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LG Nr.39 D

Date post: 18-Mar-2016
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Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins
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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS Nr. 39 2/2011 WITH ENGLISH SUMMARY Waadtländer Wein Pierre Keller steht vor einer grossen Herausforderung Degustation Schaumweine in wildem Aufruhr Terroirs und Regionen Reichst du mir bitte das Salz? Bonvillars im Trend der Zeit Confrérie Ressats der grossen Umwälzungen Claude Imbert Die Kunst der Langsamkeit
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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS • Nr. 39 2/2011 • WITH ENGLISH SUMMARY

Waadtländer WeinPierre Keller steht vor einer grossen Herausforderung

DegustationSchaumweine in wildem Aufruhr

Terroirs und RegionenReichst du mir bitte das Salz?Bonvillars im Trend der Zeit

ConfrérieRessats der grossen UmwälzungenClaude Imbert

Die Kunst der Langsamkeit

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Ça crée des liens

Avec passion et avec vous.

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Le domaine de Montagny est situé en Lavaux, une région riche d’une longue tradition viticole. La BCV veille sur ce patrimoine historique et poursuit son exploitation dans le respect du savoir-faire local.

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P. S. A big welcome to those of you reading the magazine in English. Whether you live in Switzerland or are just visiting, we hope you enjoy learning more about the exceptional wines made in the Pays de Vaud and our unique art of living. en

glis

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In einer Welt, in der die neuen Kommunikationstechnologien den Rhythmus vorgeben, ist es nicht einfach, die Kunst der Langsam-keit zu praktizieren. Dafür muss man Dichter, Schriftsteller… oder Winzer sein. Oder Dichter, Schriftsteller… und Winzer.Allzu leicht gerät man in Versuchung, Langsamkeit und Unbeweg-lichkeit zu verwechseln. Aber auch, sich über sie mokierend, sie der Geschwindigkeit, der Schnelligkeit, ja der Eile gegenüberzustellen. Nicht alle Zivilisationen haben dieselbe intime Vision der Zeit. Im Westen wie in den aufstrebenden Ländern des Fernen Ostens hat sich die Zeit in den letzten Jahren erheblich beschleunigt. Für den Schriftsteller Milan Kundera aber ist die Langsamkeit ein Mittel, um die Erinnerung zu bewahren, das Vergessen zu vermeiden. «Der Grad der Geschwindigkeit», sagt er, «steht in direktem Ver-hältnis zur Intensität des Vergessens.» Bedenkenswert.Vor allem aber gehorcht die Langsamkeit ihren eigenen Gesetzen, folgt ihrem eigenen Rhythmus. Im Raum der Zeit, der sie bildet, herrscht eine ausserordentliche Dichte. Die Musik ist zweifellos der Bereich, in welchem das Bewusstsein für diese Dichte am greif-barsten ist. Doch das gilt auch für die Welt des Weinbaus. Von der Erde bis zum Glas erfordert alles Geduld. Das Terroir, die Reben, die Reife der Trauben, der Wein in seinem Fass oder seiner Flasche – keines dieser Elemente erträgt Unruhe, Aufregung und Hektik. Sie brauchen Zeit, ihre Zeit, und der Winzer ist gut beraten, sich daran anzupassen. Erst dann wird sich das Endprodukt voll entfal-ten können und uns für unsere Geduld reich belohnen.Seien Sie versichert: sich Zeit nehmen und lassen, das heisst auch die Schnelligkeit, die Lebhaftigkeit, das Prickelnde schätzen. Das beweisen die folgenden Seiten. Es geht bloss darum, je nach Umständen und Gelegenheit das richtige Tempo zu wählen. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre! FZi

Das richtige TempoTrend Die Kunst der Langsamkeit 2

Waadtländer Wein Pierre Keller steht vor einer grossen Herausforderung 6 Ist das Glas halb leer oder halb voll? 10 Triumph für die Goldenen Lorbeeren 16

Degustation Schaumweine in wildem Aufruhr 22 Gefährliche Bläschen… 27 Weinconcours in der Schweiz und im Ausland 32

Unsere Terroirs und ihre Talente Reichst du mir bitte das Salz? 34

Unsere Regionen sind rare Perlen Bonvillars – eine Weinregion im Trend der Zeit 38

Confrérie du Guillon Botschaft des Gouverneurs 55 Die Ressats der grossen Umwälzungen 56 Propos de Clavende 65 Wir lüften den Deckel 66 Guillon d’Or 2011 71 Porträt eines Conseillers 75 Cotterd de Berne 76 Horizonte: Claude Imbert 78 Die Kolumne von Michel Logoz 80

Titelbild:Das Mass der Zeit, FotomontageFotos: Cécile HugFotomontage: Estelle Hofer Piguet

IMPRESSUM: Herausgeberin: Le Guillon GmbH, Chemin de la Côte-à-Deux-Sous 6, 1052 Le Mont-sur-Lausanne; Geschäftsführung: Dr. Jean-François Anken (Präsident), Gilbert Folly, Daniel H. Rey. Partner: Confrérie du Guillon, Office des Vins Vaudois, Qualitätslabel Terravin, Fédération des caves viticoles vaudoises, Section vaudoise de l’Association suisse des vig-nerons encaveurs, SAGR, SELT. Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins erscheint zweimal jährlich in den Sprachen Französisch und Deutsch, mit englischen Zusammenfassungen. [email protected]: Françoise Zimmerli. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Pascal Besnard, Edouard Chollet, Caroline Dey, Marie Dougoud, Gilbert Folly, Philippe Gex, Michel Logoz, Claude-Alain Mayor, Pierre Thomas, Alexandre Truffer, Eva Zwahlen. Übersetzung ins Deutsche: Evelyn Kobelt (Confrérie), Eva Zwahlen. Übersetzung ins Französische: Loyse Pahud. English adap-tation by CFS Communication, Geneva. Art director: STLDESIGN, Estelle Hofer Piguet. Fotografen: Kairos atelier photos – Sandra Culand; Philippe Dutoit; weinweltfoto.ch – Hans-Peter Siffert; Studio Curchod. Fotolitho und Druck: Swissprinters Lausanne SA. Anzeigenleitung und Abonnemente: [email protected] – ISSNN 1423-7393

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«Wir verzichten auf jeden Luxus, ausser auf den kostbarsten: die Langsamkeit!» Dieser Satz, zitiert aus dem Werk L’Usage du Monde (Die Erfahrung der Welt), konzentriert die gesamte Philosophie des Schriftstellers Nicolas Bouvier, der anfügt: «Eine Reise kommt ohne Motive aus. Sie beweist unverzüglich, dass sie sich selbst genügt. Man glaubt, eine Reise zu machen, doch bald ist es die Reise, die uns macht – oder uns mitnimmt.» Es fällt schwer, keine Parallele zu ziehen zur Äusserung von Christian Dubois von den Frères Dubois in Cully, der, von seinem Dézaley-Marsens Vase Numéro 4 sprechend, meint: «Man muss dem Wein Vertrauen schen-ken. Wenn die Arbeit in den Rebbergen und im Keller gut gemacht wurde, wird der Wein sei-nen Weg selber machen, vorausgesetzt, man lässt ihm genügend Zeit.» In der brandneuen Önothek des Weinguts stehen mehrere Jahr-gänge zum Verkauf. Die Liebhaber von älteren Chasselas oder Rotweinen können hier Fla-schen aus den letzten vierzig Jahren erwerben.

Die Erde, Erschafferin der Zukunft«Ein Wein erzählt immer eine Geschichte. In sei-ner Jugend zeichnet sich der Chasselas durch seine Spontaneität aus, mit der Zeit gewinnt er an Reife.» Zum Gastronomiewein geworden, drückt der waadtländischste aller Weissweine komplexe Akzente aus, die er in allen Stadien seiner Entwicklung erworben hat, von der Erde bis ins Glas, zumindest wenn seine Produzen-ten genügend Geduld hatten. «Ein alterungs-fähiger Wein entsteht im Rebberg», bestätigt Laurent Baechtold vom Château de Luins. «In den 1980er Jahren meinte man, die Önologie könne die Fehler, die im Rebberg gemacht wur-

Alexandre TrufferFotos: Philippe Dutoit

den, korrigieren, doch das stimmt nicht.» Gleich tönt es aus dem Chablais, wo die Brüder Rapaz das vor 25 Jahren übernommene elterliche Weingut von Grund auf restrukturierten. «Als wir bereits 1984 beschlossen, Spezialitäten wie Merlot anzupflanzen, unternahmen wir einge-hende Studien zur Übereinstimmung von Reb-sorten, Boden und Exposition. Diese manchmal lästigen Versuche erweisen sich langfristig als sehr wertvoll.» Selektion des vegetativen Mate-rials, Pflanzdichte, Wahl des Schnitts sowie Erziehung und Alter der Rebstöcke sind einige der Faktoren, welche die Qualität der Trauben beeinflussen, keiner hat aber gemäss Aussage unserer Gesprächspartner eine derart grosse Bedeutung wie das Erntedatum. «Früher galt die Regel, dass man hundert Tage nach der Rebblüte erntet», erklärt Laurent Baechtold. «Mit diesem System reiften die Traubenkerne allerdings nicht aus. Mittlerweile wissen wir, was die Kerne brauchen, um braun zu werden; dies zeigt die phenolische Reife an. Nach hun-dert Tagen muss man sich bereit halten und anfangen, die Trauben zu probieren, doch das Datum der Weinlese wird durch Beobachtung und Degustation bestimmt.»

Die Zeit – eine Alchemistin, die ihre Geheim-nisse hütet Wenn man ein Sprichwort paraphrasieren müsste, um die Auswirkungen dieser von den Fachleuten geforderten Geduld zu definieren, dann wäre das im Keller: «Die Langsamkeit hat ihre Gründe, welche die Vernunft kaum kennt…» Yvan Rapaz lässt einige seiner Weine vier bis fünf Jahre in den Salzminen von Bex reifen. Er stellt einen Entwicklungsunterschied

SPÄTER REIFENDE REBSORTEN, HINAUSGESCHOBENE ERNTEDATEN, LÄNGERE GÄRUNG, WEINE, DIE

MAN MEHRERE MONATE ODER GAR JAHRE IN DER FLASCHE REIFEN LÄSST, LUST AUF ALTE JAHRGÄNGE

– SIND DAS INDIZIEN FÜR EINE TRENDWENDE (FÜR EINE TENDENZ) IM WAADTLÄNDER WEINBERG?

UMFRAGE ZU DIESER LEHRE IN SACHEN GEDULD, DIE VON IMMER MEHR WINZERN VERTEIDIGT WIRD.

Die Kunst der Langsamkeit

Trend

Die Zeit verdichtet die Wurzeln einer Rebe und verleiht einem Rebstock damit immer mehr Komplexität – eine Komplexität, die sich auch im Wein wiederfindet.

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LOUIS-PHILIPPE BOVARD

DANIEL LAMBELET

Kaum einer hat so viele Varietäten (Sauvignon blanc, Chenin, Syrah und Merlot) im Lavaux eingeführt wie er – und kaum einer hat sich dem Chasselas derart mit Haut und Haar verschrieben. «Der Chasselas ist ein Virus», meint der Grandseigneur des Dézaley, unermüdlicher Forscher und Begründer des Conservatoire du Chasselas, einer wertvollen ampelografischen Sammlung aller bekannten Spielarten des Chasselas. 4,5 der 16 Hektaren des Familienguts liegen im prestigereichen Grand Cru, in dem «Weine von internatio nalem Niveau wachsen – wenn man ihnen Zeit lässt, sich zu entfalten. Das Dézaley ist eine der grossen mythischen Weinregionen Europas.» Innovativ, Altüberliefertes in Frage stellend und zugleich der Tradition tief verbunden, beweist der Initiant der Waadtländer Terroirstudie mit seinem berühmten Dézaley La Médinette Jahr für Jahr, zu welchen Grosstaten dieses Terroir fähig ist. Sofern die Voraussetzungen stimmen. Das bedeutet: Rückkehr zu alten, wenig produktiven, qualitativ spannenden Selektionen, strenger Schnitt, biodynamisch inspirierter Weinbau, geringe Mengen, rassige Säure, perfekte Reife der Trauben, langsamer Ausbau auf den Feinhefen in Holzfudern, regelmässige Bâtonnage, Flaschenfüllung erst nach einem Jahr. Das Resultat ist ein grosser, alterungsfähiger Gastronomiewein mit Persönlichkeit und vollendeter Finesse. Was Louis-Philippe Bovard der Region Dézaley wünscht? «Dass es immer Menschen geben möge, die sich dieses Terroirs würdig erweisen – und die es verstehen, dem Wein eine Seele zu verleihen.»

Daniel Lambelet ist Weinbauer durch und durch. Das elterliche Gut war jedoch zu klein, um zwei Söhne zu ernähren, so lernte er Tischler – ein Beruf, den er ebenfalls geliebt hat. Als der Vater die Möglichkeit erhielt, die Reben der Domaine de la Maison Jaune, die der Gemeinde Cully gehören, als Vigneron-Tâcheron zu übernehmen, zögerte er allerdings keine Sekunde, zu seinen Wurzeln zurückzukehren; heute zeichnet er verantwortlich für die vier Hektaren Reben in Cully. Zusammen mit seinem Bruder Olivier hegt und pflegt er daneben die eigene Hektare Reben. 2000 Quadratmeter davon liegen im prestigereichen Grand Cru Dézaley, direkt neben der Tour de Marsens. Tischler und Winzer? «Ich liebe das Schöne, bin perfektionistisch – das passt zu beiden Berufen!» Seine liebste Arbeit ist das Schneiden der Reben, dieser direkte Kontakt mit der Natur, mit jedem einzelnen Rebstock. Als stolzer Handwerker legt er höchsten Wert auf Sorgfalt, im Rebberg wie im Keller. So rein und so natürlich wie möglich, lautet seine Devise. «Wir müssen das Image unseres Weins verteidigen. Genau das ist das Ziel der Baronnie, die sich einer strengen Qualitätscharta verschrieben hat. Wir ziehen alle am gleichen Strick und sind doch unabhängig.» Besonders gut entfaltet der Dézaley seine Tugenden nach einigen Jahren der Flaschenreife. Schon beim Ausbau braucht er Zeit, bleibt fast ein Jahr im Stahltank, bevor er abgefüllt wird. «Man muss dem Wein Zeit lassen. Wir arbeiten nach der Natur, nicht nach dem Kalender.»

Eine unvergessliche Erinnerung?«Unvergesslich bleibt mir der Jahrgang 1983 – es war mein erster, nachdem ich meinen Erstberuf als Jurist an den Nagel gehängt und mich ganz meiner Berufung und Passion, dem Wein, verschrieben und das Familiengut übernommen hatte… Geschmacklich mein absoluter Lieblingsjahrgang ist hingegen der 1990er, der war einzigartig.»

Eine unvergessliche Erinnerung?«Im Rahmen der Baronnie hatte ich nun schon mehrmals die Gelegenheit, einen Dézaley des Jahrgangs 1945 zu verkosten, das letzte Mal am 1. September dieses Jahres. Das ist jedesmal ein sehr emotionales Erlebnis, ein fast magischer Moment. Dieser Wein ist absolut grossartig, einfach aussergewöhnlich!»

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More and more winemakers – and consumers – embrace the spirit of patience.

Increasingly, Vaud’s winemakers work around the fact that some grapes need more time to ripen – meaning later harvesting dates. They may also leave their wines to ferment longer, or to bottle-age for months or years before being sold. Add an uptick in market enthusi-asm for older vintages – and you’ve got a trend.

Christian Dubois, of Frères Dubois in Cully, says: “Trust wine. If you’ve

Here’s to a slower pace

done a good job in the vineyard and winery, it finds its way by itself. Just give it time.” At the Dubois win-ery, several vintages of the same wine are offered for sale – there are Chasselas and red wines dating back 40 years.

Laurent Bæchtold, of Château de Luins, and Yvan Rapaz of Rapaz Frères in Bex, agree that selection and cultivation methods are para-mount to produce keeper wines – but nothing is as important as harvest date. Patiently, “once the grape seeds have turned brown – keep monitoring, and decide

when to harvest based on the way the grapes look and taste,” says Bæchtold.

And just when is a wine “best” to drink? Wines evolve in non-linear ways, says Dubois, so notions of “best” are not so much the issue as understanding that “depending on the stage they’re in, wines tell dif-ferent stories.”

Alexandre Truffer

zu den Flaschen fest, die gleich lange an einem klassischen Ort gelagert werden, räumt aber ein, nicht erklären zu können, was genau die-sen Unterschied ausmacht. Dieselbe Demut in Cully bei Christian Dubois, der meint: «Die Jahrgänge entwickeln sich nicht linear, son-dern stufenweise. Das Schicksal eines Weins vorauszusagen erweist sich als wesentlich subtiler als vermutet. Wann wird dieser Wein seinen Höhepunkt erreichen, fragt man mich oft. Schwierig, darauf eine ehrliche Antwort zu geben! Ich erkläre jeweils, dass das, was der Wein erzählt, je nach Stadium, in dem er sich gerade befindet, wechselt.» Und der Kunde? Wenn man verschiedene Jahrgänge zum Ver-gleich anbietet, dann entscheiden sich die Kun-den für den ältesten Wein. «Heute interessieren sich die Leute für die alten Jahrgänge. Sie ver-stehen, dass das Lagern seinen Preis hat und akzeptieren es, dass eine Réserve von 2003 mehr kostet als ein 2009er. Das war allerdings nicht immer der Fall», gibt Laurent Baechtold

zu bedenken, der sich darüber freut, dass seine Erklärungen endlich Früchte zu tragen schei-nen. In Bex, wo die Lagerweine rot sind, gibt man zu, «dass die Meinungen divergieren, doch die reiferen Weine finden Gefallen.» Und nicht nur bei eingeweihten Weinfreunden! Chris-tian Dubois stellt fest, dass die Vinifikation «à l’ancienne» – langsame Gärung, zwölfmonati-ger Ausbau im grossen Holzfass, ein bis zwei Jahre der Ruhe in der Flasche – dazu tendiert, den Wein in seiner Jugend zu benachteili-gen. Paradoxerweise lassen sich von diesem Chasselas-Stil vor allem Junge überzeugen. Der Winzer von Petit Versailles ist nach eige-ner Aussage «völlig verblüfft von den 25- bis 30-jährigen, die sich brennend für Wein inter-essieren. Sie sind sehr neugierig, suchen nach unterschiedlichen Stilen und zahlen gerne etwas mehr für einen Wein, der ihnen wirklich gefällt.» Was beweist, dass sich bei den Kon-sumenten der Wert – im Gegensatz zum Wein – nicht nach der Anzahl der Jahre richtet.

Trend

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Waadtländer Wein

Pierre Keller mit 66 Jahren aus dem Verkehr ziehen? Das hiesse, den ehemaligen Mon sieur 700-Jahrfeier des Kantons Waadt sträflich verkennen. Ein Monat nach akademischen Sie-geskränzen und einhelligen Hommagen, zwi-schen Ferien auf einer griechischen Insel und einer Stippvisite beim Filmfestival von Locarno und kurz vor einer Reise nach Kalifornien und Mexiko, trifft er Leute an drei Fronten.Und führt eben so viele fast napoleonische Schlachten: eine (freisinnige) Kandidatur um einen Nationalratssitz, die Promotion eines «Museumspols» im Bahnhof von Lausanne und das Präsidium des OVV. Man trifft ihn in der Bar

Pierre ThomasFoto: Anoush Abrar

Als Freischärler unter FreischärlernPierre Keller ist keiner, der sich sofort in die Karten blicken lässt. «Meine Aufgabe beschränkt sich auf eine Herausforderung: Wie verkauft man den Waadtländer Wein besser? Natürlich möchte ich alle zufriedenstellen. Doch das wird schwierig sein. Das OVV betrifft die Winzer, die grossen Häuser, die Weinhänd-ler. Ich kenne ausgezeichnete, persönlich engagierte Winzer mit etablierter, aber auch verjüngter Kundschaft. Winzer, die ihre Arbeit sehr gut machen. Ich habe den Eindruck, das ist eine Welt der Freischärler. Und ich bin auch einer: ein Freischärler! Ich bin nicht naiv: Die Wirkung des OVV wird auch von den grossen Häusern abhängen. Ich habe keine revolutionä-ren Ideen. Wir müssen die Vorzüge ausspielen, die wir besitzen.»Er zeigt drei mögliche Pisten auf: «Zuerst ist das die Landschaft, welche die anderen nicht haben; sie ist einzigartig. Der Wein ist Teil dieses kulturellen Erbes. Dann müssen wir aggressiver und gastfreundlicher sein im Wein-tourismus. Man muss nicht nur die Leute hier-herlocken, sondern ihnen auch Zeit widmen. Für mich ist die Herzlichkeit das wichtigste Element. Das ist der Punkt, wo sich der Waadt-länder zu verkaufen versteht: Er ist herzlich und weiss Gäste zu empfangen. Zusammen mit dem Tourismusbüro des Kantons Waadt müs-sen wir Orte entwickeln, an denen die Besucher bleiben können, das ist sehr wichtig.»

KAUM IST ER ALS DIREKTOR DER ECAL (ECOLE CANTONALE D’ART DE LAUSANNE) – ZU DEREN

AUFSCHWUNG ER MASSGEBLICH BEIGETRAGEN HAT – IN PENSION GEGANGEN, HAT PIERRE

KELLER ANFANG JULI DAS PRÄSIDIUM DES OFFICE DES VINS VAUDOIS (OVV) ÜBERNOMMEN, IN DER

NACHFOLGE VON HENRI OLIVIER BADOUX. WIR HABEN IHN IM AUGUST GETROFFEN.

Pierre Keller steht vor einer grossen Herausforderung

«Meine Aufgabe beschränkt sich auf eine Herausforderung: Wie verkauft man den Waadtländer Wein besser?

Natürlich möchte ich alle zufriedenstellen. Doch das wird schwierig sein.»

