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Korrespondenzen

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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 10 (Nov., 1903), pp. 335- 342 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170829 . Accessed: 15/05/2014 15:19 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.180 on Thu, 15 May 2014 15:19:18 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Korrespondenzen

KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 10 (Nov., 1903), pp. 335-342Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170829 .

Accessed: 15/05/2014 15:19

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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Korrespondenen. 335

Eine hichst interessante Sitzung fand am Abend des zweiten Tages in der ,,Chickering Hall" statt. Klassenlehrer der Volksschulen bildeten die Versanmmlung, und die mnaterielle Lage der Volksschullehrer war das wicho

tige Thenia. Der Nationale Lehrerbund, dessen Leiter und einflussreiche Wortfiihrer der diinnen Reihe hochsalarierter Schulmiinner angehoren, hatte sich bis zur Bostoner Tagung stets geweigert, fiir die Aufbesserung der niedrigen Gehiilter der Volksschullehrer einzutreten. Unter der Fiih-

rung tatkriftiger Vertreterinnen der Klassenlehrerinnen ist ein Nationaler Vereinsverband ins Leben getreten, dem es in Boston gelang, den Lehrer- bund zu verpflichten, sich mit der Gehaltsfrage zu beschiiftigen. Aus man- chen Reden, die ich in ,,Chickering Hall" hSrte, klangen Tbne des Kampfes and der Emp~irung gegen die aristokratische Leitung des Lehrerbundes, dessen Ziele und Bestrebungen. Ein Redner entfesselte einen wahren Bei- fallssturm durch die Erkliirung, es sei eine Schande fiir das amerikanische Volk, dass es dulde, dass man den Volksschullehrern Hungerlbhne zahle. Der K6rper kinne nicht gekleidet und geniihrt werden, der Geist miisse

hungern bei einem Durchschnittslohn von$270 fiir die weiblichen Lehr- kriifte. In seiner Schlusssitzung beschloss der Lehrerbund eine Summe von $1500 fiir Sammlung statistischen Materials iiber Lohnverhiltnisse auszuwerfen und der Gehaltsfrage - zum ersten male in seiner Geschichte - einen hervorragenden Platz auf dem Programm der niichstjiihrigen Tagung anzuweisen. (Fortsetzung folgt.)

II. Korrespondenzen.* (Ffr die P/dagogischen flonatshfte.)

Ba timore und Ocean City. M it der Mitte September

wurden die Tiiren und Toren unse- rer 6ffentlichen Tagschulen fiir das neue Schuljahr ge6ffnet - die Abendschulen beginnen einen Monat spiter -, der Schiilerandrang war aber nicht so gross, als erwartet werden durfte. Am Ende der ersten Woche hatten zwar die Hochschulen 2,820 Ziglinge aufzuweisen, gegen 2,523 zur selben Zeit des vorherge- henden Jahres, dagegen blieb die Schiilerzahl an den Elementarschu- len hinter der des Vorjahres zuriick, dieselbe betrug damals 65,138, dies- mal aber nur 61,518. Man kann in- dessen erwarten, dass sie im Okto- her auf 70,000 steigen wird. Die zehn englisch-deutschen Schulen haben keine Schiilerverminderung aufzu- weisen, so ziihlte die des Schreibers, die grbsste aller hiesigen Schulen, am Ende der ersten Woche schon 1,550 Zoglinge. Die Arbeit ist nun

* Einige dieser Korrespondenzen befanden sich bereits seit Anfang September im Satz, konnten jedoch wegen Mangel an Raum nicht in dem vorigen Hefte zur Aufnahme ge- langen. D. R.

in vollem Gang, ibm wird sie erleich- tert durch die Erinnerung an die vergangene Ferienzeit.

Und schS n war sie, diese Ferienzeit. - Am Beginn der- selben hatte Schreiber den Genuss, auf dem Lehrertag zu Erie mit strebsamen Kollegen und Kollegin- nen zusammen zu sein und durch 'sie neue Anregungen und neuen Schaffensmut zu gewinnen, dann reiste er iiber Pittsburg, woselbst einen kbstlichen Tag im trauten El- ternhause unseres gemiit- und geist- vollen Kollegen Ferren eingekehrt wurde, nach Ocean City, Maryland, 132 Meilen istlich von Baltimore, und dort bewohnte er mit semner Familie fiber zwei Monate ein Som- merhaus, 80 Schritte vor sich den brandenden Ozean, und 300 Schritte hinter sich die stille Sinepuxent Bai. Obgleich fiir diese schmale Insel, eine etwa 60 Meilen lange Sand- diine, in die der Ort eingepfiihlt ist, die Uhlandschen Worte gelten: Kein Baum verstreuet Schatten, Klein Quell durchdringt den Sand, so bot doch der Aufenthalt daselbst gar seltene Reize. Vor allem konnte man sich ganz und gar dem Genuss der wunderbaren Ozeannatur hinge-

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Pddagogische Monatshefte.

