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K.J. Moll, ,Winterthur Anatomische Tafeln. Verlaufsbeschreibungen von Nerven und Gefäßen (1996)...

Date post: 18-Sep-2016
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Bucbbesprecbung K. J. Moll: Winterthur Anatomische Tafeln. Verlaufsbeschrei· bungen von Nerven und Geflillen. Gustav Fischer, Stuttgart 1996. 6 Farbplakate mit Bedienungsanleitung und Sachver- zeichnis. DM 29,80. ISBN 3-437-41100-4 Eine Studierthilfe der besonderen Art hat Moll mit der Heraus- gabe dieses sechsteiligen Tafelwerkes tiber die menschlichen Lei- tungsbahnen geliefert. Nicht identisch mit den wohlbekannten "Weber Tafeln" und "Lippert Tafeln", aber mit ihnen vergleich- bar, reiht sich diese Darstellungsart in die Folge der groBforma- tigen graphischen Drucke der Leitungsbahnen ein. Eine Neuerung der vorliegenden "Moll Tafeln" ist die Zusam- menstellung von topographischen, klinischen und grundlegenden anatomischen Informationen. Besonderes Gewicht wurde auf den topographischen Teil gelegt. Auf sechs Tafeln mit den Schwerpunkten: Hirnnerven, Spinalnerven, vegetative Nerven, Arterien, Venen und Lymphbahnen wurden die Leitungsbahnen verteilt. Jedes Farbplakat ist in etwa 100 x 70 cm groB und damit entsprechend unhandlich. Die erste Tafel gibt die Verlaufsbeschreibung aller Hirnner- ven wieder. Dies wurde geschickt umgesetzt, da intra- und extra- kranielle Verliiufe tibersichtlich voneinander getrennt wurden. Der intrakranielle Teil wurde bis zu den primiiren sensorischen und motorischen Arealen beschrieben. Leider sind nicht aIle Umschaltstellen in den Kerngebieten als soIche mit einem Um- schaltsymbol ausgezeichnet worden, stattdessen finden sich an den entsprechenden Stellen nur schwarze Kreise. Das Ganglion trigeminale lieBe sich eindeutiger abbilden, indem Afferenzen und Efferenzen pseudounipolarer sensibler Neurone in die ent- sprechenden drei Haupteingiinge eingezeichnet werden und die motorische Umschaltung im Nc. motorius n. trigeminalis korrekt symbolisiert wird. Gerade das Fehlen soIcher Informationen kann zu falschen Vorstellungen tiber funktionelle Zusammen- hange ftihren. Die Kreuzungen zur Gegenseite sind zwar be- schrieben, aber nicht explizit eingezeichnet. Auch dies wiirde zum besseren Verstiindnis beitragen. Der Farbdruck Mtte besser ausgenutzt werden konnen, insofern die Leitungsqualitiiten (sensibel, motorisch, sympathisch, parasympathisch) der Bahnen und deren Ziele farblich unterschieden werden konnten. Dies gilt auch flir die Tafeln tiber die Spinalnerven und das vegetative Nervensystem. Auch ein in der einschliigigen anatomischen Lehrbuchliteratur nicht immer anzutreffender Nerv ist in der er- sten Tafel zu finden: der N. vomeronasalis und das zugehorige Organum vomeronasale. Die 1920 erstmals von Broman dem sog. Organon vomero-nasale Jacobsoni zugeschriebene Funktion als Wassergeruchsorgan ist allerdings seit langem nicht mehr gtiltig. Die Tafel 4 stellt die Topographie des arteriellen Systems dar. Gut gelungen sind die vergroBerten Versorgungsgebiete Rticken- mark, Herz und Bauchorgane. Die intrakraniellen GefaBverlaufe und Versorgungsgebiete sind sehr genau graphisch aufgearbeitet worden und finden sich in dieser ubersichtlichen Art in kaum ei- nem Lehrbuch. Das gleiche gilt auch flir das venose System. Die Aufteilung auf der Tafel ist im wesentlichen die gleiche wie beim arteriellen System. Die Farbe der Leitungsbahnen des Lymphsy- stem ist rot. Warum die Arterien und Venen in der gleichen Farbe und nicht etwa die Arterien rot, die Venen blau und das Lymphsystem gelb gedruckt wurden, bleibt unklar. Die Vertei- lung der Lymphknoten und -bahnen ist im Wesentlichen die glei- che wie .bei den Arterien und Venen, was die Orientierung erleichert. Auch hier werden die Lagebeziehungen besonders be- rUcksichtigt und die AbfluBwege eindeutig wiedergegeben. Technisch gut gemacht ist die kartographische Orientierung mit einem entsprechenden Stichwortverzeichnis. Bei einem Vergleich der Tafeln von Moll, Lippert und Weber Wit auf, daB die letzteren beiden lesbarer sind, da die anatomi- schen Bezeichnungen in geordneten Foigen unter oder nebenein- ander gedruckt sind. Auch dies konnte in einer lohnenswerten Neuauflage des vorliegenden Tafelwerkes berticksichtigt werden. Die graphische Beschreibung der Verlaufsbahnen von GefaBen und Nerven ist allen Studenten zu empfehlen, die sich anatomi- sches Wissen visuell leichter aneignen konnen als durch ausfiihr- liche Beschreibungen in den topographischen Abschnitten der ublichen Lehrbucher. Auch konnen die Tafeln als eine sinnvolle Ergiinzung zum Lehrbuch angesehen werden. Oliver Schmitt, Lubeck 534
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Page 1: K.J. Moll, ,Winterthur Anatomische Tafeln. Verlaufsbeschreibungen von Nerven und Gefäßen (1996) Gustav Fischer,Stuttgart 3-437-41100-4 6 Farbplakate mit Bedienungsanleitung und Sachverzeichnis.

