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Lebenstüchtig

Date post: 07-Mar-2016
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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen. http://www.steinerschule.ch
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LEBENS TUCHTIG Herausgegeben von der Arbeits- gemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz Publié par la communauté de travail des écoles Rudolf Steiner en suisse ¨ Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen www.steinerschule.ch www.schulkreis.ch www.anthromedia.net
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Page 1: Lebenstüchtig

Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 1

3.02Michaeli

LEBENSTUCHTIG

Herausgegebenvon der Arbeits-

gemeinschaft derRudolf SteinerSchulen in der

Schweiz

Publié parla communautéde travail desécoles RudolfSteineren suisse¨

Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen

www.steinerschule.ch www.schulkreis.ch www.anthromedia.net

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«Das Leben selber aber ist diegrosse Schule des Lebens, undnur dann kommt man richtigaus der Schule heraus, wenn

man sich aus ihr die Fähigkeitmitbringt, sein ganzes Leben

vom Leben zu lernen.»RUDOLF STEINER (Vortrag vom 19. Juni 1919)

Rudolf Steiner (1861-1925), der Be-gründer der Anthroposophie, studier-te in Wien Naturwissenschaften undpromovierte an der Universität Ro-stock in Philosophie. AnschliessendHauslehrer und Herausgeber vonGoethes NaturwissenschaftlichenSchriften. Publizierte in jungen Jah-ren über erkenntnistheoretische Fragen und überNietzsche («ein Kämpfer gegen seine Zeit»). Um dieJahrhundertwende in Berlin Redaktor eines Litera-turmagazins und Lehrer an der Arbeiterbildungs-schule. Rege Vortragstätigkeit im In- und Ausland.

1913 Gründung der Anthroposophi-schen Gesellschaft. Mit dem Baudes von ihm entworfenen «Goethea-nums» wurde Dornach zum Mittel-punkt seiner Aktivitäten. Als Fest-spielort, Schulungs- und Kongress-zentrum ist das Goetheanum heutenoch Anziehungspunkt für Wissen-

schaftler und Praktiker aus aller Welt. Ebenso zei-gen Steiners Reformprojekte nachhaltige Wirkun-gen in Pädagogik und Heilpädagogik, Landwirt-schaft, Medizin und Pharmazie sowie in Kunst undArchitektur.

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Ein Ehemaliger beschreibt es selber: wie die Augenbrauen hochgehen, wenn er

ganz selbstverständlich erzählt, dass er in der Steiner Schule war – was?! So ein er-

folgreicher Mensch – und soll aus der «Steinsgi» kommen? Offensichtlich sprengt er

alte Vorurteile über die Waldorfpädagogik,

– bei der Kinder zwar eine wunderbar heile Welt erlebten in der Schulstube, dafür

aber dem real existierenden Leben später nicht gewachsen seien;

– bei der Kinder zwar viel und ihre je eigene Zeit bekämen, um ihre wichtigen Lern-

schritte im Lesen, Schreiben und Rechnen zu machen, dafür aber keinen (oder nur

schwer) Anschluss fänden an weiterführende und vor allem intellektuelle Ausbil-

dungen;

– bei der Kinder zwar auch musisch, sozial und handwerklich gefördert würden, dafür

aber vor lauter Ganzheitlichkeit zu wenig lebenstüchtig seien…

Im Januar 06 wurden solche Vorurteile in der «HandelsZeitung» in einem Bericht über

Juan Gut, den neuen Personalchef des Bundes, einmal mehr kolportiert. Unglaublich,

dass dieser in den ersten Schuljahren die

«Steinsgi» besucht hatte. «Das über-

rascht. Da heisst es doch immer, wer eine

solche Schule besuche, in der das Musi-

sche im Vordergrund stehe, werde Mühe

haben, sich in der harten Berufswelt zu

bewähren. Weit gefehlt.» Dieses «weit

gefehlt» gilt auch für die vierzig Frauen

und Männer in dieser SCHULKREIS-Son-

derausgabe, die als Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen in der heutigen Welt ganz

selbstverständlich und lebenstüchtig ihre Frau und ihren Mann stehen.

Eine unglaubliche Fülle von Namen und Hinweisen kam seit dem ersten Aufruf im

Frühling 05 von Schulen, Einzelpersonen und aus den Medien auf uns zu. Das Kon-

zept dieser Sondernummer hat Ursa Krattiger von der Medienstelle Anthroposophie

Schweiz entwickelt. Sie hat auch die deutschsprachigen Portraits recherchiert und

verfasst. Elisabeth Bracher ist verantwortlich für die Portraits auf Französisch, Lucia

Faillaci für das Italienische. In der Bearbeitungs-Pipeline sind noch gut fünfzig weite-

re Berichte über lebenstüchtige Ehemalige. So oder so: der SCHULKREIS bleibt dran

und wird weiterhin Portraits von ehemaligen Schülerinnen und Schülern abdrucken.

Die Qual der (Aus-)Wahl folgte den Prinzipien: eher Junge als Ältere, Frauen und Män-

ner, Branchen und Berufe möglichst breit gestreut, Spezialisten ebenso wie General-

istinnen, Menschen mit spannenden Entwicklungswegen und solche, die zielstrebig

schnell das Ihre finden.

Menschenmit spannenden

Entwicklungswegen

ROBERT THOMAS

Koordinationsstelle der Rudolf Steiner

Schulen in der Schweiz und in Liechtenstein

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Jede Biographie ist etwas Einzigartiges und stellt eine in sich abgeschlossene Ganzheit

dar. Jeder Lebenslauf zeigt als Signatur die Wege der Seele in der Welt voller Freuden

und Leiden, mit Krisen und Hoch-Zeiten. Die Handschrift des Ich wird im Lebenslauf

zumindest ahnend ersichtlich, und wir begegnen darin dem grossen Geheimnis der

menschlichen Individualität und Existenz. Je individueller, persönlicher, Ich-näher sich

die menschliche Individualität verwirklichen kann, desto farbiger, unverwechselbarer

imponiert dann der Lebenslauf, umso grösser werden die Amplituden, umso weiter die

Farbpalette der Stimmungen und Ereignisse.

DURCHSETZUNGSFÄHIG?

Die Pädagogik hat hier einen eminent wichtigen Auftrag; sie soll den Menschen erzie-

hen, bilden, gleichzeitig Wissen vermitteln und ihn lebenstüchtig machen, im heutigen

Sinne von durchsetzungsfähig in unserer Leistungs- und Profitgesellschaft. Härte, Durch-

setzungsfähigkeit, Erfolg – extrinsische Motivatoren werden heute gross geschrieben.

Fähigkeiten des sozialen Handelns, Umweltbewusstsein, Selbstlosigkeit bzw. Geschwi-

sterlichkeit, Gerechtigkeit und Gemeinschaftsempfinden lassen sich hingegen schlecht

als pädagogische Werte verkaufen und gelten als unmodern. Jede nächste Generation

wird zum wesentlichen Teil geprägt und gebildet durch das Menschen- und Weltbild

des jeweils herrschenden pädagogischen Systems. Wie sehr differenzierte, modern

denkende und starke Persönlichkeiten unter einengenden, auf Leistung, Drill, Zucht

und Wissensvermittlung ausgerichteten Schulen gelitten haben und dadurch zum Teil

nachhaltig negativ geprägt worden sind, zeigen die Biographien von Stefan Zweig, Her-

mann Hesse und Robert Musil als grossen Repräsentanten des literarischen Genies

des 20. Jahrhunderts. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie das Werkzeug der Sprache

benötigten, um ihre traumatisierenden Erfahrungen einigermassen durchzuarbeiten.

Es war ihnen jedoch bewusst, dass sie zum Teil bleibende «Schäden und Prägungen»

erlitten hatten.

LEBENSTÜCHTIG!

Im Mittelpunkt der «Waldorfpädagogik», wie sie in den Rudolf Steiner Schulen der

Schweiz praktiziert und immer weiter entwickelt wird, steht die Menschenbildung. Das

System der Pädagogik, die Lehrinhalte, die Didaktik und die Methodik sind dem leben-

digen Menschenwesen angepasst und immer ausgerichtet auf das werdende Ich, das

sich im Dialog mit der Umwelt entwickelt. Einseitigkeiten auszugleichen, Stärken zu

Zukunftshoffnung stattZukunftspessimismus

DR. MED.CHRISTIANSCHOPPER

OBERARZTPSYCHIATRISCHE

UNIVERSITÄTS-KLINIK ZÜRICH

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fördern, Schwächen und Unvermögen durch Fähigkeiten zu stabilisieren, sind hier we-

sentliche Grundpfeiler. Zentrales Anliegen ist es, dass die innersten Schicksalsimpulse

und Signaturen, die Themen und Motive des Ich, sich formen können dank einer ge-

führten, an Lehrerpersönlichkeiten erlebten Pädagogik, um dann in der Biographie ih-

ren sichtbaren und tatkräftigen Ausdruck zu finden.

Dabei hat die Pädagogik Rudolf Steiners heute keineswegs an Innovationskraft und

Modernität verloren, im Gegenteil. Es ist erstaunlich, dass kritische Persönlichkeiten

wie z.B. Josef Weizenbaum als Informatikpionier und Neil Postman als Pionier der Kin-

dermedien in seinem Buch «Verlust der Kindheit» letztlich die wesentlichsten Elemen-

te der Waldorfpädagogik fordern. Auch ist bezeichnend, dass die moderne Hirnforschung

(u.a. Prof. Spitzer aus Ulm, Prof. Hüther aus Göttingen) von naturwissenschaftlicher

Seite her Belege und Evidenz für die Grundgedanken der Waldorfpädagogik und die

Forschungsergebnisse Rudolf Steiners liefert.

In Zeiten des vielfältigen Kulturpessimismus, von Schwarzmalerei und apokalyptischen

Negativvisionen, wie wir sie heute in der Publizistik, aber auch in Äusserungen junger

Menschen antreffen, stellen die hier veröffentlichten Lebensläufe eine lichtvolle Aus-

nahme dar. Ob ein international bekannter Fecht-Olympiasieger, Künstler wie Dirigen-

ten oder Rockmusikerinnen, Politikerinnen und Manager, Naturwissenschafterinnen und

Ärzte – auf faszinierende Weise wird in diesen Bildungs- und Berufswegen sichtbar, wie

junge Menschen an der Rudolf Steiner Schule profitiert haben von einer Pädagogik, die

sie fördert, entwickelt und ihnen hilft, ihr inneres Motiv zur Entfaltung zu bringen. Wir

lesen von Individuen, die schon in der ersten Lebenshälfte zu einem faszinierenden

Wissen und praktischem Gestalten kommen. Dabei imponiert nicht nur das äusserlich

Erfolgreiche, sondern die Tatsche, wie sehr diese Pädagogik in den Lebensläufen die-

ser lebenstüchtigen, zupackenden und führungsbegabten, künstlerisch veranlagten und

zu Visionen fähigen Menschen sichtbar wird.

So kann sich Zukunftspessimismus in Zukunftshoffnung verwandeln – Zukunft wird ja

immer gebildet von Menschen, die ihre Impulse zur sozialen Wirklichkeit werden las-

sen. Mir wurde beim Lesen dieser Geschichten jedenfalls nicht bange, im Gegenteil: ich

freue mich auf eine Zukunft, die diese Menschen gestalten. Zudem hätte ich durchaus

Lust, mit jeder und jedem der Autoren einen Abend zu verbringen und mir von ihnen ihr

Leben, die aktuelle Berufssituation und ihre Erfahrungen mit der Rudolf Steiner Schule

erzählen zu lassen...

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é en 1979 à Alès dans les Cévennes, Joan en-N tre à l’Ecole Rudolf Steiner de Genève à l’âgede 4 ans. Il va jusqu’à la dernière classe de l’école,la 11ème, à l’époque. Après un semestre à l’écoleSteiner de Toronto, il prépare un baccalauréat fran-çais dans un lycée en Martinique. Il voyage uneannée en Asie du Sud-Est, avant de commencer desétudes de géographie avec option sciences del’environnement à l’Université de Genève. Spécia-lisation sur la Chine et ses problèmes environne-mentaux pour obtenir un DESS (diplôme d’étudessupérieures) d’études asiatiques transdisciplinai-res. Séjour à Chengdu dans le Sichuan en 2005pour se familiariser avec la langue et la culture lo-cale et pour voir la situation écologique de ses pro-pres yeux.Donne occasionnellement des cours de géographieà l’Ecole Steiner de Genève et ailleurs. Joan Basti-de commence un diplôme de cartographie infor-matique avant d’attaquer un doctorat en géogra-phie environnementale.

«Dans ma scolarité à l’école Steiner, j’ai appréciéla possibilité offerte d’avoir accès à un grand nom-bre d’activités, que ce soit dans le domaine intel-lectuel, manuel ou artistique. De même le carac-tère plus souple et dynamique de l’enseignementen général, comparé à ce que j’ai constaté au ly-cée français. Enfin, j’ai apprécié l’hétérogénéité desclasses dans lesquelles se côtoient des élèves trèsdifférents les uns des autres, tant en termes de ni-veau scolaire que d’orientation.»

JOAN BASTIDE, 1979

ÉTUDES ASIATIQUESTRANSDISCIPLINAIRES

ECOLE RUDOLFSTEINER DE GENÈVE

DE 1983 À 1998

ie A-capella-Band «theGlue» entstand ausD der Knabenkantorei Basel, in der GregorBeermann seit 1991 singt. Die Gruppe sang aufeiner Konzertreise in Wien auf der Strasse – undda das sehr Spass machte und auch erfolgreichwar, begannen die fünf, mehr zu proben. ÜberJahre entstand aus Chorliedern ein völlig selbstkomponiertes Programm, in dem sich der Stilund die Persönlichkeit jedes Sängers zeigte. Seitnunmehr acht Jahren begeistert theGlue dasPublikum. Was mit Auftritten bei Geburtstagenund Hochzeiten begann, entwickelte sich imLaufe der Zeit zu einem veritablen Projekt; mitt-lerweile haben die fünf jungen Herren schon dreiAlben, eine Single und eine DVD produziert undstanden schon über 500 mal auf der Bühne.Am Anfang stand der zweite Platz beim BaslerNachwuchswettbewerb «Strampolin», der dieProduktion einer ersten Demo CD ermöglichte:«Laora L [ist] tot» (1998). Der nächste grosseSchritt war die Teilnahme am «Glaibasler Chari-vari» (2000), einer der Basler Vorfasnachtsver-anstaltungen. Durch das hier aufgeführte Mu-sical «Stärnestaub» wurde «theGlue» im Gross-raum Basel ein Begriff. Als sympathische Stras-senfeger und tollpatschige Feuerwehrmänneravancierten sie zu den jungen Stars des Chari-vari 2000.Im Anschluss an dieses Erfolgserlebnis kam es2001 zum ersten Album «Mundwerk». Ihm folg-te das Programm «Maulwurf», das 2002 im Bas-ler Atlantis Première feierte. Seither konnte«theGlue» an renommierten Orten wie dem«Casinotheater Winterthur», dem «Zelttaktfesti-val» in Freiburg i.Br. (D) oder dem «TreffpunktRotebühlplatz» in Stuttgart (D) imponierende Er-

«Ich habedurch die

Schulprakti-ka gemerkt,was ich wer-

den will.»

LAURA BERGER, 1986

IN AUSBILDUNG ZUR SOZIALPÄDAGOGINAN HFHS DORNACH UND

STADTPARLAMENTARIERIN IN WILRUDOLF STEINER SCHULEN WIL 1992 – 2001

UND WINTERTHUR VON 2001 – 2004

«Un grand nombred’activités, que ce

soit dans le domaineintellectuel, manuel

ou artistique.»

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GREGOR BEERMANN, 1983

SEKUNDARLEHRER IN AUSBILDUNG MIT MATHEMATIK,GEOGRAPHIE UND MUSIK (HPSABB BASEL),VELOKURIER, SÄNGER DER A-CAPELLA-BAND THEGLUERUDOLF STEINER SCHULE MÜNCHENSTEIN 1989-1998FREIE OBERSTUFENSCHULE (FOS) MUTTENZ 1998-2001

«Ich konnte spiele-risch lernen und

musste nicht schonin frühen Jahren für

die Schule büffeln.»

aura Berger kam am 27. Januar 1986 zur WeltLund hat zwei Geschwister im Alter von fünfzehnund siebzehn Jahren, die beide die Rudolf SteinerSchule Winterthur besuchen. Ihre Mutter ist Sozi-alarbeiterin und Theaterpädagogin; ihr Vater arbei-tet als Grafiker. Beide Elternteile waren aktiv ampolitischen Geschehen beteiligt, wobei der Vatereine Zeit lang selbst für die «Grünen pro Wil» imStadtparlament war. Ihre Eltern haben wesentlichdazu beigetragen, dass Politik für Laura Berger keinFremdwort ist: «Mein Einstieg in die Politik war je-doch mein freier Wille, der selbstverständlich An-klang fand».Nach dem Kindergarten und zwölf Jahren an denRudolf Steiner Schulen von Wil und Winterthur ab-solvierte Laura Berger zwei halbjährige Praktika ineiner Werkstatt und einem Wohnheim für Men-schen mit Beeinträchtigung. Dadurch wurde ihrklar, dass dies auch ihrem Berufswunsch ent-spricht, sodass sie nun berufsbegleitend die Aus-bildung zur Sozialpädagogin an der HFHS in Dorn-ach macht: «Meine Ziele sind vorerst, dass ich die-sen Ausbildungsgang erfolgreich meistere undmich weiterhin für Politik engagieren kann, ohnedass dabei Freunde zu kurz kommen. Ich engagie-re mich für tagesaktuelle Themen, verteile Flyers,diskutiere mit gleich- und ungleich Gesinnten, bin

im Stadtparlament Wil als Jüngste des Kantons St.Gallen und vertrete die Jung-Grünen. Mein Traumist es, etwas zu bewegen – und Politik gibt mir dieMöglichkeit dazu!»

«An die Schulzeit habe ich hauptsächlich gute Er-innerungen und bin dankbar für die gute Vorberei-tung auf das Leben danach. Ich ging gerne zurSchule und habe nicht zuletzt durch die Schulprak-tika gemerkt, was ichwerden will. Die Päd-agogik, die hinter derSchule und dem Unter-richt steht, lerne ich nundurch meine Ausbil-dung kennen. Ich binsehr beeindruckt undwerde mit Sicherheitauch meine Kinder ein-mal dorthin schicken!»

folge feiern. Im Sommer 2005 erschien eine unzen-sierte Live-Konzert-DVD, die bei der «Maulwurf»-Dernière im April im ausverkauften Schauspielhausdes Theater Basel aufgenommen worden war.Nach einer Strassensingtournée und intensiver Ar-beit kamen die «Maulwürfe» im Herbst 2005 mitneuem Programm und Album wieder ans Tageslicht:BOCA JUNIORS! Nach der Eröffnung des Vokal-To-tal-Festivals in München am 7.10.05 und der Pre-miere und CD-Taufe im Oktober 2005 im Schauspiel-haus des Theater Basel konzertierte «theGlue»(www.theglue.ch) in Darmstadt, Ftan, Berlin,Prag, Zürich, Winterthur, Arbon, Schaffhausen undSt.Gallen. »Die 12 Jahre an der RSS habe ich in sehrguter Erinnerung. Speziell die ersten 6 Jahre mit Frauvon Schmidt als Klassenlehrerin waren für mich einegrosse Bereicherung. Ich konnte spielerisch lernenund musste, im Gegensatz zu Nachbarskindern,nicht schon in frühen Jahren für die Schule büffeln.

Auch erhielt ich ein gutes Gefühl für die Natur, weilwir oft draussen waren, oder durch die Wanderungvon Basel nach Genf. Auch die Oberstufe entsprachmir sehr. Vor allem die Lager und das Zeichnen habeich in guter Erinnerung. Was ich im Nachhinein be-daure, sind die schlechten Musik- und Naturwissen-schafts-Kenntnisse, die ich aus der RSS mitnehmenkonnte. In Musik bekam ich zwar einen super Ein-stieg in der Unterstufe, doch die Oberstufe war sehrmager. Im Studium habe ich grosse Probleme mitChemie und Physik, da diese Fächer an der FOSdamals gänzlich nicht stattgefunden haben.”

