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Kuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. www ... 2018...em inar ,V stlu g I z - rung e,D ok m t...

Date post: 15-Sep-2020
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Rundbrief aus der Gedenkstätte Kuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. www.thaelmann-gedenkstaette.de i i n n h h a a l l t t S S e e i i t t e e 2 2 Konsum statt Gedenken? Niemals! S S e e i i t t e e 3 3 In eigener Sache S S e e i i t t e e 4 4 - Abrüsten statt Aufrüsten - Jörg Kronauer in der GET S S e e i i t t e e 5 5 & & 6 6 18. August 2017 in der GET Buchvorstellung: Mord ohne Sühne S S e e i i t t e e 7 7 Ernst Thälmann und die Novemberrevolution S S e e i i t t e e 8 8 Der Tisch mit zwölf Stühlen S S e e i i t t e e 9 9 Er hat es uns vorgelebt zum Tod von Ludwig Baumann S S e e i i t t e e 1 1 0 0 Das Boot „Charlotte“ S S e e i i t t e e 1 11 1 - Forschen in der GET - Kommt nach Heideruh S S e e i i t t e e 1 1 2 2 Kontakt zur Gedenkstätte: Impressum Adresse Öffnungszeiten Nr 51 / 2018 Lesen Sie bitte weiter auf Seite 2 M itten in Hamburgs Innenstadt befindet sich der ehemalige Sitz der Ordnungspolizei, der Gestapo, der Kriminal- und Sicherheits- polizei und weiterer Polizeidienststellen des 3. Reiches. Von 1933 bis 1943 war hier das Zentrum des Nazi-Terrors in Hamburg und weiten Teilen Nord- deutschlands. Im Jahr 2009 stellte der Senat endlich fest, welch große Bedeutung dieses Gebäudeensemble an der Stadthaus- brücke für die Gedenkstättentopografie der Stadt hat, und formulierte aus- drücklich die Notwendigkeit, hier „ein wurdiges Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherr- schaft in Hamburg“ zu etablieren. Bedauerlich ist allerdings, dass damals beim Verkauf des Gebäudes aus die- sem Wunsch keine verbindlichen Vor- gaben geworden sind. Einen eigenen Gestaltungsanspruch haben die poli- tisch Verantwortlichen damals ohne Not aus der Hand gegeben.Wie ein würdiger Gedenkort konzipiert und aus- gestaltet werden soll, wurde offen ge- lassen. Als der Immobilieninvestor Quantum das Gebäue 2009 erwarb, musste er sich im Kaufvertrag lediglich dazu ver- pflichteten einen „Lernort mit unter- schiedlichen Inhalten (Ausstellung, Seminare, Veranstaltungen, Inszenie- rungen, Dokumentationen)“ zu realisie- ren (Drs. 19/4555). Hierfür waren lt. Kaufvertrag und Bauantrag des Inves- tors eine Ausstellungsfläche von mehr als 750 qm vorgesehen. Allerdings ist heute selbst von dieser vagen Vorgabe und den überschauba- ren 750 qm nicht mehr viel übrig: Wer am 2. Mai 2018 zur Stadthausbrü- cke 8a kommt und die Ladenfläche be- tritt, die einst ein Gedenkort an Widerstand und Verfolgung in Ham- burg werden sollte, findet sich in einer Buchhandlung mit angeschlossenem Café und einer 70 qm-Gedenkecke wieder. In dieser Ecke haben 40 Stühle Platz, als Ausstellungsfläche bleiben 13 lau- fende Meter Wandfläche. FotoIGET Eröffnung des „Ortes der Erinnerung in den Stadthöfen“ Ein würdiger Gedenkort an Widerstand und Verfolgung im Stadthaus sieht anders aus Wir bleiben dabei: Konsum statt Gedenken? Niemals!
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Page 1: Kuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. www ... 2018...em inar ,V stlu g I z - rung e,D ok m t i)“z ls - ren(Ds .19/4 5) Hi fü wa lt K auf vert g nB sI - tors eine Ausstellungsfläche

Rundbrief aus der

GedenkstätteKuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. www.thaelmann-gedenkstaette.de

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SSeeii ttee 22Konsum statt Gedenken?

Niemals!

SSeeii ttee 33In eigener Sache

SSeeii ttee 44 - Abrüsten statt Aufrüsten

- Jörg Kronauer in derGET

SSeeii ttee 55 && 6618. August 2017 in der GET

Buchvorstellung:Mord ohne Sühne

SSeeii ttee 77Ernst Thälmann und die

Novemberrevolution

SSeeii ttee 88

Der Tisch mit zwölf Stühlen

SSeeii ttee 99

Er hat es uns vorgelebtzum Tod von Ludwig Baumann

SSeeii ttee 1100Das Boot „Charlotte“

SSeeii ttee 1111- Forschen in der GET

- Kommt nach Heideruh

SSeeii ttee 1122Kontakt zur Gedenkstätte:

ImpressumAdresse

Öffnungszeiten

Nr 51 / 2018

Lesen Sie bitte weiter auf Seite 2

Mitten in Hamburgs Innenstadtbefindet sich der ehemaligeSitz der Ordnungspolizei, der

Gestapo, der Kriminal- und Sicherheits-polizei und weiterer Polizeidienststellendes 3. Reiches. Von 1933 bis 1943 warhier das Zentrum des Nazi-Terrors inHamburg und weiten Teilen Nord-deutschlands.

Im Jahr 2009 stellte der Senat endlichfest, welch große Bedeutung diesesGebäudeensemble an der Stadthaus-brücke für die Gedenkstättentopografieder Stadt hat, und formulierte aus-drücklich die Notwendigkeit, hier „einwurdiges Gedenken an die Opfer dernationalsozialistischen Gewaltherr-schaft in Hamburg“ zu etablieren.

Bedauerlich ist allerdings, dass damalsbeim Verkauf des Gebäudes aus die-sem Wunsch keine verbindlichen Vor-gaben geworden sind. Einen eigenenGestaltungsanspruch haben die poli-tisch Verantwortlichen damals ohneNot aus der Hand gegeben.Wie einwürdiger Gedenkort konzipiert und aus-gestaltet werden soll, wurde offen ge-lassen.

