Date post: | 06-Apr-2016 |
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Klausur S 23 StrafrechtSS 2009
Friedrich Toepel
• Aufbau:
• Grobgliedrung in Handlungsabschnitte
• 1. In der Kneipe
• 2. Attacke aus dem Pkw
• 1. Handlungsabschnitt in der Kneipe:
• Chronologisch und Zusammenhänge mit etwaigen Rechtfertigungsgründen:
• Erster Anlass: Äußerung auf dem Türschild
• übriges herabsetzende Verhalten des W:
• §§ 185 ff. StGB, wenig geeignet als rechtfertigende Reaktion,
• § 231 StGB auch nicht
• Also: W relativ isoliert, zuerst prüfen• dann A, dann C, dann D
• 1. Handlungsabschnitt: In der Kneipe• I. Strafbarkeit des W• 1. § 185 StGB in Bezug auf A und B
durch Aufhängen des Schildes• Obj. Tb.: • Kundgabe von (unverdienter)
Missachtung?• Unverdiente Missachtung +, • Tatobjekt ?• aa) „Ausländer“?• nicht hinreichend abgegrenzter
Personenkreis
• bb) A und B?• Beleidigung von Individuen unter
einer Kollektivbezeichnung?• Nicht hinreichend klar, welcher Passant
angesprochen wird:• (kein deutscher Pass oder dass nicht
deutscher Rasse angehörig? • Unklar, daher Beleidigung von A und B
insoweit –
• 2. § 185 StGB in Bezug auf A durch Aussage des W
• a) obj. Tb.: Kundgabe von Missachtung?
• aa) „hat nichts verloren in meiner Kneipe“
• = Werturteil, reicht, + • bb) Duzen • = Werturteil, reicht nicht als
Beleidigung: OLG Düsseldorf JR 1990, 345
• cc) Fähigkeit Schild zu lesen abgesprochen
• = Tatsachenbehauptung, reicht, +
• b) subj. Tb.: Vorsatz?• Bezüglich Tatsachenbehauptung?• Sachverhalt offen, möglich: • W glaubte, was er sagte.• § 16 StGB?• Gesamtverhalten = herabsetzendes
Werturteil
• § 192 StGB beachten:• trotz Wahrheitsbeweises ergeben
Umstände Herabsetzung• c) Rw: § 32 StGB durch Angriff auf
etwaiges Hausrecht?• -, Ehrverletzung keine erforderliche
Verteidigung
• d) Schuld +; strafbar gem. § 185 StGB +
• 3.) §186, StGB in Bezug auf A durch Aussage, A könne nicht lesen
• a) obj. Tb.:• herabsetzende Tatsachenbehauptung
Dritten gegenüber? C und D haben mitgehört
• Wahrheitsbeweis hier irrelevant, s. § 192 StGB
• b) subj. Vorsatz:• zumindest dolus eventualis, dass die
Gäste seine Äußerung mitbekommen;
• Glaube an Unwahrheit wegen § 192 StGB nicht erforderlich,
• Bewusstsein des herabsetzenden Charakters reicht
• c) Obj. Bedingung der Strafbarkeit:• Behauptung nicht erweislich wahr
(Wahrheitsbeweis kann nicht gelingen, weil A das Schild gelesen hat)
• d) Rw, Sch +; • Strafbarkeit gem. § 186 StGB +
• 4.) § 187 StGB aufgrund desselben Verhaltens:
• a) Obj. Tb.:• identisch mit § 186 StGB
• b) Subj. Tb.:• Dolus directus 2. Grades? -, • Sachverhalt offen, Tatfrage
• 5.) § 231 StGB durch Einmischen nach der Verletzung des D
• a) obj. Tb.:• Beteiligung an der Schlägerei + • b) Subj. Tb.:• Vorsatz: +• c) obj. Bedingung der Strafbarkeit:• schwere Folge iSd § 226 I Nr. 2 Alt. 2
StGB = Arm bleibt steif
• Problem: Beteiligung auch nach Eintritt der schweren Folge?
