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Kopfhörerverstärker für Kontrollraum und Mastering ... · PDF fileSTUDIO &...

Date post: 07-Feb-2018
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STUDIO & RECORDING 84 Nach dem Test des SPL „Phonitor“, der ja die Messlatte für Kopfhörerverstärker sehr hoch gelegt hat, wollte ich doch wissen, wie sich der „Rest der Welt“ in Sachen Kopf- hörerverstärker darstellt. Ein großer deutscher Versandhändler liefert über die Such- maschine seiner Webseite 44 Einträge mit dem Suchbegriff „Kopfhörerverstärker“ im Preisbereich zwischen 19,90 Euro für eine 4-Kanal-Low-Cost Version und 1.444 Euro für den SPL „Phonitor“. Die meisten dieser Geräte sind für den Aufnahmeraum oder die Bühne gedacht und haben bis zu acht parallele Kopfhöreranschlüsse – dafür müssen speziell bei günstigeren Vertretern dieser Spezies Abstriche in der Audioqualität hin- genommen werden. Im Kontrollraum oder beim Mastering ist es jedoch wichtig, dass ein Kopfhörerverstärker sich wie ein „Stück Draht mit Verstärkung“ verhält und nur verstärkt, aber das Signal ansonsten in keinster Weise beeinflusst. Gerade hier werden Kopfhörer meist in der Funktion einer „Klanglupe“ eingesetzt, entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Qualität. Von Gerhard Schonk Kopfhörerverstärker für Kontrollraum und Mastering Lake People G-100 Lehmann Audio „Black Cube Pro“ Meier Audio Cantate Ohrenschmaus Funk LPA-2
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Nach dem Test des SPL „Phonitor“, der ja die Messlatte für Kopfhörerverstärker sehrhoch gelegt hat, wollte ich doch wissen, wie sich der „Rest der Welt“ in Sachen Kopf-hörerverstärker darstellt. Ein großer deutscher Versandhändler liefert über die Such-maschine seiner Webseite 44 Einträge mit dem Suchbegriff „Kopfhörerverstärker“ imPreisbereich zwischen 19,90 Euro für eine 4-Kanal-Low-Cost Version und 1.444 Eurofür den SPL „Phonitor“. Die meisten dieser Geräte sind für den Aufnahmeraum oder dieBühne gedacht und haben bis zu acht parallele Kopfhöreranschlüsse – dafür müssenspeziell bei günstigeren Vertretern dieser Spezies Abstriche in der Audioqualität hin-genommen werden. Im Kontrollraum oder beim Mastering ist es jedoch wichtig, dassein Kopfhörerverstärker sich wie ein „Stück Draht mit Verstärkung“ verhält und nurverstärkt, aber das Signal ansonsten in keinster Weise beeinflusst. Gerade hier werdenKopfhörer meist in der Funktion einer „Klanglupe“ eingesetzt, entsprechend hoch sinddie Anforderungen an die Qualität.

Von Gerhard Schonk

Kopfhörerverstärker für Kontrollraum und Mastering

Lake People G-100

Lehmann Audio „Black Cube Pro“

Meier Audio Cantate

Ohrenschmaus

Funk LPA-2

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Natürlich gibt es nicht DEN Kopfhörerverstärker. JederBenutzer hat seine eigenen Vorstellungen und Ansprü-che, die sich durchaus unterscheiden. Auch habenKopfhörer extrem unterschiedliche Anforderungen. Al-lein bei der Impedanz ist von 8 Ohm bis zu 2.000 Ohmein breit angelegtes Spektrum vertreten. Dies stellt na-türlich an einen Verstärker enorme Anforderungen. Ermuss bei einem 8-Ohm-Hörer ausreichend Strom lie-fern, darf aber bei einer Last von 1.200 Ohm nicht insSchwingen geraten. Zudem gilt es, bei hohen Impe-danzen weniger Strom, dafür aber wesentlich mehrSpannung zu liefern. Selbst bei einem renommierten Hersteller wie AKG gibtes bei den Kopfhörern große Unterschiede: Ein K-141Studio verlangt 209 mV für einen Schalldruck von 100dB wohingegen der K-1000 aus dem gleichen Hausehier 6,93 V für den gleichen Schalldruck benötigt. Ge-nerell kann man sagen, dass Kopfhörer mit hoher Im-pedanz unempfindlicher sind als Kopfhörer mitniedriger Impedanz. Aber auch der Wirkungsgrad istunterschiedlich. Das Angebot reicht von 74 dB/mW bis120 dB/mW, was dem mehr als 60-fachen Leistungsbe-darf entspricht.

