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Kitguide: Nahkampfwaffen Version 2, Stand März 2008 · Die Waffen im 11. Jahrhundert ... In diesem...

Date post: 18-Sep-2018
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Kitguide: Nahkampfwaffen Version 2, Stand März 2008 Autor: Gerald Uhl de Canehan
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Kitguide: Nahkampfwaffen

Version 2, Stand März 2008

Autor: Gerald Uhl de Canehan

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Historischer Hintergrund ................................................................................................ 1

2 Waffenarten ....................................................................................................................... 22.1 Stangenwaffen .......................................................................................................... 2

2.1.1 Lanze / Speer ...................................................................................................2

2.2 Hiebwaffen/ Stichwaffen ......................................................................................... 4

2.2.1 Keule/Streitkolben ..........................................................................................4

2.2.2 Axt ....................................................................................................................6

2.2.3 Sax/Messer ......................................................................................................7

2.2.4 Schwert ..........................................................................................................10

3 Contingentscomment ..................................................................................................... 14

4 Anhang .............................................................................................................................. 16

4.1 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 17

4.2 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 17

1 Historischer Hintergrund 1

1 Historischer Hintergrund

Die Waffen im 11. Jahrhundert unterschieden sich zum Teil gravierend von den

vorangegangenen sowie kommenden Jahrhunderten, ebenso wie in ihren kulturellen

Prägungen. In diesem Kitguide gehe ich deshalb auf die der Salischen Kerngebiete ein,

wobei ich aber, soweit möglich, die Besonderheiten im Grenzgebiet des Reiches mit

berücksichtigen werde. So unterscheiden sich zum Beispiel die Kampfweisen der Salier

durch Einsatz von Reiterei wesentlich von denen der Angelsachsen oder Skandinavier.

Die Bewaffnung der Miles war im Wesentlichen im Fußfolk vorhanden, aber bereits

unter Otto dem Großen etablierte sich ein gut gerüstetes Panzerreiterheer so wird hier

nicht zwischen Reiterei und Infanterie getrennt. Im Speziellen soll hier auf die

Waffentypen eingegangen werden.

Da die Grabsittenbeigabe im Salischen Kerngebiet praktisch nicht mehr vorhanden war,

muss hier auf einer entsprechend geringen Fundlage basierend gearbeitet werden.

Deshalb wird auch öfter auf ikonografisches Material zurückgegriffen. Anders verhält es

sich in den Grenzgebieten, in denen zum Teil noch Grabbeigaben vorhanden sind. Hier

kann man Entwicklungen von einzelnen Waffentypen noch verfolgen und daraus

Rückschlüsse auf das Kerngebiet ziehen. Andrerseits gab es Exporte von Waffen bzw.

Halbzeugen über die Landesgrenzen hinaus, die dann wiederum dem kulturtypischen

Geschmack angepasst wurden.

Dieser Leitfaden soll zur Orientierung dienen und dabei helfen, wesentliche Fehler bei der

Ausstattung zu vermeiden. Bei den im Leitfaden beschriebenen Waffen handelt es sich

um scharfe Waffen. Die im Reenactment zum Kämpfen eingesetzten Waffen sollten

diesen im Aussehen nahe kommen, müssen aber den Sicherheitsvorschriften entsprechen

und können daher natürlich nur ein Kompromiss zur historischem Darstellung sein.

Für Rückfragen zum Thema stehe ich gerne zur Verfügung. Ich freue mich auch über

Nachrichten und neuen Informationen, wie z. B. neue Untersuchungen oder Funde. Bitte

PN an „Gerald der Uhl zu Wilhaim.“ .

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

2 Waffenarten 2

2 Waffenarten

2.1 Stangenwaffen

2.1.1 Lanze/Speer

Den Unterschied in der Benennung zwischen Lanze und Speer könnte man bei der

Verwendung als Stich- bzw. Wurfwaffe machen. Da prinzipiell beide Gebrauchsarten bei

ein und derselben Waffe möglich waren und man an den Spitzen kaum Unterschiede

festmachen kann, gehe ich im Sprachgebrauch ausschließlich auf die Lanze ein.

