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Korrespondenzen

Date post: 05-Jan-2017
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Korrespondenzen Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 2, No. 1 (Dec., 1900), pp. 37-42 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170426 . Accessed: 14/05/2014 04:25 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.159 on Wed, 14 May 2014 04:25:53 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Korrespondenzen

KorrespondenzenSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 2, No. 1 (Dec., 1900), pp. 37-42Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170426 .

Accessed: 14/05/2014 04:25

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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Berichte und Notizen.

I. Korrespondenzen.

(FUr die P~dagogischen Monatshefte.)

Buffalo.

Ein kleines Missgeschick hatte die- ses Jahr unserem Schulsuperinten- denten und vielen Lehrern und Leh- rerinnen unnitige Unruhe verursacht. Herr Emerson hatte njmlich mit ei- nigen Jugenderziehern minnlichen und etwa sechzig weiblichen Ge- schlechts wihrend der Ferien Eu- ropa bereist. Kurz vor dem Beginn der Schule kam die Nachricht, das Schiff, welches dazu bestimmt war, die Reisenden nach Westen zu tragen, habe plitzlich Befehl erhalten, seine Segel ostwrts nach dem Reiche der Zopftriger zu lenken. Da nun im September niemals tberfluss an Kabi- nen ist und die Pariser Weltausstel- lung zur selben Zeit in vollem Gange war, so nahm man mit Bestimmtheit an, dass Herr Emerson mit seiner Lehrerschaft nicht leicht auf einemn Dampfer Raum finden und unm6glich zur rechten Zeit auf seinem Platze sein werde. Das Unmigliche jedoch war miglich gemacht worden, und Herr Emerson war schon zwei Tage vor dem Schulanfang ffir seine Unter- gebenen zu sprechen.

Wie in den meisten Stidten unse- rer Republik, so ist auch in unseren Schulen das Prozentsystem noch zu finden, doch scheint ein freilich unbe- deutender Schritt nach entgegenge- setzter Richtung bemerkbar zu sein. Vor zwei Jahren wurde ein Schulge- setz erlassen, nach welchem allen Schiilern, die wthrend des Jahres 85% oder dariiber aufzuweisen haben, das Examen am Schulschlusse erlassen wird. Auch den Oberlehrern muss nachgeriihmt werden, dass den meis- ten derselben ein hoher Prozentsatz nicht mehr ausschlaggebend fiir die Fhigkeit der Lehrerinnen und die Errungenschaften der Schiiler ist. So hat Schreiberin dieses einige Jahre unter einem Oberlehrer unterrichtet, dessen hachstes Bestreben es ist, gute, rechtschaffene Biirger aus der ihm anvertrauten Kinderschar zu machen, und der seine Lehrerinnen in dem Masse sch, zt, als dieselben es verstehen, das Herz und den Ver- stand der Kinder zu bilden. Er will Schiiler erziehen, die verm6ge rechter

lustruktion nicht bestandig von an- dern abhingig sind und folglich nicht nur flir den Augenblick lernen. Der- selbe hat auch in seiner Schule die zweimalige Schiilerversetzung, welche fiir jedes Schuljahr eine A- und B- Klasse erfordert, versucht und ausge- zeichneten Erfolg erzielt. In der letzten Oberlehrerversammlung ist iiber das Projekt lebhaft debattiert worden, doch ist man noch zu keiner endgiltigen Entscheidung gekommen. Leider hat der deutsche Unterricht unter einem solchen Versetzungssys- tem anfangs zu leiden und stellt grbssere Anforderung an die Lehre- rinnen. Herr George E. Smith, der betreffende Prinzipal, hat das wohl eingesehen und bedauert; er ist sehr fiir das Deutsche eingenommen und verdient den Namen eines wahren Pa- dagogen. Seine erzieherischen Fahig- keiten werden auch von unserem Schuloberhaupte nach Gebiihr gewiir- digt.

Wie Herr Emerson Verdienste aner- kennt, so streng ist er auf der andern Seite. Hat er erkannt, dass die Fa- higkeiten einer Lehrkraft fiir ihren hohen Beruf nicht ausreichen, oder hat sich dieselbe etwas Ungebiihrli- ches zuschulden kommen lassen, so ist es mit seiner IHuld zu ende. Beim letzten Schulschlusse warteten ver- schiedene Lehrerinnen vergeblich auf ihren Kontrakt fiir das kommende Schuljahr. Anstatt dessen erhielten die Xlteren einen Pensionsschein.

