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Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Date post: 07-Jun-2015
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Internationale Beziehungen
41
Brasilien eingereicht bei Norbert Preussner Accadis School of International Business oder Internationale Berufsakademie oder Private Hochschule für Internationales Management Du Pont-Straße 4 61352 Bad Homburg vorgelegt von Daria Koch Stefanie Eingärtner Kristina Worbs
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Page 1: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Brasilien

eingereicht bei

Norbert Preussner

Accadis

School of International Business oder Internationale Berufsakademie oder Private

Hochschule für Internationales Management

Du Pont-Straße 4

61352 Bad Homburg

vorgelegt von

Daria Koch

Stefanie Eingärtner

Kristina Worbs

Page 2: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Kurzer historischer Überblick....................................................................3

2 Allgemeine Daten........................................................................................6

2.1 Demographische Struktur und Entwicklung...............................6

2.1.1 Ethnien.......................................................................................6

2.1.2 Indigene Bevölkerung.................................................................7

2.2 Bildungswesen und Wissenschaft..............................................8

2.3 Politik..........................................................................................9

2.3.1 Aktuelle Politik..........................................................................11

2.3.2 Außenpolitik..............................................................................12

2.3.3 Parteien....................................................................................12

3 Wirtschaftsdaten.......................................................................................14

3.1 Wirtschaftliche Indikatoren.......................................................14

3.2 Wirtschaftliche Entwicklung......................................................15

3.3 Bodenschätze...........................................................................16

3.4 Tourismus.................................................................................16

3.5 Umwelt......................................................................................17

4 Wirtschaftliche Probleme – Strukturprobleme.......................................19

4.1 Politische Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien. 21

4.2 Wirtschaftsbeziehungen...........................................................22

4.3 Beziehungen Brasilien und EU.................................................24

5 Prognose.....................................................................................................26

Page 3: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

Aufl. Auflage

Bd. Band

bzw. beziehungsweise

d. h. das heißt

Nr. Nummer

Page 4: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Abbildungsverzeichnis

Seite

Abb. 1. Quelle :Weltbank..........................................................................................14

Page 5: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Allgemeine Daten Seite 3

1 Kurzer historischer Überblick

15.04.1500 Auf dem Weg nach Indien landet der portugiesische Seefahrer

Cabral bei Porto Seguro an der brasilianischen Küste und

nimmt sie für Portugal in Besitz. Bis Anfang des 19. Jh. ist

Brasilien ein von Portugal abhängiges Vizekönigreich

1549 Erste Hauptstadt wird Salvador de Bahia

Anfang 17. Jhdt. Versuche der Franzosen (Amazonasmündung) und der

Niederländer (Pernambuco), sich in Brasilien festzusetzen,

werden bald zurückgeschlagen. Während im Küstengebiet der

mit afrikanischen Sklaven betriebene Zuckerrohrbau aufblüht,

dringen von São Paulo aus die so genannten Bandeirantes

auf der Suche nach Gold, Diamanten und Indianersklaven bis

an die Vorberge der Anden vor und erweitern so den

portugiesischen Einflussbereich kontinuierlich

07.09.1763 Rio de Janeiro wird Hauptstadt von Brasilien

07.09.1822 Als das Mutterland nach der Rückkehr Joãos 1821 das

frühere Verhältnis zu erneuern sucht, erklärt dessen ältester

Sohn die Unabhängigkeit Brasiliens (von Portugal 1825

anerkannt) und wird als Pedro I. Kaiser Brasiliens. Während

der Herrschaft seines Sohnes Pedro II. verlagert sich der

wirtschaftliche Schwerpunkt vom Zuckerrohr- und

Tabakanbau im Norden zum Anbau von Kaffee im Süden.

Pedro II. fördert konsequent die Einwanderung von

Europäern, darunter auch vieler Deutschen.

1889 Entschädigungslose Aufhebung der Sklaverei (1888) führt

zum Sturz des Kaisertums

1891 Verfassung der neuen Republik lehnt sich stark an das

föderale Vorbild der USA an; Parteienkämpfe,

bürgerkriegsähnliche Situationen und Zerrüttung der

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Allgemeine Daten Seite 4

Finanzen; erste Ansätze einer Industrialisierung, vor allem im

Bundesstaat São Paulo, seit dem ersten Weltkrieg.

1929/30 Hohe Staatsverschuldung und Überproduktion von Kaffee

verbunden mit dessen Preissturz in der Weltwirtschaftskrise

führen zum wirtschaftlichen Zusammenbruch.

Ab 1930 An der Spitze einer Aufstandsbewegung gelangt Getúlio

Vargas an die Macht. Mit Hilfe der Verfassungen von 1934

und 1937 (Errichtung des "Estado Novo": autoritäres

Regierungssystem auf korporativer Basis) entwickelt er eine

persönliche Diktatur. Parteien werden 1937 verboten

1945 Die Revolution vom Oktober 1945 erzwingt Vargas' Rücktritt

und Brasilien wird wieder eine demokratische Republik.

1950-54 Vargas wird erneut zum Präsidenten gewählt und versucht,

wieder eine autoritäre Innenpolitik zu betreiben. Von den

Militärs zum Rücktritt gezwungen, begeht er Selbstmord

1956-61 Präsident Juscelino Kubitschek betreibt den inneren Ausbau

Brasiliens, vor allem die Industrialisierung und die Errichtung

der neuen Hauptstadt Brasilia (seit 1960) mit großer Energie;

sein Ausbauprogramm überlastet jedoch den Staatshaushalt

1964-85 Mit dem Sturz des sozialreformerisch eingestellten

Präsidenten Goulart (u. a. Enteignung von Ländereien

zugunsten landloser Bauern) beginnt eine 21-jährige

Militärherrschaft: wichtigste Verfassungsgarantien außer Kraft

gesetzt, Menschenrechtsverletzungen, Wirtschaft und

Finanzen zerrüttet (100 Mrd. USD Auslandsschuld, ca. 50

Mrd. USD Inlandsverschuldung, Inflation erreicht Jahresmarke

von 230%).Die Militärregierung treibt zwar die Entwicklung der

Infrastruktur - vor allem Verkehrs- und Nachrichtenwesen

sowie gewaltige Energieprojekte - und die Industrialisierung

voran, vernachlässigt aber die tief greifenden strukturellen

sozialen Probleme.

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Allgemeine Daten Seite 5

15.03.1985 Wiederherstellung der Demokratie: Übergang im Rahmen der

Verfassung mit Duldung und schließlich behutsamer

Förderung der Militärs

05.10.1988 Verabschiedung einer demokratischen Verfassung

1989-94 Amtszeiten der Präsidenten Sarney, Collor de Mello, Itamar

Franco

1994 Mit der Einführung des Real als neuer Währung wird die

Inflation unter Kontrolle gebracht; Präsidentschaftswahl: der

ehemalige Finanzminister Fernando Henrique Cardoso zum

Präsidenten gewählt

1995 Amtsantritt Fernando Henrique Cardosos

1998 Cardoso zum zweiten Mal als Staatspräsident gewählt

Anfang 1999 Finanzkrise: Freigabe des Wechselkurses des Real, der sich

jedoch an den Märkten stabilisieren kann

Oktober 2000 Aus den Kommunalwahlen geht die Arbeiterpartei PT als

Hauptgewinnerin hervor

Oktober 2002 Präsidentschafts-, Parlaments- und Gouverneurswahlen

01.01.2003 Amtsantritt von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva

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Allgemeine Daten Seite 6

2 Allgemeine Daten

2.1 Demographische Struktur und Entwicklung

Brasilien hat ca. 185.576.900 Einwohner (Stand 09.Jan.2006), 1960 waren es noch

70 Millionen. Die Bevölkerung hat sich also in den vergangenen 30 Jahren mehr als

verdoppelt. Der größte Bevölkerungszuwachs erfolgt bekanntlich in den

Unterschichten und vorzugsweise im so genannten marginalen Milieu. Grosse

Familien sind in einem Land wie Brasilien ein wichtiges Element der

Überlebenssicherung, da Kinder und Jugendliche schon früh ein Einkommen

erzielen. Dann spielt die Haltung der katholischen Kirche Geburtenregelung eine

Rolle, dritte die mangelnde Sexualaufklärung und nicht zuletzt die Einstellung des

brasilianischen Mannes: ein "richtiger Mann" muss möglichst viele Kinder haben.

