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Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Date post: 11-Jan-2016
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Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen. Ingo Vogl Karin Unterluggauer. Psychosoziale Krisen. Definition. Krisendefinition. In der Fachliteratur findet man h ä ufig eine Definition nach Gerald Caplan (1961) … - PowerPoint PPT Presentation
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Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen Ingo Vogl Karin Unterluggauer
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Page 1: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Krisenintervention bei Kindern und JugendlichenIngo VoglKarin Unterluggauer

Page 2: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Psychosoziale Krisen

Definition

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Krisendefinition

In der Fachliteratur findet man häufig eine Definition nach Gerald Caplan (1961)…

Unter Krise ist eine „akute Überforderung eines gewohnten Verhaltens- respektive Copingsystems durch belastende äußere oder innere Erlebnisse zu verstehen.“

Page 4: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Psychosoziale Krisen

Definition von Reiter & Strotzka (1977)

"Als psychosoziale Krisen können bezeichnet werden:

vorwiegend akute Ereignisse und/oder Erlebnisse,

die überraschend eintreten,

in der Regel einen Verlust mit sich bringen,

den Charakter des Bedrohlichen haben, da sie Ziele und Werte in Frage stellen;

Page 5: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Psychosoziale Krisen

von Angst, Insuffizienzgefühlen und Hilflosigkeit

begleitet sind,

Entscheidungen und Anpassungsleistungen in relativ kurzer Zeit erzwingen,

dabei die Problembewältigungskapazität aufs äußerste beanspruchen bzw. überfordern;

deren Ausgang ungewiß ist und die

die Chance zur Neuorientierung bieten."

Page 6: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Rolle der Bewertung

Als Ergänzung ist der Ansatz von Ulich (1987) wichtig, der die subjektive Bewertung betont…

Rolle der Einschätzung der Situation und der Bewältigungsmöglichkeiten und

subjektiven Bewertung/ Bedeutung für das Individuum

Rolle der Bewertung

Page 7: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Bewältigung von Krisen

Sonneck (1998) beschreibt bestimmte Einflussfaktoren für die Bewältigung von Krisen…

Krisenanlass, Konflikt

Vulnerabilität und Disposition

Subjektive Bedeutung und Bewertung

vorhandene Ressourcen: sozial, materiell, etc.

Wahrnehmen von Hilfsmöglichkeiten

Reaktion der Umwelt

Ausmaß sozialer Integration

Page 8: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Krise im beruflichen Kontext

Dynamik von Krisensituationen stellt hohe Anforderungen an die HelferInnen.Krisensituationen sind gekennzeichnet durch…

Charakteristika wie Unkontrollierbarkeit, Unvorhersehbarkeit der Entwicklung, Mehrdeutigkeit sowie Antizipation von negativen Konsequenzen (Mason, 1968).Hohe eigene emotionale BetroffenheitNotwendigkeit Entscheidungen zu treffenGroßer ZeitdruckInformationsmangel…

Page 9: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Kinder und Trauma

Page 10: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauma

Was ist ein Trauma? Ist es dasselbe für Kinder und Erwachsene?

Typische Reaktionen? Dieselben für Kinder und Erwachsene?

Page 11: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauma (Fischer & Riedesser)

Trauma erzeugt eine Lücke zwischen

wahrgenommener Bedrohung

und der Fähigkeit diese zu bewältigen

Page 12: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Wichtige Fragen, die sich daraus ergeben

In welchem Ausmaß hat das Kind die Bedrohung wahrgenommen?

Welche Möglichkeiten der Bewältigung hat das Kind wahrgenommen?