LP’s, vor einem pinkfarbenen Cocktail (einem harmlosen Perrier mit Grenadine). Um dem bösen Westwind zu entkommen, richten wir uns im hinteren Teil des Lausanne Palace ein. Ein Glas Waadtländer Chasselas: Die Auswahl beschränkt sich auf einen Wein von Philippe Gex, den Gouverneur der Confrérie du Guillon, der ihn zusammen mit Patrick Fonjallaz dazu überredet hat, das Präsidium des OVV anzu-nehmen, und auf einen Wein der Domaine du Daley, deren Besitzer, Marcel Séverin, einer der ersten war, der ihn treffen wollte. (Fortsetzung des Artikels auf Seite 9)

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Pierre Keller mit seinem berühmt gewordenen, creme-violett gestreiften Hemd «à la vaudoise» und Jérôme Aké Béda, Chefsommelier der Auberge de l’Onde in Saint-Saphorin, dem Dorf, in dem der neue Präsident des OVV seinen Wohnsitz hat.

DER WEIN? «ICH WURDE MIT WEIN AUFGEZOGEN»

Pierre Keller ist unerschöpflich, wenn es um seine Beziehung zum Wein geht. «Wir hatten Reben in Gilly, die Trauben gingen ans Château Saint-Vincent. Für meinen Vater, der ein Gip-ser- und Malergeschäft führte und Bürger-meister wurde, endete immer alles im Keller. Als ich jung war, nach dem Tanzen, am Sonn-tagmorgen in der Früh, traf man sich dort… Ich musste die Weine in der Reihenfolge auf-stellen, in der wir sie getrunken hatten und mein Vater sparte nicht mit seiner Kritik. Ich wurde buchstäblich mit Wein aufgezogen. Nicht nur mit Waadtländer Wein, auch mit Walliser Wein, etwa von Gilliard und Mont-d’Or (AdR: ein Haus und eine Domäne, die im 19. Jahr-hundert von Waadtländern gegründet wurden). Mein Vater, 1914 geboren, hatte Chardonne 1928 verlassen und war nach Gilly gezogen, hat sich aber immer nach dem Lavaux zurück-gesehnt.» Dank den von Hammel importierten Weinen trank man bei den Kellers nicht nur

Waadtländer Wein: «Mein Vater liebte Bur-gunder, ich Bordeaux.» Eine Vorliebe, die er schon «mit 16 oder 17 Jahren» hatte. Später, in den 1990er Jahren, verfügte Pierre Keller zehn Jahre lang über eine Wohnung in Bor-deaux: «Ich habe vor Ort sehr viel degustiert.» Hat er jemals gesagt, das Leben sei zu kurz, um Waadtländer Rotwein zu trinken? «Ja, das habe ich gesagt. Aber das war vor zwan-zig Jahren! Ich habe die rote Assemblage des Clos des Abbayes immer geliebt; zusammen mit meinem Vater besuchte ich jeweils die Degustationen der Versteigerungen der Stadt Lausanne.» Später fuhr er jeden Morgen über die Strasse von Grandvaux nach Aigle, wo er unterrichtete: «Ich liebe die Reben, ich liebe diesen Landstrich.» Heute wohnt er in Saint-Saphorin, in einem alten Winzerhaus «mit einem zweistöckigen Keller». Sein letzter Wille: «Der ganze Wein im Keller soll am Tag meiner Beerdigung getrunken werden.»

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We catch up with Pierre Keller who succeeded Henri Olivier Badoux at the helm of Vaud’s wine promotion entity, the Office des Vins Vaudois (OVV).

A month after winding down 16 years as director of ECAL, the cantonal art school, 66-year-old Pierre Keller is scanning the Lausanne Palace wine list for a good Chasselas.

He says it was Yvorne producer Philippe Gex, Governor of the Confrérie du Guillon, along with Patrick Fonjallaz, who convinced him to accept the OVV presidency. Another name catches his eye:

Welcome, Mr. PresidentDomaine du Daley, whose owner Marcel Séverin was one of the first to pay him a courtesy call.

Wine has always been a part of his life, Keller says. His father, a local mayor, owned vineyards in Gilly. Keller now calls an old winegrow-er’s place in Saint Saphorin home.

“My task as OVV president can be summed up this way,” he says. “How are we going to increase sales of Vaud wine?” The fact that most of it is Chasselas (in 2010, the variety made up 68.5% of the harvest) and other existing selling points – “our unique landscape, wine tourism” – must also be maximized.

Any specific action points? “Since the OVV financial picture is healthy, I have some time to think. I want to sound our people out first, and check out how they do things in other cantons.”

Pierre Thomas

Waadtländer Wein

Die «Generalstände des Waadtländer Weins»«Diesen Sommer bin ich ein wenig durch die Schweiz gereist… Ich habe gelesen, dass die Walliser Weine exklusiv in der Schweizer Bot-schaft in Rom ausgeschenkt werden sollen. In Locarno ist Ticino Wine natürlich sehr präsent. Und den Walliser Weinen ist es gelungen, die Türen zum Montreux Jazz Festival und zum Forum der 100 von L’Hebdo aufzustossen. Doch wo sind die Waadtländer Weine? Mir scheint, da hat man die Dinge einfach passieren lassen…»Es gibt (noch) keinen Aktionskalender für den neuen Präsidenten: «2011 ist sowieso alles aufgegleist. Die finanzielle Situation wurde in Ordnung gebracht und ist gesund. Von den 2,3 Millionen Franken des Budgets entfällt ein Fünftel auf Fixkosten. Es bleiben also 1,8 Mil-lionen für Promotionen. Von denen 0,7 Millio-nen in die Regionen zurückfliessen. Zuerst will ich die Leute anhören. Und schauen, wie man anderswo, in anderen Kantonen, vorgeht.» Und angesichts der Waadtländer Besonderheit, der

grossen Dominanz des Chasselas (61% der Flä-che, 68,5% der Ernte 2010): «Warum nicht die Generalstände des Waadtländer Weins einbe-rufen? Man könnte alle um einen Tisch versam-meln, alles auf den Tisch legen, jeder könnte sich ausdrücken. Und man würde feiern! Die beste Art, über Wein zu sprechen, ist nach wie vor, ihn zu trinken und zum Trinken anzubie-ten.» Eine andere Idee: «Eine grosse Waadt-länder Operation in Zürich, in Zusammenarbeit mit einem Dutzend Bistros, Restaurants und Hotels und anwesenden Winzern, im Februar oder im März (Anmerkung der Redaktion: wie es die Genfer seit mehreren Jahren schon machen). Das wird sich nicht unbedingt sofort bezahlt machen, aber man muss langfristig denken.» Doch der Präsident des OVV wird nicht alles allein erledigen können: «Ich bin nicht einge-bildet: Wenn ich etwas machen kann, etwas Gutes, um so besser. Aber ich möchte Erfolg haben und bisher ist mir nicht viel misslun-gen…»

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Ist das Glas halb leer oder halb voll?

Waadtländer Wein

Alexandre TrufferFotos: Philippe Dutoit

Erste Feststellung: Zuwachs wird nicht über-all in der Waadt konstatiert. Nicolas Schor-deret, Generalsekretär des OVV, bevorzugt den Begriff «Stabilisierung». Michel Dizerens, Besitzer von J & M Dizerens in Lutry, spricht eher von «Korrektur», doch der Markt bleibe sehr schwierig. Also sind die Statistiken mit Vorsicht zu geniessen. Obwohl der Weinkon-sum 2010 wieder zugenommen hat, liegt er doch unter den 2008 oder 2007 gemessenen Werten, trotz des Anstiegs der in der Schweiz lebenden Bevölkerung.

Eine noch unklare TendenzPaul Baumann, neuer Direktor von Obrist in Vevey, räumt ein: «Diese Zahlen freuen uns. Vor allem nach zehn Jahren Baisse im Kon-sum. Vielleicht haben wir endlich das Wellen-tal hinter uns. Wir hoffen allerdings, dass die Tendenz anhält und nicht nur ein Strohfeuer ist, denn wenn der Waadtländer Weinbau langfristig rentieren soll, ist ein Aufschwung unabdingbar.» Die Zukunft macht auch Michel Dizerens Sorgen: «Der Markt ist sehr ange-spannt, es genügt eine etwas reichlichere Ernte und schon sind wir im Ungleichgewicht. Um so mehr als die Schweiz von Importeuren buchstäblich gestürmt wird.»Seit die Zollkontingente gefallen sind, ist die Schweiz in der Tat zu einem Testmarkt für kleine und grosse Akteure aus der ganzen Welt geworden. Der helvetische Konsument ist Weinliebhaber, besitzt genügend Geld –

IM APRIL GABEN DIE BUNDESBEHÖRDEN BEKANNT, DASS DIE SCHWEIZER WEINE NACH EINEM

SCHWIERIGEN JAHR 2009 WIEDER ETWAS ZUGELEGT HABEN. AUCH DIE WAADTLÄNDER CRUS VERZEICHNEN

ERFREULICHE FORTSCHRITTE. TROTZDEM DÄMPFEN DIE GROSSEN AKTEURE DES WEINMARKTS DEN

OPTIMISMUS. EINE UMFRAGE BEI HÄNDLERPERSÖNLICHKEITEN UND PR-BEAUFTRAGTEN.

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DER KONSUM 2010

Gemäss den offiziellen Zahlen des Bundesamts für Landwirtschaft hat der gesamte Schweizer Weinkonsum 2010 erstmals seit 2003 wieder 2,8 Mio. hl überschritten; das ist eine deutliche Steigerung (46 564 hl mehr als 2009). Die Rotweine machen fast zwei Drittel des helvetischen Marktes aus. Auf seiten der Schweizer Weine gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Die einheimischen Weine bleiben in der Minderheit, sie machen kaum 38% des Gesamtkonsums aus. Ihr Konsum dagegen ist nach einigen Jahren des Rückgangs wieder gestiegen (+3,2%). Das gilt für Weiss- (+2%) wie für Rotweine (+4,2%). Und die Waadtländer Weine? Ihr Konsum belief sich 2010 auf 29,1 Mio. Liter AOC-Weine, davon 20,4 Mio. Liter Weisswein. Ein wesentlich besse-res Resultat als 2009 (27,3 Mio. l total), aber immer noch tiefer als 2008 (30,9 Mio. l) und 2007 (30,8 Mio. l).

(Fortsetzung des Artikels auf Seite 12)

mit steigendem Frankenkurs gar noch mehr – und ist ausgesprochen neugierig auf Neu-heiten. Die Produzentenländer der Europäi-schen Union profitieren bei der Eroberung des Schweizer Marktes dazu noch von Subventio-nen, was die Attraktivität unseres Marktes noch verständlicher macht.

Gute Qualität, schlechter BekanntheitsgradEin symptomatisches Beispiel für das Inter-esse der Grossverteiler für ausländischen Wein: die Affäre um den deutschen Chasselas. 2010 kaufte Coop, der grösste Wiederverkäu-fer von Wein in der Schweiz, 3 Mio. Liter Chas-selas aus Baden, der in den Ladengestellen den Platz des Westschweizer Chasselas ein-nahm. Alain Leder erklärt das so: «Schwa-che Lagerbestände verunmöglichten es den Schweizer Häusern, die Nachfrage des Mark-tes zu befriedigen. Mit dem Tiefflug des Euros wird es für uns sehr schwierig, diese Absatz-kanäle zurückzuerobern. Um so mehr, als die Konsumenten vor einem Jahr weder reagier-ten noch nach Schweizer Weisswein fragten.»Weine in sogenannter «Literqualität» leiden, Weine des mittleren und oberen Segments dagegen halten sich eher gut. Paul Baumann stellt «auf diesem Niveau keinerlei Baisse fest. Unsere Appellationen bleiben gefragt und prestigereich.» Dagegen warnt er vor einer schlecht kontrollierten Diversifizierung. «Der Chasselas wird auch in zwanzig Jahren noch seinen Produzenten im Chablais oder

Lavaux ernähren. Spezialitäten und Rote sind eine Ersatzlösung, doch sollte man vorsichtig sein mit Sorten, welche die Leute zwar gerne probieren, aber nur zurückhaltend kaufen.» Eine Meinung, die Michel Dizerens teilt: «Ein einfacher, aber korrekter Chasselas ist leich-ter zu verkaufen als eine Spezialität ohne Per-sönlichkeit.»Und die Rotweine? Alle sind sich einig darin, die Waadt produziere genügend Rote. Alain Leder fügt an, «die Waadtländer Rotweine haben ein Bekanntheitsproblem. Ein Deutschschweizer Restaurateur wird fast immer einen Waadt-länder Weissen auf der Karte haben, aber fast

Michel Dizerens, Besitzer von J & M Dizerens in Lutry, zieht den Begriff «Korrektur» dem des «Wachstums» vor.

Im Zusammenhang mit dem Absatz von Waadtländer Wein hofft Paul Baumann, Direktor der Obrist SA in Vevey, «dass wir das Wellental hinter uns haben».

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nie einen Roten. Meistens ist das eine Frage des fehlenden Rufs, denn wenn unsere Kund-schaft die Roten probiert, ist sie immer sehr positiv überrascht. Es gibt eine grosse Diskre-panz zwischen dem, was die Leute lieben und dem, was sie kaufen. Um diese Diskrepanz zu verringern, müssen wir unseren Auftritt ver-bessern.»

Die Kommunikation als wichtiger FaktorBekanntheit und Auftritt sind Begriffe, die in der Unterhaltung mit verschiedenen Gesprächspartnern oft auftauchen. Die Bezie-hung zwischen Kommunikation und kom-merziell gesundem Weinbau ist für Nicolas Schorderet fraglos gegeben: «Die Baisse des Konsums verläuft parallel zu unserem sin-

Waadtländer Wein

Nicolas Schorderet unterstreicht, dass sich die in den letzten zwei Jahren unternom-menen Anstrengungen in der Kommunikation auszuzahlen beginnen.

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kenden Bekanntheitsgrad. Mittlerweile begin-nen sich die Anstrengungen der letzten beiden Jahre allerdings auszuzahlen.» Die Erhöhung der von der Branche bezahlten Gebühren freut übrigens alle Akteure, obwohl Paul Baumann meint, «die Taxe, die verdoppelt wurde, ist teuer und trifft die Produzenten in einem heik-len Moment. Vor fünf oder zehn Jahren, als alles gut lief, hätte man sie viel leichter bezah-len können, aber das wollte niemand. Heute wurde sie dank der aktuellen Schwierigkeiten akzeptiert.»Höchstes Ziel der Promotion, die mittels dieses Geldsegens finanziert wird: die Kon-solidierung eines nationalen Images des Schweizer Weins gegenüber dem ausländi-schen. Jacques-Alphonse Orsat, Präsident von Swiss Wine Promotion, erklärt: «Der Bund finanziert nur Werbekampagnen mit, die für sämtliche Regionen werben. Ausgeschlossen, die teilweise antagonistischen Eigenheiten der Regionen in den Vordergrund zu rücken. Wir

mussten deshalb einen gemeinsamen Nen-ner finden in dieser höchst vielfältigen helve-tischen Weinlandschaft. Unsere Wahl fiel auf das Schweizer Können, das man bei allen eid-genössischen Produzenten findet.»«Das Kreieren eines Images auf nationalem Niveau hat erste Priorität», findet Michel Dize-rens. «In einem zweiten Schritt sollte man vom Kanton und der Region sprechen.» Von der Region, also den heutigen Appellationen, und nicht den Produktionszonen, den alten AOC. «Es gibt bedeutende lokale Forderungen, doch das ist eine kurzfristige Sicht», betont der Produzent aus dem Lavaux. Gleich tönt es bei Paul Baumann, der schlussfolgert: «In Châteauneuf-du-Pape kauft man die regionale Appellation, die sich gut und teuer verkaufen lässt. Das müsste das Lavaux inspirieren. Das dauert vielleicht eine Generation, doch künftig wird man Lavaux verkaufen und nicht mehr Rivaz oder Villette. Das ist auf lange Sicht die einzige kohärente und gangbare Option.»

DIE NATIONALE WERBEKAMPAGNE IN ZAHLEN

Das Budget von Swiss Wine Promotion für die Jahre 2011 und 2012 beträgt annähernd 12 Mio. Franken, fast die Hälfte davon stammt vom Bund. Der grösste Ausgabenposten ist die Pla-katkampagne, die 5 Mio. Franken kosten wird. Diese, von der Werbeagentur Grand in Sierre realisiert, zeigt ein Glas Wein (rot oder weiss) neben einer helvetischen Ikone: Schokolade, Schweizer Armeemesser, Uhrwerk. Sein Slogan: «Schweizer Können» oder «Gewusst wie». Die parallel laufende Pres-sekampagne – mit denselben Sujets – wird ihrer-seits 3,4 Mio. Franken kosten. Die Projekte unter der Leitung der Vereinigung Vinea (Mondial du Pinot Noir, Mondial du Merlot, Grand Prix des Schweizer Weins, Salon Vinea, Schweizer Wein-führer usw.) werden mit 1,75 Mio. Franken unter-stützt. Die Werbung für den Export erhält Hilfe im Umfang von 1,2 Mio. Franken. Der Rest geht in kleinen Pressekampagnen (630 000 Franken) und administrativen Kosten (190 000 Franken) auf. Das Budget 2011 ist längst abgeschlossen, das für 2012 steht noch nicht ganz fest. Die genannten Zahlen, der Zeitschrift Vinum entnommen, könn-ten sich also noch geringfügig verändern.

Jacques-Alphonse Orsat erklärt, dass man für die nationale Plakatkampagne das Thema Können gewählt hat.

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Swiss wines returned to growth after a difficult 2009. The demand for Vaud wine also increased. To Nicolas Schorderet, secretary general of Vaud’s wine promotion office (OVV), the situation has “stabilized.” Michel Dizerens, owner of J & M Dizerens in Lutry, refers to a “market cor-rection,” while Alain Leder, deputy director of Schenk SA in Rolle, says he’s “happy about the uptick, but the market remains difficult.”For Paul Baumann, the new director of Obrist in Vevey: “After ten years of lower consumption, this is good news. But the upward trend must continue if Vaud wine production is to remain profitable long term.”To Schorderet “less consumption went hand in hand with lower visibil-ity. The efforts we’ve been making for two years are paying off.”All agree on the necessity of cre-ating an image for Swiss wine. Jacques-Alphonse Orsat, president of Swiss Wine Promotion that is leading that drive, says it’s based on the term “‘savoir faire’ – something all Swiss winemakers have in com-mon.”

Vaud’s wine market: Glass half empty or half full?

Consumption in 2010Swiss Federal Office for Agriculture figures put total wine consump-tion in Switzerland in 2010 at over 2.8 million hectoliters – up by 46,564 hl from 2009. Swiss wines account for less than 38% of total consumption, but after several years of losing ground consump-tion is up by 3.2% (whites + 2%, reds + 4.2%). Consumption of Vaud Appellation d’Origine Contrôlée wines reached 29.1 million liters in 2010, of which 20.4 million liters were white.

The national campaign in numbersAccording to Zurich-based Vinum Magazine, Swiss Wine Promotion’s budget for 2011 and 2012 is CHF 12 million. Half of that is paid by the federal government. The big-gest expense (CHF 5m) is a national poster campaign. The poster reads (translated) “Swiss Savoir Faire” and shows a glass of red or white wine next to a Swiss icon like chocolate, an army knife, or a watch movement. A press cam-paign accompanying its launch

is budgeted at CHF 3.4m. Other allocations include CHF 1.75m for projects of the Valais-based Vinea association (the Mondial du Pinot Noir, Mondial du Merlot, and Grand Prix des Vins Suisses wine com-petitions; the annual Vinea wine fair; publication of the Swiss Wine Guide) and CHF 1.2m for public-ity in conjunction with exports. The rest will be divided among smaller press campaigns (CHF 630,000) and administration (CHF 190,000). The 2012 budget has yet to receive final approval so there could be adjust-ments to these figures.

Alexandre Truffer

Michel Dizerens, owner of J & M Dizerens in Lutry Alain Leder, deputy director of Schenk SA in Rolle Paul Baumann, new director of Obrist in Vevey

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«Die Deutschschweizer lieben dieses Label», bestätigt Marc Taverney, Leiter der Proprié té Veillon im Kloster, Aigle. Dieses Weingut mit etwas weniger als fünf Hektaren Reben, bekannt für seine hochklassigen Chasselas, ist nicht nur dem Qualitätslabel treu, sondern richtet auch einen bedeutenden Teil seiner Kommunikation auf die regelmässige Erlan-gung des schwarz-goldenen Klebers aus. Die drei Chasselas der Kellerei, die zusammen 80% der Produktion ausmachen, werden jedes Jahr der Jury von Terravin präsentiert, nicht aber die Spezialitäten. «Die verkaufen sich von alleine», präzisiert der Önologe, der feststellt, dass es mittlerweile einfacher ist, «teure Weine vom Typ Réserve zu verkaufen als traditionelle

Alexandre TrufferFotos: Philippe Dutoit

DANK DEN ENORMEN KOMMUNIKATIONSANSTRENGUNGEN, DIE DAS LABEL TERRAVIN IN DEN

LETZTEN JAHREN UNTERNOMMEN HAT, PRÄSENTIEREN IMMER MEHR WAADTLÄNDER WEINGÜTER

IHRE WEINE BEI DEN SELEKTIONSDEGUSTATIONEN. WARUM, WIE UND MIT WELCHEM ZIEL?

Triumph für die Goldenen Lorbeeren

Waadtländer Wein

Crus». Unter anderem dank den Jungen, «die bei den Tagen der offenen Keller immer zahl-reicher kommen. Sie kaufen wenig, aber sie kaufen. Und in der Regel im oberen Segment. Sie haben keine Vorurteile und sind sehr inter-essiert an der Bedeutung des Labels.»«Die Kundschaft hat gewechselt. Einen guten Chasselas zu produzieren, reicht nicht mehr, mittlerweile muss man sich von der Konkur-renz abheben», bestätigt Stéphane Schmidt von der Cave du Vallon in Lavigny. Für diesen Produzenten an der Spitze eines Weinguts von acht Hektaren mit sehr diversifiziertem Sortensatz hat Terravin grosse Fortschritte gemacht. «Mittlerweile ist das eine bei der Öffentlichkeit bekannte Marke.» Das ist eine

Von links nach rechts, drei «Aficionados» des Labels Terravin: Marc Taverney, Aigle, Stéphane Schmidt, Lavigny, und Christelle Luisier Brodard, Bürger-meisterin von Payerne.

