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Kindheitspädagogik im Aufbruch - ciando ebooks · „Professionalisierung im Arbeitsfeld der...

Date post: 08-Jul-2020
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Tina Friederich | Helmut Lechner | Helga Schneider | Gabriel Schoyerer | Claudia Ueffing (Hrsg.) Kindheitspädagogik im Aufbruch Professionalisierung, Professionalität und Profession im Diskurs
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Tina Friederich | Helmut Lechner | Helga Schneider | Gabriel Schoyerer | Claudia Ueffing (Hrsg.)

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Tina Friederich | Helmut Lechner | Helga Schneider | Gabriel Schoyerer | Claudia Ueffing (Hrsg.) Kindheitspädagogik im Aufbruch

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Tina Friederich | Helmut Lechner | Helga Schneider | Gabriel Schoyerer | Claudia Ueffing (Hrsg.)

Kindheitspädagogik im Aufbruch Professionalisierung, Professionalität und Profession im Diskurs

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die

Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2016 Beltz Juventa · Weinheim und Basel Werderstr. 10, 69469 Weinheim www.beltz.de · www.juventa.de Satz: text plus form, Dresden

ISBN 978-3-7799-

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Inhalt

Vorwort 7

Einleitung Tina Friederich, Helmut Lechner, Helga Schneider, Gabriel Schoyerer und Claudia M. Ueffing 9

Teil 1 Theoretische und konzeptionelle Zugänge

Professionalisierung der Kindertagesbetreuung. Professionstheoretische Vergewisserungen Peter Cloos 18

Professionalisierung des Systems Kindertagesbetreuung. Zum Verhältnis von Fachkräften, Strukturen und Kontexten Tina Friederich und Gabriel Schoyerer 38

Professionalisierung ohne Kollektivierung? Zur Konstruktion der Profession im gegenwärtigen Diskurs der Kindheitspädagogik Helga Schneider 64

Teil 2 Wiederentdeckte Perspektiven auf Professionalisierung, Professionalität und Profession

Professionalisierung durch Weiterbildung. Chancen von Begründungswissen und Handlungskompetenz für das Feld der Frühen Bildung Anke König 80

Professionalisierung und Kompetenzentwicklung. Überlegungen zur Genese von individueller Professionalität Helmut Lechner 93

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Ethik als Strukturelement für frühpädagogische Praxis? Thomas Schumacher 107

Ethik des Handelns in der Kindheitspädagogik – oder: das Dilemma des handelnden Subjekts Claudia M. Ueffing 125

Teil 3 Ausgewählte Standpunkte aus Sicht von Wissenschaft, Unterricht und Lehre

Professionalisierung aus Sicht der Fachakademien. Strategische Platzierung frühpädagogischer Berufe Sigrid Christeiner 140

Professionalisierung in der Kindertagesbetreuung. Aspekte interkultureller Elementarpädagogik Leonie Herwartz-Emden und Annette Schultheiß 147

Professionalisierung frühpädagogischer Fachkräfte in kindheitspädagogischen Studiengängen – ein Statement Jens Kratzmann 155

Frühpädagogische Professionalisierung als multi-dimensionales Projekt – Internationale Diskurse Pamela Oberhuemer 160

Der Beitrag der (Interaktions-)Forschung zur Professionalisierung des pädagogischen Handelns Andreas Wildgruber 165

Kindheitspädagogik im Aufbruch – Perspektiven und Ausblick Tina Friederich, Helmut Lechner, Helga Schneider, Gabriel Schoyerer und Claudia M. Ueffing 169

Autorinnen und Autoren 174

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Vorwort

Ausgangspunkt des vorliegenden Sammelbands war ein Kolloquium zur „Professionalisierung im Arbeitsfeld der Kindertagesbetreuung“, das als Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Jugendinstitut e. V., der Ka-tholischen Stiftungsfachhochschule München und der Hochschule München durchgeführt wurde. Im Zeitraum zwischen Oktober 2013 und Januar 2014 fanden dazu vier Veranstaltungen statt, die entlang von einführenden Vor-trägen und Expertenstatements verschiedene Perspektiven auf die Profes-sionalisierung im Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung beleuchteten.

