag geschlossen, der die sukzessionale

Entwicklung festschreibt und eine zurückhaltende Pflege,

Umweltbildung und wissenschaftliche Erhebungen aus-

drücklich beinhaltet.

Industriewaldforschung als wichtiger Baustein der Sukzessionswald-forschung

In den Jahren 1997 bis 2009 sind für die Forschungsmo-

dule „Bodenentwicklung, Fauna, Flora und Waldstruktur-

entwicklung“ sechs Versuchsflächen untersucht worden.

Interessant zu erfahren war auch das Zusammenspiel

der vier Module, wie also z.B. die Entwicklung bestimmter

Weiserarten von zunehmender Waldentwicklung abhängt

und wie sich unter dem Einfluss der Vegetationsdynamik

Industrieboden zu Waldboden entwickelt.

Zwei der Untersuchungsflächen waren zu Versuchsbeginn

in der sogenannten „Pionierphase“ – also frische Industrie-

brachen, zwei weitere standen damals in der „Strauch-

phase“ – also in der Phase sich etablierender Strauch- und

einiger Baumarten; und die letzten Beiden standen bereits

im „Waldstadium“ – waren also bereits mehr oder weniger

geschlossene Pionierwälder, vorwiegend aus Birke.

Für Fauna und Flora sind vor allem die „Pionier-“ und die

„Strauchphase“ interessant. Rote Liste-Arten finden

auf diesen zumeist warmen und halboffenen Böden öko-

logische Nischen, die in der kultivierten Landschaft rar

geworden sind.

2016 ist eine Zusammenschau der Einzeluntersuchun-

gen von 1997 bis 2009 vorgenommen worden. Über den

Betrachtungszeitraum konnten vor allem in den frühen

Seite 15

RegionalforstamtRhein-Sieg-ErftWaldblatt NRW - Herbst 2016

Dauerhafte Freiflächen im Industriewald stellen für Fauna und Flora eine willkommene und seltene ökologische Nische dar, die es zu er-forschen gilt (Foto: Burkhard van Gember, Wald und Holz NRW)

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Sukzessionsstadien weitreichende Veränderungen fest-

gestellt werden. Für die Waldflächenforschung war der

Untersuchungszeitraum noch zu kurz – und dennoch ist

mit den Ergebnissen eine wichtige Grundlage für Pionier-

waldforschung geschaffen.

Auf der Grundlage dieses aktuellen Ergebnisberichtes

soll die Industriewaldforschung ab 2017 wieder aufleben

und dann die gegenseitigen Erkenntnisse für die vier

Forschungsmodule immer wieder in gewissen Abständen

aufeinander abgestimmt werden. Um dies sicher zu

stellen, hat sich unter fachlicher und organisatorischer

Federführung der LANUV und Wald und Holz NRW ein

Forschungsnetzwerk gebildet.

Wir versprechen uns davon gemeinsam Erkenntnisse, die

weit über die Industriewaldentwicklung hinausgehen.

Mögliche weitere Erkenntnisfelder sind: Trittsteinbiotope,

Grenzlebensräume für Arten auf Extremstandorten,

Reaktion von jungen Wäldern auf Naturgewalten (wie der

Sturm „Ela“ in 2014), Sekundärboden-Entwicklung und

vieles mehr.

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Industriewald „Rheinelbe“ nach dem Sommergewittersturm „Ela“ 2014 – ein neues Arbeitsfeld der Industriewaldforschung (Foto: Burkhard van Gember, Wald und Holz NRW)

Der den Wald nutzende Mensch ist dabei geduldeter –

ja gewünschter - „Standortfaktor“. Für ihn ist dieser Wald

in all seinen Entwicklungsstufen ein Stück Erholungsfläche

– ein Stück neue Heimat – in seinem innerstädtischen

Umfeld.

RegionalforstamtRhein-Sieg-ErftWaldblatt NRW - Herbst 2016

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Mitarbeiter-Portrait Freya Bertelsmeier, Forstassessorin im Regionalforstamt Ruhrgebiet

Freya Bertelsmeier ist seit dem 24. Mai 2016 im

Regionalforstamt Ruhrgebiet tätig und hat dort Aufgaben

aus dem Fachgebiet „Dienstleistungen“ und der Schwer-

punktaufgabe „Waldnaturschutz“ übertragen bekommen.

