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Künzler und Sauber News 2010-2

Date post: 29-Mar-2016
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Künzler und Sauber News 2010-2
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Künzler & Sauber News 2010 19 Wer den Namen Jaguar ausspricht, kommt nicht umhin, in einem Atemzug auch Sir William Lyons zu nennen. 50 Jahre lang ist die Geschichte des „very britischen“ Automobilherstellers unzertrennbar mit diesem Mann verbunden. 1920 bringt der Zufall den neunzehnjährigen Lyons mit dem Seitenwagenbauer William Walmsey zusammen. Gemeinsam gründen sie die Swallow Sidecar Company. Dabei harmonisierten von Anfang an Lyons Geschäftstüchtigkeit und Walm- seys Technikverstand. Zu Beginn der Unternehmenskarriere beschränkte sich das Unternehmen auf die Anfertigung von Spezialkarossen, die vor allem auf eines ausgerichtet waren - schnell zu sein. Der rennsportbegeisterte Lyons war die Antriebsfeder für die Optimierungen bestehender Fahrzeuge wie für den Austin Seven, den Morris Cowles oder den Fiat 509. Doch lange waren die Tüftler mit den Verbesserungen bestehender Fahrzeuge nicht zufrieden, so dass 1931 auf der Londoner Motor Show zwei eigene Modelle vorgestellt wurden. Der SS 1 und SS 2 erregten mit ihrem Design und den hervorragenden Fahreigenschaften großes Aufsehen, zumal solche Leistungen in einem völlig neuen, niedrigen Preis- segment angeboten wurden. Der Name Jaguar tauchte allerdings erst 1935 in Verbindung mit einem Automobil auf und diente der Einführung einer neuen Sportwagenserie. Um den neuen Fahrzeugen mehr als 100 PS zu entlocken, holte sich Lyons den Motorenspezialisten Harry Weslake ins Boot, für die Karosserie war nach wie vor Lyons zuständig. Die Weiterentwicklungen der ersten Jaguar-Modelle führte zum SS 90 und zum SS100, der heute zu den schönsten Sport- wagen der Automobilgeschichte gezählt wird. Um Jaguar als Exklusivmarke zu etablieren, wurde in den 40er Jahren an dem Projekt XK geforscht - als Ergebnis wur- de, wiederum auf der London Motor Show, 1948 der XK 120 vorgestellt. Dieses Fahrzeug begründete den legendären Ruf der Jaguar Automobile endgültig. Das 120 im Namen stand für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Meilen pro Stunde. Das schien der Autowelt erst einmal fast unmöglich - erste Fahrversuche bestätigten dem XK 120 aber tatsächli- che 126 Meilen. Um auch den amerikanischen Limousinenmarkt zu erobern, wurde 1950 der MK VII vorgestellt, welcher dem Unternehmen binnen weniger Wochen ein Bestellvolumen von mehr als 30 Millionen britischen Pfund bescherte und damit dem Unternehmen die finanzielle Flexibilität für weitere innovative Entwicklungen ermöglichte. So entstand im Sportwagenbereich im Jahr 1954 der XK 140, der, nunmehr auf 190 PS erstarkt, den XK 120 ablöste. 1958 folgte bei den Limousinen mit dem MK IX ein erneuter Paukenschlag. Servolenkung und Scheibenbremsen und der 3,8 l Motor des inzwischen zum XK 150 gewordenen Sportwagen, sicherten Jaguar einen festen Platz im Club der Nobelautohersteller. Doch auch im Segment der „Familienwagen wollte Jaguar mitmischen. Der 1955 erschienene Jaguar Compact Saloon deckte mit einem 2,4 l Motor dieses Segment ab. Nach anfänglichen Absatzproblemen dieses Fahrzeuges und Kritik an der Motorisierung reagierte Lyons und spendierte dem Wagen einen 3,4 l Motor, der vorab im Rennsport eingesetzt wurde. Spätestens mit dem MK 2 im Jahr 1959 beendete Lyons auch die letzte Kritik an den Jaguar Automobilen. Das Fahrzeug