Zielsetzung des Kolloquiums

Das Kolloquium hatte weniger zum Ziel, im Sinne einer berufspolitisch oder interessengeleiteten Motivation die Professionalisierung in diesem Ar-beitsfeld gleichsam „strategisch“ in eine bestimmte Richtung zu diskutieren oder berufsrelevante Forderungen davon abzuleiten. Es ging vielmehr zum einen darum, sich annäherungsweise der theoretischen und konzeptionel-len Orientierungspunkte im weit verzweigten kindheitspädagogischen Pro-fessionalisierungsdiskurs zu vergewissern und diese auszuloten. Zum an-deren sollte der Blick auf jene Facetten von Professionalisierung gerichtet werden, die aktuell wenig beachtete Zusammenhänge herausstellen.

Im Fortgang der Diskussion zeigte sich, dass der individuelle Blick auf Professionalisierung zwar eine derzeit vielbeachtete Perspektive darstellt, er aber notwendigerweise auf das gesamte System der Kindertagesbetreuung bis hin zu berufsbezogenen Rahmenbedingungen zu erweitern ist.

Begleitender Expertenkreis

Um eine breite Diskussion anzuregen und verschiedene Akteursgruppen zu integrieren, wurde das Kolloquium als partizipatorisches Format mit einem festen Kreis von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Lehre sowie aus Studierenden der beiden Münchner Hochschulen angelegt. Me-thodische Orientierung gab die Diskussionsform „Fischbowl“, wobei der Expertenkreis zunächst den thematischen Schwerpunkt des einführenden Fachvortrags1 diskutierte. Die Studierenden hatten ihrerseits die Möglich-

1 Einführende Vorträge im Kolloquium hielten (in dieser Reihenfolge): Prof. Dr. Werner Thole, Universität Kassel; Prof. Dr. Anke König, DJI München; Prof. Dr. Helmut Lechner,

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keit, sich mit Fragen und Kommentaren in die Diskussion einzubringen. Die vorliegende Publikation dokumentiert zentrale Ergebnisse dieses Dis-kussionsprozesses.

Unser Dank gilt insofern zunächst den Expertinnen und Experten, die sich bereit erklärt haben, am Kolloquium mitzuwirken und inhaltlich mit-zugestalten: Dr. Sigrid Christeiner, Fachakademie für Sozialpädagogik in Nördlingen; Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden, Universität Augsburg; Prof. Dr. Jens Kratzmann, Hochschule Eichstätt-Ingolstadt; Pamela Oberhuemer, Expertin für internationale Systeme Frühpädagogik; Prof. Dr. Thomas Schu-macher, Katholische Stiftungsfachhochschule München. Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel, Evangelische Hochschule Nürnberg und Dr. Andreas Wildgruber, IFP München, aber auch den Studierenden, die sich aktiv in die Diskussion eingebracht haben.

Unser herzlicher Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Claus Stieve, Fachhoch-schule Köln für seine wertvollen inhaltlichen Hinweise und die Begutach-tung des Manuskripts. Ebenso danken wir Herrn Dr. Jürgen Barthelmes für hilfreiche sprachliche Präzisierungen und Ergänzungen sowie Anna von Behr bei der Mitkonzeption des Kolloquiums.

München im September 2015

Hochschule München; Prof. Dr. Thomas Schumacher, Katholische Stiftungsfachhoch-schule München zusammen mit Prof. Dr. Claudia M. Ueffing, Hochschule München.

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Einleitung

Tina Friederich, Helmut Lechner, Helga Schneider, Gabriel Schoyerer und Claudia M. Ueffing

Am Beginn der Konzeption des Kolloquiums stand zunächst ein praktisches Dilemma: Wie ist der Begriff der Professionalisierung im Arbeitsfeld der Kindertagesbetreuung zu gebrauchen, welche Facetten sind damit zu be-rücksichtigen und wie sind spezifische Zusammenhänge zu bewerten, wenn diese in disziplinärer, professionstheoretischer und forschungsbasierter Weise selbst unzureichend geklärt sind?

