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Korrespondenzen

Date post: 08-Jan-2017
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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 8 (Sep., 1902), pp. 282- 286 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30171098 . Accessed: 15/05/2014 17:01 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.104.110.49 on Thu, 15 May 2014 17:01:57 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Korrespondenzen

KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 8 (Sep., 1902), pp. 282-286Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30171098 .

Accessed: 15/05/2014 17:01

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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II. Korrespondenzen.

(Fiir die Pidagogischen Monatshefte.)

Chicago. Die Schulsteuern fallen bei unserer

,,Prosperitiit". Die Anzahl der schulbe- suchenden Kinder aber steigt Gottlob. 268,392 Namen trug die diesjiihrige Stammrolle, 5,654 mehr als 1900-'01, 12,531 mehr als 1899-1900. Von den Schulkindern dieses Jahres waren 133,- 451 Knaben, 134,941 Miidchen. 51,482 Schfiler gingen wiihrend des Jahres aus dem einen oder anderen Grunde ab. Auf Elementarschulen kam eine Frequenz von 136,836 Kindern, auf grammar schools 66,160, high schools 8,664, Normalschule 469, Kindergiirten 4621. Der tiigliche Schulbesuch betrug 93.9 Prozent.

Trotz dieses erhiihten Schulbesuches hatten wir am Schlusse des letztenSchul- jahres 176 Lehrkriifte weniger als am Schlusse des vorletzten. Es wird eben gespart an allen Ecken - soweit die Schule in Betracht kommt. Nur ruhig Blut und ja nicht gemuckst: dann wird's immer schlimmer!

Die deutschen Lehrer miissen bekannt- lich schon im nitchsten Jahre an den Geldmangel Chicagos glauben. In die- sem Jahre war eine genigende Anzahl angestellt, dass 30,514 Schiller am deut- s'ben Unterricht teilnehmen konnten. Wie wird diese Zahl im nichsten Jahre sinken!

Das Amt des Supervisors des deut- schen Unterrichtes diirfte beibehalten werden, jedoch mit neuer Besetzung. Fiir den bisherigen Supervisor, Dr. G. A. Zimmermann war eine Hochschulstelle mit einem Gehalt von $2000 in Aussicht genommen, doch erhob sich im Schulrate so offener Widerspruch dagegen, dass man die Idee fallen liess. Das Gehalt des Supervisors soll aus $7000 bestritten werden, die man aus der schmalen Be- willigung fir den deutschen Unterricht im niichsten Jahre herausgespart hat. Lehrkrifte, die Unterricht in der deut- schen oder lateinischen Sprache erteilen, werden im kommenden Jahre eine Ge- haltszulage von $50 (fir das Jahr) er- halten.

Fiir allesAndere als den deutschen Un- terricht hat man Geld aufgetrieben, wenn auch teilweise mit Ach und Krach. Fitr die Kindergiirten hat man nun $50,000, ftir die Abendschulen $30,000, wihrend noch vor einigen Monaten der Schulrat es fiir rein unmiglich erkliirte, die Schu- len zu eriffnen. Schlimmer steht es mit den Ferienschulen, die heuer in finf Schulgebituden abgehalten werden. Hun-

derte von Kindern mussten wegen Platz- mangels abgewiesen werden. Und doch sind in einer Stadt wie Chicago gerade die Ferienschulen eine humanitiire Not- wendigkeit, eine der grtssten Wohtaten, die den Kindern aus den ,,Armeleut-Ge- genden", von denen so viele noch nie einen lebenden Baum, geschweige denn einen Park gesehen hatten, erwiesen wer- den kann. Die .hiesigen Ferienklubs ha- ben $8000 aufgebracht, aber selbst die doppelte Summe wire kaum hinreichend.

E.P. Cincinnati.

,,Was ist das Leben, Korl!" Wenn Unkel Briisig sich bei einem Begriibnisse nur zu diesem tief philosophischen Aus- spruche versteigen konnte, so kann man auch von einem piidagogischen Korre- spondenten nicht erwarten, dass er bei der grossen Auferstehung, gemeinhin Schulanfang, viel mehr als eine allge- meine Betrachtung irdisch-schulmeiser- licher Verhiiltnisse zutage flrdere.

