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Kraft-Wärme-Kopplung: Chance für Wirtschaft und Umwelt€¦ · Kraft-Wärme-Kopplung Chance für...

Date post: 05-Jun-2018
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Kraft-Wärme-Kopplung Chance für Wirtschaft und Umwelt Skizze, endgültige Retusche erfolgt nach Bestätigung des Motives
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Kraft-Wärme-KopplungChance für Wirtschaft und Umwelt

Skizze, endgültige Retusche erfolgt nach Bestätigung des Motives

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KWK ist der ideale Partner der Erneuerbaren Energien.

KWK ist Innovationsmotor und fördert die Wertschöpfung sowie Wettbewerbskraft des deutschen Mittelstandes.

KWK verbindet Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Energieeinsparungen und hohe Effizienz stehen für handfeste ökonomische Vorteile.

Die Kostenvorteile reichen von niedrigen Betriebs- bis zu geringen Netzkosten dank verbrauchsnaher Erzeugung, ergänzt vom schonenden Umgang mit fossilen Ressourcen und optimaler Verwertung erneuerbarer Energien wie Bio- und Windmethan sowie Wasserstoff u.a.

Anwendbarer technologischer Fortschritt, dafür stehen eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen, die die Palette der Anwendungsfelder der KWK stetig erweitern und dabei auf heimische Ressourcen sowie Flexibilität in der Betriebsweise der Anlagen setzen. Hinzu kommt, dass die Struktur der Branche den Investitionsbedarf auf viele Akteure verteilt und somit die Teilhabe am Wandel erhöht.

Die Kraft-Wärme-Kopplung ist dank technischem Fortschritt der ideale Partner für die Erneuerbaren Energien und sorgt für stabile Stromerzeugung, auch dann, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Hinzu kommen ihre hohe Flexibilität und guten Speichermöglichkeiten für Wärme, was sie zum idealen „Schattenkraftwerk“ für Photovoltaik und Windenergie macht. KWK passt sich alles in allem hervorragend ein in bestehende Infrastrukturen wie Wärme- und Stromnetze.

3.

4.

5.

Kraft-Wärme-Kopplung: Fünf Trümpfe für die Energiewende

KWK nimmt eine Schlüsselposition für den Erfolg der Energiewende ein.

Wirkungsgrade von über 90 Prozent und eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten der KWK versprechen einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg der angestrebten Energiewende in Deutschland. Hinzu kommen reduzierte CO2-Belastungen und ein schonender Umgang mit Ressourcen.

1.

KWK erhöht die Energie- und Versorgungssicherheit dank dezentralisierter Stromerzeugung. Dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt den Strom vor Ort, dort, wo er gebraucht wird. Das entlastet nicht nur die Stromnetze, sondern mindert auch deren Störanfälligkeit.

2.

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3

Liebe Freunde einer effizienten und nachhaltigen Energiezukunft,

alle reden von der Energiewende in Deutschland. Praktisch freilich tritt sie auf der Stelle. Wer sie nachhaltig erzeugen will, setzt unter anderem stärker als bisher auf die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Das ist auch kein Wunder, denn sie ist eine Energieumwandlungstech-nologie, die erheblich dazu beiträgt, die vorhandenen Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen und Energie zu sparen. Sie ist zugleich – anders als andere Effizienztechniken – bei Einsatz von Biogas oder durch Wind erzeugtem Gas vollständig mit erneuerbaren Energieträgern be-treibbar. Die bei der Erzeugung von Strom anfallende Wärme wird nicht in die Luft geblasen oder als zusätzliche Belastung in Flüsse geleitet, wie bei den herkömmlichen Kraftwerken, sondern zur Raumbeheizung, Warmwasserbereitung, Klimatisierung, Kühlung und für industrielle Prozesse genutzt. Das rechnet sich nicht nur. Es ist auch ein aktiver und effizienter Beitrag gegen die fortschreitende Erderwärmung. Vor weni-gen Jahren noch als „grüne Spinnerei“ belächelt und von Stromkonzer-nen als lästige Konkurrenz behindert und bekämpft, ist die dezentrale Stromerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung – nicht zuletzt dank der Arbeit unseres Verbandes seit seiner Gründung 2001 – inzwischen in der Energiepolitik als zentrales Element der deutschen Klimaschutz-strategie anerkannt. Auf internationaler Ebene empfiehlt insbesondere die Internationale Energieagentur den Ausbau der KWK. Kraft-Wär-me-Kopplung ist die Energieumwandlungs- und Nutzungstechnologie der Zukunft. Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Gutachten und Studien immer wieder aufs Neue.

Die Technologie ist ausgereift. Hightech-KWK-Anlagen sind ein deut-scher Exportschlager, schaffen Arbeitsplätze und stellen wichtige Inves-titionen in eine nachhaltige Energiezukunft dar. Sie tragen weltweit zu mehr Energieeffizienz und Klimaschutz bei. Und sie werden immer bes-ser. Ihr technischer Standard und ihre Wirtschaftlichkeit sind vieltau-sendfach erwiesen, ihre Umweltverträglichkeit steht außer Frage. Wir haben sämtliche Umweltverbände und auch den wissenschaftlichen Sachverstand auf unserer Seite. Dennoch besteht zusehends immer mehr Informationsbedarf in Politik, Medien, Wirtschaft und Öffent-lichkeit. Viele Menschen wissen kaum, welche enormen ökologischen und ökonomischen Vorteile die KWK-Technologie hat. Diese Broschüre will dazu beitragen, die Informationsdefizite und damit ein wichtiges Hemmnis abzubauen, getreu unserem Motto: „KWK kommt – aber nicht von selbst.“

Vorwort

Kraft-Wärme-Kopplung

KWK kommt – aber nicht von selbst.

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Kraft-Wärme-Kopplung: Ein erster Überblick

*Durchschnitt Kraftwerkspark; bei Neuanlagen werden je nach Brennstoff 45 - 58 Prozent erreicht.

Kraft-Wärme-Kopplung Herkömmliche Kraftwerke

Was genau ist KWK?

Ein Apfel, einmal hineingebissen und… weg damit! So verschwenderisch würde wohl niemand verfahren. Wenn Strom in konventionellen Großkraftwerken produziert wird, geschieht jedoch genau das. Egal, wel-che Primärenergien (Erdgas, Heizöl, Kohle, Uran, etc.) für die Stromproduktion eingesetzt werden, immer bleiben gut zwei Drittel davon ungenutzt. Ganz anders bei der Kraft-Wärme-Kopplung, mit der Strom und Wärme gleichzeitig gewonnen und genutzt werden. Wirkungsgrade von über 90 Prozent sind hier möglich. Um im Bild zu bleiben: Vom Apfel bleibt nunmehr fast nichts übrig. Denn KWK-Anlagen nutzen die verwen-deten Primärenergien effektiver aus, indem auch die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme genutzt wird. In den Kühltürmen der konventionellen Kraftwerke hingegen verpufft diese Abwärme. Eine unnötige Energieverschwendung.

Effizienz gewinnt!

Die eingesetzten Primärenergien werden in KWK-Anlagen für Strom, Wärme und zunehmend auch Kälte genutzt. Ein solcher „Doppel-Effekt“ trägt entscheidend dazu bei, so wichtige Ressourcen wie Erdöl, Erdgas und Kohle zu schonen. Gerade im Zuge der Energiewende ist ein solch sparsamer Umgang beim Einsatz von Brennstoff unabdingbar. Keines der konventionellen Großkraftwerke hält einem Vergleich mit KWK-Anla-gen in punkto Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung stand. Positiver Nebeneffekt: Aufgrund des nied-rigeren Brennstoffeinsatzes werden zudem spürbar weniger gefährliche Treibhausgase wie CO2 freigesetzt. Auch das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende, weshalb KWK neben und mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien eine maßgebliche Rolle spielt.

Wirkungsweisen

Strom wird zumeist aus Brennstoffen wie Kohle, Mineralöl oder Erdgas gewonnen. Dabei entsteht zunächst Wärme, die anschließend in mechanische Energie umgewandelt wird. Über einen Generator wird diese Energie dann in Strom umgewandelt. Das Problem: Bei jedem einzelnen Umwandlungsschritt geht in her-kömmlichen Kraftwerken Wärme an die Umwelt verloren. Nicht so bei KWK-Anlagen, die das kostbare „Ab-fallprodukt“ Wärme zum Heizen oder Kühlen nutzen, in Nah- und Fernwärmesysteme einspeisen oder als Prozessdampf für industrielle Fertigungsverfahren nutzen.

12% 62%

38 %Strom

38 %Strom*50 %

Wärme

Verlust Verlust

100 % 100 %Brennstoff Brennstoff

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Wo kann KWK eingesetzt werden?

Da KWK nicht nur Wärme, sondern auch Kälte produziert (KWKK), kön-nen die Anlagen überall dort optimal eingesetzt werden, wo permanent Wärme und/oder Kälte gebraucht werden.Die folgende Auswahl gibt einen kleinen Einblick in Anwendungsfelder mit enormem Einsatzpotenzial:

· Nah- und Fernwärmesysteme; geeignet sind hier aufgrund ihrer dich-ten Besiedlung vor allem Städte, in denen sogar eine flächendeckende Versorgung mit Hilfe von KWK möglich ist

· Landwirtschaft, Gartenbau, Industrie- und Gewerbeunternehmen und -gebiete mit einem Prozesswärmebedarf bis 500 °Celsius

· Private Immobilien (Ein- und Mehrfamilienhäuser, Bürohäuser, Kauf-häuser, Hotels usw.), die beheizt werden

· Öffentliche Gebäude (z.B. Schwimmbäder, Krankenhäuser usw.), die mit Wärme und Kälte zu versorgen sind

· Serverräume, „Cloud“-EDV-Verarbeitungszentren

Welche Brennstoffe können in KWK-Anlagen verwendet werden?