Diese thematischen Aspekte zeigten sich im Fortgang des Kolloquiums zugleich als Verunsicherung und Orientierung. Die Ambivalenz wird zum einen daran deutlich, dass der Begriff der früh- bzw. kindheitspädagogi-schen Professionalisierung in teils unterschiedlichen Zusammenhängen ver-wendet wird:

Zum einen ist der Schwerpunkt auf eine spezifische Anforderungsstruk-tur frühpädagogischen Handelns bzw. frühpädagogischer Handlungsfelder gerichtet (Faas 2014; Leu/Kalicki 2014; Fried 2008); zum anderen geht es um eine strategische Platzierung der Frühpädagogik in der Berufshierarchie im Sinne einer Akademisierung (Rauschenbach 2013; von Balluseck 2008), dann wiederum um die Entwicklung bzw. Rekonstruktion von Professiona-lität auf einer individuellen bzw. kulturellen Ebene ggf. im (berufs-)biografi-schen Verlauf (Thole 2010; Cloos 2008; Dippelhofer-Stiem 1999) sowie um damit zusammenhängende Systeme und Kontexte (Klaudy u. a. 2014; Schrey-er u. a. 2014; Viernickel u. a. 2013).

Dies betrifft gleichermaßen die theoretische und konzeptionelle Aus-einandersetzung mit einer sich ihrerseits auf verschiedenen Ebenen ausdif-ferenzierenden und zarte Kontur gewinnenden Frühpädagogik als Profes-sion und Forschungsfeld (Betz/Cloos 2014).

Dimensionen von Professionalität und Professionalisierung

Insgesamt sind dabei auch unterschiedlich weit- bzw. tiefreichende Dimen-sionen von Professionalität bzw. Professionalisierung angesprochen. Der Blick auf eine (in welcher Form auch immer) zu modifizierende Praxis kann die Diskussion um Professionalisierung in der Frühpädagogik im Kern als eine kritische Frage nach den Möglichkeiten von Verbesserung der Qualität

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von Kindertagesbetreuung fassen (Beitrag von Tina Friederich und Gabriel Schoyerer in diesem Band); zu Recht wird dabei auf die Gefahr einer Eng-führung der thematischen Bandbreite frühpädagogischer Professionalisie-rung hingewiesen sowie auf die Notwendigkeit einer sensiblen Beobachtung zugrunde liegender dialektischer Zusammenhänge von Chancen und Fol-gen dieses Professionalisierungsprozesses (Beitrag von Peter Cloos; vgl. dazu auch Keil 2013).

Dieser Hinweis dürfte vermutlich in besonderer Weise im Zuge der hochschulischen Reformen und der staatlichen Anerkennung der Kind-heitspädagoginnen und Kindheitspädagogen durch die Jugend- und Fami-lienministerkonferenz (JFMK 2011) Geltung erlangen, obgleich notwendi-gerweise auch Fragen einer diskursiven Konstituierung dieser im Entstehen befindenden Profession zu stellen sind (Beitrag von Helga Schneider).

Es scheint ein weitgehend vergessener Zusammenhang zu sein, dass ein solcher Professionsentwicklungsprozess nicht ein formal-technokratischer Vollzug bestimmter Wissens- und Methodenprinzipien ist, sondern sich auch an ethischen Prinzipien und Strukturelementen zu orientieren hat, die im Handeln und auf der Ebene des Systems Kindertagesbetreuung sicht- und spürbar werden (Beiträge von Thomas Schumacher und Claudia M. Ueffing).

Kontrovers stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Debatte um die Bedeutung der Persönlichkeit in der frühpädagogischen Praxis dar. Da-bei können die Pole umrissen werden mit dem Hinweis auf bestimmte, der fachlichen Kompetenz vorausgehenden und zu entwickelnden Facetten der Persönlichkeit (Beitrag von Helmut Lechner) sowie mit der Betonung von „Begründungswissen“ und der damit zusammenhängenden tendenziellen Nivellierung der Persönlichkeit zugunsten bestimmter eher deklarativ kon-stituierter Handlungskompetenzen (Beitrag von Anke König).

