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KLASSEN_KAMPF #2

Date post: 30-May-2018
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  • 8/9/2019 KLASSEN_KAMPF #2

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    1KLASSEN_KAMPF#2schulstreik-berlin.de

    BUNDESWEITE AKTIONSWOCHE ZUM BILDUNGSSTREIK: 15. - 19. Juni 2009

    SchlerInnen und Studierende gemeinsam gegen Bildungsblockaden

    Zentrale Schul- und Bildungsstreik-Demo: 17. Juni 2009

    Die Schule ist fr die meis-ten Jugendlichen kein Ort,

    den sie gerne Besuchen.Das hat verschiedene Ursachen.Einige haben ein Problem damit,zu unmenschlichen Zeiten ausdem Bett gejagt und vom Staatzum Schulbesuch gezwungen zu werden. Andere kritisieren, dass wir in der Schule nicht fr uns,sondern fr unsere spteren Ar-beitergeber lernen oder kotzen aufdie vielen Hausaufgaben ab. Dazukommt der gnadenlose Konkur-renzkampf unter den SchlerIn-nen, der vielen zu schaffen macht.Obendrei gehen einem noch au-toritre Lehrer mit ihrem uner-trglich den Frontalunterrichtauf die Nerven. Die Klassen sind

    zu gro, die Schulgebude herun-tergekommen. Immer mehr zent-rale Prfungen wie der MSA unddie Verkrzung der Abiturzeit auf12 statt 13 Jahre fhren zu einem

    noch extremeren Leistungsdruck.Das mehrgliedrige Schulsystem

    sortiert Schlerinnen und Sch-ler, die in den ersten Jahren mitdem Schulstoff Probleme habennach der 6. Klasse aus. Besondersleiden sozial Schwache und Men-schen mit Migrationshintergrundunter dieser Diskriminierung.Sie werden auf Hauptschulen mitPerspektivlosigkeit konfrontiertund als Versager stigmatisiert.Die Bildung wird immer strkerden Bedrfnissen der Wirtschaftangeglichen.

    Gleichzeitig werden die Kostenfr Bildung durch Bchergelderund andere Bildungsgebhrenimmer strker auf die Schler_in-nen und deren Eltern umgelegt.

    Die Jugendarbeit der Bezirkewird nach und nach weg gekrzt,wie man an Jugendeinrichtungen bzw. deren Fehlen sehen kann der Bezirk Pankow ist da nur eines

    von vielen Beispielen!Die berarbeiteten Lehrerin-

    nen und Lehrer haben kaum nochZeit, auch pdagogische Arbeit zuleisten und ein persnliches Ver-hltnis zu den Schlerinnen undSchlern aufzubauen. Stattdes-sen soll ihnen in mglichst kurzerZeit mglichst viel Wissen einge-trichtert werden. Die inhaltlichenSchwerpunkte setzt dabei immermehr die Wirtschaft. Interessens-orientiertes Lernen: Fehlanzeige.

    Wie wir sehen gibt es an derSchule und ihrem Zustand so ei-niges aususetzen. Damit wir unsnicht jeden Tag ber die unwrdi-gen Zustnde im Klassenraum auf-regen mssen, ohne daran etwaszu ndern, wollen wir im Juni un-

    sere Wut ber dieses beschisseneSchul- und Bildungssystem auf dieStrasse tragen. Untersttzt wer-den die Schlerinnen und Schlerdabei von den Studierenden.

    Denn auch an den Unis wirddas Lernen immer unertrglicher.

    Die Hochschulen werden durchden Bologna-Prozess immer mehrnach wirtschaftlichen Gesichts-punkten geordnet. Dadurch wirddas Studieren noch stressiger, weil hnlich wie in den Schulen bekloppte Benotungssysteme ge-schaffen werden. Studierendever-bnde sprechen in dem Zusamm-hang von einer Verschulung derUniversit. Das heisst, dass selbs-stndiges und selbstbestimmtesStudieren immer mehr in den Hin-tergrund rckt und Frontalvortr-ge und stumpfes Auswendiglernenmehr Raum einnimmt.

    Hinter den meisten dieser Pro- bleme mit denen sich die Sch-

    lerInnen und Studierende her-umschlagen mssen steckt derSachzwang der kapitalistischenVerwertungslogik. Den in unseremGesellschaftsystem stehen nicht

    die Menschen und ihre Bedrf-nisse im Mittelpunkt, sondern die

    Reichtumsvermehrung der Wirt-schaft. Und weil die sich gerade inder Krise bendet und dafr vielGeld vom Staat bentigt, um nichtunterzugehen, wird in Zukunftnoch mehr Geld im Bildungsbe-reich eingespart. Jede Wette!

    Es sei den wir hren auf, demTreiben fassungslos und ohnmch-tig zuzuschauen und beginnen malein bisschen aufzumucken undRemmidemmi zu machen. Dennum auf unsere Probleme aufmerk-sam zu machen mssen wir selbstDruck auf der Strae ausben.Durch Versammlungen, Demons-trationen und Aktionen des zivilenUngehorsams.

    Beteiligt euch am Bildungs-streik vom 15. bis zum 19.Juni!

    Auf zur Schulstreik-De-monstration am 17. Juni!

    ForderungendesSchulstreiks:1.EineSchulefralleWegmitdem

    mehrgliedrigenSchulsystem!

    2.KostenloseBildungfralle!

    3.MehrLehrerInnen,kleinereKlassen!

    4.BeendetdenEinflussderWirtschaftauf

    dieSchulen!5.GegenSchulzeitverkrzungwiebeispiels-

    weisedasAbiturin8Jahren(G8)!

    6.SchlussmitRepressiongegenSchle-

    rInnen!7.DemokratisierungdesBildungssystems!

    AM 17.JUNI ALLE AUF DIE STRASSESCHULSTREIK!

  • 8/9/2019 KLASSEN_KAMPF #2

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    2 KLASSEN_KAMPF#2 schulstreik-berlin.de

    Seit dem 15. April sind Teileder Universitt Leipzig besetzt.Etwa 50 Aktivisten besetztendas GeisteswissenschaftlicheZentrum der Universitt. Sieprotestieren damit gegen dieuntragbaren Studienbedingun-gen die als Folge des Bologna-Prozesses und der massivenUnternanzierung der Bil-dungseinrichtungen berall zuspren sind.

    Bereits am zweiten Tag derBesetzung zogen die Aktivis-ten in 5 Rume des NeuenSeminar-Gebudes um denneines war klar: Die Diskussionum Bildungsblockaden und dieFrage, wie sie eingerissen wer-den knnen, braucht Zeit undRaum. Seit mehreren Wochenwohnt, kocht und diskutiert diesehr gemischte Gruppe in denbesetzten Rumen gemeinsam.Den ganzen Tag lang gibt eshier Infostnde und offene Workshops fr alle, in denen wir mit allen interessiertenber die Probleme im Bildungs- bereich und gesellschaftlicheGrnde dafr diskutieren, soeine Besetzerin. Unter den an-

    deren Studierenden und auchbei einigen Professoren gebe esviel Zustimmung fr die Aktion.Auch vom Rektorat der Univer-sitt wrde mit Verstndnis re-agiert. Als nchstes steht beiuns eine strkere Vernetzungmit dem Bildungsstreik an.Und vielleicht knnen wir esauch in Deutschland irgend- wann schaffen, dass alle Uni-versitten und Schulen mehre-re Wochen dicht bleiben.

    Mehr zu Bologna auf Seite 4

    Am 1. Mai kam es in Berlin-

    Kreuzberg zu den strkstenZusammensten mit der Poli-zei seit 5 Jahren. Bis zu 15.000Menschen beteiligt sich an derrevolutionren 1.Mai-Demounter dem Motto Kapitalis-mus ist Krieg und Krise - fr diesoziale Revolution, um ein Ge-sellschaftssystem zu fordern, indem der Mensch und nicht derProt im Mittelpunkt steht.

    An der Spitze der Demo liefder Jugendblock, zu demauch die SchlerInnen-Ini-tiative Bildungsblockadeneinreien! aufgerufen hatteund an dem sich ber 4.000Jugendliche beteiligten. Dar-

    ber hinaus sprach ein Aktivist von Bildungsblockaden ein-reien! auf der Auftaktkund-gebung und rief dazu auf, sicham Bildungsstreik im Juni zu beteiligen. Spter wurde dieDemo von der Polizei brutal an-gegriffen. 280 Festnahmen und336 Verletzte waren das Ergeb-nis. Die Auseinandersetzungendauerten noch bis in die frhenMorgenstunden.

    Uni Leipzig besetzt

    E

    ine unerwartete schlech-te Note kann einem ganzschn den Tag versauen.

    Nach einer Klassenarbeit nachHause zu gehen und auf seineNote zu warten, ist hnlich dumm.Und gerade diejenigen, die guteNoten bekommen, freuen sichnicht wirklich ber sie. Wieso qu-len wir uns dann Tag fr Tag mitZensuren rum?

