Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Historischer Hintergrund ................................................................................................ 1
2 Waffenarten ....................................................................................................................... 22.1 Stangenwaffen .......................................................................................................... 2
2.1.1 Lanze / Speer ...................................................................................................2
2.2 Hiebwaffen/ Stichwaffen ......................................................................................... 4
2.2.1 Keule/Streitkolben ..........................................................................................4
2.2.2 Axt ....................................................................................................................6
2.2.3 Sax/Messer ......................................................................................................7
2.2.4 Schwert ..........................................................................................................10
3 Contingentscomment ..................................................................................................... 14
4 Anhang .............................................................................................................................. 16
4.1 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 17
4.2 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 17
1 Historischer Hintergrund 1
1 Historischer Hintergrund
Die Waffen im 11. Jahrhundert unterschieden sich zum Teil gravierend von den
vorangegangenen sowie kommenden Jahrhunderten, ebenso wie in ihren kulturellen
Prägungen. In diesem Kitguide gehe ich deshalb auf die der Salischen Kerngebiete ein,
wobei ich aber, soweit möglich, die Besonderheiten im Grenzgebiet des Reiches mit
berücksichtigen werde. So unterscheiden sich zum Beispiel die Kampfweisen der Salier
durch Einsatz von Reiterei wesentlich von denen der Angelsachsen oder Skandinavier.
Die Bewaffnung der Miles war im Wesentlichen im Fußfolk vorhanden, aber bereits
unter Otto dem Großen etablierte sich ein gut gerüstetes Panzerreiterheer so wird hier
nicht zwischen Reiterei und Infanterie getrennt. Im Speziellen soll hier auf die
Waffentypen eingegangen werden.
Da die Grabsittenbeigabe im Salischen Kerngebiet praktisch nicht mehr vorhanden war,
muss hier auf einer entsprechend geringen Fundlage basierend gearbeitet werden.
Deshalb wird auch öfter auf ikonografisches Material zurückgegriffen. Anders verhält es
sich in den Grenzgebieten, in denen zum Teil noch Grabbeigaben vorhanden sind. Hier
kann man Entwicklungen von einzelnen Waffentypen noch verfolgen und daraus
Rückschlüsse auf das Kerngebiet ziehen. Andrerseits gab es Exporte von Waffen bzw.
Halbzeugen über die Landesgrenzen hinaus, die dann wiederum dem kulturtypischen
Geschmack angepasst wurden.
Dieser Leitfaden soll zur Orientierung dienen und dabei helfen, wesentliche Fehler bei der
Ausstattung zu vermeiden. Bei den im Leitfaden beschriebenen Waffen handelt es sich
um scharfe Waffen. Die im Reenactment zum Kämpfen eingesetzten Waffen sollten
diesen im Aussehen nahe kommen, müssen aber den Sicherheitsvorschriften entsprechen
und können daher natürlich nur ein Kompromiss zur historischem Darstellung sein.
Für Rückfragen zum Thema stehe ich gerne zur Verfügung. Ich freue mich auch über
Nachrichten und neuen Informationen, wie z. B. neue Untersuchungen oder Funde. Bitte
PN an „Gerald der Uhl zu Wilhaim.“ .
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2 Waffenarten 2
2 Waffenarten
2.1 Stangenwaffen
2.1.1 Lanze/Speer
Den Unterschied in der Benennung zwischen Lanze und Speer könnte man bei der
Verwendung als Stich- bzw. Wurfwaffe machen. Da prinzipiell beide Gebrauchsarten bei
ein und derselben Waffe möglich waren und man an den Spitzen kaum Unterschiede
festmachen kann, gehe ich im Sprachgebrauch ausschließlich auf die Lanze ein.
Die Lanze ist sicher die am häufigsten verbreitete Waffe im betrachteten Zeitraum. Bis
zum 12. Jahrhundert sind Lanzenspitzen die häufigsten Funde unter den Waffen. Auch in
den ikonografischen Darstellungen sind Lanzen die am häufigsten abgebildeten Waffen.
Das mag zum einen daran liegen, dass sie einfach herstellbar waren, als auch daran, dass
man mit der Lanze eine vielseitig einsetzbare Waffe zur Verfügung hatte.
Durch Funde von sehr aufwändig gemachten Klingen kann man andererseits auch ein
gewisses Statussymbol in der Lanze erkennen.
