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Kirchenbild und päpstliche Unfehlbarkeit bei den deutschsprachigen Minoritätsbischöfen auf dem 1....

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GBPress- Gregorian Biblical Press Kirchenbild und päpstliche Unfehlbarkeit bei den deutschsprachigen Minoritätsbischöfen auf dem 1. Vatikanum (Miscellanea Historiae Pontificae, 40) by Klaus Schatz Archivum Historiae Pontificiae, Vol. 14 (1976), pp. 449-454 Published by: GBPress- Gregorian Biblical Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23563859 . Accessed: 13/06/2014 00:16 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . GBPress- Gregorian Biblical Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Archivum Historiae Pontificiae. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.229.212 on Fri, 13 Jun 2014 00:16:46 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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GBPress- Gregorian Biblical Press

Kirchenbild und päpstliche Unfehlbarkeit bei den deutschsprachigen Minoritätsbischöfen aufdem 1. Vatikanum (Miscellanea Historiae Pontificae, 40) by Klaus SchatzArchivum Historiae Pontificiae, Vol. 14 (1976), pp. 449-454Published by: GBPress- Gregorian Biblical PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/23563859 .

Accessed: 13/06/2014 00:16

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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Κ. SCHATZ, KIRCHENBILD UND PAPSTLICHE UNFEHLBARKEIT 449

Such an arrangement would have brought out more clearly the definite

advance made between the two-chapter text of G. Philips and the four-chapter officiai text presented to the Council in 1963. Incidentally, it would also have

corresponded better with the basic four-column arrangement of the Synopsis. Finally, I shall note some minor corrigenda which happened to catch my

eye: p. xiii and xxiii, read 19.VI.1962 and 20.VI.1962 (not 19.V. and 20.V); p. xvii read privileged (not priviledged); p. xx, note 5, read matre (not mater); p. xx, note 10f read printed (not prinded); p. xxiv, line 6, read 2 ter (not 3 ter); p. xxxi, read IV De Vocatione..., (not VI); p. 4 in footnote, read 7-24, (not 7-4).

Francis A. Sullivan S.I.

Klaus Schatz, Kirchenbild und pàpstliche Unfehlbarkeit bei den

deutschsprachigen Minoritdtsbischofen auf dem 1. Vatikanum

(Miscellanea Historiae Pontificae, 40), Rom 1975, 529 S.

Der Widerstand der meisten deutschen und ôsterreichischen Bischofe gegen die Définition der pâpstlichen Unfehlbarkeit ist lange Zeit fiir katholische

Historiographen ein eher peinliches Thema gewesen. Diese Zeiten sind zwar

vorbei; ihre Auswirkungen, vor allena die damais geschaffene « Inopportunismus

Legende » (18 ff.), reichen jedoch noch bis in die jiingste Vergangenheit hinein.

Vor allem fehlte bisher eine zusammenfassende historische und gleichzeitig

theologische Wiirdigung der Opposition dieser Bischofe. Diese Liicke bemiiht sich

die vorliegende Arbeit zu schliefien.

In ihren Studienjahren standen diese Bischofe meist unter dem Eindruck

und Einflufi von Autoren, welche die febronianisch-josefinistischen Gedanken

gânge der Aufklârung iiberwanden, ohne schon in der Frage des Verhàltnisses

von Papst und Bischbfen die eigentlich « ultramontane » Richtung zu vertreten.

Dabei ist fiir Deutschland vor allem Môhler (51 ff.) zu nennen, dessen Einflufi

auf Ketteler, aber noch stàrker auf Hefele, in dieser Frage durch fast wôrtliche

Anklange belegt werden kann (55, 56 f., 385 f.). Die Ôsterreicher empfingen entscheidende Anregungen durch den Dogmatiker und spâteren Linzer Bischof