ben, ungestSrt durch Frivolititen oder Moderiicksichten. Der Ort hat in der Hohe der Saison kaum 1800 Giiste, und ausserhalb dieser ist er ein einfaches Fischerdorf. Jeden Tag der Woche fahren die Fischer bei Sonnenaufgang in ihren offenen BSten hinaus auf die See, manche 15 Mfeilen weit, ausser Sicht des Lan- des, und ein Gast ist ihnen dabei stets willkommen. Freilich muss man bei der Fahrt durch die unver- meidliche Brandung gewirtig sein, gehirig iiberschiittet zu werden, und auf dem Ozean darf man auch manch derben Puff erwarten, doch trifft man dort draussen so manches Neue und Wunderbare, und beim Heimkommen schmeckt dann auch das Essen um so besser. Am Harpu- nieren listiger StSrenfriede, wie Hammerhaie, Hundehaie und Mhen- scheanbaie, die alle sehr zahlreich vorkoiaien, liessen die Bootfiihrer ihren tast t iiglichen Gast gerne teil- nehm'n, so ungeschickt er sich auch dabei oft zeigte; er bewahrt jetzt den Schwanz eines zwilf Fuss lan- gen Menschenhaies, welch letzterer ihm bedeutende Aufmerksamkeit ge- zeigt hatte. Einen weiteren Genuss verschaffte er sich durch Fusstou- ren im Badeanzug, barfuss und ohne Kopfbedeckung, lings des einsamen Strandes, eine davon dehnte sich auf zwblf Mfeilen aus. Unterwegs wurde gelegentlich ein Erfrisch- ungsbad genommen, ohne Badean- zug.

Die an dieser ausgesetzten Kiiste ohnehin hohe Brandung nahm bei der diesen Sommer ungewSihnlich stiirmischen Witterung oft gewal- tige Dimensionen an, ein die Seele iiberwiltigender Anblick - das regelmhissige Bad wurde darum aber immerhin nicht unversucht ge- lassen, fein fiirsichtiglich natiirlich, der Genuss wurde aber beeintr~ich- tigt, als bei einer Gelegenheit die Auslitufer der Ozeanwellen an eini- gen Stellen iiber die flache Insel weg in die Bai dahinter getrieben wur- den. So wurde im steten, innigen Verkehr mit der Natur an, auf und in dem Ozean der Schulstaub griind- lich weggeblasen und abgespiilt, die Erinnerung an die Freunde blieb aber frisch, oft gedachte Schreiber derer, mit denen er auf dem Lehrer- tag verkehrt hatte, und vergass auch die nicht, die er auf demselben gern gesehen hitte.

Wie die Ferien durch den Lehrer- tag einen so schinen Anfang gehabt batten, so gewannen sie durch den

Konvent des Deutscham e- rikanischen National- b u n d e s einen gleich wiirdigen Ab- schluss. Es waren gesinnungstreue Miinner deutschen Stammes aus den verschiedensten Teilen des weiten Landes, Miinner aus den verschie- densten Lebensstellungen und Be- rufen, unter ihnen auch Vertreter unseres Lehrerbundes und Lehrer- seminars, die sich in Baltimore vomr 12. bis 15. September zu ernster, ziel- bewusster Arbeit vereinigt batten. iber diese, sowie iiber die bereits errungenen Erfolge der vor erst zwei Jahren begonnen deutschameri- kanischen Bewegung, werden die Monatshefte einen Bericht bringen. Endlich ist auch der deutsche Michel in Amerika aus dem Schlaf geriittelt worden.

Die Nationalkonvention hat die Veranlassung zur Bildung eines Ver- eins in hiesiger Stadt gegeben, der sich aie sch5ne Aufgabe gestellt hat, durch Puege deutscher Literatur und Kunst anregend und befruch- tend zu wirken. Zweck und Ziele der Gesellschaft sind in folgendem Pa- ragraphen der Statuten klargelegt:

,,Tn Erwiigung, dass das Deutsch- tumrn eine bestimmte Kulturaufgabe zu erfiillen berufen und gewillt isL, und dass diese in erster Linie auf

'eistigem Gebiete stets gelegen hat und weiter liegen wird, dass aber im Deutschtum der Vereinigten Staaten dies hiihere Streben, um dessentwil- len allein es fiiglich berechtigt ist, die deutsche Sprache im Lande zu erhalten, bisher nicht geniigend zum Auisdruck gekommen ist, hat sich in Baltimore, Md., die ,,Gesell- schaft fiir deutsche Literatur und Kunst" begriindet. Sie verfolgt den Zweck, dem Deutschtum in Amerika einen tieferen, dauernd lebensf~hi- gen Inhalt zu geben durch die Pflege deutscher Literatur und Kunst und das Deutschtum zu einer geistigen Macht zu bringen, welche richtung- gebend auf die Kultur des Landes einwirken kann und will.,,

Gliickauf! S. Boston.

,,Harvard University", die iilteste, gri:sste und beriihmteste Universi- tit Amerikas, woselbst deutsche Wissenschaft und deutsche Geistes- kultur mehr wie sonst wo in diesemrn Lande gehegt und gepflegt werden, hat einen neuen Fortschritt aufzu- weisen, indem nun auch ein Kursus

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Korrespondenen.

fiir technische Forstkultur unter Leitung beriihmter Fachminner ein- geffihrt worden ist. Derselbe um- fasst ausser dem Elementarunter- richt in Botanik, Geologie und Zoo- logie, auch Physik, Chemie, Trigono- metrie, Deutsch und Franzisisch.

