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Layout st-31/leben/A2/anz workflow.ngen(workflow3.ngen) · 2020. 2. 17. · Der Chly Prinz kommt...

Date post: 07-Mar-2021
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LEBEN www.bernerzeitung.ch Zeitung im Espace Mittelland Montag, 7. September 2009 31 HAHN IM KORB Sie sind die Exoten des Alltags, meist gern gesehen bei den Frauen, oft argwöhnisch beobachtet von den Geschlechtsgenossen – und häufig irgendwie im Dilemma: Verleger Bernhard Engler, Hausmann Bänz Friedli und Kindergärtner Reto Mani. Ein Mann geniesst und schweigt. Aber für einmal muss er mit der Sprache herausrü- cken, wir wollen wissen: Was treibt den Gockel in den Hüh- nerhof, und wie fühlt es sich an als Hahn im Korb? Ja, was pas- siert, wenn ein Mann in einem Gebiet auftaucht, das mehrheit- lich von Frauen besetzt ist? Zum Beispiel der Berner Bern- hard Engler (siehe auch Inter- view unten): Der Verleger von Lokwort verkehrt da, wo man sich für freie Spiritualität inter- essiert, hier begegnet er dem Licht. Und ganz vielen Frauen. Er fühle sich in spirituell-esoteri- schen Kursen und Vorträgen «wie innerlich zu Hause», sagt Engler, verheiratet und Vater von drei kleinen Kindern. Zu- gleich stellt er fest, wie klein der Anteil der Männer ist. Dabei er- wartet er, dass etwa in Schreib- kursen die Texte auch beurteilt werden. «Männer kritisieren nicht nur gern, sie fordern selber Kritik und werden im schlimms- ten Fall ein bisschen wütend, während sich Frauen eher ins Schneckenhaus zurückziehen», sagt Engler – knausert aber auch nicht mit Lob: «Selbst wenn ich mich bisweilen in einer starken Minderheit sehe, bringe ich die- sem weiblich geprägten Terrain, in dem so viele goldene Körner gepickt werden können, grosse Dankbarkeit entgegen.» Ihn grüssen nicht mehr alle Im Alltag sei er wirklich der Hahn im Korb, bestätigt auch Bänz Friedli, in dessen soeben erschienener Kolumnensamm- lung «Findest du mich dick?» (Huber-Verlag) der schweizweit arrivierte Fenchelgratin seine Fortsetzung findet. «Es gibt Un- angenehmeres, als den Nach- mittag im Muki-Schwimmen im Kreise junger Mamis in Bikinis zu verbringen», frotzelt Friedli; der zugibt, dass es «gemein ist», wenn die Kolumnenplattform im Migros-Magazin ausgerech- net ein Mann bekommt. Doch die Leserinnen schätzen den vielseitig talentierten 44- Jährigen, der ausschaut wie ein Rocker mit Seitenscheitel, wet- tert wie der Alpöhi und so pinge- lig putzt wie weiland Meister Proper – die Frauen schreiben sich die Finger wund, damit der Schweizer Hausmann ihre Ideen vom perfekt gefalteten Fixlein- tuch erhört. Friedli: «All die vie- len Mails und Briefe sind freund- lich, im Tonfall ‹von Frau zu Frau›.» Dagegen seien Männer eher irritiert, denn er werfe sie auf Fragen zurück, mit denen sie insgeheim hadern würden. Und weil es ausserhalb des Hühnerhofs menschelt, kam es, wie es kommen musste: Einige Nachbarn schauen weg, wenn Bänz National ihren Weg kreuzt. «Dafür stellt es mich riesig auf, wenn ein junger Vater schreibt, er habe nach meinem Vorbild den Job reduziert und schaue nun mehr zu den Kindern», sagt Hausmann Friedli. Männer in klassisch weibli- chen Arbeitsgebieten wie Erzie- Fortsetzung auf Seite 33 ELISABETH GRÜNEWALD «Wenn ein Mann in einen bisher rein weiblichen Arbeitsbereich kommt, verändert sich in der Regel sehr viel, besonders, wenn die Situation nicht reflek- tiert wird. Wir lernen ja von Be- ginn unseres Lebens immer noch weitgehend ungebrochen die Programme Mädchen/Frau (schön, hilfsbereit, nachgiebig) und Junge/Mann (stark, durch- setzungsfähig, siegreich). Nebst unserem eigenen Pro- gramm kennen wir auch das ge- gengeschlechtliche und wissen, wie es zu und hergehen soll, wenn beide Geschlechter anwe- send sind. Wenn nun nach einer Gender-Pause auf einmal wie- der beide Geschlechter zusam- mentreffen – ein Mann genügt – kommen die alten Program- me zum Laufen. Zumindest dann, wenn sich die Beteiligten nicht mit ihrer Geschlechter- erziehung und diesbezügli- chen Erfahrungen auseinander- gesetzt haben. Oft ist es so, dass die wenigen Männer, die in Frauendomänen arbeiten, die traditionelle Männerrolle nicht suchen, dass sie ihnen aber sei- tens der Frauen nahegebracht, ja, angeboten wird. Diese Frau- en wurden vielleicht besonders traditionell erzogen und haben sich nicht mit ihrer Gender-Bio- grafie auseinandergesetzt. Es dürfte für einen Mann des- halb schwierig sein, nicht als Hahn im Korb behandelt zu werden und zu handeln – vor- ausgesetzt er will dies nicht. Es gibt andererseits Männer, die die Vorzugsbehandlung in so- genannten Frauenberufen gera- de suchen und einen besonde- ren Genuss daraus ziehen. Sie können hier Chef sein – was in einer Männerdomäne vielleicht nicht möglich wäre! Umgekehrt löst eine Frau im männlichen Umfeld meist wenig aus. Sie hat die Tendenz, sich in der neuen Kultur anzupassen. Ich habe selbst eine höchst spannende Erfahrung gemacht: Während meines Studiums ver- brachte ich ein Jahr an einem Women’s College in den USA (alle Studierenden weiblich, die ProfessorInnen von beiden