• aa) überwiegende Ansicht:• Zeitpunkt der Beteiligung nicht von
Bedeutung, BGHSt 14, 132
• bb) Mindermeinung:• nach schwerer Folge kein potentieller Beitrag zur
Gefährlichkeit der Schlägerei (Schönke/Schröder/Stree, § 231 Rdnr. 15)
• Wer der überwiegenden Ansicht folgt, muss annehmen): obj. Tb.: +
• d) Rw, Sch +, Strafbarkeit gem. § 231 StGB +
• II. Strafbarkeit des A• 1.) § 123 Abs. 1 Alt. 1 und 2 StGB
durch Betreten und nicht sofortiges Verlassen der Kneipe
• Obj. Tb.:• a) Eindringen?• -, Schild = zu unbestimmt für
Hausverbot wegen:
• nicht klar abgegrenzter Personenkreis, s. oben
• (a. A. vertretbar)• b) Unterlassen sich zu entfernen
nach dem Anbrüllen?• -, A hatte keine Zeit sich vor Angriff von
C und D zu entfernen • („Bevor A reagieren konnte …“)
• 2.) § 231 StGB durch Prügelei• a) obj. Tb.: + • b) subj. Tb.: +
• c) obj. Bedingung der Strafbarkeit: +, ;
• d) Rw, §§ 32, 231 II StGB:• aa) Notwehrlage: ) Angriff • = C und D, körperliche Unversehrtheit
betroffen ) rw:• +, C und D nicht ihrerseits durch
Notwehr gedeckt, da Verteidigung von C und D nicht ihrerseits erforderlich
) Gegenwärtigkeit: +, gerade stattfindend
• bb) Verteidigungshandlung• ) erforderlich +; geboten ?• sozialethische Einschränkung des
Notwehrrechts: Provokation?• wegen Missachtung des Schildes?• keine Absichtsprovokation, • daher Notwehr nicht völlig
ausgeschlossen,• keine Anhaltspunkte, dass A
unverhältnismäßig reagiert hat,• daher Notwehr +, insoweit § 231
StGB -
• III. Strafbarkeit des C• § 231 StGB durch Angriff zusammen
mit D• a) obj. Tb.: +• b) subj. Tb.: +• c) obj. Bedingung der Strafbarkeit: +• d) Rw, §§ 32, 231 II StGB:• Angriff des A?• vielleicht auf Hausrecht vertretbar, aber:• Verteidigung von C und D nicht
erforderlich
• IV. Strafbarkeit des D• § 231 Abs. 1 StGB durch Angriff
zusammen mit C• a) obj. Tb.: +• b) subj. Tb.: +• c) obj. Bedingung der Strafbarkeit:• Beteiligung auch durch den, der selbst
verletzt wurde? • aa) BGHSt 33, 100, 104 +• bb) Rengier; BT II § 18 Rdnr. 9 -,
widerspreche Zurechnungsgrundsätzen
• d) Rw, §§ 32, 231 II StGB:• Angriff des A?• vielleicht auf Hausrecht vertretbar, aber:• Verteidigung von C und D nicht
erforderlich, s. Strafbarkeit des C
• V. Konkurrenzen und Ergebnis:• W: §§ 186, 231; 53 StGB• C und D: jeweils § 231 StGB
• 2. Handlungsabschnitt: Die Attacke aus dem PKW
• I. Strafbarkeit des C• 1.) § 223 StGB z. N. A und B durch
Hervorrufen von Todesangst und Panik, Schnittverletzungen des B
• a) obj. Tb.:• Angst, Panik -, wenn nicht körperliche
Symptome hinzutreten, hier Tatfrage.• Schnittverletzungen?• obj. Zurechenbar?
• aa) + kausal, • bb) adäquat vorhersehbar,• cc) Pflichtwidrigkeitszusammenhang +• b) subj. Tb.: Vorsatz?• Irrtum über den Erfolgseintritt, § 16 I
StGB• (nicht nur über den Kausalverlauf);• Strafbarkeit wegen vollendeter Tat –
• 2.) §§ 223, 224 I Nr. 4, II, 22, 23 I StGB durch Losstürmen
• a) Vorprüfung: Versuch strafbar, keine Vollendungsstrafbarkeit
• b) Tatentschluss: • unproblematisch +
• c) § 22 StGB:• unm. Ansetzen + • Tatbestandsakte, die ohne wesentliche
Zwischenschritte in die Tatbestandsverwirklichung übergehen;
• Gegenteilige Ansicht nur bei genauer Begründung
• (Vorinstanz LG Cottbus zu BGHSt 48, 34)
• d) RW, Sch +• e) § 24 I StGB? -,• C suchte zunächst mit E und F nach
den Opfern, • Aufgeben der Suche=
fehlgeschlagenerVersuch, • Strafbarkeit gem. §§ 223, 224 I Nr. 4,
II, 22, 23 I StGB also +
• 3.) §§ 227, 22, 23 (25 II) StGB durch Losstürmen i. V. m. Schnittverletzungen und Todeseintritt,
• a) Vorprüfung: Versuch strafbar, keine Strafbarkeit wegen vollendeter Tat
• b) Tatentschluss:• Versuchte Körperverletzung, s. soeben• erfolgsqualifizierter Versuch,• (bei dem die Erfolgsqualifizierung schon
eingetreten ist)
• Strafbarkeit bejaht: BGHSt 48, 34, 37 f.