Das facettenreiche Spektrum der Kindertagesbetreuung

Die unzureichende Vergewisserung und Vereinheitlichung über das diszi-plinäre bzw. professionsbezogene Spektrum von Kindertagesbetreuung wer-den auch auf terminologischer Ebene deutlich. Die sprachliche Ungenauig-keit kann in den Beiträgen dieses Sammelbands nachvollzogen werden, wenn zum einen die Rede von der Kindheitspädagogik ist (Beiträge von Helga Schneider, Claudia M. Ueffing und Jens Kratzmann) zum anderen von der Frühen Bildung (Beitrag von Anke König), von der Frühpädagogik (Bei-träge von Thomas Schumacher, Sigrid Christeiner und Pamela Oberhuemer) oder von der Elementarpädagogik (Beitrag von Leonie Herwartz-Emden und Annette Schultheiß).

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Inwieweit sich disziplin-, professions- oder handlungsfeldbezogene Per-spektiven dabei durchgängig unterscheiden lassen, darf als offen gelten. Schließlich verwenden weitere Beiträge in diesem Sammelband den Begriff der Kindertagesbetreuung gleichsam quer und übergreifend zu diesen Kate-gorien bzw. beziehen sich auf das gesamte „System“ dieses Handlungsfelds (Beitrag von Peter Cloos sowie Tina Friederich und Gabriel Schoyerer).

Professionalisierung aus unterschiedlichen Blickwinkeln

Schließlich lässt sich die Varianz und Vielfalt des Diskurses zur Professio-nalisierung aus Sicht von unterschiedlichen institutionellen Blickwinkeln nachvollziehen, die sich je nach Schwerpunktsetzung der Arbeitszusam-menhänge und Interessen unterschiedlich äußern.

Fachakademien und Fachschulen scheinen im Zuge der hochschulischen Reformen unter besonderen Legitimationsdruck zu geraten und entlang von spezifischen Merkmalen nach einer „strategischen Platzierung“ zu suchen (Beitrag von Sigrid Christeiner). Professionalisierung lässt sich jedoch aus Sicht eines hochschulischen Studienangebots stärker entlang einer durch Forschung grundgelegten Orientierung rekonstruieren, aus der schließlich bestimmte methodisch-didaktische Orientierungspunkte für die Lehre ab-zuleiten sind (Beitrag von Jens Kratzmann).

Die Bedeutung von Forschung für eine wissenschaftsbezogene Profes-sionalisierung in der Kindertagesbetreuung wird mit verschiedenen Schwer-punktsetzungen ebenso betont (Beiträge von Leonie Herwartz-Emden und Annette Schultheiß sowie von Andreas Wildgruber) wie eine über die deut-sche Situation hinausreichende internationale (vergleichende) Perspektive auf frühpädagogische Professionalisierung (Beitrag von Pamela Oberhuemer).

Auch wenn der Diskurs über pädagogische Professionalität und Profes-sionalisierung bereits seit einiger Zeit im Gange ist (Dewe et al. 1992; Combe/ Helsper 1996; Helsper/Tippelt 2011), sind sowohl im Bereich der grund-lagentheoretischen Klärung als auch hinsichtlich der Frage nach einem be-stimmten Typus pädagogisch-professionellen Handelns noch viele Fragen offen – und für den sich erst konturierenden Bereich der Kindheitspädago-gik dürfte dies in besonderer Weise zutreffen.

Der Sammelband: Ein Beitrag zur fachwissenschaftlichen Debatte

Der vorliegende Sammelband setzt sich mit dieser Thematik auseinander und vollzieht wesentliche Diskussionslinien des Kolloquiums nach.

