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Siegfried Kracauer, geb. rggg in Frankfurr, srarb r9d5 in New Jo.rk' Bis r933 gehtirte er dem Redaktions.r".b.rrd der-Frankfurter zeitung an. Er emigrierte iiber Frankreich in die usA. publikatio- nen: Soziologie als \(issenscfiaft, Ginster, Die Angestellten, Jacques offenbacl und das ,paris seine'r zeit, p.opagania and ih" Nu"i War Film, From Calig_ari to Hitler, Satelliie inl""t"[tf, Theory of Film, Das Ornamenr der Masse, History - the Last lfhirrg, before the Last, Schriften. Eine Erkundu'g der ,Exotik des Alltags, abenreuerlicher ars eine Filmreise 'acfi Afrika<< nannre Kracauer r9z9 seine studie iiber die Angestellten. Diese charakterisierung triffi auch auf die Essays ztr, die i. diesem Band versammelt ,Lrd, von denen viele in der "Frankfurter Zeitung. verciffentlicht wurden. Sie handeln von strafien, Lokalen und passanren, von Film und seinem publikum, von Bildrern, Gedanken und sdreinbar ganz harmlosen Dingen, die erst unter Kracauers Bli& zwielichtig werden, vertracht ,rrrd hirr- tergriindig. Er ziek. auf den Alltag, J", ", triffi zugleich das, was sich hinter ihm versteckt; vertrau-ie Requisit"r, "rrtiarven sich als Fetische, verli8liche Konventione' als -irugg.spinste. Darin, daf3 Kracauer den - geschichtlidren ort einer afoihl nicht aus deren tiinende' Parolen und Ideen iiber sich selbst'bestimmt, ,orrd.rr, ".r, unsdreinbaren oberflic*rend.ufierungen, konkreren Details und bana- len ornamenten) ist sein Denken dem von \Talter Benjamin ver- wandt. _______:l t $ Siegfried Kracauer Das Ornament der Masse Essays Mit einem Nachwort von Karsten Witte Suhrkamp lq c3 I t \r\-/
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Page 1: laits.utexas.edulaits.utexas.edu/berlin/pdf/literature/Kracauer_Das Ornament der... · Created Date: 12/14/2007 2:54:30 PM

Siegfried Kracauer, geb. rggg in Frankfurr, srarb r9d5 in NewJo.rk'

Bis r933 gehtirte er dem Redaktions.r".b.rrd der-Frankfurterzeitung an. Er emigrierte i iber Frankreich in die usA. publikatio-nen: Soziologie als \(issenscfiaft, Ginster, Die Angestellten, Jacquesoffenbacl und das ,paris seine'r zeit, p.opagania and ih" Nu"iWar Film, From Calig_ari to Hitler, Satelliie inl""t"[tf, Theory ofFilm, Das Ornamenr der Masse, History - the Last lfhirrg, beforethe Last, Schriften.Eine Erkundu'g der ,Exotik des Alltags, abenreuerlicher ars eineFilmreise

'acfi Afrika<< nannre Kracauer r9z9 seine studie i iber die

Angestellten. Diese charakterisierung triff i auch auf die Essays ztr,die i. diesem Band versammelt ,Lrd, von denen viele in der"Frankfurter Zeitung. verciffentl icht wurden. Sie handeln vonstrafien, Lokalen und passanren, von Film und seinem publikum,von Bildrern, Gedanken und sdreinbar ganz harmlosen Dingen, dieerst unter Kracauers Bli& zwielichtig werden, vertracht ,rrrd hirr-tergriindig. Er ziek. auf den Alltag, J",

", tr iff i zugleich das, was

sich hinter ihm versteckt; vertrau-ie Requisit"r, "rrt iarven

sich alsFetische, verli8liche Konventione' als -irugg.spinste. Darin, daf3Kracauer den

- geschichtl idren ort einer afoihl nicht aus deren

ti inende' Parolen und Ideen iiber sich selbst'bestimmt, ,orrd.rr, ".r,unsdreinbaren oberfl ic*rend.ufierungen, konkreren Details und bana-

len ornamenten) ist sein Denken dem von \Talter Benjamin ver-wandt.

