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Lateinamerika im Aufbruch · Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für die . Einkommensverteilung. Ein...

Date post: 28-Jan-2020
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  • Lateinamerika im Aufbruch?Fokusanalyse zur wirtschaftlichen Situation ausgewählter lateinamerikanischer Länder

    August 2016

    International Business

  • 2

    Lateinamerika: Hoffnungsträger am Scheideweg Vom 5. bis 21. August 2016 werden in Rio de Janeiro die 31. Olympischen Spiele der Neuzeit ausgetragen. Dabei stellt das Groß ereignis nicht nur das Gastgeberland Brasi-lien vor sportliche Herausfor-derungen. Ganz Lateinamerika durchlebt derzeit wirtschaft-lich und politisch turbulente Zeiten. Und so stellt sich wie schon bei den letzten Olympi-schen Spielen auf lateinameri-kanischem Boden im Jahr 1968 in Mexiko die Frage, ob Korrup tion, Misswirtschaft und Kriminalität erneut zu einem Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten führen werden. Oder wird es den lateinamerikanischen Ländern gelingen, ihr großes Potenzial auszuschöpfen und die an sie gestellten hohen Erwartungen zu erfüllen?

    Riesiges Potenzial – große Probleme

    Bereits mehrmals in seiner Geschichte wurde Lateiname-rika eine goldene Zukunft vorausgesagt. Vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 etwa wiesen vor allem Argentinien, aber auch Chile, Uruguay und Venezuela Pro-Kopf-Einkommen auf, die mit denen der europäischen Länder Norwegen, Österreich oder auch Deutschland vergleichbar waren – und sogar höher lagen als das Itali-ens. Die auf Rohstoffexporte fokussierten lateinamerikani-schen Volkswirtschaften wurden jedoch von der Großen Depression der Weltwirtschaftskrise hart getroffen und verloren den Anschluss. In den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebte der Kontinent erneut eine wirtschaftliche Blütezeit. Diese war jedoch von kur-zer Dauer und mündete in vielen Ländern in eine Periode der Stagnation durch wiederholte Militärputsche, Diktatu-ren und damit einhergehende Misswirtschaft. Erneut gelang es den lateinamerikanischen Ländern nicht, den Schritt zur Industrienation zu vollziehen.

    Anfang des neuen Jahrtausends schien sich das Blatt zu wenden und es keimte die Hoffnung auf, Lateinamerika würde es gelingen, die Lücke zu den Industrienationen zu schließen. Das galt allen voran für Brasilien, das bevölke-rungsreichste Land des Kontinents. Hohe Wachstums-raten, von denen auch die Ärmeren profitierten, ließen das Land in die erste Riege der Schwellenländer aufsteigen. Doch seit geraumer Zeit herrscht wieder Katerstimmung. Die Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Rezession. Zudem hat der Korruptionsskandal rund um den staatli-chen Ölkonzern Petrobras Brasilien tief erschüttert und wird der bereits suspendierten Premierministerin Dilma Rousseff voraussichtlich das Amt kosten. In anderen lateinamerikanischen Ländern ist die Lage ähnlich. Argen-tinien etwa entging zuletzt nur knapp einer Staatspleite. Mexiko hat mit einem eskalierenden Drogenkrieg und sinkenden Einnahmen aus dem Ölexport zu kämpfen.

    Hat Lateinamerika damit zum wiederholten Male eine historische Chance verpasst, dauerhaft ein höheres Wohlstandsniveau zu erreichen? Oder weist die aktuelle Entwicklung lediglich auf eine vorübergehende Schwä-chephase hin? Dass durchaus ein hohes Potenzial des Kontinents vorhanden ist, belegen die nach wie vor steigenden Bevölkerungszahlen.

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • Kuba

    Chile

    Argentinien

    Kolumbien

    Mexiko

    Brasilien

    0 25020015010050

    2015 2020* *Prognose

    204212

    127135

    4850

    4345

    1819

    1111

    Bevölkerung (in Mio.)

    Quelle: The Economist Intelligence Unit (EIU), 2016

    3

    Riesiges Potenzial – große Probleme

    Anlass zur Hoffnung geben aktuell beispielsweise die langjährigen Krisenländer Kuba und Kolumbien. Während sich Kuba schrittweise öffnet und nach Jahrzehnten der Isolation wieder diplomatische Beziehungen mit den USA führt, konnte Kolumbien im Juni einen Waffenstillstand mit der linksextremen Guerillaorganisation FARC vereinbaren. Der Friedensprozess könnte noch in diesem Jahr zu einem Abschluss kommen und zu einer Stabilisierung des Landes beitragen.

