+ All Categories
Home > Documents > Korrespondenzen

Korrespondenzen

Date post: 07-Jan-2017
Category:
Upload: vandat
View: 212 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
7
Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 6 (May, 1902), pp. 208- 213 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170659 . Accessed: 15/05/2014 21:36 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
Transcript

KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 6 (May, 1902), pp. 208-213Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170659 .

Accessed: 15/05/2014 21:36

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Berichte und Notizen.

I. Korrespondenzen.

(Filr die P~dagogischen Monatshefte.)

Baltimore. Fiir die Pflege des deutschen~ Volkslie-

des in unseren affentlichen Schulen hat Oberlehrer Friedrich Schrick in der jiingsten Lehrerversammlung eine Lanze gebrochen durch die Worte:

,,Ich stelle den Antrag, dass von dem Priasidenten ein Komitee ernannt werde, welches eine gewisse Anzahl Lieder-und zwar Volkslieder-auswiihlen soll, die ge- wissermassen einen eisernen Bestand in unseren Schulen bildeten, und welche auf die einzelnen Klassen verteilt in allen englisch-deutschen Schulen zum Memo- rieren zu gebrauchen wiiren und auch memoriert werden milssten. Es wiirde der Vorteil daraus entstehen, dass Kinder, welche von einer Schule in die andere kommen, sofort mitmachen kinnten.

,,Ferner ist es eine eigentiimliche Er- scheinung, und wir alle haben sie schon sattsam beobachtet, dass Kinder, welche sonst keine oder doch nur geringe Lust zum Deutschen zeigen, mit Lust einstim- men, wenn deutsche Lieder gesungen wer- den. Diese Lust im Kinde sollten wir zu erhalten, zu pflegen und zu fardern suchen und das Volkslied im deutschen Unterricht obenan stellen. Dasselbe mit seinen einfachen, volkstfimlichen Aus- driicken schligt im Gemiite des Kindes schneller Wurzel als z. B. ein Stick im Lesebuche fiber Goethes Weltherrschaft.

,,Aber wir singen nicht fiir die Schule, sondern firs Leben. Deshalb sollte es unser Bestreben sein, dahin zu wirken, dass sich bei unsern Schiilern die Lust zum deutschen Gesange und besonders zum Volksliede auch noch fiber die Schul- jahre hinaus erstrecke. Die Zahl der Griinde fiir meinen Antrag ist damit noch lange nicht erschipft, doch wollte ich denselben zur Einleitung einer De- batte kurz motivieren. Vielleicht wird Ihnen meine Absicht noch klarer, wenn ich den Antrag priiziser in die Frage fasse:

,,Ist es wiinschenswert, dass ftir un- sere Schulen eine gewisse Zahl von Volksliedern aufgestellt werde, welche in den verschiedenen Klassen memoriert und gesungen, mindestens aber memo- riert werden sollten ?"

Der Antrag fand nach kurzer Bespre- chung einstimmige Annahme, und ein Komitee ist nun mit den entsprechenden Vorarbeiten beschiiftigt. Frijulein Ber-

tha Gichner, neutsche Lehrerin an der Schule No. 98, hielt vor der Versamm- lung einen mit reichem Beifall aufge- nommenen Vortrag. Oberlehrer Karl Lii- geler konnte nach gliicklich iiberstande- ner schwerer Krankheit wieder seines Amtes als Schriftffihrer obwalten, dage- gen waren die Oberlehrer August Hering und Adolf Schwier ins Krankenzimmer gebannt; letzterer konnte es gliicklicher- weise bald wieder verlassen, ersterer ist aber leider immer noch leidend. Das Exekutivkomitee ist wie folgt zusam- mengesetzt: Frl. M. Kaessmann, Frl. E. Remmert, Frl. E. Rogge, Frl. M. Kath- mann, Frl. M. Sonnemann, Herr L. Soine, Frl. L. Kaessmann, Frau M. Faul, Frl. M. Harman.

Der hiesige Zweigverein des deutsch- amrerikanischen Nationalbundes hat dem Biirgermeister durch den Sekretir fol- gendes Schreiben zugesandt: ,,Geehrter Herr! In tbereinstimmung mit einer Resolution des ,,Unabhuingigen Buirger- vereins" gereicht es mir zum grossen Vergntigen, Ihnen fir die Ernennung von Prof. Ira Remsen zum Mitglied der Schulbehirde zu danken. Die Ernennung gereicht unserer Organisation ganz be- sonders zum Vergniigen, da Prof. Ira Remsen ausser seinen Fiihigkeiten im allgemeinen die deutsche Sprache grind- lich beherrscht und deshalb ganz beson- ders befiihigt ist, der Schulbehirde bei der 'Lberwachung der englisch-deutschen Schulen, deren Wohl einem grossen Teil unseres Biirgertums so sehr angelegen ist, beizustehen."

