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Leseprobe Wolf Kuhlmey - Zorn

Date post: 05-Dec-2014
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---- Leseprobe XXL - viel Spaß! --- http://romanverlag.com/zorn-ebook Zornig, Zorniger, ZORN! Die Kindheits- und Jugenderlebnisse des Protagonisten in diesem Roman haben großen Zorn in ihm heranwachsen lassen. Zorn, der ihn nun mit aller Gewalt dazu drängt, an Macht zu gelangen. So stark, dass es zu seinem Lebensinhalt wird. Nach Deutschland kommt die Welt? Brunk, der Mann, dem es vor Jahren gelang die gesamte Regierung der Bundesrepublik inklusive Kanzlerin in seine Gewalt zu bringen und sich danach zum neuen Herrscher Deutschlands auszurufen, scheiterte letztendlich nach wenigen Tagen. Jetzt, Jahre später, arbeitet er an einem neuen Projekt. Was er sich wohl diesmal einfallen lassen hat? Seine damaligen Weggefährten unterstützen ihn jedenfalls noch immer. Wenn Zorn beginnt, dich aufzufressen Aber ZORN! wäre nicht Zorn, wenn Brunk der einzige Protagonist mit tiefempfundenem Groll in seinem Herzen wäre. Dunkle Geheimnisse und Vorgeschichten, deren Folgen langsam aber sicher ans Tageslicht gelangen, begleiten so manchen der Charaktere. Schnell entsteht aus diesem explosiven Material ein regelrechtes Feuerwerk an Szenerien. Wird es Brunk abermals gelingen dieses mit einem großen Abschlussknall zu beenden? Stimmen zum Buch "Sehr schön geschrieben, brachiale Szenen und eine ausgefuchste Story! Dieses Buch hat alles, was eine gute Lektüre ausmacht. Wer Unterhaltung sucht wird hier mehr als fündig." - Lena Schauer, Probeleserin "Mit Wortgewalt und schriftstellerischer Finesse hat Wolf Kuhlmey mich und auch meine Frau begeistert. Wir lieben Geschichten, bei denen die Moral am Ende nicht zu kurz kommt. Und hier kristallisiert sich wirklich eindeutig heraus, zu welchen Dingen Menschen getrieben werden können, wenn sie selbst nur genug Leid und Grausamkeit erfahren haben." - Raimund G. per eMail "Das Buch hat den Namen wirklich verdient. Denn da geht's ordentlich zur Sache. Bei einem nach dem anderen wird das Fass zum Überlaufen und die Emotionen auf den Siedepunkt gebracht. Das Ganze in einer tollen Geschichte verpackt... Mal ein etwas anderer Roman :)" - Thorsten S. auf Facebook Über den Autor Hier schreibt ein Mann, der in seinem Leben nicht ausgelassen hat. Wolf Kuhlmey, bislang bekannt als Freier Dozent, Coach und Seminarleiter, lässt er jetzt alles raus, was er bislang aus beruflichen Gründen verstecken musste. Er präsentiert Kriminalistisches, Zeitgeschichtliches, Ironisches, verknüpft mit Sadismus und Erotik.
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Transcript
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--- LESEPROBE ---

Zorn!

Brunk hat ein neues Projekt

Wolf Kuhlmey

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"Sehr schön geschrieben, brachiale Szenen und eine ausgefuchste Story! Dieses Buch hat alles, was eine gute

Lektüre ausmacht. Wer Unterhaltung sucht wird hier mehr als fündig."

Lena Schauer, Probeleserin

"Mit Wortgewalt und schriftstellerischer Finesse hat Wolf Kuhlmey mich und auch meine Frau begeistert. Wir lieben

Geschichten, bei denen die Moral am Ende nicht zu kurz kommt. Und hier kristallisiert sich wirklich eindeutig heraus, zu

welchen Dingen Menschen getrieben werden können, wenn sie selbst nur genug Leid und Grausamkeit erfahren haben."

