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Lévi-Strauss, Claude - Rasse und Geschichte

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Claude Lévi-Strauss Rasse und Geschichte suhrkamp taschenbuch
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ClaudeLévi-Strauss

Rasse undGeschichtesuhrkamp

taschenbuch

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V. 200105

unverkäuflich

Claude Lévi-Strauss, geboren am 28. November 1908 in Brüssel,lehrte von 1935 bis 1939 Soziologie an der Universität von SãoPaulo und nahm in dieser Zeit an mehreren wissenschaflichenExpeditionen ins Innere Brasiliens teil. Von 1942 bis 1945 lehrteer an der New York School or Social Research, 1950 erhielt er ander Ecole Pratique des Hautes Etudes in Paris einen Lehrstuhl ür vergleichende Religionswissenschafen der schriflosen Völkerund 1959 am Collège de France den Lehrstuhl ür Anthropologie.Werke: La vie amiliale et sociale des Indiens Nambikwara 1948,Les structures élémentaires de la parenté 1949, Race et histoire 1952,ristes ropiques 1955, Anthropologie structurale 1958,Le totémisme

aujourd’hui 1962, La pensée sauvage 1962, Le cru et le cuit  1964,Du miel aux cendres 1966, Vorigine des manières de table 1968,L’homme nu 1971.

1952 veröffentlichte die UNESCO eine Schrifenreihe, in der vonwissenschaflicher Seite in allgemeinverständlicher Form die Un-sinnigkeit jeder Art von Rassismus dargelegt werden sollte. Unterden Autoren beand sich der damals nur in Fachkreisen bekannteEthnologe Lévi-Strauss, dessen Beitrag das Tema jedoch weitüberschritt und sich heute als leichtaßliche Einührung in denProblemkreis des Strukturalismus anbietet, jener Teorie, die seitdem letzten Jahrzehnt alle Humanwissenschafen und darüberhinaus das Denken unserer Zeit herausordert. Wie in keineranderen Arbeit werden in dieser die praktisch-politischen Im-plikationen des Denkens von Lévi-Strauss deutlich. An die Stelle

der wissenschaflich unsinnigen Diskussion über die angeblicheÜberlegenheit oder Unterlegenheit einer Rasse gegenüber eineranderen tritt die Diskussion über die unleugbare Verschiedenheitder Kulturen. Dabei wird anhand verschiedener Fortschrittsdefini-tionen der westliche Fortschrittsbegriff relativiert. Es wird gezeigt,daß technischer Fortschritt nur durch das Zusammenwirken ver-schiedener Kulturen zustande kommt. Das Problem, vor dem wirheute stehen, verlangt das genaue Gegenteil einer »rassistischen

Lösung«: Wie können wir der zunehmenden Homogenisierung derKulturen gewaltlos entgegensteuern, um eine ortschritterhaltendeHeterogenität der Kulturen zu erzeugen?

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unverkäuflich 

Claude Lévi-Strauss

Rasse und Geschichte Aus dem Französischen

von raugott König 

Suhrkamp

suhrkamp taschenbuch 62Erste Auflage 1972

© Unesco 1952. Alle Rechte beim Autor© der deutschen ÜbersetzungSuhrkamp Verlag, Frankurt am Main 1972

Suhrkamp aschenbuch VerlagAlle Rechte vorbehalten, insbesondere das desöffentlichen Vortrags, der Übertragung durch

Rundunk oder Fernsehen und der Übersetzung,auch einzelner eile

Druck: Ebner, Ulm • Printed in Germany Umschlag nach Entwüren

 von Willy Fleckhaus und Rol Staudt

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Inhalt 

1. Rasse und Kultur 5

2. Die Verschiedenheit der Kulturen 9

3. Der Ethnozentrismus 14

4. Archaische und primitive Kulturen 22

5. Die Idee des Fortschritts 296. Stationäre und kumulative Geschichte 35

7. Der Stellenwert der westlichen Zivilisation 46

8. Zuall und Zivilisation 52

9. Das Zusammenwirken der Kulturen 64

10. Der doppelte Sinn des Fortschritts 73

Bibliographie der Arbeiten von ClaudeLévi-Strauss 80

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1. Rasse und Kultur 

Es mag überraschen, wenn in einer Schrifenreihe, diesich den Kamp gegen den Rassismus zum Ziel gesetzthat, vom Beitrag der Menschenrassen zur Weltzivilisationgesprochen wird. Umsonst hätte man also so viel alentund so viele Bemühungen augeboten, um darzulegen,daß nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaf dieBehauptung, eine Rasse sei der anderen intellektuellüberlegen oder unterlegen, jeder Grundlage entbehrt,wenn unterderhand die Gültigkeit des Rassebegriffs dochwiederhergestellt würde, indem man zu beweisen scheint,daß die großen ethnischen Gruppen, die die Menschheitbilden,als solche spezifische Beiträge in das gemeinsameErbe eingebracht hätten.

Nichts liegt uns jedoch erner als eine derartige Behaup-tung, die lediglich au eine positive Formulierung derrassistischen Doktrin hinausliee. Wer die biologischenRassen durch besondere psychologische Eigenarten zukennzeichnen versucht, der enternt sich in jedem Fall von der wissenschaflichen Wahrheit, ganz gleich, ob er espositiv oder negativ ormuliert. Selbst Gobineau, in demdie Geschichte den Vater der rassistischen Teorien sieht, verstand die »Ungleichheit der Menschenrassen« nicht

als eine quantitative, sondern als eine qualitative: ür ihnwaren die ursprünglichen großen Rassen der Menschheit– die weiße, die gelbe und die schwarze Rasse – nicht so

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sehr ungleich an absolutem Wert als vielmehr in ihren verschiedenen Fähigkeiten. Der Makel der Entartung warür ihn viel mehr mit dem Phänomen der Rassenvermi-schung als mit der Stellung einer bestimmten Rasse au einer allgemeinen Wertskala verbunden; die Vermischungwar also eine Plage, mit der die ganze Menschheit, ohneUnterschied der Rasse, in zunehmendem Maße geschla-gen war. Die Erbsünde der Anthropologie besteht jedochin der Verwendung des rein biologischen Rassebegriffs(vorausgesetzt übrigens, daß selbst in diesem begrenztenBereich dieser Begriff Anspruch au Objektivität erhebenkann, was die moderne Genetik bestreitet) zur Erklärungder unterschiedlichen soziologischen und psychologi-schen Leistungen der einzelnen Kulturen. Allein durchdiese Erbsünde war Gobineau schon in dem euelskreiseingeschlossen, der von einem intellektuellen Irrtum,der durchaus guten Glaubens begangen sein konnte, zurzwangsläufigen Legitimierung aller Diskriminierungs-und Ausbeutungsunternehmen ührt.

Wenn wir also in dieser Studie vom Beitrag der Men-schenrassen zur Zivilisation sprechen, so wollen wir da-mit nicht sagen, bei den kulturellen Beiträgen Asiens oderEuropas, Arikas oder Amerikas ließe sich irgendeine Ori-ginalität aus der atsache herleiten, daß diese Kontinenteim großen und ganzen von Bewohnern unterschiedlicher

rassischer Herkunf bevölkert sind. Wenn eine solcheOriginalität vorhanden ist – und das ist ohne Zweiel derFall –, so rührt sie von den geographischen, historischen

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und soziologischen Verhältnissen her und nicht von be-stimmten Fähigkeiten, die etwas mit der anatomischenoder physiologischen Konstitution der Schwarzen, Gel-ben oder Weißen zu tun hätten. Wir haben jedoch denEindruck, durch die Betonung des negativen Aspekts beider bisher vorliegenden Schrifenreihe besteht die Geahr,daß jener andere, ebenso wichtige, Aspekt des Lebens derMenschheit zu kurz kommt: nämlich die atsache, daßdiese sich nicht in gleichörmiger Monotonie entwickelt,sondern in Form ganz unterschiedlicher Gesellschafenund Zivilisationen. Diese intellektuelle, ästhetische undsoziologische Verschiedenheit hängt durch keine Ursa-che-Wirkung-Relation mit jener anderen zusammen, diebiologisch zwischen bestimmten eststellbaren Aspektender menschlichen Gruppierungen vorhanden ist: sieläuf ihr lediglich in einem anderen Bereich parallel,unterscheidet sich von ihr aber zugleich durch zwei wich-tige Merkmale. Zunächst existiert sie in einer anderenGrößenordnung. Es gibt viel mehr Kulturen als Rassen,denn die einen zählen, nach ausenden, die anderennach Einern: zwei Kulturen, die von Menschen derselbenRasse hervorgebracht wurden, können sich ebenso odermehr voneinander unterscheiden als zwei Kulturen vonrassisch weit voneinander enternten Gruppierungen.Zweitens: Im Unterschied zur Verschiedenheit der Ras-sen, bei denen vor allem ihre historische Herkunf und

ihre räumliche Verteilung von Interesse ist, stellt uns dieVerschiedenheit der Kulturen vor zahlreiche Probleme,denn man kann sich ragen, ob sie ür die Menschheit

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 von Vorteil oder von Nachteil ist, ein Fragenkomplex, dernatürlich wieder viele Einzelragen umaßt.

Schließlich und vor allem muß man sich ragen, worindiese Verschiedenheit eigentlich besteht, selbst au dieGeahr hin, daß die rassistischen Vorurteile, kaum daßsie ihre biologische Grundlage verloren haben, in einemanderen Bereich neu entstehen. Was wäre aber damitgewonnen, wenn man den Mann au der Straße so weitgebracht hätte, daß er schwarzer oder weißer Hautarbe,glattem oder krausem Haar keine intellektuelle odermoralische Bedeutung mehr beimißt, und sich dannüber jenes andere Problem ausschwiege, das sich er-ahrungsgemäß soort als nächstes stellt: Wenn es keineangeborenen rassischen Fähigkeiten gibt, wie läßt sichdann erklären, daß die von den Weißen hervorgebrachteZivilisation jene immensen Fortschritte gemacht hat,während die der arbigen Völker zurückgeblieben sind,entweder au halbem Wege oder in einem Rückstand  von ausenden oder Zehntausenden von Jahren? DasProblem der Ungleichheit der Rassen kann also nichtdadurch gelöst werden, daß man ihre Existenz verneint,wenn man sich nicht gleichzeitig mit dem der Ungleich-heit – oder Verschiedenheit – der Kulturen beschäfigt, diein der öffentlichen Meinung, wenn auch nicht theoretisch,so doch praktisch, eng mit jener zusammenhängt.

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2. Die Verschiedenheit der Kulturen

Will man wissen, wie und in welchem Maße sich die Kul-turen voneinander unterscheiden, ob diese Unterschiedeeinander annullieren oder widersprechen, oder ob sie ineinem harmonischen Ganzen zusammenlauen, dannmuß man zunächst versuchen, eine Bestandsaunahme von ihnen zu machen. Aber damit beginnen schon dieSchwierigkeiten, denn die Kulturen unterscheiden sich voneinander nicht in der gleichen Art und Weise. Wirhaben es, erstens, mit verschiedenen Gesellschafen imRaum zu tun, von denen die einen wenig, die anderenweit voneinander enternt liegen, aber doch, im großenund ganzen, zur selben Zeit existieren. Zweitens müssenwir Formen gesellschaflichen Lebens berücksichtigen,die zeitlich aueinander geolgt sind und die wir nichtaus direkter Erahrung kennen. Denn jeder Menschkann sich zwar in einen Ethnographen verwandeln undan Ort und Stelle das Leben einer Gesellschaf teilen, dieihn interessiert; dagegen wird er, selbst als Historikeroder Archäologe, niemals in direkten Kontakt zu eineruntergegangenen Zivilisation treten können, sondern nurmit Hile von schriflichen Dokumenten oder figürlichenDenkmälern, die diese Gesellschaf – oder andere über sie– hinterlassen hat. Schließlich dar man nicht vergessen,

daß die zeitgenössischen Gesellschafen, die die Schrifnicht kannten, genauso wie diejenigen, die wir »wilde«oder »primitive« Gesellschafen nennen, ebenalls au 

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rühere Gesellschafsormen geolgt sind, deren, selbstindirekte, Kenntnis praktisch unmöglich ist. Eine ge-wissenhafe Bestandsaunahme aller Kulturen wird alsounendlich viel mehr weiße Kästchen enthalten als solche,in die wir etwas eintragen können. Daraus ergibt sicheine erste Feststellung: die Vielalt der Kulturen ist, in derGegenwart aktisch und in der Vergangenheit aktischund theoretisch, viel größer und reicher als alles, was zukennen uns je vergönnt sein wird.

Aber selbst wenn wir von diesem Geühl unserer beschei-denen Kenntnismöglichkeiten durchdrungen und vonunseren Grenzen überzeugt sind, werden wir au weitereProbleme stoßen. Was heißt: verschiedene Kulturen?Manche Kulturen scheinen sich voneinander durchauszu unterscheiden, aber wenn sie von einem gemeinsamenStamm herleitbar sind, so unterscheiden sie sich nichtim gleichen Maße voneinander wie zwei Gesellschafen,die in keinem Augenblick ihrer Entwicklung in Bezie-hungen zueinander standen. Das alte Inkareich von Peruunterscheidet sich von dem arikanischen Reich vonDahomey viel stärker als zum Beispiel England von denheutigen Vereinigten Staaten, obwohl auch diese beidenGesellschafen als zwei verschiedene behandelt werdenmüssen. Umgekehrt scheinen bestimmte Gesellschafen,die erst kürzlich in engen Kontakt miteinander getreten

sind, das Erscheinungsbild der gleichen Zivilisation zubieten, obwohl sie au unterschiedlichen Wegen dahingelangt sind, was man nicht einach außer acht lassen

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kann. In den menschlichen Gesellschafen sind gleichzei-tig Kräfe am Werk, die in entgegengesetzten Richtungenwirken: die einen tendieren zur Erhaltung und sogarVerstärkung der Partikularismen, die anderen wirken au Konvergenz und Affi nität hin. Das Studium der Sprachebietet daür rappierende Beispiele: Während Sprachengleicher Herkunf die endenz haben, sich auseinan-derzuentwickeln (Russisch, Französisch, Englisch zumBeispiel), entwickeln Sprachen verschiedener Herkunf,die jedoch in angrenzenden erritorien gesprochenwerden, gemeinsame Merkmale. Das Russische hat sichzum Beispiel in mancher Hinsicht von anderen slawi-schen Sprachen enternt, sich zugleich aber, zumindestwas bestimmte phonetische Erscheinungen angeht, denfinno-ugrischen und urksprachen, die in seiner unmit-telbaren geographischen Umgebung gesprochen werden,angenähert.

Bei der Untersuchung solcher atsachen – ebenso wie verwandter Bereiche der Zivilisation wie gesellschafli-che Institutionen, Kunst, Religion – ergibt sich die Frage,ob die verschiedenen Gesellschafen, wenn man ihregegenseitigen Beziehungen betrachtet, sich nicht durchein gewisses Optimum an Verschiedenheit unterscheiden,das sie nicht ungeährdet überschreiten und hinter demsie auch nicht ungeährdet zurückbleiben können. Dieses

Optimum müßte variieren, je nach Anzahl, zahlenmä-ßigem Umang, geographischer Enternung und den,sowohl materiellen wie intellektuellen, Kommunikations-

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mitteln der einzelnen Gesellschafen. Das Problem derVerschiedenheit betri nämlich nicht nur das Verhältnisder Kulturen untereinander, es stellt sich auch innerhalb jeder Gesellschaf bei allen Gruppen, aus denen sie sichzusammensetzt: Kasten, Klassen, Berus- oder Religions-gruppen usw. entwickeln bestimmte Unterschiede, denen jede von ihnen äußerste Wichtigkeit beimißt. Man kannsich sogar ragen, ob diese innere Differenzierung nichtgerade dann zunimmt, wenn eine Gesellschaf in andererHinsicht an Umang und Homogenität gewinnt. Das war vielleicht beim alten Indien der Fall, als sich mit der ari-schen Hegemonie auch das Kastensystem entwickelte.