überzeugte nicht nur vom Design, sondern bediente mit einer umfangreichen Motorenpalette von 2,4 l bis 3,8 l Motoren auch sowohl das Klientel der „braven“ Limousineninteressenten als auch der sportlich ambitionierten Kunden. Die enor- men Fahrleistungen brachten dem MK 2 den Spitznamen „Business Man´s Express“ ein und empfahlen das Fahrzeug auch als Polizeifahrzeug. Um einen Fuß in den Markt der britischen Monarchie und des Geldadels zu bekommen, über- nahm Jaguar 1960 die Daimler Motor Company, die seinerzeit als offizielle Hausmarke des britischen Königshauses war. Fortan gab es parallel zu den Jaguar - Modellen auch immer aufgewertete Daimler- Schwestermodelle. 1961 setzte sich Lyons selbst ein Denkmal - er stellte auf dem Genfer Autosalon den E-Type vor. Dieser Wagen setzte für die 60er Jahre den Maßstab des technisch Möglichen und optisch Atemberaubendsten. Ende der 60er legte Jaguar mit dem zeitlos eleganten XJ 6 eine Familienlimousine nach, die, auf Fordern des amerika- nischen Marktes nach mehr Leistung, auch mit dem 12 Zylinder-Motor des E-Type gebaut wurde. Damit setzte Jaguar wieder einen innovativen Meilenstein im Automobilbau, denn der XJ 12 war der erste Serienzwölfzylinder Europas nach dem zweiten Weltkrieg. Der XJ 12 war auch gleichzeitig Lyons letztes Meisterwerk, bevor er sich 1972 zur Ruhe setzte - inzwischen zum Sir geadelt. In den folgenden Jahren büsste Jaguar einen Großteil seines Image ein. Grund dafür war die Zugehörigkeit zur Bri- tish-Leyland-Gruppe, die den innovativen Anspruch Lyons nicht halten konnte. Erst 1980 mit der Reprivatisierung und der Übernahme durch John Egan wurde Jaguar wieder zu dem, was es unter Lyons war - ein Unternehmen mit dem Anspruch, schnelle und extravagante Automobile zu bauen. Ende der 80er Jahre wurde Jaguar in die Ford Gruppe integriert, behielt aber seine Eigenständigkeit in der Entwicklung der Modelle. Die XJ Serie wurde komplett überarbeitet und sorgte für eine Verbesserung des unter Leyland stark angeschlagenen Image der Marke. Auch im Sportwagenseg- ment durfte Jaguar dann wieder Akzente setzen. Mit dem XK8, der als legitimer Nachfolger des E-Type bezeichnet wird, lieferte Jaguar erneut ein Fahrzeug ab, das technisch und optisch Maßstäbe setzte. Mit dem 1999 vorgestellten S-Type gelang es Jaguar, sein Image als Hersteller unzuverlässiger Fahrzeuge komplett abzulegen. Neben der zuverlässigen Technik des S-Type sorgte vor allem das „eigene Gesicht“ in der Masse der immer konformer aussehenden Mittelklasse-Limousinen für den Erfolg des Modells. Ein weiterer Schritt in die positive Richtung markierte 2001 der X-Type. Mit ihm gelang es Jaguar erstmals in seiner Geschichte, mehr als 100.000 Fahrzeuge eines Modells zu verkaufen. Ein weiteres Novum im Jahr 2003. Ein bis dahin für unbrechbar gehaltenes Tabu - ein Dieselmotor in einem Jaguar, wurde gebrochen. Und im Jahr 2004 wurde diesem Novum noch die Krone aufgesetzt - der weltweit erste Jaguar Kombi wurde in der X-Type-Klasse eingeführt. Mit der Einführung des Jaguar XF im Jahr 2008 wurde ein neues Zeitalter eingeläutet und designmässig wurden neue Massstäbe gesetzt. Der XF hat sich weltweit zum Verkaufsschlager entwickelt. 2009 wurde der mit Spannung erwartete Jaguar XJ vorgestellt, welcher als neues Flaggschiff der Jaguar Flotte fungiert. Jaguar plant in Zukunft eine Modelloffensive welche die Traditionsmarke noch weiter nach vorne bringen wird. JAGUAR GESCHICHTE
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Page 1: Künzler und Sauber News 2010-2