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Siegfried Kracauer

Das Ornament der Masse

Essays

Mit einem Nachwort von

Karsten Witte

Suhrkamp

lq c3I t \r\-/

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des stabilisierten [Jngeistes. In einer Provinz-Grofistadt mufiteTherese Raquin nach wenigen Tagen abgesetzt werden, w1h-rend Die Heilige und ihr Narr drei 'Voclen vor ausverkauf-tem Ffaus laufen konnte. Da ist etwas in lJnordnung geraten,jedenfalls lii8t sidr das MafJ der bestehenden Gefi.ihlskonfusionund Irrealitdt audr aus dem sdrlimmsten Industrialismus nic}tbegreifen. 'Wie weit die Verwirrung geht, wird durdr jene

Filme offenbar, die von dem Erfolg der russischen Filmdoku-mente nutznieflen wollen. Deren Redeutung beruht nur zumgeringen Teil auf ihren propagandistischen Absidrten. 'Wesent-

lidrer ist, dafl Eisenstein und Pudowkin, zum lJnterschied etwavon einem blofSen Karikaturisten vrie George Grosz, um mensdr-lidre Dinge Besdreid wissen, dafl sie und alle Darsteller Armut,F{unger, Ungerechtigkeit und Gliic} nodr wirklidr erfahrenhaben und die Erfahrungen in ihrer Tragweite abzuschitzenvermcigen. Darum und nur darum finden sie die Aussdrnitteund Perspektiven, in denen Straflen, H6fe, Plltze und Siulen-ardritekturen die Gewalt der Rede erhalten. Die paar deutschenRegisseure, die von den Russen gelernt haben, sind schlechteSdriiler gewesen. Sie haben die Madre iibernommen, ohne aufihren Sinn zu achten. In dem erwlhnten FrIm Zuflucbt sindnach russisdrer Manier Bilder aus den proletarisc}en Sradtvier-teln Berlins mitverwandt worden, vortrefflidre Bilder, denenaber jeder innere Bezug auf die Handlung fehlt. Bei den Russenwird mit dem filmisclen Aufweis der Umgebung der Kern derFabel enthiillt. F{ier, in dem deutsc}ren Film, sind die Milieusdie mehr oder weniger iiberfli.issige Verzierung eines kleinbiir-gerlidren Vorgangs. So wenig wird nur der Versto&te die \(eltgewahr.Sollen lVege gewiesen werden? 'Wird ein Rezepr erwarrer? Esgibt kein Rezept. Aufridrtigkeit, Beobaclrtungsgabe, Humani-tit - dergleidren l:i{3r sidr nicht lehren. Genug, da8 die Situationoffen dargelegt ist.

Kult der Zerstreuung

Uber die Berliner Lichtspielhiiuser

Die gro8en Licltspielhiuser in Berlin sind Paliste der Zer-

streuungi,sie als Kinos zu bezeichnen, wdF-d?ffiti6Flffi.

Diese reihen sich nur in Alt-Berlin und den Auflenstidten uoch,

wo sie das kleine Publikum versorgen; ihre Zali nin-rrnt ab.

Mehr als durih sie oder die Sprechtheater gar wird das Gesicht

Berlins durch jene optischen Feenlokale bestimmt. Die Ufa-

Palkste - vor allem der am Zoo -, das von Poelzig errichtete

Capitol, das Marrnorhaws, und wie sie hei8en m6gen, erzielen

Tag fiir Tag Ausverkdufe. Da{3 die Entwicklung in der von

ihnen eingeschlagenen Richtung weitergeht, beweist der Neu-

bau des GIoria-Palasts.