Ich behaupte, dass man den wahren Plidagogen an seinem Verhalten im Zivil- verhjiltnisse, das heisst an seinem au- sserdienstlichen Gebahren und am aller- besten an der Art und Weise erkennt, wie er sich im bayerischen Himmel, vulgo Ferien, zurechtfindet. Wie es zwei- erlei Pidagogen gibt, so gibt es auch zweierlei Ferien. Die ersteren wird man am zweckmissigsten einteilen in gut be- zahlte und schlecht bezahlte; die letzte- ren in traurige und vergniigte. Die Leh- rerseele, die sich mit einem Jahresgehalte von so'n $1500 bis $3000 herumschinden muss, sie besucht einen Lehrertag, unter Umstiinden auch zwei; sie spritzt nach Europa, nach Californien und den Sand- wichinseln; wohnt in der Sommerfrische oder im Bade, mit einem Worte, eine solche arm geplagte Seele hat sehr trau- rige Ferien: Sonngebritunt, mit einer Gewichtszunahme von elnigen Schock Pfunden, beladen mit angenehm-lehrrei- chen Erfahrungen und Erinnerungen kehrt sie heim und klagt, denn sie hat keine Gehaltserhihung bekommen und sieht sich gezwungen bei dem vorhin an- gedeuteten Bettel-Salir ihre Perlen wei- ter vor die Ferkelchen zu werfen. Wir tragen inniges Bedauern im Herzen um solche ungliickliche Genossen und hoffen nur, dass es ihnen gelingen mige, sich noch ein Jiihrlein mit Ach und Krach welter zu behelfen.

Die andere liebe Seele, die das Jahr hindurch sich abgehiirmt hat und abge-

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Korresponden

miiht mit vergeblichen Versuchen ihr Einkommen von vielleicht $500 bis $800 mit Hilfe von einem halben Dutzend Giren, oder auch nur aus eigener Kraft, klein zu machen, ihr sind vergniigte Ferien beschieden. Schon der Anfang ist vielversprechenjl, denn die besagte Seele weiss beim besten Willen nicht, was sie mit dem zuriickgelegten Gehalts- ilberschusse anfangen soll; sie kann sich nicht entschliessen, zu welchem Lehrer- tage sie reisen soll, auch nicht darilber schliissig werden, von welcher Zeitung sie gegen ratenweise Kriegskorrespon- denzen ein Freifahrt-Billet nach dem Tagsatzungsschauplatze annehmen soll, sie bleibt also lieber weg; Europa und dergleichen iiberseeische Gegenden sind ihr vollstilndig Wurst, und noch wursti- ger sind ihr Badeorte, Sommerfrischen, Fischfang, Jagdvergntigen. Diese lieele bleibt, rein innerem Triebe gehorchend, zu Hause und niihrt sich mittels Sau- gens an ihren selbsteigenen Tatzen. Der einzige nachhilfebediirftige Schiiler, der sich auf eine nur so im Spass erlassene Zeitungsannonce behufs Errichtung einer Ferienklasse gemeldet hat, kann dahin gehen, wo der Pfeffer wiichst. Die Zel- tung, die versprochen hat, vorkommen- denfalls die Dienste der mehrgenannten Seele gerne in Anspruch zu nehmen, a' raison von $2.50 far 10 aitunden titgli- cher Fingerlibungen, sie kann lange flU- ten, denn der Fall kommt nicht vor; die Zeitschrift, die kurze zweckmiissige Ar- tikel zu priifen und eventuell zu verwen- den in Aussicht setlt, sie mag sich einen grisseren Papierkorb zulegen; kurzum, die Seele sagt: Ihr kinnt mir aile gestoh- len werden; meine Verhitnisse sind dermassen geordnet, dass das, was man standes- und verdienstgemisses Ein- kommen nennt und womit traurige Fe- rien von vorneherein schon bedingt sind, gar nicht in Betrac1ht kommt, zumal Luft, Wasser, Sonne, Mond und Sterne Emolumente sind, deren man durch blo- sses Handausstrecken und Augenffnen teilhaftig werden kann. ,,Und," so re- dete meine Gewiihrsseele gemitlich wei- ter, ,,gibt es wohl ein reineres, unge- triibteres Ferienvergntigen, als der Ge- nuss, beim Korrektirlesen von durch Literaturgrassen verrichteten Bediirf- nissen eine Stelle zu finden wie diese: ,,Ihr Raubzug war nicht einem fiberstiirz- ten Entschlusse zufolge beschlossen wor- den, sondern mit kilbler, reiflicher iber- legung und mit der epikurilischen Beson- nenheit blutdfirstiger Karaiben geplant worden.' Sehen Sie, so etwas entschit- digt einen fiir die vergnilgtesten Ferien. Wenn Sie mir einen Genossen nennen kUnnen, der wiihrend seiner europiischen

