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Korrespondenzen

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Korrespondenzen Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 2 (Feb., 1908), pp. 52-57 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30166851 . Accessed: 20/05/2014 03:37 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.190 on Tue, 20 May 2014 03:37:16 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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KorrespondenzenSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 2 (Feb., 1908), pp. 52-57Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30166851 .

Accessed: 20/05/2014 03:37

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

http://www.jstor.org

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Monaishefte fir deutsche Sprache und Piidagogik.

Gerechtigkeit, es vertrgt viel leichter fortwihrende strenge, aber gerechte Strafen als eine milde Erziehung mit einer einzigen Ungerechtigkeit. Solange mich mein Vater streng, aber nie parteiisch ziichtigte, liebte ich ihn trotz allem innig. Als ich aber (begriindete oder unbegriindete) Zweifel an seiner Gerechtigkeit bekam, war es mit der Liebe aus, obwohl ich damals lingst liber die Priigel hinaus war ! Xhnliches wird jederman aus seiner Kindheit bezeugen kinnen. Das Kind nimmt im algemeinen Priigel nicht so tragisch, wie es moderne Pidagogen (z. B. auch Ellen Key) hinstellen. Es hat kein Mitleid im allgemeinen mit Kameraden, die geziichtigt werden, im Gegenteil, es sagt sich: es geschieht dir recht, wa- rum tatest du es! Es bringt sich aber auch noch nicht um, wenn es mal selber gehauen wird, von Ausnahmen abgesehen, die nur zeigen, dass das starke Mittel des Priigelns wie eine starke Arznei nicht fiir jedermann taugt." (Wir reproduzieren diese Sitze natiirlich nicht, um zum Priigeln zu ermutigen. Es ist aber vielleicht doch angebracht, bei der in unserem Erziehungswesen einer iibergrossen Sentimentalitit zuneigenden Richtung auch einmal eine gegenteilige Ansicht laut werden zu lassen. D. R.)

Berichte und Notizen.

I. Korrespondenzen.

Californien. Die Konvention der California

Teachers' Association fand in der Neujahrswoche in Santa Cruz statt. Das Programm war von dem Prsiden- ten Morris E. Dailey, dem Direktor der Normalschule von San Jose, aufgestellt worden und versuchte, den Interessen der verschiedenen Zweige des Unter- richtswesens gerecht zu werden. s auswitrtiger Redner fungierte Hon. James L. Hughes, der Schulinspektor von Toronto, Canada. Derselbe behaup- tet, der ~iteste Schulsuperintendent in Amerika zu sein, dabei zeigt er aber eine jugendliche Frische an Krper und Geist, die sehr angenehm bertihrt. Er war soeben von einer Europreise zu. rtickgekehrt und hatte viel des Anre- genden und Neuen zu bieten. - Der erste Tag der Konvention wurde von den Verhandlungen des ,,Council of Education" ausgeffilt. Hier werden die Vorpostengefechte der Erziehungsfra- en durchgekiimpft, und es wurden manche Vorschlge zur Hebung des Schulsystems erirtert. iner der wich- tigsten war, dass die Arbeit unserer High Schools schon in dem siebenten

und achten Grade der Elementarschulen beginnen solite, und zwar eigneten sich die fremnden Sprachen am besten zu die- sem Zwecke. Es wurde berichtet, dass in einigoen Sfiidten schon Versuche die- ner Art gemacht worden seien und dass dabei recht befriedigende Resultate er- zielt worden seien. Prof. A. F. Lange, das Haupt des Erziehungsdepartements an der Staatsuniversitt und Nachfol- ger von Elmer E. Brown, dem neuen ,,Commissioner of Education" in W~ash- ingaton, hielt mehrere Ansprachen, die ungeteilten Beifall fanden. Auch er b~effirwortete den Unterricht in den modernen Sprachen in den Elementar- schulen, zum Teil als Gegengewicht zu dem ,,Patriotism of Ignorance", der so weit verbreitet sei. Emn scharfes, aber wabres W;ort, das selbstverstindlich nicht aliseitig gewurdit wurde.

