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Korrespondenzen

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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 6 (May, 1903), pp. 184- 188 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170787 . Accessed: 14/05/2014 00:46 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.101 on Wed, 14 May 2014 00:46:44 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Korrespondenzen

KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 6 (May, 1903), pp. 184-188Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170787 .

Accessed: 14/05/2014 00:46

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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184 Pddagogische Monatshbefte.

lungslehre alles Wirbeltiere eine michtige Frderung erfahren hat, die bis hinauf in das Gebiet der embryonalen Entwicklung des Menschen reicht. Das Haifischei

ist ffr die Beobachtung um so passender, da sowohl Schale als Kern vollstindig durchsichtig sind und es bis zur vollendeten Reife bleiben.

Das Institut gibt drei wissenschaftliche Werke heraus: ,,Flora und Fauna des

Golfs voun Neapel" (nahezu 30 Bijnde), ,,Mitteilungen der Zoologischen Station" (etwa 15 Biinde) und ,,Zoologiscoher Ja&hresbericht" (an die 20 Binde).

Das erste dieser Werke ist eine wahre Fundgrube fiir angehende Zoologen, dabei reich illustriert durch die Hand eines bedeutenden Kitnstlers, des Malers Merculi- ano, der seit 20 Jahren nichts anderes malt, als die Bewohner des Meeres.

Mein kurzer Bericht zeigt den Lesern der Padagogischen Monatshefte wohl zur Geniige, wie gross der Wirkungskreis der beschriebenen Anstalt ist und wie berech-

tigt der Stolz ist, mit dem Deutsche auf dieses grosse Werk eines grossean Mannes ihrer Nation blicken.

II. Korrespondenzen.

(Fir die Pidagogischen Monatshefte.)

Baltimore.

Mitte April hatten wir das Vergniigen, Professor Dr. Kumo Francke von der Harvard Universittt hier begriissen zu darfen. Er hielt drei geistvolle Vortrii- ge am Woman's College. Der erste war in englischer Sprache und behandelte deutsche Munizipalmethoden im Mittel- alter. Im zweiten, deutschen Vortrag beleuchtete er in enthusiastischer Weise Gerhart Hauptmanns eigentitmliches Drama ,,Der arme Heinrich", aus dem er wrhrend zweier Stunden die leitenden Szenen mit grosser Wirkung vorlaS. Der dritte Vortrag war wieder ein englischer; der gewandte Redner fiihrte der ausge- wihlten Versammlung das Germanische Museum der Harvard Universit~t in Wort und Bild vor. Im Miirz des Jahres 1897 war von jener altehrwiir- digen Bildungsstatte die erste Anregung zur Schaffung eines solchen Museums ausgegangen. In einem damals erlasse- nen allgemeinen Aufruf war die hohe Zweckmissigkeit daftir klar gelegt und ein entsprechender ausftihrlicher Plan mitgeteilt worden. Der Aufruf schloss mit den Worten:

,,It would be the first attempt to bring before the eyes of American students a picture of early European and mediaeval civilization. It would, at the same time, be a worthy monument to the genius of a people which has had a large part in shaping the ideals of modern life and which has given to this country millions of devoted citizens."

Obgleich 10,000 Dollars fUir den ersten Anfang gewiinscht wurden, waren bei al- ler Arbeit nach vier Jahren erst 4,000

Dollars eingegangen. Erst mit der ver- stiindnisinnigen Mitwirkung des deut- schen Kaisers gewann das Unternehmen einen festen Boden und eine glickver- heissende Zukunft; Wilhelm der Zweite kann, wie Professor Francke hervorhob, als der eigentliche Begriinder des Ger- manischen Museums angesehen werden. Dass er selbst die Seele des Ganzen ist, wollte der bescheidene Gelehrte in keiner Weise gelten lassen. Die fiber alles Er- warten mannigfaltigen und reichen kai- serlichen Geschenke werden im Laufe des Jahres in. Cambridge eintreffen und mit ihnen weitere reiche Gesehenke von an- dern hochsinnigen Deutschen. Professor Francke erwiihnte eine Audienz, die er letztes Frtihjahr im Schlosse zu Berlin hatte; er sei erstaunt gewesen, bei dem genialen Monarchen ein so eingehendes Verstiindnis fiir amerikanische Universi- titsverhiltnisse zu gewahren.