Generell eignen sich die folgenden Brennstoffe: Erdgas, Stein- und Braunkohle, feste Biomasse, Siedlungsabfälle, Biogas, Mineralöle, Flüs-siggas und sonstige Brennstoffe. Der Brennstoffeinsatz hängt teilweise von der Art und Größe der KWK-Anlagen ab. Kleinere, motorenbetrie-bene Anlagen arbeiten meist mit Erdgas oder leichtem Heizöl. Doch es sind auch voll regenerative Brennstoffe einsetzbar. Klär- und Depo-niegase, Biogas (das aus Pflanzen und Tiergülle gewonnen wird), Bio- methan und Grubengas aus dem Steinkohlebergbau. Nachhaltig erzeug-tes Pflanzenöl kann ebenso eingesetzt werden.

Kraft-Wärme-Kopplung im Überblick

KWK-Anlagen: vielseitig wie nie

KWK-Kraftwerk ist nicht gleich KWK-Kraftwerk. Für Großunternehmen und große Fernwärmenetze nutzt man Heizkraftwerke. Für Häuser-blocks, Wohngebiete, Industriebetriebe und Gewerbeparks mit einem zusammenhängenden Leitungsnetz kommen meist Blockheizkraftwer-ke (BHKW) zum Einsatz. Sie punkten mit kompakter Bauweise und sind mit einem Motor oder einer kleineren Gasturbine ausgestattet. Ein-zelne Immobilien und öffentliche Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser) können mit Hilfe eines kleinen Blockheizkraftwerkes betrieben wer-den. Kurzum: Für jeden Strom- und Wärmebedarf gibt es die passende KWK-Anlage:

· kleine Motor-BHKW oder auch Brennstoffzellen-BHKW (sogenannte Mikro-KWK-Anlagen) ab 1 Kilowatt (kW) elektrischer Leistung von der Größe eines Geschirrspülers und

· mittlere bis sehr große Anlagen, die auf der Basis von LKW- bzw. Schiffs-motoren arbeiten und eine Leistung bis in den zweistelligen Megawatt-bereich erreichen.

· Gasturbinen-KWK-Anlagen, die Temperaturen von bis zu 500 °Celsius möglich machen. Sie arbeiten mit Düsentriebwerken, ähnlich denen von Flugzeugen.

· Dampfturbinenanlagen, die mehrere 100 Megawatt (MW) elektrischer Leistung erzielen. Darunter fällt auch die Wärmeauskopplung aus Großkraftwerken.

Das Kraft-Wärme-Kopplungs-Prinzip

Gas-/ Dampfturbine + Generator

Motor + Generator Brennstoffzelle

KWK-Aggregat

Wärme

Strom

Brennstoff

PflanzenölBioethanolFlüssiggasHeizöl

Holz & StrohBiogasSiedlungsabfälleErdgasKohle

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sogar 45 Prozent. Zudem ist die lettische Hauptstadt Riga an dem EU-ge-förderten Programm „combined heat and power (CHP) goes green“ be-teiligt. Hierbei sollen KWK-Anlagen verstärkt mit regenerativen Energi-en betrieben werden, um noch umweltschonender zu arbeiten.

Für die Finnen wiederum steht der Ausbau von Fernwärmenetzen schon seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf der Agenda. Neben der Liebe zur Natur spielten hier auch wirtschaftliche Überlegungen eine große Rolle. Der landesweit größte Stromversorger entschied sich für die Nutzung von Fernwärmenetzen und den Bau von Heizkraftwer-ken. Die Folge: Industrie und Fernwärmewirtschaft gingen seither un-zählige Kooperationen ein. Und inzwischen wird in Finnland seit über 20 Jahren ca. ein Drittel des Stromes mit KWK produziert.

Europaweit im Einsatz

Bereits im Jahr 2004 legte die EU eine Richtlinie zum europaweiten Aus-bau von KWK vor. Mit gezielten politischen Maßnahmen sollten positive Rahmenbedingungen hierfür geschaffen werden. Die Bundesregierung setzte diese Vorgaben im KWK-Gesetz um, das zuletzt 2012 aktualisiert wurde. Zu den Vorreitern in Sachen KWK in Europa gehören Dänemark, Finnland und die Niederlande. Hier liegt der KWK-Anteil an der Strom- erzeugung zwischen 30 und über 50 Prozent. Dänemark etwa nutzt die KWK schon seit gut 30 Jahren. Fast die Hälfte der gesamten Stromer-zeugung kommt hier aus KWK-Anlagen. Ein cleverer Schachzug des roh-stoffarmen Landes!

Rasante Fortschritte in Richtung KWK verzeichnet das Baltikum. Binnen weniger Jahre schaffte es Litauen, ein Drittel der gesamten Strompro-duktion mit KWK-Anlagen zu decken. In Lettland waren es im Jahr 2010

Anteil der KWK an der Stromerzeugung in der EU 2005

DE

0-10 %

20-30 %

10-20 %

30-40 %

40-50 %

DK FL LV NL RO HU CZ PL LT AT SK DE PT EE LU I T BE ES S I UK SE BG FR I E EL CY MT

Quelle: Eurostat 2/2008

Eigenerzeugung

Erzeugung als Hauptaktivität

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· Lokale Institutionen und Unternehmen werden stärker in die Energiepro-duktion eingebunden. Das zahlt sich positiv auf die einzelnen Regionen als Wirtschaftsstandorte in der regionalen Wertschöpfungskette aus.

· Da dezentrale Anlagen meist kleiner sind als die klassischen Kraft-werke, kann von kürzeren Planungs-, Bau- und Abschreibungszeiten ausgegangen werden. Hinzu kommt ein vermindertes Invest-Risiko aufgrund von unvorhergesehenen Planfeststellungsverfahren und et-waigen Klagen.

· Mittels moderner Internettechnik können die einzelnen Anlagen zu einem „virtuellen“ Gesamtkraftwerk zusammengeschlossen werden. Das begünstigt eine optimale Betriebsweise, bei der die Wärme dank großer Pufferspeicher auch zeitversetzt genutzt werden kann und die jeweiligen Motoren und Gasturbinen schließlich binnen weniger Se-kunden auf maximale Stromleistung hochzufahren sind.

· Hinzu kommt, dass viele dezentrale KWK-Anlagen dank Vernetzung und optimiertem Zusammenspiel eine geringe Störanfälligkeit und mit-hin ein robustes Versorgungssystem garantieren.

Das Ende der traditionellen Kraftwerke

Kraft-Wärme-Kopplung und die Energiewende

Es geht auch anders

Das Energiepaket der Bundesregierung aus dem Jahr 2011 sieht in wach-sender Energieeffizienz und einer nachhaltigen Energieversorgung eine Schlüsselfrage für die Industrie. Beides, Nachhaltigkeit und Energieeffi-zienz, sind mit Hilfe einer dezentralen Energieversorgung einfacher als mit einer zentralen zu erreichen. Ein weiteres Plus für KWK.

Die Vorteile der Dezentralisierung im Überblick:· Nachhaltigere Energieversorgung durch geringere CO2-Emissionen und

eine beträchtliche Ressourcenschonung.· Die Umweltverträglichkeit dezentraler Anlagen qualifiziert selbige im Zuge der Energiewende als zukunftsträchtige Investitionen.

· Die Energieeffizienz zahlt sich gerade bei erhöhten Energiepreisen aus. Bereits nach wenigen Jahren amortisieren sich KWK-Anlagen aufgrund der niedrigeren Betriebskosten und das trotz höherer Anschaffungs-kosten gegenüber einer Kesselanlage und Fremdstrombezug.

· Die Energieerzeugung vor Ort verringert Netzverluste und spart unmit-telbar Netzkosten ein.

Herkömmliche Kraftwerke im Einsatz

Kraft-Wärme-Kopplung und die Energiewende

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In der Gesellschaft angekommen

Spätestens seit der Kernschmelze von Fukushima im März 2011 ist end-gültig klar: Die Tage der Atomkraftwerke (AKW) sind gezählt. Zu gefähr-lich sind die Anlagen für Mensch und Umwelt. „Atomkraft? Nein danke“ war und ist das Schlagwort, unter dem Tausende Menschen gegen diese Art der Energieerzeugung protestieren. Und auch der Bau von großen Kohlekraftwerken stößt wegen des CO2-Ausstoßes bei vielen auf Ableh-nung. Ganz anders verhält es sich mit dezentralen KWK-Anlagen. Sie sind gesellschaftlich akzeptiert und genießen hohes Ansehen.

Herkömmliche Kraftwerke im Kontrast zur Energiewende

Neben dem schrittweisen Ende der AKWs steht im Energiepaket 2011 die Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase an erster Stelle. Das kli-mapolitische Ziel der Bundesregierung sieht bis 2050 eine Emissionsre-duktion um 85 Prozent für CO2 bzw. um 80 Prozent für Treibhausgase vor. Dennoch sind derzeit noch ca. 28 Gigawatt (GW) an neuen Kondensati-onskraftwerken geplant. Nach der Leitstudie 2010 des Bundesumweltmi-nisteriums stellt dieser Neubau eine ernst zu nehmende Gefährdung der gesteckten Ziele dar.

Dazu kommt der unflexible Betrieb neuer Grundlastkraftwerke, die laut Gutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen aus energie-wirtschaftlicher Sicht im Kontrast zu den Zielen des Ausbaus der KWK und Plänen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) stehen.

KWK – ein deutscher Exportschlager

Die in Deutschland hergestellten KWK-Anlagen stehen in der ganzen Welt für Güte und Qualität. Sie sind Hochtechnologie par excellence. Allein die Motoren der modernen Anlagen müssen lediglich nach 5.000 bis 10.000 Stunden gewartet werden. Zum Vergleich: Würde ein Pkw über eine solche Leistung verfügen, bräuchte er nur alle 400.000 km eine Durchsicht. Kein Wunder also, dass mittels technisch ausgefeilten KWK-Anlagen ein großer Teil der Energie reduziert werden könnte, der für die Erzeugung von Wärme und Strom nötig ist. Fakt ist auch, dass Deutschland weniger Energie aus dem Ausland importieren müsste und die Abhängigkeit von steigenden Preisen für fossile Energieträger sinkt. Stattdessen ließe sich eine gigantische heimische Energieressour-ce nutzen.