Das TestfeldZu diesem Test haben wir vier gänzlich unterschiedlicheGeräte ausgesucht, die aber ein Kriterium gemeinsamhaben: den Anspruch, ein erstklassiger Kopfhörerver-stärker zu sein.

Funk Tonstudiotechnik LPA-2Das erste Produkt kommt aus Berlin von der FirmaFunk Tonstudiotechnik. Thomas Funk entwickelt seitvielen Jahren exzellente Elektronikbaugruppen und Ge-räte für Tonstudios und seine Firma gilt als ein Ge-heimtipp für hochwertige Elektronik. Die hierproduzierten Anpassverstärker sind de facto Standardbei ARD/ZDF und seine Abhörverstärker MTX und AMSgelten als Legende im High-End-Studiobereich. Aberauch in der Hi-Fi-Szene sind die LAP-Vorverstärker/-Router bestens vertreten. Für diesen Test stellte uns Funk Tonstudiotechnik dasLPA-2 Modul zur Verfügung. Dieses Modul kann miteinem Netzteil (ebenfalls lieferbar) und einem Gehäusezu einem eigenständigen Kopfhörerverstärker ergänztwerden. Eine symmetrische Eingangsstufe ist als auf-steckbare Zusatzplatine lieferbar. Die Verstärkerplatine(mit ALPS Rastpotentiometer) kostet 76 Euro, die Zu-satzplatine 39 Euro und ein entsprechendes hochwer-tiges Netzteil (PWS04-a) steht mit 72 Euro in derPreisliste. Also ist für 190 Euro plus die Kosten für dasGehäuse und ein wenig Metallbearbeitung ein hoch-wertiger Kopfhörerverstärker realisierbar.

Meier Audio „Cantate“Wuchtig und schwer, scheinbar aus dem Vollen ge-schnitzt, präsentiert sich der „Cantate“ Kopfhörerver-stärker von Meier Audio. Der Hersteller ist in derHi-Fi-Szene gut eingeführt und die verschiedenenKopfhörerverstärker genießen dort einen ausgezeich-neten Ruf. Das Modell „Cantate“ zeichnet sich durchzwei Besonderheiten aus: Es bietet eine eingebaute (zu-

schaltbare) Crossfeed Matrix, um das Abhören überKopfhörer ähnlich dem Abhören über Lautsprecher zuermöglichen und verfügt über einen USB Anschluss mitD/A Konverter, um auch am PC eine hochwertige Ab-höre nutzen zu können. Der „Cantate“ wird bei MeierAudio zum Preis von 410 Euro angeboten.

Lake People G-100Hochglanzpolierter Edelstahl dient als Gehäuse des re-lativ neuen G-100 der Firma Lake People vom Boden-see. Es handelt sich um den Nachfolger des bekanntenG-99, der schon seit Langem in vielen Tonstudios seinenDienst klaglos verrichtet. Durch die symmetrischen undunsymmetrischen Eingänge kommt er sowohl im Stu-dio als auch an der HiFi-Anlage ohne Anpassungs-schwierigkeiten klar. Im Gegenteil: Eine 5-stufigeVerstärkungsregelung soll die extremen Anpassungs-probleme durch die Impedanzen der Kopfhörer undauch durch die unterschiedlichen Wirkungsgrade aus-gleichen. Extreme sind hier zum Beispiel der AKG K-1000 mit einem relativ schlechten Wirkungsgrad von74 dB/mW und auf der anderen Seite der SennheiserHD-25 mit 120 dB/mW. Der Verkaufspreis des G-100 hatsich bei 390 Euro eingependelt.

Lehmann Audio „Black Cube Linear Pro“Im vornehmen schwarzen Aluminiumgehäuse präsen-tiert sich der Lehmann „Black Cube Linear Pro“. Erkommt (ohne den Pro Zusatz) ursprünglich aus der Hi-Fi-Szene. Die Pro-Version hat symmetrische Eingängeund ist für die Anforderungen der Ton- und Mastering-studios ausgelegt. Mit einem Verkaufspreis von knapp700 Euro liegt er in diesem Testfeld an der Spitze. Er istbei vielen Rundfunkanstalten vertreten und genießtdort einen hervorragenden Ruf.