Die Lerer an der High School hat- ten ibre Versammlung am letzten Tage. Das Hauptthema war: ~hat is de- manded of the High School? How can the High School best meet that de- mandf Prlsident David Starr Jordan von der Stanford Universitlit sollte die- ses Thema besprechen, konnte aiber

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KIorrespondenzen.

nicht anwesend sein. Doch schickte er einen Vortrag, der verlesen wurde. Da- rin sprach er sich dafir aus, dass im allgemeinen praktischere Resultate in den Hochschulfiichern erzielt werden sollten und dass tiberall Handfertig- keitsunterricht, Handelsunterricht und iihnliche Ficher eingefiihrt werden sollten. Er besprach die einzelnen Fii- cher und was darin geleistet werden sollte. Im fremdsprachlichen Unterricht sollten die Schiller zum miindlichen und schriftlichen Gebrauch derselben ange- leitet werden. Blosse ibersetzung habe keinen Wert. fiber den Unterricht im Lateinischen sagte er: ,,There is no other High School subject from which the students gain less than from the study of Latin." - Der Verein von Lehrern der deutschen Spra- che hatte auch einen Platz auf dem Programm unter dem Vorsitz von Prof. Cooper von der Stanford Universitit. Dr. Fritz Winther von der Staatsuni- versitit sprach fiber den fremdsprach- lichen Unterricht an deutschen Mittel- schulen und entwarf ein gutes Bild von den Leistungen hierin. In der darauf- folgenden Debatte wurde besonders be- tont, dass die Schiler zum Sprechen angeleitet werden mtissen. Auch die Frage, ob Latein oder eine moderne Sprache zuerst gelehrt werden sollte, wurde erPirtert, und es wurde befiir- wortet, dass aus piidagogischen und praktischen Griinden die neueren Spra- chen den Vorrang haben sollten. Prof. Hempl von Stanford besprach die Schulausgaben von Texten und sprach sich gegen zuviel Hilfeleistung fiir den Schiller aus. Eine wichtige Bewegung wurde bei der Konvention in Gang ge- setzt, nimlich eine Verbindung von den Miinnern, die an den High Schools tiitig sind. Dieselbe hat den Zweck, den dro- henden Riickgang von miinnlichen Krliften an diesen Lehranstalten zu verhindern. Der Gedanke wurde enthu- siastisch aufgenommen und ,,The High School Men's Club of California" wurde gegrtindet. Ihr Korrespondent hat die Ehre, Sekretiir derselben zu sein. Es wird erwartet, dass diese Verbindung gute Frilchte in der Entwicklung un- serer Mittelschulen zeitigen wird.

V. B.

Cincinnati. Unsere Staatslegislatur,

mit der wir aber keinen Staat machen knnen, ist seit Dezember wieder in Sitzung, oder richtiger ausgedrtickt, sie hingt wie eine unheilschwangere Ge- witterwolke an unserem politischen