Raimund G. per eMail

"Das Buch hat den Namen wirklich verdient. Denn da geht's ordentlich zur Sache. Bei einem nach dem anderen wird das Fass zum Überlaufen und die Emotionen auf den Siedepunkt gebracht. Das Ganze in einer tollen Geschichte verpackt... Mal

ein etwas anderer Roman :)"

Thorsten S. auf Facebook

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Über das Buch

Zornig, Zorniger, ZORN!

Die Kindheits- und Jugenderlebnisse des Protagonisten in diesem Roman haben großen Zorn in ihm heranwachsen lassen. Zorn, der ihn nun mit aller Gewalt dazu drängt, an Macht zu gelangen. So stark, dass es zu seinem Lebensinhalt wird. Nach Deutschland kommt die Welt?

Brunk, der Mann, dem es vor Jahren gelang die gesamte Regierung der Bundesrepublik inklusive Kanzlerin in seine Gewalt zu bringen und sich danach zum neuen Herrscher Deutschlands auszurufen, scheiterte letztendlich nach wenigen Tagen. Jetzt, Jahre später, arbeitet er an einem neuen Projekt. Was er sich wohl diesmal einfallen lassen hat? Seine damaligen Weggefährten unterstützen ihn jedenfalls noch immer. Wenn Zorn beginnt, dich aufzufressen

Aber ZORN! wäre nicht Zorn, wenn Brunk der einzige Protagonist mit tiefempfundenem Groll in seinem Herzen wäre. Dunkle Geheimnisse und Vorgeschichten, deren Folgen langsam aber sicher ans Tageslicht gelangen, begleiten so manchen der Charaktere. Schnell entsteht aus diesem explosiven Material ein regelrechtes Feuerwerk an Szenerien. Wird es Brunk abermals gelingen, dieses mit einem großen Abschlussknall zu beenden?

Über den Autor

Hier schreibt ein Mann, der in seinem Leben nicht ausgelassen hat. Wolf Kuhlmey, bislang bekannt als Freier Dozent, Coach und Seminarleiter, lässt er jetzt alles raus, was er bislang aus beruflichen Gründen verstecken musste. Er präsentiert Kriminalistisches, Zeitgeschichtliches, Ironisches, verknüpft mit Sadismus und Erotik.

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Prolog

Als ich begann, dieses Buch zu schreiben, hatte es erst einen Arbeitstitel – wie eigentlich immer. Als ich dann tiefer in die Geschichte einzusteigen begann, wuchs in mir der Wunsch nach einem endgültigen Titel. Ich verbiss mich regelrecht darin. So langsam begann er in mir Formen anzunehmen. Schließlich bekam er eine Richtung und ich musste mich nur noch zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden. Und da nahm ich meine Freunde zu Hilfe. Ich fragte sie danach, wo denn genau der Unterschied zwischen Wut und Zorn liege. Die Antworten widersprachen sich im Tenor nicht. Wut wurde eher als ein explosives, Zorn eher als ein tief sitzendes Gefühl beschrieben. Emotionen! Also ZORN! Das musste der Titel für dieses Buch sein! Denn es gibt einige Menschen in diesem Buch, die tief sitzenden Zorn in sich tragen.

Brunk selbst, basierend auf seinen Kindheits- und Jugenderlebnissen, die ihn später mit aller Gewalt dazu trieben, Macht erlangen zu wollen. Dies gelang ihm auch, wenn auch nur vorübergehend, wie in meinem Buch „Macht – Brunks späte Rache“ nachzulesen ist.

Rolf, der kräftige, aber eher leise Kerl, der, wie er findet, immer in der zweiten Reihe steht und dem das natürlich stinkt.

Frau Dr. Sabine Zöllner, die geprägt ist durch ein grausames Erlebnis in ihrer Studentenzeit und dadurch in ihrer Persönlichkeit vollkommen verändert wurde.