Bucbbesprecbung

K. J. Moll: Winterthur Anatomische Tafeln. Verlaufsbeschrei· bungen von Nerven und Geflillen. Gustav Fischer, Stuttgart 1996. 6 Farbplakate mit Bedienungsanleitung und Sachver­zeichnis. DM 29,80. ISBN 3-437-41100-4

Eine Studierthilfe der besonderen Art hat Moll mit der Heraus­gabe dieses sechsteiligen Tafelwerkes tiber die menschlichen Lei­tungsbahnen geliefert. Nicht identisch mit den wohlbekannten "Weber Tafeln" und "Lippert Tafeln", aber mit ihnen vergleich­bar, reiht sich diese Darstellungsart in die Folge der groBforma­tigen graphischen Drucke der Leitungsbahnen ein.

Eine Neuerung der vorliegenden "Moll Tafeln" ist die Zusam­menstellung von topographischen, klinischen und grundlegenden anatomischen Informationen. Besonderes Gewicht wurde auf den topographischen Teil gelegt. Auf sechs Tafeln mit den Schwerpunkten: Hirnnerven, Spinalnerven, vegetative Nerven, Arterien, Venen und Lymphbahnen wurden die Leitungsbahnen verteilt. Jedes Farbplakat ist in etwa 100 x 70 cm groB und damit entsprechend unhandlich.

Die erste Tafel gibt die Verlaufsbeschreibung aller Hirnner­ven wieder. Dies wurde geschickt umgesetzt, da intra- und extra­kranielle Verliiufe tibersichtlich voneinander getrennt wurden. Der intrakranielle Teil wurde bis zu den primiiren sensorischen und motorischen Arealen beschrieben. Leider sind nicht aIle Umschaltstellen in den Kerngebieten als soIche mit einem Um­schaltsymbol ausgezeichnet worden, stattdessen finden sich an den entsprechenden Stellen nur schwarze Kreise. Das Ganglion trigeminale lieBe sich eindeutiger abbilden, indem Afferenzen und Efferenzen pseudounipolarer sensibler Neurone in die ent­sprechenden drei Haupteingiinge eingezeichnet werden und die motorische Umschaltung im Nc. motorius n. trigeminalis korrekt symbolisiert wird. Gerade das Fehlen soIcher Informationen kann zu falschen Vorstellungen tiber funktionelle Zusammen­hange ftihren. Die Kreuzungen zur Gegenseite sind zwar be­schrieben, aber nicht explizit eingezeichnet. Auch dies wiirde zum besseren Verstiindnis beitragen. Der Farbdruck Mtte besser ausgenutzt werden konnen, insofern die Leitungsqualitiiten (sensibel, motorisch, sympathisch, parasympathisch) der Bahnen und deren Ziele farblich unterschieden werden konnten. Dies

gilt auch flir die Tafeln tiber die Spinalnerven und das vegetative Nervensystem. Auch ein in der einschliigigen anatomischen Lehrbuchliteratur nicht immer anzutreffender Nerv ist in der er­sten Tafel zu finden: der N. vomeronasalis und das zugehorige Organum vomeronasale. Die 1920 erstmals von Broman dem sog. Organon vomero-nasale Jacobsoni zugeschriebene Funktion als Wassergeruchsorgan ist allerdings seit langem nicht mehr gtiltig.

Die Tafel 4 stellt die Topographie des arteriellen Systems dar. Gut gelungen sind die vergroBerten Versorgungsgebiete Rticken­mark, Herz und Bauchorgane. Die intrakraniellen GefaBverlaufe und Versorgungsgebiete sind sehr genau graphisch aufgearbeitet worden und finden sich in dieser ubersichtlichen Art in kaum ei­nem Lehrbuch. Das gleiche gilt auch flir das venose System. Die Aufteilung auf der Tafel ist im wesentlichen die gleiche wie beim arteriellen System. Die Farbe der Leitungsbahnen des Lymphsy­stem ist rot. Warum die Arterien und Venen in der gleichen Farbe und nicht etwa die Arterien rot, die Venen blau und das Lymphsystem gelb gedruckt wurden, bleibt unklar. Die Vertei­lung der Lymphknoten und -bahnen ist im Wesentlichen die glei­che wie . bei den Arterien und Venen, was die Orientierung erleichert. Auch hier werden die Lagebeziehungen besonders be­rUcksichtigt und die AbfluBwege eindeutig wiedergegeben.

Technisch gut gemacht ist die kartographische Orientierung mit einem entsprechenden Stichwortverzeichnis.

Bei einem Vergleich der Tafeln von Moll, Lippert und Weber Wit auf, daB die letzteren beiden lesbarer sind, da die anatomi­schen Bezeichnungen in geordneten Foigen unter oder nebenein­ander gedruckt sind. Auch dies konnte in einer lohnenswerten Neuauflage des vorliegenden Tafelwerkes berticksichtigt werden. Die graphische Beschreibung der Verlaufsbahnen von GefaBen und Nerven ist allen Studenten zu empfehlen, die sich anatomi­sches Wissen visuell leichter aneignen konnen als durch ausfiihr­liche Beschreibungen in den topographischen Abschnitten der ublichen Lehrbucher. Auch konnen die Tafeln als eine sinnvolle Ergiinzung zum Lehrbuch angesehen werden.

Oliver Schmitt, Lubeck

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