oder californischen Tranertour so etwas gesehen oder gehiirt, ja auch nur geahnt hat, so verspreche ich ihm jetzt schon, an seiner Stelle die nchstjiihrigen trauri- gen zwei Ferienmonate im Monde im Mars, oder wohin sonst er seine muden Schritte zu wenden beabsichtigt, durch- zufechten." Soweit mein ferienfroher Gewiihrsmann. Er wird's wohi wissen und verantworten. Das ist ilberhaupt ein gelungener Pildagoge! Nach solchen gliicklichen Ferien freut sich der Mensch noch, dass er wieder Schule halten darf und hat nur den einzigen Kummer, es mchte am Ende im Juni 1903 so mit ihm stehen, dass er sich anstandshalber auch einmal traurige Ferien gestatten miisste. ,,Was ist das Leben, Korl!"

Reinick, der Schilker, hat einmal ge- sungen:

,,So jemand baut ein neues Haus Und baut zuerst den SSller, Da kommt niemals kein Sinn heraus; Zuerst ban' er den Keller!" Das ist auch Philosophie, und zwar

recht gesunde. Im Staat Ohio im allge- meinen, und in Cincinnati im besonderen, hat man einigermassen dawider gehan- delt. Man hat beim Saller angefangen, und als man schUn im Gange war, da ging das Staats-Obergericht hin und er- kliirte siimtliche von der ietzten Staats- legislatur verfibten Gesetze, 332 an Zahl, fir unkonstitutionell. Soil nun im Staat, besonders in seinen grtisseren Stiidten, weiter gewirtschaftet werden, so milssen nagelneue Gesetze, bezw. Ge- meindeverwaltungen gemacht werden. Zu dem Zwecke ist eine Extrasitzung der Legislatur zu Columbus im Gange. Aucd unsere Schulen sind in betriibendster Weise bei der Geschichte betroffen wor- den. So 'n bisschen Saller-Bauen hatte man sich da allerdings gestattet, indem man Lehrer versetzte und anstellte be- hufsEinfilhrung neuer Unterrichtsfiicher, die jetzt fiirs erste liegen bleiben miis- sen, wie auch die Nachtschulen beschnit- ten werden, Neuanstellungen teilweise unterbleiben, Vermehrung freier Schul- bicher sistiert ist u. s. w. bis einmal ein Sinn herauskommt, was im vorlie- genden Falle einfach heissen muss: his das Geld gefunden ist.

Unser deutscher Superintendent und Freund, Dr. H. H. Fick, ist von seiner Reise durch Deutschland und die Schweiz vergnfigt und wohlbehalten heimgekehrt. Er kann es nicht genug riihmen, wie freundlich man ihm in der einzigen Ferienschule Deutschlands, im Seminar zu Jena, entgegengekommen und wie genau unterrichtet man dort' fiber hiesige Schulverhiiltnisse ist. Be- sonders und mit Recht gefreut hat er

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Pidagogische Monatsheftt

sich iiber die jetzt erst gemachte Ent- deckung, dass acht ihm personlich voll- stindig unbekannte Komponisten drti- ben im Laufe der Zeit sein Gedicht ,,Das Lied, das meine Mut r sang" in Musik gesetzt haben. Herrn Ficks, bislang als deutsche Lehrerin in Cleveland beschiaf- tigte, jiingste Tochter Edna wird'" nun- mehr eine Stelle an der Hochschule zu Madisonville, Hamilton Co., Ohio, an- treten und somit im elterlichen Hause verbleiben konnen.

