Die in der Sozialberichterstattung der EU gültige Definition: Der Begriff soziale Exklusion bezeichnet einen Prozess, durch den Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden bzw. an der vollwertigen Teilhabe gehindert werden – durch Armut, wegen unzureichenden Grundfertigkeiten, infolge von Diskriminierungen etc.
Der Bezugspunkt des Begriffs „soziale Exklusion“ ist „die Art und Weise der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, nicht der Grad der Benachteiligung nach
Was versteht man unter Exklusion?
Literatur-Tipp: Bude, Heinz: Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft, München, 2008
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, nicht der Grad der Benachteiligung nach Maßgabe allgemein geschätzter Güter wie Einkommen, Bildung und Prestige.“ (Bude 2008: 13)
Achtung � „die soziale Stufenleiter ist (...) glitschiger geworden. Der Absturz scheint von überall möglich.“(Bude 2008: 33):
Über wen sprechen wir eigentlich?
Risikofaktoren soziale Benachteiligung/Exklusion:
• AlleinerzieherInnensituation
• Kinderreichtum
• Migrationshintergrund• Migrationshintergrund
• Niedrige formale Bildung / Drop-Outs
• Benachteiligte Jugendliche werden somit lediglich als Problemfälle und zu pädagogisierende Objektewahrgenommen, also auf ihre problematische Lage reduziert
Was bedeutet Individualisierung?
Das postmoderne Individuum
Individuali-sierung
Drei Entwicklungen bestimmen das Leben der Menschen
Ulrich Beck:Risikogesellschaft
(1986)
ICH
Entsruktur-ierung
Pluralisie-rung
Menschen
Faktor 1: Pluralisierung
• Unüberschaubare Vielfalt an Lebensentwürfen:Gothic, Emo, Skater, alles gleichzeitig oder nacheinander?
• Unüberschaubare Vielfalt an kommerziellen Angeboten: Weihenstephan, Landliebe oder lieber doch Danone?
• Unüberschaubare Vielfalt an Möglichkeiten der Biographiegestaltung:Uni, Beruf oder ein Freiwilliges soziales Jahr?
Entscheidungsfreiheit vs. Entscheidungszwang?
Faktor 2: Entstrukturierung
• Traditionelle Institutionen der Wertevermittlung verlieren an Bedeutung
• Der Einfluss von Kirchen, Parteien, Verbänden etc. auf das • Der Einfluss von Kirchen, Parteien, Verbänden etc. auf das (Innen)leben der Menschen nimmt zunehmend ab
• Die Familie verliert, die Gleichaltrigengruppe gewinnt an Bedeutung
• „Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland“: Punx not dead?
Aber an wem oder was soll ich mich orientieren?
Faktor 3: Individualisierung
• Der Einzelne wird der zentrale Bezugspunkt für die Gesellschaft und
für sich selber.
• Niederschwellige Angebote wie Konsum und undogmatische
Lebensstilgemeinschaften werden zu wichtigen Medien der
Sinnstiftung.
• Mehr Freiheit, mehr Selbstverantwortung -> mehr Unsicherheit
• „Ökonomisierung des Sozialen: auch im Privaten werden rationale
Kosten-Nutzen-Kalkulationen immer wichtiger (Stichwort:
„Beziehungsarbeit“)
• Posttraditioneller Materialismus: „Erst das Fressen, dann die Moral“
„everybody wants to be a part of it ...“
• Zwischen 80% und 90% der Jugendlichen integrieren
die Auseinandersetzung mit Jugendkulturen und
Szenen in ihre individuellen Identitätsprojekte
• Die so genannten „Normalos“ sind eine Minderheit,
die „AJOs“ (allgemein Jugendkulturorientierte)
repräsentieren die breite Mehrheit
Jugendkultur als Freizeitwelt und Leitkultur
repräsentieren die breite Mehrheit
Deklarierte Szene-Zugehörigkeit nach Bildungsstand
Szene Panorama 2007
HipHop
Snowboard
Computerszene
Fußball
Institut für Jugendkulturforschung: elf/18 – die Jugendstudie 2007, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=880,
Ang. in %
0 5 10 15 20 25 30 35
Metal/Rocker
Mountainbike
Skateboard
Beachvolleyball
Inline-Skater
Fitness
Lehrling
AHS / BHS
HS / PS / BMS
Die Krocha: der neue „Prolo-Stolz“
Style: Schirmkappen (Neonfarben ohne Logos; Van Dutch; Ed Hardy); Marken: Lacoste, Adidas (Schuhe), Dolce & Gabbana, Palitücher, De Puta Madre; T-Shirt-Aufdrucke: „cock of the year“, „italian boy; Solariumsbräune
Sprachcode: „Kroch ma eine in die Schicht!“, „Bam oida“, „Patienten“ (Nachschichtgänger)
Musik: Schranz (Krocha distanzieren sich von Gabba-Techno); Tanzstil: Jumpstyle (http://www.youtube.com/watch?v=wlALUel5e6w, http://www.youtube.com/watch?v=TxQAgZIo-Ds)
mehr auf youtube & www.krocha.at
Dresscode: schwarz gefärbter Pony, Seitenscheitel, Röhrenjeans, enge T-Shirts, Schweißbänder, Buttons, Sportschuhe, dunkel geschminkte Augen, Nietengürtel.