Die Lanze ist sicher die am häufigsten verbreitete Waffe im betrachteten Zeitraum. Bis

zum 12. Jahrhundert sind Lanzenspitzen die häufigsten Funde unter den Waffen. Auch in

den ikonografischen Darstellungen sind Lanzen die am häufigsten abgebildeten Waffen.

Das mag zum einen daran liegen, dass sie einfach herstellbar waren, als auch daran, dass

man mit der Lanze eine vielseitig einsetzbare Waffe zur Verfügung hatte.

Durch Funde von sehr aufwändig gemachten Klingen kann man andererseits auch ein

gewisses Statussymbol in der Lanze erkennen.

Bereits in der Karolingerzeit trat im Kerngebiet die Flügellanze in Erscheinung, die in

ihrer Verbreitung bis ins 11.Jahrhundert die am meisten benutzte Spitzenform war. Aus

einer Blattform entwickelten sich alle möglichen Klingenformen, bis hin zu schlanken bis

zu 50 cm langen Spitzen. Typischerweise sind die Flügel aber noch sehr schmal gehalten.

Abbildung 2.1: Lanzenspitzen

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

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Neben dieser Form gab es auch noch die Spitzen ohne Flügel. In den Grenzgebieten treten

noch einige sehr schmale Formen auf die bereits an die späteren panzerbrechenden

Waffen erinnern. Sie sind aber Einzelfunde und treten auch ikonografisch nicht in

Erscheinung.

Abbildung 2.2: Weitere Lanzenspitze

Die Schäfte sind meist aus Esche oder auch Haselnuss. Andere heimische Hölzer mit

hoher Zähigkeit und Festigkeit sind ebenso gut einzusetzen. Von kurzfaserigen

Holzsorten wie Eiche oder weichen wie Kiefer sollte man eher absehen.

Da in Bodenfunden keine Schäfte komplett erhalten blieben, muss man sich bei den

Schaftlängen an den zeitgenössischen Darstellungen orientieren. Hier erkennt man alle

Längen die zwischen „mannshoch“ und „etwas über den gestreckten Arm hinaus“ sind.

Das bedeutet eine Gesamtlänge zwischen 150 cm und max. 280 cm. Eine Länge von ca.

240 cm tritt in den Darstellungen am häufigsten auf.

Die Praxis zeigt, dass diese Längen auch analog zu den gezeigten Führungsweisen über

den Kopf oder mit zwei Armen haltend hantierbar sind. Interessant ist hier auch die

Führungsweise des umgehängten Schildes, der zusätzlich mit dem Arm geführt wird.

Abbildung 2.3 und Abbildung 2.4: Lanzen im Einsatz

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

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2.2 Hiebwaffen/Stichwaffen

2.2.1 Keule/Streitkolben

Die Keule ist ein seit Urzeiten vom Menschen zum Kampf benutzter Gegenstand. Sie

kann sowohl eine improvisierte, zum Beispiel aus abgebrochenen Ästen, als auch von

Menschenhand geformte Waffe sein. In einem professionellen Heer wurden zumindest

bei geplanten Kampfhandlungen kaum improvisierte Keulen verwendet. Hier wurde auf

effektivere Gerätschaften mit hoher Wirkung zurückgegriffen.

Der Streitkolben ist eine so optimierte Form der Keule. In der Epoche des Contingentes

sind zwei Arten des Streitkolbens, auch Bacculum oder Matzurkion genannt, bekannt.

Eine Variante mit Metallkopf und eine komplett aus Holz.

Abbildung 2.5: Streitkolben auf dem Teppich von Bayeux

Abbildungen auf dem Teppich von Bayeux lassen auf den Einsatz im westlichen Europa

schließen, auch wenn aus dieser Region bisher keine Funde bekannt sind. Funde dieser

Waffen z. B. aus Russland lassen auf das Aussehen schließen.