Staatshimmel. Welches Hagelweter von bisen Gesetzen - mit guten werden wir ja so selten begliickt - mag sich wieder iiber unseren unschuldigen Hituptern entladen? Welches Unheil mniigen unsere Legisla-Toren in der Staatshauptstadt wieder anstiften? Bangend und zagend richten wir Cin- cinnatier die iingstlichen Blicke nach Columbus, allwo jetzt vor allen Dingen unselige Temperenz-, Schul- und andere nichtsnutzige Gesetze geschmiedet wer- den. Der hiesigen deutschen Lehrer- schaft liegt besonders die Schulvorlage, womit die Abschaffung des gegenwiirti- genSchulrats beabsichtigt wird, schwer im Magen. Nicht ohne Grund erblicken wir in dieser Absicht und in der Ein- setzung einer Schulkommission, aus ffinf oder sieben Mitgliedern bestehend, eine drohende Gefahr fir den deutschen Unterricht in den affentlichen Schulen. Mit Recht fragt man: Wozu diese in- derung, da sich doch unser Schulrat, der sich aus Wardvertretern zusam- mensetzt, in den letzten Jahren sehr gut bewlihrt hat? Warum handelt man darin nicht nach dem schSnen amerika- nischen Grundsatz ,,let well enough be alone"? Allein nach Lichtwers Fabel vorm Affen und der Uhr werden die ,,weisen" Solons so lange an unserer Schulverwaltung herum - ,,monkeyen", -- wie sie es schon wiederholt versucht haben - bis dass die Uhr am Ende stille steht. Zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben werden, ist zwar iiber die Schulvorlage noch nicht abgestimmt, aber der Korrespondent erwartet nichts Gutes; denn die Mlinner, d. h. die Kan- didaten fiir die Schulkommission, sind da, die Stellen miissen geschaffen wer- den! Das ist des Pudels Kern. Wenn diese Kommission die Stadt jithrlich auch ungefiihr 25,000 Dollars kostet, wihrend der jetzige Schulrat unent- geltlich dient, was macht das aus? Die machthabenden Herren Politiker von Hamilton County wollen's mal so ha- ben, und die ,,intelligenten" Landonkels in Columbus helfen getreulich mit. Da- gegen fruchten die liingsten Petitionen und die beaten Argumente nichts, so wenig wie in Temperenzfragen. Gegen Dummheit, Fanatismus und Korruption ist eben schwer zu kimpfen.

Der Vorsteher des englischen Schin- schreibeunterrichts hier hat zu Anfang des laufenden Schuljahres n e u e Sc h r eibvor 1 agen herasgegeben, nach denen seitdem im 'englischen De- partement mit heissem Bemiihen getbt wird. Nach diesen Vorlagen, vielmshr nach dem Wunsche ihres Autors, sollen

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54 Monatshefte fir deutsche Sprache und Piidagogik.

sich bereits die A-B-C-Schtitzen beim Schreiben die sogenannte ,,Freie Arm- Bewegung" aneignen, also noch ehe sie die Form der Buchstaben richtig er- fasst haben! Da werden nun im ersten Schuljahre Ellipsen (d. h. solche Figu- ren sollen es sein) rechtsrum und linksrum, sowie Auf- und Abstriche freih~ndig hingeschmiert - geschrie- ben wollte ich sagen, - dass es nur so eine Art hat, aber eine btse Art. Die Schreiblehrerinnen und die Klassenleh- rerinnen sthnen und seufzen darfiber, und die Kinder wfirden am Ende des Schuljahrs voraussichtlich noch nicht einmal das Alphabet leserlich schreiben kinnen, wenn ihre Lehrerinnen nicht heimlich das Schreiben nach guter al- ter Methode l ehren wiirden. Kinnte man doch - w~ire es auch nur zum ab- schreckenden Beispiel - einige dieser freihindigen Schinschmier - Pri3bchen hier abkonterfeien! Hoffentlich wird der Herr Autor sehr bald das nutz- und zwecklose seines Bemiibens, vielmehr seiner Lehrerinnen, einsehen und die Zeit und Papier verschwendende Freie Armbewegung aufgeben, oder sie we- nigstens erst mit dem fitnften Schul- jahre beginnen, wie es frfiher der Fall war. Schreibvorlagen herausgeben und darnach unterrichten oder unterrichten lassen, sind eben zwei verschiedene Dinge, das sollte sich auch mancher Verfasser von Schul- und Textbiichern grtindlich merken.