Bereits in der Karolingerzeit trat im Kerngebiet die Flügellanze in Erscheinung, die in
ihrer Verbreitung bis ins 11.Jahrhundert die am meisten benutzte Spitzenform war. Aus
einer Blattform entwickelten sich alle möglichen Klingenformen, bis hin zu schlanken bis
zu 50 cm langen Spitzen. Typischerweise sind die Flügel aber noch sehr schmal gehalten.
Abbildung 2.1: Lanzenspitzen
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2 Waffenarten 3
Neben dieser Form gab es auch noch die Spitzen ohne Flügel. In den Grenzgebieten treten
noch einige sehr schmale Formen auf die bereits an die späteren panzerbrechenden
Waffen erinnern. Sie sind aber Einzelfunde und treten auch ikonografisch nicht in
Erscheinung.
Abbildung 2.2: Weitere Lanzenspitze
Die Schäfte sind meist aus Esche oder auch Haselnuss. Andere heimische Hölzer mit
hoher Zähigkeit und Festigkeit sind ebenso gut einzusetzen. Von kurzfaserigen
Holzsorten wie Eiche oder weichen wie Kiefer sollte man eher absehen.
Da in Bodenfunden keine Schäfte komplett erhalten blieben, muss man sich bei den
Schaftlängen an den zeitgenössischen Darstellungen orientieren. Hier erkennt man alle
Längen die zwischen „mannshoch“ und „etwas über den gestreckten Arm hinaus“ sind.
Das bedeutet eine Gesamtlänge zwischen 150 cm und max. 280 cm. Eine Länge von ca.
240 cm tritt in den Darstellungen am häufigsten auf.
Die Praxis zeigt, dass diese Längen auch analog zu den gezeigten Führungsweisen über
den Kopf oder mit zwei Armen haltend hantierbar sind. Interessant ist hier auch die
Führungsweise des umgehängten Schildes, der zusätzlich mit dem Arm geführt wird.
Abbildung 2.3 und Abbildung 2.4: Lanzen im Einsatz
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2.2 Hiebwaffen/Stichwaffen
2.2.1 Keule/Streitkolben
Die Keule ist ein seit Urzeiten vom Menschen zum Kampf benutzter Gegenstand. Sie
kann sowohl eine improvisierte, zum Beispiel aus abgebrochenen Ästen, als auch von
Menschenhand geformte Waffe sein. In einem professionellen Heer wurden zumindest
bei geplanten Kampfhandlungen kaum improvisierte Keulen verwendet. Hier wurde auf
effektivere Gerätschaften mit hoher Wirkung zurückgegriffen.
Der Streitkolben ist eine so optimierte Form der Keule. In der Epoche des Contingentes
sind zwei Arten des Streitkolbens, auch Bacculum oder Matzurkion genannt, bekannt.
Eine Variante mit Metallkopf und eine komplett aus Holz.
Abbildung 2.5: Streitkolben auf dem Teppich von Bayeux
Abbildungen auf dem Teppich von Bayeux lassen auf den Einsatz im westlichen Europa
schließen, auch wenn aus dieser Region bisher keine Funde bekannt sind. Funde dieser
Waffen z. B. aus Russland lassen auf das Aussehen schließen.
Die Kolben konnten aus Bronze oder Eisen sein und unterschiedlichste Formen von
geriffelt, genoppt über mandarinenartig bis mehrfach geflügelt haben.
Der Einsatz der Streitkolben im Contingent ist auf die Offiziersränge beschränkt, die mit
den Bacculi die Schlacht lenken.
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Abbildung 2.6: Streitkolben in verschiedenen Ausführungen
Mann kann, wie auf dem Teppich von Bayeux dargestellt, sich auch mit improvisierten
Keulen wie in diesem Falle, zwei Spaten, schlagen.
Abbildung 2.7: „Keulenkampf“ auf dem Teppich von Bayeux
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2.2.2 Axt
Die Axt gehört zu den Werkzeugen, die ebenso in Kämpfen benutzt wurden und sogar
eine eigene Weiterentwicklung als Waffe durchliefen.
Die funktionellen Werkzeugformen der Äxte haben sich auf der ganzen Welt
offensichtlich ähnlich entwickelt. Dagegen gibt es bei der Waffenentwicklung einige dem
ethnischen Kontext entsprechend spezielle Eigenheiten. Auf eindeutig als Werkzeug
eingesetzte Formen wie Doppelbartbeile oder auch Beschlagäxte möchte ich hier nicht
genauer eingehen.
