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Korrespondenzen

Date post: 10-Jan-2017
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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 1 (Dec., 1901), pp. 24-28 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170587 . Accessed: 16/05/2014 10:15 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.129 on Fri, 16 May 2014 10:15:30 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 1 (Dec., 1901), pp. 24-28Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170587 .

Accessed: 16/05/2014 10:15

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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24 Pidagogische Monatsheftt.

deutsche Sprache inbezug auf Satzbau, Wortlehre, Flexion, fast uniiberwindliche Schwierigkeiten fiir den Ausliinder bietet. Herr Krug meint, dass das Englische- gerade seiner Einfachheit wegen - einst die Weltsprache bilden werde, niemals aber das Volaptik.-Er befirwortete die Einflihrung des deutschen Unterrichts in die Unterklassen, so bald die Schiiler des englischen Lesens miichtig seien, und ist ge- gen Teilung der Klassen in deutsche und englisch-deutsche, sowohl aus demokra- tischen Griinden, wie darum, weil die Kinder deutscher Eltern heutzutage doch nicht imstande sind, sich der deutschen Sprache mit irgend welcher Leichtigkeit zu bedienen.

Warum so viele Deutsche hier zu Lande ein so schlechtes Englisch sprechen, liige daran, dass dieselben aus Gegenden kommen, wo Dialekt gesprochen, welcher mindenstens eben so primitiv sei, wie die englische Sprache.

Ungiinstige Methoden, Lehrbiicher, Schulverhiltnisse und unflihige Lehrer triife ein Teil der Schuld, dass unsere Schiiler nicht Deutsch sprechen lernen, jedoch die Hauptschuld triige die Schwierigkeit der deutschen Sprache und die Unfiihigkeit der Amerikaner, eine fremde Sprache griindlich zu erlernen.

Die Wahl der Beamten ergab folgendes Resultat: Priisident, Max Pohl, Cincinnati; Vicepriisidenten, Leopold Fischer, Toledo, und

Frl. Lizzie Bour, Canton; Sekretiir, Ernst Eggers; Schatzmeister, W. Graves, Columbus.

Die Tagung schloss mit einer Vorftihrung von Phonographen durch Herrn E. Brown, Columbus, zur Erlernung der modernen Sprachen auf diesem gewiss unge- wahnlichen Wege.

Die Versammlungen waren nur mitssig besucht, jedoch zeigten die Mitglieder anhaltendes Interesse an dem reichhaltigen Programm, und nahmen folgende Her- ren und Damen regen Anteil an den jedem Vortrage folgenden Debatten:

Die Herren Prof. Hochdirfer, Denny, Bowen, McKibben, Chamberlin, Bruce, Boyd, Briimel, Eggers--welcher als Seele des ganzen Vereins betrachtet werden darf - und die Damen Frl. Bour, Ober und Karger.

IV. Korrespondenzen.

Fiir die Pidagogischen Monatshefte.)

Cincinnati. Das deutsche Schul- und Volkslied er-

klingt wiederum im deutschen Departe- ment unserer ?ffentlichen Schulen! Der Amerikaner Aiken, der gegenwiirtige Su- pervisor der Musik, hat das Dornsris- che aus dem Winterschlafe geweckt, in den sein ,,deutscher" Vorgiinger im Amte aus kurzsichtigen Motiven es ein- gelullt. Wie sein liingstverstorbener Va- ter, der vor Jahren dieselbe Stelle an den 6iffentlichen Schulen bekleidete, er- kennt auch Herr Walter H. Aiken den hohen Wert des deutschen Liedes zur Pflege des Gemittes und zur Belebung der deutschen Sprache. Auf eigene Ko- sten liess er eine hiibsche Auswahl der bekanntesten deutchen Schul- und Volkslieder, ein- und zweistimmige, drucken und an die deutsche Lehrer-