E. K. Milwaukee.

Mit Stimmengleichheit, sieben gegen sieben, hat unser Schulrat in seiner letzten Sitzung eine A b inderung der bestehenden Regel in betreff des deutschen Unterrichts an den 6ffentli- chen Schulen abgelehnt. Die von dem Statutenkomitee vorgeschlagene Abinderung lautete, dass die Kinder nicht eher in die deutsche Klasse auf- genommen werden sollen, bis die El- tern dies schriftlich verlangten. Der bestehenden Regel gemiss wird von sitmtlichen Kindern angenommen, wenn sie in die Klassen vom 1. bis zum 8. Grad eintreten, dass sie sich am deut- schen Unterricht beteiligen, falls die Eltern n i ch t einen gegenteili- gen Wunsch ussern.

Der Vorschlag zur Abanderung dieser Regel wurde von slmtlichen Freunden des deutschen Unterrichts als ein Ver- such, denselben zu verkrtippeln, ange- sehen, und fand daher, sowohl seitens der Deutschamerikaner im Schulrat als auch seitens der aufgeklrten, fort-

schrittlich denkenden Angloamerikaner energische Abwehr.

Der J a h r e s b e r i ch t des SuperintendentenCarrol G. P e a r s e, der in der Februarsitzung des Schulrats zur Verlesung gelangte, enthiilt einen iberblick der Fortschrit- te und Verinderungen, die in dem ge- samten 5ffentlichen Schulwesen der Stadt in den letzten drei Jahren ge- macht worden sind. Herr Pearse weist darin auf folgende Einrichtungen, resp. Verinderungen bin, die withrend der Dauer seiner Amtszeit getroffen worden sind:

a) Die Einftihrung eines grindliche- ren Handelskursus in den Hochschulen,

b) Erleichterung des Pensums fiir die unteren Grade der Elementarschulen;

c) ein freieres, biegsameres Versetz- ungssystem und halbjihrliche Versetz- ung;

d) Einflihrung der ,,Nachhilfe" - Pe- riode, wodurch den minderbegabten Schtilern mehr Aufmerksamkeit ge- schenkt wird;

e) Die Schaffung von sog. "ungraded" Schulzimmern;

f) Ein besserer Ausgleich der ftr je- den Lehrer bestimmten Schileranzaht;

g) Ausdehnung des Koch- und Hand- fertigkeitsunterrichts;

h) Die Grtindung von Ferienschulen und die Wiedereinfihrung der Abend- schulen, und eines systematischen Turnunterrichts unter kompetenter Lei- tung;

i) Die Einfihrung des Unterrichts fir Blinde;

j) Die ErhShung der Lehrergehlter, die durchschnittlich fUr jeden Lehrer $100 pro Jahr betrgt und

k) eine Ersparnis fir die Eltern an der Auslagen fir Textbicher, die sich auf $5000 bis $6000 pro Jahr belluft.

Ferner macht Herr Pearse folgende Empfehlungen:

I) Die Lehrergehter sollen so bald als mSglich noch mehr erh5ht werden;

II) Die Grindung einer Zwangserzie- hungsanstalt fiir unheilbare Schul- schwinzer und sonstige ,,Storenfriede";

III) sowie einer "Parental" - Schule filr verwahrloste Kinder, und

IV) besonderer Klassen fir schwach- befihigte Schiler.

Wie ein roter Faden liiuft durch die- sen Bericht das padagogische Diktum: ,,Wir missen dem einzelnen Schiler mehr Aufmerksamkeit widmen; wir miissen jeden Zsgling seinen individuel- len Anlagen oder ererbten Schwtchen entsprechend erziehen."

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Korrespondenzen.

Der Lehrerverband hat den Schulrat in einer Petition ersucht, die Geh fi l- ter s i m tli ch e r L elh r e r um $50 pro Jahr zu erhihen bis das Maxi- mum von $1000 erreicht ist; die Spezi- allehrer des Deutschen und die Vize- prinzipale sollen ein Maximalgehalt von $1100 erhalten. Da aber die dem Schul- rat zur Verfiigung stehenden Geldmit- tel kaum dazu ausreichen, so wird ein Komitee desselben sich mit der Frage der Erhihung der fir Schulzwecke be- stimmten Spezialsteuer von 3/2 Mille beschiftigen.