Die Kolben konnten aus Bronze oder Eisen sein und unterschiedlichste Formen von

geriffelt, genoppt über mandarinenartig bis mehrfach geflügelt haben.

Der Einsatz der Streitkolben im Contingent ist auf die Offiziersränge beschränkt, die mit

den Bacculi die Schlacht lenken.

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Abbildung 2.6: Streitkolben in verschiedenen Ausführungen

Mann kann, wie auf dem Teppich von Bayeux dargestellt, sich auch mit improvisierten

Keulen wie in diesem Falle, zwei Spaten, schlagen.

Abbildung 2.7: „Keulenkampf“ auf dem Teppich von Bayeux

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2.2.2 Axt

Die Axt gehört zu den Werkzeugen, die ebenso in Kämpfen benutzt wurden und sogar

eine eigene Weiterentwicklung als Waffe durchliefen.

Die funktionellen Werkzeugformen der Äxte haben sich auf der ganzen Welt

offensichtlich ähnlich entwickelt. Dagegen gibt es bei der Waffenentwicklung einige dem

ethnischen Kontext entsprechend spezielle Eigenheiten. Auf eindeutig als Werkzeug

eingesetzte Formen wie Doppelbartbeile oder auch Beschlagäxte möchte ich hier nicht

genauer eingehen.

Als klar für den Waffeneinsatz geeignete Formen können Spalt- und Bartäxte angesehen

werden. Verschiedenste Formen von Bartäxten (Abbildung 2.8a bis c) waren auch im

westlichen Europa gängig und wurden nicht nur kurzstielig, sondern aufgrund Ihrer

Eignung als Fälläxte auch langstielig verwendet.

Abbildung 2.8: Axtblätter aus den Eisenfunden von Haithabu

Auch die diversen Formen der Arbeits-/Spaltäxte sind durchaus für Kampfzwecke

einsetzbar (Abbildung 2.8d).

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Eine spezielle Form der V-förmigen Arbeitsäxte stellt die so genannte Dänenaxt dar. Diese

Axt zeichnet sich durch ein stark geschwungenes Blatt in einer stark aufgekeilten V-Form

aus.

Abbildung 2.9: Dänenaxt

Auf dem Teppich von Bayeux ist diese langstielige Axt sowohl auf angelsächsischer als

auch auf normannischer Seite zu sehen, wobei sie scheinbar nur von den angelsächsischen

Houscarl im Kampf eingesetzt wurde.

Abbildung 2.10: Dänenaxte auf dem Teppich von Bayeux

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Eine Vielzahl von Axtfunden im Grenzbereich des Kerngebietes, die den Waffen

zugeordnet werden, lässt darauf schließen, dass der Einsatz im Kampf auch den Miles

vom Kontinent vertraut war. Überwiegend wurden diese Funde bisher im Kontext

anderen Völkergruppen und nicht den Franken, Flamen oder Normannen im 11

Jahrhundert zugeordnet.

Vielleicht findet man deshalb bei Darstellungen aus dem zeitlich betrachteten Raum

praktisch keine im Kampf genutzten Äxte im westlichen Europa.

2.2.3 Sax/Messer

Das Sax ist im angelsächsischen und nordischen Kontext bis ins 12. Jahrhundert zu

finden. So zu sehen auf dem Teppich von Bayeux: Die Getreuen von Harold ziehen das

Sax / Messer. Harold selbst hält es bereits in der Hand.

Dagegen verschwinden die Funde im westlichen Europa scheinbar ganz. Anders als bei

der Axt kann zunächst nicht eindeutig davon ausgegangen werden, dass auch auf

normannisch-franko-flämischer Seite das Sax in Gebrauch war.