Das seit zwei Jahren bestehende Pensionsgesetz gereicht schon man- cher Kollegin zum Segen. Leider k6nnen sie infolge des kleinen Grund- kapitals noch nicht mit der Hailfte ihres Gehaltes pensioniert werden, zumal nur 1% des Einkommens der Lehrkrafte in den Fonds fliesst. Herrn Joseph Mischka, dem ersten Musiklehrer an den 6ffentlichen Schu- len, verdankt die Lehrerwelt Buffalos das kleine Grundkapital. Derselbe hatte, kurz nachdem das Gesetz in kraft getreten war, den Schulkindern Wiegenlieder der verschiedenen Vl1- ker einstudiert. Alles Neue macht Eindruck, das zeigte sich auch in die-

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Pidagogisce Monatshefte.

sem Falle. Die originellen Geslinge und Kostiime lockten die Leute in Scharen in die Auffiihrungen, welche eine lteihe von Nachmittagen und Abenden stattfanden, und die da- durch erzielte Einnahme bildete den Pensionsfonds. Vielleicht findet sich ein reicher Mann, welcher, eingedenk des ihm in der Schule gespendeten Segens, ein Scherflein beisteuert.

Wie verlautet, ist es bestimmt, dass Herr Mischka einen Chor von 3000 Schulkindern an dem wihrend der Pan American sta.ttfindenden Singer- feste teilnehmen lassen will; ob die- selbe Kinderslhar auch am Gr~ber- schmiickungstage und am glorreichen Vierten ihre patriotischen Lieder er- tbnen lassen darf, steht noch in Frage.

Im deutschen Departement ist alles beim alten. Eine kleine I;mgestal- tung hat der Lehrp]an cles fiinften Grades erfahren. Derselben ist ein Teil der ermiidenden Grammatik im Ahn abgesc1nitten worden; es soll in dieser Klasse mehr gelesen und der Lesestoff besprochen werden. Betrii- bend ist es, dass der deutsche UTnter- richt aus zwei Schulen verbannt wur- dle, doch ist in den andern Schulen die Teilnahme am Dentschen im Wachsen begriffen.

Vor kurzem hatten wir auch ein- mal Gelegenheit eine deutsche Thea- tertruppe zu hbren. Es war die der Maria von Wegern. An dem dicht- setzten Stadttheater war deutlich zu erkennen, wie gerne man hier einem deutschen Stiicke lauscht, das bei al- lem Witz viel edlen Sinn und beher- zigungswiirdige Moral birgt. Aus obi- gem Grunde hatten sich viele mit ihren halberwachsenen Kinder ein- gefunden. Man gab ,,Tante Bemm- chen inAmerika". Das Stick enthlt einige gute Witze, und Mlarie von We- gern, abgesehen von einigen Ausar- tungen, spielte die S~chsin gut. Das ist leider aber auch afles, was Stick und Ausffhrung nachgeriihmt werden kann, und war auch der einzige Grund, weshalb nicht miehr Leute das Theater lange vor dem Schlusse des letzten Aktes erliessen. Ach, sie gingen aile enttuscht nach Hause, die guten Leute, und klagten: ,,Wa- rum werd en deutsche Theatersticke aufgefiihrt in denen man Anstand und g-ute M[oral so schmerzlich ver- misst, und in denen man sich der al- lergewdhnlichsten Ausdricke ivje ,,hundsgemein" bedient? An guten Stticken ist doch in der dentschen Litteratur und an etwas gew.hliteren Ausdriicken in dieser Sprache wahr- lich kein Mangel." B. R.

Chicago.

L e hII r pr o b e n. Herr Dr. G. A. Zimmermann, Superintendent des Deutschen, gab der deutschen Lehrer- schaft Chicagos im letzten Monate zweimal (lelegenheit, Lehrproben bei- zuwohnen. Am 9. Nov. zeigte Frl. Louise Siihrstedt, wie sie Kinder im 5. und 6. Grad im Deutschen unterrich- tet, und am 23. Nov. fiihrte uns Frl. Emma Lund ihren 7. und 8. Grad vor. Beide Damen ernteten wohlver- dlienten ,eifall seitens ihrer Kollegen. Zieht man in Erwigung, dass der Un- terricht im Deutschen hier erst mit dem 5. Schuljahre beginnt und dass ihm ti glich nur 25 bis 30 Minuten ge- widmet werden, so muss jeder Vorur- teilsfreie bekennen, dass ganz Aner- kennenswertes geleistet wird. Mdchte die Zeit noch einmal kommen, dass wir wenigstens im 3. Schuljahre mit dem Deutschen beginnen k6nnten! -