Zwei V o r t r ii g e fiber ,,das Rheinge bie t" und einer fiber ,,Ber 1 i n und Umgegend", ge- halten im Monat Januar von Prof. Goodnight unter den Auspizien des Schulrats, zogen eine grosse Zuh5rer- schaft aus alien Stadtteilen nach der 21. Distriktschule No. 3.

Prof. Oskar Burckhardts V ortr ige itber Literatur, deren er bis jetzt drei in der Aula des Seminars ge- halten hat, erfreuten sich seitens der Lehrer einer starken Beteiligung und begeisterten Aufnahme. ,,Gottfried Keller", ,,Das antike Theater" und ,,Don Quijote" sind die von Hrn. Burck- hardt bis jetzt behandelten Themata, die er durch seine gewohnte sch~ine Sprache und schwungvolle Rednerweise auf das interessanteste zu beleben ver- stand.

Ein aus angesehenen Btirgern und Lehrern bestehender Loka 1 aus - s ch u s s hat sich unter demVorsitz des Ierrn Leo Stern, Direktor des Deut- schen, gebildet, um die natigen Vorbe- reitungen ftir den in diesem Sommer hier stattfindenden L e h r e r t a g zu treffen. Nun heisst es, wacker an die Arbeit, ihr Kollegen und Kolleginnen! Unterstiltzt den Ausschuss so viel als in euren Kriiften steht, um diesen Leh- rertag zu dem erfolgreichsten in der G e s ch i ch t e des Leh- r e r b u n d e s zu gestalten.

C. B. S.

Newark, N. J. Endlich haben wir ihn! Niimlich -

den ,,K 1 einen Schulra t", nach dem sich die Biirger schon so lange ge- sehnt. Die vorjihrige Staatslegislatur erliess ein Gesetz, das den Blirgern Newarks gestattete, darfiber abzustim- men, ob der Schulrat nach wie vor aus zwei Vertretern fitr jede der 16 Wards - also zusammen aus 32 Mitgliedern- bestehen und vom Volke erwiihlt wer- den soll, oder ob er nur aus 9 Mitglie- dern zusammengesetzt sein soll, die

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vom Mayor der Stadt zu ernennen sind. Newark hatte in den letzten Jahren tible Erfahrungen mit dem ,,Grossen Schulrate" gemacht. Man sagte vielen Schulkommissaren nach, dass sie bei Ankiiufen, Bewilligungen, Vergebung von Kontrakten u. s. w. mehr ihre ei- genen Interessen und die ihrer Freunde und Vettern als die der Schulen und ihrer Mitbtirger im Auge gehabt hait- ten. Das ist nun gerade nichts Neues. Klagt doch schon der babylonische Keilschriftlehrer Sadrach A. B. Dnego vor vielen 1000 Jahren auf einer seiner hinterlassenen von Fritz Treugold* auf- gefundenen und entzifferten Platten folgendermassen:

Jetzo kann man weit es bringen, Wenn man einen Vetter hat, So da sitzet stolz und gravi- tiltisch im Schulrat der Stadt.

Eines hat der schlimme Handel Klar und deutlich mich gelehrt; Nitmlich das: es ist ein Vetter Hierzulande etwas wert.

Das liesse sich so ziemlich auch auf den ,,Grossen Schulrat" unserer guten Stadt Newark anwenden. Darum hiess es: ,,Fort mit dem Grossen Schulrat! In einem kleinen Schulrate konnen un- mriglich so viele Vettern sitzen, wie in einem grossen." Und der ,,Kleine Schulrat" trug bei der Wahl den Sieg davon.