    Die Herausforderungen und Risiken, aber auch die Stärken, variieren in Lateinamerika von Land zu Land. Diese Fokus-analyse untersucht die kurz- und langfristigen Perspektiven für Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Argentinien, Chile und Kuba. Beurteilt werden dabei die volkswirtschaftlichen Parameter, der Zustand der Infrastruktur, die Institutionen und das gesellschaftliche Umfeld. Die Infografik auf der nachfolgenden Doppelseite fasst die jeweiligen Entwick-lungsaussichten der Länder zusammen und ermöglicht so den Vergleich auf einen Blick. Hierfür wurden deren kurz- und langfristige Aussichten in einem Score gebündelt.

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • Quelle: Weltbank, 2013; *Mexiko: 2012; *Deutschland: 2012; *Kuba: UN, 2011

    Brasilien Chile Kuba* Mexiko* USA Deutschland*Argentinien

    00,10,2

    0,3

    0,40,50,60,70,8

    0,91

    Kolumbien

    0,505 0,5 0,4810,411

    0,301

    0,535 0,529

    0,423

    Gini-Koeffizient

    Quelle: The Economist Intelligence Unit (EIU), 2016

    *Prognose

    Kuba

    Kolumbien

    Brasilien

    Mexiko

    Chile

    Argentinien

    0 25.00020.00015.00010.0005.000

    2015 2020*

    17.080

    16.870

    16.880

    20.560

    27.010

    26.720

    BIP pro Kopf (in USD in Kaufkraftparitäten)

    4

    Lateinamerika im LändervergleichUnterschiedlicher könnten die Voraussetzungen für Unternehmen kaum sein

    Auf Basis von Bewertungen über die kurz- und langfristi-gen Aussichten der sechs lateinamerikanischen Länder Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Kuba und Mexiko hat KPMG einen speziellen Score entwickelt, der den direkten Vergleich von Wirtschaft, Infrastruktur,

    Institutionen und Gesellschaft ermöglicht. Die Analyse zeigt nicht nur die jeweiligen Stärken und Schwächen dieser Länder auf, sondern verdeutlicht zugleich, wie unterschiedlich sie aufgestellt sind.

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    Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für die Einkommensverteilung. Ein Wert von null bedeutet eine absolute Gleichverteilung des Einkommens. Ein Wert von eins bedeutet, dass eine Person alles und der Rest nichts besitzt. Je höher also der Gini-Koeffizient ist, desto un gleicher ist die Einkommensverteilung.

  • Quelle: Weltbank, 2014

    Quelle: World Justice Project, 2015

    Kuba

    Kolumbien

    Brasilien

    Argentinien

    Mexiko

    Chile

    0 10 20 30 40 50 60 70

    53

    62

    64

    72

    68

    38

    Logistics Performance Index im Verhältnis zum führenden Land (Deutschland) in Prozent

    Gesamtergebnis

    Rule of Law Index

    Land Rang

    Spanien 24

    Costa Rica 25

    Chile 26

    Vereinigte Arabische Emirate 27

    Slowenien 28

    Mazedonien 44

    Bulgarien 45

    Brasilien 46

    Mongolei 47

    Nepal 48

    Indonesien 52

    Albanien 53

    Argentinien 54

    Marokko 55

    Thailand 56

    Serbien 60

    Malawi 61

    Kolumbien 62

    Peru 63

    Vietnam 64

    Ecuador 77

    Burkina Faso 78

    Mexiko 79

    Türkei 80

    Usbekistan 81

    Kuba k. A.

    1 = sehr schlecht 2 = schlecht 3 = durchschnittlich 4 = gut 5 = sehr gut

    Gesellschaft

    Institutionen

    Wirtschaft

    Infrastruktur

    Brasilien KubaArgentinien MexikoChile Kolumbien

    5

    4

    3

    2

    1

    1 = sehr schlecht 2 = schlecht 3 = durchschnittlich 4 = gut 5 = sehr gut

    Gesellschaft

    Institutionen

    Wirtschaft

    Infrastruktur

    Brasilien KubaArgentinien MexikoChile Kolumbien

    5

    4

    3

    2

    1

    5

    Mit dem Logistics Performance Index bewertet die Weltbank die Leistungsfähigkeit der Handelsinfrastruktur. Dazu werden sechs Gruppen von Kriterien herangezogen, unter anderem Zollabfertigung, allgemeine Infrastruktur und Ablaufverfolgung. Neben der Rangfolge der Länder wird angegeben, wie die Leistung eines jeden Landes relativ zum best bewerteten Land aussieht. Dies ist derzeit Deutschland.