S. Californlen.

Der kalifornische Verein von Lehrern der deutschen Sprache hielt am 12. April seine regelmiissige Sitzung in San Fran- cisco ab. In Abwesenheit des Prisiden- ten, Prof. H. K. Schilling, der als Exa- minator des Deutschen und Franzisi- schen die High Schools des Staates be- suchte, leitete der Vizeprgtsident, Prof. Julius Goebel, die Versammlung. Nach Aufnahme von mehreren neuen Mitglie- dern hielt Herr W. A. Cooper von der Stanford Universitlit einen Vortrag iiber die Vorteile des kursorischen Lesens im deutschen Unterricht. Der Redner em- pfahl das flfiichtige Lesen von Werken besonders der Unterhaltungslitteratur als das beste Mittel, sich einen Wort-

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Korresponden{en. 209

schatz anzueignen und in den Geist der Sprache einzudringen. In der Debatte, die sich an den Vortrag schloss, wurde hervorgehoben, dass es notwendig sei, diese Thiitigkeit der Studenten dadurch zu kontrollieren, dass man eine Wieder- gabe des Gelesenen auf Deutsch in der Klasse verlange, und dass man daneben das Studium der Grammatik und das griindliche Lesen von einzeinen Werken weiterfuihre.

Darauf folgte ein Vortrag von Herrn Martin Centner von der Staatsuniversi- tiit fiber das Thema: Das deutsche Lied in der Schule. Der Vortragende betonte den giinstigen Einfiuss des deutschen Volksliedes auf das Gemiit der amerika- nischen Schiller und empfahl, Klubs zur Pflege desselben zu griinden. Er selbst leite einen Klub von ungefihr 80 Stu- denten, die regelmiissig zum Singen zu- sammenkommen. Dabei sei es interes- sant, die deutschen Volkslieder von Ja- panesen und Chinesen singen zu hBren, die eifrige Mitglieder des Vereins seien. -Nach einer freien Diskussion fiber den Wert und den Unwert der Anmerkungen zu deutschen Texten vertagte sich die Versamlung.

V. B. Cincinnati.

,,Nun Stille .ah...."; wie es ,,fern" aussieht, das hoffe ich von Ihren ander- weitigen Korrespondenten zu vernehmen. Hier ist unbedingt Saison morte einge- treten. Zwei deutsche Oberlehrerver- sammlungen und eine Versammlung des deutschen Lehrervereins witren eigent- lich noch zu besprechen. Es ist aber da so wenig von Bedeutung verhandelt wor- den, dass ich einfach nichts darfiber zu berichten habe.

Ein wenig lebhafter geht es innerhalb unserer vier Wiinde, in den Schulhilu- sern, zu. Da herrscht beinahe iiberall eitel Singsang und Saitenspiel als vor- bereitende tlbungen fiir irgend eine, auf Ergatterung schnaden Mammons abzie- lende 6ffentliche Vorfiihrung und Schau- stellung.

Sonderbarer, oder besser gesagt konse- quent-nattirlicher Weise steigern sich die von Humanititsaposteln, Stidteverschii- nerern, Hypertisthetikern und sonstigen Wohlthiltern der leidenden Menschheit und der Schuljugend insbesondere ge- stellten Anforderungen an aie Leistungs- und Opferfiihigkeit aller mit der Schule irgendwie verknipften Zeitgenossen zu wahrhaft erschreckenden Potenzen. iaum ein Monat vergeht ohne neue der- artige Ausheckungen, bei deren Um- setzung in Thaten und greifbare Resul- tate nicht immer glimpflich mit den Fak- toren Willen, Lust, Zeit und Kinnen um-

gesprungen wird. Da giebt es denn Pro- ben und Hauptproben ausser, oft auch wiihrend der Unterrichtsstunden; und die Menschenfreunde, die durch ihre un- berufene Einmischung in den Schulhaus- halt den, wahrscheinlich sehr gut ge- meinten, Anstoss zu solchen buchstiblich polizeiwidringen Dingen geben, haben nicht die leiseste Ahnung von der Schwere des Unrechts, das damit den Schulkindern zugefiigt wird, von den Lehrern gar nicht zu sprechen. Den Ver- ooten aber, die periodisch dagegen er- lassen werden, ergeht es wie den Staats- gesetzen: das Schinste an ihnen ist die gewissermassen herausfordernde MSg- hchkeit des Umgangenwerdens.