Friedrich, der später Adlatus von Brunk wird. Ein Mann, der sein Leben lang unter der Herrschaft seiner dominierenden Mutter gelitten hat. Sie alle tragen einen tiefen Zorn in sich, der sich auf sehr unterschiedliche Weise Bahn

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bricht. Und da passt das, was Papst Gregor, mit dem Beinamen „Der Große“ versehen, einmal gesagt hat:

„Die Vernunft kann sich mit großer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“

Papst Gregor (540 – 604)

Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche Lektüre.

Wolf Kuhlmey

Berlin 2013

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1. Der Bendlerblock.

Er sah es vor sich. Das Gebäude, den Gebäudekomplex mit seiner Geschichte. Hier waren die Schweine erschossen worden, die sein großes Idol hatten umbringen wollen. Stauffenberg und Konsorten. Mitten in Berlin. Mitten in Berlin? Am Rand des richtigen Berlin. An der Grenze zu Ost-Berlin. Ostberlin. Hauptstadt der DDR. Wie konnte es sein? Die Hauptstadt der Kommunisten in seiner, der deutschen Hauptstadt? Scheiße! Na, das haben wir geregelt, dachte er. Dieses Pack. Haben sich den schönsten Teil von Berlin unter den Nagel gerissen.

Und wie sind sie damit umgegangen? Man sieht es ja heute noch, wenn man durch die Straßen fährt. Ganze Straßenzüge, ganze Viertel, ganze Bezirke stinken nach den Kommunisten. Sogar das Schloss haben sie gesprengt. Er hörte wieder die Schüsse. Gewehrschüsse. Zehn Schüsse aus zehn Gewehrläufen, sauber ausgerichtet. Sah, wie die zehn Menschen (Menschen?, dachte er) vor der Mauer zu Boden fielen, ihr verdientes Ende zugeteilt bekommen hatten …

Jetzt wird eine neue Zeit anbrechen, dachte er. Der erste Versuch war gescheitert. Na – gescheitert würde ich nicht sagen, dachte er. War ja eine ganz gute Aktion damals. Und hatte Spaß gebracht. Alle Welt kannte ihn danach. Er hatte die Macht übernommen. Seinen Anspruch verkündet. Übers Fernsehen hatte er seine Ansprache gehalten. Die komplette Regierung, die Regierung der Bundesrepublik Deutschland inklusive der Kanzlerin, hatte er in seine Gewalt gebracht. Sie weggesperrt. Sie demoralisiert. Sie vorgeführt. Er lachte in sich hinein. Mann, was haben wir einen Spaß gehabt damals, dachte er. War schon ‘ne tolle Zeit. Hätte so bleiben können. Er dachte an seine Oma. Wenn man die fragte, wie es ihr ginge, sagte sie immer: „Gut. So kann es bleiben.“ Und sie setzte dann hinzu: “Und dann besser werden.“ So war sie. Immer lustig, immer zu Späßen aufgelegt. Und immer positiv. Gut, das

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Lustige hatte er nicht von ihr geerbt. Aber das positive Denken. Er gab nie auf. Auch jetzt nicht. Ganz besonders jetzt nicht. Er plante bereits. Sehr sorgfältig. Er hatte analysiert, wieso das Ende so plötzlich gekommen war.

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2.

Plötzlich hatten sich zwei Hände um seine gelegt. Mit festem Griff. Er ließ fallen, was er in den Händen hielt. Der Splint fiel zu Boden. Die Handgranate blieb in den Händen des Mannes, der ihn überrascht hatte. Woher war er nur gekommen? Fred Brodersen, sein Klassenkamerad, Kumpel, Geschäftspartner und „Mitmacher“, wie er ihn jetzt in Gedanken titulierte, hatte sich in die Hosen gepisst, als es ernst wurde. Hatte versagt. Einmal in seinem Leben hätte er ein Zeichen setzen könne. Pfeife, Versager, Arschloch! Auf ihn hatte er nun gar keine Lust.

