Date post: | 31-Mar-2016 |
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Villa Pelsser Editions
L i a n a Z a n f r i s c o
L e r ê v e d o r é d e R i r i
Exemplaire n°
000
Le catalogue est édité à 250 exemplaires numérotés et signés par l’artiste.
Liana Zanfrisco
Ein Tag aus dem Leben von Lena 2003
Fotoarbeiten 24 x 30 cm
Ein Tisch ist ein Tisch oder „ Was tun die Dinge,
wenn wir nicht da sind...?“
Gedanken zur Installation „Le rêve de Riri“.
„Rauf, runter, rauf, Pünktchen drauf - das i-Gedicht.“
Eine zarte, klare Kinderstimme leitet uns in ein leer wirkendes
Zimmer.
Pulsierende Geräusche, helle Klänge, Gemurmel empfangen uns.
An den Zimmer Wänden befinden sich kleine rahmenlose
Farbzeichnungen, kühl distanziert wie „in Aspik“ konserviert,
„frozen dreams“.
Ihre Leichtigkeit und akzentuierende Farbigkeit lassen sie fast
immateriell im Raum schweben, lediglich die Plexiverglasung
scheint sie zu fixieren, um sie uns als Betrachter sichtbar zu
machen.
„So nah...und doch so fern“
Ein kleiner, alter, hölzerner Schultisch mit einem Stuhl davor steht
einsam im Raum.
Die hochgeklappte Schreibplatte gibt Einsicht in das Innenfach
des Pultes, das bis zum Rand mit weichen hellen Daunenfedern
gefüllt ist.
Eine Projektionsfläche ist bildschirm-artig in die eigentliche
Schreibebene eingelassen.
Auf ihr bewegen sich wie Scherenschnitte von rechts nach links
farbige, kleine, schreitende Figuren, kurze Situationen, ein Vogel
hüpft leitmotivisch mit uns von Bild zu Bild, ein kleiner
schlafender junge (=Riri?) erscheint kurz in der Szene.
Wir nehmen teil an Riris (frz.: rire = lachen, lächeln) Traum,
seinen Innenwelten, seinen Wünschen.
Besucher, vornehmlich Kinder, nehmen Platz auf dem freien Stuhl
und bleiben erstarrt und still harrend, fasziniert sitzen. Der als
künstlerisch-künstliche Identifikationsstruktur von Liana
Zanfrisco‚ gedachte’ Stuhl wird körperlich, die Besucher sind
aktiver Teil der Installation.
Diese in der Konzeption nicht reflektierte rezeptionästhetische
Verselbständigung erweitert das Environment wohltuend, ver-
lebendigt es nicht aktionistisch wie die uns bekannten ‚happen-
ings’ vergangener Tage, sondern verbindet genau jene Grenze
zwischen Kunst und Leben, wo beide wirklich werden.
Die fast andächtige, meditative und kontemplative Atmosphäre
wird wahr-genommen, respektiert.
Kleine Kinderfinger bewegen sich im Rhythmus des Films zeitlu-
pen-artig und komplettieren Riris Träume mit den eigenen
Imaginationen der Mitakteure.
Schattenvögel, Kaninchen, Schlangen... werden nun in die
Bildwelten eingefügt. Alle nehmen das Spiel an, lassen sich einen
Moment verzaubern, zaubern mit.
Leises, heiteres Lächeln erfüllt den Raum, dessen gedämpftes
Standortlicht die wunder-bare Stimmung schützend umschließt.
Die eingangs erwähnten zeichnerisch-fotografischen Bilder an
den Wänden wirken nun wie „stills“ des imaginären Films.
Dreams that money can’t buy.
Wolfgang Schulte, Mai 2003
Liana Zanfrisco
Cento per cento di gusto (I) 2003
Acryl / Nessel 30 x 24 cm
Liana Zanfrisco
Cento per cento di gusto (I) 2003
Acryl / Nessel 30 x 24 cm
Gedanken zur ‚Film-auffassung’
von Liana Zanfrisco
Liana Zanfrisco ist Zeichnerin und Collagistin, die fotografiert,
filmt und installiert.
Sie lebt sich und ihre Arbeit in einer hohen selbst-verständlichen
Identität.
Liana Zanfrisco reduziert und konzentriert den Film sehr
retardierend.
Sie definiert ihn retrospektiv auf dessen ursprünglich bildhafte
Elemente.
Stichwort: „Als die Bilder laufen lernten.“
Sie ist somit eigentlich gar nicht modern oder innovativ oder
aktuell.
Sie bejaht die zeichnerische Bildsprache, negiert die illusionistis-
chen Effekte des trompe l’oeil weitestgehend.
Sie behandelt das Zelluloid wie ein transparentes Blatt Papier,
akzeptiert, zelebriert dessen Zweidimensionalität.
Es gibt oben, unten, rechts und links. Ihre Filme haben somit keine
Raumtiefe. Liana Zanfrisco zeigt die Fläche als Raum.