schaft verteilen. Mit der bereitwilligen Hilfe der Musiklehrer werden dicse Lie- der fleissig eingetibt, und jetzt hiirt man wieder die ewig schnen, Ohren und Herz erfreuenden Lieder in den Schulzim- mern ertinen, wie: ,,Schiner Friihling, komm doch wieder", ,,Wie lieblich hallt durch Busch und Wald", ,,Stimmt an mit hellem, hohen Klang", ,,Morgenrot", ,,So leb' denn wohl, du stilles Haus", ,,Wenn die Schwalben heimwiirts zieh'n", ,,Lorelei", ,,Der Wanderer in der Siige- mtihle", ,,Ade, du lieber Tannenwald", etc., etc. Herr Aiken wird sich daftir seitens der deutschen Lehrer und Schii- ler, ja bei der ganzen deutschen Bev1- kerung innigen Dank und Anerkennung sichern und sich ein bleibendes Denk- real .n ihren Herzen setzen, wie weiland sein Vater, dessen Andenken darob hier noch heute in hohen Ehren steht.

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Korrespondenen.

Fiir die Oberlehrerversammlung vom 5. Dezember war Herrn Wienecke der obligatorische Vortrag zugefallen. Der Referent hatte sich dafiir das schon so oft behandelte Thema ,,Aufsatz" ge- wihlt, wobei er verschiedene gewagte Be- hauptungen aufstellte. So erblickte er in dem Mangel an logischem Denken die Hauptschuld an den oft kiirglichen Re- sultaten im deutschen Aufsatz. Wenn die Schiller erst logisch denken lernten, wie dies mittels der Dispositionslehre (wahrscheinlich nach deutscher Gymna- sialmethode!) getibt werden sollte, dann sei das Aufsatzschreiben fiir unsere deutschamerikanische Jugend eine Leich- tigkeit, vorausgesetzt nattirlich, dass sie die nitige Sprachgewandtheit besitzt ! Anstaut der Erzihlungen, die der Herr Referent tote Gegenstlinde nannte, soll- ten mehr lebende Gegenstiande, wie L6- wen, Tiger, Elephanten etc. als Aufsatz- stoff beniitzt werden; auch das Anschrei- ben von leitenden Fragen oder Punkten an die Wandtafel zur Aufsatzvorberei- tung hilt er fir unzweckmiissig und be- trachtet es als ,,Fackel im dicken Ne- bel". (Immerhin noch besser, mit einer Fackel, als mit einer Stange im Nebel herumfahren!) Nun, wenn Herr Wie- necke erst noch einige Jahre an unseren Schulen praktisch unterrichtet hat, so wird er vielleicht ,,ausfinden", dass das Aufsatzmachen auf deutschen Gymna- sien und das Aufsatzmachen in deutsch- amerikanischen Volksschulen zweierlei Dinge sind. Bis dorthin diirfte er sich dann auch iiberzeugen, dass die fiir den hiesigen deutschen Unterricht ausge- withlten Aufsatzthemata unter den ob- waltenden Umstiinden doch die zweck- missigsten sind.

In der zweimonatlichen Versammlung des Deutschen Lehrervereins am 7. De- zember hielt Herr Hilfssuperintendent Dr. H. H. Fick einen Vortrag fiber West Point, den er durch eine An- zahl trefflicher Lichtbilder in an- schaulicher Weise erliiuterte. Mit ge- spannter Aufmerksamkeit folgten die zahlreich erschienenen Zuhdrer den Aus- fiihrungen des bewiihrten Redners. Bei Erledigung des geschiiftlichen Teiles wurden sechs neue Mitglieder in den Verein aufgenommen. E. K.