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Der Aufbau des Bandes gliedert sich in drei Teile:

Rahmende Beiträge (von Peter Cloos, Tina Friederich und Gabriel Schoyerer sowie von Helga Schneider)

Themen der einführenden Vorträge aus dem Kolloquium (Beiträ-ge von Anke König, Helmut Lechner, Thomas Schumacher, Clau-dia M. Ueffing)

Statements der teilnehmenden Expertinnen und Experten mit je-weils spezifischen und institutionell geprägten Perspektiven auf Professionalisierung (Beiträge von Sigrid Christeiner, Leonie Her-wartz-Emden und Annette Schultheiß, Jens Kratzmann, Pamela Oberhuemer, Andreas Wildgruber).

Insgesamt möchte der vorliegende Band damit einen Beitrag zur fachwis-senschaftlichen Debatte um Professionalisierung im Handlungs- und For-schungsfeld der Kindheitspädagogik.

Aufbau des Sammelbands

Teil 1 setzt sich mit theoretischen und konzeptionellen Zugängen zur Pro-fession, Professionalität und Professionalisierung im Arbeitsfeld Kinder-tagesbetreuung auseinander. Dies erfolgt aus theorie- bzw. forschungsbezo-gener, systembezogener und diskursanalytischer Perspektive.

Peter Cloos diskutiert in seiner professionstheoretischen Vergewisserung verschiedene Spannungsfelder und Dilemmata, in denen sich die Entwick-lung von Profession und Professionalisierung der Frühpädagogik verorten lässt. Ausgehend von einem Resümee theoretischer Standpunkte der profes-sionsbezogenen Diskussion zeigt der Autor exemplarisch den Stand der frühpädagogischen Professionsforschung sowie der Professionsentwicklung auf und plädiert für notwendig auszudifferenzierende Forschungs- und Pro-fessionsfelder.

Tina Friederich und Gabriel Schoyerer richten in ihrem Beitrag den Fokus auf die Professionalisierung des Systems Kindertagesbetreuung und disku-tieren auf der Grundlage von nationalen und internationalen empirischen Untersuchungen das Verhältnis einer Professionalisierung von Fachkräften, Strukturen und Kontexten. Neben der Ebene des pädagogischen Handelns sind auch zugrunde liegende Arbeitsstrukturen und Tätigkeitsbedingungen zu berücksichtigen sowie interinstitutionelle Faktoren wie Träger- und Ko-operationsbezüge bis hin zur fachpolitischen Ebene im Zusammenhang mit Fragen zu Beruf und zum Status im Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung.

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Helga Schneider setzt sich in ihrem Beitrag aus diskursanalytischer Per-spektive explorativ mit der Frage auseinander, wie die sich neu formierende akademische Berufsgruppe der Kindheitspädagoginnen und Kindheits-pädagogen im gegenwärtigen Diskurs der Kindheitspädagogik sprachlich konstruiert wird.

Teil 2 richtet den Blick auf verschiedene, zum Teil vernachlässigte Aspek-te von Professionalisierung. Dabei geht es um das Wissen und Können der kindheitspädagogischen Fachkräfte ebenso wie die diesem Handeln zugrun-de liegenden biografischen und ethischen Orientierungen auf unterschiedli-chen Ebenen.

Anke König betont in ihrem Beitrag die Relevanz der beruflichen Weiter-bildung zur systematischen und kontinuierlichen Professionalisierung des Feldes der Frühpädagogik. Besonders mit Blick auf die Entwicklung profes-sioneller Handlungskompetenzen ist aus ihrer Sicht die Reflexion von Handlungsmustern und Begründungswissen zu berücksichtigen. Dafür ge-winnt Weiterbildung im Sinne eines lebenslangen Lernens sowie angesichts gestiegener Anforderungen in der Kindertagesbetreuung als Teilsystem der Gesellschaft an Bedeutung.

Helmut Lechner beleuchtet das Zusammenspiel von Professionalisierung und Kompetenzentwicklung, wobei er insbesondere der Frage nach der Ge-nese von individueller Professionalität nachgeht. In seinem Beitrag zeigt er auf, dass professionelle Kompetenzen auch im Zusammenhang mit der Per-sönlichkeit der pädagogischen Fachkräfte zu verstehen sind. Aus der Per-spektive von Aus- und Weiterbildung ergibt sich daraus die Anforderung, wie dieser Zusammenhang didaktisch zu bearbeiten ist. Für das Verständnis der Genese individueller Professionalität werden dazu die biografischen Be-dingtheiten aufgezeigt.