    Der Rule of Law Index ist ein Leistungs-indikator der Rechtsstaatlichkeit eines Landes. Anhand von neun Kategorien, unter anderem Grundrechte, das Strafjustizsystem sowie Ordnung und Sicherheit, wird die Rechtsstaat-lichkeit eines jeden Landes bewertet.

    Der Rule of Law Index wird jährlich durch die Non-Profit-Organisation World Justice Project erstellt und in einer Länderrangliste publiziert.

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  • 6

    Brasilien

    WirtschaftBrasiliens Wirtschaft stockt. Das fünftgrößte Land der Erde kämpft mit der Rezession, die das Bruttoinlandspro-dukt (BIP) im zweiten Jahr in Folge voraussichtlich um mehr als drei Prozent schrumpfen lässt. Die Regierung versucht, die Konjunktur mit erhöhten Staatsausgaben zu stimulieren, hat damit allerdings das Haushaltsdefizit im Jahr 2015 auf über zehn Prozent des Bruttoinlandspro-dukts getrieben. Die seit Längerem steigende Inflations-rate erreichte im vergangenen Jahr neun Prozent, wobei auch die Konsumentenpreise zuletzt deutlich anzogen.

    Mit einem kaufkraftbereinigten Pro-Kopf-Einkommen von 15.520 US-Dollar zählt Brasilien zu den Upper Middle Income Countries. Die mehr als 200 Millionen Einwohner schaffen damit eine außerordentliche Binnennachfrage. Aufgrund der starken Abwertung des Brasilianischen Real in den letzten Monaten steigt zunehmend das Inte-resse von Investoren. Brasilien weist eine vergleichs-weise diversifizierte Wirtschaft auf. Wichtige Industrien sind der Ölsektor, die Eisen- und Stahlproduktion, der Automobilsektor, der Chemiesektor und die Landwirt-schaft. Ab 2017 wird das Land zwar voraussichtlich wieder positives Wachstum verzeichnen, bis 2020 dürfte dieses aber vermutlich unter drei Prozent bleiben.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » gut

    InfrastrukturBrasilien ist flächenmäßig das fünftgrößte Land der Welt. Dementsprechend stellt die Schaffung einer funktionie-renden Infrastruktur eine große Herausforderung dar. Im Logistics Performance Index der Weltbank befindet sich das Land auf einem durchschnittlichen Rang 65 von 160 Ländern. Es geht allerdings voran: So wurde etwa die Anzahl der Breitbandanschlüsse auf 11,7 pro 100 Einwoh-ner deutlich gesteigert. Im internationalen Vergleich ist dies jedoch noch immer sehr niedrig.

    Brasiliens Universitäten zählen zu den besten des Konti-nents. Fünf von ihnen finden sich unter den Top Ten Lateinamerikas im QS World University Ranking, einer seit dem Jahr 2004 jährlich erscheinenden Rangliste der 700 führenden Universitäten der Welt. Die Universidade de São Paulo liegt sogar auf Platz eins in der Region.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • 7

    InstitutionenDer ehemalige Vizepräsident Michel Temer hat aufgrund des Korruptionsskandals um den staatlichen Ölkonzern Petrobras kürzlich die Regierungsgeschäfte übernom-men. Er hat sich bewusst dazu entschieden, bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2018 nicht zur Wiederwahl anzutreten, um in der laufenden Amtszeit unpopuläre, aber dringend notwendige Reformen angehen zu kön-nen. Im Rule of Law Index des World Justice Projects belegt Brasilien einen beachtlichen Rang 46 von 102 untersuchten Ländern, weist aber große Defizite in den Bereichen Korruptionsbekämpfung, Transparenz in der Politik und Durchsetzung von Gesetzen auf. Zudem hemmt das rigide Steuersystem die Investitionsbereit-schaft.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    GesellschaftEin Blick auf die Gesellschaft Brasiliens lässt nach wie vor eine tiefe Spaltung erkennen. Trotz der großen Fort-schritte der letzten 15 Jahre im Kampf gegen die Ungleichheit erhält das reichste Zehntel der Brasilianer 42 Prozent des Gesamteinkommens, während auf das ärmste Zehntel lediglich ein Einkommensanteil von einem Prozent entfällt. In Deutschland liegt das Verhält-nis im Vergleich dazu bei 24 Prozent zu drei Prozent. Die große Kluft zwischen Arm und Reich führt regelmäßig zu gewaltsamen Protesten der Bevölkerung gegen die Regierung, wie etwa im Vorfeld der Fußballweltmeister-schaft 2014. Auch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro in diesem Jahr dürften wahrscheinlich wieder als öffentlichkeitswirksame Plattform für regierungskritische Proteste genutzt werden. Eine weitere Herausforderung ist insbesondere die Drogenkriminalität in den Favelas, die die Regierung zu beseitigen versucht.