Als der Immobilieninvestor Quantumdas Gebäue 2009 erwarb, musste ersich im Kaufvertrag lediglich dazu ver-pflichteten einen „Lernort mit unter-schiedlichen Inhalten (Ausstellung,Seminare, Veranstaltungen, Inszenie-rungen, Dokumentationen)“ zu realisie-ren (Drs. 19/4555). Hierfür waren lt.Kaufvertrag und Bauantrag des Inves-tors eine Ausstellungsfläche von mehrals 750 qm vorgesehen.

Allerdings ist heute selbst von dieservagen Vorgabe und den überschauba-ren 750 qm nicht mehr viel übrig:Wer am 2. Mai 2018 zur Stadthausbrü-cke 8a kommt und die Ladenfläche be-tritt, die einst ein Gedenkort anWiderstand und Verfolgung in Ham-burg werden sollte, findet sich in einerBuchhandlung mit angeschlossenemCafé und einer 70 qm-Gedenkeckewieder.

In dieser Ecke haben 40 Stühle Platz,als Ausstellungsfläche bleiben 13 lau-fende Meter Wandfläche.

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Eröffnung des „Ortes der Erinnerung in den Stadthöfen“Ein würdiger Gedenkort an Widerstand und Verfolgung

im Stadthaus sieht anders ausWir bleiben dabei: Konsum statt Gedenken? Niemals!

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

21 Hamburger Kommunistinnen und Kommunisten

Biogramme politisch verfolgter 1933 - 1945

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Anläßlich des40. Jubiläums der

Gedenkstätte Ernst Thälmann im August 2009 veröffentlicht.

Die Biogramme wurdenvon Ursel Hochmuth,Hans Joachim Meyer,

Uwe Scheer und Ewald Stiefvater

erarbeitet

Die Broschüre ist für 3,50 € über die Gedenkstätte zu beziehen

Wie hier die verschiedenen Aspekteder Verfolgung angemessen dargestelltund darüber hinaus ein angemessenesGedenken an den Hamburger Wider-stand ermöglicht werden soll, bleibt un-vorstellbar. Weil nach dieser Planungvon außen kaum zu erkennen wäre,worum es hier gehen soll, wurde in denletzten Wochen noch schnell einSchaufenster mit einer Installation umeinen historischen Schreibtisch herumgeplant, die an die Gestapo-Verhöreerinnern soll.

Trotzdem behaupten sowohl Quantumals auch die Behörde für Kultur undMedien als Vertreterin der Stadt Ham-burg, der Investor habe seine Verpflich-tung aus dem Kaufvertrag – einenwürdigen Gedenkort an Verfolgung undWiderstand zu errichten und zu betrei-ben – erfüllt.

Mit dieser peinlichen Provinzpossebleibt Hamburg deutlich hinter anderenStädten zurück: Münster, Berlin, Mün-chen, Nürnberg, Köln, Düsseldorf …Nach Jahrzehnten des Verdrängensund beschweigens wurden dort in denletzten dreißig Jahren in Gebäuden, dieähnlich wie das Stadthaus in Hamburg,Hauptquartiere des organisierten Nazi-Terrors waren, moderne und ange-messene Dokumentations- undErinnerungsorte geschaffen.Das öffentliche Interesse, das dieseStätten finden, ist groß: allein 2017 be-suchten z. B. mehr als eine MillionMenschen die Topographie des Terrorsin Berlin.

In Hamburg entsteht nun in dem Ge-bäude, wo schon in der Kaiserzeit diepolitische Polizei ihren Sitz hatte, undwo von 1933 bis 1943 der systemati-sche Nazi-Terror in weiten Teilen Nord-deutschlands organisiert wurde, derwohl luxuriöseste Konsumtempel derStadt, der unter dem Motto „Hommagean das Leben“ vermarktet wird.

- Dass dort die Deportationen der Ham-burger Jüdinnen und Juden, Sinti undRoma geplant und vorbereitet wurden,- dass dort die Hamburger Polizeibatail-lone aus Hamburg, Bremen undLübeck für den Einsatz im Ver-nichtungskrieg organisiert und einge-setzt wurden,

- dass dort unzählige mutige Men-schen, die sich der Nazi-Herrschaft ent-gegenstellten, brutal gefoltert wurden,- dass dort der Leidensweg von politi-scher Gegner*innen, Zeugen Jehovas,Homosexueller und als Asoziale Stig-matisierte in die Konzentrationslagerbegann, das alles taucht in der Quan-tum-Image-Kampagne auf der Seitewww.stadthoefe.de nach wie vor mitkeinem Wort auf.

Neben peinlichen Textpassagen, die inbemühtem Plattdeutsch-Französischüber das herannahende „UnendlichePlaisir“ aufklären, finden sich zur Ge-schichte des Hauses nur dürre Wortewie: „Die Gebäude sind in den Jahren1888 bis 1916 als Sitz der HamburgerVerwaltung entstanden - bis zum Som-mer 2013 wurden diese von der Be-hörde für Stadtentwicklung und Umweltgenutzt.“

Ein solcher Umgang mit dem histori-schen Erbe bedeutet eine unerträglicheBanalisierung von Terrorherrschaft,Vernichtungskrieg und Völkermord undeine Verhöhnung der Opfer.Auf die Spitze getrieben wird dies miteiner Aufschrift, die auf drei Oberlich-tern der ehemaligen Folterkeller aufge-bracht ist: „Kopp hoch, Chérie“

Wären die Verbände der Opfer und An-gehörigen der Verfolgten des Nazire-gimes rechtzeitig an der Entwicklungeines würdigen Gedenkortes im Stadt-haus beteiligt worden, wäre es niemals

zu einem derart instinktlosen Ergebnisgekommen.

Die Initiative Gedenkort Stadthaus istempört, dass dem von der Kulturbe-hörde eingeladenen „Runden Tisch“und der danach erfolgten Berufungeines Beirats keinerlei Bereitschaft zu-grunde lag, an dem unwürdigen Kon-strukt eines „Dreiklangs ausBuchhandlung, Café und Ausstellung“noch irgendetwas Substanzielles zuändern.

Wir bleiben dabei: Hamburg brauchteinen zentralen Dokumentations- undErinnerungsort an Verfolgung und Wi-derstand in der zentralen Stätte desNazi-Terrors. Dass sich die Freie undHansestadt Hamburg dieser Forderungüber Jahrzehnte entzogen hat, darfkeine Begründung dafür sein, es auchweiterhin zu tun.

Wir werden unsere Forderung auchweiterhin an die Stadt, an den Investorund Projektentwickler Quantum sowiean die inzwischen zum Mehrheitsei-gentümer gewordenen ÄrztlichenVersorgungswerke von Mecklen-burg-Vorpommern, Niedersachsenund Sachsen-Anhalt richten und erwar-ten entsprechende Entscheidungen.