Die brasilianische Bevölkerung ist sehr jung. Es sind 26,6 % unter 15 Jahre alt,

67,6 % sind 15 bis 64 Jahre alt und nur 5,8 % über 65. Das mittlere Alter beträgt

27,4 Jahre, die mittlere Lebenserwartung liegt bei 71,4 Jahren. (Schätzungen für

2004)

81 % der Bevölkerung leben in den Städten, die sich durch rasantes Wachstum und

Wildwuchs auszeichnen; in den Außenbezirken bilden sich Favelas genannte

Armensiedlungen.

Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in kaum einem Land so groß wie in

Brasilien. So waren bis 1998 2,8 % der Bauern Großgrundbesitzer mit zusammen

57 % der gesamten Agrarfläche, wohingegen 90 % der Bauern sich 22 % der

Nutzfläche teilen müssen. Etwa 5 Millionen Familien gelten als landlos. Den

schwersten Stand haben dabei Afro-Brasilianer, bei denen Armut,

Säuglingssterblichkeit und Diskriminierung wieder zunehmen. Nicht viel besser

ergeht es den Indios. Ein Gleichstellungs- und Anti-Hunger-Programm gilt seit 2003.

2.1.1 Ethnien

Ursprünglich vier Bevölkerungsgruppen bilden die brasilianische Bevölkerung. Sie

sind heute jedoch so umfassend vermischt, dass eine klare Zuordnung oft nicht

mehr möglich ist. Diese Gruppen sind:

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Allgemeine Daten Seite 7

die Portugiesen, die ursprünglichen Kolonialisten

die Afrikaner, die als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden

verschiedene Immigrantengruppen, hauptsächlich aus Europa (Italiener,

Deutsche, Spanier), dem Nahen Osten und Asien, die sich seit Mitte des 19.

Jahrhunderts in Brasilien angesiedelt haben. Seit 1818 sind über 300.000

Deutsche eingewandert. Eine große japanische Bevölkerungsgruppe lebt in

Brasilien, außerdem viele Polen, vorwiegend in Paraná.

einheimische Volksgruppen der Tupi- und Guarani-Sprachfamilien (200

ethnische Gruppen mit insgesamt etwa 500.000 Mitgliedern). Etwa 10 % der

Fläche Brasiliens ist für Indianer reserviert.

Ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung sind Farbige. Sie sind Nachfahren der

afrikanischen Sklaven, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in das Land gebracht

wurden. Sie stammen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und

São Tomé und Príncipe , aber auch aus Nigeria, Benin, Togo, Ghana und der

Elfenbeinküste. Heute besitzt Brasilien nach Nigeria die zweitgrößte Zahl an

Einwohnern mit afrikanischer Herkunft; sie haben sich jedoch im Laufe der Zeit stark

mit der europäischstämmigen Bevölkerung vermischt. Nach einer Erhebung des

IBGE leben mindestens 11 Millionen Schwarze in Brasilien. Sie sind hauptsächlich

im Nordosten ansässig, aber auch in den anderen Regionen des Landes vertreten.

2.1.2 Indigene Bevölkerung

Die indigenen Völker in Brasilien waren traditionell halbnomadische Stämme, die

sowohl von Jagen und Sammeln, als auch von einfacher Landwirtschaft lebten. Ein

großer Teil der eingeborenen Bevölkerung starb im Zuge der europäischen

Kolonialisierung, meist an eingeschleppten Krankheiten, in Folge von Zwangsarbeit,

oder durch die Hand der Kolonialisten. Der Großteil der verbleibenden Indios wurde

mehr oder weniger Teil in der Gesellschaft und vermischte sich im Laufe der Zeit mit

den europäischen Einwanderern. Von schätzungsweise 5 bis 6 Millionen Indios zur

Zeit der Entdeckung ging die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 1950 auf nur 100.000

zurück.

In den letzten 50 Jahren wurden politische Fortschritte zur Verbesserung der

Situation der Indios gemacht. Bis 1997 ist die indigene Bevölkerung wieder auf etwa

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Allgemeine Daten Seite 8

300.000 angewachsen. Nach Angaben der brasilianischen Botschaft leben heute

ungefähr 410000 Indios in Brasilien, was rund 0,2% der gesamten Bevölkerung

entspricht. 2005 gab es Berichte über einen erneuten Anstieg in der Zahl der in

Brasilien lebenden Indios auf etwa eine halbe Million. In diesem Fall hinge das

Anwachsen wahrscheinlich auch mit der Einwanderung von Indios aus den

Nachbarländern Bolivien, Peru und Kolumbien zusammen.

Zwischen 100.000 und 200.000 Indios leben heute in Städten, wodurch die

indianische Kultur zunehmend verloren geht. Nur wenige Stämme in vereinzelten

Reservaten im Amazonasgebiet leben noch nach ihrer eigenen Kultur. Aber auch im

Regenwald ist die indigene Bevölkerung verschiedensten Bedrohungen ausgesetzt.

Durch die Abholzung des Urwalds wird ihr Lebensraum dauerhaft zerstört. Dabei

werden die erwirtschafteten Erlöse aus dem Amazonasgebiet heraus transferiert, es

mangelt also an wichtigen Investitionen oder gar Entschädigungen. Minenarbeiter

und Goldgräber belasten nicht nur mit schwerem Gerät und giftigen Chemikalien die

Flüsse und Böden nachhaltig, sie bringen auch Krankheiten und große Mengen

Alkohol in die Indianergebiete. Zudem kommen häufig gewaltsame Übergriffe der

Arbeiter auf die ansässige Urbevölkerung vor, die manchmal in regelrechten

Massakern ausarten. Der Regierung wird dabei Mitschuld vorgeworfen, da Mörder

nur selten wirklich strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem vergibt sie

Genehmigungen zur wirtschaftlichen Nutzung von Gebieten, (z.B. zur Ölförderung)

die von Indios bewohnt sind.

2.2 Bildungswesen und Wissenschaft

Die Alphabetisierungsrate des Landes liegt bei 87 %, das Schulabgangsalter bei 16

Jahren. Die Schule zu besuchen, ist in Brasilien Pflicht. In die Bildung fließt ein

ähnlich großer Teil des Bruttosozialprodukts wie in Europa; in absoluten Zahlen ist

das brasilianische Bildungsbudget etwa so groß wie das deutsche (2004). In

Brasilien teilt sich diese Summe jedoch auf eine mehr als doppelt so große und im

Durchschnitt wesentlich jüngere Bevölkerung auf. Die staatlichen Schulen genießen

einen schlechten Ruf. Deshalb schicken finanziell besser gestellte Eltern ihre Kinder

auf private Schulen. Diese unterscheiden sich von der Höhe des Schulgeldes und

der Qualität des Unterrichts erheblich.