DetailsVier Kandidaten also, die unterschiedlicher nicht seinkönnten. Vom Bausatz (Funk Tonstudiotechnik) biszum Edelstahl (Lake People), vom Eyecatcher (MeierAudio) bis zum kleinen Schwarzen (Lehmann) zeigtsich das Testfeld. Aber schauen wir uns einmal die Kan-didaten im Detail an.

Selber bauen – Funk Tonstudiotechnik LPA-2 Eine kleine Platine, bestückt mit erstklassigen Bautei-len, stellt den eigentlichen Kopfhörerverstärker dar.Eine weitere Aufsteckplatine dient der Anpassung aufsymmetrische Quellen. Komplettiert wird das Ganzedurch eine dritte Platine mit dem Netzteil und einemKabelsatz. Funk liefert diesen Kopfhörerverstärker zur-zeit nur als Bausatz, wird aber in Kürze (ca. August)eine Version mit Gehäuse anbieten. Die KH-Verstärkerplatine ist mit zwei unterschiedlichenLautstärkestellern lieferbar. Es gibt eine „stufenlose“Version und eine mit einem fein aufgelösten Rastpo-tentiometer. Beide sind von ALPS und verfügen übereinen hervorragenden Gleichlauf von <1 dB im Bereichvon 0 dB bis -40 dB. Durch einen aufsteckbaren LineVerstärker (SIA-5) mit symmetrischem Eingang wirdder Anschluss an Studiogeräte mit symmetrischemAusgang ohne Spannungsverlust sichergestellt. Für die

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Anforderungen durch unterschiedliche Kopfhörerim-pedanzen und Wirkungsgrade sind auf der Hauptpla-tine Jumper vorhanden, die eine Verstärkungs- einstellung von 0 dB, +1 dB, +6 dB und +12 dB erlau-ben. Auf der Zusatzplatine lässt sich eine Verstärkungvon -6 dB, 0 dB und +6 dB durch Lötbrücken einstellen. Der gesamte einstellbare Gainbereich liegt also zwi-schen -6 dB und +18 dB und erweist sich in jedem Fallals ausreichend, um auch extreme Impedanz-/Wir-kungsgradkombinationen sauber zu betreiben. Injedem Fall ist der Betrieb mit der Vorstufe SIA-5 zuempfehlen, denn diese kleine Aufsteckplatine hat es insich. Es wird nicht nur eine Anpassung an symmetri-sche Ausgänge realisiert, auch der Eingangswiderstanderhöht sich auf 2 MOhm und liegt damit im Bereich von

sehr guten Messverstärkern. Ebenso sorgt eine Gleich-taktunterdrückung von mehr als 60 dB (gemessen bei 1kHz bei 10 kHz) für ein störungsfreies Hören auch beigrößeren Leitungslängen (dies entspricht den hohenAnforderungen des ARD Pflichtenhefts). Durch den hohen Eingangswiderstand werden übrigensHochpassfilter-Beeinflussungen, die durch den Koppel-kondensator des „sendenden“ Gerätes zusammen mitdem Eingangswiderstand des Empfängers entstehen, inden Bereich unhörbarer Frequenzen (<10 Hz) verscho-ben. Das dazugehörige Netzteil PWS-04a versorgt diebeiden Verstärkerplatinen mit +/- 19,7 Volt bei bis zu+/- 130 mA und liefert dadurch genügend Spannungoder Strom für alle Arten von Kopfhörern (die Stör-spannung der Ausgangsspannung ändert sich zwischen0 mA und 130 mA Last mal gerade um 0,2 Mikrovolt). Mitgeliefert wurde auch die Verkabelung mit NeutrikXLR-Buchsen für den Eingang und allen benötigten Ka-beln für die Verbindung zum Netzteil und die Klinken-buchse für den Ausgang (optional).