Durch die Streufunde von Köln, Sulzbach bzw. den Funden in Haus Meer und anderen

kann sichergestellt werden, dass Messer mit Klingenlängen von bis zu 35 cm sogar bis ins

12. Jahrhundert durchaus in Gebrauch waren. Eine Arbeit von G. F. W. Holtman

beschreibt unter anderem ca. 1300 Messer im Zeitraum zwischen 8. und 11. Jahrhundert,

davon über 400 Messer die ins 11. Jahrhundert datiert werden können.

Das typische Messer des 11. Jahrhunderts ist das Griffangelmesser mit geradem Rücken

und hochgezogener Schneide. In deutlich geringerem Prozentsatz kommen Messer mit

gerader Schneide und abfallendem Rücken, sowie Messer mit hochgezogener Schneide

und abfallenden Rücken vor. Aber auch die Sonderform mit Entenschnabel ist im 11.

Jahrhundert ausreichend nachgewiesen.

Die durchschnittliche Klingenlänge beträgt 9 cm, der Maximalwert, der noch als Messer

angesprochen wird, 24 cm.

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2 Waffenarten 9

Abbildung 2.11: Messer

Speziell diese langen Messer des 10. und 11. Jahrhunderts unterschieden sich in ihrer

Form deutlich von den schweren Breitsaxen. In Formgebung und Maßen könnten diese

Messer aber durchaus als Schmal- und Langsax angesprochen werden. Die Typologie

entspricht unter anderem den Funden im Gräberfeld von Altheim speziell aus dem 6. / 7.

Jahrhundert.

Ebenso sieht man auf Darstellungen im westlichen Europa bis ins späte 11. Jahrhundert

immer wieder Abbildungen bei denen zivil gekleidete Personen ein Messer mit langer

Klinge in der Hand halten. So zum Beispiel Abraham bei der Opferung seines Sohnes auf

dem Fresko in der Kirche von St. Angelo in Rom.

Abbildung 2.12: Langes Messer auf dem Fresko St. Angelo

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Da auf ikonischen Darstellungen allerdings keine Scheiden zu erkennen sind, muss davon

ausgegangen werden, dass die langen Messer an der Körperrückseite mit sich geführt

wurden. Ob sie nur an einem oder mehreren Aufhängepunkten fixiert waren, muss der

eigenen Interpretation überlassen werden. Bei langen Messern ist eher eine hängende

Scheide zu erwarten, da man auf Darstellungen niemals Griffe oder Spitzen hinter den

Personen herausragen sieht. Eine Trageweise vor dem Körper kann ausgeschlossen

werden.

Bei schwer gerüsteten Miles ist bei Kämpfen nach der Lanze immer das Schwert im

Einsatz, sodass hier vermutet werden kann, dass lange Messer eher nicht am Mann

getragen wurden. Man muss annehmen, dass speziell lange Messer Waffen oder auch

Gebrauchsgegenstände für das normale Leben waren und nicht speziell zum gerüsteten

Kampf eingesetzt wurden. Hier wurde auf speziell zum Kampf entwickelte Waffen

gesetzt. Ähnlich wie heute sollten wir bei Messern eher von Multifunktionswerkzeugen

ausgehen. Das Sax als Hauptwaffe wurde vollständig vom Schwert verdrängt.

Zur Verteidigung im ungerüsteten Zustand, wie bei Harold, war das lange Messer

durchaus im Einsatz, und ist es denkbar, dass es als Beiwaffe für leichte Infanterie oder

Bogenschützen eingesetzt wurde. Natürlich ist auch der Einsatz normaler Messer

denkbar, wie im Evangeliar Otto III von Petrus gezeigt, der statt des Schwertes ein Messer

gezogen hat.

Abbildung 2.13: Einsatz eines Messers im Evangeliar Otto III

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2.2.4 Schwert

Das Schwert, Inbegriff des Rittertums, wurde im Gegensatz zur verklärten modernen

Betrachtungsweise eher als Zweitwaffe genutzt. Die Hauptwaffe des Miles war definitiv

die Lanze. Auch im Linienkampf wurde das Schwert eher als Schutzwaffe gebraucht.