Ge- schlechtern). Ich erlebte mich dort viel mehr als Mensch denn als Frau und traute mir Dinge zu, die ich vorher nicht in Erwä- gung gezogen hatte. Seither sind mir die unbewusst und automatisch ablaufenden Geschlechter- (Gender)-Mecha- nismen viel mehr bewusst, und ich kann mich bei Bedarf aus ih- nen ausklinken.» mgs Prof. Dr. Elisabeth Grünewald ist Dozentin der PHBern mit Arbeits- schwerpunkt Gender-Thematik. Locker und selbstironisch reimt der 51-jäh- rige Berner, was Herz und Geist auf seiner Suche nach dem inneren Selbst hergeben. In «Schöne Suche!» leuchten 37 Verse in die Welt von Yogalektio- nen und anderen spirituell ge- prägten Stationen – dabei findet auch Zugang, wem Karma und Aura noch Fremdwörter sind. So erfährt man im «Ort der Kraft», dass für kleine Erleuchtungs- erlebnisse nicht immer das Bild des sitzenden Buddha bemüht werden muss: Der Stuhl, der Thron sind uns Symbol, der Klositz auch? Na klar, sehr wohl! Drum ehren wir hier mal das Klo: In Ruhe denken geht nur so. Der Verleger und Buchhändler Bernhard Engler outet sich als Gaukler und Philo- soph, er hat viele gelungene und einige holprige Reime geschmie- det. Ob sein dichterischer Ein- satz bewirkt, dass sich auch der – seiner Erfahrung nach an spiri- tuellen Themen kaum interes- sierte – Mann von einer nach in- nen gerichteten Wissensschu- lung angesprochen fühlt? Ganz Geschäftsmann spricht Engler vom «geschlechtsübergreifen- den Bekenntnis», das er als hu- morvolles Geschenkbüechli lan- ciere. Denn vom Flügelschlagen allein lässt sich keine Familie er- nähren . . . Engler hin, Engel her. Herr Engler, mit Häppchen fürs leibliche statt nur fürs geistige Wohl könnte Ihre Vernissage si- cher auch Männer anlocken . . . ? Bernhard Engler: Aha, Sie su- chen Klischees. Also dann: Für die Frauen gibts Lichtnahrung, für die Männer YB-Bratwürste. Schön. Sie sagten einst, als Ver- leger bräuchten Sie alle drei Jah- re einen Bestseller. Haben Sie den soeben selber geschrieben? Mein Buch hat nicht die Voraus- setzungen dazu. Es geht um Denkimpulse für Menschen, die auf dem inneren Weg sind. Und der ist, es sei geklagt, auch kein schnelles Geschäft. Die Texte ge- ben konkrete Hinweise, aber kei- ne pfannenfertigen Antworten. Als Publikum sehe ich Leute, de- nen die seelische Entfaltung ein Anliegen ist, die erste Schritte gemacht haben, aber keine «Hardcore»-Esoteriker sind. Ihr Schutzengel hat Sie schon mal gut beraten: Über 40 000- mal ging «Der Chly Prinz», die berndeutsche Fassung des Klas- sikers von Antoine de Saint- Exupéry, aus Ihrem Verlag über den Ladentisch. Auch in «Schöne Suche!» gibt es viel Schalk und Weisheit. Geistert zwischen den Zeilen der Kleine Prinz herum? Nicht das ich wüsste. Zwar ha- ben beide Lektüren einen spiri- tuellen Hintergrund, «Der Chly Prinz» aber ist Weltliteratur und mehr überpersönlich. Meine Texte sind unliterarisch, beru- hen auf authentisch gefärbten Erfahrungen und auf Gedanken, die dem Streben nach Höherem verpflichtet sind. Der Chly Prinz kommt auf die Erde, während meine Texte sich nach oben ori- entieren. In beiden Fällen spie- len Momente des Scheiterns auf dem Weg der Erkenntnis eine grosse Rolle. Da schau her, ich sehe doch eine Gemeinsamkeit. Klopfen Sie Ihre Geschlechts- genossen aus dem Busch: Was sollen diese Ignoranten wissen? Dass sie weder Ignoranten noch Buschmänner sind. Vielleicht dass sie, sofern sie es nicht schon tun, ihre spirituell-esote- rische Seite leben und zur Spra- che bringen. Oft scheitert es ja an äusseren Bedingungen: Die Wirtschaft will funktionierende Rädchen, nicht Leute, die über ihren Job hinaus denken. Sind Frauen die besseren, weil spirituelleren Menschen? «Spirituell» ist keine Wertung und hat kein Geschlecht. Frauen haben wohl einen leichteren Zu- gang, weil sie die rechte Hirn- hälfte nicht so oft links liegen lassen. Sie leben den Männern viel vor und leisten eine enorme geistige Hebammenarbeit. Wir verabschieden uns, wie Sie es in Kursen vorziehen, die Sie als einziger Mann besuchen, sec. Da- für mit Ihrem Vers «Kursende»: Spannend war es, schlichtweg toll, Lehrer, Gruppe wundervoll! Eine Angst bleibt, habt Erbarmen: «Tschüss!» genügt, statt lang Umar- men. Interview: mgs Vernissage «Schöne Suche!», Erkennt- nisse und Geständnisse von Bernhard Eng- ler, Illustrationen Marlis Salzmann: Freitag, 11.September, 18.30 Uhr, bei Thalia Bern. Engler hin, Engel her Es locken die goldenen Körner «Ein Mann – ein Chef» Bänz Friedli: Als Hausmann macht er sich nicht nur Freunde . Reto Mani im Kreisli und beim Fingerverslen – nicht gerade das, was Männer gemeinhin so machen. Doch ihm begegnen Kinder, Eltern und «überhaupt alle total normal», sagt der ursprünglich gelernte Maschinenzeichner, der seit 9 Jahren in Thun als Kindergärtner arbeitet. Bernhard Engler: Oft ist er der einzige Mann im spirituellen Kurs. Markus Grunder zvg zvg
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Page 1: Layout st-31/leben/A2/anz workflow.ngen(workflow3.ngen) · 2020. 2. 17. · Der Chly Prinz kommt auf die Erde, während meine Texte sich nach oben ori-entieren. In beiden Fällen