Wir nehmen den Triumph des Kommer-zes über die Erinnerung nicht hin:

Konsum statt Gedenken? Jamais!

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

2 Bände im Schuber, 1184 Seiten

Verlag Wiljo Heinen 32,00 EUR

in eigener Sachein eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

seit unserer letzten Ausgabe ist,wie derHamburger sagt, viel Wasser die Elbeheruntergeflossen.

Dafür ist unser Rundbrief aber auch gutgefüllt mit Informationen, Nachrichtenund Artikeln.

Bereits auf der ersten Seite ein Themadas skandalös ist, aber das Umgehenin unserer Stadt und des HamburgerSenats, mit der Zeit des Faschismuswiderspiegelt.

Das Nutzen einer fürchterlichen Ein-richtung während der Zeit des Faschis-mus, das Stadthaus, einst nicht nurZentrale der Gestapo,hier wurde derTerror gegen Andersdenkende, Ge-werkschafter, Kommunisten, Sozialde-mokraten, Juden, Sinti und Romaorganisiert. Soll jetzt ein Konsumtem-pel werden... Mehr auf den Seiten einsund zwei.

Wir berichten über den Besuch vonJörg Kronauer in der Gedenkstätte, mitder Buchvorstellung: „Meinst Du die Russen wollen Krieg?“

Wir berichten von der Veranstaltungzum 73. Jahrestag der ErmordungErnst Thälmanns.

Und berichten aus dem Leben ErnstThälmanns, in dem Artikel „Dann gohtwi to Foot“.....Ernst Thälmann und die Novemberre-volution.

Und vieles mehr......

Ich danke allen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern, für die geleistete Arbeitbei der Erstellung des Rundbriefes be-sonders Norbert, der weder Mühe nochZeit gescheut hat, auch damit, michimmer wieder zu erinnern!

Ich möchte auch allen danken

die uns mit Rat und Tat zur Seite

standen, unseren Spendern,

dem Förderverein, und denen,

die dazu beigetragen haben,

dass unsere Gedenkstätte

auch weiterhin finanziell über die

Runden kommen wird.

Auch in diesem Jahr werden wir natür-lich wieder eine Gedenkveranstaltungzum diesmal 74.Jahrestag der Ermor-dung Ernst Thälmanns durchführen.

Im nächsten Jahr begehen wir am18.August den fünfzigsten Jahrestagunserer Gedenkstätte.

Nicht, dass der Hamburger Senat es 25Jahre verhinderte, für ein Mitglied ihrerBürgerschaft und des Berliner Reichs-tages von den Faschisten ermordeteneine Gedenkstätte zu errichten, Nein,auch heute im Jahre 2018 wird nichtsvom Hamburger Senat getan um dieGedenkstätte Ernst Thälmann finan-ziell zu unterstützen.

Die Erinnerung in der Mahn-und Ge-denkstätte des KZ Buchenwald wurdenach 1989 fast beseitigt, und auf dieNachfrage, warum, erklärte man einemBesucher aus Hamburg, das Thälmannhier ja kein Häftling gewesen sei, erwurde ja hier nur ermordet....

Es gibt in dieser Stadt,Stolpersteine,eineviel zu kleine Erinnerungsstätte imStadthaus, einen Ehrenhain in Ohls-dorf, selbst die KZ Gedenkstätte Neu-engamme, alles entstand nur aufDruck der Hinterbliebenen.Das ist kein Ruhmesblatt für den Ham-burger Senat.

Die Unterlagen in der Gedenkstätte

Ernst Thälmann sind unersetzliche

Zeugnisse in einer Zeit von AfD,

Pegida, NSU und einer

Gesellschaft, die immer mehr nach

rechts tendiert.

Aufgebaut von den Verfolgten des Fa-schismus und mit Hilfe von Freundenaus vielen sozialistischen Staaten,kämpft die Gedenkstätte Ernst Thäl-mann weiter gegen Faschismus vonGestern und Heute, gegen Verfolgungvon Flüchtlingen und für eine ehrlicheGeschichtsaufklärung. Man kann dieGeschichte verfälschen, aber mankann sie nicht ändern.

Auch im nächsten Jahr werden wir vielzu tun haben; wir bereiten uns schonjetzt auf die Feierlichkeiten zum 50. Be-stehen vor.

Was natürlich in diesem Zusammen-hang nicht fehlen darf, ist noch einmalmeine Bitte an alle zu unserer finanziel-len Unterstützung.

Spendet für die Gedenkstätte, auchwenn`s weh tut. Und wenn es nur ist,um an den Dorn Ernst Thälmann imFleisch der Hamburger Bürgerschaft zuerinnern.

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

Ich möchte zum Erhalt der Gedenkstätte beitragen

und Mitglied des Fördervereins werden

Name

Vorname

Straße

PLZ/Ort

E-Mail

Meinen Beitrag zahle Ich:

monatlich

vierteljährlich

halbjährlich

jährlich

Mindestbeitrag 5€(möglichst per Dauerauftrag)

Kontoverbindung und Adresse auf Seite 12

An dieser Stelle möchten

wir uns bei allen

Spenderinnen und

Spendern bedanken, diedurch ihre Unterstützung

den Erhalt und die

Weiterführung der

Gedenkstätte

Ernst Thälmann

ermöglichen und damiteinen wichtigen Beitrag zur antifaschistischen Kultur

in Hamburg leisten

D a n k e

Die Bundesregierung plant, die Rüs-tungsausgaben nahezu zu verdoppeln,auf zwei Prozent der deutschen Wirt-schaftsleistung (BIP). So wurde es inder NATO vereinbart.

Zwei Prozent, das sind mindestensweitere 30 Milliarden Euro, die im zivi-len Bereich fehlen, so bei Schulen undKitas, sozialem Wohnungsbau, Kran-kenhäusern, öffentlichem Nahverkehr,Kommunaler Infrastruktur, Alterssiche-rung, ökologischem Umbau, Klimage-rechtigkeit und internationaler Hilfe zurSelbsthilfe.Auch sicherheitspolitisch bringt eineDebatte nichts, die zusätzlich Unsum-

men für die militärische Auf-rüstung fordert.Stattdessen brauchen wirmehr Mittel für Konfliktpräven-tion als Hauptziel der Außen-und Entwicklungspolitik.