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© Kairos atelier photos – Sandra Culand

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neue Sichtweise. Denn die Kellerei, die früher jeweils ihren Chasselas präsentierte, hörte vor fünf Jahren damit auf, wegen der Kosten und dem schwachen Einfluss des Labels auf den Konsumenten. Dieses Jahr hat Stéphane Schmidt beschlossen, wieder zwei Chasse-las zur Selektion einzureichen – und er zieht eine höchst positive Bilanz: «Beide wurden prämiert. Mengenmässig sind das die beiden wichtigsten Weine des Guts. Am Tag der offe-nen Keller haben wir einen deutlichen Unter-schied festgestellt. Die Kunden sehen sich durch das Label bestätigt. Die Jungen, die vor allem sensibel sind auf diese Auszeichnung, verlangen nach weiteren Erklärungen zum Qualitätslabel.»«Das Label Terravin ist ein kommerzieller Pluspunkt, aber auch ein Zeichen der Glaub-würdigkeit für den Konsumenten», konstatiert Christelle Luisier Brodard, die sich um die Weine der Stadt Payerne kümmert. Für die Bürgermeisterin der Kleinstadt in der Broye «gehört die Teilnahme an den Selektionsde-gustationen von Terravin zum Qualitätsgedan-ken, der alle Güter der Gemeinde beseelt.» Die Stadt, im Besitz eines (auch architektonisch) wundervollen Weinguts – gegen 13 Hektaren im Herzen des Lavaux – hat lange Zeit das Licht dieses Schmuckstücks unter den Schef-fel gestellt. Seit einigen Jahren haben die Reorganisation der Arbeit in den Rebbergen, der Bau eines neuen Kellers und die Zusam-

menarbeit mit dem Önologen Philippe Corthay zu einer totalen Überarbeitung der Gemeinde-weine geführt. 2011 vollendeten die Güter der Stadt Payerne ihre Metamorphose, was durch sechs Goldene Terravin-Lorbeeren belohnt wurde. Neben den Chasselas wurden auch Rotweine und weisse Spezialitäten ausge-zeichnet. «Mit derart unterschiedlichen Wei-nen teilzunehmen, erlaubt es uns, uns von den anderen Produzenten abzuheben», betont die Bürgermeisterin, die beobachtet, dass «Ter-ravin im Waadtland von den Weinliebhabern immer mehr geschätzt wird. Ausserhalb des Kantons kennen die Leute die Marke weniger, sind aber trotzdem zufrieden, dass unsere Fla-schen mit einem Label geschmückt sind.» Auf die Frage nach der neuen Kundschaft, meint

«Das Label Terravin ist ein kommerzieller Pluspunkt, aber auch ein Zeichen der Glaubwürdigkeit für den Konsumenten.»

Christelle Luisier Brodard: «Die treuen Käufer suchen eine bestimmte Appellation und inte-ressieren sich wenig für die Auszeichnungen eines Weins. Parallel dazu gibt es allerdings eine volatile, anspruchsvolle Kundschaft, die Spitzenqualität verlangt. Diese Kunden wollen sicher sein, etwas Gutes zu kaufen. Sie suchen eine Garantie – und diese geben ihnen die Gol-denen Lorbeeren von Terravin.»

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Waadtländer Wein

TERRAVIN, EHRENGAST AN DER VINEA 2011

Seit einigen Jahren präsentiert die grosse Weinveranstaltung in Sierre ihren Besuchern jeweils ein Trio von Ehrengästen: einen inter-nationalen Gast, eine helvetische Region oder Vereinigung und eine historische Kellerei. Der Schweizer Gast, dieses Jahr das Quali-tätslabel Terravin, bekommt nicht nur einen Stand, an dem er seine Weine den in der Haupt strasse von Sierre erwarteten 10’000 Besuchern ausschenken kann, sondern auch einen Ehrenplatz in den Kommunikationsmit-teln der Veranstaltung: im Spezialheft, das von den Magazinen Vinum und L’Hebdo verteilt wird, an der Pressekonferenz und anlässlich der Pressereise, bei der seine Weine in den Vordergrund gestellt werden.Die Sichtbarkeit in den Medien ist ein erklär-tes Ziel von Terravin. Darüber hinaus bietet diese Präsenz im Wallis vier Waadtländer Kellereien die Möglichkeit, ihre mit einem Terravin-Label ausgezeichneten Weine einem Publikum vorzustellen, das a priori wenig vertraut ist mit den Weinen vom Lac Léman. Die Cave des Viticulteurs de Bonvillars, die Domaine Patrick Fonjallaz aus dem Lavaux und das Unternehmen Parfum de Vigne aus der Côte begleiten den Gewinner der Platin-lorbeeren von 2009, die Artisans Vignerons d’Yvorne. Eine Prestigedegustation zum Thema alte Dézaleys – auf Château Mer-cier vom Önologen Philippe Corthay vorge-

stellt – beschliesst diese Charmeoffensive im Herzen des Vieux-Pays. Diese Reise freut übrigens Bruno Gaeng, verantwortlich für die Kommunikation von Terravin, der daran erinnert, «dass das Qualitätslabel ein star-kes Konzept definiert. Unsere Selektion krönt eine beispielhafte Arbeit im Rebberg wie im Keller. Die Terravin-Weine brauchen folglich die Konkurrenz nicht zu fürchten.» In Sierre erklärt Elizabeth Pasquier, Direktorin der Vereinigung Vinea, sie «habe sich von den grossen Chasselas vom Lac Léman verführen lassen» und freue sich auf die starke Präsenz der Waadtländer Crus in einer Veranstaltung, die sich nach eigenem Bekunden in den Dienst der Schweizer Weine stellt und nicht nur in den des kantonalen Weinbaus.

Jean-Jacques Steiner stellt seinen an der Vinea mit einer sensatio-nellen Grossen Goldme-daille ausgezeichneten Œil-de-Perdrix 2010 dem Präsident des OVV Pierre Keller vor. Keiner hat diesmal mehr Medaillen als der Winzer aus Dully eingeheimst (siehe auch S. 33).

Jacques-Alphonse Orsat (rechts), Präsident von Swiss Wine Promo-tion, wird am Terravin-stand von Jean-Pierre Cavin betreut.

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“Swiss-German buyers are swayed by the Terravin label,” says Marc Taverney, manager of the Propriété Veillon au Cloître, in Aigle. For that reason, each year his winery sub-mits the three Chasselas wines that make up 80% of its production to the Terravin tasting panel in the hopes of again winning the right to paste the prestigious black and gold sticker on the bottles.“We see a marked difference with local clients: a Terravin sticker makes them trust the product more,” says Stéphane Schmidt of the Cave du Vallon in Lavigny, happy to get the distinction for his two Chasselas wines that “in terms of volume are our most impor-tant.” “The Terravin label is not only a selling point, it raises a wine’s credibility,” notes Christelle Luisier Brodard, the mayor of Payerne who, working together with enolo-gist Philippe Corthay, is respon-sible for the wines produced by town-owned vineyards. Six of their wines – Chasselas, some white specialty wines and reds – won

Terravin’s “Lauriers d’Or” quality seal is a major success

the right to bear the prestigious Terravin “Lauriers d’Or” labels this year. “Loyal customers are focused more on a specific appellation and are less interested in a wine’s dis-tinctions,” says Luisier Brodard, “but parallel to that there is a very demanding and ever-evolving clien-tele that not only wants top qual-ity, but some kind of guarantee of what they’re buying. The Terravin ‘Lauriers d’Or’ label gives them that.”

Guest of honor at Vinea 2011Terravin head of communica-tion Bruno Gæng was particularly delighted that Terravin was the Swiss guest of honor at the Vinea salon this year. Held annually in the streets of Sierre, Valais, the event draws crowds of some 10,000 visi-tors. “Visibility is one of our main objectives,” Gæng says, adding that “Terravin wines have nothing to fear from competition.”Representing Vaud wines were La Cave des Viticulteurs of Bonvillars, winemaker Patrick Fonjallaz in

Lavaux, Jean-Jacques Steiner in Dully (above), and the winner of the 2009 Terravin platinum award, the Artisans Vignerons d’Yvorne. Parallel to their presence at the salon, enologist Philippe Corthay held a wine tasting of aged Dézaley Chasselas wines at Sierre’s Château Mercier. The Vinea association’s director, Elizabeth Pasquier, said she had been “seduced by the great Chasselas wines from the Léman region” and was happy for a strong Vaud presence at the salon, stressing that the event is not only a showcase for Valais wines but is “at the service of all Swiss wines.”

Alexandre Truffer

Marc Taverney, manager of the Propriété Veillon au Cloître, in Aigle

Stéphane Schmidt of the Cave du Vallon, in Lavigny Christelle Luisier Brodard, the mayor of Payerne

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Degustation

Pierre ThomasFotos: Sandra Culand

Schaumweine in wildem Aufruhr

DER WAADTLÄNDER MARKT FÜR SCHAUMWEINE HÖRT NICHT AUF, SICH WEITERZUENTWICKELN.

DAS BEWEIST DER GRÖSSTMÖGLICHE EINFALLSREICHTUM PUNKTO REBSORTEN,

ASSEMBLAGEN, VINIFIKATION UND AUSBAU.

Der Winzer, der Lieferant des Basisweins, ist dem Versekter, dem «élaborateur manipulant» zu Dank verpflichtet. In der Regel sind es zwei, welche die Waadtländer Kundschaft unter sich aufteilen: Daniel Marendaz in Mathod (VD) und Xavier Chevallay in Cartigny (GE). Mit Aus-nahme einiger Häuser, die das Charmat-Ver-fahren praktizieren, greifen alle Winzer auf das Savoir-faire eines Versekters zurück, um ihre «méthode traditionnelle» zu produzieren.Selbst wer nur 300 oder 500 Liter Schaumwein produziert, darf nicht improvisieren. Denn der Vorgang verläuft nach präzisen Kriterien. Sel-ten sind die Selbstkelterer, die sich von Grund auf in diese Materie eingearbeitet haben. Raoul Cruchon aus Echichens gehört zu ihnen. Heute bringt er rund 8000 Flaschen Schaumwein pro Jahr auf den Markt. «Bei uns ist das ein Global-konzept. Die Rebparzellen werden extra selek-

pagnermethode und lagere die Flaschen zwei Jahre lang auf dem Hefesatz. Degorgiert wird bei Marendaz, doch seit kurzem füllen wir sel-ber ab, um den Prozess bis zum Schluss sel-ber zu meistern.» Die Domaine Cruchon hat sich eine elektronische Champagner-Trauben-presse besorgt, die ganz sanft arbeitet. «Die Selektion des Mostes begünstigt die Finesse der Bläschen», erklärt der Önologe, der neben dem klassischen Duo (Chardonnay und Pinot noir) auch mit Pinot blanc pröbelt.

Champagner, das Mass aller DingeDaniel Marendaz, 59 Jahre alt, ist begeistert von der Champagne, «einer uralten Wein-region, die den bekanntesten Wein der Welt herstellt». Er selbst hat sich seit einem Vier-teljahrhundert, genauer: seit 24 Jahren, ganz den Bläschen verschrieben. Was er bei den Champenois bewundert: «dass sie das Beste aus ihren Trauben extrahieren». Lange versek-tete der Selbstkelterer aus Mathod nur für sich selbst einige Tausend Flaschen. Er bietet sechs Schaumweine unter eigener Etikette an, zu 80% Bruts (mit weniger als 15 g Zucker). Von den zehn Hektaren seines Guts, sind drei Schaum-weinen vorbehalten – ein Verhältnis, das sonst nirgendwo in der Waadt erreicht wird.«Ich kontrolliere alle Arbeitsschritte besser und habe mich in der richtigen Richtung entwickelt», meint er bescheiden. Mittlerweile wird er von den «grossen Häusern» wie Cruchon, Schenk

«Das flüchtige Schäumen ist ein Kind der Geduld.»

tioniert. Hier ist der Ertrag reichlicher, doch im Endeffekt ergibt ein Kilo Trauben nur einen hal-ben Liter Saft. Denn die Trauben werden ganz gepresst und es gibt keinen Verschnittwein. Danach wird der Basiswein acht Monate lang auf den Feinhefen in Barriques von 500 Litern ausgebaut, um reduktive Noten zu vermeiden. Der Wein macht keinen biologischen Säureab-bau durch. Ich verarbeite den Wein nach Cham-

Der Stillwein hat seine zweite Gärung durchgemacht und dabei Kohlensäure freigesetzt. Nun folgt ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt: das sogenannte Degor-gieren.

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Degustation

und Badoux anerkannt und konnte unter einem einzigen Dach seine Installationen beträchtlich vergrössern und modernisieren, unter anderem schaffte er sich Rüttel-Roboter an. Falls man es überhaupt noch erklären muss: Die «méthode traditionelle» besteht darin, dass die Weine dank einer zweiten Gärung in jeder einzelnen Flasche Kohlensäure freisetzen. Nach Ende der Zweitgärung wird der Bodensatz durch sanftes Bewegen sprich Rütteln der Flaschen in Rich-tung Korken bewegt. Das wurde früher von Hand gemacht, Flasche um Flasche auf Rüttel-pulten, heute automatisiert auf ganzen Paletten.«Das flüchtige Schäumen ist ein Kind der Geduld, denn die Bläschen unterstreichen die Qualitäten eines Weins, aber auch seine Schwä-chen. Ein Wein sollte zwei bis drei Jahre lang auf dem Hefesatz bleiben. Doch je mehr er reift,

desto mehr entwickeln sich seine Aromen, und das ist nicht nach jedermanns Geschmack», erklärt Daniel Marendaz. In der Champagne kann die Ruhe bis zu fünf Jahre oder länger dauern. «In der Schweiz fehlen uns die dafür notwendigen Säuren.» Je weniger Alkohol ein Basiswein aufweist, desto mehr Chancen hat er, zu einem ausgewogenen Schaumwein zu werden: «In der Champagne werden die Trau-ben mit potentiellem Alkoholgehalt von 11%-vol. gelesen.» Doch es reicht nicht, die Trauben zwei Wochen vor der normalen Lese zu ern-ten. Ausserdem: Vorsicht vor grünen Tönen! Beim Pressen kommen die vegetabilen Aro-men zur Geltung. «Vegetabiles Aroma steht im Gegensatz zur Mousse und katalysiert die Oxydation», fasst Raoul Cruchon zusammen. Die beiden Waadtländer verstehen sich gut.

Links: Der «liqueur d’expédition» (Dosage vor dem Verkorken) wird zugesetzt.

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Der Beweis: Valérie, die 20-jährige Tochter von Daniel Marendaz, hat bei den Cruchons gear-beitet, bevor sie Changins absolvierte. Ihr Vater ist ein Autodidakt, der während seiner gan-zen Karriere viel von den Champenois gelernt hat. «Wenn ich noch einmal anfangen müsste, würde ich genau dasselbe machen. Denn das Versekten ist ein wahres Vergnügen!»

Zwei Versekter an vorderster FrontHeute ist Daniel Marendaz dafür eingerichtet, 60'000 Flaschen pro Jahr zu versekten. Seine Kundschaft nimmt zu: um rund 10% im Jahr 2011. In Cartigny, im Genfer Hinterland, ver-sektet Xavier Chevallay zwischen 80’000 und 100’000 Flaschen pro Jahr, ein Drittel davon aus dem Waadtland. Mit seinen 50 Jahren hat der Genfer die Hälfte seines Lebens mit den

Bläschen zugebracht. «Die Qualität hat sich dank der Arbeit der Selbstkelterer verbessert. Vor 26 Jahren brachten sie mir den Tank, von dem sie nicht wussten, was sie damit anfangen sollten… Heute steckt in 90% der Fälle der Wille dahinter, ein gutes Produkt zu realisieren. Ich versuche mit ihnen gemeinsam die Rebsorte, die Parzelle und das Lesedatum auszuwählen.»Die Sache ist die Mühe wert: der Vorgang des Versektens und das adäquate Material – schwere Flaschen, Korken, «muselet» (Draht-gitter über dem Korken), Etiketten – bedeuten 5 bis 7 Franken Mehrkosten, was den Selbstkos-tenpreis einer Flasche Schaumwein auf 10 bis 12 Franken steigen lässt. Im Schnitt wird eine Flasche zum doppelten Preis abgesetzt. Doch wen interessiert schon der Preis – Hauptsache, der Schaumwein ist gut!

Mitte: Das Rütteln der Flaschen geschieht heute nicht mehr auf Rüttelpulten, sondern auf Giropaletten. Daniel Marendaz ist mit den modernsten Geräten ausgerüstet.

Rechts: Zuerst wird das «muselet», ein Draht-körbchen, über den Korken, dann die Halskrause über den Flaschenhals gestülpt.

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Degustation

Es ist nicht einfach, Schaumweine zu degus-tieren. Nur wenige wagen das Abenteuer Schaumwein, auf Seiten der Produzenten wie auf Seiten der Verkoster. Wenn man weiss, dass 14 Schaumweine bei der Selektion der Waadt-länder Weine 2011 im Rennen waren, dann ist es ein echter Exploit, dass die Jury des Guillon rund 40 Proben zum Degustieren erhielt. Die 15 besten, ausgewählt in einer Blinddegustation, werden auf den folgenden Seiten vorgestellt.Nur eine Handvoll Waadtländer Selbstkelte-rer kommerzialisiert mehr als 1000 Flaschen Schaumwein. Alle beweisen Phantasie: rein-sortig; als Assemblage mit einem geringeren Anteil von Chasselas und mit dem Neuling Ker-ner; Chardonnay mit oder ohne biologischen Säureabbau, teilweise in Barriques ausgebaut, mit dem Risiko, am Champagner gemessen zu werden; weisse und zweifarbige Assemblagen, aber weiss vinifiziert; einige rare Blancs de Noirs; einige Rosés (mit einem Weisswein als Basis und einigen Tropfen Rotwein zum Fär-ben) und sogar ein Roter… Fügen Sie noch die (selbst beim Brut) recht dehnbare «Dosage» hinzu: dieser Zusatz von Zucker vor dem defini-tiven Verkorken verändert die geschmackliche Wahrnehmung des Weins entscheidend.Und dann, um alles noch komplizierter zu machen, kommen noch drei oder vier Weine dazu, die von Uvavins oder Hammel im Tank-gärverfahren («cuve close») produziert wurden. Das in der Champagne unbekannte Vorgehen, auch Charmat-Methode genannt, wird in Ita-lien oft angewandt, vor allem in der Produktion von Prosecco. Wie schon der Name andeutet, entwickelt sich die Kohlensäure dabei in einem grossen verschlossenen Behälter, im Gegen-satz zur «traditionellen Methode», bei der jede Flasche individuell vergärt. Zwei, drei Schaum-weine wurden gar nach einem dritten Verfah-ren hergestellt; ihnen wurde im Moment der

Gefährliche Pierre ThomasPräsentation und Kommentare

Flaschenabfüllung Kohlensäure zugesetzt. Die Auswahl an Produkten ist also derart gross, dass der Grand Prix des Schweizer Weins mit dem Einführen einer Kategorie Schaumweine nichts riskieren würde; offensichtlich breitet sich das «Nischenprodukt» aus.Um die Schaumweine zu testen, hat Le Guillon neben dem Autor drei Mitdegustatoren einge-laden: Laurence Keller, beratende Önologin, Claudio De Giorgi, bis vor kurzem Präsident der Westschweizer Vereinigung der Somme-liers und grosser Kenner der Champagner, deren Botschafter er 2007 war, und Nicolas Bourassin, Sommelier. Schaumweine sind festliche Produkte und wer-den vorwiegend zum Aperitif konsumiert. Den einen oder anderen, sehr gut strukturierten, kann man laut Laurence Keller zu Fisch oder, bei eher weicheren, vinösen Weinen, zu Foie gras empfehlen. Die süssen Schaumweine kann man auch zu einem Dessert servieren, obwohl ein Wein süsser sein sollte als seine Begleitung, um nicht unterzugehen. So oder so: Das Universum der Schaumweine bleibt eine Welt von seltener Komplexität.

Die Degustation fand am 27. Juni 2011 in der Weinbar Midi 20 in Lausanne statt: von l. nach r., Nicolas Bourassin, Laurence Keller, Pierre Thomas und Claudio De Giorgi.

Bläschen…

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Degustation

Das gute Beispiel

★ ★ ★ Impérial, blanc de blanc, Daniel Marendaz, 1438 Mathod [email protected] 1000 Fl./Jahr, Fr. 25.–

Goldenes Gelb; feine, anhaltende Bläs-chen. In der Nase Noten von Melonen, Birnen und Honig, von reifer Stilistik, aber trotzdem frisch, ausladend und reichhaltig, voller Rasse und Harmonie. Claudio De Giorgi kritisiert den (über-) reifen Stil und bemängelt das fehlende Alterungspotential. Ein zweiter Wein, der Brut Tradition (4000 Fl./Jahr, Fr. 21.–), wurde als inte-ressant eingestuft und mit zwei Ster-nen ausgezeichnet: Auch er präsentiert sich sehr reif, weinig und mit Noten von Brioche, wirkt aber etwas schwer. Ein solcher Wein eignet sich weniger zum Apéro, begleitet dafür sehr schön ein Dessert, etwa eine Aprikosenwähe, mit der sich ein spannendes Süsse-Säure-Spiel ergeben wird. Der Waadtländer Versekter beweist sein Savoir-faire, das er sich in geduldiger, zwanzigjähriger Arbeit angeeignet hat.

★ ★ Blanc de Blancs, Domaine de Maison-Blanche, Yves de Mestral, 1185 Mont-s/Rolle; www.domainemaisonblanche.ch 3000 Fl./Jahr (Chev.), Fr. 23.–

Helles Gelb; feine Bläschen. Nase mit Noten von weissen Blüten und Zitronen; schöne Frische im Gaumen mit Aromen von Brioche, geschmeidig und ange-nehm, leichte Bitternote im Finale. Schöne Balance zwischen Säure und Alkohol (12%-vol.). Ein gutes Beispiel für einen aus Chas-selas gekelterten Schaumwein, produziert von einem Schaumwein-Pionier (seit 1987).

★ ★/★ Didier Gaille, AOC Bonvillars (Mar.), 1425 Onnens; 024 436 21 25 1000 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 22.–

Goldgelb; feine Bläschen und angenehme Mousse. Offene, ausdrucksvolle Nase mit Noten von Birnen, reifen Früchten und Mandeln; im Gaumen reif und mächtig, vinös und frisch zugleich. Dieser reinsor-tige Chardonnay war umstritten in der Jury: die eine Hälfte fand ihn bemerkenswert, die andere beurteilte ihn als zu rustikal.