KWK in der Wirtschaft

Der Betrieb von KWK-Anlagen in Industrie und Gewerbe oder auch bei Energieversorgern schafft eine Fülle von Arbeitsplätzen. Dazu kommen Jobs bei Herstellern, Installationsunternehmen, Planungs- und Ingeni-eurbüros sowie Servicefirmen. Sie alle tragen dazu bei, dass die heimi-sche Wertschöpfung gestärkt und die Menge der Energieimporte ge-senkt werden kann. Zusammengenommen bietet die KWK dadurch gut 40.000 Menschen einen attraktiven Arbeitsplatz, wie Berechnungen der Gewerkschaft ver.di belegen. Möglich sind in Zukunft sogar 100.000 Arbeitsplätze dank KWK.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Fast 60 Prozent der kompletten heutigen Stromerzeugung ließen sich schon jetzt mit KWK-Strom produzieren, denn laut einer Studie im Auftrag der Bundesregierung liegt das gesamte KWK-Potenzial bei 351 Milliarden Kilowattstunden. Dazu kommen 328 Milliarden Kilowattstun-den Nutzwärme, die ein Drittel des heutigen Wärmebedarfs der Deut-schen ausmachen. Die folgenden Punkte zeigen nötige Schritte, um das KWK-Potenzial besser auszunutzen.

· Die Industrie weitet den Anteil an KWK-Anlagen aus.· Bereits vorhandene Heizkraftwerke lassen sich mit neuesten techni-

schen Standards anpassen. Zusätzlich kann die Auslastung dieser An-lagen erhöht werden, indem mehr Immobilien an Fernwärmeleitungen angeschlossen werden.

· Neue Fern- und Nahwärmenetze sollten ausgebaut werden.· Auch bei KWK-Anlagen, die in einzelnen Gebäuden und Objekten ins-

talliert sind, ist das Ausbaupotenzial bei Weitem noch nicht erschöpft.

Ein stärkerer Einsatz von KWK ist definitiv möglich. Das zeigen nicht zu-letzt auch die Beispiele anderer Nationen und vereinzelt auch ausge-wählter deutscher Städte. In einigen macht KWK nämlich schon jetzt über 50 Prozent der Stromversorgung aus. Vorreiter sind unter anderem Mün-chen, Potsdam, Flensburg, Lemgo, Mannheim, Schwäbisch Hall und Berlin.

Ein Plus für Wirtschaft und Umwelt

Nachhaltigkeit großgeschrieben

611

351

58 in Mrd kWh in Mrd kWh

1026

328

164

Wirtschaftlich umsetzbares KWK-Potenzial

Quelle: Bremer Energieinstitut / Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt, 2005

Strom Wärme

Angestoßen durch die KWK-Richtlinie der EU haben zwei wissenschaft-liche Institute im Auftrag der Bundesregierung 2005 eine Analyse des deutschen KWK-Potenzials erstellt. Demnach könnten fast 60 Prozent des gesamten Stroms wirtschaftlich in KWK erzeugt werden.

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Gesamterzeugung

KWK 2003 KWK-Potenzial

Gesamtverbrauch

KWK 2003 KWK-Potenzial

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· Sonderregelung für sehr kleine Anlagen bis 2 kW und Brennstoffzellen: Optional pauschalierte Vorabzahlung des Zuschlags für KWK-Strom für 30.000 Vollbenutzungsstunden (innerhalb von zwei Monaten nach An-tragsstellung).

Zuschlagszahlungen für den Neu- und Ausbau von Wärme- und Kälte-netzen (höchstens 40 Prozent der ansatzfähigen Investitionskosten, je-doch nicht mehr als 10 Millionen Euro pro Projekt) sowie Wärme- und Kältespeichern (höchstens 30 Prozent der ansatzfähigen Investitions-kosten, jedoch nicht mehr als fünf Millionen Euro je Projekt). Begren-zung der jährlichen Zuschlagszahlungen für Netze und Speicher auf 150 Millionen Euro. Darüber hinausgehende Beträge werden in den Fol-gejahren ausgezahlt.

Zuschlagsvoraussetzungen

· Die hocheffizienten Anlagen müssen nach dem 19.06.2012 und bis zum 31. Dezember 2020 in Dauerbetrieb genommen werden.

· Es ist ein Sachverständigengutachten über förderrelevante Eigenschaf-ten der Anlage vorzulegen. Für serienmäßig hergestellte kleine Anla-gen bis 2 MW genügen auch geeignete Unterlagen des Herstellers. Die Förderzulassung wird rückwirkend zum Zeitpunkt der Betriebsaufnah-me der Anlage erteilt. Vorausgesetzt, der Antrag wird im selben Kalen-derjahr gestellt.

· Modernisierte Anlagen erhalten Anspruch auf eine Zuschlagszahlung, wenn wesentliche, die Effizienz bestimmende Anlagenteile erneuert worden sind. Die Kosten für die Erneuerung müssen zudem mindes-tens 25 Prozent der Kosten für die Neuerrichtung einer entsprechen-den KWK-Anlage betragen.

· Die jährlichen Zuschläge werden vom Gesetzgeber allerdings auf 750 Millionen Euro (abzüglich des Jahresbetrages der Zuschläge für Wärme- und Kältenetze sowie Wärme- und Kältespeicher) gedeckelt. Werden diese Fördersummen überschritten, erfolgt eine Kürzung für KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung von mehr als 10 MW.

· Die gekürzten Zuschläge werden jedoch in den Folgejahren vollständig nachgezahlt.

Zuschlagshöhe und -dauer (§ 7 des KWKG 2012)

Elektrische Leistung von KWK-Anlagen bis 50 kW und Brennstoffzellen

Ct/ kWh KWK-Strom

Aufnahme des Dauerbetriebes

Maximale Vollbenutzungsstunden

Bis 50 kW und Brennstoffzellen 5,41 19.06.2012 - 31.12.2020 30.000 oder wahlweise 10 Jahre

Elektrische Leistung von KWK-Anlagen > 50 kW

Für den Leistungsanteil bis 50 kW 5,41 19.06.2012 - 31.12.2020 30.000

Für den Leistungsanteil über 50 kW - 250 kW 4 19.06.2012 - 31.12.2020 30.000

Für den Leistungsanteil über 250 kW - 2 MW 2,4 19.06.2012 - 31.12.2020 30.000

Für den Leistungsanteil über 2 MW 1,8 19.06.2012 - 31.12.2020 30.000

Für den Leistungsanteil über 2 MW 2,1 01.01.2013 - 31.12.2020 30.000 und für Anlagen im Anwendungsbereich des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes

· Bis 2020 soll der KWK-Anteil an der Stromerzeugung auf 25 Prozent steigen. · In der Gesetzesnovelle wird der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) erstmals

mehr Bedeutung beigemessen. KWK-Anlagen, die zusätzlich über thermisch angetriebene Kältemaschinen verfügen, werden entsprechend gefördert.

· Die Förderzuschläge für den Bau und Betrieb einer KWK-Anlage erfolgen weiter-hin auf den gesamten erzeugten KWK-Strom.

· Förderung von Kälte-/ Wärmespeichern und verbesserte Fördermöglichkeiten von Wärme-/ Kältenetzen.

Die KWKG-Novelle 2012

9Kraft-Wärme-Kopplung und die Energiewende

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Diese Argumente sind doch aber Bestandteil der öffentlichen Debat-te seit Beginn der Energiewende. Woran scheitert die Umsetzung? An unausgereiften Technologien?

Nein. Die Technologien dafür sind lange vorhanden: Mit der Kraft-Wär-me-Kopplung etwa, für die ich als Präsident des B.KWK besonders werbe, lässt sich effizient, kostengünstig, umweltfreundlich und versor-gungssicher Strom wie Wärme aus einer Hand produzieren. Dezentrale KWK-Anlagen wie Heizkraftwerke oder Blockheizkraftwerke produzie-ren vor Ort in Städten oder Gemeinden, Wohn- und Gewerbegebieten, Industrieparks, Industrie- oder Gewerbebetrieben, Verwaltungsgebäu-den, Wohnungsanlagen, aber auch als Mini-BHKWs in Ein- und Mehr-familienhäusern Strom und Wärme. Der Nutzungsgrad dieser Anlagen liegt bei mehr als 90 Prozent, weil die Abwärme bei der Stromerzeugung direkt für die Erzeugung etwa von technologischer Wärme, Heizungs-wärme und Warmwasser verwendet werden kann. Das reduziert nicht nur Kosten, sondern auch effizient den CO2-Ausstoß. Zudem können wir auf Teile der Stromleitungen von Nord nach Süd verzichten, weil ja die Energie vor Ort produziert wird. Und die Besitzer von KWK-Anlagen profitieren doppelt. Zum einen sparen sie Kosten und zum anderen ver-fügen sie über eine autarke Energieversorgung, die bei einem Netzaus-fall zumindest die Grundversorgung mit Strom gewährleistet, wenn die KWK-Anlage entsprechend ausgestattet ist.