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ie Geschwister Sibylle und Michael Birkenmei-D er kamen am 12. Juli 1954 und am 5. Januar1956 in Basel zur Welt. Beide haben zunächst vierJahre lang die Staatsschule besucht und erst da-nach die Rudolf Steiner Schule: «Für beide war esein beeindruckender Kulturwechsel. Wir konntendie Schule immer mit einer gewissen Distanz erle-ben, weil wir die Staatsschule kannten. Für unswaren die Jahre in der Steinerschule gut, weil wiruns als hauptsächlich künstlerisch ausgerichteteMenschen sehr gut bewegen lernten. Das Gewichtauch auf die künstlerische Praxis war herrlich füruns. Kritisch haben wir uns in der Schule währendden Fasnachtsbällen mit kabarettistischen Szenenmelden können, zum Vergnügen aller. Daraus istdann später unser Beruf gewachsen. Die intensiv-ste Schulzeit war die Theaterzeit. Da sind wir lei-denschaftlich tätig geworden.»Nach der RSS Basel hat Sibylle Birkenmeier zu-nächst die Ausbildung zur Lehrerin in Liestal unddann zur Schauspielerin an der Folkwangschule inEssen/BRD absolviert. Danach hatte sie diverseEngagements an deutschen Theatern, anschlies-send gestaltete sie mit Bruder Michael zwölf Ka-barettprogramme. Fünf Jahre war sie mit dem Ak-kordeonisten Klaus Bruder unterwegs.Michael Birkenmeier machte nach der Schule die

SIBYLLE BIRKENMEIER, 1954

SCHAUSPIELERIN UND ERWACHSENENBILDNERINRUDOLF STEINER SCHULE BASEL 1967-1975

MICHAEL BIRKENMEIER, 1956

MUSIKER UND KABARETTISTRUDOLF STEINER SCHULE BASEL 1968-1976

«Die intensivsteSchulzeit war die

Theaterzeit. Da sindwir leidenschaftlich

tätig geworden.»

Ausbildung zum Pianisten am Konservatorium Ba-sel; es folgten erste Soloprogramme und die zwölfProgramme mit Schwester Sibylle. Für ihre Pro-gramme erhielten die beiden drei Kabarettpreise:den deutschen Kleinkunstpreis, den SalzburgerStier und die Oltener Tanne.Seit 2001 bilden sie mit Felicitas Vogt ein Trio – diedrei sind sich am Kongress zum 75. Jubiläum derBasler Rudolf Steiner Schule 2001 im Casino Baselbegegnet und haben bald darauf die gemeinsameArbeit aufgenommen. Felicitas Vogt ist 1952 in Kölngeboren und hat Sport, Theologie und Pädagogikstudiert. Nach vierzehn Jahren pädagogischer Pra-xis und freier Vortragstätigkeit über die ganze Weltzu den Themen Jugend, Gewalt und Sucht hat siebei den Birkenmeiers spielen gelernt. Diese habensich dank Vogt mit Jugendthemen auseinanderge-setzt. So schreiben die drei seit 2001 Stücke, die inSchulen, in Theatern und an allen möglichen Or-ten aufgeführt werden, besuchen Schulen, Kolle-gien, Eltern und Schüler/innen und spielen für sie,bearbeiten in Workshops ihre Themen und haltenVorträge.

Seit Dezember 2005 sind sie mit ihrem Stück«SCHILLERND, oder wie das Leben so spielt» un-terwegs. Darin geht es um Spielräume, die immerkleiner werden, Handlungsspielräume, Zwänge,das Grau und um die Sehnsucht, all das, was aus-einanderfällt, neu und anders wieder zusammen-zubringen. Oder wenigstens in eine selber verur-sachte Schwingung, Eigenbewegung zu verset-zen. «Eigentlich geht’s um uns selber». 

Weitere Infos und Spielplan unterwww.trommelfeuer.chKontakt über: [email protected] und078 889 44 55

Michael Birkenmeier, Felicitas Vogt und SibylleBirkenmeier in ihrem Stück «SCHILLERND, oder

wie das Leben so spielt».

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ach der Matura 1996 gründete Franz BittmannN das Snowboardbekleidungslabel «eleven».Zuerst hat er parallel dazu in einem Laden gear-beitet, seit 2000 ist er ausschliesslich für «eleven»tätig, hat heute vier Mitarbeiter, Produktionen inverschiedenen Ländern und Vertriebe in Europaund der Schweiz (www.eleven.ch).«Ich erinnere mich auch noch gut an den erstenBazar während der ersten Klasse, einfach überwäl-tigend. Oder mein erstes Johannispiel, der Geruchvon frisch geschnittenen Zweigen im grossen Saal.Auch der ausfahrbare Stern im Hirtenspiel hat beimir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aucherinnere ich mich an meinen Banknachbarn, dergleich am ersten Tag vor die Türe musste und dasmit einer ‚Coolness‘ meisterte, während bei mirnachher oft die Tränen flossen.Dann kommen mir schnell die verschiedenen La-ger und Praktika in den Sinn: Wie wir in Oberwaldden Wald säuberten, in Sedrun eine Zufahrtsstras-se ausmassen und auf der Ile d’ Yeu mit dem Veloverschiedene praktische Untersuchungen mach-ten. Das Abschlusslager in Italien mit den Diskus-sionsrunden, dem gemeinsamen Musizieren, denausgiebigen nächtlichen Streifzügen, alles noch,wie wenn es gestern gewesen wäre. Es fallen mirnur noch positive Eindrücke, Erlebnisse und schö-ne Erinnerungen an diese Lager ein. Auch die ei-gentliche Schulzeit ruft bei mir eine positive Grund-stimmung hervor, ich erinnere mich gerne an dieZeit an der Plattenstrasse. Manchmal vermisse ichheute die damalige Unbeschwertheit, vor allem,wenn sich die Probleme und Anforderungen vor mirauftürmen.Das Wissen, welches ich mir an der RSS Zürich undauch an der MARS (ich legte dann eine Matura Cab) aneignen konnte, begleitete mich auf meinemLebensweg bisher treu und verlässlich, und ich füh-le mich allen Aufgaben gewachsen, der Rucksackwurde gut gepackt. Was ich ausser dem Schulstoffaus dieser Zeit mitgenommen habe sind: Offenheitgegenüber Neuem, das objektive Herangehen anProbleme, die Kreativität, das selbständige Arbei-ten und das räumliche Vorstellungsvermögen. Al-les Eigenschaften, die mir bei meinem jetzigenBeruf als Designer, Verkäufer und in der Personal-

FRANZ BITTMANN,1976

JUNGUNTERNEHMERFÜR SNOWBOARD-BEKLEIDUNGRUDOLF STEINERSCHULE ZÜRICH1983-1995

und Firmenführung zugute kommen. Auch bewun-dere ich im Nachhinein den Enthusiasmus meinerdamaligen Lehrer, die uns unermüdlich und mitgrossem Einsatz unterrichtet und sich auch überSchulangelegenheiten hinaus für uns eingesetzthaben. Ein paar unserer ‚Taten‘ im Schulzimmerwürde ich im Nachhinein gerne ungeschehen ma-chen.Die Durchmischung der Klassen mit Schülern ver-schiedenster Herkunft, mit den verschiedenstenFähigkeiten und Zielen im Leben, habe ich immerals Bereicherung empfunden. Der Umgang mit denverschiedensten Menschen und die individuelleFörderung sehe ich im Nachhinein als grosses Plus.Weiter habe ich es sehr geschätzt, nach den Ferienimmer in die vertraute Klasse zurückzukehren undein neues Jahr mit denselben Mitschülern in An-griff nehmen zu können.

«Ich bewundere imNachhinein denEnthusiasmusmeiner damaligenLehrer.»Dass ich gelernt habe selbständig zu arbeiten, michselbst zu motivieren, wurde seit meinem Schulen-de immer wichtiger. Im Alter von 14-16 Jahren je-doch hatte ich nicht immer die nötige Disziplin umalle Aufgaben anzugehen, da fehlte in gewissenFächern ein Lehrer mit starker Hand; solange mannicht negativ auffiel, konnte ja nichts passieren.Gestört hat mich das etwas erstarrte Denken ander Schule und die Inkonsequenz, mit der Regelnaufgestellt und Ideale verteidigt wurden, denendann oft auch Lehrer nicht gerecht werden konn-ten. Auch dass der Einzug der neuen Technologienin den Schulalltag der Oberstufe so vieler Diskus-sionen bedurfte, war für uns nicht nachvollziehbar.Wenn ich mich heute mit Schülern der öffentlichenSchule vergleiche, so komme ich aber zum Schluss,dass ich eine reichhaltige, facettenreiche Schulbil-dung geniessen durfte und in gewissen BereichenVorteile habe, z.B. was Sozialkompetenz, Kreativi-tät und Durchhaltewillen anbelangt. Keine Rollespielt heute, dass ich die Schnürlischrift erst in der3. Klasse lernte oder die Matura 1 Jahr später ab-solvierte als Staatsschüler. Zugegeben: die rauhenWinde, die in der Arbeitswelt wehen, können ei-nen Steinerschüler schon ziemlich beuteln; da wirdkaum darauf gewartet, bis einem ‚der Knopf auf-geht‘.»

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PHILIPPE BRACHER, 1970

MÉDECIN, FMH EN GYNÉCOLOGIE ET OBSTÉTRIQUESECOLE RUDOLF STEINER DE LAUSANNE DE 1977 À 1987

«Le large spectred’activités m’aouvert un grandéventail de choixprofessionnels.»

é à Bâle le 2 juin 1970, Philippe Bracher gran-N dit en Suisse romande où il fréquente pen-dant deux ans l’école enfantine du village. Il rejointensuite ses deux sœurs aînées à l’Ecole Rudolf Stei-ner de Lausanne. Après la dixième classe, il partpréparer la maturité fédérale scientifique qu’il réus-sit après deux ans. Il franchit sans heurts ses sixannées d’études de médecine à Lausanne, entre-coupées d’un séjour d’une année à Bâle et de cinqmois à Sydney en Australie. Son diplôme en po-che, il accomplit sa première année d’assistanat àl’Hôpital Paracelsus à Richterswil où il apprécie lacohabitation entre la médecine d’orientation an-throposophique et une approche plus conventi-onnelle. Il poursuit sa spécialisation dans différentshôpitaux en Suisse romande et obtient son titre despécialiste FMH en gynécologie et obstétriques enavril 2004. Après une première année dans la

fonction de chef de clinique à Neuchâtel, il se renden Amérique latine où il travaille pour une organi-sation non gouvernementale.

«L’école Rudolf Steiner m’a offert une grande li-berté dont je profite tous les jours. Tout d’abord,son large spectre d’activités – artistiques, scienti-fiques et manuelles – m’a ouvert un grand éventailde choix professionnels. Ensuite, ce qui m’ad’abord paru comme une éducation étrange, tein-tée de dogmatisme, s’est, lorsque me suis retrou-vé ‚dans le monde normal‘, révélé être une démar-che très libre. Dans mon métier, je vis la diversitédes courants de pensées comme des complémentsindispensables à une approche globale de la per-sonne. Cette association entre le sentimentd’indépendance et celui d’appartenance au Mon-de n’est pas le fruit du hasard...»

Im Mai 2005, sechs Wochen vor Ende des Schul-jahres, an der Rudolf Steiner Schule Wetzikon be-ginnen die Proben des Oberstufenchors (9. bis 12.Klasse) zum «Requiem» von W. A. Mozart. Dieseswunderbare Werk eröffnet 100 Jugendlichen eineWelt, die sie aus ihrem Alltag kaum kennen. Die

Première:1. April 06, 12.15 Uhr,im Kino Arthouse Le

Paris (StadelhofplatzZürich) als «Lunch

Kino Special».

Kinostart: 6. April 06in einem der Arthouse-

Kinos in Zürich.

Verleih: Look Now!www.looknow.ch

[email protected]

Zum Abschied MozartKINODOKUMENTARFILM VON CHRISTIAN LABHART

Proben verlaufen nicht immer einfach, denn die Ar-beit am musikalischen Ausdruck ist hart und dasRingen um eine Disziplin, wo Einzelinteressen zuGunsten des Ganzen in den Hintergrund tretenmüssen, wird spürbar.

Rebecca, Wanja und Stefan sind in der Abschluss-klasse. Christian Labhart begleitet sie bei den Chor-proben und im Schulalltag, in der Familie, im Aus-gang, während der Präsentation ihrer Abschlussar-beiten und beim Abschied von der Schule. In gros-ser Offenheit erzählen die Jugendlichen von ihrenÄngsten, Hoffnungen und Zukunftsplänen, vonSchutzengeln, Liebe und Tod. Am Abend des letz-ten Schultages findet zum Abschied die Aufführungdes Requiems statt. uk.

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En travaillant avec le droit, je dois constam-« ment me demander: Quelle est la solution quej’estime juste face au problème qui est posé? En-suite, je cherche la voie juridique qui me permetd’y arriver. C’est passionnant mais extrêmementdur!»Lorsque, au Bazar de Noël, j’ai rencontré ElisabethChappuis, je lui ai demandé si elle acceptait que jel’interroge sur sa scolarité à l’Ecole Rudolf Steinerde Lausanne. Cette jeune femme au regard pétil-lant m’a alors répondu de sa voix ferme: «Oui, vo-lontiers. C’est la moindre des choses. Je dois beau-coup à cette école.»Elisabeth Chappuis, née le 30 novembre 1977, aeffectué toute sa scolarité à l’école de Lausanne, àl’exception d’un stage à Michael Hall (GB) et de sixmois à Springvalley (USA). C’est sa mère qui l’avaitinscrite au jardin d’enfants Steiner. Il ne fait cepen-dant aucun doute pour Elisabeth que ses deux par-ents ont assumé ce choix pour leurs deux filles.Sa classe avait 36 élèves! Une joyeuse bande; ilfallait les voir, en douzième, interpréter «Sursis»d’Arthur Miller et «Tentation» de Vaclav Havel! Detoutes ces années de vécu partagé, ils ont gardédes liens d’amitié très forts. Cette classe soudée acertainement compensé la «marginalité scolaire»qui pesait parfois à Elisabeth, notamment dans lescontacts avec son équipe de basket.En été 1996, Elisabeth termine sa scolarité avec un«chef-d’œuvre» sur «La femme». Elle étudie lesidéaux féminins dans le Nouveau Testament et ana-lyse le développement du féminisme. La soif deconnaître qui la caractérise depuis toujours la con-duit ensuite, tout naturellement et sans «choc cul-turel», vers la préparation d’une maturité fédéra-le. C’est avec grand plaisir qu’elle «ingurgite le sa-voir à l’état brut» pendant deux ans – durée qu’elleestime néanmoins excessive. A l’université, ellepeut ensuite, en toute liberté, acquérir les connais-sances du droit suisse nécessaires à son futur mé-tier de juriste. Son diplôme en poche, elle part tra-

ELISABETH CHAPPUIS, 1977

JURISTEÉCOLE RUDOLF STEINER LAUSANNE 1984-1996

vailler quelques mois à la Croix-Rouge à Berlin. Ason retour au pays, Elisabeth est engagée au ser-vice juridique du Centre Social Protestant (CSP) àLausanne. D’inspiration protestante, cette institu-tion défend des valeurs proches des siennes et af-fiche aujourd’hui une orientation plus universelle-ment humaine, ce qui met sa clientèle en confiance.«Puisque nous ne recherchons pas la rentabilité,nous pouvons vraiment être au service de l’humain,de la cause humaine. Je ne me vois pas travaillerpour un autre but.»

«Je conçois les règles du droit comme un cadre devaleurs à l’intérieur duquel il y a des possibilitésd’apporter sa touche individuelle. En droit de lafamille, par exemple, les rapports hommes-femmessont en pleine mutation. Le concept séculaire defamille tel que notre droit l’entend correspond demoins en moins à ce que vivent les gens. C’est làque le juriste doit trouver des solutions, en fonctionaussi de ses propres valeurs. Le droit des étran-gers également laisse un grand pouvoir d’interpré-tation aux juges et aux fonctionnaires.»

«L’école m’a apporté un ensemble de valeurs trèsfortes, une vision de l’Homme bien particulière. Ensortant, j’ai eu besoin de me distancer un peu decette vision, de voir autre chose. Je suis d’ailleurstoujours en questionnement, mais mon repère debase, c’est l’Homme tel que j’ai pu le vivre à l’EcoleSteiner. Quand je doute, je reviens à cette base.»

Elisabeth Chappuis n’était donc pas sans savoirque ses enseignants avaient une vision du mondequi leur était propre, mais le climat de tolérance etle respect de la différence qui régnaient à l’écolelui ont permis de se forger ses propres vérités.

«Cette pédagogie m’a nourrie. Je suis partie dansla vie avec des bagages bien remplis, avec desrepères. Je n’ai pas eu besoin de chercher tous azi-muts pour trouver une orientation. Je l’ai en moi.»

«Partie dansla vie avec

des repères»

Elisabeth Bracher

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LEBENSTÜCHTIG12

abine Döring kam am 3. Januar 1980 auf dieSWelt und besuchte die Rudolf Steiner Schulenin Schaffhausen und Solothurn. Danach war sie imAltersheim von Derendingen/SO Pflegehelferin.Von 2000 bis 2003 absolvierte sie die Ausbildungzur Krankenschwester DN1 im AusbildungszentrumInsel Bern und arbeitete dann von 2003 bis 2004in der Klinik Sonnenhof in Bern.

Benedikt Hodel machte nach der Schule von 1998bis 2001 die gewerbliche Berufsschule Heimbachin Luzern. 1994 absolvierte er ein dreiwöchigesBauernpraktikum auf dem biodynamischen Hof derFamilie Küffer in Obersteckholz/BE. 1995 lernte erin einem zweiwöchigen Industriepraktikum bei derFirma Via Verde in Pfaffnau/LU den biologischenGemüsegrosshandel kennen. 1996 machte er einJahr lang ein Praktikum als Koch im Restaurant«Striterhof» in Pfaffnau (2 Tage Praktikum, 3 TageSchule/Pilotprojekt ROJ Solothurn), 1997 absolvier-te er nach derselben Struktur ein Jahrespraktikumals Mechaniker in der VW/AUDI Garage Gebr. Blumin Pfaffnau. Vom Sommer 1998 bis Sommer 2001machte er seine Kochlehrer im Gasthaus Löwen inGrossdietwil/LU und war dann vom September

BENEDIKT HODEL, 1979

KOCH UND WIRTRUDOLF STEINER SCHULEN LANGENTHAL 1986-1995

UND SOLOTHURN VON 1995-1998

«Die Steiner Schule hat einen grossenTeil dazu beigetragen, dass junge

Menschen wie wir sich früh interessie-ren, etwas Eigenes zu erschaffen.»

SABINE DÖRING, 1980

KRANKENSCHWESTER UND WIRTINRUDOLF STEINER SCHULEN SCHAFFHAUSEN 1986-1997UND SOLOTHURN 1998/1999

Seit Juni 1005 leiten Döring und Hodel als Partner das Gasthaus Seeblick Hergiswil/NW

2001 bis Februar 2002 und erneut vom Mai bis Juli2002 Commis Entremetier im Restaurant Kornhaus-keller Bern. 2002 absolvierte er die Rekrutenschu-le als Truppenkoch in Aarau. Von September 2002bis März 2004 war er Chef de partie Saucier imRestaurant Zimmermania Bern.