    Laut OECD haben 46 Prozent der brasilianischen Bevöl-kerung mindestens einen Sekundarabschluss, etwa jeder Siebte verfügt über einen Universitätsabschluss. Damit liegt das Land im regionalen Vergleich im unteren Mittelfeld. Allerdings kann es in jüngster Vergangenheit große Fortschritte verzeichnen. Die OECD schätzt, dass über 60 Prozent der jungen Brasilianer im Laufe ihres Lebens einen Sekundarabschluss erwerben werden.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » durchschnittlich

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • 8

    Argentinien

    WirtschaftArgentinien hat mit 22.710 US-Dollar das höchste kauf-preisbereinigte Pro-Kopf-Einkommen Lateinamerikas. Aktuell befindet sich die Wirtschaft des Landes jedoch in einer schwierigen Phase. So wuchs die Volkswirtschaft 2015 um vergleichsweise niedrige 2,1 Prozent und das Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr von 5,0 Prozent vergrößerte die ohnehin hohen Staatsschulden. Durch expansive Geldpolitik sollen letztere eingedämmt wer-den, was wiederum die Inflation in die Höhe treibt. Mit 27,1 Prozent war diese im letzten Jahr die zweithöchste in Südamerika, nur im Krisenstaat Venezuela war die Preisteuerungsrate noch höher.

    Der seit Dezember 2015 amtierende Präsident Mauricio Macri treibt jedoch umfassende Reformen voran, um der schwierigen Haushaltslage Herr zu werden. So konnte Argentinien im April 2016 Staatsanleihen im Wert von 16,5 Milliarden US-Dollar am Markt platzieren und mit dem Geld seine Rechtsstreitigkeiten mit Hedgefonds weitgehend beilegen. Durch diese war das Land seit seiner letzten Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2001 immer wieder vom internationalen Zahlungsverkehr ausge-schlossen. Die Rückkehr zum internationalen Kapital-markt wird begleitet von einer moderaten Senkung des Leitzinses und einem verbesserten Geschäftsklima. Die wichtigsten Wirtschaftszweige – das produzierende Gewerbe, die Landwirtschaft und der Automobilsektor –können daher vorsichtig aufatmen.

    Für 2016 wird noch eine – wenn auch geringe – Kontrak-tion der Wirtschaft erwartet. Mittelfristig jedoch könnten die wirtschaftlichen Reformen von Präsident Macri Wachstumsraten von über drei Prozent ermöglichen.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » durchschnittlich

    InfrastrukturIm Logistics Performance Index schneidet Argentinien mit Rang 60 durchschnittlich ab. Trotz des knappen Haushalts plant die Regierung mit Unterstützung durch die Interamerikanische Entwicklungsbank Infrastrukturin-vestitionen in Milliardenhöhe. Im Breitbandausbau ist Argentinien mit 15,6 Anschlüssen pro 100 Einwohner im Lateinamerikavergleich konkurrenzfähig.

    Bei der Bildungsinfrastruktur liegt Argentinien mit ledig-lich drei Universitäten unter den Top 20 der lateinameri-kanischen Hochschulen im QS World University Ranking hinter den Spitzenreitern zurück. Auch in diesem Bereich plant Staatspräsident Macri weitreichende Reformen.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • 9

    InstitutionenDie Misswirtschaft der letzten Regierung um die frühere Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner zwingt den neuen Präsidenten Mauricio Macri zu Spar- und Reform-bemühungen, die in der Bevölkerung für sinkende Popu-larität sorgen. Auch die Verwicklung Macris in die Panama Papers-Affäre beeinflusst dessen Umfrage-werte. Dennoch ist die Stabilität der Regierung derzeit gegeben.

    In den Bereichen Ordnung und Sicherheit, Regulatorik und Beschränkung von Regierungsbefugnissen weist Argentinien Defizite auf. Damit liegt das Land im Rule of Law Index auf Rang 54 – einige Plätze hinter Brasilien.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » durchschnittlich

    GesellschaftDie Gesellschaft Argentiniens ist weit weniger gespalten als die anderer lateinamerikanischer Länder. Laut dem Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung bestehen derzeit keine gewaltvollen Konflikte in Argenti-nien. Auch die Einkommensverteilung ist relativ gleich-mäßig. So hat das reichste Zehntel der Bevölkerung in Argentinien mit 31 Prozent einen weitaus geringeren Anteil am Einkommen als in Brasilien.