Aber Brodersen war nicht nur ein Arschloch, er war auch ein Arschkriecher. Und er wollte ihn zwar nicht im Arsch haben – schließlich war er kein Schwuler! Aber einen so total (fast …, dachte er) Ergebenen brauchte er. Und wer wusste, wie lange es gedauert hätte, bis er sich wieder so was rangezogen haben würde. Er legte sich zurück. Ein bequemes Bett hatte er. Stand ihm auch zu, dachte er. Demnächst würde er wieder die Herrschaft haben. Er dachte noch einmal zurück an die Schüsse. Die Schüsse aus den Gewehren. Die ersten zehn waren erledigt.

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3.

„Wer sind Sie denn?“ Brunk wirkte völlig irritiert. „Ich arbeite hier.“

„Sie arbeiten hier? Das wüsste ich aber. Habe ich Sie eingestellt? Bestimmt nicht. Und als was arbeiten Sie hier?“

„Na, als … ähm, also als, ähm …“ Der Mann wand sich, wollte nicht mit der Sprache heraus. Er war groß, dick, mit strubbligen kurzen Haaren, ein Hemdenknopf fehlte ... Dazu kamen eine Hornbrille, dicke Ohren und ‘ne dicke, pickelige Nase. Große Füße und wulstige Finger. „Nun reden Sie schon, Mann! Sie sind bestimmt keiner meiner Soldaten. Das sehe ich auf den ersten Blick. So was wie Sie arbeitet doch sonst in einer Geisterbahn. Sind Sie da abgehauen?“

„Also – ich arbeite hier als … Wärter.“ Er schluckte und drehte die rechte Fußspitze am Boden hin und her. „Und was bewärtern Sie jetzt hier?“ Brunk machte mittlerweile einen etwas genervten Eindruck. Der Mann hörte nicht auf damit, seine Fußspitze am Boden zu drehen. Mittlerweile verursachte er dabei ein quietschendes Geräusch mit seiner Gummisohle. „Na, Sie. Ich bin ein Wärter für Sie. Herr Brunk. Chef.“

„Sie ticken wohl nicht ganz sauber!“ Brunk brüllte jetzt. Er holte tief Luft, aber bevor er weiterbrüllen konnte, übernahm sein Gegenüber das Wort. Dieser, ein waschechter Berliner, richtete sich zu seiner vollen Größe auf, drückte den Brustkorb raus. Er hob nicht nur den Zeigefinger, sondern auch seine Stimme und bölkte los: „Wenn ick von dir nochma Widerworte hör, denn hau ick dir uffn Kopp, dette durch die Rippen kiekst wien Affe durcht Jitta! Haste jehört?“ Unter seiner Jacke trug er Hosenträger, die schon etwas ausgeleiert waren. Die Schnürsenkel waren ständig offen. Was bedeutete, dass er Flüchtlingen nicht gut hinterherlaufen konnte ...

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4.

Was war geschehen? Brunk erinnerte sich. Er stand in einem der Säle des Schlosses Winterburg. Mit im Raum waren seine Geiseln. Sechzehn an der Zahl. Besondere, ganz besondere Geiseln. Er hatte es nämlich geschafft, die gesamte Bundesregierung in seine Gewalt zu bringen. Sechzehn Minister und Ministerinnen inklusive Kanzlerin. War schon ein dolles Ding. Brodersen war sein Kumpel gewesen bei dieser Aktion. Aber irgendwann war diese Scheißtruppe von GSG 9 angerückt. Na, das war allerdings gründlich in die Hose gegangen. Zehn Tote.