Liana Zanfrisco
Als ich noch klein war 2003
C-Print / Diasec 24 x 30 cm
Liana Zanfrisco
Als ich noch klein war 2003
C-Print / Diasec 24 x 30 cm
Liana Zanfrisco
Le rêve doré de Riri, video stills, 2003
Video, Farbe 3 min.
Es gibt durative Bewegungen in der Horizontalen und sporadis-
che ‚Fluchtversuche’ in der Vertikalen, die deutlich die Grenzen
des Mediums zeigen.
Hierzu benutzt Liana Zanfrisco in ihren ‚fliegenden Welten’ gerne
kleine Vögelchen, die senkrecht wie Kolibris das Schnittgeviert
verlassen.
Liana Zanfrisco definiert somit den Film ‚neu/alt’, ähnlich wie
Cézanne, dessen Ende der wissenschaftlichen Perspektive zu
einem ‚Realisationsprozess’ führte, der die Malerei ehrlich,
wahrhaftig machte und damit erst eine Wesensschau von Welt
ermöglichte.
Film, Foto, Zeichnung erlangen durch diese Methode eine mir bis
hierhin unbekannte Ausdrucksqualität, eine ‚anders-artige’
Symbiose, die kombinatorische Prinzipien der Collage/Montage
aufgreift und neu bildet.
Zanfrisco stellt keine uns bekannten Zeichentrickfilme her, sie
zeichnet und zeigt ihre additiven Bilder, die uns das Medium Film
vorblättert und oft an uns vorbeischweben lässt.
Der Film und der Ton bestimmen hierbei den Rhythmus, das
Tempo, die Reihenfolge u.v.m.
Liana Zanfriscos Wurzeln liegen in den Innenwelten ihres eige-
nen Ichs, die in gewisser Weise, wie André Blavier es einmal
Liana Zanfrisco
Le rêve doré de Riri, video stills, 2003
Video, Farbe 3 min.
schrieb, den surrealen und pataphysischen Anschauungen nahe ste-
hen. (Vergleiche hierzu den Ausstellungskatalog: D’hommage à la
femme. Verviers 2000)
Immer bleiben ihre Bilder... Bilder.
Sie stehen nicht in Konkurrenz zur außerbildlichen Realität.
Sie haben ihren eigenen Kosmos und ihre eigene Zeit, die dem
inneren Prinzip der Aufnahme und der Wahrnehmung entspricht.
Es ist eine ‚gefühlte Zeit’, oft ungefüllt, leer, zeit-los.
So schauen wir, wenn wir nicht mehr nur optisch registrieren, son-
dern etwas um seiner-selbst-willen durchschauen wollen, ohne den
wissenschaftlichen Röntgenblick der analytischen Zersetzung
bemühen zu wollen.
Liana Zanfrisco nennt ihre Filminstallationen „Rêves“.
Es sind lineare ‚Traumpfade’, die sie legt, sich bilden lässt, die sie
im Kontinuum eines ‚perpetuum mobiles’ permanent laufen lässt.
Die Bilder kommen und gehen, verbinden sich, schließen sich
zusammen zu hermeneutischen Kreisen, ubuesken Spiralen,
fordern immer neue Lesarten vom Betrachter, machen ‚bonsens’
und ‚nonsens’, zeigen Folgerichtigkeiten und Sprünge, wie das
Leben, erinnern an das kafkaeske Karussell.
Auch die Stille, die Töne, die Geräusche, die Gesänge, die
Stimmen entspringen diesen Welten der Imagination.
Auch diese akustischen Elemente verbinden, leiten, stoppen,
geben Rhythmus und sind somit auch Seh-hilfen.
Diese horizontalen Klangbilder, die prozessionsartig vorbei-
flanieren sind auch Kinder der Familien um Dada-Max, Ernst
Jandl, Kurt Schwitters und Co.
Die Bildwelten von Liana Zanfrisco ziehen an uns vorbei, schein-
bar fremd und doch vertraut, gerade so wie unsere Tag- oder
Nachtträume, die uns bei klarem Bewusstsein so fremd und fern
sind... als gehörten sie nicht zu unserem Ich.
Wolfgang Schulte, Mai 2003
Liana Zanfrisco
Anna lebt 2003
Acryl / Nessel 30 x 24 cm
Liana Zanfrisco
wurde in Civitavecchia , Italien geboren.
Sie studierte Malerei und Kunstgeschichte an der Accademia di Belle
Arti in Rom, wo sie ihre Diplom ablegte.
Seit 1992 lebt und arbeitet die freischaffende Künstlerin in Henri-
Chapelle, Belgien, wo sie gemeinsam mit Wolfgang Schulte die Galerie
Villa Pelsser leitet. Hier hat sie auch ihr Atelier und organisiert
Ausstellungen und kulturelle Begegnungen.
Seit Oktober 2001 studiert sie als Postgraduierte an der Kunsthochschule
für Medien (Academy of Media Arts), Köln.