    Zwar veröffentlicht das Land keine aktuellen Zahlen über den Bildungsstand der Bevölkerung, doch Schätzungen zufolge besitzt etwa jeder zweite Einwohner einen Sekundarabschluss und rund 30 Prozent der 18- bis 25- Jährigen besuchen eine Universität – im lateinamerikani-schen Vergleich eher durchschnittliche Werte.

    Kurzfristige Aussicht » gut Langfristige Aussicht » gut

    © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.

  • 10

    Chile

    WirtschaftMit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent im Jahr 2015 ist die chilenische Konjunktur gegenüber den ver-gangenen zehn Jahren merklich abgekühlt. Das liegt zu einem großen Teil an der offenen und dadurch vom Weltmarkt abhängigen Wirtschaft. Metalle und Mineral-produkte machen mehr als die Hälfte der Exporte aus, sodass deren Preisverfall nicht spurlos an Chile vorüber-geht. Auch die stagnierende Nachfrage aus China dämpft die Konjunktur des Pazifikanrainers.

    Die chilenische Volkswirtschaft ist jedoch insgesamt wirtschaftlich stabil. Mit einem kaufkraftbereinigten Pro-Kopf-Einkommen von 22.576 US-Dollar liegt das Land nur knapp hinter Argentinien und zum Beispiel noch deutlich vor Brasilien oder China. Die Staatsschulden-quote von 16,7 Prozent ist auch im internationalen Ver-gleich sehr gering, das Haushaltsdefizit von 2,2 Prozent ist moderat. Auch die Inflation liegt in Chile mit 4,3 Pro-zent auf einem annehmbaren Niveau.

    Die Wirkung des umfänglichen Reformpakets von Präsi-dentin Michelle Bachelet ist bislang schwer abzuschät-zen. Während die Arbeitsmarktreform von Unternehmer-seite kritisch gesehen wird, werden der Bürokratieabbau für Investoren und die Reform der Bankenaufsicht allge-mein begrüßt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass das Wirtschaftswachstum nur langsam wieder anzieht. Ab 2018 können dann wieder Wachstumsraten von über drei Prozent erwartet werden. Das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Einkommen könnte 2020 knapp 27.000 US-Dollar betragen.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    InfrastrukturDie Infrastruktur des Landes befindet sich auf einem mittleren bis guten Niveau. Im Logistics Performance Ranking liegt Chile auf Platz 42 und erreicht damit den höchsten Rang unter den lateinamerikanischen Staaten. Beim Breitbandausbau befindet sich Chile mit 14,8 Breit-bandanschlüssen pro 100 Einwohner in Lateinamerika in einer guten Position. International ist das Land jedoch weit abgeschlagen: Deutschland weist zum Beispiel 35,8 Breitbandanschlüsse pro 100 Einwohner auf.

    Im QS World University Ranking liegt die Pontificia Uni-versidad Católica de Chile auf Platz drei der lateinameri-kanischen Universitäten; eine weitere chilenische Univer-sität befindet sich unter den ersten zehn der Region.

    Kurzfristige Aussicht » gut Langfristige Aussicht » gut

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  • 11

    InstitutionenDie Konjunkturdelle und die Reformbemühungen führen zu sinkender Popularität von Präsidentin Bachelet. Den-noch kann die Mitte-Links-Regierung auf eine Wieder-wahl im November 2017 hoffen.

    In der Bewertung des Rule of Law Index muss Chile mit Rang 26 den internationalen Vergleich nicht scheuen und lässt sogar europäische Länder wie Italien hinter sich. Die institutionellen Voraussetzungen in Chile sind über-durchschnittlich gut, lediglich im Bereich Ordnung und Sicherheit schneidet das Land nur mittelmäßig ab.

    Kurzfristige Aussicht » sehr gut Langfristige Aussicht » sehr gut

    GesellschaftDie Ungleichheit in der Einkommensverteilung im Land ist relativ hoch. Das reichste Zehntel der Bevölkerung hat einen Einkommensanteil von 41,5 Prozent, während das ärmste Zehntel hingegen diesbezüglich nur einen Anteil von 1,7 Prozent aufweist. Damit ist die Diskrepanz ähn-lich groß wie in Brasilien. Daneben gibt es laut dem Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung gewaltvolle Auseinandersetzungen in der Región de la Araucanía, in der die indigene Bevölkerung um mehr Autonomie kämpft. Zwar ist eine Ausdehnung des Kon-flikts eher unwahrscheinlich, eine baldige Lösung scheint jedoch ebenso wenig in Sicht.