Zum Anschauungsunterricht in diesen Wissenschaften enthilt das Universitiitsmuseum Gegenstinde von enormem Werte. Erwiihnt sei nur die Sammlunr kunstvoller Glas- nachahmungen einheimischer Pflan- zen, Blumen, Frichte, Getreide u. s. w., die von einem Bihmen namens Leopold Blaschka, und dessen .Sohn Rudolph hergestellt wurden.

Es ist erstaunlich, mit welcher Genauigkeit die Erzeugnisse der Mutter Erde in Farbe, Grasse und allen Bestandteilen, bis zum winzig- sten Staubfiidchen getreu nachge- bildet sind. Man meint, die Zweige mit Knospen, Bliiten, Friichten und Blittterschmuck wiren erst soeben von den Stauden im Freien geschnit- ten. Als eine Sendung ,,Golden Rod" ausgepackt wurde, glaubte man, es wire auf irgend eine Weise Staub hineingeraten und beim Versuch, denselben zu entfernen, stellte sich heraus, dass der geniale Kiinstler die stolze Feldblume gerade so an- gefertigt hatte, wie er sie in Ameri- ka fand, mitsamt dem Staub am unteren Teil des Stengels!

Die Sachen sind nicht etwa ange- strichen, oder bemalt, sondern die Farbe ist im Glase selbst enthalten und die Zubereitung dieser Masse ist Geheimnis des noch lebenden Soh- nes. Der iiltere Hr. Blaschka, 1822 in Aicha, Bihmen, geboren und 1895 gestorben, war der Erfinder dieser Mischung, und da sein gegenwirtig zu Holsterwitz im Kinigreich Sach- sen wohnender Sohn kinderlos ist, wird die schi5ne Kunst mit ihm wohl aussterben, denn er hat noch nie- manden dariiber belehrt. Seit vie- ien Jahre n aren Vater und Sohn ausschliesslich fiir das Harvard- Museum titig, und jetzt sind etwa 3000 Exemplare ihres Fleisses in 700 Sehauk~isten ausgestellt. Wie miih- sam die Arbeit ist, mag der Leser daraus schliessen, dass in den letz- ten zwei Jahren nur 26 Stiick anka- men. Herr Rudolph Blaschka kommt fast jedes Jahr nach Amerika, er- hilt seine Auftriige und reist dann iiach Deutschland zuriick. Die von ihm verlangten Preise werden nie

beanstandet. Er besorgt auch die Verpackung der zerbrechlichen Waren selbst, und sie kommen ge- wShnlich unversehrt an. A.

Chicago. Wir stehen immer noch im Z ei-

chen der Examina. Unser Schulsuperintendent Herr Cooley, von dem es heisst, dass er selbst nicht einmal ein Prinzipals-Examen abgelegt hat, verlangt von allen Leh- rern, die in hohere Gehaltsklassen aufriicken wollen, dass sie eine schwere Priifung bestehen. Ferner verlangt er von allen Kandidaten fuir Spezial-Lehrerstellen im Zeichnen, Singen, Turnen, Kochkunst, Hand- fertigkeitsunterricht, dass sie eine umfassende Fachpriifung und dann noch ein allgemeines Lehrerexamen bestehen.

Die Friichte zeigen sich schon. Im Handfertigkeitsdepartement werden iiber ein Dutzend Lehrer notwendig sein, kein Mensch weiss, woher sie bekommen. Wenn einer nicht weiss, wann die Schlacht bei Marathon war, kann er doch den Jungen das Sigen und Hobeln nicht lehren. Herr Cooley gibt schon zu, dass er ,,man- ual training teachers" wird anstellen miissen, die die vorgeschriebene Prii- fung nicht abgelegt haben. - Von den Kandidaten, die die Priifung fiir Turnlehrer versucht haben, ist kein Einziger durchgekommen. In der Normalschule sieht es auch traurig aus. Nicht mehr die Hilfte der frii- heren Anzahl bereiten sich auf den Lehrerberuf vor, da die Anforderun- gen immer hbher wurden, die Be- zahlung dagegen eine sehr geringe geblieben ist. Im Laufe dieses Schuljahres, oder ganz gewiss im nichsten tritt in Chicago Lehrer- mangel ein, dann wird man hoffent- lich wieder zu einem verniinftigen System der Befirderung zuriickkom- men, das meiner Ansicht nach ohne die Chikanen einer Priifung durch- gefiihrt werden kann. Wozu sind alle die hochbezahlten Prinzipale, Hilfssuperintendenten u. s. w. da, wenn sie nicht bestimmen kinnen, welcher Lehrer tiichtig ist und wel- cher nicht. Eiine Priifung ist na- mentlich den ilteren Kriften gegen- iiber eine Ungerechtigkeit. Und wenn man von unseren Lehrern ver- langt, dass sie eine Universitits- bildung haben sollen, dann soll man sie auch dementsprechend bezah- len.

