+ All Categories
Home > Documents > Konfi-Arbeit in der EKHN€¦ · Web viewDie Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten,...

Konfi-Arbeit in der EKHN€¦ · Web viewDie Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten,...

Date post: 15-Aug-2020
Category:
Upload: others
View: 1 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
3
Konfirmandenarbeit in der Schule Ein Projekt an der IGS Nordend in Frankfurt am Main Pfarrer Johannes Kalchreuter 1. Von der Idee zur Umsetzung an der IGS Nordend Die Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten, ergab sich aus einem Gespräch mit Dr. Ursula Schoen, der Dekanin von Frankfurt Mitte-Ost, Anfang 2012. Ein solches Projekt gerade an der IGS Nordend auf den Weg zu bringen, wo ich seit inzwischen fast vier Jahren als Schulpfarrer arbeite, war eine lohnende und interessante Herausforderung für mich. Die IGS Nordend ist eine integrierte Gesamtschule von der 5. bis zur 10. Klasse mit Gemeinsamen Unterricht (GU). Das heißt, in etwa der Hälfte der Klassen sind Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Mittlerweile ist die IGS Nordend eine Ganztagsschule, in der der reguläre Unterricht für alle Jahrgangsstufen um 14.30 Uhr endet. In den Pausen und am späteren Nachmittag gibt es unterschiedliche Angebote an Lernunterstützung und Freizeitaktivitäten. Die Schülerschaft rekrutiert sich zum großen Teil aus einem großstädtischen Milieu, das dem Thema Kirche und Religion eher distanziert oder kritisch gegenübersteht. Laut Statistik sind 57 % der Schülerinnen und Schüler religiös nicht gebunden oder gehören einer nicht-christlichen Religionsgemeinschaft an. Obwohl zwischen beiden Gruppen nicht unterschieden wird, zeigt sich im Alltag, dass die Gruppe der Konfessionslosen ohne Migrationshintergrund die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit anderer Religionszugehörigkeit übersteigt. Das Ziel einer Konfirmandenarbeit in der Schule war zunächst einmal, Jugendlichen die Teilnahme am Konfirmandenunterricht zu ermöglichen oder zu erleichtern, die von sich aus nicht am Unterricht einer Kirchengemeinde teilnehmen würden, weil sie keinen oder wenig Kontakt zur Evangelischen Kirche haben. Gestartet habe ich das Projekt im August 2012 mit elf 1
Transcript
Page 1: Konfi-Arbeit in der EKHN€¦ · Web viewDie Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten, ergab sich aus einem Gespräch mit Dr. Ursula Schoen, der Dekanin von Frankfurt

Konfirmandenarbeit in der SchuleEin Projekt an der IGS Nordend in Frankfurt am Main

Pfarrer Johannes Kalchreuter

1. Von der Idee zur Umsetzung an der IGS Nordend

Die Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten, ergab sich aus einem Gespräch mit Dr. Ursula Schoen, der Dekanin von Frankfurt Mitte-Ost, Anfang 2012. Ein solches Projekt gerade an der IGS Nordend auf den Weg zu bringen, wo ich seit inzwischen fast vier Jahren als Schulpfarrer arbeite, war eine lohnende und interessante Herausforderung für mich. Die IGS Nordend ist eine integrierte Gesamtschule von der 5. bis zur 10. Klasse mit Gemeinsamen Unterricht (GU). Das heißt, in etwa der Hälfte der Klassen sind Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Mittlerweile ist die IGS Nordend eine Ganztagsschule, in der der reguläre Unterricht für alle Jahrgangsstufen um 14.30 Uhr endet. In den Pausen und am späteren Nachmittag gibt es unterschiedliche Angebote an Lernunterstützung und Freizeitaktivitäten.

Die Schülerschaft rekrutiert sich zum großen Teil aus einem großstädtischen Milieu, das dem Thema Kirche und Religion eher distanziert oder kritisch gegenübersteht. Laut Statistik sind 57 % der Schülerinnen und Schüler religiös nicht gebunden oder gehören einer nicht-christlichen Religionsgemeinschaft an. Obwohl zwischen beiden Gruppen nicht unterschieden wird, zeigt sich im Alltag, dass die Gruppe der Konfessionslosen ohne Migrationshintergrund die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit anderer Religionszugehörigkeit übersteigt. Das Ziel einer Konfirmandenarbeit in der Schule war zunächst einmal, Jugendlichen die Teilnahme am Konfirmandenunterricht zu ermöglichen oder zu erleichtern, die von sich aus nicht am Unterricht einer Kirchengemeinde teilnehmen würden, weil sie keinen oder wenig Kontakt zur Evangelischen Kirche haben. Gestartet habe ich das Projekt im August 2012 mit elf Konfirmandinnen und Konfirmanden, von denen neun nicht getauft waren. Mit dabei war auch ein Integrationskind mit Beeinträchtigungen im Bereich der geistigen Entwicklung, für das die Teilnahme am regulären Konfirmandenunterricht einer Gemeinde zumindest schwierig gewesen wäre.