Page 13: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauma (Fischer & Riedesser)

Dies führt zu einer Erschütterung der

Grundannahmen über Selbst und Welt

Page 14: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Grundannahmen (Janoff-Bulman)

Gutartigkeit der Welt „Die Welt um mich herum ist ein sicherer Ort.“ „Nur wer unvorsichtig

ist, dem passiert etwas.“

Sinnhaftigkeit der Welt „Die Welt ist gerecht.“ „Personen verdienen was sie bekommen und sie

bekommen was sie verdienen“

Selbstwert

„Ich kann notwendige Dinge selbst tun.“ „Ich kann meine Familie beschützen“

Diese Grundannahmen hängen eng mit unserem Gefühl der Verwundbarkeit zusammen

Page 15: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Grundannahmen, Basic assumptions (Janoff-Bulman)

Gestörtes Grundvertrauen in Welt und Bezugspersonen

(verstärktes Zuwendungsbedürfnis)

Erschütterung von Grundwerten (erhöhtes Informationsbedürfnis)

Erschütterter Selbstwert (Bedürfnis nach Wiedererlangung von Kontrolle)

Page 16: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Akute Belastungsreaktion- in und unmittelbar nach der Krise

Definition laut ICD 10:

Emotionale Taubheit und Dissoziation

Bewusstseinseinengung und Desorganisiertheit

Überwältigung

Übererregtheit

Page 17: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Symptomatik der PTBS – Besonderheiten bei Kindern (Tabelle v. Weinberg

2005)

Allgemein gültig Spezifisch für Kinder

Übererregung:

Schlafstörungen

Reizbarkeit und Wut

Konzentrationsschwierigkeiten

Hypervigilanz

Übertriebene Schreckreaktionen

Nächtliches Aufwachen

Angst vor dem Zubettgehen

Hyperaktivität

Ungehorsam und Aggressivität

Extreme und schnelle Stimmungswechsel

Provokation von körperl. Strafen und anderen Schmerzen

Page 18: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Symptomatik der PTBS – Besonderheiten bei Kindern (Tabelle v. Weinberg

2005)

Allgemein gültig Spezifisch für Kinder

Wiedererleben

Beständig traumabezogene Affekte

Intrusive Erinnerungen

Träume mit wiedererkennbarem Inhalt

Reinzsenzierung im Handeln

Posttraumatisches Spiel

Wiederinszenierung im Spiel

Alpträume mit/ohne spezifischen Inhalt

Page 19: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Symptomatik der PTBS – Besonderheiten bei Kindern (Tabelle v. Weinberg

2005)

Allgemein gültig Spezifisch für Kinder

Vermeiden

Vermeidung von Gedanken, Gefühlen, Gesprächen, Aktivitäten, Erinnerungen

Vermindertes Interesse

Entfremdungsgefühle

Eingeschränkte Affekte

Eingeschränkte Körperwahrnehmung

Hoffnungslosigkeit

Abflachung der allg. Reagibilität

Eingeschränkte Spielfähigkeit

Vermeiden von Ruhephasen

Sozialer Rückzug

Verlust v. Entwicklungsfähigkeiten

Regression

Leben in heilen Phantasiewelten

Gefühl ständiger Langeweile und Leere

Page 20: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Zusatzsymptome bei Kindern

RegressionAggressionTrennungsangst, KlammernRückzug

Page 21: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Warum zittere ich immer noch?

Übersetzung: Was ist akuter Stress?

Erste Antwort: „Das ist Stress. Wenn man in Gefahr ist, dann macht der Körper sich bereit für Kampf oder Flucht und das Zittern kommt von der Energie, die noch übrig ist.“

Page 22: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Warum kann ich nicht schlafen?

Übersetzung: Was ist andauernder Stress?

Erste Antwort: „Das macht der Stress. Das, was Sie erlebt haben, war so bedrohlich, dass der Körper besonders viel Stresshormone ausgeschüttet hat und diese nur langsam wieder abbauen kann. Das kann ein paar Tage dauern, bis du wieder gut schlafen kannst. Das ist eine sehr häufige Reaktion.“

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Warum sehe ich die Bilder?

Übersetzung: Wie funktioniert das Gedächtnis?

