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Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung - · PDF fileHurrelmann/Klotz/Haisch...

Date post: 06-Feb-2018
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Hurrelmann/Klotz/Haisch (Hrsg.)Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung

Verlag Hans HuberProgrammbereich Gesundheit

Wissenschaftlicher Beirat:Ansgar Gerhardus, BremenFelix Gutzwiller, ZürichKlaus Hurrelmann, BerlinPetra Kolip, BielefeldDoris Schaeffer, Bielefeld

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

Klaus HurrelmannTheodor KlotzJochen HaischHerausgeber

LehrbuchPrävention und Gesundheitsförderung4., vollständig überarbeitete Auflage

Verlag Hans Huber

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

Lektorat: Dr. Klaus ReinhardtHerstellung: Daniel BergerBearbeitung und Druckvorstufe: Martin Janz, FreiburgUmschlaggestaltung: Claude Borer, BaselDruck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., GöttingenPrinted in Germany

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen oder Warenbezeichnungen in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:Verlag Hans HuberLektorat Medizin/GesundheitLänggass-Strasse 76CH-3000 Bern 9Tel: 0041 (0)31 300 [email protected]

4. Auflage 2014© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-456-95319-9)ISBN 978-3-456-85319-2

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

Inhalt

Vorwort zur vierten Auflage 9

Teil 1 Grundlagen und Konzepte von Prävention und Gesundheitsförderung

1 Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung 13Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch

2 Theorien der Krankheitsprävention und des Gesundheitsverhaltens 25Ilse Kryspin-Exner und Nina Pintzinger

3 Konzepte und Strategien der Prävention 36Anja Leppin

4 Konzepte und Strategien der Gesundheitsförderung 45Thomas Altgeld und Petra Kolip

Teil 2 Prävention und Gesundheitsförderung im Lebenslauf

5 Prävention und Gesundheitsförderung im Kindheitsalter 59Michael Erhart, Veronika Ottová-Jordan und Ulrike Ravens-Sieberer

6 Prävention und Gesundheitsförderung im Jugendalter 70Martin Pinquart und Rainer K. Silbereisen

7 Prävention und Gesundheitsförderung im Erwachsenenalter 79Toni Faltermaier

8 Prävention und Gesundheitsförderung im hohen Alter 89Andreas Kruse

Teil 3 Prävention somatischer Störungen und Krankheiten

9 Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten 103Nikos Werner und Michael Böhm

10 Prävention von Krebserkrankungen 114Theodor Klotz

11 Prävention von Atemwegserkrankungen 128Franz Petermann und Ulrike de Vries

12 Prävention durch körperliche Aktivität 141Wildor Hollmann

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13 Prävention muskuloskeletaler Erkrankungen 155Karsten Dreinhöfer, Peter Koppe, Michael Schäfer und Ralf Decking

14 Prävention von Adipositas 165Thomas Böhler und Michael Dziuk

15 Prävention von Diabetes 175Andrea Icks und Wolfgang Rathmann

16 Prävention von Infektionskrankheiten 183Hedwig Roggendorf, Ursula Schlipköter und Rolf Weitkunat

17 Prävention von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten 195Harald Strippel

18 Prävention neurologischer Erkrankungen 205Albert C. Ludolph und Johannes Brettschneider

19 Prävention somatischer Krankheiten durch die Humangenetik 214Stefan Aretz und Peter Propping

Teil 4 Prävention psychosomatischer und psychischer Krankheiten

20 Prävention chronischer Stressbelastung 235Johannes Siegrist und Olaf von dem Knesebeck

21 Prävention depressiver Erkrankungen 243Walter Rätzel-Kürzdörfer und Manfred Wolfersdorf

22 Prävention von substanzbezogenen Störungen 255Gerhard Bühringer und Anneke Bühler

23 Prävention von Anorexia nervosa 266Alexa Franke

24 Prävention von Suiziden 274Manfred Wolfersdorf

Teil 5 Zielgruppen und Settings der Prävention und Gesundheitsförderung

25 Prävention und Gesundheitsförderung in der Arztpraxis 287Jochen Haisch

26 Prävention und Gesundheitsförderung im Krankenhaus 297Jürgen M. Pelikan, Hermann Schmied und Christina Dietscher

27 Prävention und Gesundheitsförderung im Öffentlichen Gesundheitsdienst 311Manfred Wildner und Uta Nennstiel-Ratzel

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28 Prävention und Gesundheitsförderung in Familien und Schulen 321Peter-Ernst Schnabel