    Die wenigsten Schler und Sch-lerinnen knnen sich einen Schul-alltag ohne Prfungen und Notenvorstellen. Viele denken, sie brau-chen die Zensuren als Rckmel-dung ber ihren Lernfortschritt -irgendwie muss man doch belohntoder bestraft werden. Manche mei-nen, unter Notendruck lerne sichsowieso viel besser! Auerdem: Wie sollen denn die Arbeitgebersonst spter herausnden, wer zuwas taugt - so ganz ohne Schulno-ten? Mssen wir nicht in objektiveLeistungsklassen eingeteilt wer-den? Und war es nicht schon im-mer so, dass Schule und Noten un-trennbar miteinander verbundenwaren? Das ganze Leben ist dochein bestndiger Wettkampf umGeld, Anerkennung und Punkte!Wollen die Lehrenden und Schul-politiker nicht unser Bestes, wennsie uns mit Noten auf dieses harteLeben vorbereiten?

    Doch so nobel die Absichten derZensurenverfechter sein mgen,Noten sind Zwang. Sie sind Selbst-

    betrug und Offenbarungseid:Das, womit wir euch qulen, istzu uninteressant und unwichtig,als dass es euch um seiner selbstWillen interessierten knnte. Wirmssen euch mit Noten zu euremGlck zwingen. Aber man kannnicht zu seinem Glck gezwungen werden. Bildung muss freiwilligangenommen werden. Unter No-tendruck paukt man sich vielleichteinmal etwas fr einen Test oder

    eine Klausur rein oder schreibteine Hausaufgabe ab. Echtes In-teresse knnen Zensuren nichtersetzen. Wenn uns etwas absolutnichts gibt, helfen uns auch dieNoten nicht dabei, es zu lernen.Sie treiben uns nur dazu, so zutun, als htten wir etwas gelernt.

    berhaupt haben Noten sehrhug eine Komponente von sotun, als ob: Zum Beispiel schrei- ben wir Leserbriefe als Hausauf-gabe so, als ob wir wirklich auf ei-nen Artikel reagieren wollten. Wirschreiben Klausurtexte so, als obihn irgendjemand auer der Leh-rerin lesen wrde. Und wir sollenBilder malen, als ob wir etwas bestimmtes ausdrcken wollten.Gelegentlich kommt es vor, dass wir in der Schule etwas machenmssen, was uns wirklich inter-essiert. Aber gerade dann wrdenwir uns auch ohne Noten freiwilligund gerne damit beschftigen. ImGegenteil kann einem Prfungs-druck die eigentlich vorhandeneFreude an einem Thema rauben.Gerade schlechte Noten wirkenhug eher demotivierend, alsdass sie uns zum besseren Lernenantreiben.

    Viele Schlerinnen undSchler kommen einfachnicht mit Prfungen klar,selbst wenn sie auf einemGebiet sicher sind. Ande-re hingegen knnen sichkaum dazu motivieren, im

    Unterricht dem Lehrer inden Arsch zu kriechen,nur weil er sie mitNoten unter Drucksetzen kann. Sol-che persnlichenKonikte schla-gen sich dann auchschnell in den Zensu-ren nieder: Dass Leh-rende nur Menschen sindund ihre Lieblinge haben, ist

    nichts neues. In diesem Kontextgibt es brigens auch viele Lehre-rinnen und Lehrer, die wenig Lusthaben, ihre Schler und Schle-rinnen zu bewerten. Denn sie n-den, dass sie als Menschen keineanderen Menschen bewerten undauf Zahlen reduzieren sollten. Solldie Wirtschaft eben anders denWert ihrer Arbeitskrfte ermittelnlassen!

    Nur wie knnte es ohne Zensu-ren laufen? Zumindest die Rck-meldung zwischen Lehrenden undLernenden kann problemlos auchohne sie erfolgen. Und Anerken-nung von Mitschlern und Lehrernist sogar ehrlicher und wertvoller,wenn sie nicht auf Zahlen herun-tergebrochen wird. Auch ohneZeugnisse hlt man danach etwasin Hnden mglicherweise sogarmehr: Arbeiten und Projekte, Er-fahrungen und Wissen. Es sprichtauch nichts dagegen, dass sichMenschen innerhalb einer Schule bescheinigen, wenn sie sich ge-

    meinsam mit einem Thema be-schftigt haben. So knnte imLaufe einer Schullaufbahn dannein Heft mit den besuchten Kur-sen und bearbeiteten Projektenentstehen, anstatt einer lahmenZeugnismappe voller Zahlen.

    In unserer Vision bringt Schu-le (genau so auch Hochschule)Menschen allen Alters zusammen:Menschen die lehren wollen, mitMenschen, die lernen wollen. Undzwar nicht, damit die einen die an-deren bewerten und kategorisie-ren, sondern damit alle Beteiligtendabei neues Wissen gewinnen.

    Wir wollen, dass Schule getrie-ben wird von der Begeisterung derLehrenden und dem Interesse derLernenden. Noten stehen dieser besseren Schule im Wege. Doch bis wir Zensuren los sind, lassteuch das Leben nicht von ihnenversauen: Sie sind nur Ziffern aufPapier. Sie haben fr euer Lebennur so viel Bedeutung, wie ihr ih-nen beimesst. Lernt, was ihr wirk-

    lich lernen wollt!Thomas Wilt

    Wir sind mehr als nur Zahlen!Lernen knnen wir auch ohne Noten und Prfungen!

    In der Schule sind ziemlich viele verschiedene Menschenzusammen gesperrt. Klar das

    dort auch geredet wird, ein Teilnennt sich Unterricht aber dergrere und meist interessantereTeil der Gesprche dreht sich umFuball, Shopping, die Action vomletzten oder die Party-Tour vomnchsten Wochenende. Doch esgibt ein Killer-Thema, das selbstder entspanntesten Atmosphreeines jhes Ende setzt: Politik.

    Wer auf dem Schulhof das The-ma, stt zumeist auf taube Oh-ren oder muss sich Kommentarewie Hr ma uff mit Politik, Geh wech oder Politik sind doch eh

    allet Spinna gefallen lassen. Aberworan liegt das?

    Auf jeden Fall liegt das zum ei-nen daran, dass Schler gar kei-nen Bock auf Politik haben, weilsich ja eh kaum was ndert undzum anderen daran, dass Politikfast immer von alten Mnnernund Frauen gemacht wird, derenAuftreten hchstens so aufregendist wie das 5-stndige Anglot-zen eines Schweizer Kses durch

    ein Fernglas. Kein Wunder, dass viele Jugendliche nur einmal in4Jahren mit Politik in Berhrungkommen, nmlich dann, wenn inder ganzen Stadt pltzlich wiederhunderte Wahlplakate stehen, diesich super als Graftiwnde nut-zen lassen.

    Nur schade, dass alle Dosen derWelt nicht reichen, um die Reali-tt, die uns schon am nchsten Ki-osk einholt, ertrglich zu machen.Deutsche Schler immer noch zudumm! titelt die eine und Un-sere Jugend suft zu viel! eineandere Zeitung. Alle heulen rum, weil frher alles besser war, for-dern von uns mehr Leistung und

    weniger Chilln, mehr Disziplinund weniger Drogen, mehr Ord-nung und weniger Raubkopien.Dass wir ganz andere Interessenund Bedrfnisse haben als Bffelnund Gehorchen, ist fr die meistenPolitiker entweder unvorstellbaroder geht ihnen total am Arsch vorbei. Aber ist ja auch nicht so wichtig, was wir wollen, einfachschnell ein neues Gesetz gemachtund alle mssen sich dran halten.

    Dass Kiffen immer noch illegalist: Schuld der Politik! Dass dasbemalen von langweiligen grauen Wnden eine Sachbeschdigungsein soll: Schuld der Politik! Dassdu frs raubkopieren in denKnast wandern kannst: Schuldder Politik! Und selbst dass Schulemeist stinklangweilig ist: Schuldder Politik!

    Wie du siehst, ist das ganze Le-ben durch Politik bestimmt, alles.Denn wie mensch auch bei Wiki-pedia nachlesen kann, bezeichnetder Politik hauptschlich [...] dieGestaltung der Ordnung in der Welt. Und auch wenn das jetzterstmal wahnsinnig gro und ab-

    strakt klingt, so ist es doch ganzeinfach zu erklren.

    Stellen wir uns einfach mal vor,Politik wre ein einfaches Jump-and-Run Spiel mit 10 Leveln. Diemeisten von uns sind eher Noobsund benden sich in den erstenLeveln und die Pros, also die Mer-kels und Obamas dieser Welt, ha-ben sich schon in die Level 9 und10 durchgezockt.

    Jetzt gibt es aber einen Punkt,

    an dem sich die Realitt vomJump-and-Run unterscheidet: ImGame zockt einer, im Reallife allegleichzeitig. Und so sind im Real-life auch viele Dinge mit einander verknpft. Wenn ein Spieler ge-winnt, verliert ein anderer. Wennsich jetzt Gruppen, z.B. Unterneh-men oder Parteien bilden, die ihre Aktionen abquatschen, so habendie einzelnen Gruppenmitglieder bessere Chancen zu gewinnen,das Risiko fr den Einzelnen, alsodich und mich, sinkt und vielleichtknnen wir zusammen ein neuesLevel erreichen. Um also etwas zu verndern, ist es notwendig sichzu organisieren. Um zum Beispiel

    das Schulsystem zu verbessern,mssen sich Schler, Lehrer undEltern zusammenschlieen undihrem rger gemeinsam Luft ma-chen. Also bildet euch, bildet an-dere, bildet Banden. Sprht (mitSprhkreide) den Schulstreikter-min an eure Schule, malt Transpa-rente, macht Straentheater odersonst was, seid kreativ, laut undviele.