Ein Orientalistenkongress fand kurz nach Ostern in der Aula der Johns Hop- kins Universitiit statt, gut besucht sei- tens der hervorragenden Hochschulen des Osteris. Ganz besonders interessant er- wies sich ein Vortrag des hiesigen Pro- fessors Dr. Paul Haupt fiber ,,Babel und Bibel". Die Landespresse wird bereits Auszilge daraIis gebracht haben.

Die deutsch Sprak. - Die im Gange befindliche Agitation fir die Munizipal- wahl hat u. a. eine gar erbauliche Bliite hervorgebracht in Gestalt eines Zirku- lars, worauf ein Bewerber um die No- mination fiir einen Sitz im ersten Zweig des Stadtrats den Btirgern seiner Ward auf einer Seite in englischer, und auf der andern in deutscher Sprache klar zu ma-

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Korrspondenen.

chen sucht, dass er der rechte Mann fiir den Platz sei. Der englische Teil der Karte ist fehlerlos, der deutsche Teil lautet buchstiblich, wie folgt: ,,Candidat fiir den Ersten Abtheil des

Stadtrahts. Subject der Demokratischen Primar

Wahle. Wehrte Mitbiirger: -

Um mit der Gegenwart Schritt zu hal- ten, werden wir es nothwendig finden ei- nen Augenblick um uns zu werfen. Auf unsere Strassen, unsere Halb - zerfallene H~Luser und andere Oeffentliche Gebitu- de, etc. Desshalb sollten bei der kom- menden Primar Wahlen Sie auch nicht vergessen fiir einen Mann zustimmen dem das Wohl unseres Bezirks im Her- zen liegt. Ich erinnere Euch hierdurch das als Candidat fUir die kommende Pri- mar Wehlen, verspreche auf die Interes- sen Eures eigenthums zu sehen wie auf das meine.

Denn ein Steigen des Wehrtes unseres Eigenthums,und unsererHiiuser geschieht nur durch Verbesserung unsererStrassen.

Was wir als Steuerzahle gerade so gut be-anspruchen haben als BUirger anderer Bezirke.

Darum liebe Mitbtirger vergesset nicht Euer Wohl, und stimmt fiir mich, einem Manne der fiir Eure Intressen ebenso gut zu handeln verspricht, als flir die Seinen.

Euer Mitbiirger,

Da michte man auch mit Riccaut de la Marliniere ausrufen: ,,0, was ist die deutsch Sprak fiir ein arm Sprak! fiir ein plump Sprak!"

Mit dem Monat Juni wird fir Balti- more eine mehrmonatliche Festperiode anfangen. Den Reigen beginnt das von Sonntag, den 14. Juni, his Freitag, den 19. Juni, dauernde Siingerfest. Grossar- tige Vorbereitungen werden fiir dieses Fest, an dem sich auch Prlisident Roose- velt beteiligen wird, getroffen. Der Stadt- rat hat allein fiir Illumination 25,000 Dollars bewilligt. S.