Massivbauweise – Meier Audio „Cantate“ Mit einem Kampfgewicht von 2,65 kg steigt der MeierAudio „Cantate“ in den Ring. Er präsentiert sich auf viermassiven Pfosten, auf denen das Metallgehäuse ruht. Wiebei den anderen Wettbewerbern auch, zeigt sich im Auf-bau und auch in der Auswahl der Bauelemente eine sorg-fältige und qualitativ hochwertige Fertigung. DieVerstärkung lässt sich intern durch Jumper auf -9,7 dBund +6 dB einstellen und sollte dadurch allen Anforde-rungen durch unterschiedliche Kopfhörer gerecht wer-den. Leider sind die Eingänge nur als unsymmetrische Cinch-buchsen realisiert. Der „Cantate“ ist insgesamt auf dieVerwendung im Home Bereich ausgelegt, wodurch dieGainstruktur auch nicht auf die doch relativ hohen Stu-

Hersteller:

Modell:

Eingang symmetrisch XLR:

Eingang Cinch unsymmetrisch:

Bereich Gaineinstellung :

Anzahl der Stufen:

Anzahl Kopfhöreranschlüsse:

Besonderheiten:

Listenpreise:

Verkaufspreise:

Info:

Funk Tonstudiotechnik

LPA-2

ja

nein

von -6 dB bis +18 dB

4 beim LPA-2 zuzüglich 2 mit SIA-5

1

nur Platinenversion; Gehäuseversionab August

hoher Eingangswiderstand mit SIA-5(2 MOhm)

hohe Leistung

-

Fertigungs- und Audioqualität

günstiger Preis

210 Euro

190 Euro

www.funk-tonstudiotechnik.de

Lake Peolpe

G-100

ja

ja

von 4 dB bis +20 dB

5

2

symmetrische UND unsymmetrische Eingänge

2 x Kopfhörerausgänge

hohe Leistung

XLR- und Cinch-Eingänge

Fertigungs- und Audioqualität

-

420 Euro

390 Euro

www.lake-people.de

Lehmann Audio

„Black Cube Linear Pro“

ja

nein

von 0 dB bis +20 dB

4

2

Verstärkungseinstellung ohne Öffnendes Gehäuses möglich

2 x Kopfhörerausgänge

hohe Leistung

Verstärkungseinstellung ohne Öffnendes Gehäuses möglich

Fertigungs- und Audioqualität

-

k. A.

699 Euro

www.synthax.de

FAKTENMeier Audio

„Cantate“

nein

ja

von -9,7 dB bis +6 dB

2

1

nur unsymmetrische Eingänge, USB D/A Konverter, Crossfeed Filter

USB Eingang

Crossfeed Filter

-

Fertigungs- und Audioqualität

-

k. A.

410 Euro

www.meier-audio.homepage.t-online.de/amplifiers.htm

Funk Tonstudiotechnik Lieferumfang

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diopegel (+4 dBU bzw. +6 dBU und größer), sondern aufden Homepegel von -10 dBV ausgelegt wurde. Im Studiokönnen schon mal Maximalwerte von mehr 20 dBu auf-treten. Dafür kann er aber mit zwei Besonderheiten auf-warten: Das Modell verfügt über eine USB-Buchse! Voneinem PC wird der „Cantate“ sofort als Audio Ausgabe-gerät erkannt (keine Treiberinstallation notwendig) undersetzt damit die eingebaute Soundkarte. Leider werdenaber nur Samplefrequenzen von 32 kHz, 44,1 kHz und48 kHz bei einer Wortbreite von 16 Bit unterstützt. Damitist der „Cantate“ im Studio – wo viele Anwender wenn ir-gend möglich mit einer Wortbreite von mindestens 24Bit arbeiten – nur bedingt einsetzbar. Aber, um CDs vomLaptop/PC in hervorragender Qualität zu hören, ist der„Cantate“ schon allererste Wahl.

Das zweite Schmankerl ist der zuschaltbare CrossfeedEQ. Genau wie der SPL „Phonitor“ versucht der „Can-tate“ durch die Zumischung eines Crossfeed-Signals dieIm-Kopf-Ortung bei Kopfhörern in Richtung Vor-Kopf-Ortung zu verbessern. Leider ist dies nicht anpassbar wiebeim „Phonitor“, es gibt nur die Möglichkeiten für dasAktivieren oder Deaktivieren dieser Funktion.