★ ★ Chardonnay, Réserve du Colombier Brut, Cave Albiez-Meylan, 1185 Mont-s/Rolle; [email protected] 600 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 26.–

Helles Gelb; mittlere Bläschen. Nase mit Noten von Akazienhonig, Brotkrume, süs-sen Gewürzen und mit einem Hauch von Zitrusfrüchten. Nicht sehr lang im Gaumen, dafür mit lebhaftem Finale. Ein reinsortiger Chardonnay, angenehm und geschmeidig.

★ ★/★ APEX Brut 08–11, Domaine La Colombe, Raymond Paccot, 1173 Féchy; www.lacolombe.ch 1500 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 26.–

Gelb mit grünlichen Reflexen; schöne, anhal-tende Bläschen. Frische, fruchtige Nase mit Noten von Pfirsich, Zitronen und einem Hauch von grünen Mandeln; in der Mitte des Gaumens kraftvoll, sehr frisches Finale. Die Jury war sich nicht einig: die eine Hälfte fand diesen Blanc de Blanc bemerkenswert, die andere wirft ihm zu viel Lebhaftigkeit und einen zu schwächlichen Körper vor.

★ ★ Cuvée Rogivue, blanc de blancs, Les Fils Rogivue, 1071 Chexbres; www.rogivue.ch 1200 Fl./Jahr (Chev.), Fr. 25.–

Helles Gelb; feine, anhaltende, aber wenig intensive Bläschen. Charmante florale Nase mit Noten von Holunder; im Gau-men lebhaft, mit einem von eingemachten Früchten geprägten Finale. Ein frischer, angenehmer Wein aus 100% Pinot gris.

Der Unerwartete

Ein Roter mit Klasse

★ ★ ★ Bertrand de Mestral, AOC La Côte, Bourgeois Vins SA, 1131 Tolochenaz-Morges; www.bourgeoisvins.ch 2000 Fl./Jahr, (cuve close), Fr. 12.50

Helles Gelb; mittlere Bläschen, sehr anhaltend. Feine, aromatische, florale Nase mit Noten von Ananas, Glyzinien und Zitronen. Sehr fruchtbetonter und frischer Auftakt. «Ein junger Wein, der nach frischen Trauben schmeckt», wie ein Jurymitglied meinte. Die Jury zeichnete diesen nach dem Charmat-Verfahren produzierten Wein (wovon die Verkoster aber nichts wussten) ein-hellig mit der höchsten Note des Tages aus. Die Qualität der Trauben und der perfekte Erntezeitpunkt machen hier den Unterschied aus.

★ ★ ★ Brut Rosé 1620, Le Cellier du Mas, AOC Tartegnin, Blanchard Frères, 1185 Mont-s/Rolle; [email protected] 1000 Fl./Jahr (Chev.), Fr.19.–

Lachsfarbene Robe; feine, elegante Bläschen. Sehr frische Nase mit Noten von roten Früchten. Geschmeidiger Auftakt auf Aromen von roten Früch-ten, schöne Frische und gutes Gleich-gewicht zwischen Säure und Fülle. Ein feiner, rassiger Rosé, der die Jury ein-hellig begeistert hat. Bemerkenswert auch der schwache Alkoholgehalt von 11,5%-vol. Die Brüder David und Fran-çois Blanchard keltern diesen originel-len, köstlichen Wein aus vier typischen Waadtländer Rotweinsorten: Gamaret, Diolinoir, Pinot noir und Gamay.

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Ein «Star» bestätigt sich

★ ★ ★ Brut blanc millésimé 2007, Henri Cruchon, 1112 Echichens; www.henricruchon.ch 8000 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 25.–

Farbe wie von altem Gold; feine, regel-mässige Bläschen. Offene, ausdrucks-volle Nase mit Aromen von Brotkrume und feinen Holznoten. Ein Wein mit Rasse und Charakter, zugleich lebhaft und angenehm, von schöner Fülle. Der Jahrgang 2007 dieses Weins, der zur Hälfte aus Pinot noir, zur Hälfte aus Chardonnay gekeltert wird, ist aus-verkauft. Es folgt der 2008er: Das ver-kostete Muster war sehr lebhaft, mit noch etwas aggressiver Mousse, was beweist, dass dieser nach allen Regeln der Kunst von Raoul Cruchon produ-zierte Wein es verdient, einige Monate in der Flasche zu reifen.

Ein neuer Stern am Himmel

Der Originelle

★ ★ ★ Starlight, Domaine du Feuillerage, Roland Gaillard, 1166 Perroy; www.feuillerage.ch 800 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 25.–

Helles Gelb, mittlere Bläschen. Offene Nase mit Noten von Ananas, Mirabel-len und Limetten; im Gaumen findet man Zitrusfruchtaromen wieder, mit einem Hauch von Brioche. Ein fruchti-ger, frischer und ausgewogener Wein. Ein wenig mehr Finesse bei den Bläs-chen wäre wünschenswert… Niemand hat dagegen die 14%-vol. erwähnt, den höchsten Alkoholgrad aller degustier-ten Weine. Ein «neuer Stern», denn dieser Wein wird erst seit letztem Jahr angeboten. Er besteht zur Hauptsache aus Kerner, einer deutschen Kreuzung aus (weissem) Riesling und (rotem) Trollinger, der in der Schweiz nur wenig kultiviert wird.

★ ★/★ Noir de Noir, La Sorcière, doux, Pierre Mandry, 1297 Founex; [email protected] 2000 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 30.–

Fast schwarze Robe mit violettem Rand; mittlere Bläschen. In der Nase Noten von Kirschenkompott, Waldbeeren und Holunder. Auftakt auf Noten von ein-gemachten roten Früchten, mächtiges Finale mit pfeffrigen Nuancen, zugleich mild (aber kaum süsser als gewisse Bruts!) und leicht bitter. Die Jury geriet leicht aus dem Konzept, konnte sie die-sen Wein auf der Basis von Gamaret doch an keinem bekannten Beispiel festmachen. Zu einem Dessert mit schwarzer Schokolade servieren oder zu Blauschimmelkäse, damit die ver-blüffende Vinosität dieses Schaumweins zur Geltung kommt. Ein Kuriosum…

★ ★ Indécence, vin mousseux de Romandie, Association vinicole, 1802 Corseaux; www.avc-vins.ch 1500 Fl./Jahr (Chev.), Fr. 19.50

Mittleres Gelb; recht feine Bläschen. Aro-matische Nase mit Noten von gelben Früch-ten, Mirabellen, trockenen Kräutern und einem Hauch Honig. Im Gaumen reif und reichhaltig, auf Noten von Trockenfrüchten ausklingend. Die Süsse im Abgang beein-trächtigt diese Assemblage aus Chasselas (Chardonne), Riesling-Sylvaner (Côtes-de-l’Orbe) und Chardonnay de Lully (VD) ein wenig. Aber im Gegensatz zu dem, was die Etikette erwarten lässt, handelt es sich um einen echten Waadtländer.

★ ★ ★ Cuvée Tristan, Domaine de la Balle, Michel Perey, 1134 Vufflens-le-Château; www.vins-perey.ch 500 Fl./Jahr (Chev.), Fr. 25.–

Helles Gelb; mittlere, konstante Bläschen. Ausdrucksvolle Nase mit Noten von rosa Grapefruit und getrockneten Kräutern. Im Gaumen sehr frisch und mit diskreter

Aromatik von roten Früchten. Ein vinöser Schaumwein, im Finale eine wahrnehm-bare Note der Entwicklung. Der Winzer lässt aus 75% Chardonnay und 25% Pinot noir 1500 Flaschen herstellen, die jeweils drei Jahr lang nach je nach Bedarf degor-giert werden. Michel Perey hat diesen schönen Wein bereits seit mehr als 15 Jah-ren im Angebot (1994).

★ ★ ★ Eclypse, Domaine d’Aucrêt, AOC Epesses-Lavaux, 1096 Cully; www.aucret.ch 5000 Fl./Jahr, Fr. 23.–

Helles Gelb; feine und angenehme Mousse. Diskrete Nase mit Noten von Zitrusfrüch-ten. Auftakt im Gaumen auf Aromen von Passionsfrucht, dann geschmeidiger, fri-scher Körper. Ausgewogner Wein im Stil eines Prosecco, notierte Claudio De Giorgi. Ein Blanc de Noirs auf der Basis von Pinot noir, versektet wird er von der Weinkellerei Paul Gasser in Ellikon an der Thur (TG).

★ ★/★ Rosé brut 2008, Château d’Allaman, 1165 Allaman; www.chateau-allaman.ch 3000 Fl./Jahr (Mar.), Fr. 29. –

Zartes Rosa; mittlere Bläschen. Nase mit Noten von roten Früchten, Erdbeeren und Weichseln, welche die Frucht im Gaumen übertönen. Ein geschmeidiger, angeneh-mer Wein mit schöner Lebhaftigkeit im Finale, zu 100% aus Pinot noir gekeltert. Bei der Selektion der Waadtländer Weine wurde er als bester aller Schaumweine ausgezeichnet.

In Klammern jeweils der Name des Versekters: (Mar.) = Daniel Marendaz; (Chev.) = Xavier Chevallay.

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La Grande

Tradition

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Local bubbly... the very bestThe good example ★ ★ ★ Impérial, blanc de blanc, Daniel Marendaz, 1438 Mathod; [email protected] 1000 btls/yr, 25 francs

Golden yellow; fine, persistent bubble; nose of melon, pear, traces of honey; mature style yet fresh, generous, rich; racy and balanced. Claudio De Giorgi marks it down a bit for its mature style, which means it doesn’t have much potential as a keeper. A second wine, Brut Tradition (4000 btls/yr, 21 francs), was found interesting and given two stars: also very mature, traces of brioche on the palate, vinous, perhaps even a bit heavy. This is less of an ape-ritif wine than it is an ideal accompaniment – because of the sugar/acidity con-trasts – for a dessert such as rhubarb, red currant or apricot tart. Marendaz’s know-how, accumulated in over 20 years in the business, comes through with these wines: the Impérial, for example, spends five years sur lattes…

The unexpected★ ★ ★ Bertrand de Mestral, AOC La Côte, Bourgeois Vins SA, 1131 Tolochenaz-Morges; www.bourgeoisvins.ch 2000 btls/yr, 12.50 francs

A classy red★ ★ ★ Brut Rosé 1620, Le Cellier du Mas, AOC Tartegnin, Blanchard Frères, 1185 Mont-s/Rolle; [email protected] 1000 btls/yr (X. Chevallay), 19 francs

Salmony pink; a fine, elegant bubble; very fresh nose of red fruit; supple attack of red fruit; lovely freshness and good balance between acidity and volume; a refined, racy rosé that was a unanimous favorite with the tasters. Note the low alcohol content: 11,5%. Brothers David and François Blanchard have been producing this wine – made from four very typical Romand red varieties, Gamaret, Diolinoir, Pinot and Gamay – for three years. Tasty and original!

A new star – and most original★ ★ ★ Starlight, Domaine du Feuillerage, Roland Gaillard, 1166 Perroy www.feuillerage.ch 800 btls/yr (D. Marendaz), 25 francs

Pale yellow; medium bubble; open nose of pine-apple, mirabelle plum, lime; citrus fruit and a hint of brioche on the palate; a fruity wine, fresh, bal-anced. One might have wished for a more refined bubble… No one noted this wine’s richness: 14% alcohol, the highest level of any of the wines tasted. We dubbed this wine a “new star” because it launched last year. It is made from Kerner, a German variety – a cross of Riesling and the red Trollinger grape, little cultivated in the area except in Geneva (mainly by Jean-Pierre Pellegrin and Claude Ramu).

Pale color; medium bubble, good persistence; fine, aromatic (pineapple) and floral (wisteria) nose, with hints of lemon; full fresh attack of fruit. “A young wine that just exudes grapes!” wrote one taster. All tasters gave the highest mark to this wine made with the cuve clos method, which they didn’t know at the time of tasting. Excellent fruit quality and grapes harvested at exactly the right time make the difference.Aucret irl.indd 1 26.03.10 16:10

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Weinconcours

Pierre Thomas

Die Waadtländer an allen Fronten...... IN DER SCHWEIZ: NOCH WIE WAREN DIE WAADTLÄNDER BEIM GRAND PRIX DES SCHWEIZER WEINS (GPVS) SO GUT

PLAZIERT. MIT 787 EINGEREICHTEN WEINEN HABEN SIE 79 GOLDMEDAILLEN UND 201 SILBERMEDAILLEN EINGEHEIMST.

Mittlerweile kennt man das Pyramidensystem des GPVS, zum fünften Mal von der Vereinigung Vinea, Sierre, und der Zeitschrift Vinum organi-siert. Eine Degustation in Sierre im Juni führt zur Siegerliste (mit insgesamt 250 Goldmedail-len, bei 3019 Weinen im Wettbewerb). Jeweils die sechs Bestplazierten der elf Kategorien werden «nominiert». Das Schlussklassement wird erst im Herbst veröffentlicht, dieses Jahr am Diens-tag, 25. Oktober, in Bern.

Chasselas und Roséweine an der Spitze Von den 79 Waadtländer Goldmedaillen entfielen mehr als die Hälfte (41) auf die Kategorie Chas-selas. So ist es nur logisch, dass die Waadtlän-der fünf Finalisten stellen, alles 2010er… drei davon von Fabio Penta vinifiziert, dem Önologen von Hammel. Alle drei kommen aus der AOC La Côte: Château de Trévelin, Domaine de Fischer und ein Perroy im Auftrag von Jean-Marie Roch. Zwei AOC Lavaux, der Calamin Grand Cru 2010 von Jean-François und Frédéric Hegg, Epesses, und La Ruchonnette 2010 von Anne-Catherine und Sébastien Ruchonnet, Rivaz, vervollständi-gen das Bild. Nicht zu vergessen Christian Ves-saz und sein Fichillien 2010, AOC Vully. Die AOC Vully ist mittlerweile überkantonal und damit streng genommen weder zu Freiburg noch zur Waadt gehörend… Bei den Rosés stammen vier von sechs Finalis-ten aus der Waadt, alles 2010er: Dame de Cœur, Cave Beetschen, Bursins, Blanc de Noir, André Chevalley, Lutry, As de Cœur Rosé, Cave de Jolimont SA, Rolle, und der Œil-de-Perdrix Les Chaumes, Cave Cidis SA, Tolochenaz. In der Kategorie Gamay finden sich zwei Waadt-länder 2010: der Domaine de La Treille der Frères Dutruy, Founex, und der Domaine de Sarraux-Dessus, Luins, der Bolle & Cie SA.

Ebenfalls zwei Waadtländer bei den roten Assemblagen: der Cellier du Mas 2009 von David und François Blanchard, Tartegnin, und der Vigne d’Or 2009 fût de chêne der Artisans Vignerons d’Yvorne (AVY). Ebenfalls zwei Fina-listen bei den weissen Assemblagen (2010) mit dem Clair-Ambre, Parfum de Vigne, von Jean-Jacques Steiner, Dully, und Le Curieux der Cave de la Rose d’Or von Jean-Michel Walter, Luins. In den Kategorien Müller-Thurgau (alles Deutschschweizer), Süssweine (alles Walliser) und «andere reinsortige Weissweine» ist kein Waadtländer vertreten, in allen anderen Katego-rien immerhin je einer.

Wiederholungstäter bei Pinot und bei den BioweinenBei den «anderen reinsortigen Rotweinen» fin-det man den Gamaret Gourmand 2009 der Cave de Bonvillars, bei den Merlots die Réserve des Moines 2009 der Abbaye de la Salaz, Ollon (AOC Chablais), und bei den Pinots noirs die Cuvée Ni Dieu, ni Maître 2010, Le Satyre, von Noémie Graff, Begnins, Gewinnerin dieser Kategorie im letzten Jahr. Ob 2011 wieder ein Waadtländer zuoberst auf dem Podest stehen wird? Es wird spannend am 25. Oktober…Unter den 41 ausgezeichneten Chasselas sind 18 mit den «Lauriers d’Or Terravin» geschmückt. Auch Reynald Parmelin hat mit seinem Johan-niter 2010 wieder Gold gewonnen. Wird der dop-pelte Bio-Schweizermeister von 2009 und 2010 dieses Jahr seinen Erfolg mit demselben Wein wiederholen? In den anderen Kategorien hol-ten sich (neben den erwähnten Nominierten) 10 rote und 4 weisse Assemblagen, 4 Pinots noirs, 4 Merlots, 1 Gamaret und 2 weisse Süssweine eine Goldmedaille. Leider fehlt der Platz, um sie alle zu zitieren.

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Die Waadtländer an allen Fronten...…IM AUSLAND: DIE WEINCONCOURS WERDEN IMMER ZAHLREICHER. DIE TEILNAHME DER

WAADTLÄNDER HAT EXPLOSIV ZUGENOMMEN. UND IHR ERFOLG EBENFALLS.

Für Jean-Jacques Steiner aus Dully ist es eine Bestätigung. Der Selbstkelterer ist ein Habitué in Sachen Concours und Label Terravin. Doch dass sein Œil-de-Perdrix 2010 – er gehörte zu den Pinot-noir-Rosé-Pionieren der Waadt – beim Mondial du Pinot Noir in Sierre eine Grosse Goldmedaille gewonnen hat, bleibt eine Sen-sation. Dazu wurde dieser Rosé erst noch mit zwei Spezialpreisen ausgezeichnet, hat er doch die höchste Bewertung aller Schweizer Weine erhalten (94,6/100) und war der beste Rosé. Ein weiterer Œil-de-Perdrix, der 2010er der Cave de Bonvillars, vinifiziert vom Önologen Olivier Robert, erhielt neben einer der zehn Waadt-länder Goldmedaillen den von der Vinofed (der Fédération des Grands Concours internationaux) mit Sitz in Sierre verliehenen Spezialpreis für den Wein mit der einhelligsten Bewertung. Eine Goldmedaille erhielt der barriquegereifte Pinot noir Diva 2009, AOC Chablais, von der Domaine de La Croix-Duplex. Simon und Maude Vogel aus Grandvaux gewannen den Grand Prix der Digita-len Kommunikation, verliehen vom Websitebe-treiber von www.vitisphere.com. Unter den anderen in Sierre vergoldeten Waadt-ländern findet man fünf Weine aus der AOC La Côte: den Pinot blanc Âme Blanche 2010 der Bolle & Cie SA, Morges, den Pinot noir Indien 2010 von Philippe Bovet, Givrins, und drei 2009er, den Tartegnin von Nicolas und Jean-Claude Jac-coud, Domaine de Chantemerle, Tartegnin, den «Barrique» von Jean-Michel Dufour, Domaine de la Vissenche, Gilly, und den Vieille Vigne der Ecole d’agriculture et de viticulture de Marce-lin. Drei Lavaux vervollständigen die Siegerliste: der Moulin la Vignette 2009 von J & M Dizerens, Lutry, der Spina Nera 2009 von Etienne und Louis Fonjallaz, Epesses, sowie die Cuvée des Initiés 2008 vom Château de Glérolles.Die anderen Waadtländer Medaillen wurden in allen vier Ecken der Welt gesammelt. Zwei Weine

aus «Saint-Saph’» haben am Concours Mondial von Brüssel Gold gewonnen: das Château de Glé-rolles (erneut) mit einem Gewürztraminer 2009, während Badoux, Aigle, mit einer ungewöhn-lichen Assemblage 2009 aus halb Malbec, halb Cabernet franc brillierte (die Reben wurden nach dem Hagel von 2005 in Saint-Saphorin gepflanzt).

Von Aosta bis QuébecEine weitere ungewohnte Assemblage 2008 aus Merlot und 15% Syrah, produziert von Stéphane Borter in Bex (Foto unten), holte Gold am Con-cours der Bergweine, der diesen Sommer vom CERVIM in Aosta organisiert wurde. Die Cave Cidis und ihr Önologe Rodrigo Banto erhielten am Mondial du Sauvignon in Bordeaux eine Goldme-daille für ihren Expression 2010. Und ein Chas-selas sorgte jenseits des Atlantiks für Furore: Der Vase n°1 2008, vinifiziert von Gérald Vallélian von der Domaine des Faverges, Saint-Saphorin, eine Cuvée ohne biologischen Säureabbau, zwölf Monate lang in einem 6000 Liter fassenden Holz-fuder auf den Feinhefen ausgebaut, überzeugte die Jury der Sélections mondiales des vins du Canada in Québec.

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Unsere Terroirs und ihre Talente

Marie Dougoud

Reichst du mir bitte das Salz?

ZU VIEL IST SCHLECHT. ABER GAR KEINES IST NOCH SCHLECHTER. ES KOMMT EINEM

TERROIRPRODUKT GLEICH, WENN ES AUCH KEINEN TERROIRGERUCH ODER -GESCHMACK AUFWEIST.

ES TRITT MASKIERT AUF, DEKLINIERT ABER OHNE ZU ZÖGERN SEINE IDENTITÄT. OMNIPRÄSENT,

PASST ES ZU JEDER JAHRESZEIT, ZU ALLEN REGIONEN, ZU ALLEN TAFELN IM WAADTLAND. EIN

GEFÜHRTER BESUCH IN DEN EINGEWEIDEN DER ERDE, IN DER SALINE VON BEX.

Verdunsten des Wassers als Folge einer Kli-maerwärmung, gefolgt von der chaotischen Alpenfaltung, hat zu bedeutenden Salzvorkom-men geführt, deren letzter Zeuge die Salzmi-nen von Bex sind. Hier, geschützt vor grösseren erdklimatischen Umwälzungen, schlummert das Salz und wartet auf seine Stunde.Laut einer Legende hat ein einfacher Ziegen-hirte im 15. Jahrhundert die Salzminen ent-deckt. In der Höhe umherstreifend, soll er beobachtet haben, wie seine Herde systema-tisch immer die zwei gleichen Quellen zum Trinken auswählte unter den vielen, die an diesen Hängen entspringen. Neugierig gewor-den, kostete er das Wasser. Zu salzig! Obwohl Analphabet und ungebildet, wusste er, dass das Kochen dem Wasser sein Zuviel an Salz entziehen würde. Gesagt getan. Nachdem das Wasser verdampft war, blieb auf dem Boden des Kessels eine Prise Salz zurück, um die sich seine Ziegen eifrig stritten.Ein Jahrhundert später war es den Bellerins, den Bewohnern von Bex, zur Gewohnheit geworden, die mineralsalzreiche Lake zu ver-wenden, die sie langsam auf Lärchenbrettern trockneten, um so ans Salz für ihren täglichen Bedarf zu gelangen. Obwohl die anarchische Salzgewinnung immer mühsamer und gefähr-licher wurde, grub sie sich immer mehr in die Eingeweide der Erde ein.