ret Prunle der Oberfliicbe das Kennz

lanz bezw

Kultstitten des -_-. E,rciffnet aber

auc} die Ardritektur Stimmungs-I(anonaden auf die Besucher,

so fil lt sie doch keineswegs in das barbarische Prangen wil-

helminisc}er Profankirchen zuriick; des Rheingoldes etwa, das

glauben rnac.,hen will, es berge den \Tagnerschen Nibelungen-

hort. Sie ist viehnehr zLrr Form gediehen, die stil istische Aus-

schreitungen meidet. Geschmack hat iiber den Dimensionen ge-

waltet und im Bunde mit einer hochgezi.ichteten kunstgewerb-

lichen Phantasie die kostbare Ausstattung geschaffen. Der

Gloria-Palast gibt sidr als Barock-Theater. Die Gemeinde, die

nach Tausenden zlhlt, kann zufrieden sein, ihre Versammlungs-

orte sind ein wi.irdiger Aufenthalt.

Auch die Darbietungen sind von wohlgeratener Groflartigkeit.

Vorbei ist die Zeit, in der man einen Film nach dem anderen

mit entsprechender Musikbegleitung laufen lief3. Die Haupt-

theater zum mindesten haben das amerikanische Prinzip der

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geschlossenen vorstellungen iibernommen, in die sich der Fi[m

als Tei l eines grd8eren Ganzen einf i lgt . \Wie die Programm-

zettel zu Magazinen sich weiten, so die Auffthrungen zur ge-

gl iederten Fi . i l le der Produkt ionen. Aus dem I{ , ino ist ein gl in-

zen des, revuear ri ges Gebi lde_lp1aus gg@arr-

ae*-i* tn;6t*lEs entll-dr-irdr-vot slmtlichen Sinnen mit slmtlichen Mitteln.

Scheinwerfer sdriitten ihre I-ichter in den Raum, die festliche

Behinge i iberslen oder durdr bunte Glasgewic}se r ieseln. Das

Orchester behauptet s idr als selbst indige Macf i t , seine Leistun-

gen werden von den Responsorien der Beleuchtung unterst i i tzt '

Jede Empfindung erhi l t ihren klangl ichen Ausdruck, ihren Farb-

wefr im Spektrum. E, in opt isches und akust isches Kaleidoshop,

zg dem das kiirperhafte szenische Spiel sich gesellt: Pantomime,

Bal let t . IJ is zuletzt die weifse Fl iche herabsinkt und die Ereig-

nisse der Raumbiihne unmerkl ich in die zweidimensionalen

I l lusionen i ibergehen.

Vorf i ihrungen wie diese sind heute in Berl in

^. biirtigen Revuen die entscheidende Attraktion.

'-l"*"t""gt in ihnen zu ihrer Kultur. Sie gelten derl"/

*-*

neben den echt-

UgZersrt".rurrg:M asse.

Atrclr in der proainz sammeln sich Massen; aber sie werden hier

unter einem Druck gehalten, der ihnen nidrt erlaubt, sich geistig

in dem Mafle zu erfii l len, wie es ihrer Quantitlt und realen

sozialen Bedeutung entspr lc}e. In den Industr iezentren, wo sie

gesihlossen auftreten, sind sie als Arbeiter zu stark beansprucht,

um die eigene Lebensform zu verwirlrlichen. Man spendet ihnen

den Abfall uld die veralteten l-Jnterhaltungen der Oberklasse,

die selber, so interessiert sie auc-h an der Betonung ihrer sozia-

len Hochwertigkeit ist, nur geringe Bildungsanspriiche hat. In

den nic}t vorwiegend von der Industrie beherrsdrten griifleren

Provinzst idten wiederum sind die i lberkommenen Verhdltnisse

zu mlc}tig, als daf3 die Massen von sich aus die geistige Struk-

rur zu prdgen vermcic-hten. I)ie biirgerlichen Mittelsdrichten ver-

3rz

OFeaflAdens- ferden, in der rnan aus Zwang

3r3

harren abgesondert von ihnen, als ob die Ausfill lung des Men-

schenreservoirs nichts besage, und kcinnen, imnter noch, wihnen,

da8 sie die Hi.iter htiherer Bildung seien. Ihr Hochmut, der sidr

Sdreinoasen sdrafft, driickt die Massen herab und madrt ihre

Vergni,igungen sdrledrt.