    Marietta Smoska

    Politik? Geh ma wech!Eines ist Politik bei Jugendlichen auf jeden Fall: Unpopulr. Aber warum eigentlich?1. Mai in XBerg

    Foto:schulaction.org

  • 8/9/2019 KLASSEN_KAMPF #2

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    3KLASSEN_KAMPF#2schulstreik-berlin.de

    Der Schulstreik in sterreich60 000 SchlerInnen protestierten gegen Krzungen

    D

    er dritte Schulstreik am 24.April war ein voller Erfolg!60.000 SchlerInnen de-

    monstrierten in ganz sterreich,30.000 DemonstrantInnen inWien, 12.000 in Linz und weitereTausende in anderen Stdten!

    Aber worum ging es eigentlich?Die Verhandlungen zwischen derLehrergewerkschaft GD und derSPD-VP-Regierung um Einspa-rungen im Bildungsbereich, kurznach den ersten zwei Streiks, en-deten mit einem Kompromiss auf Kosten der LehrerInnen, aberauch der SchlerInnen.

    Die Regierung will weiterhinrund 200 Millionen Euro ein-sparen. Sie plant dazu aber nichtmehr, wie ursprnglich vorgese-hen, eine unbezahlte Verlngerungder Arbeitszeit der Lehrkrfte umzwei Stunden pro Woche.

    Statt dessen soll es Einsparun-gen auf anderen Ebenen geben,um das Gehalt der Lehrer zu dr-cken, zum Beispiel indem Zulagengestrichen werden. Auch die Strei-chung der fnf schulautonomenTage pro Jahr, an denen die Sch-ler in sterreich von den Schulenfrei bekommen und LehrerInnenFortbildungen besuchen sollen,war geplant also praktisch eineVerlngerung der Schul- und Ar- beitszeit fr LehrerInnen undSchlerInnen.

    Gegen diesen faulen Kompro-miss, der noch dazu eine direkte

    Verschlechterung auf dem Rckender SchlerInnen durch Strei-chung freier Tage vorsieht, gingen60.000 SchlerInnen am 24. Aprilauf die Strae.

    Schon davor gab es zwei Streik-

    tage - einmal am 2. April in Wienmit rund 3.000, dann am 20. Aprilmit bundesweit 10.000 SchlerIn-nen.

    Bezeichnend ist hierbei vor al-lem die Solidaritt, mit der Sch-lerInnen und LehrerInnen Seitean Seite gegen soziale Krzungenkmpfen. Diese Solidaritt, ms-

    sen auch wir aufgreifen. Vereini-gen wir unseren Protest mit ande-ren sozialen Kmpfen.

    Anders als bei den vorherigenSchlerstreiks rief am 24. Aprilauch die VP-nahe Schlerunion

    auf, die die Bundesschlervertre-tung dominiert und kein Interessean politischen Protesten hat, son-dern die Proteste nur als Jubelver-anstaltungen fr sich nutzen will. Aber auch die sozialdemokrati-sche Sozialistische Jugend und dieSP-nahe AKS (Aktion KritischerSchler), die aus Angst vor einemKonikt mit der eigenen Parteierst spt auf den Streik-Zug auf-sprang, bot viel Musik und wenigpolitische Perspektive.

    Die sterreichische Unterrichts-ministerin Schmied (SP) hatte

    von den Schlern zuletzt gefor-dert, einen Alternativvorschlagauszuarbeiten. Whrend vor al-lem die regierungsnahen Grup-pen AKS und Schlerunion sichan einem kleinen Schulgipfel beteiligen und den Kampf gegenLern- und Leistungsterror so auf-gegeben haben, ruft die Liga der

    Sozialistischen Revolution unddie Jugendgruppe Revolution zuweiteren Schulstreiks auf.

    Weitere Infos: www.revolution-austria.at

    Christiane Haas

    Der Grobezirk Pankow istmit 32 Millionen Euro ver-schuldet, da der Bezirk inder Vergangenheit Sozialleistungenfr Bedrftige nicht wie erwartet vom Senat zurckerstattet bekam.

    Bis 2011 sollen die Schulden getilgt werden. Fr das Jahr 2009 ver-hngte der Senat eine Haushalts-sperre fr Pankow und forderteeine hhere Efzienz der, eh schonmassiven, Einsparungsmanah-men. Insgesamt sind im Kinder-und Jugendbereich 47 Einrichtun-gen betroffen, die tglich von 3000Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Hinzu kommt eine Viel-zahl an Angeboten aus dem Sozial-und Bildungsbereich, die der Spar-politik zum Opfer fallen wrden:

    Frauenhuser, Notunterknftefr Obdachlose, Migrant_innen-Beratungen, Bibliotheken undSchlerclubs. Dank des Wider-

    standes vieler Menschen, konntedie Schlieung der Kinder- undJugendeinrichtungen gesichertwerden, allerdings nur fr ein hal-bes Jahr. Im Mai erfhrt die Hin-haltetaktik von Senat und Bezirkeine Neuauage. Bis Ende 2009 werden wir weitere sechs Monateabgespeist und schon jetzt ist klar,dass uns 2010 massive Streichun-gen erwarten. Im Zuge der Gen-trizierung, werden die sozialen

    Einschnitte im Bezirk durch eineimmer rasantere Mietpreisent- wicklung begleitet (Bsp.: PalaisKolle Belle, Kollwitzplatz, 4 Zim-mer 309 000 Euro).

    Die Krzungswelle betrifft fast

    alle Angebote und wrde den ge-samten Bezirk in eine soziokultu-relle Brache verwandeln, was einenmassiven Verlust an Lebensquali-tt fr viele Menschen im Kiez nachsich zieht. Wir haben jedoch dasRecht auf ein gutes Leben: unein-geschrnkter Zugang zu Bildung,Kultur, Wohnraum usw. Allerdingswollen wir mit unserer Kritik nichtbei hohen Mieten und Jugendclub-rationalisierung stehen zu bleiben.

    Gerade weil im Kapitalismus al-les von Rentabilitt abhngt, wirdes auch immer Ungleichheit geben.Deswegen nden wir es wichtig indie Proteste gegen die Sparma-nahmen unsere Kritik am Kapita-

    lismus mit einzubringen. Fr denStaat lohnt sich die Finanzierungsozialer Angebote nur in soweit, alsdass sie (unter anderem) die stei-gende Frustration in der Bevlke-rung abfedert und staatliche Fr-sorge suggeriert. Auerdem dienensie der Vorbereitung auf den Ar-beitsprozess und der Regenerationvon Arbeitskraft. Mit den Sparma-nahmen einher geht eine immerstrkere Investition ins Knast- und

    berwachungssystem. 2,6 Millio-nen fr einen Hochsicherheitszaunam Jugendknast Pltzensee, so wiezustzliche 5 Millionen Polizeie-tat hat das Land Berlin investiert.Der Staat begegnet somit den, von

    ihm selbst erzeugten, Folgen seinerPolitik (Beschaffungskriminalitt,Schwarzfahren usw.). Wenn schon von Kriminalitt gesprochen wird,dann mchten wir den Kapitalis-mus, als eigentliches Verhltnisorganisierter Kriminalitt skanda-lisieren. Wir jedenfalls lassen unsnicht abziehen!

    Um vor all dem nicht zu kapitu-lieren, veranstalten wir mit vielenanderen am 29. Mai auf dem Helm-holzplatz ein Hip-Hop-Openairund am 19. Juni eine Kiezparadedurch P-Berg um uns gemeinsamden Krzungen und der Verdrn-gung Einkommensschwacher ausdem Viertel entgegenzustellen.

    Wir wollen die Menschen im Kiezzusammenbringen, die sich damitnicht abnden und die sich einelebenswerten Stadt wnschen, inder die eigene Existenz nicht vomGeldbeutel abhngt. Deswegenuntersttzen wir den Kampf umdie Einrichtungen und gegen dieStadtumstrukturierung vor Ort Wir wollen aber mehr! Wir den-ken, dass ein Leben jenseits vonKonkurrenz und Verwertung - ein

    Leben ohne Kapitalismus - mg-lich ist. Und da wir ungeduldig sindund vom Staat nichts weiter zu er- warten haben, als Zurichtungen, Ausgaben fr Aufrstung, ber- wachung und anderen Mist, den

    nur die Herrschenden brauchen,sollten wir unser Leben in die ei-gene Hand nehmen. Jugendclubs, Altersheime, Hausgemeinschaftenusw. gehren in Selbstverwaltungohne staatliche Bevormundung. Wenn wir aus unseren Treffpunk-ten geworfen werden, wenn wiraus der Wohnungen iegen, dannmachen wir die Stadt zu unserem Wohnzimmer! Entwickeln wir inZeiten von Mietsteigerung undLeerstand alternative Raumnut-zungskonzepte! Das Cinemax, einUmsonstkino, der Polizeiabschnittan der Eberswalderstr., ein Nach-barschaftscaf, der Flughafen Tem-pelhof, Mehrzweckhalle fr Raves

    und Konzerte. Nehmen wir unsalso die Stadt zurck, denn sie ge-hrt uns allen. Kommt am 29. Maiund am 19. Juni nach P-Berg um zuzeigen, dass wir die Krzungswelle2010 nicht akzeptieren, sondernuns schon jetzt querstellen!