Militär löst keine Probleme.Schluss damit. Eine anderePolitik muss her.

Damit wollen wir anfangen:MilitärischeAufrüstung stoppen, Spannungen ab-bauen, gegenseitiges Vertrauen auf-bauen, Perspektiven für Entwicklungund soziale Sicherheit schaffen, Ent-spannungspolitik auch mit Russland,verhandeln und abrüsten.

Diese Einsichten werden wir überall inunserer Gesellschaft verbreiten. Damitwollen wir helfen, einen neuen KaltenKrieg abzuwenden.

Keine Erhöhung der Rüstungsausga-ben – Abrüsten ist das Gebot derStunde

Keine Erhöhung der Rüstungsausgaben –

Abrüsten ist das Gebot der Stunde

Auch die GET unterstütztden Aufruf. Die Unterschrif-tenlisten liegen in der Ge-denkstätte aus

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○○

Am 15. Juni war der in London lebendeSoziologe und Journalist Jörg Kronauerzu einer Buchvorstellung in der Ge-denkstätte. Das von ihm geschriebeneBuch trägt den Titel „Meinst du die Rus-sen wollen Krieg?“

Zunächst zeichnete Kronauer die Ent-wicklung seit 1990 auf, und hier spe-ziell die Jelzin-Ära in Russland. Zudieser Zeit hat es von russischer Seitedurchaus den Wunsch gegeben, derNATO beizutreten, was vom Westen al-lerdings nie gewollt war.

Der Autor verwies auf den inzwischenverstorbenen Präsidentenberater Brze-zinski, der vor der Entstehung eines„Eurasien“ gewarnt hatte. Russland hatnach 1991 versucht, an die westlichenStrukturen anzudocken – erst an dieNATO, dann an die EU; als ihm beidesverweigert wurde, hat es begonnen, ei-gene Weltpolitik zu betreiben.

Es folgten die Nato– Osterweiterung,die „Farbenrevolu-tionen“ und Sank-tionen. Kronauer ze ich-nete d i e Strängeder US-amerikani-schen, deutschenund russischen Außenpolitik nach,d i e schließlich in den zweiten KaltenKrieg mündeten.

Der BuchautorJörg Kronauer in der Gedenkstätte

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

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Am 18.August 2017 fand die Ge-

denkveranstaltung zum 73. Jah-

restag der Ermordung Ernst

Thählmanns vor und in der Gedenk-

stätte statt.Wir dokumentieren hier die

Reden des Vorsitzenden Hein Pfohl-

mann sowie die Rede von Christine

Melcher für den Landessprecher*in-

nenrat der Kommunistischen Plattform

Niedersachsen der Partei DIE LINKE:

Notwendiger denn je.........!

Ernst Thälmann wurde von den Fa-schisten im KZ Buchenwald am 18. Au-gust, heute vor 73 Jahren, auf direktenBefehl Hitlers ermordet.Aus diesem Grund haben wir unsheute vor dem Wohnhaus der FamilieThälmann versammelt.

Bis zu seiner Verhaftung im Jahre 1933war Ernst Thälmann regelmäßig hierbei seiner Familie und als Bürger-schaftsabgeordneter vor Ort, hier ginger in seiner knapp bemessenen Freizeitmit der Familie am Alsterufer spazie-ren, ging an der Ecke, im späteren MonMartre kegeln oder Skat kloppen, erging unter die Hafenarbeiter, in die Fa-briken und zu den Frauen auf denMarkt, um ihre Meinung zu hören, ihreGedanken zu verstehen.

Nicht nur die der Genossen aus derPartei, auch die der Mitbürger. Er sagteaber ihnen auch die selbige, wenn siefalsch lagen. Manche sagen ihm heutenach, er war ein Bauer, doch wer dieBerichte der Menschen, die ihn kann-ten liest ( die meistens im tiefsten Ham-burger Platt geschrieben),wirdverstehen, wer der Mann, derMensch Ernst Thälmann war.

Er war nicht nur Politikerer, war Ge-nosse und vor allem Mensch. Deswe-gen lernte er aus der Geschichte, denndie Gefahr ist damals wie heute nichtgebannt. In diesem Jahr 2017 jährt sichzum hundertsten Mal der Tag, an demdie Große Sozialistische Oktoberrevo-lution in Russland begonnen hat.

2019 jährt sich aber auch zum neun-zigsten Mal der Tag an dem die Führerder jungen Kommunistischen ParteiDeutschlands, Rosa Luxemburg undKarl Liebknecht, von faschistischenFreikorpsbanditen ermordet wurden.

2019 jährt sich aber auch der Tag derGründung unserer Gedenkstätte zumfünfzigsten Mal. Daten, die immer in Erinnerung bleibenmüssen !

Ernst Thälmann war einer derjenigender die Erinnerung an Karl und Rosagenauso in seinen Reden hervorhob,wie den Glauben an den Sieg der gro-ßen russischen Revolution.

Der Kampf der Sow-jetunion gegen denFaschismus, die Be-freiung der besetz-ten Länder vomHitlerfaschismusund ihr Sieg wirdheute in der Bun-desrepublik v e r -s c h w i e g e n ,verfälscht, umge-schrieben, relati-viert oder verdreht.Aus den Wider-standskämpfernvon damals undden Opfern sollenheute Täter wer-den.

Der Anteil derKommunisten ander Befreiung vomFaschismus, der gemeinsame Wider-stand von Kommunisten, Sozialdemo-kraten und Christen wird heuteweitgehend in der Geschichtsschrei-bung totgeschwiegen und nur noch dersogenannte militärische Widerstandum Stauffenberg und den 20. Juli zuge-lassen...

Gerade Angesichts der sich immermehr verschärfenden Rechtsentwick-lung in unserem Land,dem Einzug derAfD in die Länderparlamente, ist un-sere Gedenkstätte wichtiger denn je.

Die Gedenkstätte Ernst Thälmann hates sich zur Aufgabe gemacht, anhandvon Originaldokumenten, Akten undFotografien sowie ihrer Dauerausstel-lung, die Geschichte so darzustellen,wie sie wirklich war. Das ist heute, wo es keine gleichwer-tige Institution in Deutschland, wennnicht in Europa gibt, notwendiger dennje sie zu erhalten.

Im Geiste ErnstThälmanns zu wir-ken im Kampf gegenFaschismus, Neofa-schismus und Krieg !