29 Prävention und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz 333Uwe Lenhardt und Rolf Rosenbrock

30 Prävention und Gesundheitsförderung in Kommunen 345Alf Trojan und Waldemar Süß

31 Prävention und Gesundheitsförderung bei Männern und Frauen 356Martin Merbach und Elmar Brähler

32 Prävention und Gesundheitsförderung bei Migranten 367Rainer Hornung

Teil 6 Gesundheitspolitische Umsetzung

33 Gesundheitspolitische Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung 377Kai Mosebach, Friedrich Wilhelm Schwartz und Ulla Walter

34 Prävention gesundheitlicher Ungleichheiten 390Simone Weyers und Matthias Richter

35 Präventionspolitik im europäischen Vergleich 399Christian Gericke und Reinhard Busse

36 Kosten und Finanzierung von Prävention und Gesundheitsförderung 411Evelyn Plamper und Stephanie Stock

37 Neue Medien der Prävention und Gesundheitsförderung 423Jacqueline Kerr und Ernesto Ramirez

38 Qualitätsentwicklung und Evaluation in Gesundheitsförderung und Prävention 438Petra Kolip

39 Die Zukunft von Prävention und Gesundheitsförderung 449Jochen Haisch, Theodor Klotz und Klaus Hurrelmann

Autorinnen und Autoren 457

Sachregister 463

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Vorwort zur vierten Auflage

Die hier vorliegende vierte Auflage behält bis auf kleine Abweichungen die Gliederung und die Abfolge der Beiträge aus der vorigen Auflage bei und konzentriert sich auf Ak tua-lisierungen und Ergänzungen. Auch hat es nur einige wenige Änderungen in der Zusam men-setzung der Autorenteams gegeben. Neu auf-genommen wurde ein Beitrag zur Evaluation und Qualitätssicherung von Strategien und Programmen der Prävention und Gesund heits-förderung.

Das Lehrbuch «Prävention und Gesundheits-för derung» hat sich unserer Einschätzung nach deshalb als führendes Werk in medizini-schen, gesundheitswissenschaftlichen, psycho-logischen, pädagogischen und soziologischen Studiengängen und Weiterbildungsprogrammen bewährt, weil es ein klares wissenschaftliches Programm verfolgt. Ein leitendes Prinzip die-ses Lehrbuches ist es, Ansätze und Strategien aus wissenschaftlichen Disziplinen des biome-dizinisch-personenorientierten und des sozial-wis sen schaftlich-bevölkerungsorientierten Para-dig mas zusammenzuführen. Program ma tisch wird das Ergänzungsverhältnis der beiden Inter-

ventionsformen «Vorbeugung» und «För derung» betont. Jede Form der Ab gren zung der beiden Interventionsformen voneinander wird als nicht hilfreich erachtet. Sie wird dann unproduktiv oder sogar destruktiv, wenn hierdurch die unter-schiedlichen Denk- und Arbeitsweisen der je-weils zugrunde liegenden wissenschaftlichen Disziplinen gegeneinander in Stellung gebracht werden. Gerade weil die Krankheitsprävention dem naturwissenschaftlichen und medizini-schen, die Gesundheitsförderung dem bevölke-rungs- und sozialwissenschaftlichen Paradigma jeweils nahe steht, ist ihr Ergänzungsverhältnis fruchtbar und Erkenntnis fördernd.

Ein weiteres Mal danken wir den Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge, die durch ihre Beteiligung zum Ausdruck bringen, dass sie diesem wissenschaftlichen Programm zustim-men und die hier eingeschlagene interdiszipli-näre und intersektorale Vorgehensweise befür-worten

Klaus Hurrelmann, BerlinTheodor Klotz, Weiden

Jochen Haisch, Ulm

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1 Grundlagen und Konzepte von Prävention und Gesundheits- förderung

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

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1 Krankheitsprävention und GesundheitsförderungKlaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch

Definition von Krankheits­prävention und Gesundheits­förderung

Die Begriffe «Krankheitsprävention» und «Ge - sundheitsförderung» werden in der inter natio-nalen Fachliteratur nicht einheitlich verwen-det. Auch im deutschen Sprachraum kommt es zu unterschiedlichen Definitionen. Um eine Begriffsverwirrung zu vermeiden, ist eine Rück-besinnung auf die historische Entstehung der beiden Begriffe hilfreich (Hurrelmann, Laaser und Richter 2012; Raczynski und Di Clemente 1999; Stöckel und Walter 2002):• Der historisch ältere Begriff «Krankheits-

präven tion», meist verkürzt als «Prävention» bezeichnet, entwickelte sich in der Sozialme­dizin des 19. Jahrhunderts aus der Debatte um soziale Hygiene und Volksgesundheit. Unter den Begriffen Vorbeugung, Vorsorge, Prophylaxe oder Prävention wurden alle An-sätze zusammengefasst, die eine Vermeidung des Auftretens von Krankheiten und da-mit die Verringerung ihrer Verbreitung und die Verminderung ihrer Auswirkungen zum Ziel hatten. Der entscheidende Ansatz da-für war, die Auslösefaktoren von Krank-heiten zurückzudrängen oder ganz auszu-schalten. Um 1900 verdichteten sich die Erkenntnisse, dass vor allem unzureichende hygienische Lebensbedingungen und be-lastende Arbeitsbedingungen zu diesen Auslösefaktoren gezählt werden mussten und Lebensqualität und Lebensdauer der Be-völkerung schwer beeinträchtigten. Fach-wissenschaftlich waren an der Auf deckung dieser Zusammenhänge vor allem natur-wissenschaftliche Disziplinen und innova-

tive Bereiche der Medizin beteiligt. Aus ih-ren Reihen heraus wurden auch die ersten Ansätze eines vorbeugenden, prophylakti-schen und präventiven Handelns formuliert (Abholz 2006).

• Der Begriff «Gesundheitsförderung» (Health Promotion) ist erheblich jünger (Froom und Benbassat 2000). Er entwickelte sich aus den gesundheitspolitischen Debatten der Welt ­ gesundheitsorganisation (WHO), in die ne-ben bevölkerungsmedizinischen auch öko-nomische, politische, kulturelle und soziale Impulse eingingen. Der Begriff etablierte sich im Anschluss an die Definition von «Gesundheit» in der Gründungskonvention der WHO: «Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozia-len Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen» (WHO 1946). Bei der Diskussion über Umsetzungsstrate-gien des Gesundheitsbegriffs wurde bei ei-ner Konferenz in Ottawa (WHO 1986) das Konzept «Gesundheitsförderung» etabliert. Im Unterschied zur Krankheitsprävention mit ihrer im Vordergrund stehenden Ver mei-dungsstrategie geht es bei der Gesundheits-förderung um eine Promotionsstrategie, bei der Menschen durch die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen eine Stärkung der ge­sundheitlichen Entfaltungs möglichkeiten erfahren sollen. Fachwissenschaftlich waren an der Entwicklung dieses Ansatzes bevöl-ke rungs- und sozialwissenschaftliche Dis-zi plinen einschließlich der Epidemiologie maßgeblich beteiligt. Aus ihren Reihen her-aus wurden auch die ersten Ansätze von «Em-powerment»-Strategien formuliert (Kick-busch und Altgeld 2012).

© 2014 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Klaus Hurrelmann, Theodor Klotz und Jochen Haisch (Hrsg.); Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Auflage.

14 Teil 1 Grundlagen und Konzepte von Prävention und Gesundheitsförderung

Obwohl sich die beiden Begriffe auf unterschied -liche Bezugsrahmen beziehen, haben sie eine Ge-meinsamkeit: Sowohl «Krankheits prävention» als auch «Gesundheits förderung» beschreiben begrifflich Handlungs schritte, also Formen der «Intervention». Es handelt sich in beiden Fällen um das gezielte Eingreifen von Akteuren, meist öffentlich und/oder professionell autorisierter Personen und Institutionen, um sich abzeichnen-de oder bereits eingetretene Verschlechterun-gen der Gesundheit bei einzelnen Personen oder bestimmten Bevölkerungsgruppen zu beein-flussen (Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-klärung 2011). Der Unterschied der beiden Inter-ventionsformen liegt in ihrer Eingriffslogik, die sich auf verschiedenartige theoretische Grund-lagen bezieht. Hieraus kann eine präzise Defini-tion der beiden Begriffe abgeleitet werden:

Krankheitsprävention (oft verkürzt auch nur «Prävention») bezeichnet alle Eingriffs ­ handlungen, die dem Vermeiden des Eintretens oder des Ausbreitens einer Krankheit dienen Das Eingreifen (Intervenieren) richtet sich auf das Verhindern und Abwenden von Risiken für Eintreten und Ausbreitung von Krankheiten. Voraussetzung eines gezielten Intervenierens ist eine Kenntnis pathogenetischer und pathophy-siologischer Dynamiken, also der Entwicklungs- und Verlaufsstadien des Krankheitsgeschehens.