Die aier Millionen Berlins sind nicht zu i.ibersehen. Die Not-

wendigkeit ihrer Zirkulation allein verwandelt das Leben der

StrafSe in die unentrinnbare Stra{3e des Lebens, ruft Staffagen

hervor, die bis in die vier 'W1nde dringen. Je rnehr sidr aber

die Mensdren als Masse spiiren, um so eher erfans_die Masse

auch auf geistigem Gebiet formende Krifte, deren Fin"nEilf

si& st iiberlassen, sondern

setzt sidr in ihrer Verlassenheit durcl; sie duldet nidrt, daf3 ihr

Reste hingeworfen werden, sondern fordert, dafi man ihr an

gedeckten Tisdren serviere. Fi.ir die sogenannten Bildungsschich-

ten ist daneben wenig Raum. Sie mtissen mitspeisen oder snobi-

stiscl abseits sidr halten; ihre provinzielle Absdreidung jeden-- ,

falls hat ein Ende. Durih ihr Aufgehen in der Masse entsteht Idas homogene 'X/eltstadt-Pwblikum, das vom Bankdirektor bis Izum Ffandlungsgehilfen, von der Diva bis zur Stenotypistin ileines Sinnes ist. l.armoyante Klagen iiber diese'Wendung zum--

Massengeschmadr hin sind verspltet. Denn das Bildungsgut,

dessen Atrfnahme die Massen verweigern, ist zum Teil ein nur

mehr historischer Besitz geworden, weil die iikonomische und ge-

sellsc}aftliche 'Wirklidrkeit sidr gewandelt hat, der es zugeord-

net war.

Man schilt die Berliner zerstreuwngssiichtig,' der Vorwurf istkleinbiirgerlich. Gewifi ist die Zersrreuungssuc.ht hier griifierals in der Provinz, aber gr6fier und fiihlbarer ist audr die An-spannung der arbeitenden Massen - eine yresentlicl formaleAnspannung, die den Tag ausfi.illt, ohne ihn zu fiillen.-€as---\Verslumte soll nachgeholt werden; es eR.-'

sid

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verseumt hat. Der Form des Betriebs entspridrt Notwendig- sted<en bleiben, und dem OberflIchenglanz der Srars, der Filme,der Revuen, der Aussramungssdid(e den Vorzug erreilr. Hierl

Ein ricltiger Instinkr sorgr dafiir, dafl das Bediirfnis nach ihm

befriedigt werde. Jene Zuriisrungen der Lichtspielhiuser be-

zwedren das eine nur: das Publikum an die Peripherie zu fesseln,

damit es nidrt ins Bodenlose versinke. Die Erregungen der

Sinne folgel sidr in ihnen so cliclt, dafl l icftt das sc]rmalste

Nachdenken sich zwischen sie einzwlngen kann. schwimmkor-

leen gleidt halten die Ausstreuungen der sc.heinwerfer und die

musikalischen Akkompagnements iiber 'Wasser. Der Hang zur

Zerstreuung fordert und findet als Antwort die Entfaltung der

puren Auflerlidrkeit. Daher gerade in Berlin das unabweisbare

'Irac}ten, alle Darbietungen zu Revuen auszugesralten, daher

als Paral lelerscheinung die Hdufung des I l lustrat ionsmater ials

in der Tagespresse und den periodisdren Publikationen'

Diese verduflerliclrung hat die Aufrichtigkeit fif 'r sic]r. Nicht--___. , ,- . , _