Ziegler; sein Lieblingsausdruck « Magisterium Petro-Apostolicum » kehrt auf

dem Konzil wiederholt wieder (58 ff.). In beiden Fàllen wird, geistesgeschichtlich auch im Lichte des romantischen Organismus-Denkens, die untrennbare Einheit

von Papst und Bischofskollegium betcnt und jede « Trennung »; sei sie « galli kanischer » oder « ultramontaner » Art, als dem Wesen dieser lebendigen Einheit

widersprechend zuriickgewiesen. Der erste Hauptteil des Werkes (62-252) beschâftigt sich mit der Minoritats

gruppe als ganzer, wobei Ûberschneidungen nicht immer ganz vermieden, jedoch durch Riickverweise Zusammenhange kenntlich gemacht werden. Dabei ist ein

ausfiihrlicherer Ausgriff auf die Zeit vor dem Konzil erforderlich. Die meisten

spâteren Minoritâtsbischôfe standen bis kurz vor dem Konzil in dem Geruch einer

ausgesprochen « ultramontanen » Einstellung, sodafi ihre oppositionelle Position

nicht wenige uberraschte. Auch wâhrend des 1. Vatikanums wurde ihnen

vorgeworfen, sie hatten zumai auf den Provinzialkonzilien um 1860 jene Unfehl

barkeit offen vertreten, die sie nunmehr bekampften. Der Autor zeigt in der

Analyse der hier in Frage kommenden Provinzialsynoden (Kôln, Wien und

Prag), dafi davon nicht unbedingt die Rede sein kann (77 ff.). Dies gilt auch

fiir die Primatsaussagen des Kolner Konzils von 1860: sosehr diese « inhaltlich

schon die Definitionen des 1. Vatikanums vorwegnehmen, so stehen sie doch

hier in einem Kontext, welcher die Mifiverstandnisse und Einseitigkeiten, gegen die die meisten Vertreter der Minorilât auf dem Konzil ankâmpften, vermei

det » (83). Es gilt erst rechi fur das Wiener und Prager Konzil, die hier noch

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450 RECENSIONES

wesentlich zuriickhaltender waren. In den 60er Jahren ist dann auch bei den

am meisten « ultramontan » eingestellten Bischôfen der spàteren Minoritat eine

fortschreitende Reserve gegen rômische Tendenzen festzustellen. Vor allem in

dem Mafie, als in den spâten 60er Jahren vonseiten der engagiertesten Ver

fechter der Définition jener « neo-ultramontane » Unfehlbarkeitsbegriff offen

vorgetragen wurde, der die Unfehlbarkeit des Papstes praktisch zur Quelle der Unfehlbarkeit der Kirche machie (82 f., 108 ff.), mufite sich auch der sachliche Widerstand gemafiigter Unfehlbarkeits-Anhanger wie z.B. Bischof Ketteler,

gegen diese Unfehlbarkeit verstarken. Kettelers Widerstand gegen die Définition ist jedenfalls nicht erst, wie man wiederholt behauptet hat, unmittelbar vor dem Konzil durch Einfliisse von anderer Seite geweckt worden, sondern von Anfang an feststehend (101, Anm. 174, 122 f.). Auf der Fuldaer Bischofskonferenz 1869 (127 ff.) war er der Haupt-Wortfuhrer, welcher auch die anderen gegen eine solche Définition einnahm. Die hier veroffentlichten Gutachten der bayri schen Bischofe zur Adresse der katholischen Abgeordneten des Zollparlaments

(125 ff.) offenbaren ebenfalls um die Jahresmitte 1869 die deutliche Scheidung von

Infallibilisten und Anti-Infallibilisten. — Bemerkenswert sind die Versuche,

Dôllinger zur Mitarbeit im Konzil zu gewinnen, welche, aufier vom Prager Kardi

nal Schwarzenberg, auch von Bischof Greith von St. Gallen ausgingen (132 ff.). Jedoch war der Graben nun zu grofi geworden, da Dôllinger nicht nur der

Infallibilitâtslehre, sondern dem ganzen konkreten, historisch gewordenen Primat den Kampf angesagt hatte (138). Dies solite sich auch noch in den Konzils kontroversen selbst zeigen.

Die Minoritatspartei war aus sehr heterogenen Bestandteilen zusammen

gesetzt und ihre Zusammenarbeit erwies sich schon gleich am Beginn als sehr

schwierig. Ihr erstes bedeutenderes gemeinsames Dokument, die Eingabe vom 2.1.1870 gegen die Geschaftsordnung, welche das Vorschlagsrecht praktisch exklusiv dem Papst reserviert, ist, wie in der Analyse des Dokumentes selbst und

seines Zustandekommens gezeigt wird, ein typisches Kompromifidokument « und

offenbart in der Spannung seiner verschiedenen Aussagen auch sachlich mehr die Differenzen im Schofie der Minoritat als eine einheitliche Linie » (147).