Mit der Sache des deut- schen Unterrichts ts geht es bei

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Pddagogische Monatshefle.

uns riesig schnell bergab. Vor etwa 15 Jahren hat der damalige deutsche Schulverein an Wells Strasse ein hiibsches Gebiiude errichtet, das heute noch den stolzen Titel "Deutsch-Englische Schule und Aka- demie fiihrt. Bei der Einweihung desselben wurden herrliche Reden gehalten, die von Schlagwiirtern, wie ,,Pflege desDeutschtums", ,,Bildungs-

titte deutschen Geistes", ,,Hort der Muttersprache" u. s. f. voll waren. Ein Dutzend Jahre hat sich die Schule hingeschleppt, die Deutschen haben sie immer mehr im Stich ge- lassen, bis das Gebiude von einem reichen B1ickermeister gekauft und in einen Rossstall umgewandelt wurde! Und oben steht noch in Ter- rakottoschrift ,,Deutsch - Englische Schule und Akademie" wie zum Hohn auf die deutschen Bestrebungen.

Und wie steht es mit dem deut- schen Unterricht in den iffe ntlich en Sch ule n? Be- kanntlich hat unser Superintendent voriges Jahr iiberall zu reformieren angefangen. Unter anderem muss- ten sich die deutschen LelirKrifte einer engFlischen Priifung unterzie- hen, die die meisten von ihnen nicht bestehen konnten. Um Lehrer der deutschen Sprache zu bekommen, hat man dann deutsche Priifungen fiir englische Lehrer ausgeschrieben, die durchaus nicht schwierig waren. Aber wie es mit dem Deutsch man- cher derselben bestellt ist, kann man sich denken.--Zudem hat die deut- sche Lehrerin auch ihr eigenes (eng- lisches) Zimmer und erteilt nur deutsch in Form von Abteilungunter- richt.-Im grossen und ganzen kann man heute nach einjihrigem Experi- ment schon mit Bestimmtheit sagen, dass das neue System sich nicht be- wiihrt hat und sich wohl auch nicht bewiihren wird, und dass es den An- fang vom Ende des deutschen Unter- richts in den iiffentlichen Schulen bedeutet.

InunsererNorma 1 schu le scheint auch vieles faul zu sein. Dem Leiter wird Parteilichkeit vorgewor- fen und eine Untersuchung ist ein- geleitet, die ihm und, wie neulich eine englische Zeitung mneinte, dem Iierrn Cooley die StJellung kosten kann.

Am 1. Jul i trat im Staate Ihi- nois ein Gesetz in Kraft, nach wel- chem alle Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren angehalten sind, 40 Wo- chen per Jahr die Schule zu besu- chen. Fiir unentschuldigte Versiium-

nisse trifft den Vater oder Vormund eine Strafe von 5 bis 20 Dollars fiir jeden Fall. Wiinscht ein Kind mit 14 Jahren zur Arbeit zu gehen, so muss es vom Prinzipal seiner Schule ein Zeugnis beibringen, dass es min- destens fliessend lesen und schreiben kann. Ist es nicht imstande, diese Befiihigung aufzuweisen, so muss es bis zum 16. Lebensjahre in die Schule gehen. - Dasselbe Gesetz verfiigt, dass junge Leute unter 16 Jahren nicht an gefihrlichen Ma- schinen und nicht liunger als 8 Stunden per Tag arbeiten diirfen. Die einfache Anwesenheit in einer Fabrik oder einem ,,shop" wird als Beweis angesehen, dass das Kind daselbst arbeitet.

UnserThomas-Orchester nahm am 23. und 24. Okt. seine re- gelmiissigen Konzerte wieder auf. Auf dem ersten Programm standen:

Huldigungsmarsch, Wagner; Vor- spiel, Lohengrin, Wagner; Siebente Symphonie, Beethoven; Entr' Acte- Symphonie, Bruneau; Sechs Varia- tionen iiber ein russisches Thema, und Ouverture Le carnival Remain, Berlioz. Wenigstens 5000 Personen wohnten beidemale dem herrlichen Konzert bei. Leider hat das Or- chester noch nicht seine eigene Halle. Zum Fonds zur Erbauung ei- ner solchen haben beigesteuert:

33 von $5,000-$10,000 - $255,000.00 44 von 1,000- 2,500 - 46,500.00

201 von 100- 1,000 - 44,300.00 2081 von $100 oder weniger 20,254.50 5708 Clubs, Vereine etc - 42,672.61

Zusammen 8065 Verspre- chungen in der Hihe von $408,727.11 Die Voranschlilge der Kosten der

eigenen Halle sind $725,000. Heof- fen wir, dass der ,,schiibige Rest" Lald gezeichnet sein wird, sonst ver- lieren wir unser herrlichstes Or- chester, das je in Amerika spielte.

Emes.