• Gegensatz: versuchte Erfolgsqualifizierung
• [nach Musterlösung: § 25 II StGB mit E und F,
• wird indessen nicht benötigt:• jedem Täter ist Folge getrennt
zurechenbar• c) Unm. Ansetzen, § 22 StGB: +• d) Erfolgsqualifizierung: • Todesfolge zurechenbar?
• Spezifischer Gefahrzusammenhang zwischen Versuch und Folge,
• durch eigenes Verhalten des Opfers unterbrochen?
• aa) Nach BGH keine Unterbrechung,• Reaktion des Opfers obj. vorhersehbar,• naheliegend, nachvollziehbar aufgrund
der vorangehenden Attacke • bb) Gegenteil vertretbar:• insbesondere:• spezifische Gefahr ergebe sich nicht
schon aus Körperverletzungs-handlung, sondern nur aus Erfolg
• e) Rw + • f) Sch: subj. Vorhersehbarkeit +, • Strafbarkeit gem. §§ 227, 22, 23 (25 II)
StGB +
• 4.) § 240 StGB: • Subj. Tb.:• Tatfrage, ob C sich vorstellte (dolus
eventualis):• A und B würden weglaufen • er wünschte dies nicht, weil er dann die
Körperverletzung nicht verwirklichen konnte
• (nach Musterlösung Annahme von § 240 StGB vertretbar)
• 5.) § 241 StGB:• Obj. Tb.: • Problematisch Bedrohung mit
Verbrechen, • + vertretbar• müsste aus massiv bedrohlichem
Auftreten von C, E und F geschlossen werden
• II. Strafbarkeit des A• 1.) §§ 303, 25 II StGB durch
Einschlagen der Fensterscheibe durch B
• a) im Tb. genauer prüfen:• Mittäterschaft + nahe liegend• (aa) subj. Theorie:• Eigeninteresse,• bb) Tatherrschaft:• Tatbeitrag im Ausführungsstadium,
Stein gereicht),• Mittäterschaft - aber vertretbar, dann
bleibt §§ 303, 27 StGB
• b) Rw: § 904 BGB?• Notstandslage?• Gefahr?• nicht mehr gegenwärtig,• Verfolger abgeschüttelt• (nach Musterlösung vertretbar
Gegenwärtigkeit +, sonst:)• Irrtum über Vorliegen der tatsächlichen
Voraussetzungen des § 904 BGB + (Erlaubnistatbestandsirrtum,
• nicht fahrlässig unter den gegebenen Umständen,
• verständliche Panik, Ausgehen von Gegenwärtigkeit
• daher Straflosigkeit insoweit (Theorien kommen hier zum selben Ergebnis)
• 2.) §§ 212, 13 StGB durch Untätigbleiben und Verlassen des B
• Obj. Tb.:• (Quasi-) Kausalität?• in dubio pro reo – :• B nicht nachweisbar bei Tätigwerden
des A mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerettet
• 3.) §§ 212, 13, 22, 23 I StGB durch Untätigbleiben und Verlassen des B
• Untauglicher Versuch?• Tatentschluss: • Vorsatz bezüglich Garantenstellung?• Vorstellung der Wohngemeinschaft
reicht nicht,• Verfolgtwerden als enge
Gefahrengemeinschaft reicht auch nicht aus
• A hielt sich dennoch für rechtlich verpflichtet hielt = umgekehrter Verbotsirrtum, Wahndelikt, Strafbarkeit –
• 4.) § 323c StGB durch Untätigbleiben und Verlassen des B
• Obj. Tb.: a) Unglücksfall +, • aber b) Zumutbarkeit des
Tätigwerdens• zw., aa) dafür:• Verstrickung des A in
Unglücksgeschehen,• bb) dagegen: • Risiken für A (Abschiebung)• Zweifelhafter Rettungserfolg• in dubio pro reo eher § 323c StGB -, • Musterlösung: + oder -
• III. Ergebnis und Konkurrenzen• C: §§ 227, 22, 23 I (25 II) StGB (§§
223, 224 I Nr. 4, II, 22, 23 I StGB treten zurück)
• A: § 323c StGB (fraglich, in dubio pro reo)