LEBENwww.bernerzeitung.ch

Zeitung im Espace Mittelland

Montag, 7. September 2009 31

H A H N I M K O R B

Sie sind die Exoten des Alltags, meist gerngesehen bei den Frauen, oft argwöhnischbeobachtet von den Geschlechtsgenossen– und häufig irgendwie im Dilemma: VerlegerBernhard Engler, Hausmann Bänz Friedli undKindergärtner Reto Mani.

Ein Mann geniesst undschweigt. Aber für einmal musser mit der Sprache herausrü-cken, wir wollen wissen: Wastreibt den Gockel in den Hüh-nerhof, und wie fühlt es sich anals Hahn im Korb? Ja, was pas-siert, wenn ein Mann in einemGebiet auftaucht, das mehrheit-lich von Frauen besetzt ist?

Zum Beispiel der Berner Bern-hard Engler (siehe auch Inter-view unten): Der Verleger vonLokwort verkehrt da, wo mansich für freie Spiritualität inter-essiert, hier begegnet er dem

Licht. Und ganz vielen Frauen. Erfühle sich in spirituell-esoteri-schen Kursen und Vorträgen«wie innerlich zu Hause», sagtEngler, verheiratet und Vatervon drei kleinen Kindern. Zu-gleich stellt er fest, wie klein derAnteil der Männer ist. Dabei er-wartet er, dass etwa in Schreib-kursen die Texte auch beurteiltwerden. «Männer kritisierennicht nur gern, sie fordern selberKritik und werden im schlimms-ten Fall ein bisschen wütend,während sich Frauen eher insSchneckenhaus zurückziehen»,sagt Engler – knausert aber auchnicht mit Lob: «Selbst wenn ichmich bisweilen in einer starkenMinderheit sehe, bringe ich die-sem weiblich geprägten Terrain,in dem so viele goldene Körnergepickt werden können, grosseDankbarkeit entgegen.»