Erst allmàhlich wurde sie durch die Aktionen der Gegenpartei stârker

zusammengeschweifit. Dies geschah vor allem, als im Januar 1870 die Infal

libilitâtsfrage offen in den Vordergrund riickte. Es gelang, Tendenzen in der

Minoritat auszuschalten, die unter Verzichi auf die prinzipiellen Schwierig keiten den reinen Inopportunitâts-Standpunkt herauskehren wollten (152), aber auch solche, die, auf der Linie Erzbischof Spaldings von Baltimore, die Infalli bili tàtsfrage unter Verzichi auf eine echte theologische Lôsung rein « pragma tisch » angehen wollten (155 ff.). Dabei geriet die deutsche Minoritat bald in einen Zweifrontenkrieg gegen die Infallibilisten innerhalb und aufierhalb des Konzils einerseits, Dôllinger und seinem Anhang anderseits. Die Vorgange von Februar 1870, welche Lord Acton auf die Formel « Inopportunismus oder grund satzliche Gegnerschaft » gebracht hat, werden hier (161-69) in anderem Lichte

dargestellt. In Wirklichkeit stand die ganze Minoritat in dem entscheidenden

Kontroverspunkt gegen Dôllinger. Es ging dabei um die Anerkennung des Flo

rentinums, damit aber letzten Endes um die Anerkennung oder nicht des historisch gewordenen Primates (166 ff.). — Die neue Geschaftsordnung von Ende Februar erbrachte eine neue Solidarisierung der Minoritat. Unter Fiihrung Bischof Kettelers, welcher der Autor der deutschen Eingabe gegen diese

Geschaftsordnung ist (172 ff.), stellte sich die Minoritat auf den Standpunkt der « moralischen Unanimitat » als Condicio sine qua non fiir dogmatische Konzilsent

scheidungen. — Eine weitere Solidarisierung rief das Zusatzkapitel vom 7. Marz iiber die papstliche Unfehlbarkeit hervor, schliefilich die Vorwegnahme der Primatskapitel durch papstliche Entscheidung vom 29. Aprii (207). Der

hauptsachlich von Ketteler, in einem Passus aber auch wohl von Hefele verfafite Protest gegen diese letztere Entscheidung ist in seinen Aussagen aber auch

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Κ. SCHATZ, KIRCHENBILD UND PAPSTLICHE UNFEHLBARKEIT 451

wiederum in seiner inneren Spannung als bemerkenswerte « Magna Charta » und « Grundsatzerklârung » der Minoritàt zu werten (209-13). — In der letzten Konzils

phase, in welcher das Schema « Pastor aeternus » im Plenum diskutiert wurde,

rangen in der Minoritàt zwei verschiedene Tendenzen miteinander. Angesichts der offenbaren Unmôglichkeit, eine Définition iiberhaupt zu verhindern, bestand

eine grundsâtzliche Bereitschaft zu einer Kompromififormel, vorausgesetzt dafi

die Rùckbindung der pâpstlichen Unfehlbarkeit an die der Gesamtkirche in

irgendeiner Weise deutlich zum Ausdruck kam. Dies liefien die Reden der

Minoritâtsbischôfe auch in vorsichtiger Weise durchblicken. Anderseits glaubte

man, hier nicht selbst aus der Reserve hervortreten zu diirfen, vielmehr zunachst

durch Geschlossenheit und harten Widerstand die eigene Stârke demonstrieren

zu miissen, um die Majoritât fiir Verhandiungen geneigter zu machen (215 f., 223 f.), was sich freilich als verfehlte Taktik erwies. Immerhin wurden nach

dem Vermittlungsvorschlag des Kardinals Guidi in der Generalkongregation vom

18. Juni eine Reihe von Vermittlungsvorschlâgen vorgebracht, die z.T. der Majori tât in bemerkenswerter Weise entgegenkamen (219 f.). Die letzten Verschârfungen des Schémas fiihrten jedoch bei der Minoritàt zu einer erneuten Verhârtung. Ihr Abschiedsschreiben und ihr Fernbleiben ist, wie aus dem Text eindeutig

hervorgeht, nicht als Stimmenthaltung, sondern als eindeutiges « Non placet » zu

werten, das im Sinne des « Consensus unanimis » die Ôkumenizitât des Konzils

beschlusses vom 18. Juli selbst in Frage stellen mufite (224 f.). Damit trat aber an die Minoritàt die auch vorher nicht gelosie Frage