Auf der gegnerischen Seite. Er grinste. Aber letztlich hatten sie, also er, Brunk, und Brodersen doch einsehen müssen, dass sie keine Chance mehr hatten. Brunk hatte schon die Handgranate in der Hand, um Schluss zu machen. Endgültig. Er, alle. In einem radikalen Totalschlag wollte er der Aktion ein Ende setzen. Er hatte schon den Splint gezogen. In die Luft fliegen sollte alles. Er, sein Kumpel Brodersen und die ganzen verdammten, beschissenen Geiseln. Er wollte in die Geschichtsbücher eingehen. Als Held. Als der, der es geschafft hatte, die Macht zu ergreifen.

Die Macht über Deutschland. Als der neue mächtige Führer. Der, der dieses versaute Land wieder zu dem machen wollte, konnte, was es mal war. So war es nur eine Aktion von recht kurzer Dauer geworden. Er überlegte. Wie viele Tage lang hatte ich eigentlich die Macht? Naja, dachte er, Adolfs tausendjähriges Reich hat auch nur zwanzig Jahre gehalten. Es gibt eben immer Menschen, die nicht erkennen, wenn ein Mann (er warf sich in die Brust) Größeres in sich trägt. Brodersen war auch ein Arsch. Der hatte nicht das Format. Sein Format. Aber das hatte ohnehin keiner. Hätte der seinen Befehl befolgt und ihn, Brunk, mit der Handgranate in der Hand, mit der entsicherten Handgranate, erschossen, wäre alles in die Luft gegangen. So hatte er alles vermasselt. Mann, wäre das eine Sensation gewesen! Er strahlte.

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5.

„Schon mal was von Bilderberg gehört?“ Brodersen machte große Augen, drehte sich zu Brunk und guckte ihn ratlos an. „Nee, was soll das sein?“

„Na, kein Berg von Bildern, wie du wahrscheinlich meinst. Das ist der Name von ‘nem Hotel.“

„Ah“, Brodersen hatte immer noch große Augen, „ein Hotel. Und das krallen wir uns. Wie damals das Schloss Winterburg. Ich seh‘ schon, du hast wieder ‘nen Plan …“

„Natürlich habe ich einen Plan, da hast du schon recht. Aber – was das Hotel Bilderberg angeht, da bist du völlig auf dem falschen Dampfer. Ich glaub, ich muss dir da erst mal so einiges erklären. Also pass‘ auf.“ Er richtete sich in seinem Sessel auf, hob die rechte Hand mit gestrecktem Zeigefinger. Er dozierte jetzt. Und gefiel sich in der Rolle. Er war der Kopf.

„Also, dieses Hotel Bilderberg gehörte Prinz Bernhard der Niederlande. Oder gehört ihm immer noch, weiß ich nicht. Weil der sich nach dem Krieg Gedanken, Sorgen machte über das Verhältnis zwischen Europa, Westeuropa natürlich und Amerika, hatte er die Idee, Leute mit Macht und Einfluss zu einer Konferenz zusammenzurufen, um darüber zu diskutieren. Und diese Konferenz fand eben in seinem Hotel, dem Hotel Bilderberg in Oosterbeek in Holland statt.“

„Da wärst du gerne dabei gewesen?“, grinste Brodersen. „So als Mächtiger …“

„Schnauze. Hör lieber zu. Kannst was lernen. Pappnase!“

„Er fand also erst mal zehn Leute aus verschiedenen europäischen Staaten. Alles Regierungschefs oder ähnlich einflussreiche Leute. Das erste Treffen fand also im Mai 1954 statt.“

„Brunk – entschuldige“ Brodersen wedelte mit den Armen. „Ich lerne ja gern was hinzu. Besonders von dir“, er zwinkerte

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mit den Augen vor Aufregung, „aber wofür brauche ich jetzt diesen Geschichtsunterricht?“