    29. Mai 2009 | Hip-Hop-Open-air | 16 Uhr | Helmholzplatz

    19. Juni 2009 | Kiezparade | 18Uhr | Mauerpark

    Ralf Mainhardt

    Pankower Jugendclubs vor dem Aus?Der Kampf um den Erhalt von Sozialeinrichtungen und Jugendclubs in Pankow geht weiter.

    Eine bse Osterberraschungmussten zehn Schler, darun-ter acht Aktivisten der Landes-SchlerVertretung, in Essenam Ostersamstag erleben. AmBahnhof wurden sie pltzlichvon einer greren Gruppe be-waffneter Nazis bedrngt.

    Die Nazis verletzten mit Tele-skopschlagstcken und Pfeffer-spray drei Schler. Am 8. Mai will die rassistische InitiativeproKln ihren sogenanntenAnti-Islamisierungskongress wiederholen. Schon jetzt ver-suchen Neofaschisten an Schu-len fr das menschenverach-tende Weltbild dieser Gruppezu werben. Solche bergriffesind die traurigen Folgen einerIdeologie, die alle Menschen,die irgendwie anders sind,schon einmal fr minderwertigund lebensunwert erklrt hatganz egal ob sie nun ausln-disch, muslimisch oder links-alternativ aussehen, erklrtLara Turek von der LSV NRW,die selbstbetroffen war.

    Von Seiten der Polizei wirdder Vorfall runtergespielt. Diedrei verletzten konnten nocheigenstndig den Notruf an-rufen und spter nach Hausegehen schwerverletzt knnendie nicht gewesen sein, posi-tioniert sich ein Sprecher derPolizei Essen eindeutig. Einenrechten Hintergrund der Tterknne man noch nicht sehen,aber es wrde natrlich auch indiese Richtung ermittelt.

    Die LSV NRW nimmt die At-

    tacle unterdessen zum Anlass,ihr Engagement gegen Rassis-mus und Gruppen wie pro-Kln zu verstrken.

    Vom 9. bis zum 12. Apriltrafen sich im Baskenland Ju-gendlichen aus ganz Europa,um zu diskutieren, wie der Wi-derstand gegen Bildungsabbau,Privatisierung und Kapitalis-

    mus europaweit besser vernetzt werden kann. Teilgenommenhaben ca. 50 Jugendliche, diein verschiedenen Lndern ak-tiv sind. Unter anderem fandensich Teilnehmer aus Finnland,Schweden, Norwegen, Dne-mark, Deutschland, Italien, derSchweiz, Katalonien und demBaskenland ein. In verschie-denen Workshops wurde z.B.ber den Bologna-Prozess undden Bildungsabbau in Europa,Feminismus, die Krise, Terror-Gesetzte und Hausbesetzungendiskutiert.

    Verschiedene Gruppen ha- ben Untersttzungsaktionen

    in ihren Lndern fr den Bil-dungsstreik im Juni angekn-digt. Vertreter der baskischenJugendbewegung kommenMitte Mai sogar nach Berlinum ber ihre Kmpfe vor Ortzu informieren. Denn die Ju-gend in Europa muss zusam-men Widerstand leisten, wennwir etwas gegen den Problemenjunger Menschen unternehmenwollen.

    Naziangriff in NRW

    Rebel Youth-Treffen

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    4 KLASSEN_KAMPF#2 schulstreik-berlin.de

    Partner:

    Die Vorlesungen und bun-gen dauerten von 8 bis 18Uhr, das Protokoll muss-

    te am nchsten Morgen abgeben werden. Der 25-jhrigen Bioche-mie-Student Paul Dembny bliebgleich an der Freien UniversittBerlin, bernachtete im Fach-schaftsraum, damit er das Proto-koll bis acht Uhr morgens fertig-bekommen konnte.

    Die Nacht durchstudieren, umdas enorme Arbeitspensum unterkonstantem Zeitdruck zu bewlti-gen, ist inzwischen Normalitt inBachelor-Deutschland. Denn seit1999 wurde das Hochschulwesenin ganz Europa im sogenanntenBologna-Prozess massiv umge-krempelt. Das Ergebnis: In denneuen Bachelor-Studiengngen istdas Studium stark verschult. StattZeit fr eigene Forschung undsind die Semester mit Auswendig-lernen berfllt. Eine Prfung jagtdie andere. Wahlfreiheiten sindweitgehend abgeschafft. Die Folgesind hohe Abbrecherquoten.

    Hinzu kommt, dass vllig unter-nanzierte Fachbereiche mit sys-tematischer berforderung durchstndigen Arbeits- und Prfungs-druck mglichst viele Studierendenach einem oder zwei Semesternzum Abbrechen zwingen wollen.Nur so meinen die Institutsdirek-toren den Lehrbetrieb in den ber-fllten Hrslen aufrecht erhalten

    zu knnen, whrend immer mehrLehrstellen zusammengestrichenwerden.

    Hinter den zunehmend unzu-mutbaren Studienbedingungensteht die chronische Unternan-zierung der Hochschulen. In denletzten Jahrzehnten ist die Hoch-schulbildung regelrecht nanziellausgetrocknet worden. Gleichzei-tig haben sich die Studierenden-zahlen seit 1975 bis heute mehr alsverdoppelt. Um in etwa die Werte pro Studierendem von 1975zu erreichen, mssten die Hoch-schulausgaben um 201 Prozentalso 36,3 Mrd. Euro steigen.

    Das Ergebnis der chronischen

    Unternanzierung sind straffe-re Prfungsordnungen, whrendsich gleichzeitig die Betreuungs-verhltnisse von Studierenden zuLehrenden verschlechtern. Zwan-zig Minuten vor der Vorlesung zuversuchen, noch einen freien Platzin dem bereits vllig berflltenHrsaal zu bekommen, ist fr vie-le Studierende zur alltglichen Er-fahrung geworden. Andere wer-den gleich von den Professoren

    aus den berfllten Seminarengeworfen die Absolvierung desPichtstudiums in der vorgegebe-nen Zeit wird so fr viele zur bei-nah unerfllbaren Aufgabe.

    Die berfllung der deutschenHochschulen ist dabei nur die lo-gische Folge einer Politik, die sich

    schon seit einer halben Ewigkeitnicht mehr daran orientiert, al-len Menschen die Mglichkeit zugeben, sich zu bilden. Denn Inte-ressenten gibt es durchaus - nurkeine Pltze. So bewarben sich ander FU Berlin letztens 32.000 Ab-iturienten um nur 3.400 Studien-pltze.

    Der dadurch erst so richtig ent-fachte Wettbewerb um den Stu-dienplatz verschrft die sozialeSelektion im Bildungssystem. Sokommen 60% der Studierendenaus Akademikerfamilien - dabeimachen diese an der gesamtenBevlkerung nur einen kleinenTeil aus.

    Entsprechend wchst der Unmutan den Hochschulen gleichzeitig blieb es bislang bei vereinzeltenProtesten. Im Juni knnte sich dasndern. Inspiriert von den Streiksder Schlerinnen und Schler, hatsich nun auch an den Hochschulenein breites Bndnis gebildet. Mitdem Bildungsstreik knnte es nunauch an den Hochschulen gelin-gen, bundesweit schlagkrftigenProtest aufzubauen ausgerechnet

    in einer Zeit in der sich durch dieKrise die Auseinandersetzung umdie Bildungsnanzierung durchzuspitzen drfte. Wurde bislangmit Verweis auf fehlende nanzi-elle Mittel jede Verschlechterunggerechtfertigt, ist nun die Recht-fertigungslogik fr Krzungen wie

    ein Kartenhaus zusammengefal-len. Die Milliardenspritzen fr dieBanken macht deutlich, dass esdurchaus mglich ist umfassendMittel zu investieren wenn espolitisch gewollt ist.

    Gleichzeitig drohen nach denBundestagswahlen neue Krzun-gen. Am 30. April hat Bundes-nanzminister Peer Steinbrck bereits alle neu beschlossenenBildungsinvestitionen angesichtsder Krise unter Haushaltsvorbe-halt gestellt. Damit wird immerklarer wohin nach dem Willen derPolitik die Reise gehen soll: DieMilliardenspritzen fr die Bankensollen bei Krzung der Ausgaben

    fr Bildung und Soziales wiederreingeholt werden. Ob ihnen dasgelingt, drfte nicht zuletzt davonabhngen, ob wir ausreichend Ge-gendruck auf die Regierung aufzu-bauen knnen.