Als klar für den Waffeneinsatz geeignete Formen können Spalt- und Bartäxte angesehen
werden. Verschiedenste Formen von Bartäxten (Abbildung 2.8a bis c) waren auch im
westlichen Europa gängig und wurden nicht nur kurzstielig, sondern aufgrund Ihrer
Eignung als Fälläxte auch langstielig verwendet.
Abbildung 2.8: Axtblätter aus den Eisenfunden von Haithabu
Auch die diversen Formen der Arbeits-/Spaltäxte sind durchaus für Kampfzwecke
einsetzbar (Abbildung 2.8d).
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Eine spezielle Form der V-förmigen Arbeitsäxte stellt die so genannte Dänenaxt dar. Diese
Axt zeichnet sich durch ein stark geschwungenes Blatt in einer stark aufgekeilten V-Form
aus.
Abbildung 2.9: Dänenaxt
Auf dem Teppich von Bayeux ist diese langstielige Axt sowohl auf angelsächsischer als
auch auf normannischer Seite zu sehen, wobei sie scheinbar nur von den angelsächsischen
Houscarl im Kampf eingesetzt wurde.
Abbildung 2.10: Dänenaxte auf dem Teppich von Bayeux
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Eine Vielzahl von Axtfunden im Grenzbereich des Kerngebietes, die den Waffen
zugeordnet werden, lässt darauf schließen, dass der Einsatz im Kampf auch den Miles
vom Kontinent vertraut war. Überwiegend wurden diese Funde bisher im Kontext
anderen Völkergruppen und nicht den Franken, Flamen oder Normannen im 11
Jahrhundert zugeordnet.
Vielleicht findet man deshalb bei Darstellungen aus dem zeitlich betrachteten Raum
praktisch keine im Kampf genutzten Äxte im westlichen Europa.
2.2.3 Sax/Messer
Das Sax ist im angelsächsischen und nordischen Kontext bis ins 12. Jahrhundert zu
finden. So zu sehen auf dem Teppich von Bayeux: Die Getreuen von Harold ziehen das
Sax / Messer. Harold selbst hält es bereits in der Hand.
Dagegen verschwinden die Funde im westlichen Europa scheinbar ganz. Anders als bei
der Axt kann zunächst nicht eindeutig davon ausgegangen werden, dass auch auf
normannisch-franko-flämischer Seite das Sax in Gebrauch war.
Durch die Streufunde von Köln, Sulzbach bzw. den Funden in Haus Meer und anderen
kann sichergestellt werden, dass Messer mit Klingenlängen von bis zu 35 cm sogar bis ins
12. Jahrhundert durchaus in Gebrauch waren. Eine Arbeit von G. F. W. Holtman
beschreibt unter anderem ca. 1300 Messer im Zeitraum zwischen 8. und 11. Jahrhundert,
davon über 400 Messer die ins 11. Jahrhundert datiert werden können.
Das typische Messer des 11. Jahrhunderts ist das Griffangelmesser mit geradem Rücken
und hochgezogener Schneide. In deutlich geringerem Prozentsatz kommen Messer mit
gerader Schneide und abfallendem Rücken, sowie Messer mit hochgezogener Schneide
und abfallenden Rücken vor. Aber auch die Sonderform mit Entenschnabel ist im 11.
Jahrhundert ausreichend nachgewiesen.
Die durchschnittliche Klingenlänge beträgt 9 cm, der Maximalwert, der noch als Messer
angesprochen wird, 24 cm.
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Abbildung 2.11: Messer
Speziell diese langen Messer des 10. und 11. Jahrhunderts unterschieden sich in ihrer
Form deutlich von den schweren Breitsaxen. In Formgebung und Maßen könnten diese
Messer aber durchaus als Schmal- und Langsax angesprochen werden. Die Typologie
entspricht unter anderem den Funden im Gräberfeld von Altheim speziell aus dem 6. / 7.
Jahrhundert.
Ebenso sieht man auf Darstellungen im westlichen Europa bis ins späte 11. Jahrhundert
immer wieder Abbildungen bei denen zivil gekleidete Personen ein Messer mit langer
Klinge in der Hand halten. So zum Beispiel Abraham bei der Opferung seines Sohnes auf
dem Fresko in der Kirche von St. Angelo in Rom.