Vom Präsidenten des B.KWK-Verbandes erwartet man diese Argumente …

… richtig, aber ich erkläre die Kraft-Wärme-Kopplung nicht zum Nabel der Welt, sondern sehe sie als das, was sie zweifelsohne ist: ein wich-tiger Baustein für eine dezentrale Energieversorgung in Deutschland. Denn ihr eigentlicher Clou besteht doch darin, dass die KWK-Anlagen die ideale Ergänzung zu den Erneuerbaren Energien darstellen. Wir brauchen zuverlässige Energielieferanten, die in sonnen- und windar-men Zeiten schnell und zuverlässig in die Bresche springen. KWK kann dies leisten, weil die vielen dezentralen größeren und kleinen KWK-An-lagen eben nicht nur für das eigene Wohngebiet, Unternehmen oder Gebäude Strom liefern, sondern bei Bedarf auch in die Netze einspeisen können. Die Steuerungssysteme dafür sind entwickelt und erprobt.

Mehr dezentrale Versorgung wagen

KWK – idealer Partner für fluktuierende und erneuerbare Energien

Herr Müller-Urlaub, die Meinungen zum Stand der Energiewende ge-hen auseinander. Wie fällt Ihr Befund aus?

Die Energiewende ist in der Tat ins Stocken geraten. Rund zehn Milli-arden Euro wird allein der Aus- bzw. Umbau der Übertragungsnetze verschlingen, schätzt die Bundesregierung. Rund 3.000 Kilometer neue Hochspannungsnetze sind nötig, um den Transport von Wind- und Son-nenstrom zu gewährleisten. Dazu kommen noch die Kosten für den Aus-bau der Verteilnetze.Wer hält es eigentlich für realistisch, dafür die entsprechenden Bau-genehmigungen in Deutschland zu bekommen? Die Deutsche Ener-gieagentur spricht darüber hinaus vom notwendigen Zubau von min-destens 50 größeren fossilen Kraftwerken. Sie sollen als Ausgleich zu den volatilen Erneuerbaren Energien für Versorgungssicherheit sorgen, kosten nach Expertenschätzungen aber mehr als 20 Milliarden Euro. Derzeit ist kaum ein Investor bereit, dieses Geld zu investieren. Warum? Weil die Gefahr zu groß ist, dass solche herkömmlichen Kraftwerke nie genügend Strom verkaufen werden, um die Kosten zu amortisieren.

Wie lässt sich dieses Bündel an Problemen auflösen?

Es wird vor allem eins deutlich: Das traditionelle Denken in Energiefra-gen hilft uns nicht mehr weiter. Stattdessen sollten wir uns ernsthaft mit einem neuen Marktdesign beschäftigen, das auf intelligente Netze (smart grid) und dezentrale Energiekonzepte setzt.

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Im September 2010 beschloss die Bundesregierung ihr neues Energie-konzept. Ergänzt wurde es ein Jahr später durch ein Energiepaket. Aus-löser war das Atomunglück in Fukushima, das ein drastisches Umdenken in puncto Energie nach sich zog. Energiekonzept und -paket regeln die energiepolitische Ausrichtung Deutschlands bis zum Jahr 2050. Dabei soll Deutschland eine der umweltschonendsten und zugleich effizien-testen Volkswirtschaften weltweit werden – inklusive wettbewerbsfä-higer Energiepreise.

Schwerpunkte sind Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren Energi-en, der Netze und eine Steigerung der Energieeffizienz. Vor allem Letzt-genanntes ist ohne einen massiven Ausbau von KWK kaum zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund plant die Bundesregierung bis 2020 eine Steige-rung des KWK-Anteils an der Stromerzeugung auf 25 Prozent. Eine Reihe von Gesetzen flankiert dieses Ziel inzwischen:

· 2012 wurden das KWK-Gesetz (siehe Seite 9) und das Erneuerba-re-Energien-Gesetz, kurz EEG, einer Novelle unterzogen.

· Das „Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz“ aus dem Jahr 2009 plädiert darüber hinaus für eine Gleichstellung von KWK-Wärme (auch aus fos-silen Brennstoffen gewonnene) mit Wärme aus Erneuerbaren Energien.

Zusammengenommen sind all diese Aktivitäten wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer klimaschonenden Energiepolitik. Die Botschaft ist deutlich: Der KWK-Ausbau und der massive Einsatz von Erneuerbaren Energien sind dabei die wichtigsten Faktoren.

Nichtsdestotrotz besetzen Sie damit bisher nur eine Nische …

… ja, bislang erzeugen wir so in Deutschland nur 15 Prozent unserer Energie. In den Niederlanden sind es fast, in Dänemark mehr als 50 Prozent. In Deutschland ließe sich der KWK-Anteil ohne große Mühe in den kommenden zehn Jahren auf mehr als 25 Prozent an-heben. Dies würde einen erheblichen Schritt in Richtung Versor-gungssicherheit und CO2-Einsparungen bedeuten.Mit dem neuen KWK-Gesetz, das am 19. Juli 2012 in Kraft getre-ten ist, hat die Bundesregierung einen ersten Schritt getan und dieser wichtigen Technologie bessere Chancen eingeräumt. Kon-kret wurden die Einspeisevergütungen erhöht, auch Wärme- und Kältespeicher einbezogen, die Förderbedingungen für Fernwär-me- und Fernkälteleitungen verbessert und ein Ausgleich für in den Emissionshandel einbezogene KWK-Anlagen eingeführt. Doch Hürden bleiben bzw. es werden durch die Politik neue geschaffen. Hier gibt es noch erhebliches Verbesserungspotenzial, so könn-ten zum einen die Anträge auf Vergütungen deutlich vereinfacht werden, was den Abbau von Bürokratie zur Folge hat, und zum anderen würde die Gleichstellung von Eigner und Betreiber (Con-tractor) eines BHKW den Ausbau von KWK entscheidend fördern.

Wie fällt Ihr Fazit bei dieser Gemengelage aus?

Wir sollten uns nicht mehr nur auf die großen zentralen Stromer-zeuger konzentrieren, sondern uns den dezentral machbaren Din-gen zuwenden – derzeit sehen wir beim Thema Energie den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Demokratisierung der Energieerzeu-gung ist nicht aufzuhalten.

Kraft-Wärme-Kopplung ist im KommenDie politischen Weichen für den KWK-Ausbau sind gestellt

Berthold Müller-Urlaub ist Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung, Geschäftsführender Gesellschafter der BMU 1 Beratungs- und Vertriebsgesellschaft mbH, Botschafter Beruf und Familie Sachsen-Anhalt, Lehrbeauftragter der Univer-sität Leipzig

Kraft-Wärme-Kopplung und die Energiewende

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Fünf vor zwölf für den Klimaschutz

In internationalen Konferenzen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz ist immer wieder vom 2-Grad-Ziel die Rede. Gemeint ist, den Tempe-raturanstieg der Erde in diesem Jahrhundert auf maximal 2 °Celsius zu begrenzen. Zu diesem Zweck wurden Handlungsprogramme entwickelt, die den Treibhauseffekt über einen reduzierten CO2-Ausstoß verringern sollen. Wird das Ziel verfehlt, ist mit irreversiblen Folgen für unseren Planeten zu rechnen. Schmelzende Polkappen und vermehrte Dürrepe-rioden sind nur zwei der im Umlauf befindlichen Szenarien. Zum Ende unseres Jahrhunderts können sie schon bittere Wahrheit sein. Ein Um-denken ist hier zwingend erforderlich, warnen auch Klimaforscher des UN-Weltklimarates. Wenn nichts unternommen wird, halten sie einen Temperaturanstieg um bis zu 4,5 °Celsius für realistisch. Dabei sind sich alle einig, dass die Erderwärmung der letzten Jahrzehnte zu einem Groß-teil auf der Energieerzeugung und der damit verbundenen CO2-Freiset-zung beruht.

KWK: ein weltweites Unterfangen

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wurde 2007 auf dem G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm beschlossen: eine weltweite Initiati-ve zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. Das Bremer Energie Institut legte zu diesem Zweck bereits 2005 eine Studie mit Potenzialanalysen und Handlungsempfehlungen im Umgang mit KWK vor. Andere Länder folgten. Mittlerweile ist es für die Europäische Union und Deutschland unumstritten, dass das ehrgeizige 2-Grad-Ziel nur mit einem massiven Ausbau von KWK-Anlagen umzusetzen ist. Und noch etwas spricht für den Ausbau: Es ist belegt, dass KWK eine der kostengünstigsten Mög-lichkeiten zur Effizienzsteigerung und Ressourceneinsparung darstellt.

Ressourcenschonung und NaturschutzEffizienz zahlt sich aus

< 400

> -200

< 800< 1000

< 600

< 200

< 1200KWK-Systeme

Braunkohle-kraftwerk

Steinkohle-kraftwerk

Braunkohle-KWK

Steinkohle-KWK

ErdgasGuD Kraftwerk

ErdgasBHKW5 kW

ErdgasBHKW

500 kW

ErdgasGUD KWK

50 kW

Foto-voltaik

Wasser-kraftwerk

Biogas-BHKW

500 kW

38% Strom aus KWK

50 % Wärme aus KWK

166 % Brennstoff

66 % Verlust

72 % Verlust

38% Strom aus KWK

50 % Wärme aus KWK100% Brennstoff

Kraftwerk

Kessel

12 % VerlustKraft-Wärme-Kopplung

CO2 Emissionen von Stromerzeugungssystemen

Getrennte Erzeugung (Strom im Kraftwerk/Wärme im Kessel)

Die Grafik zeigt, dass durch KWK im Ver-gleich zu herkömmlicher Stromerzeugung die CO2-Emissionen pro Kilowattstunde Strom drastisch gesenkt werden können. Bei diesen Berechnungen nach GEMIS – Globales Emissions-Modell integrierter Systeme – werden nicht nur die unmittel-baren Emissionen aus der Verbrennung in der Anlage berücksichtigt, sondern auch die Vorstufen einschließlich Produktion und Transport der Brennstoffe sowie die Herstellung der Anlagen einbezogen.

Um die gleiche Menge Strom und Wärme zu erzeugen, ist bei getrennter Erzeugung 66 Prozent mehr Energie erforderlich.