Diese Gedenkstätteist kein Museum wiemanche gerne be-haupten, sie ist vorallem eineKommunis t i scheGeschichtswerkstattund die zahlreichenAnfragen in Bezugauf unser Archivmeistens von Bür-gerlichen, zeigt,dass sie dann dochimmer noch wasdazu lernen.

Denn bei uns stehtes anders im Geschichtsbuch.Dies bedarf natürlich auch finanziellerMittel.

Am 18.August 2005, anlässlich des 61.Jahrestages der Ermordung ErnstThälmanns, also heute vor 12 Jahren,gründeten wir deshalb in Hamburgeinen Förderverein, um diese Gedenk-stätte auch weiterhin zu erhalten.

Die finanzielle Sicherung zum Erhaltder Gedenkstätte ist „ notwendiger denje....!“

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

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Liebe Genossinnen und Genossen,sehr geehrte Gäste,

Stimme und Faust der Nation – dieseWorte aus dem Thälmann-Lied habenwir in diesem Jahr für unsere Schleifegewählt, um an unseren „Teddy“, wie erliebevoll genannt wurde, zu erinnern.Heute vor 73 Jahren wurde er im KZBuchenwald heimtückisch ermordet.Unter größten Entbehrungen, immerder Gefahr für Leib und Leben ausge-setzt, blieb er uns treu und hielt standund 40 Jahre lang wurde sein Ver-mächtnis im ersten deutschen Arbeiter-und Bauernstaat erfüllt:

* Aktionseinheit der Arbeiterklasse* Regierungsgewalt, die von den Werk-tätigen, nichtvon Imperialisten ausgeht– und- *eine Volksarmee, die ihrem Namenalle Ehre machte, die zur Verteidigungder Errungenschaften einer friedlieben-den Bevölkerung ausgebildet wurde,die niemals auch nur einen Fußbreit inandere Länder gesetzt hat, um „deut-sche Interessen“ zu vertreten, wieheute die Bundeswehr am „Hindu-kusch“, am Horn von Afrika, in Malioder auf dem Mittelmeer.

Aber wir, die wir uns heute hier zusam-mengefunden haben und alle friedlie-benden Menschen auf der ganzen Welthaben ein Vermächtnis, ThälmannsVermächtnis.Das heißt zuallererst: Frieden schaffen, Frieden in Afghanistan, Frieden in Irak,Frieden im Mittleren Osten, Frieden inder Ukraine, Frieden in Afrika in Süd-amerika und überall, wo Menschen für ihre Rechte kämpfen, heißt auch:Yankee-Hände weg von Venezuela, Kuba undNordkorea! und das heißt auch heutenoch immer:

sofortige Freilassung von AbdullahÖcalan sowie aller politischer Gefange-nen.Deshalb fordern wir von der Bundesre-gierung die Aufhebung des Terrorismu-sparagraphen und die sofortigeBeendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr.Rot Front!KPF Niedersachsen der Partei DIE LINKE

Für den LandessprecherINNENrat:Christine Melcher

Als Abschluss desProgramms am18.August hielt

Ralph Dobrawa, der Ver-fasser der Broschüre»Mord ohne Sühne“ inder Gedenkstätte einenVortrag über die Ver-schleppung der Straf-verfolgung gegen dieMörder Ernst Thäl-manns.

Der Gothaer Rechts-anwalt schilderte die Ermittlungen zur Er-schießung Ernst Thälmanns in der Nachtvom 17. zum 18. August 1944 im Konzen-trationslager Buchenwald.

Eng verbunden mit der Strafverfolgungwar der Rechtswissenschaftler und AnwaltProf. Kaul und seinen Bemühungen, dieMörder von Ernst Thälmann vor Gerichtzu bekommen.

Nach mehrfacher Einstellungdes Verfahrens durch diewestdeutsche Justiz standschließlich ab November 1985der frühere SS-Mann Wolf-gang Otto vor Gericht. 1988wurde er trotz eindeutigerZeugenaussagen freigespro-chen.Die Broschüre „Mord ohneSühne“, in der die Geschichteder Strafverfolgung ausführlichbeschrieben wird, bekommt manin der Gedenkstätte Ernst Thäl-mann Hamburg oder unter :

Ralph Dobrawa: Mord ohne Sühne.Die Verschleppung der Strafverfol-gung gegen die Mörder Ernst Thäl-manns.

AG von Verbänden des OstdeutschenKuratoriums beim Landesverband DieLinke, Erfurt 2017, 40 Seiten, Schutz-gebühr zwei Euro. Bezug: JochenTraut, Robert-Koch-Str. 25, 98527Suhl, Tel.: 03681/707402

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

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Es ist eine literarische Gestaltung,der wir das Titelzitat entnehmen.Thälmann sei, so die Kurzge-

schichte von Willi Bredel, Leiter einerGruppe von Arbeitern gewesen, die1919 die Bremer Räterepublik gegendas anrückende Freikorps Gerstenbergverteidigen wollten. Am Bahnhof ange-langt, konnten sie aber keinen Zug be-kommen, weil die Zugführer streiktenund niemanden: die Freikorps wie auchdie revolutionären Arbeiter nicht, beför-dern wollten. Der oben zitierte Aus-spruch sei Thälmanns wutentbrannte,aber entschlossene Reaktion gewesen.(1)

Anders als noch bis in die 50er Jahreunter anderem von Bredel selbst ver-mutet (2) war Thälmann zum Zeitpunkt,als die Revolution Hamburg am 4. und5. November 1918 erreichte, nicht vorOrt. Er entfernte sich am 9. Novemberzusammen mit seinen Kameraden vonder Front, der Kaiser hatte abgedankt,die Republik war ausgerufen worden.

An der Front hielt den Soldaten Thäl-mann nichts. Bereits seit 1914 hatte ersich an der Verteilung illegaler Flugblät-ter an die Soldaten, der Kursierung vonFlugschriften gegen den Krieg, der ers-ten und vorerst einzigen Ausgabe derInternationale von Rosa Luxemburgund Franz Mehring, den Spartakusbrie-fen von Liebknecht und anderen, aberauch der Bremer Bürgerzeitung derdortigen Linksradikalen an der Frontbeteiligt.(3)

Thälmann kommt am 11. November inHamburg an und erfährt dort von denAuseinandersetzungen innerhalb desHamburger Arbeiter- und Soldatenrats,zwar war der Vertreter der Linksradika-len, Heinrich Laufenberg zum Vorsit-zenden gewählt worden. Gleichzeitigfand sich dieser aber in all seinen lin-ken Phrasen nicht fähig oder bereit,dem Treiben der rechten Sozialdemo-kraten ein Ende zu bereiten oder dembürgerlichen Senat die Macht abzuneh-men.

