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Korrespondenzen

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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 7/8 (Sep. - Oct., 1904), pp. 262-266 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170918 . Accessed: 15/05/2014 10:02 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.221 on Thu, 15 May 2014 10:02:46 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 7/8 (Sep. - Oct., 1904),pp. 262-266Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170918 .

Accessed: 15/05/2014 10:02

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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Pidagogische Monatshefte.

Eine sehr niitzliche Obung der Art besteht darin, dass in einem gegebenen Satze ausgelassene Wdirter oder Endungen vom Schiiler einzufiigen sind. Dieses Verfah- ren findet man in einem sonst von der neuen Methode wenig beeinflussten Buch, Collar's Shorter Eysenbach, zur Einiibung der Deklination des Adjektivs (§85. 93) und des Relativums (§190) angewendet; z. B. ,,Stark.. Kaffee ist nicht gesund fiir dich, lieb.. Karl; du musst schwach.. trinken." ,,Der Vogel, von - wir sprachen, war ein Adler."

Hierher gehirt schliesslich das Variieren von gegebenen Siitzen durch tber- tragung des Verbums in eine andere Person oder Zahl oder Zeit, oder durch Um-

wan'dlung eines Hauptsatzes in einen Nebensatz( oder durch Verlinderung der Wortordnung, u. s. w. Z. B. zur Einiibung der Inversion wiirde ich u. a. folgende zwei Obungen gebrauchen:

a) (Stelle das Subjekt an den Anfang!) Dein Buch habe ich nicht. Hier kann er nicht sein. Dort ist er.

b) (Stelle die Worte in Kursivschrift an den Anfang! Ich sehe einen Vogel. Mein Bruder kam heute. Er sah mich nicht. Ich tue' das jcden Tag. Ich tue das eden Tag.

Zur Einiibung der Transposition kann man dem Schiller aufgeben, eine Reihe von gegebenen Hauptsiitzen mittles Voranstellung von ,,Ich weiss, dass" oder der- gleichen in Nebensiitze zu verwandeln.

Zur Einiibung einer bestimmten Verbform, etwa der 2. Person Sing. Indik. Perf., kan man irgend ein geeignetes Lesestiick mit Umwandlung jedes vorkom- menden Verbums in die gewiinschte Form lesen oder schreiben lassen.

Berichte und Notizen. I. Korrespondenzen.

(Pr die Psdagoglschen flonatshefte.)

C Mit dem wohligen Bewusstsein, nur

auf ein einziges Jahr wieder angestellt zu sein, ziehen siimtliche Lehrer im gan- zen Staate Ohio ins neue Schuljahr hin- ein. Wie ich bereits friiher angedeutet habe, krreiste die verflossene Staatslegis- latur einen ganz neuen Schulkodex zu- recht, der unter anderem die Bestim- mung enthiilt, dass alle jetzt amtierenden Lehrer sich stehenden Fusses noch einmal einer Priifung unterziehen miissen, um nach September 1905 wieder angestellt werden zu kinnen. Die hiesige Schulbe- hiSrde hat diese sonderbare Bestimmung dermassen zur Ausfiihrung gebracht, dass man uns alle anstellte mit der Be- dingung jedoch, uns vor Ablauf des Schuljahres neue Priifungszertifkate zu erwerben, da die jetzt bestehenden als- dann keine Giiltigkeit mehr haben wer- det, gleichviel auf welche Zeitdauer die- selben lauten. Auch werden dann keine lebensliinglichen Zertifikate erlangt wer- den k5nnen, sondern nur solche auf 2, 3 Jahre fiirs erste - ich weiss das nicht