Farben: schwarz kombiniert mit rot und pink. Karomuster. Mix von niedlichen Dingen (z.B. Hello Kitty-Accessoirs) und Düsterem (Totenköpfe)
Die Emos: Teenage-Angst der Mittelschichten
Marken: Converse, Vans (Schuhe)
Musikstil: „emotional Hardcore“ – Wechsel im Gesang (Clean und Schreien), im Tempo und der Lautstärke; melodiöse und komplizierte Gitarren-Riffs; emotionale Texte, in denen es um Liebe, Trauer, Verzweiflung aber auch oft andere Alltagsprobleme geht; weniger politisch als andere mit Punk assoziierte Genres.
Acts: Panic! at the disco, My bloody Valentine, boysetfire
Mediennutzung nach Bildungsstand
Mediennutzung von Jugendlichen
Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest: JIM 2009, rep. für 12- bis 19-Jährige in Deutschland,
n=1200, Ang. in %
Nutzung von Online Communitys
Doch im Detail ist das Bild weniger klar.
myspace
netlog
Institut für Jugendkulturforschung: Safer Internet 2009, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=421, Ang. in %
0 10 20 30 40 50 60
schuelervz
studivz
szene1
sonstige
HS/PS/BMS
AHS/BHS
Lehrling
Nutzung von Online Communitys: Nutzungsarten („mache ich oft“)
Wie nutzt man Communitys?
Musik suchen
Kommentare abgeben
Bilder von Freunden/Freundinnen ansehen
Chatten
Profile von Freunden/Freundinnen ansehen
Institut für Jugendkulturforschung: Safer Internet 2009, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=421, Ang. in %
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Videos von meinen Freunden und Freundinnen ansehen
möglichst viele Leute adden
Bilder von anderen Profilen ansehen
Games spielen
Profile von Leuten ansehen, die ich noch nicht kenne
Musik suchen
HS/PS/BMSAHS/BHSLehrling
Nutzung von Online Communitys: Nutzungsarten („mache ich oft“)
Wie nutzt man Communitys?
Statusmeldungen abgeben
mich Gruppen anschließen
mein Profil bearbeiten
Bewertungen abgeben
Bild von mir und/oder Freunden/Freundinnen reinstellen
Institut für Jugendkulturforschung: Safer Internet 2009, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=421, Ang. in %
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Wenn jemand glaubt, er/sie ist was besseres, ihn/sie verarschen
Videos, die andere reingestellt haben, ansehen
mich über ungute Leute auslassen
mich über andere lustig machen
Mädels/Burschen aufreißen
Statusmeldungen abgeben
HS/PS/BMS
AHS/BHS
Lehrling
Problematische Aktivitäten im Netz („ist mir selbst schon einmal passiert“)
Gefährdungspotentiale
Jemand hat mir Werbung geschick, was mich genervt hat
Jemand hat meine Freunde/Freundinnen beschimpft
Jemand hat in meine Profil Aktionen gesetzt wie bsp. Kommentare abgeben oder Nachrichten versenden
Jemand hat bei anderen über mich geschimpft
Ich habe einen Virus bekommen
Institut für Jugendkulturforschung: Safer Internet 2009, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=421, Ang. in %
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Jemand hat Unwahrheiten über mich verbreitet
Jemand hat mich blöd angemacht
Ich habe einmal meine Telefonnummer angegeben und daraufhin dauernd Anrufe bekommen
Jemand hat Bilder ins Internet gestellt, die nicht echt, sondern bearbeitet waren
Jemand hat sich besser dargestellt, als er ist
Jemand hat mir Werbung geschick, was mich genervt hat
HS/PS/BMSAHS/BHSLehrling
Gefährdungspotentiale
Jemand hat Fotos von mir reingestellt, die mir unangenehm waren
Jemand hat mich persönlich beschimpft
Jemand ist in mein Profil eingestiegen und hat meine Daten geändert
Jemand hat mir gegenüber rassistische Äußerungen gemacht
Jemand hat mir Nacktfotos geschickt
Problematische Aktivitäten im Netz („ist mir selbst schon einmal passiert“)
Institut für Jugendkulturforschung: Safer Internet 2009, rep. für 11- bis 18-Jährige, n=421, Ang. in %
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Jemand hat Dinge über mich herausgefunden, die mir unangenehm waren
