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Konzeption kaufmännischen Denkens und
Handelns für Berufskonstruktionen –
auf dem Weg zu einer Theorie der
kaufmännischen Angestellten
Dr. Franz Kaiser
BIBB-Fachtagung
„Kaufmännische Berufe
zwischen Theorie und
Ordnungspraxis“
Bonn, 14.November 2012
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• Bezugsrahmen für kaufmännische
Qualifikationen
• Theoretische Folie für die
Interpretation von
Befragungsergebnissen
Leitbild für die kaufmännische
Berufsfamilie
Zielsetzung der Konzeption
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Systemebenen kaufmännischen Denkens und
Handelns in Anlehnung an Bronfenbrenner
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Volkswirtschaftliche Funktion der Kaufleute - Mittelalter
Produktion
Kaufleute
Markt
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
Regierung, Staat,
Kirche, Stadt,
Reguliert durch Gesetze,
Zölle, Marktzulassung
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Produktion
Aneignung der Natur
durch Gesellschaft
Distribution
Verhältnisse der Teilhabe
an Produktion und Verteilung
Stellung, Lohn, Gehalt
Zirkulation
Tauschprozesse
von Geld und Waren
Konsumtion
Verbrauch
Kauf und Nutzen
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
Volkswirtschaftliche Funktion der Kaufleute - Neuzeit
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Betriebswirtschaftliche Vermittlungsfunktion von Kaufleuten
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Verbindung zur Dienstleistungstheorie
Logik ökonomischen Handelns
Hans Pongratz, 2012
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Kaufmännische Qualifikationen
Zölle, Steuern, Abgaben
• Zollvorschriften
• staatliche Abgaben
Buchung und Rechnungslegung
• kaufmännisches Rechnen
• kaufmännische Arithmetik
• Buchhaltung
• Doppik
• Kassenführung
Finanzwesen
• Zahlungsmittel
• Kredite
• Wechsel
• Börse
Transport/Lagerung
• Lager- und Warenbestand
• Transportwege und -möglichkeiten
• Handelsgeografie
Rechtskunde
• Verträge
• Mahnungen
• Umgang mit Notaren
Einkauf/Verkauf
• Warenhandel, Warenkenntnisse, -kunde
• Kosten – Nutzen
• Preis – Erlös
• Maß-, Gewicht-, Gütevorschriften
• Zahlungsmittel, -verkehr
• Verträge
Schrift- und Sprachkenntnisse
• Deutsch
• Geschäftsbriefe
• Korrespondenz
• Anstands- und Sittenlehre
• Rhetorik
• Fremdsprachen
Kaufmännische Qualifikationsinhalte - historisch
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Kaufmännische Qualifikationsinhalte - aktuell
Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
Verkauf, Vertrieb
Kommunikation und Information
Recht und Vertrag
Unternehmensorganisation
Logistik
Rahmenbedingungen
Personalwesen und
Einkauf
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Branchen
Differenzierung kaufmännischer Tätigkeiten Hierarchie und
Entscheidungs-
ebenen
Unternehmens-
leitung
Abteilungs-
leitung
Gruppenleitung
Einfache
Sachbearbeitung
Selbständige
Kleinunter-
nehmer /-in
Angestellte
Geschäftsprozesse
und innerbetriebliche
Funktionen
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Unterschiedliche Tätigkeiten und Selbstverständnisse?