Cincinnati. Frisch geblt und n eu be-

schlagen hat unser, infolge weiterer Annexionen von umliegen- den Dbrfern wiederum vergrjssertes Schulfuhrwerk seine Zehnmonats- fahrt in der ersten Septemberwoche angetreten. Das unter der verflos- senen Administration als veraltet und zwecklos in die Rlumpelkammer geworfene ,,Teachers Institute"

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Korespondenen.

wurde wieder hervorgeholt und, wie friiber, in Betrieb gesetzt, so dass wir auf ein Jahr mit pidagogischem Proviant versehen, frisch-fromm ins Geschirr gehen konnten. Die Haupt- sache ist dabei, dass der neue Rosse- lenker ohne viel Liirmen angesetzt und in seinem Gespann nur gering- fiigige Stellungsveriinderungen vor- genommen hat. Die beiden Hiilfs- lenker-Stellen sind eingegangen: Der chulsuperintendent hat keine As-

sistenesuperintendenten mehr; er will, unterstiitzt von den Schulprin- zipalen, die Ziigel ganz allein halten. Fiir den deutschen Unterricht aber haben wir in der Person des Herrn Dr. H. H. Fick einen Spezialsuperin- tendenten bekommen und wir sind, so viel ich bis heute habe ermitteln kinnen, mit der Steuerung saimt und sonders einverstanden, beson- ders beziiglich des mit dem neuge- schaffenen Amte betrauten Herrn. Ob im englischen Unterrichtssysteme Xnderungen eingetreten sind, ist mir nicht bekannt. Die halbjihrigen Versetzungen sind aber abgeschafft, und das Zwei-Klassenwesen, die Gruppenteilung u. s. w. sind, wie ich vernehme, nicht mehr notwendig. Ich wage zu behaupten, dass ob dem all- miihlichen Dahinschwinden dieser Siichelchen, denen gewiss langsam sich noch andere ,,fads" anschliessen werden, wenig oder keine Triinen vergosen werden.

Der deutsch kearren wird unbedingft gut fahren, und das ist uns fuirs erste noch die Hauptsache.

Gestern (27. Sept.) wurden im hie- igen ~Kirematrium die irdisehen tberreste von Frn Jenllyjonea, einer im ganzen Lande laingst giin- stig bekannten und unter Kellers Direktion am Seminar zu Milwaukee tatig aitggewesenen Lehrerin, zu Ashe verande t. ie Verstrbene htte sich erst vor einem Jahre vom Lehr- amt uriiclcgezogen, war aber bis zu ihrem Tode schriftstellerisch fiir das Erziehnngswesen tiitig gewesen.

An unserer st ii d tischen (McMicken-) Universit i t ist nunmehr ein pidagogischer Kursus mit einem regelrechten Zweitansend- fiinfhundert Dollarigen Professor eingerichtet worden, and wir kiinnen uns demnach anch hier gelegentlich suE einen Mzagister oder Doktor der Pidagogik, a Ia Columbia, New York, gefasst machen. Nicht besonders gut diirften dabei, im englischen Departe- Inent wenigatens, die noch vorhan- denen 150-200 gepriiften Lehramts-

kandidatinnen fahren, da der Schul- rat bereits beschlossen hat, den Abi- turienten der Universittit in allen Fiillen den Vorzug bei der Besetzung von Lehrstellen zu geben. Da wird leider gar oft das Kriutlein Geduld Trumpf sein miissen, um so weniger angenehm fiir die Betreffenden, als von ihnen noch ausserdem verlangt wird, dass sie dreihundert Schultage als socenannte ,,Kadetten" in Schul- hiiusern herumpraktizieren, auch wenn sie nicht Stellen erkrankter oder soustwie abwesender Lehrkrifte gegen Bezahlung versehen. Fiir man- che unbemittelte Kandidaten ist das eine ziemlich harte Nuss, und Zihne wirds hie und da wohl kosten. Zieht man noch die Tatsache in Betracht, dass die Lehrergehilter an Land- achulen inOhio nachgerade unerhoirt klein geworden sind, so dass es sich kaum noch lohnt, sich darum zu be- werben, so liegt der Gedanke recht nahe, es sei besser fiir junge Mid- chen, Stellen in anstiindigen Haushal- tungen anzunehmen, als hiiheren Stu- dien obzuliegen. Doch das diirfte wohl tauben Ohren gepredigt sein.

Milwaukee. Am 19. Sept. versammelte sich der

Milw. Lehrerverein (Milw. lea chers Association) zum erstenmal wieder im neuen Schuljahr. Wohl alle waren iiberrascht, eine so grosse Anzahl Kollegen zu finden, da ge- wiihnlich die erste Versammung nur schwach besucht wird. s w-aren wvohl an 130 Personen atnwesend, und alle schienen frisch, gesund und en- thusiastiscfi zu sein, und so also mit nenem ut nd neuer Hioffnung ilire Arbeit wieder begonnen zu haben. So ists rccht! Ein Lehrer soll ein Optimist sein, voll Freudigkeit, Hei- terkcit und Lebensmt; denn nur (Iann kann er auch semnen Sezhillern ]3egeisterung, Lust und Liebe, zum Studium einfl6ssen. Auf der Tages- ordnung standen nebst den Routine- geschiiften zwei Vortriige iiber die im ,Juli in Boston stattgefundene Allge- meinte Lehrerversammlung. Der erate Referent war unser 1. Ass. Supt. Her V. Allen, der auf Ersuchen sich freundlichst bereit gefunden hatte, seine Eindriicke und Anschanungen von der Versammung und der an hi- storischen Erscheinungen so reichen Stadt Boston sant der ganzen Um- geoTung, als Plymouth Rock. Concord nnd Lexington u. a. m. der Vesramm- lung mitznteilen. In meisterhafter freier Rede schilderte er den Ver-