Abbildung 2.12: Langes Messer auf dem Fresko St. Angelo
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Da auf ikonischen Darstellungen allerdings keine Scheiden zu erkennen sind, muss davon
ausgegangen werden, dass die langen Messer an der Körperrückseite mit sich geführt
wurden. Ob sie nur an einem oder mehreren Aufhängepunkten fixiert waren, muss der
eigenen Interpretation überlassen werden. Bei langen Messern ist eher eine hängende
Scheide zu erwarten, da man auf Darstellungen niemals Griffe oder Spitzen hinter den
Personen herausragen sieht. Eine Trageweise vor dem Körper kann ausgeschlossen
werden.
Bei schwer gerüsteten Miles ist bei Kämpfen nach der Lanze immer das Schwert im
Einsatz, sodass hier vermutet werden kann, dass lange Messer eher nicht am Mann
getragen wurden. Man muss annehmen, dass speziell lange Messer Waffen oder auch
Gebrauchsgegenstände für das normale Leben waren und nicht speziell zum gerüsteten
Kampf eingesetzt wurden. Hier wurde auf speziell zum Kampf entwickelte Waffen
gesetzt. Ähnlich wie heute sollten wir bei Messern eher von Multifunktionswerkzeugen
ausgehen. Das Sax als Hauptwaffe wurde vollständig vom Schwert verdrängt.
Zur Verteidigung im ungerüsteten Zustand, wie bei Harold, war das lange Messer
durchaus im Einsatz, und ist es denkbar, dass es als Beiwaffe für leichte Infanterie oder
Bogenschützen eingesetzt wurde. Natürlich ist auch der Einsatz normaler Messer
denkbar, wie im Evangeliar Otto III von Petrus gezeigt, der statt des Schwertes ein Messer
gezogen hat.
Abbildung 2.13: Einsatz eines Messers im Evangeliar Otto III
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2.2.4 Schwert
Das Schwert, Inbegriff des Rittertums, wurde im Gegensatz zur verklärten modernen
Betrachtungsweise eher als Zweitwaffe genutzt. Die Hauptwaffe des Miles war definitiv
die Lanze. Auch im Linienkampf wurde das Schwert eher als Schutzwaffe gebraucht.
Speziell die Klingenform und die Gefäßformen waren starken regionalen und
technologischen Entwicklungen unterworfen. Dadurch ist es möglich, Schwerterarten in
eine Typologie für das 11. Jahrhundert einzuordnen. Hier möchte ich auf der Basis von
Alfred Geibig die Klassifizierung vornehmen, da er sich speziell mit dem Bereich
Deutschland/Mitteleuropa beschäftigt. So fallen in den hier betrachteten Zeitraum die
Klingentypen 2-7, bevorzugt 4-6.
Abbildung 2.14: Klingenformen Schwerter
Diese Klingen können wiederum mit verschiedenen Schwertgefäßen in Kombination
gebracht werden. Als klar am leichtesten zu zu ordnen sind hier die Knäufe aufgezeigt.
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Abbildung 2.15: Knaufformen
Prinzipiell treten die Typen 5, 11, 12, 13 v. l., 15, 16 v. l., im 11. Jahrhundert auf, gegen
Mitte bis zum Ende des Jahrhunderts tauchen weitere Formen wie 14, 17v. l., 18, 19 auf.
Auch ist es möglich, dass noch ältere Formen in Gebrauch waren, die eigentlich aus der
Zeit 8. bis 10. Jahrhundert stammen wie 1, 2, 3, 4, 6, 8, 10. Diese Knäufe treten nur mit der
Klingenform 2 auf.
Eine Sonderform des Knaufs ist der Scheiben- oder Radknauf. Die früheste Datierung
dieser Knaufart wurde durch Oakeshott für ein einzelnes Schwert aus England mit 1050
bis 1120 angegeben. Ein weiteres Schwert mit Scheibenknauf aus dem angelsächsisch- /
normannischen Raum ist mit 1072 datiert, wobei eine spätere Montur des Gefäßes nicht
ausgeschlossen werden kann. Überwiegend kommen Radknaufschwerter erst ab dem 12
Jahrhundert vor.
Ich möchte im Folgenden einige Kombinationen aufzeigen die im Fundgut des westliche
Europas, genauer im Kerngebiet des ottonisch / salischen Reiches gefunden wurden.