Californlen. Am vierten April hielt der Californi-

sche Verein von~ Lehrern der deutschen Sprache seine regelmissige Sitzung in San Francisco ab. Es war vorgeschla- gen worden, nur zweimal jiihrlich zu- sammenzukommen, doch wurde diese An- derung abgelehnt, und es wurde beschlos- sen, wie bisher sich dreimal das Jahr zu versammeln. Den Hauptvortrag hielt Dr. Julius Goebel tiber das Thema: Der Kampf ums Deutsche in Amerika. Da der Redner sich eben mit der Abfassung

eines griindlichen Werkes tiber die deut- sche Bewegung in Amerika beschiftigt, so war besonders der historische Ge- sichtspunkt der Frage von grossem In- teresse. Er wies nach, wie schon den ersten Versuchen der Deutschen, sich ihre Sprache in diesem Lande zu erhal- ten, englischerseits entgegengearbeitet wurde. Die Einwanderung von hervor- ragenden deutschen Kimpfern nach der Revolution von 1848, und der Sieg der deutschen Waffen im deutsch-franzisi- schen Kriege stZirkten die deutscheSache, so dass die Deutschen und ihre Sprache, besonders in StLidten mit starker deut- seher Einwohnerzahl, griSssere Anerken- nung erhielten. Deutsche Schulen und deutsche Vereine wurden zahlreich ge- griindet. Durch die politische Starke der deutschamerikanischen Biirger wur- de diesen in vielen Stiidten das Zuge- stindnis gemacht, dass der deutsche Un- terricht in den 6ffentlichen Schulen ein- geftihrt wurde. Doch war dieser schein- bare Triumph der deutschen Sache ei- gentlich eine Perfidie, wie der Redner behauptete. Das Zugestiindnis wurde gemacht mit der geheimen Absicht, dadurch die deutschen Privatschulen totzumachen, und in der Hoffnung, dass sich iiber kurz oder lang eine Gelegen- heit finden wirde, den deutschen Unter- richt wegen mangelhaften Resultaten oder aus anderen Griinden wieder aus den iffentlichen Schulen herauszuwerfen. Dieser Prozess ist bereits vor sich ge- gangen und vollzieht sich noch immer. Die einzige Hoffnung fiir die Erhaltung der deutschen Sprache liegt in den High Schools. Es sollte deshalb unser Bestre- ben sein, den deutschen Unterricht in diesen Anstalten so wirkungsvoll und fruchtbringend wie moglich zu machen. Die Ansichten des Redners wurden von den Anwesenden nicht durchweg indos- siert, und es wurde beschlossen, die Dis- kussion des Vortrags auf das niichste Programm zu setzen. - Hierauf folgte eine sehr nutzbringende Besprechung von empfehlenswerten deutschenTextbiichern. Friiulein Garretson von Alameda verlas einen kurzen Vortrag, worin sie allge- meine Grundslitze fiir die Auswahl von Texten niederlegte, und dann folgende Texte empfahl: Immensee, Hiher als die Kirche, L'Arrabiata, der Schwiegersohn, die Journalisten, der Bibliothekar, Gu- stay Adolf in Deutschland, Wilhelm Tell. Herr Buehner von San JosS ging niher auf den Unterricht im ersten Schuljahre in den High Schools ein und empfahl fiir den theoretischen und praktischen Teil des Unterrichts Spanhoofds Lehr- buch der deutschen Sprache als das be-

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186 Piddagogisch Monatshefte.

friedigendste tfbungsbuch. Dieses ist mit passendem Lesestoff zu ergiinzen. Herr Zimmermann von San Francisco kriti- sierte das neue Buch fiir Anfinger, ,,Gliick auf!" und empfahl, ausser schon gcnannten Werken Leanders ,,Triiume- reien", ,,der zerbrochene Krug", ,,die Freiherren von Gemperlein" und Riehis N ovellen. Herr Centner von der Staats- universitlit beschrinkte sich darauf, ei- nige der genanntcn Biicher zu indossie- ren. - Hierauf vertagte sich die Ver- sammlung bis zum Herbst. V. B.