Der neue deutsche Lehrplan ist fertig. Im Grossen und Ganzen sich an den bis- herigen anlehnend hat derselbe den unbe- streitbaren Vorzug vor diesem, dass er dem Lehrer innerhalb des abgegrenzten Klassenzieles mehr freien Spielraum ge- wiihrt und ihm nicht nur erlaubt, son- dern ihn dazu nitigt seine eigene Indi- vidualitlit sowohl, wie die seiner Schiiler nach Gebiihr zur Geltung zu bringen und zu entwickeln. Wer dazu geneigt und imstande ist, mit offenem Visier und ei- genen Waffen in die Schranken zu treten, der sieht sich fernerhin nicht mehr durch altviterische Regeln daran gehindert Die Bahn ist frei.

Drei junge Cincinnatier deutscher Ab- kunft, die im Laufe des verflossenen Jahres als Lehrer nach den Philippinen gingen, haben das Wagnis mit ihrem Le- ben gebiisst: Einer ermordet, einer un- auffindbar und verschollen, einer aul dem Krankenbette gestorben. Nichts- destoweniger riistet sich schon der vierte, Kollege F. J. Hauer, ein gar liebenswiir- diger und vielversprechender junger Leh- rer an der dritten Intermediatschule, zur Abreise, um in jener Hdlle - das sind nach meiner viPrzehnjiihrigen Er- fahrung dort und auf den Sunda-Inseln die Philippinen jetzt und auf hundert und mehr Jahre hinaus fiir Nicht-Ein- geborene -- das Schicksal herauszufor- dern. Zu sterben braucht dort nicht je- der Europier, bezw. Amerikaner; mehr als die Hiilfte derselben nat es aber seit einigen Hunderten von Jahren getan. Und, wo Chinin, Kalomel und Queck- silber ohnmichtig sind, da hilft Jingois- mus erst recht nicht. Doch, ein jeder ist seines Gliickes Schmied. quidam.

Cleveland. In der hiesigen Western Reserve Uni-

versitlit haben sich zwei unserer deut- schen Lehrkrifte, Frl. Ida C. Messer und Herr F. J. Menger, in vergangenen Juni den Grad Magister Artium erworben und zwar hauptsichlich in deutschen Kursen. Diese Universitit bietet und leistet Vor- treffliches im deutschen Departement; nicht nur tiichtige Miinner stehen an des- sen Spitze, sondern die Universitit ver-

fiigt auch fiber eine der ausgewiihltesten deutschen Bibliotheken des Landes, deren Benutzung den Studenten zu jeder Zeit zur unbeschrinkten Verfiigung steht. Solch iiusserst giinstige Hilfsmittel zur professionellen Weiterbildung vor der Tiire - fast im Hause, - und doch so selten benutzt! B.

Dayton. Ob das Deutsche in Dayton wohl ein-

geschlafen ist? O nein! Das deutsche Leben war sogar ein sehr reges im ver- flossenen Schuljahre; anch der deutsche Unterhaltungsverein hat eine sehr er- folgreiche Saison hinter sich. Erlauben Sie mir etwas Ermutigendes zu berich- ten liber Schule und Verein.

Zur Ftrderung des deutschen Unter- richts in den Schulen ist es dieses Friih- jahr auf Verwenden des Deutschameri- kanischen Zentralvereins gelungen eine ansehnliche Zahl sachverstandiger deut- scher Herren und Damen zu gewinnen, die sich organisiert haben zu regelmissi- gem Besuch aller Elementarschulen (Pa- rochial- sowohl wie Freischulen), in de- nen Deutsch gelernt wird.