In 150 Universitäten werden fast 2,8 Millionen Studenten unterrichtet. Etwas mehr

als die Hälfte der Hochschulen sind staatlich. Sie sind für alle Menschen mit

qualifizierendem Schulabschluss nach einer Aufnahmeprüfung frei zugänglich und

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Allgemeine Daten Seite 9

gebührenfrei. Die privaten Hochschulen finanzieren sich über unterschiedlich hohe

Studiengebühren. Entsprechend schwankt ihre Ausstattung und die Qualität der

Lehre. An den staatlichen Hochschulen werden zweimal jährlich einheitliche und

offizielle Aufnahmeprüfungen, so genannte vestibulares, durchgeführt. Die

Bewerberzahl übersteigt meist bei weitem die Anzahl der vorhandenen

Studienplätze. Bewerber bereiten sich deshalb nach dem Abitur oft mit so

genannten cursinhos auf das vestibular vor, die von privaten Bildungseinrichtungen

angeboten werden und dementsprechend kostenpflichtig sind. Wer im vestibular

keinen Studienplatz erhält, hat die Möglichkeiten, bis zum nächsten Semester zu

warten und das vestibular erneut zu absolvieren oder auf einer der privaten

Hochschulen zu studieren.

Bekannt sind die brasilianischen Forschungen zur Nutzung regenerativer Energien,

die zum Beispiel beim Bau des Wasserkraftwerks Itaipú (Vorbild des

Dreischluchtendamms) Anwendung fanden. Auch der Motorenbau verdient

Beachtung: Das erste Auto mit Alkoholmotor lief 1979 in Brasilien vom Band und der

Ingenieur Vincente Camargo entwickelte im Jahr 2005 den ersten Alkoholmotor

(Methanol) für Flugzeuge, welches von der Flugzeugbaufirma (Neiva-Embraer) als

erstes erprobt wurde. Die Forschung in der Luftfahrt findet traditionelle besondere

Beachtung in Brasilien. Alberto Santos-Dumont - nach dem der nationale Flughafen

in Rio de Janeiro benannt ist - führte die weltberühmten Luftschiffflüge um den

Eiffelturm durch. Er zeigte seine ersten Luftschiffe 1898 in Paris, benutzte dabei die

ersten Sicherheitsgurte, erwähnte 1902 als Erster die Funktion eines Flughafens,

demonstrierte bei einem Flug 1904 die erste Fliegeruhr, eröffnete 1905 das erste

Luftfahrtmuseum in Paris, absolvierte 1906 die ersten beglaubigten und öffentlichen

Motorflüge in Bagatelle und entwickelte das erste Motorflugzeug nach dem Modell

Plano esporte 1909. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnete ihn als

"Vater der Luftfahrt".

2.3 Politik

Brasilien wurde 1964 bis 1985 vom Militär regiert. In dieser Zeit litten vor allem die

Indios unter Menschenrechtsverletzungen, die Wirtschaft wurde zwar unterstützt,

gleichzeitig wurden jedoch große Prestigeprojekte (Transamazonica, Itaipu,

Atommeiler in Angra dos Reis, viele Autobahnen) durchgeführt. Zurück blieben

Schulden (zwischenzeitlich hatte Brasilien höhere Auslandsschulden als alle

anderen Staaten der Welt) und Staatsbetriebe, die finanziell am Ende waren.

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Allgemeine Daten Seite 10

Die Verfassung aus dem Jahr 1988 gewährt der Bundesregierung weitgehende

Befugnisse. Der Präsident wird für eine Amtsperiode von vier Jahren direkt vom

Volk gewählt. Seit 1998 kann er einmal wiedergewählt werden. Er besitzt eine weit

reichende exekutive Gewalt, ist Staatsoberhaupt und Regierungschef und stellt das

Kabinett zusammen.

Nach einer Übergangsbestimmung wurde 1993 ein Referendum über die Staats-

(Monarchie oder Republik) und Regierungsform (Präsidial- oder parlamentarisches

System) abgehalten. Die Bevölkerung entschied mit jeweils großer Mehrheit (87 %

bzw. 69 %) für die Republik und ein Präsidialsystem. Im vierten Versuch wurde Luiz

Inácio Lula da Silva, genannt Lula, 2002 zum Präsidenten gewählt.

Politische Probleme Brasiliens sind schwache Parteien ohne ideologisch

begründete Programme. Diese bilden Koalitionen, die nie lange halten, somit

müssen Gesetze meist durch Absprachen verabschiedet werden. Viele kleine

Parteien und Korruption (1992 wurde der damalige Präsident Fernando Collor de

Mello aus diesem Grund des Amtes enthoben) führen zu einer politisch sehr

unstabilen Lage und zu einer nahezu zur Untätigkeit verdammten öffentlichen

Verwaltung. Auch der vor allem beim einfachen Volk beliebte Präsident Lula da

Silva musste sich mit seiner Parteiführung unlängst Korruptionsvorwürfen stellen,

die nicht ausgeräumt wurden.

Brasilien empfängt jährlich etwa 376 Millionen US-Dollar Entwicklungshilfe, den

Großteil stellen Japan und die EU-Länder zur Verfügung.

Das brasilianische Parlament, der Nationalkongress oder Congresso Nacional,

besteht aus zwei Kammern:

Der föderative Senat oder Senado Federal setzt sich aus 81 Abgeordneten

zusammen, von denen jeweils drei aus jedem der Bundesstaaten entsendet

werden.

Die Senatsabgeordneten werden nach dem Mehrheitswahlrecht für Amtsperioden

von acht Jahren bestimmt.

Neben dem Senat gibt es die Abgeordnetenkammer oder Câmara dos Deputados

mit 513 Sitzen, deren Mitglieder nach dem Verhältniswahlrecht für Amtsperioden

von vier Jahren gewählt werden.

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Allgemeine Daten Seite 11

Nach den Wahlen von 2002 haben sechs Parteien den Einzug in die

Abgeordnetenkammer geschafft, stärkste Kraft ist die Partido dos Trabalhadores mit

18 %. Im Senat sind neben vier großen Parteien ebenso eine Reihe kleiner Gruppen

vertreten. Die meisten Senatsabgeordneten (jeweils 23 %) gehören der Partido do

Movimento Progressista und der Partido da Frente Liberal an.

2.3.1 Aktuelle Politik

Die Wahl 2002, die in einem klaren Sieg der sozialistischen Arbeiterpartei PT

endete, hatte einen hohen Stellenwert für die Entwicklung der noch jungen

Demokratie, denn erstmals wurde ein größerer Machtwechsel vollzogen. Im ersten

Jahr der Regierung gelang eine wirtschaftliche Stabilisierung, der wieder

einsetzenden Inflation und anderen Problemen wurde konsequent entgegen gewirkt.

Auch eine Rentenreform wurde gegen Protest aus den eigenen Reihen

beschlossen. Der Kampf gegen die Armut wird derzeit mit verschiedenen

Programmen angegangen. Antiamerikanismus ist in weiten Bevölkerungsteilen stark

ausgeprägt.

Viele Brasilianer betrachten die US-Politik als „neoimperialistisch“ oder zumindest

„hegemoniell“ und befürchten eine zu starke Einflussnahme der USA auf

Lateinamerika. Besonders kritisch werden daher auch die amerikanischen Versuche

betrachtet, eine gesamtamerikanische Freihandelszone zu errichten. Lula setzt sich

seinerseits für ein starkes Lateinamerika ein und geht auf vorsichtige Distanz zur

amerikanischen Politik. In der bisherigen Außenpolitik wurde ein offener Streit mit

den USA aber vermieden. Gleichzeitig distanziert sich Lula auch vom stark

linksgerichteten Kurs des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez .

Die schwerste Krise der Legislaturperiode durchlebte die Regierung Lulas im

Sommer 2005. Der PTB, Koalitionspartei in der Regierung, wurde Korruption

vorgeworfen, was deren Vorsitzender Roberto Jefferson massiv bestritt und

ähnliche Vorwürfe gegen zwei andere Regierungsparteien richtete. Sie würden ein

Monatsgeld erhalten und dann den Gesetzesvorschlägen kollektiv zustimmen.