Erste Antwort: „Du siehst die Bilder, weil das Gehirn sie nicht richtig abspeichern kann. Unsere Erinnerung schützt uns vor Gefahren in der Zukunft und weil diese gefährliche Situation so neu ist, speichern wir erst mal alles ab. Erst wenn wir wieder in Sicherheit sind, fangen wir an zu sortieren. Die Bilder zeigen, dass du versuchst, die Erfahrung einzusortieren.“

Page 24: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Warum kann ich mich nicht erinnern?

Übersetzung: Wie funktioniert das Gedächtnis?

Erste Antwort: „Ich weiß nicht, warum du dich nicht erinnern kannst, das kann verschiedene Ursachen haben. Aber viele Leute können sich an den einen oder anderen Moment in solchen belastenden Situationen nicht erinnern, weil die Seele sich schützt. Manchmal kommen die Erinnerungen wieder, wenn man wieder in Sicherheit ist oder mit jemandem darüber redet, manchmal kommen sie auch nicht wieder.“

Page 25: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Warum passiert es ständig wieder?

Übersetzung: Was ist ein Flashback?

Erste Antwort (die meist nicht in der Akutphase gegeben wird, da Flashbacks erst in der Zeit nach dem belastenden Ereignis auftreten.): „Die Erinnerung kommt immer wieder, weil sie so bedrohlich war und wir sie nicht einordnen können. Deswegen werden wir von unserer inneren Zeitmaschine immer wieder dorthin zurückgeschickt, um daraus zu lernen, wie wir uns in Zukunft schützen können.“

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Das hat ewig gedauert!

Übersetzung: Was ist Zeitlupenwahrnehmung? Wieso wird die Zeit verändert wahrgenommen?

Erste Antwort: „In belastenden Situationen kommt es manchmal dazu, dass man das Gefühl hat, als würde alles ganz langsam ablaufen, obwohl eigentlich alles ganz schnell geht. Das ist ein normaler Prozess, den jeder kennt. Wenn wir glücklich sind, verfliegt die Zeit viel zu schnell, bei einer Prüfung will sie einfach nicht vergehen.

Bei belastenden Lebenserfahrungen passiert das auch manchmal. Dann erscheint einem alles ganz langsam und wir glauben, wir hätten anders handeln können, aber wir müssen uns klar machen, dass die Zeit in der Realität schneller vergangen ist, so dass eben keine Möglichkeit war, anders zu handeln. Du hast das bestmögliche getan.“

Page 27: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Werde ich jetzt verrückt?

Übersetzung: Ich habe Angst verrückt zu werden. Ist diese Angst begründet?

Erste Antwort:

„Nein, das sind alles Reaktionen, die ich schon oft bei Menschen gesehen habe, die eine belastende Lebenserfahrung machen mussten.“

„Nein, das sind alles normale Reaktionen. Die meisten Menschen, die eine belastende Lebenserfahrung machen, haben diese Reaktionen.“

Page 28: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauer

„Der erste Trost, den wir Erwachseneneinem Kind geben können, ist:

Traurig sein zu dürfen.“(Leist 1982)

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Zum Hinschauen gibt es keine Alternative

Warum soll die Schule trauern?

Viel Zeit in der Schule

Daher wesentlich: Verarbeitung des Todesfalles (egal ob er in der Schule passiert ist oder nicht) nicht auf das zu Hause der Schüler zu verlagern. Getrauert soll dort werden, wo man seine Beziehungen lebt.

Page 30: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Den Kindern und Jugendlichen etwas zumuten heißt,

ihnen etwas zutrauen.

Keine Sache von ExpertenSchule spielt für die Trauerverarbeitung

eine wichtige Rolle. Lehrerinnen und Lehrer können hier mit einfachen Mitteln sehr viel erreichen.Verarbeitung von Trauer geschieht in erster Linie durch

die Auseinandersetzung mit der Situation im Alltäglichen - hier also im Schulalltag.