Künzler & Sauber News 2010 19

Wer den Namen Jaguar ausspricht, kommt nicht umhin, in einem Atemzug auch Sir William Lyons zu nennen. 50 Jahre lang ist die Geschichte des „very britischen“ Automobilherstellers unzertrennbar mit diesem Mann verbunden. 1920 bringt der Zufall den neunzehnjährigen Lyons mit dem Seitenwagenbauer William Walmsey zusammen. Gemeinsam gründen sie die Swallow Sidecar Company. Dabei harmonisierten von Anfang an Lyons Geschäftstüchtigkeit und Walm-seys Technikverstand. Zu Beginn der Unternehmenskarriere beschränkte sich das Unternehmen auf die Anfertigung von Spezialkarossen, die vor allem auf eines ausgerichtet waren - schnell zu sein. Der rennsportbegeisterte Lyons war die Antriebsfeder für die Optimierungen bestehender Fahrzeuge wie für den Austin Seven, den Morris Cowles oder den Fiat 509.

Doch lange waren die Tüftler mit den Verbesserungen bestehender Fahrzeuge nicht zufrieden, so dass 1931 auf der Londoner Motor Show zwei eigene Modelle vorgestellt wurden. Der SS 1 und SS 2 erregten mit ihrem Design und den hervorragenden Fahreigenschaften großes Aufsehen, zumal solche Leistungen in einem völlig neuen, niedrigen Preis-segment angeboten wurden. Der Name Jaguar tauchte allerdings erst 1935 in Verbindung mit einem Automobil auf und diente der Einführung einer neuen Sportwagenserie. Um den neuen Fahrzeugen mehr als 100 PS zu entlocken, holte sich Lyons den Motorenspezialisten Harry Weslake ins Boot, für die Karosserie war nach wie vor Lyons zuständig. Die Weiterentwicklungen der ersten Jaguar-Modelle führte zum SS 90 und zum SS100, der heute zu den schönsten Sport-wagen der Automobilgeschichte gezählt wird.

Um Jaguar als Exklusivmarke zu etablieren, wurde in den 40er Jahren an dem Projekt XK geforscht - als Ergebnis wur-de, wiederum auf der London Motor Show, 1948 der XK 120 vorgestellt. Dieses Fahrzeug begründete den legendären Ruf der Jaguar Automobile endgültig. Das 120 im Namen stand für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Meilen pro Stunde. Das schien der Autowelt erst einmal fast unmöglich - erste Fahrversuche bestätigten dem XK 120 aber tatsächli-che 126 Meilen. Um auch den amerikanischen Limousinenmarkt zu erobern, wurde 1950 der MK VII vorgestellt, welcher dem Unternehmen binnen weniger Wochen ein Bestellvolumen von mehr als 30 Millionen britischen Pfund bescherte und damit dem Unternehmen die finanzielle Flexibilität für weitere innovative Entwicklungen ermöglichte. So entstand im Sportwagenbereich im Jahr 1954 der XK 140, der, nunmehr auf 190 PS erstarkt, den XK 120 ablöste.

1958 folgte bei den Limousinen mit dem MK IX ein erneuter Paukenschlag. Servolenkung und Scheibenbremsen und der 3,8 l Motor des inzwischen zum XK 150 gewordenen Sportwagen, sicherten Jaguar einen festen Platz im Club der Nobelautohersteller. Doch auch im Segment der „Familienwagen wollte Jaguar mitmischen.Der 1955 erschienene Jaguar Compact Saloon deckte mit einem 2,4 l Motor dieses Segment ab. Nach anfänglichen Absatzproblemen dieses Fahrzeuges und Kritik an der Motorisierung reagierte Lyons und spendierte dem Wagen einen 3,4 l Motor, der vorab im Rennsport eingesetzt wurde.