Finanziert werde das angeblich durch Spenden großer Unternehmen, die dafür

Staatsaufträge bekommen hätten. Daraufhin nahmen die Polizei und

Untersuchungsausschüsse des Kongresses Ermittlungen auf, die immer mehr

finanzielle Nebengeschäfte der Politiker aufdecken konnten. Dutzende Politiker -

Page 14: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Allgemeine Daten Seite 12

auch Berater des Präsidenten und Minister der Regierungsparteien, insbesondere

des sich bis dahin als "sauber" präsentierenden PT - legten ihr Mandat im Kongress

nieder. Auch wenn eine persönliche Verwicklung bisher nicht nachgewiesen werden

konnte, litt das Ansehen des Präsidenten stark unter den Vorwürfen. Reformen zum

Wahl- und Parteifinanzierungssystem wurden in Angriff genommen, aber noch nicht

beschlossen.

2.3.2 Außenpolitik

Brasilien ist Mitglied u.a. folgender internationaler Organisationen:

Vereinte Nationen (seit 1945)

Organisation Amerikanischer Staaten (port. Organização dos Estados Americanos, OEA)

Mercosur (port. Mercosul)

Gruppe der Zwanzig

Gruppe der Zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer

Bewegung der blockfreien Staaten

Iberoamerika-Gipfel

Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder

Rio-Gruppe

Südamerikanische Staatengemeinschaft (hervorgegangen aus dem Südamerika- Gipfel )

Neben einer Verbesserung der Verhältnisse zu Mexiko, Konkurrent im Kampf um

die Vorherrschaft in Lateinamerika, erreichte Präsident Lula in seiner Amtszeit eine

gute Partnerschaft mit Venezuela. Unter anderem bot er Vermittlung im Streit mit

Kolumbien an.

2.3.3 Parteien

Im Senat sind unter anderem folgende Parteien vertreten:

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Allgemeine Daten Seite 13

Partido do Movimento Progressista (PMDB): zentralistische Ausrichtung, Gründung: 1979

Partido da Frente Liberal (PFL): liberale Ausrichtung, Gründung: 1984 Partido dos Trabalhadores (PT): Arbeiterpartei, Gründung: 1980 Partido da Social Democracia Brasileiro (PSDB): sozialdemokratische

Ausrichtung, Gründung: 1988

In der Abgeordnetenkammer sind diese sieben Parteien, neben einer Reihe kleiner

Gruppen, vertreten: PT, PFL, PMDB, PSDB, Partido Progressista Brasileiro (PPB),

Partido Trabalhista Brasileiro (PTB) und Partido Liberal (PL).

Wichtige Parteien des letzten Jahrhunderts, die mittlerweile aufgelöst sind:

Partido Comunista Brasil (PCB): kommunistische Ausrichtung, Gründung: 1922, Auflösung: Ende der 1980er Jahre

União Democrático Nacional (UDN): gemäßigt konservative Ausrichtung, Gründung: 1945, Auflösung: 1965

Aliança Renovadora Nacional (ARENA): vom Militär kontrollierte Partei, Gründung: 1966, Auflösung: 1979

Movimento Democrático Brasileiro (MDB): gegen die Militärregierung gerichtet, Gründung: 1966, Auflösung: 1979

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Allgemeine Daten Seite 14

3 Wirtschaftsdaten

Wirtschaftliche Indikatoren

Bruttoinlandsprodukt 552,7 Mrd. US-$ (2005)

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 3,090 US-$ (2005)

Bruttosozialprodukt 604,9 Mrd. US-$ (2005)

Wirtschaftswachstum 5,2% (2004)

Inflationsrate 5,8% (2003)

Arbeitslosenrate 9-10% (2004)

Armutsrate 22% (2005)

Wirtschaftliche Struktur

Landwirtschaft 10,4%

Industrie 40,0%

Dienstleistungen 49,6%

Bilanzen (2004)

Exporte 109,Mio. US-$

Importe 80,1 Mio. US-$

Nettoeinkommen -20,5 Mio. US-$

Zahlungsbilanz 11,7 Mio. US-$

3.1 Wirtschaftliche Indikatoren

Abb. 1. Quelle :Weltbank

Brasilien wird im allgemeinen ein großes ökonomisches Potential zugeschrieben.

Das liegt unter anderem an der fortgeschrittenen Industrialisierung, politischer

Stabilität und an der großen Menge an Rohstoffen, insbesondere gewaltiger

Vorkommen an Eisen. Ebenso stärkt die südamerikanische Zollunion Mercosul den

Markt in Lateinamerika und eröffnet auch der brasilianischen Wirtschaft weit

reichende Möglichkeiten. Neben den lateinamerikanischen Staaten sind die USA

und die Europäische Union die wichtigsten Handelspartner. Im Außenhandel

gewinnt aber auch die Volksrepublik China zunehmend an Bedeutung.

3.2 Wirtschaftliche Entwicklung

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung vor allem vom Export von

Agrarprodukten. Dann gab es aufgrund der beginnenden Industrialisierung des

Landes einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften, der nach der Abschaffung

Page 17: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Allgemeine Daten Seite 15

der Sklaverei im Jahre 1888 noch weiter verschärft worden war. Dies lockte eine

große Zahl von Einwanderern an, die größten Gruppen unter ihnen waren neben

Portugiesen und Spaniern, Deutsche, Italiener, Polen und Japaner.

Während des ersten Weltkriegs geriet das Land, weil die wichtigsten Export-Artikel

(Kaffee, Zucker, etc.) von einem enormen Preisverfall betroffen waren, in eine

wirtschaftliche Krise. Hilfe kam mit Kapital und Immigranten aus Großbritannien. Mit

Ausnahme des ersten Weltkriegs konnte die Wirtschaft und auch das Verkehrsnetz

in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhundert stetig wachsen.

1917 kam es zu ersten großen Streikwellen in São Paulo und Rio de Janeiro, auf

die die Regierung mit Unterdrückung reagierte. In den 1920er Jahren bildeten sich

Arbeiterparteien und Gewerkschaften, doch dies führte nicht zu einer stärkeren

Stellung im Staat, da sie keine Vertretung in oberen Schichten hatten. Auch die

Leutnantbewegung Tenentismo ab 1922 konnte daran nichts ändern, da Versuche

einer Revolution scheiterten.

Ein aktuelles Problem der brasilianischen Wirtschaft ist die steigende Urbanisierung

und Zuwanderung der Landbevölkerung in die Städte. Allein in Brasilia steigt sie pro

Jahr um 3 %, was in den Armenvierteln katastrophale Auswirkungen hat.

Mit großen, gut entwickelten Landwirtschafts-, Bergbau-, Produktions-, und

Dienstleistungssektoren auf der einen Seite und einem großen Vorrat an

Arbeitskräften auf der anderen ist die brasilianische Wirtschaft heute die kräftigste

Südamerikas und gewinnt auf dem Weltmarkt an Bedeutung. Die wichtigsten

Exportprodukte sind Kaffee, Kakao, tropische Früchte, Sojabohnen und Eisenerz.

40 % der brasilianischen Agrarausfuhren gehen in die EU, 17 % in die USA.

Auf den meist von „Zuckerbaronen“ beherrschten Zuckerrohrplantagen herrschen

äußerst schlechte Bedingungen. Menschen arbeiten teilweise in sklavenähnlichen

Verhältnissen in riesigen Monokulturen.

Zu den größten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zählen nach wie

vor die Inflation und die Kluft zwischen einer wohlhabenden, gut ausgebildeten

Bevölkerungsminderheit und der schlecht ausgebildeten Mehrheit, die größtenteils

am Rande des Existenzminimums lebt. Es gibt eine große Bewegung von

Landlosen, die Movimento dos sem terra (MST), die für eine Landreform kämpfen.