    Die Bedingungen dafr sindnicht schlecht. Denn in der Kri-se stehen die Regierungen unterDruck, reagieren sensibel auf Pro-teste. In Frankreich sah sich dieSarkozy-Regierung im Dezember

    durch massive Schlerproteste ge-zwungen, eine Oberstufenreformzurckzunehmen. Bildungsminis-ters Xavier Darcos begrndete dasmit den sozialen Spannungen, dieoffensichtlich ihre Ursachen au-erhalb des Schulbereichs haben:Wir haben heute ein Klima, das

    keine ernsthafte Diskussion zu-lsst. Die Befrchtung der fran-zsischen Regierung: Die Protes-te der Schlerinnen und Schlerknnten breiter in die Gesellschaftausgreifen.

    Dass Widerstand erfolgreichsein kann, zeigen auch die Studen-tenproteste in Hessen. Dort konn-te die Studierendenbewegung ge-meinsam mit Schlerinnen undSchlern und anderen sozialenBewegungen einen so starkenDruck aufbauen, dass Studienge-bhren ein Jahr nach Einfhrung wieder abgeschafft wurden. DerDruck der Studierenden fhrtedazu, dass selbst SPD und Grne,

    die in anderen Lndern Studi-engebhren oder Studienkontenmittragen, die Landtagswahlen zueiner Abstimmung ber Studien-gebhren gemacht haben. Selbstder mittlerweile wiedergewhlteCDU-Ministerprsident RolandKoch hat angekndigt, Studienge-bhren nicht noch einmal einfh-ren zu wollen.

    Jonas Restwww.bildungsstreik2009.de

    Der Streik an den HochschulenStudiengebhren, Bologna-Prozess. Der Proteste an Unis hat Geschichte.

    Zur Vorbereitung des bun-desweiten Bildungsstreiks hates an den Berliner Universit-ten studentische Vollversamm-lungen gegeben. Die Themenreichten von der Protestwo-chenplanung ber den Stremit dem Bachelor und die allge-mein schlechten Studienbedin-gungen bis zur Finanzmisereder Hochschulen.

    berschattet wurde die FU-Vollversammlung, die sich auchgegen den Demokratieabbauan Unis aussprach, von einerAktion der Berliner Polizei. Siesicherte sich offenbar einen Au-diomitschnitt.

    Bereits jetzt planen die Stu-denten Protestaktionen in ber20 Stdten und es besteht dieakute Gefahr, das diese wieschon der letzte Schulstreik inBerlin kriminalisiert werden.

    Auch in Potsdam schlossensich die Studierenden bei einer VV den Bildungsprotesten an.Mit berwltigender Mehrheit verabschiedeten 541 der 555 Anwesenden vier Kernforde-rungen. Neben der Verbesse-rung der Lernbedingungen undmehr Selbstbestimmung for-dern sie vor allem eine Demo-kratisierung des Bildungssys-tems und kostenfreie Bildungfr alle frei von Selektion undKonkurrenzdenken.

    Besetzte Huser sind vielenMenschen ein Dorn im Auge,

    fr Andere aber sind sie Le- bens-, Wohn- und Freiraum.Das sogenannte Topf-Squatin Erfurt hatte es in den 8 Jah-ren seines Bestehens geschafft,die widerliche Nazi-Vergan-genheit des Gelndes aufzu-arbeiten und war durch seine vielen Kulturveranstaltungenzu einem beliebten Treffpunktauch fr all die geworden, diegesellschaftlich ausgegrenzt wurden oder sich von der un-solidarischen Kommerzgesell-schaft um sie herum abgrenzen wollten. Bis zum Ende hattendie Besetzer gehofft, in ihremHaus weiter wohnen zu kn-

    nen, haben sogar die Statue desKi.Ka-Stars Bernd das Brotentfhrt, doch aller Protesthalf nichts. Die Stadt Erfurt,die bis heute keine Plne frdie weitere Nutzung des Ge-lndes hat, lie das Gebude inden frhen Morgenstunden des16. Aprils von Beamten der Be-reitschaftspolizei und des SEKsstrmen. Dabei wurden meh-rere Aktivisten (darunter auchKinder) verletzt.

    In den folgenden Tagen gabes mehr als 25 Solidarittsak-tionen im gesamten Bundes-gebiet und auch die Erfurterselbst kmpften fr ihren Frei-

    raum, so wurde ein leer stehen-des Gebude scheinbesetzt.

    Studis wollen Streik

    Freiraum gerumt

  • 8/9/2019 KLASSEN_KAMPF #2

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    5KLASSEN_KAMPF#2schulstreik-berlin.de

    VISDP:Niklas Wuchenauer | c/o LandesSchlerVer-tretung Berlin | Rodenbergstr. 53 | 10439 BerlinHERAUSGEBER: SchlerInnen-Initiative Bildungs-blockaden einreien!REDAKTION: Redaktionskollektiv ([email protected])DRUCK:

    Caro Druck, Frankfurt (Main)AUFLAGE: 20.000 StckVERLAG: EigenverlagDie einzelnen Artikel enstprechend nicht zwingendder Position der herausgebenden oder unterstt-zenden Gruppen.Die abgedruckten Artikel knnen zur Mobilisierungbzw. Information zum Bildungsstreik oder anderenBildungsprotesten ausdrcklich verwendet werden.Inhaltliche nderungen bitten wir abzusprechen.

    Bildungsblockaden einreien! trifft sich don-nerstags um 17 Uhr im Bezirkamt Friedrichshain-Kreuzberg (Frankfurter Allee 35-37; Raum 2624).Die berliner Gruppe schulaction trifft sich frei-tags 16:30 im SO69 in der Sonnenburger Strae69.

    IMPRESSUM

    A

    ls anlsslich des Amoklaufs von Winnenden von Leh-rerverbnden eine Gefah-

    renzulage fr Lehrkrfte gefordertwurde, hat das in gewisser Hinsichtden Nagel auf den Kopfgetroffen.Offensichtlich gibt es auch hierzu-lande immer wieder Schler, diedie Schule als eine Art Schlacht-feld erleben , an dem Lehrkrftesie so drangsalieren, dass sie glattan Gegenwehr oder Rache den-ken. Man muss auch gar nicht vielgeistigen Aufwand betreiben, uman der Schule Seiten festzuhalten,die Schler derart frustrieren,dass sie immer mal wieder unge-rechten, autoritren Lehrern, aberauch rcksichtslosen Mitschlernmindestens im Geiste Rache an-drohen.

    Nehmen wir den ganz normalenUnterricht, in dem das Lernen alspermanente Bewhrungsprobe frdie Schler inszeniert ist, auf diesie sich mit allerlei Tricks einstel-lenJeder Schler wei, dass er sichmglichst nicht bei Lerndezitenoder nicht verstandenen Themenertappen lassen darf, obwohl dieseProbleme nichts als das Produktdes Unterrichts sind. Folglich musser seine Wissenslcken und Un-kenntnis vertuschen und ganz beisich behalten. Er wei, dass ihreOffenlegung nicht dazu fhrt, dassder Lehrer die offenen Fragen ruhigund verstndlich erklrt, sonderndass die Unwissenheit Bestrafung

    durch schlechte Noten nach sichziehen kann. Und da das Lernenin der Schule als Konkurrenz umgute Noten, um gute Zeugnisseorganisiert ist, bekommt auch dieKlassenkameradschaft nicht sel-ten merkwrdige Zge. Permanentwird das Abschneiden von Mitsch-lern misstrauisch begutachtet und beobachtet ob auch mit gerechtbenotet und mit einem Mastab ge-messen worden ist. Die gute Note,die man selbst verfehlt hat, gnntman schon mal den anderen nicht; besonders, wenn man meint, dasssie ungerechtfertigter Weise erwor-ben worden ist und der Lehrer ge-m seiner Vorurteile oder Vorlie-

    ben den Rotstift angesetzt hat. Derbergang zur Missgunst darf nichtfehlen. Da sperren sich Schler ge-gen das Abschreiben, weil die guteNote des Mitschlers die eigene re-lativiert oder werden gute Schlerals Streber verunglimpft. Warumdas so ist und in der Lernkonkur-renz so sein muss, liegt auch aufder Hand: An der Schulleistungs-konkurrenz hngt eben einiges. Siesoll wie jede andere Konkurrenz

    auch immer viele Verlierer undweniger Sieger hervorbringen, folg-lich jene grere Gruppe von Sch-lern ermitteln, denen der Weg aufdas Gymnasium versperrt oder er-schwert wird.