Milwaukee. Der Verein Deuts~cher Lehrer hielt

seine zweite Versammlung am 11. Nov. ab. Herr Abrams machte zuerst seine amtlichen Mitteilungen. Er kiindigte an, dass die sogenannte Ergiinzungslek- tiire (supplementary reading) jetzt voll- stiindig sei und den Lehrern in einigen Tagen zugehen werde. FUr die untersten

beiden Grade seien Godius Miirchen und das Biichlein ,,Allerlei", von Frl. M. Fah- sel hierselbst herausgegeben, bestimmt; fir die 3. und 4. Grade die Miirchen von Foerster; fiir die 5. und 6. Grade Grimms Miirchen, und fiir die beiden oberen Grade der ,,gehrnte Siegfried" und Hauffs Miirchen. Fiir die beiden unteren Grade sei es besser, die Ge- schichten zu erziihlen, als sie vorzule- sen. Bei dem Lesen der Kinder ihaben die Lehrer die nitigen Sacherklii rungen zu geben, jedoch sollten sie sich vor zu vielem Erklliren und Moralisieren hii- ten, dagegen aber den Schiller fleissig zum Nacherziihlen anhalten und ermiun- tern, da das ein gutes Mittel sei, Sprach- gewandtheit bei den Schillern zu erzie- len.

Sodann wurde den Lehrern noch mit- geteilt, dass ihnen in einigen Wochen ein neuer Lehrplan zugehen wiirde, und dass sie sich miglichst genau nach dem- selben richten machten. Wenn sie es aber fir natig hielten, von demselben abzuweichen, so wiare es nUtig, den Su- perintendenten des Deutschen davon in Kenntnis zu setzen und die Grtinde da- fir anzugeben. Sodann betonte Herr Abrams die grosse Wichtigkeit, ja die absolute Notwendigkeit einer korrekten und mustergiltigen Sprache seitens des Lehrers im Unterricht wie auch ausser- halb desselben. Der Lehrer miisse in allen Stiicken ein Vorbild fiir die Schii- ler sein, besonders aber in der Sprache. Manche Lehrer liessen sich oft gehen und gliben nicht genng acht auf ihre Ausdriicke und Redewendungen, die manchmal nicht allein unschin und un- gebriuchlich, sondern auch ungramma- tisch, auch zuweilen der englischen Spra- che entlehnt seien. Gerade weil die Kinder oft im Hause und auf der Stra- sse so viel schlechtes Deutsch hiirten, so solle der Lehrer in der Schule durch sein mustergiltiges Deutsch ein Korrek- tiv dagegen bilden.

Auch machten die Lehrer sich nicht so leicht auf <las etymologische Gebiet der Sprache wagen und Erkliairungen ge- ben iber Abstamnmung der Wirter, wenn sie sich nicht vorher fiber die Richtig- keit ihrer Angaben durch Nachschlagen fiberzeugt hitten. Der Schein trilge oft sehr, z. B. bei den Wartern Maulwurf und Armbrust. Auch hieraus ergebe sich wieder die Wichtigkeit einer sorgfillti- gen Vorbereitung seitens des Lchrers auf den Unterricht. Sodann sagte Herr Abrams, wolle er noch einen Punkt be- riihren, den er flir sehr wichtig halte und den er den Lehrern zu ihrer eige- nen Entscheidung tiberlassen wolle. Die Frage sei niimlich die, ob es nicht bes-

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ser sei, auch ausserhalb der Klasse, also auf dem Spielplatze, in den Korridoren und auf der Strasse mit den Schiilern deutsch und nicht englisch zu sprechen. Ebenso ,ob nicht auch die deutschen Lehrer einer Schule unter einander in Hirweite der Schiiler lieber deutsch sprechen sollten. Er wolle doch den Lehrern zu bedenken geben, ob nicht bei den Schiilern sich'die Meinung festsetze, dass die deutsche Sprache nur im Klas- senzimmer zu gebrauchen sei, aber nicht im Leben. Dieser Gegenstand wird nocli ausftihrlicher in der niachsten Versamm- lung besprochen werden. Da der Aus- schuss fuir Aufstellung der Tagesord- nung nichts vorzulegen hatte, so ver- tagte sich die Versammlung.