Page 31: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauer bei Kindern

Je nach Alter und Entwicklungsstand macht sich ein Kind völlig unterschiedliche Vorstellungen vom TodDiese Vorstellungen bestimmen seine Ängste und die Fragen, die es stellen wird

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Besonderheiten kindlicher Trauerreaktionen (Webb, 2005)

Stand der kognitiven Entwicklung –Entwicklung

des Todeskonzepts - erschwert kindliches Verständnis

Können nur begrenzt emotionalen Schmerz

ertragenKönnen nur eingeschränkt Emotionen verbal beschreiben Wollen sich nicht von ihren gleichaltrigen Freunden unterscheidenKönnen ihre Gefühle nur begrenzt verbal, dafür aber besser symbolisch im Spiel ausdrücken

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Womit hat das Kind Schwierigkeiten?

Endgültigkeit (Körperfunktionen, nicht wiederkommen können)Allgemeingültigkeit (auch junge Menschen sterben)Unvermeidbarkeit (Manchmal kann man nichts dagegen tun, dass jemand stirbt)

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Das Vorschulkind (2-7Jahre)

Denkt magisch• Das magische Denken fördert Erklärungen wie: „ich

war nicht brav, deshalb ist meine Mama gestorben“. Das Kind glaubt, dass seine Handlungen den Tod herbeiführen können.

Das Kind denkt der Tod ist wie ein Schlaf• Es kann Angst vor dem Einschlafen entwickeln, es

braucht die Rückversicherung und Erklärung, dass man nicht stirbt wenn man schläft.

Ein Kind in diesem Alter begreift die Endgültigkeit des Todes nicht• Es denkt, dass der Tod rückgängig gemacht werden

kann.

Page 35: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Das Vorschulkind (2-7Jahre)

Das Kind denkt dass einige Körperfunktionen weitergehen (Endgültigkeit). • Auch wenn es das Begräbnis miterlebt, wird es

nicht begreifen, dass der tote Körper im Grab nichts mehr fühlt und wird sich vielleicht Sorgen machen, wie ein Toter atmen kann mit all der Erde über sich oder wie er aufs Klo gehen wird können.

• Es denkt z.B. dass Tote in Kisten unter der Erde leben, die vielleicht untereinander über Gänge verbunden sind. Peter (6 J.) „der Himmel ist ein Ort tief unter der Erde tiefer als jeder Mensch gehen kann, sogar tiefer als ein Bagger graben kann. Dein Körper geht dorthin wenn du tot bist.“

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Das Schulkind (7-11 Jahre)

Kann schon begreifen, dass der Tod endgültig ist (Endgültigkeit)Es kann auch erkennen, dass jeder von uns früher oder später sterben wird (Allgemeingültigkeit). Schulkinder glauben, dass der Tod nur den Alten und Schwachen passiert und dass man, wenn man nur schnell genug laufen kann, dem Tod entkommt. • Sie stellen sich den Tod als Person vor, als Skelett oder als Geist

• Das Kind in diesem Alter ist sehr interessiert am Tod und kann spezifische Ängste entwickeln, die sich auf die Allgemeingültigkeit beziehen. Es begreift nicht, dass der Tod auch frühzeitig eintreten kann oder dass er ihm selbst auch passieren könnte (Allgemeingültigkeit).

.