Geburt eines LabyrinthsVor fast dreihundert Jahren träumte ein Mann von einer dreifachen Herausforderung: neue Salzlager zu finden, die Schwierigkeiten der Salzgewinnung zu vermindern und ihre Renta-

Von weitem sieht es eigentlich nach nichts aus. Steile Wälder, unwahrscheinliche Baumgrup-pen, kurze Felswände, die vergeblich versu-chen, bedrohlich zu wirken. Im Näherkommen ein bewaldeter Talgrund, still und geheimnis-voll. Seit Urzeiten leuchtet durch das spärliche Licht der pittoreske Wildbach Avançon, der am Fuss des Massif des Muveran noch tost, in der Ebene des Chablais dann aber mild und brav ist. Von nahem erkennt man eine Reihe von massigen Gebäuden, der winzige sichtbare Teil dieses von Menschenhand geschaffenen Werks, dessen unterirdische Verästelungen bis ins Herz der Waadtländer Alpen vordringen.

Weisses Gold unter FelsgesteinIn den Waadtländer Alpen hat das Salz der Erde seinen Werdegang vor zweihundert Milli-onen Jahren begonnen, in einer von Protozoen und anderen für immer unbekannten Amö-ben bevölkerten Meereswelt. Ein langsames

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bilität zu verbessern. 1725 kam Isaac Gamaliel de Rovéréaz, ein kaum dreissigjähriger junger Ingenieur, auf die Idee, den Untergrund von Bex mit einem wahren Labyrinth von gesicherten Galerien, Schächten, Rampen, Gängen, unter-irdischen Entsalzungsräumen und einer gros-sen Treppe mit 458 Stufen zu stützen. Es ist übrigens dieselbe Treppe, welche noch heute furchtlose Besucher ins Herz des Labyrinths führt, während die Mehrheit den Komfort eines kleinen Zugs bevorzugt. Seit jener Zeit hat das Salzbergwerk seine In frastruktur, seine Ausrüstung und die Extrak-tionsmethoden zur Gewinnung des kostbaren weissen Goldes stetig perfektioniert. Unter den Stationen Villars-sur-Ollon, Arveyes und Che-sières dehnt die Mine ihre Verästelungen heute über ein Netz von gegen 50 Kilometern aus. Die Prozedur der Salzgewinnung hat sich nicht verändert. Das Salz wird mittels Quellwasser der nahen Gletscher gewonnen und durch Ver-dampfen kristallisiert, ohne den Einsatz eines

einzigen chemischen Mittels. Seine Kommerzi-alisierung untersteht mittlerweile einer spezi-fischen Gesetzgebung. Das Salz von Bex, zum Staatsmonopol geworden, macht 10% des Sal-zes mit Schweizer Herkunft aus und wird nur im Kanton Waadt verkauft, während die Salinen von Rheinfelden für die Versorgung der ande-ren 90% des Landes zuständig sind.

VerjüngungskurDas 20. Jahrhundert war bedeutend für die historische Kontinuität einer Gesellschaft, die voller Stolz auf eine glorreiche Vergangen-heit zurückblickt. Ihre Zukunft hingegen wäre weniger ruhmvoll, wenn sie ihre Ziele und Akti-vitäten nicht neu ausgerichtet hätte. In einem geografisch begrenzten Markt, in dem Streu-salz für die Strassen (85%), industrielle Salz-laugen und Lebensmittelindustrie (Charcuterie, Käse, Backwaren) mehr als 90% der insgesamt durchschnittlich 30’000 Tonnen Salz absorbie-ren, die pro Jahr produziert werden, ist ledig-

KEINE SAUCE OHNE SALZ

Seit jeher hat das Salz unzählige Legenden inspiriert, Gebräuche nach sich gezogen und zu Aberglauben geführt. Einiges davon hat bis heute überlebt. Einen Salzstreuer umwerfen bedeutet Unglück, doch lässt sich dieses ban-nen, indem man eine Prise Salz über die eigene Schulter nach hinten oder ins Chemineefeuer wirft. Wer am Tag seiner Hochzeit ein Tütchen Salz bei sich trägt, schützt sich und seine(n) Liebste(n) vor Unfruchtbarkeit. Und in der

Viagra-Version: Salz stimuliert das Begehren und die sexuellen Fähigkeiten eines versagen-den Liebhabers. Ein Zuviel an Salz in einem Gericht deutet folglich auf eine frustrierte Köchin… Und um mit pikanten Heldentaten zu enden: Eine betrogene Frau «soll den nack-ten Hintern ihres Mannes, der sie hintergan-gen hat, salzen, indem sie ihn in eine Wanne mit stark gesalzenem Eiswasser stösst». Das dürfte ihn heilen.

(Fortsetzung des Artikels auf Seite 36)

Der Museumsteil der Salinen von Bex mit dem Kristallsaal.

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Unsere Terroirs und ihre Talente

lich das für den Privatgebrauch bestimmte Salz in der Lage, seinen Anteil am Markt deutlich zu verändern. Unter der Voraussetzung, dass es weniger schäbig verpackt daherkommt als im traurigen weissen Päckchen mit grünem Wap-pen, das jahrzehntelang auf sämtlichen Waadt-länder Verkaufsgestellen stand.

Die radikale Modernisierung der Verpackung, vor 15 Jahren begonnen mit Büchsen und ele-ganten Streudosen, unter dem Namen «Sel des Alpes» und «Sel à l’ancienne», getrocknet auf Lärchenholzlatten, hat dem Salz aus Bex zu einem zweiten Frühling verholfen und dazu beigetragen, dass es heute wieder wesentlich bekannter ist.Das Wachstum ist nicht spektakulär, aber konstant, beobachtet der Direktor der Saline, Julien Hoefliger. Sehr erfolgreich war die Krea-tion eines Sortiments von vier «Sels aux herbes bio», vier Salzsorten also, die mit zertifiziert biologisch angebauten Kräutern und Pflanzen aromatisiert werden (sie machen 15% des rei-nen Salzes aus).2012 soll ein bisher vernachlässigter Markt-zweig reaktiviert werden, die Produktion von Kosmetikprodukten und ein Sortiment von «Sels des Alpes Wellness». Weil «jedes Unter-nehmen, dass sich nicht entwickelt, dazu ver-urteilt ist, in der Versenkung zu verschwinden». Und weil neue Herausforderungen das Salz des Lebens sind…

GUT FÜR DAS KLIMA Von seiner Extraktion bis zur Verwertung der Abfälle seiner gebrauchten Verpackung pro-duziert jedes Kilo Salz aus Bex im Schnitt 0,01 kg CO2. Diese extrem positive Bilanz, 20 bis 30% unter der von vergleichbarem Salz, sichert ihm seit 2010 das prestigereiche Label Climatop, verliehen vom gleichnamigen, auf die Vergleichsanalyse von Energiebilanzen von Produkten des täglichen Verbrauchs spe-zialisierten Zürcher Instituts. Die Klimabilanz

Weitere InformationenRoute de Gryon 31, CH – 1880 Bex, Tel. +41 (0) 24 463 03 20www.mines.ch – [email protected]Öffnungszeiten: Anfang Juni bis Ende August täglich. April, Mai, September und Oktober: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen. Februar, März, November und Dezember: immer am Wochenende. Im Januar bleibt das Salzbergwerk geschlossen. Dauer der Besichtigung: rund 1 Stunde und 45 Minuten. Im Bergwerk herrscht eine konstante Temperatur (bis 400 m unter der Erde) von 18° C.

ist konform mit den internationalen Standards von ISO 14040.Das ausserordentliche Resultat des Salzes von Bex erklärt sich einesteils durch die Nähe seiner Kundschaft (geringe Transportkosten), andernteils durch die eigene Abdeckung der Energiebedürfnisse. Die Salzminen von Bex verfügen über ihre eigene Hydroelektrische Zentrale und produzieren zweimal mehr Ener-gie als sie verbrauchen.

Das Salz türmt sich zu einem Riesenberg, der nicht nur entfernt dem Matterhorn ähnelt.

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Available only in Vaud is the table salt that comes from the canton’s mines in Bex. We take a guided tour.

Legend has it that in the 15th century a goatherd in the Vaud Alps near Bex boiled some mountain water to evaporation point and then noticed that there was salt in the bottom of the pot. A century later, residents in the area were doing the same thing and drying the salt they needed for daily consumption on strips of larch wood.

In 1725, enter Isaac Gamaliel de Rovéréaz, a 30 something engineer who dreamt of finding new sources of salt, of making extraction less dif-ficult, and of improving profit mar-gins on sales.

Some 300 years later, although management upgrades the mines continually and tunnels now stretch some 50 km beneath resorts Villars-sur-Ollon, Arveyes and Chesières, the basic infrastructure and extrac-

Pass the salt, pleasetion methods of the company known as the Saline de Bex remain the same as what de Rovéréaz devised.

Running deep under the Vaud Alps is a whole underground complex of galleries, wells, ramps, corridors, and more including a staircase with 458 steps still used by visitors brave enough to venture into the heart of the labyrinth (most prefer the com-fort of a little train).

The salt is extracted from glacier water, then crystallized through evaporation; not a single chemical product is used in this process.

A Vaud state monopoly, Bex salt makes up 10% of salt of Swiss origin and is only sold in Vaud; mines in Rheinfelden (Aargau) cover the other 90% of Switzerland’s salt needs.

If growth is constant, says Bex com-pany director Julien Hoefliger, it’s due in no small measure to their range of four “Sels aux herbes bio”

– salt containing organic herbs – which Saline de Bex markets along-side its other table salts: “Sel des Alpes” and “Sel à l’ancienne,” which is dried the old-fashioned way on strips of larch wood.

From its extraction to the treat-ment of packaging thrown away after the salt’s been used up, every kilo of Bex salt generates 0.01 kg of CO2 on average. This is 20% to 30% less than comparable salts, due to consumer proximity (less transport time) and because the mine’s own hydroelectric power station pro-duces two times more energy than it consumes.

Saline de Bex, Route de Gryon 31, 1880 Bex, Tel. +41 (0) 24 463 03 20, www.mines.ch.Open June-August, 7/7; April, May, September, October, Tuesday-Sunday and holidays; February, March, November, December: week-ends. Visit lasts 1 hour 45 mins. Temperature in the mines: 18° C.

Marie Dougoud

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Unsere Regionen sind rare Perlen

Bonvillarseine Weinregion im Trend der Zeit

DIE REGION VON BONVILLARS, EINE BERUHIGEND LÄNDLICH GEBLIEBENE GEGEND, WARTET

MIT UNZÄHLIGEN PLUSPUNKTEN AUF. NICHT ZULETZT MIT EINER WEITGEHEND INTAKTEN

LANDSCHAFT UND AUTHENTISCHEN TERROIRPRODUKTEN, ZU DENEN AUCH DER WEIN

GEHÖRT. UND PLÖTZLICH LIEGT DAS LEICHT VERSCHLAFENE BONVILLARS IM TREND…

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Bonvillarseine Weinregion im Trend der Zeit

Eva ZwahlenFotos: Hans-Peter Siffert

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Weinbaus, Philippe Corthay? «Ich liebe Her-ausforderungen», meint Olivier Robert, «und Bonvillars mit seinem Mosaik an verschiede-nen Böden besitzt grosses Potential.» Trotz der Verantwortung – immerhin ist er indirekt für den Lebensunterhalt von 100 Mitgliedern verantwortlich, von denen die Hälfte ihre Trau-ben an die Cave liefert – geht er gelassen an seine Herkulesaufgabe. «Unser Sortiment ist gross», räumt er ein, «so gross, dass wir nur noch ein neues Produkt kreieren, wenn dafür ein anderes gestrichen wird…» Er arbeitet eng mit den Winzern zusammen und berät sie auch in der Wahl der Sorten. Was nicht immer ein-fach ist, denn momentan boomen Chasselas und Gamay, vor kurzem noch verpönt und nach wie vor eher schlecht bezahlt.Viel Geld und Arbeit wird in die Erneuerung der Kellerei gesteckt. Eine hochmoderne Abfüll-anlage, eine neue Traubenannahme, neue Rotweingärtanks, renovierte Betoncuves – die Liste der Neuerungen ist lang. Auch das Sor-timent zeigt sich verjüngt. Natürlich findet man weiterhin beliebte Klassiker des Hauses wie den C-hampagne, einen zartfruchtig-floralen Chasselas aus dem kleinen Dorf mit dem gros-sen Namen, den Arquebuse, eine Chasselas-

Wer der Hektik der Grossstadt entfliehen will, ist in Bonvillars, zwischen Yverdon und der Kantonsgrenze auf sanften Hängen oberhalb des Neuenburgersees gelegen, genau richtig. Unaufregend normal verläuft hier das Leben; in pittoresken Dörfern mit schönen alten Win-zerhäusern scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Obwohl Weinbau ein wichtiger Erwerbs-zweig ist, sind reine Weinbaubetriebe rar – vier von ihnen haben wir besucht.

Die Cave de Bonvillars im AufwindEs weht ein frischer Wind in der Cave, die rund die Hälfte der 200 Hektaren Reben von Bonvillars, verteilt auf acht Gemeinden, ver-arbeitet. Die neue Direktorin, Sylvie Mayland (übrigens als erste Frau im Direktionskomitee des OVV und Führungsmitglied bei Terravin), und ihr Önologe, der 32 Jahre junge Olivier Robert, ein sanfter Rübezahl, scheinen sich perfekt zu ergänzen. Forsch und agil die eine, überlegt und nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen der andere. Was hat den Neuenburger, der im Burgund und in Genf gearbeitet hat, ins Hinterland der Pro-vinzstadt Yverdon verschlagen? Ausser der Ver-mittlung des Tausendsassas des Waadtländer

Ein starkes Team: Die neue Direktorin der Cave de Bonvillars, Sylvie Mayland, und ihr Önologe Olivier Robert ergänzen sich perfekt. Sie ist die forsche, agile Powerfrau, er der besonnene Tüftler, den nichts aus der Ruhe bringt. Zusammen steuern sie die Genos-senschaft auf Erfolgs-kurs.

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Assemblage verschiedener Parzellen, oder den fruchtig-eleganten Pinot noir Vin des Croi-sés. Besonders gut gefallen uns auch der Pinot blanc, der zu 60% ohne biologischen Säureab-bau vinifiziert wird, ein zarter, delikater Wein mit Finesse und Eleganz, der gut strukturierte Œeil-de-Perdrix oder der strahlende, nach reifen Beeren und Gewürzen duftende Gamay Coeur de Presse. Nicht zu vergessen das Tüp-felchen auf dem i, der verblüffende Süsswein Corpus. Er bezaubert durch sinnliche Noten von Trockenfrüchten, Honig und orientalischen Gewürzen, im Gaumen üppig, ausladend und dank feiner Säure trotzdem frisch. So lässt man sich Bonvillars gerne munden!www.cavedebonvillars.ch

Traditionell für NeuheitenBisweilen ist es durchaus von Vorteil, wenn einem nicht alles in den Schoss fällt, wenn man etwas am Rand steht und kämpfen muss. Denn das bringt sogenannte «Randregionen» wie die Appellation Bonvillars dazu, früher als andere Gegenden ausgetretene Pfade zu verlassen und nach neuen Wegen zu suchen. Das ist ganz nach dem Geschmack des 53-jährigen Jacques Bloesch. Stattlich thront sein schönes altes Winzerhaus am Rand von Bonvillars, bis zur Gartenmauer erstrecken sich die Rebberge. Das Weinsortiment verblüfft durch Reichhaltig-keit. «Ich probiere gerne Neues», unterstreicht der leutselige und gesprächige Selbstkelterer, der auf seinen fünf Hektaren Reben nicht weni-

ger als zwanzig Rebsorten kultiviert. «Bei uns ist es Tradition, offen zu sein für Neuheiten.» Als er 1979, nach Abschluss seiner Ausbildung, auf den Familienbetrieb zurückkehrte, produ-zierte die Familie zwei Weine: einen Chasselas und einen Pinot noir. Mittlerweile finden sich auf der Preisliste 18 Weine. Zu den Klassikern wie Chasselas (in vier Versionen), Œeil-de-Perdrix oder Pinot noir haben sich längst Spezi-alitäten wie Gewürztraminer, Chardonnay oder Pinot gris und Assemblagen wie Entre deux Lacs (Doral und Pinot gris), Garanoir-Gamaret oder Le Rebelle gesellt, eine Cuvée aus Varie-täten, die vom Jurassier Tüftler Valentin Blatt-ner gezüchtet wurden. Mit diesem Wein will Jacques Bloesch «die Traditionen über den Haufen werden». Dass er ein heimlicher Rebell ist, würde man ihm auf den ersten Blick gar nicht zutrauen…Domaine La Boulaz, Tel. 079 768 97 60

Weite HorizonteDidier Bourgeois’ ganzer Stolz sind seine Tro-ckensteinmauern, die er nach allen Regeln der Kunst aufschichtet. Ruhig lässt er seinen Blick über den Rebhang wandern, wo inmitten von gepflegten Rebzeilen und Rosenstöcken sein Keller steht, ein kühnes Holzhaus mit abgerun-detem Dach, Solaranlage und geothermischer Heizung. «Ich liebe diese Gegend», meint er schlicht. Und erzählt, wie er, Weinhändlersohn in neunter Generation und «Winzer in erster Generation», den «Ruf der Erde» hörte – und ihm folgte. Damals gab er seinen Erstberuf als Pfleger auf und liess sich in Changins zum Win-zer ausbilden. Heute, 54 Jahre alt geworden, bewirtschaf-tet er ein Gut von neun Hektaren Reben. «Wir haben ein grosses Entwicklungspotential», ist er überzeugt. Er weiss, wovon er spricht, denn er hat auch im Wallis und lange Jahre als tech-nischer Verantwortlicher für die Firma Testuz im Lavaux gearbeitet. Seit vier Jahren ist er zurück – und wieder Winzer mit Leib und Seele. Vinifizieren lässt er bei Testuz. «Allerdings begleite ich jeden Arbeitsschritt», tröstet er sich, hätte er doch gerne selbst vinifiziert. Doch die Investitionen wären zu gross gewesen. Aus-serdem bleibt ihm so mehr Zeit für das Präsi-

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Jacques Bloesch hegt und pflegt auf seinen fünf Hektaren Reben nicht weniger als zwanzig verschiedene Rebsorten. «Ich pro-biere gerne Neues…»

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dium der PR-Gruppe der AOC Bonvillars, die Organisation der Ballade gourmande und das Maison des Terroirs, in dessen Vorstand er sich engagiert. Und seine Weine überzeugen auch so, von Chasselas über Œil-de-Perdrix und Garanoir bis hin zur Hauptsorte Pinot (von dem er zwölf Selektionen kultiviert), Assemblagen und Süsswein. Vielleicht ist die weite Landschaft daran schuld: So mancher Winzer scheint hier einen weite-ren Horizont als anderswo zu haben. Das gilt auf alle Fälle für Didier Bourgeois, der sich in fortgeschrittenem Alter zum Umweltwissen-schaftler hat ausbilden lassen und der beim Langlaufen Luchsspuren im Schnee sehen will. «Geld interessiert mich nicht, aber das Leben, die Natur…» Er engagiert sich bei Vitiswiss und strebt eine nachhaltige Entwicklung an. Dazu gehören langfristig auch die Trockensteinmau-ern. «Ich bin ein praktischer Grüner, kein politi-scher…», lacht er, der auch mit dem Vogelschutz zusammenarbeitet und sich auf der ganzen Linie für Umweltschutz einsetzt. «Womit man sich nicht immer nur Freunde macht», wie er anfügt. Doch was soll’s! «Schliesslich sind wir alle für unsere Zukunft verantwortlich.»www.gourmandaz.ch

Ein aufgehender SternEines ist gewiss: Die Zukunft, von der Didier Bourgeois spricht, gehört dem 32 Jahre jun-gen Guy Cousin aus dem Dörfchen Concise. Der junge Shootingstar, ein offener, neugieriger Geist, der sich 2005 selbstständig gemacht und seine Domäne von 2,5 Hektaren (ab 2012 wer-den es vier sein) quasi aus dem Nichts aufge-baut hat, erachtet es als Vorteil, in einer wenig bekannten Appellation zu arbeiten. «Die Region entwickelt sich als Ganzes», meint er, «nicht nur im Bereich Wein – wir ziehen alle am selben Strick.» Sein Bruder, der 15 Hektaren Reben bewirtschaftet und eine Rebschule betreibt, bleibt der Kooperative treu; er ist ihr gröss-ter Lieferant. Ihn selbst hingegen reizte das Abenteuer Vinifikation, die Selbständigkeit, die Möglichkeit, auch verrückte Ideen umzusetzen. Etwa die Weinlese für Singles. «Anfangs lach-ten mich alle aus, mittlerweile machen auch andere Winzer mit…» Nur ein PR-Gag? «Nein, immerhin hat bereits ein Paar geheiratet, das sich bei uns kennengelernt hat.»Ein Jahr in Marcelin bei Philippe Charrière hat ihn «auf den Geschmack gebracht», sodass er schon mit zarten 17 Jahren seinen ersten

(Fortsetzung des Artikels auf Seite 45)

Links: Didier Bourgeois, tief verwurzelt in seinem Terroir, ist Winzer mit Leib und Seele und präsidiert die PR-Gruppe der AOC Bonvillars.

Rechts: Eindrücklich, was er in wenigen Jahren aufgebaut hat! Guy Cousin aus Concise wird zu Recht als der aufgehende Stern am Weinfirmament der Region Bonvillars gefeiert.

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Während die Revue Le Guillon ihre Repor-tage über Bonvillars vorbereitete, kehrte Didier Gaille (48) in die himmlischen Rebberge zurück. Nach langem Kampf hatte ihn seine Krankheit doch bezwungen.Mit ihm verliert die Waadtländer Weinwelt und vor allem die von Bonvillars einen Mann von Charakter, der es dank seiner Hartnäckig-keit, seiner Intelligenz und seinem legendären Humor weit gebracht hat. Der Winzermeister, dem die Ausbildung der jungen Winzergene-ration unseres Kantons stets am Herzen lag, war dank seiner menschlichen wie professio-nellen Qualitäten hoch geschätzt. Dieser «Waffenbruder» hatte schon früh ver-standen, dass umweltschonende Methoden der einzige Weg sind, um die Qualität und die Fortdauer eines zeitgemässen Weinbaus zu garantieren. Das spiegelte sein Engagement in der technischen Kommission von VitiPlus. Le Téméraire, sein Spitzen-Pinot-noir, zeugte von seinem grossen Können. Wir danken unserem Weggefährten, der eine Familie in grossem Schmerz zurücklässt, für alles, was er uns mit auf den Weg gegeben hat. In unseren Herzen wird die Erinnerung an ihn weiterleben.