Thälmanns Auftritte im Groß-Hambur-ger Arbeiter- und Soldatenrat haltensich demzufolge in Grenzen, schnellkonzentriert er sich wieder auf die Or-ganisation von Arbeitern, ohne dassdiese organisiert, geschult, geleitetwerden, würde das mit der Revolutionnichts werden.

Die Differenz zwischen den Worten undden Taten der Linksradikalen allgemeinund Laufenbergs im besonderen, derinzwischen mit seiner Gruppe zu einerGruppe der Silvester 1918/1919 ge-gründeten KPD geworden war, derensektiererisches Auftreten, die Isolationbezüglich der Wahlen zur Hamburgi-schen Bürgerschaft und die Abkehr vongewerkschaftlicher Arbeit ließen Thäl-mann in der USPD bleiben.

Hier wirkte er als Organisator, Referentund Redner, so bei Trauerkundgebunggegen die Ermordung von Karl Lieb-knecht und Rosa Luxemburgs im Ja-nuar 1919 im Anschluss an dieJanuarkämpfe.

Ende Januar 1919 trug sich dann dasEreignis zu, dass Bredel Eingangs lite-rarisch formulierte. Das FreikorpsGerstenberg, unter formellem Oberbe-fehl Noskes, der bereits zuvor nachBremen gefahren war, um dort "fried-lich Ruhe und Ordnung wieder herzu-stellen", marschierte gegen die BremerRäterepublik.

Der Hamburger Arbeiter- und Soldaten-rat beschloss am 29. Januar die Unter-stützung der Bremer Arbeiter,USPD-Rechte wie auch rechte SPD-Führer verzögerten die Ausführung.(4)Die Arbeiter bewaffneten sich selbst,Thälmann organisierte die gewaltsameÖffnung der Waffenkammer. Am Bahn-hof jedoch endete die Unterstützungs-mission.

Das Freikorps stürmte Bremen.DieMehrheitssozialdemokratie unterstütztedie Auflösung der Räte, den Abzug desArbeiter- und Soldatenrates und dieÜbergabe der Macht an die alten Se-natoren. Thälmann war zu dieser Zeitbestrebt, die Revolution noch zu gewin-nen. Auf den Parteitagen der USPDagitierte er für die Beibehaltung undVerfestigung der Räte, für ihre dauer-hafte und flächendeckende Schaffung.Durch sie sollte die Revolution gesi-chert werden.Die war aber verloren. Thälmannwurde im März 1919 in die Hamburgi-sche Bürgerschaft gewählt, war an derAbwehr des Kapp-Putsches als führen-der Funktionär beteiligt und organi-sierte die Zusammenführung derUSPD und der KPD in Hamburg 1920.Bis zum Ende der revolutionären Nach-kriegskrise 1923 kämpfte er, wie diegesamte junge KPD darum, die No-vemberrevolution, in der sie den Sozia-lismus gewollt hatten, nachträglichnoch zu gewinnen.

"Dann goht wi to Foot ..."Ernst Thälmann und die Hamburger Novemberrevolution

Revolutionäre Sicherheitstruppen werden im Hamburger Hafengebiet für den Wachdienst eingeteilt

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

Heute wissen wir, wer die demokrati-schen Kämpfe weitertreiben, Wegezum herankommen an die sozialisti-sche Revolution, Übergänge zum So-zialismus suchen will, der kommt anThälmann und der Schaffung der ein-heitlichen kommunistischen Partei, mitso wichtigen politischen Orientierungenin der nationalen Frage, der Staats-und Imperialismusanalyse, in den Fra-gen von Strategie und Taktik, wie wirsie Thälmann und der Bolschewisie-rung verdanken nicht vorbei.

So sehr auch erst der VII. Weltkon-gress und die Brüsseler Konferenzdiese Orientierung vollendeten undgegen linksradikale Entstellungen ver-teidigten, so baut sie auf Thälmann auf.

Das durchzukämpfen, sich nicht ein-schüchtern oder abbringen zu lassen,immer wieder und mit größter Selbst-verständlichkeit klarzustellen, dass Ge-nossen in bedrängter Lage nicht alleingelassen werden, Solidarität nicht fürSonntagsreden, sondern als praktischeHandlungsanleitung für – im bestenFalle Millionen zu entwickeln, bedarfeiner Haltung, die mit "Dann goht wi toFoot..." richtig umschrieben ist.

Kurt Baumann

(1) Willi Bredel: Unter Türmen undMasten, Geschichte Hamburgs in Ge-schichten. Dortmund 1981, S. 269.(2) Willi Bredel: Ernst Thälmann. EinBeitrag zu einem politischen Lebens-bild, Berlin (Ost) 1948, S. 40.(3) Institut für Marxismus-Leninismusbeim ZK der SED: Ernst Thälmann.Eine Biographie, Frankfurt am Main1979, S. 42ff.(4) Bis hier stimmt die Darstellung beiEberhard Czichon, Heinz Marohn unterMitarbeit von Ralph Dobrawa: Thäl-mann. Ein Report, Band 1: 1886-1933,Berlin 2010, S. 66. Hier beführwortet al-lerdings Thälmann die Unterstützungnur. Thälmanns aktive Beteiligung,unter Bezugnahme auf Zeitzeugenaus-sagen und aktueller Volker Stalmann:Die Revolution 1918/1919 in Hamburg,in: Zeitschrift für Geschichtswissen-schaft 1/2014, S. 5-25, hier S. 22.

Der Tisch mit zwölf Stühlen

Im Rahmen des Monats des Geden-kens Eimsbüttel, veranstaltete dieVVN/BdA Eimsbüttel zusammen mit

der Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V.am 21. April 2018 an dem Mahnmal„Tisch mit zwölf Stühlen“ in Niendorfeine Ehrung und Vorstellung der Wider-standskämpferinnen und Widerstands-kämpfer, deren Namen auf den Stühlenstehen.Das von dem Künstler Thomas Schütte1987 aus Ziegelsteinen gefertigteMahnmal in Niendorf erinnert an Ham-burger Widerstandskämpfer*innen, dievon Tätern des NS-Regimes ermordetwurden. Georg Appel, Clara und Walter Bacher,Rudolf Klug, Curt Ledien, ReinholdMeyer, Hanne Mertens, Ernst Mittel-bach, Joseph Norden, MargarethaRothe, Kurt Schill und Paul Thürey. Derzwölfte, namenlose Stuhl ist uns, denHeutigen zugedacht.