    Was hat das alles mit den Amok-lufen der letzten Jahre zu tun? Ei-niges: Zunchst einmal bestrkt dasdie These, dass es wohl kein Zufallsein wird, wenn alle Amokluferhierzulande eine bzw. ihre Schuleaufsuchen und dort ein Blutbad anSchlern und Lehrern anrichten.Weder haben diese Jugendlichenin der Fugngerzone, noch bei

    einer Sportveranstaltung oder imKaufhaus um sich geballert. Siehaben ganz bewusst diesen Tatortgewhlt und die dort arbeitendenSchler und Lehrer, oftmals ohnesie zu kennen, als Reprsentan-ten einer Institution umgebracht,in der sie viele Jahre ihres jungenLebens verbracht haben und diefolglich mehr oder weniger zu ihrer Welt geworden ist. In der werdensie wohl einige, sie schwer verlet-zende Angriffe auf ihre Persnlich-keit erfahren haben. Das muss manernst nehmen und sollte es nicht alsrein subjektive Deutung eines kran-ken Verstandes abbuchen, die mitder Wirklichkeit der Schule nichts

    zu tun hat wie dies vielfach ge-schieht. Was ist denn die wirklicheSchule? Sie ist zum einen der Ortder Lernkonkurrenz, in dem Leh-rer ber zuknftige Lebenschancen junger Menschen benden; undauf die satteln heute Schler zumanderen ganz selbstttig eine Kon-kurrenz um Anerkennung drauf, inder sich manche Schler mehr an-strengen als in der Lernkonkurrenz nicht selten, weil sie mit der oh-

    nehin schon als aussichtslos abge-hakt haben. In der Anerkennungs-konkurrenz fhren sie sich so auf,wie es ihnen in der Schulleistungs-konkurrenz verwehrt ist, nmlichals die Herren der Konkurrenz. Alle rohen Formen der Angebereiund des Mobbing geschlechts-spezisch sortiert stehen dabeihoch im Kurs. Da wird geklaut underpresst, geschlagen und ausge-grenzt, werden Schulen demoliertund Mutproben der brutalsten Artabverlangt.

    Zum Tragen kommt dabei, wasKids in der Schule, in der Familie

    oder bei Deutschland sucht denSuperstar gelernt haben, nmlichdass der Mensch ohne Selbstbe-wusstsein nichts ist, dass man miteiner Portion Selbstbewusstseindie Zumutungen von Schule, Fa-milie und Strae besser aushlt;brigens ist das Selbstbewusstseinnur deswegen zum Erziehungszielerklrt worden. Kein Wunder, dassviele Schler nur noch total coolherumlaufen und sich auffhren,als seinen sie hchst persnlichein Superstar, wenn nicht derDeutschlands, dann doch wenigs-tens der Superstar der Schule oderder Klasse. Der Anerkennungs-wahn, der sich hier austobt, ist ein

    Produkt von falsch verarbeitetenKonkurrenzerfahrungen, das in-zwischen auch das Privatlebenkleiner und groer Leuten jedenGeschlechts massiv besetzt hatSoist eine vernnftige Bilanzierungihrer tatschlichen Lebensumstn-de als Schler oder Lehrling nurallzu oft berlagert von der Fra-ge, wie viel Beifall man fr neueKlamotten, geschwollenen Bizeps,Sexual- und Saueistungen, nebst

    Frech- und Rohheiten aller Art voneben solchen Mitmenschen erhlt,die denselben anerzogenen undinzwischen durchgesetzten geisti-gen Wahnvorstellungen anhngen. Wenn zudem heute Schler mit 9oder 10 Jahren ihre Schulhefte aufLehrergehei mit dem Spruch Ichbin wertvoll! zieren, dann darf mansich endgltig nicht wundern, dassdabei der eine oder andere RobertS. oder Tim K. herauskommt. Dennwo in Schule, Familie und Umfeld vermehrt Erfahrungen gemacht werden, die diesen Spruch geradenicht mit Material unterfttern,

    wenn Niederlagen dieser oder jener Art sich vielmehr zu erheblichemFrust verdichten, wenn das ein-gebildete Recht auf Anerkennungnicht bedient wird, dann taugt soein Spruch eben nicht nur fr dieerwnschten Anpassungsleistun-gen, sondern lsst sich ebenso in dieselbstzerstrerische Frage: Bin ichwirklich wertvoll?, wie auch in denfremdzerstrerischen Beschluss:Denen werde ich es zeigen, dassich wertvoll bin!, umsetzen. Esschliet eben die radikalisierte Sor-ge um jenes Selbstbewusstsein, dassich nur in Idealbildern von sichselbst herumtreibt, in seinen bei-den brutalsten Verlaufsformen ein:

    die Ttung und die Selbstttung.Die Amoklufer sind also keine

    defekten Monster, die ihre Mord-gelste eine Zeit lang hinter derFassade des unaufflligen, ruhi-gen Jungen verstecken. Es handeltsich vielmehr um aus dem Rudergelaufene brave Lehrlinge eines f-fentlichen Lehrplans, mit dem siein Schule und Gesellschaft von Kin-desbeinen an traktiert werden.

    Prof.Dr. Freerk Huisken

    Zum Amoklauf von WinnendenDie Schule ist nicht die Lsung, sondern Teil des Problems

    Partner:

    Klokampf!!

    Es ist Krise und whrendman in Deutschland schufftengeht in der Hoffnung das ir-gendwann wieder alles besser wird, haben sich franzsische Arbeiter eine neue Form desProtestes einfallen lassen. Sie bemerkten wie wir auch, das viele Chefs noch nicht einmaldazu bereit sind mit ihren An-gestellten ber Probleme zureden, das kann natrlich nichtsein und deshalb haben sie sicheine neu Aktionsform ausge-dacht: das Bossnapping.

    Wie der Name schon vermu-ten lsst wird hierbei der Bossgekidnappt. Das heit abernicht, das man diesen einfach wie im Aktionlm in einenKofferraum sperrt und durchdie Gegend chaufert (wrenatrlich auch lustig, aber eshat ja nicht immer jemand eineKamera dabei), sondern dasman ihn einfach nicht mehraus seinem Bro heraus lsst, wodurch er zu Verhandlungenmit Arbeitnehmervertreterngezwungen ist.

    Diese fr viele unerwarteteund drastische Aktionsformzeigt die ganze Wut franz-sischer Angestellter und hatauch schon fr erste Erfolgegesorgt, so hat sich zum Bei-spiel der Caterpilar-Manager(ihr wisst schon Caterpillarsind die mit den Baggern undBulldozern) dazu bereit erklrtweniger Stellen zu streichen alsgeplant ob zu den 6 bekanntenBossnapping-Aktionen (u.A.

    bei Sony) noch welche hinzu-kommen und ob dieses Akti-onskonzept auch in anderenLndern Anklang ndet bleibtabzuwarten. Gerchten zu Fol-ge haben einige Manager schonschlotternde Knie. Es bleibtabzuwarten ob Schler undStudenten auf die Idee kom-men diese Aktionsform in denkommenden Bildungsprotesteaufzugreifen.

    Schultoileten gelten allge-mein hin als Orte der sozialenInteraktion und Kommunika-tion. Auf verschiedenen Nivau-Stufen werden an deren Wn-den komplexe sexualpolitischeZusammenhnge ebenso be-leuchtet wie ber differenzier-te politische Programme in-formiert. Auch das Schul- undBildungsstreik-Bndnis hatdie gesellschaftspolitische Be-deutung des Schulklos erkannt will die Klos dieser Stadt nut-zen um die Fackel der Aufkl-

    rung und des Fortschritts in dieBerliner Schlerschaft zu tra-gen. Deshalb unser Appell andie Arbeiterjugend: Verbindeteurer periodisches (grosses)Geschft mit den Streuen po-litischer Propaganda. VereintTheorie und Praxis zur dialek-tischen Einheit. Scheissen undkmpfen! Aufkleber gibts beimBndniss und der LSV. Checktwww.schulstreik-berlin.de

    Boss-Napping

  • 8/9/2019 KLASSEN_KAMPF #2

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    6 KLASSEN_KAMPF#2 schulstreik-berlin.de

    Wie oft sa mensch schonstundenlang, bei demschnsten sonnigsten Wetter, in einem viel zu war-men und stickigem Klassenraumund die Zeit wollte einfach nichtschneller vergehen? Was nach ei-nem schlechten Horrorlm klingt,ist fr Schlerinnen und Schlerjedoch bitterer Alltag. Wenn dann

    der oft langweilige Unterricht umist, gehts ab in den Park oder anden nchsten See und der Alltagrckt in weite Ferne. Doch anstattzu chilln vermiet uns ein schnel-ler Blick ins Hausaufgabenheftden Tag und unsere schlimmstenBefrchtungen erfllen sich. Sehrviel Text fllt die Seiten. Scheie!Unsinnige und noch dazu unfrei-willige Aufgaben sind zu erledigen.Es mssen Vortrge vorbereitet,

    Matheaufgaben gelst, unzhligefranzsische und englische Voka-beln auswendig gelernt und natr-lich das Buch von Thomas Manngelesen werden. Das erzeugt un-ntigen Stress und Furcht vor demnchsten Schultag, wenn man malwieder nicht alles oder nicht ganzzur Zufriedenheit des Lehrers er-ledigt hat.

    Am Ende wurde das Meiste eherhalbherzig erledigt, einfach von ei-ner Freundin oder aus dem Inter-net abgeschrieben. Fr Tests undKlausuren wird eh nur das Kurz-zeitgedchnis trainiert. Der Lern-effekt liegt bei sage und schreibeNull. Klar, das wussten wir schonimmer. Jetzt aber besttigt eineStudie der Technischen Univer-sitt Dresden unsere Annahme.Hausaufgaben zu machen hat kei-

    nen Lerneffekt und damit auchkeinen nachweisbaren Einussauf die sonstigen Schulnoten. Vielmehr ist es eine rein pdagogi-sche Manahme. Professor HansGngler (TU Dresden) sagt, dassgute Schler durch Hausaufgabennicht unbedingt besser wrden,und das schlechte Schler durch bloes wiederholen von Unter-

    richtsstoff zu Hause, den sie schon vormittags nicht verstanden ha-ben, selbigen noch lange nicht be-greifen wrden.