Page 18: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Allgemeine Daten Seite 16

Wichtige brasilianische Unternehmen sind: Petrobras (Erdöl), Companhia Vale do

Rio Doce (Bergbau), Gerdau (Metallverarbeitung), AmBev (Getränke), Embraer

(Flugzeugbau), Norberto Odebrecht (Baugewerbe), Sadia (Lebensmittel). Auch

große ausländische Unternehmen wählten Brasilien zum Schwerpunkt ihrer

südamerikanischen Aktivitäten, so der Volkswagen-Konzern, Nestlé, Parmalat oder

Autolatina, die brasilianische Tochter des Fiat-Konzerns.

3.3 Bodenschätze

Folgende Rohstoffe werden in Brasilien abgebaut: Eisen, Mangan, Kohle, Bauxit,

Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamanten, Gold, Erdgas, Uran. Täglich werden 1,5

Millionen Barrel Erdöl gefördert, Uran ist im Landesinnern vorhanden, der Bauxit-

Tagebau verschmutzt die Flüsse und gefährdet so die Umwelt. Brasilien ist der

weltgrößte Lieferant für Eisen. Die Vorkommen sollen den Eisenbedarf der Erde für

die nächsten 500 Jahre decken. Darüber hinaus stammen etwa 60% aller

verarbeiteten Edelsteine (ausgenommen Diamanten) aus Brasilien.

3.4 Tourismus

Der Tourismus ist in Brasilien noch nicht sehr bedeutend und macht nur etwa 0,5 %

des Bruttosozialprodukts aus, der weltweite Durchschnitt liegt bei 10 %. Die

jährliche Besucherzahl liegt bei etwa 4,8 Millionen. Beliebt sind vor allem die

Strände und der Karneval von Rio de Janeiro, die Hauptstadt Brasília, das

Amazonasbecken, der Nordosten mit seinen Stränden und Kultur und die

Wasserfälle von Iguaçu. Die relativ geringe Anzahl an Touristen (auf einen

Besucher kommen in Brasilien 37 Einheimische, in Deutschland nur etwa 4,6) ist auf

verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden.

Die In- und Auslandflüge sind teuer, da es im ganzen Land noch wenige

Charterflüge gibt. Der Nordosten, sehr beliebt bei den Inlandtouristen, wird langsam

von den Europäern entdeckt. Nicht nur die Natur und die reiche Kultur sondern auch

die Entfernung spielt da eine Rolle. Fortaleza, zum Beispiel, liegt ca. 7 Flugstunden

von Lissabon und ca. 8 Flugstunden von Madrid entfernt. Es gibt mittlerweile direkte

Flüge (Sowohl Charter- als auch Linienflüge) aus verschiedenen europäischen

Städten nach Fortaleza, Natal, Recife und Salvador. Ab Kap Verde mit der TACV

fliegt man weniger als 4 Stunden nach Fortaleza. Es gibt auch Direktflüge aus

Cayenne (franz. Guayana) und Helsinki, zum Beispiel.

Page 19: Länderbericht Brasilien - Stefanie, Daria, Kristina

Allgemeine Daten Seite 17

3.5 Umwelt

Der tropische Regenwald im Amazonasgebiet ist der größte unberührte Wald der

Welt. Doch neue Straßen, zum Beispiel die Transamazonica und die Perimetral

Norte, zerstören diese Unberührtheit. Experten warnen schon jetzt, dass bis 2020

alleine wegen Straßen- und Dammprojekten nur noch 28 % des Waldgebiets

unberührt seien. Teilweise entstanden die Schäden auch im Zusammenhang mit

den Goldgräbern Brasiliens, den so genannten garimpeiros. Zum Auswaschen des

Goldes verwendeten sie Quecksilber in verhältnismäßig hohen Mengen. Diese

gelangten schließlich in die Böden bzw. das Grundwasser und führten zu einer

Verseuchung des Amazonasgebiets. Durch Straßen erschlossene Gebiete des

Regenwaldes werden oft abgeholzt und gerodet, um Platz für Landwirtschaft zu

schaffen. Die größte Gefahr ist die Profit bringende Holzgewinnung. In Brasilien gibt

es rund 2.500 Unternehmen, die mit tropischem Hartholz handeln. Die meisten von

ihnen sind aber ausländische Großunternehmen. Zwar ist Mahagoni mittlerweile

gesetzlich geschützt, illegal geht der Handel aber weiter. Selbst Behörden schätzen,

dass 80 % des gewonnenen Holzes Mahagoni ist.

Da Regenwaldboden nährstoffarm ist, ist er auf die Wiederverwertung der

Mineralstoffe im Laub angewiesen. Bei solch feuchtem Klima zersetzen

Mikroorganismen das Laub in Recht kurzer Zeit. Wenn aber kein Wald und damit

auch kein Laub mehr auf dem Boden liegen, trocknet er aus und es kommt zu

Erosion. Sind die gerodeten Flächen nun größer, kann sich der Wald dort nicht

regenerieren. Bäume binden Kohlendioxid, das den Treibhauseffekt auslöst. So sind

an den Treibhausabgasausstößen des Landes Brandrodungen mit 75 % beteiligt,

während die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht einmal ein Viertel ausmacht. Im

Amazonasgebiet leben viele Tier- und Pflanzenarten. Der Wert ihres Genbestandes

für Medizin und Landwirtschaft lag 2001 bei etwa 2 Billionen US-$. Diese Arten

können ohne Regenwald nicht überleben. Aber alleine von August 2003 bis August

2004 wurden in Brasilien 26.130 km² Regenwald vernichtet. Das entspricht fast der

Fläche Brandenburgs. Die Behörden zum Schutz des Regenwaldes haben unter

Geld- und Personalmangel, sowie Korruption zu kämpfen. Dennoch konnte 2002

das weltweit größte Schutzgebiet eines tropischen Regenwalds im Norden

Brasiliens gegründet werden.

Ein weiteres Umweltproblem ist der Bauxit-Tagebau, der die Flüsse verschmutzt

und die Indios gefährdet. 2000 erlitt zum Beispiel der Fluss Iguacu eine Ölpest. Ein

Jahr später sank vor der brasilianischen Küste die größte Ölplattform der Welt und

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Allgemeine Daten Seite 18

bedrohte das dortige Ökosystem. In den Städten hat man mit Luftverschmutzung

und Abwässer zu kämpfen.

Die Luftverordnung von Brasilien besagt, dass keine Autos in Brasilien mit reinem

Benzin fahren dürfen. In dem Benzin muss ein Anteil von mindestens 25% Methanol

vorhanden sein. In Brasilien ist es möglich mit Autos zu fahren, die einen Methanol-,

Benzin- oder einen Flex-Fuel-Motor besitzen. Das dreimilllionste Auto mit Flex-Fuel-

Motor wurde im Dezember 2005 verkauft. Ebenso fliegen die ersten Flugzeuge in

Brasilien mit Methanol. Die Luftverschmutzung wurde dadurch erheblich reduziert

und das Methanol ist viermal billiger. Brasilien ist der 4. größte Autokonsument und

der 2. größte Flugzeugkonsument mit 12.000 Flugzeugen der Welt. Die ersten 30

Flugzeuge mit Alkoholmotor wurden in der Nähe von Saó Paulo gebaut.

Brasilien hat sich an diesen Umweltabkommen beteiligt: Ramsar-Konvention (1971),

Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (1973), Konvention über die

biologische Vielfalt (1992), Basler Konvention (1989), Rahmenübereinkommen über

Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen (1992), Kyoto-Protokoll (1991).