Eine Anerkennung, eine Auszeichnung, wenn man will, ist den hiesigen Lehrern insofern neuerdings zuteil geworden, als zwei aus ihrer Mitte, Assistenzsuperin- tendent F. B. Dyer und Friulein Anna Jogan, bezw. als Dekan und als Prinzi-

palin der tbungsschule flir die pitdago- gische Fakultit der Universitiit zu Ox- ford, Ohio, ernannt wurden.

Fiir die Betreffenden hat die auf sie gefallene Wahl vielleicht auch ihre klingende Seite, da die besagte Uni- versitiit sehr bedeutende Staatszu- schiisse geniesst und demzufolge ihren Professoren menschenwiirdige Gehitlter zahlen kann, was bekanntlich nicht alle derartige Anstalten zu thun im- stande sind. Abgesehen von der Per- sonlichkeit der beiden Gliicklichen, muss man der Staatsuniversitiit Oxford zu der Errichtung einer padagogischen Fakultlit, sagen wir meinetwegen eines ,,Normal - Departements", gratulieren. Ein Vergleich dieses Aufbliihens pi~dago- gischer Studien in unserem Lande mit der vor einem halben Jahrtausends in Europa stattgefundenen Wiederbelebung der klassischen Studien, des Humanis- mus, liegt sehr nahe, und es ist wohl am Platze, daran die schinsten Hoffnungen zu kniipfen. Eines aber thut hier not: die partikularistischen Vorurteile und Bestrebungen, die lokal-politischen Riick- sichten miissen dem Allgemeinen wei- chen. Alle Lehramtskandidaten, wenn auch noch nicht im ganzen Lande viel- leicht, so doch in jedem Staate, miissen gezwungen werden, eine solche staatliche ,,Normalschule" zu absolvieren oder doch die Abiturientenpriifung derselben abzu- legen, ehe ihnen iiberhaupt ein Reifezeug- nis fiir das Lehramt ausgestellt wird; und nur auf ein solches hin sollten sie uiberhaupt angestellt werden ktinnen. In Ohio wird allerdings darauf hingearbei- tet. Gelingt es nicht, dieses Ziel zu er- reichen, dann wird der kreisende Berg unfehlbar die bewusste licherliche Maus

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Pidagogische Monatshefte.

gebiiren. ,,Hoffen wii das Beste!" sagt aber unser Herr Redakteur. -

Muss-Probelektionen im deutschen Dc- partement - eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung unseres deutschen As- sistenzsuperintenten , Dr. Fick-sind jetzt an (der Tagesordnung. Jedesmal fiir die ex-officio anwesenden Lehrer ei- nes gewissen Grades bestimmt, ziehen diese Lektionen auch andere strebende Kollegen an, unJ ich habe noch nicht gehiirt, dass einer unbefriedigt von dan- nen (ing. Jeder nimmt etwas mit sich nach Haus und vergleicht die von ihm selbst erreichten Resultate mit den eben angeschauten und gehiirten. ,,Die Schii- ler werden dann gewiss....thun", heisst es in schinen Vortriigen. ,,Die Schiiler Iaben... . gethan", iherzeugt uns die

Probelektion. Dass seine Behauptungen richtig, seine Vorschliige praktisch aus- flihrbar seien, das glauben wir dem Scliinredner aufs Wort, oder wir thun es nicht. Dass seine Methode die rich- tige oder die unrichtige sei, das demon- striert der in unserer Gegenwart Leb- rende uns ad oculos.

Wir laben zwei solche Lektionen, wenn ich nicht irre, jeden Monat; ich bin aber fest iiberzeugt, dass gar man- chen unter uins wBehentliche Vorftihrun- gen dieseir Art keineswegs zu viel sein wiirden. Ob cine auf die jeweilige Lek- tion sofort folgende wohlwollend-kriti- sche Beleuchtung derselben durch die Zuhfirer am Platze wiire, oder nicht? Ich mag das an dieser Stelle nicht ent- scheiden. Es wlrden sich jedenfalls nur wenig Le rende finden, denen so etwas niciit willkonunen wiire. Ein schiiner Anfang ist gemacht, and wir diirfen mit Gewissheit annehnmen, dass eine ver- nmehrte und verbesserte Fortsetzung fiir das niichste Schuljahr in Aussicht steht.

quidam. Chicago.