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Das Kind ab 11 bis 12 Jahren

Beginnt zu begreifen, dass der Tod endgültig ist (Endgültigkeit). Ein Kind ab 11 Jahren kann die konkreten Elemente des Todes verstehen, z.B. dass die Körperfunktionen nicht mehr länger in Kraft sind. Es weiss, dass der Tod jedem Menschen zustoßen wird-und dass auch junge Menschen sterben können (Allgemeingültigkeit). Es hat Schwierigkeiten mit der Unvermeidbarkeit (dass man den Tod manchmal nicht verhindern kann)

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Konsequenzen

Lebens-Abschnitt

Vorherrschendes Todeskonzept (Konsequenzen)

1 Kleinkind Kein Todeskonzept: Suchen und Verzweiflung

2 Vorschulalter Kein Verständnis der Irreversibilität des Todes: Fragen nach dem Verstorbenen, Nicht Verstehen dass er nicht mehr kommt, Schuldgefühle

3 Mittlere bis späte Kindheit

Tod ist irreversibel, beginnendes Verständnis für die Universalität

Angst vor dem Tod (ich könnte sterben, andere könnten sterben) großes Interesse an Todesursachen

4 Pubertät, Jugendalter

Verständnis für Irreversibilität, Universalität. Beginnendes Verständnis der Unvermeidbarkeit des Todes: Kontrafaktisches Denken, Schuldgefühle,…

Page 39: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Akute Trauerreaktionen (Dyregrov, 2002)

Schock und Unglaube

Bestürzung und Widerrede

Apathie und Überwältigung

Fortfahren gewöhnlicher Aktionen

Page 40: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Subakute Trauerreaktionen I(Dyregrov, 2002)

Ängstlichkeit und Angst

Anschauliche, lebendige Erinnerungen

Schlafstörungen

Traurigkeit und Sehnsucht

Page 41: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Subakute Trauerreaktionen II(Dyregrov, 2002)

Wut und ausagierendes Verhalten

Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und

Scham

Probleme in der Schule

Physische Beschwerden

Page 42: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Erste Reaktionen auf Todesnachricht

Viele kleinere Kinder können sich nicht verbal äußern, sie drücken ihre Verwirrung und Wut aktiver aus.

David war neun Jahre alt. Als ich ihm sagte, dass sein Vater tot sei, schlug er auf mich ein. Alles was ich tun konnte war ihn zu halten.

Später rannte er jedes mal weg, wenn jemand erwähnte was passiert war und versteckte sich unter seinem Bett.

Page 43: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Erste Reaktionen auf Todesnachricht

Ältere Kinder kontrollieren sich mehr:Anna (11 Jahre): “Ich ging hinunter ins Schwesternzimmer. Ich war wütend. Dort stand ein Rollstuhl. Ich wollte ihn treten. Aber ich kontrollierte mich. Niemand wusste, wie ich mich fühlte.“

Kinder ab 11 Jahren bewältigen oft durch Ablenkung(z. B.: stundenlanges Starren in den Fernseher, Stereoanlage aufdrehen,. . .)

Page 44: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Wo brauchen Kinder Hilfe?

Beim Verstehen dessen was geschehen ist und des TodesBei der ErinnerungBeim Verstehen und Regulieren der Gefühle

Page 45: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Besonderheiten der Trauer von Jugendlichen

Page 46: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Tod eines Angehörigen

Reagieren mit ganz großer Tapferkeit, fast „cool“

Zeigen keine erkennbaren Anzeichen von Trauer

rasche Wechselmöglichkeit zwischen großen Gefühlen die sie zeigen und dann plötzlich – nichts mehr zu spüren.

Fähigkeit, Trauer zu vertagen.

Angst vor Trauerzwang und verordneten Ritualen.

Respektieren und tolerieren!

Page 47: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Reaktionen

Mitunter Rückzug aus Familie

Jugendliche nehmen Erwachsenen übel, wenn sie zu schnell zur Tagesordnung übergehen.

Gefühl der Einsamkeit

Führt zu Verletzungen, zu Wut und zu Schuldgefühlen – bis hin zu dem Wunsch, selbst sterben zu wollen – auch um auszuloten, wie wichtig sie selbst noch sind.