----fir.F-di"{urfii ie wird die \Wahrheit gefihrdet5G-I5t es nur (

";; B"hr"p-"r"g irreal g"*ord"rrJ Kulturwerte, durch den

unbedenklichel Mi8braudr von Begriffen wie Persdnlichkeit,

Innerliihkeit, Tragik usw., die an sic} gewifl hohe Saclgehalte

bezeidrnen, infolge der sozialen \Wandlungen aber zu einem

guten Teile ihres {Jmfangs des tragenden lJntergrundes verlustig

gegangen sind und, in den meisten Fillen, heute einen schlechten

Beigeschma& angenommen haben, weil sie das Augenmerk von

den du8eren Schlden der Gesellschaft mehr als bill ig ablenken

auf die Privatperson. In den Bereidren der Literatur, des Thea-

ters, der Musik sind solche Verdrlngungserscheinungen haufig

genug. Sie geben sidr das Ansehen der hohen l(unst und sind

tatsddrlich i.iberlebte Gebilde, die vorbeischielen an den aktuellen

Nciten der Zeir. - ein Faktum, das mittelbar dadurcfi bestitigt

wird, dafi die gemeinte Produhtion audr innerhiinstlerisch epi-

gonenhaft ist. Das B".lit"t Ptblikt* hut&lt iq ei

im reinen Auf3en, trifft es sidr selber an, die zersriickelte Folgeder splendiden Sinneseindri.id<e bringt seine eigene'!Tirklidhkeitan den Tag. \flire sie ihm verborgen, es kijnnte sie nid-rt angrei-fen und wandeln; ihr Offenbarwerden in der Zerstreuung hateine moralische Bedeurung.Freilich dann nur, wenn_dieZgfglfsgung sidr nichr Selbsrzfleck

-ltl{erade dies: dafi die ihrer Sphdre zugehorig." VorJij-.f;;-

gen ein so iu8erlic}es Gemenge sind wie die .Welt der GroB-stadtmasse, da8 sie jedes edrten sachlic.:hen Zusammenhangs enr-raten, es sei denn des Kittes der Sentimentalitlt, der denMangel nur verdeckr, um ihn sichtbar zu machen, da8 sie genauund unverhohlen die Unord.nung der Gesellsdraft den Tausendenvon Augen und Ohren vermitteln * dies gerade befdhigte siedazu, jene Spannung hervorzurufen und wadrzuhalten, die demnotwendigen lJmschlag'vorangehen mufl. In den Srraf3en Berlinsiiberfillt einen

"rStr"1t"s ft;' A.tg"nbli"k* di* prko,oF+?il_-

, hlles platze unversehens eines Tages enrzwei. Die Vergntigungenaudr, zu aeian-Uas-Pfi6nTun"reugr, rAIGrt ro wirken.

Sie verfehlen zumeist diese \Wirhung; die Vorstellungen dergroflen Lidrtspielhiuser beweisen es exemplarisdr. Denn, ruferl-*sie aucl zur Zerstrguung auf, so r idr

.-f-f-.-i_ii-_;wreder dadurch aSlgg",_dg! ri"_d:g_@Ef"E'mih,3@nander isoliert zu werden

";i ;bunte Reihe der Au8erlichkeiten ir__glq_ggtalthaftes_Ganzes__-_:ptgs€g *6.hrer,. DETAir.L*tri*h. Rahmen schon neigt zur_-_-____Betonung der-\7iirde, die den oberen Kunstinstituten eignete.Er beliebt das Gehobene und Sakrale, als umfinge er Gebildeyon ewiger Dauer; nodr ein Schritt weirer, und die rWeihkerzen

Ieuchten. Die Vorfiihrung selber ersrrebt das gleiche hodr-gelegene Niveau, sie soll ein wohlabgestimmter Organismus