Speziell die Klingenform und die Gefäßformen waren starken regionalen und

technologischen Entwicklungen unterworfen. Dadurch ist es möglich, Schwerterarten in

eine Typologie für das 11. Jahrhundert einzuordnen. Hier möchte ich auf der Basis von

Alfred Geibig die Klassifizierung vornehmen, da er sich speziell mit dem Bereich

Deutschland/Mitteleuropa beschäftigt. So fallen in den hier betrachteten Zeitraum die

Klingentypen 2-7, bevorzugt 4-6.

Abbildung 2.14: Klingenformen Schwerter

Diese Klingen können wiederum mit verschiedenen Schwertgefäßen in Kombination

gebracht werden. Als klar am leichtesten zu zu ordnen sind hier die Knäufe aufgezeigt.

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Abbildung 2.15: Knaufformen

Prinzipiell treten die Typen 5, 11, 12, 13 v. l., 15, 16 v. l., im 11. Jahrhundert auf, gegen

Mitte bis zum Ende des Jahrhunderts tauchen weitere Formen wie 14, 17v. l., 18, 19 auf.

Auch ist es möglich, dass noch ältere Formen in Gebrauch waren, die eigentlich aus der

Zeit 8. bis 10. Jahrhundert stammen wie 1, 2, 3, 4, 6, 8, 10. Diese Knäufe treten nur mit der

Klingenform 2 auf.

Eine Sonderform des Knaufs ist der Scheiben- oder Radknauf. Die früheste Datierung

dieser Knaufart wurde durch Oakeshott für ein einzelnes Schwert aus England mit 1050

bis 1120 angegeben. Ein weiteres Schwert mit Scheibenknauf aus dem angelsächsisch- /

normannischen Raum ist mit 1072 datiert, wobei eine spätere Montur des Gefäßes nicht

ausgeschlossen werden kann. Überwiegend kommen Radknaufschwerter erst ab dem 12

Jahrhundert vor.

Ich möchte im Folgenden einige Kombinationen aufzeigen die im Fundgut des westliche

Europas, genauer im Kerngebiet des ottonisch / salischen Reiches gefunden wurden.

Zeitraum/Jahrhundert Klingentyp GefäßeMitte 8. bis Mitte 10. 2 1,2,3,4,5,6,8,10,12,13v.l.Spätes 8. bis Mitte/Ende 10. 3 5, 11, 12, 13v.I, 15, 16v.IMitte 10. bis Mitte 11. 4 12, 15Mitte 10. bis Mitte/Ende 11. 5 12, 15, 17v.I, 18Mitte 11. bis Mitte 12. 6 14, 15, 16v.I, 17v.I, 19Ende 11. bis Mitte 12. 7 16v.I, 16v.II, 17v.I

Tabelle 2.1: Korrelation Zeitraum-Klinge-Gefäß Schwerter

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Prinzipiell sind für einen Miles des 11.Jahrhunderts die Klingentypen 3 bis 5 geeignet,

wobei die Klingentype 5 am besten in den dargestellten Zeitraum passt. Die Typen 6 und

7 sollten möglichst nur von höhergestellten Persönlichkeiten getragen werden, da sie die

neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Rüstungsindustrie darstellen.

Abbildung 2.16: Zwei Fundschwerter

Die Klingenlängelänge beträgt bei Typ 2 / 3 zwischen 74 und 83 cm, bei Klingen Typ 4 bis

max. 76 cm und bei Typ 5 / 6 / 7 zwischen 85 und 91 cm. Die Hohlkehle reicht lediglich

bei Typ 2 fast bis zur Schwertspitze.

Die beste Wahl bei den Knauftypen sind der „Pilzknauf“ 12, der bereits im 8. Jahrhundert

auftaucht und der „Paranussknauf“ 15, der sich ab Mitte des 10. Jahrhunderts verbreitet.