Chicago. Diesmal kann ich iiber zwei freudige

Vorkommnisse berichten, die allerdings negativer Natur sind, uns genfigsame Lehrer aber trotzdem schon gliicklich machen. Unser Thomas-Orchester wird nicht aufgelist werden! Die ffir die Er- richtung eines eigenen Hauses notwendi- gen $750,000 sind beinahe ganz gezeich- net, und der Bau wird daher demnichst in Angriff genommen werden. Bezeich- nend ist es, dass grissere Zeichnungen (von $1000 oder darfiber) selten sind, dass aber mehrere Tausende willens sind, von $50 bis $500 zu dem Unternehmen beizusteuern. Daran kann man sehen, wie tief das Orchester im Volke der Stadt Wurzel gefasst hat und wie viele doch echte, kfinstlerische Musik zu wfir- digen wissen! Genfisse der herrlichsten Art stehen uns also wieder in Aussicht!

Die andere Tatsache, die die hiesige Lehrerschaft mit Genugtuung erffillen muss, ist die TVeruxrfung der sog. Marck- schen Gcsctzesvorlage in Springfield. Witre sie von der Legislatur angenom- men worden, so waire unser Schulsupe- rintendent mit einer Machtvollkommen- heit ausgestattet worden, vie sie hierzu- lande noch nie erhart worden ware. Er wire der reinste Zar geworden. fOber An- stellung der Lehrer, deren Gehialter, de- ren Promotion, fiber Einffihrung von Schulbiichern, fiber Lehrmethode und Examina u. s. f. hatte nur er zu ent- scheiden gehabt! Was wir Lehrer von Herrn Cooley zu erwarten haben, das hat er uns schon in den Regeln gezeigt, die auf seine Veranlassung von unserem Schulrate angenommen wurden. Unter anderem kann kein Lehrer eine Gehalts- erhahung bekommen, ohne dass er eine Priifung in Psychologie, Paidagogik, Ge- schichte der Piadagogik und school-man- agement, sowie in einem sog. akademi- schen Fach besteht. Derselbe Herr hat sich aber sein Gehalt von $7,- auf $10,- 000 erhbhen lassen, ohne jemals ein Ex- amen abgelegt zu haben!

Und diese hiibschen Zustlinde hiitte man gerne durch unsere Gesetzgebung

permanent gemacht! Wir sind der Teachers Federation zu grossem Dank verpfichtet, dass sie dieses unverschiimte Machwerk durch eifrigen Protest zu Fall gebracht hat! Emes.

Clncinnati. Superintendentenwechsel. Richard

Wagner wohnte im Jahre 1871 zu Leip- zig bei dem kunstsinnigen Gasthofsbe- sitzer raft, Hotel de Prusse, und sang denselben ob liebevoller Behandlung, die ihm wahrend seines Aufenthaltes gewor- den, beim Abschiede mit dem selbst ge- dichteten und komponierten ,,Kraft-Lied- chen" folgendermassen an: ,,Der Worte viele sind gemacht, Doch selten wird die Tat vollbracht; Was ein Hotel zum Eden schafft, Das sind nicht Worte, sondern Kraft."

Substituiert man in diesern Sang sine ira et studio fiir ,,ein Hotel" die Wtrt- lein ,,eine Schul"', so ist ohne weiteres die Tat unseres neuen Erziehungsrates erklirt, dessen Erstes die Erwahlung des friiheren Assistenzsuperintendenten und jetzigen Direktors des Normal-Departe- ments der Staatsuniversitit zu Oxford, O., Herrn F. B. Dyer, zum Superinten- denten unserer Schulen war. Bis auf ein einziges sind die Mitglieder des Ra- tes der Ansicht, Dr. Boone sei nicht im- stande gewesen, die Notwendigkeit, bezw. Nitzlichkeit der von ihm wwiihrend seiner dreijiihrigen Amtszeit eingeffihrten Re- formen durch praktische und ilberzeu- gende Resultate zu beweisen, und der Wechsel wurde ohne viel Federlesens vollzogen. Es ist ein wirklicher Wech- sel, da, wie es heisst, Dr. Boone derNach- folger des Herrn Dyer in Oxford sein wird.