Vom 19. März bis 18. Mai 2004 machten SabineDöring und Benedikt Hodel die Ausbildung an derWirtefachschule am Ausbildungszentrum G’ART inLuzern und eröffneten am 11. Juni 2005 das Gast-haus Seeblick in Hergiswil/LU (www.gasthaus-seeblick.ch). Zu ihrer Geschäftspolitik und ihrem«Boden» in der Waldorfpädagogik sagen die bei-den: «Wir wollen selbständig ein Geschäft führen,das in der heutigen Zeit ein neuer Wegweiser derGastronomie werden soll. Es ist uns wichtig, dasssich vom Bergbauern bis zum Bankdirektor alleGäste wohl fühlen bei uns. Wir sind noch sehr jung,das hat aber – wie wir gemerkt haben – absolutkeine Nachteile. Die Rudolf Steiner Schule hat ei-nen grossen Teil dazu beigetragen, dass jungeMenschen wie wir sich früh interessieren, etwas Ei-genes zu erschaffen – und nicht nur Ende Monatden Lohnzettel studieren wollen.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 13

arcel Fischer kam am 14. August 1978 in BielMzur Welt und wuchs in Brügg bei Biel auf. Von1985 bis 1993 besuchte er die Rudolf Steiner SchuleBiel und nachher das Untergymnasium Feusi imSchulzentrum Bern und von 1994 bis 1998 das Wirt-schaftsgymnasium in Biel. Seit 1999 studiert er ander Universität Basel Humanmedizin und strebt2006 das Staatsexamen an.Als Neunjähriger besuchte Marcel Fischer 1987 miteinem fechtbegeisterten Schulkollegen im Fecht-klub Biel ein Probetraining – und blieb gleich hän-gen. Diesem Auftakt folgten bald kleinere Degen-tourniere für Kinder. 1994 nahm er in Mexico Citybei den Kadetten (bis 17-Jährige) an der WM teil:«Auch als ich bereits in der Vorrunde mit nur ei-nem Sieg ausschied, wusste ich, dass Fechten meinSport ist und ich professioneller trainieren wollte.»1997 nahm Marcel Fischer erstmals bei den Akti-ven an der WM in Kapstadt teil, und 2000 holte eran den Olympischen Spielen in Sydney den 4. Rang:«Bereits die Qualifikation und die Teilnahme wa-ren die Erfüllung meines grössten Bubentraumes.»Seit 2000 hat Marcel Fischer im Fechten fünf Welt-cupsiege errungen: 2000 in Buenos Aires, 2003 inBratislava und Innsbruck, 2004 am GP in Stockholmund 2005 in Bern. 2004 wurde er zunächst mit demTeam Europameister in Kopenhagen und dann anden Olympischen Spielen in Athen Olympiasieger(Gold) im Fechten. Danach war er zehn Monate langdie Nr. 1 der Weltrangliste und wurde im Septem-ber 2005 Ehrenbürger der Stadt Athen. 2004 wur-

MARCEL FISCHER, 1978

MEDIZINSTUDENT UND DEGENFECHTER,OLYMPIASIEGER IM FECHTEN 2004 IN ATHEN

RUDOLF STEINER SCHULE BIEL1985-1993

«Ich habe ich eine un-

beschwerte Schulzeit ohne Noten-druck erlebt. Ich durfte Kind sein.»

de Marcel Fischer zum Seeländer Sportler des Jah-res und zum Basler Sport Champion erkoren. 2005holte Marcel Fischer den 5. Rang bei den EU Mei-sterschaften in Ungarn, den 3. Rang bei der Uni-versiade in Izmir und den 6. Rang an den Weltmei-sterschaften in Leipzig. Der Degenfechter bereitetsich auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking vor.2005 hat der Medizinstudent Marcel Fischer Spi-talpraktika in verschiedenen Schweizer Spitälernabsolviert. Er konstatiert ein gewisses «Trainings-manko» durch «Gute Dienste» und gesellschaftli-che Verpflichtungen, die ihm der Rang eines Olym-piasiegers auferlegen. «Würde bringt Bürde» und«Lebe deinen Traum» waren seine Devisen für dasJahr 2005.«In der Rudolf Steiner Schule fühlte ich mich wohl.Im Rückblick und im Vergleich zu den Aussagen vonSchülern und Eltern bezüglich Schulstress in derStaatsschule – vor allem beim Übertritt in die Se-kundarschule und ins Gymnasium – habe ich eineunbeschwerte Schulzeit ohne Notendruck erlebt.Ich durfte Kind sein. Später im Gymi hatte ich nochKraft und Selbstvertrauen, als ich mit dem Lei-stungsdruck konfrontiert wurde, und lernte auf die-ser Stufe rasch, damit umzugehen. Auch im Lei-stungssport empfand ich primär die Freude amFechten und nicht die ‚Doppelbelastung‘ nebendem Medizinstudium. Umgekehrt ebenso. Nacheinem Fechtturnier tauche ich wieder hochmotiviertins Studium ein und bin leistungsbereit fürs an-spruchsvolle Lernen.» www.fischermarcel.ch

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LEBENSTÜCHTIG14

uc und Thomas Frutiger sind seitL 2001 in vierter Generation Eigentümerder Familienunternehmung. Beide sindMitglied des Verwaltungsrats und der Ge-schäftsleitung. Die Frutiger AG wurde1869 gegründet, beschäftigt heute rund1600 Mitarbeitende und erzielte 2004 ei-nen Umsatz von 419 Mio. Franken. Das Lei-stungsspektrum der Unternehmung reichtvon der Bauproduktion (Hoch-, Tief- undStrassenbau) über Gesamtlösungen alsGeneral- oder Totalunternehmer bis hin zuSpezialarbeiten. Seit 1998 ist die FrutigerAG Hauptsponsor des FC Thun.Luc Frutiger absolvierte zuerst eine Lehreals Tiefbauzeichner und bildete sich da-nach an der Fachhochschule Burgdorf zumBauingenieur HTL aus. Nach seiner Ausbil-dung war er mehrere Jahre beim deutschenGrossunternehmen Bilfinger & Berger tä-tig, das einen Umsatz von mehreren Milli-arden Euro pro Jahr erzielt. Danach arbei-tete er als Bauingenieur in Taiwan, bevorer anfangs 2000 in die Schweiz zurückkehr-te und an der Uni St. Gallen (HSG) mit dem

LUC FRUTIGER, 1967

MITINHABER, VERWALTUNGSRAT UND MITGLIED DERGESCHÄFTSLEITUNG DER FRUTIGER GRUPPE

RUDOLF STEINER SCHULEN BERN UND ITTIGEN 1974-1984

«Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, dasswir gemeinsam die Rudolf SteinerSchule besucht haben; wir habendie gleichen Wertvorstellungen.»

THOMAS FRUTIGER, 1966

MITINHABER, VERWALTUNGSRAT UND MITGLIED DERGESCHÄFTSLEITUNG DER FRUTIGER GRUPPERUDOLF STEINER SCHULEN BERN UND ITTIGEN 1975-1981

Executive MBA ein weiteres Studium ab-schloss. Privat lebt er in Hünibach, ist seit1999 verheiratet und hat zwei Söhne. «Ichschätze noch heute die vielseitige Ausbil-dung und den ganzheitlichen Ansatz derErziehung, den ich genossen habe. In denweiteren Ausbildungen wie auch in derBerufswelt ist das breite Spektrum der Stei-ner Schule stets ein Vorteil. Die Wertvor-stellungen, die wir zu Hause und in derSteiner Schule mitbekommen haben hel-fen uns, im kompetitiven Umfeld der Bau-wirtschaft Schwerpunkte zu setzen.»Thomas Frutiger wollte eigentlich Archi-tekt werden, «aber dazu war meine krea-tive Ader nicht ausreichend». Er besuch-te das Wirtschaftsgymnasium in Bern, stu-dierte an der Uni St. Gallen (HSG), wurdePanzergrenadierrekrut und später Haupt-mann – ohne die Ideale von Rudolf Stei-ner infrage zu stellen: Thomas Frutigerliebt Gegensätze und die persönliche Her-ausforderung. Privat lebt er in Muri beiBern, ist seit 2002 mit einer Perserin ver-heiratet und hat zwei Söhne. Als Prakti-

kumsdestination während seines Studi-ums an der HSG wählte er Hong Kong, erarbeitete als Marketing Trainee bei derIntegrated Display Technology (IDT). UmErfahrungen bei einem baunahen Unter-nehmen im Ausland zu sammeln, ging erfür Liebherr International als kaufmänni-scher Geschäftsführer nach Brasilien.Später arbeitete er bei Swisscom Interna-tional und wurde Direktor von Tel-SourcePrag. Vor dem endgültigen Einstieg ins Fa-milienunternehmen ging er für den öster-reichischen Baukonzern A. Porr AG als Pro-jektentwickler nach Warschau und Mün-chen, wo er berufsbegleitend den Immo-bilienökonomie-Lehrgang an der Euro-pean Business School (ebs) absolvierte.«Ich kann heute noch von der ganzheitli-chen Betrachtungsweise der Waldorfpäd-agogik in dem komplexen Umfeld derBauwirtschaft profitieren. Für Luc undmich ist es auf jeden Fall ein Vorteil, dasswir gemeinsam die Rudolf Steiner Schulebesucht haben; wir haben die gleichenWertvorstellungen.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 15

imon Gaudenz wurde am 14. Sep-S tember 1974 in Basel geboren undstudierte nach dem Besuch der RudolfSteiner Schule Mayenfels in Pratteln zu-nächst Klarinette in Luzern und Graz undschloss die Ausbildung mit dem Solisten-diplom ab. Er trat als Solist mit dem Lu-zerner Sinfonieorchester, dem Basler Fe-stival Orchester sowie der Schweizer Kam-merphilharmonie auf, gab Konzerte in vie-len Ländern Europas und war als Klarinet-tist u.a. im Sinfonieorchester Basel tätig.Kompositionsstudien bei Dieter Ammannund Peter Benary. Dirigierstudium an derMusikhochschule Freiburg i.Br. bei Prof.Scott Sandmeier, begleitende Klavierstu-dien bei Hansjörg Koch.2003 wurde Simon Gaudenz in die USAan die Pierre Monteux School eingeladen.Im gleichen Jahr arbeitete er als Assistentvon Mario Venzago beim Malmö Sym-phony Orchestra (Schweden). 2004 folg-te eine Einladung von David Zinman ansAspen Music Festival (Colorado, USA), woer mit Dirigenten wie David Robertson,

SIMON GAUDENZ, 1974

DIRIGENT MIT WOHNSITZIN BASEL UND BERLIN

RUDOLF STEINER SCHULE MAYENFELS 1980-1993

mon Gaudenz von diesem Orchester fürdie Konzerte der Saison 2004-05 enga-giert. Anlässlich des ersten Abonnements-Konzerts der neuen Saison wurde ihm imSeptember 2004 von seinem VorgängerAlbert E. Kaiser offiziell die Position desChefdirigenten übertragen.Simon Gaudenz ist Preisträger des Diri-gentenforums Baden-Württemberg 2003und des Aargauer Kuratoriums. Seit Ge-winn des Auswahl-Dirigierwettbewerbs2004 wird er durch den Deutschen Musik-rat gefördert. Am 4. August 2005 hat ervon der «Akademie Musiktheater heute»– einer Initiative der Deutschen Bank – einzweijähriges Stipendium erhalten.«Die wertvollen Erfahrungen, die ich alsMayenfels-Schüler gemacht habe, schät-ze ich sehr hoch ein. Ich hatte die Mög-lichkeit, Kind zu sein und in einer natürli-chen und naturnahen Umgebung aufzu-wachsen und zu lernen. Meine Kinderwürde ich ohne Zögern und mit Freude indie Rudolf Steiner Schule gehen lassen.»

www.simongaudenz.com

«Die wertvollen Erfahrungen,die ich als Mayenfels-Schüler

gemacht habe, schätze ichsehr hoch ein.»

Julius Rudel, Michael Stern sowie dem Pia-nisten Leon Fleisher zusammenarbeitete.Zu den Orchestern, die er in letzter Zeitdirigierte, zählen das SüdwestdeutscheKammerorchester Pforzheim, die Würt-tembergische Philharmonie Reutlingen,das Ensemble für Neue Musik Zürich, dasKurpfälzische Kammerorchester Mann-heim, das Orchester des StaatstheatersMainz, die Neubrandenburger Philharmo-nie und das Orchester des MozarteumsSalzburg. Sein Operndebut gab SimonGaudenz 2003 in Freiburg mit Honeggers«Aventures du Roi du Pausole», 2004 folg-te Strauss’ «Nacht in Venedig» an der Frick-taler Bühne. Simon Gaudenz trat als Diri-gent wie auch als Klarinettist an Festivals,an den Berliner Festspielen und am Euro-päischen Musikmonat 2001 auf.Von 2001 bis 2004 war Simon GaudenzChefdirigent und Künstlerischer Leiter dercamerata variabile. Nachdem er im letz-ten Abonnementskonzert der Saison2003-04 des Collegium Musicum Baselkurzfristig eingesprungen war, wurde Si-

«Das Orchester lässt sich vom linkshän-derisch agierenden Simon Gaudenz zumSingen und Erblühen ohne Ende verfüh-ren. Der einsatzpräzise Überblicker ver-fügt über einen Sinn für musikalischeZusammenhänge und dynamische Ent-wicklungen. Unter seinen gesten-genaugestaltenden Händen kann die Musik at-men und fliessen, das Ohr geniessen.»

Peter Buske im «Nordkurier», 21.1.2005

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LEBENSTÜCHTIG16

imon Gebhardt ist in Rheinfelden aufgewach-Ssen. Als es sich abzeichnete, dass der ältereBruder eine Künstlerlaufbahn und der jüngere einHochschulstudium anstrebte, teilte Simon der Fa-milie mit, es wäre jetzt an der Zeit, dass einer zuarbeiten begänne. Er entschied sich für eine Lehreals Bäcker-Konditor. Auf die drei Lehrjahre folgteeine Zusatzlehre als Konditor-Confiseur. Die Wan-derjahre führten ins Palace Hotel St. Moritz und inandere renommierte Hotels. Dort wurden Weltstarsund Prominenz von ihm verwöhnt. Kurz daraufmachte er die Meisterprüfung und dann «kam derSchnellzug mit Halt an folgenden Stationen»:

– Partner in einer kleinen Produktionsfirma fürSchokoladenspezialitäten;

– Einkäufer und später Einkaufs- und Materialwirt-schaftsleiter in einem grossen und renommier-ten Schweizer Confiserie Unternehmen;

– Dreijährige betriebswirtschaftliche Ausbildungzum eidg. dipl. Einkäufer SVME/IFPMM;

– Entwicklung einer Software zur Verwaltung vonProduktionsstücklisten, Handhabung von Export-rückvergütungen und zur Deklaration von Le-bensmitteln gem. schweizerischer und US-ame-rikanischer Gesetzgebung;

– Branchen-Wechsel und Konzentration auf die Ein-kaufstätigkeit: Strategischer Einkäufer in einemmittleren Produktionsbetrieb der Möbelbrancheund Mitarbeit in einem Business Re-engineeringProjekt unter der Leitung von Prof. Dr. Horst Wil-demann TCW München;

– Branchen-Wechsel in die Chemie: Einkäufer beiRoche AG Sisseln, später Prokurist und Einkaufs-leiter für das Roche Produktionswerk Sisseln.

SIMON GEBHARDT, 1961

EINKAUFSLEITER EINES INTERNATIONALENCHEMIE-UNTERNEHMENSRUDOLF STEINER SCHULE BASEL 1967-1978

– Kurse am IMD (International Institute for Mana-gement Development in Lausanne);

– Studium an der Universität Birmingham mit MBA-Abschluss;

– Globale Einkaufsleitung für die Roche VitaminsDivision;

– Nach der Übernahme durch DSM, zusätzlicheFunktionen im Integrations- und Reorganisations-prozess;

– Heute: Leitung der strategischen Beschaffungs-Aktivitäten für die neuen Bereiche «New BusinessDevelopment» und Human Nutrition Health.

«Das umfangreiche und praxisbezogene Schulwis-sen war das verlässlichste Fundament für all meinspäteres Tun! Die Steiner Schule lieferte, was die In-dustrie sich immer wünscht: Soziale Kompetenz undvernetztes Denken. Bewunderung und Dankbarkeitzolle ich den Lehrern, die mit unglaublichem Enga-gement und Geduld das beste Aufbautraining fürsLeben durchführten. Das gleiche gilt natürlich auchfür alle Lehrer, die sich heute an verschiedenstenSchulen tagtäglich für unsere Kinder einsetzen.»

«Die Steiner Schule liefert, wasdie Industrie sich wünscht: Soziale

Kompetenz und vernetztes Denken.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 17

anina Ghelfi kam als Kind eines Staatsschul-N lehrer-Ehepaars im Zürcher Oberland auf dieWelt und «wuchs in einer kreativen, bewegten undnaturbezogenen Familie auf». Wie ihr Bruder be-suchte sie 12 Jahre die Rudolf Steiner Schule Wet-zikon – «mit Ausnahme des Jahres 1984, welchesich zusammen mit meiner Mutter in Spanien ver-brachte, wo ich in den Genuss einer kleinen staat-lichen und durch und durch unorganisierten Insel-schule kam.».«In meiner Freizeit sang ich bereits als Leadsänge-rin in einer jungen Oberländer Pop-und Rock-Bandund trat auf den meisten Bühnen der Schweiz undauch im Ausland (UK, Deutschland) auf». Von 1990bis 1993 besuchte sie das Kindergärtnerinnen-Se-minar Zürich und war auch dort als Steinerschüle-rin sehr willkommen – «offenbar hatten andere vormir schon gute Eindrücke hinterlassen». Die eidg.diplomierte Kindergärtnerin war inzwischen Lead-sängerin der eigenen Rockband und ging nach ei-ner kurzen Vikariatszeit an die Filmschauspielschu-le EFAS AG, damals in Richterswil (FachrichtungFernseh- und Filmschauspielerei). Sie trat am Wo-chenende mit ihrer Band auf und betrieb währendder Woche Sprechtraining und Rollenstudium.«Ende 1994 verliess ich zugunsten der damals im-mer erfolgreicher werdenden Nanina Ghelfi Banddie Filmschule». Nanina Ghelfi wurde Berufsmusi-kerin, veröffentlichte zwei CDs mit ihrere Band undbegann in Teilzeit als Gesangslehrerin an einer Mu-sikschule für moderne Musikstilrichtungen zu un-terrichten.1995 löste sich ihre Band auf. Nanina Ghelfi heira-tete und bekam zwei Kinder. Sie unterrichtet wei-ter als Gesangslehrerin. Im Jahr 2004 begann sie

NANINA GHELFI, 1971

POP- UND SOUL-SÄNGERIN, GESANGS-TRAINERIN, STIMMARBEITERIN

RUDOLF STEINER SCHULE WETZIKON 1978-1990

die Ausbildung zur «Naked Voice»-Trainerin beiChloe Goodchild (UK, Ireland), um ihr Können undInteresse an der menschlichen Stimme und der frei-en Stimmentfaltung zu vertiefen und praktisch an-wenden zu können. Daraus entstanden erste «of-fene Singgruppen» und intensive Stimmarbeit-Kur-se, die sie gemeinsam mit ihrem Teamkollegen undauch alleine leitet.Sie unterrichtet an einer staatlichen Primarschule«Musik und Bewegung» und wird demnächst u.a.ein MuKiSingen anbieten, welches der Entspan-nung, der inneren Schwingung und der Verbindungmit der eigenen Stimme dient. Noch heute stehtNanina Ghelfi mit diversen Projekten als aktive Sän-gerin und «Vertreterin des eigenen, individuellenAusdrucks» auf der Bühne. Seit dem Sommer 2002besuchen ihre beiden Kinder die Rudolf SteinerSchule in Wetzikon und Nanina Ghelfi sitzt nun sel-ber wieder mit anderen Ehemaligen aus eigenerSchulzeit gemeinsam an den Elternabenden.

«An der Schule fand ich eine Grossfamilie, die mirStrukturen und Geborgenheit gab und damit auchden Raum schenkte, mich zu auf meine Weise zuentfalten. Ich erhielt die Möglichkeit, mein ganzesSpektrum an Talenten und noch Verborgenem zuertasten und zu entwickeln. Ich bin froh darüberund sehr dankbar. Ein Orchesterunterricht kanneben nicht ersetzt werden, auch keine drei Kiloschweren Zucchetti aus dem eigenen Schulgarten-beet oder das manchmal schwer zu ertragendeGefühl der ermüdeten Arme im Eurythmieunter-richt, wenn sie drei Minuten in der Note F aushar-ren müssen. 12 Jahre lang haben wir gefragt, fürwas das denn gut sei, heute weiss ich es.»

«Ich fand eine Grossfamilie,die mir Strukturen undGeborgenheit gab.»

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LEBENSTÜCHTIG18

hristina Hubbeling kam am 7.9.1974 in ZugC zur Welt, als Tochter von Joop und ElisabethHubbeling. Ihre Mutter war Mitbegründerin derRudolf Steiner Schule Baar. Nachdem ChristinaHubbeling von 1978 bis 1981 im Rudolf Steiner Kin-dergarten war, besuchte sie bis 1989 die RudolfSteiner Schule in Baar, dann von 1989-1991 die FreieBildungsstätte Glarisegg und anschliessend das In-stitut Montana auf dem Zugerberg, wo sie 1995 dieB-Matura ablegte.«Von der Rudolf Steiner Schule aufs ‚Montana‘ –die Gegensätze hätten grösser nicht sein können.Da trafen zwei gänzlich unterschiedliche Weltenaufeinander. Ich habe in dieser Zeit erfahren müs-sen, wie verschieden Lebenseinstellungen, Ansprü-che und Werthaltungen sein können. Gewisse Wer-te der Steiner Schule sind für mich bis heute wich-tig geblieben, Umweltanliegen zum Beispiel oderethische Fragen.»