heran, wie sie sich nunmehr verhalten solle. Die innere Ratlosigkeit wird auch

deutlich auf der Fuldaer Bischofskonferenz vom 30.8. bis 1.9.1870, welche

die Glâubigen zur Annahme der Konzilsbeschliisse aufforderte. Die bisherige

Annahme, dafi Ketteler der Autor des Hirtenwortes dieser Konferenz ist, wird

dabei durch einen Fund aus dem Mainzer Diòzesanarchiv bestàtigt (229 ff.). Es gibt sogar zwei Entwiirfe Kettelers, von denen im wesentlichen der eine

in den gemeinsamen Hirtenbrief einging. Bemerkenswert ist jedoch, dafi Ketteler

sich in einem Punkt nicht durchsetzte: wâhrend er sein Fernbleiben als

Stimmenthaltung auffafite und sich auf den Standpunkt stellte, die moralische

Unanimitât sei durch die Abstimmung am 18. Juli mit nur zwei Gegenstimmen

erreicht, fand dieser Passus keine Aufnahme in das Schreiben, welches erst

von der « nachtrâglichen Unanimitât » durch Beitritt der Minoritâtsbischôfe

ausging, dann in der definitiven Fassung die ôkumenizitât blofi behauptete, ohne

sie begriinden zu konnen (231 ff.). — Anders war das Verhalten des Kardinals

Schwarzenberg, welcher zunâchst noch an eine Revision dachte, dann unter

dem Einflufi seines Beraters Salesius Mayer seinen nachtrâglichen Beitritt

durch die inzwischen erreichte Quasi-Unanimitât des Bischofskollegiums recht

fertigte. Dabei ist, spricht man von der « Unterwerfung » der Minoritâtsbischôfe, zu beriicksichtigen, dafi die meisten Hirtenbriefe und sonstigen Schreiben dieser Bischôfe nach dem Konzil das Dogma gerade in dem Sinne vortragen, in

welchem die Minoritàt es auch auf dem Konzil grundsâtzlich zu akzeptieren bereit war, und dafi sie ali die Gesichtspunkte nachtrâglich hereinbrachten die

sie vergeblich versucht hatten, im Dekret selbst unterzubringen (241 ff.); Salesius

Mayer bezeichnete nicht zu Unrecht ihre Interprétation als « wahre Verteidigung der Ansichten der Konzilsminoritât » (243). Sie erhielten dabei freilich auch

Schiitzenhilfe durch den ehemaligen Konzilssekretâr Fefiler, auf dessen Inter

prétation sich wiederum Bischof Hefele von Rottenburg stiitzte (246 f.). Der zweite Hauptteil (253481) untersucht die spezifische Position der ein

zelnen Bischôfe. Eine wirklich selbstândige und bedeutende Stellung nehmen

nur vier ein; die Bischôfe Ketteler von Mainz und Hefele von Rottenburg sowie

die beiden Kardinal-Erzbischôfe Rauscher von Wien und Schwarzenberg von

Prag; die anderen stehen meist im Schatten ihrer Kollegen, wobei die Linie

Kettelers wohl fiir die deutschen Bischôfe als die reprâsentativste gelten kann.

Fiir Bischof Ketteler (256-307) waren persônlich vor allem zwei Grundgedan

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452 RECENSIONES

ken mafigebend: einerseits sein « organisches Kirchenverstândnis », das ihn

Kirche im Sinne von Rom 12,5 (« unum corpus sumus in Christo, singuli autem alter alterius membra ») immer als gegenseitige Abhangigkeit aller von

alien verstehen liefi; dann sein eingefleischter Anti-Absolutismus, wobei « Abso

lutismus » fiir ihn Inbegriff menschlicher Autonomie war. Anderseits war er

keineswegs schlechthin Gegner einer pàpstlichen Lehrinfallibilitàt. Die Synthèse seiner eigenen Ideen brachte ihm, « besser als er es vermochte », die Schrift des