Gedichtnisfeier. - Am 26. November veranstalteten die deut-

schen Lehrer an den hiesigen Hoch- schulen eine GedSichtnisfeier zu Ehren der durch den Tod dahingeraff- ten Kollegin Clara IKlemm. Der Schulratssaal, in welchem die hehre Feier abgehalten wurde, war ge- schmackvoll mit Palmen geschmiickt. Frau Clara von Otterstedt trug einen von Herrn Gauss verfassten Nachruf vor, und Herr Dr. G. A. Zimmermanu hielt eine von Herzen kommende und zu Herzen gehende Ansprache, in der er die hingebende Treue, den auf- cpfernden Fleiss und die grosse Lie- benswirdigkeit der Entschlafenen be- tonte. Ihr Andenken wird bei allen, die sie gekannt haben, im Segen blei- ben. -

Der deutsche Lehrerver- e i n von Chicago wird am 27. De- ?ember nachmittags 2 Uhr in der Schillerhalle eine Weihnachtsfeier veranstalten. E. A. Z.

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Korrespondenen.

Cincinnati.

21. November. Bei Besprechung des neuen e n g I i-

schen Studienplans in der September-Nummer der P. M. fiigte ich zum Schluss vorsichtigerweise hinzu, dass ein Lehrplan, wvie ein Pud- ding, dadurch a.m sichersten beziig- lich seiner ,,Giite" erprobt wfirde, dass man ihn versuche. Seit nahezu drei Monaten wurde nun der Plan un- ter fortwahrender Erliuterung und Anleitung seines Verfassers gar em- sig probiert, doch unsere englischen Kollegen scheinen sich bereits den Magen griindlich daran verstaucht zu haben, denn das neue, ungewohnte Gericht soll an allzureicher Wiirze, an t~berladung leiden. Es wird behaup- tet, dass es rein unmglich wire, den Lehrstoff, wie er fiir jedes Schuljahr ausgelegt sei, innerhalb der vorge- schriebenen Zeit zu bewiltigen; auch die Einteilung des Lehrpensums sei viel zu allgemein und unbestimmt ge- halten. Die armen, _unselbstndigen Schoolmams, die bisher an die liebe,. alte Schablone gewShnt waren, sehen sich nun mit einemmal vor einen Ur- wald versetzt, durch den sie sich ei- nen Pfad suchen sollen. Doch wie wenige von ihnen sind pidagogische Pfadfinderinnen! - Die meisten wer- den elendiglich in diesem Urwald youn Lehrplan stecken bleiben, d. h. mit anderen Worten, am Ende des Schul- jahrs wird voraussichtlich herzlich wenig erreicht und geleistet sein. Ein erfahrener Piidagoge, der sich das vorgesetzte Lehrpensum zurechtzule- gen und seinen Zwecken unterzuord- nen weiss, wiirde wohl auch mit die- sem Plan, so verworren und iiberladen er auch sein mag, sein Ziel erreichen; denn nicht der Lehrplan, sondern der Lehrer ist noch stets der Hauptfak- tor in der Schule gewesen. Nun, mit Ende dieses bchuljahres wird wohl der vielbesprochene Lehrplan samt seinem Verfasser von der hiesigen Bildfl.che verschwinden. Hoffentlich wird man alsdann nicht das Kind mit dem Bade ausschiitten und zur veral- teten Schablone zuriickkehren, son- dcern das Gute und Fortschrittliche, das der nene Studienplan unzweifel- haft enthilt, beibehalten. Es giebt ja auch einen goldenen Mittelweg! Mit der Zeit wird man wohl auch in diesem Lande dahin kommen, lass die Studienpl~ne, wenigstens in ibren all- gemeinen Umrissen, von einer Staal s- kommission, bestehend ails tiichtigen

Schulminnern, entworfen werden, die alsdann fiir eine gewisse Klasse von St~idten massgebend sind. Dies wire sicherlich fiir die Schulen mancher Stadte vorteilhafter, anstatt das Lehr- planummodeln der Laune oder Will- kiir der jeweiligen Schulsuperinten- denten zu jiberlassen, deren Herr- schaft oft von recht kurzer Dauer ist.