«Wenn ich meine Primarschulzeit zeichnerisch ver-sinnbildlichen müsste, so würde ich einen Waldzeichnen, einen freundlichen, von Licht durchflu-teten Wald. Apropos zeichnen: wäre ich nicht in dieSteiner Schule gegangen, so wäre ich heute noch

davon überzeugt, nicht malen – und auch nicht sin-gen – zu können. Wer aber die Steiner Schule be-sucht hat, kann automatisch malen, zeichnen, sin-gen. (Mit Handarbeit ist es offenbar wiederum eineandere Sache.) Denn in der Steiner Schule wird dienatürliche Begabung, über die jeder und jede ver-fügt, bewusster und stärker gefördert als in derStaatsschule.»Auf die Frage, welches Schulerlebnis ihr besondersin Erinnerung geblieben ist, antwortet ChristinaHubbeling: «Gerne erinnere ich mich an das ‚Ver-messungslager‘ in der neunten Klasse zurück:Während einer Woche haben wir die Kanalisationvon Bergün ausgemessen. Es war alles andere alsein Leerlaufprojekt, denn wir konnten der Bergge-meinde damit einen sinnvollen Dienst erweisen.»Nach der Schulzeit studierte Christina Hubbelingan der Universität Zürich zunächst drei Jahre Jura,dann Allgemeine Geschichte und Germanistik. DasStudium hat sie im Frühling 2004 mit dem Lizenti-at Phil. I abgeschlossen.Ihre Studienwahl geht auf «einen sensationellenDeutsch- und Geschichtslehrer, einen richtigen Alt-Achtundsechziger» zurück: Herr Giger in Glarisegg.«Er hat nicht nur bei mir, sondern auch bei vielenmeiner Mitschülern die Liebe zur Literatur und Ge-schichte geweckt.»Ob Christina Hubbeling ihre Kinder dereinst auf dieSteiner Schule schicken wird, kann sie zum jetzi-gen Zeitpunkt noch nicht sagen: «Es käme ganz aufdie Schule, die Lehrer sowie die Lebensumständean.»Christinas Mutter – Elisabeth Hubbeling – würdeihre Tochter sofort wieder auf die Rudolf SteinerSchule schicken, wie sie im «Kurier 2/2004», demHeft zum 25-Jahr-Jubiläum der Rudolf Steiner Schu-le Baar, sagt: «In welcher anderen Schule erhält einKind eine wirklich ganzheitliche Bildung sowie denFreiraum, Kind zu sein, altersgemäss zu lernen undsich zu entwickeln? Mit grossem Interesse und Be-geisterung stelle ich fest, dass unsere ehemaligenSchülerinnen und Schüler äusserst vielfältige undmoderne Berufe/Bildungswege gewählt haben.Von ‚weltfremd‘ keine Spur.»

CHRISTINA HUBBELING WINTER, 1974

REDAKTORIN «NZZ AM SONNTAG»RUDOLF STEINER SCHULE BAAR 1981-1989

«Gewisse Werte sindfür mich bis heute

wichtig geblieben.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 19

nem Projekt, das Kleinstaudämme und Dorfzu-fahrtspisten baut.Diese Pisten und Staudämme werden auf Anfrageder Bevölkerung eines oder mehrerer Dörfer ge-baut – Staudämme, um das Regenwasser der Re-genzeit (Juli-Mitte Oktober) aufzufangen, damitman in der Trockenzeit Gartenbau betreiben kann.Es werden vor allem Zwiebeln angebaut, die bis indie Hauptstadt Bamako und weiter verkauft wer-den. Dieses Zusatzeinkommen ist dringend nötig,da die Ernte in der Regenzeit meist nicht ausreicht,um über die Runden zu kommen. Pisten sind erfor-derlich, weil es in Mali noch sehr viele Dörfer gibt,die – vor allem in der Regenzeit – nur sehr schweroder gar nicht zu erreichen sind. Das Projekt hatdrei Abteilungen: Pisten, Staudämme und Bera-tung. Margret Ihle selber arbeite in der Beratungs-abteilung mit sechs malischen Kollegen.«Was ich noch über ‚meine’ Schule sagen kann:eigentlich habe ich erst im Kontakt mit Schülern‚regulärer’ Schulen gemerkt, wie viel ich von derRSS profitiert habe. Man lernt eben nicht nurMathe, Englisch oder Bio, sondern erhält, bewusstund eben auch unbewusst, Einblicke in viele an-dere Lebensbereiche.»

«Man erhält Ein-blicke in viele andereLebensbereiche.»

MARGRET IHLE, 1968

ENTWICKLUNGSHELFERINRUDOLF STEINER SCHULE MAYENFELS 1975-1985

argret Ihle ist am 25. Juli 1968 in Zürich gebo-M ren worden. Als sie vier Jahre alt war, ist ihreFamilie mit Sack und Pack von Zürich nach Mut-tenz gezogen, wo Margret dann auch aufgewach-sen ist und ab 1975 die Rudolf Steiner Schule May-enfels in Pratteln besuchte: «Die Schule war nochjung und hatte den Mayenfels gerade erst bezo-gen. Es musste noch viel um- und ausgebaut wer-den. Ich erinnere mich noch vage an kleine Räumeim 1. Stock, die Schulküche, die den Weg vom Ost-in den Westflügel blockierte, den Tennisplatz, derjetzt ein Parkplatz ist. Ich bin immer wieder beein-druckt, was daraus geworden ist, und fühle michirgendwie privilegiert, zur ‚Anfangsgeneration’ zugehören. Und dann ist natürlich der Mayenfels vonseiner Lage her einfach genial!» Nach der 10. Klas-se hat Margret Ihle aufs Gymnasium Münchensteingewechselt, da sie gerne studieren wollte.Da Margret Ihle schon lange den Wunsch hatte imweiteren Ausland zu arbeiten, entschied sie sichfür ein Studium «tropical landuse» (Land- und Bo-dennutzung in den Tropen) an der landwirtschaft-lichen Universität Wageningen in den Niederlan-den. Dieses Studium umfasste nicht nur technischeFächer, sondern deckte auch sozial-ökonomischeund rechtliche Aspekte ab. Eine interessante undauch sinnvolle Kombination. 1993 war sie dann zumersten Mal in den Tropen, denn ein Praktikum vonmindestens sechs Monaten in einem tropischenGebiet war Pflicht. Margret Ihle hatte sich gleichdie «echten» Tropen ausgesucht, nämlich den tro-pischen Regenwald in Kamerun, wo sie in einemForschungsprogramm über die Ökologie der Wald-elefanten eingebunden war: «Es war eine aufregen-de und abenteuerliche Zeit, an die ich noch heutegerne zurückdenke.»Nach Abschluss des Studiums im Januar 1996 warMargret Ihle erst bei ein paar Kurzzeitprojekten ander Uni beschäftigt, um dann in einem europäi-schen Projekt am University College London zu ar-beiten. Das Projekt betraf die Harmonisierung vonLandnutzungs- und Landgebrauchsdaten. Als dasProjekt in London beendet war, kam Margret Ihlebeim DED (Deutscher Entwicklungsdienst) unter,der ihr eine Stelle in Burkina Faso, Westafrika, an-bot. Sie hat dort bei einer lokalen Organisationgearbeitet, die Kleinprojekte im ländlichen Raumdurchführte (und noch immer durchführt). Diesumfasst den Bau von Schulen und Gesundheits-stationen, Alphabetisierung, Beratung der Bauern,Installation von Pumpen, Kleinkredite für Frauenund ähnliches. Ihre Aufgabe war die Beratung derOrganisation hinsichtlich ihrer Funktionalität.Nach fünf Jahren im Busch – der Standort war ziem-lich abgelegen – wurde es für Margret Ihle Zeit, wie-der eine neue Aufgabe zu suchen: »Ausserdemmuss man auch ab und zu mal wieder in Europaleben, um nicht vollkommen den Kontakt mit derLebensrealität dort zu verlieren.»Sie war dann ein-einhalb Jahre in Freiburg im Breisgau und hat vorkurzem ihre Koffer wieder gepackt und ist im Au-gust 2005 – wieder mit dem DED – nach Mali aus-gereist. Dort wird sie für mindestens zwei Jahre inBandiagara im Gebiet der Dogon tätig sein in ei-

Margret Ihle (links) mitihrem Beratungsteamin Bandiagara/Mali

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LEBENSTÜCHTIG20

enedikt Linder kam am 20. November 1973 inBSolothurn zur Welt und machte nach der Ru-dolf Steiner Schule 1995 die Matura Typus C (Na-turwissenschaften und Mathematik) am DeutschenGymnasium in Biel. 1995 bis 2000 absolvierte erdas Turn- und Sportlehrer-Studium an der Univer-sität Bern. Daneben verfolgte er folgende Zusatz-ausbildungen: 1997 schloss er die höchste SwissTennis Wettkampftrainerausbildung ab. In den bei-den nächsten Jahren machte er die Ausbildung zumSportmanager Swiss Olympic/Verbandsmanage-

BENEDIKT LINDER, 1973

HEAD-COACH KONDITION BEI SWISS TENNISUND PRIVATCOACH KONDITION VON MOTORRAD-WELTMEISTER THOMAS LÜTHIRUDOLF STEINER SCHULEN SOLOTHURN1980-1990 UND BIEL 1990-1992

5

ichael Koch war von 1999-2004 als Schau-M spielerler in diversen Theaterstücken im Jun-gen Theater Basel und in Filmen wie «Achtung, fer-tig, Charlie» und «Tod einer Ärztin» tätig. Für seineHauptrolle als Rekrut Antonio Carrera in «Achtung,fertig, Charlie» wurde er als Shootingstar der

MICHAEL KOCH, 1982

SCHAUSPIELER UNDSTUDENT AN DER

KUNSTHOCHSCHULEFÜR MEDIEN KÖLN

RUDOLF STEINERSCHULE MÜNCHEN-

STEIN 1991-1998FREIE OBERSTUFEN

SCHULE (FOS)MUTTENZ 1998-2001

«Für Kinder, die sichim musischen Bereichwohl fühlen, kann die

Steiner Schule sehrfördernd sein.»

Schweiz an die Berlinale 2004 eingeladen. Zu sei-nem Werdegang als Schauspieler sagt er: «Ange-fangen habe ich am Jungen Theater Basel, wo ichin einer ersten Produktion Schauspielerfahrungsammeln durfte. Das Spielen, Mitdenken, die Zu-sammenarbeit mit mir überaus wichtigen Men-schen war eine meiner wichtigsten Erfahrungen indiesem Bereich. Theater als absolutes Gegenwarts-erlebnis. Nicht haltbar wie auf Film. Später dannSchauspieler in einer Kinoproduktion. Nur einemakellose Teamarbeit ermöglicht gute Arbeit. Zu-gleich ein Rädchen in einer riesigen Maschinerie.Ausprobieren, um danach genau zu wissen, wo undwie man selber arbeiten möchte. Daraus entstandder Entschluss zum Studium in Köln - als Möglich-keit, diese Erfahrungen umzusetzen und mit Neu-land konfrontiert zu werden.»

Seit 2003 studiert Michael Koch an der Kunsthoch-schule für Medien Köln. Bisher entstanden die Kurz-filme «Wir sind Dir treu» (9min. doc.) und «Becken-rand» (25min. fic.): «Das bewegte Bild fasziniert.Mit ihm kann ich sowohl Geschichten, Stimmun-gen und Gefühle festhalten wie auch manipulie-rend erzeugen. Intelligentes Erzählen, das in Be-zug zu aktuellen, mich beschäftigenden Themensteht, ist nur durch das Zusammenkommen von‚Handwerk‘ und ‚Kunst‘ zu bewältigen.» An den In-ternationalen Kurzfilmtagen Winterthur erhielt Mi-chael Koch Ende 2005 für «Wir sind dir treu» denPreis für den besten Schweizer Kurzfilm, und imJanuar 2006 siegte Koch mit diesem Film am 28.Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand in der Sekti-on «Labo» für neue digitale Technologien.

«Ich denke, dass gerade für Kinder, dies sich immusischen Bereich wohl fühlen, die Rudolf SteinerSchule sehr fördernd und gut sein kann. Allerdingsbraucht es Schulen, die die Pädagogik Steiners insHeute übersetzen und nicht wie noch vor 30 Jah-ren unterrichten. Sie muss sich weltoffen zeigen,flexibel bleiben und darf nicht festfahren, als ab-geschlossenes Gefäss, die Schüler in den Tiefschlafeinlullen.»

Michael Koch mit Mat-thias Gnädiger im Film

«Tod einer Aerztin»(Foto: SF DRS)

Benedikt Linderim Training mit

Thomas Lüthi

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 21

eter Luisi kam am 6. November 1975 in ZürichP auf die Welt. Seine Mutter ist Amerikanerinund wirkte sieben Jahre lang als Englischlehrerinan der Rudolf Steiner Schule Zürich an der Platten-strasse. Sein Vater ist Italiener und Chemieprofes-sor an der ETH Zürich. Peter Luisi besuchte von derzweiten bis und mit der zwölften Klasse die RSSZürich und studierte von 1994 bis 1996 an der Uni-versity of North Carolina und bis 1998 an der Uni-versity of California in Santa Cruz, wo er in Film-produktion mit «University & College Honors» pro-movierte. Seit dem Abschluss dieser Ausbildungist Peter Luisi selbständig erwerbend – von 1999bis 2004 als Filmeditor, ab 2001 auch als Drehbuch-autor und seit 2003 als Filmemacher:«Ich wollte schon immer Filmemacher werden. Ichliebe es, Geschichten zu erzählen, und für mich istFilm das ultimative Medium, weil er die Möglich-keit ist, die drei Sprachen des Geschichtenerzäh-lens (Bilder, Wörter, Musik) zusammen zu nutzen.Ich bin nach Amerika und dort an die Filmschulegegangen, weil die Filmschule in Zürich damals erstgerade eröffnet wurde und ich kaum davon gehörthatte. Ausserdem wollte ich in die Welt hinausge-hen und versuchen, ganz auf eigenen Beinen zustehen. An der Filmschule habe ich viel gelernt,merkte jedoch bald, dass das bloss ein Anfang istund man wirklich nie ausgelernt hat. Ich liebe dasFilmemachen, obwohl es das Anstrengendste ist,was ich kenne. Nichts, was sich lohnt, ist einfach.Ich mache die Filme nicht für mich, sondern für dieZuschauer. Geschichten sind sehr wichtig. Ich den-ke, sie sind einer der Geburtsorte der menschlichenMoral und Ethik.»Für seinen Film «Verflixt verliebt» hat Peter Luisiden Förderpreis am Filmfestival Max Ophüls be-kommen, den Hauptpreis und den Publikumspreisam Internationalen Filmfestival Braunschweig undden Zürcher Filmpreis für den besten Spielfilm. AmRome International Filmfestival wurde «Verflixt ver-liebt» als bester Spielfilm und für die beste Regieausgezeichnet. Sein neuer Film «Love Made Easy»mit der Schweizerin Melanie Winiger und dem Os-carpreisträger Martin Landau (Oscar 1994 für den

besten männlichen Nebendarsteller) kommt imHerbst 2006 in die Kinos.«Ich habe meine Schulzeit an der Steinerschulesehr genossen. Ich hatte ausgezeichnete Lehrerund grossartige Klassenkameraden. Die Steiner-schule gab mir die Möglichkeit, in einem geschütz-ten Rahmen aufzuwachsen und somit mehr zu demMenschen zu werden, der ich sein möchte. Ichschätze mich ausserordentlich glücklich, dass ichin eine solche Schule gehen durfte.»

«Auch ohne klassi-schen Turnunterrichtwurden meineFähigkeiten gutentwickelt.»

ment Institut (VMI) an der Universität Fribourg und1999 bis 2000 die Ausbildung zum DiplomiertenTrainer Spitzensport von Swiss Olympic.Im April 2004 wurde Benedikt Linder von SwissOlympic und der Schweizer Sporthilfe als Nach-wuchstrainer des Jahres ausgezeichnet. Er ist derPrivatcoach Kondition für MotorradweltmeisterThomas Lüthi, der Ende 2005 zum «Sportler desJahres» gewählt wurde. Benedikt Linder publiziertin Sport-Fachzeitschriften wie «Mobile» und«Smash».«Die Rudolf Steiner Schule in Solothurn hat bisheute keine eigene Turnhalle! Obwohl ich dadurchden klassischen Turnunterricht mit Turnhalle undTurnlehrer wahrend 12 Jahren Rudolf Steiner Schu-le nie geniessen konnte, wurden meine motori-schen und sportpädagogischen Fähigkeiten den-noch genügend gut entwickelt, um im Sport viel-seitig begabt zu sein.»

PETER LUISI, 1975

FILMEMACHERRUDOLF STEINERSCHULE ZÜRICH1983-1994

«Die Schule gab mirdie Möglichkeit, in ei-nem geschützten Rah-men aufzuwachsen.»

«Love Made Easy» –Peter Luisi (rechts mitMütze) arbeitet mitMelanie Winiger undOscarpreisträger Mar-tin Landau (Mitte).

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LEBENSTÜCHTIG22

eboren wurde Jasmin Mattei am 22. April 1973G in Zürich, wuchs aber ab zweieinhalb im Tes-sin auf – »im Maggiatal, mit Steinen, Wasserfällenund eiskalten Bädern im Fluss.” Nach dem Besuchder Rudolf Steiner Schule Lugano – »erst im roman-tischen Hotel Adler: wer kann sich schon in derSchule zwischen Rauchzimmer, Geschirr mit Mo-nogrammen und auf Kieswegen zwischen Palmentummeln? – dann in Bioggio, im Übergangssitz zurheutigen Schule, und schliesslich in Origlio.» 1993legte sie nach dem Besuch der MARS in Zürich dieeidgenössische Matur ab.Vor der eigentlichen Schauspielausbildung gab esnach der Schule verschiedene Stationen – »sie sindim nachhinein eigentlich alle wichtig”: Nach derMatur zuerst die Arbeit im Hotel, dann eine Hospi-tanz in der «Bottega dell’Attore» in Florenz, Assi-stenz bei A. Piccardi «Der Reigen» zum Festival diFiesole, Kellnern im Odeon in Zürich, Übersiedlungnach Bremen, zwei Jahre Unterricht in Argentini-schem Tango bei Alejandro Sanguineti und zweiJahre Modern Dance Traning bei Riccardo de Ba-relli, zwei Semester Russisch, Fabrikarbeit (Schrau-ben und Schokolade), Reisen, Putzen, Zeitungen-austragen, Modellstehen in Kunstschulen und beieiner Bildhauerin. Dann von 1996 bis 2000 dieSchauspielausbildung an der Hochschule für Mu-sik und Darstellende Kunst in Graz (Österreich) mitdem in etwa ähnlichen Programm wie an den an-

«Es war eine lustig-glückliche Zeit…

alle Tränen inbegriffen!»