genau; die Sache ist einigermassen ver- wickelt und nicht angenehm fiir Lehrer, die schon seit Jahren auf Lebzeit ange- stellt sind. Natiirlich braucht, wer sonst nichts auf dem Kerbholz hat, sich nicht zu ingstigen-kurios ist's dennoch. Besser fiel die Sache mit der Einrich- tung der neuen Schulrilte aus, indem alle Stiidte der ersten Klasse (20,000 und mehr Einwohner) durch ihre jetzige Schulbehirde es bestimmen lassen sol- len, wie es in der Zukunft gehalten wer- den wird. Cincinnati bekommt daher einen aus sieben und zwanzig Mitgliedern bestehenden Schulrat, was besonders im Hinblicke auf den deutschen Unterricht in seiner gegenwiirtigen Gestalt sehr giinstig ist. Noch eine recht annehmbare Bestinmmnung ist die, dass bestehenden oder zu errichtenden Lehrer - Pensions- kassen eine gewisse Quote - wenn ich mich niche irie, his zu vier Prozent - der Schulsteuer demn Pensionsfonds zu- gewendet werden darf. Das wird unseren Fonds ganz bedeutend erhiihen und sicher stellen.

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Korrespondenzen.

Beinahe hiitten die miinnlichen Lehrer hier mit dem September dieses Jahres eine GehaltserhShung bekommen-vom $700 und $800 auf $1000 und $1300 Maximum, aber.... das Ewig-Weibliche! Vie ein Mann erhob es sich und pro-

testierte, allen Vorstellungen taub und unzuginglich: Entweder auch die weib- lichen Lehrer, oder gar niemand! Und so ist es gekommen. Hiitten die Damnen nur ein Jahr war ten wollen, sie wiirden im niichsten Jahre gewiss auch ErhShung bekommen haben. Aber nein! und ce que femnme vent, Dieu le veut: Weder miinn- liche noch weibliche Gehaltserhhung, vielleicht auf Jahre hinaus. ,.ann ich den Hafer nicht fressen, so soIl ihn doch das Pferd auch nicht haben!" So liisst Lafontaine den Hund in der Fabel spre- chen. Ich mache es wie Heine, der, an- statt eine vorlaute weibliche Frage zu beantworten, die Arme fromm miber der Brust kreuzte und gliiubig redete: ,,La illah, ill allah, warn hamed rassul allah!" Ich meine ferner, dass jede Zeit, wenn sie neue Ideen bekommt, auch neue Augen bekommt, und dass es den sensche dann nichts hilft, sich blind stellen zu wollen. Das beste wird auch in der Frauenfrage sein, man libsst die ,,zer- stSrende Plitzlichkeit" sich austoben; schliesslich wird die ,,begiitigende All- mihlichkeit" ja doch siegen, wenn erst tiichtig Haare gelassen sind.

Wsihrend der Ferien starb noch der deutsche Oberlehrer Aloys Schultz. Er war erst einige Jahre im Dienste und hatte bald nach seinem Eintritte in das ihm fremde Lehrerfach die Erfahrungr zu verzeichnen, dass dazu feste Nerven gehren, deun die Nerven warcn es, die den sehr gebildeten und stark scheinen- den Mann so herunterbrachten, dass ein schnell eintretendes weiteres Leiden ihn ohne viel Federlesens hinwegraffen konnte.

Eines anderen vor ganz kurzer Zeit eingetretenen Todesfaltes muss ich ge- denken: Friedrich Bartsch, der in den weitsten Kreisen so hoch angesehene deutschamerikanische Turnerveteran starb hier nach langem Siechtum. WVenn er auch mit dem Volksschullehrerstande nicht in direkter Verbindung gestanden hat, so gehiirte er doch durch seine Tiitig- keit als Turner-Zeichenlehrer und durch das grosse Interesse, das er allen Fort- schritten im Erziehungswesen, besonders aber dem Bestehen des deutschen Unter- richts in Schrift und Wort immer be- zeugte, ganz und voll zu uns. Ihm fehlte es darum auch in unseren Kreisen im Leben nicht an Anerkennung, und wir werden seiner stets in Ehren gedeuken.

Einen weiteren grossen Verlust erlitt das hiesige Deutschtum durch das Ab- leben unseres friiheren Kollegen Karl L. Nippert, der, wenig iiber 50 Jahre alt, durch ein Herzleiden dahingerafft wurde.