Page 48: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Grundregeln im Umgang mit trauernden Jugendlichen

Sprechen und Emotionsausdruck fördernZusammenhänge zwischen Ereignis und Reaktionen erklärenErinnerungshilfen gemeinsam ausarbeitenSchuldgefühle beachtenKreativen Ausdruck fördernSupervisionErlaubnis geben zum „Kind sein“, nicht in erwachsene Rollen drängen aber dennoch nicht als Kind behandeln

Page 49: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauerarbeit mit Kindern

Grundregeln:

Helfen Sie dem Kind, den Tod zu begreifen.

Erleichtern Sie das Abschiednehmen (eine Botschaft in den Sarg legen, etc.).

Sprechen Sie ihre eigenen und die Gefühle des Kindes an und normalisieren sie diese.

Page 50: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Trauerarbeit mit Kindern

Lassen Sie das Kind am Begräbnis und allen anderen Familienritualen teilnehmen, wenn es dies wünscht.

Sorgen Sie für adäquate Begleitung.

Zwingen Sie das Kind zu nichts!

Page 51: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Ermutigung zum Fragen stellen

Kinder niemals ausfragen aber offen sein für ihre Fragen- sich von den Fragen der Kinder leiten lassen!!

„Warum hat der Mann in der Schule nicht gelernt gut zu sein?„Warum hat Gott ihn meinen Bruder töten lassen?“„Warum tut das eine Mami?“„Muss ich auch sterben wenn ich zum Zahnarzt gehe?“

Page 52: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Sprechen mit Kindern

Fakten erklären

Emotionen ansprechen

Sicherheit geben

Zugeben, dass man auch nicht alles weiß

Page 53: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Wie spricht man mit Kindern über den Tod?

Schlecht: Papa ist auf eine lange Reise gegangen.Besser: Papa ist bei einem Unfall gestorben. Wir sind alle sehr traurig aber wir werden es zusammen schaffen dass es uns mit der Zeit wieder besser geht.Schlecht: Es ist Gottes Wille oder Gott hat ihn zu sich genommen weil er so gut ist oder er ist im Himmel bei den Engeln.Besser: Großvater ist letzte Nacht gestorben. Wir werden oft an ihn denken. Wir können uns an die guten Dinge erinnern, die wir mit ihm erlebt haben.Schlecht: Großmutter schaut vom Himmel auf dich herunter (es ist besser wenn du brav bist).Besser: Großmutter war sehr sehr alt und ist gestorben. Sie wird in unserer Erinnerung immer bei uns bleiben.Schlecht: Max ist schlafen gegangen (er ist jetzt im Himmel).Besser: Max war sehr sehr krank und die Krankheit hat ihn sterben lassen. Niemand weiß wirklich ob er jetzt im Himmel ist. Manche Leute glauben das, andere nicht.

Page 54: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Kinderfragen (Übung: Fragen weiterentwickeln)

Fragen über FaktenFragen über Fakten (Wie ist meine Mama gestorben? Hat sie Schmerzen gehabt?...)

Fragen über den TodFragen über den Tod (Wie kann Papa im Grab aufs Klo gehen?)

Fragen über GottFragen über Gott (warum hat Gott meine Mama getötet?)

Page 55: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Kinderfragen (Übung: Fragen weiterentwickeln)

Fragen über (eigene) ReaktionenFragen über (eigene) Reaktionen (Warum kann ich nicht weinen? Bin ich schuld dass meine Mama tot ist?)Fragen über das Danach/den HimmelFragen über das Danach/den Himmel („Was kommt nach dem Tod? Wie schaut der Himmel aus?)Fragen über das VergessenFragen über das Vergessen (Werde ich meine Mama vergessen?)