JASMIN MATTEI, 1973

SCHAUSPIELERINRUDOLF STEINER SCHULE LUGANO 1979-1991

deren staatlichen Schauspielschulen: Fechten,Schauspiel, Singen, Tanzen, Sprecherziehung, Li-teratur, Körperarbeit, Akrobatik (»da war ich sehrschlecht”) und vielem anderen mehr.Nach der Schauspielausbildung hatte Jasmin Mat-tei von 2000 bis 2002 ein Engagement am Badi-schen Staatstheater Karlsruhe mit Rollen wieSchufterle, Tonka, Éliante, Charis oder Jill, von 2002bis 2005 dann ein Engagement am VolkstheaterRostock bei Johanna Schall mit Rollen wie Gretchen,Emma, Katja Ezowa und zum Schluss Käthchen.Nach fünf Jahren im Ensemble hat Jasmin Mattei ge-kündigt und war von August bis Oktober 2005 amThéatre de Carouge in Genf tätig. «Die Arbeit in Ca-rouge war ein erster Schritt in Richtung eines Trau-mes, auch in meinen anderen Sprachen zu arbei-ten. In Zukunft möchte sie in allen ihren Sprachen– deutsch, italienisch, französisch – arbeiten.» «Ichwerde eine Weile in Berlin wohnen und grandioseSchauspieler bewundern, Stücke sehen, Musik hö-ren, Augen und Ohren aufmachen... Zeit für all dashat man im Festengagement nicht wirklich.»«Die Schulzeit war sehr schön. Wir konnten sehrviel lachen, haben unglaublich viel gelacht! Ich den-ke nicht wirklich oft an die Zeit zurück, aber sie istsehr DA. Wenn ich davon erzähle, bin ich immerwieder erstaunt, WIEVIEL DA ist. Wir konnten so-viel er-LEBEN! In einem Satz: Es war eine lustig-glückliche Zeit… alle Tränen inbegriffen!»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 23

TANJA MESSERLI, 1969

BUCHHÄNDLERIN UND AUSBILDNERIN AN DER BERUFSFACHSCHULE BERNRUDOLF STEINER SCHULEN BERN UND ITTIGEN 1976-1987

«Die Steiner Schule ist mein Ruck-sack. Ich ziehe laufend ‚Nahrung‘

und ‚Kleidung‘ daraus hervor.»schaffung für Entwicklungsprojekte der DEZA – sehrfrüh dabei, aber trotzdem beschäftigt mich dieseEntwicklung immer noch und langweilt mich nie.Meine weiteren Pläne sind, mich in einer Reform-komission für die gute Umsetzung des neuen Be-rufsbildungsgesetzes stark zu machen, ich sehedarin einen grossen Fortschritt. Wenn wir es rich-tig angehen, können Berufsmatura und Fachhoch-schulen ein Quantensprung zur Chancengleichheitin unserer Bildungslandschaft werden. Ich werdevoraussichtlich im März 2006 in der Reformkomis-sion für die Buchhandelsausbildung anfangen.Daneben ist es für mich selbstverständlich, dassich auch Freiwilligenarbeit leiste. Ich habe sowohlin der Schule wie auch im Elternhaus gelernt, dasseine gerechte Gesellschaft den unentgeltlichen Ein-satz jedes einzelnen braucht, auch meinen. Ichmache Vereinsarbeit und Politik in einer kleinen SP-Sektion am Stadtrand von Bern.»«Ich erinnere mich gerne an meine Schulzeit zu-rück, aber noch wichtiger ist mir die Gegenwart.Und auch daran hat die Steiner-Schule ihren An-teil, denn sie ist mein (angewachsener) Rucksack.Ich habe ihn immer dabei und ziehe mein ganzesErwachsenleben laufend ‚Nahrung‘ und ‚Kleidung‘für verschiedenste Situationen daraus hervor. Er istkeine schwere Last, dieser Rucksack, aber tragenmuss ich ihn schon. Doch ich möchte ihn mit kei-nem anderen tauschen.«

anja Messerli hat Buchhändlerin gelernt undT in dieser Branche verschiedene Tätigkeiten aus-geübt. Heute ist ihre Haupttätigkeit das Unterrich-ten angehender Buchhändlerinnen und Buchhänd-ler an der Berufsfachschule in Bern. Sie unterrich-tet Branchenfächer, die neben den Grundlagen desBerufes auch Aktualitäten und Neuerscheinungenbeinhalten. Ein weiteres ihrer Spezialgebiete ist dieAnwendung des Internets in der und für die Buch-branche, weshalb sie auch so gut online zu findenist: «Zuletzt habe ich in Fronarbeit mit einer Kolle-gin ein Internet-Forum für den Buchhandel gegrün-det: www.buchhaendlerin.ch. Meinen Werdegangwie auch meine Einstellung zur Innovation kannman direkt im Forum, in der Rubrik WHO is WHOnachlesen. Zu ihrer Berufswahl und ihrem heutigenEngagement schreibt Tanja Messerli: «Ich las undschrieb seit meinem 5. Lebensjahr viel und gerne,und ich liebe es, an neuen Entwicklungen teilzuha-ben, gar daran ‚mitzubauen‘. In den Neunzigerjah-ren waren meine Weiterbildungsthemen Organisa-tion und Buchhaltung, weil in diesen Bereichen sehrviel passiert ist: Kostenrechnung, neue Kontenplä-ne, Unterscheidung Non-Profit und Profit-Unterneh-men, New Public Management, Organisationsent-wicklung ganz allgemein, weltweit, auch in ganzarmen Ländern. Mitte der Neunziger Jahre startetedie rasante Entwicklung des Internets. Ich war –dank meiner Arbeit im Bereich Informationsbe-

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rmila Mitra kam am 8. Dezember 1973 in Zü-U rich zur Welt als Tochter von Silvia und Sa-radindu Mitra. Von 1980 an besuchte sie die Ru-dolf Steiner Schule Wetzikon: «Spätestens seit derAstronomie-Epoche in der sechsten Klasse warmein Interesse für die Sterne geweckt. Nachtskonnte ich stundenlang unter dem freien Himmel

liegen und die Gestirne des Weltraums beobach-ten. Später, als die Wahl des Studiums bevorstand,habe ich mich an der ETH für Physik eingeschrie-ben. Je weiter das Diplomstudium fortschritt, de-sto mehr wurde mir bewusst, dass es wirklich dieAstrophysik ist, zu der es mich hinzog, zu Sternen,Sonnen, Galaxien, zum Universum.»Nach ihrer Diplomarbeit über die Heizung der Son-nenkorona folgte Urmila Mitra ihrem Mann EgorKraev, der an der ETH Mathematik studiert hatte,nach Maryland in die USA, wo er ein Doktorstudi-um in ökologischer Oekonomie begonnen hatte.Der Wunsch, sich in die Forschung zu begeben, führ-te sie später ans Mullard Space Science Laborato-ry, einem Departement des University College Lon-don. Dort beschäftigte sie sich, «inmitten der Hü-gel von Surrey, mit Röntgen- und anderen Daten,welche Aufschlüsse über sonnenähnliche Sternat-mosphären geben». Seit dem Herbst 2005 ist sieForschungsassistentin am Departement für Ange-wandte Mathematik an der Universität Sheffield.Als Astrophysikerin begegnet(e) Urmila Mitra Kraevimmer wieder Erstaunen und Bewunderung überdiese «für eine Frau» so ungewöhnliche Studien-wahl: «Als Kind der Gleichberechtigung aufgewach-sen, erschien es mir immer selbstverständlich, ge-rade dasjenige zu verfolgen, zu dem ich mich be-rufen fühlte, unabhängig von geschlechtsspezifi-schen sozialen Erwartungen – vielleicht gerade,weil ich solchen in meinen frühen Jahren nicht aus-gesetzt war. Denn erst als ich von der Steiner Schu-le in die staatliche Sek wechselte, wurde mir be-wusst, dass generell in der Schweiz die Mädchenanders behandelt werden als die Buben.»«Es sind schon gut über ein Dutzend Jahre vergan-gen, seit ich Ende der siebten Klasse die SteinerSchule verlassen habe. Wenn ich auf meine Schul-zeit zurückblicke, so sind es sicherlich diese erstensieben Jahre, welche mich am meisten geprägt ha-ben. In dieser Zeit wurde meine Freude an der Astro-nomie geweckt und an Fächern wie Theater, Musik,Sprachen, Geologie, alte Kulturen oder Gartenbau– extrem nützlich in meinem englischen Garten!»

URMILA MITRA KRAEV, 1973

ASTROPHYSIKERINRUDOLF STEINER SCHULE WETZIKON 1980-1987

«In dieser Zeitwurde meine Freude

an der Astronomiegeweckt.»

herese Naef wuchs in Staufen im Kanton Aar-T gau auf und wechselte nach nur einem halbenJahr in der öffentlichen Schule im Herbst 1978 andie neu gegründete Rudolf Steiner Schule, die zujenem Zeitpunkt noch im KV-Schulhaus in Lenzburgeinquartiert war und erst später ins «Brütelgut»nach Schafisheim zog.Nach dem Abschluss der obligatorischen Schulzeitabsolvierte Therese Naef eine vierjährige Design-und Architekturmodellbaulehre im UnternehmenWassmann AG, das mit den renomiertesten Schwei-zer Designern und Architekten zusammen arbeitet.Nach Abschluss der Ausbildung blieb sie drei Jah-re im Unternehmen und leitete zuletzt eine eigenekleine Abteilung. 1996 entschied sie sich für einIndustrial Design Studium an der Hochschule fürGestaltung und Kunst Zürich (HGKZ), das sie im Jahr2000 mit Auszeichnung und der Nomination zumFörderpreis abschloss. Ihre Diplomarbeit – dasBriefkastensystem «Berta&Paul», das sie zusam-men mit der Stiftung für Behinderte Lenzburg rea-

THERESE NAEF, 1971

DESIGNERIN UND MITINHABERIN/STELLVERTRETENDEGESCHÄFTSFÜHRERIN VON MILANI DESIGN & CONSULTING AG

RUDOLF STEINER SCHULE LENZBURG/SCHAFISHEIM 1978-1989

«Intensives, eigen-ständiges Erleben inden unterschiedlich-

sten Disziplinen»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 25

m 23. Oktober 1935 kam Georg Müller in derA alten Vogtei Herrliberg bei einer Hausgeburtals viertes Kind einer zehnköpfigen Familie auf dieWelt. Nach knapp zehnjähriger Schulzeit arbeiteteer zunächst als Hilfsarbeiter in einer Kugellagerfa-brik und absolvierte anschliessend eine vierjähri-ge Lehre als Feinmechaniker. Obwohl Georg Mül-ler diesen Beruf schätzte, hat er ihn nur ein paarMonate ausgeübt. Sein Ziel war es, selbständig undkünstlerisch tätig zu sein. Dies war ihm zunächstmöglich als Regisseur bei kleinen Theatern und ei-ner eigenen Wander-Bühne. Später erweiterte sichsein Tätigkeitsfeld auf verschiedene Sparten deskulturellen Lebens, wobei er sich als Ausstellungs-gestalter einen Namen machte.

Ein wichtiges Ereignis im Leben von Georg Müllerwar seine Heirat mit Silvia Leuzinger, die ebenfallsdie Rudolf Steiner Schule in Zürich besucht hatte.Sein kulturelles Engagement in Stichworten:– Uraufführungen junger Schweizer Autoren an

der EXPO 1964 in Lausanne– Gründung des Zürcher Forums, das in einem

Zeitraum von 30 Jahren über 1000 Kulturveran-staltungen durchführte.

– Jungbürgerfeiern für die Stadt Zürich– Berufsorientierungstagungen– «Zeit- und Leitbilder»: kulturpolitische Tagung

an der ETH– Festwochenkonzerte für Behinderte und

Betagte– Wanderausstellung über Probleme und Chan-

cen der Blindheit– Oeuvre-Ausstellung Henry Moore– Phänomena– Nationale Forschungsausstellung HEUREKA– Jahrtausendturm in Magdeburg

Georg Müller erhielt eine Auszeichnung für kultu-relle Verdienste der Stadt Zürich. Er ist Preisträgerder Schweizerischen Stiftung für Wissenschaft undForschung, ständiger Ehrengast der UniversitätZürich, Ehrendoktor der Universitäten Freiburg und

Bern sowie gewähltesMitglied der Schweize-rischen Akademie fürtechnische Wissen-schaften. «Die RudolfSteiner Schule Zürichwar mein persönlicherGlücksfall! Gerne hätteich mich in früheren Jah-ren für die Rudolf Stei-ner Schule in Zürich ein-gesetzt. Mit meinerHilfsbereitschaft bin ichdamals nicht auf offeneTüren gestossen. So entschied ich mich, für ande-re anthroposophisch/gemeinnützige Einrichtungentätig zu sein und beteiligte mich aktiv an der Be-gründung des Heilpädagogischen Institutes St. Mi-chael in Adetswil, der Zürcher Eingliederung unddes Alters- und Pflegeheimes Sonnengarten inHombrechtikon. Für die beiden letzten Institutio-nen bin ich noch stets ehrenamtlich tätig.»

GEORG MÜLLER, 1935

GELERNTER FEINMECHANIKER UND REGISSEURRUDOLF STEINER SCHULE ZÜRICH 1942-1951

«Die Rudolf SteinerSchule Zürich warmein persönlicherGlücksfall!»

lisierte – wird heute mit viel Erfolg verkauft.«Berta&Paul» ist mit dem «goldenen Hasen», ei-nem der prestigeträchtigsten Designpreise derSchweiz, und mit dem internationalen Designpreis«Talente 2000» ausgezeichnet worden.Seit Herbst 2000 arbeitet Therese Naef bei milanidesign & consulting AG, der Schweizer Nummer 1im Medizinalgeräte Design und einer der Top 5Agenturen in Europa. Nebst komplexesten Aufga-benstellungen für die Marktführer in der Medizin-technik wie Roche Diagnostics, Dräger Medical,Siemens oder Phonak (neue Hörgerätelinie «Sa-via»/Medical Design Excellence Award 2005) arbei-tet die milani design & consulting AG auch im Kon-sumgüterdesign für international renommierteUnternehmen wie WMF, Fissler (Kochtopfserie «In-tensa»/reddot Award 2005), Pelikan, musis oderVölkl. Seit 2002 ist Therese Naef Partnerin undstellvertretende Geschäftsführerin bei milani de-sign & consulting AG und für den Bereich Konsum-güterdesign zuständig.

«Meine Leidenschaft fürProdukte-Design hat ih-ren Ursprung in der sehrbreit gefächerten hu-manistischen Ausbil-dung der Rudolf SteinerSchule. Neben vernetz-tem und logischemDenken wurden hierganz besonders hand-werkliche und musischeFächer gefördert.Das intensive eigen-ständige Erleben in denunterschiedlichsten Disziplinen sind mir als Grund-lage für mein weiteres Berufsleben mitgegebenworden.Wie ich es mir gewünscht habe, nimmt meine Tä-tigkeit beide Hirnhälften in Anspruch: Design zwi-schen Logik und Analytik, Kreativität und Emoti-on.»

Georg Müller (r.) mitdem deutschen altBundespräsidentenRoman Herzog bei derEröffnung von MüllersAusstellung «Jahrtau-sendturm» in Magde-burg.

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ach dem abrupt beendeten Besuch der RudolfN Steiner Schule Zürich (s.u.) erwarb Martin Ottbei der Akademikergemeinschaft die Matura C, be-suchte das Lehrerseminar und wurde Primarlehrer– auch an der Rudolf Steiner Schule Zürich, die erfrüher selber besucht hatte.Ab 1980 Übernahme und Aufbau eines sozialthe-rapeutischen Landwirtschaftsbetriebs in Bäretswilund Absolvieren landwirtschaftlicher Ausbildungenbis zum Meisterlandwirt. Von 1989 bis 1998 wirkteMartin Ott im Zürcher Kantonsrat für die Grünenund von 1992 bis 1997 als Gemeinderat in Bärets-wil. Seit 1998 baute Ott das Projekt Fintan auf demGut Rheinau auf.Martin Ott engagiert sich breit in der Biolandbau-

Bewegung. 1994 trat er in den Stiftungsrat des For-schungsinstituts für biologischen Landbau/FiBL inFrick ein, wo er seit 1997 in der Geschäftsleitungmitarbeitet. 1998 wurde er Präsident des SVWO,des Schweizerischen Vereins für Zusammenarbeitim Biolandbau. Seit 2001 ist er Vorstandsmitgliedder BIO SUISSE.«Ich habe meine Schulzeit in der Rudolf SteinerSchule als einen ausgedehnten Boxenstopp erlebt,wo ich die Kraft und den Idealismus tanken konn-te, dank denen ich heute ein so vielseitiges undspannendes Leben führen kann. Allerdings warendamals die Lehrer in der Oberstufe den aufgetank-ten Kräften nicht gewachsen – und so kam es inder zehnten zum Eclat und zum Rauswurf!»

MARTIN OTT, 1955

MITINITIANT DES PROJEKTS FINTAN AUF DEM GUT RHEINAURUDOLF STEINER SCHULE ZÜRICH 1961-1971

«Ich habe meine Schulzeit alseinen ausgedehnten Boxen-stopp erlebt, wo ich Kraft undIdealismus tanken konnte.»

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ach zwölf Jahren Rudolf Steiner Schule Birs-N eck erwarb Michael Overstolz die Matur inMünchenstein (Typus B), studierte Erdwissenschaf-ten an der Uni Basel und ETH Zürich und machteseine Diplomarbeit bei Shell in Holland mit demDiplomabschluss im Jahr 2001. Von 2001 bis 2005schrieb er seine Doktorarbeit und übte eine Lehr-tätigkeit aus an der University of Aberdeen/Schott-land. Heute ist er Geologe bei Shell/UK.Als promovierter Geologe hielt Michael Overstolzdiverse Vorträge an internationalen Konferenzenund machte internationale und firmeninterne Pu-blikationen.«Im internationalen Vergleich dauert das Schwei-zer Bildungssystem eher lang, und – zusammen mit

MICHAEL OVERSTOLZ, 1975

DR. PHIL. II, GEOLOGERUDOLF STEINER SCHULE BIRSECK 1982-1994

«Der frühe Sprach-unterricht verschaffteine einzigartigePosition.»dem späteren Einschulungsbeginn – führt dies zueinem hohen Eintrittsalter an die Hochschulen. Dasbereits höhere Eintrittsalter wird durch die längereSchulzeit von Steinerschülern in der Schweiz biszum Erlangen der Matur noch zusätzlich verlängert.Um bei einer internationalen Karriere wettbewerbs-fähig zu sein, bei der meistens Alter mit Berufser-fahrung gemessen wird, ist es daher wichtig, zu-sätzliche Fähigkeiten zu besitzen. Am bedeutend-sten sind hier die Kenntnisse von Fremdsprachen.Der frühe Sprachunterricht verschafft Steinerschü-lern eine einzigartige Position, die es zu nutzen undwährend der gesamten Schulzeit intensiv zu pfle-gen gilt, damit wirklich ein Mehrwert aus der lan-gen Schulzeit geschaffen werden kann.»

ée à New York, Madeline Rochat a trois ansN lorsque sa famille vient en Suisse. Elle faittoute sa scolarité à l'Ecole Steiner de Genève. Aprèsla douzième classe et un essai peu concluant àl'école Töpfer, elle s'inscrit aux Arts-Décoratifs oùelle fait trois ans en section couture avec une an-née supplémentaire pour obtenir une maturité pro-fessionnelle. Diplômes en poche, elle entre direc-tement comme couturière à Genève. Une annéeplus tard, elle sera essayeuse et, à partir de la troi-sième année, elle deviendra responsable d'atelier.Elle dirige actuellement encore une équipe de 6couturières et 2 tailleurs, tous bien plus âgéesqu'elle, ce qui rend sa tâche délicate. Cela nel'empêche pas de chercher à faire régner, dansl'univers quelque peu clos de cet atelier, un climatsocial agréable et une ambiance ouverte sur lemonde. Ce poste la dévie cependant de son vraimétier, d'où l'inscription en parallèle de Madeline

MADELINE ROCHAT,1977

COUTURIÈRE AVECCFCECOLE RUDOLFSTEINER DE GENÈVE1981-1995

Rochat à des cours à Berne quidoivent la conduire à une maîtrisefédérale. Dans quelques années,lorsqu'elle aura acquis le plusd'expérience possible, ce perfec-tionnement professionnel lui per-mettra de réaliser son souhaitd'enseigner la couture. «L’école R.Steiner m’a apporté énormément auniveau d’un développement person-nel et individuel, et ce pour chacund’entre nous. Chacun a un potentieldifférent, et l’école Steiner essaie dele développer et de faire ressortir lesqualités individuelles. Le monde pro-fessionnel a grand besoin du soufflenouveau qu’amènent de telles per-sonnes munies d’un bagage riche etintéressant.»

«Chacun a un potentieldifférent, et l'école Steineressaie de le développer.»