12 % Verlust

6 % Verlust

38 %Strom

50 % Wärme

50 % Wärme

100 % 166%

110 %

56%Brennstoff Brennstoff

THG

-Em

issi

onen

(CO

₂-Ä

quiv

alen

t in

g/kW

h)

Quelle: Gemis

72 % Verlust

78% Gesamtverlust

38 %Strom

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26,9 %

25,3 %

18,5 %

15,5 %

14 %

13

Mit Bioenergie die Umwelt zusätzlich schonen

Unter Biomasse versteht man Brennstoffeinsätze, die aus nachwach-senden Rohstoffen oder biologischen Gärungsprozessen gewonnen werden. Sie kommt in allen drei Aggregatzuständen vor und wird in Bioenergie umgewandelt. Holzhackschnitzel beispielsweise bilden feste Biomasse. Flüssige Biomasse ist Pflanzenöl, das aus ölhaltigen Pflanzen wie etwa Raps gepresst wird. Mittels Vergasung von fester Biomasse kann wiederrum ein gasförmiger Aggregatzustand erzielt werden. Die-ser entsteht auch in der Landwirtschaft über Vergärungen von Zucker und Stärke, wie sie in Zuckerrüben und Mais vorkommen. Das Beson-dere bei all diesen Biomassen liegt in der wesentlich geringeren Freiset-zung von Treibhausemissionen. De facto wird beim Verbrennen näm-lich nur so viel CO2 freigesetzt, wie in den jeweiligen Rohstoffen durch Wachstum gebunden wurde.

Biogas – ein Agrarprodukt

Biogasanlagen sind im Kommen. Um die Jahrtausendwende gab es knapp über 1.000 Anlagen. Im Jahr 2011 waren es schon weit über 7.000 mit einer Netto-Stromproduktion von 18,73 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr. Tendenz steigend. Die Biokraftwerke funktionieren mittels Vergärung von Gülle (meist Kuh- oder Schweinedung), Mist oder nach-wachsenden Rohstoffen. Hier entsteht Methangas, das früher lediglich für die Stromproduktion zum Einsatz kam. Das änderte sich durch die EEG-Novellen 2004 und 2009. Im EEG 2012 ist die Wärmenutzung sogar als Vergütungsvoraussetzung zwingend vorgesehen. Seitdem werden in den Biokraftwerken hauptsächlich Projekte mit Wärmenutzung umge-setzt. Auch die Bedingungen für die Aufbereitung von einfachem Biogas

zu hochkalorigem Biomethan sowie das anschließende Einspeisen in das Erdgasnetz konnten optimiert werden. Insgesamt soll das Biogas-potenzial bis 2030 auf zehn Prozent des heutigen Erdgasverbrauches ausgebaut werden, so die Ziellinie. Nach Angaben des Wissenschaftli-chen Beirates der Bundesregierung kann es am effizientesten mittels KWK-Anlagen in Nutzenergie umgewandelt werden.

Innovationen weiter auf dem Vormarsch

Die Umstellung der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme hin zu KWK schreitet voran. Für die gesamte Volkswirtschaft zieht das ein enormes Entwicklungs- und Innovationsprogramm nach sich.

Hinzu kommt, dass auch das technologische Entwicklungspotenzial von KWK längst noch nicht erschöpft ist. Gerade im Bereich kleinerer und kleinster KWK-Anlagen ist der Wirkungsgrad noch steigerungsfähig. Die so genannten Mikro-KWKs haben eine Leistung von wenigen Kilowatt. Sie sind kompakt und leicht zu handhaben, ideal für private Heizkeller von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Je mehr solcher Anlagen genutzt werden, umso nachhaltiger wird sich die Energieversorgungsstruktur ändern. Moderne Internettechnik macht es zudem möglich, dass all die Anlagen zentral zu steuern sind. Zukünftig können für die Mikro-KWKs Stirling-Motoren, seriell hergestellte Motoren, Mikro-Gasturbinen so-wie Brennstoffzellen verwendet werden. Bei den Brennstoffzellen wird das Prinzip der Wasser-Elektrolyse umgekehrt. Die Gase Sauerstoff und Wasserstoff werden getrennt zugeführt. So lassen sich dann Strom und Wärme ganz ohne einen Generator erzeugen. Und auch bei den grö-ßeren KWK-Anlagen sind weitere Effizienzverbesserungen der Motoren und Gasturbinen bereits in Erprobungsphasen.

Mögliche Entwicklung der Bruttostromerzeugung

Mögliche Entwicklung der KWK-Stromerzeugung

2005

100

200

300

400

500

600

2010 2015 2020 2025 2030 20402035 2045 2050 2005

20

0

40

60

80

2010 2015 2020 2025

100

120

140

Quelle: BMU-Leitstudie, 2011

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Umweltschutz wird in Halle an der Saale, Sachsen-An-halts bevölkerungsreichster Stadt, großgeschrieben. Dazu gehört auch eine umweltschonende Energieerzeu-gung, für die die EVH GmbH (Energieversorgung Halle) zuständig ist. Die 100-prozentige Tochter der Stadtwer-ke Halle beliefert täglich Privat-, Gewerbe- und Großkun-den mit Strom, Erdgas und Wärme.

Gemeinsam mit der Stadt Halle beschlossen die Stadt-werke und ihre Energietochter EVH am 6. Juli 2011 den „Energiepakt für Halle“. Ziel war es, ab Juni 2012 die ge-samte in der Stadt benötigte Strommenge atomstrom-frei zu produzieren. Wesentliche Stütze beim Umsetzen dieses Zieles war und ist die KWK: Seit der Inbetriebnah-me des modernisierten Heizkraftwerkes Halle-Trotha am 1. Juni 2012 schließlich gilt dieses ambitionierte Vorha-ben als erfüllt.

Die erste KWK-Anlage wurde in Halle schon viel früher in Betrieb genommen: 1972 im Heizkraftwerk Dieselstra-ße. Von Anfang an war Fernwärme hier ein wesentliches Produkt des Standortes. Vor allem, um den neu entstan-denen Stadtteil Halle-Neustadt zu versorgen. Damals ar-beitete das Heizkraftwerk allerdings noch nicht als Gas- und Dampf-Anlage (GuD), sondern ohne Gasturbinen.

Heute betreibt die EVH neben zwei GuD-Kraftwerken mehrere KWK-Anlagen auf der Basis von Blockheizkraft-werken innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen. Zu-dem werden mehrere unterschiedliche Mikro-BHKWs im Feldtest sowie eine Brennstoffzelle als Test eingesetzt. Die Anlagen machen es möglich, dass Fernwärme in Hal-le inzwischen zu 93,3 Prozent über KWK bereitgestellt wird. Beide großen Anlagen, das Heizkraftwerk Diesel-straße sowie das Heizkraftwerk Halle-Trotha, beliefern gemeinsam etwa 50 Prozent der Wohnungen in Halle mit Fernwärme. Jede Anlage kann in lastschwachen Zeiten die Stadt Halle aber auch allein versorgen.

Bereut hat das Unternehmen die Entscheidung für die Kraft-Wärme-Kopplung nie. Ganz im Gegenteil: „Durch die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom ist die KWK eine effiziente, wirtschaftliche, ressourcenschonen- de, umwelt- und klimafreundliche Form der Energieer-zeugung“, bringt es Geschäftsführer Olaf Scheider auf den Punkt.

Nach jetziger Prognose werden wir 2013 voraussichtlich in Halle herstellen:

Stromproduktion 2013 817 GWh (inkl. GuD-Anlage Dieselstraße & Trotha)

Fernwärmeproduktion 2013 714 GWh (inkl. GuD-Anlage Dieselstraße & Trotha)

Installierte Erzeugungsleistung 94 MWel (GuD-Anlage Dieselstraße)

160 MWth (GuD-Anlage Dieselstraße)

283 MWth (Spitzenlasterzeuger Dieselstraße)

54 MWel (GuD-Anlage Halle-Trotha)

40 MWth (GuD-Anlage Halle-Trotha)

51 MWth (Spitzenlasterzeuger Trotha)

davon: KWK-Anlagen GuD-Anlage Dieselstraße 94 MWel; 160 MWthGuD-Anlage Halle-Trotha 54 MWel; 40 MWth3 BHKW-Anlagen (in Halle) 1,2 MWel; 1,75 MWth

Wasserkraft 0 MW

Kernenergie 0 MW

Regenerative Anlagen (PV-Anlagen) 1,44 MWp

Brennstoffausnutzungsgrad ca. 86,5 % (GuD-Anlage Dieselstraße)ca. 79,8 % (HKW Halle-Trotha)

Brennstoff Erdgas

Energieversorgung in Halle an der Saale

Eine Stadt ohne Atomstrom

Olaf Schneider, Geschäftsführer der EVH

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oben: Blick in das Heizkraftwerk Dieselstraßeunten links: Turbine im Heizkraftwerk Trothaunten rechts: Heizkraftwerk Trotha

KWK Mitglieder

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Nachhaltiges Naschwerk

Ing. Damiano Sansoldo, Technische Investitionsent-

wicklung Energie bei Ferrero

Nutella, Mon Chéri, kinder Überraschung: Die Liste der Ferrero-Marken ist lang. Beliebt sind die Produkte bei Groß und Klein gleichermaßen, denn das italienische Unternehmen steht für hochwertige Ware. Neben hoher Produktqualität achtet es aber zugleich auf einen nach-haltigen Umgang mit Energie.