In Deutschland von deutschamerika- nischen Eltern geboren, erzogen und fiir das Ingenieurfach ausgebildet, kam Nip- pert vor 28 Jahren nach Amerika und ergriff ein paar Jahre darauf den Leh- rerberuf, dem er 16 Jahre lang als deut- scher Oberlehrer und als Schulprinzipal in unserer Stadt angehrte.

Von Lehrertagen her, als Sekrethr, Vizepriisident und Priisident des D. A. Lehrerbundes war er in weiteren Lehrer- kreisen sehr vorteilhaft bekannt. Vor 10-12 Jahren wurde er Advokat, Po- lizeirichter, Staatssenator und Vize- gouverneur von Ohio, ,,Probate"-richter und - herzleidend, bis nun der Tod uns diesen hochgebildeten, genial-gemiitlichen und ganz allgemein beliebten Mann ent- riss.

Ein anderer deutscher Oberlehrer, Ben- jamin Wittich, ein durch und durch ge- bildeter Schulmann, hat dem Lehrerfache Valet gesagt, um sich einem anderen Berufe zu widmen.

Wie bekanntlich Cincinnati irm Jahre 1897 gelegentlich des Allgemeinen Deutschamerikanischen Lehrertages einen etwa dreitausend Stimmen starken deutschen Kinderchor unter Theo. Mey- ders Leitung mit deutschen Volksliedern vorfiihrte - das erste Mal, dass so etwas hierzulande unternommen worden -, so hat es auch kurz vor den Ferien beim Cincinnati-Turnbezirksfeste gegen fiinf- tausend turnende ZSglinge der iffent- lichen Schulen in Freiiibungen und teil- weisen Geriiteturnen vorgefiihrt und da- mit nicht nur einen gllinzenden Lrfolg er- rungen, sondern auch eminen propagan- distischen Einfluss bon ungeheurer Kraft und Tragweite zur Geltung gebracht. Der Anblick dieser frischfrShlich turnenden Kindermassen, je 2-3,000 zusammen, war geradezu iiberwiltigend und so recht dazu angctan, diese Seite deutscher Kul- turarbeit in Amrerika in das hetrlichste Licht zu stellen. Hunderte und aber Hunderte unter den Zuschauern wurden zum sonst beliichelten Schulturnen be- kehrt, und es wird nunmehr nur an den massgebenden Behirden liegen, demsel- ben die allerdings nochl zu wiinschende Ausbreitung und ErhShung der Leistun- gen zu sichern.

SchreitEn wir auf diesenm Wege fort, dann kbnnen unseretwegen noch mehr Herren Professoren Biicher gegen das Ge- bahren der Deutschamerikaner und gegen das deutschamerikanische Volksschul-

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264 Piidagogisclze Monatsliefte.

wesen driiben drucken lassen und ihr eigenes N ast beschmutzcn. Sie werden vielleicht nur zu bald gewahren, dass sie den Ast abgesiigt haben, auf dem sie jetzt so stolz horsten; das Deutschtum in Amerika aber wird fortbestehen, nur stiirker und angesehener, anscheinend getrennt im Haushalte, vereint, wenn es gilt zu handeln und zu schlagen. Davon wird man sich bei der bevorstehenden Schiller-Feier auch hier iiberzeugen, und fiir deren Vorbereitung ist auch den Ver- tretern unserer deutschen Lehrervereine der diesen gebiihrende Anteil einge- riiumt worden.

Am 6. September beginnen wir unsere Jahres Verproviantierung beim ,,Teachers' Institute", und am 12. treten wir wieder in der Schule an. Proficiat!

Unser deutscher Superintendent, Herr Dr. Fick, ist wohlbehalten von seiner Europareise heimgekehrt, hat also, da er sich hauptsichlich in Italien aufhielt, den alten Spruch ,,Vedi Napoli e poi muori! zu Schanden gemacht.