Da man vor der Wahl nicht wusste, wie sie ausfallen wiirde und man na- tiirlich fuir alle Flille sorgen musste, so wurden auch Wardkandidaten fiir den ,,Grossen Schulrat" aufgestellt und ge- withlt. Infolge des Ausganges der Wahl war selbstverstiindlich die Erwithlung der letzteren ungtiltig geworden. So dachten niimlich die Burger. Anders dachten die neu erwiihlten Ward-Schul- kommissitre und mit ihnen einige ihrer !ilteren Kollegen. Jetzt erst zeigte sich, wie unrecht man ihnen frtiher getan, wenn man ihnen Pflichtvernachlassi- gung und Gewissenlosigkeit vorgewor- fen hatte. Sie weigerten sich, dem vom Mayor ernannten ,,Kleinen Schul- rate" am 1. Januar Platz zu machen. ,,Wir sind von den Burgern erwlihlt", sagten sie, ,,und es ist unsere Pflicht, nicht von unserem Posten zu weichen." Sie, die keinen Zent Gehalt bezogen, waren durchaus nicht geneigt, der Stadt ihre wertvollen Dienste zu ent-

* Sadrach A. B. Dnego. Ein alt- babylonischer Keilschriftlehrer. Von Fritz Treugold. Verlag von Rob. Luz, Stuttgart.

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Pdidagogi.

ziehen. Thre Uneigenntitzigkeit und Opferwilligkeit ging sogar so weit,. dass sie noch in die eigene Tasche grif- fen und einen Anwalt beauftragten, das neue Gesetz als unkonstitutionell anzufechten und einen Einhaltsbefebl gegen den ,,Kleinen Schulrat" zu erwir- ken. Wie aber einstmals der kleine David den Riesen Goliath besiegte, so trug auch diesmal der Kleine gegen den Grossen den Sieg davon. Der Grosse musste dem Kleinen den Schulratssaal ritumen. Die Ernennung der 9 Mitglie- der des ,,Kleinen Schulrats" durch den Mayor ist zur grossen Zufriedenheit der Mehrzahl der Btirger ausgefallen, und man sieht nun der Weiterentwick- lung unseres Schulwesens mit den besten Hoffnungen ffir die Zukunft entgegen.

Newark hat nun auch seinen Zweigverein des ,,Allgemei- nen deutschen Sprachver- ein s." Die Herren Robert Mezger, Moritz Bamberger und Carl Kniep er- liessen im Oktober einen Aufruf behufs Grindung eines solchen, dem zahlreich entsprochen wurde. Der Verein zlhlt jetzt bereits gegen 80 Mitglieder. Vor- triige wurden bis jetzt gehalten von Herrn Jos. Winter aus New York tiber Heinrich Heine mit besonderer Bertick- sichtigung seiner Stellung unter den deutschen Dichtern und seiner Ver- dienste um die deutsche Sprache; von Herrn Peter Niclas von hier; von Herrn Dr. Maximilian Grossmann aus Plainfield, N.J., fiber die Gtterdamme- rung, und von Herrn Karl Kniep von hier fiber Fremdwiirter. Fiur den 29. Januar, Mittwoch Abend, haben der Zentralverein und der Sprachverein ge- meinschaftlich eine Fichtefeier veran- staltet, die in der ffentlichen Bticherei abgehalten werden soll. Herr Dr. Ernst Richard von der Columbia Universittt ist als Redner gewonnen worden.

Die jetzigen Beamten des Sprachver- eins sind: Robert Mezger, Prlsident; Moritz Bamberger, Schriftftihrer, und Karl Kniep, Schatzmeister.