Der Schulrat hat in seiner letzen Sitzung eine Entscheidung abgegeben, die gewiss von der Mehrzahl der Eltern unserer Schiiler und ebenso von den Leh- rern vollstlindig gebilligt wird. Der hie- sige Ausschuss zur Sammlung von Bei- traigen fiir den ,,McKinley Monument Fund" hatte den Schulrat ersucht, ihm zu gestatten, auch in den hiesigen Schu- len eine solche Sammlung vorzunehmen. Der Schulrat hat das Gesuch abgelehnt, und zwar mit der Begriindung, dass er schon vor liingerer Zeit durch eine Re- solution den Lehrern verboten habe, Sammlungen oder Kollekten fiir irgend welche Zwecke in den Schulen vorzuneh- men; und er kinne auch in diesem Falle keine Ausnahme von der Regel machen, obgleich der Zweck der Sammlung hier ein edler und patriotischer sei. Ausser- dem hiitten ja auch die Kinder ausser- halb der Schule Gelegenheit genug, hie- zu beizusteuern. Das war recht! Nur immer konsequent handeln. Es fingt wirklich schon an, eine Unsitte zu wer- den, wofiir nicht alles in unseren Schu- len gesammelt wird . Das schlimmste dabei ist, dass die Kinder armer Eltern oft dabei gedemiitigt werden. Reiche Leute spenden grosse Gaben, und ihre Kinder prahlen damit. Die Kinder der Armen bringen wenig oder gar nichts, und in beiden Faillen werden sie oft bloss gestellt. Man hat ja sogar schon ange- fangen, ganze Schlachtschiffe durch die Sammlungen der Schulkinder bauen zu lassen. Da konnten wir ja vielleicht auch den naichsten Krieg mit Deutsch- land, den wir nach den Hetzartikeln un- serer gelben Presse bald bekommen wer- den, ganz allein mit dem Gelde unserer Schulkinder flihren; und was fiir ein priichtiges Mittel wiare das, unseren Kindern Patriotismus beizubringen!

A. W.

Piidagogische Monatshefte.

New York. Deutscher Lehrerverein von New York

und Umgegend. Reform des neusprach- lichen Unterrichts. Dass sich die Mitglieder unseres Vereins zur Zeit lebhaft mit den Reformbestrebungen auf dem Gebiete der neueren Spra- chen beschiiftigen, ist gewiss ein Zeichen von dem grossen Interesse, das sie an ihrer Berufsaufgabe nehmen. Allgemein giebt sich das Geftihl zu er- kennen, den Ausserungen der leitenden Geister, wie sie diesseits und jenseits des Ozeans zum Ausdruck kommen, nachzuforschen, priife.nd zu sichten und sich das Beste anzueignen. Da aber die litterarische Produktion zum neusprach- lichen Unterricht in 4en letzten Jahren zu einer wahren Hochflut anschwoll, so ist es dem Einzelnen kaum mehr mig- lich, sich zurechtzufinden, um so mehr als die Meinungen noch weit auseinan- der gehen und selbst in den Grundfra- gen noch keine Obereinstimmung herrscht. Es war darum wiinschens- wert, dass ,,die Reform des neusprach- lichen Unterrichts und die diesbeziigli- che Litteratur" zur Besprechung auf die Tagesordnung unserer letzten Versamm- lung gesetzt wurde. Albert J. W. Kern war der Referent des Themas.

Einleitend bemerkte er, dass die Zahl der theoretischen Untersuchungen auf dem neusprachlichen Gebiete in Deutsch- land allein schon im Jahre 1898 auf 739 gestiegen, dass darum ein bibliogra- phisch kritischer Fiihrer unentbehrlich geworden sei, und dass er den ersten Teil seiner Besprechung auf ,,Hermann Breymanns: die neusprachliche Reform- litteratur von 1894 bis 1899" basierte. Es sei diese Arbeit die Fortsetzung eines friiheren Werkes, in dem der gewissen- hafte Verfasser die F.rscheinungen von 1876 bis 1893 verSffentlichte. Das Werk sei eingeteilt in vier Teile und behandle iibersichtlich und sachverstiindig 1) theoretische Erirterungen, 2) praktische Versuche, 3) offizielle Verordnungen und 4) 6ffentliche Verhandlungen. Nach- dem er die leitenden Gesichtspunkte her- vorgehoben, fasste er die wichtigsten Er- gebnisse, sowie den gegenwiirtigen Stand der Reformbewegung zusammen und glaubt eine Anniherung der friiher ent- gegenstehenden Ansichten erkennen zu konnen, wenn wir auch noch inmitten des Werdeprozesses stehen. Wer zu hS- ren versteht, wer wie in kriegerischen Tagen sein Ohr zur Erde neigt, ver- nimmt den Schall des Kommenden. Ei- nes konnte ihm dabei nicht entgehen. Er fand in den Reihen der neusprachlichen Lehrerwelt manche Zarathustras, die nicht nur neue Religionsstifter auf die-