Wir sehen also, daß die Verschiedenheit der Kulturenkein statischer Begriff ist. Diese Verschiedenheit ist nichtin einer unveränderlichen Mustersammlung oder ineinem trocknen Katalog fixierbar. Natürlich können wirsagen, daß die Menschen, au Grund der geographischenEnternung, der besonderen Eigenarten der Umwelt undihrer Unkenntnis voneinander, verschiedene Kulturenhervorgebracht haben. Und doch träe das nur dann ganzzu, wenn sich jede Kultur oder Gesellschaf in völligerIsolierung von allen anderen entwickelt hätte. Das ist je-doch niemals der Fall, abgesehen von einigen Ausnahmenwie der der asmanier (und auch da gilt das nur ür einebegrenzte Zeit). Die menschlichen Gesellschafen sind

niemals voneinander isoliert. Sogar die, die am stärksten  voneinander getrennt erscheinen, bestehen selbst aus verschiedenen Gruppen oder Blöcken. So kann man zwar

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ohne Übertreibung sagen, daß die nordamerikanischenund südamerikanischen Kulturen während einer Periode von 10 000 bis 25 000 Jahren ast völlig von der übrigenWelt abgeschnitten waren. Aber andrerseits bestand die-ser abgetrennte eil der Menschheit aus einer Fülle vongroßen und kleinen Gesellschafen, die in engem Kontaktzueinander standen. Und neben den Unterschieden, dieaus der Isolierung resultieren, stehen die ebenso wichti-gen Unterschiede, die von der Nachbarschaf herrühren:dem Wunsch, sich gegeneinander abzusetzen, sich zu un-terscheiden, etwas Eignes zu sein. Viele Sitten sind nichtaus einer inneren Notwendigkeit oder einem bestimmtengünstigen Ereignis entstanden, sondern allein aus demWillen, nicht hinter einer benachbarten Gruppe zurück-zubleiben, die einen bestimmten Bereich, ür den manselbst noch keine Regeln geschaffen, einem bestimmtenGebrauch unterworen hatte. Die Verschiedenheit derKulturen dar uns also nicht zu einer auspaltendenoder gespalteten Betrachtungsweise veranlassen. Sie istweniger eine Funktion der Isolierung als vielmehr dergegenseitigen Beziehung der einzelnen Gruppen.

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 3. Der Ethnozentrismus

Und dennoch scheint die Verschiedenheit der Kulturenden Menschen selten als das vorgekommen zu sein, wassie tatsächlich ist: ein natürliches Phänomen, das vonden direkten oder indirekten Beziehungen der Gesell-schafen untereinander herrührt. Sie haben in ihr ehereine Art Ungeheuerlichkeit oder Skandal gesehen. Au diesem Gebiet hat der Fortschritt der Kenntnisse nichtso sehr darin bestanden, diesen Schein zugunsten einerexakteren Auffassung zu zerstören, als vielmehr, ihn alsatsache hinzustellen und herauszufinden, wie man da-mit ertig werden kann.

Die älteste Haltung – die zweiellos au soliden psycho-logischen Grundlagen beruht, weil sie bei jedem vonuns aufritt, wenn er sich einer unerwarteten Situationgegenübersieht – besteht darin, alle kulturellen Formen,moralische, religiöse, gesellschafliche, ästhetische, dieam weitesten von denen enternt sind, mit denen wiruns identiizieren, schlicht und einach abzulehnen.»Gewohnheiten von Wilden«, »das ist nicht von hier«,»so etwas müßte man verbieten« usw. – das sind dieüblichen plumpen Reaktionen, die das entsprechendeSchaudern, die entsprechende Abwehr gegenüber uns

remden Lebens-, Glaubens- und Denkweisen wieder-geben. Die Antike, zum Beispiel, subsumierte alles, wasnicht zur griechischen (später griechisch-römischen)

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Kultur gehörte, unter dem Begriff »Barbar«; die westlicheZivilisation bediente sich dann des Ausdrucks »Wilder«in der gleichen Weise. Hinter diesen Epitheta verbirgtsich das gleiche Urteil: wahrscheinlich bezieht sich dasWort »Barbar« etymologisch au das unartikulierteGeräusch des Vogelgezwitschers als Gegensatz zum be-deutungstragenden Wert der menschlichen Sprache, unddas ranzösische Wort »sauvage« (Wilder), das »aus demWald« bedeutet (vom lateinischen »silvaticus« abgeleitet),erinnert ebenalls an eine tierische Lebensweise im Ge-gensatz zur menschlichen Kultur. In beiden Fällen wirddie atsache einer kulturellen Verschiedenheit einachgeleugnet. Alles, was nicht der Norm entspricht, nachder man selber lebt, wird aus der Kultur in den Bereichder Natur verwiesen.

Über das Vorhandensein dieser naiven, aber bei denmeisten Menschen tie verwurzelten Auffassung brauchtnicht weiter diskutiert zu werden, weil ja unsere Bro-schüre sie gerade widerlegen soll. Wir wollen nur nochdarau hinweisen, daß sie ein sehr bezeichnendes Paradoxenthält. Diese Denkhaltung, die die »Wilden« (oder alle,die man als solche ansehen will) aus der Menschheit aus-schließt, ist gerade das ausgeprägteste und auffallendsteMerkmal jener Wilden selbst. Bekanntlich ist der Begriff »Menschheit«, der ohne Unterschied der Rasse oder

Zivilisation alle Lebensormen der Gattung Mensch ein-schließt, ziemlich spät augekommen und sehr wenig ver-breitet. Selbst da, wo er seine höchste Ausbildung erahren

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zu haben scheint, steht keineswegs est – die jüngsteGeschichte beweist es –, daß er gegen Mehrdeutigkeitenund Rückbildungen gesichert ist. Aber weiten eilen derGattung Mensch scheint dieser Begriff -zig ausende vonJahren völlig unbekannt zu sein. Die Menschheit endet anden Grenzen des Stammes, der Sprachgruppe, manchmalsogar des Dores, so daß eine große Zahl sogenannterprimitiver Völker sich selbst einen Namen gibt, der»Menschen« bedeutet (oder manchmal – mit etwas mehrZurückhaltung – »die Guten«, »die Hervorragenden«,»die Vollendeten«), was gleichzeitig einschließt, daß dieanderen Stämme, Gruppen oder Dörer keinen Anteilan den guten Eigenschafen – oder sogar an der Natur– des Menschen haben, sondern höchstens aus »Schlech-ten«, »Bösen«, »Erdaffen« oder »Läuseeiern« bestehen.Manchmal spricht man den Fremden sogar noch jeneletzte Stue an Realität ab, indem man sie als »Fantome«oder »Erscheinungen« ansieht. So kommt es also zu dermerkwürdigen Situation, daß zwei Gesprächspartner sichihre abwertenden Bezeichnungen au grausame Weisezurückgeben. Als einige Jahre nach der Entdeckung Ame-rikas die Spanier Untersuchungskommissionen nach dengroßen Antillen schickten, die erorschen sollten, ob dieEingeborenen eine Seele besäßen, gingen letztere daran,weiße Geangene einzugraben, um durch Beobachtungzu prüen, ob ihre Leiche der Verwesung unterläge.

Diese zugleich barocke und tragische Anekdote illustriertdas Paradox des kulturellen Relativismus (den wir woan-

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ders in anderen Formen wiederfinden können). In demMaße, wie man eine strenge rennung zwischen Kulturenund Sitten estzulegen glaubt, identifiziert man sich um so vollständiger mit denjenigen, von denen man sich geradeabzusetzen versucht. Wer diejenigen aus der Menschheitausschließt, die ihm als die »Wildesten« oder »Barbarisch-sten« ihrer Vertreter erscheinen, der nimmt nur selbsteines ihrer typischsten Merkmale an. Denn ein Barbar ist ja vor allem derjenige, der an die Barbarei glaubt.

Die großen philosophischen oder religiösen Systemeder Menschheit – ob es sich nun um Buddhismus,Christentum, Islam oder um Stoizismus, Kantianismus,Marxismus handelt – haben ständig gegen diese irrigeAuffassung gekämpf. Aber die bloße Proklamation dernatürlichen Gleichheit aller Menschen und der Brüder-lichkeit, die sie ohne Ansehen der Rasse oder der Kultur vereinigen sollte, ist intellektuell enttäuschend, weil siedie aktische Verschiedenheit übergeht, die sich derBeobachtung auzwingt und von der man nicht einachbehaupten kann, daß sie das Problem im Kern nicht be-rühre, so daß man sie theoretisch und praktisch als nicht  vorhanden ansehen könne. Die Präambel der zweitenUnesco-Erklärung über das Rassenproblem weist daherauch gewissenhaf darau hin, daß das, was den Menschenau der Straße von der Existenz verschiedener Rassen

überzeugt, »die unmittelbare sinnliche Evidenz ist, wenner einen Arikaner, einen Europäer, einen Asiaten undeinen Indianer nebeneinander sieht«.

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Die großen Erklärungen der Menschenrechte haben diegleiche Stärke und Schwäche, ein Ideal zu proklamierenund dabei allzuof außer acht zu lassen, daß der Menschseine Natur nicht in einer abstrakten Menschheit reali-siert, sondern in traditionellen Kulturen, in denen dierevolutionärsten Veränderungen ganze Bereiche unan-getastet lassen und sich selbst au Grund einer genaudurch Raum und Zeit bestimmten Situation erklären.Der moderne Mensch schwankt zwischen den beidenVersuchungen, entweder die Erahrungen, die ihn a-ektiv stören, zu verurteilen, oder die Unterschiede, dieer intellektuell nicht versteht, zu leugnen. Um diesemDilemma zu entgehen, überläßt er sich Hunderten vonphilosophischen und soziologischen Spekulationen imHinblick au müßige Kompromisse zwischen diesensich widersprechenden Extremen und versucht, sich dieVerschiedenheit der Kulturen begreiflich zu machen,indem er alles unterschlägt, was er daran als skandalösund schockierend empfindet.

Aber so vielältig und manchmal sogar bizarr alle dieseSpekulationen auch sein mögen, so lauen sie doch alleau ein einziges Rezept hinaus, das der Begriff  alscher 

Evolutionismus sicher am besten kennzeichnet. Was istdarunter zu verstehen? Es handelt sich hier ganz genauum den Versuch, die Verschiedenheit der Kulturen zu

leugnen, aber gleichzeitig so zu tun, als würde man sie voll anerkennen. Denn wenn man die unterschiedlicheBeschaffenheit sowohl der alten als auch der enternten

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Gesellschafen als Stadien oder Etappen einer einzigenEntwicklung behandelt, die, vom gleichen Ausgangs-punkt herkommend, auch zum gleichen Ziel ührenmuß, so wird ihre Verschiedenheit zu einem bloßenSchein. Die Menschheit wird als ein einheitliches, mitsich selbst identisches Wesen gesehen, nur daß sich dieseEinheitlichkeit und Identität nicht anders als schrittweise verwirklichen kann und daß die Verschiedenheit der Kul-turen lediglich die Momente eines Prozesses illustriert,der eine dahinterliegende Realität verbirgt oder derenManiestation verzögert.

Diese Definition mag angesichts der ungeheuren Sieges-züge des Darwinismus als allzu summarisch erscheinen.Aber um diesen geht es gar nicht, denn der biologischeEvolutionismus und der Pseudo-Evolutionismus, denwir hier meinen, sind zwei ganz verschiedene Lehren.Die erste entstand als eine umassende Arbeitshypotheseau Grund von Beobachtungen, die der Interpretationnur einen geringen Spielraum lassen. Die verschiedenenypen der Genealogie des Perdes, zum Beispiel, könnennämlich aus zwei Gründen in eine evolutionäre Reiheeingeordnet werden: erstens, zur Erzeugung eines Perdesist immer ein Perd notwendig, und zweitens, die in denübereinandergeschichteten, also nach unten historischimmer älteren Erdschichten enthaltenen Skelette vari-

ieren graduell von der jüngsten bis zur archaischstenForm. So ist im höchsten Maße wahrscheinlich, daß dasHipparion der tatsächliche Vorahre des Equus caballus

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ist. Die gleiche Schlußolgerung läßt sich zweiellos ürdie Gattung Mensch und ihre Rassen ziehen. Geht manaber von den biologischen zu den kulturellen atbestän-den über, so werden die Dinge kompliziert. Man kannmaterielle Gegenstände ausgraben und eststellen, daß, je nach der iee der geologischen Schichten, Form undFabrikationsweise eines bestimmtes Gegenstandtypsortschreitend variieren. Und dennoch setzt ja eine Axtnicht, wie das ier, physisch eine andere Axt in die Welt.Die Formulierung, eine Axt habe sich aus einer anderenentwickelt, ist also eine metaphorische, ungenaue Aus-drucksweise, die nicht die strenge Wissenschaflichkeiteiner entsprechenden Aussage über biologische Phäno-mene hat. Was schon ür materielle Gegenstände zutri ,deren tatsächliches Vorhandensein im Erdboden ürbestimmbare Epochen bezeugt ist, gilt noch mehr ürInstitutionen, Religionen und Geschmäcker, deren Ver-gangenheit uns ganz allgemein unbekannt ist. Der Begriff der biologischen Evolution entspricht einer Hypothese,die einen der höchsten Wahrscheinlichkeitskoeffi zien-ten hat, die man im Bereich der Naturwissenschafenüberhaupt antreffen kann, während der Begriff der ge-sellschaflichen oder kulturellen Evolution höchstens einzwar bestechendes, aber geährlich bequemes Verahrender atsachendarstellung ist.

Dieser allzuof übersehene Unterschied zwischen wah-rem und alschem Evolutionismus erklärt sich übrigensaus dem Datum des Auommens beider Lehren. Der

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soziologische Evolutionismus erhielt zweiellos durchden biologischen Evolutionismus einen starken Impuls.Aber er geht ihm, was die atsachen angeht, voraus. Wirbrauchen nicht einmal bis zu den antiken und dann vonPascal wieder übernommenen Auffassungen zurückzu-gehen, nach denen die Menschheit als ein lebendigesWesen gesehen wird, das die aueinanderolgenden Sta-dien der Kindheit, Jugend und Reie durchläuf. Auch das18. Jahrhundert ist reich an solchen Grundschemata, diedanach Gegenstand zahlloser Manipulationen werdensollten: die »Spiralen« von Vico, seine »drei Zeitepo-chen«, die die »drei Zustände« von Comte ankündigen,die »Stuenleiter« von Condorcet. Die beiden Begründerdes gesellschaflichen Evolutionismus, Spencer und ylor,entwickeln und veröffentlichen ihre Lehre noch vor derEntstehung der Arten von Darwin, oder ohne dieses Werkzu kennen. Der gesellschafliche Evolutionismus, der derwissenschaflichen Teorie des biologischen Evolutionis-mus vorausgeht, ist allzuof die pseudowissenschaflicheVerbrämung eines uralten philosophischen Problems, von dem keineswegs sicher ist, daß es durch Beobachtungund Induktion eines ages wird gelöst werden können.

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4. Archaische und primitive Kulturen

Wir haben oben gesagt, daß jede Gesellschaf von ihremeignen Gesichtspunkt aus die anderen Kulturen in dreiKategorien einteilen könne: die zeitgenössischen Kultu-ren, die es an einem anderen Ort der Erde gibt; die Kul-turen, die sich annähernd im gleichen Raum entwickelthaben, ihr jedoch zeitlich vorausgegangen sind; undschließlich die Kulturen, die es sowohl in rüherer Zeitals auch in einem anderen Raum gegeben hat.

Wir haben außerdem gesehen, daß diese drei Gruppenin ganz unterschiedlicher Weise erorschbar sind. WasKulturen der dritten Kategorie angeht, die zugleich keineSchrif, keine Architektur und nur rudimentäre echni-ken haben (wie es bei der Hälfe der bewohnten Erde und, je nach den Regionen, bei 90 bis 99 des Zeitraums seitBeginn der Zivilisation der Fall ist), so müssen wir vonihnen sagen, daß wir nichts über sie in Erahrung bringenkönnen und daß alles, was wir uns von ihnen vorzustellen versuchen, au reinen Hypothesen beruht.