(ol. Parkcrs Tod hat iusserlich er- kennbare Veriinderungen bisher kaum bewi~kt. Scmn Nach lass, die ,,Francis W. Parker School" und die ,,School of Edu- cation of The University of Chicago", gehen ihren ruhigen Gang weiter. Die Leitung der ersteren liegt jetzt wie frii- her in Hiinden von Frtiulein Flora J. Cooke, einer Biusserst tiichtigen Dame, die in ihren Anschauungen ganz mit Col. Parker ibereinstimmt, in der Ausftih- rung seiner Ideen Kraft und Miissigung zeigt. Diese Schule, jetzt aums 9 Graden bestehend, wird im niichsten Jahre einen zehnten Grad und so allmihlich eine voll- stiindige Hochschulabteilung erhalten. - Die School of Education ist die direkte Nachfolgerin des ,,Chicago Institute", doch ist namentlich ihre Normalsehulab-

teilung durchm die Verbindung mit der Universittit Chicago, als ere n plidago- gischer Zweig sie gilt, gewaltig gestirkt und gesichert. Dean W. S. Jacknian, ein geschiiftskluger und dabei piidagogisch hervorragender Mann, dairtte wohl noch fiir das ganze niichste Jahr Col. Parkers Stelle vertreten. Wer dann? Es scheint, dass die Universitiit die mnoralische Ver- pflichtung hat, dem Vorstande ihres ,,De- partment of Education", Dr. J. Dewey, die Nachfolge anzutragen. Wird und kann dieser, dessen pildagogische An- schauungen von denen Parkers in so vie- len Punkten abweichen, die Berufung annehmen ? Chi lo sa?

Im Laufe dieses Sommers sind be- kanntlich die deutschen Lehrer an den Chicagoer Uiffentlichen Schulen gezwun- gen, die englische Lehrerpriifung abzule- gen - oder abzudanken. Es ist miissig, tiber die Ursachen der vollendeten That- sache oder iber ihre vielleicht magl.ich gewesene Verhitung Worte zu verlieren. Jedenfalls hoffen wir, dass der Erfolg dieser Prifungen der denkbar beste sein mage.

,,Coeducation" stisst schon wieder auf einen gefiihrlichen Gegner. Dr. Edmund J. James, der zumn niichsten Priisidenten der Northwestern University (Evanston, Ill.,) erwiihlt ist, hat sich in einem Schreiben an den ,,Board of Trustees" dieser Anstalt ziemlich bestimmt gegen die bedingungslose Aufnahme von Miid- chen an Universitiiten ausgesprochen. Nicht moralische Angst, nicht angebli- che Unfiihigkeit der Damen sind seine Grtinde: Er fiirchtet, dass eine allzu- grosse Zahl von Studentinnen "tends to feminize the institutions"; gesellschaft- liche Zerstreuung und eine im allgemei- nen oberflichlichere Auffassung der wis- senschaftlichen Arbeit kinnte die Folge sein, deutete Dr. James an. Ferner be- hauptet er (nicht ganz mit Unrecht), dass die amerikanischen Universitiiten ,,in ihrem nattirlichen and Iobensxerten Bestreben, die weibliche Bildung za ftr- dern, die Erziehung des miinnlichen Ge- schlechts einigermassen vernachliissigen. Wir sollten fur die Frauen nicht weniger thun als bisher, aber fiir die Miinner mehr als jetzt."

E. P. MIlwaukee.

Die Versammlung der deutschen Leh- rer fiir April fand am 14. d. M. statt. In seinen amtlichen Mitteilungen er- mahnte der Supt. des Deutschen zu einer zahlreichen Teilnahme am nichsten Leh- rertage in Detroit. Er sagte, es sei ge- rade Detroit ausgewlihlt worden zur niichsten Tagung, weil man Hoffnung habe, dass im niichsten Jahre der deut-

210

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Korrespondengen.