    Das Bildungsniveau der Bevölkerung ist sehr gut. Weit mehr als die Hälfte der Chilenen (61 Prozent) verfügen mindestens über einen Sekundarabschluss – der Anteil liegt damit weit höher als etwa in Brasilien oder Argenti-nien. Einen Universitätsabschluss kann immerhin noch jeder Fünfte (21 Prozent) vorweisen. Damit liegt Chile zumindest bei den Sekundarabschlüssen nur knapp unter dem Durchschnitt der G20-Staaten von 64 Prozent.

    Kurzfristige Aussicht » gut Langfristige Aussicht » gut

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  • 12

    Mexiko

    WirtschaftGemessen am Bruttoinlandsprodukt belegt Mexiko weltweit Platz 15 der größten Volkswirtschaften. Mit einem kaufpreisbereinigten Pro-Kopf-Einkommen von 17.338 US-Dollar zählt das zentralamerikanische Land zudem zu den Upper Middle Income Countries. Die Inflation von 2,7 Prozent und das Haushaltsdefizit von 3,5 Prozent deuten auf eine gesunde Wirtschaft hin.

    Der Blick auf das Wirtschaftswachstum fällt dagegen etwas ernüchternder aus. Mit einer Zunahme von 2,6 Prozent befindet sich die Konjunktur nicht gerade in Höchstform, für 2020 wird derzeit eine nur geringfügig höhere Steigerung von 3,1 Prozent prognostiziert. Stark beeinflusst wird die Wirtschaft durch die internationale Konjunktur, denn Mexiko ist weltweit eines der Länder mit den meisten Freihandelsabkommen. Außerdem steht Rohöl an erster Stelle der mexikanischen Export-produkte. Zugleich wirken sich innerstaatliche Unsicher-heiten negativ auf die Wirtschaftssituation aus.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    InfrastrukturIm Logistics Performance Index liegt Mexiko auf Rang 50 von 160 – und damit nur knapp hinter Chile (Position 42). International gesehen ist das ein mittleres Niveau, im lateinamerikanischen Vergleich erreicht Mexiko damit den dritten Platz. Die Nähe zu den USA ist dabei ein wesentlicher Vorteil des Landes. In Sachen Breitband- Internet liegt Mexiko im Vergleich aller Länder Latein-amerikas mit 10,5 Breitbandanschlüssen pro 100 Ein-wohner deutlich hinter den Spitzenreitern Chile und Argentinien zurück.

    Im QS World University Ranking steht Mexiko mit der Universidad Nacional Autónoma de México auf Platz vier der besten lateinamerikanischen Universitäten. Eine weitere Universität zählt ebenfalls zu den besten zehn Universitäten der Region.

    Kurzfristige Aussicht » gut Langfristige Aussicht » gut

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  • 13

    InstitutionenDas politische und institutionelle Umfeld gibt Anlass zur Sorge. Im Rule of Law Index landet Mexiko lediglich auf Rang 79 und damit nicht nur hinter den meisten latein-amerikanischen Ländern, sondern auch hinter Ländern wie Russland (75) und China (71). In dieser Bewertung schlägt sich zum einen die große Macht der Drogenkar-telle nieder. Zum anderen wirken sich die häufigen Kor-ruptionsskandale und ein ineffizientes Rechtssystem, die die politischen Institutionen schwächen, negativ aus.

    Die Mischung aus Gewalt, Korruption und sozialer Frust-ration führt im Land zu einer steigenden Zahl an Protest-wählern. Die linke Regierung des Partido Revolucionario Institucional (PRI) steht damit im Hinblick auf die Präsi-dentschaftswahlen im Jahr 2018 zunehmend unter Druck.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » schlecht

    GesellschaftDas Konfliktpotenzial in Mexiko ist außerordentlich groß. Neben gewaltsam ausgetragenen politischen Konflikten mit der Opposition steht die Regierung in einer offen ausgetragenen Auseinandersetzung mit den mexikani-schen Drogenkartellen, die sich wiederum gegenseitig bekämpfen. Schätzungen zufolge fielen diesen Kämpfen seit dem Jahr 2000 über 100.000 Menschen zum Opfer.

    Zusätzlich spaltet die hohe wirtschaftliche Ungleichheit die Gesellschaft. Das reichste Zehntel der Bevölkerung verfügt über einen Einkommensanteil von 39 Prozent, während das ärmste Zehntel nur knappe zwei Prozent aufweist. Mit diesen Werten ist Mexiko in etwa gleichauf mit dem ähnlich gespaltenen Brasilien (42 Prozent zu ein Prozent). Das Bildungsniveau der Einwohner ist ebenfalls unbefriedigend. Lediglich 34 Prozent der Mexikaner besitzen einen Sekundarabschluss und damit nur halb so viele wie im Durchschnitt der G20-Länder.