Dagegen ist es sehr verührerisch, zwischen den Kultu-ren der ersten Kategorie Beziehungen zeitlicher Auei-nanderolge herzustellen. Wie sollten zeitgenössische

Gesellschaten, die weder die Elektrizität noch dieDamp maschine kennen, nicht an die entsprechendeEntwicklungsphase der westlichen Zivilisation denken

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lassen? Wie sollte man die Eingeborenenstämme, dieweder die Schrif noch die Metallurgie kennen, aberFiguren au Felswände ritzen und Steinwerkzeuge her-stellen, nicht mit den archaischen Formen derselbenZivilisation vergleichen können, deren Spuren in denGrotten Frankreichs und Spaniens ihre Verwandtschafbeweisen? Genau hier hat der alsche Evolutionismusallen Spekulationen or und ür geöffnet. Und dennochist gerade dieses verührerische Spiel, dem wir uns bei jeder Gelegenheit ast unwillkürlich überlassen, höchst verderblich. (Geällt sich der westliche ourist nicht dar-in, im Orient das »Mittelalter« , im Peking der Zeit vordem Ersten Weltkrieg das »Zeitalter Ludwigs XIV.« undbei den Eingeborenen Australiens oder Neuguineas die»Steinzeit« wiederzufinden?) Von den untergegangenenZivilisationen kennen wir nur einige Aspekte, und zwarum so weniger, je älter die entsprechende Zivilisation ist,weil es sich dabei nur um jene Aspekte handeln kann,die die Zerstörungen der Zeit überlebt haben. rotzdemwird einach ein eil ür das Ganze genommen, und vonder atsache, das einige Aspekte zweier Zivilisationen(einer gegenwärtigen und einer verschwundenen) Ähn-lichkeiten auweisen, wird au die Analogie aller Aspektegeschlossen. Eine solche Schlußolgerung ist jedoch nichtnur logisch unzulässig, sondern sie wird auch in vielenFällen von den atsachen widerlegt.

Bis in eine relativ junge Epoche hinein besaßen die as-manier und die Patagonier Werkzeuge aus zugeschlage-

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nem Stein, die bestimmte australische und amerikanischeStämme noch heute herstellen. Aber die Untersuchungsolcher Instrumente hilf uns nur wenig, den Gebrauchder Werkzeuge der paläolithischen Epoche zu erkennen.Wie bediente man sich der berühmten »Faustkeile«, de-ren Gebrauch immerhin so genau estgelegt sein mußte,daß ihre Form und Herstellungstechnik 100 000 oder200 000 Jahre lang streng standardisiert geblieben ist,und zwar au einem erritorium, das sich von Englandbis nach Südarika und von Frankreich bis nach Chinaerstreckte? Wozu dienten jene ungewöhnlichen dreiek-kigen abgeflachten Steine des Levalloisien, die man zuHunderten in den Ablagerungen findet und über derenVerwendung man noch keine Hypothese geunden hat?Was waren jene angeblichen »Kommandostäbe« ausRentierknochen? Worin bestand die echnologie desardenoisien, das eine unglaubliche Menge von winzigenabgeschlagenen Steinstückchen in unendlich verschiede-nen geometrischen Formen hinterlassen hat, aber sehrwenige Werkzeuge im Maß der menschlichen Hand?Alle diese Ungewißheiten zeigen, daß zwischen denpaläolithischen Gesellschafen und bestimmten Eingebo-renengesellschafen immer nur eine einzige Ähnlichkeitbesteht: sie haben sich zugeschlagener Steinwerkzeugebedient. Aber schon was die echnologie angeht, könnenwir nicht mehr sagen. Die Bearbeitung des Materials, die

Werkzeugtypen und damit ihre Bestimmung waren sehrunterschiedlich, und die einen lehren uns dabei wenigüber die anderen. Wie könnten sie uns gar etwas über

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die Sprache, die sozialen Institutionen oder über diereligiösen Auffassungen lehren?

Eine der populärsten Interpretationen des kulturellenEvolutionismus betri die Felsmalerei der Gesellscha-ten des mittleren Paläolithikums, die uns als magischeDarstellungen im Zusammenhang mit Jagdriten erklärtwerden. Hier wird olgendermaßen argumentiert: diegegenwärtigen primitiven Völker praktizieren Jagdriten,die uns of keinerlei Nutzwert zu haben scheinen. Die prä-historischen Felsmalereien scheinen, sowohl wegen ihrerZahl als auch wegen ihrer Lage in den tiesten Grotten,ebenalls keinerlei Nutzwert zu haben. Ihre Urheber warenJäger, also dienten sie Jagdriten. Man braucht die Argu-mentation nur wiederzugeben, um schon ihre mangelndeFolgerichtigkeit ermessen zu können. Außerdem ist sieimmer vor allem bei Laien verbreitet, denn die Ethno-graphen kennen diese primitiven Völker, die so gerne voneinem pseudowissenschaflichen Kannibalismus, der sichwenig um die Integrität der Kulturen kümmert, »in einenop geworen« werden, und sie sind sich darüber einig,daß nichts an den beobachteten Fakten irgendeine Hypo-these über jene Dokumente erlaubt. Außerdem sind dieprimitiven »Künste«, mit Ausnahme der südarikanischenFelsmalereien (die übrigens von manchen als das Werk  jüngerer Eingeborenen angesehen werden), ebensoweit

 vom Magdalenien und Aurignacien enternt wie von derzeitgenössischen europäischen Kunst. Denn diese Künstezeichnen sich durch einen sehr hohen Stilisierungsgrad

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aus, der bis zu äußersten Deormationen geht, währenddie prähistorische Kunst durch einen ergreienden Rea-lismus gekennzeichnet ist. Man könnte versucht sein, indiesem letzten Merkmal den Ursprung der europäischenKunst zu sehen. Aber auch das wäre nicht exakt, denn au demselben erritorium sind der paläolithischen Kunstandere Formen geolgt, die nicht die gleichen Merkmalehatten. Die Kontinuität des geographischen Fundbereichsändert nichts an der atsache, daß au demselben Bodensich verschiedene Völker abgelöst haben, die das Werkihrer Vorgänger nicht kannten oder nicht daran anknüp-ten und von denen jedes entgegengesetzte Religionen,echniken und Stile mitbrachte.

Durch seinen Ziviliationsstand erinnert zwar auch daspräkolumbianische Amerika am Vorabend der Entdek-kungen an das europäische Paläolithikum. Aber dieseVerwandtschaf erweist sich bei näherer Betrachtungebenalls als Schein: In Europa bestehen Landwirtschafund Viehhaltung nebeneinander, während in Amerika dieaußerordentlich hohe Entwicklung der Landwirtschafmit dem ast vollständigen Fehlen (oder zumindest einerextremen Begrenzung) der Viehhaltung einhergeht. InAmerika setzt sich das Steinwerkzeug in einer Agrarwirt-schaf ort, die in Europa an den Beginn der Metallurgiegebunden ist.

Es ist müßig, noch weitere Beispiele anzuühren. Denndie Versuche, Reichtum und Ursprung der Kulturen zu

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erorschen und sie zugleich au unterschiedlich rückstän-dige Repliken der westlichen Zivilisation zu reduzieren,stoßen au eine zweite, noch viel größere Schwierigkeit;im großen und ganzen (und mit Ausnahme von Amerika,au das wir noch zurückkommen werden) haben alleGesellschafen eine Vergangenheit etwa gleicher Grö-ßenordnung hinter sich. Um bestimmte Gesellschafenals »Etappen« der Entwicklung anderer behandeln zukönnen, müßte man davon ausgehen, daß ür letztereetwas geschah, während ür jene nichts geschah – oderdoch sehr wenig. Daher spricht man auch gern von»geschichtslosen Völkern« (womit man manchmal auchsagen will, daß sie die glücklichsten waren). Diese ellipti-sche Formulierung bedeutet lediglich, daß ihre Geschich-te unbekannt ist und bleiben wird, aber nicht, daß sienicht existiert. In -zig, ja in Hunderten von Jahrtausendenhat es auch dort Menschen gegeben, die geliebt, gehaßt,gelitten, georscht und gekämpf haben. In Wirklichkeitgibt es gar keine kindlichen Völker; alle sind erwachsen,auch diejenigen, die keine Chronik ihrer Kindheit undJugend veraßt haben.

Man könnte zwar sagen, daß die Gesellschafen ihre Zeit verschieden genutzt haben, daß es ür manche sogar verlorene Zeit gewesen ist, daß die einen mit Sieben-meilenstieeln vorangeeilt sind, während die anderen

gebummelt haben. Danach müßte man zwei Arten vonGeschichte unterscheiden: eine progressive, sich anrei-chernde Geschichte, die ihre Funde und Erfindungen

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akkumuliert und damit große Zivilisationen errichtet,und eine vielleicht ebenso aktive, ebenso viele alenteweckende Geschichte, der es jedoch an synthetischerBegabung ehlt, die gerade das Privileg der ersteren ist.Anstatt daß jede Neuerung an die rüheren Neuerungenanschließt und in der gleichen Richtung wirkt, geht siein einer Art Schlängelpad unter, dem es nie gelingt, sichau längere Dauer von der ursprünglichen Richtung zuenternen.

Diese Konzeption erscheint uns viel geschmeidiger undnuancierter als die vereinachenden Auffassungen, diewir im vorhergehenden Kapitel dargestellt haben. Wirkönnen sie bei unserer Interpretation der Verschieden-heit der Kulturen anwenden, ohne dabei einer von ihnenunrecht zu tun. Aber zuvor müssen noch einige weitereFragen bedacht werden.

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5. Die Idee des Fortschritts

Wir müssen zunächst die Kulturen der zweiten Kate-gorie betrachten, die der Kultur, von der aus man siesieht, historisch vorangegangen sind. Ihr Fall ist vielkomplizierter als die vorher behandelten Fälle. Denndie Hypothese einer Evolution, die sich ür die räumlichenternten zeitgenössischen Kulturen als so unsicherund brüchig erweist, scheint hier schwierig anzweiel-bar und durch die atsachen sogar belegbar zu sein.Wir wissen durch übereinstimmende Zeugnisse derArchäologie, Vorgeschichte und Paläontologie, daß dasgegenwärtige Europa zunächst von verschiedenen Spe-zies der Gattung Homo bewohnt war, die sich grob zu-geschlagener Feuersteine als Werkzeuge bedienten, daßau die ersten Kulturen andere geolgt sind, bei denensich das Zuschlagen der Steine vereinert, zu dem dannder Steinschliff und die Bearbeitung von Knochen undElenbein hinzukommt, daß dann öperei, Webkunst,Ackerbau und Viehzucht aufreten und sich ortschrei-tend mit der Metallurgie verbinden, deren Etappenwir ebenalls unterscheiden können. Die sukzessivenFormen ordnen sich also im Sinn einer Evolution undeines Fortschritts an: die einen sind weiter, die anderenweniger entwickelt. Wenn das alles zutri , wie sollten

diese Unterscheidungen sich nicht unweigerlich au dieArt und Weise auswirken, in der wir zeitgenössischeKräfe behandeln, die analoge Abstände voneinander

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auweisen? Unsere rüheren Schlußolgerungen könnenalso wieder in Frage gestellt werden.

Die Fortschritte, die die Menschheit seit ihrem Beginngemacht hat, sind so maniest und eklatant, daß jeder Ver-such, sie anzuzweieln, zu einer rein rhetorischen Übungwürde. Und dennoch ist es gar nicht so leicht, sie in eineregelmäßige und ortlauende Reihe einzuordnen. Voretwa 50 Jahren bedienten sich die Wissenschafler dazuäußerst simpler Schemata: Steinzeit des zugeschlagenenSteins, Steinzeit des Steinschliffs, Kuperzeit, Bronzezeit,Eisenzeit. Das alles ist zu bequem. Heute vermuten wir,daß das Schleien und das Zuschlagen der Steine manch-mal gleichzeitig aufraten. Wenn die zweite echnik dieerste völlig verdrängt, so ist das nicht das Ergebnis einesaus einer rüheren Epoche spontan hervorgebrochenentechnischen Fortschritts, sondern ein Versuch, die Metall-waffen und -Werkzeuge in Stein zu kopieren, die zweiel-los »ortgeschrittenere«, aber mit ihren Kopisten zeitge-nössische Zivilisationen besaßen. Umgekehrt gehört dieöperei, die man immer der »Steinzeit des Steinschliffs«zugeordnet hat, in bestimmten Gegenden Nordeuropasin die Steinzeit des zugeschlagenen Steins.

Was zum Beispiel die Periode des zugeschliffenen Steins,genannt Paläolithikum, angeht, so glaubte man noch

  vor einigen Jahren, daß die verschiedenen Formendieser echnik – die respektive die »Kernindustrien«,die »Abschlagindustrien« und die »Klingenindustriell«

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kennzeichnen – einem historischen Fortschritt in dreiEtappen entsprächen, die man Alt-, Mittel-, und Jung-Pa-läolithikum nannte. Heute nimmt man an, daß diese dreiFormen koexistiert haben und keine Etappen eines Fort-schritts in einer Richtung darstellten, sondern Aspekteoder, wie man sagt, »Fazies« einer sicher nicht statischen,sondern sehr komplexen Variationen und ransorma-tionen unterworenen Realität. Das Levalloisien, das wirschon erwähnten und dessen Blüte zwischen dem 250.und dem 70. Jahrtausend vor Christi Geburt anzusetzenist, erreicht in der Zuschlagtechnik eine Perektion, au die wir sonst annähernd erst wieder am Ende des Neoli-thikums stoßen, das heißt 245 000 bis 65 000 Jahre später,und die wir heute wohl kaum reproduzieren könnten.

Was ür die Kulturen gilt, gilt auch ür die Rassen, ohnedaß sich (wegen der unterschiedlichen Größenordnun-gen) irgendeine Korrelation zwischen diesen beidenEbenen herstellen ließe: In Europa ist der Neandertalernicht älter als die ältesten Formen des Homo sapiens. Die-se lebten vielmehr zur gleichen Zeit oder vielleicht sogarrüher. Und es ist nicht ausgeschlossen, daß die verschie-densten Hominiden zur gleichen Zeit, wenn auch nichtim gleichen Raum koexistiert haben: die »Pygmäen«Südarikas, die »Riesen« Chinas und Indonesiens usw.Wir wiederholen noch einmal: All das soll nicht hei-

ßen, daß wir das Vorhandensein eines Fortschritts derMenschheit leugnen, sondern es soll uns nur zu größererBehutsamkeit veranlassen. Prähistorie und Archäologie

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neigen heute dazu, verschiedene Zivilisationsormen, diewir uns bisher in einer zeitlichen Stuenolge vorstellten,im Raum zu verteilen. Das bedeutet zweierlei: Erstens,der »Fortschritt« (wenn dieser Ausdruck überhaupt nochzur Bezeichnung eines Phänomens geeignet ist, das sich von dem, was man zunächst mit ihm meinte, stark un-terscheidet) ist weder notwendig noch kontinuierlich; er vollzieht sich in Sprüngen oder, wie die Biologen sagen,in Mutationen. Diese Sprünge setzen sich nicht immer inder gleichen Richtung ort; sie sind mit Richtungsände-rungen verbunden, die man sich wie die verschiedenenZugmöglichkeiten eines Springers beim Schachspiel  vorstellen kann, die nie in einer Richtung verlauen.Die ortschreitende Menschheit ist kaum einem Wesenähnlich, das eine reppe hinausteigt, das heißt mit jederseiner Bewegungen den bereits zurückgelegten Stueneine neue hinzuügt; sie läßt eher an einen Spieler denken,dessen Glück von mehreren Würeln abhängt und demsich mit jedem Wur immer neue Kombinationen bieten.Was er durch den einen gewinnt, kann er immer durchden anderen verlieren, und nur von Zeit zu Zeit ist dieGeschichte kumulativ, das heißt, lassen sich die Zahlenzu einer günstigen Kombination addieren.