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Allgemeine Daten Seite 19

4 Wirtschaftliche Probleme – Strukturprobleme

Mit Beginn der weltweiten Rezession Anfang der 1980er Jahre endete auch abrupt

das „Brasilianische Wirtschaftswunder“ das 1964 von dem regierenden Militär

entworfen wurde und als Modernisierungsprogramm für wirtschaftliches Wachstum,

Steuervergünstigungen und mehr soziale Gerechtigkeit zu bezeichnen war.

Die zur Abdeckung des Handelbilanzdefizits und zur Abzahlung erhaltener Kredite

sowie zur Finanzierung inländischer Investitionsvorhaben aufgenommenen

Finanzierungsmittel haben einen raschen Anstieg der Außenverschuldung bewirkt.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist Brasilien das größte Netto-Schuldnerland der Welt

mit Auslandsschulden von über 150 Milliarden US-Dollar geworden. Die Tilgung

dieser erdrückenden Schuld wird dem Land über viele Jahre nur einen geringen

wirtschaftlichen Spielraum lassen. Zudem wird Brasilien durch Auflagen der

Weltbank und des Internationalen Währungsfonds – von deren Einhaltung die

Bewilligung weitere Kredite abhängig gemacht wird – gezwungen, eine drastische

Sparpolitik gegenüber der Bevölkerung durchzusetzen.

Die durch das „Brasilianische Modell“ geschaffenen Strukturen sowie Korruption und

Machtmissbrauch haben eine Gesellschaft geschaffen, in der ein großer Teil am

Rande des Existenzminimums lebt.

Brasilien ist reich an Rohstoffen und obwohl über Jahrzehnte zumindest in einigen

Bereichen eine moderne und dynamische Industrie aufgebaut worden ist, lebt ein

Teil der Bevölkerung nach wie vor unter elenden Bedingungen. Es stellt sich daher

die Frage, warum diese in vieler Hinsicht reich ausgestatte Land bisher nicht in der

Lage war, seine natürlichen, finanziellen, technologischen und nicht zuletzt

menschlichen Ressourcen für eine erfolgreiche nachholende Entwicklung auf breiter

Basis zu entfalten. Der Entwicklungstand der brasilianischen Gesellschaft lässt sich

am einfachsten mit Blick auf die konkreten Lebensbedingungen der Bevölkerung

betrachten. Dabei zeigt sich, dass die große Mehrheit nach wie vor in elenden

Verhältnissen lebt und die zunehmende Urbanisierung und Zuwanderung der

Landbevölkerung in die Städte das Problem nicht einfacher gestaltet.

Zudem muss Brasilien auch mit gesellschaftlichen und sozialen Problemen

kämpfen. Die Säuglingssterblichkeit ist speziell im Norden sehr hoch: in besonders

rückständigen Gebieten sterben von 1000 Neugeborenen 400 bereits im ersten

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Allgemeine Daten Seite 20

Lebensjahr. Das Bildungsniveau der Menschen insgesamt ist zwar niedrig, doch

durch ein Alphabetisierungsprogramm konnte die Analphabetenquote merklich

gesenkt werden, sie liegt heute bei knapp 20%. Obwohl eine Schulpflicht für alle

Kinder im Alter von sieben bis fünfzehn Jahren besteht, können zehn Millionen

Kinder aus ökonomischen Gründen nicht zur Schule gehen.

Auf der anderen Seite herrscht ungeheurer Reichtum: die modernsten, feinsten und

teuersten Geschäften in denen elegant gekleidete Menschen in den Metropolen

einkaufen. Das verschärft die Kluft zwischen Arm und Reich und schafft

zunehmende soziale Probleme in Brasilien.

Gelegentlich wird in Bezug auf Brasilien von „Wachstum ohne Entwicklung“

gesprochen. Brasilien gilt zwar als Schwellenland, gekennzeichnet durch einen

relativ hohen Grad von Industrialisierung sowie ein breites Angebot an Gütern und

Dienstleistungen, die es als Drittweltland an die Schwelle zur entfalteten

Industriegesellschaft stellen. Dennoch besteht ein deutlicher Widerspruch zwischen

dem Entwicklungspotenzial und der Entwicklungsrealität.

Brasileins Entwicklung wird durch eine besondere Art der Integration in der

Weltwirtschaft beeinflusst, und zwar auch im negativen Sinne, zum Beispiel

bezüglich der Terms of trade (reales Austauschverhältnis zwischen Ex-und

Importen), der internationalen Ungleichheiten in der technischen Entwicklung, des

Protektionismus der Industrieländer sowie der externen Verschuldung , Analysiert

man diese Punkte jedoch genauer, so reichen sie nicht aus, um die anhaltende

Unterentwicklung Brasiliens zu erklären:

In einigen Sektoren (vor allem Agrarprodukte und mineralische Rohstoffe) gibt es das bekannte Problem sich verschlechternder Terms of trade, das heißt die Exporte erleiden im Vergleich zu den Importen – besonders aus den Industrieländern – einen ständigen Wertverlust. Das Problem könnte man über Produktivitätssteigerung, Verbreitung der Produkte und Spezialisierung lösen. In erster Linie ist die Innovationsfähigkeit der brasilianischen Gesellschaft gefordert.

Ein Entwicklungshemmnis ist der Protektionismus der Industrieländer, der zu Exporteinbußen bei eigentlich konkurrenzfähigen Produkten aus den Entwicklungsländern führt. Dieses Problem lässt sich kaum quantifizieren, da sich nicht bestimmen lässt, wie viel Brasilien tatsächlich exportieren könnte, falls es keinen Protektionismus der Industrieländer geben würde. Falls Brasilien zum Beispiel mehr Kaffee exportieren könnte, ginge das zu Lasten anderer Exporteure, denn die Nachfrage nach Kaffe lässt sich nicht beliebig steigern. Mit guten Gründen lässt sich die These vertreten, dass die durch

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Allgemeine Daten Seite 21

Protektionismus verursachten Exporteinbußen keinen bedeutenden Faktor für die anhaltende Unterentwicklung Brasiliens darstellen.

Das politische System sowie die politische Kultur wirkten jahrzehntelang ebenfalls als starke interne Entwicklungshemmnisse. Der Staat trat weniger als Garant von Stabilität, Ordnung, Rechtssicherheit und Regelung gegenüber den heterogenen und tendenziell chaotischen gesellschaftlichen Interessen und Kräften auf, sondern er war selber eine Quelle von Instabilität, opportunistischer Rechtsinterpretation und des Chaos. Es mangelte erheblich an Regierungsverantwortung und politischer Moral. Die Verwaltung war (und ist nach wie vor) in vielen Bereichen schwerfällig, inkompetent und korrupt. Manche Parteien sind immer noch Machtkartelle, die den Staat tendenziell als Beute betrachten, und die politische Kultur steht in mehrfacher Hinsicht mit den Erfordernissen einer modernen Gesellschaft im Konflikt.

Die Zivilgesellschaft, das heißt die Summe aller jener sozialen Bereiche, die nicht dem politischen System im engeren Sinne zuzurechnen sind, erscheint wenig geeignet, um die vorhandenen Entwicklungsdefizite durch eine gute Selbstregulierungsfähigkeit einigermaßen zu kompensieren. Die gesellschaftliche Rolle der Eliten ist wenig konstruktiv, und innerhalb der wichtigsten Institutionen der Zivilgesellschaft mangelt es vielfach noch an einem nationalen Grundkonsens in Bezug auf Werte, Normen und Spielregeln.

Auch das Steuersystem weißt erhebliche Mängel auf. Zum einen ist es zu komplex und zum anderen voller Schlupflöcher. Von den 530 größten Nicht-Finanzunternehmen zahlten im Jahr 1998 die Hälfte überhaupt keine Einkommenssteuer, und das Aufkommen der anderen Hälfte belief sich nur auf 3 Mrd. US$, davon zahlten z.B. die großen Automobilhersteller nur 40 Mio. 30 von 60 Banken zahlten ebenfalls keine Einkommessteuer. In Brasilien herrscht eine florierende Schattenwirtschaft, die generell keine Steuern und meist auch keine Sozialabgaben zahlt.