In der vor einigen Tagen abgehaltenei Versamnmlung des Deutschen Oberlerer- vereins hielt Herr Hermann von Wahlde einen gediegenen Vortrag iiber das au- genblicklich die Bretter, so die Welt be- deuten, beherrschende Thema: ,,Wie man dem Verfall des deutschen Unterrichts steuert", in dem es niht nur dem un- umginglich notwendigen Gebrauche der deutschen als einzige Unterrichtssprache, und der Erweckung des deutchen Sprachgeffihls und damit der Liebe zum Deutschen das Wort redete, sondern auch verlangt, man mfisse versuchen, es da- hin zu bringen, dass die Schiiler stolz werden auf das ihnen gewiahrte Vor- recht, Deutsch in den aiffentlichen Schu- len lernen zu diirfen. Ferner miisse man sich recht sehr hiiten, in der Hitze des Gefechtes der englischen Sprache irgend- wie eins zu versetzen, um die Vorzige des deutschen Sprachbaues mehr hervor- zuheben, sondern im Gegenteil die gri-

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Korrespondengen.

ssere Wichtigkeit des Englischen fiir das hiesige praktische Leben recht oft und nachdricklich betonen, auf dass die Schiiler begreifen lernen, dass der Haupt- zweck des deutschen Unterrichts vor al- lem die Erschliessung der veredelnden Schuitze der deutschen Literatur und die Erkenntnis des moralischen Wertes vie- ler Seiten des deutschen Tuna und deut- scher Sitte durch die Sprache ist. Da die Kollegen ohne Ausnahme es wissen und zugeben, dass, ohne seine Unter- richtsmethode iber Gebihr der von an- deren angewandten den Vorrang geben zu wollen, der Vortragende in seinen Klassen seine Worte zu betlitigen ver- steht, so wurde die notgedrungen kurze Arbeit mit aufrichtigem Beifall belohnt.

Wir leben hier im Zeichen der turne- rischen, erziehlich wirken sollenden af- jentlichen Schaustellungen. Nach unpar- teiischer Beobachtung und Wiirdigung dessen, was die zwei bedeutendsten hie- sigen deutscken Turnvereine in dieser Einsicht neuerdings geleistet haben, bin ich, wie sehr viele andere, zu der An- sicht gekommen, dass mit den betreffen- den Vorfiihrungen nieht mehr und nicht minder Propaganda gemacht wurde, als wenn z. B. eine Young Men's Christian Association sich auf &hnliches verlegt hiitte. ,,Deutsches Turnen" war das nicht, sondern sehr schin, priizis und ele- gant ausgefihrtes Athletentum. Bei den Vorfihrungen des der Zahl nach grSss- ten deutschen Turnvereins waren sogar die Kommandoworte samt und sonders englisch. Sonst aber: ,,Bene! Optime!"

quidam. Milwaukee.

Schulratsermenung. Im Mai jeden Jahres reorganisiert sich der hiesige Schulrat, indem ein Drittel seiner Mit- glieder (8, resp. 7) ausscheiden und neue an deren Stelle von der dazu vom Biirgermeister ernannten Kommission, bestehend aus 4 Mitgliedern, ernannt werden. Es besteen 23 Schuldistrikte in der Stadt, welche meist parallel mit den Grenzen der Stadtbezirke (Wards) laufen, und jeder Distrikt ist im Schul- rat durch ein Mitglied vertreten. Filr die ersten 8 Distrikte wurden nun die- ser Tage neue Mitglieder ernannt, mit Ausnahme eines Distrikts, da sich die Kommission nicht einigen konnte. Man sieht also, dieses System ist auch nicht perfekt, es hat seine Mingel und Feh- ler, wie alles Menschliche. Friiher wur- den die Vertreter des Schurats durch die beiden Aldermen der Stadt ernannt. Um die Politik aus der Schule oder bes- per, aus dem Schulrat fernzuhalten, er-

sann man dies System. Doch die Poli- tik spielt auch jetzt wohl noch eine Rol- le, da die Kommissiire so hartniickig auf ihrem Kopfe bestehen und sich nicht ei- nigen knnen, weil zwei von ihnen das tiichtige, seit 8 Jahren im Schulrat sitzende Mitglied nicht wieder ernennen wollen, obgleich es seinen Distrikt in ausgezeichneter Weise vertreten hat und auch Prisident des Schulrats war. Der betreffende Schuldistrikt wird also heute bei der Reorganisation im Schulrat nicht vertreten sein.