Daß die kumulative Geschichte nicht das Privileg einerbestimmten Zivilisation oder Epoche ist, zeigt das Bei-

spiel Amerikas am deutlichsten. Dieser riesige Kontinenterlebt die Ankunf des Menschen in kleinen Nomaden-gruppen, die im Zuge der letzten Vergletscherungen die

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Beringstraße passieren, zu einem Zeitpunkt, der nicht viel vor dem 20. Jahrtausend liegen dürfe. In 20 000 oder25 000 Jahren gelingt diesen Menschen eine der erstaun-lichsten Demonstrationen kumulativer Geschichte, die esau der Welt gibt: sie erorschen vollständig die Ressour-cen einer neuen natürlichen Umwelt, machen sich durchZüchtung (neben einigen ierarten) die verschiedenstenPflanzenarten als Nahrungsmittel, Heilmittel und Gifenutzbar und – das ist einmalig – machen gifige Sub-stanzen wie den Maniok zur Grundnahrung und anderezu Stimulans- oder Betäubungsmitteln, sammeln ürbestimmte ierarten bestimmte Gife oder Betäubungs-mittel, von denen jedes eine andere Wirkung hat, underreichen schließlich in bestimmten Kunstertigkeitenwie der Webkunst, der Keramik und der Bearbeitung vonEdelmetallen den höchsten Perektionsgrad. Um dieseimmense Leistung ermessen zu können, braucht mansich nur den Beitrag Amerikas zu den Zivilisationen derAlten Welt zu vergegenwärtigen. An erster Stelle stehendie Kartoffel, der Kautschuk, der abak und die Koka(die Grundlage der modernen Anästhesie), die, wennauch au verschiedene Weise, vier Peiler der westlichenKultur bilden; dann kommen der Mais und die Erdnuß,die die arikanische Wirtschaf revolutionieren sollten, vielleicht noch bevor sie sich in der Nahrung Europas verbreiten; dann der Kakao, die Vanille, die omate, die

Ananas, der Nelkenpeffer, mehrere Bohnen-, Baum-woll- und Kürbisgewächsarten. Schließlich kanntenund benutzten die Mayas die Null, die Grundlage der

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Arithmetik und, indirekt, der modernen Mathematik,mindestens ein halbes Jahrtausend vor ihrer Entdeckungdurch indische Gelehrte, von denen sie durch die Arabernach Europa kam. Aus diesem Grund war ihr Kalenderin der entsprechenden Zeit vielleicht genauer als der derAlten Welt. Wegen der Frage, ob das politische Systemder Inkas sozialistisch oder totalitär war, ist schon genuginte geflossen. Es gehörte jedenalls zu den modernstenFormen und war den entsprechenden europäischenPhänomenen um mehrere Jahrhunderte voraus. Daswiederholte Interesse, das neuerdings das Kurare erregthat, sollte daran erinnern, wenn das noch nötig ist, daßdie wissenschaflichen Kenntnisse der EingeborenenAmerikas über so viele in der übrigen Welt unbenutztepflanzliche Substanzen uns immer noch wichtige Beiträgelieern können.

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6. Stationäre und kumulative Geschichte

Diese Erörterung des amerikanischen Beispiels solluns in unserem Nachdenken über den Unterschiedzwischen »stationärer Geschichte« und »kumulativerGeschichte« weiterbringen. Wenn wir nun Amerika dasPrivileg der kumulativen Geschichte zuerkannt haben,tun wir das dann nicht nur, weil wir ihm die Vaterschafeiner Reihe von Beiträgen zuschreiben, die wir von ihmübernommen haben oder die unseren eigenen ähneln?Wie verhalten wir uns aber gegenüber einer Zivilisation,die eigene Werte hervorgebracht hat, von denen keinerdie Zivilisation des Beobachters interessieren könnte?Sähe sich dieser dann nicht veranlaßt, eine solche Zi- vilisation als stationär zu bezeichnen? Anders gesagt,hängt die Unterscheidung zweier Arten von Geschichte  von dem inneren Wesen der Kulturen ab, au die siesich bezieht, oder ergibt sie sich nicht vielmehr aus demethnozentrischen Standpunkt, au den wir uns immerstellen, wenn wir eine andere Kultur beurteilen? Wirbetrachten danach jede Kultur als kumulativ, die sichin der gleichen Richtung wie unsere eigene entwickelt,deren Entwicklung ür uns also eine Bedeutung  hat,während die anderen Kulturen uns als stationär erschei-nen, nicht immer weil sie es tatsächlich sind, sondern

weil ihre Entwicklungskurve ür uns nichts bedeutet,nicht mit den Begriffen unseres eigenen Bezugssystemsmeßbar ist.

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Daß dem so ist, ergibt sich schon aus einer summarischenUntersuchung der Umstände, unter denen wir die Unter-scheidung der beiden Arten von Geschichte treffen, undzwar nicht zur Kennzeichnung anderer Gesellschafen,sondern innerhalb unserer eigenen Gesellschaf. Einesolche Unterscheidung wird nämlich öfer getroffen, alsman glaubt. Alte Leute betrachten die Geschichte, die sichwährend ihres Alters abspielt, im allgemeinen als statio-när im Gegensatz zur kumulativen Geschichte, derenZeuge sie in ihren jungen Jahren waren. Eine Epoche, ander sie nicht mehr aktiv teilhaben, in der sie keine Rollemehr spielen, hat keinen Sinn mehr. Es passiert nichts,oder, was passiert, hat in ihren Augen negative Merkmale,während ihre Enkel diese Epoche mit der ganzen Anteil-nahme erleben, die die Älteren schon augegeben haben.Die Gegner eines politischen Regimes geben nicht gernezu, daß sich dieses entwickelt; sie verurteilen es en bloc, verweisen es aus der Geschichte als eine Art monströsenZwischenakts, nach dessen Ende das Leben erst wiederweitergeht. Ganz anders sehen es die Parteigänger, undzwar um so mehr, je mehr sie intensiv und au einer hö-heren Stue an seinem Funktionieren Anteil haben. DieGeschichtlichkeit oder, besser noch, der Ereignisreichtum

einer Kultur oder eines kulturellen Prozesses, ist also eineFunktion, nicht ihrer objektiven Eigenschafen, sonderndes Standorts, an dem wir uns ihnen gegenüber befinden,

und der Zahl und Verschiedenheiten der Interessen, diewir mit ihnen verknüpen.

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Der Gegensatz zwischen progressiven und unbeweg-lichen Kulturen scheint sich also zunächst aus einerunterschiedlichen Schareinstellung zu ergeben. Für denBeobachter am Mikroskop, der sich au einen bestimm-ten meßbaren Abstand von seinem Objekt eingestellthat, erscheinen die Körper diesseits oder jenseits diesesAbstands, und sei es nur um einige Hundertstel Millime-ter, unklar und verschwommen, oder er sieht sie sogarüberhaupt nicht: er sieht über sie hinweg. Ein andererVergleich verdeutlicht die gleiche äuschung. Mit diesemVergleich erklärt man meist die ersten Bruchstücke derRelativitätstheorie. Um zu zeigen, daß Ausmaß und Ge-schwindigkeit bei der Fortbewegung von Körpern keineabsoluten Werte, sondern Funktionen des Standorts desBeobachters sind, erinnert man daran, daß ür einen Rei-senden, der am Fenster eines Zuges sitzt, Geschwindigkeitund Länge der anderen Züge variieren, je nachdem, obdiese sich in der gleichen oder in entgegengesetzter Rich-tung ortbewegen. Ebenso bewegt sich auch jedes Mit-glied einer Kultur innerhalb dieser mit, wie der gedachteReisende in seinem Zug sich mitbewegt. Denn von Ge-burt an infiltriert uns unsere Umgebung durch ausende von bewußten und unbewußten Vorgängen mit einemkomplizierten Bezugssystem aus Werturteilen, Motiva-tionen, Interessenzentren, einschließlich der reflexivenAuffassung, die uns die Erziehung von der historischen

Entwicklung unserer Zivilisation einpflanzt, ohne dieletztere undenkbar würde oder im Widerspruch zu dentatsächlichen Verhaltensweisen erschiene. Wir bewegen

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uns buchstäblich mit diesem Bezugssystem, und die kul-turellen Phänomene außerhalb unserer Kultur sind nichtbeobachtbar ohne die Deormationen, die letztere anihnen vornimmt, wenn sie uns nicht sogar unähig macht,überhaupt irgend etwas von jenen wahrzunehmen.

In einem sehr großen Maße erklärt sich der Gegensatzzwischen den Kulturen, die sich bewegen, und denen,die sich nicht bewegen, durch den gleichen Standort-wechsel, der bewirkt, daß sich ür unseren Reisenden einahrender Zug bewegt oder nicht bewegt, allerdings miteinem Unterschied, dessen Wichtigkeit an dem age evi-dent sein wird – den wir schon von erne herankommensehen –, an dem man versuchen wird, eine allgemeineRelativitätstheorie auzustellen, und zwar nicht nach derArt Einsteins, das heißt eine Teorie, die sowohl in denNatur- als auch in den Sozialwissenschafen anwend-bar ist: in beiden scheint nämlich alles symmetrischzu verlauen, aber in umgekehrter Richtung. Für denBeobachter der physikalischen Welt erscheinen (wiedas Beispiel des Reisenden zeigt) die Systeme, die sichin der gleichen Richtung bewegen wie das eigene, alsimmobil, während die schnellsten diejenigen sind, diesich in andere Richtungen bewegen. Bei den Kulturenist es genau umgekehrt, weil diese uns um so aktivererscheinen, je mehr sie sich in der gleichen Richtung

wie unsere eigene entwickeln, und stationär, wenn ihreEntwicklungsrichtung von der unseren abweicht. Aberin den Humanwissenschafen hat der Faktor Geschwin-

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digkeit natürlich nur einen metaphorischen Wert. Umeinen Vergleich möglich zu machen, muß er durch denFaktor Inormation und Bedeutung ersetzt werden. Wirwissen, daß man viel mehr Inormationen über einensich parallel zu uns mit ähnlicher Geschwindigkeitortbewegenden Zug sammeln kann (zum Beispiel diesichtbaren Reisenden zählen) als über einen Zug, derin großer Geschwindigkeit an uns vorbeiährt oder andem wir vorbeiahren, oder der uns um so kürzer er-scheint, als er sich in eine andere Richtung ortbewegt.Im äußersten Fall ährt er so schnell an uns vorbei, daßwir nur einen verschwommenen Eindruck von ihmerhalten, in dem nicht einmal Zeichen der Geschwin-digkeit augenommen werden; er reduziert sich au eine vorübergehende Störung des Gesichtseldes: das ist garkein Zug mehr, er bedeutet nichts mehr. Es scheint alsoeine Relation zu bestehen zwischen dem physikalischenBegriff einer scheinbaren Bewegung und einem zweitenBegriff, mit dem sowohl in der Physik, als auch in derPsychologie und der Soziologie gearbeitet wird, demBegriff der Inormationsmenge, die zwischen zwei Indi- viduen oder Gruppen »hin und her wechseln« kann inbezug au die mehr oder weniger große Verschiedenheitihrer jeweiligen Kulturen.

Immer, wenn wir eine Kultur als inert oder stationär qua-

lifizieren, müssen wir uns also ragen, ob dieser schein-bare Immobilismus nicht von unserer Unkenntnis ihrertatsächlichen, bewußten oder unbewußten, Interessen

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herrührt und ob diese Kultur, da sie andere Kriterienals unsere eigene hat, nicht uns gegenüber der gleichenäuschung unterliegt. Anders gesagt, wir erscheineneinander als uninteressant, ganz einach, weil wir unsnicht ähneln.

Die westliche Zivilisation hat sich seit zwei oder dreiJahrhunderten ganz darau konzentriert, dem Menschenimmer wirksamere mechanische Mittel zur Verügungzu stellen. Nach diesem Kriterium ist die verügbareEnergiemenge pro Kop der Bevölkerung Ausdruckder mehr oder weniger hohen Entwicklungsstue dermenschlichen Gesellschafen. Die westliche Zivilisationsteht dabei in Form der nordamerikanischen an der Spit-ze, geolgt von den europäischen Gesellschafen, die einenganzen Block von bald ununterscheidbaren asiatischenund arikanischen Gesellschafen hinter sich herziehen.Diese Hunderte oder sogar ausende von sogenannten»unterentwickelten« und »primitiven« Gesellschafen, dieunter diesem Gesichtspunkt zu einem verschwommenenGanzen werden (obwohl sie sich au diese Weise kaumqualifizieren lassen, weil eine solche Entwicklungsliniebei ihnen ehlt oder nur eine sekundäre Rolle spielt),sind dennoch nicht miteinander identisch. Unter ande-ren Gesichtspunkten verhalten sie sich zueinander wieAntipoden. Je nach dem eingenommenen Gesichtspunkt

dürfe man also zu ganz verschiedenen Klassifizierungenkommen.

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Ist das Kriterium der Grad der Fähigkeit, mit den ungün-stigsten geographischen Umweltbedingungen ertig zuwerden, dann dürfen zweiellos au der einen Seite dieEskimos, au der anderen Seite die Beduinen die Palmedavontragen. Indien dagegen hat es besser als jede ande-re Zivilisation verstanden, ein philosophisch-religiösesSystem zu entwickeln, und China eine Lebensweise, diein der Lage ist, die psychologischen Folgen eines demo-graphischen Ungleichgewichts zu verringern. Vor drei-zehn Jahrhunderten hat der Islam bereits eine Teoriedes Zusammenhangs aller Lebensormen augestellt, dertechnischen, ökonomischen, sozialen und geistigen, dieder Westen mit einigen Aspekten des Marxismus undder Entstehung der modernen Ethnologie erst kürzlichwieder entwickelt hat. Es ist bekannt, welchen hervorra-genden Platz diese prophetische Vision den Arabern imgeistigen Leben des Mittelalters verscha hat. Der We-sten, obzwar Meister der Maschinen, hat doch nur sehrelementare Kenntnisse von der Verwendung und denKrafquellen jener am höchsten entwickelten Maschine,die der menschliche Körper darstellt. Au diesem und au dem angrenzenden Gebiet des Verhältnisses zwischenKörper und Psyche ist der Osten und der Ferne Ostendem Westen um mehrere Jahrtausende voraus; sie haben jene umassenden theoretischen und praktischen Sum-mae des indischen Joga, der chinesischen Atemtechniken

und der Organgymnastik der alten Maoris hervorge-bracht. Der erdelose Pflanzenbau, der seit kurzem au der agesordnung steht, wurde jahrhundertelang von

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bestimmten polynesischen Völkern praktiziert, von de-nen die übrige Welt auch die Kunst der Navigation hätteerlernen können und die im 18. Jahrhundert den Westenin große Auregung versetzten, als bekannt wurde, daßihre soziale und moralische Lebensweise reier undgroßzügiger war als alles, was man sich je hätte träumenlassen.

In allem, was die Familienorganisation und die Harmo-nisierung der Beziehungen zwischen Familiengruppeund sozialer Gruppe angeht, nehmen die ökonomischrückständigen Australiden einen gegenüber der übrigenMenschheit so ortgeschrittenen Platz ein, daß man zumVerständnis der bewußt und reflektiert von ihnen ent-wickelten Regelsysteme die raffi niertesten Formen dermodernen Mathematik heranziehen muß. Sie haben zumBeispiel entdeckt, daß die Heiratsverbindungen das Sche-ma sind, zu dem die anderen sozialen Einrichtungen nurdas Rankenwerk bilden. Denn selbst in den modernenGesellschafen, wo die Rolle der Familie sich verringert,ist die Intensität der Familienbande nicht weniger groß:sie beschränken sich lediglich au einen engeren Kreis,an dessen Peripherie andere Bande, die andere Familienmiteinbeziehen, jene ersten alsbald ersetzen. Die Ver-flechtung von Familien mit Hile von Heiratsverbindun-gen kann zur Entstehung enger Verbindungen zwischen

einigen Gruppen oder loser Verbindungen zwischen sehrzahlreichen Gruppen ühren, aber ob eng oder lose, dieseVerbindungen halten den ganzen Sozialkörper zusam-

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men und geben ihm seine Elastizität. Mit erstaunlicherIntelligenz haben die Australiden die Teorie diesesMechanismus entwickelt und eine Bestandsaunahmeder wichtigsten Methoden seines Funktionierens ge-macht mit allen Vorzügen und Nachteilen jeder dieserMethoden. Damit haben sie die Stue der empirischenBeobachtung überschritten und sind zur Erkenntnis dermathematischen Gesetze dieses Systems übergegangen,so daß es keineswegs übertrieben ist, in ihnen nicht nurdie Begründer der allgemeinen Soziologie zu begrüßen,sondern auch diejenigen, die als erste das Maß in dieSozialwissenschafen eingeührt haben.