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Pddagogisce Monatshefte.

lauf der Verhandlungen und zeich- nete gleichsam in grossen Umrissen die Hauptpunkte und Ergebnisse. Dass bei der riesigen Menge der Be- sucher (an 30,000) bei den Hauptver- sammlungen kein besonderes Ergeb- nis zu verzeichnen ist, erscheine nur natiirlich, denn kein Redner hitte sich der riesigen Masse verstiindlich machen kdnnen. Auch habe die schreckliche Hitze den Versammlun- gen grossen Abtrag getan. Die Sek- tions-Versammlungen seien darum auch nur recht schwach besucht ge- wesen, in einer hiitte er z. B. nur 19 Personen anwesend gefunden. Doch sehr viel Interesse hitten die Lehrer fiir die historischen Orter und Plitze in der Stadt und in der Umgebung von Boston gezeigt, z. B. am meisten fiir Plymouth Rock. Woh die mei- sten hitten die felsigen Ufer am Meere besucht, wo einst die Pilgrim- viter gelandet seien. Er glaube auch, dass spiter der Geschichtsun- terricht in den Klassen eben dadurch recht fruchtbringend und interes- sant gemacht werden kinnte, wenn die Lehrer den Schiilern von diesen Orten erzihlen wiirden, und beider Interesse wiirde dadurch am Unter- richt geweckt. Dann hielt noch Frl. Slawson einen Vortrag, und zwar auch iiber alle die historischen Orte und Punkte in der Umgebung Bo- stons, vorziiglich iiber Concord. Der Vortrag fand ebenso viel Interesse.

In meiner letzten Korrespondenz vom letzten Juni berichtete ich vom Gesangunterrichte in un- sernSchulen und iusserte zu- gleich meine Befiirchtung, dass wir anscheinend wieder dem Gesangssy- stemn des ,,do-re-mi-fa-sol-la- si" mit seinem unsinnigen ,,tiffee- taffee" und ,,tee-ta" zuzutreiben rchienen. Der Schulrat hat sich naimlich veranlasst gesehen, eine Ge- sangslehrerin, oder besser, eine Auf- seherin fiber den Gesangsunterricht, anzustellen. Bei dem letzten Gesang- lehrer, vor 6-7 Jahren, konnte man 15 Minuten lang die armen Schiler tiffee-taffee, tiffee-taffee sinen ho- ren; aber sie konnten nicht 3 oder 4 Lieder ordenlich mehr singen. Hof- fentlich kehren die Zeiten nicht wie- der.-Der Nordwestliche Siingerbund wird im niichsten Sommer in Milwau- kee ein grosses Saingerfest abhalten. Da hat er beschlossen, einen grossen Kinderchor von 2000 Stimmen zu bil- den, der mehrere Gesainge und Volks- lieder bei dem Singerfest singen soil. Herr M. Griebsch ist mit der Bildung

und Einiibung dieses Chors betraut. Ich glaube und bin gewiss, dass wir einen ausgezeichneten Kinderchor horen werden; aber ich glaube auch, dass HerrGriebsch das Einiiben ohne do-re-mi, und tiffee-taffee, und teeta, fertig bringen wird. Nichts klingt sch6ner, wie ein gut eingeiibter, zweistimmiger Kinderchor mit fri- schen, reinen Stimmen. Ubungen miissen sein, aber ich glaube, dass die Hauptiibungen bei den Liedern und Choren selbst stattfinden. Die alte Methode mit den Notennamen c, d, e, f etc. sind in Deutschland noch immer gebriiuchlich und werden es auch wohl bleiben, und so auch hier bei uns in den meisten Schulen und Gesangvereinen, und ebenso beim Gesangunterricht. England, von wo diese famose Methode herkam, mag sie behalten, wir gbnnen sie ihnen gern. Die Lehrmethoden, die von dort her kommen, sind meistens nicht viel wert.

Vom 21.-23. Juli tagte hier in Mil- waukee die jahrliche N o r d w e s t- 1 icheLehrerkon feren z. Das ist eine Vereinigung lutherischer Lehrer, die sich aus den Lokalkon- ferenzen der Lehrer von Chicago, Milwaukee, Addison, 111., und Win- nebago Co., Wis., zusammen setzt. Die Versammlung war recht zahl- reich besucht; es waren an 150-175 Iehrer, Professoren und Pastoren anwesend und zwar au s s chlies s- lich Min ner. Das ist hier in Amerika gewiss eine sehr seltene Er- scheinung. Auf der Tagesordnung stand eine Reihe recht interessan- ter Vortrige und zwei praktische Lchrproben, niAmlic: die 5 Formal- stufen der Herbartschen Miethode. Vie hat der Lehrer die Individuali-

tait seiner Schiiler zu beobachten? Vie kann der Lehrer sich vor Zer- splitterung seiner Krifte im Unter- richt hiitfen? Uiber Inspektion in den Schulen. Die Respektlosigkeit der heutigen auugend. Passendes und wiirdiges Orgelspiel beim Gottes- dienst. Der Humor in der Schule, und als praktische Lehrproben eine Katechese iiber Christi Aufer- stehung, und - Anschauungsunter- richt iiber das Ei. Nattirlich kamen nicht alle Themata zur Verhandlung, aber diejenigen Arbeiten, die ver- lesen wurden, kamen zu einer griind- lichen Besprechung und Debatte. Recht erfreulich war es zu beobach- ten, wie jeder seine Meinung frei und offen aussprach ohne Schen und liickhalt Ivor den anwesenden Pro- fessoren und Pastoren. Ebenso