4.1 Politische Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien

Die ausgezeichneten deutsch-brasilianischen Beziehungen sind politisch,

wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich breit verankert. Gemeinsame

Auffassungen zu globalen Fragestellungen ließen die bilateralen Beziehungen zu

einer strategischen Partnerschaft wachsen. Im gemeinsamen Aktionsplan vom

Februar 2002 unterstrichen beide Länder ihre Entschlossenheit, die

Zusammenarbeit weiter auszubauen und vereinbarten langfristige Zielsetzungen,

die auch über das bilaterale Verhältnis hinausgehen. Die Beziehungen sind

eingebettet in die biregionale strategische Partnerschaft zwischen der EU und den

Staaten Lateinamerikas und der Karibik (LAK).

Der bilaterale politische Austausch ist breit angelegt und umfasst auch die Themen

Menschenrechte, Umweltschutz, Schutz indigener Völker und

entwicklungspolitische Zusammenarbeit. In vielen Fragen auf der internationalen

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Allgemeine Daten Seite 22

Agenda, so z.B. hinsichtlich der Reform des Systems der Vereinten Nationen, der

internationalen Abrüstungspolitik, der Fortentwicklung des internationalen

Strafrechts und der internationalen Strafgerichtsbarkeit, aber auch beim Bekenntnis

zum Ausbau des multilateralen Systems der internationalen Zusammenarbeit liegen

die Standpunkte von Brasilien und Deutschland eng beieinander. Dies zeigt sich im

gemeinsamen Einsatz für eine Reform der Vereinten Nationen. Besondere

Aufmerksamkeit widmen sowohl Deutschland wie auch Brasilien dem

wissenschaftlich-technologischen und dem kulturellen Austausch. Beiträge

deutscher Einwanderer bis in die Gegenwart werden ausdrücklich anerkannt. Es

besteht eine Vielzahl von Brücken zwischen Nicht-Regierungsorganisationen in

beiden Ländern.

Zu einer Intensivierung der ohnehin guten Beziehungen kam es in den frühen

neunziger Jahren. Zwei Besuche von Bundeskanzler Kohl (1991 und 1996), ein

erster Besuch von Staatspräsident Cardoso (1995), ein weiterer Gegenbesuch von

Bundespräsident Herzog (1995) sowie eine bis dato nicht gekannte Zahl

gegenseitiger Minister- und Abgeordnetenbesuche haben den Beziehungen eine

neue Qualität gegeben. Präsident Cardoso traf Bundeskanzler Gerhard Schröder im

April 1999 in Bonn. Am 13. und 14. Februar 2002 besuchte Bundeskanzler Schröder

mit einer großen Unternehmerdelegation Brasilien. Der neue Staatspräsident Lula

besuchte Deutschland als erstes europäisches Land vier Wochen nach seinem

Amtsantritt im Januar 2003,. Seither haben sich die Kontakte weiter vertieft. 2003

und 2004 haben mehrere Parlamentarier- und Ministerreisen auf beiden Seiten

stattgefunden. Im November 2003 stattete Bundespräsident Rau Brasilien einen

offiziellen Besuch ab, Bundesaußenminister Fischer im November 2004.

4.2 Wirtschaftsbeziehungen

Brasilien ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika. Die

deutschen Exporte nach Brasilien beliefen sich 2004 auf 4,654 Mrd. EUR (2003:

4,095 Mrd. EUR), die Importe aus Brasilien auf 4,588 Mrd. EUR (2003: 3,853 Mrd.

EUR). Brasilien liegt damit als Abnehmerland deutscher Waren auf Platz 29 und als

Lieferland auf Platz 26. Der Bestand der deutschen Direktinvestitionen im Jahr 2001

betrug 8,249 Mrd. Euro. Deutschland ist damit der drittgrößte Auslandsinvestor in

Brasilien, dies bei allerdings in den letzten Jahren stark gesunkenem Anteil an

neuen Auslandsinvestitionen in Brasilien. Die deutsche Beteiligung an den

brasilianischen Privatisierungen der letzten Jahre (insbesondere

Telekommunikation, Bankenwesen) macht nicht einmal 1% aus. Die Bereiche

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Allgemeine Daten Seite 23

Energie und Wasser, für die sich deutsche Unternehmen stärker interessiert haben,

wurden von weiterer Privatisierung vorläufig ausgenommen.

Wichtig ist, dass die bereits in Brasilien tätigen ca. 800 deutschen

Tochterunternehmen zunehmend reinvestieren. Einschließlich der Re- und der

Drittlandinvestitionen haben die Investitionen deutscher Unternehmen ca. 20 Mrd.

USD erreicht. Seit Anfang 2004 ist auch eine Wiederzunahme der Neuinvestitionen

feststellbar.

Wichtigste bilaterale Wirtschaftsabkommen sind:

Seeverkehrsvertrag vom 04.04.1979 mit 2. Zusatzprotokoll vom 18.11.1992

Investitionsschutz- und -fördervertrag vom 21.09.1995

(Ratifikationsverfahren von Brasilien allerdings ausgesetzt).

Die deutsche Außenwirtschaft hat in Brasilien drei gut ausgestattete Deutsch-

Brasilianische Industrie- und Handelskammern mit Sitz in Sao Paulo, Rio de Janeiro

und Porto Alegre (Südbrasilien). Die wichtigste deutsche Außenhandelskammer in

Sao Paulo hat umfangreiches Material für den deutschen Exporteur bereitgestellt.

Es gibt u. a. die Broschüren. "Export nach Brasilien", "Ihr Einstieg in Brasilien"

"Gewerblicher Rechtsschutz". Generell gilt, dass ausländische Investoren bei der

Schaffung von zusätzlichem Industriepotenzial gern gesehen werden. Im

Infrastrukturbereich soll Privatkapital im Rahmen von Public-Private-Partnerships

mobilisiert werden. Ein entsprechendes Gesetz wurde vom Kongress Ende 2004

verabschiedet.

Während des Besuches von Bundeskanzler Schröder im Februar 2002 wurde eine

brasilianisch-deutsche Initiative für die Kooperation im Infrastruktur- und

Energiebereich vereinbart. Auf den 20. Wirtschaftstagen Deutschland / Brasilien in

Hamburg, Ende Juni 2002, wurde dazu eine spezielle Arbeitsgruppe gegründet, die

sich aus Vertretern von Wirtschaft und Regierung beider Seiten zusammensetzt. Im

November 2002 hat sie ein umfangreiches Investitionsprogramm verabschiedet.

Ansprechpartner sind der BDI und das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.

Vom 20. bis 22.06.2004 fanden in Stuttgart die 22. Deutsch-Brasilianischen

Wirtschaftstage unter dem Motto "Wachstum und Investitionen – Prioritäten für

Deutschland und Brasilien" statt. Die Wirtschaftstage wurden wie in den

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Allgemeine Daten Seite 24

vergangenen Jahren vom BDI und dessen brasilianischer Partnerorganisation CNI

veranstaltet. Der brasilianische Minister für Entwicklung, Industrie und Außenhandel,

Luiz Fernando Furlan und die Parlamentarischen Staatssekretäre Dr. Ditmar Staffelt

(BMWA) und Matthias Berninger (BMVEL) waren unter den ca. 400 Teilnehmern

aus Politik und Wirtschaft. Die große Resonanz zeigte die Bedeutung, die beide

Länder den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen beimessen. Strategisch wichtige

Wirtschaftsfragen wie "Wachstum und Investitionen", "Infrastruktur und Energie"

sowie "Agribusiness" wurden in Panels eingehend erörtert. Daneben ermöglichten

zahlreiche Branchentreffs (Automobil- und Zulieferindustrie, Maschinenbau,

Ausrüstungen und Informatik, chemische und pharmazeutische Industrie) einen

vertieften Informationsaustausch über aktuelle Entwicklungen.