Thomas Schumacher stellt in seinem Beitrag die Frage nach der Bedeu-tung einer philosophischen Perspektive auf Frühpädagogik. Ausgehend von einer theoretischen Systematisierung zum Zusammenhang von Menschen-bild, Ethik und pädagogischem Handeln hebt er den Wert einer Berufsethik für eine Professionalisierung in der Frühpädagogik in doppelter Hinsicht hervor: Zur Erzeugung von Verlässlichkeit und zur Begründung von weiter-führender Professionalisierung im Gesamtsystem.

Claudia M. Ueffing setzt sich ebenso mit der Frage einer Ethik in der Frühpädagogik auseinander, stellt jedoch das Subjekt in den Mittelpunkt. Sie geht der Frage nach, warum pädagogisches Handeln immer auch ethisches Handeln ist und wie Berufsethik und Handlungsethik in Bezug zueinander stehen. Darauf aufbauend entwickelt sie Eckpunkte, die als Richtschnur für pädagogisches Handeln des Subjekts dienen können.

Teil 3 versammelt ausgewählte Standpunkte zu Professionalisierung der Kindheitspädagogik aus Sicht von Wissenschaft, Unterricht und Lehre. Da-

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bei kommen zum einen die verschiedenen institutionellen Traditionen als auch die spezifischen Fragestellungen und Interessenslagen der Akteure zum Tragen.

Sigrid Christeiner stellt die Professionalisierung aus Sicht der bayerischen Fachakademien dar und unternimmt eine strategische Platzierung des Be-rufs der Erzieherinnen und Erzieher im Spektrum frühpädagogischer Beru-fe, indem sie Facetten dieses Ausbildungs- und Berufsprofils skizziert.

Leonie Herwartz-Emden und Annette Schultheiß richten den Blick auf Professionalisierung in der Kindertagesbetreuung aus der Warte einer inter-kulturellen Elementarpädagogik und betonen angesichts einer zunehmen-den kulturellen Diversität die sich daraus ergebenden Anforderungen für Praxis und Ausbildung.

Jens Kratzmann nimmt in seiner Stellungnahme zur Professionalisierung frühpädagogischer Fachkräfte in kindheitspädagogischen Studiengängen die Perspektive eines grundständigen Studienangebots ein und hebt die Bedeu-tung von Wissenschaft und Forschung für die Ausbildung von professionel-lem Reflexions- und Handlungswissen hervor.

Andreas Wildgruber plädiert in seinem Beitrag für den Ausbau der (In-teraktions-)Forschung, um pädagogisches Handeln auch empirisch abzu-sichern und betont die Notwendigkeit einer stärkeren Integration eines so gewonnenen Wissens in Praxis und Ausbildung.

Pamela Oberhuemer skizziert aus internationaler Perspektive die früh-pädagogische Professionalisierung als ein multidimensionales Projekt, das individuelle, berufsfeldbezogene und soziokulturelle Dimensionen zu be-rücksichtigen hat; dabei legt sie den Akzent weniger auf den Anspruch „technokratischer“ als vielmehr „demokratischer“ Professionalität.

Literatur

Balluseck, Hilde von (2008): Frühpädagogik als Beruf und Profession. In: Balluseck, Hilde von (Hrsg.): Professionalisierung der Frühpädagogik: Perspektiven, Entwicklungen, Herausfor-derungen. Opladen

Betz, Tanja/Cloos, Peter (2014): Kindheit und Profession. Die Kindheitspädagogik als neues Professions- und Forschungsfeld. In: Betz, Tanja/Cloos, Peter (Hrsg.): Kindheit und Profes-sion. Konturen und Befunde eines Forschungsfelds. Weinheim/Basel, S. 9–22

Cloos, Peter (2008): Die Inszenierung von Gemeinsamkeit. Eine vergleichende Studie zu Bio-graphie, Organisationskultur und beruflichem Habitus von Teams in der Kinder- und Ju-gendhilfe. Weinheim/München

Combe, Arno/Helsper, Werner (1996): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. Frankfurt a. M.

