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Klassische Klarheit

Date post: 22-Jul-2016
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Das Hamburger Mode-Label Garment
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KLASSISCHE KLARHEIT INTERVIEW: MARIETTA DUSCHER-MIEHLICH FOTOS: CHARLOTTE SCHREIBER ROCK HAZEL: DIE ÜPPIGE STOFFFÜLLE WIRD IN DER TAILLE VON DOPPELT GELEGTEN KELLERFALTEN GEBÄNDIGT UND WIEGT FAST NICHTS. LUFTIGLEICHTER 50TIES-GLAMOUR 028 Nova LEBENSART
Transcript
  • KLASSISCHE KLARHEITIN T ERV IE W: M AR IE T TA DUS C HER-MIEHL ICH F OTOS: C HAR LOT T E S CHR EIB ER

    ROCK HAZEL: DIE PPIGE STOFFFLLE WIRD IN DER TAILLE VON DOPPELT

    GELEGTEN KELLERFALTEN GEBNDIGT UND WIEGT FAST NICHTS.

    LUFTIGLEICHTER 50TIES- GLAMOUR

    028 Nova LEBENSART

  • JACKE LARS, HEMD LUC UND HOSE ALFONS: K APUZEN-WINDJACKE AUS LEICHTER BAUMWOLLE, TAILLIERTES

    KURZARMHEMD AUS RINGELJERSEY UND HFTHOSE MIT BGELFALTEN UND SCHMALER BEINFORM

    029 LEBENSART Nova

  • KLEID PAULA: KURZRMELIG UND TAILLIERT MIT SPORTLICHER NOTE DURCH DEN REISSVERSCHLUSS. DAS HELLE PIPING AN KRAGEN, RMELN UND LEINENTASCHEN SETZT SCHNE AK ZENTE

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  • MANTEL CAROLA: SCHMAL GESCHNITTEN, AUS KREIDEFARBENER BAUMWOLLE

    UND GEMUSTERTEM INNENLEBEN. MIT VERDECKT GEARBEITETER KNOPFLEISTE

    UND SEITLICHEN EINGRIFFTASCHEN

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  • Dieses Rot sticht sofort ins Auge, zieht den Betrachter magisch an. Der guckt und staunt. Wie es dort in der Auslage hngt, dieses Kleid, so schlicht, aber doch raffiniert, ein Statement fr sich. Ebenso schlicht prsentiert sich das Ge-schft selbst: kein Schnrkel, keine Deko, eher ein groer begehbarer Klei-derschrank, der die Aufmerksamkeit aufs Wesentliche lenkt: Kleidung. Gar-ment im Hamburger Karo-Viertel ist mittlerweile eine feste Gre im Prt--porter-Segement fr Damen und Her-ren. Hier entwerfen die beiden Mode-designerinnen Kathrin Mller und Ullinca Schrder ihre Modelle. Nova stieg ins Herzstck ihres Ladens hinab und traf sie am Arbeitstisch ihres klei-nen Musterateliers.

    NOVA: Garment heit ins Deutsche ber-setzt schlicht Kleidungsstck oder Bekleidung. Da klingt nichts Prtenti-ses mit...ULLINC A S CHRDER: Ja, so elementar wie unser Name, ist auch der Anspruch, der unserer Mode zugrunde liegt. Kontinui-tt und Kombinierbarkeit sind fester Be-standteil unseres Kollektionsprinzips. Und guter Stil heit fr uns, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    NOVA: Was ist das Wesentliche bei euren Modellen?K ATHRIN MLLER: Unsere Mode orientiert sich an der zeitlosen Schnheit klassi-schen Designs. Wir mchten aber be-whrte Formen stilistisch weiterentwi-ckeln: In Schnitten, die durch Proportion und Linie bestechen, in ungewhnlichen Details und Materialien. Neben der Op-tik ist uns aber auch der Gebrauchswert wichtig.ULLINC A S CHRDER: Die Raffinesse unserer vordergrndig schlichten Mode offen-bart sich bewusst erst auf den zweiten Blick. Wir machen Kleidungsstcke, die ber die Saison hinaus Bestand haben. Langlebig, aber nie langweilig. Sie sol-

    len vom ersten Anprobieren an zu ech-ten Lieblingsstcken werden.