H. G. New York.

Wenn die drei letzten Versammlun- gen des Vereins deutscher Lehrer von New York und ', mge b u n g nur mfissig besucht wa- ren, so lag die Schuld weniger an den Mitgliedern als an dem hlisslichen Re- genwetter, das sich regelmdissig an den Versammlungstagen einstellte und be- sonders die ausserhalb der Stadt woh- nenden Herren dazu veranlasste, lieber eine Havana im behaglichen Lehnstuhl

am hiiuslichen Herde zu rauchen, als die beschwerliche Reise nach der Me- tropole anzutreten. Wer aber am 4. Januar trotz Wind und Regen sich im Lokale des Deutschen Pressklubs ein- gefunden hatte, bereute keineswegs die geringe Unannehmlichkeit. Die Stim- mung war eine recht gemiitliche und der auf persfinlicher Erfahrung basie- rende, hichst lebendige Vortrag des Herrn Dr. Hoelper tiber das ,,Deutschtum in Belgien", der im Auszuge in diesen Spalten erscheint, wurde mit grossem Beifall aufgenom- men.

Dem Beispiele anderer deutscher Ver- einigungen folgend, beschloss auch un- ser Verein, ein Mitglied des D e u t sc h- amerikanischen S c h u 1 v e r- eins der Stadt New York zu werden und damit sein Scherflein zum Gedeihen des Deutschtums hier im Osten beizutragen.

Das Andenken des kiirzlich verstor- benen Dr. Gr inenthal, eines lang- jiihrigen Lehrers der deutschen Sprache an den fiffentlichen Schulen New Yorks und eines eifrigen Firderers deutscher Bestrebungen in der Metropole, wurde durch Erheben von den Sitzen geehrt. Auch wird seiner Familie ein Beileids- schreiben yon seiten des Vereins iber- sandt werden.

Ferner wurde beschlossen, dem Deutschen Pressklub, der un- serem Vereine in den zwei letzten Jah- ren seine Riiume unentgeltlich zur Ver- fiigung stellte, flir dieses so uneigen- nitzige Entgegenkommen ein wohlge- meintes Dankschreiben zu tibermitteln.

L. H.

Verein deutscher Spezial- lehrer in New York. In der Ende November abgehaltenen Sitzung unse- rer Vereinigung wurde auf Anregung des Vereins deutscher Lehrer von New York und Umgebung der Vorschlag ge- macht und einstimmig angenommen, gemeinschaftlich mit dem letzteren ein oder zwei Delegaten zu dem im nich- sten Sommer stattzufindenden Leh - rertag in Milwaukee zu senden, falls sich sonst keine Kollegen zu der Reise entschliessen sollten. Es wird dieser Plan von der Feststadt und dem Westen jedenfalls mit Freuden begrtisst werden.

In der gleichen Versammlung wurde auch die Abhaltung einer Weih- nachtsfeier beschlossen und die folgenden Mitglieder zum ausftihrenden Komitee ernannt: Herr B. Kuttner. Frliulein I. Knopfmacher, Herr F.

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erheiternd waren die Tischreden der Herren Blume und Mussaeus. Friulein Constantini, die Vizepr3sidentin des VTereins, zog es vor, in wenigen Worten viel zu sagen. Grosse Heiterkeit erreg- ten die Entschuldigungsschreiben, die ein Spassvogel fir einige abwesende Mitglieder eingesandt hatte; unter an- derem entschuldigte sich ein Herr da- durch, dass er noch schnell einige Hiiu- ser zu verkaufen hiitte; eine Dame, dass die zwei Sprachvereine, der sie an- geh~ire, ihre Zeit voll und ganz in An- spruch nihmen, und ein anderer Herr hatte last but not least den heiligen drei Kinigen noch eine Privatstunde zu geben. Ebenso interessant war die Verteilung der Geschenke, die fir jeden Teilnehmer bestimmt waren. Frliulein Knopfmacher hatte dieselben mit vieler Arbeit in verschiedene Htillen verpackt, wovon jede mit einer anderen Adresse versehen war, so dass jeder Gegenstand durch eine Anzahl Hinde wanderte, bis er endlich seinen glicklichen Besitzer fand.