Mi Kleine Ursachen haben oft grosse

Wirkungen. Da man jetzt so viele Sachen als niitzlich und notwendig erachtet, in den 6ffentlichen Schulen gelehrt zu wer- den, so gestaltet sich denn dadurch auch der Lehrplan recht vielseitig, und die armen Lehrer wissen oft nicht, wie sie alle diese Lehrgegenstinde unterbringen und wo sie die dafiir nbtige Zeit her- nehmen sollen. So wurde denn in einer Versammlung im Mai in der "Teachers' Association" ein Ausschuss ernannt, um Mittel und Wege zu finden, wie diesem tibelstande, nitmlich der tberbiirdung des Lehrplans, abzuhelfen sei und dann eventuell dem Schulrat passende Vor- schlige zu machen.

Da hatte denn eine "smarte school- ma'm" auch bald des Riitsels L6sung ge- funden und schlug ganz unverfroren in der nitchsten Versammlung vor, den deutschen Unterricht im ersten und zweiten Grade einfach abzuschaffen. Wie das in die Zeitung kam, da gab's Auf- ruhr; denn die Deutechen Milwaukees lassen sich den deutschen Unterricht nicht so leicht rauben und sind sehr auf der Hut, beizeiten die Gefahr abzuwen- den. War nun die Sache auch an und fiir sich dumm und einfiiltig und von keiner- lei Bedeutung, da sie nur als naseweise Xusserung eines iiberklugen Diimchens anzusehen war, so konnte man ander- seits doch nicht wissen, ob nicht der Vorschlag doch bei dem einen oder an- dern Schuldirektor Anklang finden wiirde. Vor allem aber war man noch ganz im Unklaren betreffs der Stellung des neuen

Supt. Pearse umdriiben deutschen Unterrican und it. Schon hatte der hiesige Turnverein Mil- eigeneaukee, der stets bei der Hand ist, wenn es gilt, die Fahne des Deutschtums hoch- zuhalten und seine edlen Giiter zu ver- teidigen, die Sache in die angesehenerand enom- getreen, unnt in einer Haushaltffentlichen espre- chung sich iiber die geeigneten Schritte kigiltr zu wehandeden und dann bei dem Schul- rat vorstellig zu werden, als Supt. Pearse plrd mtzich der ganzen Sache ein Ende machte.

Eine hiesige deutsche Zeitung hatte sich nmdieenich an ihn gewandt und sich seine Meinung mtiber den deutschen Un- tericht erbeten. Herr Pearse gab dann folunsereende offene und Verproviantinnliche Erkierung beirung ,,Teab: ,,n eantwortung Ihrer Frage be- ziiwirlich des deutschen nterrichts in den Unserffentlichen Shulen Supeilwaukerintendentes er- scheint es mir kar, dss darhatin den sichinschen der Beohhauptschlichner der Stat vor alaen Dingen Rechnung getragen werden muss. Manche Stiidte haben in ihren Schulen HndfertigkeitSchandunteenricht, an- dere nicht. Einige treiben sy stematishe Ausbildun des Kitzlichrpers, nde rache nicht. In geicher ffentlieise ehrt Sculen gelehrtan in einigen Stdenidten die Grundelmente des Gesangs, in andern nicht. In Milwaukee ist es ge- brder Lehrplanuchlich, Deusch isiizu lehre als einen Tel des ehrer egelnwissenssigen Schupensuft nichts. So lane nun die Beohner detige Stadt dies

ollen, wirsod der Unterricht uch beibe- haAssociatilten on"erden miissen. Ich glernannube nicht, dass irgend elWegeche ussictzu finden, vowie diesehanden ist, dass der mlicheutsche Sprachunterricht in unsern nteffentlichen Schulen aufgege- ben wird; und ich fiir meine Person neige in keiner tteeise der Ansicht zu, dass es geshehen solte; auch hadese ich nie sung aran fundedacnt, einen solhen anorschlag zu ma- chen. Wenn es muir erlaubt ist, ein Ur- tel zu wachstgen, enchte ich sagen, dass der deutsche Untericht in den Unterricht im erstenfentlichen Schulen von Milwaukee schwerlich auf- gehoben werden wird, ausser die deut- schen Biidennrger die Deutilwaukees fodern es."

Carroll G. Pearse, Supt. der denffentlichen Schuen.