Diese Besuche werden gemacht mit Ge- nehmigung und Gutheissen der Schulbe- harde und sollen durchaus keine Kritik der Lehrmethode oder des Lehrpersonals herbeifiihren, sondern das Interesse von Schiiler und Lehrer an diesem Unter- richtszweig heben und stiirken und durch Anteilnahme das Interesse der deutschen Bev6lkerung an der Erhaltung der deut- schen Sprache bekunden. Diese Herren und Damen haben sich in die Arbeit ge- teilt und bereits Pmehrere Besuche ge- macht. Von Zeit zu Zeit versammen sie sich zu einem Meinungsaustausch und zur Berichterstattung an das Schul- komitee des Deutschamerikanischen Zen- tralvereins. Man verspricht sich viel von dieser Bewegung fiir die Erhaltung und Pflege der deutschen Sprache.

In der Hochschule waren wir dieses Jahr sechs, die deutsch (drei davon aus- schliesslich deutsch) unterrichtet haben. Die Zahl der deutschlernenden Schiiler betrug 381 in 19 Klassen; fir das Fran- zosische hatten wir 135 Schiiler in 6 Klassen.

Unter dem Prlisidium von Dr. Hail- mann hat der deutsche Unterhaltungs- verein acht Versammlungen abgehalten, je eine monatlich vom Oktober bis Mai. Diese Zusammenkiinfte wirkten sehr an- regend und boten des Belehrenden eben so viel als des Geflilligen und Unterhal- tenden. Das Programm war ein mannig- faches und reichhaltiges. Jeder Abend wurde einem bestimmten Gegenstand ge- widmet: Reiseschilderungen, Literatur,

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Korrespondenen.

Musik und Gesang, Theaterstiicke, Elek- trizitit, bildende Kunst, Natur. Nach Abwickelung des eigentlichenProgramms gait es dann bei Erfrischungen den Hu- mor spielen zu lassen, gelungene Anek- doten zu erzahlen und vor allem die al- ten, aber ewig neuen, gemiitvollen, deut- schen Volkslieder zu singen. Der Ver- ein hat sich redlich bemiiht, deutsches Wissen, deutsche Sprache, deutsche Ge- selligkeit zu firdern. Die Beteiligung war denn auch eine starke, das Interesse ein reges. Maige es in der kommenden Saison auch so sein. M. D.

Milwaukee. Die schiinen Tage von Aranjuez sind

bald voriiber. Noch eine Woche, und die Schulttiren werden weit ge6ffnet sein, um die Scharen der wiss- und lernbegie- rigen Jugend wieder zu empfangen. Alle, Lehrer sowohl wie Schiiler haben sich er- holt und werden nun erfrischt und ge- stiirkt ihrem Berufe und der Arbeit des Lehrens und Lernens wieder obliegen. Unter den letzteren, den Schiilern, wer- den wohl viele sein, die ,,dem Zwange und der Not, und nicht dem eigenen Trieb gehorchend" kommen; denn die schulfreie Zeit ist doch eine gar zu herr- liche fir sie. Trotz der zehn Wochen ist sie ihnen sehr kurz vorgekommen. Nun, wir, Eltern und Lehrer, finden das ja nattirlich; aber doch isi die Zeit der Sommerferien eigentlich zu lang und vieles geht wieder verloren, was im Laufe des Schuljahres mit grosser Miihe ge- lehrt und gelernt worden ist. Man solite denken, 8 Wochen miissten fiir alle Fllle genigen. Die Lehrer, wenigstens die, welche ihren Beruf lieben, werden sich freuen, ihre regelmissige Arbeit wie- der aufnehmen zu kinnen, denn bei der

regelmiissigen Berufsarbeit ftihlt sich der Mensch am wohlsten und die Zeit ver- geht ihm am schnellsten. Miissigang wird auf die Dauer langweilig und uner- triiglich.

Wir Lehrer des Deutschen werden wohl aile mit Freude gelesen haben. wie erfolgreich und schi5n der letzte Lehrer- tag in Detroit verlaufen ist. Gar viele werden wohl herzlich bedauert haben, dass sie nicht mit ,,dabei" sein konnten. Eine Reihe von herrlichen, ganz ausge- zeichneten Vortriigen wurde gehalten, die sich fast alle im Rahmen unserer speziel- len Berufsarbeit hielten und viele wert- volle Winke fiir den praktischen und er- folgreichen Unterricht im Deutschen ent- hielten. Es wiire ja auch sehr schaSn und wiinschenswert, wenn als greifbare Frucht und Erfolg dieses schimnen Leh- rertages in Detroit der deutsche Unter- richt daselbst in den ffentlichen Schu-

len eingefithrt, und dann auch eine dau- ernde Stiitte dort finden wiirde. Nun wir wollen das beste hoffen.