    Kurzfristige Aussicht » sehr schlecht Langfristige Aussicht » schlecht

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  • 14

    Kolumbien

    WirtschaftKolumbien sorgt weiter für positive Schlagzeilen. Nach dem erfolgreichen Zurückdrängen der Drogenkartelle ist der im Juni 2016 vereinbarte Waffenstillstand zwischen der kolumbianischen Regierung und der linksmilitanten FARC ein weiterer Schritt hin zu mehr Stabilität und Sicherheit.

    Die Wirtschaftsleistung des Landes im Nordwesten Südamerikas belief sich 2015 auf 292,1 Milliarden US- Dollar. Damit haben die Kolumbianer im Durchschnitt gerade einmal ein kaufpreisbereinigtes Pro-Kopf-Einkom-men von 13.810 US-Dollar. Das Wirtschaftswachstum sank zuletzt aufgrund des schwachen Ölpreises auf 3,1 Prozent, dürfte aber in den nächsten Jahren wieder anziehen. Das kaufpreisbereinigte Pro-Kopf-Einkommen könnte dann bis 2020 auf rund 17.000 US-Dollar anwach-sen.

    Größere Probleme bereiten die relativ hohe Inflation von fünf Prozent sowie die großen Schwankungen im Wert des Kolumbianischen Peso. Weitere Maßnahmen sollen das Land wieder auf seinen eingeschlagenen Reform-kurs bringen und gemeinsam mit einem erfolgreichen Friedensprozess die Entwicklung der kolumbianischen Wirtschaft beschleunigen.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    InfrastrukturDie Infrastruktur Kolumbiens erschwert eine bessere ökonomische Entwicklung. Mit Platz 97 von 160 liegt das Land im Logistics Performance Index im unteren Mittel-feld. Dabei hat Kolumbien als einziges südamerikani-sches Land aufgrund des Zugangs zur Karibik und zum Pazifik eine strategisch wertvolle geografische Lage. Beim Ausbau des Breitbandnetzes liegt Kolumbien mit 10,27 Anschlüssen pro 100 Einwohner etwa gleichauf mit Mexiko (10,5) und Brasilien (11,7) am unteren Ende in Lateinamerika.

    Ein Blick auf die Bildungsstätten des Landes fällt etwas positiver aus. Zwei kolumbianische Hochschulen finden sich unter den Top Ten der besten lateinamerikanischen Universitäten im QS World University Ranking.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » schlecht

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  • 15

    InstitutionenIn den vergangenen Jahrzehnten konnte Kolumbien seine politischen Institutionen stärken, über Rang 62 von 102 Ländern im Rule of Law Index kommt das Land dennoch nicht hinaus. Mit Argentinien (54), Brasilien (46) und Chile (26) kann Kolumbien somit im Ländervergleich nicht mithalten. Allerdings ist die Situation deutlich bes-ser als etwa in Mexiko. Trotz der vielen positiven Nach-richten bereiten in Kolumbien insbesondere Ordnung und Sicherheit sowie die Strafjustiz weiterhin Probleme.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » gut

    GesellschaftDie Gewalt, die von linksorientierten militanten Gruppen wie der FARC, aber auch von rechtsgerichteten paramili-tärischen Vereinigungen und Drogenkartellen ausgeht, sorgt in einzelnen grenznahen Regionen für kriegsähnli-che Zustände und hat ein Sechstel der kolumbianischen Bevölkerung zu Binnenflüchtlingen gemacht. Die Arbeits-losenquote im Land liegt bei 8,9 Prozent und auch die Einkommensverteilung trägt zu einem starken sozialen Ungleichgewicht bei. So verfügt das reichste Zehntel der Bevölkerung über einen Einkommensanteil von 42 Pro-zent, während das ärmste Zehntel lediglich einen Anteil von einem Prozent aufweist.

    Nach dem vereinbarten Waffenstillstand im Juni 2016 könnte noch in diesem Jahr ein erfolgreicher Abschluss der Friedensverhandlungen zwischen der FARC und der Regierung stattfinden. Mittelfristig ist dies unabdingbar für eine nachhaltige Verbesserung der gesellschaftlichen Situation.

    Im Bildungssektor erreicht Kolumbien mit einem Anteil von 52 Prozent der Bevölkerung mit Sekundarabschluss einen guten Wert. Mehr als jeder fünfte Einwohner (22 Prozent) verfügt über einen Universitätsabschluss. Damit liegt Kolumbien diesbezüglich etwa gleichauf mit Argentinien und noch vor Brasilien.