Der Reichtum und die Kühnheit in den ästhetischen Er-findungen der Melanesier, ihre Gabe, noch die dunkelstenProdukte der unbewußten Aktivität des Geistes in dassoziale Leben einzubeziehen, bilden einen der höchstenGipel, den die Menschen in dieser Richtung erreichthaben. Der Beitrag Arikas ist komplexer, aber auchunaugeklärter, denn erst neuerdings beginnt man dieWichtigkeit seiner Rolle als kultureller Schmelztiegel derAlten Welt zu ahnen, als ein Ort, wo alle Einflüsse mitein-ander verschmolzen und entweder wieder zurückwirktenoder auewahrt wurden, jedoch immer in veränderterGestalt mit neuen Bedeutungen. Die ägyptische Zivili-sation, deren wichtige Rolle ür die Menschheit bekannt

ist, ist nur als ein Gemeinschafswerk Asiens und Arikas verständlich, und die großen politischen Systeme des al-ten Arika, seine juristischen Konstruktionen, seine dem

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Westen lange verborgen gebliebenen philosophischenLehren, seine plastischen Künste und seine Musik, indenen methodisch alle Möglichkeiten jedes Ausdrucks-mittels erorscht werden, sind ebenso viele Indizien eineraußerordentlich ruchtbaren Vergangenheit. Diese istübrigens direkt bezeugt durch die Perektion der rühenBronze- und Elenbeinbearbeitungstechniken, die beiweitem alles übertreffen, was in Europa zur gleichen Zeitpraktiziert wurde. Den amerikanischen Beitrag haben wirschon erwähnt, so daß wir hier nicht noch einmal darau zurückkommen müssen.

Außerdem sind es nicht so sehr diese stückweisen Bei-träge, die unsere Aumerksamkeit verdienen, denn daskönnte in uns die doppelt alsche Vorstellung von einerwie ein Harlekinsgewand zusammengeflickten Weltzi- vilisation entstehen lassen. Man hat schon zu viel Au-hebens davon gemacht, wem jeweils das Verdienst einerErsterfindung zukommt: den Phöniziern ür die Schrif;den Chinesen ür das Papier, das Schießpulver, denKompaß; den Indem ür das Glas und den Stahl. DieseBeiträge sind weniger wichtig als die Art, wie jede Kultursie einordnet, aunimmt oder ausschließt. Und die Origi-nalität jeder Kultur beruht vielmehr au ihrer besonderenWeise, Probleme zu lösen und Werte herauszustellen, dieür alle Menschen annähernd die gleichen sind: denn

alle Menschen ohne Ausnahme besitzen eine Sprache,echniken, eine Kunst, Kenntnisse wissenschaflicher Art,religiöse Vorstellungen und eine soziale, ökonomische

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und politische Organisation. Das Mischungsverhältnisist jedoch in jeder Kultur nicht ganz das gleiche, und diemoderne Ethnologie bemüht sich in wachsendem Maßeweit mehr, die verborgenen Ursprünge dieser Optionenauzudecken als eine Bestandsaunahme einzelner We-senszüge zu machen.

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7. Der Stellenwert der westlichen Zivilisation

Gegen eine solche Argumentation ließe sich vielleicht ihrtheoretischer Charakter einwenden. Rein logisch, könnteman sagen, ist denkbar, daß jede Kultur unähig ist, eineandere Kultur richtig zu beurteilen, weil eine Kulturnicht aus sich herauskann und ihre Urteile demnach ineinem unüberwindlichen Relativismus beangen bleiben.Aber man sehe sich nur um, man beobachte nur, was seiteinem Jahrhundert in der Welt passiert, und man wirdmerken, daß all diese Spekulationen hinällig werden.Weit davon enternt, sich gegeneinander abzukapseln,erkennen vielmehr alle Zivilisationen nach und nach dieÜberlegenheit der westlichen Zivilisation an. Erleben wirnicht, wie die gesamte Welt ortschreitend ihre echniken,ihre Lebensweise, ihre Zerstreuungen, ja sogar ihre Klei-dung übernimmt? Wie Diogenes die Bewegung durchGehen bewies, so beweist die Entwicklung der Kulturen von den riesigen Völkermassen Asiens bis zu den verlo-renen Stämmen im brasilianischen oder arikanischenUrwald durch eine einhellige, in der Geschichte nochnie dagewesene Option ür die westliche Zivilisation,daß diese allen anderen Zivilisationsormen überlegenist: die »unterentwickelten« Länder weren den anderenin den internationalen Gremien ja nicht vor, daß sie sie

 verwestlichen, sondern daß sie ihnen nicht schnell genugdie Mittel zur Verwestlichung geben.

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Wir berühren hier den empfindlichsten Punkt unsererDarlegung: Es wäre also sinnlos, die Eigenständigkeitder Kulturen gegen sie selbst zu verteidigen. Außerdemist es ür einen Ethnologen außerordentlich schwierig,ein Phänomen wie die Universalisierung der westlichenZivilisation richtig einzuschätzen, und zwar aus meh-reren Gründen. Erstens ist das Vorhandensein einerWeltzivilisation ein Faktum, das wahrscheinlich in derGeschichte einmalig ist oder dessen Vorläuer in einerernen Vorgeschichte zu suchen wären, über die wir sogut wie nichts wissen. Zweitens herrscht über die Dauer-hafigkeit dieses Phänomens große Ungewißheit. atsa-che ist, daß seit anderthalb Jahrhunderten die westlicheZivilisation den rend hat, sich, entweder total oder miteinigen ihrer Hauptbestandteile wie der Industrialisie-rung, au die ganze Welt auszubreiten. Und insoweit dieanderen Kulturen etwas von ihrem traditionellen Erbezu erhalten versuchen, beschränkt sich dieser Versuchim allgemeinen au den Überbau, das heißt, au die an-älligsten Bestandteile, von denen man annehmen kann,daß sie durch die tiegreienden Veränderungen, die sich vollziehen, weggeegt werden. Aber das Phänomen ist imGang, und wir kennen noch nicht die Ergebnisse. Wirdes au eine vollständige Verwestlichung des Erdballsmit einigen Varianten, der russischen oder der ameri-kanischen, hinauslauen? Oder werden synkretistische

Formen aufauchen, deren Möglichkeit sich in der isla-mischen Welt, in Indien oder China andeutet? Oder hatder Sog in diese eine Richtung schon seinen Höhepunkt

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erreicht und läuf wieder zurück, weil die westliche Welt,wie jene prähistorischen Riesentiere, einer physischenExpansion erliegt, die mit den inneren Mechanismenihrer Existenz unvereinbar ist? Unter Berücksichtigungall dieser Vorbehalte wollen wir versuchen, den Prozeßeinzuschätzen, der sich vor unseren Augen abspielt unddessen Akteure, Förderer oder Oper wir bewußt oderunbewußt sind.

Zunächst ist darau hinzuweisen, daß diese Option ür diewestliche Lebensweise oder einige ihrer Bestandteile weitdavon enternt ist, so spontan zu sein, wie der Westen esgerne annimmt. Sie ist weniger das Ergebnis einer reienEntscheidung als des Fehlens anderer Möglichkeiten.Die westliche Zivilisation hat in der ganzen Welt ihreSoldaten, Niederlassungen, Plantagen und Missionareetabliert; sie hat, direkt oder indirekt, in das Leben derarbigen Völker eingegriffen; sie hat ihre traditionelleLebensweise von Grund au umgewälzt, indem sie entwe-der ihre eigne durchsetzte oder Verhältnisse schu, unterdenen sich die vorhandenen Strukturen auflösten, ohnedaß sie durch andere ersetzt wurden. Die unterjochtenoder desorganisierten Völker hatten also keine andereWahl, als die Ersatzlösungen, die man ihnen bot, zu ak-zeptieren oder, wenn sie dazu nicht bereit waren, darau zu hoffen, daß sie sich ihnen so weit anpassen könnten,

um sie mit ihren eignen Waffen schlagen zu können.Fehlt eine solche Ungleichheit im Kräfeverhältnis, sogeben sich die Gesellschafen nicht so leicht selbst au.

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Ihre Weltanschauung ähnelt sonst eher der jener armenStämme Ostbrasiliens, unter denen zu leben es dem Eth-nographen Curt Nimuendaju gelungen war und derenMitglieder jedesmal, wenn er nach einem Auenthalt inden Zivilisationszentren wieder zu ihnen zurückkehrte, vor Mitleid schluchzten bei dem Gedanken an die Leiden,die er erlitten haben mußte so weit enternt von demeinzigen Ort – ihrem Dor –, an dem zu leben ihnenlebenswert erschien.

Durch diese Einschränkung haben wir die Frage jedochnur verlagert. Wenn es nicht die reiwillige Zustimmungist, die die westliche Überlegenheit begründet, ist es dannnicht jene größere Energie, über die sie verügt und diees ihr eben gerade ermöglicht hat, diese Zustimmung zuerzwingen? Genau das ist der Kern. Denn jenes ungleicheKräfeverhältnis gehört nicht in den Bereich der kollekti- ven Subjektivität wie die Fälle einer Option, die wir obenerwähnten. Es ist ein objektives Phänomen, das nur dieNennung der objektiven Ursachen erklären kann.

Wir wollen hier keine Kulturphilosophie betreiben,über das Wesen der von der westlichen Zivilisation ver-tretenen Werte kann man ganze Bände schreiben. Wirgreien nur die offensichtlichsten au, die am wenigstenbestritten werden. Sie reduzieren sich, wie mir scheint,

au zwei: die westliche Zivilisation strebt – nach LeslieWhite – danach, einerseits die Energiemenge pro Kop der Bevölkerung ständig zu vergrößern, andrerseits das

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menschliche Leben zu schützen und zu verlängern, undetwas verkürzt kann man sagen, der zweite Aspekt ist eineModalität des ersten, da ja die vorhandene Energiemen-ge absolut zunimmt mit der Dauer und dem Interesseder individuellen Existenz. Ebenso wird man, wiederetwas verkürzt, ohne weiteres zugeben können, daß die-se Merkmale von kompensatorischen, gewissermaßenbremsenden Erscheinungen begleitet sein können wie diegroßen Massaker, die die Weltkriege darstellen, und dieUngleichheit bei der Aufeilung der verügbaren Energiezwischen den Individuen und Klassen.

Danach wird man als nächstes eststellen, daß sich diewestliche Zivilisation diesen Augaben zwar mit einerAusschließlichkeit gewidmet hat, in der vielleicht ihreSchwäche liegt, aber daß sie damit nicht allein steht.Alle Gesellschafen, angeangen von den allerrühesten,haben sich in dieser Weise verhalten, und gerade die sehrweit zurückliegenden, ganz archaischen Gesellschafen,die wir gerne mit den »wilden« Völkern der Gegenwartgleichsetzen, haben au diesem Gebiet die entschei-dendsten Fortschritte gemacht. Auch heute noch bildendiese den größten eil von dem, was wir Zivilisationnennen. Wir leben immer noch von den ungeheurenEntdeckungen dessen, was man ohne jede Übertreibungdie neolithische Revolution nennt: Ackerbau, Viehzucht,

öperei, Weberei. All diese »Zivilisationstechniken«haben wir seit 8000 oder 10 000 Jahren nur perektio-nieren können. Bestimmte Geister haben nun aber die

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mißliche Neigung, nur den jüngsten Entdeckungen dasVerdienst von Anstrengung, Intelligenz und Phantasiezuzuerkennen, während jene, die von der Menschheitin ihrer »barbarischen« Periode gemacht worden sind,nur das Ergebnis des Zualls sein sollen und ihnen daherkaum ein Verdienst zukommt. Diese irrige Auffassungerscheint uns so schwerwiegend und weit verbreitet undso sehr geeignet, eine exaktere Erkenntnis des Verhältnis-ses zwischen den Kulturen zu verhindern, daß wir es ürunentbehrlich halten, sie ausührlich zu widerlegen.

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8. Zuall und Zivilisation

Man liest in ethnologischen Abhandlungen – und zwarnicht in den schlechtesten – of, der Mensch verdankedie Kenntnis des Feuers dem Zuall des Blitzes odereines Waldbrandes; der Fund eines au diese Weise zu-ällig gebratenenen Wildes habe ihn au das Kochen derNahrungsmittel gebracht, die Erfindung der öpereiresultiere aus dem Vergessen eines onkügelchens in derNähe eines Feuers. Danach hätte der Mensch anangsin einer Art technologisch goldenem Zeitalter gelebt, indem man Erfindungen ebenso leicht pflücken konntewie Obst und Blumen. Erst dem modernen Menschenwären die Anstrengungen mühseliger Arbeit und dieErleuchtungen des Genies vorbehalten.

Diese naive Auffassung rührt von einer vollständigenUnkenntnis der Kompliziertheit und Differenziertheitder ür die elementarsten echniken erorderlichenOperationen her. Zur Herstellung eines verwendungs-ähigen Werkzeugs aus zugeschlagenem Stein genügtes nicht, daß man solange au einen Stein schlägt, bis erzersplittert: das hat man gemerkt, als man versucht hat,die hauptsächlichsten prähistorischen Werkzeugtypenzu reproduzieren. Bei dieser Gelegenheit – und ebenso

bei der Beobachtung der gleichen echnik bei den Ein-geborenen, die sie noch heute beherrschen – hat man dieKompliziertheit der dazu unentbehrlichen Vorkehrungen

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entdeckt, die manchmal bis zur vorherigen Herstellungregelrechter »Zuschlagungsapparate« gehen: Hämmermit Gegengewicht zur Kontrolle des Anschlags und sei-ner Richtung, Stoßdämper zur Vermeidung einer Vibra-tion, die den Steinsplitter weiter zersplittert. Außerdemsind erhebliche Kenntnisse über Fundstellen, Förderung,Widerstand und Struktur des verwendeten Materials, eingezieltes Muskeltraining, Kenntnis der »Handgriffe« usw.nötig, mit einem Wort, eine ganze »Lithurgik«, die mutatis

mutandis, den verschiedenen Bereichen der Metallurgieentspricht.

Natürliche Feuersbrünste können zwar manchmalSchmor- oder Brateffekte haben, aber auch hier ist schwerdenkbar (außer bei vulkanischen Erscheinungen, derengeographische Verbreitung begrenzt ist), daß sie auchSiede- oder Kocheekte durch Damp haben. DieseKochmethoden sind jedoch nicht weniger allgemein verbreitet als die anderen. Es besteht also gar kein Anlaß,den Akt der Erfindung, der ür die letzteren Methodenerorderlich war, ür die Erklärung der ersteren auszu-schließen.

Die öperei bietet hierür ein ausgezeichnetes Beispiel,weil nach einer sehr verbreiteten Auffassung es angeb-lich nichts Einacheres gebe, als einen onklumpen aus-

zuhöhlen und am Feuer zu verestigen. Man versuche eseinmal. Zunächst muß man nämlich onsorten finden,die zum Brennen geeignet sind, und wenn eine große

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Anzahl natürlicher Bedingungen dazu erorderlich sind,so reicht doch keine davon aus, denn kein on, demnicht ein inertes Material beigemischt wird, das hin-sichtlich seiner besonderen Eigenschaf ausgewählt ist,würde nach dem Brand ein brauchbares Geäß abgeben.Dazu müssen Modellierungstechniken entwickelt wer-den, die jene Glanzleistung ermöglichen, daß man einormbares Material, das nicht »stehen bleibt«, währendeiner nennenswerten Zeit im Gleichgewicht hält undgleichzeitig verormt; schließlich muß man das beson-dere Brennmaterial, die Form der Feuerstelle, den Gradder Hitze und die Dauer des Brennens herausfinden,die es est und wasserdicht machen, unter Vermeidungaller Geahren des Zerbrechens, Zersplitterns und Sich- verormens. Dieses Beispiel ließe sich um viele andereergänzen.

All diese Operationen sind viel zu zahlreich und viel zukompliziert, als daß man sie mit dem Zuall erklärenkönnte. Isoliert genommen erbringt jede von ihnennichts, nur ihre ausgedachte, gewollte, gesuchte unddurchexperimentierte Kombination ührt zum Erolg.Sicher spielt auch der Zuall dabei eine Rolle, aber erallein ergibt noch kein Resultat. Ungeähr 2500 Jahre hatdie westliche Welt das Vorhandensein der Elektrizitätgekannt – die zweiellos durch Zuall entdeckt wurde –,

aber dieser Zuall blieb ergebnislos bis zu den gezieltenund von den Hypothesen eines Ampère und eines Fara-day geleiteten Bemühungen. Bei der Erfindung des Bo-

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gens, des Bumerangs oder des Blasrohrs, der Entstehung von Landwirtschaf und Viehzucht hat der Zuall keinegrößere Rolle gespielt als bei der Entdeckung des Peni-cillins – bei der man sie übrigens kennt. Man muß alsosorgältig unterscheiden zwischen der Vermittlung einerechnik von einer Generation zur andren, die dank derBeobachtung und täglichen Übung immer relativ leicht vor sich geht, und der Erfindung oder Verbesserung vonechniken innerhalb jeder Generation. Letztere setzenimmer die gleiche imaginative Potenz und die gleichen verbissenen Anstrengungen einiger Individuen voraus,ganz gleich um welche besondere echnik es jeweilsgeht. Die Gesellschafen, die wir primitiv nennen, habenebenso ihren Pasteur oder Palissy wie die anderen.