Beernicht soken leihtchte ich hier noch, dass derir ale Gegenstibeizeitennde in den Schuen haben, die Supt. Pearse anfiihrt, als sich dumm und einfandfertigk eitsunterrich t, Turnen und Geusserungsangsunterricht. einesun, das waiiberklugenr ge- spzusehenochen wie ein Mann, offen und ehrlich, ohne Riickhalt und Hintergedanken. Jedermann weiss also jetzt, dass Supt. Pearse nicht fnichtir Abshaffung, Verkir- zung oder Beeintriichtigung des deutschen dernnterrichts huldiretor haben ist.

tbrigens michte ich noch hinzuffigen, dass schon seit Jahren sich gar keine Stimmen, wede editoriel noch in Ein-neuen

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Korrespondenzen. 265

gesandts, in den englischen Zeitungen Milwaukees gegen den Unterricht im Deutschen erhoben haben, trotzdem das Schulbudget von Jahr zu Jahr hSher wird, und dieses Jahr nahezu eine Mil- lion erreicht hat. Es scheint also, als ob die Feinde desselben es endlich einge- sehen, dass alle ihre Bemiihungen in die- ser Hinsicht fruchtlos sind und sie sich endlich mit Grazie und Bonhomie in das Unvermeidliche zu schicken haben. So- dann wiire auch die Zeit zu einer solchen Agitation sehr schlecht gewiihlt, denn die Wahlen stehen vor der Tiir, ind da braucht man die guten Deutschen, oder doch wenigstens ihre Stimmen, und so liisst man sie ungeschoren, ja nennt sie sogar "our dear German fellow citizen."

A. W.

Professor Dr. Rein in Milwaukee. Sie ist doch noch nicht ganz ausgestorben, die deutsche Gemiitlichkeit in unserem Lande. Damit soll indes nicht gemeint sein jene soldatenspielende, kamerad- schaftsduselige Deutschtiimelei, die lei- der nur den einen sehr zweifelhaften Segen haben kann, der bei uns schon allzusehr ins Kraut geschossenen Pflanze des Militarismus Nahrung zuzufiihren. Es ist vielmer gemeint jene, wenn auch manchmal allzutiefe Innigkeit der Ge- fiihle, die die Wurzel ist des vielgeriihm- ten und ebenso geschmlihten deutschen Idealismus, der in der Studentenzeit alles in rosafarbne Schminke taucht, der aber auch in den erniichterten Mannesjahren zu begeistern vermag zu grossen, edlen Taten. Dass die obige Behauptung be- griindet ist, zeigte sich gelegentlich des Besuches, mit dem Dr. WVm. Rein, Prof. der Piidagogik und Philosophie zu Jena am Abend des 19. Septembers unsern Deutschen Lehrerverein beehrte. Vorher hielt der deutsche Gelehrte, dessen Na- men in Schriften seit beinahe 2 Jahr- zehnten jedem deutschen Schulmeister riihmlichst bekannt sind, unter den Ausspizien des Lehrerseminars im Turn- saale desselben einen Vortrag iiber die Entwicklung des Schulwesens in Eng- land, Frankreich und Deutschland, der lank der geistvollen Ausfiihrung des Redners von Anfang bis zu Ende mit hohem Interesse verfolgt wurde. Der grosse Saal des Turnlehrerseminars war bis auf den letzten Platz gefiillt; von den hervorragenden Persbnlich lceiten unseres Milwaukeer Schulwesens fehlten nur wenige, und eine grosse Anzahl der Vertreter des intelligenten Deutschtums unserer lieben Stadt Milwaukee hatte sich eingefunden; - was aber der Phy- siognomie des Ganzen einen besonders wohltuenden Zug verlieh, war, dass bei

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dieser Gelegenheit alle die Schulmeisterei leider hierzulande hiiufig noch trennenden Schranken niedergeworfen waren. So fanden wir unter den begeisterten Zu- hijrern Vertreter von alien Erziehungs- instituten Milwaukees und seiner Nach- barschaft: Professoren der Staatsnormal- schule, dem Downer College, Direktor und Professoren der Northwestern Universi- tiit von Watertown, einer hnheren An- stalt der lutherischen Wisconsin Synode, Professoren des zur Missouri-Synode ge- hirigen Concordia-College und der ge- samten Lehrerschaft beider Synoden. Sie alle vereinte der Gedanke, dem hervor- ragenden Vertreter deutscher Piidagogik ihre Huldigung darzubringen.