Es muss uns ja sehr freuen, zu beob- achten, dass das Werk des deutschen Un- terrichtes und der deutschen Sprache iberhaupt unter unseren angloamerika- nischen Mitbtirgern, und besonders im Osten, imnermehr anerkannt und daher auch seine Verbreitung und Einftihrung in Schulen und Familien immer mehr angestrebt wird. Das ist ja eine recht erfreuliche Tatsache; wenn nur die Deutschen hierzulande selbst sich auch nur ein wenig mehr fiir diese gute oache begeistern und daftir mehr tun wollten. Leider ist dies nicht genfigend der Fall, ja man kann dreist behaupten, dass die grassten Feinde des D. U. die Deutschen selbst sind. Sehen wir dies nicht deut- lich wieder an Chicago?

Da hat man ja seitens der Schulbe- htirde den Unterricht im Deutschen so beschnitten, eingeengt und eingezwlingt, dass man damit wohl gewiss die ganze Sache als den Anfang vom Ende bezeich- nen kann. Ein grosser Fehler war es ohnehin schon, als man vor mehreren Jahren die untere Grade rir den d. U. abschnitt, und unbegreiflich und unver- st~indlich war es gewiss, dass sich der Leiter des d. U., sowie die deutschen Biir- ger iberhaupt die Sache ruhig gefallen liessen. Damit wurden dem Baume die besten und kriiftigsten Wurzeln abge- hauen. Nicht umsonst hat der Lebrertag immer und immer wieder betont, dass man im Deutschen, wenn man den Un- terricht erfolgreich machen wolle, im un- tersten Grade damit beginnen miisse. Hier sind die starken Wurzeln seiner Kraft, hier muss der Grund und das Fundament gelegt wercen, und hier ist immer der gr~isste Erfolg im Unterricht zu verzeichnen. Ist es nun zu verwun- dern, wenn der griine Baum des d. U. in Chicago anfiingt zu welken und abzu- sterben? So wird es denn schliesslich auch wohl dahin kommen, dass er ganz verdorrt und dann mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird; und dann wird man sagen k~innen: ,,Und das haben mit ih- rem Schlafen, die Deutschen Chicagos gethan." Dann wird Chicago den zwei- felhaften Ruhm haben, dem schlechten Beispiele der Stidte St. Louis und St. Paul gefolgt zu sein. Um Grainde ist man leider niemals verlegen in dieser Sache. ,,Es ist kein Geld fiir den d. U.; die Schulen haben nicht Geld ge- nug, weil die Steuern nicht eingehen," so sagt man. Ja, warum zwingt man denn die Reichen nicht, ihre Steuern ehr- lich zu bezahlen, sowie man die Armen zwingt, es zu tun? Ja, das will man

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eben nicht, denn eine Hand wiischst die andere, so will und hielt es die huhere Politik. Man glaube auch ja nicht, dass man diesem neuen System, welches man versuchen will, ebensoweit oder gar noch weiter kommt, namlich dass man die Speziallehrer im Deutschen entlhsst und den d. U. durch die dazu befihigten Klassenlehrer erteilen lisst. Ich glaube durchaus nicht an dieses System, und etwas Erfahrung in dieser Sache bean- spruche ich auch zu haben. Etwas Xhn- liches haben wir friiher hier in M. auch gehabt. Doch, there is no better way than trying. Man kann ja die Sache

versuchen und es dann ausfinden. Ich befiirchte aber, dass die Gegner des d. U., die friiher immer sagten, dass er die Kosten nicht wert sei, bald sagen wer- den, nun, da er wenig koste, sei er gar nichts wert, und dann vielleicht recht haben werden. Die Regel ist meistens auch richtig hier: ,,Was nichts kostet, ist auch nichts wert." Es sollte mich freuen, wenn ich die Sache zu schwarz ansihe und wenn sich die Deutschen in Chicago auffraffen wiirden, um womig- lich noch zu retten, was noch zu retten ist. A. W.