2. Das Konzept: Ein kirchliches Angebot in der Schule

Den Konfirmandenunterricht in der Schule habe ich in Zusammenarbeit mit der benachbarten Luthergemeinde im Frankfurter Nordend angeboten. Der wöchentliche Unterricht fand in der Schule dienstags von 15 bis 16.30 Uhr statt. Jede Stunde habe ich mit einer Andacht in der „OASE“ abgeschlossen, einem Raum, der mir für meine Arbeit als Schulseelsorger zur Verfügung steht. Dort gibt es einen großen Teppich mit Sitzkissen, so dass der Raum sich auch für Andachten im kleinen Rahmen gut nutzten lässt.

1

Page 2: Konfi-Arbeit in der EKHN€¦ · Web viewDie Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten, ergab sich aus einem Gespräch mit Dr. Ursula Schoen, der Dekanin von Frankfurt

Der Konfirmandenunterricht war als kirchliches Angebot zugleich Teil des Nachmittagsangebotes der Schule, was den Einsatz einer Integrationsassistentin für das Integrationskind organisatorisch erleichtert hat. Offiziell und kirchenrechtlich wurden die Jugendlichen als Konfirmandinnen und Konfirmanden der Luthergemeinde geführt. Mit der Konfirmandengruppe der Luthergemeinde gab es auch eine Reihe gemeinsamer Projekte. Wir haben zusammen im August 2012 und im April 2013 die Freizeiten, Exkursionen und einen Projekttag zum Thema „Tod und Sterben“ gestaltet. In der Lutherkirche fanden der gemeinsame Begrüßungs- und Vorstellungsgottesdienst sowie die Konfirmation im Mai 2013 statt. Dort habe ich im Gottesdienst auch die noch nicht getauften Jugendlichen getauft. Ihren regelmäßigen Gottesdienstbesuch konnten die Jugendlichen allerdings auch in anderen Kirchen absolvieren. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sie sich sonntags meist in der Lutherkirche getroffen haben.

3. Rückblick und Ausblick

Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der Konfirmandenarbeit in der Schule kann ich sagen, dass ein solches Projekt eine große Chance ist, Jugendliche für eine intensive und persönliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben zu gewinnen, die von sich aus nicht den Konfirmandenunterricht einer Kirchengemeinde besuchen würden. Als Schulpfarrer habe ich im Schulalltag die Gelegenheit, genau mit diesen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist mir aber, dass das Projekt nicht als Konkurrenzangebot zu dem kirchengemeindlichen Konfirmandenunterricht verstanden wird. Aus einigen Frankfurter Kirchengemeinden gab es dazu kritische Anmerkungen, die es ernst zu nehmen gilt.

Von der Schulleitung wurde das Projekt als Teil der schulischen Vielfalt, wie sie an der IGS Nordend gelebt wird, unterstützt. Für die Jugendlichen, die mich aus dem Unterricht kennen, war es eine neue und spannende Erfahrung, mich als Pfarrer zu erleben – besonders sonntags im Talar auf der Kanzel. Dass der Pfarrer, der ihre Kinder unterrichtet, zum Taufgespräch nach Hause kommt, war für manche Eltern eine ungewohnte Situation. Aber gerade diese Gespräche sind mir in lebendiger Erinnerung geblieben. Insgesamt habe ich die Arbeit mit Jugendlichen, die durch ihre Familien wenige oder gar keine Berührungspunkte mit Kirche und Glaube hatten, als sehr bereichernd erlebt. Deshalb habe ich mich entschieden, das Projekt im Schuljahr 2013/14 in Kooperation mit der Luthergemeinde fortzusetzen. Angemeldet haben sich bis zu den Sommerferien neun Jugendliche.

Johannes Kalchreuter, 069-25788305; johannes.kalchreuter(at)gmx.deEv. Schulpfarrer

2

Page 3: Konfi-Arbeit in der EKHN€¦ · Web viewDie Idee, Konfirmandenunterricht in der Schule anzubieten, ergab sich aus einem Gespräch mit Dr. Ursula Schoen, der Dekanin von Frankfurt

IGS Nordend in Frankfurt

3


Recommended