Die Gewichte von Funden bewegen sich zwischen 800 und 1300 g. Die Parierstange

anfangs noch kurz und gedrungen, verlängert sich ab Mitte des 10. Jahrhunderts zu einer

langen, geraden (manchmal auch leicht zur Klinge gebogenen) und spitzen Form.

Schwertscheiden

Die Schwerter wurden in hölzernen Scheiden getragen, die einen komplexen Aufbau

hatten. Die innerste Schicht bestand aus Fell (12 Funde) oder auch Textil (8 Funde) um die

Klinge zu fetten oder auch am Herausrutschen zu hindern. Das Fell war mit Strich nach

unten in zwei hölzerne Schalen befestigt, die entweder nur aufeinander gelegt oder

eventuell miteinander verleimt waren. Die beiden Schalen waren wiederum durch eine

Wicklung aus Textilen (Fund Cleverns, Fund Stiens NL) oder mit Leder aufeinander

fixiert. Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit mit Leder, als Überzug, in einem Stück die

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Scheide beziehen (Fund Danzig). Dazu muss das Leder dann vernäht werden. Vereinzelt

wurden Ortbänder von Schwertscheiden, bevorzugt im bayrischen Raum gefunden.

Abbildung 2.17: Ortband

Wehrgehänge

Aus dem Zeitraum wurde praktisch kein Wehrgehänge geborgen. Durch ikonografische

Darstellungen kann man aber auf mehrere Variationen schließen.

Abbildung 2.18: Wehrgehänge auf dem Teppich

von Bayeux

Abbildung 2.19: Wehrgehänge im

Sacramentar Kaiser Heinrich II

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An den gefundenen Schwertscheiden konnten keine metallischen Fixierungen gefunden

werden, was auf ein Befestigungsprinzip wie bei hochmittelalterlichen Schwertgurten

schließen lässt. Nur waren die Verschnürungen noch nicht in dieser Komplexität

vorhanden was uns wiederum die Darstellungen zeigen.

Geschlossen wurde das Wehrgehänge entweder mit einer einfachen Gürtelschließe, oder

es wurde geknotet.

Abbildung 2.20: Rekonstruktion einer Schwertscheide mit Ortband und Wehrgehänge

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

3 Contingentscomment 16

3 Contingentscomment

Überwiegend wurden bei Kampfhandlungen bei militärisch organisierten Gruppen im

Kerngebiet Lanzen/Speere als Hauptwaffe genutzt. Daneben war das Schwert die Waffe

der Wahl in Zweikampfsituationen oder in der ersten Reihe eines Schildwalles.

● Jeder Miles soll über eine Lanze verfügen und ein Schwert tragen.

● Die leichte Infanterie sollte Lanze oder Schwert tragen. Es ist auch die

Kombination Lanze und Messer möglich.

● Bogenschützen können neben ihren Fernwaffen ebenfalls ein Messer tragen.

● Der Streitkolben ist ausschließlich Offizieren vorbehalten.

● Die Axt sollte nicht als Waffe der ersten Wahl eingesetzt werden, kann aber

vereinzelt genutzt werden.

Der Stab behält sich eine weiterführende Entscheidung über einen Einsatz von Äxten vor.

Sicherheitsbestimmungen RCF

Alle im Reenactment zum Kampf eingesetzten Waffen müssen den folgenden

Sicherheitsbestimmungen entsprechen!

● Die Waffen müssen stumpf sein (die Rundung kann am besten mit einem 20 Cent

Stück bei Schwertern u. a. und mit einem 5 Cent Stück bei Messern und Speeren

getestet werden) und dürfen keine scharfen Kanten besitzen, weder an der

Schlagkante, noch an der Parierstange oder am Knauf!