Gesundheitsförderung bezeichnet alle Ein­griffshandlungen, die der Stärkung von indi­viduellen Fähigkeiten der Lebensbewältigung dienen. Das Eingreifen (Intervenieren) rich-tet sich auf die Verbesserung der ökonomi-schen, kulturellen, sozialen, psychischen, bil-dungsmäßigen und hygienischen Bedingungen der Lebensgestaltung von einzelnen Personen oder bestimmten Gruppen der Bevölkerung. Voraussetzung eines gezielten Intervenierens ist eine Kenntnis salutogenetischer Dynamiken, vor allem der Ausgangs- und Rahmenbedingungen für das Gesundsein und Gesundbleiben.

Dabei beruft sich die Krankheitsprävention auf die Dynamik der Entstehung von Krankheit, die Gesundheitsförderung auf die Dynamik der Entstehung von Gesundheit. Diese ana-lytische Unterscheidung ist auf Antonovsky (1987) zurückzuführen, der auch den bis da-hin nicht bekannten Begriff «Salutogenese» prägte. Die pathogenetische und die saluto-genetische Dynamik folgen einer unterschied-lichen Sachlogik. Entsprechend bezeichnen die beiden Begriffe Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung bei gemeinsamer Ziel-setzung unterschiedliche Interven tions formen mit verschiedenartigen Wirkungs prinzipien (Hurrelmann und Richter 2013, S.147).

Das Wirkungsprinzip der Krankheitsprävention

Krankheitsprävention bedeutet im Wortsinn, ei-ner Krankheit zuvorkommen, um sie zu ver-hindern oder abzuwenden. Zugrunde liegt die Annahme, dass die zukünftige Entwicklung des Krankheitsgeschehens individuell und kol-lektiv vorhergesagt werden kann. Die Inter-ventionsform Prävention beruht damit auf ei-ner Zukunftsprognose, die ihrerseits auf der Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit des unerwünschten Ereignisses «Krankheit» aufbaut.

Die zentrale Annahme dabei ist: Werden die Voraussetzungen für das Eintreten der Krank-heit früh erkannt und die Regeln des Krank-heits verlaufes antizipiert, können gezielte Inter - ventionen zur Abwendung des Eintritts des Ereignisses «Krankheit» und/oder seiner Fol-gen eingeleitet werden (Franke 2012). Der Erfolg der präventiven Intervention wird daran gemes sen, in welchem Ausmaß der erwartbare Krankheitsausbruch und/oder der sich ver-schlim mernde Krankheitsverlauf gemindert oder sogar verhindert werden können.

Ausgelöst werden die Interventionshandlun gen durch die Identifizie rung von «Risikofaktoren», die nachweislich bei der Entstehung und beim Verlauf der Krankheit im Spiel sind. Die wich-tigsten Risikofaktoren für die heute am stärks-ten verbreiteten Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Demenz sind Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Über-gewicht, mangelnde Bewegung, schlechte Er-

Gemeinsames Ziel der beiden Interventions-formen «Krankheitsprävention» und «Gesund-heits förderung» ist, einen sowohl individuellen als auch kollektiven Gesundheitsgewinn zu erzielen – einmal durch das Zurückdrängen von Risiken für Krankheiten, zum anderen durch die Förderung von gesundheitlichen Ressourcen.

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1 Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung 15

nährung und dauerhafte psychische Über las-tung («Stress»). Durch die gezielte präventive Intervention wird zu einem Zeitpunkt, zu dem die Risikofaktoren deutlich identifiziert wer-den können, in die Dynamik der Pathogenese eingegriffen, die daraufhin einen anderen Ver-lauf nimmt, als es ursprünglich zu erwarten war (Schwartz und Walter 2012). Es wird ein «Gesundheitsgewinn» erzielt, der im Abbau ei-ner zu erwartenden individuellen oder kollekti-ven Krankheitslast besteht.