So entwickelte die Geschäftsleitung ein Programm, wie jeder Mitarbeiter einen eigenen Beitrag zur Einsparung von Energie im Produktionsablauf leisten kann. Doch das ist längst nicht alles. Neben dem Einsatz von Pho-tovoltaik-Anlagen setzt Ferrero auch auf Kraft-Wär-me-Kopplung. Gleich zwei KWK-Anlagen gibt es am deutschen Produktionsstandort Stadtallendorf. Eine weitere befindet sich in Polen, und in Italien steht eine 6 MW-Maschine. „Die erste KWK-Anlage ließen wir 2007 in Stadtallendorf errichten. Nachdem wir sehr gute Er-fahrungen mit der Maschine gemacht hatten, fiel uns die Entscheidung zum KWK-Ausbau sehr leicht“, sagt Damia-no Sansoldo, der bei Ferrero für den Bereich technische Investitionsentwicklung Energie zuständig ist. Seit 2011 ist in Stadtallendorf eine zweite KWK-Anlage in Betrieb. Zusammen produzieren sie gut die Hälfte – 100 GWh – des gesamten jährlichen Strombedarfs und 90 Prozent des Wärmebedarfes. „Das schont Ressourcen und die Umwelt, CO2-Emissionen werden deutlich reduziert und unsere Produktionskosten können gesenkt werden“, er-gänzt Damiano Sansoldo.

Gasturbine 1 und 2

Elektrische Leistung Anlage 1: 5,2 MW, Anlage 2: 7,9 MW

Brennstoffbedarf Anlage 1: 16,4 MW, Anlage 2: 22,7 MW

Elektrischer Wirkungsgrad Anlage 1: 31,60 %, Anlage 2: 34,99 %

Brennstoff Erdgas

Brennstoffausnutzungsgrad Anlage 1: 80 %,Anlage 2: 83 %

Jahresgesamtstrombedarf 1.800.000 kWh

Jahresbrennstoffbedarf 330.000 MWh

Jährliche Stromerzeugung 92.000 MWh

Jährliche Dampferzeugung 261.000 t

Jährliche Wärmeerzeugung 183.000 MW

Jährliche CO2 -Einsparung 55.000 t

Ferrero Deutschland setzt auf KWK

Amortisationszeit

2 Mio

0

- 2 Mio

4 Mio

6 Mio

8 Mio

10 Mio

Jahre

- 4 Mio

3 6 9 12

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Was bewog Ferrero dazu, eine zweite KWK-Anlage in Stadtallendorf zu bauen?

Wir sind bemüht, unsere Produkte so ökologisch wie möglich herzustellen. Da bietet sich KWK ganz einfach an. Die erste Anlage sollte erst einmal nur den Grund-bedarf abdecken. Schnell war klar, dass sie sich in vieler-lei Hinsicht bewährt. Nicht zuletzt wegen der einfachen Handhabung der Maschine entschieden wir uns dann für den KWK-Ausbau.

Warum sind KWK-Anlagen so geeignet für die Ernäh-rungsindustrie?

Weil Strom und Wärme in großen Mengen gebraucht werden. Wir benötigen jährlich 200 Gigawattstunden (GWh) Strom und 260.000 Tonnen Dampf für die Pro-

duktion. Die thermische Energie brauchen Lebensmittel-hersteller zum Beispiel, um stets einen gewissen Feuch-tigkeitsgehalt in den Räumen zu haben. Und natürlich muss bei uns die Schokolade warm und flüssig gehalten werden.

Rentiert sich so eine Investition auch wirtschaftlich?

Ja, denn wir sparen Ressourcen und vermeiden Netzver-luste durch die Energieerzeugung vor Ort. Unsere Gas-turbinen müssen alle 2.000 - 3.000 Stunden gewartet werden. Damit sind die Kosten kalkulierbar, die Wartung kann gut geplant werden. Aufgrund der einfachen Hand-habung ist es zudem leicht, meine Mannschaft für die Maschine zu begeistern. Sie alle sind sehr motiviert im Umgang mit unseren KWK-Anlagen.

Interview mit Ing. Damiano SansoldoTechnische Investitionsentwicklung Energie bei Ferrero

linke Seite: Produktionsstätte in Stadtallendorfoben: die neue KWK-Anlage

KWK Mitglieder

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Freizeitspaß mit KWK

Saunapark und Freizeitbad der Stadtwerke Schwäbisch Hall

Elektrische Leistung 201 kW

Thermische Leistung 233 kW

Elektrischer Wirkungsgrad 35 %

Gesamtwirkungsgrad 90 %

Volllaststunden 7.500 h / Jahr

Jährliche Stromerzeugung 1.500 MWh

Anteil am Gesamtstromverbrauch 60 %

Jährliche Wärmeerzeugung 1.750 MWh

Anteil am Gesamtwärmeverbrauch 30 %

Jährliche CO2- Einsparung: 640 t

Gebhard Gentner, Geschäftsführer der

Stadtwerke Schwäbisch Hall

Freizeitbäder und -saunen sind wegen ihres hohen Strom- und Wärmebedarfes wie gemacht für KWK. Das erkannten auch die Stadtwerke Schwäbisch Hall und ließen im örtli-chen Schenkenseebad schon 1983 ein BHKW installieren.

„Wir haben dies konsequent weiterverfolgt und im Jahr 2011 bereits ein Blockheizkraftwerk in dritter Generati-on installiert. An dem neuen Modul kann man sehr ge-nau erkennen, welchen hohen technischen Ansprüchen hinsichtlich Effizienz und Zuverlässigkeit die Kraft-Wär-me-Kopplung mittlerweile gerecht wird“, sagt Gebhard Gentner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall.

Die vielen Vorteile liegen auf der Hand. Aufgrund der Kompaktbauweise spart die neue Anlage Platz. Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht rentiert sie sich dank eines höheren elektrischen Wirkungsgrades, eines einfacheren Services sowie der Brennwertnutzung aus dem Abgas.

„Der Austausch mit der Installation eines neuen Blockheiz-kraftwerkes, das eine Amortisationszeit von etwa drei Jahren aufweist, war für uns selbstverständlich. Durch den obligatorischen Abschluss eines Full-Services-Vertra-ges bleiben auch die Investitionskosten in einem kalku-lierbaren Rahmen“, fährt Gebhard Gentner fort.

Zum vielfältigen Nutzen kommen schließlich noch die ökologischen Vorteile. Insgesamt werden 630 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Amortisationszeit

0

100.000

-100.000

200.000

300.000

400.000

Jahre

-200.000

3 6 9 12

Rechte Seite: Schenkenseebad Unten: Freizeitbad und Saunapark in Schwäbisch Hall – wie gemacht für KWK

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19KWK Mitglieder

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Große Bandbreite der verfügbaren KWK-Kraftwerkstechnik

Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen: Das sind die drei Standorte des CHEMPARK. Auf insgesamt rund elf Quadratkilometern bietet der CHEMPARK-Manager und -Betreiber CURRENTA mehr als 1.000 chemienahe Dienstleistungen für die 70 Unternehmen im CHEMPARK an. Dazu zählen Umweltdienstleistungen, Sicherheit, In-frastruktur, Analytik, Logistik, Ausbildung, Instandhal-tung und eben die Energieversorgung. Für die Energie-versorgung setzt CURRENTA KWK-Anlagen ein.

„Die chemischen Produktionsanlagen an allen Standor-ten benötigen ganzjährig Prozesswärme mit einer Tem-peratur von 200 bis 400° Celsius. Gleichzeitig haben die Betriebe einen hohen Strombedarf. Wir bündeln nun den Strom- und Dampfbedarf der verschiedenen Unter-nehmen und Produktionsbetriebe am jeweiligen Stand-ort. Damit schaffen wir ideale Voraussetzungen für den Einsatz zentraler, hochwirtschaftlicher KWK-Anlagen“, sagt Dr. Günter Hilken. Er ist Vorsitzender der Geschäfts-führung der Currenta GmbH & Co. OHG.

Chemieparkbetreiber Currenta GmbH & Co. OHG

Dr. Günter Hilken, Vorsitzender der

Geschäftsführung der Currenta GmbH & Co. OHG

Seit fast 90 Jahren setzt CURRENTA bereits auf Kraft-Wär-me-Kopplung. Die KWK-Kraftwerke von CURRENTA spie-geln an den einzelnen CHEMPARK-Standorten eine große Bandbreite der verfügbaren Kraftwerkstechnik wieder. So sind beispielsweise kohlegefeuerte Wirbelschicht-kessel, Gaskessel und Gasturbinen im Einsatz. Insgesamt betreibt CURRENTA KWK-Anlagen mit einer Nettowär-meleistung in Höhe von 1.325 MW und einer elektri-schen Nettoleistung in Höhe von 260 MW. Hinzu kommt die Nutzung mechanischer Dampfantriebe zum Antrieb von Großkompressoren in Höhe von bis zu 40 MW.

Gegenüber der getrennten Erzeugung von Strom und Wär-me entsteht durch den Einsatz zentraler, hochwirtschaft-licher KWK-Anlagen ein Nutzungsgrad von circa 80 Pro-zent. So können große Mengen an Brennstoffressourcen eingespart und entsprechende Emissionen reduziert wer-den. Positiver Nebeneffekt: Die verbrauchsnahe Strom- erzeugung am Standort vermeidet eine weitere Belas-tung der Stromnetze.

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links: Chempark Dormagenunten: Chempark Leverkusenlinke Seite: Chempark Uerdingen

Elektrische Leistung 260 MW

Thermische Leistung 1325 MW

Mechanische Leistung 40 MW

Brennstoffausnutzungsgrad 80 %

Brennstoff Gas und Kohle

KWK Mitglieder

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Im traditionsreichen Familienunternehmen „Wilhelm Heinzerling“ im hessischen Biedenkopf dreht sich alles um Augenoptik, Uhren und Schmuck. Bereits seit 1999 gibt es darüber hinaus ein besonderes Schmuckstück im Keller des Hauses: Ein Dachs-HKA Blockheizkraftwerk mit 5,5 kW elektrischer Leistung und 12,5 kW Wärmeleistung. „Die Entscheidung für KWK fiel uns sehr leicht. Umwelt-schutz und Nachhaltigkeit sind ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Zudem nutzten wir damals das „Klein-BHKW-Förderprogramm“ des Landes Hessen“, sagt Geschäftsführer Frank Faulstich. Im Jahr 2003 wurde sein Unternehmen von diesem Förderpro-gramm sogar als Best-Practice-Beispiel ausgewählt.