    NOVA: Wie wrdet ihr eure Mode kurz beschreiben?ULLINC A S CHRDER: Klar, raffiniert, zeitlos, elegant.

    NOVA: Wie seid ihr zur Mode gekommen?ULLINC A S CHRDER: Meine Mutter hat fr uns Kinder genht und mich regelm-ig in die Kaufhuser mitgenommen, um Stoffe einzukaufen. Dadurch war ich in Sachen Nhen ziemlich geschult, und es hat einfach auch Spa gemacht. Ich habe mich auch sehr gerne verklei-det. Etwa mit 16 habe ich mich dann selbst an unsere Nhmaschine gesetzt und alles hoch und runter genht, was die Burda-, Carina-, Brigitte- und Neue Mode-Hefte der 60er- und 70er-Jahre hergaben. Denn: Taschengeld war knapp und irgendwie hat mich Mode auch immer interessiert. Das war fr mich eine Herausforderung, alles so hinzubekommen, sich durch diese An-leitungen durchwhlen zu mssen. Ich hatte den Drang, selber herauszufinden wie das geht und dass mir da keiner da-bei dreinredet.K ATHRIN MLLER: Bei mir war das sehr hnlich. Auch meine Gromutter und meine Mutter haben genht. Als Kind habe ich ohne Ende Anziehpuppen mit Kleidchen zum berklappen gezeichnet. Auch meine Puppen wurden die ganze Zeit benht, fr alle mglichen Zeiten, Lebenswelten und geografischen Gebie-te. Meine beiden Schwestern und ich ha-ben ganze Barbie-Familien mit unseren Kollektionen bestckt. Spter kam ich dann selbst an die Reihe.

    NOVA: Ullinca, du bist klassisch ausge-bildete Tnzerin, hattest sogar ein En-gagement am Staatstheater am Grt-nerplatz in Mnchen und hast dann Kostmassistenz bei Filmproduktionen gemacht. Warum bist du eigentlich

    nicht in diesem Fach geblieben?ULLINC A S CHRDER: Ich habe mich fr die Mode entschieden, weil sie zeitgemer ist und mit dem tglichen Leben zu tun hat. Das ist keine Kunstwelt, sondern anwendbar. Das hat mich mehr gereizt. Allerdings arbeite ich seit 1994 kontinu-ierlich fr den Choreografen Jan Pusch. Insofern bin ich dem Tanz und dem Theater doch treu geblieben.

    NOVA: Mit welchen Materialien, Stoffen und Details arbeitet ihr am liebsten?ULLINC A S CHRDER: Mit hochwertigen, klassisch-zeitlosen Materialien, die nicht nur schn aussehen, sondern sich auch im Alltag bewhren. Wir mgen klassi-sche Muster wie Fischgrt, Hahnentritt, Nadelstreifen und Karos, aber gern auch mal ausgefallene Drucke, am liebsten mit grafischen Mustern. K ATHRIN MLLER: Ein schner Knopf ist ebenfalls ein wichtiges Detail. Wir ver-wenden auch gerne mal kontrastreiche Pipings oder Absteppungen, um Kontu-ren zu betonen und Farbakzente zu set-zen. Und Grtel mit bezogenen Schnal-len gibt es eigentlich in jeder Kollektion.

    Kathrin legt Renata auf den Tisch: eine taillierte Bluse mit seitlichen Tei-lungsnhten und klassischer Kragen-form, auf der auf weiem Untergrund filigran eine bunte Botanik aufblht. Mit der Hand fhrt sie ber den seiden-artigen Baumwollstoff, der sich tana lawn nennt, und kein Bgeleisen braucht, um ihn nach dem Waschen wieder in Fasson zu bringen.