Ihn grüssen nicht mehr alleIm Alltag sei er wirklich derHahn im Korb, bestätigt auchBänz Friedli, in dessen soebenerschienener Kolumnensamm-lung «Findest du mich dick?»(Huber-Verlag) der schweizweitarrivierte Fenchelgratin seineFortsetzung findet. «Es gibt Un-

angenehmeres, als den Nach-mittag im Muki-Schwimmen imKreise junger Mamis in Bikiniszu verbringen», frotzelt Friedli;der zugibt, dass es «gemein ist»,wenn die Kolumnenplattformim Migros-Magazin ausgerech-net ein Mann bekommt.

Doch die Leserinnen schätzenden vielseitig talentierten 44-

Jährigen, der ausschaut wie einRocker mit Seitenscheitel, wet-tert wie der Alpöhi und so pinge-lig putzt wie weiland MeisterProper – die Frauen schreibensich die Finger wund, damit derSchweizer Hausmann ihre Ideenvom perfekt gefalteten Fixlein-tuch erhört. Friedli: «All die vie-len Mails und Briefe sind freund-

lich, im Tonfall ‹von Frau zuFrau›.» Dagegen seien Männereher irritiert, denn er werfe sieauf Fragen zurück, mit denen sieinsgeheim hadern würden.

Und weil es ausserhalb desHühnerhofs menschelt, kam es,wie es kommen musste: EinigeNachbarn schauen weg, wennBänz National ihren Weg kreuzt.

«Dafür stellt es mich riesig auf,wenn ein junger Vater schreibt,er habe nach meinem Vorbildden Job reduziert und schauenun mehr zu den Kindern», sagtHausmann Friedli.

Männer in klassisch weibli-chen Arbeitsgebieten wie Erzie-

Fortsetzung auf Seite 33

E L I S A B E T H G R Ü N E W A L D

«Wenn ein Mann in einen bisherrein weiblichen Arbeitsbereichkommt, verändert sich in derRegel sehr viel, besonders,wenn die Situation nicht reflek-tiert wird. Wir lernen ja von Be-ginn unseres Lebens immernoch weitgehend ungebrochendie Programme Mädchen/Frau(schön, hilfsbereit, nachgiebig)und Junge/Mann (stark, durch-setzungsfähig, siegreich).Nebst unserem eigenen Pro-gramm kennen wir auch das ge-gengeschlechtliche und wissen,wie es zu und hergehen soll,wenn beide Geschlechter anwe-send sind. Wenn nun nach einerGender-Pause auf einmal wie-der beide Geschlechter zusam-mentreffen – ein Mann genügt– kommen die alten Program-me zum Laufen. Zumindestdann, wenn sich die Beteiligtennicht mit ihrer Geschlechter-erziehung und diesbezügli-chen Erfahrungen auseinander-gesetzt haben. Oft ist es so, dassdie wenigen Männer, die inFrauendomänen arbeiten, dietraditionelle Männerrolle nichtsuchen, dass sie ihnen aber sei-tens der Frauen nahegebracht,ja, angeboten wird. Diese Frau-en wurden vielleicht besonderstraditionell erzogen und habensich nicht mit ihrer Gender-Bio-grafie auseinandergesetzt.

Es dürfte für einen Mann des-halb schwierig sein, nicht alsHahn im Korb behandelt zuwerden und zu handeln – vor-ausgesetzt er will dies nicht. Esgibt andererseits Männer, diedie Vorzugsbehandlung in so-genannten Frauenberufen gera-de suchen und einen besonde-ren Genuss daraus ziehen. Siekönnen hier Chef sein – was ineiner Männerdomäne vielleichtnicht möglich wäre! Umgekehrtlöst eine Frau im männlichenUmfeld meist wenig aus. Sie hatdie Tendenz, sich in der neuenKultur anzupassen.Ich habe selbst eine höchstspannende Erfahrung gemacht:Während meines Studiums ver-brachte ich ein Jahr an einemWomen’s College in den USA(alle Studierenden weiblich, dieProfessorInnen von beiden Ge-schlechtern). Ich erlebte michdort viel mehr als Mensch dennals Frau und traute mir Dingezu, die ich vorher nicht in Erwä-gung gezogen hatte.Seither sind mir die unbewusstund automatisch ablaufendenGeschlechter- (Gender)-Mecha-nismen viel mehr bewusst, undich kann mich bei Bedarf aus ih-nen ausklinken.» mgsProf. Dr. Elisabeth Grünewald istDozentin der PHBern mit Arbeits-schwerpunkt Gender-Thematik.

Locker und selbstironisch reimt der 51-jäh-rige Berner, was Herz und Geist auf seinerSuche nach dem inneren Selbst hergeben.