Zeitraum/Jahrhundert Klingentyp GefäßeMitte 8. bis Mitte 10. 2 1,2,3,4,5,6,8,10,12,13v.l.Spätes 8. bis Mitte/Ende 10. 3 5, 11, 12, 13v.I, 15, 16v.IMitte 10. bis Mitte 11. 4 12, 15Mitte 10. bis Mitte/Ende 11. 5 12, 15, 17v.I, 18Mitte 11. bis Mitte 12. 6 14, 15, 16v.I, 17v.I, 19Ende 11. bis Mitte 12. 7 16v.I, 16v.II, 17v.I
Tabelle 2.1: Korrelation Zeitraum-Klinge-Gefäß Schwerter
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Prinzipiell sind für einen Miles des 11.Jahrhunderts die Klingentypen 3 bis 5 geeignet,
wobei die Klingentype 5 am besten in den dargestellten Zeitraum passt. Die Typen 6 und
7 sollten möglichst nur von höhergestellten Persönlichkeiten getragen werden, da sie die
neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Rüstungsindustrie darstellen.
Abbildung 2.16: Zwei Fundschwerter
Die Klingenlängelänge beträgt bei Typ 2 / 3 zwischen 74 und 83 cm, bei Klingen Typ 4 bis
max. 76 cm und bei Typ 5 / 6 / 7 zwischen 85 und 91 cm. Die Hohlkehle reicht lediglich
bei Typ 2 fast bis zur Schwertspitze.
Die beste Wahl bei den Knauftypen sind der „Pilzknauf“ 12, der bereits im 8. Jahrhundert
auftaucht und der „Paranussknauf“ 15, der sich ab Mitte des 10. Jahrhunderts verbreitet.
Die Gewichte von Funden bewegen sich zwischen 800 und 1300 g. Die Parierstange
anfangs noch kurz und gedrungen, verlängert sich ab Mitte des 10. Jahrhunderts zu einer
langen, geraden (manchmal auch leicht zur Klinge gebogenen) und spitzen Form.
Schwertscheiden
Die Schwerter wurden in hölzernen Scheiden getragen, die einen komplexen Aufbau
hatten. Die innerste Schicht bestand aus Fell (12 Funde) oder auch Textil (8 Funde) um die
Klinge zu fetten oder auch am Herausrutschen zu hindern. Das Fell war mit Strich nach
unten in zwei hölzerne Schalen befestigt, die entweder nur aufeinander gelegt oder
eventuell miteinander verleimt waren. Die beiden Schalen waren wiederum durch eine
Wicklung aus Textilen (Fund Cleverns, Fund Stiens NL) oder mit Leder aufeinander
fixiert. Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit mit Leder, als Überzug, in einem Stück die
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Scheide beziehen (Fund Danzig). Dazu muss das Leder dann vernäht werden. Vereinzelt
wurden Ortbänder von Schwertscheiden, bevorzugt im bayrischen Raum gefunden.
Abbildung 2.17: Ortband
Wehrgehänge
Aus dem Zeitraum wurde praktisch kein Wehrgehänge geborgen. Durch ikonografische
Darstellungen kann man aber auf mehrere Variationen schließen.
Abbildung 2.18: Wehrgehänge auf dem Teppich
von Bayeux
Abbildung 2.19: Wehrgehänge im
Sacramentar Kaiser Heinrich II
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2 Waffenarten 15
An den gefundenen Schwertscheiden konnten keine metallischen Fixierungen gefunden
werden, was auf ein Befestigungsprinzip wie bei hochmittelalterlichen Schwertgurten
schließen lässt. Nur waren die Verschnürungen noch nicht in dieser Komplexität
vorhanden was uns wiederum die Darstellungen zeigen.
Geschlossen wurde das Wehrgehänge entweder mit einer einfachen Gürtelschließe, oder
es wurde geknotet.
Abbildung 2.20: Rekonstruktion einer Schwertscheide mit Ortband und Wehrgehänge
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3 Contingentscomment
Überwiegend wurden bei Kampfhandlungen bei militärisch organisierten Gruppen im
Kerngebiet Lanzen/Speere als Hauptwaffe genutzt. Daneben war das Schwert die Waffe
der Wahl in Zweikampfsituationen oder in der ersten Reihe eines Schildwalles.
● Jeder Miles soll über eine Lanze verfügen und ein Schwert tragen.
● Die leichte Infanterie sollte Lanze oder Schwert tragen. Es ist auch die
Kombination Lanze und Messer möglich.
● Bogenschützen können neben ihren Fernwaffen ebenfalls ein Messer tragen.
● Der Streitkolben ist ausschließlich Offizieren vorbehalten.
● Die Axt sollte nicht als Waffe der ersten Wahl eingesetzt werden, kann aber
vereinzelt genutzt werden.
Der Stab behält sich eine weiterführende Entscheidung über einen Einsatz von Äxten vor.