Exit Gehaltserhhung und Lehrerpen- sionz. Ach ja! Die Berge kreisten und kreisten, und sie gebaren - nicht ein- mal das kleinste Miuschen, sondern das reine - nihil nihilum. Doch hoffaen wir, die Berge werden noch einmal kreisen und dann irgend etwas Greifbares, Sub- stantielles und Wertvolles produzieren. Die Lehrer haben alle ihre volle Schul- digkeit getan, haben in seltener Einmii- tigkeit und Kollegialitiit gearbeitet, die Sachen vorbereitet, dem Schulrat ihre Wtinsche, Argumente, Vorschlilge be- scheidentlich unterbreitet; der Schulrat hatte nach ernster und eingehender Er- witgung betreffs der Gehaltserhihung eine solche auch in Aussicht gestellt, wie an dieser Stelle gemeldet wurde - aber jetzt die Sache endgtiltig fallen lassen- weil - kein Geld dazu vorhanden ist. Immer die alte Geschichte; fir die Schu- len und die Lehrer ist niemals Geld da. Fiir alles andere hat die Stadt heiden- missig viel Geld, manchmal fir Dinge, die gar nicht natig sind. Auch das Ge- halt aller stiidtischen Angestellten, von unten his oben, ist aufgebessert, und zwar meistens nicht mit lumpigen $5.00 den Monat, sondern mit 10, 15 und 20. Unser Herr Biirgermeister soll gesagt haben, die Lehrer hitten Gehalt genug, sie brauchten keine Erhhung. Recht freundlich von Sr. Ehren! Ja, was kann er sauch mit den Schulmeistern ma- chen, die passen nicht in seinen politi- schen Kuddelmuddel und kinnen und wollen ihm keine politischen Handlan- gerdienste tun. Und noch dazu die ar- men ,,schoolmams", die haben nicht ein- mal eine Stimme, die asie filr ihn abge- ben kinnten! You see?! Doch Herr Rose, die Lehrer ktnnen warten. Viel- leicht besttitigt sich noch hier einmal das Sprichwort: All things come to him who patiently waits.

Die Pensiornsbewegug hat ein bisschen zu spit angefangen. Schade darum! Es war eine vortreffiche Vorlage, welche die Prinzipale in Gemeinschaeft mit den Leh- rern ausgearbeitet hatten. Aber der Schulrat hatte nicht Zeit und Gelegn-

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heit genug gehabt, die Sache zu priifen und ihr gentigend Aufmerksamkeit zu widmen. Im Prinzip stimmten die Mit- glieder des Schulrats und der Superin- tendent damit tiberein. Dann war auch die Zeit zu kurz, um die Vorlage noch in dieser Session vor die Staats-Legisla- tur zu bringen, welche sich vielleicht schon in einigen Wochen vertagen wird. Es bleibt also nichts anderes ibrig, als diese Vorlage in zwei Jahren wieder dem Schulrat und dann der Legislatur zu un- terbreiten, und hoffentlich haben wir dann den gewiinschten Erfolg damit. Aber erfreulich ist es doch, dass eine so grosse Majoritiit aller Lehrer, mehr wie zwei Drittel, sich mit der Sache selbst einverstanden erklirt hat. Man muss bedenken, dass bei den Damen im Lehr- fach, und besonders bei den jtingern und im hoffnungsvollen Alter stehenden, der Ausdruck ,,Pension" einen schrecklichen Klang hat; und so hat man denn einen etwas milderen Ausdruck: ,,Retirement Fund" daffir gesetzt, ,,wat de siilwe Ge- schichte is", wie ,,der alte Briisig" sa- gen wiirde. A. W.