In «Schöne Suche!» leuchten 37Verse in die Welt von Yogalektio-nen und anderen spirituell ge-prägten Stationen – dabei findetauch Zugang, wem Karma undAura noch Fremdwörter sind. Soerfährt man im «Ort der Kraft»,dass für kleine Erleuchtungs-erlebnisse nicht immer das Bilddes sitzenden Buddha bemühtwerden muss: Der Stuhl, der Thronsind uns Symbol, der Klositz auch?Na klar, sehr wohl! Drum ehren wirhier mal das Klo: In Ruhe denkengeht nur so. Der Verleger undBuchhändler Bernhard Engleroutet sich als Gaukler und Philo-soph, er hat viele gelungene undeinige holprige Reime geschmie-det. Ob sein dichterischer Ein-satz bewirkt, dass sich auch der –seiner Erfahrung nach an spiri-tuellen Themen kaum interes-sierte – Mann von einer nach in-nen gerichteten Wissensschu-lung angesprochen fühlt? GanzGeschäftsmann spricht Englervom «geschlechtsübergreifen-den Bekenntnis», das er als hu-morvolles Geschenkbüechli lan-ciere. Denn vom Flügelschlagenallein lässt sich keine Familie er-nähren . . . Engler hin, Engel her.

Herr Engler, mit Häppchen fürsleibliche statt nur fürs geistigeWohl könnte Ihre Vernissage si-cher auch Männer anlocken . . . ?Bernhard Engler: Aha, Sie su-chen Klischees. Also dann: Fürdie Frauen gibts Lichtnahrung,für die Männer YB-Bratwürste.

Schön. Sie sagten einst, als Ver-leger bräuchten Sie alle drei Jah-re einen Bestseller. Haben Sieden soeben selber geschrieben?Mein Buch hat nicht die Voraus-setzungen dazu. Es geht umDenkimpulse für Menschen, dieauf dem inneren Weg sind. Undder ist, es sei geklagt, auch keinschnelles Geschäft. Die Texte ge-ben konkrete Hinweise, aber kei-ne pfannenfertigen Antworten.Als Publikum sehe ich Leute, de-nen die seelische Entfaltung einAnliegen ist, die erste Schrittegemacht haben, aber keine«Hardcore»-Esoteriker sind.

Ihr Schutzengel hat Sie schonmal gut beraten: Über 40 000-mal ging «Der Chly Prinz», dieberndeutsche Fassung des Klas-sikers von Antoine de Saint-Exupéry, aus Ihrem Verlag über

den Ladentisch. Auch in «SchöneSuche!» gibt es viel Schalk undWeisheit. Geistert zwischen denZeilen der Kleine Prinz herum?Nicht das ich wüsste. Zwar ha-ben beide Lektüren einen spiri-tuellen Hintergrund, «Der ChlyPrinz» aber ist Weltliteratur undmehr überpersönlich. MeineTexte sind unliterarisch, beru-hen auf authentisch gefärbtenErfahrungen und auf Gedanken,die dem Streben nach Höheremverpflichtet sind. Der Chly Prinzkommt auf die Erde, währendmeine Texte sich nach oben ori-entieren. In beiden Fällen spie-len Momente des Scheiterns aufdem Weg der Erkenntnis einegrosse Rolle. Da schau her, ichsehe doch eine Gemeinsamkeit.

Klopfen Sie Ihre Geschlechts-genossen aus dem Busch: Wassollen diese Ignoranten wissen?Dass sie weder Ignoranten nochBuschmänner sind. Vielleichtdass sie, sofern sie es nichtschon tun, ihre spirituell-esote-rische Seite leben und zur Spra-che bringen. Oft scheitert es jaan äusseren Bedingungen: DieWirtschaft will funktionierendeRädchen, nicht Leute, die überihren Job hinaus denken.

Sind Frauen die besseren, weilspirituelleren Menschen?«Spirituell» ist keine Wertungund hat kein Geschlecht. Frauenhaben wohl einen leichteren Zu-gang, weil sie die rechte Hirn-hälfte nicht so oft links liegenlassen. Sie leben den Männernviel vor und leisten eine enormegeistige Hebammenarbeit.

Wir verabschieden uns, wie Sie esin Kursen vorziehen, die Sie alseinziger Mann besuchen, sec. Da-für mit Ihrem Vers «Kursende»:Spannend war es, schlichtweg toll,Lehrer, Gruppe – wundervoll! EineAngst bleibt, habt Erbarmen:«Tschüss!» genügt, statt lang Umar-men. Interview: mgs

Vernissage «Schöne Suche!», Erkennt-nisse und Geständnisse von Bernhard Eng-ler, Illustrationen Marlis Salzmann: Freitag,11. September, 18.30 Uhr, bei Thalia Bern.