Jesuitenpaters Quarella, welche den Papst als « Repràsentation » der Gesamt kirche verstand und ihm auch, insolern er dies wirklich sei, Unfehlbarkeit

zugestand (271 ff.). Ketteler hat sich die zentralen Grundgedanken dieser Schrift

zueigen gemacht (280 ff.). Anderseits ging er doch iiber sie hinaus: es lâfit sich

zeigen, dafi er bereit war, eine Unfehibarkeit von Ex-cathedra-Entscheidungen zuzugestehen, die in jedem Falle durch den Heiligen Geist garantiert wiirde, betonte jedoch, dafi diese Unfehlbarkeit nicht als auf besonderer « Erleuchtung » beruhend verstanden werden diirfe, vielmehr nur durch das Medium kirch licher Konsultation gewirkt wiirde (288 ff.). Auf dieser Linie liegt auch sein letzter Vermittlungsvorschlag, der sich als « Anonymus » im Mansi befindet und am meisten der Majoritat entgegenkommt (302 f.); auf derselben Linie liegt die nachkonziliare Interprétation des Dogmas in seiner Schrift von Màrz 1870 (394 ff.).

Kardinal Schwarzenberg (342-70) erweist sich in erster Linie als von seinem

theologischen Berater Salesius Mayer abhàngig. Seine Position ist bisher nicht ausfiihrlich untersucht worden. Aufier den bereits bekannten Reden und schrift lichen Eingaben wurde dabei eine geplante, von der wirklich gehaltenen ver schiedene Rede iiber die « personliche Unfehlbarkeit » (356 ff.) sowie die geplante Rede zum 4. Kapitel von « Pastor aeternus » (366 ff.) herangezogen. Die Spann breite reicht von sehr beachtlichen Ausfiihrungen zum Thema « Primat und Kollegialitàt » bis zu manchmal vergrôbernden Entstellungen (in der geplanten Rede zur « personlichen Unfehlbarkeit »).

Bei Bischof Hefele von Rottenburg (380-420) ist vor allem die innere Ent wicklung vor, auf und nach dem Konzil beachtenswert. Auf dem Konzil kommt es bei ihm zu einer allmahlichen Versteifung, die ihn der Position Dòllingers annahert, von der er sich noch im Marz 1870 deutlich abgesetzt hatte (397 ff.), dann aber auch am Ende wiederum zu einer gewissen Kompromifibereit schaft (401 ff.), die dann durch die erneuten Verscharfungen des Schémas ihr abruptes Ende fand. — Wie ist die schliefiliche « Unterwerfung » Hefeles Ende Aprii 1871 zu beurteilen? Entscheidende Schliissel seiner Haltung und der Griinde seines Umschwenkens sind zwei Briefe, die bisher nicht bekannt, bzw. nicht beriicksichtigt wurden: einmal der Brief vom 20. Marz an Reusch (411 ff.), schliefilich ein Brief an Fefiler 3 Tage spàter (415). Sie offenbaren ein ehrliches Ringen mit der Frage, aber auch die damais bestehende Unsicherheit. Hefele ist eventuell bereit, eine pàpstliche Unfehlbarkeit in dem Sinne, wie sie Ketteler und Fefiler auslegen. wenigstens auf sich beruhen zu lassen, ist sich jedoch nicht sicher, ob diese Auslegung haltbar ist. Auf jeden Fall kann man bei ihm nur von einer « bedingungsweisen » oder « interpretativen » Annahme des Dogmas, nicht jedoch von vorbehaltloser Zustimmung sprechen.

Kardinal Rauscher von Wien (420-57) geht vor allem von drei Grundvorausset zungen aus: seine patristische Bildung machte ihn empfànglich fur das Argu ment, dafi alleine die « Consensio ecclesiarum » letzte Unfehlbarkeit fiir sich beanspruchen kann; sein Kampf um die Erhaltung des ôsterreichischen Konkor dats von 1855 einerseits, die Verquickung von papstlicher Unfehlbarkeit und « Unam Sanctam » anderseits, liefien ihn Schlimmstes fiir die Position der Kirche und des Papsttums gegenuber dem modernen Staat befurchten; schliefilich ging er davon aus, dafi jetzt, da es im wesentlichen um den zentralen Kampf zwischen Glauben und Unglauben ging, dogmatische Definitionen herkomm licher Art ihren Wert verloren hatten. Dabei offenbaren die verschiedenen

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Κ. SCHATZ, KIRCHENBILD UND PAPSTLICHE UNFEHLBARKEIT 453

Entwiìrfe seiner Konzilsschrift « Observationes quaedam de infallibilitatis Eccle

siae subjecto » die innere Entwicklung seiner Argumentation auf dem Konzil

(427 ff.). Besonders der Vergleich der (bisher nicht bekannten) Urfassung von

Dezember 1869 mit den spateren Fassungen und dem definitiven Text zeigt eine bemerkenswerte Akzentverschiebung. Zwar ist Rauscher auch zu Beginn des Konzils keineswegs nur « Inopportunist ». Aber er macht noch Zugestând

nisse, die spâter nicht wiederkehren (430 ff.), so z.B. in der Honoriusfrage.