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Korrespondengen.

sem Gebiet zu sein glauben, sondern die zugleich furchtbare Zersttirer und huh- nende Verlichter alles Alten sind, Zer- schmetterer, deren Zorn ,,Griiber bricht, Grenzsteine riickt und alte Tafeln zer- brochen in steile Tiefen rollt".

Doch wenn auch Pberphilologen - von den fOberbrettlern rede ich hier nicht - in der Hochfiille der Begeisterung fiber das Ziel hinausschossen, so ist das,,kein schwerwiegender Fehler, sondern 1000 mal besser, als wenn man immer nur in den alten und darum bequemen Geleisen bleiben will, 1000 mal besser, als wenn eine interesselose Indolenz und eine 6de, jedes hbheren Schwunges und weiteren Blickes entbehrende Lebensauffassung den Lehrer zu rein nechanischer, hand- werksmiissiger Berufsarbeit fiihrt". Ge- wiss ist jedenfalls, das uns alien aus der Bewegung cine reiche Anregung zu- geflossen, und dass der Unterricht ohne Frage frischer, anregender, lebendiger geworden ist.

In dem zweiten Teil besprach der Re- ferent ,,die Verhandlungen und Be- schliisse der letzten Berliner Schulkon- ferenz vom Juni 1900 in bezug auf das Englische auf den deutschen Gymnasi- en". Neben anderen Erurterungen hin- sichtlich des hiheren Unterrichts sollte die Konferenz iiber nachstehende Frage schliissig werden.

,,Erscheint es empfehlenswert oder doch unbedenklich, an Stelle des Griechi- schen wahlweise Englisch zuzulassen ?"

Da die Konferenz zum grtissten Teil aus klassischen Philologen bestand, so war eine bejahende Antwort auf die Frage von vornherein ausgeschlossen. Am ersten Tag der Verhandlungen hatte sich in der That nicht ein Mann gefun- den, der die Anspriiche des Englischen als eines neben dem Griechischen am Gymnasium einzustellenden Ersatzfa- ches vertreten hitte. Selbst der erste Redner, ein Professor an einer techni- schen Hochschule (Aachen) ging nur so weit, dass er eine Wahl zwischen Eng- lisch und Griechisch zur Zeit noch nicht als berechtigt und wiinschenswert hin- stellte. Den klassiach humanistischen Standpunkt vertrat mit grosster Ent- schiedenheit der in Sachen der Religion sonst so freie Theologe Prof. Harnack, indem er ausfiihrte, dass jeder Versuch, wahlfreies Englisch xeben das Griechi- sche zu setzen, geradezu zur Auflusung des klassischen Gymnasiums fiihren miisse(!). Zu einem vergleichendenAb- wiigen der zwei Flcher nahm er sich gar nicht die Miihe, sondern er argumen- tierte lediglich vom klassischen Stand- punkt aus. Die Redner des Tages schlos- sen sich ihm an; einer meinte sogar, ihn sei bei dem Vorschlag, das Engliache