Das BHKW bringt der Firma neben den erwähnten Imagepluspunkten aber auch handfeste ökonomische Vorteile. Mit seinen rund 5.000 Betriebsstunden pro Jahr deckt die KWK-Anlage fast den kompletten Wärmebe-darf des Betriebes und des angrenzenden Wohnhauses. Nur bei niedrigen Außentemperaturen wird die Heizleis-tung eines separaten Heizkessels benötigt. Und auch der Strom, der vor allem für die Ladenbeleuchtung benötigt wird, kann mit dem BHKW viel effizienter produziert werden. Aufgrund einer solch drastischen Reduktion der Energiekosten hatte sich das BHKW nach nur fünf Jahren amortisiert. „Auch die Handhabung der Anlage gestaltet sich von jeher unproblematisch, Änderungen können leicht vorgenommen werden, und der Wartungsaufwand beschränkt sich auf die regelmäßigen Servicearbeiten“, ergänzt Frank Faulstich.

Derzeit ist bei ihm sogar eine Erneuerung der Anlage in Planung, um technisch auf dem neuesten Stand zu blei-ben und den Nutzungsgrad der KWK-Anlage nochmals zu verbessern.

Elektrische Leistung 5,5 kW

Thermische Leistung 12,5 kW

Elektrischer Wirkungsgrad 27 %

Thermischer Wirkungsgrad 61 %

Brennstoffausnutzungsgrad 88 %

Brennstoff Erdgas

Jährliche Stromerzeugung 28.000 kWh

Jährliche Wärmeerzeugung 63.000 kWh

Jährliche CO2-Einsparung ca. 13,8 t

0

5.000

-5.000

-10.000

10.000

15.000

Jahre

-15.000

3 6 9 12

Amortisationszeit

Dank KWK mit der Zeit gehen und die Umwelt im Blick habenMikro-BHKW für „Wilhelm Heinzerling“ in Biedenkopf

Sitz des Familienunternehmens „Wilhelm Heinzerling“

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KWK Mitglieder 23

KWK-Anlagen und Erneuerbare Energien: ein perfektes Zusammenspiel. Wie gut sich beides kombinieren lässt, zeigt seit drei Jahren das Modellvorhaben „All-Inclusi-ve-Haus“ im Münchner Stadtteil Haidhausen. De facto handelt es sich hier sogar um zwei Häuser. Ein sanierter Altbau plus Neubau. Auf dem Dach des Neubaus gibt es eine Photovoltaik-Anlage und im Keller ein BHKW mit 15 kW elektrischer und 30 kW thermischer Leistung. Der Clou: Beide Häuser werden über ein Mini-Nahwärme-netz miteinander verbunden und können von der Wär-me- und Stromerzeugung aus eigener Kraftwerksleis-tung profitieren.

Das senkt die Kosten für die Warmwasseraufbereitung, Heizung und Stromerzeugung. „Neben der energieeffi-zienten Gesamtkonzeption wirkt eine weitere Kompo-nente kostensparend: Der Verzicht auf individuelle Ver-brauchsmessung (der Kern des All-Inclusive-Konzeptes). Alle Nutzer haben deshalb bei dem hohen energetischen Gebäudestandard auch bei unterschiedlichem Verbrau-cherverhalten auf jeden Fall einen wirtschaftlichen Vor-

teil. Dieser wird laufend dokumentiert. Durch jährliches Monitoring und Angleichung der All-Inclusive-Pauschale an den tatsächlichen Verbrauch bleibt dennoch der An-reiz zum Energiesparen für alle Haushalte erhalten“, sagt Peter Schmidt. Er ist Geschäftsführer der Cohaus Mün-chen GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der WOGE-NO München eG.

Das Unternehmen bietet ausgewählte Dienstleistungen für Wohn- und Gewerbeimmobilien mit einem beson-deren Bereich: energetische Effizienz und schonender Umgang mit Ressourcen. Auch andere von Cohaus Mün-chen betreute Gebäude werden inzwischen mit Hilfe von KWK-Anlagen versorgt. Das setzt allerdings voraus, dass die nicht immer einfachen Abstimmungen zwischen Wartung, Instandhaltung und Effizienzkontrolle der verschiedenen technischen Systeme laufend erfolgen. Wenn dies gewährleistet ist, so ist der Einsatz von KWK nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch wirtschaft-lich nachhaltig interessant.

Elektrische Leistung 15 kW

Thermische Leistung 30 kW

Elektrischer Wirkungsgrad 30 %

Thermischer Wirkungsgrad 62 %

Brennstoff Erdgas

Contracting macht KWK kalkulierbarTechnisches Know-how ist wichtig, wenn es um die In-stallation von KWK-Anlagen geht. Gut beraten ist man mit einer so genannten „Contractor“-Agentur. Diese bündeln Planung, Kalkulation, Bau, Inbetriebnahme und Instandhaltung. Dank moderner Prozessleittechnik kön-nen die Anlagen zudem bundesweit zu jeder Tages- und Nachtzeit überwacht werden, damit bei Störungen ent-sprechend eingegriffen werden kann.

Zumeist übernimmt der Contractor ganz oder teilwei-se die Verantwortung, sodass für den Kunden weniger wirtschaftliche Investitionsrisiken entstehen. Basis sind langfristige Verträge.

Die Vorteile auf den Punkt gebracht:· Personaleinsparung mittels Outsourcing· vermindertes Investitionsrisiko· bessere Finanzier- und Planbarkeit· keine Anlaufverluste· gebündeltes Expertenwissen

Finanzierung leicht gemachtAuch die finanziellen Mittel stellt das Contracting-Unter-nehmen oftmals bereit. Eine Refinanzierung erfolgt über den Energiepreis sowie den dank KWK eingesparten Energiekosten.

Nachhaltiges Wohnen mit KWK

Cohaus München GmbH

Kleinkraftwerke in und auf Wogeno-Häusern

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1953 als Elektroinstallationsbetrieb gegründet, deckt die Brockbals GmbH heute ein breites Leistungsspektrum mit Fokussierung auf umweltfreundliche Energien ab.

„Wir waren in Gütersloh auch der erste Betrieb, der Photovoltaikanlagen installiert hat. Mit der Kraft-Wär-me-Kopplung beschäftigen wir uns seit Ende der 90er Jahre“, erläutert Firmenchef Burkhard Brockbals.

Seit neuestem installiert Brockbals auch die Kältema-schine im Zusammenhang mit der BHKW-Technik. Hier-durch kann die Laufleistung eines BHKWs im Sommer erhöht werden. Viele Einrichtungen (Büros, EDV-Räume, Gärtnereien, Bäckereien etc.) brauchen regelmäßig Käl-te. Meistens werden diese Räume elektrisch gekühlt. Die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung ist viel ökologischer und kostengünstiger.

Daten des BHKWs

Elektrische Leistung 6 - 15 kW

Thermische Leistung 17 - 30 kW

Elektrischer Wirkungsgrad 30 %

Brennstoffausnutzungsgrad 92 %

Brennstoff Erdgas

Energieerzeuger und Schulungsobjekt in einemDas Mini-BHKW der Brockbals GmbH in Gütersloh

Inhaber Burkhard Brockbals

0

20.000

-20.000

-40.000

40.000

60.000

Jahre

-60.000

-80.000

3 6 9 12

Amortisationszeit

Daten der Kälteanlage

Thermische Leistung für Antrieb 13 kW

Kälteleistung 9 kW

Nennleistung 10 kW

Thermischer Wirkungsgrad COP 0,7

In den Räumen der Firma Brockbals befindet sich das BHKW der Fa. EC Power sowie die Kältemaschine der Fa. Invensor im laufenden Betrieb. Diese energieeffizienten Maschinen dienen neben der Beheizung/Kühlung und Stromproduktion zugleich als Demonstrationsanlagen für die Kunden. Schulungen für Techniker und Ingeni- eure werden ebenfalls bei der Fa. Brockbals durchgeführt.

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Im Stadtteil Bothfeld gibt es eine Wohnsiedlung, die sicherlich zu den energieeffizientesten in Hannover ge-hört. 14.687 Quadratmeter Wohnfläche und eine 970 Quadratmeter große Kindertagesstätte werden hier seit 2012 von einem Biomethan-BHKW versorgt. Die Kita ist zudem in einem Passivhaus untergebracht, das auf-grund ausgezeichneter Wärmedämmung kaum beheizt werden muss. Dreh- und Angelpunkt der Siedlung ist das Heizhaus im Erlenstieg 5, in dem das BHKW unterge-bracht ist. Von hier aus fließen Strom und Heizwärme zu den verschiedenen Adressen. Das reduziert nicht nur die Energiekosten der Mieter, sondern auch den jährlichen CO2-Ausstoß um 660 Tonnen. Realisiert hat das „Projekt Erlenstieg 5“ die Wärmecontracting-Firma GBH Mieter-service Vahrenheide GmbH (MSV). Finanzielle Unterstüt-zung in Form von 22.610 Euro gab es vom städtischen Förderfonds „proKlima – Der enercity-Fonds“.

„Die Mieter in der Bothfelder Siedlung sind mit ihrem BHKW sehr zufrieden“, berichtet Dierk Schneider, Pro-kurist und Bereichsleiter Wärmecontracting beim MSV:

„Wir haben hier sogar Menschen angetroffen, die schon vor 20 Jahren auf eine KWK-Anlage drängten.“

Die Entscheidung für den Brennstoffeinsatz Biomethan und damit gegen den Klassiker Erdgas hatte vor allem

wirtschaftliche Gründe: „Der im KWK-Gesetz verankerte Bonus für erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke ver-mindert sich ab einer elektrischen Leistung von 50 kW. Biomethan wird dahingehend besser gefördert“, erzählt Dierk Schneider weiter.