Engler hin, Engel her

Es locken die goldenen Körner

«Ein Mann – ein Chef»

Bänz Friedli: Als Hausmannmacht er sich nicht nur Freunde .

Reto Mani im Kreisli und beim Fingerverslen – nicht gerade das, was Männer gemeinhin so machen. Doch ihm begegnen Kinder,Eltern und «überhaupt alle total normal», sagt der ursprünglich gelernte Maschinenzeichner, der seit 9 Jahren in Thun als Kindergärtner arbeitet.

Bernhard Engler: Oft ist er dereinzige Mann im spirituellen Kurs.

Markus Grunder

zvg

zvg

Page 2: Layout st-31/leben/A2/anz workflow.ngen(workflow3.ngen) · 2020. 2. 17. · Der Chly Prinz kommt auf die Erde, während meine Texte sich nach oben ori-entieren. In beiden Fällen

LEBENwww.bernerzeitung.ch

Zeitung im Espace Mittelland

Montag, 7. September 2009 33

FRAGE AN ANNA: Seit kurzem habe ichmeine Ausbildung als Direktionsassisten-tin an der Handelsschulorganisation HSObegonnen. Für mich ist es trotz meinerrecht fundierten Vorbildung eine enormeUmstellung. Ich muss unwahrscheinlichviel lernen, um mitzukommen. Zudemgibt es noch eine Menge Hausaufgaben zuerledigen. Das alles fällt mir nicht leicht.Haben Sie Tipps, die mir helfen, richtigund schnell zu lernen, damit mir die Aus-bildung leichter fällt? R. aus Bern

Liebe R.: Sich nach längerer Zeit wiedermit dem Lernen zu befassen ist sichernicht so einfach. Sie haben aber Recht,wenn Sie sich so gut wie möglich auf dieneue Situation einstellen wollen. Es isterwiesen, dass wir 10% von dem behalten,was wir lesen, 20% von dem, was wir hö-ren, 30% von dem, was wir sehen, 50% von

LIEBE ANNA

dem, was wir hören und sehen, 70% vondem, was wir jemandem erklären, und90% von dem, was wir selber tun. Darauskönne Sie schon selber eine gewisse Er-folgstrategie ableiten. Fangen wir abermit den Hausaufgaben an: Da man sehrkonzentriert sein muss, wenn man seineHausaufgaben erledigt, sollte man sichzunächst eine Zeit aussuchen, in der manam besten arbeiten kann. Das ist vonMensch zu Mensch unterschiedlich. Ent-weder direkt nach dem Essen oder erstnach einer kleinen Pause. Planen Sie fürjeden Wochentag eine feste Zeit ein. Fan-gen Sie mit den leichten Aufgaben an undwechseln Sie zwischen mündlichen undschriftlichen Aufgaben ab. Legen Sie zwi-schendurch kleinere Pausen ein, in denenSie etwas trinken, frische Luft schnappenoder etwas Obst essen. Lernen ist immerauch Fleissarbeit, und so motiviert man

auch ist, manchmal fällt es einem schwer,sich noch einmal 1 Stunde daran zu setz-ten, dann hilft nur sich zu sagen: Je früherich anfange, desto eher bin ich fertig. Ins-gesamt zum Thema Lernen heisst dasZauberwort: Regelmässigkeit. NehmenSie sich jeden Tag 15 Minuten Zeit, dannerschlägt Sie der Stoff nicht, und Sie be-halten das Gelernte auch wesentlich bes-ser. Wiederholen bedeutet Festigen desGelernten. Tun wir das nicht, so gehtschon nach kurzer Zeit ein guter Teil derInformation verloren. Wir können natür-lich so wiederholen, wie wir es früherbeim Vokabelnlernen getan haben: nochmal und noch mal und noch mal lernen,aufschreiben und uns abfragen lassen.Anwenden ist aber ebenfalls Wiederho-lung, und meistens ist es angenehmer,weil es gleich mit kleinen Erfolgserlebnis-sen verbunden ist: Wenn Sie zum Beispiel

etwas über PC-Kurzbefehle lesen, lassensie es nicht dabei bewenden, sondernprobieren sie diese gleich aus. Oder erzäh-len Sie einem Freund von den prakti-schen Griffen. Durch das Gespräch festi-gen Sie die Informationen und erhaltengleichzeitig Auskunft darüber, was Siesich bereits richtig gemerkt haben undwas nicht. Besorgen Sie sich zudem einkleines Heft, oder nehmen Sie einen Ka-lender. Dort schreiben Sie dann nach je-der Unterrichts- und Lerneinheit hinein,was Ihr Thema war. Blättern Sie Ihr Lern-tagebuch öfter mal durch. Sie könnendann nicht nur sehen, was Sie alles schonbewältigt haben, sondern auch gezieltDinge nachschauen. Ihre Anna

Ihre Fragen an:[email protected] oderLIEBE ANNA, Postfach 150, 3472 Wynigen

hung und Krankenpflege sindnach wie vor selten – und daranwerde sich leider nichts ändern,prophezeit Allan Guggenbühl.Der Dozent für Psychologie undPädagogik an den Pädagogi-schen Hochschulen Bern undZürich ist ein Verfechter dergeschlechtsspezifischen Erzie-hung und plädiert dafür, dass et-wa an der Unterstufe vermehrtmännliche Lehrkräfte eingesetztwerden. Die Realität sieht an-ders aus.