Gegenwirtig wird hier wiederum sehr lebhaft der Plan beftirwortet, unsere Technische Schu 1 e dem bffentlichen Schulsystem oder der Universitit einzuverleiben. Seit sei- ner Grindung vor ungefiihr 14 Jahren musste sich dieses Institut - abge- sehen von kleinen Schenkungen - durch Schulgeld selbst erhalten. Da- durch waren leider die Kinder einer grossen Klasse unserer Bev6lkerung, wveil das Schulgeld ziemlich hoch, aus- geschlossen. Durch tbernahme sei- tens der bffentlichen Schulen wiirde dlas Schulgeld wegfallen, und die Kna- ben hit.ten dann, nach Absolhierung der Intermediat-Schulen die Wahl, entweder die Hochschule oder die Technische Schule zu besuchen. Der Plan wird von einflussreichen kom- mnerziellen Kdrperschaften und auch von unserem Schulsuperintendenten recht warm unterstitzt. Doch der Schulbeh6rde stehen natiirlich, wie gewohnlich, keine Fonds daffir zur Verffigung. M6ge ihr die Staatslegis- latur recht bald mit einer Extrabe- willigung unter die Arme greifen, auf dass Cincinnati in dieser Beziehung nicht allzusehr hinter anderen Stiid- ten zurfickzustehen brauche.

In der Schulrats - Sitzung vom 19. Nov. glaubte ein anderer pi- dagogischer Doktor durch einen na- tivistischen Sturmlauf auf den deut- schen Unterricht in den 6ffentlichen Schulen sich ebenfalls licherlich ma- chen zu miissen. Als die Versetzung bezw. Anste lung zweier Lehrerinnen - wovon eine fiir das deutsche De- partement - in seinem Schuldistrikte besprochen wurde, liess der sonst so siissliche und fiberh6fliche MedTziner die Maske fallen. ilit kirschrotem (iesichte und vor wntbebender Stim- me schrie er: ,,Niemals werde ich die Anstellung einer dentschen Lehrerin befiirworten; wir wollen englischen Unterricht haben, denn wir sind hier in Amerika und nicht in Deutsch- land!" An Deutlichkeit lisst diee. Ierzenserguss einer ,,schbnen Seele" gewiss nichts zu wiinschen iibrig, und

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PiJdagogiscbe Monatsbett.

man kann dem Doktor fiir seine Of- fenherzigkeit eigentlich dankbar sein, denn man weiss nun doch, woran man mit ihm ist. Bei manchen seiner schulrtlichen Kollegen ist man in dieser Beziehung leider nicht so si- cher. Sehr bedauerlich ist es aller-

dings, dass man selbst in gebildeten Kreisen immer noch solchen riickst~in- digen Ansichten fiber den Wert des zweisprachigen Unterrichts begeg- net. Hoffentlich versteht der Doktor von der Medizin mehr als von moder- ner Pdagogik! E. K.

Columbus.

Columbus hat unbedingt Fort- schritte im deutschen Unterricht zu verzeichnen. In zwei Schulen ist die- ses Jahr das Deutsche als Spezialfach eingefiihrt worden; in der Felton Ave. Schule im September und jetzt in der Front Strassen-Schule. Was fiir In- teressen auch immer dies zuwege ge- bracht haben, so fiihrt es dem Deut- schen doch wieder zwei- bis dreihun- dert Schiiler zu.

Zu Anfang des Schuljahres haben unsere deutschen Lehrerinnen sogar einen Anfang gemacht, fiir die ver- schiedenen Klassen eine Art Lehrplan aufzustellen, und haben, was seit Jah- ren nicht geschehen ist, eine Zusam- menkunft gehabt. Der Brennpunkt war: ,,Hie Grammatik, hie nicht Grammatik in den Elementarklas- sen", was genug Argumente ftir und

gegen hervorrief. Wenn die deut- schen Lehrkrafte nur 6fter pidagogi- sche Fragen besprechen wollten. selbst ohne offizielle Aufforderung, so k6nnten sie sicher viel von einander lernen ,,Bist Du selber kein Ganzes, so schliess' als bildendes Glied an ein Ganzes Dich an."