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é à Lausanne le 8 août 1975, Germinal RoauxN effectue toute sa scolarité à l'école RudolfSteiner de Lausanne. Depuis 1996, cet autodidac-te est photographe-reporter pour différents maga-zines suisses (L'illustré, L'Hebdo, Edelweiss, Femi-na). Il travaille essentiellement en noir et blanc surdes sujets humains et sociaux. En 2000, il rempor-te le Prix des Médias pour différents travaux pho-tographiques sur l'autisme.Germinal Rouaux écrit et produit son premier filmdocumentaire en 2004: «Des tas de choses», unfilm sur le quotidien d'un jeune trisomique de 26ans, serveur dans une auberge communale, quirêve de devenir un jour papa. Pour ce film, le Prixdu Meilleur Film Etranger au Festival du Film de

GERMINAL ROAUX, 1975

PHOTOGRAPHE ET CINÉASTEECOLE RUDOLF STEINER DE LAUSANNE 1982-1994

«Pas une école du ‚parceque‘, mais une école du,pour que‘.»

Dakar en 2004, et nomination pour le Prix du Ciné-ma Suisse 2005.«Le travail d'un cinéaste pourrait ressembler à celuid'un professeur de l'école Rudolf Steiner. Il faut êtresoi-même suffisamment passionné et impliqué dansle projet pour tirer l'autre (le spectateur, l'enfant)vers le meilleur de lui-même. Ne pas le forcer, ni lebraquer, mais lui donner confiance, le respecter etcroire en son potentiel. Un film peut changer unevie. Le but à atteindre est au-delà d'un ‚résultat‘, ilest cette possibilité de devenir un jour réellementsoi-même. Ainsi, l'école Rudolf Steiner ne devraitpas être une école ‚en théorie‘, mais une école ‚enpratique‘, en mouvement. Pas une école du ‚parceque‘, mais une école du ‚pour que‘.»

ascha Rochat kam 1973 in Eng-M land zur Welt. Die ersten 6 Jah-ren ihres Lebens verbrachte sie inSpring Valley, New-York, USA. Ihrezwölf Jahre Schulunterricht an denRudolf Steiner Schulen in Genf undLausanne schloss sie mit einem 12.-Klass-Projekt über Fremdsprachen-untericht «La pédagogie des languesétrangères» ab. Sie selbst sprichtFranzösisch, Englisch, Deutsch, Spa-nisch und Italienisch. 1993 machte siedie eidgenössiche Matura Typus D(Sprachen) und nahm 1995-2001 dasMedizin-Studium in Fribourg undBern auf. 2002 doktorierte sie in Me-dizin mit einer Forschungsarbeit imLabor zum Thema «TNF – α Enhances

MASCHA ROCHAT, 1973

ASSISTENZÄRZTIN AMKINDERSPITAL ZÜRICH

RUDOLF STEINERSCHULEN GENF

1980-1990 UNDLAUSANNE 1990-1992

«Die Schule hat mir gezeigt,dass alles im Leben wichtigund lernenswert ist.»

Intracellular Glucocorticoid Availability». Bis 2005bildete sie sich am Kinderspital Zürich, am Civicoin Lugano und im Genetischen Institut in Zürich zurKinderärztin weiter. Zurzeit arbeitet sie im Kinder-spital Zürich. Ihre Hobbies sind Joggen, Tauchen,Fallschirmspringen und Reisen.

«Die Steiner Schule hat mir gezeigt, dass alles imLeben wichtig und lernenswert ist. Die Gebiete, indenen man gut ist und die demnach einfach sind,sind genauso wichtig und schön wie die übrigen,aber um die letzteren schätzen zu lernen, brauchtman Energie, Durchhaltewillen und Geduld. JederMensch hat in einigen Gebieten seine Stärken undin anderen seine Schwächen, es gibt immer etwas,woran man arbeiten kann. Ich würde meine Kinderauch in die Steiner Schule schicken.»

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eit 2004 arbeitet Denise Rombouts als ModelS und ist bereits auf dem besten Weg zu einerinternationalen Karriere. Die Stationen der bishe-rigen Laufbahn: Modeln in Paris, Kampagne für«Laura Biagiotti» in Mailand, Fotostrecke für diedeutsche «Vogue».Dann nimmt sie dieNew Yorker Model-Agentur des MilliardärsDonald Trump unterVertrag.Auf die Welt kam De-nise am 12. Februar1986 als Tochter einesHolländers und einerSchweizerin in Schaff-hausen. «Schon mit 15wurde die schöneSchaffhauserin auf derStrasse von Agenten alsModel angeworben –ein Beruf, den sie nieangestrebt hatte.»Denn die Steiner-Schü-lerin hegte damals denBerufswunsch Kranken-schwester.Über ihre Arbeit als Mo-del sagt Denise Rom-bouts: «Dieser Job istkein Zuckerschlecken.Im ersten Jahr habe ichpraktisch nichts ver-dient. Das Geld geht für Flüge, Unterkünfte, Essenund neue Fotos drauf». Sie weiss auch, «dass siein ihrem Beruf nur eine ‚Ware mit Verfallsdatum'ist, deren Wert noch steigen wird, bis er irgendwannsinkt.» Und dann macht sie die Erfahrung: «Das Mo-delgeschäft ist unpersönlich. Um mich dagegen zuwehren, stelle ich mich bei Castings mit Namen vorund gebe den Leuten die Hand. Das ist in meinemJob sonst kaum üblich.»In der Modewelt, wo «Models aus aller Welt unter-

DENISE ROMBOUTS, 1986

MODELRUDOLF STEINER SCHULEN SCHAFFHAUSEN 1992-2001 UND WINTERTHUR 2001-2003

«Kunst, Musik, Literatur, sozialeKompetenz – das sind die Werte,

die mir vermittelt wurden.»einander in ständigem Konkurrenzkampf stehen»,könne man eigentlich auch keine richtigen Freund-schaften schliessen. Deshalb sei ihr das Tagebuchzur Vertrauten und Freundin geworden. MancheModels bewältigten den Stress nur mit Drogen und

Alkohol: «Mir wurdeauch schon viel ange-boten – von Kokain biszu chemischen Drogen.Aber ich bin zum Glückgefestigt genug, dasZeug nicht anzurüh-ren», meint DeniseRombouts.Im November 2005schrieb Denise im Brief-wechsel mit Ursa Krat-tiger für den SCHUL-KREIS: «Das Model-Business kann oft ziem-lich hart sein, man istsehr lange getrennt vonFreunden und Familie,ist immer alleine unter-wegs. Ich sehe das je-doch immer mehr alsVorteil. So lerne ichmich auf der ganzenWelt alleine durchzu-schlagen; ich habe ge-lernt, dass man die gu-ten Freunde fürs Lebenhat, auch wenn man

sich so lange nicht sieht, und ich weiss jetzt, dassdas Wichtigste im Leben ist, sich selbst und demLeben zu vertrauen. Es ist ein sehr kurzlebiger Job.Ich bin aber froh, dass ich diesen Schritt gewagtund so jung schon fast die ganze Welt gesehenhabe.» Und später, wenn die Modelzeit vorbei ist?«Ich vertraue darauf, dass das Leben mir den wei-teren Weg zeigen wird.»Und zu ihrer Schule meint Denise Rombouts:«Kunst, Musik, Literatur, soziale Kompetenz – dassind die Werte, die mir vermittelt wurden.»

Quelle: Anette Wolffram Eugster. Traumberuf Model, in: Migros-Magazin 9, 1.März 2005

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LEBENSTÜCHTIG30

ch bin mir nicht so sicher, welche FrageImehr Erstaunen ausdrückt: «Was, Duwarst Steiner-Schüler?» oder «Was, Siesind Journalist beim SonntagsBlick?». Dieerste Frage – wohl mehr eine Bemerkung– stellte kürzlich ein Arbeitskollege. Diezweite stammt von einem ehemaligenLehrer. Mit anderen Worten – die neun Jah-re an der Rudolf Steiner Schule waren einegute Vorbereitung auf eine von Vorurtei-len geprägte Welt.Dabei haben Steiner-Schule und Boule-vardjournalismus viel mehr gemeinsam,als man meint. Bei beiden steht nicht nurdie Vermittlung harter Fakten, sondernauch der Mensch im Vordergrund.Ich bin nie gerne zur Schule gegangen. Alsich dann mit 13 Jahren die Chance bekam,in meiner Freizeit für das alternative Lo-kalradio LoRa in einer Kindersendung mit-zuwirken und beim Schweizer FernsehenDRS als Jungreporter für die damalige Ju-gendsendung «Schlips» zu arbeiten, merkte ich schnell, dassmeine Zukunft bei den Medien liegt. Ich wollte Journalist wer-den!Mein Hobby hatte auch Eingang ins Zeugnis für die achte Schul-klasse gefunden. Meine damalige Klassenlehrerin Barbara Stu-ckey (eine wunderbare Lehrerin, das muss an dieser Stelle ein-fach mal gesagt sein) schrieb in Bezug auf das Achte-Klasse-Theaterstück: «Du hattest es leichter als manche Mitschülergehabt. Du hast den Mut zum Auftritt vor Publikum mitgebracht.«Nach der neunten Klasse verliess ich die Steiner Schule und be-gleitete meine Eltern für ein Jahr nach Rom. Als Musiker hattensie ein Stipendiat am Istituto Svizzero zugesprochen bekommen.Zurück in der Schweiz versuchte ich mein Glück bei der Aufnah-meprüfung für das Lehrerseminar in Küsnacht ZH. An die Stei-ner-Schule zog es mich nicht mehr, ich wollte eine andere Weltkennen lernen. Kurz: Ich fiel schneller durch die Prüfung, als ein

ALEXANDER SAUTTER, 1975

JOURNALIST BEIM «SONNTAGSBLICK»RUDOLF STEINER SCHULE ZÜRICH 1982-1991

«Was, Du warstSteiner Schüler?»

Stein zu Boden fällt. Welch wunderbareBestätigung des gängigen Vorurteils, dassSteiner-Schüler im «richtigen« Leben nichtbestehen können.Dass Steiner-Schüler durchaus lebensfä-hig sind, bewies ich anschliessend in derBerufslehre zum Verlagsbuchhändlerbeim Diogenes Verlag in Zürich. Auf demBeruf arbeitete ich dann aber nicht einenTag.Zuerst ging es zum lokalen Fernsehsen-der TeleZüri, dann weiter zu Radio 24, zumPrivatfernsehen RTL/Pro7-Schweiz. Dasan der Steiner-Schule Gelernte konnte ichjeden Tag anwenden. Damit meine ichnicht das gelernte Wissen, sondern denzum freien Denken erzogenen Geist, dieNeugier, die kritische Grundhaltung, dasin den Theaterkursen gelernte Auftreten.Vor knapp fünf Jahren platzte die Blase derprivaten TV-Stationen. Die Sender mach-ten reihenweise zu, und ich stand von heu-

te auf morgen ohne Arbeit da. Rasch bekam ich jedoch bei derPendlerzeitung «Metropol» eine Chance, mich als schreibenderJournalist zu versuchen. Der Weg führte anschliessend weiterzum BLICK und vor knapp drei Jahren zum «SonntagsBlick«.Im Juli 1990 schrieb Klassenlehrerin Stuckey ins Zeugnis: «Esgraust Dich zu schreiben; Du schiebst es dauernd von Dir weg;es wird noch schwieriger, weil die Zeit knapp wird; und Du sitztda mit stummer Feder. Ein echter Teufelskreis. In der 9. Klassesollst Du das Schreibenlernen von Aufsätzen, Buchbesprechun-gen und wissenschaftlichen Beschreibungen zu Deiner Haupt-aufgabe erheben.»Damals hörte ich nicht auf sie. Heute kann ich sagen: Das Schrei-ben ist mehr als nur meine Hauptaufgabe geworden – es istmeine Lebensaufgabe.Frau Stuckey, ich entschuldige mich, dass ich es Ihnen nichtschon damals geglaubt habe!

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 31

tefan Schneider kam am 13. Februar 1959 zurS Welt und besuchte elf Jahre lang die RudolfSteiner Schule Zürich an der Plattenstrasse, wo imJahr 2005 seine vier Kinder – 5, 10, 13 und 15 Jahrealt – alle ebenfalls in den Kindergarten oder dieSchule gingen. Nach der elften Klasse wechselteStefan Schneider an die AKAD und machte dort dieMatura Typ E (Wirtschaft). Anschliessend absolvier-te er – nach einem kurzen Einblick in das Studiumals Kulturingenieur – das Geographiestudium ander Uni Zürich mit den Nebenfächern Biologie, Pu-blizistik, Geologie und Mathemathik. Er schlosssein Studium 1986 ab mit einer Diplomarbeit über«Konflikte zwischen Naturschutz und Erholungs-nutzung am Greifensee». Seine Studienwahl standanfangs im Zeichen des «Wegs des geringsten Wi-derstandes» (weiter in die Schule gehen); späterwurde sie von der Absicht getragen, ein vielfälti-ges, auch immer wieder wechselndes Arbeitsfeldzu haben und dabei das exakte, ingenieurmässigeAnalysieren mit sozialwissenschaftlichen Erkennt-nissen zu kombinieren. Schon während des Studi-ums arbeitete Stefan Schneider als Verkehrszäh-ler und nachher als Aushilfskraft im PlanungsbüroJud.Aufgrund seines Studiums ist Stefan Schneider di-plomierter Geograf, daneben «VSS-Experte» (Ver-einigung Schweizerischer Strassenfachleute) undakkreditierter Mobilitätsberater des ProgrammsEnergiestadt. Er wirkt auch als Mitglied verschie-dener Programmleitungen von kommunalen undregionalen Mobilitätsprogrammen und Vorstands-mitglied von Körperschaften der Mobilitätsszene.1996 wurde er Sachbearbeiter im Planungsbüro Jud– ein kleines privates Verkehrsingenieur- und Ver-kehrsplanungsbüro in Zürich. Er wurde Projektlei-ter, Stellvertreter des Firmeninhabers und ist heu-te Partner und Geschäftsleiter.

«Ehemalige Steiner Schülerkommen mit dem ‚normalen

Leben‘ gut zurecht.»Seine Tätigkeit bezieht sich zurzeit schwergewich-tig auf Arbeiten für die öffentliche Hand. Spannen-des Themenfeld ist die «Mobilität», wo es immerwieder gilt, die im Rahmen von Aufträgen erarbei-tete Überzeugung anderen Menschen zu präsen-tieren und sie ebenfalls zu überzeugen. Währenddas bei den direkten Auftraggebern vergleichswei-se einfach ist – schliesslich haben sie einen ja aus-gewählt – wird es bei den Betroffenen (z.B. Gewer-bebetriebe, Bevölkerung) sehr anspruchsvoll, istman hier doch mit ernstzunehmenden «Expertenaus dem täglichen Erleben» konfrontiert.

«Als ehemaliger Steinerschüler habe ich die Erfah-rungen gemacht, mit dem ‚normalen Leben‘ gutzurecht zu kommen und Fähigkeiten abrufen zukönnen, zu deren Verfügbarkeit meine Schulver-gangenheit sicher einen Beitrag geleistet hat. Ichfreue mich über die Erlebnisse der eigenen Kinderim Schulalltag – besonders intensiv wird das Er-lebnis beispielsweise, wenn sich Kinder und Vaterüber ihre Rollen in den Theateraufführungen aus-tauschen: ‚Welcher Feuergeist warst Du denn imSommerspiel?‘ Oder wenn mein wieder aktiviertes– bescheidenes – Klavierspiel zusammen mit denCellos und Geigen, die die Kinder im Schulorche-ster und Musikunterricht üben, ein kleines, gemein-sames Musikstück zum Klingen bringen kann.»

STEFAN SCHNEIDER, 1959

DIPL. GEOGRAF UND «VSS-EXPERTE» (VEREINI-GUNG SCHWEIZERISCHER STRASSENFACHLEUTE)

SOWIE AKKREDITIERTER MOBILITÄTSBERATERDES PROGRAMMS ENERGIESTADT

RUDOLF STEINER SCHULE ZÜRICH 1966-1976

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LEBENSTÜCHTIG32

laude Patrick Siegenthaler kam am 15. MärzC 1969 in Teufen im Kanton Appenzell Ausserrho-den zur Welt. Nach dem Besuch der RSS St. Gallenvon 1975 bis 1982 war er an der Sekundarschule inStein/AR und dann von 1984 bis 1989 am Gymna-sium in Trogen/AR, das er mit einer Matura Typ E(Wirtschaft) abschloss. Anschliessend studierte eran der Universität St. Gallen Wirtschaftswissen-schaften und machte 1993 seinen lic.oec. HSG mitSchwerpunkt Umweltökonomie, Systemvergleichund Ostasienwirtschaft. Während seiner ganzenStudienzeit engagierte er sich in der Studentenor-ganisation oikos für Nachhaltigkeit in der Wirt-schaft (1992 als Präsident, seit 2000 als Beirat).Nach dem Lizentiat war Claude Patrick Siegentha-ler zeitweise Forschungsassistent bei Prof. HansChristoph Binswanger am Institut für Wirtschaftund Ökologie sowie Unterrichtsassistent in derAbteilung für Ostasienwirtschaft.Bereits im Studium gründete er mit zwei befreun-deten oikos-Mitgliedern 1993 das Software- undBeratungsunternehmen sinum – EcoPerformanceSystems, welches er bis 2004 als Geschäftsführer

CLAUDE PATRICKSIEGENTHALER, 1969

AUSSERORDENTLICHERPROFESSOR FÜR

UMWELT-RECHNUNGS-WESEN AN DER HOSEI

UNIVERSITY TOKYORUDOLF STEINER

SCHULE ST. GALLEN1975-1982

«Den Menschen als Individuum insZentrum der Ausbildung stellend,Interesse an der Welt und ein Be-wusstsein für soziale und ökologi-sche Verantwortung weckend, botdie Rudolf Steiner Schule für meinWerden ein ideales Fundament.»

Claude Siegenthaler (3. v.l.) an der Audienzbeim japanischen Kaiser Akihito undKaiserin Michiko

leitete. 2005 promovierte er an der HSG summacum laude zum Thema «Ökobilanz – 30 Jahre For-schung an der Schnittstelle zwischen Natur- undWirtschaftswissenschaften». Seit 2004 ist er Extra-ordinarius für Umwelt-Rechnungswesen an derHosei University Tokyo sowie Partner der UR De-sign Management GmbH. Er lebt in Zürich und To-kyo.Sein Studien- und Berufsmotiv umschreibt ClaudeSiegenthaler so: «Zur Wiederherstellung ökologi-

scher Nachhaltigkeit auf menschlicher, wirtschaft-licher und gesellschaftlicher Ebene konstruktivbeitragen», seine Ziele: «In Frieden und zufriedenein ausgewogenes Leben führen – stetig lernend,lehrend und gestaltend».Schon 1988 erhielt Claude Patrick Siegenthaler vomGymnasium Trogen eine Auszeichung für eine Um-welt-Initiative. 2000 gewann er den Swiss Techno-logy Award und wurde von der Vontobel Stiftungfür das beste Umweltprojekt sowie von den Ost-schweizer Volkswirtschaftdirektoren für den bestenBusinessplan ausgezeichnet. 2002 wurde er mitdem Preis für «The Outstanding Young Person» vonder Junior Chamber Osaka TOYP gewürdigt und aneiner Audienz vom japanischen Kaiserpaar empfan-gen. 2005 bekam er an der HSG den Peter-Werhahn-Preis für «herausragende Leistungen auf dem Ge-biet der Management- und Wissenschaftstheorie».«Den Menschen als Individuum ins Zentrum derAusbildung stellend, Interesse an der Welt und einBewusstsein für soziale und ökologische Verant-wortung weckend, bot die Rudolf Steiner Schulefür mein Werden ein ideales Fundament.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 33

arbara Spalinger kam am 10. Januar 1960 inB Zürich zur Welt und besuchte nach den Stei-ner Schulen das Holbein Gymnasium Basel undmachte 1980 eine Matura Typus D. Von 1981 bis1984 studierte sie Juriszprudenz an der Universi-tät Basel und schloss mit einem Lizenziat ab. DemStudium folgten von 1984 bis 1988 Praktika in derStrafuntersuchungsbehörde BL, im Rechtsdienstdes Regierungsrats BL, im Zivilgericht und beim Ar-beitslosenschiedsgericht BS, im AdvokaturbüroJoset/Janiak/Freivogel (BL/BS) – also u.a. beim Na-tionalratspräsidenten 2005/2006 – sowie als wis-senschaftliche Mitarbeiterin am Max Planck-Insti-tut Freiburg i. Br./D.Seit Februar 2005 ist Barbara Spalinger Vizepräsi-dentin des Schweizerischen Eisenbahner-Verban-des SEV und Mitglied der Geschäftsleitung mit ge-nereller Zuständigkeit für Konzessionierte Trans-portunternehmungen (KTU; schweizweit rund 90).Ihr Schwerpunkt sind Vertragsaushandlungen. Von1997-2001 war Barbara Spalinger Rechtsberaterinbeim WWF Schweiz mit Schwerpunkten Verbands-beschwerdepolitik und Vertragsrecht sowie Präsi-dentin der Personalkommission.Seit 1984 ist Barbara Spalinger Mitglied der sozi-aldemokratischen Partei SP Basel/St. Johann mitdiversen Funktionen (1992-1998: Mandat im Bür-gergemeinderat Basel Stadt; 1997: Vizepräsiden-tin SP BS). 1997 publizierte sie im Kreuz-Verlag dasBuch «Allein unterwegs – Tips für Frauen, die rei-sen wollen».