Die Männer laufen davon«Seit 30 Jahren hofft man, dasssich die Territorien durchmi-schen; passiert ist genau das Ge-genteil: Die Männer laufen unsdavon – weil die männliche Hal-tung nicht erkannt worden ist!»,sagt Guggenbühl. Die Fixierungauf die Genderdebatte habe da-zu geführt, dass man die ge-schlechtlichen Komponenten inErziehung und Ausbildung ver-nachlässigt habe. Das Interesseder Männer, sich beispielsweiseals Kindergärtner ausbilden zulassen, sei minimer denn je.

Guggenbühl: «Es gibt einigewenige exotische Figuren, klei-ne Helden, die bewusst etwasanderes ausprobieren wollen.Aber es ist schwierig, dass sieihre männlichen Interessen ein-bringen können.» Viele würdenkapitulieren und den «weiblichgeprägten Code übernehmen»,sich etwa dem Sprachstil derKolleginnen anpassen – und da-mit doch nur Verachtung ern-ten. Wer sich dagegen als «richti-ger Mann» verhalte, löse Irrita-tionen aus, gelte als Störfaktor,als unsensibel und verletzend;das sei für die Männer ein abso-lutes Dilemma, so Guggenbühl.

Frauen sind anders«Ich sage immer: Es geht!» Kin-dergärtner Reto Mani unterrich-tet im Lerchenfeld in Thun. Undist Optimist. Vielleicht, weil erschon einiges geschafft hat, weiler erst Maschinenzeichner lern-te, wie ein richtiger Kerl Eisho-ckey spielte und schon damalsKinder trainierte; vielleicht, weiler es am einstigen Seminar sogut hatte mit den viel jüngerenKolleginnen; oder weil er glück-lich verheiratet ist und bald zumzweiten Mal Vater wird. Ganz si-cher aber, weil er bei der Eltern-arbeit über einen Bonuspunktverfügt, den keine Frau wettma-chen kann: Der 41-Jährige hat inseinem Kindergarten viele Kin-der mit Migrationshintergrundund damit Eltern, die einemMann Respekt entgegenbringen– was sie von ihrem traditionell-kulturellen Rollenverständnisher bei einer Frau oft sträflichvermissen lassen.

Die pessimistische AussageGuggenbühls, wonach sich einMann in einer weiblich gepräg-ten Domäne entweder verstellenmuss oder aneckt, teilt Mani nurbedingt, denn anpassen müsseer sich nicht – oder höchstensein bisschen. Ja, sagt er nach ei-ner Denkpause, eigentlich wäreer risikofreudiger. So habe eretwa bei einem Projekt mit derUnterstufe der Primarschule ge-plant, auswärts zu übernachten,aber den Widerstand der Kolle-ginnen nicht brechen können.Harmoniebedürftig wie er sei,habe er sich auf den Kompro-miss eingelassen – und so habeman statt zweier Nächte blosseine Nacht, statt auswärts nurim Garten übernachtet. Gereuthabe ihn das verpasste Abenteu-er schon, sagt Mani, der Mannunter lauter Frauen; doch «Frau-en wollen und können manch-mal einfach nicht mitziehen!»

Wo es an Raumhöhe mangelt,kann eben selbst ein Hahn denKamm nicht stellen . . .

Marianne Gertsch-Schoch

Fortsetzung von Seite 31 A K K U , S O L A R Z E L L E O D E R D Y N A M O ?

Es ist zum Verzweifeln: Kaum ist man unterwegs, lahmt das Smartphone schon. Tag fürTag muss nachgeladen werden. Doch wie kommt man unterwegs zu Strom?

Das Smartphone macht als ers-tes schlapp: Nach bloss einer Ta-gesetappe geht ihm der Stromaus. Etwas länger dauerts beinormalen Handys und Musik-abspielgeräten. Spätestens nacheinigen Tagen stellt sich dasStromproblem aber den meis-ten Wanderern und Velofahrern.