Der Humboldtverein, die einzige deutsche litterarisch-musikalische Ge- sellschaft im Staate, hat ein interes- santes Programm fiir die Wintersai- son aufgestellt, so dass wir einer er- folgreichen Saison entgegen gehen.

Heute giebt's auch deutsches Thea- ter, Fr. von Wegner in ,,Tante Bemm- chen in Amerika". Leider nur Posse, aber es bleibt doch halt deutsche Kunst, und es giebt so selten bei uns Theatervorstellungen irgend welcher Art. A.K.

Milwaukee.

,,Die Schule ist heute nur ein Fak- tor in dem grossen Erziehungsorga- nismus. Der Piidagogik werden neue Ziele zugewiesen, und es wird betont, dass nicht nur die Schule, sondern der Staat, die verschiedenen Gesellschaf- ten und Berufskreise mithelfen miis- sen, wenn diese Ziele erreicht werden sollen.

Wenn diese Ziele in einer grFindli- chen wissenschaftlichen und ethi- schen Bildung des Einzelnen, der im Dienste der Gesamtheit stehen soll, liegen" - so muss fir den Freund dieser Pidagogik alles von Interesse sein, dass auf irgend eine Art und Weise die Bildung des Einzelnen oder grasserer Gruppen f~rdert.

Dass die Kunst diesem Ziele f~rder- lich ist, wird wohl niemand leugnen. Die Schuljugend unserer Stadt hatte in den Monaten September und Okto- her Gelegenheit, die Gemildegallerie der ,M,ilwaukee Industrial Exposi- tion" zu besichtigen. Der Eintritts- preis betrug nur 5 Cents.

Es waren 231 Bilder ausgestellt. Ein Bild musste den Kenner der Sieg- fried-Sage fesseln: Siegfried, von dem

Franzosen T. Chartron. Es stellt in Lebensgr6sse den HTelden dar, wie er in der Waldschmiede vor dem bren- nenden Kohlenfeuer sein Schwert be- trachtet. Das Angesicht gliiht vor Freude und Stolz. Unwillkiirlich musste man an das Uhlandsche Ge- dicht denken.

,,Nu hab' ich geschmiedet ein gutes Schwert,

Nun bin ich wie andere Ritter wert."

Unter den ausgestellten Bildern wa- ren auch die 13 Bilder des amerikani- schen Kiinstlers Edward Moran, "The Marine History of the United States."

In diesen 13 Bnden stellt der Kiinstler einige der wichtigsten Epi- soden unserer Geschichte dar. Den Anfang macht die Landung Leif Erik- sons in der neuen Welt im Jahre 1001. Dann folgt die Entaeckung Amerikas durch Kolumbus. Fesselnd ist das Bild "Midnight Mass on the Missis- sippi, over the Body cf Ferdinand De Soto." Den Schluss des Cyklus bildet "Return of the Conquerors," welches die Ankunft unserer siegreichen Flotte im uafen von New YorK nach

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Korrespondenzen. 41

den Seegefechten bei Manila und San- tiago darsteii.

Die hiesige Staatsnormalschule hat den Vorteil dieser Gemildeausstel- lung fiir ihre Zoglinge sehr vorteil- haft ausgenutzt. Die Fakultit der obigen Anstalt hat den bekannten Kunstkenner Dr. F. W. Gunsaulus, den Leiter des Armour Institute of Technology in Chicago, eingeladen, die Z6glinge bei ihrem Besuch der Ausstellung zu begleiten und ihnen seine Ansichten uber die Kunst mit- zuteilen.

Dr. Gunsaulus hielt liber das Thema ,,Die Kunst des 19. Jahrhunderts" ei- nen sehr lenrreichen Vortrag.

Seit etwa 6 Jahren besteht in Chi- cago eine unter den Gesetzen des Sta.ates Illinois. organisierte Gesell- schaft, die "University Association". Der Zweck dieser Vereinigung ist nach dem Rundschreiben - to carry on the work of self-culture by indi- vidual effort along the lines of Uni- versity Extension -.

Dieser Zweck wird dadurch er- reicht, dass die Association fiir die verschiedenen Ficher Lehrginge und Lehrbiicher ausarbeiten lasst, diesel- ben dann in monatlichen Heften an die einzelnen Mitglieder gelangen l]sst und am Schluss des Jahres die Teilnehmer priift. In cten 6 Jahren ihres Bestehens hat die Association 60,000 Schiller gehabt. Es wird aus- driicklich hervorgehoben, - "it is to be most distinctly understood that this Extension work is not intended in any sense, to take the place of the scholarship which the higher institu- tions of learning have been estab- lished to give."