Nachdem Prof. Rein in meisterhaft akademischer Weise, wie sich von selbst versteht, seiner Aufgabe sich entledigt, folgte er einer Einladung des Vereins der deutschen Lehrer an den 5iffentlichen Schulen, die ihm einen Empfang in dem oberen Saale des Lehrerseminars bereitet hatten. Dank dem emsigen Titigkeit des Herrn Lucas, Priisidenten des Vereines, sowie des fiir solche Zwecke ernannten Komitees unter Frl. Hohgrefe, war es trotz der kurzen Zeit, die zu Gebote stand, gelungen, alle Vorbereitungen zu einer wiirdigen Aufnahme der Ehren- giiste zu treffen. Zu denselben gehSrte auch unser neuer Schulsuperintendent Carrol S. Pearse, der von Anfang bis zu Ende der Feier beiwohnte und dem es augenscheinlich in der Mitte seiner deutschen Lehrer ganz wohl gefiel.

Eine lange Tafel war einfach, aber ge- schmackvoll von unsern Damen herge- richtet, denselben Damen, die stets bei solchen Gelegenheiten in dankeswertester Weise den wirtschaftlichen Pflichten und Lasten sich unterzogen haben.

Herr Lucas, Pris. des D. L. V., waltete in gewandter, launiger Weise seines Amtes als Toastmeister. Es war Sorge getragen worden, einige passende Musik- einlagen einzufiigen, die in gclungener Weise, in Abwechslung mit den verschie- denen Reden geliefert wurden.

Der Reigen wurde eriffnet von Prof. Rein, der in gemiitvoller Weise seine Beobachtungen wihrend seines Aufent- halts in unserm Lande schilderte und freimiitig zugestand, dass er sich nie so gemiitlich wohl gefiihlt hitte, wie an diesem Abend in der Mitte der deutschen Lehrerschaft der deutschesten Stadt der Union. In bescheidener Weise lehnte er es ab, sich fiber das amerikanische Schul- wesen zu giussern und schilderte in eini- gen launigen Anekdoten, zu welchen Missgriffen ein voreiliges und unreifes Aburteilen fiihren kSnne. Der herzlichste

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Piidagogische Monatshefte.

Dank fiir die ihm erwie3ene Ehrenbe- zengung bildete den Schluss seiner Rede, die natiirlich mit dem herzlichsten Beifall aufgenommen wurde.

Prof. Ernst von Watertown sprach tiber die hohe Aufgabe deutscher Piida- gogik in unsern Landen und mahnte die Vertreter derselben, nicht miide zu wer- den, die hohen, idealen Ziige derselben so viel als maglich in der praktischen Be- rufsarbeit zum Ausdruck zu bringen. - Superintendent Pearse zeigte in liingerer Rede, dass er die deutsche Piidagogik wohl studiert und die Ziele und den Wert derselben wohl erkannt habe, und dass besonders die praktische Anwendung der- selben in den deutschen Gewerbeschulen unsre eifrige Nachahmung verdiene. Zum Schluss kniipfte Dr. Rahn vom deutschen Lehrerverein an die Worte Prof. Reins an und wies nach, dass wir alle Ursache haben, mit hohem Stolz auf die Entwick- lung unseres Milwaukeer Schulsystems zu blicken, wie wir es hier wohl verstan- den haben, das Beste und Brauchbarste der Schulsysteme des alten Landes aus- zuwiihlen und zur Anwendung zu bringen. Wenn es dennoch hiiben wie driiben nicht