«Es gibt für alles eine Lö-sung», sagt Remo Nanzer vonOutdoor-Spezialist Transa.«Aber es gibt keine Lösung füralles.» Nicht nur hätten die Gerä-te derzeit noch fast alle unter-schiedliche Stecker. Auch der be-nötigte Ladestrom variiere. Soklemme das iPhone bereits bei5,2 Volt ab, während die meistenanderen Geräte mit 5,5 Volt gela-den werden. Es gelte, die richtigeLösung fürs betreffende Gerätzu finden – und für den Einsatz-zweck: Reicht es, wenn die Akku-Laufzeit verlängert wird? Oder

soll er komplett geladen wer-den, was höhere Stromstärkennötig macht? «Manchmal müs-sen wir tüfteln. Aber meistensfinden wir einen guten Weg.»

Strom aus der KonserveDer naheliegendste Weg ist: Mankauft einen Zusatzakku. «Das istoft die günstigste Variante»,sagt Remo Nanzer. Sie funktio-niert aber nicht immer: BeimiPhone etwa kann der Besitzer

den Akku nicht einfach wech-seln. In solchen Fällen mussman auf Sonderzubehör zurück-greifen oder einen Universal-Ak-ku kaufen. Doch irgendwann istauch der Zusatzakku leer.

Strom von der SonneWer länger netzunabhängig seinwolle, solle sich die Solarzellenanschauen, rät Remo Nanzer. Ernimmt ein buchgrosses Bündelaus dem Regal, löst den Bändel,rollt Solarzellen aus. Solche Zel-len lassen sich auf Zelten mon-tieren oder an Rucksäcke hän-gen. Die teureren Produkte sindmit Akkus bestückt, die als Zwi-schenspeicher für den Stromdienen – damit das Gerät gela-den werden kann, wenn die Son-ne nicht scheint, und damit keinwertvoller Strahl verloren geht.An den Fachmessen sind immermehr mit Solarzellen bestückte

Produkte zu sehen. Die Solarzel-len sind aber eher teuer. Das ein-fache Modell in der Vitrine kos-tet 116 Franken. Damit kann mannur Handy-Akkus laden. Ab 250Franken gibts 12-Volt-Geräte mitAdapter für alle Akku-Arten. Fürein Leben fern der Steckdose ga-rantieren diese Produkte indesnicht: Zwar vermögen Solarzel-len bei eitel Sonnenschein denHandy-Akku in einigen Stundenzu laden. Aber nur, wenn die

Sonne rechtwinklig auf die Zel-len brennt. Andernfalls brichtdie Leistung ein – oft so stark,dass das Gerät nicht merkt, dasses in den Ladezustand versetztwerden sollte. Für mehr als fürHandys reichen die wenigstenZellen. Ein Notebook etwa lässtsich kaum in vernünftiger Zeitladen. «Solarzellen eignen sichvor allem für lange Exkursionenin Gebieten mit viel Sonnen-schein», sagt Remo Nanzer.

Strom aus der VelonabeWer ein modernes Velo mit Dy-namo in der Nabe besitzt, hatdas eigene Kleinkraftwerk ei-gentlich stets dabei. Der Wider-stand solcher Dynamos ist klein.Und solange die Beleuchtungnicht läuft, reicht der produzier-te Strom, um ein Handy oder einNavigationsgerät am Laufen zuhalten. Doch ganz so einfach istes nicht: Der Dynamo produziertje nach Geschwindigkeit wech-selnd viel Wechselstrom. Gela-den wird erst, wenn der Fahrerhart in die Pedale tritt. Wenn er

den Hang hinunterbraust, mussder Strom limitiert werden. Des-halb braucht es einen Adaptermit etwas Elektronik darin. Sol-che waren bislang kaum zu fin-den. Abenteuerlustige, lötkol-benerprobte Radler haben dieSchaltungen selbst gebaut. All-mählich kommen nun aberAdapter auf den Markt: So warenauf der Eurobike-Messe, die amSamstag in Friedrichshafen zuEnde gegangen ist, gleich meh-rere Adapter zu sehen (sieheWeblink). In Zukunft gilt also:kräftig in die Pedale treten. Dannhat auch das Smartphone einenlangen Atem. Mathias Born

Ich habe als Erwachsene eine Ausbildungbegonnen, nun fällt mir das Lernen schwer

Auch unterwegs unter Strom

Velofahrer habens gut: Dank des Nabendynamos geht dem Handy auch auf langen Touren nicht der Strom aus. Die Alternative: Solarzellen.

Für Langzeitreisende: DieSonne liefert ein bisschen Strom.

Für Velofahrer: mit Adapter anden Nabendynamo anschliessen.

Für Trendsetter: Sakku, eineKuriertasche mit Solarzellen.

WWW.outdoorstrom.bernerzeitung.chWeblinks zu einigen Produkten

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