sche Unterricht daselbst in den fiffentl. Schulen eingeffihrt werden wirde, und so knne und solte ein gut besuchter Leh- rertag am besten Propaganda ffir die gute Sache machen. Sodann kiindigte er an, dass diese die letzte amtliche Ver- sammlung der deutschen Lehrer im Schuljahre sein werde. Darauf wurde mit den Referaten ilber den Leseunter- richt fortgefahren, und zwar ffir die Oberstufe. Frl. A. Verner referierte fiber das Lesestiick No. 10, der Fuchs, im 6. Grad; Herr Geo. Mensing fiber Le- sestiick No. 144, Schwiibische Kunde, im 8. Grad, und Herr O. Spehr iber das Le- sestiick No. 153, die Wolken, im 8. Grad. Alle drei Referenten zeigten in recht ge- schickter Weise, wie sie im Unterrichte die betreffenden Lesesticke vorbereiten, durchnehmen, einfiben und verwerten wirden. Daran schloss sich dann eine kurze Debatte fiber ale gehtirten Refera- te. Freilich konnte da nur das Notwen- digste erwihnt wrerden wegen der kur- zen Zeit, da die Versammiung nur eine Stunde dauert und Eriffnung, Berichte und Routinegeschiifte meistens eine hal- be Stunde und mehr in Anspruch nah- men. Fiir die Debatte der Referate und Vortrige bleibt dann leider nur wenig Zeit fibrig. Auffallend war es, dass der Ausschuss fiir die Referate fast aus- schliesslich Lesestiicke beschreibenden Inhalts ausgewliht hatte. Von zehn auf- gegebenen Lesesticken waren 6 beschrei- benden Inhalts und nur 4 erziihlende. Nach meiner Ansicht sind die letzteren die wichtigsten, und der Lehrer kann sie am vorteilhaftesten in aer Klasse ver- wenden; auch haben die Kinder diesel- ben lieber. Darum entialten die Lese- biicher gewiihnlich auch drei- oder vier- mal mehr erzibilende wie beschreibende bticke.

Herr John Eiselmeier ersuchte dann noch anile Kollegen recht dringend, sich dem Vercin der Klassenlhrer der Milw. fiff. Schule (AMilw. Teachers' Associa- tion) anzuschliessen. Der Verein zifhle von den 769 Kiasrsenlerern schon an 240 Lehrer zu Mitglicdern, totzden er erst seit 6 Monaten bestehe.

Von diesem neugegriindeten Verein mfichte ich nun noch etwas berichten. Meine Pflicht als Korrespondent erfor- dert es, den Verin und die Lehrerschaft Milwaukees im Ill gemeinen zu verteidi- gen und in Schutz zu nehmen gegen Ver- diichtigSung und Verleurndung. Einige hiesige Zeitungen hatten in sensationel- ler iVeise lerichtet, als versuche dieser Vercin, einen Streik der Lehrer in Szene zu setzen, un so die BehBrde zu zwingen, ihnen hihere Sallire zu zalen. Es war wohil das Werk ciniger mnit sehr reicher

Phantasie begabter Berichterstatter. Die Zeitungen waren nathirlich anstndig ge- nug, am folgenden Tage diesen Unsinn zu widerrufen. So dumm, einfiiltig und unerfahren ist die Milw. Lehrerschaft denn doch nicht, sondern kiihl, besonnen, pfichtgetreu und loyal in jeder Bezie- hung. Der Verein ist gegrfindet zu dem Zweke, wie seine Konstitution sagt: The object of this organization shall be to promote the interests of its members, and the cause of education. Die Idee ist doch sicher eine gute, und die Lehrer ha- ben doch gewiss auch ein Recht an sich selber zu denken und ihre eigenen Inter- essen zu wahren. Es ist doch gewiss gut, wenn die Damen am Samstag Vormittag sich nicht nur mit ,,shopping" und die Miinner mit dem ,,edlen Skat" beschif- tigen. Fir beides bleibt ja immer noch Zeit genug itbrig. Aber recht gut wiire es wohl, wenn das Geffihl der Zusam- mengehfirigkeit, der Solidaritilt, der Kol- legialitlit und ein wenig mehr Sinn fiir use allgemeinen Interessen des Lehrer- standes erwekt wirden, nach deni Grundsatz: Einer fiir aile, und alle fiir einen. Nun hatte der Verein im letzten Monat einen Ausschuss ernannt, um ei- nen Vrglich anzustellen zwischen den Gehiltern der Lehrer und denen der an- deren stidtischen Angestelten. Kollege Jon Eislmier hatte in seiner bekann- ten griindlichen Weise einen sehr detail- lierten Bericht ausgearbeitet und legte ihn der Versammlung vor. Lassen Sie