Wir werden gleich au die Phänomene Zuall und Wahr-scheinlichkeit stoßen, aber an anderer Stelle in eineranderen Rolle. Wir ziehen sie nicht heran, um uns dieErklärung von Erfindungen leichtzumachen, sondern umeine Erscheinung zu interpretieren, die au einer anderenRealitätsebene liegt: nämlich, daß trotz einer bestimmtenDosis von Phantasie, Erfindungsgeist und schöperischerAnstrengung, von der wir annehmen können, daß siewährend der ganzen Menschheitsgeschichte ungeährkonstant bleibt, diese Kombination nur in bestimm-ten Perioden und an bestimmten Orten zu wichtigen

kulturellen Mutationen ührt. Denn dazu sind die reinpsychologischen Faktoren nicht ausreichend: sie müssenzunächst mit einer ähnlichen Orientierung bei einer ge-

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nügenden Anzahl von Individuen vorhanden sein, damitder Erfinder soort einer Anhängerschaf sicher seinkann. Und diese Bedingung hängt selbst wieder von demZusammentreffen einer ganzen Anzahl anderer Faktorenhistorischer, ökonomischer und soziologischer Art ab.Zur Erklärung der Unterschiede im Verlau der Zivilisa-tionen müßte man also ganze Bündel von Ursachen her-anziehen, die so komplex und verschiedenartig sind, daßsie unerkennbar wären, sowohl aus praktischen als auchsogar aus theoretischen Gründen, wie zum Beispiel dasbei allen Beobachtungstechniken unvermeidliche Au-treten von Störungen. Um ein Knäuel von so zahlreichenund dünnen Fäden entwirren zu können, müßte mannämlich die betrachtete Gesellschaf (und die sie umge-bende Welt) einer jeden Augenblick berücksichtigendenethnographischen Globalstudie unterziehen. Abgesehen von dem riesigen Umang eines solchen Unternehmenssind die Ethnographen, die immerhin in einer unendlich viel kleineren Größenordnung arbeiten, bekanntlich ofin ihren Beobachtungen durch die subtilen Verände-rungen behindert, die schon durch ihre Anwesenheitin der Gruppe hervorgeruen werden, die Gegenstandihrer Untersuchung ist. Auch die Meinungsumragen inden modernen Gesellschafen, die eines der wirksam-sten Sondierungsmittel sind, modifizieren ja eben dieseMeinung allein durch ihre Anwendung, weil diese den

Faktor einer Selbstreflexion in die Öffentlichkeit einührt,der bis dahin ehlte.

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Dieser atbestand rechtertigt die Einührung des Wahr-scheinlichkeitsbegriffs in die Sozialwissenschafen, mitdem in einigen Zweigen der Physik, wie der Termody-namik, schon lange gearbeitet wird. Wir kommen nochdarau zurück. Im Augenblick müssen wir uns nur inErinnerung ruen, daß die Komplexität der modernenEntdeckungen nicht von einer größeren Häufigkeit odereiner besseren Nutzbarmachung der Genialität bei unse-ren Zeitgenossen herrührt. Ganz im Gegenteil, denn wirhaben ja erkannt, daß im Lau der Jahrhunderte jede Ge-neration, um Fortschritte zu machen, dem von rüherenGenerationen vererbten Kapital nur eine ständige Anlagehinzuzuügen brauchte. Jenen rüheren Generationenschulden wir neun Zehntel unseres Reichtums und sogarnoch mehr, wenn man einmal spaßeshalber das Datumdes Aufretens der wichtigsten Entdeckungen au dasannähernde Datum des Beginns der Zivilisation be-zieht. Man wird dann eststellen, daß die Landwirtschafim Laue einer jüngeren Phase entstanden ist, die 2 dieser Dauer entspräche; das Aufreten der Metallurgieentspräche 0,7, des Alphabets 0,35 , der GalileischenPhysik 0,035 und des Darwinismus 0,009 *. Dieganze wissenschafliche und industrielle Revolution desWestens entspricht etwa einem halben ausendstel desGesamtlebens der Menschheit. Man sollte also vorsichtigsein mit der Behauptung, daß sie ihre Bedeutung total

 verändern werde.

* Leslie A. White, Te sciene o culture, New York 1949

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Ebenso steht est – und das ist die endgültige Formulie-rung, die wir unserem Problem glauben geben zu können–, daß hinsichtlich der technischen Erfindungen (undder wissenschaflichen Reflexion, die sie ermöglicht) diewestliche Zivilisation sich als kumulativer erwiesen hatals die anderen, daß sie dem gemeinsamen neolithischenAnangskapital Verbesserungen hat hinzuügen können(alphabetische Schrif, Arithmetik und Geometrie), vondenen sie einige übrigens rasch vergessen hat, daß sie abernach einer Stagnation von etwa 2000 oder 2500 Jahren(ungeähr vom 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnungbis zum 18. Jahrhundert) sich plötzlich als der Brenn-punkt einer industriellen Revolution herausgestellt hat,die an Umang, Universalität und Folgenschwere nur inder neolithischen Revolution ein Äquivalent hat.

Zweimal in ihrer Geschichte und in einem Abstand vonungeähr 10 000 Jahren hat die Menschheit also eineMenge von Erfindungen, die in die gleiche Richtunggingen, akkumulieren können, und sowohl diese Anzahlals auch diese Kontinuität haben sich in einer Zeitspan-ne konzentriert, die kurz genug war ür das Zustande-kommen hochgradiger technischer Synthesen. DieseSynthesen haben signifikante Veränderungen in denBeziehungen des Menschen zur Natur hervorgeruen undihrerseits weitere Veränderungen möglich gemacht. Die

Vorstellung von einer durch Katalysatoren ausgelöstenKettenreaktion kann diesen Prozeß illustrieren, der sichbis jetzt zweimal, und nur zweimal, in der Geschichte der

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Menschheit abgespielt hat. Wie hat sich das abgespielt?Zunächst dar man nicht vergessen, daß woandersund zu anderen Zeitpunkten, aber in verschiedenenBereichen der menschlichen ätigkeit, sich andereRevolutionen haben abspielen können, die die glei-chen kumulativen Merkmale hatten. Wir haben obendargelegt, warum unsere eigne industrielle Revolutionund die neolithische Revolution (die jener zeitlich vorausgegangen, aber von den gleichen Bestrebungengekennzeichnet ist) die einzigen sind, die uns als solcheerscheinen, weil wir sie mit unserem Bezugssystemerassen können. Alle anderen Veränderungen, die sichmit Sicherheit vollzogen haben, sind ür uns nur rag-mentarisch oder völlig verzerrt erkennbar. Sie habenür den modernen westlichen Menschen keinen Sinn

(jedenalls nicht ihren vollen Sinn); sie können ür ihnsogar so gut wie nicht existent sein. Zweitens sollte ihndas Beispiel der neolithischen Revolution (der einzigen,die sich der moderne westliche Mensch einigerma-ßen vorstellen kann) zu etwas mehr Bescheidenheit veranlassen, was den Vorrang angeht, den er ür einebestimmte Rasse, ein bestimmtes Gebiet oder Land inAnspruch zu nehmen versucht sein könnte. Die indu-strielle Revolution ging von Westeuropa aus, griff dannau die Vereinigten Staaten und schließlich au Japanüber; seit 1917 beschleunigt sie sich in der Sowjetunion,

morgen wird sie sicher woanders aufreten; von einerJahrhunderthälfe zur anderen strahlt sie mit mehr oderweniger großer Stärke von ihren verschiedenen Zentren

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aus. Was bedeuten angesichts der Jahrtausende jeneFragen der Priorität, au die wir so stolz sind?

Innerhalb von etwa 1000 oder 2000 Jahren wurdegleichzeitig die neolithische Revolution im ägäischenBecken, in Ägypten, im Vorderen Orient, im Industalund in China ausgelöst; und seit der Anwendung desRadiokarbon-ests bei der Bestimmung archäologischerPerioden können wir vermuten, daß das amerikanischeNeolithikum viel älter ist, als man rüher annahm, undnicht viel später begonnen hat als in der Alten Welt. Esist wahrscheinlich, daß drei oder vier kleine äler beidiesem Wettstreit eine Priorität von einigen Jahrhunder-ten in Anspruch nehmen können. Was wissen wir heuteschon davon? Dagegen ist gewiß, daß die Prioritätsragekeine Bedeutung hat, eben weil die Gleichzeitigkeit der-selben technischen Umwälzungen (geolgt von soziaIenUmwäIzungen) in so riesigen erritorien und so weitauseinanderliegenden Gebieten beweist, daß sie nicht vom Genie einer Rasse oder Kultur abhingen, sondern von Bedingungen, die so allgemein sind, daß sie außer-halb des Bewußtseins der Menschen liegen. Wir könnendaher sicher sein, daß die industrielle Revolution, wennsie nicht zuerst in West- und Nordeuropa augetretenwäre, sich eines ages an einem anderen Punkt der Erdeabgespielt hätte. Und wenn sie sich, was wahrscheinlich

ist, au die gesamte bewohnte Erde ausdehnen sollte, sowird jede Kultur soviel spezielle Beiträge dazu lieern,daß der Historiker der zukünfigen Jahrtausende die

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Frage, wer die Priorität von ein oder zwei Jahrhundertenür sich in Anspruch nehmen kann, zu Recht als müßigansehen wird.

Nachdem das geklärt ist, müssen wir eine neue Ein-schränkung, wenn nicht der Gültigkeit, so doch derwissenschaflichen Strenge der Unterscheidung zwischenstationärer und kumulativer Geschichte machen. DieseUnterscheidung ist nicht nur, wie wir oben ausgeührthaben, von unseren Interessen abhängig, sondern siekann niemals ganz klar sein. Was die technischen Er-findungen angeht, so ist sicher, daß keine Periode, keineKultur absolut stationär ist. Alle Völker besitzen und  verändern, verbessern oder vergessen echniken, diekomplex genug sind, um ihnen eine Beherrschung ih-rer Umwelt zu ermöglichen. Andernalls wären sie seitlangem untergegangen. Es besteht also nicht so sehr einUnterschied zwischen kumulativer und nicht-kumula-tiver Geschichte; jede Geschichte ist kumulativ, nur mitGradunterschieden. Die alten Chinesen und die Eskimos,zum Beispiel, waren in der Mechanik schon sehr weit,und beinahe wären sie zu dem Punkt gelangt, wo eine»Kettenreaktion« den Übergang von einer Zivilisationzur anderen hervorruf. Oder denken wir an das Beispieldes Schießpulvers: die Chinesen hatten technisch schonalle diesbezüglichen Probleme gelöst außer dem seiner

Einsetzung ür massive Resultate. Von den alten Mexika-nern behauptet man of, daß sie das Rad nicht kannten;das ist nicht wahr, denn sie stellten iere au Rollen ür

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Kinder her; bis zum Wagen bedurfe es nur noch einesweiteren Schrittes.

Das Problem der (ür jedes Bezugssystem) relativenSeltenheit »kumulativerer« gegenüber »weniger kumu-lativen« Kulturen reduziert sich also au ein bekanntesProblem der Wahrscheinlichkeitsrechnung: nämlichdie Bestimmung der relativen Wahrscheinlichkeit einerkomplizierten Kombination gegenüber anderen gleich-artigen, aber weniger komplizierten Kombinationen.Beim Roulettespiel, zum Beispiel, kommt eine Folge von zwei aueinanderolgenden Zahlen ziemlich häufig vor (7 und 8, 12 und 13, 30 und 31); eine Folge von dreiaueinanderolgenden Zahlen ist schon selten und eine von vier noch seltener. Und nur einmal bei einer äußersthohen Anzahl von Spielen entsteht vielleicht eine Reihe von sechs, sieben oder acht aueinanderolgenden Zahlen.Wenn wir unsere Aumerksamkeit ausschließlich au lange Reihen konzentrieren (zum Beispiel, wenn wir au Reihen von ün aueinanderolgenden Zahlen setzen),dann erscheinen uns die kürzeren Reihen als ungeordnet.Dabei vergessen wir, daß sie sich von unsren Reihen nurdurch den Wert eines Ausschnitts unterscheiden und voneinem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet vielleichteine ebenso große Regelmäßigkeit enthalten. Gehen wirin unserem Vergleich noch weiter. Ein Spieler, der alle

seine Gewinne au immer längere Reihen übertrüge,könnte nach ausenden oder Millionen von Spielen dieHoffnung verlieren, jemals eine Reihe von neun auein-

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anderolgenden Zahlen zu sehen, und zu dem Schlußkommen, daß es besser gewesen wäre, rüher auzuhören.Dennoch kann ein anderer Spieler, der nach der gleichenRegel, aber au Reihen anderer Art setzt (zum Beispieleinen bestimmten Wechsel von Rot und Schwarz odergerade und ungerade), ebendort signifikante Kombina-tionen erkennen, wo der erste Spieler nur Unordnungwahrnimmt. Die Menschheit entwickelt sich nicht in ei-ner Richtung. Und wenn sie au einer bestimmten Ebenestationär oder gar regressiv zu sein scheint, so bedeutetdas nicht, daß sie von einem andren Gesichtspunkt ausnicht der Ausgangspunkt wichtiger Veränderungen ist.

David Hume hat sich einmal damit beschätigt, einScheinproblem auzuheben, das sich viele Menschenstellen, nämlich warum nicht alle Frauen hübsch sind,sondern nur eine kleine Minderheit. Er konnte mühelosnachweisen, daß diese Frage keinen Sinn hat. Wenn alleFrauen wenigstens so hübsch wie die schönste wären,würden wir sie banal finden und würden unsere Wert-schätzung der kleinen Minderheit vorbehalten, die vomgemeinsamen Modell abwiche. Ebenso ist es, wenn wiran einem bestimmten Fortschrittstyp interessiert sind,weil wir auch dann nur den Kulturen ein Verdienstzuerkennen, die diesen Fortschritt im höchsten Maße verwirklichen, und den anderen gegenüber gleichgültig

bleiben. Fortschritt ist also niemals etwas anderes als einmaximales Fortschreiten in einer von den Vorlieben eines jeden vorausbestimmten Richtung.

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 9. Das Zusammenwirken der Kulturen

Wir müssen schließlich unser Problem unter einemletzten Gesichtspunkt betrachten. Ein Spieler wie der, von dem in den vorigen Abschnitten die Rede gewesenist, der immer nur au die längsten Reihen setzte (welcheer sich auch immer denkt), liee große Geahr, sich zuruinieren. Das gilt jedoch nicht ür eine Koalition vonSpielern, die au die an absolutem Wert gleichen Reihensetzten, aber an mehreren Roulettetischen, und sich dasPrivileg vorbehielten, die ür die Kombinationen eines  jeden günstigen Ergebnisse zusammenzulegen. Wennich zum Beispiel allein mit 21 und 22 gewonnen habeund nun zur Fortsetzung meiner Reihe die 23 brauche, sobesteht eindeutig eine größere Chance, daß sie bei zehnischen erscheint als bei einem einzigen.

Diese Situation ähnelt der der Kulturen, denen es ge-lungen ist, die kumulativsten Geschichtsormen her-  vorzubringen. Diese extremen Formen sind nie dasResultat isolierter Kulturen gewesen, sondern immer dieSache von Kulturen, die willentlich oder unwillentlichihre verschiedenen Spiele miteinander kombiniert unddurch verschiedene Mittel (Wanderungen, Übernahmen,Handelsbeziehungen, Kriege) jene Koalitionen hervorge-

bracht haben, deren Modell wir uns gerade vorzustellen versuchten. Genau an diesem Punkt wird die Absurditätgreiar, die darin besteht, eine Kultur als der anderen

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überlegen zu erklären. Denn insoern eine Kultur alleinist, kann sie niemals »überlegen« sein. Wie dem isolier-ten Spieler werden ihr immer nur kurze Reihen einigerBestandteile gelingen, und die Wahrscheinlichkeit, daßsie in ihrer Geschichte eine lange Reihe »gewinnt«, ist(ohne theoretisch ausgeschlossen zu sein) so gering,daß eine unendlich viel längere Zeit nötig wäre, als diegesamte Entwicklung der Menschheit dauert, damit manhoffen könnte, daß sich eine solche Chance ergibt. Aber– wir haben es oben gesagt – keine Kultur ist allein; jedeKultur tritt immer in Koalition mit anderen Kulturenau, und nur das ermöglicht ihr kumulative Reihen. DieWahrscheinlichkeit ür das Aufreten einer langen Reihehängt natürlich von Reichweite, Dauer und Variabilitätdes Koalitionssystems ab. Daraus ergeben sich weitereFolgerungen.