Didier Bourgeois Präsident der PR-Gruppe der AOC Bonvillars

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Weinberg kaufte. «Manchmal muss man halt ein wenig verrückt sein…», lacht der sympathi-sche Winzer. Auf Changins folgte eine Anstel-lung im Kaiserstuhlgebiet («dort habe ich viel gelernt, sogar Deutsch…») und eine im Bur-gund. Die perfekte Vorbereitung also für diese Region, die sich vor allem den roten Sorten ver-schrieben hat. Cousin produziert meisterhafte Rot-, aber auch Weissweine, reinsortige wie den floralen, wunderbar strukturierten Pinot blanc, der in Barriques auf den Feinhefen aus-gebaut wird, oder den aus Gamay, Pinot noir, Garanoir und Gamaret komponierten «Basis-wein» Cuvée rouge, der bis zu 17 Monate in Barriques reift und mit strahlender Frucht und Frische überzeugt. «2009 musste man schon ein Tölpel sein, um keinen guten Wein zustande

TRÜFFEL UND NOCH VIEL MEHR…

Lulu und Roby, die beiden Trüffelhunde, weichen nicht von Frank Sifferts Seite, als er sich in seiner gemütlichen Küche an den massiven Holztisch setzt, eine der kostbaren Knollen aus einem Stofftuch auspackt und in hauchfeine Scheibchen schneidet. Ein betörendes Aroma erfüllt den Raum und lässt nicht nur den Hunden das Wasser im Mund zusammenlaufen. Später, am Waldrand oberhalb von Bonvillars, zeigt er uns einige der begehrten Fundplätze für die diversen Trüffelsorten, die nur in enger Symbiose mit den Wurzeln einer Wirtspflanze gedeihen. «Als ich vor zwei Jahren den ersten Trüffelmarkt der Schweiz organisierte, rechnete ich im besten Fall mit 500 Besuchern», erinnert sich der 49-jährige Epikuräer und sozial enga-gierte Lebenskünstler. «Doch dann kamen 4000 – wir wurden komplett überrannt!» Und wenn es ein Misserfolg geworden wäre? «Ach wissen Sie, ich glaube an das, was ich mache. Und wenn etwas nicht läuft, dann ist das nicht schlimm. Hauptsache, es hat Spass gemacht!» Spass macht nicht nur das Aufspüren und Verarbeiten der Trüffel – etwa zu einem unwiderstehlichen Glacé –, sondern auch Frank Sifferts neus-tes Projekt. Zusammen mit seiner Partnerin Annie Ryter hat er die Domaine de la Coudre, eine herrschaftliche Ferme, gepachtet. Hier züchtet er nach biodynamischen Richtli-nien alte Pro-Specie-rara-Gemüsesorten, Heilpflanzen, Beeren und Getreide, aber auch Kartoffeln, Hühner, Wollschweine und Bienenvölker. Die Produkte – Sirup, Konfi-türen, Chutneys, Pesto oder Trüffelwürste – sind auf regionalen Märkten und natürlich im Maison des Terroirs in Grandson erhältlich. Der 3. Schweizer Trüffelmarkt findet übri-gens am Samstag, 29. Oktober mitten in Bonvillars statt, von 9 bis 17 Uhr. Auskünfte: www.truffesuisse.ch.

zu bringen», wiegelt er ab, als wir den üppig-fruchtigen, orientalisch anmutenden und mus-kulösen Gamaret 2009 loben.Die zehn experimentellen Sorten, die in Guy Cousins Parzellen wachsen, deuten es an: Hier ist einer am Werk, der noch viel vor hat. «Der Merlot, den ich gerade angepflanzt habe – eine meiner Lieblingssorten – ist sicher die letzte Varietät, die gespritzt werden muss. In Zukunft werde ich mich nur noch für resistente Sorten entscheiden.» Die Reise geht in Richtung Bio-dynamik und Nachhaltigkeit, zudem soll der Betrieb vergrössert werden. Eines ist gewiss: Man wird noch einiges hören von Guy Cousin aus Concise. www.vignoblecousin.ch

Bei ihnen dreht sich (fast) alles um den Trüffel: Frank Siffert und Annie Ryter mit Trüffelhund Lulu, einer Lagotto-romagnolo-Dame.

(Fortsetzung des Artikels auf Seite 49)

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Eine Menhir aus dem Neolithikum, Überreste einer gallorömischen Villa und Gräber aus dem Hochmittelalter zeugen von den ersten Bewoh-nern dieser Gegend. Das Dorf erscheint aller-dings erst 1100 in den Quellen. Die Adelsfamilie de Bonvillars, deren Mitglieder mehrere Ämter bei den Herzögen von Savoyen ausgeübt hatten, besass damals das Stiftsvogtrecht1 auf dieser zur Herrschaft von Grandson gehörenden Enklave. Gegen 1595 starb die Familie aus und das Vogt-recht gelangte an die Familie Bourgeois von Giez. 1476, nach dem Ende der Burgunder Kriege, wurde das Dorf Bonvillars in die gemeinsame Landvogtei von Bern und Freiburg integriert und zum Hauptort einer der fünf Meiereien2 sowie Versammlungsort bis zur Revolution von 1798.

Zwischen Hof und LegendeDas Château de Bonvillars, ein ehemaliges Her-renhaus, stammt aus dem 15. Jahrhundert und ging durch die Hände von sieben Familien, bis es 1861 in den Besitz der Gemeinde gelangte. Es ist ein grosser Gebäudekomplex mit ausla-dend-steilem Dach, etwas ausserhalb des Dor-fes rund um einen viereckigen Hof angelegt. Der Vordergrund wird dominiert von Reben, die rund

HISTORISCHE GEBÄUDE ALS ZEUGEN DER VERGANGENHEIT von Caroline Dey

um einen Menhir gepflanzt sind, dann von einer Allee, die zu dem grossen Torbogen führt, des-sen Tür mit flachem Rundbogen mit Kreuzschlit-zen aus dem 16. Jahrhundert verziert ist. Hinter der Tür befindet sich ein Stein, in den der Namen der früheren Besitzer des Manoirs, der Familie de Gleresse eingraviert ist: «1557 bestätigt der adlige François Gleresse, sein quadratisches, von grossen Gräben umgebenes Haus in Bonvillars, in der Flur à la Cour gelegen, von den Gnädigen Her-ren von Bern und Freiburg zu Lehen erhalten zu haben.» Das Portal öffnet sich auf ein dreistöcki-ges, mit Wappen verziertes Gebäude.

Eine zauberhafte KartauseIm Mittelalter gründeten die Herren von Grand-son ein Kloster an diesem einsamen Ort. So verlieh Huon in der zweiten Hälfte des 12. Jahr-hunderts das Land «de La Lance» der Abtei von Fontaine-André, die hier eine einfache Aussen-stelle ihres Prämonstratenserstifts bei Neuen-burg errichtete, nicht viel mehr als eine Scheune, bewohnt von Laienbrüdern unter der Leitung von ein oder zwei Priestern. Doch das Experiment misslang und die Domäne fiel zurück an die Her-ren von Grandson, die sie 1317 an die Grande

Das prächtige Château von Bonvillars. Die Legende besagt, Karl der Kühne habe die Nacht vor der Schlacht von Grandson am 2. März 1476 im Schloss verbracht. Das «Her-zogszimmer» weist bis heute ein kunstvolles Deckengemälde auf.

1 Der Stiftsvogt ist ein vom kirchlichen Herrn abgesandter Delegierter, der damit beauftragt ist, dessen Ländereien zu verwalten und Recht zu sprechen.2 Territorium, das von einem Amtmann verwaltet wird. Er zieht die Abgaben für seinen Herrn ein und kümmert sich um die Kultivierung der Ländereien.

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Chartreuse bei Grenoble veräusserten. Dom Jean de Montaigu baute darauf an dieser Stelle ein Haus, in dem 13 Brüder leben sollten.Othon I. von Grandson schenkte der Kartause 1320 die umliegenden Ländereien und gilt daher als Gründer der Kartause. Jean de Rossillon, Bischof von Lausanne, weihte 1328 die Kirche ein. Nach der Konfiszierung der Güter der Her-ren von Grandson durch den Grafen von Savoyen, gelangte das Kloster gegen Ende des 14. Jahr-hunderts unter die Herrschaft von Marguerite de Montbéliard, bevor es durch Erbfolge ans Haus derer von Chalon kam. Am 2. März 1476 begann die berühmte Schlacht von Grandson zwischen den Eidgenossen und dem Burgunder Herzog Karl dem Kühnen direkt oberhalb der Kartause. Der Sieg der Eidgenossen entschied über das Schicksal der Herrschaft von Grandson, die zu einer gemeinsamen Landvogtei von Bern und Freiburg wurde.Während der Reformation leisteten die Katho-liken den Protestanten erbitterten Widerstand. Der Berner Landvogt Jacques Tribolet, glühen-der Anhänger der Reformation, kaufte das Klos-ter, um es in eine Privatresidenz zu verwandeln. 1538 vertrieb er die Mönche, liess die Zellen abreissen und installierte in der Kirche eine Traubenpresse und Weinfässer. Er konstruierte auch den Treppenturm mit konischem Dach, an der südlichen Klosterwand, später kam im Süden der Kartause noch ein Pavillon dazu (das Datum – 1670 – ist noch heute auf einem Dach-sparren zu sehen). Die Zimmer oberhalb des Klosters wurden mit Sprossenfenstern verse-hen. Auf der Decke des Nordzimmers hat man unter einer Zwischendecke aus dem 19.  Jahr-hundert Stuckaturen entdeckt, dekoriert mit Granatäpfeln und ihren Blüten; auf einer der Wände prangt eine Jagdszene mit einem Löwen und einem Bären.1770 gelangte das Landgut in den Besitz von Simon de Rochefort aus Neuenburg, der es um eine Scheune und einen Stall erweiterte. Graf Louis de Pourtalès von Neuenburg kaufte das ganze Anwesen 1794. Rund um das Haupthaus des Klosters gruppierten sich nach und nach verschiedene Gebäudekörper. Der Graf liess in der Kirche einen Zwischenboden einziehen, um seine Bibliothek unterzubringen, die er mit

Die Kartause de La Lance und ihr wunder-schöner gotischer Kreuzgang.

Empiremotiven dekorieren liess. Heute ist die Chartreuse de La Lance in Privatbesitz. So wie sie sich heute präsentiert, setzt sich die Kartause zusammen aus dem viereckigen ehe-maligen Konventsgebäude und einer Kirche mit Walmdach, die sich um das gotische Kloster mit seinen kleeblattförmigen Arkaden gruppieren, übrigens das letzte Kloster in der Waadt. Etwas zurückversetzt liegt der kubische Pavillon von 1801. Im Hintergrund wird die ehemalige Kar-tause dominiert von einem grossen, mit Reben bewachsenen Clos – einem reizvollen Pendant zum Gebäudekomplex. Hier wächst ein bekann-ter Wein, dessen Etikette selbstverständlich vom Bild der Kartause geziert wird.

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Unsere Regionen sind rare Perlen

LA MAISON DES TERROIRS – EINE FUNDGRUBE FÜR FEINSCHMECKER

Hier ist der Name Programm: Haus des Terroirs. Alles, was die Region her-gibt und das Feinschmeckerherz begehrt, kann hier verkostet und gekauft werden. Als wir staunend vor den Auslagen stehen, kommt ein Paar aus Bonvillars mit einer Lieferung frisch gepflückter Heidelbeeren. Dutzende von Tragtaschen, gefüllt mit Bio-Gemüse, werden bereitgestellt und später von denen abgeholt, die sich diesen gesunden Genuss per Abonnement einmal wöchentlich leisten. «Zuerst wollten wir nur Wein präsentieren, doch dann merkten wir, dass unsere Region viel mehr zu bieten hat», meint die patente Leiterin des Hauses, Renée Leuba. Das Maison des Terroirs gehört zwar der Gemeinde Grandson, getragen wird es aber von der gleichnamigen Vereinigung, letztlich also von den Produzenten der Terroirprodukte. Das schmucke Haus, in dem man sich sofort wohl fühlt, nur wenige Schritte vom imposanten Schloss Grandson entfernt, ist attraktiver Laden, Treffpunkt, Café, Restaurant und Degustationsraum in einem. Und nicht zuletzt ein wei-teres Muss in der an Sehenswürdigkeiten so reichen Region.www.terroirs-region-grandson.ch

Sehenswürdigkeiten und Attraktionen der RegionDie Region rund um Bonvillars, Grandson und Yverdon-les-Bains bietet eine fast unerschöpf-liche Fülle an kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten. Doch auch die Gourmets kommen auf ihre Kosten. Etwa bei der Ballade gourmande, einer gastronomischen Wande-rung in sieben Etappen, die Ende August statt-findet. Bei den Caves ouvertes im Juni. Beim Räuchern von Fischen bei den Frères Oberson in Onnens. Oder beim Fondueessen auf dem Pferdefuhrwerk… Infos zu diesen und vielen anderen Attraktionen: www.terroirs-region-grandson.ch, www.yverdonlesbainsregion.ch, www.cavesouvertes.ch.

ÜbernachtenHôtel Restaurant Bellevue1425 Onnens – Tel. 024 436 13 26www.bellevue-onnens.chAngenehmes Dreisternhotel mit schöner Ter-rasse und Blick auf den See. Gastgeberin Lor-raine Baert verwöhnt ihre Gäste mit gepflegter Küche und bodenständiger Herzlichkeit.

Domaine de La Lance1426 Concise – Tel. 079 313 19 81 Der Winzer Stéphane Sandoz kümmert sich in dritter Generation um die acht Hektaren Reben des Weinguts. Auf dem prachtvollen Landsitz können Säle für Empfänge und Feste gemietet werden, auf Voranmeldung sind auch Degustationen möglich. www.lalance.ch

Eine Etikette, die alle Weinfreunde an die Schönheit der Kartause erinnert.

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The Bonvillars wine regionEva Zwahlen

Extending from Yverdon to Vaud’s border with Neuchâtel, this region overlooking the lake is characterized by pristine sloping landscapes and 200 hectares of vineyard.

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WineriesCave de BonvillarsWith a new director, Sylvie Mayland, revamped premises and an enolo-gist – Olivier Robert – who loves the challenge of creating wines from grapes grown in the region’s “mosaic of different soils,“ this 100-mem-ber cooperative is soaring to new heights. Its wines include C-hampagne, Chasselas from the region’s village of that name, and Arquebuse, a blend of Chasselas grapes from different vineyards. Top reds are Vin des Croisés, a fruity, elegant Pinot Noir, and Coeur de Presse a ripe-berry-and-spice Gamay. Their sweet wine Corpus is a sensual mix of dried fruit, honey and oriental spices.www.cavedebonvillars.ch

Domaine La Boulaz, BonvillarsWinemaker Jacques Bloesch cultivates 20 varieties of grape on 5 hec-tares and makes 18 different wines – among them four different Chasselas wines, and two other classics: Œil-de-Perdrix (rosé) and Pinot Noir. Most however are specialty varietals, like Gewürztraminer, Chardonnay, Pinot Gris and a blend of Doral and Pinot Gris called Entre deux Lacs. Red wines include a Garanoir-Gamaret blend and the unusual Le Rebelle made from various varieties grown by Jurassien Valentin Blattner.Domaine La Boulaz, Tel. +41 (0) 79 768 97 60

Domaine de Gourmandaz, Corcelles-ConciseDidier Bourgeois doesn’t vinify the grapes from his 9 hectares himself – he leaves that to the Testuz winery. But he says he’s involved in each step of the wine making process that yields his Chasselas, Œil-de-Perdrix, Garanoir, and his big specialty: Pinot Noir. Bourgeois is also known for blends and sweet wines. An environmentalist, he is a driving force behind the Bonvillars AOC promotion association and sits on the board of La Maison des Terroirs (see p. 53). www.gourmandaz.ch

Vignoble Cousin, ConciseWinemaker Guy Cousin went into business on his own in 2005, and he is still expanding, upping his 2.5 hectares to 4 ha, adding on to his winery, growing new varieties. He’s known for quirky ideas, like getting single folks to help harvest his grapes: “one couple that met here are married now.” Cousin’s whites, such as the floral, beautifully structured Pinot Blanc, are impressive, and his reds – a muscular 2009 Gamaret; Cuvée rouge, a Gamay, Pinot Noir, Garanoir and Gamaret blend that is aged in wood for 17 months – are masterful. www.vignoblecousin.ch

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DER ERSTE STEIN IM VETROPACK-IMPERIUM, DIE 1911 VON HENRI CORNAZ GEGRÜNDETE GLASHÜTTE

VON SAINT-PREX, KANN AUF EIN JAHRHUNDERT GESCHICHTE BLICKEN. IN DIESER ZEIT LEGTE SIE

DIE BASIS FÜR EINE PROSPERIERENDE INDUSTRIE – UND IST MITTLERWEILE EIN RIESE GEWORDEN,

DER DIESES JAHR SEINEN HUNDERTSTEN GEBURTSTAG FEIERN KANN.

1930, kaum zwanzig Jahre alt, hatte das Unter-nehmen bereits zwei weitere Glashütten auf-gekauft, die eine in Semsales, die andere in Bülach, und feierte sein Prosperieren mit dem Erwerb einer automatischen Glasblasma-schine, die in den USA entwickelt worden war. Dieses kleine Bijou erlaubte es der Firma, die wachsende Nachfrage zu befriedigen und sich einen wichtigen Platz in der Schweizer Indus-trielandschaft zu schaffen.Rund zwei Jahrzehnte später, in der Mitte des 20. Jahrhunderts, importierte die Schweiz grosse Mengen von Glas aus Osteuropa, doch die Spannungen mit dem kommunisti-schen Block verwehrten ihr zunehmend den Zugang zu diesem Manna. In einem bewegten Umfeld ergriff die Glashütte von Saint-Prex ihre Chance, kaufte die Zürcher Gesellschaft Müller+Krempel AG auf und übernahm damit die Führung im Schweizer Glasmarkt. Und während die Vetropack-Gruppe immer weiter wuchs und sich mittels Zweigniederlassungen nach Osten ausbreitete, zuerst in der Deutsch-schweiz, dann auch jenseits der Landesgren-zen, schlug ihr historisches Herz von Saint-Prex weiterhin im Rhythmus des Erfolgs der Firma.

Die Zahlen des ErfolgsAus den Glashütten am Ufer des Lac Léman kommen heute jährlich rund 124 000 Tonnen Glas, das sind 330 Millionen Flaschen! Sie haben Mühe, sich diese Menge vorzustellen? Teilen Sie sie auf: 330 Millionen Flaschen pro Jahr, das entspricht fast einer Million Flaschen pro Tag, also etwa 38 000 Flaschen pro Stunde, mehr als 600 Flaschen pro Minute und schliesslich mehr als zehn Flaschen pro Sekunde. Zahlen, ob denen einem schwindlig werden könnte, die aber einen Eindruck vom riesigen Erfolg und der Gesundheit dieser einhundertjährigen Fa-brik vermitteln.

Die Millionen von Flaschen, welche die Glas-hütte Saint-Prex produziert, sind heute vor allem dazu bestimmt, Wein und Bier aufzuneh-men, zwei Produkte, die in der Tradition und Kultur unseres Landes einen hohen Stellenwert besitzen. Die Glasfabrik am Lac Léman produ-ziert also vorwiegend Flaschen in den Farben grün, «feuille morte», «cuvée» (ganz dunkles, fast opakes Braun) und olivgrün. Doch diese Zahlen, so eindrücklich sie auch sind, können 100 Jahre Geschichte nicht zusammen-fassen. Was vom Erfolg der Glashütte Saint-Prex kündet, das ist der Stolz ihrer Mitarbeiter, die ein Stück Geschichte mitgeschrieben haben, und die Kraft der Familientradition, verkörpert durch ihren CEO Claude R. Cornaz, Urneffe des Gründers Henri Cornaz.www.vetropack.ch

Ein Riese mit solidem Herzen

GLAS IN SEINER BESTEN FORM100 JAHRE VERRERIE DE SAINT-PREX

Jacqueline de Quatro, Regierungsrätin, und Claude R. Cornaz, CEO

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WITNESSES OF TIME PASTThe cultural riches of Bonvillars wine country span thousands of years. Vestiges of human life in the area go back to the Neolithic and Bronze Ages, as some menhirs and traces of lake dwellings attest (the Stations de Concise are among those on the UNESCO heritage list of Alpine pile dwell-ings), but you’ll also find traces of old Rome. Going back mere hundreds of years are villages like Concise and Corcelles-près-Concise, which are listed as heritage sites of national importance in Switzerland. So is Onnens, with its church of St. Martin known for its frescoes. Architectural stand-outs include the 16th century château de Bonvillars with its Baroque portal, and the former charterhouse of La Lance, originally built in the 14th century but with 16th and 17th century add-ons. Privately owned, it is sometimes opened to the public – and its vineyards produce reputable wines with the charterhouse on the label.

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Food, wine and staying the nightFrank Siffert says, “I thought we’d get 500 visitors – 4000 showed up.” Siffert’s dogs sniff out the pre-cious fungi at forest’s edge above Bonvillars. With partner Annie Ryter, Siffert farms bio-dynami-cally grown heritage vegetables and berries. Some of their products – syrup, jam, chutneys, pesto, truf-fle sausage – are available at La Maison des Terroirs in Grandson.The 3rd Swiss Truffle Market takes place from 9-5 on Saturday, October 29, 2011 in Bonvillars. www.truffesuisse.ch

And don’t miss…Wine tasting during Caves ouvertes in June; the Ballade gourmande, a walking excursion with seven gastronomic stops (late August); lake fish smoked by the Oberson brothers, professional fishermen in Onnens; or the unique experience of eating truffle fondue in a horse-pulled cart. More at www.terroirs-region-grandson.ch, www.yverdonlesbainsregion.ch, www.cavesouvertes.ch

Hôtel Restaurant Bellevue1425 OnnensTel. +41 (0) 24 436 13 26www.bellevue-onnens.chLorraine Bært gives guests a warm welcome at her 3* hotel with its beautiful terrace, lake view, and refined cuisine.