New York. Verein deutscher Lehrer von New York

und Umgegend. Die zwei letzten Sitzun- gen unseres Vereins boten den Anwesen- den eine willkommene Abwechselung. Statt der iiblichen Themata philologi- scher, philosophischer oder pidagogi- scher Natur schweifte man ins Gebiet der politischen Geschichte und der Tech- nik. Am 7. Miarz hielt Herr Professor Tombo, senior, von der Columbia Uni- versitiit, einen hochinteressanten Vor-

trag fiber Bennigsen, den deutschen Par- lamentarier und gab seinen Zuharern ei- nen belehrenden Einblick in das innere Parlamentsgetriebe im Beginne des neu- en deutschen Reiches. Herr Tombo kam seiner Zeit als Reichstagsstenograph mit den Koryphilen der verschiedenen Par- teien in niihere Berfihrung. Daher fehlte dem Vortrag auch nicht das anziehende Element der personlichen Erinnerungen. An der darauf folgenden Diskussion nahmen die Herren Dr. Bahlsen, Herzog und Dr. Kern lebhaften Anteil.

Am 4. April gab der gegenwirtige Brfickenkommissiir, Herr Lindenthal, un- serem Vereine in einer ungezwungenen Plauderei ein Bild dessen, was deutsche Ingenieurkunst und deutsche Ingenieure in Amerika geleistet haben und noch lei- sten. Er stellte vor allem der deutschen Griindlichkeit, wie sie auf den techni- schen Hochschulen Deutschlands gepflegt und gelehrt wird, ein gutes Zeugnis aus und wies auf die Eisenbahnen und Bricken hin, bei deren Bau Deutsche in hervorragender Weise tatig waren. Nach dem Vortrage antwortete der Red- ner auf eine Anzahl von Fragen, die sich auf die bestehende und die im Bau be- griffene Brooklyner Briicke bezogen. Besonders interessierte sich Herr Kall- witz ffir die Haltbarkeit der Brooklyner Briicke, da er dieselbe tiglich zweimal zu passieren hat. Der Kommisslir ver- sicherte ihm, dass bei der gegenwrtigen Aufsichtsbeharde er nichts zu beffirch- ten habe, ebenso wenig wie die 120 Mil- lionen, die alljiihrlich fiber die Brficke gehen oder befordert werden. H. Z.

III. Umschau.

New York. Einen gewaltigen Schritt nach vorwirts hat der Schulrat von New York durch seinen Beschluss getan, den aeutschen Unterricht in dem achten Grade der Volksschulen obligatorisch zu machen, ihn also auf gleiche Stufe mit den anderen Fichern des Lehrplanes zu stellen. Dass dies freilich nicht genti- gend ist, wenn der deutsche Unterricht den Erfolg haben soell, den alle sich mit demselben Befassenden erwarten, son- dern dass er so frtih als mbglich - im ersten Grade, ja im Kindergarten - zu beginnen habe, haben die P. M. sowohl, als die Lehrertage als Hauptforderung auf ihrem Programm. Auch die Verei- nigung der deutschen Lehrer New Yorks vertritt einen Iihnlichen Standpunkt, da- von zeugt dieEingabe an denSchulratNew

Yorks, die ein bemerkenswertes Doku- ment in dem Kampfe ftir unsere Sache ist, und welcher wir von Herzen allen Erfolg wtinschen. Die Petition des Ver- eins hat folgenden Wortlaut:

"We are reliably informed that it is your plan to confine the study of Ger- man to the eighth school year of the new curriculum. Relying upon this in- formation the Association of the Teach- ers of German has decided by an unani- mous vote to petition your honorable board to extend the instruction of Ger- man over the last two school years at least.

We highly welcome your plan of mak- ing the instruction in this branch of study obligatory, and of assigning to it a daily period of forty minutes. But in

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