III. Umschau.

Amerika. Madison. Dr. Charles Kendall Adams,

Priisident der Staatsuniversitit in Wis- consin, verstarb am 26. Juli zu Redlands, Cal., wohin er iibergesiedelt war, nach- dem er sein Amt niedergelegt hatte. Un- ter seiner Leitung nahm die Universitlit einen grossen Aufschwung. Bewies er dadurch ein grosses Organisationstalent, so zeichnete er sich doch auch als Ge- lehrter, namentlich auf dem Gebiete der Geschichte aus. Er war ein grosser Be- fiirworter des deutschen Erziehungswe- sens und stellte dasselbe in Wort und Schrift aem unseren als Muster vor. Un- ter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Life and Work of Christopher Colum- bus", "Democracy and Monarchy in France", "Manual of Historical Liter- ature". Ein Lehrbuch fiir Geschichte der Vereinigten Staaten zum Gebrauch in Universititen und Colleges blieb lei- der unvollendet. Der Universitiitsrat scheint grosse Schwierigkeiten in der Wiederbesetzung des Prlisidentenamtes zu haben; dasselbe ist noch vakant, trotzdem die Resignation Prof. Adams bereits seit Jahresfrist angenommen wor- den war.

Geschichtsbiicher fiir Schley. Die Le- gislatur des Staates Louisiana passierte kiirzlich ein Gesetz nach welchem alle Lehrbiicher der Geschichte der Vereinig- ten Staaten aus den Schulen verbannt werdcn sollen, die dem Admiral Schley nicht geniigende Anerkennung fiir seine Tiitigkeit in der Schlacht bei Santiago zuteil werden lassen. Der Staatsschul- superintendent hat also nunmehr die Aufgabe, alle Geschichtsbticher darauf- hin zu priifen. Die Mitglieder der Le- gislatur miissen sich ein gut Teil Kritik fiir ihren Eingriff in die Geschichte ge-

fallen lassen und entschuldigen sich da- mit, dass sie durch T. Spence Smith von Rapides, einem geborenen Marylander und grossen Verehrer Admiral Schleys, zur Annahme des Gesetzentwurfs ge- drlingt wurden, trotzdem viele von ihnen die Ratsamkeit des Schrittes fiir frag- lich hielten.

Das Schulhaus zum sozialen Zentrum der Bevuilkerung zu machen, ist das gro- sse Ziel, das sich die SchulbehSrde der Stadt New York gestellt hat. Schon hat man damit den Anfang gemacht, und wir finden in den Schulhidusern bereits Nachtschulen, freie Vorlesungen, Lese- zimmer, Spielriiume und Spielpliitze, Fe- rienschulen, Versammlungen von Eltern und freie Konzerte. Man will aber wei- terhin noch in ihnen Filialen der Haupt- bibliotheken, der Kunst- und wissen- schaftlichen Musseen errichten; litera- rische und musikalische Vereine sollen eingeladen werden, in den Schulhiusern ihr Heim aufzuschlagen, kurz, jede Form der menschlichen Vervollkommnung soll dort Ermutigung finden. Es sollen Zir- kel fiir Kleidermacherei, Putzmacherei, Kochen - fiir alle Titigkeiten den Haushalt betreffend, gebildet werden. Die ganze Bev6lkerung soll im Schul- hause zur intellektuellen, moralischen, physischen und okonomischen Verede- lung zusammengezogen werden.

Milwaukee. Das Nationale Deutsch- amerikanische Lehrerseminar zu Milwau- kee eriffnet seinen Jahreskursus am 8. September. Am 6. d. M. findet das Auf- nahmeexamen statt. Eine Neuerung soll in diesem Jahre insofern eingefiihrt wer- den, als solchen Abiturienten von akkre- detierten Hochschulen, die den vierjiih- rigen Kursus fiir moderne Sprachen ab- solviert haben, Gelegenheit geboten wer-

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