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Korrespondenen.

wurden auh die beiden praktischen Lehrproben, welche mit Schulklassen abgehalten wurden, kritisch bespro- chen in methodischer und sachlicher Hinsicht. Die zweite Arbeit war be- sonders gut, niimlich eine Probe im Anschauungsunterricht, es war eine wirkliche Musterlektion. Es liegt auf der Hand, dass durch solche griind- liche Besprechungen und Debatten die geh6rten Vortriige oder Referate erst fruchtbar gemacht werden, so dass jedes Mitglied auch etwas mit nach Hause tragen kann. Wie er- frischend und anregend ist es fiir den Lehrer, eine Anzahl tiichtiger Schulminner zu sehen und zu hSren, die es ernst mit ihrenm Beruf nehmnien und von denen manche im Schulamt schon ergraut sind. Diese haben dann auch den Mut, ihre Meinung often und frei auszusprechen, und dadurch kann ja auch nur etwas Er- spriessliches in Lehrerkonferenzen erzielt werden. Wie verschieden da- von ist es oft in anderen Versamm- lungen, wo Lehrer und Lehrinnen in den Debatten oft iingstlich nach ,,oben schielen, um zu lernen, woher dort der Wind weht, (wahrschein- lich ist das eine neue Art Meteorolo- gie) und darauf dann ihre Meinung formeln, weil sie entweder selbst keine Meinung haben, oder auch zu feige sind, dieselbe auszusprechen.

A. W. Washington.

Die Ferienklassen waren diesen bommer wieder ganz und gar iiber- fiillt, die darin gebotene Abwechs- lung war aber auch eine reichhal- tige. Da hrte man den schrillen Ton von Hobel und Sige, das Ticken aer Schreibmaschine, das Surren der Niihmaschine, Stiihle wurden ge- flochten, Drahtarbeiten verfertigt, im ,,Kiichengarten" kochte und bro- delte es, und im Kindergarten er- klangen die mnunteren Gesiinge der Kleinen beim frohen Spiele. Gross- herzige Biirger hatten nicht nur das nStige Arbeitsmaterial beigesteuert (die vom Kongress ausgesetzte Summe war nicht hinreichend), son- dern auch verschiedene Ausfliige mit der elektrischen Bahn fiir die Ziiglinge veranstaltet. In den jetzt begonnenen Abendschulen, die in gewissem Sinne das Gegenstiick zu den Ferienschulen bilden, soll nun auch der IHandfertigkeltsunterricht eingefiihrt, resp. erweitert werden. D)er schon friiher an denselben ein- geffihrte Kochunterricht scheint be-

sonders begehrt zu sein, es hatten sich auch miinnliche Ziglinge daran beteiligt, und zwar mit gutem Er- folg.

Die Schulen sind alle in vollem Gange, 5ffentliche wie private. Die Zahl der ZiSglinge an den uffentlichen Schulen beliuft sich rund auf 50,000, wovon 17,000 Farbige sind. Die etwa 1350 Personen betragende Lehrer- schaft weist folgenden Prozentsatz auf: weisse Lehrer 7 Prozent, weisse Lehrerinnen 60 Prozent; farbige Lehrer 6 Prozent, farbige Lehrerin- nen 27 Prozent. Die bffentlichen Schulen begannen ihren Kursus Ende September, die Mehrzahi der Privatschulen fingen aber mit vor- nehmer Gemiitlichkeit erst im Ok- tober an; dafiir scheint an densel- ben indessen auch mehr eingetrich- tert zu werden, wenn man nach den hohen Schulgeldern schliessen kann, an einigen betriigt allein das Schul- geld fiir jiingere Miidchen iiber fiinf- zig Dollars den Monat. Was sollte nach diesemn Massstab wohl das mo- natliche Schulgeld an der Muster- schule unseres Lehrerseminars in Milwaukee sein, an der, wie Schrei- ber weiss, so viel mehr geleistet wird?

Die deutschamerikanische Natio- nalbewegung hat in der Bundes- hauptstadt bereits gute Friichte ge- zeitigt. Mit Ausnahme des iltesten Gesangvereins haben sich alle deut- sche Vereine und Logen hierselbst dem Zentralverband des Distrikts Columbia angeschlossen, und der- selbe zeigt ein reges Leben. An der Spitze desselben stehen die Herren Kurt Vlckner, von der Kongress- Bibliothek, Gustav Bende, vom Kriegsministerium, und der friiher im Finanzministerium angestellte tlrchitekt Pohl. Unter Leitung die- ser hochbefiihigten und enthusiasti- schen Miinner wird die 220. Jahres- feier der ersten deutschen Einwan- derung in grossartiger Weise im Noveraber stattfinden. Eine Darstel- lung von ,,Alt-Deutschland" wird vorbereitet.