Page 56: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Was Kindern hilft – Grundregeln im Umgang mit Kindern

Offenheit/Fragen zulassenAlltagsroutinenZuwendungHilfe beim Erinnern und Abschiednehmen Abwehr respektierenHandlungsmöglichkeiten

Page 57: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Suizidalität

Page 58: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Vor-Urteile zum Thema Suizid

Mythos: Spricht man jemand auf den Suizid an, bringt man ihn erst auf die Idee sich umzubringen

Wirklichkeit: Die Möglichkeit, Suizidgedanken mit jemanden besprechen zu können, bringt für den Betroffenen meist eine erhebliche Entlastung

Page 59: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Vor-Urteile zum Thema Suizid

Mythos: Wer vom Suizid spricht, tut es nicht („Bellende Hunde beißen nicht“).

Wirklichkeit: Ca. 80% der Menschen, die einen Suizid begehen, kündigen diesen vorher an und geben der Umwelt damit die Chance, ihnen zu helfen.

Page 60: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Vor-Urteile zum Thema Suizid

Mythos: Wer sich wirklich umbringen will, ist nicht aufzuhalten.

Wirklichkeit: Die meisten Suizide werden im Rahmen von akuten Krisen durchgeführt. Die Bewältigung der Krise kann somit auch den Suizid verhindern. Die kann oft sehr kurz sein.

Page 61: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Suizidale Entwicklung

Page 62: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Folgende Fragen sind zu stellen

1) Gehört die betroffene Person einer Risikogruppe an?

2) Besteht eine aktuelle Belastungssituation?

3) Inwieweit ist die suizidale Entwicklung fortgeschritten?

4) Hat die gefährdete Person den Entschluss zum Suizid

bereits gefasst, werden konkrete Suizidgedanken

geäußert? (Abschätzen des bereits erreichten Stadiums der

suizidalen Entwicklung)

5) Inwieweit erscheint eine Person im Gespräch gedanklich

eingeengt? Entsteht das Gefühl, die betroffene Person

emotional nicht mehr zu erreichen? (präsuizidales Syndrom)

Page 63: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

1. Risikoabschätzung

Risikogruppen

Suizidversuche in der Vorgeschichte (Diese werden oft verheimlicht und

damit nicht ernst genommen, auch von den Familien ("Es war nur eine Dummheit").

Menschen mit psychischen Erkrankungen: Depressiven Störungen, Abhängigkeits- und Persönlichkeitsstörungen

Menschen in psychosozialen Krisen

Suizide in der Familie oder im näheren sozialen Umfeld

Menschen mit schmerzhaften, lebensbedrohlichen Erkrankungen vor allem bei chronischem Verlauf

Soziale Isolation: Schwierige soziale Situationen, z. B. Vereinsamung im Alter, Drogenproblematik in der Jugend, Zugehörigkeit zu Randgruppen, und andere Lebensumstände mit erhöhtem Pegel von Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.

Page 64: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

1. Risikoabschätzung

Risikobefindlichkeiten

Gefühle der Niedergeschlagenheit und Resignation

Hilf- und Hoffnungslosigkeit

Fehlen von Perspektiven und Sinn im Leben

vermindertes Selbstwertgefühl

Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen

Ruhelosigkeit

häufiges Grübeln

Verlust der Interessen und des Antriebs

Körperliche Beschwerden ohne organische Befunde

Page 65: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

1. Risikoabschätzung

Risikoverhalten (bei Jugendlichen)

Wesensänderungen

Verändertes Sozialverhalten (Rückzug)

Äußerliche Veränderungen (Vernachlässigung, starke Gewichtszunahme oder –abnahme)

Schulverweigerung, Schwänzen

Leistungsabfall, Unkonzentriertheit

Übermäßige Beschäftigung mit dem Thema Tod

Verstecktes Abschiednehmen

Selbstschädigendes Verhalten

Page 66: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

1. Risikoabschätzung

Risikosignale - direkte oder indirekte Suizidhinweise

Beispiele: "Es wäre wohl besser, ich wäre nicht da". "Mich braucht eh niemand". "Wäre ich nicht, hätte wohl niemand ein Problem". "Manchmal wäre mir lieber, ich wäre tot". u. a.