La Maison des TerroirsWhen you visit Grandson’s impos-ing château, check in here: it’s just steps away. Café, restaurant, tast-ing room, there’s also an attrac-tive store with lavish displays of produce. “At first, we thought we’d just feature wine here, but then we realized how much more the region has to offer,” says manager Renée Leuba. See for yourself. A must. www.terroirs-region-grandson.ch

Truffles and more“When I organized Switzerland’s first truffle market two years ago,”

Domaine de la Lance1426 Concise – Tel. +41 (0) 79 313 19 81Winegrower Stéphane Sandoz recently took over as head of the 8 hectare estate that’s been in his family for three generations. Wine tasting is by appoint-ment. La Lance also rents rooms for receptions. More at www.lalance.ch

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At Château de Chillon, before the festive evening that welcomes new Compagnons into the Confrérie du Guillon gets into full swing, initiates line up near two wooden wine bar-rels. As the cellar master intones “…and your skill with the guillon shall be the irrefutable proof of

“Tirer au guillon:” An initiationstainless steel faucet now used to draw wine – is a conical piece of wood inserted into the barrel’s bunghole. The point is to remove it in such a way as to get a perfect flow of wine pouring into the glass. Or try to: deftness at this procedure definitely requires practice. Some think it’s a question of unscrewing the guillon – not so: a small right-left rotation et voilà. The next step is to pull the plug out and push it up in such a way that neither too much wine flows out – or too little, which results in a dribble that may not even reach the glass.The moral of the story? A few prac-tice sessions with a Conseiller de la Confrérie are highly recommended to about-to-be Compagnons before the big night!

your attachment to our cause!” they take part in the ritual of filling their glass directly from the barrel.Winemakers traditionally draw wine from the barrel to monitor fermentation progress or to give friends and clients a taste. A guillon – the ancestor of the “dégustateur”

Savourez la vie de châteaule temps d’une soirée

www.chillon.ch

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Botschaft des GouverneursPhilippe Gex

Die künftigen Generationen werden unsere Zeit ganz offensichtlich mit weit aufgerisse-nen Augen betrachten! Wie doch haben sie es geschafft, den vielen Finanzstürmen zu widerstehen, den nie dagewesenen politischen Krisen, den Wellen von Volksaufständen, die niemand vorherzusehen wagte, dem Ver-schwinden in den europäischen Tiefen von Län-dern wie Griechenland, das seit Jahrtausenden unsere Zivilisation inspiriert hat? Nähern wir uns dem Zeitalter des Wassermanns, von dem Malraux sagte: «Das Zeitalter des Wasser-manns wird spirituell oder gar nicht sein…»? Stehen wir vor den Toren der Apokalypse oder des New Age? Wird der Maya-Kalender unsere neue Bibel und die Neuausrichtung der Gestirne unser trauriges Armageddon sein?In diesem imaginären Malstrom, wo jeder ver-sucht, die Wahrheit von der Torheit zu unter-scheiden, gibt es einige Gründe, die hoffen lassen, dass man dem verworrenen Gerede der wortreichen Doktoren beikommen und den Finanzscharlatanen und anderen Totengräbern des sozialen Gleichgewichts den Gnadenstoss versetzen kann. Hüten wir uns davor, zu allem eine Meinung zu haben, uns als Hochgelehrte zu allen Weltangelegenheiten zu äussern. Begnügen wir uns damit, unser Gefühl in einem Bereich zum Ausdruck zu bringen, der uns lieb ist: beim Wein!Ach, der Wein, mein guter Herr! Kommen Sie zu uns, wir rasieren gratis! Hier vier Batzen für einen deutschen Chasselas, dort genügen ein paar Münzen für einen schlechten Roten von jenseits der Meere, der sich in einem

Die Geschichte vor Augen

Carnotzet-Aristokraten verkleidet hat, und noch etwas weiter bietet sich ein Rosé mit zweifelhafter Herkunft für zwei Franken und ein paar Rappen an! Der Weinberg stirbt, lasst uns verschämt die Augen senken. Unsere Cou-sins, die Bauern, die gut und gerne produzie-ren, lassen sich mit einem «Cassis de Dijon» übers Ohr hauen, der Esswaren über die Gren-zen kommen lässt, die unsere Eltern gerne den Schweinen überlassen hätten. Bauern und Winzer sitzen im gleichen Boot!So stellt sich jetzt die grundlegende und exis-tentielle Frage: «Hat es in diesem Land noch Platz für eine ernährende, grosszügige, wert-steigernde, ja sogar strategische Landwirt-schaft, oder will man sie sterben sehen und durch mittelmässige Produkte ersetzen, die um die Welt gereist sind, um unsere Teller zu füllen?»Nein, zum Teufel, dreimal Nein! Es ist Zeit, die Fahne der Empörung zu hissen und Stopp zu sagen. Schluss mit einer Pseudoliberalisie-rung, die auf tiefstem Niveau gleichschaltet. Schluss mit den komischen Abkommen, die es unseren Landwirten verbieten, würdig zu leben. Aber Ja zu einheimischen Produkten von grosser Qualität, zu einheimischen Weinen, die nachhaltig produziert wurden, Ja zur Sicher-stellung einer Swissness-Produktion. Der Freihandel ist eine Realität, die allen profitieren kann, wenn sie von Regeln flankiert wird.Ja, ich liebe die Schweiz und was man in der Schweiz produziert. Heute und Morgen. Die Geschichte wird uns sagen, ob wir den richtigen Weg gegangen sind.

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Pascal Besnard, Echotier Fotos: Studio Curchod

Wenn Sie Ihre bevorzugte Zeitschrift erhalten oder diese Zeilen lesen, wird die politische Szene zweifellos eine weitere Umwälzung erlebt haben. Auf die Waadtlän-der Kantonswahlen im Frühling werden die Eidgenössischen im Herbst gefolgt sein…Triumph und Volkswahl für die Einen, Fiasko und Gesichtsverlust für die Anderen…Strahlendes oder verbissenes Lachen… Das ist das Los der Politiker…Bei der Erinnerung an das Wahlepos von Torchette im letzten Frühjahr, erzählt von seinem unverwüstlichen Sprecher, dem Conseiller Raoul Cruchon, wird man sich der Breite des Auftrags bewusst…Torchette, wegen einer Stimme geschlagen, jener seiner Frau, die ihn für seine häufigen Abwesenheiten bestraft hat!Torchette, der Torchette heisse, «weil er trinkt bis er Schlaf hat und schläft bis er Durst hat»…Torchette, der sein Ziel trotz einer bewun-dernswerten Kampagne und einem weltweit einmaligen Programm verpasst hat, das auf einem einzigen Konzept basiert: «Der trink-baren Entwicklung!»Anders gesagt, der Ausrottung…«Der Spielverderber,Der Trübsinnigen,Der Missgestimmten,

Die Ressats der grossen Umwälzungen

Der Traurigen,Der Individualisten,Der FrömmlerUnd der Mumien.»Und, im gleichen Zug, dem Stimmrechtsentzug «Aller freiheitsberaubender Büsser mit ihren Forderungen nach:Abstinenz,Disziplin,Härte,Fasten,Nüchternheit,MässigungUnd Sittsamkeit.»Um den nichtgewählten Torchette zu trösten kann ihm die Confrérie du Guillon versi-chern, dass es am 29. und 30. April sowie am 6. und 7. Mai auf Schloss Chillon weder von den einen noch von den andern gege-ben hat. Deshalb verliefen folgende Wahlen reibungslos:Jene eines neuen Conseillers, eines Compa-gnon d’honneur, eines Compagnon juré, von vier Compagnons majoraux (darunter der Koch der Ressats, Pierrick Suter), von zwei Compagnons ministériaux, von 29 Compa-gnons und Compagnonnes, und sogar von einer Commune combourgeoise (Borex)… Einzig der Waschbär wurde nicht gewählt…

Vor allem nicht mit den Schuhen in der Robe hängen bleiben … aber der Conseil schafft es erfolgreich.

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Ressats der grossen Umwälzungen

1. Die künftigen Mitglieder trinken die Worte der Conseillers Potterat und Bovy, bevor sie sich dem Wein zuwen-den, der am Guillon gezogen wurde.

2. Keine unklaren Worte für die Dame am Herd… aber ein oratorisches Feuerwerk von Edouard Chollet für Annick Jeanmairet.

3. Die Begrüssung von Prévôt Folly: 5% Feierlichkeit, 95% Humor.

4. Die 2010? Wunderbar! Prévôt Gilbert Folly ist sich mit Jean-Pierre und Martine Cavin einig.

5. Chapeau noir und Gästebuch: Pierre-Alain Jotterand, künftiger Compagnon juré.

29. April 2011 Compagnon juréPierre-Alain Jotterand Chapeau Noir 2010Compagnon majoralAnnick Jeanmairet Gastronomie-JournalistinCompagnonEric Baroud LeysinAlexandre Flückiger BexMichel Flückiger BexHervé Gavin Belmont-sur-LausanneBjörn Paffrath WolfhaldenBernard Randin OrbeJean-Luc Reymond Palézieux-VillageJean-Marcel Riond Bioley-MagnouxSébastien Roduit MartignyDavid Vincze Abtwil (SG)

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30. April 2011Compagnon d’honneurMichel Rochat Direktor der Hotelfachschule, Lausanne Compagnon majoralDavid Moginier Gastronomie-JournalistCompagnonAlban Adnet SyensFranz Brun Corsier-sur-VeveyWalter Maisch MontheyRaymond Roch Blonay

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6. Mai 2011Compagnon majoralOlivier Botteron Kommandant der Waadtländer PolizeiCommune combourgeoiseBorexCompagnon ministérialOlivier Etter Hausmeister auf Schloss ChillonPeter Strobl Hausmeister auf Schloss ChillonCompagnonLaurent Amiet Mur (Vully VD)Wally de Marco PullyPascal Favre PullyPierre-Philippe Genton AuvernierFrançois Linder AubonnePierre Marti SalavauxJérôme Monnier Messery (France)Bernard Pouly Mur (Vully VD)

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1. Bitte nicht Botteron mit Botellòn verwechseln! Die Warnung scheint bei Polizeikommandant Lionel Eperon auf offene Ohren zu stossen.

2. Die Confrérie empfängt einen Ken-ner in der Person von Pierre-Philippe Genton, Winzer in Auvernier.

3. Gouverneur Philippe Gex heisst eine neue Commune combourgeoise willkommen, Borex.

4. Letzte Ratschläge von Pierre Gentizon an Wally de Marco vor dem Ziehen am Guillon.

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7. Mai 2011Compagnon d’honneurPierre Monachon Präsident von TerravinConseillerChristophe RomanensCompagnon majoralPierrick Suter Koch, Chef im Hôtel de la Gare in LucensCompagnonMarcel Cohen-Dumani LausanneRuth Davet MontheyPascal Desponds ChavornayRudolf Hofer EnnetbürgenJean-Pierre Lambelet PuidouxJean-François Maire PullyBernard Steiner Basel

1. Ein grosser Weinkenner wird zum Compagnon d’honneur erkoren: Pierre Monachon, Präsident von Terravin.

2. «Trink diesen Wein und sei gut wie er!» Ruth Davet erhält die Schale.

3. Gilles sagte: «Kleiner Wein, wenig Worte!» Nach diesem Modell schuf Claude-Alain Mayor das Sprichwort: «Grosser Pinguin, endlose Rede!» Ein grosser und talentierter Conseiller hält in der Confrérie Einzug: Christophe Romanens.

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Le plus subl ime n’es t - i l pas de

déguster le vin comme à la vigne, face

au lac et à l’ombre d’une tonnelle?

Notre œnothèque vous transporte

dans un espace hors du temps et

du stress pour profiter de l’instant

e t goûter “Lavaux” tout entier

dans son verre.

Du mardi au vendredi de 10h00 à 12h30 et de 15h00 à 18h30

Le samedi de 10h00 à 16h00

Le Petit VersaillesCH-1096 Cully (Suisse)Tél. +41 21 799 22 22Fax +41 21 799 22 54

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La féra du lac Léman aux petits légumesL’étuvée de poireau et crème safranée

Edouard Chollet[…] L’inspiration pour mon poisson se faisant désirer, j’allume la télé, pensant trouver une idée sur les ondes. Mais l’onde est d’huile, jusqu’à ce que je tombe sur un trio d’évangélistes déguisés en militaires, armés de guitares et d’une marmite tirelire. Ils proclamaient: «Tout homme qui vient au monde naît pécheur.» J’ai tout de suite compris que c’était l’Armée du Chalut. Le public en redemandait: «Une autre! Une autre!» Alors eux: «Pourtant, que la montagne est belle, comment peut-on s’imaginer, en voyant un vol d’hirondelles…»

Ferrat!

Pas Jean, le chanteur d’extrême bâbord, mais LA féra. La féra du lac Léman. […] Je sais que certains d’entre vous sont sensibles au devenir du règne animal, mais la féra ne court aucun risque. Le flétan, la dorade, le loup de mer, l’églefin, l’espadon, oui; la féra, non! […] Croyez-moi, il vaut la peine de militer en faveur des espèces menacées d’extinction. Au Guillon, par exemple, on a signé une charte éthique avec le WWF, par laquelle nous nous engageons à ne plus servir de bécasse en automne. Du coup, Johnny Hallyday nous a écrit, d’une part, pour nous remercier et, d’autre part, pour nous dire que Laeticia pouvait aussi venir au printemps!

[…] Féra du lac Léman aux petits légumes. En fait, je… je suis navré de venir vous parler de ça. Je veux dire de venir parler de petits légumes à un parterre de grosses. De grosses légumes s’entend, désignation

Propos de Clavende

qui s’étend évidemment aux messieurs. […] C’est que le français est facétieux, surtout avec les genres, que nous connaissons mal. Rares sont en effet les gens qui savent que l’on dit, par exemple, une câpre, une algèbre, une alluvion. Mais un opprobre, un emplâtre sur une jambe de bois. A propos de prothèse: silicone? Doit-on dire un silicone? Une silicone? On hésite, hein, Mesdames… On ne sait plus à quel sein se vouer… On dit une silicone, silicone est du genre féminin. Le Robert est formel!

[…] Les légumes et moi, c’est une histoire d’amour. Figurez-vous que j’ai fréquenté dans ma jeunesse une femme strictement végétarienne que j’avais rencontrée en boîte. […] Elle adorait le cinéma végétarien. Du coup, on n’est jamais allés voir de films cochons. En revanche, je me suis tapé tout Lelouch. C’est un réalisateur végétarien, Lelouch: Lelouch, c’est le seul qui a réussi à faire de l’oseille avec soixante navets. Mais ma copine aimait aussi Buster Keaton et Charlie Chaplin, les principaux acteurs d’avant-guerre, en noir et blanc. C’est rare, non? Je ne veux pas dire qu’il soit rare qu’une femme aime le noir et blanc, mais une femme qui aime le muet, ça, c’est exceptionnel. […]

[…] Mangez des légumes. Le légume, c’est l’alpha et l’oméga de la vie humaine. Chacun sait que nous naissons dans les choux. Les hommes, du moins. Les filles naissent dans les roses. C’est le contraire pour les histoires d’amour, lesquelles commencent par des roses et finissent dans les choux. […]

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Wir lüften den Deckel

Pierrick Suter, Hôtel de la Gare, LucensPierrick Suter war im Restaurantführer Gault-Millau 2010 der «Aufsteiger des Jahres in der Westschweiz». Während vier Tagen hat er sein geliebtes Hôtel de la Gare in Lucens verlas-sen, um sein Talent auf Schloss Chillon unter Beweis zu stellen.Das Talent hat sich ganz klar in der Familien-küche entwickelt und wurde von der Mutter inspiriert, die eine ausgezeichnete Köchin ist. Angereichert wurde es im Kontakt mit den Grosseltern, die in Bussy-sur-Moudon gewir-tet hatten. Das sind die Wurzeln einer frühzei-tigen Berufung, an die sich Pierrick sehr wohl erinnert: «Mit sieben oder acht Jahren schon zweifelte ich nicht im Geringsten, dass ich spä-ter als Koch arbeiten würde.»Die Lehrzeit absolvierte er im Cheval-Blanc in Peney-le-Jorat, in der Küche von Bernard Buro. Dann kam er zu Bernard Ravet, als die-ser noch im Hôtel de Ville in Echallens tätig war. Es folgten eine Saison in Kanada, ein Halt im Olden in Gstaad, auf Einladung von Edgard Bovier, und dann von 1989 bis 1991 sein Einsatz bei Frédy Girardet. Eine entscheidende Etappe für Pierrick Suter (er war gerade einmal 24 Jahre alt, als er nach Crissier kam): «Das war die grosse Erfahrung, mit einem grossen «E». Hier habe ich die Exaktheit und die Achtung vor den Produkten gelernt.» Es kamen noch wei-tere Erfahrungen dazu, in Anzère, Küsnacht

und Freiburg, wo Pierrick und seine Frau Jane-Lise während zwei Jahren die Brasserie La Chope führten.Das Hôtel de la Gare in Lucens? Ein fast natür-liches Ziel: Die Eltern von Frau Suter sind die Besitzer dieser Gaststätte. 1994 überstürzen sich die Ereignisse für das junge Paar, mit der Geburt ihrer Tochter Orane, und dann der Übernahme des Hôtel de la Gare. Heute, sieb-zehn Jahre später, versichert Pierrick ohne Zögern: «Dieses Restaurant, das ist unser Ding. Wir gehen nirgendwo anders hin!» Aus-ser nach Chillon, im letzen Frühjahr, nach-dem er wiederholt die Einladung der Conseils der Confrérie du Guillon abgelehnt hatte. «Es stimmt, während Jahren habe ich die Einla-dung auf Schloss Chillon abgelehnt… ich hatte sehr grossen Respekt… Aber die Ressats von Pierrot Ayer im Frühling des Vorjahres haben mich dann doch veranlasst, schliesslich Ja zu sagen.»So hat Pierrick Suter für die Zeit, um vier ausgezeichnete Ressats zuzubereiten, sein Restaurant geschlossen. Den Gästen in der savoyischen Festung hat er, unterstützt von seinem Chef Sébastien Berthurel, seine tradi-tionelle, sehr bekömmliche Küche angeboten, in der subtil beste Produkte, Grosszügigkeit und Spontaneität in Einklang gebracht werden.Anders gesagt: So wie man es beim Guillon mag!

AM 29. UND AM 30. APRIL, UND DANN AUCH AM 6. UND 7. MAI SIND DIE RESSATS DER GROSSEN

UMWÄLZUNGEN DANK PIERRICK SUTER ZUR ECHTEN FREUDE GEWORDEN…

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Der Aufsteiger hat beeindruckt!

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Wir lüften den Deckel

Marbré de foie gras aux figues en gelée de passerillé(Marmorierte Gänseleber mit Feigen und Süssweingelée)Rezept für 10 Personen

Zutaten1kg Gänseleber15 g Salz2 g Zucker2 g Salpeter5 cl weisser Porto1 dl Madeira

ZubereitungGänseleber wenigsten 2 Stunden bei Raum-temperatur weich werden lassen.Trennen Sie die zwei Lappen und entfernen Sie die Äderchen (es gibt im Handel auch Leber, bei der diese Arbeit bereits ausgeführt wurde).Würzen Sie die Leber mit allen Zutaten und decken sie dicht mit Klarsichtfolie ab. Dabei möglichst alle Luftblasen entweichen lassen, damit die Leber nicht oxydiert. Lassen Sie die Zubereitung eine Nacht im Kühlschrank ruhen.Am nächsten Tag die Leber wieder weich wer-den lassen und dann in eine Terrine drücken, mit einer Klarsichtfolie abdecken und leicht drücken, damit die Oberfläche flach wird.Die Terrine für eine Stunde in den Kühl-schrank stellen.Dann die Terrine auf einem Trennpapier in ein grösseres Gefäss stellen. Wasser zum

Feigenmousse150 g getrocknete Feigen3 dl roter Porto2 Blatt Gelatine2 dl Wasser1,5 dl süsser Wein

ZubereitungKochen Sie den Porto, das Wasser und die Feigen bei kleinem Feuer, bis nur noch ein Suppenlöffel Flüssigkeit übrig bleibt. Lösen Sie darin ein Blatt vorgängig in kaltem Wasser eingeweichte Gelatine auf.Nehmen Sie die Feigen heraus, mixen sie und vermischen die Masse mit dem Jus und der Gelatine.Nehmen Sie die Gänseleber aus der Terrine und kleiden Sie diese mit Klarsichtfolie aus. Schneiden Sie die Leber in mehrere Tran-chen. Geben Sie die Tranchen in die Terrine

Kochen bringen und dann in das Gefäss gies-sen, bis das Wasser 2 cm unter der Terrineno-berfläche steht.Heizen Sie den Ofen auf 120 Grad, bevor Sie das Gefäss hineingeben. Mit dem Gefäss und der kalten Terrine sinkt die Wassertem-peratur auf 70 Grad. Diese Temperatur soll während dem Kochen beibehalten werden. Schieben Sie das Gefäss mit der Terrine für 50 Minuten in den Ofen.Nehmen Sie die Terrine heraus und giessen Sie die Flüssigkeit an der Oberfläche in ein Glas. Lassen Sie das Glas mehrere Minuten stehen, damit der Saft sich setzen kann und das Fetten oben schwimmt. Giessen Sie das Fett sachte auf die Terrine und bedecken Sie die zwei Lappen. Abkühlen lassen und in den Kühlschrank stellen.

zurück und schieben zwischen jede Tranche eine Schicht Feigenmousse.Stellen Sie die Terrine zurück in den Kühl-schrank.Aufschneiden und mit dem Passerillé-Gelée (Süsswein-Gelée) glacieren, der mit 1,5 dl süssem Wein zubereitet wird, der zusammen mit einem Blatt Gelatine erwärmt und leicht gewürzt wird.Auf Tellern mit Brioche-Brot und einem klei-nen Salat anrichten.

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Marsanne blanche 2007, von Bernard CavéDer Wein ist kräftig, reichhaltig, schwer, reif, aber nicht überreif.Er zeichnet sich auch durch eine Spur von Säure aus; eine Säure, die Pierrick Suter gerne mit der süssen Gänseleber an Feigen und Porto kombiniert.