„Mann, Brodersen! Das mit der Bundesregierung war doch schon ein richtig guter Coup. Jetzt müssen wir uns was Neues einfallen lassen.“ Er beugte sich in seinem Sessel nach vorn. „Wir könnten uns natürlich einfach mal so die Kanzlerin krallen“, er grinste, „und ein bisschen mit ihr spielen. Obwohl – so ganz mein Typ wär‘ se nich …“ er grinste wieder, als er an ihren dicken weißen Hintern dachte, den er im Schloss Winterburg zu sehen bekommen hatte. „Ne, da muss jetzt was Größeres her.“ Brodersen kriegte wieder mal einen seiner Lachanfälle. Er hatte das gleiche Bild vor Augen gehabt wie Brunk. „Was Größeres als der Arsch der Kanzlerin?“

Jetzt musste auch Brunk seine Ernsthaftigkeit ablegen. Er schlug Brodersen mit einer Hand auf den Schenkel, brüllte los und konnte sich nicht wieder einkriegen. „Vielleicht sollten wir doch mal darauf zurückgreifen. Nur so zum Spaß!“

„Zurückgreifen …“ Brodersen kriegte sich nicht wieder ein. „Bruhaha, ich fass es nicht …“

„Fassen ist aber auch wieder richtig …“ Jetzt war nicht mehr an ein ernsthaftes Gespräch zu denken. Brodersen war aufgesprungen, krümmte sich zusammen, schlug sich mit beiden Händen auf die Schenkel. „Mann, sind wir gut!“

„Und wir holen uns die Gunda Rosen mit ihrem Kamerateam dazu. Weißt du noch, wie die damals zusammengebrochen ist, als wir ihr die Gurkentruppe von Regierungsmannschaft vorgeführt haben?“

„Ehemaliger Regierungsmannschaft. Wir waren es ja damals. Wir hatten die Macht.“

„Hat das Spaß gemacht!“

„Und jetzt der Arsch der Kanzlerin!“ Die beiden Männer hopsten im Raum herum, konnten sich überhaupt nicht mehr einkriegen. Jetzt – ein energisches Klopfen an der Tür, die sich kurz danach öffnete.

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6.

Das Haus, in dem Brunk jetzt lebte, lag in Neustadt. „In welchem Neustadt denn?“ hatte Brodersen gefragt, als sie miteinander telefoniert hatten. „Es gibt mindestens zwanzig Neustadts! Kannst du mir mal sagen …“ Genau sagen, welches du meinst, hatte Brodersen fragen wollen, aber da hatte Brunk schon aufgelegt. In Wirklichkeit gibt es in Deutschland vierundzwanzig Orte namens Neustadt und Brodersen hatte es nicht leicht, Brunk aufzutreiben. Aber er schaffte es. Sie verabredeten sich telefonisch.

Brodersen sollte zu Brunk kommen. Er fuhr mit dem Bus dorthin. Gemeint war Neustadt an der Ostsee. Ein hübscher kleiner Ort mit einem sehr schönen Jachthafen. Brodersen hatte Zeit, etwas umherzustromern. Er war mit Brunk für vierzehn Uhr verabredet. Und er wusste: Brunk legt Wert auf präzise Pünktlichkeit. Da konnte er nicht einfach früher kommen. Na, und Zuspätkommen wäre ein absolutes No-Go! Also suchte er das Restaurant im Jachthafen auf, um sich erst mal zu stärken. Er hatte ein paar Stunden Anreise hinter sich. Im Jachthafen lag das Schiff der Küstenwache. Er kannte es aus der Fernsehserie gleichen Namens.

Irgendwie fühlte er sich hier wie im Urlaub, ganz besonders, nachdem er sich auf der Terrasse des Restaurants

hatte verwöhnen lassen – mit Blick auf die teils wirklich imposanten Segel- und Motorjachten, von denen einige recht

beeindruckende Ausmaße hatten. Er schlenderte, gesättigt und entspannt, vom Hafen durch die engen Straßen der Stadt in Richtung der Adresse, die Brunk ihm gegeben hatte. Als er

sich beim Hafenmeister nach dem Weg dorthin erkundigt hatte, hatte der zwar ein wenig komisch geguckt, aber keinen

weiteren Kommentar abgegeben. Also hatte Brodersen sich auf den Weg gemacht.