ich einiges daraus mitteilen. Die Stadt hat etwa 2000 Angestellte (ohne die Leh- rer). Wenn man oben beinnt, so kom- men 820 Beamte, ehe der hichstbesoldete Lehrer (ausschliessend die Prinzipale und Hochschullehrer) mit einem Gehalt von $900 kommt, ninlich die englischen und die deutschen Oberlehrer. Wlenn man unten beginnt (Kassenbote des Stadtrats mit $60 jiihrlich), so braucht man nur 27 Angestellte zu ziihlen, bis man zum Lehrer mit dem niedrigsten Gehalt mit $400 kommt. Das Duroa- schnittsgehalt der 769 KIlassenlehrer der Stadt betriigt $608.21. Das Durch- scnittsagehalt der Polizisten und Feuer- wehrleute betriigt $960, also $351.7 mchr als das der Lehrer. Daggeen haben die ersteren feste Anstellung, Pensionsbe- rechtigung und keine Gehaltsabziige in Krankheitsfillen. Die Lehrer haben die ersten beiden Vorteile nicht, dagegen den letteren Nachtcil, niimlich Gehaltsab- zug in Krankheitsfiillcn. Dann sind noch 821 stildtische Angestellte da, als Fen- sterwaschler ih Rathause, Briickenwiir- ter, Kohlenschaufler und andere gewiihn- liche Arbeiter im Wasseramt, und * alle diese Arbeiter erhalten durchschinittlich

211

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Pidagogische Monatsbefte.

nur $8.21 weniger als die Lehrer, niim- lich $600. 1st dies letztere nicht wirk- lich beschlimend fiir die Lehrer ? Ge- wuhnliche Arbeiter, die nichts gelernt ha- ben und die in der Austibung ihres Be- rufs nichts weiter gebrauchen als ge- sunde Knochen und Muskelkraft, bekom- men fast dasselbe Gehalt, wie der Leh- rer, den seine Ausbildung oft $1000 und mehr kostet, und der dann in seinem schwerem Berufe beides, Geist und Kbr- per, vor der Zeit aufreiben muss! Kann man es den Lehrern verdenken, wenn sie die Aufmerksamkeit der Bitrger auf diese wirklich abnormen Verhiiltnisse lenken? Und das war auch nur die Ab- sicht. Doch hat ja auch schon der Schul- rat aus eiener Antriebe den Superin- tendenten beuftragt, sich nach den Sa- larverhlitnissen der Lehrer in anderen (Stiidten zu erkundigen und darilber zu berichten. was wohl in Kirze geschehen wird. Doch wir deutschen Lehrer wer- den wohl gut thun, keine Hoffnungen und Erwartungen zu hegen, damit wir nicht enttiiuscht werden. Wir werden ja auch meistens nur als Stiefkinder und nicht ale rechte Kinder angesehen. Doch wrerden wir uns dann mit den anderen freuen, wenn sie bedacit werden; und zwar nach der guten Regel: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied wird herrlich gehal- ten, so freuen sich alle Glieder mit. Ich glaube, oder vielmehr, ich bin sicher und gewiss, dass wir deutschen Lehrer unser Gehalt so redlich und treu verdienen, wie nur einer; ja in manchen Stiidten ist un- sere Arbeit eine noch viel schwierigere, und unsere Milhe eine noch viel grissere ale die unserer engl. Kollegen. Die meis- ten Kinder, und meistens sind es die Knaben, lernen nur mit Widerwillen deutsch, weil sie mfissen; die schwere deutsche Sprache sagt ihnen nicht zu. Dann haben wir neben unserer deutschen Klasse auch noch die engl. Klasse zu be- aufsichtigen, welche die beste Gelegen- heit hat, Allotria zu treiben und so un- sern deutschen Schillern fortwithrend ein sehr schlechtes Beispiel gibt. Wollen wir also mit unserer deutschen alasse etwas erreichen (und das maissen wir doch), so milssen wir mit viel Gesehick, man michte sagen, mit allerlei 1tunstgriffen, wie freundliche Behandlung der Kinder, Abwechslung im Unterricht, durch fri- schen anschaulichen und anregenden X ortrag den Unterricht interessant ma- chen, die Kinder daftir begeistern, ihnen Lust und Liebe zum deutschen Unter- richt einfli5ssen. Wir mtissen die Schi- ler an uns locken, sie fesseln durch un- sern Unterricht. Dass das manchmal sehr schwer ist, wird jeder deutsche Leh-