Zu ihrem beruflichen und politischen Engagementmacht sich Barbara Spalinger Gedanken unter demMotto:

Klassenkampf mit Blockflöte?

«Eher nein, denn eine Gewerkschaft im 21. Jahrhun-dert betreibt kaum Klassenkampf, und in der Block-flöte habe ich es nicht sehr weit gebracht. Dafürsinge ich gerne: die Internationale an unserem letz-ten Kongress für den scheidenden PräsidentenErnst Leuenberger, das Beresinalied mit dem Pen-sioniertenchor der Eisenbahner, ein Kirchenlied mitmeinen Schwestern. Und wenn bei einer internenSitzung mal wieder niemand pünktlich ist, stelleich mich auf die Treppe und singe das Babyeuryth-mielied vom Zwärgli, das mit flinkem Schritt jetztalle Kinder abholt. Pentatonisch. Bei keinem die-ser Lieder verspüre ich ideologisches Bauchweh.Ich bin 45 Jahre alt, lebe seit 1977 in Basel, bin kin-derlos und mit einem in Hamburg lebenden Muse-umspädagogen verheiratet; wir reisen hin und her.Mein Beruf ist Gewerkschaftssekretärin. Ich habeihn 2001 Jahren gewählt, nach 14 Jahren Tätigkeitals Juristin an ganz unterschiedlichen Orten. Jetztbin ich Vizepräsidentin der zweitgrössten schwei-zerischen Gewerkschaft, derjenigen des öffentli-chen Verkehrspersonals mit rund 50‘000 Mitglie-

BARBARA SPALINGER, 1960

JURISTIN, VIZEPRÄSIDENTIN DES SCHWEIZERISCHEN EISENBAHNER-VERBANDES SEVRUDOLF STEINER SCHULEN ZÜRICH 1967-1978 UND BASEL 1979-1980

dern, und mein Alltag verlangt mir viel ab. Ich binin der ganzen Schweiz unterwegs, handle Verträ-ge aus, begleite Einzelfälle, halte Referate. Es ge-fällt mir, denn ich kann einiges bewegen und habemit einer Unmenge von Personen zu tun. Das istoft nicht einfach, aber auch nie langweilig.

Aufgewachsen bin ich in Zürich mit drei älterenSchwestern. Meine Eltern haben beide an der Stei-ner Schule unterrichtet. Schule und Elternhauswaren also eine ziemliche Einheit. Ich hatte eineweitgehend unbeschwerte Schul- und Studienzeit.Meine Berufswahl gab nie zu Diskussionen oderWerturteilen Anlass, im Gegenteil: Ich bin von mei-ner Umgebung immer ermutigt worden, mir vielzuzutrauen. Das ist nicht nur, aber wesentlich auchder RSS zu verdanken. Ich hatte hier Glück: ich kannaus einem Fundus von Wissen und Fähigkeitenschöpfen und bin im besten Fall in der Lage, meineUmgebung wahrzunehmen. Eine der Voraussetzun-gen dafür ist eine Schule, die Interesse, Lebenfreu-de und Selbstvertrauen wecken hilft.»

«Ich bin vonmeiner Umgebungimmer ermutigtworden, mir vielzuzutrauen.»

Barbara Spalinger mit BundesratMoriz Leuenberger (links) am 25. Mai 2005

am SEV-Kongress in Bern

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ommaso Tabet è nato a Lugano nel 1976. «HoT frequentato la Scuola Rudolf Steiner dall’ asi-lo all’ottava classe, passando poi alla quarta me-dia della scuola pubblica. Il passaggio dalla scuo-la Steiner alle medie pubbliche non mi ha postograndi problemi. Durante l’ estate ho solamente do-vuto studiare un po’ le funzioni matematiche conmio fratello, per poi accorgermi che il mio livello diconoscenze non era affatto inferiore a quello deimiei nuovi compagni.» Dopo aver conseguito la ma-

turità scientifica al liceodi Lugano – «non sonomai stato un allievomodello perché hosempre preferito dedi-care tempo alle amici-zie, allo sport e al brico-lage» –, Tommaso Tabetha scelto la facoltà dieconomia politica, pri-ma all’ Università di Fri-burgo e poi in quella diGinevra. Dopo e duran-te i suoi studi universi-tari ha effettuato tre

stages, uno in una banca privata, un altro all’ Or-ganizzazione Mondiale della Salute e l’ ultimo alleNazioni Unite a Ginevra: «Ora lavoro in una ditta diconsulenza che si occupa di questioni di sviluppoe cooperazione internazionale, e sono il capo pro-getto in un programma finanziato dalla Confeder-azione Svizzera in Ruanda.»«E’ difficile definire l’apporto che la Scuola RudolfSteiner ha dato alla mia formazione e alla mia edu-cazione. Sicuramente mi ha appoggiato e permes-so di sviluppare la mia creatività, grazie ai diversicorsi di attività manuali e artistiche: lo spazio ri-servato nel programma scolastico a queste attivitàè davvero notevole. Nel lavoro che svolgo è import-ante avere un buon senso pratico e naturalmentebisogna essere pronti ogni giorno a comunicarecon interlocutori con cultura ben diversa dalla no-stra. Il metodo di insegnamento della scuola Stei-ner e dei suoi motivati insegnanti è portatore deivalori di apertura nel rispetto del carattere, credo,e cultura di ogni individuo. Questa educazione allalibertà mi ha permesso di sviluppare appieno il miointeresse verso i paesi e le popolazioni del sud delmondo e soffermarmi sulle cause del divario nord-sud e le possibili soluzioni oggi attuabili.»

TOMMASO TABET, 1976

SPECIALISTA DI QUESTIONI DI SVILUPPO E COOPERAZIONE INTERNAZIONALESCUOLA RUDOLF STEINER DI LUGANO 1980-1991

«La scuola mi ha per-messo di sviluppare

la mia creatività.»

achdem ich frühmorgens durch den grau-N en November von Basel nach Zürich gefah-ren bin, tauche ich neben meinem Kaffee wie-der völlig ab in den ersten Roman von MichaelTheurillat. Die Wendung im Titel «Im Sommersterben» (Claassen Verlag Berlin 2005, 335Seiten, Fr. 35.-) hat er einem Gedicht von Gott-fried Benn entnommen. Das fasziniert, ist un-typisch für einen Krimi. Und plötzlich steht erim «Au premier» im Zürcher Hauptbahnhof vormir, der Shootingstar des Schweizer Bücher-jahrs 2005, mit einem Hauch von Gel in denkurzen rot-blonden Locken, klugen und warmenAugen hinter einer hellen Brille, und stellt sei-ne «Freitag»-Tasche auf den Boden. AnderthalbStunden haben wir Zeit für unser Gespräch.

Michael Theurillat kam am 1 .März 1961 in Ba-sel zur Welt. «Ja, meine Mutter ist Maja Theuril-lat» – sie war in der Familie zuständig für dasSchöne, hatte Kabarett gemacht in Basel, warintensiv verwurzelt in der angelsächsischen Li-teratur, die Frohnatur zuhause. Der Vater einerfolgreicher Bauunternehmer, diszipliniert,stark, bestimmend. Das brockte dem Sohn eineschwierige Ablösung ein. Aber seit er selberVater ist – am 2. April 2000 kam sein Sohn Ni-cola zur Welt -, sieht er den Vater und seine Qua-litäten mit neuen Augen: «Heute gibt es zu vie-le Kumpels». Zuhause wohnten die Welt derschönen Musen und das harte Geldverdienenunter einem Dach. Michael Theurillat wurde mitbeidem gross, und als er nach dem Besuch derersten und ältesten Rudolf Steiner Schule derSchweiz in Basel (heute auf dem Jakobsberg)sein Studium wählte, «führte ich die Wurzelnaus dem Elternhaus weiter». Konkret hiess das:Wirtschaft, Kunstgeschichte und Geschichte.Eine ungewöhnliche Fächerkombination.

Bankenkarriere und Freiheitsdurst

Nach dem Studium und einem Aufenthalt inParis führte sein Weg ins Bankengeschäft: «Ichhabe das nie bewusst angestrebt, das folgteeiner intuitiven Logik, aber ich wusste auch,dass das Geldverdienen sein musste. In denfünfzehn Jahren meiner Karriere konnte ich mitVorgesetzten zusammen arbeiten, die Fusionvon Bankverein und Bankgesellschaft zur UBSmitgestalten. Das war eine grosse Welle. Ich bindabei Menschen begegnet, habe wichtige Er-fahrungen gemacht. Und dann war die Welleeines Tages vorbei. Dann kam der Alltag.» Ober mit seinem Ausstieg eine Midlife-Crisis habebewältigen wollen, fragte ihn die «Basler Zei-tung» im März. Und die Antwort war, dass esihn «schlicht nach Freiheit dürstete. Ich wollteeinmal alle Seile abschneiden, ganz von vornebeginnen. Einen leeren Terminkalender haben.»

Michael Theurillat behauptet von sich: «Ich warimmer ein mehrdimensionaler Mensch». Unddieser Vieldimensionale wurde in den Karriere-jahren mehr und mehr aufs Eindimensionaleeingeschränkt, zwangsläufig. Er braucht nichtdie gängige Metapher vom «Burnout», vom Ver-brennen, sondern vom Verdorren, vom Verküm-

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 35

MICHAEL THEURILLAT, 1961

BANKER, KRIMIAUTORRUDOLF STEINER SCHULE BASEL 1968 – 1990

«Ich war immer einmehrdimensionalerMensch»

mern. Denn er merkte: «Ich bin zwar viel in Paris,aber nie im Louvre – und da fehlt mir etwas». Erhatte zwar stets geschrieben, aber letztlich hatteer dafür immer weniger Zeit: «Ich suchte eine neueBalance».

«Heute will ich Diogenes sein»

In den Medienberichten zum Erscheinen seinesersten Buches im Februar und März 2005 wird im-mer wieder das Bild vom Ausstieg, vom Bruch ver-wendet. Michael Theurillat redet lieber von einerMetamorphose, von schöpferischer Zerstörung undNeuanfang – «auch das Schicksal hilft dann, ichdenke an die Geburt meines Sohnes» – und vonkleinen Schritten und Puzzlesteinen, die den nieeinfachen Wandlungsprozess vollziehen helfen.«Und manchmal habe ich grausam Sehnsucht nachdem Banking und dem Kick des Machens, des Er-folges», sagt er und lacht: «aber nur einen Taglang!» Zwar führe er im Auftragsverhältnis ein Port-folio von Bankgeschäften weiter, aber der Schnittmit vierzig, «das Erwachen der Bewusstseinssee-le», das sei unumkehrbar. Ein anschauliches Bildhat der Ex-Steinerschüler dafür: «Bei Alexanderund Diogenes habe ich mich immer gefragt: werwill ich sein? Und klar: bis vierzig wollte ich Alex-ander sein, und ab vierzig inspiriert mich nun Dio-genes!»

Die Geschichte von Alexander und Diogenes hat erin der Schule gehört, neben anderen Sagen undLegenden. Michael Theurillat ist dankbar für denReichtum an Stoffen, Themen, Inhalten und Unter-richtsformen der Rudolf Steiner Schule und auch«für die freiheitliche Entwicklung». Die Schule habeihn gelehrt, «in sich hinein zu horchen und dannauch den Schrei zu hören», als das Verdorren droh-te. Die Steiner Schule «hält einem einen Farbka-sten hin mit allen Farben. Sie zeigt auf: schaut mal,so Vieles gibt es, so viele Wege könnt ihr gehen,nehmt heraus, was für euch stimmt. Dies gibt einFundament fürs ganze Leben.»

Spass und Werte, Erzählen und Moral

Unumwunden gibt Michael Theurillat zu, dass esSpass macht zu schreiben. Und ehrlich: es machtSpass, ihn zu lesen. Ist das alles?, frage ich ihn.«Ich will nicht bewusst moralisieren. Das Moralin-saure vor sich her tragen, ist grauenhaft. Aber mankann das ‚Moralisieren‘ gar nicht verhindern, weilman ja aus einem Wertesystem heraus schreibt.»Es sei durchaus so, dass er in einen Krimi auch gros-se Menschheitsfragen hineinpacke: «was bedeu-tet der Sündenfall, die Frage nach Gut und Böse,wie frei sind wir, was heisst Schicksal?» Bloss müs-se man das erzählen, zeigen, unterhaltend darstel-len. Am Fall der Enron-Manager bewege ihn, wiees dazu komme, dass vermögende, honorige Män-ner Bilanzen fälschen. Als er einmal seinem Sohnin einer schlaflosen Nacht die «Bürgschaft» vonSchiller rezitiert habe – «Zu Dionys, dem Tyrannen,schlich ...», da sagte der Dreikäsehoch, als in derGeschichte das Unheil droht: «Aber ein Königmacht das nicht». Eben.

Das Wertesystem. Aufgebaut, gepflegt und genährtvon Elternhaus und Schule. Auf der Stufenleiter

seiner Karriere erlebte Michael Theurillat: «Je mehrStatus, desto mehr Kälte. Nähe ist da politisch nichtmehr korrekt». Und dieser Mangel wird dann kom-pensiert mit Konsum, Ansehen und Macht. «AberMacht ist eine Illusion. Dahinter steht der Wunsch,gebraucht zu werden, geliebt zu werden.» Was be-deutet ihm Geld? Wie aus dem Rohr geschossendie Antwort: «Freiheit! Es erlaubt mir, das Zeug zumachen, das ich machen will.» Als Bankfachmannwie als Mensch gelte für ihn die ökonomische Re-gel, dass der Grenznut-zen des Geldes ab-nimmt. Und im Ringenum die Sinnfrage sei erzum Schluss gekom-men: «Reiche Leutenoch reicher zu ma-chen, das kann nichtder Sinn meiner Arbeitsein.»Darum schreibt der Exil-Basler jetzt an seinemzweiten Roman um denZürcher KommissarEschenbach. Sein er-ster Krimi hat es in den ersten neun Monaten aufdrei Auflagen gebracht. In der Schweiz war er aufPlatz vier der Bestsellerliste, unter den Top Ten inBasel gar der erste. «Das ist einmal ein netter An-fang», meint dazu seine Verlegerin. Theurillat, dersich die Disziplin, die ihm sein Vater vorgelebt hat,hart hat erarbeiten müssen, braucht den Druck –Abgabetermin, Buchhandelsgeschäft, Erfolgs-druck. Trotzdem wird ihm mulmig zu Mut, dass ander Uni Fribourg in einem Krimi-Seminar an seinemersten Buch gearbeitet wird. Autoren wie BernhardSchlink oder Dietrich Schwanitz faszinieren undblenden ihn, aber seinen Meister hat er in GeorgesSimenon und seiner Kunst des Weglassens gefun-den: «Es gibt keinen Maigret, der langweilt. Ichhalte Simenon für den unterschätztesten Literatender letzten Zeit. Das Grandiose an ihm ist noch nichterkannt, seine grausame Reduktion.»Und wie geht es weiter mit Eschenbach? Im zwei-ten Roman gehe es im zeitenweise schlecht. Ver-dorren? Sinnfragen? Metamorphose? «Wahrschein-lich lasse ich ihn in einen Malkurs gehen, und erlernt Aquarellieren». Wie Michael Theurillat einstin der Rudolf Steiner Schule Basel.

Ursa Krattiger

Quellen:

Sven Boedekker – Maigretan der Limmat,SonntagsZeitung vom13. Februar 2005

Gabriel Vetter – Von derTeppichetage ins Schreiber-stübchen,Basler Zeitung vom5. März 2005

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ernhard Walker besuchte 1977 den ersten Kin-B dergarten der Rudolf Steiner Schule ZürcherOberland bei Frau Zimmermann und wurde dannfür acht Jahre in die Klasse von Herrn Zimmermann«familienintern» weitergegeben. In den ersten fünfbis sechs Jahren war der kleine Bernhard ein be-quemer Träumer, und sein Musikheftchen «Bau-steine der Musik» ist noch heute wie neu ... Erstals man ihm deutlich sagte, dass er mit dieser Ar-beitshaltung kaum Tierarzt werden könne, beganner sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.Nachdem Bernhard die MARS (Matura) in Zürichabgeschlossen hatte, verdiente er sich mit Arbei-ten in Deutschland, Oesterreich und der Schweizdas Geld für einen Sprachaufenthalt in England undeine Asienreise. Auf seinen abenteuerlichen Rei-sen durch fremde Kulturen kam er vor allem sichselber näher und lernte seine Heimat mit ihren ver-schiedenen Landschaften und Sprachen wertzu-schätzen. So entschloss er sich, den ersten Teil desTiermedizinstudiums in Neuchâtel zu absolvieren,obwohl seine Französischkenntnisse eher beschei-den waren. Nach dem ersten Propädeutikum wech-selte er an die Universität Bern. Später konnte erein Praktikum in einer bekannten Notfallklinik fürKleintiere in Milwaukee (USA) machen. Obwohldort 12-Stundenschichten an der Tagesordnungwaren, wählte Walker die berufliche Spezialisie-rung auf Kleintiere.Nach dem Staatsexamen in Bern im Jahr 2000 be-kam Walker eine Stelle an der Klinik für kleine Haus-tiere der Uni Bern mit 60% Anästhesie bei Kleintie-ren und 40% Doktorarbeit «Untersuchungen zurInhalationsanästhesie mit Isofluran und Isofluran/

BERNHARD WALKER, 1972

DR.MED.VET., TIERARZT/AUDITOR IM QUALITÄTSSICHERUNGSLABOR(SQTS SWISS QUALITY TESTING SERVICES) DER MIGROS

RUDOLF STEINER SCHULE ZÜRCHER OBERLAND 1977-1991

avid Worni kam am Freitag, den 13. April 1979,D in Berg am Irchel (ZH) zur Welt. Er besuchteein Jahr lang den Rudolf Steiner Kindergarten inLangenthal und Australien, danach neun Jahre langdie Rudolf Steiner Schule Langenthal. Die Oberstu-fe, d.h. das 10.-12. Schuljahr, absolvierte er an derROJ Solothurn.Bei der Aufnahmeprüfung zum Vorkurs an derSchule für Gestaltung Bern belegte er unter 600Kandidierenden den ersten Platz. Daran schlosssich ein Jahr Vorkurs «multimedia» Typ C an derSchule für Gestaltung Bern an. Während dieser Zeitabsolvierte er diverse Kurse: Screen-/Web-Design,Flash, Video, Illustration und 3D-Rendering/Anima-tion.Anschliessend machte David Worni vier Jahre langeine Lehre als Grafiker im Atelier Hägeli, Huttwil,und daneben eine Weiterbildung im Selbststudi-um Webdesign, Flash und Programmierung (PHP/Pearl). Seine Abschlussarbeit hiess: SHIFT – daserste mit Wasser betankbare Auto. Seine Lehreschloss er ab mit der Bestnote (5.4).«Während meiner Lehre habe ich Arbeiten für grös-sere internationale Unternehmen wie z.B. PB Bau-mann in Wasen (rote Schraubenzieher), aber auchfür kleinere KMUs wie die Biofarm in Rohrbach aus-

DAVID WORNI, 1979

GRAFIKER, WEBDESIGNERRUDOLF STEINER SCHULE LANGENTHAL/ROJ SOLOTHURN 1986-1998

«Die Schulzeitbrachte mir ein

gesundes Selbst-vertrauen und

Selbständigkeit.»

«Das Prinzip derSchule – jedem

seine Zeit zu lassen –war meine Chance.»