Der Alleskönner – Lake People G-100Fried Reim, der Entwickler des G-100, hat ganze Arbeitgeleistet. Ein überaus robustes Gehäuse aus VA-Stahl(Edelstahl) beherbergt die erstklassige und hervorra-gend verbaute Elektronik. Für die ICs hat Lake Peoplesogar Sockel verbaut, ein Feature, das heute nur nochganz selten Anwendung findet. Was aber im Servicefall,aber auch beim „Modding“ durch Selektion der Bauele-mente deutliche Vorteile zeigt. Als einziger Kandidathat der G-100 sowohl symmetrische (XLR) als auch un-symmetrische (Cinch) Eingänge. Die unsymmetrischenEingänge haben Priorität, d. h., sobald hier ein Audio-signal anliegt, werden die XLR-Eingänge abgeschaltet.Dazu bietet der G-100, wie der Lehmann „Black Cube“,Anschlüsse für zwei parallel genutzte Kopfhörer. Dabeistellt die Schaltungsauslegung des G-100 reichlich Leis-tungsreserven zur Verfügung, sodass auch zwei leis-tungshungrige Kopfhörer den G-100 nicht überlastenkönnen. Wie bei den anderen Kandidaten ist die Ver-stärkung durch interne Jumper einstellbar und kanndadurch auf -4 / +2 / +8 / +14 / +20 dB festgelegt wer-

Der Meier Audio „Cantate“ in der Innenansicht

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Auch ohne Gehäuse eine Klasse für sich: Der G-100 von Innen

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den. Folgerichtig schreibt Lake People eine unüberseh-bare Warnung in das Handbuch: Achtung!! Die mit die-sem Gerät erzielbaren Lautstärken können Gehör-schäden verursachen oder die angeschlossenen Kopf-hörer zerstören. Ein weiterer Jumper im Innern des G-100 ist für die untere Grenzfrequenz zuständig. Dieseist werksseitig auf DC eingestellt, kann aber auf 4 Hzoder 15 Hz geändert werden. Weitere Jumper sind fürden „Ground-Lift“ zuständig. Der interne Massebe-zugspunkt kann über die Jumper von „Ground“ auf„Lift“ umgestellt werden, dabei wird die Verbindungzwischen interner Masse und Erde (Gehäuse) fürGleichspannungen und niedrige Frequenzen (< 160 Hz)getrennt. Dies kann durchaus hilfreich sein, wenn auf-grund verschiedener Massepotentiale der Geräte unter-einander störende Brummsignale generiert werden. EinRelais trennt während des Ein- bzw. Ausschaltvorgangsden Kopfhörerausgang ab und verhindert dadurch un-kontrollierte Membranbewegungen und schützt gleich-zeitig die sensiblen Ohren.

Understatement – Lehmann „Black Cube Pro“ Schlicht und vornehm schwarz präsentiert sich diesesModell von Lehmann Audio. Keine Verzierungen oderAufdrucke (mal abgesehen vom Logo) stören die Front-platte, Understatement pur. Auch die Produkte von Leh-mann Audio sind in der Hi-Fi-Szene bestens vertretenund genießen dort einen sehr guten Ruf, was sich beimBlick auf das Innenleben durch die erstklassige Verar-beitung der hochwertigen Bauelemente bestätigt. Der„Black Cube Linear Pro“ ist als Class-A Verstärker aus-gelegt, demnach wird er, mit einem relativ hohen Ru-

hestrom betrieben, schon ohne Signal recht warm. Aufausreichende Lüftung ist also bei der Positionierung imStudio zu achten. Zwei symmetrisch beschaltete XLR-Eingangsbuchsen und der Netzanschluss mit dem da-zugehörigen Schalter sind auf der Rückseite zu finden.Die Eingänge sind auf Studiopegel ausgelegt, die Ver-stärkung lässt sich aber, anders als bei den anderen Kan-didaten, ohne Öffnen des Gerätes durch Dip-Schalterauf der Geräteunterseite einstellen. Es stehen die Gain-stufen 0 dB, 10 dB, 18 dB und 20 dB zur Verfügung.

Auch das sind Werte, mit denen die Oberliga der Kopf-hörer, was den Leistungshunger angeht, zurechtkom-men dürfte. Wie schon der Lake People G-100 stellt der„Black Cube Linear Pro“ zwei Kopfhöreranschlüsse zurVerfügung.