Die Konventionshalle, ein wirklich riesiges Gebituae, welches bequem 10,000 Menschen fassen kann, ist ge- mietet und deutschen Architekten iibergeben worden. Sie werden im Innern ein ,,Alt Niirnberg" erbauen. Auf einer Vogelwiese werden sich Zelte fiir allerlei Belustigungen er-

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Page 9: Korrespondenzen

Padagogische Monatshefte.

heben, und an alien Ecken und En- den soil deutsches Wesen veran- schaulicht werden. Die Feier wird eine ganze Woche dauern und der Reinertrag fillt zum grassten Teil uen einzelnen Vereinen wieder zu. Prisident Roosevelt hat fiir einen Abend sein Erscheinen in Begleitung des deutschen Botschafters zuge- sagt, und er wird sehr wahrschein- ach eine Ansprache in deutscher Sprache halten.

Eine sch6ne Vorfeier des deut- schen Tages hat bereits im Oktober stattgefunden, und bei dieser waren siimtliche deutsche Vereinigungen Washingtons vertreten, also auch der bereits erwahnte iilteste Gesang- verein des Distrikts, der sich his jetzt noch nicht angeschlossen hat, aber augenscheinlich auch bald da- zu gehoren wird. Bei dieser Gele- genheit hiel Priisident Vi1ckner eine von Begeisterung getragene ReIe, worin er nach einer kurzen Einlei- tung, in der er an die Griindung von

Germantown erinnerte, zunlichst die Frage beantwortete: ,,Haben wir ein Recht, einen ,,Deutschen Tag" zu feiern?" Herr VSlckner sagte: ,,Die Irlainder haben ihren St. Patricks- tag, die Franzosen ihren 14. Juli, die Norweger ihren 17. Mai. Wenn die Amerikaner deutscher Abkunft auch ihren Festtag haben wollten, so waren sie dazu vollstiindig berech- tigt, und sie haben weise gehandelt, wenn sie nicht etwa den 2. Septem- ber, sondern den 6. Oktobcr als sol- chen auswiihlten, denn der St. Patrickstag basiert auf der griinen Insel, der 14. Juli der Franzosen hat seinen Ursprung in Frankreich, der 17. Mai der Norweger in Norwegen, aber der ,,Deutsche Tag" ist ein amerikanischer Tag, und wir kun- nen stolz darauf sein, dass unser Festtag nicht begriindet ist in frem- der Geschichte, sondern trotz seines Namens ,,Deutscher Tag" in der Kulturentwickelungs - Geschicbte Amerikas." O.

III. Umschau.

Chicago ist das moderne Babe 1. Es werden insgesamt 40 Sprachen in der Stadt gesprochen, davon 14 von mehr als 10,000 Men- schen. Chicago ist die zweitgrasste bohmische Stadt der Welt, die dritt- grdsste schwedische und die fiinft- griisste deutsche. Zeitungen erschei- nen in zehn verschiedenen Sprachen und Gottesdienst wird in 20 Sprachen abgehalten. Unter den fremden Ko- lonien in Chicago besteht eine aus Isliindern, eine andere aus Basken und eine dritte aus Bretonen.

Schulsuperin tendent Coole y von Chicago huldigt der sehr verniinftigen Ansicht, dass in keiner lasse mehr als 30 Schiiler sein soliten. Vorliufig wird es wohi mit der Ausfiihrung dieses Planes noch gute Wege haben; den das Chicagoer Budget fiir die Schul- verwaltung wiirde dadurch um die Kleinigkeit von einer Million Dollars mehr belastet werden. Ja, wenn es sich um irgend welche anderen Ver- besserungen, oder wenigstens um eine Dotation fiir die Universit iit handelte - aber fiir die Volks- schule! ?

In der Staatslegislatur v onGeor gia lag ein Gesetzent- wurf vor, nach welchem der Schul- fonds zwischen Weissen und Schwar- zen geteilt werden sollte im Verhilt- nis zu ihren Beitrdigen zu demselben. Der Entwurf wurde niedergestimmt - ein Beschluss, der aller Ehren wert ist.

Das Ku ltus (Unterrichts) Ministerium Baierns dringt auf Verwendung gleicher Lehrmittel in den Schulen. ,,Einmal eingefiibrte kostspieligere Lehrbiicher diirfen zehn Jahre lang nicht gewechselt werden," bei kleineren Lehrmiteln darf emn Wechsel nicht vor fiinf Jali- ren vorgenommen werden. Emn Wechsel der Lehrbiicher ist von der Kreisregierung den Gewerbetrei- benden rechtzeitig bekannt zu

geben. Uns ging der Jahresbericht

ii ber den Stand der dem Volksschulrektorate unter- stellten stiidtischen Schulen in Mannheim zu. Der LehrkSrper ziihlte am Schlusse des Schuljahres 6u1 Hauptschullehrer, 24 Hauptleh- rerinnen, 97 Unterlehrer, 26 Unter-

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