Technisch gesehen gibt es keine Unterschiede zu einem Erdgas-BHKW. Nur der Brennstoff ist eben ein anderer. Produziert wird das verwendete Biomethan in Osterby (Schleswig-Holstein). Neun Landwirte betreiben hier drei große Biogasanlagen. Das Ausgangsprodukt ist Mais, der extra für die Herstellung von Biogas angebaut wird. Mit-tels einer Verarbeitungsanlage wird daraus der Brenn-stoff Biomethan.

Elektrische Leistung 113 kW

Thermische Leistung 179 kW

Elektrischer Wirkungsgrad 34,9 %

Thermischer Wirkungsgrad 54,7 %

Brennstoffausnutzungsgrad 89,6 %

Brennstoff Biomethan

Jährliche Stromerzeugung 750.000 kWh

Jährliche Wärmeerzeugung 1.180.000 kWh

Jährliche CO2 -Einsparung 660 t

Zufriedenheit auf ganzer Linie

Biomethan-BHKW sorgt in Hannover für Wärme

Bothfelder Siedlung

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Eigentlich ist es ein Abfallprodukt, das beim Durchfors-ten der Wälder entsteht. Die Rede ist von Holzhack-schnitzeln. Dank ausgefeilter KWK-Technik kann jedoch selbst aus diesem naturbelassenen Kleinholz eine wert-volle Ressource werden, die Strom und Wärme erzeugt. Wie das geht, zeigt der Ski- und Urlaubsort Schöneck in Sachsen. Die 3.500 Einwohner zählende Gemeinde wird seit sieben Jahren mit Strom und Fernwärme versorgt, die von einem Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk der Fir-ma Danpower GmbH aus Potsdam erzeugt wird. Früher, zu DDR-Zeiten, arbeitete die Heizanlage der Kommune mit Kohle, bis sie in den neunziger Jahren auf Erdgas umgestellt wurde. Doch auch das war sehr kosteninten-siv. Die Lösung brachte 2004 eine Ergänzung der alten Heizanlage um eine KWK-Anlage. Seit 2006 wird sie schließlich mittels Verbrennung der Holzhackschnitzel in Betrieb gesetzt. Dadurch produziert die Anlage jährlich ca. 3.200 MWh, die nach dem EEG vergütet werden und in das öffentliche Stromnetz fließen. Genug für den Be-darf von 1.000 Haushalten. Das Besondere an der neuen Anlage ist der „Organic Rankine Cycle“ (ORC-Prozess) zur Nachverstromung der Wärme. Dabei handelt es sich um einen geschlossenen Kreislauf, der mit Silikonöl betrie-ben wird. Aufgrund von besseren thermodynamischen Eigenschaften verdampft das Silikonöl bei Hitze schnel-ler als Wasser. Dank des Verdampfens wird eine Turbine angetrieben, die wiederrum an einen Stromgenerator gekoppelt ist. Im Anschluss wird der Dampf in einem Kondensator abgekühlt und verflüssigt, sodass der

Kreislauf von Neuem beginnen kann. Die Anlage arbei-tet vollautomatisch. Eine positive Folge sind reduzierte Bedien- und Überwachungskosten im Vergleich zu Was-ser-Dampf-Prozessen.

In der Holzhackschnitzel-Anlage entsteht darüber hi-naus Fernwärme, mit der die Stadtverwaltung, eine Firma, ein Ferienpark und ca. 500 Wohnungen beheizt werden. Kein Wunder also, dass die Europäische Union und der Freistaat Sachsen den Bau der Anlage mit 1,2 Millionen Euro förderten. Kurzum: „Das ORC-Kraftwerk ist ein echter technologischer Fortschritt“, sagt Hartmut Liebisch, einer von drei Danpower-Geschäftsführern. „In Verbindung mit KWK verringern solche Anlagen die Abhängigkeit vom Erdöl. Sie sind umweltfreundlich und schaffen Arbeitskräfte in der jeweiligen Region bzw. er-halten viele von ihnen“.

Holzhack-Schnitzel: eine wertvolle RessourceHolzheizkraftwerk im Ski- und Urlaubsort Schöneck

Elektrische Leistung 0,6 MW

Thermische Leistung 2,5 MW

Elektrischer Wirkungsgrad 12,7 %

Brennstoffausnutzungsgrad 70,6 %

Brennstoff Holzhackschnitzel

Jährliche Stromerzeugung 3.200 MWh

Jährliche Wärmeerzeugung (Holz) 21.350 MWh

Jährliche CO2-Einsparung 4.600 t

Das ORC-Modul im sächsischen Schöneck

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Die B.KWK-Mitglieder

Die Mitglieder des B.KWK sind Personen, Unternehmen und Verbän-de, die sich für den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung einsetzen. Dazu zählen:

· KWK-Anlagenbetreiber in Industrie, Handel, Gewerbe und öffentli-chen Einrichtungen sowie private Betreiber

· Anlagen- und Komponentenhersteller, Wartungsunternehmen, Pla-ner, Consultants, Contractoren, Energieagenturen, Handwerksbetrie-be, Installationsunternehmen, Rechtsanwälte und Steuerberater

· Stadtwerke, Stromversorger, Stromhändler, Netzbetreiber · Gasversorger sowie Anbieter von Kohle, Mineralöl, Flüssiggas und

Biobrennstoffen · Banken, Versicherungen sowie Finanzdienstleister· Wissenschaftliche Institute · Städte · Verbände· Privatpersonen

Das B.KWK-Angebot für Mitglieder

· starke Plattform, um den KWK-Ausbau in der Politik, aber auch jede einzelne Anlage für sich zu unterstützen

· zeitnahe Informationen über alle Entwicklungen und Trends aus Po-litik und Energiewirtschaft, die die Kraft-Wärme- Kopplung betreffen

· fundierte Informationen und Beratung zu rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Fragen bei KWK-Projekten

· Forum für Kontakte und Kooperationen zwischen allen Unternehmen und Betreibern, die im KWK-Sektor tätig sind

· Netzwerk, das einen regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaus-tausch zwischen den Mitgliedern schafft

· Teilnahme an Seminaren und Workshops zu reduzierten Gebühren · kostenlose Aufnahme angebotener Anlagen und Dienstleistungen

rund um das Thema KWK in eine Datenbank auf der Internetseite des B.KWK (Anbieterforum)

Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung ein starker Partner in der Energiewende

Die B.KWK-Vision

KWK kann wie keine andere Effizienztechnik zu Klimaschutz und einem schonenderen Umgang mit Ressourcen beitragen. Auch wenn sich diese Erkenntnis im Zuge der Energiewende stärker durchsetzt, den notwendigen Stellenwert in der Gesellschaft hat dieses Anliegen noch nicht ge-wonnen. Das will der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) ändern. Er ist ein unab-hängiger Verein, der ein breites gesellschaftliches Bündnis schafft, um den notwendigen Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung voranzubringen.

Leitbild des B.KWK ist im Zusammenspiel mit den erneuerbaren Energien ein verstärktes Dezen-tralisieren und Demokratisieren der gegenwärtigen Stromversorgung hin zu mehr Fernwärme-, Nahwärme- und Objektversorgungssystemen.

Heute noch bestehende Widerstände gegen eine dezentrale Stromerzeugung und möglichst vollständige Nutzung des KWK-Potenzials wollen wir zielgerichtet überwinden helfen. In einigen Jahren wird es selbstverständlich sein, bei der Planung neuer Gebäude und Produktionsprozesse immer auch zu prüfen, wie attraktiv es ist, Wärme und Strom gemeinsam zu erzeugen. Ebenso wie es dann normal ist, bestehende Anlagen zur Wärmeversorgung auf ihre Eignung zu prüfen, sie in eine KWK-Anlage einzubinden.

Die B.KWK-Erfolge

Der B.KWK ist heute ein allgemein anerkannter Ansprechpartner von Politik, Medien und Ver-bänden zu KWK-Fragen. Zu seinen wichtigsten politischen Erfolgen gehören (in zeitlicher Folge): die gesetzliche Definition des „üblichen Preises“ als Basiselement der Einspeisevergütung nach dem KWK-Gesetz bei Anlagen bis 2 MW elektrisch, der gesetzliche Anspruch auf Vergütung der so genannten „vermiedenen Netznutzungsentgelte“ bei dezentraler Stromeinspeisung, die da-malige Einführung eines KWK-Bonus im EEG, die Einführung des „doppelten Benchmarks“ bei KWK-Anlagen im CO2-Emissionshandel und insbesondere die Novellierung der KWK-Gesetze in den Jahren 2009 und 2012 sowie die Gleichstellung von erneuerbaren Energien und KWK im EEG.

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Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK)Markgrafenstraße 56D-10117 Berlin

Tel.: +49 (0) 30 - 270 192 81 - 0Fax: +49 (0) 30 - 270 192 81 - [email protected]

Impressum:Herausgeber: Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK), Markgrafenstraße 56, D-10117 BerlinText: HOSS PR GmbH, HalleGestaltung: AGENTUR KAPPA GmbH, Halle Fotos: Titel: 123rf.com; S. 7: © R. Neumann / Fotolia.com; S. 10: Archiv Stadtwerke Halle GmbH; S. 14 oben: Christoph Busse, unten: Stadtwerke Halle GmbH; S. 15 oben: Jens Schlüter, rechts und links unten: Falk Wenzel;

S. 16/17: Ferrero; S. 18/19: Stadtwerke Schwäbisch Hall;S. 20/21: Currenta GmbH & Co. OHG; S. 22: Wilhelm Heinzerling; S. 23: Cohaus München GmbH; S. 24: Brockbals GmbH; S. 25: GBH Mieterservice Vahrenheide GmbH (MSV); S. 26 links: Danpower GmbH, rechts: © bildergala / Fotolia.com


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