rer aus eigener Erfahrung wissen. Wir miissen, so zu sagen, den Schtilern nach- laufen, unsere engl. Kollegen dagegen lassen sie sich nachlaufen. Ich bekenne frei und offen, die 25 Jahre, die ich als deutscher Lehrer in Milwaukee unter- richtet habe, sind mir viel, viel saurer und schwerer geworden, als die 17, die ich in Deutschland und hier (an der Kir- chenschule) unterrichtet habe. Und was hat man vor sich gebracht, nachdem man iiber 40 Jahre unterrichtet hat ? - Nichts! Ein Kollege in Deutschland schrieb mir neulich, er sei selt letztem Herbst, da er 40 Dienstjahre hinter sich habe, pensioniert worden und beziehe ene Pension von 4500 Mk., nimlich % seines letzten Gehalts. Vor dreissig Jah- ren hatten wir in Deutschland dasselbe niedrige Gehalt. Ja, das muss man sa- gen, Deutschland sorgt fiir seine Lehrer, trotz der Milittirlasten, die es zu tragen hat. Doch man muss sich durch solche Erinnerungen und Reflektionen das Le- ben nicht verbittern und sich selbst den so natigen Enthusiasmus, die Lust und Liebe am Lehrerberufe nicht rauben. 'Wir Schulmeister miissen von vorn her- ein auf alle Dankbarkeit und Erkeunt- lichkeit seitens der Schiiler, ltern und der Kommune verzichten, oder aber lie- her unsern Stand quittieren. Wir miis- sen mit dem Dichter sprechen: ,,Thu' Gutes nicht des Lohnes wegen und lass' dich Undank nie betrilben. Nur denen, die es selbstlos tiben, gereicht das Gute selbst zum Segen."

A. W. New York.

Deutscher Lehrerverein von Neuw York und Umgegen4. In unserer letzen Sitzung wurden wir alle in den April ge- schickt, obwohl es schon aer ftinfte des Monats war. Aus verschiedenen Grtin- den zog Herr Boos von der De Witt Clin- ton High School, New York, es vor, sei- nen Vortrag: ,,Interessantes aus dem Ge- biete der karperichen Erziehung", his zum niichsten Monat zu verschieben. Von seiner kernigen und offenen Weise erwar- ten wir denn filr das niicnste mal des In- teressanten recht viel.

Auch der musikalische Teil musste we- gen der Krankheit des Herrn Von der Heide, dem der Verein recht baldige Ge- nesung wtinschte, verschoben werden. So wurde denn die Versammlung durch ei- nen Bericht des Herrn Dr. A. Kern Uber einen Gegenstand belehrt, der allen ech- ten Deutschamerikanern zur Herzenssa- che geworden ist. Handelte es sich doch filr den Verein als solchen darum, zu der beabsichtigten Grfindung einer ,,Ver- einigten deutschen Gesellschaft von Gross-New York" Stellung zu nehmen.

212

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Umschau.

Darum war es nicht zu verwundern, dass das Kreuzfeuer der nachfolgenden Erdr- terung den Versammlungssaal in nicht geringe Brandgefahr brachte. In der Sa- che sind wir alle einig, doch fiber das Wie kann man ja geteilter Meinung sein und doch ein guter Amerikaner mit ei- nemn ,,Hyphen" bleiben. Herr Dr. Kern gab mit gewohnter Redegewandtheit eine fessende geschichtliche Obersicht des Ganges der deutschamerikanischen Ver- einigungsbemihungen im Rahmen der

213

Nation, des Staates und der Stadt. Seine Darstellung hatte fiir uns um so grisse- res Interesse, als er von Anfang an als wackerer Kilmpe und leitender Geist in dem dicksten Kampfesgewiihl seinen Mann stellte. Und, obwohl wir auf deut- scher Erde unsere ersten Hosen trugen, wollen wir ihm daffir doch unsere volle AnerKennung nicht versagen. Der An- trag auf Anschluss an die grossstiidti- sche ,,Vereinigte" wurde angenommen.

P.S.