Im Laue dieser Untersuchung haben wir uns mehrachgeragt, wie es kommt, daß die Menschheit während neunZehntel ihrer Geschichte stationär geblieben ist, ja mehrnoch, daß die ersten Zivilisationen 200 000 bis 500 000Jahre alt sind und sich die Lebensbedingungen erst imLaue der letzten 10 000 Jahre verändern. Wenn unsereAnalyse stimmt, so kann der Grund daür nicht sein, daßder paläolithische Mensch weniger intelligent, wenigerbegabt war als sein neolithischer Nachahre, sondern

ganz einach, daß in der Menschheitsgeschichte eineKombination vom Grad n eine Zeitdauer t gebraucht hat,bis sie entstand; sie hätte auch sehr viel rüher oder sehr

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  viel später zustande kommen können. Diese atsachehat ebensowenig Bedeutung wie die Anzahl der Spiele,die ein Spieler abwarten muß, bis sich eine bestimmteKombination ergibt: Diese Kombination wird beimersten Schlag, beim tausendsten, beim millionsten odergar nicht entstehen können. Aber während dieser ganzenZeit hört die Menschheit, wie der Spieler, nicht au zuspekulieren. Ohne es immer zu wollen und ohne sichdessen genau bewußt zu sein, »stürzt sie sich in kulturelleGeschäfe«, in »zivilisatorische Spekulationen«, die alle von unterschiedlichem Erolg gekrönt sind. Manchmalsteht sie kurz vor dem Erolg, manchmal verspielt sierühere Gewinne wieder. Die großen Vereinachungen,die durch unsere Unkenntnis der meisten Aspekte derprähistorischen Gesellschafen möglich sind, können  jenen unsicheren und verzweigten Weg illustrieren,denn nichts ist rappierender als jene Rückälle, die von der Höhe des Levalloisien zur Mittelmäßigkeit desMousterien, vom Glanz des Aurignacien und Solutréenzur Roheit des Magdalenien und schließlich zu denextremen Kontrasten der verschiedenen Aspekte desMesolithikums ühren.

Was ür die Zeit gilt, gilt auch ür den Raum, es muß nuranders ausgedrückt werden. Die Chance einer Kultur, jenes komplexe Ensemble von Erfindungen aller Art zu

totalisieren, das wir eine Zivilisation nennen, ist Funktionder Anzahl und der Verschiedenheit der Kulturen, mitdenen sie — of unwillentlich — daran arbeitet, eine ge-

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meinsame Strategie zu entwickeln. Anzahl und Verschie-denheit, sagen wir. Ein Vergleich zwischen der Alten Weltund der Neuen Welt am Vorabend der Entdeckungenkann diese doppelte Notwendigkeit gut illustrieren.

Europa war zu Beginn der Renaissance der reff- undFusionspunkt der verschiedensten Einflüsse: griechische,römische, germanische und angelsächsische raditionen,arabischer und chinesischer Einfluß. Das präkolumbia-nische Amerika hatte rein quantitativ nicht weniger kul-turelle Kontakte, weil ja die amerikanischen Kulturen inBeziehung zueinander standen und die beiden Amerikazusammen eine weiträumige Hemisphäre bilden. Wäh-rend aber die Kulturen, die sich au dem europäischenBoden gegenseitig beruchten, das Produkt einer Zehn-tausende von Jahren alten Differenzierung sind, habendie Kulturen Amerikas, dessen Bevölkerung neuerenDatums ist, weniger Zeit gehabt, zu divergieren; sie bietenein relativ homogeneres Bild. Obwohl man nicht sagenkann, das kulturelle Niveau von Mexiko oder Peru sei imMoment der Entdeckung niedriger gewesen als das Euro-pas (wir haben gesehen, daß es ihm in mancher Hinsichtsogar überlegen war), waren die verschiedenen Aspekteder Kultur bei ihm vielleicht weniger gut miteinander verflochten. Neben erstaunlichen Errungenschafen sinddie präkolumbianischen Zivilisationen voll von Lücken,

sie haben sozusagen »Löcher«. Sie weisen außerdem dasPhänomen des Nebeneinanders noch unentwickelter undbereits augegebener Formen au, das übrigens weniger

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widersprüchlich ist als es scheint. Ihre wenig flexibleund nur schwach differenzierte Organisation erklärtwahrscheinlich ihren Zusammenbruch gegenüber einerHandvoll Eroberer. Und der tieere Grund daür kanndarin gesehen werden, daß die kulturelle »Koalition« inAmerika Partnerverband, die sich weniger voneinanderunterschieden als die der Alten Welt.

Es gibt also keine kumulative Gesellschaf an und ürsich. Eine kumulative Geschichte ist keine Eigenschafbestimmter Rassen oder Kulturen, die sich durch sie von anderen unterscheiden. Sie resultiert eher aus ihremVerhalten als aus ihrer Natur. In ihr maniestiert sich einebestimmte Existenzweise der Kulturen, die nichts ande-res ist als ihre Art des Zusammenspiels. Daher kann mansagen, die kumulative Geschichte ist die Geschichtsorm,die ür jene sozialen Superorganismen kennzeichnendist, die die Gesellschafsgruppen darstellen, während diestationäre Geschichte – vorausgesetzt, daß sie wirklichexistiert – das Kennzeichen jener niederen Lebensweiseder isolierten Gesellschafen ist.

Das einzige Verhängnis, der einzige Makel, der eine Men-schengruppe treffen und an der vollen Entaltung ihrerNatur hindern kann, ist, isoliert zu sein.

Au diese Weise wird deutlich, wie ungeschickt undunberiedigend jene Versuche sind, mit denen mansich im allgemeinen zuriedengibt, um den Beitrag

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der Menschenrassen und -kulturen zur Zivilisation zukennzeichnen. Man zählt Wesenszüge au, man tüfelt anUrsprungsragen herum, man unterscheidet Prioritäten.So gut gemeint die Absicht solcher Bemühungen auchsein mag, so sind sie doch müßig, weil sie ihr Ziel drei-ach verehlen. Erstens ist das Verdienst einer Erfindung,das man der einen oder der anderen Kultur zuerkennt,nie sicher. Ein Jahrhundert lang hat man est geglaubt,der Mais sei durch Kreuzung wilder Arten von den In-dianern geschaffen worden, und auch heute hält manprovisorisch an dieser Annahme est, aber nicht ohnewachsende Zweiel, denn es kann sein, daß der Mais (manweiß zwar nicht, wann und wie) von Südostasien nachAmerika gekommen ist.

Zweitens können kulturelle Beiträge immer in zwei Grup-pen eingeteilt werden. Au der einen Seite haben wir We-senszüge, isolierte Errungenschafen, deren Wichtigkeitleicht zu ermessen und begrenzt ist. Daß der abak ausAmerika gekommen ist, ist eine atsache, aber schließlichund trotz des ganzen zu diesem Zweck von den interna-tionalen Institutionen entalteten guten Willens, könnenwir nicht jedesmal, wenn wir eine Zigarette rauchen, vorDankbarkeit gegenüber den Indianern dahinschmelzen.Der abak ist ein köstlicher Beitrag zur Lebenskunst,so wie andere nützlich sind (zum Beispiel der Kau-

tschuk); wir verdanken ihnen zusätzliche Genüsse undErleichterungen, aber wenn es sie nicht gäbe, wären dieGrundesten unserer Zivilisation nicht erschüttert; und

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bei dringendem Bedürnis hätten wir sie auch erfindenoder etwas andres an ihre Stelle setzen können.

Das äußerste Gegenteil davon (natürlich gibt es eineganze Reihe von Zwischenormen) sind die Beiträge,die einen systematischen Charakter haben, das heißtder besonderen Art entsprechen, in der eine Gesellschafdie gesamten menschlichen Bestrebungen artikuliertund beriedigt. Die unverwechselbare Originalität undNatur dieser Lebensstile oder  patterns, wie die Angel-sachsen sagen, sind unleugbar, aber da sie ebenso vieleausschließende Entscheidungen darstellen, wäre einemkaum verständlich, wie eine Zivilisation vom Lebensstileiner anderen profitieren kann, ohne sich selbst au-zugeben. atsächlich können die Kompromißversuchenur au zwei Resultate hinauslauen: entweder au eineDesorganisation und Auflösung des  pattern einer derGruppen oder au eine originale Synthese, die dann aberim Aufauchen eines dritten  pattern besteht, das nichtmehr au die beiden anderen zurückgeührt werden kann.Es geht übrigens gar nicht einmal darum, ob eine Gesell-schaf vom Lebensstil der benachbarten Gesellschafenprofitieren kann, sondern ob und wieweit es ihr gelingt,sie zu verstehen oder auch nur kennenzulernen. Wir ha-ben gesehen, daß sich au diese Frage keine kategorischeAntwort geben läßt.

Drittens, es gibt keinen Beitrag, von dem nicht jemandprofitiert. Wenn es nun aber konkrete Kulturen gibt, die

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sich in Zeit und Raum situieren lassen und von denenman sagen kann, daß sie etwas »beigetragen« haben undes auch weiterhin tun, was ist dann jene »Weltzivilisation«,die von allen diesen Beiträgen profitiert haben soll? Es istkeine von allen anderen unterschiedene Zivilisation, dieden gleichen Realitätskoeffi zienten auweist. Wenn wir von Weltzivilisation sprechen, so bezeichnen wir damitnicht eine Epoche oder Menschengruppe: wir verwendeneinen abstrakten Begriff, dem wir einen entweder morali-schen oder logischen Wert beimessen: einen moralischenWert, wenn wir den vorhandenen Gesellschafen damitein Ziel weisen, einen logischen Wert, wenn wir diedurch Analyse erkennbaren gemeinsamen Elemente der verschiedenen Kulturen mit einer Vokabel bezeichnenwollen. In beiden Fällen muß man sich darüber im klarensein, daß der Begriff »Weltzivilisation« sehr dürfig undschematisch ist und daß sein intellektueller und affektiverInhalt keine große Dichte auweist. Kulturelle Beiträgeabschätzen wollen, die eine tausendjährige Geschichtehaben und mit dem ganzen Gewicht der Gedanken, Lei-den, Begierden und Mühen der Menschen belastet sind,die sie hervorbrachten, indem man sie ausschließlichüber den Leisten einer Weltzivilisation schlüge, die sicherst gerade als Hohlorm abzeichnet – das hieße dieseBeiträge verarmen, sie ihrer Substanz berauben und nurein fleischloses Gerippe zurücklassen.

Wir haben vielmehr zeigen wollen, daß der wirklicheBeitrag der Kulturen nicht in der Liste ihrer besonderen

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Erfindungen besteht, sondern in dem ›differentiellenAbstand‹ [écart différentiel], den sie voneinander haben.Das Geühl der Dankbarkeit und Bescheidenheit, das jedes Mitglied einer jeden Kultur gegenüber allen ande-ren empfinden kann und muß, kann sich nur au eineeinzige Überzeugung gründen: daß die anderen Kultu-ren sich von seiner eigenen au die verschiedenste Artunterscheiden, und das sogar dann, wenn die eigentlicheNatur dieser Unterschiede ihm entgeht oder es ihm trotzall seiner Bemühungen nur unvollständig gelingt, in sieeinzudringen.

Andererseits haben wir den Begriff »Weltzivilisation« alseine Art Grenzbegriff angesehen oder als eine verkürzteBezeichnung eines komplexen Prozesses. Denn wennunsere Beweisührung stimmt, dann gibt es keine undkann es auch keine Weltzivilisation in dem absolutenSinn geben, den dieser Ausdruck of hat, weil Zivilisationeine Koexistenz von Kulturen einschließt, die ein Ma-ximum von Verschiedenheit untereinander auweisen, ja weil Zivilisation gerade in einer solchen Koexistenzbesteht. Die Weltzivilisation kann nichts andres sein alsdie weltweite Koalition von Kulturen, von denen jedeihre Originalität bewahrt.

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10. Der doppelte Sinn des Fortschritts

Stehen wir nun nicht vor einem doppelten Paradox?Wenn wir die Begriffe in dem Sinne verstehen, den wirihnen gegeben haben, so wissen wir, daß jeder kulturelleFortschritt Funktion einer Koalition zwischen den Kul-turen ist. Diese Koalition besteht in der (bewußten oderunbewußten, willentlichen oder unwillentlichen, beab-sichtigten oder zuälligen, gesuchten oder erzwungenen)Zusammenlegung der Chancen, die jede Kultur in ihrerhistorischen Entwicklung hat; schließlich haben wir ge-sehen, daß eine solche Koalition um so ruchtbarer war, je unterschiedlicher die Kulturen waren, zwischen denensie zustande kam. Danach haben wir es also offenbar mitwidersprüchlichen Bedingungen zu tun. Denn diesesZusammenspiel, aus dem jeder Fortschritt resultiert, wirdzwangsläufig über kurz oder lang zu einer Homogeni-

sierung dessen ühren, was jeder Spieler einbringt. Undwenn die Unterschiedlichkeit eine Anangsbedingungist, so werden andrerseits die Gewinnchancen um soschwächer, je länger die Partie ortgesetzt wird. Gegendiese unvermeidliche Folge gibt es, so scheint mir, nurzwei Mittel. Das eine besteht darin, daß jeder Spieler inseinem Spiel ›differentielle Abstände‹ [écarts différen-

tiels] provoziert; das ist durchaus möglich, weil ja jede

Gesellschaf (die nach unserem Modell der »Spieler« ist)aus einer Koalition von verschiedenen Gruppen besteht,konessionellen, ökonomischen und Berusgruppen,

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und der gesellschafliche Einsatz sich aus den Einsätzenaller dieser Mitglieder zusammensetzt. Die sozialen Un-gleichheiten sind das auffälligste Beispiel dieser Lösung.Die beiden großen Revolutionen, die wir zur Illustrationherangezogen haben, die neolithische und die industrielleRevolution, waren nicht nur von einer Differenzierungdes Sozialkörpers begleitet, wie Spencer richtig gesehenhat, sondern auch von der Einührung differentiellerStatus zwischen den einzelnen Gruppen, vor allem inökonomischer Hinsicht. Man hat seit langem estgestellt,daß die neolithischen Entdeckungen rasch zu einer sozi-alen Differenzierung geührt hatten mit der Entstehungder großen Stadtkonzentrationen und der Herausbildungder Staaten, Kasten und Klassen im alten Orient. Dasgleiche gilt ür die industrielle Revolution, die durchdas Aufauchen eines Proletariats bedingt war und neue,intensivere Ausbeutungsormen der menschlichen Arbeithervorbrachte. Bisher neigte man dazu, diese sozialenVeränderungen als Folge der technischen Veränderungenanzusehen und in einem Ursache-Wirkung-Verhältnisaueinander zu beziehen. Wenn unsere Interpretationzutri , so muß die Vorstellung einer Kausalitätsbezie-hung (mit der dementsprechenden zeitlichen Auein-anderolge) augegeben werden – wozu die modernenWissenschafen ja ganz allgemein neigen – zugunstendes Begriffs einer unktionalen Korrelation zwischen

den beiden Phänomenen. Nebenbei bemerkt mag unsdie Anerkennung der atsache, daß der technische Fort-schritt die Entwicklung der Ausbeutung des Menschen

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durch den Menschen zum historischen Korrelat hatte, zueiner gewissen Zurückhaltung bei den Bekundungen desStolzes veranlassen, den das erste der genannten beidenPhänomene so gern bei uns hervorruf.