    K ATHRIN MLLER: Das ist einer unserer Lieblinge und Bestseller dieser Saison. ULLINC A S CHRDER: Unwiderstehlich, oder? Qualitt und Farben da stimmt ein-fach alles.

    NOVA: Was inspiriert euch bei euren Ent-wrfen?ULLINC A S CHRDER: In erster Linie Stoffe, aber auch Formen und Farben, die man irgendwo sieht ob das jetzt eine Vase ist oder ein Polsterbezug von einem Sofa, wo man sich denkt: Ach, das ist ja

    UNSERE MODE ORIENTIERT SICH AN DER ZEITLOSEN SCHNHEIT KLASSISCHEN DESIGNS. WIR MCHTEN ABER BEWHRTE FORMEN STILISTISCH WEITERENTWICKELN. NEBEN DER OPTIK IST AUCH DER GEBRAUCHSWERT WICHTIG

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  • Das ist eine BU sich zur Abwechslung mal jemand anderen Per Mausklick sich sdjf

    KONTINUITT UND KOMBINIERBARKEIT SIND FESTER BESTANDTEIL UNSERES

    KOLLEKTIONSPRINZIPS. UND GUTER STIL HEISST FR UNS, SICH AUF DAS

    WESENTLICHE ZU KONZENTRIEREN

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  • schn! Eigentlich alles, was so um einen herum ist. Was attraktiv ist, saugt man auf, tut es in seine Ablage und zieht es wieder heraus, wenn es sich ergibt. K ATHRIN MLLER: Viele neue Ideen entste-hen auch einfach im Prozess, sozusagen als Abfall- oder Nebenprodukt beim Vor- legen eines eigentlich ganz ande-ren Ziels.

    NOVA: Habt ihr Lieblingsfarben, die euch immer wieder anspringen?ULLINC A S CHRDER: Wir lieben krftige und intensive Farben wie Rot und leuchtendes Grn. Zu Petrol greifen wir auch immer was von einem ganz dunklen Farbton bis zu einem knalligen Trkis reichen kann. Eine gute Farbe ist eine Farbe, die man sich auch noch in ein paar Jahren angucken kann, weil sie so komponiert ist, dass sie eine Langlebigkeit besitzt.

    NOVA: Wie wichtig sind euch eigentlich Modetrends?K ATHRIN MLLER: Natrlich kann man sich dem nicht ganz verschlieen. Es gibt grere, langfristigere Trendentwick-lungen, die man so weit mitmacht wie sie zum eigenen Stil passen. Aber an kleinen saisonalen Trends etwa, dass man in einer Saison berall nur Pink sieht oder eine ganz bestimmte Blusen-form, beteiligen wir uns nicht.

    NOVA: Wollt ihr bewusst gegen den Trend schwimmen?K ATHRIN MLLER: Der Trend interessiert uns nicht so, weil wir unsere Kollektio-nen eher auf Langlebigkeit und Zeitlo-sigkeit ausrichten. Wir stecken auch viel zu viel Arbeit hinein, dass unsere Modelle nur eine Saison laufen knn-ten. Wir haben einen Fundus von Schnitten, der sich ber viele Jahre auf-gebaut hat und stndig erweitert und optimiert wird. Da steckt genauso viel Entwicklungsarbeit drin wie in einem Mbelstck. Unsere Mode soll mg-lichst auch noch in 20 Jahren schn sein und funktionieren. Sie ist ziemlich alterslos. Das ist vielmehr eine Typ- und Stilfrage.

    ULLINC A S CHRDER: Unserer Meinung nach ist up-to-date-sein nicht unbedingt er-strebenswert. Dann wrden ja alle gleich aussehen. Man sollte vielmehr seine Individualitt pflegen und ganz trendunabhngig Teile suchen und kau-fen, die mglichst gut zum eigenem Typ und zur Figur passen und in denen man sich richtig wohlfhlt. Da hat man auch sehr lange etwas von. Man ist ja heute so frei von einem gewissen Modediktat, was man tragen oder nicht tragen sollte. Das finde ich eine fabelhafte Entwick-lung. Weil man sich berall das heraus-picken kann, was man schn findet und dies zu einem ganz individuellen Stil zu-sammenstellen kann.