    Kurzfristige Aussicht » schlecht Langfristige Aussicht » durchschnittlich

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    Kuba

    WirtschaftKuba verändert sich. Nach 54 Jahren Stillstand in den diplomatischen Beziehungen zu den USA wurden die Gespräche im August 2015 wieder aufgenommen. Sollte es zu einer Aufhebung des US-amerikanischen Embar-gos kommen, könnte dies auch Wirtschaftsreformen und eine Öffnung des kubanischen Marktes für ausländische Investoren vorantreiben. Die derzeitige Euphorie ist aber nur bedingt gerechtfertigt. Marktwirtschaftliche Refor-men der Castro-Regierung sind bisher kaum zu beobach-ten, aktuell ist lediglich ein Viertel der arbeitenden Bevöl-kerung in der Privatwirtschaft tätig.

    Derzeit liegt das Wirtschaftswachstum Kubas bei vier Prozent, bis zum Jahr 2020 könnte es auf fünf Prozent steigen. Damit würde das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Einkommen von heute 12.530 US-Dollar in den nächsten fünf Jahren auf 17.000 US-Dollar steigen. Aufgrund des Wirtschaftsembargos der USA ist der technologische Stand Kubas aber eher gering. Die wich-tigsten Exporte des Landes sind daher Zucker, Tabakwa-ren und Spirituosen, die zusammen gut 40 Prozent der Exporte ausmachen. Das Haushaltsdefizit von 5,0 Pro-zent ist als relativ hoch zu bewerten, die Inflation hinge-gen liegt mit 4,6 Prozent in einem moderaten Bereich.

    Derzeit besitzt Kuba noch ein duales Währungssystem, das den Tourismussektor und das Importgeschäft von der übrigen Wirtschaft trennt. Sollten die beiden Wäh-rungen aber tatsächlich wie angekündigt in eine einheitli-che Landeswährung überführt werden, wäre dies ein bedeutender Schritt in Richtung Marktwirtschaft. Die Transformationsphase könnte allerdings mit erheblichen Währungsschwankungen einhergehen.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

    InfrastrukturDie Infrastruktur Kubas befindet sich in einem desolaten Zustand. Im Logistics Performance Index rangiert das Land trotz seiner geringen Fläche und des Inselstatus auf Platz 152 von 160. In allen Kategorien des Logistik-Ran-kings liegt das Land im letzten Viertel. Breitbandnetze sind kaum existent. Größtenteils gelangen die Kubaner noch über Satellitenverbindung ins Internet. Das Mobil-funknetz basiert zumeist auf der veralteten 2G-Techno-logie.

    Im QS World University Ranking wird unter 700 Universi-täten nur eine kubanische Hochschule genannt. Dies spiegelt jedoch nicht den guten Stand des kubanischen Bildungssystems wider. So sind beispielsweise kubani-sche Ärzte über die Grenzen hinaus hoch anerkannt und wichtige Devisenbringer für das Land: Etwa 30.000 von ihnen arbeiten derzeit in Venezuela und über 6.000 in Brasilien.

    Kurzfristige Aussicht » sehr schlecht Langfristige Aussicht » schlecht

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    InstitutionenDas politische System des Landes ist geprägt von der Einparteienherrschaft der Kommunistischen Partei Kubas (PCC), die laut Verfassung die führende Kraft in Gesellschaft und Politik darstellt. Politische Repressio-nen sind in Kuba keine Seltenheit, allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es Menschenrechtsor-ganisationen zufolge 2.600 politisch motivierte Festnah-men.

    Kurzfristige Aussicht » sehr schlecht Langfristige Aussicht » schlecht

    GesellschaftKuba veröffentlicht keine Informationen zur Einkom-mensverteilung. Drei Viertel der Staatsbediensteten erhalten aber in der Tat ein relativ einheitliches Einkom-men, Unterschiede zwischen Professionen bestehen nur bedingt. Zudem ist die Arbeitslosenquote mit 2,4 Prozent sehr gering. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Schwarzmarktaktivitäten und Korruption sowie Zuwen-dungen von Verwandten aus dem Ausland die Einkom-mensstruktur stark beeinflussen.

    Der kubanische Bildungssektor genießt eine sehr gute Reputation. Die Weltbank bestätigte dem Bildungssys-tem des Landes mit großem Abstand die beste Lehrer-ausbildung in Lateinamerika, in Bildungsvergleichen schneiden kubanische Schüler überdurchschnittlich ab. Außerdem genießt das kubanische Gesundheitssystem über die Grenzen hinaus hohes Ansehen.

    Kurzfristige Aussicht » durchschnittlich Langfristige Aussicht » gut

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