MesswerteDie Erhebung von Messwerten gestaltete sich mehr alsschwierig, bewegten sich doch alle Kandidaten an denGrenzen des Messbereichs des mir zur Verfügung ste-henden Equipments. Der „Cantate“ von Meier Audiokonnte überhaupt nicht gemessen werden, da hierwegen der aktiv betriebenen Ground Leitung des Kopf-hörers spezielles symmetrisches und erdfreies Test -equipment nötig wäre. Meier Audio publiziert weder aufder Webseite noch im Handbuch irgendwelche Mess-werte. Ich habe explizit nachgefragt und dazu folgendeAntwort von Jan Meier erhalten: „Technische Spezifikationen sagen nur sehr wenig überden Klang. Frequenzgänge sind sowieso über jedenZweifel erhaben (DC..80 kHz) und die Verzerrungensind so niedrig, dass ich sie mit meinem Equipmentüberhaupt nicht messen kann (< 0.02 Prozent).“ Ansonsten bewegten sich alle Messwerte sehr dicht ander theoretischen Grenze der Physik. Bessere Ergeb-nisse ließen sich nur noch mit extrem teuren Kompo-nenten erzielen, die aber dann die Gerätepreise inastronomische, unbezahlbare Höhen treiben würdenund vielleicht nur ein Verbesserungspotenzial von 1 - 2dB bringen würden. Zum Vergleich habe ich einen Behringer HA-400 4-Kanal-Kopfhörerverstärker (29 Euro) angeschlossenund gleich wieder ins Studio zurückgebracht. Hierwaren wirklich massive Unterschiede hörbar, die ganznatürlich auf dem Unterschied im Preisniveau basieren.Grund zum Zweifel gäbe es, wenn eben diese Unter-schiede nicht hörbar wären.

FinaleAlle vier Kandidaten spielen auf einem sehr hohen Ni-veau (Referenzklasse). Es macht einfach Spaß, mit demKopfhörer zu hören. Hier jetzt zu sagen, dass der XX„besser“ sei als der YY, würde einerseits nicht mit mei-ner Wahrnehmung übereinstimmen und andererseitsden individuellen Charakteristika der hier vorgestelltenModelle nicht gerecht werden – das Testfeld war schonsehr „bunt gemischt“, vom 200-Euro-Selbstbau bis zur700-Euro-Klasse. Die Messwerte geben hier auch kei-nerlei Entscheidungshilfe, da die Unterschiede sich eherals rein akademischer Natur erwiesen (oder hört jemandeine Klirrfaktordifferenz von 0,01 Prozent? Ich nicht!).Eine Entscheidung für den einen oder anderen Kopf-hörerverstärker sollte eher auf dem eigenen Anforde-rungsprofil basieren. Von der Audioqualität herbetrachtet lässt sich bei diesen vier Kopfhörerverstär-kern kaum ein Fehler machen. Vielleicht interessierthier zum Schluss noch meine individuelle Lösung, dieich aus diesem Test abgeleitet habe: Ich habe einen SMPro Audio M-Patch für kleines Geld erworben undwerde ihn mit einem Alps RK-27 Potentiometer undeinem Funk LPA-2/SIA-5 Kopfhörerverstärker zu einemTop Abhörcontroller „aufrüsten“. ■

Das Innenleben des Lehmann „Black Cube Linear Pro“

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Fried Reim, Lake People electronicGmbH:„Besten Dank für euren Test, dem inhaltlichkaum etwas hinzuzufügen ist. Seit 1986 bauenwir Kopfhörerverstärker. Das spezielle Merkmalunserer Kopfhörerverstärker ist die hohe in-terne Versorgungsspannung von über ± 30Volt. Die ist nötig, um auch hochohmige Kopf-hörer gut auszusteuern, ohne sie zu zerstören.Sie schadet andererseits auch nicht, wenn nie-derohmige Hörer verwendet werden. DieseTechnik ist aufwändiger als ‚normale‘ Schal-tungen und hat uns zum Marktführer im Pro-Audio-Bereich gemacht. Um auchPrivatpersonen besser ansprechen zu können,haben wir die Zweitmarke ‚Violectric‘ gegrün-det. Unter diesem Label entwickeln, produzie-ren und vertreiben wir Kopfhörerverstärker, dieetwas mehr auf den Privatbereich zugeschnit-ten sind, ohne unsere professionellen Wurzelnzu vernachlässigen. Wir starten im Mai mit dreiGeräten in ‚wohnzimmerkompatiblen‘ Gehäu-sen. Der V-90 beinhaltet in etwa die Technikunseres G-95 und bildet die Basis. Der V-100ist an den G-100 angelehnt, während V-200als Spitzenmodell mit einem aufwändigen Ver-stärker und acht Transistoren pro Kanal vorge-stellt wird. Weitere Geräte wie ein D/AWandler, ein Phono-Vorverstärker und ein wei-terer Kopfhörerverstärker mit Klangregelung,Crossfeed und Freifeldentzerrung werden imLaufe des Jahres folgen.“