Dass die Association nur Gediegenes bietet, wird am besten dadurch bewie- sen, dass flir den Kursus "Universal Religion" kein Geringerer als der kiirzlich verstorbene Professor Max Miiller von der Oxford Universitit personliche Beitrge lieferte. Der Kursus "Economics" wurde von Prof. Richard T. Ely, University of Wiscon- sin, geschrieben. Das "Milwaukee JTournal" hat es nun unternommen. diese Kurse in Heften unter seinen Lesern zu verbreiten, und man muss diesem Unternehmen Erfolg wiin- schen.

Erwihnenswert sind auch mehrere Vortrige, welche im vergangenen Mo- nat stattfanden. Es mfissen vor allem die Russerst belehrenden und zugleich unterhaltenden Vortrige des Reisen-

den Burton Holmes genannt werden. Was diese Vortrage so anziehend macht, ist erstens die Thatsache, dass Holmes ein fesselnder Redner ist und Selbterlebtes erzihlt. Dann aber sind es auch die bewelichen Bilder, wel- che vermittelst eines "stereopticons" den Zuschauern Vorginge vorfihren, die auch durch den besten Redner und Schilderer in ihrer Nattirlichkeit nicht interessanter vorgeffihrt werden kin- nen. Wie kinnte diese neue Erfin- dung den Unterricht beleben und an- schaulich gestalten!

Xusserst belehrend, und besonders anregend fiir den Padagogen war auch der Vortrag des Herrn Elbert Hubbard, des Leiters des "Roycroft- Shop" in East Aurora, New York. Hubbard, in seiner Jugend als Bau- ernknecht, Druckerteufel, als Hand- langer in einem Holzhof, spter als gew6hnlicher Fabrikarbeiter und als Leiter einer Fabrik, die mehr als 1000 Arbeiter beschiftigte, thitig, wurde schliesslich Farmer in East Aurora. Heute ist er Schriftsteller, Herausge- ber der Monatsschrift "The Philis- tine", Leiter des "Roycroft-Shop" und Philosoph.

Seine Schriften "Little Journeys to the Homes of American Statesman", "- to the Homes of Good Men and Great", "- to the Homes of Famous Women", und "- to the Homes of Eminent Painters" haben ihn in den letzten Jahren dem Volke unseres Landes und Englands naher gebracht.

In seinem Vortrage schilderte er die Entstehung des "Roycroft-shop", die Entwicklung desselben zu seiner jetzi- gen Grisse, und die Grundsitze, wel- che dem ganzen Unternehmen zu- grunde liegen. Im "Roycroft-shop" sind heute 250 Menschen beschiftigt. Sie arbeiten ohne Maschine und stel- len Bficher her. Alles ist "hand- made", Papier, Typen, Einband; die grossen Anfangsbuchstaben sogar sind Handzeichnungen. Die Arbeiter werden anstandig bezahit, und am Ende des Jahres wird der tberschuss unter die Arbeiter verteilt. Die Ein- nahmen sind bedeutend, denn die Preise der Biicher sind hoch, bis zu $100, und alles, was hergestellt wird, wird verkauft. Als Merkwiirdigkeit sei angeffihrt, dass der Schatzmeister des Unternehmens ein friiherer In- sasse des Staatsgeffingnisses Sing- Sing, im Staate New York, ist. Hub- bard hat fiberhaupt eine Vorliebe, so- genannte unbrauchbare Menschen aufzunehmen, und er behauptct,

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Pidagogische Monatshefte.

durch geregelte Arbeit und die rich- tige Umgebung in der Regel sehr brauchbare Menschen aus ihnen zu machen,

Er ist der Apostel der Handarbeit, und die Verteidiger des Handfertig- keitsunterrichtes konnen keinen eifri- geren Verfechter und keinen erfolg- reicheren Fiihrer finden als Elbert Hubbard.

Der amerikanische Dialektdichter James Whitcomb Riley erfreute vlcE' Milwaukeer dadurch, dass er an einem Abend aus seinen Werken vorlas. Ri- Icy, der "Hoosier Poet", ist ein Volks- dichter, wie Robert Burns im Engli- schen, Fritz Reuter im Plattdeutschen u' d Peler Rosegger im Sic irischen as sind. Er entnimmt nicht nur seine Themnen dem einfachen, stillen Land- leben seiner Heimat, sondern er be- dient sich dabei auch der Sprache die- ser Leute, des "Hoosier"-Diaiekts.