zu verkennende Miingel giibe, so liegen dieselben hier einerseits in der Unvoll- kommenheit aller menschlichen Einrich- tungen, ganz besonders aber in der Tat- sache, dass wir hier doch noch so gar jung sind, wenn wir bedenken, dass noch vor kaum einem halben Jahrhundert un- sere ,,schbne Erde" ein Tummelplatz der Indianer gewesen. Die allzu hastige Jagd nach dem allmiichtigen Dollar, sowle die allzueifrige Anbetung des G6tzen ,,Erfolg" habe uns bisher gehindert, die Bildungsideale der deutschen Schule zu verwirklichen, doch babe in erster Linie der deutsche Unterricht durch seine Ver- treter diese Ziele ins Auge gefasst, und werde an der Verwirklichung derselben arbeiten, so lange ihm eine Stiitte in un- serm Schulwesen beschert sei, zu Nutz und Frommen unserer amerikanischen Jugend und zum Segen unseres herr- lichen, schnen und grossen Vaterlandes.

So verlief der Abend in hoch genuss- reicher, harmonischer Weise, und alle, die an demselben zugegen waren, werden ohne Ausnahme die Erinnerung daran zu den angenehmsten ihres Berufslebens ziihlen.

II. Umschau.

Vom Lehrerseminar zu Milwaukee. Das Nationale Deuschamerikanische Leh- rerseminar hat am 6. September den 27. die Deutsch-Englische Akademie den 54., und das Turnlehrerseminar des Nord- amerikanischen Turnerbundes den 27. Jahreskursus in den Anstaltsgebijuden am Broadway zu Milwaukee begonnen. Die Akademie zeigt einen erfreulichen Zuwachs an Schiilern in allen Klassen. Bedauerlich ist der Umstand, dass Frau Magdalene Boppe, in der Herr D. eine itusserst tiichtige, erfahrene Lehrkraft gewonnen hatte, wegen Wiederverhei- ratung am 1. Oktober die Schule ver- lassen hat. Der Posten des Klassen- lehrers des achten Grades und Lehrers der englischen Sprache und Literatur am Seminar ist durch Herrn Chas. Babcock, M. S., aus Boston neubesetzt worden. Durch ein Vermlichtnis des Herrn Her- mann Stern, besonders aber durch die Freigebigkeit einiger Mitglieder des Schulvorstandes, wurde es miglich, das Handfertigkeitszimmer mit neuen, elektrisch betriebenen Siige- und Drech- selmaschinen neu auszustatten, sowie zu dem physikalischen Apparat der Schule manches Neue, wie Cooksche RiShre mit Leuchtschirm, Marconi - Instrument, Geissler - RShren. zerlegbare Dynamo- maschine, Pascalsche Vasen, und noch

manches andere, hinzuzufiigen. Alle diese Neuanschaffungen kommen natiirlich auch dem Unterricht im Seminar zu- gute.

Zwu1f Z6glinge wurden nach abgeleg- ter Priifung in das Seminar aufgenom- men, drei miinnliche und neun weibliche. Threr Befiihigung nach wurden zwei der oberen, zwei der mittleren und die iibri- gender unteren Klasse zugeteilt. Von giinstiger Vorbedeutung fiir den Fort- schritt der Klassen ist diesmal die gleich- mniissig gute Vorbildung der neueinge- tretenen Ziglinge. Eine Neuerung ist in- sofern zu verzeichnen, als zum ersten \ial demn Seminar zwei junge Damen (Lehrerinnen) angehiiren, die sich im praktischen Gebrauche der deutschen Sprache die nStige Fertigkeit erwerben wollen, wozu sich in Seminar und Schule reichlich Gelegenheit bietet.

In das Turnlehrerseminar des N. A. Turnerbundes sind zwblf Zbglinge, sieben Herren und fiinf Damen, eingetreten. Zwei Mitglieder der diesjiihrigen Klasse wolhli sich ein Diplom fiir Turnlehrer an habelren, Volks- und Vereinsschulen er- werben, fiinf ein solches fiir Turnlehrer an hdheren und Volksschulen, und fiinf ein solches fiir Turnlehrer an Volks- und Vereinsachulen. Diejenigen Zbglinge des Turnlehrerseminars, die nicht vom

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