neben dem Griechischen wahlfrei zu ma- clen, zu Mute gewesen, als ,,kiime je- mand und wvolle ihm ein paar Ohrfeigen geben", er beantrage daher, dem preussi- schen Ministerium die folgende Antwort zu geben: ,,Es erscheint ausgeschlossen, an Stelle des Griechischen das Englische wahlfrei zuzulassen, weil es das Gym- nasium zersturen wiirde", ein Antrag, der mit allen gegen eine Stimme ange- nommen wurde. Die zwei niichsten Tage erwiesen sich dem Englischen giinstiger. Man gab zu, dass wenn das Englische auch nicht schuln, nicht klassisch und zu leicht sei, es doch heute die Verkehrs- sprache der ganzen zivilisierten Welt bilde. (Man drfickte sich sehr vorsich- tig aus, man nannte Englisch nicht etwa ,,die Weltsprache", was man hierzulande so hiufig huirt, auch nicht die Sprache der ,,gebildeten Welt", wohl aber die Verkehrssprache der zivilisiertenWelt!). Es wiire daher wiinschenswert, dass der englische Unterricht auf dem humanisti- schen Gymnasium obligatorisch gestaltet werde. Vorlilufig diirfte dies im Gro- ssen und Ganzen ein frommer Wunsch bleiben. Doch wurde der folgende An- trag angenommen: ,,Es soll den einzel- nen Gymnasien gestattet sein, den Un- terricht in der englischen Sprache fur alle Schiller bestimmter Klassen obliga- torisch zu machen." Als Zusatzantrag zu diesem wurde gleichfalls-und zwar einstimmig - angenommen: ,,Soweit dies nicht geschieht, ist die bisherige Einrichtung des fakultativen Unter- richts im Englischen mit Nachdruck zu beleben und ihre Beniltzung durch den Schiller in jeder Weise zu furdern." Ein letzter Antrag lautete: ,,Um den eng- lischen Unterricht an len humanisti- schen Gymnasien zu fiirdern, erscheint es empfehlenswert, bei den Reifepriifun- gen den Schiilern freizulassen, ob sie sich im Franzisischen oder im Engli- schen prilfen lassen wollen." Dieser An- trag, der mit iiberw:iltigender Mehrheit angenomnmen wurde, ist unterdessen zum Gesetz crhoben worden.

Manche Betrachtungen liessen aich an (liese usserungen, in denen aich (las Ur- teil der Gebildeten Deutschlands jiber die heutige Stellung des Englischen fiir Leben und Unterricht spiegelt, ankniip- fen, doch geniigt es, die Aufmerkaam- kcit durauf gelcnkt zu haben.

Der Voraitzende, Dr. C. I'F. Kayser, verlas sodann finfn kurzen Auszug iibcr die in der Zeit voml 24. his 28. JTuli v. J. gelegentlib c(ir groasen Ausstellung in Paris atattgehabten Bcratung (les in- ternationalen Konrresses ilcr (len neu- splaclliche1P'n IJntelrricht. ILeider Ijann ich iRaunmmangels halber heute nicht da rauf ('ingelien.

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Pdidagogisce Monatshefte.

Als Nachtrag muss ich beiftigen, dass in der vorletzten Sitzung Herr Karl Her- zog einen begeisternden Bericht tiber die 31. Jahresversammung des Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes in Indianapolis erstattete. Da muss es ja hoch her gegangen sein! Die deutsche Sprache schien zu arm, um seinen Su- perlativempfindungen entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Mehr wie eine halbe Stunde sprach er tiber die schti- nen Tage, die er dort erlebt, die lieben Freunde, die er dort getroffen, den ma- gisch beleuchteten Hain, die schnen Frauen und den herrlichen Wein. H- her und hher trug ihn der Schwung der Begeisterung. Seine Worte bekamen Fliigel, seine Gesichtsziige spliegelten tiberirdischen Glanz. - - Als er ge- endet, erklang es wie ein seraphisches Echo von oben: Weit drinnen in Asien sucht ihr das Paradies, geht nach Indi- anapolis und ihr habt es gefunden.