Nach aufgehobener Tafel erfreuten uns zwei Damen, welche als Gitste an- wesend waren, durch herrliche Violin- und Klaviervortrilge.

Erst nach schon etwas stark vorge- riickter Stunde trennten wir uns mit dem Bewusstsein, eine wirklich recht vergniigte Weihnachtsfeier erlebt zu haben.

F. M.

Maenner und Herr Priisident Scholl ex officio.

Da die monatliche Versammlung fiir den Dezember ausser dem Berichte tiber die Vorarbeiten fiir die oben genannte Feier nichts besonderes bot, so soll sie iibergangen und statt dessen der Ver- lauf des Weihnachtsfestes geschildert werden.

Dasselbe fand am Abend des 27. De- zembers in den Riiumen des Arion in New York statte, welche uns von der Gesellschaft in der freundlichstenWeise zur Verfigung gestellt wurden.

In der Metropole am Hudson scheint die Luft fUir das Pflinzchen Kollegiali- tlit nicht besonders gut zu sein, denn es fihrt ein ziemlich mageres Dasein, und so kam es denn auch trotz friih- zeitiger Werbung, dass sich nur ein kleines Hiuflein Getreuer zusammenge- funden hatte, das aber durch liebe, an- hiingliche Gliste gerade verdoppelt wur- de. Obgleich man voraussetzen sollte, dass die Teilnahmslosigkeit so vieler Mitglieder ein etwas gemischtes Gefiihl hiitte erzeugen miissen, so herrschte doch von Anfang an die frihlichste Stimmung, die selbst die etwas pessi- mistisch gehaltene Rede des Vorsitzen- den des Komitees, Herr Kuttner, nicht zu verscheuchen vermochte. Die echt humoristische Erwiderung derselben durch den Vereinsprilsidenten ver- scheuchte sofort jede Wolke; ebenso

II. Umschau.

Gustav E. Karsten. Gestor- ben am 28. Januar 1908. Pro- fessor Gustav E. Karsten starb am 28. Januar nach kurzer Krankheit. Einem in der ,,Sonntagsglocke" von Peoria ver~iffentlichten, hchst sympathisch gehaltenen Nachrufe seines ehemaligen Schtilers, O. P. Klopsch, entnehmen wir fiber den Lebenslauf und die Tlitigkeit des Verstorbenen u. a. Ifolgendes:

Karsten wurde 1860 in der Niihe von K6nigsberg geboren. Er absolvierte das Gymnasium zu Marienwerder und be- zog dann die Universititen von Leip- zig, K5nigsberg, Heidelberg und Frei- burg, wo er 1883 zum Doktor promo- viert wurde. Nachdem er zu weiterer Ausbildung zwei Jahre in Paris und London verbracht hatte, wurde er 1885 Dozent der germanischen und romani- schen Philologie an der Universitit Genf. 1886 folgte er einem Rufe an die Universitit von Indiana als Professor

der romanischen Sprachen. Weit tiber den Einflusskreis dieser Universitlit hinaus machte er sich in der Gelehrten- welt von Amerika und Europa einen Namen durch das von ihm gegrtindete und herausgegebene ,,Journal of Eng- lish and Germanic Philology". Seine umfassende Bildung und seine Erfolge als Lehrer schufen ihm eine Anzahl Neider, und die daraus entstandenen Misshelligkeiten veranlassten ihn, 1903 seine Stelle niederzulegen. 1906 wurde er an die Staatsuniversititt von Illinois, Urbana, berufen als Vorstand der ver- einigten Departements der modernen Sprachen. Leider war es ibm nur ver- :gnnt, drei Semester an dieser Anstalt zu wirken. Eine plitzlich eingetretene Lungenentztindung machte seinem Le- ben frihzeitig ein Ende. Ausser selner Familie und der Universitit trauern um ihn Tausende seiner ehemaligen Schtiler und alle Freunde des Deutsch-

Umschau. 57

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