Im Idealfall soll so früh eingegriffen werden, dass sich aus den identifizierten Risikofaktoren noch keine erkennbaren Krankheitssymptome gebildet haben («primäre Prävention»). Auch eine Intervention bei bereits manifesten Krank-heitssymptomen im Erststadium gilt als aus-sichtsreich («sekundäre Prävention»). Es han-delt sich hierbei um eine medizinische, psy-chologische oder therapeutische Intervention, deren Spektrum in der Regel von Aufklärung und Beratung über Vorsorgeuntersuchungen (Screening wie etwa Mammographie), Auf-forderung zu Verhaltungsänderungen (etwa Tabakabstinenz, Reduktion des Alkoholabusus, körperliche Aktivität, Entspannung) bis zu pharmakologischer Behandlung (etwa Blut-druckeinstellung) reicht (Woolf, Jonas und Kaplan-Liss 2007).

Klassifikation der Risikofaktoren

Die Risikofaktoren können in vier Gruppen eingeteilt werden. Sie können alle auf unter-schiedlichen Wegen im weiteren Zeitverlauf zu einer Krankheit führen:1 genetische physiologische Dispositionen,

zum Beispiel Arterienverengungen, Gelenk-anomalien, Neubildungen und Stoffwech-selstörungen;

2 behaviorale Dispositionen, zum Beispiel Verhaltensweisen wie Zigarettenrauchen, fett-reiche Ernährung, ungeschützter Geschlechts-verkehr und wenig Bewegung;

3 psychische Dispositionen, zum Beispiel dauer hafte Überlastungen und Be ziehungs-konflikte;

4 ökologische Dispositionen, zum Beispiel erhöhte Strahlenbelastung durch Uranerze, Mangel an Selen, durch Jahrzehnte lang an-

haltende Intensivlandwirtschaft und Ozon-belastung mit erhöhter Sonnenstrahlung.

Die dem Wirkungsprinzip der Prävention zu-grunde liegenden Aussagen und Handlungen beruhen auf einer Wahrscheinlichkeitsbasis Dabei handelt es sich um mathematische Analysen wie solche der Stärke des statisti-schen Zusammenhangs («Korrelation») von einzelnen oder mehreren Risikofaktoren und dem Auftreten von einzelnen oder mehreren Krankheiten in bestimmten Populationen. So kann zum Beispiel statistisch festgestellt wer-den, dass der Risikofaktor «Bluthochdruck» in der Bevölkerungsgruppe von über 50-jährigen Männern bei 60 % anzutreffen ist und dass von diesen 60 % «Risikofaktorträgern» dreimal so viele Herz-Kreislauf-Krankheiten haben wie die über 50-jährigen Männer ohne Bluthochdruck.

Möglichkeiten der Krankheitsprävention

Die bisherigen Präventionsstrategien bauen auf quantifizierbaren Wahrscheinlich keits­aussagen über die Wirkung eines Risiko­faktors für ganze Bevölkerungsgruppen, aber nicht für Einzelpersonen auf. Deswegen kann einem individuellen Menschen als Adressat der Intervention «Blutdruck senkendes Medikament einnehmen» keine Gewissheit gegeben wer-den, dass er selbst auch tatsächlich keine Herz-Kreislauf-Erkrankung erlebt. Hierzu wären E r- kenntnisse nötig, denen eine individuelle Risiko-analyse zu Grunde liegt (Jeffery 1997). Solche Erkenntnisse liegen bis heute aber nur vereinzelt vor

Die Forschung im Bereich Gesundheits er-ziehung zeigt deutlich, wie begrenzt die Mög-lichkeiten sind, auf der Basis nur von bevölke-rungsbezogenen Wahrscheinlichkeits aussagen einen Menschen zu überzeugen, seine fest im Lebensalltag verankerten behavioralen und psy-chischen Risikofaktoren zu verändern (Wulf-horst und Hurrelmann 2009). Klassisches Bei-spiel ist die zwar statistisch starke, aber eben nicht zwangsläufig bei jedem Individuum auf-tretende Korrelation von Nikotinabusus und Bronchialkarzinom. So gibt es Raucher, die sich als 70-Jährige bester pulmonaler Gesundheit er-freuen und 50-jährige Nichtraucher mit fort-

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