Wie wichtig solche Veranstaltungensind, zeigte ein Vorfall am Rande, alsein Jugendlicher pöbelnd den Nazigrußzeigte. „Erinnern nicht nur um zu erin-nern, wir erinnern, um in Zukunft sowaszu verhindern“ (One Step Ahead, Rap-Projekt aus Steilshoop).

Unter den 30 Anwesenden waren aucheinige Anwohner*innen aus Niendorfgekommen, die nach den Kurzbiogra-phien der oben genannten und noch ei-nigen Biographien von Mitgliedern derHamburger Weißen Rose zum Ab-schluss noch einen emotionalen Teil er-lebten, als Renè Buschmann acapelladas Lied der Edelweißpiraten sang.

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

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Am 05. Juli 2018 ist Ludwig Bau-mann im Alter von 96 Jahrenverstorben.

Er hat sich sein Leben lang für Frieden,Gerechtigkeit und würdiges Gedenkeneingesetzt. Dank seines Wirkens ist nach jahrelan-gem Kampf in Hamburg ein Deserteur-Denkmal errichtet worden, direkt nebendem Kriegsklotz in Hamburg-Dammtor,dort wo er am 13. Dezember 1921 ge-boren wurde.

Die Werbungen der Hitler-Jugendwaren für ihn abstoßend, doch konnteer sich nicht der Zwangsverpflichtungzum Reichsarbeitsdienst und der an-schließenden Einberufung zur Kriegs-marine entziehen. Ludwig freundete sich mit dem Ham-burger Kurt Oldenburg an. Langsamreifte bei den beiden der Entschlussheran, die Kriegsverbrechen nicht mehrmitzumachen. Sie desertierten aus der Wehrmacht. Im Juni 1942 wurden Ludwig und Kurtgefangen genommen und zum Todeverurteilt.Nach 10 monatiger Haft folgte dannKZ-Haft und Strafbataillon, das nann-ten die Nazis „Begnadigung“. SeinFreund Kurt überlebte den Krieg nicht,Ludwig mit viel Glück und Verwundung.Aber auch nach dem Krieg bekam erkeine Anerkennung für seinen Wider-

stand in der Wehrmacht, im Gegenteil.Deserteure galten auch in der Nach-kriegs- BRD als „Nestbeschmutzer“. Er fiel in ein „tiefes Loch“ und war Trau-matisiert.

Als am Anfang der 80 er Jahre dann dieFriedensbewegung größer wurde,bekam er wieder Mut sich zu engagie-ren. Viele Friedensgruppen fordertendamals die Errichtung von Deserteurs-Denkmälern, um auch an den Wider-stand und die Verweigerung einfacherMenschen gegen diesen mörderischen Vernichtungskrieg zu erinnern.

Es ging um ein würdiges Gedenken andie Opfer der NS-Militärjustiz.

Ein langer Kampf um die gesetzlicheRehabilitierung und die Notwendigkeiteiner gesellschaftlichen Debatte ließenLudwig Baumann bis ins hohe Alter aufunzähligen Veranstaltungen immersehr anschauliche Vorträge als Zeit-zeuge halten.

Und es hat sich gelohnt: Das NS-Un-rechtsaufhebungsgesetz von 1998 re-habilitierte Kriegsdienstverweigererund Wehrkraftzersetzer, das erste Er-gänzungsgesetz 2002 pauschal homo-sexuelle NS-Opfer und die Deserteureder Wehrmacht, das zweite NS-Un-rechtsaufhebungsgesetz 2009, schließ-lich auch die wegen Kriegsverratsverurteilten Opfer der NS-Militärjustiz.

Die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, dessen Vorsitzender Lud-wig Baumann war, schreibt in ihremNachruf: „Ohne Ludwig Baumanns

hartnäckiges und zielstrebiges Enga-

gement, das vielfach ausgezeichnet

wurde, wäre diese gesellschaftliche

und politische Rehabilitierung, die eine

– wenn auch marginale – Entschädi-

gung einschloss, nicht zustande ge-

kommen.“

Er hat es uns vorgelebt, dass sich einlebenslanges Kämpfen und engagierenlohnt.

Wer mehr über Ludwig Baumann erfahren möchte, dem empfehlen wir seine Biographie„Niemals gegen das Gewissen“erschienen als Buch und als Hörbuch von ihm selbst gelesen.

Ludwig Baumann 2013 bei einem Vortrag auf Höltigbaum (Foto/GET)

Er hat es uns vorgelebtLudwig Baumann gestorben

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

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Die Bedeutung der heutigen Kon-

ferenz ergibt sich schon aus der

Tatsache, daß zweifelsohne

durch die Bildung der Hitlerregierung

eine solche Zuspitzung des Klassen-

kampfes eingetreten ist, wie wir sie seit

1918 kaum mehr zu verzeichnen hat-

ten ...

So beginnt die Rede, die Ernst Thäl-mann im Februar 1933 im SporthausZiegenhals hielt.Eine Woche nach der Machtübergabean Hitler und der Errichtung der offenenfaschistischen Diktatur in Deutschlandversammelten sich am 7. Februar 1933ca. 40 Mitglieder des ZK der KPD undandere leitende Genossen der Parteizu einer Beschlossenen Tagung desZentralkomitees im Lokal „SporthausZiegenhals“.

Diejenigen, die sich in Ziegenhals tra-fen, waren Menschen, die an den ver-schiedensten Fronten für eine bessereWelt kämpften, eine Welt ohne Ausbeu-tung, Krisen und Krieg.

Auf abgesicherten konspirativenWegen waren die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer dort, unweit der Stadt-grenze von Berlin, angekommen. Undso mussten sie nach der Tagung auchwieder zurück.

Es soll aber an dieser Stelle nicht umdie Inhalte und die Bedeutung der Ta-gung der KPD gehen, sondern um einBoot.

Der Gastwirt des Sporthauses Ziegen-hals, Wilhelm Mörschel, ein Sozialde-mokrat, hatte mehrere Boote am Uferdes Krossinsees liegen und eins davonwar die 1916 gebaute „Charlotte“.

Mörschel schrieb 1946, dass er meh-rere Teilnehmer der illegalen Tagungmit „Charlotte“ über das Wasser zumBahnhof Zeuthen befördert hat.