Jemand hat Videos von Lehrern/Lehrerinnen reingestellt
Es wurde mir schon einmal mit einer Anzeige gedroht
Jemand hat Videos reingestellt, wo andere niedergemacht werden
Jemand anderer hat so getan als wäre er ich
Jemand hat Fotos von mir reingestellt, die mir unangenehm waren
HS/PS/BMSAHS/BHSLehrling
Typ 1: Die Not-Yet-AkteurInnen
� zeigen ein geringes Reflexionsniveau sowie geringe
Bereitschaft, über die berufliche Zukunft nachzudenken
� Bildungs- und Berufsentscheidungen werden
hinausgezögert
� häufig fatalistische Grundhaltung
� hohe Selbstverwirklichungsansprüche,
kaum konkrete Berufsziele
(auch und gerade bei höheren Bildungsabschlüssen)
Jugend und Beschäftigung (2005): Modul 3 – 40 qualitative Interviews mit 14- bis 29-jährigen
(auch und gerade bei höheren Bildungsabschlüssen)
Notwendige Maßnahmen:
� Betonung von finanziellen und Statusaspekten
Typ 2: Die Eigeninitiativen
� setzen auf Eigenverantwortung und positives Denken
� sind flexibel und können mit Problemen gut umgehen, praktizieren effizientes Selbstmanagement
� „lebensbegleitendes Lernen“ in den beruflichen Selbstkonzepten fest verankert
� auf die „neue Arbeitswelt“ am vergleichsweise gut vorbereitet
� Gefahr, die eigenen Möglichkeiten zu überschätzen bzw. sich selbst zu überfordern
Jugend und Beschäftigung (2005): Modul 3 – 40 qualitative Interviews mit 14- bis 29-jährigen
Notwendige Maßnahmen:
� Hervorheben von Karrieremöglichkeiten� Betonung der Fortbildungs- und Weiterqualifikation� Schaffung von Möglichkeiten der Mitbestimmung und
Selbstgestaltung
Typ 3: Die Orientierungslosen
� haben keine konkreten Ziele in Bezug auf ihre
(berufliche) Zukunft
� sind kaum in der Lage, für sich selbst
Perspektiven zu entwickeln
� Mangel an Qualifikationen, die in der heutigen
Arbeitswelt nachgefragt sind
� Mangel an mentaler Flexibilität, kaum
Selbstmanagement-Kompetenz Selbstmanagement-Kompetenz
Notwendige Maßnahmen:
� Förderung von Selbstorganisationsfähigkeiten, das gibt auch Selbstvertrauen
� Gezielte Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen� Zurücknahme der Betonung der Selbstverantwortung� Klares Vorzeichnen von Lösungswegen und
Lösungsvorschlägen
Jugend und Beschäftigung (2005): Modul 3 – 40 qualitative Interviews mit 14- bis 29-jährigen
Typ 4: Die Traditionell-Soliden
� ähneln in ihrer Einstellung zu Erwerbsarbeit ihrer Eltern-und Großelterngeneration (Idee der linearen Bildungs- und Berufsbiographie)
� streben nach langfristigen Sicherheiten, Planbarkeit und Stabilität: Arbeitsplatzsicherheit wichtiger als Entwicklungs- bzw. Karrierechancen
� durch dynamischen Wandel verunsichert: geringeFlexibilitätsbereitschaft, hohes Bedürfnis nach Kontinuität
Jugend und Beschäftigung (2005): Modul 3 – 40 qualitative Interviews mit 14- bis 29-jährigen
Flexibilitätsbereitschaft, hohes Bedürfnis nach Kontinuität
Notwendige Maßnahmen
� Betonung von Sicherheits- und Stabilitätsaspekten� Flexibilität und Verantwortung sind keine Motivationstreiber
Charakteristik und spezielle Bedarfslagen von Jugendlichen aus eherbildungsfernen Milieusbildungsfernen Milieus
� Weniger Selbstverwirklichungsansprüche, Prinzip „Eigenverantwortung“ steht weniger stark im Vordergrund
� Wichtig: gutes Betriebsklima, guter Verdienst� Ausbildung und Job als existenzsichernde Notwendigkeit; Freizeit und Konsum als
Orte der Selbstbe(s)tätigung� Spannungsträchtigere Eltern-Kind-Beziehungen, wenig Möglichkeiten zur
Unterstützung der Bildungskarrieren durch die Eltern� Stichwort „Bildungshabitus“ – die Jugendlichen treten ein schwieriges Erbe an ...
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Institut für JugendkulturforschungAlserbachstr. 18/7.OG – 1090 Wien
Tel: +43 (1) 532 67 95Fax: +43 (1) 532 67 95 20
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