● Die Schlagkanten müssen mindestens 2 mm breit sein und sollten möglichst

schartenfrei sein, um die Verletzungsgefahren so gering wie möglich zu halten.

● Die Waffen müssen auf jeden Fall frei von Rost sein!

● Angebrochene Schäfte sowohl bei Lanzen, Äxten und Pfeilen sind sofort zu

ersetzen.

Die Sicherheitsbestimmungen müssen vor dem Einsatz überprüft werden.

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

4 Anhang 17

4 Anhang

Anmerkung: Dieser Kitguide ist nur zum privaten, nicht kommerziellen Gebrauch erstellt und

bestimmt

4.1 Quellenangaben

● Cod. Sang. 863, 077, Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices Electronici Sangallenses

● Sacramentar Kaiser Heinrich IIKurz nach 1002 n.Chr. (zw. 1002 und 1020) Kloster

Emmeram, Bayerische Staatsbibliothek München Clm 4456

● Evangeliar Otto III, München,Bayerische Staatsbibliothek

● Projekt Westphali der Flame

● Der Teppich von Bayeux

● Beitrage zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter: Eine

Analyse des Fundmaterials vom ausgehenden 8. bis zum 12. Jahrhundert aus

Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland (Offa-Bucher) by Alfred Geibig, K.

Wachholtz Verlag

4.2 Bildnachweise

2.1, 2.2, 2.9 Kitguide Waffen V1 FFC

2.3 Cod. Sang. 863, 077, Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices

Electronici Sangallenses

2.4, 2.5, 2.7, 2.10, 2.18 The Bayeux Tapestry, chronicling the English/Norman battle

in 1066 which led to the Norman Conquest.

2.6, 2.11 Bildmaterial des Contingentes

2.8 Die Eisenfunde von Haithabu /Petra Westphalen

Neumünster Wachholtz, 2002.

2.12 Bildindex der Kunst und Architektur des Bildarchivs Foto

Marburg, http://www.fotomarburg.de/index.html

2.13, 2.19 Wikipedia

Das Franko-Flämische Contingent - Kitguide Nahkampfwaffen

4 Anhang 18

2.14, 2.15, 2.16 The Sword Typology of Alfred GeibigAn article by

Christopher L. Miller, myArmoury.com

2.17, 2.20 Bildmaterial von Henry Skodell,

http://www.reenactement.de

4.3 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1: Lanzenspitzen...........................................................................................................2

Abbildung 2.2: Weitere Lanzenspitze................................................................................................3

Abbildung 2.3 und Abbildung 2.4: Lanzen im Einsatz......................................................................3

Abbildung 2.5: Streitkolben auf dem Teppich von Bayeux................................................................4

Abbildung 2.6: Streitkolben in verschiedenen Ausführungen...........................................................5

Abbildung 2.7: „Keulenkampf“ auf dem Teppich von Bayeux..........................................................5

Abbildung 2.8: Axtblätter aus den Eisenfunden von Haithabu.........................................................6

Abbildung 2.9: Dänenaxt...................................................................................................................7

Abbildung 2.10: Dänenaxte auf dem Teppich von Bayeux................................................................7

Abbildung 2.11: Messer.....................................................................................................................9

Abbildung 2.12: Langes Messer auf dem Fresko St. Angelo..............................................................9

Abbildung 2.13: Einsatz eines Messers im Evangeliar Otto III.........................................................10

Abbildung 2.14: Klingenformen Schwerter......................................................................................11

Abbildung 2.15: Knaufformen.........................................................................................................12

Abbildung 2.16: Zwei Fundschwerter.............................................................................................13

Abbildung 2.17: Ortband.................................................................................................................14

Abbildung 2.18: Wehrgehänge auf dem Teppich von Bayeux.........................................................14

Abbildung 2.19: Wehrgehänge im Sacramentar Kaiser Heinrich II.................................................14

Abbildung 2.20: Rekonstruktion einer Schwertscheide mit Ortband und Wehrgehänge.................15

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