Nach dem Krieg hat das Boot kaputt imWasser gelegen und wurde dann zu-nächst von Arbeitern des VEBSchwermaschinenbau „HeinrichRau“ geborgen und repariert. Aber„Charlotte“ zerfiel mit den Jahren, sodass Ende der 70‘er Jahre ein Gutach-ter zu dem Schluss kam, das Boot zu

verschrotten und nachzubauen.

Das wurde abgelehnt durch das Institutfür Denkmalpflege der DDR, das dannein Restaurierungskonzept entwickelteund 1982 verwirklichte.„Charlotte“ blieb bis zum Abriss im

Jahre 2010 Bestandteil der „Ernst Thäl-mann-Gedenkstätte-Ziegenhals“.

Nach der Zerstörung der Gedenkstättegab es für das 9,20 Meter lange und1,70 Meter breite Boot keinen Platzmehr. Seit August 2016 fand das Boot„Charlotte“ in der antifaschistischen Er-holungs- und Begegnungsstätte Heide-ruh bei Hamburg einen neuen „Hafen“.

„Der Kampf der vor uns liegt, ist der

schwerste, den die Partei zu bestehen

hat“ sagte Ernst Thälmann in seinerZiegenhals-Rede, und er sollte rechtbehalten. Tausende Kommunistinnenund Kommunisten starben im Kampfgegen den Faschismus.

Was bedeutet da schon ein Boot? Nun, Charlotte ist ein stummer Zeuge,im Gegensatz zu uns, die wir in der Ge-genwart leben und ähnlich wie die Teil-nehmer der Ziegenhalstagung für einebessere Welt kämpften, eine Welt ohneAusbeutung, Krisen und Krieg.

Das Boot „Charlotte“

Der Eingang des Sporthauses, in dem dieTagung stattfand (Modell)

In Heideruh hat „Charlotte“ wieder einen neuen Hafen gefunden (Foto / Rotfuchs)

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

Zahlreiche Dissertationen undVeröffentlichungen haben denArchivbestand und die Bibliothek

der Gedenkstätte genutzt, leider wurdenicht immer die Quelle der zitierten Ori-ginaldokumente ordnungsgemäß an-gegeben.Deshalb ist die Recherche nur nochnach vorheriger Anmeldung und mitUnterstützung unserer Mitarbeiter mög-lich.

Das Archiv umfasst Dokumente zuzahlreichen Personen des Widerstandsund der Arbeiterbewegung aus Ham-burg. Darüber hinaus finden sich hierFlugblätter, Broschüren, Fotos und Pla-kate. Zum Archiv gehören auch dieZeitzeugenberichte, die zum Teil alsTon- und Filmdokumente vorliegen.

Die Bibliothek hat den Schwerpunkt Ar-beiterbewegung.

Hier befinden sich Broschüren undZeitschriften der SPD vor 1900, dieHamburger Bürgerschaftsprotokolleseit dem ausgehenden 19. Jahrhun-dert, Protokolle von Konferenzen derKPD, zusammenfassende Werke zurGeschichte der Arbeiter- und der Arbei-terjugendbewegung, zum Widerstandgegen den Faschismus.

Hier finden sich auch Zeitungen undZeitschriften. So zum Beispiel die HVZ(Hamburger Volkszeitung) bis zum Ver-bot 1956. Weiterhin finden sich hierzahlreiche Ausgaben der Zeitschrift„Beiträge zur Geschichte der Arbeiter-bewegung“.

Als Geschichtswerkstatt erforscht dieGedenkstätte das Wirken der Arbeiter-bewegung in Hamburg, hält Vorträge,veröffentlicht Beiträge und führt Son-derausstellungen durch.

Archiv – Bibliothek – Geschichtswerkstatt

Aktivität, Protest, Widerstand inder Breite der Gesellschaft wer-den nötig sein um die erstarkten

rechten Kräfte in Übersee, Europa undder Bundesrepublik zu bremsen. Antifaschist*innen mussten aus derGeschichte lernen, dass es notwendig ist, trotz Widersprüchen zusammen zuarbeiten um den nationalistischen undwirtschaftlichen Interessen von Rechtsetwas entgegenzusetzen.

Heideruh bietet hierzu zweierlei: So-wohl Erholung vom Kampf und für denKampf als auch Begegnung und Dis-kussion mit Gleichgesinnten jeden Al-ters und - durch unsere Mitarbeitendenund Bewohner aus aller Welt - immerinternationaler.

Wir laden zu vielen verbindenden Ver-anstaltungen wie dem Treffen aller be-freundeten Organisationen oder demSommerfest ein.Viel Freude und „Auf Wiedersehen“ in Heideruh

Bea Trampenauim Namen des Heideruh-TeamsSchreibt,telefoniert oder faxt uns:

Wohn- und Ferienheim Heideruh e.V.Ahornweg 4521244 Buchholz i.d.N. Telefon 04181/8726 Fax 04181/281142 e-mail [email protected]

www.Heideruh.de

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Rundbrief aus der Gedenkstät te

Kuratorium „Gedenkstätte Ernst Thälmann“ e.V.

Ausstellung, Bibliothek, Archiv im Thälmannhaus

Ernst Thälmann-Platz (Hamburg Eppendorf)Tarpenbekstraße 66, 20251 Hamburg

Tel.: 040 / 47 41 84 Fax : 040 / 460 903 23

www.thaelmann-gedenkstaette.deKuratorium@thaelmann-gedenkstaette.de

Öffnungszeiten:Mo.+ Mi. 14.00 - 18.00 Uhr

Do. 10.00 - 13.00 UhrFr.+ Sa. 10.00 - 14.00 Uhr

Gruppenbesuche nach Vereinbarung

Bankverbindung:Postbank Hamburg Kto.: 1337 37 - 204 (BLZ: 200 100 20IBAN: DE 98 2001 0020 0133 7372 04 / BIC:PBNKDEFF

V.i.S.d.P.: Hein Pfohlmann

5 Minuten den Lokstedter Weg entlang

Porzellan-Becher mit Thälmann Aufdruckaus Meissen 10 €

Der neue Flyer

vermittelt informationen über die Gedenkstätte.

Hier gibt es Literaturhinweise,eine Kurzbiographie von Ernst Thälmann,

Infos über die Ausstellung und die Bibliothek sowie das Archiv.

Der Flyer ist in der GET erhältlich

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Das Team der Gedenkstätte Ernst Thälmann


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