Spàter, vor allem unter dem EinfluC Hefeles, wird seine Position radikaler

(440 ff.). In den aufeinanderfolgenden Fassungen dieser Schrift bis zum

Mârz 1870 spiegelt sich jeweils der Fortgang der Diskussion und die Auseinander

setzung mit neuen Fragestellungen wieder, so mit dem « politischen » Unfehl

barkeitsbegriff de Maistre's (444 ff.) und mit dem Majoritatsprinzip, dem

gegeniiber der Zeugnis-Charakter des Lehramtes hervorgehoben wird (446 ff.). Der Einflufi Dòllingers und seiner Argumentation ist an einzelnen Punkten

deutlich greifbar (434 f., 452 f.), anderseits hat Rauscher ihm gegeniiber doch

auch Distanz bewahrt (451 f.). Auch Rauscher schwenkte in den letzten Konzils wochen auf die Linie eines gewissen Kompromisses ein; ein bisher nicht

bekannter von ihm entworfener Vermittlungsvorschlag liegt etwa auf der

Linie des Kardinals Guidi (454 ff.). In der Darstellung wird vor allem die innere Entwicklung des Anti

Infallibilismus dieser Bischôfe deutlich. Granderath hat seinerzeit diese Ent

wicklung auf die Formel zu bringen versucht, dafi viele Vertreter der Minoritât,

anfangs blofie « Inopportunisten », allmàhlich im Verlaufe ihrer Opposition zu

grundsàtzlichen Gegnern geworden oder doch in ihrer bisherigen festen Ûber

zeugung hinsichtlich der Wahrheit der Lehre selbst wankend geworden seien (14). Bereits am Beginn (15 f.) wird hervorgehoben, dafi dieser Blickwinkel deshalb vereinfacht und inadaquat ist, weil hier « die » papstliche Unfehlbarkeit als fixe Gròfie gilt. Der wirkliche Gehalt dieses « Wandels » kann nur verstanden werden, wenn man sich jeweils fragt, welchen Begriff von papstlicher Unfehlbarkeit die Minoritatsbischòfe jeweils vor Augen hatten. In Wirklichkeit ist die Sache wesentlich komplexer. Auch deshalb ist die Alternative von « Inopportunismus »

oder « grundsâtzlicher Gegnerschaft » ungeeignet (482 ff.). Beides trifft in dieser Form fiir die meisten nicht unbedingt zu. Der Widerstand richtet sich

primâr gegen eine Konzeption, die den Papst iiberhaupt als Quelle der Unfehl barkeit der Kirche betrachtet (487 f.). Im Kampf gegen diese Auffassung bildete sich eine allmahliche Konvergenz der anfangs sehr disparaten Positionen inner halb der Minoritât heraus. Nach der Intervention Kardinal Guidis vom 18. Juni zeichnete sich zunâchst eine Wende ab; allgemein wurden Kompromififormeln entworfen. Erst die zusâtzlichen Verscharfungen erbrachten dann eine neue

Versteifung. Bischof Dinkel von Augsburg hat im Herbst 1870 in einem Brief an Kardinal

Schwarzenberg gemeint, das Dekret sei, nachtràglich betrachtet, « mehr ein

Sieg der Minoritât als der Majoritât » zu nennen. Diese AuBerang zeugt gewifi mehr von einem unverwiistlichen Optimismus als von nûchterner Analyse. Das Dekret als solches ist ein eindeutiger Sieg der Majoritât, wenn auch nicht ohne weiteres ihres extremsten Fliigels. Anderseits « wird man sich fragen konnen, ob der Ausspruch Dinkels nicht doch insofern sich bestâtigt, als sich

wenigstens heute im nachtraglichen Verstàndnis des Dogmas doch eine Inter

prétation durchzusetzen beginnt, die weitgehend der Basis der Minoritât auf dem 1. Vatikanum entspricht » (493) Wenn man in der Tat liest, wie z.B.