Parallel zu den Wirtschaftstagen trat am 22. Juni 2004 die Deutsch-Brasilianische

Wirtschaftskommission zu ihrer 31. Sitzung zusammen. Regierungs- und

Unternehmensvertreter erörterten gemeinsam die gesamte Spannbreite der

Wirtschaftsbeziehungen.

Die Arbeitsgruppe "Agribusiness" kam anlässlich der Deutsch-Brasilianischen

Wirtschaftstage in Stuttgart zusammen. Die Leitung liegt auf deutscher Seite beim

Parlamentarischen Staatssekretär Berninger (BMVEL), auf brasilianischer beim

Präsidenten der ABAC (Brasilianische Vereinigung für Agribusiness) und Direktor

der Agrofirma Bunge, Lovatelli. Ein weiteres Treffen der Arbeitsgruppe fand im

Vorfeld der "BioFach" (Brasilien war 2005 Partnerland) am 23.02.2005 in Nürnberg

statt. Auf brasilianischer Seite nahm Landwirtschaftsminister Rodrigues, auf

deutscher Seite der Parlamentarische Staatssekretär im BMVEL, Berninger, teil. Ein

besonderer Schwerpunkt der Diskussion stellten die Biotreibstoffe dar. Auf diesem

Sektor wollen beide Länder künftig verstärkt zusammenarbeiten.

Die 23. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage und die 32. Sitzung der Deutsch-

Brasilianischen Wirtschaftskommission werden vom 3. bis 5. Juli 2005 in Fortaleza

stattfinden.

4.3 Beziehungen Brasilien und EU

Die europäischen Beziehungen mit den lateinamerikanischen Ländern haben sich

gleichmäßig auf subkontinentaler, regionaler und nationaler Ebene entwickelt und

beinhalten neben dem politischen und wirtschaftlichen Dialogen auch diverse

Kooperationsabkommen.

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Allgemeine Daten Seite 25

Auf subkontinentaler Ebene unterhält die EU seit 1987 Beziehungen zu der „Rio

Gruppe“ (Mitglieder sind die meisten Staaten Lateinamerikas sowie der Karibik).

Beziehungen auf regionaler Ebene hat die EU zu Zentralamerika, der Anden-

Gemeinschaft und dem Mercosur.

Grundlage der Beziehungen mit der EU mit dem Ländern des Mercosur

(Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) ist das am 1.Juli 1999 in Kraft

getretene umfassende Rahmenabkommen. Die Zielsetzung des

Rahmenabkommens insgesamt ist die Vorbereitung der Verhandlungen eines

interregionalen Assoziierungsabkommens EU-Mercosur. Damit ist zum ersten Mal

eine Vereinbarung dieser Art zwischen zwei Integrationsräumen abgeschlossen

worden.

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Allgemeine Daten Seite 26

5 Prognose

Trotz zahlreicher positiver Tendenzen in vielen gesellschaftlichen Bereichen

befindet sich Brasilien nach wie vor einer Entwicklungskrise. Diese ist keineswegs

gleichbedeutend mit Stagnation, sondern sie stellt im Gegenteil einen höchst

dynamischen gesellschaftlichen Wandel dar, der unter dem Entwicklungsaspekt

zweischneidig zu beurteilen ist: Auf der einen Seite gibt es in vielen Bereichen

wirkliche Fortschritte, aber auf der anderen Seite summieren sich die ungelösten

Probleme der Vergangenheit mit den ständig nachwachsenden Problemen der

Gegenwart in einem solchen Maß, dass die positiven Tendenzen entwertet und

gefährdet werden. Darüber hinaus kommt ein großer Teil der Bevölkerung mit den

positiven Tendenzen gar nicht oder nur marginal in Berührung.

Versucht man, die vielfältigen Ursachen der brasilianischen Krise nach ihrer

Bedeutung zu bewerten, so sind an erster Stelle der jahrzehntelange Mangel an

verantwortlicher Regierungsführung, die wenig konstruktive Rolle der Eliten und das

hohe Bevölkerungswachstum zu nennen. Demgegenüber erscheinen die durch das

internationale System verursachten Entwicklungshemmnisse weniger

ausschlaggebend zu sein, auch wenn sie konjunkturell erhebliche Auswirkungen

haben können.

Sollte es Brasilien nicht gelingen, die bestehenden Probleme zügig zu lösen, droht

dem Land nach Aussage eines führenden Sozialwissenschaftlers (Hélio Jaguaribe)

ein sozialer Sprengsatz, dessen Brisanz durch einen ebenfalls heranwachsenden

ökologischen Sprengsatz potenziert wird. Um beide zu entschärfen, wären

entscheidende Weichenstellungen in Richtung auf eine soziale und ökologische

Marktwirtschaft erforderlich. Das Bruttoinlandsprodukt müsste jährlich hohe und

stabile Wachstumsraten aufweisen, um die neu heranwachsenden Generationen in

den Arbeitsmarkt zu integrieren, ohne damit den Sockel der bisherigen

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung abzubauen.

Dies ist nur ein Beispiel für zahlreiche andere Probleme, deren Lösung noch nicht in

Sicht ist. Daraus wird deutlich, dass eine Stabilisierung der Krise – und zwar auch

im Falle einer Fortsetzung der gegenwärtigen positive Phase – wahrscheinlicher ist

als ihre Überwindung. Der Dauerdisput zwischen brasilianischen Politikern und

Sozialwissenschaftlern, ob es der Bevölkerung heute besser oder etwas schlechter

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Allgemeine Daten Seite 27

geht als früher, ist eine Haarspalterei, die mit allerlei ideologischen und

methodischen Finessen betrieben wird. Die Wahrheit sollte so schlicht benannt

werden, wie sie ist. Die große Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung lebt nach

wie vor unter miserablen Bedingungen.

Betrachtet man alles das, was eigentlich geschehen müsste, sozusagen synoptisch,

dann besteht in Brasilien vor allem ein großer Bedarf an kollektivem Lernen für die

Überwindung der überkommenden Missstände und den Aufbau einer modernen

Gesellschaft. Kollektives Lernen erfolgt erfahrungsgemäß unkoordiniert, verstreut

und selten in jenem zeitlichen Rhythmus, der einer optimalen Lösung der

anstehenden Probleme angemessen ist. Darüber hinaus gibt es starke

gesellschaftliche Gruppen, die sich diesem Lernprozess verweigern, weil er im

Konflikt mit ihren Interessen steht. Trotz möglicher Entwicklungsschübe wird

Brasilien daher auf absehbare Zeit vermutlich ein dynamisches hoch entwickeltes

Entwicklungsland bleiben, in dem der Fortschritt in den modernen Sektoren

gleichzeitig mit zahlreichen akuten Krisen und Konflikten in anderen Sekttoren

ablaufen wird.

Ein positiver Aspekt sollte zum Schluss hervorgehoben werde: Die Regierung unter

Fernando Henrique Cardose hat endlich den notorischen Mangel an

verantwortlicher und umsichtige Regierungsführung überwunden, soweit die

Exekutive betroffen ist, und damit eine wesentliche Ursache für die anhaltende

Unterentwicklung abgestellt.

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Literaturverzeichnis

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Erklärung

Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und alle von mir benutzten Quellen und Hilfsmittel angegeben habe. Wörtliche und sinngemäße Zitate habe ich als solche gekennzeichnet. Ich habe diese Arbeit keiner anderen Stelle oder keiner anderen Person im Rahmen einer Prüfung vorgelegt.

Ort, Datum Unterschrift


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