Von Pierrick Suter abgestimmter Wein

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Seine kulturelle Dimension verleiht dem Wein eine einzigartige Persönlichkeit, Frucht des Terroirs, auf dem er gewachsen ist, der Generationen von Männern und Frauen, die ihn im Lauf der Zeit kultiviert haben, der Geschichte, die er erlebt hat und des Klimas, das ihn prägt.

Doch in der Schweiz gesellt sich dazu noch ein fabelhaftes kulturelles Erbe, zusammengesetzt aus kleinen Clos, renommierten Domänen und vor allem aus illustren Schlössern. Das Waadtland allein weist nicht weniger als 42 Weinschlösser auf, deren Aushängeschild zwei-fellos das prächtige Märchenschloss Château de Vufflens ist. Sie alle wurden dafür konzipiert, die Traubenernte aufzunehmen, und verfügen über wunderschöne Weinkeller in ihren Gewölben, in denen die Weine reifen. Auf dieses dreifache Erbe – historisch, weinbaulich und kulturell – gründet sich die Vereinigung «Clos, Domaines et Châteaux».

Die 2004 gegründete Gruppierung zählt bis heute 25 Mitglieder – vier Einkellerer und Weinhändler, einen Clos, elf Domänen und neun Schlösser –, deren passionierte Besitzer sich verpflichtet haben, eine Charta mit ausnehmend strikten Regeln zu respektieren. Diese Regeln gelten sowohl

•im Rebberg: mindestens zehn Prozent weniger Ertrag als von der AOC vorgesehen; Oechslegradationen, die den Durchschnitt der AOC übertreffen; umweltschonender Anbau (Integrierte Produktion mit dem offiziellen Zertifikat «Vitiswiss»); Mindestblattoberfläche;

•als auch im Keller: Respektierung der Tradition und der Appellation; der Wein als Spiegel der Ausdruckskraft seines Terroirs.

Eine technische Kommission wacht mittels regel-mässiger Besuche und Kontrollen darüber, dass die Vorschriften eingehalten und die verlangten Praktiken ausgeübt werden.

Bevor der Wein in Flaschen abgefüllt wird, muss er vor einer Degustationskommission bestehen, die über die Verleihung des rot-silbernen Labels entscheidet, das die Weine von «Clos, Domaines et Châteaux» auszeichnet.

Ein Mehr an Seele in FlaschenDa wir dieselben Werte und dieselbe Passion für den Waadtländer Wein teilen, möchte die Vereinigung «Clos, Domaines et Châteaux» den neuen, von der Confrérie du Guillon kreierten Preis Guillon d’Or unterstützen; er ist der direkte Nachfolger des Prix de Châtagneréaz.

Das rot-silberne Label der Weine von «Clos, Domaines et Châteaux», das ist: •dieUnterschriftdesTerroirs,aufdemdie

Weine gewachsen sind

•derSpiegelihreshistorischenErbes

•dieGarantiefürbegrenzteMengen

•undeinSiegelfürAuthentizitätundausserge-wöhnliche Qualität.

«Die Schweizer Weinschlösser haben einen grossen Vorteil, den sie ausnutzen müssen, denn sie verleihen dem Wein dieses Mehr an Seele, das den Unterschied zwischen dem Wein und jedem anderen Getränk ausmacht.»Bruno Prats, ehemaliger Besitzer von Cos d’Estournel

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Guillon d’Or 2011

Claude-Alain Mayor, TabellionFotos: Studio Curchod

Guillon d’Or 2011Am 26. September ist im Lausanne Palace der erste Guillon d’Or an Patrick Aebischer, den Präsidenten der EPFL, überreicht wor-den. Der festliche Anlass versammelte eine grosse Zahl von Gästen aus Wirtschaft und Politik, von den Hochschulen sowie Medien-vertreter.Der Guillon d’Or hat das Erbe des Prix du Châ-teau de Châtagneréaz angetreten, mit dem die Confrérie du Guillon zwischen 2000 und 2008 eine ganze Reihe von Künstlern, Grafi-kern, Kritikern und Chronisten auszeichnete, die sich mit dem Thema Wein und Reben

auseinandergesetzt hatten. Der neue Preis, der Guillon d’Or, ehrt künftig jedes Jahr eine Persönlichkeit, die ihr Können und Wissen in den Dienst des Kantons Waadt oder sogar der ganzen Schweiz gestellt hat.Der Jury, die vom Gouverneur Philippe Gex präsidiert wird, gehören Annick Jeanmairet, Gastro-Journalistin, Jean-Jacques Gauer, Hotelier, Pierre Keller, Honorar-Direktor der ECAL und Präsident des OVV, Peter Rothenbühler, Direktionsmitglied von Edi-presse, sowie Claude-Alain Mayor, Sekretär der Confrérie, an. Diese Jury hat einstimmig

Der erste Guillon d’Or ist das Werk des Glas-künstlers Yann Oulevay.

Patrick Aebischer, Preisträ-ger des Guillon d’Or 2011.

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Guillon d’Or 2011

den charismatischen Präsidenten der EPFL als ersten Preisträger auserkoren.Ganz selbstverständlich fiel die Ehre, die Festlichkeiten zu eröffnen, dem Gouverneur der Confrérie du Guillon zu, Philppe Gex. Nach der humorvollen und herzlichen Begrüssung porträtierte er mit wenigen Worten die Con-frérie und den Zweck des Guillon d’Or, mit dem eine herausragende Persönlichkeit aus-gezeichnet wird, die einen substantiellen Bei-trag zum Wohlstand in diesem Land leistet.Der Conseiller Claude-Alain Mayor bemühte sich anschliessend, den Verdiensten des Geehrten gerecht zu werden. Der gelernte Arzt Patrick Aebischer entschied sich für eine wissenschaftliche Karriere in den Ver-einigten Staaten, wo er sich auf die Erfor-schung der Nervensysteme spezialisierte. 1992 kehrte er in die Schweiz zurück, um die Leitung der chirurgischen Forschungs-abteilung und des Gentherapiezentrums im Waadtländer Universitätsspital CHUV zu übernehmen. Seit dem Jahr 2000 präsidiert

er die ETH in Lausanne (EPFL). In dieser Zeit hat sich die Hochschule zu einer der ange-sehensten Lehr- und Forschungsanstalten in Europa und weltweit entwickelt. Davon zeugt heute nicht zuletzt das Rolex Learning Cen-ter mit seiner revolutionären Architektur, das Flaggschiff des Kompetenzzentrums, dass die Lausanner Hochschulen bilden. In einem Jahrzehnt ist Patrick Aebischer zu einem der eifrigsten und einflussreichsten Anwälte einer Schweiz geworden, die klar auf Bildung, Forschung und internationale Offenheit setzt. Er favorisiert eine humanistische europäi-sche Haltung, die die Osmose von Kultur und Wissenschaft privilegiert.Unter dem begeisterten Applaus des Publi-kums hat der Gouverneur anschliessend den Preis überreicht, einen Kristall-Guillon mit eingraviertem Namen – er kann einer Chas-selas-Karaffe aufgesetzt werden – sowie einen Gutschein für monatlich 18 Flaschen feinen Waadtländer Wein während einem Jahr. Letzterer ist die grosszügige Gabe der

Links: Unter dem Gold des Lausanne Palace hält Claude-Alain Mayor die Lobrede für den Preisträger.

Mitte: Philippe Gex, der Gouverneur, über-reicht die wertvolle Trophäe dem Präsi-denten der EPFL.

Rechts: André Fuchs, Präsident von Clos, Domaines et Châteaux, fügt die Chasselas-Karaffe hinzu und eine Flasche, die 216 weitere ankündigt.

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Vereinigung der Clos, Domaines et Châteaux. Sichtlich gerührt, aber keineswegs um Ant-worten verlegen, erinnerte Patrick Aebischer in seiner Dankesrede an seine tiefe Verbun-denheit mit dem Waadtland. Der Lac Léman wie auch die umliegenden Berge böten einen erstklassigen Lebensraum und die Wein-berge verankerten mit den unveränderten Gesten der Winzer die Gegenwart in der Geschichte.Beim anschliessenden Aperitif waren sich die Gäste einig, dass die Confrérie keinen besseren Preisträger für die erste Auflage des Guillon d’Or hätte finden können. Sie habe nicht nur einen äusserst sympathi-schen Mann, sondern auch einen bekannten Wissenschaftler, begabten Unternehmer und visionären Chef ausgezeichnet. Mehr noch: einen Lebemann, der – wenn es ihm die Zeit erlaubt – auch einmal am Herd steht und durch die Rebberge im Lavaux und anderswo streift, um Tropfen ausfindig zu machen, die das lokale Können unter Beweis stellen.

Ein bewegender Moment: Patrick Aebischer mit seinem Vater Emile, genannt Yoki, Compagnon d’honneur der Confrérie du Guillon.

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Porträt eines Conseillers

Diese Mal präsentieren wir einen Conseiller, der uns teuer ist. In jedem Sinn des Wor-tes! Stellen Sie sich vor: Um seine Robe zu schneidern, brauchte es mehr als eine Hek-tare Stoff und 250 Meter Faden. Das ist nicht gratis! Und dazu kam das Gerüst, das erstellt werden musste, damit die Schneiderin die Anproben vornehmen konnte!Immerhin misst Christophe Romanens 197 Zentimeter, und auf der Waage scheint der Zeiger mehrmals die Runde zu drehen. Warum ist er so gross? Ohne Zögern klagt unser Gulliver seine Mutter an, die eines Tages die Puderdose mit dem Backpulver verwechselt haben soll. Diese Mutter ist in Wein- und Gastronomie-Kreisen wohl bekannt, präsidiert sie doch die Vereinigung der Gourmettes.Der 1976 in Morges geborene Christophe war erst sechs Jahre alt, als seine Eltern, Daniel und Janine, ihre erste Weinhandlung in Genf eröffneten, an der Rue Blavignac, die ihr den Namen gab: Caves Blavignac. Kein Wunder, dass sich der Sohn für eine Ausbildung zum Kellermeister entschied, die er in der Cave des viticulteurs in Morges absolvierte und mit Kursen in der Fachhochschule Changins vervollständigte. Mit dem Diplom als Keller-meister und Önologe in der Tasche trat er als 20-jähriger ins Familienunternehmen ein, dem er seit 2002 als Direktor vorsteht.Zuvor hatte er aber noch zusammen mit seiner Freundin Anne-Laure sechs Monate in Australien verbracht, um die Sprache zu lernen. Anne-Laure heiratete er zwei Jahre später und inzwischen ist die Familie mit Léa und Maxime vierköpfig geworden. Anne-Laure arbeitet heute mit ihrem Mann im Geschäft und übernimmt die administrativen

Gilbert Folly, PrévôtFoto: Studio Curchod

Christophe RomanensAufgaben. Erfolgreich, eröffnete man doch im 2009 die zehnte Weinhandlung. Gegenwärtig gibt es elf Verkaufspunkte, die den Namen Caves Blavignac führen.Diese intensive berufliche Tätigkeit lässt trotzdem etwas Freizeit. Im Winter trifft man die Romanens auf den Pisten, im Sommer auf ihrem Segelschiff mit dem Namen Christal.Eng verbunden mit der Landwirtschaft zögert Christophe Romanens nie, seinen Freun-den bei der Ernte unter die Arme zu greifen. Ebenso beteiligt er sich an der Weinlese bei seinen Schwiegereltern.Aus dem Gesagten kann man schliessen: Unser Gulliver hat ein ausgesprochen gros-ses Herz!

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Cotterd de Berne

Ihre Exzellenzen hatten einen guten Gesch-mack! Sie, die vom Waadtland und seinen freundlichen Landschaften, von seinem milden Klima, von der Grosszügigkeit seiner Erde und dem Überfluss seiner Rebberge schwärm-ten. Einige Jahrhunderte später verfallen ihre Nachkommen im Cotterd von Bern nach wie vor dieser Schwärmerei, wenn auch auf weni-ger eroberungslustige Art. In ihnen lebt aber die gleiche Begeisterung und unvergängliche Neigung für die Produkte aus unseren Wein-bauregionen. So finden wir sie Jahr für Jahr wieder, wenn sie gewissenhaft der Einladung der Confrérie du Guillon zu den Quatre Heures du Vigneron folgen und mit dem Glas in der Hand die Chasselas-Bastionen und die Pinot Noir-Zitadellen heimsuchen.Wenn Bern nicht mehr ausdrücklich sein Auge auf den Kanton Waadt geworfen hat, so beste-hen innerhalb des Guillon immer noch Aus-dehnungsgelüste, denn der Cotterd von Bern hat einerseits den Kanton Solothurn einver-leibt, andererseits nimmt er auch regelmässig

vom benachbarten Cotterd von Freiburg ein paar Überläufer aus dem Sensebezirk auf. Wenn sie sich nicht gerade in ihrem früheren Waadtländer Untertanenland aufhalten, ver-fallen unsere Berner Freunde dem köstlichen Charme des Mittellands oder des Emmen-tals. Der «Sternen» in Grosshöchstetten, der «Bären» in Ersigen oder in Utzenstorf, oder auch das «Schützenhaus» in Münchenbuchsee sind einige der behäbigen Gasthöfe, in denen sie am Ende des Winters den traditionellen Guillonneur feiern. Sie treffen sich zudem am Zibelemärit, am dritten Montag im November, im «Reismusketenkeller» in Bern, für einen Aperitif mit Käse- oder Zwiebelkuchen. Am Samstag den 27. August 2011 haben sich rund dreissig Compagnons und ihre Freunde, ange-führt von ihrem Préfet Hansueli Haldimann, auf den schönen Terrassen von Begnins an der Côte getroffen, um die feinen Tropfen zu kosten, die rund ein Dutzend Produzenten lie-bevoll hergestellt und dann in ihren Kellern, an Ständen und in Lokalen angeboten haben. Die Quatre Heures sind in der Tat das bevor-zugte Treffen der treuen Cotterd-Mitglieder. Mehr als auf Schloss Chillon, wo sie natürlich den gediegenen Rahmen und die gastronomi-schen Höhenflüge schätzen, aber wo die nicht enden wollenden Reden in der Sprache von

Claude-Alain Mayor, TabellionFotos: Studio Curchod

Die bernischen Quatre Heures

Der Umzug der Préfets: (von links) Pascal Forer (ZH), Hansueli Haldimann (BE), Nicolas Pétremand (JU) und Ivo Corvini (BS).

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Die Köche am Werkplatz.

Molière manchmal ihre Geduld arg strapazie-ren, fühlen sie sich hier im direkten Kontakt mit Land und Leuten wohl. Der Wein, das ist ihnen sehr wohl bewusst, enthüllt seine ganze Dimension erst dort, wo er von den Produ-zenten ausgeschenkt und kommentiert wird. An der Côte haben unsere früheren Herren zudem keineswegs das Gefühl, fremd zu sein, denn berühmte Berner Bürger, die de Mestral in Aubonne und die von Erlach in Tartegnin, besitzen nach wie vor prächtige Weingüter. Und ganz anders als im «Männerchor de Stef-fisburg» von Gilles gibt es an den Quatre Heures du Vigneron kein Risiko, «zuviel Neu-enburger» zu trinken!

Hans Stauffer (links) wartet, während David Accola bereits sein Glas hinhält.

Die Ausgabe 2012 der Quatre Heures wird in Bourg-en-Lavaux stattfinden. Wetten wir, dass auch dann die fröhliche Truppe des Cotterd von Bern wieder zahlreich dabei sein wird – selbst wenn aus unerfindlichen Gründen der Anlass im «Major Davel» in Cully stattfinden sollte!

Unter der Garten-laube des Satyre: (von links) Andreas Eng, Compagnon majoral, David Accola, Hansueli Haldimann, Préfet, und Ronald Trachsler.

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Horizonte

Mit der Karriere von Claude Imbert umfasst man mehr als ein halbes Jahrhundert Jour-nalismus: von den Anfängen in der Agence France-Presse über die Direktion von L’Express bis zur Gründung von Le Point.Geboren wurde Claude Imbert 1929 in einem kleinen Dorf im Aveyron, wo er seine Kindheit verbrachte. In seiner Jugendzeit besuchte er das Lycée Henri-IV in Paris und einige Jahre später hatte er ein Philosophie- und Ethno-grafie-Diplom in der Tasche. Mit zwanzig Jah-ren wurde er von der Agence France-Presse (AFP) angestellt. Er wünschte sich eine Ver-setzung ins Ausland und wurde schliesslich eingeladen, nach Afrika zu fahren. Da ver-fasste er grosse Reportagen und erwarb sich den Ruf eines Spezialisten für die Dritte Welt.Im 1959, zurück in Paris, deckte er den Alge-rienkrieg an der Seite des FLN ab, eine zwei-fellos harte Bewährungsprobe. Mit 29 Jahren wurde er Chefredaktor der AFP und nur drei Jahre später Direktor des politischen Diens-tes.Mit 35 Jahren wechselte er zur Zeitschrift L’Express und wurde zuerst politischer Chef-redaktor, dann Chefredaktor für die gesamte Ausgabe. Nach einem kurzen Abstecher zur Paris Match gründete er mit einigen Freunden die Zeitschrift Le Point, wo er Verwaltungsrat, Generaldirektor und Direktor der Redaktion war. Im Jahr 2000 gab er sein Amt ab und wurde Gründer-Leitartikelschreiber. Noch heute verfasst er jede Woche einen Leitartikel für Le Point, der zum Überlegen anregt, Pisten

Claude Imbert, ein grosser Journalist

für die Zukunft aufzeichnet und die Aktualität breit analysiert.Das die Zusammenfassung einer reichhalti-gen Karriere, die es Claude Imbert erlaubte, alle wichtigen Persönlichkeiten dieser Welt persönlich zu treffen. Sicher gäbe es noch einiges zu sagen, aber Claude Imbert, der uns ins seinem schönen Haus in Perroy emp-fangen hat, lenkte das Gespräch in privatere Gefilde. In dem Haus mit seinem eigenen Charme ist der Geist von Alix Imbert-Koechlin omnipräsent, die 2006 gestorben ist, nach fünfzig Jahren Zusammenleben mit dem Mann, den sie in Brazzaville kennengelernt hatte. Er lebte dort und deckte für die AFP die Aktualität auf dem brodelnden Kontinent ab. Geheiratet haben sie im ehemaligen Bel-gischen Kongo, wobei ihm der Generalkonsul Frankreichs als Trauzeuge beistand, ihr der Schweizer Generalkonsul.Frau Imbert, die Tochter einer alteingeses-senen Basler Familie, blieb mit der Stadt am Rhein sehr verbunden, mit ihrer Kultur und insbesondere auch mit der Basler Fasnacht, an der sie gerne teilnahm. Es gefiel ihr aber auch im schönen Haus am Genfersee, wo Claude Imbert bis heute den Sommer ver-bringt, während dem er dem Pariser Wohnsitz den Rücken kehrt. Neben dem Wohnhaus steht auf dem Gelände eine Scheune, die umgebaut und sowohl als Konzertsaal (Claude Imbert selbst ist ein ausgezeichneter Geiger) wie auch als Theater dient, in dem Amateurtrup-pen auftreten. Lustig ist: Seit sieben Jahren

Gilbert Folly, PrévôtFoto: Studio Curchod

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wird das Theater von den Ehemaligen der Ecole Normale Supérieure in Paris genutzt, zu denen als Amateur-Schauspieler auch Christophe Barbier gehört, der Direktor von L’Express! Das Publikum? Freundinnen und Freunde, berühmte und andere, und natürlich die Bewohner von Perroy.Als Genussmensch ist Claude Imbert Mitglied des Club des Cents, einem gastronomischen Verein in Paris, in dem sich Literaten, Politi-ker und Künstler treffen. Er liebt gute Weine,

ist mit unseren Winzern befreundet, und in seinem gut geordneten Weinkeller findet man nicht nur grosse französische Crus, sondern auch ausgezeichnete Waadtländer Weine. So erstaunt es nicht, dass Claude Imbert, nach-dem er die Auszeichnungen der Ehrenlegion, des französischen Verdienstordens sowie des Ordens für Kunst und Literatur entgegenge-nommen hat, von unserem Gouverneur als Compagnon d’honneur der Confrérie du Guil-lon inthronisiert wurde.

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Die Kolumne von Michel Logoz

Sobald mehr als einer da ist, beginnen die Probleme, sagte schon Kain, als er von Abel sprach… Mit 7586 Millionen Hektaren Weinbergen auf fünf Kontinen-ten wird der Kampf weltweit geführt. Denn alle ihre Bewirtschafter verfolgen die gleiche satanische Idee: Sie wollen einen Mini- oder Maxianteil am universel-len Konsum erobern. Die Weinsorten messen sich mit den Wein-Herkunftsbezeichnungen, die Weine aus Europa mit jenen aus der Neuen Welt, die Marken-weine fordern die Bodenweine heraus. Das führt zu einem Gefühl von Durcheinander, einem Verlust von Bezugspunkten, und traditionelle Werte werden in Frage gestellt. Eine logische Vision würde einerseits die ehrenhafte und alteingesessene Familie zeigen, ihre noble Herkunft und ihre Lohnarbeiter, die sich auf einen historischen Weinberg berufen kann, die geo-grafischen Beschaffenheiten wie auch die Ursprungs-bezeichnungen. Und auf der andern Seite fänden sich die Weinmagnaten, die Kolosse des Weinbusiness, die sich auf eine standardisierte Produktion abstützen. Ein täuschendes Bild von einer ganz anderen Krämer-realität! Die klassische Pyramide der «Premier Cru», AOC Village, «Gattungs»-AOC, VDQS (vins de qualité supérieure) und Tischweine ersetzt man heute durch eine neue Hierarchie, die sich auf die Marktanteile in Volumen und die Durchschnittspreise jeder Katego-rie bezieht. An der Spitze die Weine für mehr als 50 $ (ICON – 1% des Marktes), gefolgt von jenen für 14 bis 49,9 $ (ULTRA PREMIUM – 5%), von jenen zwischen 8 und 13,9 $ (SUPER PREMIUM – 10%), den Weinen für 5 bis 7,9 $ (PREMIUM – 34%) und schliesslich der untersten Kategorie für weniger als 5 $ (BASIC – 50%). Diese Annährung, die sich auf das Gesetz von Angebot und Nachfrage stützt, stellt die bisherige Ordnung auf den Kopf. Fehlt noch, der Vollständigkeit halber, eine Karte mit der quantifizierten Geschmacksentwicklung in aller Welt, mit den bevorzugten Tendenzen für den Weintyp und –stil. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Zwischen oben und un-ten und unten und oben

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