A. K.

Newark. IUnsere Privatschulel. Wie lberall

so fristen auch die hiesigen d. e. Privat- schulen nur kiimmerlich ihr Dasein. Sie leiden, selbst angesichts der Thatsache, dass der deutsche Unterricht in den stiidtischen Volksschulen nicht einge- fiihrt ist, durchaus nicht an tiberfil- lung. Ausser 5 katholischen Parochial- schulen, die Dank der Riihrigkeit seitens der betreffenden Geistlichen allerdings recht bevdlkert sind, bestehen hier noch 5 freie Privataschulen und eine protes- tantische Kirchenschule, bei denen durchweg die Schtilerzahl gegen friher erhelich gesunken ist. Dass alien die- sen Schulen tiber kurz oder lang ein letztes Stilndlein schlagen wird, darilber giebt man sich wohl keiner Tiuschung mehr hin. Ganz unerwartet aber schien kiirzlich diesem Schicksale unsere Green- street-Schule verfallen zu sein. Diese liegt im Mittelpunkte der Stadt. Sie ist die ilteste d. e. Schule hierselbst, hatte stets die meisten Klassen und be- reitete direkt fiir die Hochschule vor. Durch den Umstand, dass die friiheren Bundesmitglieder Dr. Ad. Douai und Hermann Schuricht als Direktoren an derselben wirkten und Herr Hermann von der Heide, dessen Name im Lehrer- bunde ebenfalls einen bekannten Klang hat, ihr gegenwirtiger Direktor ist,

diirfte das Schicksal der Schule auch weitere Kreise interessieren.

Worin bestand nun die der Greenstr.- Schule drohende Gefahr?

Newark liegt zwar in einem sehr klei- nen Staate, aber die Stadt reckt sich und streckt sich und hat es schon bis auf 300,000 Einwohner gebracht. Da erwies sich nun die alte Stadthalle liingst als viel zu klein, und man ist im Begriff, eine dem WXachstum der Stadt entsprechende City Hall zu errichten, die, beiliiufig bemerkt, 1 Million Dollars kosten seoll. Zum Unglik fr die Green- street-Schule verfiel man bei der Aus- wahl des Bauplatzes auf das Hituserge- viert, in welchem diese seit beinahe 50 Jahren ihre ungestrte Thittigkeit ent- faltet hatte. Der Grund und Boden hatte vor 45 Jahren der Schulgemeinde 4 Tausend, die Einrichtung des 3sticki- gen Backsteingebiiudes 13 Tausend Dol- lars gekostet. Die Abschiitzungskom- mission, darunter ein bekannter deut- scher Brauer, hot jedoch nur 18 Tausend als Entshiidigaung an, obwohl Bau- pliitze, besonders im Zentrum der Stadt, seit jener Zeit bedeutend an Wert zuge- nommen haben. Auf die Bemerkung eines Vertreters der Schule, dass man heute fr 18 Tausend Dollars keine neue Schule in der NTihe der alten bauen kiznne, wurde ihm von einem der Ab- schitzungskomuissiire der Rat gegeien: ,,Dann schickt eure Kinder in die iffent- liche Schule." Da man sich nicht eini- gen konnte, wurde das Schulgrundstiick von einer Spezialkonmission noch ein- inal abgeschiitzt. Diese bot 24 Tausend Dollars an. Die Schulgemeinde hatte ursprilnglich 40 Tausend beansprucht. Da man es nicht auf einen Prozess an- kommen lassen wolite, so nahm man die zuletzt gebotene Summe an.

Damit scheint nun der Fortbestand der Schule gesichert zu sein. Ein neuer Bauplatz ist bereits ins Auge gefasst und ein Plan fiir ein zu errichtendes anderes Schulgebiude schon entworfen worden. Hoffen wir, dass die alte Green- street-Schule in kurzer Zeit auf einem andern Platze gleich einem Phonix neu erstehe.

Leider ist zu beftirchten, dass der Schule noch dadurch Verlegenheiten be- reitet werden, dass sie aus dem alten Gebitude ausziehen muss, ehe das neue vollendet ist. i. o.

V. Umschau.

Amerika. Ghicago. Die Vereinigung der Lehrer

Chicagos (Teachers' Federation of Chi- cago) errang unter der Fiihrung zweier

Lehrerinnen, Miss Margaret A. Haley und Miss Catherine Goggin, einen Sieg, der von der weittragendsten Bedeutung fir die 5ffentliche Wohlfahrt, und nicht

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