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7. Was war eigentlich 1954 geschehen? Dort in den

Niederlanden? Prinz Bernhard der Niederlande war ein Mann, der sich Sorgen machte über die Machtverteilung in der Welt nach dem überstandenen zweiten Weltkrieg. Also suchte er kompetente und einflussreiche Persönlichkeiten in Europa, um mit Ihnen die möglichen Gefahren, die in der Zukunft schlummern könnten, zu diskutieren. Er fand sie in Antoine Pinay, dem französischen Premierminister, Panagiotis Pipinelis, dem früheren Außenminister Griechenlands, Alcide de Gasperi, dem Premierminister Italiens, Colin Gubbins, Generalmajor im Vereinigten Königreich, Hugh Gaitskell, einem einflussreichen Parlamentsmitglied des Vereinigten König-reichs, Pietro Quaroni, dem italienischen Botschafter in Frankreich, Ole Bj Bjørn Kraft, dem Außenminister Däne-marks, Guy Mollet, einem französischen Parlamentsmitglied, Max Brauer, dem Hamburger Bürgermeister, und Rudolf Mueller, dem Präsidenten der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft WIPOG.

Das war natürlich ein schwergewichtiges Aufgebot, aber zunächst einmal ging es nur darum, die Themen zu diskutieren beziehungsweise zunächst einmal zu konkretisieren, die dem Prinzen am Herzen lagen. Am Morgen des 28. Mai 1954 um zehn Uhr wurde dann die erste Konferenz im Hotel de Bilderberg durch Prinz Bernhard eröffnet. Auf der Tagungsordnung des Treffens wurden die Standpunkte gegenüber „dem Kommunismus und der Sowjetunion“, „den Kolonien und ihren Bevölkerungen“, „den Wirtschaftspolitiken und ihren Problemen“ sowie „der europäischen Integration und der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft“ thematisiert. Es ging dabei nicht um eine „Lösung“ der Fragen, sondern um einen Austausch der jeweiligen Standpunkte. Obgleich die Themen für die Tagung vorgegeben waren, kamen die Europäer während der Konferenz doch immer wieder auf die anti-kommunistische Kampagne von Senator Joseph McCarthy zu sprechen. Einige

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sahen in seinem Eifer die Gefahr, dass die USA sich zu einer Diktatur entwickeln würde, was von den US-Vertretern aber zurückgewiesen wurde. Dies alles war nun viele Jahrzehnte her. Was wollte Brunk seinem „Schüler“ Brodersen mit seinem Geschichtsunterricht vermitteln?

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8.

Brunk freute sich auf das Treffen mit Brodersen. Sie kannten sich bereits seit der Schulzeit, waren in dieselbe Klasse gegangen. Hatten sich auch danach nie für längere Zeit aus den Augen verloren. „Du wolltest mir doch was über diesen Bilderberg erzählen?“ „Ja. Mach ich gleich. Aber erzähl du erst mal . Wie ist es dir ergangen? Nach der Verhandlung?“

„Naja. Nachdem sie uns und auch unsere Verhandlungen getrennt hatten, hab ich mein Urteil kassiert. Fünf Jahre. Ich habe ja niemanden getötet. Auch wenn sie mir eine Mitschuld aufgedrückt haben. Das bei dir hatte ja ein ganz anderes Gewicht. Weil du die eine Handgranate gegen die GSG-9-Leute geschmissen hast. Und anschließend noch geschossen hast. Zehn Mann hast du umgenietet! Mann! War schon ‘ne Leistung!“ Brunk genoss die Anerkennung, die aus Brodersens Worten sprach. „Sag mal, wie steht es eigentlich im Bendlerblock? Da müssten doch schon die nächsten zehn dran sein?“

***

Ende der Leseprobe

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