II. Umschau.

Deutschland. Johannes Halbent. Eines der her-

vorragendsten Mitglieder der deutschen Lehrerschaft, Johannes Halben in Ham- burg, ist kiirzlich gestorben. An allem, was das Wohl der deutschen Lehrer- schaft betraf, nahm er stets einen leb- haften Anteil. Ganz besonders viel ver- danken die Allg. deutschen Lehrerver- sammlungen der achtziger und neunziger Jahre seiner Teilnahme; war er doch des ifteren zum 1. Vorsitzenden dieser gro-

ssen und bedeutsamen Versammlungen auserkoren. Auch in der 6ffentlichkeit genoss er hohe Ehren und verdiente An- erkennung. So war er von 1884-1887 Abgeordneter des Deutschen Reichstages und gehbrte als solcher der Freisinnigen Partei an; in seinem Wirkungsorte Hamburg war er zum Vizeprisidenten der ,,Biirgerschaft" (Stadtvertretung) gewiihlt worden. Sein Begriibmns zeugte von der fiberaus grossen und allgemeinen Wertschitzung dieses trefflichen Mannes.

Die niichste A 1g. deutsche Lehrerver- sammlung findet in den Pfingsttagen (20.-22. Mai) in Ohemnitz in Sachsen statt. Das Programm ist ein sehr reich- haltiges; wohl jedes Gebiet des Schul- und Erziehungswesens ist in den Sekti- onsversammlungen beriicksichtigt. Zwei Fragen sind fir die Verhandlungen der allgemeinen Versammlung bestimmt, und es ist zu erwarten, dass dort die Geister scharf aneinanderplatzen wer- den; sie betreffen den hauswirtschaftli- chen Unterricht der Miidchen (Referent: Wolgast-Kiel) und die Bedeutung der Volksbildung fiir die Volkssittlichkeit (Ref.: Pretzel-Berlin).

Das Ende der Steilschrift. Dem Ma- gistrate von Ffirth (Bayern) lag iber die Ergebnisse der in 10 Jahren mit der Steilschrift vorgenommenen Versuche, wie solche auch in den dortigen Volks- schulen stattgefunden haben, ein ober- iirztliches Gutachten vor. Dasselbe ver-

tritt die Ansicht, dass gesundheitliche I achteile aus der Schriigschrift fiir die Kinder nicht vorligen, weder betreffs Kurzsichtigkeit, noch Verkriimmung der Wirbelsitule. Falls eine Obermiidung der Kinder vermieden und auf eine gute Haltung beim Schreiben gesehen werde, sei es in gesundheitlicher Beziehung ganz gleich, ob in Steilschrift oder in Schriigschrift geschrieben wird.

Berlin hat dieses Jahr fiir die Gemein- deschulen ein Budget von 15,275,441 Mk. Neue Klassen wurden errichtet 1899: 157, 1900: 131, 1901: 1Q00. Dieses Jahr werden 7 neue Schulhliuser (fir 238 Klassen) bezogen. Den 4342 Schulklas- sen stehen 249 Rektoren, 2603 Lehrer und 400 Lehrerinnen vor, Im Laufe des Jahres werden 9+77+34=120 Lehr- kritfte hinzukommen.

'Ober den gegenwirtigen Stand des hiS- here Schulwesens im K6Snigreich Preu- ssen giebt das Januarheft des ,,Zentral- blattes ffir die gesamte Unterrichtsver- waltung" folgenden Aufschluss: In Preussen bestehen 13 Provinzial-Schul- kollegien, die ihren Sitz in den Provin- zial-Hauptstiidten haben. Ferner hat Preussen 9 Universitiiten, jede Provinz deren eine, mit Ausnahme von Westpreu- ssen, Posen und Westfalen; letztere Pro- vinz hat die zwei Fakultilten, die theo- logische und philosophische, umfassende Hochschule in Mtnster. Dazu kommt noch das Lyceum Hosianum in Brauns- berg im Regierungsbezirk Kbnigsberg, welches ebenfalls nur die genannten zwei Fakultiiten hat. Es lehren, alle Lehr- kritfte zusammengefasst: In Kbnigsberg 120, in Berlin 420, in Greifswald 93, in Breslau 163, in Halle 140, In Kiel 10, in Gbttingen 125, in Marburg 93, in Bonn 159, in Miinster 47, am Lyceum Hosianum 11 akademische Lehrer. Fer- ner hat Preussen drei technische Hoch- schulen, die in Berlin, Hannover und Aachen. An Gymnasien weist Preussen

This content downloaded from 194.29.185.217 on Thu, 15 May 2014 21:36:57 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions


Recommended