Sie entlastet und vertritt den Fachgebietsleiter Franz

Josef Pauly sowie den Schwerpunktaufgabenleiter Dieter

Jünemann.

Geboren und aufgewachsen ist Freya Bertelsmeier

in Münster und in Meschede (Sauerland).

Nach dem Abitur hat sie in Göttingen ein Bachelor- und

Masterstudium in „Forstwissenschaften und Waldökolo-

gie“ mit Schwerpunkt „Forstbetrieb und Waldnutzung“

absolviert. Neben diversen Praktika in der Forstwirtschaft

führte ein Praxissemester in die Holzindustrie nach Öster-

reich. Während ihres Studiums arbeitete sie zeitweise als

studentische Hilfskraft in der Abteilung für Forstökonomie

und Forsteinrichtung und schrieb dementsprechend auch

ihre Bachelorarbeit („Ökonomischer Vergleich von Buche

und Fichte“) und ihre Masterarbeit („Betriebswirtschaft-

liche Marktanalyse des Weichlaubholzmarktes in Nord-

Westdeutschland“) in diesem Bereich. Außerdem bekam

sie die Möglichkeit, über ein Stipendium für ein Auslands-

semester nach Vancouver Island in Kanada zu gehen.

Nach den verschiedensten Ausbildungsabschnitten hat sie

ein zweijähriges Forstreferendariat im Regionalforstamt

Münsterland absolviert und mit dem forstlichen Staats-

examen im Mai dieses Jahres abgeschlossen.

Freya Bertelsmeier (Foto: Burkhard van Gember, Wald und Holz NRW)

Auch ihre Freizeit verbringt Freya Bertelsmeier gerne in

der Natur, indem sie ihren Hobbies wie der dem Jagdhorn

spielen, der Jagd, dem Ski fahren oder spazieren gehen mit

ihrem Hund „Krümel“ nachgeht.

Wir freuen uns, dass wir mit Freya Bertelsmeier im Regional-

forstamt Ruhrgebiet eine sehr freundliche, engagierte und

kompetente Kollegin hinzugewonnen haben und hoffen, dass

sie uns lange erhalten bleibt.

Heinz Brüning

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RegionalforstamtRhein-Sieg-ErftWaldblatt NRW - Herbst 2016

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Mitarbeiter-Portrait Katja Eßer

Seit dem 1. September 2016 verstärkt Frau Katja Eßer

die Schwerpunktaufgabe Waldnaturschutz, welche im

Regionalforstamt Ruhrgebiet angesiedelt ist. Die aus

dem Ruhrgebiet stammende Diplom-Forstwirtin hat nach

ihrem Referendariat, das sie von 2001 bis 2003 bei der

damaligen Landesforstverwaltung NRW absolviert hat,

in den Bereichen Fernerkundung, Waldmonitoring und

Waldinventuren gearbeitet.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Erstellung von

Baumkatastern und die Durchführung von Baumkon-

trollen als FLL-zertifizierte Baumkontrolleurin. Von 2010

bis 2014 hat Frau Eßer als FSC©-Auditorin Erfahrungen

u.a. in Osteuropa und der Türkei sammeln können. Zuletzt

war sie in der Naturschutzabteilung eines Versorgungs-

netzbetreibers u. a. in der Ökologischen Baubegleitung

tätig und konnte so Einblicke in die Interessen der

„anderen“ Seite erlangen.

Der Schwerpunkt ihrer neuen Tätigkeit bei Wald und Holz

NRW wird die Erstellung von Waldmaßnahmenkonzepten

für Natura 2000 Gebiete sein und so die Regionalforst-

ämter bei der Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-

Richtlinie (FFH-Richtlinie) in Westfalen zu unterstützen.

Diese Richtlinie hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren

Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser

Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Waldmaß-

nahmenkonzepte zeigen hierzu planerische Wege auf, wie

lebensraum-typische Waldgesellschaften in Natura 2000

Gebieten in NRW für die nächsten 12 Jahre gesichert, ent-

wickelt und wiederhergestellt werden können.

Ein besonderes Anliegen der Schwerpunktaufgabe ist es

dabei, die Interessen der Waldbesitzenden und des Natur-

schutzes in Einklang zu bringen. Frau Eßer nimmt diese

Herausforderung gerne an und freut sich sehr darauf, sich

für die Wälder ihrer Heimat einsetzen zu können.

Heinz Brüning

Regionalforstamt Ruhrgebiet

Katja Eßer (Foto: Privat)

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