Dipl.-Ing. Norbert Lehmann von Leh-mann Audio:„Danke für diesen Überblick, der das Thema‚Abhören mit Kopfhörern‘ etwas mehr insBlickfeld der professionellen Anwender rückt.Hier werden Kopfhörer ja immer noch oft alsnotwendiges Übel angesehen. Sie werden be-nutzt, weil man gerade nicht mit Lautspre-chern abhören kann. Die Musikliebhaber unterden Konsumenten haben diesen Bereich schonlänger für sich entdeckt. Nicht umsonst ist dieUSA-basierte Webseite www.headfi.org diegrößte Online-Community überhaupt! DasThemenfeld Schalldruck, Einwirkzeit und Ge-sundheit lässt sich sehr anschaulich mit demKopfhörerrechner demonstrieren, den ich seitmehreren Jahren auf www.kopfhoererverstaer-ker.de installiert habe. Schalldruck als direktesErgebnis aus Eingangspegel, Impedanz undWirkungsgrad wird anschaulich greifbar undverdeutlicht zusätzlich, warum ein externerKopfhörerverstärker Sinn macht. Die Modellesind eben einfach zu unterschiedlich. Ich emp-fehle bei der Konfiguration grundsätzlich, zu-

nächst den niedrigsten Verstärkungsfaktor zuwählen. Meine Entwicklungen zielen vor allemdarauf ab, dem Anwender ein Werkzeug zugeben, mit dem er lange ermüdungsfrei arbei-ten kann. Neutralität ist dabei Grundvorausset-zung für hohe Audioqualität.“

Jan Meier von Meier Audio:„Ein Vergleichstest der keiner ist. Dafür sinddie vorgestellten Geräte tatsächlich zu unter-schiedlich. Aber das macht ja auch den Reizdieses Vergleichs aus. Es unterstreicht die Indi-vidualität des Anwenders. Es geht nicht umbesser oder schlechter, sondern um Ge-schmack und persönliche Anforderungen. Ichmöchte nur eine Bemerkung zum Verstär-kungsfaktor abgeben. In den letzten zehn Jah-ren gab es dank iPod & Co. bei den Kopfhörerneine deutliche Tendenz in Richtung niedrigoh-miger Kopfhörer mit hohem Wirkungsgrad.Modelle mit mehr als 300 Ohm sind eher sel-ten geworden, und es gibt viele hocheffizienteModelle im 15 bis 40-Ohm-Bereich. Mit ‚tradi-tionellen‘ Verstärkungsfaktoren erreicht mandann sehr schnell Lautstärken im Düsenjetbe-reich, aber leider wird auch volumenunabhän-giges Hintergrundrauschen schneller hörbar.Deshalb sind die Verstärkungsfaktoren meinerVerstärker den heutigen Gegebenheiten ange-passt und relativ niedrig gewählt worden. Dasreicht vielleicht nicht für einen K-1000, abermit allen anderen modernen Kopfhörern kannman auch damit sein Trommelfell noch immerplatzen lassen. Dass man den Knopf beim‚Cantate‘ etwas weiter hochdrehen muss,könnte vielleicht psychologisch ein Gefühl vonweniger ‚Kraft‘ vermitteln, aber da sollte mansich nicht irren. Der Verstärker verfügt übersehr hohe Stromleistungsreserven. Ich möchtemich auch der Warnung von Lake People an-schließen. Kopfhörer verzerren weniger alsLautsprecher und es fehlt die Wahrnehmungvon tiefen Frequenzen über den Körper. Dem-zufolge haben viele Anwender unbewusst dieNeigung, über Kopfhörer wesentlich lauter zugehen als über Lautsprecher. Mit moderatenVerstärkungsfaktoren möchte ich auch dieserNeigung etwas entgegenwirken. Dies ist spe-ziell wichtig im Konsumerbereich, wo viele An-wender sich deutlich weniger Gedanken überdie Lautstärke machen als im Profi-Bereich.Musikgenuss sollte zuerst im Zeichen der Qua-lität und nicht der Quantität stehen.“

Von dem Hersteller Funk Tonstudio-technik erreichte uns kein Kommen-tar bis Redaktionsschluss.

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