Ratzinger heute die Rolle des pâpstlichen Lehramtes interpretiert und versteht, dann diirfte es schwerfallen, hier noch zeigen zu wollen, inwiefern sich diese Position von dem klassischen Minoritâtsstandpunkt unterscheidet (493 f.).

Im Anhang sind mehrere Dokumente verôffentlicht: Kettelers « Privat

gedanken iiber die Geschâftsordnung », welche von einem sehr selbstândigen und weitgehenden Begriff von « Freiheit des Konzils » zeugen (495-98), die

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454 RECENSIONES

fiìr Ketteler bestimmte Denkschrift Quarella's zum richtigen und falschen

Verstândnis papstlicher Infallibilitât, eine kurze thesenartige Zusammenfassung der Gedanken seiner Konzilsschrift (499-503), mehrere Definitionsformeln Kette

lers, die die innnere Entwicklung seiner Position beleuchten (503-06), der Ent wurf der nicht gehaltenen Konzilsrede Schwarzenbergs iiber die « personliche Infallibilitât » (506-13) und der letzte Entwurf Rauschers, verglichen mit dem Schema vom 9. Mai (513-15).

(Selbstanzeige)

Arxiu Vidal i Barraquer. Església i Estât durant la Segona Repùblica Espanyola. 1931-1936. Textos en la llengua originai. Edició a cura de M. Batllori i V. M. Arbeloa. II. 30 d'octubre de 1931 - 12 d'abril de 1932. la i 2a Part. 3a Part i Indexs. — 2 volùmenes, X -

773 pp.

Al presentar en este anuario los dos primeras volûmenes que constituian el tomo I de esta obra (ΑΗΡ 10, 1972, p. 3804) expusimos ya los criterios seguidos en la selección de los documentos y en su comentario critico y bibliografico. Los mismos criterios se han mantenido en este tomo II, dividido igualmente en dos volûmenes, el segundo de los cuales contiene la 3a parte del acervo

documentai, los escritos colectivos del episcopado espafiol y los cinco indices de todo el tomo.

Su unica novedad consiste en haber dado mayor extension a las introduc ciones a cada una de sus très partes (II/l, p. 1-54, 316-42; II/2, p. 485-543). En el tomo I la concatenación cronològica de las piezas documentales venia a corresponder a los varios problemas politico-religiosos que iban surgiendo. Aqui, en cambio, algunos problemas planteados en los primeros documentos van

precisândose y configurândose en los siguientes; elio ha obligado a presentar aquellos temas con una vision mâs sintètica en las très introducciones mencio nadas.

La primera parte de este segundo tomo se centra en très hechos, cada uno de los cuales implica una compleja problemàtica.

En primer lugar, el via je de los doctores Luis Carreras y Antonio Vilaplana a Roma (25 octubre - 11 noviembre de 1931), corno enviados personales del nuncio en Espana, mons. Federico Tedeschini, para hacer ver en el Vaticano la conveniencia de admitir un embajador de la Republica, y precisamente don Luis de Zulueta, ùnica persona que presentarla el nuevo Gobierno, presidido por Manuel Azaria. Ambos sacerdotes iban también corno mensajeros particulares del cardenal-arzobispo de Tarragona, Francisco Vidal y Barraquer (presidente de la conferencia de metropolitanos espaiioles tras la renuncia del cardenal Segura a la sede de Toledo), para exponer al cardenal secretano de Estado, Eugenio Pacelli, la verdadera situación religiosa y politica de Espana, la cual parecia aconsejar no un choque frontal de la Iglesia con la Republica, sino la conser vación de una actitud respetuosa y firme a la vez, en espera de una situación mâs favorable, mediante la reestructuración de las fuerzas católicas en los campos religioso y politico. Particular importancia histórica revisten el diario de viaje del doctor Carreras y los très memoriales presentados al cardenal Pacelli (nûm. 192, p. 55-105) cuyo contenido hizo suyo el arzobispo de Tarra gona (II/l, p. 171). Parece que el cardenal Pacelli aceptaba la actitud dûctil y expectante de Tedeschini y de Vidal (II/l, p. 92); pero al mismo tiempo el papa Ρίο XI comunicaba a los obispos espaiioles unas normas de actuación bastante mâs intransigentes, por medio del jesuita Enrique Gonzâlez de Carvajal (II/l, p. 213-4).

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