Kaufm. Tätigkeiten
Geschäftsvorfälle
buchhalterisch bearbeiten
Controllingdaten auswerten
Projekte organisieren
Marketingmaßnahmen
konzipieren
Vertragsbedingungen
aushandeln
Besprechungen oder
Teamsitzung vorbereiten
Abläufe mit anderen
Arbeitseinheiten oder externen
Partnern abstimmen
Selbstverständnisse
Berater / Vertriebler
Verkäufer / Einkäufer
Buchhalter
Personaler
Organisator / Innovator
Informationsverarbeiter
Dienstleister
Verwalter
Kommunikator
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
Aus der repräsentativen Erwerbstätigennachbefragung (BIBB-BAuA) im Rahmen des GUK-Projekts (Peppinghaus / Annen)
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Prägung von kaufm. Angestellten I
Kaufmännische Kennzeichen Charakteristik der Angestellten
Aktuelle Dynamiken
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Prägung von kaufm. Angestellten II
Denken
• Gegebenheiten unter Gewinnmöglichkeiten bewerten
• Vermeidung von geschäftlichen Risiken
Tätigkeiten
• Recherchieren, Kalkulieren, Bewerten, Dokumentieren
• Verhandeln, Beobachten, Vermitteln
• Koordinieren, Strukturieren, Organisieren
• Bewerben, Bedarfe wecken, Beziehungen gestalten
Ziele
• Gewinn erzielen, Arbeit vermeiden, Effizienz
• Dauerhaftigkeit, Risikominderung
Instrumente
• Rechtsinstrumente (Verträge)
• Recheninstrumente (Bilanz)
• Kommunikationsinstrumente (Telefon)
Rahmenbedingungen
• Bedingungen (Markt, Recht, Gesellschaft, Infrastruktur)
analysieren und gestalten
Kaufmännische Kennzeichen Charakteristik der Angestellten
Traditionelle Unterschiede zu Arbeitern
Übernahme delegierter Unternehmeraufgaben
Beitragsorientierung statt Interessenkonflikt
Sicherheitsorientierung - Beamtenmentalität
Aktuelle Dynamiken
Globalisierung und Sicherheitsverlust
Marktzentrierung und Finanzialisierung
Transparenz und Kontrolle
Subjektivierung und Entgrenzung
Kundenorientierung und -beteiligung
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
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Kennzeichen der kaufmännischen Berufsfamilie
Ökonomisches Prinzip: Kaufleute prägt Entscheidungs-
handeln, innerhalb dessen das Verhältnis Zielerreichung
und Mitteleinsatz (Kosten) optimiert wird.
Mittlerfunktion: Kaufleute vermitteln zwischen: Unter-
nehmen und Kunde, B2B, Planung und Leistungserstellung.
Sie vermitteln: Waren, Geld, Information, Dienstleistungen.
Rahmenbedingungen: Kaufleute nehmen externe Rahmen-
bedingungen für ihr Handeln wahr und versuchen diese zu
beeinflussen. Insbesondere Markt, Politik und Recht.
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2
Gemeinsame Ziele, Funktionen und Rahmenbedingungen
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Definitionsversuch zum kaufm. Angestellten
Kaufmännische Angestellte agieren in der Logik ihres Arbeitgebers im Spannungsfeld von
ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Interessen und achten dabei insbesondere
auf einen rentablen Ressourceneinsatz.
Sie:
- sind direkt oder indirekt mit Ein- und Verkauf von Waren/Dienstleistungen beschäftigt,
- vermitteln im Profitbereich zwischen der Produktion/Leistungserstellung und dem Kunden,
- setzen mit Informations- und unternehmerische Entscheidungen um
- bewerten und dokumentieren mit Steuerungs- und Kontrollinstrumenten
- achten auf Vermeidung von Risiken und Maximierung von Gewinnen.
Im Non-Profit Bereich gehen Verwaltungsangestellte ähnlichen Tätigkeiten nach,
orientieren sich rechtlichen, politischen und hierarchischen Vorgaben und der Optimierung der
Versorgung der Bürger mit sozialen, gemeinnützigen, staatlichen Leistungen.
Das Treffen von Entscheidungen mit Auswirkungen auf Andere unter Beachtung von
Wertmaßstäben (ökonomischem Kalkül) bewirkt besondere berufliche Bedeutung ethisch
fundierter Verantwortungsreflexion.
Ziel der Beruflichen Bildung umfassende Handlungs- und Reflexionsfähigkeit.
BIBB, Dr. Franz Kaiser, AB 4.2