Spätestens mit dem MK 2 im Jahr 1959 beendete Lyons auch die letzte Kritik an den Jaguar Automobilen. Das Fahrzeug überzeugte nicht nur vom Design, sondern bediente mit einer umfangreichen Motorenpalette von 2,4 l bis 3,8 l Motoren auch sowohl das Klientel der „braven“ Limousineninteressenten als auch der sportlich ambitionierten Kunden. Die enor-men Fahrleistungen brachten dem MK 2 den Spitznamen „Business Man´s Express“ ein und empfahlen das Fahrzeug auch als Polizeifahrzeug. Um einen Fuß in den Markt der britischen Monarchie und des Geldadels zu bekommen, über-nahm Jaguar 1960 die Daimler Motor Company, die seinerzeit als offizielle Hausmarke des britischen Königshauses war. Fortan gab es parallel zu den Jaguar - Modellen auch immer aufgewertete Daimler- Schwestermodelle. 1961 setzte sich Lyons selbst ein Denkmal - er stellte auf dem Genfer Autosalon den E-Type vor. Dieser Wagen setzte für die 60er Jahre den Maßstab des technisch Möglichen und optisch Atemberaubendsten.

Ende der 60er legte Jaguar mit dem zeitlos eleganten XJ 6 eine Familienlimousine nach, die, auf Fordern des amerika-nischen Marktes nach mehr Leistung, auch mit dem 12 Zylinder-Motor des E-Type gebaut wurde. Damit setzte Jaguar wieder einen innovativen Meilenstein im Automobilbau, denn der XJ 12 war der erste Serienzwölfzylinder Europas nach dem zweiten Weltkrieg. Der XJ 12 war auch gleichzeitig Lyons letztes Meisterwerk, bevor er sich 1972 zur Ruhe setzte - inzwischen zum Sir geadelt.

In den folgenden Jahren büsste Jaguar einen Großteil seines Image ein. Grund dafür war die Zugehörigkeit zur Bri-tish-Leyland-Gruppe, die den innovativen Anspruch Lyons nicht halten konnte. Erst 1980 mit der Reprivatisierung und der Übernahme durch John Egan wurde Jaguar wieder zu dem, was es unter Lyons war - ein Unternehmen mit dem Anspruch, schnelle und extravagante Automobile zu bauen. Ende der 80er Jahre wurde Jaguar in die Ford Gruppe integriert, behielt aber seine Eigenständigkeit in der Entwicklung der Modelle. Die XJ Serie wurde komplett überarbeitet und sorgte für eine Verbesserung des unter Leyland stark angeschlagenen Image der Marke. Auch im Sportwagenseg-ment durfte Jaguar dann wieder Akzente setzen. Mit dem XK8, der als legitimer Nachfolger des E-Type bezeichnet wird, lieferte Jaguar erneut ein Fahrzeug ab, das technisch und optisch Maßstäbe setzte.

Mit dem 1999 vorgestellten S-Type gelang es Jaguar, sein Image als Hersteller unzuverlässiger Fahrzeuge komplett abzulegen. Neben der zuverlässigen Technik des S-Type sorgte vor allem das „eigene Gesicht“ in der Masse der immer konformer aussehenden Mittelklasse-Limousinen für den Erfolg des Modells. Ein weiterer Schritt in die positive Richtung markierte 2001 der X-Type. Mit ihm gelang es Jaguar erstmals in seiner Geschichte, mehr als 100.000 Fahrzeuge eines Modells zu verkaufen. Ein weiteres Novum im Jahr 2003. Ein bis dahin für unbrechbar gehaltenes Tabu - ein Dieselmotor in einem Jaguar, wurde gebrochen. Und im Jahr 2004 wurde diesem Novum noch die Krone aufgesetzt - der weltweit erste Jaguar Kombi wurde in der X-Type-Klasse eingeführt.

Mit der Einführung des Jaguar XF im Jahr 2008 wurde ein neues Zeitalter eingeläutet und designmässig wurden neue Massstäbe gesetzt. Der XF hat sich weltweit zum Verkaufsschlager entwickelt.

2009 wurde der mit Spannung erwartete Jaguar XJ vorgestellt, welcher als neues Flaggschiff der Jaguar Flotte fungiert. Jaguar plant in Zukunft eine Modelloffensive welche die Traditionsmarke noch weiter nach vorne bringen wird.

JAGUAR GESCHICHTE

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