    NOVA: Eure Mode ist stilistisch ziemlich zurckgewandt und lehnt sich sehr an den Look der 60er-Jahre an. Euer gelb geblmter, weit schwingender Rock Hazel mit den doppelt gelegten Kel-lerfalten erinnert stark an die 50er-Jah-re. Was mgt ihr so an diesen Zeiten?ULLINC A S CHRDER: Mich beeindruckt im-mer wieder diese unangestrengte Ele-ganz, dieses Stilbewusstsein, die Sorg-fltigkeit, mit der man sich kleidete. Das ist einfach groartig, auch dieser Sinn fr Details. Ich finde es herrlich, wenn eine Tasche das gleiche Muster hat wie das Kleid. Solche Finessen sind einfach bezaubernd. Damit kriegt man mich immer. K ATHRIN MLLER: Ja, wir sind auf jeden Fall davon beeinflusst. Aber die stilisti-sche Verwandtschaft unsere Kollektio-nen mit dieser Designepoche beruht nicht auf gestalterischer Strategie, son-dern schlicht auf unserer Vorliebe fr klare Formen und eine krperbetonte Silhouette. Hinzu kommen Details wie ganz spezielle Taschenformen, die eine Art Markenzeichen fr uns geworden sind. Das lsst bei der Entwicklung neu-

    er Modelle immer wieder Looks entste-hen, die stilistische Wurzeln in dieser Zeit haben knnten, weil diese Eigen-schaften, zusammen mit einer hohen fertigungstechnischen Perfektion eben auch charakteristisch fr sie sind. Wichtig ist uns auf jeden Fall, dass die Modelle gleichzeitig den heutigen Be-drfnissen von Funktionalitt und Be-quemlichkeit gerecht werden. NOVA: Welcher Typ Frau trgt Garment?ULLINC A S CHRDER: Garment-Trgerinnen sind selbstndig, bernehmen Verant-wortung, sind stilbewusst, haben Freu-de an Schnheit und schnen Dingen. Kurz: Leute, die sich schn kleiden, aber nicht verkleiden mchten, die Wert legen auf Funktionalitt, Stil und Eleganz. K ATHRIN MLLER: Wir haben sehr viele Kunden, die selbst kreativ arbeiten. Hufig kommen auch Kundinnen zu uns in den Laden, weil sie sich fr ein Vorstellungsgesprch oder einen Vor-trag einkleiden wollen also fr Anls-se, bei denen man sich in einem gewis-sen Rahmen bewegen und prsentieren muss, trotzdem aber sich selbst treu bleiben will. Das fassen wir als groes Kompliment auf.ULLINC A S CHRDER: Es sind auch sehr viele berufsttige Frauen darunter, die im Job gut angezogen sein mssen, sich aber nicht in diesen schwarzen und braunen Kostmen oder Hosenanzgen sehen, sondern individueller.

    NOVA: Wie wrdet ihr eure aktuelle Som-merkollektion beschreiben?K ATHRIN MLLER: Farbenfroh, vielfltig, unkompliziert.

    NOVA: So wie ihr selbst?ULLINC A S CHRDER: Wenn alles rund luft, dann wrde ich sagen: ja.

    DER TREND INTERESSIERT UNS NICHT, WEIL WIR UNSERE KOLLEKTIONEN EHER AUF LANGLEBIGKEIT

    UND ZEITLOSIGKEIT AUSRICHTEN. WIR STECKEN VIEL ZU VIEL ARBEIT HINEIN, DASS UNSERE

    MODELLE NUR EINE SAISON LAUFEN KNNTEN

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