Ein Großteil der Menschen, die einen Suizid begehen, kündigt diesen vorher an und gibt der Umwelt damit eine Chance, ihnen zu helfen.

Page 67: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

2. Belastungssituation oder Krise

Da die meisten Suizide im Rahmen von Krisen durchgeführt werden, ist die beste Präventionsmaßnahme die Hilfe bei der Bewältigung der jeweiligen Krise.

Risikosituationen sind

Beziehungsprobleme

Verlustereignisse

Kränkungen

Überforderungen privater oder schulischer Natur.

Page 68: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

3. Suizidale Entwicklung (nach Pöldinger)

Es werden außer bei Kurzschlusshandlungen drei Verlaufsstadien beschrieben:

ErwägungAbwägung und AmbivalenzEntschluss

Page 69: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Zeit

Erwägung

Abwägung Entschluss

Suizidale Entwicklung

Page 70: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Erwägung

Suizid wird in Betracht gezogen

PsychodynamischeFaktoren:Suizide im Umfeld wirkensuggestiv, Pressemeldungen

Aggressionshemmung

Soziale Isolierung

Page 71: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Abwägung und Ambivalenz

Kampf zwischen Selbsterhaltung undSelbstzerstörung

Suizidandeutungen bis hin zu direkten Ankündigungen

Appelle als „cry for help“

Kontaktsuche

Page 72: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Entschluss

Gefährliche Beruhigung der Situation

„Ruhe vor dem Sturm“

Indirekte Suizidankündigungen

Vorbereitungshandlungen

Suizidhandlung

Page 73: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Suizidale Einengung (nach Ringel)

Grad der Einengung

Die Bandbreite der Gefühle

Werte verlieren an Bedeutung

Zunehmender Verlust der zwischenmenschlichen Beziehungen

Gedankliche Einengung

Aggressionsumkehr

Mitunter starke Abwertung der eigenen Person

Suizidfantasien

Nicht willentlich intendiert vs. sich aufdrängend

Page 74: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Präsuizidales Syndrom bei Kindern und

Jugendlichen (Löchel, 1983)

Vier Merkmale treten hervor:

Suizidgedanken in der Anamnese

Intensive gedankliche Beschäftigung

Dysphorische Verstimmungen

Psychosomatische Äquivalente

Das präsuizidale Syndrom kann bei Kindern und Jugendliche auch

durchaus fehlen, da die suizidale Handlung häufig im akuten Konflikt als Impulshandlung und Belastungsereignis auftritt.

Page 75: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Einschätzung der Suizidalität

Bewertung der aktuellen Situation

Art der Suizidgedanken(z.B. sich aufdrängende Zwangsgedanken)

Stadium der suizidalen Entwicklung

Grad und Art der Einengung

Ausmaß der sozialen Integration

Konkrete Vorbereitungen(Testament, Medikamente sammeln)

Page 76: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Einschätzen der akuten Gefährdung

1. Wahrnehmen und Ansprechen

2. Klarheit schaffen

3. Wahrnehmung der eigenen Gefühle

Page 77: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Fehler im Umgang

Vorschnelle Tröstung

Appelle, Ratschlag, Belehrung

Argumentierendes Diskutieren

Herunterspielen des Problems

Provokationen persönlich nehmen

Bagatellisierungstendenzen der Person mitmachen

Mangelnde Exploration der Situation

Zu rasche Suche nach Veränderungsmöglichkeiten

Page 78: Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Kinderbücher zum Thema

Barbara Juen, Werth Manuela (2008): „Dann geh ich zu Mama ins Bett“; Arbeitsbuch zum Thema Tod und Suizid; BerenkampPernilla Stalfelt (2000): „Uns was kommt dann?“ Das Kinderbuch vom Tod; MoritzUlf Nilsson, Eva Eriksson (2008): „Die besten Beerdigungen der Welt“; Moritz


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