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 37

geführt. Im Atelier Hägeli konnte ich insbesonderemeine Selbständigkeit bei der Betreuung von Pro-jekten von A bis Z unter Beweis stellen. Nebenbeidurfte ich auch für die Rudolf Steiner Schule Ober-aargau unter anderem die Jubiläumsausstellung‚Panorama‘, das neue Kleid der Schulzeitung ‚Mit-teilungen‘ sowie einen Imageprospekt und eineInfo-Tafel für die Kindergärten gestalten.»Nach der Ausbildung folgten je ein Jahr Tätigkeit

als Grafiker im Atelier Hägeli (Realisation von Cor-porate Designs/Erscheinungsbildern, Websites,Plakaten, Logos, Messestände, Give-aways) undals Freelancer und in Anstellung bei Agenturen(Brainstore AG Biel, Brotbeck Corporate DesignBiel, Leuzinger & Partner Bern). Im Herbst 2005nahm David Worni in seinem Atelier im Mattequar-tier in Bern offiziell seine Selbständigkeit auf un-ter dem Namen frühjahr°, Marke für Innovationen(www.fruehjahr.ch). Sein erstes selbständiges Pro-jekt war die Website www.secondbite.ch., welchebereits von der Konsumentenzeitschrift SALDOempfohlen wurde.

«Nach meiner Erfahrung brachte mir die in derSchulzeit angewandte Pädagogik Rudolf Steinersin erster Linie ein gesundes Selbstvertrauen unddie dadurch resultierende Selbständigkeit. Dieseermutigte mich schlussendlich, den Weg in die be-rufliche Selbständigkeit zu wagen. Auch die Viel-fältigkeit des Unterrichtes weiss ich bis heute zuschätzen. Das Musizieren habe ich bis heute nochnicht aufgegeben: nach sieben Jahren in der Ska-Bigband Wazomba mit über hundert Konzerten,spiele ich heute bei der etwas kleineren und jün-geren Berner Ska-Band Tin of Beats Alt-Saxophon.»

Lachgas für die Kastration von Saugferkeln». In Pro-fessor Schatzmann fand er einen Doktorvater, dergrosszügig seine «verrückten Ideen» unterstützteund förderte. So entwickelte er eine Anästhesie-Inhalationsmaske für Saugferkel, für die ein Patentbeantragt wurde, sowie einen Gurt für Kastrations-utensilien, der die Hygiene beim operativen Einriffverbessern sollte.Nach einer Spezialausbildung für die Behandlungvon kleinen Haustieren (Internship am TierspitalBern) bot sich Bernhard Walker 2003 die Stelle alsverantwortlicher Tierarzt der Swiss Quality TestingServices (SQTS), des Qualitätssicherungslaborsdes Migros Genossenschaft Bundes (MGB) an. Dortarbeitet er als Auditor und Berater und kontrolliertund unterstützt Schlachthöfe sowie Fleisch- undFischverarbeitungsbetriebe im In- und Ausland beiTierschutz- und Hygieneproblemen. Weiter küm-mert er sich um alle tierrelevanten Fragen inner-halb des MGB wie Tierseuchen, Rückstandsproble-matik, Vernehmlassungen, Reklamationen undfachtechnische Migros-Infoline Auskünfte.Obwohl die Arbeit mit den vierbeinigen Patientenund ihren Besitzern sehr geschätzt wurde, tat sichWalker mit dem Wechsel vom praktizierenden Tier-arzt zur Tätigkeit in der Lebensmittelhygiene undPublic Health ein riesiges und an Abwechslungkaum zu überbietendes Arbeitsfeld auf. Die Gebietereichen von tiergerechter Froschschenkelgewin-nung über Vogelgrippe, Gefahrenanalyse von Tier-spielzeugen, Hygienelayouts in italienischen Pasta-industrien bis zum Tierschutz an kanadischen Pfer-deschlachthöfen und vielem mehr. Um all den tier-relevanten Fragen eines Detailhändlers gerecht zu

werden, braucht es vielseitiges Interesse undGrundkenntnissen in den verschiedensten Gebie-ten (Medizin, Technologie, Gesetz und Verordnungetc). Genau so wichtig ist aber ein gutes Netzwerkzu den Spezialisten. Der Idee des «Anwalts für dieTiere», welcher viele Tierärzte nacheifern, kamBernhard Walker aber erst mit der Mitwirkung alstechnischer Berater des Europgap näher, einesStandards für die industrielle Nutztierhaltung, nachdenen viele Grossverteiler in Europa sich orientie-ren werden. Da wehrt man sich nicht nur für dieHaltung eines einzelnen Tieres, sondern für dasWohlergehen von Millionen von Tieren.Die wichtigsten Güter aus der Schulzeit sind fürWalker neben der Allgemeinbildung die Sprachenund die Kultur. «Ohne Kommunikation sind Neu-heiten überflüssig und nichts wert». Seit gut einemJahr spielt Bernhard Walker an verschiedenen Lai-enschauspielgruppen Theater. Trotz vielen Kompro-missen bezüglich Zeit und Logistik ist es eine ge-schätzte Beschäftigung, eine Weiterbildung in Sa-chen Kommunikation eben.

«Mein Zeugnis der ersten Klasse handelte von ei-nem bequemen Prinzen, welchem die Mitsprachein der Regierung erst genehmigt wurde, nachdemer beweisen konnte, dass er für seine guten Ideennicht nur andere anstellen konnte, sondern auchselber anzupacken wusste… Die Geduld der Lehrerund das Prinzip der Steiner Schule – jedem seineZeit zu lassen – waren meine Chance, denn so be-kam auch ich die Gelegenheit, den Anschluss nichtzu verpassen.»

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LEBENSTÜCHTIG38

ichael Zisman kam am 2.2.1982 auf die Welt.MEr besuchte die Rudolf Steiner Schule in Bernund studierte in Argentinien Bandoneon bei NestorMarconi und Komposition bei Juan C. Cirigliano. Zu-sammenarbeit mit seinem Vater Daniel Zisman, mitdem er gemeinsam in verschiedensten Formatio-nen weltweit auftritt.Später Studium an derSwiss Jazz School (Im-provisation, Kompositi-on, Arranging) bei BertJoris, Andy Scherrer,Frank Sikora, Klaus Wa-genleiter, Jim NcNeely,Daniel Schnyder undanderen.Seinen ersten Auftritthatte Michael Zismanmit 11 Jahren zusam-men mit den Tangole-genden Leopoldo Fede-rico und Atilio Stampo-ne als Überraschungs-gast anlässlich ihresKonzertes 1993 in Genf.Sein Debut auf dergrossen Bühne gab er1994 in Bern anlässlichdes von Lord YehudiMenuhin präsentiertenBenefizanlasses «tousles violons du monde»in einem von seinemVater Daniel Zisman ge-leiteten Tango-Ensemble. An der Rudolf SteinerSchule Bern ist Michael Zisman immer wieder auf-getreten so mit:– Komposition und Interpretation der Musik zum

10.- und 12. Klasstheater (Klassenbetreuer undRegie: Daniel Aeschlimann)

– 12. Klass-Abschlussarbeit zum Thema Komposi-tion mit einer Abschlussdarbietung (Solorecitalmit eigenen Werken)

– 2000: Benefizkonzert für die Rudolf Steiner Schu-le mit dem «676 NuevoTango Ensemble».

MICHAEL ZISMAN, 1982

MUSIKER UND KOMPONISTRUDOLF STEINER SCHULE BERN MELCHENBÜHL/ITTIGEN 1989-2001

«Die Steinerschule hat mich stetsgefördert und unterstützt – ich

konnte meinem Weg nachgehenund meine Träume realisieren.»

Zurzeit einer der jüngsten Bandoneononisten über-haupt, bewegt sich Michael Zisman in der Welt desTango sowie im Jazz, und ist auch im symphoni-schen Bereich als Solist bereits mit zahlreichen Or-chestern wie mit dem Israel Philharmonic Orchestra,dem M.I.T. Symphony Boston und anderen aufge-

treten. Solist in derschweizerischen szeni-schen Uraufführung von«Maria de BuenosAires». Auftritte an derexpo 2000 in Hannoversowie an diversen Festi-vals, darunter MenuhinFestival Gstaad, FestivalJazz Lugano, BalticaJazzfestival oder am in-ternationalen Jazzfesti-val Bern.Michael Zisman tritt seitvielen Jahren gemein-sam mit seinem VaterDaniel Zisman in denFormationen «676 Nue-voTango Ensemble»und «TANGO2» auf.2004 hat er den «coupde coeur», den Jugend-musikförderpreis desKantons Bern, erhalten.«Als Musiker ist es wich-tig, dass einen dieSchulbildung nicht amMusizieren hindert.

Durch die Natur seines Berufes ist der Musiker bzw.Musikstudierende angewiesen auf ein flexiblesUmfeld, das Raum gibt für Proben, Konzerte oderStudienaufenthalte im Ausland. Im Schulalter ist dieSchule die Instanz, welche solche Sonderlösungenermöglicht oder eben unterbindet, und damit denWeg des werdenden Musikers erheblich mitbe-stimmt. Die Steinerschule hat mich stets sehr ge-fördert und voll unterstützt – nicht zuletzt deshalbkonnte ich meinem Weg ungehindert nachgehenund meine Träume und Ziele realisieren. Danke!»

www.michaelzisman.com

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Was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heute machen 39

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LEBENSTÜCHTIG40

AAAAADLISWILDLISWILDLISWILDLISWILDLISWIL (S (S (S (S (SIHLAUIHLAUIHLAUIHLAUIHLAU))))) K-13(Oberstufe Zürich/Atelierschule)Rudolf Steiner Schule SihlauSihlstr. 23, 8134 AdliswilTel./ 01 710 12 42, Fax 01 709 20 39www.steiner-schule.ch

AAAAAESCHESCHESCHESCHESCH/D/D/D/D/DORNACHORNACHORNACHORNACHORNACH K-12Rudolf Steiner Schule BirseckApfelseestr. 1, 4147 AeschTel. 061 756 90 70, Fax 061 756 90 71www.steinerschule-birseck.ch

AAAAAVRONAVRONAVRONAVRONAVRONA K-10Bergschule Avrona, 7553 Tarasp/ScuolTel. 081 861 20 10, Fax 081 861 20 [email protected]

BBBBBASELASELASELASELASEL K-12Rudolf Steiner Schule BaselJakobsbergerholzweg 54, 4059 BaselTel. 061 331 62 50 , Fax 061 331 62 55www.steinerschule-basel.ch

BBBBBASELASELASELASELASEL / S / S / S / S / SCHULECHULECHULECHULECHULE UNDUNDUNDUNDUND B B B B BERUFERUFERUFERUFERUF 10-12Güterstr. 140, 4053 BaselTel. 061 361 41 20, Fax 061 361 41 [email protected]

BBBBBERNERNERNERNERN / I / I / I / I / ITTIGENTTIGENTTIGENTTIGENTTIGEN K-12Rudolf Steiner Schule IttigenIttigenstr. 31, 3063 IttigenTel. 031 921 18 22, Fax 031 921 18 23www.steinerschule-bern.ch

BBBBBERNERNERNERNERN / K / K / K / K / KLEINKLASSENSCHULELEINKLASSENSCHULELEINKLASSENSCHULELEINKLASSENSCHULELEINKLASSENSCHULE 1-10Rudolf Steiner KleinklassenschuleEigerstr. 24, 3007 Bern, Tel./Fax 031 372 11 21

BBBBBERNERNERNERNERN / M / M / M / M / MELCHENBÜHLELCHENBÜHLELCHENBÜHLELCHENBÜHLELCHENBÜHL K-10Rudolf Steiner Schule Bern/MelchenbühlPostfach 665, 3000 Bern 31Tel. 031 350 40 30, Fax 031 350 40 31www.steinerschule-bern.ch

BBBBBERNERERNERERNERERNERERNER O O O O OBERLANDBERLANDBERLANDBERLANDBERLAND K-10Rudolf Steiner Schule Berner OberlandAstrastr. 15, 3612 SteffisburgTel. 033 438 07 17, Fax 033 438 07 18www.steinerschulesteffisburg.ch

BBBBBIELIELIELIELIEL K-12 (Oberstufe: Jurasüdfuss)Rudolf Steiner Schule BielSchützengasse 54, 2502 BielTel. 032 342 59 19, Fax 032 341 83 03www.steinerschule-biel.ch

GGGGGENÈVEENÈVEENÈVEENÈVEENÈVE / C / C / C / C / CONFIGNONONFIGNONONFIGNONONFIGNONONFIGNON K-11Ecole Rudolf Steiner GenèveCh. de Narly 2, 1232 Confignon-GenèveTel. 022 727 04 44, Fax 022 727 04 45www.ersge.ch

IIIIIN SN SN SN SN S K-10Rudolf Steiner Schule Schlössli Ins3232 Ins, Tel. 032 313 40 75Fax 032 313 40 25, [email protected]

MITTELSCHULENMITTELSCHULENMITTELSCHULENMITTELSCHULENMITTELSCHULEN REGIONREGIONREGIONREGIONREGION JURASÜDFUSSJURASÜDFUSSJURASÜDFUSSJURASÜDFUSSJURASÜDFUSSBielstrasse 95, 4500 SolothurnTel. 032/622 12 02www.roj.ch

KOORDINATIONSSTELLE DER RUDOLF STEINER SCHULENCOORDINATION DES ÉCOLES RUDOLF STEINER

Carmenstr. 49, 8032 Zürich, Tel. 044 262 25 01, Fax 044 262 25 02

RUDOLF STEINER SCHULEN SCHWEIZK-12 (=Kindergarten bis 12. Klasse)K-12 (=Jardin d’enfants jusqu’à laK-12 12ème classe) WWW.STEINERSCHULE.CH

SSSSSCHAFFHAUSENCHAFFHAUSENCHAFFHAUSENCHAFFHAUSENCHAFFHAUSEN K-10Rudolf Steiner Schule SchaffhausenVordersteig 24, 8200 SchaffhausenTel. 052/625 95 80, Fax 052/624 70 72www.steinerschule-sh.ch

SSSSSCHAFISHEIMCHAFISHEIMCHAFISHEIMCHAFISHEIMCHAFISHEIM K-10Rudolf Steiner Schule AargauAlte Bernstr. 14, 5503 SchafisheimTel. 062 892 05 20, Fax 062 892 05 24www.steinerschule-aargau.ch

SSSSSCUOLCUOLCUOLCUOLCUOL

Scoula Libra Rudolf SteinerSotchâ 231, 7550 Scuol, Tel. 081 864 89 43www.scoulasteiner-scuol.ch

SSSSSOLOTHURNOLOTHURNOLOTHURNOLOTHURNOLOTHURN K-13 (Oberstufe: Jurasüdfuss)Rudolf Steiner Schule SolothurnAllmendstr. 75, 4500 SolothurnTel. 032 622 41 12, Fax 032 622 52 16www.steinerschulesolothurn.ch

SSSSSTTTTT. G. G. G. G. GALLENALLENALLENALLENALLEN K-12Rudolf Steiner Schule St. GallenRorschacherstr. 312, 9016 St. GallenTel. 071 282 30 10, Fax 071 282 30 11www.steinerschule-stgallen.ch

WWWWWETZIKONETZIKONETZIKONETZIKONETZIKON K-12Rudolf Steiner Schule Zürcher OberlandUsterstr. 141, 8620 WetzikonTel. 01 933 06 20, Fax 01 932 44 54www.rsszo.ch, [email protected]

WWWWWI LI LI LI LI L K-9Rudolf Steiner Schule WilSäntisstr. 31, 9500 WilTel. 071 912 10 70, Fax 071 911 13 70Email: [email protected]

WWWWWINTERTHURINTERTHURINTERTHURINTERTHURINTERTHUR K-12Rudolf Steiner Schule WinterthurMaienstr. 15, 8406 WinterthurTel. 052/202 19 97, Fax 052/202 20 15www.steinerschule-winterthur.ch

YYYYYVERDONVERDONVERDONVERDONVERDON-----LESLESLESLESLES-B-B-B-B-BAINSAINSAINSAINSAINS K-6Ecole Rudolf SteinerRue de la Plaine, 9 1400 Yverdon les BainsTel. 024 426 20 22www.ersy.ch

ZZZZZÜRICHÜRICHÜRICHÜRICHÜRICH / A / A / A / A / ATELIERSCHULETELIERSCHULETELIERSCHULETELIERSCHULETELIERSCHULE 10 – 13Atelierschule ZürichPlattenstrasse 37, 8032 ZürichTel. 043 268 20 50, Fax 043 268 20 51www.atelierschule.ch

ZZZZZÜRICHÜRICHÜRICHÜRICHÜRICH P P P P PLATTENSTRASSELATTENSTRASSELATTENSTRASSELATTENSTRASSELATTENSTRASSE K-13(Oberstufe Atelierschule)Rudolf Steiner Schule ZürichPlattenstr. 37, 8032 ZürichTel. 043 268 20 40, Fax 043 268 20 41www.steinerschule-zuerich.ch

ZZZZZU GU GU GU GU G K-9Rudolf Steiner Schule Region ZugAsylstr. 15, 6340 BaarTel. 041 761 30 77, Fax 041 761 30 [email protected]

KKKKKREUZLINGENREUZLINGENREUZLINGENREUZLINGENREUZLINGEN K-10Rudolf Steiner Schule KreuzlingenBahnhofstr. 15, 8280 KreuzlingenTel. 071 672 17 10, Fax 071 672 17 70Geschäftsführung: Tel./Fax 071 672 17 21www.steinerschulekreuzlingen.ch

LLLLLANGENTHALANGENTHALANGENTHALANGENTHALANGENTHAL K-12 (Oberstufe: Jurasüdfuss)Rudolf Steiner Schule OberaargauRingstr. 30, 4900 LangenthalTel. 062 922 69 05, Fax 062 923 68 53www.steinerschule-oberaargau.ch

LLLLLANGNAUANGNAUANGNAUANGNAUANGNAU K-9Rudolf Steiner Schule OberemmentalSchlossstr. 6, 3550 Langnau i. E.Tel./Fax 034 402 12 [email protected]

LLLLLAUSANNEAUSANNEAUSANNEAUSANNEAUSANNE K-12Ecole Rudolf Steiner de LausanneRoute Bois-Genoud 36, 1023 CrissierTel. 021 648 01 11, Fax 021 648 01 12www.ecolesteiner-lausanne.ch

LLLLLENZBURGENZBURGENZBURGENZBURGENZBURGRudolf Steiner SonderschuleBahnhofstrasse 19, 5600 LenzburgTel. 062 891 28 28, Fax 062 891 01 48

LLLLLOCARNOOCARNOOCARNOOCARNOOCARNO K-7Scuola Rudolf Steiner Locarnovia Varenna 71, 6600 LocarnoTel./Fax 091 752 31 02www.scuolasteiner.ch/locarno

LLLLLUGANOUGANOUGANOUGANOUGANO K-12Scuola Rudolf Steiner Luganovia ai Magi, 6945 Carnago-OriglioTel. 091 966 29 62, Fax 091 966 29 72www.scuolasteiner.ch

LLLLLUZERNUZERNUZERNUZERNUZERN K-9Rudolf Steiner Schule LuzernLuzernerstr. 145a, 6014 LittauTel. 041 250 71 31, Fax 041 250 76 98www.steinerschule-luzern.ch

MMMMMÜNCHENSTEINÜNCHENSTEINÜNCHENSTEINÜNCHENSTEINÜNCHENSTEIN K-12 (Oberstufe FOS)Rudolf Steiner Schule MünchensteinGutenbergstr. 1, 4142 MünchensteinTel. 061 413 93 73, Fax 061 413 93 72www.muenchensteinerschule.ch

MMMMMUTTENZUTTENZUTTENZUTTENZUTTENZ / FOS / FOS / FOS / FOS / FOS 10-12Freie Oberstufenschule Basel-LandGründenstrasse 95, 4132 MuttenzTel. 061 463 97 60, Fax 061 463 97 61

PPPPPRATTELNRATTELNRATTELNRATTELNRATTELN K-12 (Oberstufe FOS)Rudolf Steiner Schule MayenfelsMayenfels, 4133 PrattelnTel. 061 821 22 66, Fax 061 821 21 [email protected]

SSSSSCHAANCHAANCHAANCHAANCHAAN K-9Waldorfschule LiechtensteinIm Bretscha 14, 9494 Schaan / FLTel./Fax 00423 232 80 03www.waldorfschule.li


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