Das zweite Mittel ist weitgehend vom ersten bedingt: Esbesteht darin, au reiwilliger Basis oder mit Gewalt neue,diesmal äußere Partner in die Koalition hineinzubringen,deren »Einsätze« sich stark von denen unterscheiden, dieden ursprünglichen Bund kennzeichnen. Auch diese Lö-sung ist versucht worden, und wenn sich mit dem Begriff Kapitalismus im großen und ganzen die erste Lösungbezeichnen läßt, so läßt sich die zweite Lösung mit denBegriffen Imperialismus oder Kolonialismus illustrieren.Die koloniale Expansion des 19. Jahrhunderts hat es demindustriellen Europa in großem Maße ermöglicht (unddas gewiß nicht nur zu seinen eignen Gunsten), eineSpannkraf zu erneuern, die ohne Einührung der ko-lonisierten Völker in den Krafstrom viel schneller hätteerlahmen können.

Man sieht also, daß in beiden Fällen das Mittel darinbesteht, die Koalition zu erweitern, entweder durch in-nere Differenzierung oder durch die Aunahme neuerPartner; letztlich gilt es immer, die Zahl der Spieler zuerhöhen, das heißt die Komplexität und Unterschied-

lichkeit der Anangssituation wiederherzustellen. Mansieht aber auch, daß solche Lösungen den Prozeß nur vorläufig verlangsamen können. Ausbeutung kann es nur

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innerhalb einer Koalition geben: zwischen zwei Gruppen,einer herrschenden und einer beherrschten, bestehenKontakte und bildet sich ein Austausch. rotz der Ein-seitigkeit der Beziehung, die sie scheinbar miteinander verbindet, müssen auch sie bewußt oder unbewußt ihreEinsätze zusammenlegen, und ortschreitend neigenihre Gegensätze dazu, sich allmählich zu verringern. Diesozialen Verbesserungen einerseits und die schrittweiseErreichung der Unabhängigkeit der kolonisierten Völkerandererseits machen uns zu Zeugen dieses Phänomens;und obwohl noch ein langer Weg in diesen beiden Rich-tungen zurückzulegen ist, wissen wir schon heute, daßdie Dinge sich unweigerlich in dieser Weise weiterent-wickeln werden. Vielleicht muß man ja das Aufauchenantagonistischer politischer und sozialer Systeme als einedritte Lösung interpretieren; man kann sich vorstellen,daß durch eine Differenzierung, die sich jedesmal au einer anderen Ebene wiederholt, in veränderlichen unddie Menschen immer wieder überraschenden Formen,dieser Zustand eines Ungleichgewichts erhalten werdenkann, von dem das biologische und kulturelle Überlebender Menschheit abhängt.

Anders als widersprüchlich kann man sich jedenallsschwer einen Prozeß vorstellen, der sich au olgendeWeise definieren läßt: Um Fortschritte machen zu kön-

nen, müssen die Menschen zusammenarbeiten; im Lauedieser Zusammenarbeit stellen sie est, daß die Beiträge,deren ursprüngliche Unterschiedlichkeit gerade das war,

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was ihre Zusammenarbeit ruchtbar und notwendigmachte, sich einander schrittweise angleichen.

Aber selbst wenn dieser Widerspruch unauebbar ist,so ist es die heilige Pflicht der Menschheit, seine beidenPole gleichermaßen im Sinn zu behalten, niemals deneinen ausschließlich zugunsten des anderen aus denAugen zu verlieren, sich einerseits vor einem blindenPartikularismus zu hüten, der dazu neigt, das Privileg desMenschseins nur einer Rasse, Kultur oder Gesellschaf vorzubehalten, aber andrerseits auch niemals zu verges-sen, daß keine Fraktion der Menschheit au die Gesamt-heit anwendbare Formeln hat und daß eine Menschheit,die in einer Art Einheitsleben auginge, undenkbar ist,weil sie dann eine verknöcherte Menschheit wäre.

In dieser Hinsicht haben die internationalen Institutioneneine immense Augabe vor sich und tragen eine schwereVerantwortung. Beides ist komplexer, als man denkt.Denn die Mission der internationalen Institutionen isteine doppelte; sie besteht au der einen Seite im Beseiti-gen und au der anderen Seite im Erwecken. Sie müssenzunächst der Menschheit helen und dazu beitragen, daßdie toten Unterschiede, die wertlosen Rückstände vonArten der Zusammenarbeit, deren Vorhandensein imZustand veraulter Rudimente eine ständige Inektions-geahr ür den internationalen Körper darstellt, so wenig

schmerzhaf und geährlich wie möglich absterben. Siemüssen beschneiden, notalls amputieren und das Ent-stehen anderer Anpassungsormen ördern.

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Gleichzeitig müssen sie aber leidenschatlich darau achten, daß, wenn diese neuen Arten den gleichen unk-tionalen Wert wie die vorhergehenden besitzen sollen, siediese nicht reproduzieren düren oder nach dem gleichenModell konzipieren können, ohne daß sie zu immer kraf-loseren und schließlich ohnmächtigen Lösungen werden.Sie müssen vielmehr wissen, daß die Menschheit reich anunvorhergesehenen Möglichkeiten ist, von denen jede beiihrem Aufreten die Menschen immer verblüffen wird;daß sich der Fortschritt nicht nach dem bequemen Bild  jener »verstärkten Ähnlichkeit« vollzieht, mit dem wiruns in unserer rägheit zur Ruhe setzen wollen, sonderndaß er voller Überraschungen, Brüche und Skandale ist.Die Menschheit hat es ständig mit zwei einander wider-sprechenden Prozessen zu tun, von denen der eine zurVereinheitlichung strebt und der andere zur Erhaltungoder Wiederherstellung der Differenzierung. Die Stellung jeder Epoche oder jeder Kultur im System, die Orientie-rung, nach der sie sich in es einügt, sind so beschaffen,daß nur einer der beiden Prozesse ihr sinnvoll erscheint,während der andere als Negation des ersten augeaßtwird. Aber zu sagen – wozu man geneigt sein könnte-,daß die Menschheit sich zur gleichen Zeit, in der sie sichscha , zerstört, zeugt ebenalls von einer unvollständi-gen Sicht der Dinge. Es handelt sich vielmehr um zwei verschiedene Arten, sich zu schaffen, die sich au zwei

entgegengesetzten Ebenen und Stuen abspielen.Daß es notwendig ist, in einer von Monotonie undUniormität bedrohten Welt die Verschiedenheit der

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Kulturen zu erhalten, ist gewiß den internationalen In-stitutionen nicht entgangen. Sie begreien auch, daß esdazu nicht genügt, lokale raditionen zu hätscheln und vergangenen Zeiten noch eine Frist zu gewähren. DasFaktum der Verschiedenheit ist zu erhalten, nicht derhistorische Inhalt, den jede Epoche ihm gegeben hat undden keine über sich selbst hinaus verlängern kann. Manmuß also das Gras wachsen hören, verborgene Möglich-keiten ördern, alle Beruungen zu gemeinsamem Leben,die die Geschichte parat hält, erwecken; man muß auchbereit sein, ohne Überraschung, Abscheu und Empörungins Auge zu assen, was alle jene neuen sozialen Aus-drucksormen unweigerlich an Ungewohntem auweisenwerden. oleranz ist keine kontemplative Einstellung,die dem, was war oder ist, mit Nachsicht begegnet. Esist eine dynamische Haltung, die darin besteht, was seinwill, vorauszusehen, zu verstehen und zu ördern. DieVerschiedenheit der menschlichen Kulturen ist hinteruns, um uns und vor uns. Die einzige Forderung, die wirin dieser Hinsicht erheben können (und die ür jedeneinzelnen entsprechende Pflichten scha ), ist, daß siesich in Formen realisiere, von denen jede ein Beitrag zurgrößeren Generosität der anderen sei.

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Bibliographie der Arbeiten

von Claude Lévi-Strauss

A. Bücher

() La vie amiliale et sociale des Indiens Nambikwara-

Paris, Société des Americanistes, () Les structures élémentaires de la parenté Paris Presses

Universitaires de France, . Auflage (Mit einem Vorwort zur . Auflage = ,), Paris-Den Haag, Mouton, Deutsche Übers,des . Kapitels unter dem itel »Natur und Kultur«,in: W. E. Mühlmann und E. W. Müller (Hrsg.),Kulturanthropologie, Köln-Berlin, Kiepenheuer undWitsch,

() Race et histoireParis, Unesco, Paris, Editions Gonthier, Bibliothèque Médiations,. Mit einem Nachwort von Jean Pouillon,»L’œuvre de Claude Lévi-Strauss« Deutsch: Rasse

und Geschichte, übers. von raugott König, Frank-urt, suhrkamp taschenbuch ,

() ristes ropiquesParis, Plon, Deutsch: raurige ropen, übers. von SuzanneHeintz, Köln und Berlin, Kiepenheuer und Witsch, (gekürzt); unver. Neuauflage .

()  Anthropologie structuraleParis, Plon,

Deutsch:Strukturale Anthropologie, übers. von HansNaumann, Frankurt, Suhrkamp, ; suhrkamptaschenbuch ,

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() Le totémisme aujourd’hui

Paris, Presses Universitaires de France, Deutsch: Das Ende des otemismus,übers. von HansNaumann, Frankurt, edition suhrkamp,

() La pensée sauvageParis, Plon, Deutsch: Das Wilde Denken, übers. von Hans Nau-mann, Frankurt, Suhrkamp,

()  Mythologiques I: Le cru et le cuit Paris, Plon, Deutsch: Mythologica I: Das Rohe und das Gekochte,

übers. von Eva Moldenhauer, Frankurt, Suhrkamp,

()  Mythologiques II: Du miel aux cendresParis, Plon,Deutsch:   Mythologica II: Vom Honig zur Asche,

übers. von Eva Moldenhauer, Frankurt, Suhrkamp,

()  Mythologiques III: L’origine des manières de table

Paris, Plon, Deutsch: Mythologica III: Vom Ursprung der isch-

sitten, übers. von Eva Moldenhauer, Frankurt,Suhrkamp,

()  Mythologiques IV: L’homme nuParis, Plon, Deutsch: Mythologica IV: Der nackte Mensch, Frank-urt, Suhrkamp (in Vorbereitung)

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B. Ausätze

() »Contribution à l’étude de l’organisation sociale

desIndiens Bororo«in: Journal de la Société des Américanistes, XXVIII,, Paris, S. -

() »Entre os selvagems civilizados«in: O Estado de São

Paulo

() »Os mais vastos horizontes do mundo«in: Filosofia, Ciências e Letras, I, São Paulo, S. -

() »A civilisaçao chaco-santiguena«

in: Revista do Arquivo Municipal, IV, São Paulo() »La sociologie culturelle et son enseignement«in:

Filosofia, Ciencias e Letras, II, São Paulo() »Poupées Karaja«

in: Boletim de la Sociedade de Etnografia et de Folk-

lore, I, São Paulo() »Indiens du Brésil«

in: Cataloque de l’expédition etc. (Mission Lévi-

Strauss), Paris, Museum National d’Histoire Natu-relle, S. -

() »Fards indiens«in: VVV. Poetry, plastic arts, anthropology, sociology,

 psychology, I, , New York, S. -

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() »Souvenir o Malinovski«in: VW., a.a.O., S.

() »Guerre et commerce chez les Indiens de l’Amé-riquedu Sud«in: Renaissance, revue trimestrielle publiée par l’Ecole

libre des hautes études, I, –, New York, S. -

() »Te Social Use o Kinship erms among Brazilian-Indians«in: American Anthropologist, XLV, , S. -

() »On Dual Organization in South America«in: Ame-

rica Indigena, IV, , Mexico, S. -() »Te Social and Psychological Aspects o Chie-

tainship in a Primitive ribe: Te Nambikwara o Western Mato Grosso«in:ransactions o the New York Academy o Sciences,

series , VII, S. - (= , )() »Reciprocity and Hierarchy«

in: American Anthropologist, XLVI, , S. -() Rezension von Euclides da Cunha, »Rebellion in

theBacklands«in: American Anthropologist, XLVI, S.

() »Te Art o the Northwest Coast«in: Gazette des Beaux-Arts, Période , XXVII,

/, S. -

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() »Le dedoublement de la représentation dans les

artsde l’Asie et de l’Amérique«in: Renaissance, II—III, /, New York, S. -(= AS, S. -; SA, »Die Zweiteilung der Dar-stellung in der Kunst Asiens und Amerikas«, S.-)

() »L’œuvre d’Edward Westermarck«in: Revue de l’Histoire des Religions, CXXIX, und-, S. -

() »L’analyse structurale en linguistique et en anthro-pologie«in: Word. Journal o the Linguistic Circle o New York,

I, , S. -(= AS, S. -; SA, »Die Strukturanalyse in derSprachwissenschaf und in der Anthropologie«, S.-)

() »French Sociology«in: Georges Gurvitch-Wilbert E. Moore (Hrsg.),wentieth Century Sociology, New York, Te Philo-sophical Library, S. - (= , )

() »Te Name o the Nambikwara«

in: American Anthropologist, XLVIII, , S. -

() »La technique du bonheur«in: Esprit (»L’homme américain«), Nr. , S. -

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() »La théorie du pouvoir dans une société primi-

tive« in: Les Doctrines politiques modernes, NewYork,Brentano’s, S. -(= , )

() »Sur certaines similarités morphologiques entreleslangues Chibcha et Nambikwara«in:  Actes du XXVIIieme Congrès International des

 Américanistes, Paris, S. -() »Le serpent au corps rempli de poissons«in: a.a.O.,

S. -(= AS, S. -; SA, »Die Schlange mit dem Körper voller Fische«, S. -)

() »La Sociologie Française«in: Georges Gurvitch – Wilbert E. Moore (Hrsg.), La

Sociologie au XXe siècle, Paris, Presses Universitairesde France, S. - ( = , ; Französ. Übers.)

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() »Les trois humanismes«in: Demain, Nr. , .-. Aug., S.

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() »Les prohibitions du mariage«in:   Annuaire de VE.P.H.E. (Sciences Religieuses),-, S. -

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April, S. -

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vel Observateur, . Januar() Entretiens de Gilles Lapouge avec Claude Lévi-

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() R. Bellour, »Entretiens avec Claude Lévi-Strauss«in:Les Lettres Françaises, Nr. , . Januar, S. (Deut-sche Übers, in: alternative )

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() »Vivre et parler. Un débat entre Francois Jacob,

Roman Jakobson, Claude Lévi-Strauss et PhilippeL’Héritier«in: Les Lettres Françaises, Nr. , . und . Fe-bruar

() Entretiens avec Claude Lévi-Straussin: émoignage Chretien, Nr. , . April

() »Conversazioni con Lévi-Strauss, Foucault, Lacan«

(a cura di P. Caruso), Mailand, Mursia

() ext einer Rundunksendung mit Michel reguer,

Winter in: Catherine Backes-Clement, Claude Lévi-Strauss

ou la structure et le malheur, Paris, Seghers, S. -

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Claude Lévi-Strauss im Suhrkamp Verlag 

Das Ende des otemismus. Aus dem Französischen vonHans Naumann. . edition suhrkamp . S.

Strukturale Anthropologie. Aus dem Französischen vonHans Naumann. . S. Mit Illustrationen. Ln. Lnkasch.

Das wilde Denken. Aus dem Französischen von HansNaumann. . S. Mit Illustrationen. Ln.

Mythologica I. Das Rohe und das Gekochte. Aus dem Fran-zösischen von Eva Moldenhauer. . S. Ln,

Mythologica II. Vom Honig zur Asche. Aus dem Franzö-sischen von Eva Moldenhauer. . S. Ln.

Strukturale Anthropologie. Aus dem Französischen vonHans Naumann. . Mit Illustrationen, suhrkamptaschenbuch . S.

erscheintMythologica III. Vom Ursprung der ischsitten. Aus dem

Französischen von Eva Moldenhauer. Ln.

erscheintMythologica IV. Der nackte MenschOrte des wilden Denkens. Zur Anthropologie von Claude

Lévi-Strauss. Herausgegeben von Wol Lepeniesund Hans Henning Ritter. . Teorie – Diskus-

sion. S.Das Problem der Ungleichheit der Rassen kann nichtdadurch gelöst werden, daß man ihre Existenz

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 verneint, wenn man sich nicht gleichzeitig mit demder Ungleichheit oder Verschiedenheit der Kulturenbeschäfigt, die in der öffentlichen Meinung, wennauch nicht theoretisch, so doch praktisch, eng mit jener zusammenhängt.


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