Slnne.wahrheitsgemii8, weltn es diese Kunstereignisse

mehr meidet, die zudem aus guten Griinden im blofien

mehr und

Anspruch

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sein, eine lsthetische Totalitilt wie nur das Kunstwerk. DerFilm allein wlre des Gebotenen zu wenig; nicht so sehr des-halb, weil man nocir mehr Zerstreuungen h:iufen wollte, alsvielmehr der kiinstlerisc}en Abrundung wegen. Das Kino hatsich eine vom Theater unabhdngige Geltung erworben; diefiihrenden Lidrtspielhiuser sehnen sic}r wieder nach dem Theaterzuriick.Ihrer Zielsetzung, die als Symptom auch des Berliner gesell-schaftlidren Lebens angesprochen werden darf, wohnen reaktio-niire Tendenzen inne. Die Geserze und Form.n jen6i-id"Ti-

Ra4* - . - - ' . . - ]

sdren Kultur, die nur als Spuk heute nodr west, haben in ihnen

zwar ihr Recht eingebiifit, aber aus den Elemenren der Aufier-

lirirkeit, zu denen sie gliicJrlich vorgedrungen sind, mcic.:hten sie

eine neue bereiten. Die Zerstreuung, die sinnvoll einzig alsImprovisation ist, als Abbild des unbeherrschten Durdreinanders

unserer \7elt, wird von ihnen mit Draperien umhlngt undzuriickgezwungen in eine Einheit, die es gar nidrt mehr gibt.

Statt zum ZefialI sich zu bekennen, den darzustellen ihnen ob-

lige, kleben sie die Sti.icke nadrtrdglich zusammen und bieten sie

als gewachsene Sdrcipfung an.

Ein Verfahren, das sich rein kiinstlerisc} rIcht. Denn durdr die

Eury".-ysbglls--ln ein -seqdrlsllsre!.. Pl9srdm_wGa._a; fi lrnurn"-seiJ]9_!t*liche '$Tirkung gebradrt. Er gilt nicht mehr an sidr

selbst, ro"d-"." uk ftAffi;U einer Aru von Revue, die auf seineeigenen Existenzbedingungen keine Riicksicht nimmt. SeineZweidirnensionalitdt erzeugt den Sdrein der Kcirperwelt, ohne

dal3 sie einer Erginzung bediirfte. \Terden indessen Szenen von

realer Kcirperlichkeit dem Lidrt-Spiel beigesellt, so sinkt es in

die Flzic}e zuriick, und der Trug ist entlarvt. Die Nachbarsc}aft

\ von E,reignissen, die eine Raumtiefe besitzen, zerstiirt die RIum-

o/ lidrkeit des auf der I einwand Gezeigten. Der Film fordert

l , ) von sich aus, daf l die von ihm gespiegelte 'Welt die einzige sei ;*

. ) man sollte ihn jeder dreidimensionalen Umgebung entrei{len,

\sonst versagt er als ll lusion. Audr das Gemdlde verliert seine

3r6

Maclrt, wenn es inmitten lebender Bilder ersdreint. Ganz zusclrweigen davon, da8 die kiinstlerisd'ren Ambitionen, die zudem Einbau des Films in die Sdreintotalitlt fiihren, fehl amPlatze sind und daher uneingeldst bleiben milssen. \flas entsrehr,ist allenfalls Kunstgewerbe,Aber die Liihtspieltheater haben dringlic}ere Aufgaben zu er-ledigen, als um Kunsrgewerblidres sich zu bemiihen. lhren-BSrgf--erjsf_eig_aqgh.glle9l4lil, iqqqf e gn er sidr im Einkl an grpi.r-dern-sozialen-be6ndet - vrerdeu sie grlr _edgllelL*yenn sie -

nicht mehr mit dem Theater iieblugeln und "i;-;*g-rg;--}.--r--"t-

\ lJrtur angsil ldr zu r tuleren tra re L)ar-bierungen von allen Zutaten befreien, die den Film

"nri..ht.nl--r- -r--- r'und radikal auf eine'Lerstreuuns t6telen- aE?en ZEifell=muiTradi[afaufGr \ut-o@th sie konnten es i,r Beriir,,-*o-di"- |Massen leben, die nur darum so ieicht sidr betiuben lassen. ril/eil ff

sie der \flahrheit nahe sind.


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