Es ist erfreulich, dass simtliche Vortrge sehr gut besucht waren. Be- sonders erfreulich ist es aber, dass unter den Zuh6rern auch eine ziem- lich grosse Anzahl Lehrer waren. Ge- rade wir Lehrer haben Anregungen, wie sie derartige Vortrage geben, sebr nbtig, um den ungiinstigen Einfluss der einfbrmigen Schularbeit zu nen- tralisieren.

Seit vier Jahren besteht hier ein Verein, der eine recht erspriessliche Thtigkeit entfaltet hat, die "Ethical Society". Der Zweck des Vereins war, durch Vortrge fir Erwachsene und regehliiiis. ivnii Unterri' ht am Samsta undSonntag fir die Jugend belehrend und veredelnd zu wirken. Die Vor- trige, welche stets das Gebiet der PR-

dagogik beriihrten, sowie die sich an dieselben anschliessenden Bespre- chungen waren immer lehrreich und interessant. Hauptsichlich wolite man die ethische Seite des Menschen ent- wickeln, daher denn auch z. B. der bekannte Padagoge Felix Adler, der Vrerfasser des Werkes "The Moral In- struction of Children", unter den Red- nern war. Jetzt hat nun der Verein heschlossen, im kommenden Winter keine weitere Thtigkeit zu entfalten. Das ist entschieden zu bedauern. Es ist jedoch Aussicht vorhanden, dass der Verein cine Thitigkeit spiter er- neuert.

Am 19. November hielt der V. D. L. seine zweite Versammlung ab. Frl. Anna JudelI von der 8. Prim~rschule No. 1 las aus einer Biographie Pesta- lozzis von Ferdinand Schmidt das Kapitel: Die Armenschule auf dem Neuhof. Frl. Nettie Zahn von der 8. Primirschule No. 2 las aus dem Wer- ke: 10 Kapitel aus der praktischen Pdagogik von Hermann Becker den Aufsatz: Das Mrchen in der Volks- schul' vcr.

Zum Schriftfiihrer des Vereins wurde Herr Heinrich C. Martens von der 14. Distriktschule erwhlt.

Der Anschuss, welcher die Verfas- sung revidierte, legte dieselbe vor. Die neu VWrfassung wurde angenon- men. Hierauf folgten amtliche Mit- teilungen. Herr D. A. Abrams, Hilfs- superintendent der bffentlichen Schu- len, gedachte in warmen Worten des dahingeschiedenen Schulmanne , Prof. W. H. Rosenstengel von Madi- son. Um 26 Uhr vertagte sich die Versammlung. J. E.

II. Briefkasten.

R. W. B., Professor of Ger- man. Lecompton, Kansa s. Sie ,,wtinschen zu sagen, dass Sie keine Zeit haben, die P. M. zu lesen" und bestellen sie darum ab: So dies geschieht am griinen Holz, was soll am diirren werden! A. K., C o1 u m- bu s, O. Bis jetzt sind die Brfinnlein gar spirlich geflossen, so dass ich das Schicksal des Goetheschen Zauber- lehrlings noch nicht fiirchte. Wiirde mich freuen, wenn Sie den Versuch machten, es den Geistern nachzuma- chen. Threm Wunsche, mehr Stoffe fir die Unterstufe zu bringen, soil nach Verm6gen entsprochen werden. Besten Dank fir Thre Zeilen. J. M. S., Clintonville. Sie miissen sich

in der Angabe des Heftes geirrt ha- ben. Die von Ihnen angegebenen Sei- ten enthalten nichts ilber Methoden. B. S., N e w Y o r k. Besten Dank fir die Zusendung lhres Vortrages und des Gedichtes! Hoffentlich lassen Sie mir Zeit mit der Verbifentlichung des ersteren. 0. W., Ne w Yor k. Besten Dank fiir Thre freundlichen Worte. Die Biicherbesprechungen mussten leider wegen Raummangels

urtickgestellt werden. B. R., B~ f - fal o. Erhielt leider das Rezensions- exemplar so spit, dass eine Bespre- chung unmiglich wurde. Sie finden es aber unter den eingesandten ii- chern verzeichnet.

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