Dewe, Bernd/Ferchhoff, Wilfried/Radtke, Frank-Olaf (1992): Erziehen als Profession. Zur Lo-gik professionellen Handelns in pädagogischen Feldern. Opladen

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Dippelhofer-Stiem, Barbara (1999): Fachschulen für Sozialpädagogik aus der Sicht von Absol-ventinnen. Ergebnisse einer empirischen Studie. In: Thiersch, Renate/Höltershinken, Die-ter/Neumann, Karl (Hrsg.): Die Ausbildung der ErzieherInnen. Entwicklungstendenzen und Reformansätze. Weinheim/München, S. 80–92

Faas, Stefan (2014): Wissen und Können einer kindheitspädagogischen Profession. In: Betz, Tanja/Cloos, Peter (Hrsg.): Kindheit und Profession. Konturen und Befunde eines For-schungsfelds. Weinheim/Basel, S. 176–190

Fried, Lilian (2008): Bildung und didaktische Kompetenz. In: Thole, Werner/Rossbach, Hans-Günther/Fölling-Albers, Maria/Tippelt, Rudolf (Hrsg.): Bildung und Kindheit: Pädagogik der Frühen Kindheit in Wissenschaft und Lehre. Opladen, S. 141–152

Helsper, Werner/Tippelt, Rudolf (2011): Ende der Profession oder Professionalisierung ohne Ende? Zwischenbilanz einer unabgeschlossenen Diskussion. In: Zeitschrift für Pädagogik. Sonderheft Pädagogische Professionalität. S. 268–288

Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) (2011): Staatliche Anerkennung von Bache-lorabschlüssn im Bereich der Kindertagesbetreuung und Berufsbezeichnung. Beschluss vom 26./27. 05. 2011

Klaudy, E. Katharina/Schütz, Anika/Stöbe-Blossey, Sybille (2014): Akademisierung der Aus-bildung für die Kindertageseinrichtung. Zur Entwicklung kindheitspädagogischer Studien-gänge. In: IAQ-Report. Universität Duisburg-Essen (04/2014)

Leu, Hans Rudolf/Kalicki, Bernhard (2014): Zur Professionalisierung und Kompetenzorien-tierung in der Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte. In: Betz, Tanja/Cloos, Peter (Hrsg.): Kindheit und Profession. Konturen und Befunde eines Forschungsfelds. Wein-heim/Basel, S. 191–205

Rauschenbach, Thomas (2013): Der Preis des Aufstiegs? Folgen und Nebenwirkungen einer frühpädagogischen Qualifizierungsoffensive. In: Berth, Felix/Diller, Angelika/Nürnberg, Carola/Rauschenbach, Thomas(Hrsg.): Gleich und doch nicht gleich. Der Deutsche Quali-fikationsrahmen und seine Folgen für frühpädagogische Ausbildungen. München, S. 15–38

Schreyer, Inge/Krause, Martin/Nicko, Oliver/Brandl, Marion/Pirker, Josefine (2014): Qualität der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen frühpädagogischer Fachkräfte in Deutsch-land. Vortrag auf der AWiFF-Tagung. Berlin, 16. Mai 2014. www.weiterbildungsinitiative. de/fileadmin/download/Veranstaltungen/AWiFF_AQUA_Panel_3.pdf (27. 08. 2014)

Thole, Werner (2010): Die pädagogischen MitarbeiterInnen in Kindertageseinrichtungen. Professionalität und Professionalisierung eines pädagogischen Arbeitsfeldes. In: Zeitschrift für Pädagogik, 56. Jg., H. 2, S. 206–222

Viernickel, Susanne/Nentwig-Gesemann, Iris/Nicolai, Katharina/Schwarz, Stefania/Zenker, Luise (2013): Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung – Bildungsaufgaben, Zeitkontingente und strukturelle Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen. Ber-lin. www.gew.de/Binaries/Binary96129/Expertise_Gute_Bildung_2013.pdf (27. 08. 2014)

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