Sicherheitsbestimmungen RCF
Alle im Reenactment zum Kampf eingesetzten Waffen müssen den folgenden
Sicherheitsbestimmungen entsprechen!
● Die Waffen müssen stumpf sein (die Rundung kann am besten mit einem 20 Cent
Stück bei Schwertern u. a. und mit einem 5 Cent Stück bei Messern und Speeren
getestet werden) und dürfen keine scharfen Kanten besitzen, weder an der
Schlagkante, noch an der Parierstange oder am Knauf!
● Die Schlagkanten müssen mindestens 2 mm breit sein und sollten möglichst
schartenfrei sein, um die Verletzungsgefahren so gering wie möglich zu halten.
● Die Waffen müssen auf jeden Fall frei von Rost sein!
● Angebrochene Schäfte sowohl bei Lanzen, Äxten und Pfeilen sind sofort zu
ersetzen.
Die Sicherheitsbestimmungen müssen vor dem Einsatz überprüft werden.
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4 Anhang 17
4 Anhang
Anmerkung: Dieser Kitguide ist nur zum privaten, nicht kommerziellen Gebrauch erstellt und
bestimmt
4.1 Quellenangaben
● Cod. Sang. 863, 077, Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices Electronici Sangallenses
● Sacramentar Kaiser Heinrich IIKurz nach 1002 n.Chr. (zw. 1002 und 1020) Kloster
Emmeram, Bayerische Staatsbibliothek München Clm 4456
● Evangeliar Otto III, München,Bayerische Staatsbibliothek
● Projekt Westphali der Flame
● Der Teppich von Bayeux
● Beitrage zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter: Eine
Analyse des Fundmaterials vom ausgehenden 8. bis zum 12. Jahrhundert aus
Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland (Offa-Bucher) by Alfred Geibig, K.
Wachholtz Verlag
4.2 Bildnachweise
2.1, 2.2, 2.9 Kitguide Waffen V1 FFC
2.3 Cod. Sang. 863, 077, Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices
Electronici Sangallenses
2.4, 2.5, 2.7, 2.10, 2.18 The Bayeux Tapestry, chronicling the English/Norman battle
in 1066 which led to the Norman Conquest.
2.6, 2.11 Bildmaterial des Contingentes
2.8 Die Eisenfunde von Haithabu /Petra Westphalen
Neumünster Wachholtz, 2002.
2.12 Bildindex der Kunst und Architektur des Bildarchivs Foto
Marburg, http://www.fotomarburg.de/index.html
2.13, 2.19 Wikipedia
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4 Anhang 18
2.14, 2.15, 2.16 The Sword Typology of Alfred GeibigAn article by
Christopher L. Miller, myArmoury.com
2.17, 2.20 Bildmaterial von Henry Skodell,
http://www.reenactement.de
4.3 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2.1: Lanzenspitzen...........................................................................................................2
Abbildung 2.2: Weitere Lanzenspitze................................................................................................3
Abbildung 2.3 und Abbildung 2.4: Lanzen im Einsatz......................................................................3
Abbildung 2.5: Streitkolben auf dem Teppich von Bayeux................................................................4
Abbildung 2.6: Streitkolben in verschiedenen Ausführungen...........................................................5
Abbildung 2.7: „Keulenkampf“ auf dem Teppich von Bayeux..........................................................5
Abbildung 2.8: Axtblätter aus den Eisenfunden von Haithabu.........................................................6
Abbildung 2.9: Dänenaxt...................................................................................................................7
Abbildung 2.10: Dänenaxte auf dem Teppich von Bayeux................................................................7
Abbildung 2.11: Messer.....................................................................................................................9
Abbildung 2.12: Langes Messer auf dem Fresko St. Angelo..............................................................9
Abbildung 2.13: Einsatz eines Messers im Evangeliar Otto III.........................................................10
Abbildung 2.14: Klingenformen Schwerter......................................................................................11
Abbildung 2.15: Knaufformen.........................................................................................................12
Abbildung 2.16: Zwei Fundschwerter.............................................................................................13
Abbildung 2.17: Ortband.................................................................................................................14
Abbildung 2.18: Wehrgehänge auf dem Teppich von Bayeux.........................................................14
Abbildung 2.19: Wehrgehänge im Sacramentar Kaiser Heinrich II.................................................14
Abbildung 2.20: Rekonstruktion einer Schwertscheide mit Ortband und Wehrgehänge.................15
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