    Jedes Jahr werden 5 MilliardenEuro fr das ausgegeben, was unseigentlich in der Schule htte bei-gebracht werden sollen: fr Nach-hilfe. Das benachteiligt nicht nurSchler mit Eltern, die nicht soviel Kohle verdienen, da diese sichden teuren Nachhilfeunterricht

    nicht leisten knnen, sondernzeigt auch, dass die Schulen schonlange nicht mehr versuchen, indi-viduell auf Schler und ihre Prob-leme einzugehen.

    Das wirft kein gutes Bild auf dieHausaufgaben und angesichts die-ser Erkenntnisse erlangt der in derSchule so oft gebrauchte Satz: Ihrlernt frs Leben eine ganz ande-

    re Bedeutung. Wir lernen nmlichnicht was wir wollen, sondern nurdass wir die Aufgaben zu erfl-len haben, die uns gestellt wer-den. Erinnert an einen Roboter,ist aber bittere Realitt. Nach derSchule sollten wir perfekt auf denArbeitsmarkt vorbereitet sein, dieChefs wirds freuen. Ist ja klar daswir da keinen Bock haben und dieHausaufgaben lieber vergessen.

    Martin Schller

    Hausaufgaben? Hab ich vergessen

    D

    u lernst doch nicht fr dieLehrer oder deine Eltern,sondern fr dein Leben!

    Diesen Satz haben viele bestimmtschon einmal gehrt, wenn dieZensuren und die Motivation zumLernen nicht so in Ordnung waren, wie es andere von einem erwar-tet haben. Aber was ist eigentlichdran, an diesem Versprechen?

    Fr die Bildung der Menschenrichtet der Staat Schulen und Uni- versitten ein, in denen Lehrerund Professoren zumeist jungenLeuten die Inhalte verschiedens-ter Fcher beibringen sollen. Abund an entschlieen sich dannauch die Wirtschaft oder gar diekatholische und evangelischeKirche dazu fr die Bildung derMenschen zu sorgen und richtenBildungssttten ein, die nochein-mal in einzelnen Themengebie-ten etwas spezielleres Wissen vermitteln, insgesamt aber dochder Kontrolle durch den Staat un-terliegen. Man sollte sich also andieser Stelle fragen, was der Staat und auch die Wirtschaft sichvon einem Milliarden Euro teurenBildungssystem versprechen.

    Ein wesentlicher Grund, weshalbdie Bildung vom Staat in die Handgenommen wird und nicht unsselbst oder den Eltern berlassenbleibt, ist der, dass wir im Erwach-senenleben spter arbeiten gehenund unseren Alltag ohne Hilfe be-wltigen knnen sollen und ms-

    sen. Das theoretische Handwerks-zeug dafr bringt uns die Bildung.Damit soll einerseits sicher ge-stellt werden, dass es immer ge-nug Leute gibt, die ordentlichausgebildet sind um die Aufgabenin den Firmen und Betrieben er-fllen zu knnen oder zumindestsoviel Grundwissen haben, dasssie dann mit einer Weiterbildungt fr den Job sind. Andererseitssollen die Menschen aber auch inder Lage sein, dass sie ihr Lebenauerhalb des Berufs selbst regelnknnen. Wer nmlich weder lesenkann was er da fr einen Vertragunterschreibt, noch vernnftig zu-sammenrechnet ob das bisschen

    Geld, das er besitzt, auch fr alleBedrfnisse des Lebens reicht, dersteuert nicht nur geradewegs in

    den privaten Ruin, sondern hinter-lsst mit den Schulden auch einenSchaden bei anderen. Wenn derStaat fr Bildung sorgt, sorgt eralso vor allem auch erstmal dafr,dass seine Wirtschaft am funkti-onieren gehalten wird. Wir sollenalso ntzliche Arbeitskrfte sein,die sich fr den Prot des Arbeit-gebers auspressen lassen. Nichtzuletzt soll schlielich noch durchZensuren sortiert werden, wer die besserbezahlten Berufe abkriegtund wer sich besser auf ein Leben

    in permanenter Abhngigkeit zurLohnarbeit einzustellen hat.

    Hinter der Bereitstellung vonBildung steht nun allerdings nochein wenig mehr als die Zurichtungfr die wirtschaftliche Verwert-barkeit der Leute, denn dann wr-den die sich das sicher nicht allzulange gefallen lassen. Eine wesent-liche Funktion nimmt die Schuleund die Universitt auch dann ein,wenn es gilt die Grundregeln derGesellschaft von Staat und Kapi-tal zu vermitteln. Hier nmlichlernen wir, dass wir unser Lebenden gesellschaftlichen Autorittenunter zu ordnen haben. Wenn derLehrer es sagt, dann mssen wir

    eiig und diszipliniert fr dennchsten Test lernen und immerunsere Hausaufgaben machen,

    sonst gibt es schlechte Zensuren,die sich erst bei der nchsten Leis-tungskontrolle wieder ausgleichenlassen. Bei Klausuren und Ab-schlussarbeiten kommt es dann bei nicht ausreichender Leistungsogar ganz dicke und die Zensuren bereiten uns geradewegs ein Le-ben, dass nur noch mit einer Men-ge Alkohol und einer gehrigenPortion Zynismus rosig aussieht.Mit der Verpichtung schlielich,dass wir immer pnktlich zumUnterricht erscheinen mssen und

    bei Fehlens wegen Krankheit oderanderen Dingen immer eine Ent-schuldung vorzulegen haben, zeigtdas Bildungsunwesen seine tat-schliche Gestalt. Was wir mit derZeit machen, die wir 24 Stundenund 7 Tage in der Woche haben,obliegt nmlich nicht unserer Ent-scheidung, sondern in der Schu-le oder Universitt der Aufsichtdurch Lehrer und Professoren undspter der des Arbeitgebers. DasRecht auf Bildung ist also doch vielweniger ein Gefallen, der uns vonstaatlicher Seite entgegengebrachtwird, als viel mehr die Picht, dass wir uns frs sptere Leben ver-brauchbar machen und den Dau-

    erzustand der angeblich von derNatur gegebenen Konkurrenz ak-zeptieren sollen. Und weil manch

    einer auch dahinter kommt, dasses sich hier um eine ziemlicheUngeheuerlichkeit handelt, wirdauch gleich noch das politischeEinMalEins mitgeliefert. DemStaat ist nmlich sehr wohl be-wusst, dass solche Zustnde auchschnell mal dazufhren knnen,dass die Leute anfangen sich ent-weder ber die Verhltnisse in de-nen sie leben zu beschweren odereben diese soweit treiben, dass siesich wegen Leistungsdruck undGeltungssucht gegenseitig an die

    Gurgel gehen. Aus diesem Grundlsst der Staat die minder- und volljhrigen Brger allesamt F-cher wie Politikwissenschaft, Ge-schichte, Ethik und Sozialkundedurchlaufen um den von Frh anzu vermitteln, dass Probleme, diesich hier ergeben im Rahmen undmit den geltenden Gesetzen zu re-geln sind und andernfalls geahn-det werden.

    Zum Abschluss steht also fest,dass wir in der kapitalistischenGesellschaft sehr wohl fr unserLeben lernen, aber auch nur umdem Prinzip der Konkurrenz undden Interessen von Wirtschaft undStaat zu folgen. Ein schnes Leben

    ist das nicht!Bethina Meruk

    Frs Leben lernen wirDie Schule, der Staat, die Wirtschaft und der zweifelhafte Sinn des ganzen

    Mit Fahndungsplakaten wer-den nicht nur vermeintliche Al-Qaida-Terroristen gejagt. DieBerliner Polizei hlt 37 Schlerfr gefhrlich genug um nach ih-nen mit ffentlich ausgehngtenFahndungsplakaten zu suchen. Vorgeworfen wird ihnen, am12. November am bundesweitenSchulstreik und der Streikdemoin Berlin beteiligt zu haben. Beidieser Demonstration fr eineganz andere Bildungspolitik, ander sich 10.000 Schlerinnenund Schler beteiligten, kames zu eine kurzfristigen Beset-zung der Humboldt Universitt.Whrend dieser Besetzung wur-den ein paar Manager, die sichdas Audimax der Uni fr einMeeting gemietet hatten, auf-geschreckt und unzhlige Klo-papierollen durch die Gegendgeworfen.

    Leider wurde in dieses ganzenTrubel auch eine Ausstellungber jdische Unternehmen whrend der Nazizeit besch-digt. Politik, Medien und Polizeinutzten diesen bedauerlichenZwischenfall um den Schul-streik zu kriminalisieren. DerHhepunkt dieser Kriminalisie-rung sind die Fahndungsplaka-te, welche die Polizei seit Aprilaushngt. Den Abgebildeten u.a. besonders schwerem Landfrie-densbruch, gefhrlicher Krper-verletzung und Volksverhetzungunterstellt.

    Es ist wichtig sich von der Po-lizei nicht einschchtern zu las-sen. Sorgt dafr das die Fahn-

    dungsplakate in euren Schulennicht hngen. Schmeisst sie ein-fach in den Mll. Und nicht ver-gessen: Petzen sind das letzte.Denn auf den Fahndungsfotossind 37 SchlerInnen, doch ge-meint sind wir alle.

    Was fr eine Schande, auchnach mehreren Jahren des Ko-matrinkens ist die deutsche Ju-gend immer noch nicht trink-fest. Wie die DrogenbeauftragteBtzing (SPD) in ihrem Jahres- bericht feststellte, waren 200823.000 Teenager so schlecht,dass sie ins Krankenhaus ein-geliefert werden mussten. DieseLooser beschmutzen das Imageder Trinkerjugend, denn schlie-

    lich hat diese auch in 2008 wie-der neu Erfolge vorzuweisen,laut Btzing seien mehr als 20%aller Minderjhrigen einmal proMonat besoffen gewesen.

    Geradezu schockierend ist,das der Alkoholkonsum insge-samt leicht zurckgegangen ist.Da tut es doch gut zu hren, dassdie Anti-Alkohol-Kampagne derRegierung wegen Koalitions-streit wieder auf Eis liegt.

    Terroristenjagd

    Flatratesaufen

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    8 KLASSEN_KAMPF#2 schulstreik-berlin.de

    FR 15.5. Bildungsstreik International18:00 UHR :: HUMBOLDT UNIVERSITTPodiumsdiskussion mit Aktivisten aus dem Baskenland und einem Vertretervon der SchlerInneninitative Bildungsblockaden einreien! ber Bildungund Widerstand in Zeiten der Krise

    SA 16.5. Bildungsblock auf DGB-Demo11:30 UHR :: HAUPTBAHNHOFDemonstration fr eine Krisenpolitik im Sinne der Beschftigten, undArbeitslosen, SchlerInnen und RentnerInnen, Auszubildenden und Studie-renden. Es wird einen eigenen Block von SchlerInnen und Studierendengeben um unsere Forderungen nach einer kostenfreien und selbsbestimmtenBildung lautstark ausdruck zu verleihen.

    FR 22.5. Bewegung an meiner Schule18:00 UHR :: WORKSHOPWie baue ich ein Streikkommittee an meiner Schule auf und bringe meine

    Mitgefangenen dazu, sich am Bildungsstreik zu beteiligen? Welche Problemekann ich wie an meiner Schule thematisieren. Wie knnen wir an den Schu-len ffentlichkeit herstellen und warum kriegt eigentlich niemand sein Arschhoch?

    FR 29.5. HipHop-OpenAir Helmholz-Platz16:00 UHR :: HELMHOLZPLATZGegen die Schlieung von Jugendclubs und Sozialeinrichtungen in Pankow.Bands: Pillskills, Damion Davis [SpokenView], Schlagzeiln [Pgasuz Base-ment], V-Mann [SpokenView], Jenz Steiner [Der King vom P-Berg], ZlotyPippen & Derik [Jonni Botten]Auerdem: Kiezlotto, Redebeitrge, Writerperformance

    FR 29.5. Amoklufe an Schulen18:00 UHR :: VORTRAG & DISKUSSIONVortrag von Prof.Dr. Freerk Huisken ber die Ursachen von Amoklufen imgesamtgesellschaftlichen Kontext. Wir wollen der Frage nachgehen warumjunge Menschen Amoklaufen und warum es in der ffentlichkeit so eineerrgete Debatte darber gibt.

    DO 4.6. TU-Sommerfest16:00 UHR ;: TECHNISCHE UNIVERSITT SDCAMPUSKonzert auf der Wiese hinter dem Chemie-Gebude. U.a. mit Hans der Klein-grtner und Gauner.

    FR 5.6. Schule & Kapitalismus18:00 UHR :: DISKUSSIONS-VERANSTALTUNGWarum der Staat ein interesse daran hat das wir in den genu von Bildungkommen und was die kapitalistische Wirtschaft damit zu tun hat, wollen wirauf dieser Veranstaltung nher beleuchten.

    SA 6.6. In 24h zum perfekten Bildungssystem

    11:00 UHR :: SPORTJUGENDZENTRUM LYCHIWir schlieen uns von Samstag 11 Uhr bis Sonntag 11 Uhr fr 24 Stundenim Sportjugendzentrum Lychi ein, um unsere Vorstellungen vom perfektenBildungssystem weiterzuentwickeln. (Lychener Strae 75)

    FR 12.6. Was tun bei Repression?18:00 UHR :: WORKSHOPWelche Rechte haben SchlerInnen, die ihre Schule bestreiken wollen, wel-che Rechte haben Demonstrierende? Worauf ist zu achten, was kann schief-gehen, wenn Schulleitungen oder die Polizei sich Streikenden in den Wegstellen?

    FR 12.6. VOSIFA-Festival18:00 UHR :: MAXIM :: OPENAIRFestival von SchlerInnen fr alle. www.vosifa.de und www.im-maxim.de

    SA 13.6. VOSIFA-Fetival - 2.TagNoch mehr Festival

    SA 13.6. Aktionstraining und Party18:00 UHR :: MAUERPARKDas grosse Bildungsstreik2009 Terror-Camp im Mauerpark. Erst trainie-ren wir Aktionsformen um uns auf den bevorstehenden Bildungsstreik vorzu-bereiten, dann feiern wir eine wilde Party. Bringt Decken, Essen, Trinken(!),Sonnebrillen, Soundsystems, Transparente, Dosen und jede Menge Ideenmit.

    DI 16.6. Park statt Schule!14:00 UHR :: MAUERPARKIm Sommer sind Parks irgendwie tausendmal attraktiver als Schulen. Darumsetzen wir uns lieber in den Mauerpark. Mit Vortrgen, Diskussion, PoetrySlam, Musik. Bringt alles mit was fr einen netten Tag im Park von nutzensein kann.

    MI 17.6. BILDUNGSSTREIK - GRO-DEMO!11:00 UHR :: SENATSVERWALTUNG FR BILDUNGAn diesem Tag werden sich tausende SchlerInnen und Studierende in derBerliner Innenstadt versammeln um ihren Unmut ber das Bildungssystemlautstark kundzutun. An diesem Tag heisst es nicht in die Schule sondern aufdie Strasse! Verbreitet den Termin an eurer Schule. Malt Transparente, denkteuch Aktionen aus

    DO 18.6. Tag des zivilen Ungehorsams

    BERALL! ZU JEDER ZEIT!An diesem Tag wollen wir mit mitteln des zivilen Ungehorsams auf unserAnliegen aufmerksam zu machen. Den manchmal kann es ntzlich sein dieTegeln zu brechen um sich gehr zu verschaffen, wenn niemand zuhrenwill. Denkt euch selber was aus. Bockiert, Streikt und Besetzt. Seit laut undunberechebar!

    FR 19.6. Das war der Bildungsstreik18 UHR :: WORKSHOPWir wollen uns zusammensetzen um uns ber die Erfahrungen die wir beiBildungsstreik2009 gemacht haben auszustauschen. Ausserdem wollen wirdie Ereignisse auswerten und uns bei einem netten Getrnk die Videos derDemos uns Aktionen angucken. Kommt vorbei...

    SA 20.6. Besetzung des Flughafen TempelhofsORT UND ZEIT WERDEN NOCH BEKANNT GEGEBENImmer grssere Teile der Innenstadt werden privatisiert und aufpoliert. Die

    Mieten steigen und Leute mit weniger Kohle mssen wegziehen. ffentlichePltze wo sich Jugendliche treffen knnen ohne Geld ausgeben zu mssen,werden immer seltener oder stark von der Polizei berwacht wie am Alexan-derplatz. Wir wollen an diesem Tag den stillgelegten Flughafen Tempelhofals neue Freiche fr unser Ideen und Utopien erobern.

    FR 26.6. Bildung ohne Hierarchien18:00 UHR :: VILLA FREUNDSCHAFTWie kann ein Bildungssystem ohne Hierarchien aussehen, in dem Autorittnicht aus formaler Macht, sondern aus der tatschlichen Qualikation desLehrenden entsteht?

    SOMMER! SONNE! WIDERSTAND!Theorie und Praxis fr einen heissen Sommer der Revolte...

    BILDET EUCH! BILDET ANDERE! BILDET BANDEN!Wenn ihr in eurer Schule oder eurem Umfeld aktiv werden wollt, um auf den Bildungsstreik 2009 und den Kampf fr eine

    kostenfreie und selbstbestimmte Bildung aufmerksam zu machen, meldet euch bei dem SchlerInitative Bildungsblockaden einreienoder dem Bndniss Schulaction. Neben dieser Zeitung gibt es Plakate, Aufkleber, Flugbltter, Flyer und anderes Mobilisierungmateri-al. Macht der Termin des Schulstreik berall bekannt. Organisiert euch in eurer Schule zusammen mit Freunden und verteilt Flugblt-ter und Plakate. Haltet Schlerversammlungen ab und informiert ber die Ziele des Schulstreiks. Versucht zusammen mit FreundenSchulstreikkomitees aufzubauen, die sich regelmig treffen und den Streik vorzubereiten.

    Mehr Infos findest du unter www.schulstreik-berlin.de und www.schulaction.org


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