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Kinder dürfen in Zart und saftig - pfau-schinken.de · Ill u s ati o e Het inger Wo geht’s denn...

Date post: 07-Apr-2019
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Illustration: Maike Hettinger Wo geht’s denn hier zum Gipfel? Emmer naufzuas! W asser raus, Ge- schmack rein – das ist das Ziel, wenn Fleisch durch Räu- chern haltbar ge- macht werden soll. Wenn man eine Schweine-Hinterkeule drückt und presst und mit Salz oder gar mit künstlichen Aromen vollschmeißt und bei hohen Temperaturen trock- net, dann ist das in ein paar Tagen erledigt. Frank Pfau, Metzger in dem Schwarzwalddorf Herzogswei- ler, kann gar nicht genug Abscheu in seine Stimme legen, wenn er über schnell produzierten „Indus- trieschinken“ redet. Pfau führt oft Touristen, aber auch zum Beispiel Berufsschüler durch seine Räucherei. Er will ihnen die traditionelle Herstellung von Schwarzwälder Schinken nahe brin- gen. Die braucht Zeit. Es fängt da- mit an, dass ein „gutes Handwerker- schwein“ nicht zu früh geschlachtet werden darf. Sauen mit 200 Kilo, wie sie noch sein Vater verarbeitet habe, bekomme man heute gar nicht mehr, bedauert Pfau. 145 Kilo Lebendgewicht sollten es aber schon sein: „robust, kernig und muskulös“. Und eine schöne Fett- Marmorierung. Jedenfalls keine mit dubiosem Futter eilig herangezo- gene „Industrieferkel“. Nach Entfernung der Knochen werden die Schweineschlegel mild gepökelt, also mit Salz und Gewür- zen eingerieben. Die Rezeptur hat großen Einfluss auf Qualität und Farbe des Fleischs – und ist das Ge- heimnis jedes Herstellers. Pfau legt seine Schinken rund fünf Wochen lang in eine Beize aus Wacholder, Koriander, Knoblauch, schwarzem Pfeffer und anderen Zutaten. Jeden Samstagmorgen schrotet er die Ge- würze selbst: „Das Aroma entfaltet sich dann besser.“ Außerdem wisse man bei bereits gemahlenen Gewür- zen nicht, ob nicht Holzmehl oder andere Füllstoffe drin sind. Danach kommen die sieben bis zehn Kilo schweren Keulen unge- fähr zwei Wochen lang in eine Räucherkammer. Für 20 bis 30 Grad war- men Kaltrauch sorgt glim- mendes Tannen- und Fichten-Sägemehl, dem Reisig und Beeren von Wacholder beigegeben werden. Dazu schmeißt Pfau auch eine Handvoll getrockne- ter Tannennadeln: „Die sind feiner als Reisig. Die sind Gold wert für mich. Ich fahre 15 Kilometer zu Bau- ern, die noch Tannennadeln sam- meln.“ Beim anschließenden Abhängen, drei bis vier Wochen im Reiferaum, zieht der Geschmack voll ein und das Fleisch wird trockener. „Den Ge- wichtsverlust von 30 Prozent neh- men wir bewusst in Kauf“, sagt Pfau: „Der Schinken wird zarter, mürber, fester.“ Schließlich kann die Spezialität verpackt werden: in Pergamentpa- pier, in Vakuumfolie oder – noch besser – in einen dicken Leinen- sack. „Auf gut geräucherten Speck gehen Fliegen in der Regel nicht so“, erläutert Pfau: „Der Sack regelt die Luftfeuchte. Da bleibt Schinken länger weich und saftig.“ Dass mitt- lerweile nur vielleicht zehn Prozent aller Schwarzwälder Schinken von Schwarz- wälder Schweinen stam- men, hält Pfau für „eine Sauerei“. Es ist aber völ- lig legal: Das EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“" garantiert in diesem Fall lediglich die Herstellung nach traditionellem Ver- fahren im Schwarzwald – nicht aber die Herkunft des Fleischs. Im Jahr 2015 wurden 9,14 Millio- nen Schwarzwälder Schinken ver- kauft. Der Vormarsch deutscher Su- permarktketten verhilft dem kno- chenlos-bedienerfreundlichen Roh- schinken zu immer neuen Exportre- korden: Bereits jeder vierte geht ins Ausland. Wenn die Schweine ir- gendwo zwischen Bremen und Os- nabrück im Stall stehen, dann könnte der „Schwarzwälder“ Schin- ken doch auch gleich dort geschnit- ten und verpackt werden? Das meinen jedenfalls große norddeutsche Fleischfabrikanten. Die 14 Unternehmen, die sich in Ba- den-Württemberg zum Schutzver- band der Schwarzwälder Schinken- hersteller vereint haben, meinen das nicht. Beim Bundespatentge- richt in München läuft dazu schon seit Jahren ein Urheberrechtsverfah- ren. Frank Pfau braucht sich um den Streit der Giganten nicht zu küm- mern. Er will seinen Handwerksbe- trieb mit zehn Mitarbeitern sowieso nicht vergrößern. „Ich muss auch nicht jeden Tag Fleisch essen“, sagt der Metzger: „Lieber weniger, aber eine gute Qualität.“ MARTIN EBNER Info In Herzogsweiler bei Freuden- stadt lädt die Metzgerei Pfau immer dienstags und samstags zur „Bauern- rauch-Besichtigung“: www.pfau-schinken.de Das „Schwarzwälder Schinkenmu- seum“ im Turm auf dem Feldberg hat die gleichen Öffnungszeiten wie die Seilbahn: www.schwarzwaelder- schinken-verband.de Werben für die Tradition: Frank Pfau zeigt gerne seine Räucherkammer für Schwarzwälder Schinken. Foto: Martin Ebner E gal wohin der Schwabe geht, ob ge Ässa, aufs Rathaus, hoim- zuas, auf da Zug ge Schtuegert oder einfach bloß nore: Er stößt damit auf Unverständnis. Besonders gerne gelacht wird über die schwäbische Verwendung des Verhältnisworts auf. Sagt ein Schwabe, er müsse aufs Baurechts- amt, muss er mit dummen Kom- mentaren rechnen, etwa der Art: Schön, dass den Beamten mal einer aufs Dach steigen will. Pressiert ein Schwabe auf den Bus, ist der dumme Vergleich mit den Massen- verkehrsmitteln in den Entwick- lungsländern fällig, auf deren Ver- deck oft mehr sitzen als im Abteil. Nicht selten kommen solche Sprüche von Menschen, die kein Problem damit haben, auf Schnäpp- chenjagd zu gehen oder die damit angeben, auf eine höhere Schule ge- gangen zu sein. Das beweist: Die Präposition auf zeigt eben nicht nur ein Höhenverhältnis der Art auf – unter an, sondern auch eine Richtung – und eine Fülle weite- rer Beziehungen. So bereitet man sich auf eine Prüfung vor – ein jeder auf seine Weise, sinnt auf Rache – und merkt ir- gendwann, dass auf nicht nur auf Schwäbisch mehr als nur „oberhalb“ bedeu- tet. Die Schwaben sind also nicht die einzigen, die auf nicht nur im vertikalen Sinne begreifen, sondern auch im horizontalen. Wer von einer Veranstaltung be- richtet, in der „älle aufanan- derg’hockt“ sind, beschreibt ein gedrängtes Nebenei- nander und nicht etwa einen Berg übereinandersit- zender Menschen. Nicht mehr so häufig zu hören ist die Richtungsangabe ge. Wer ge Schtuegert geht, begibt sich in die Landeshauptstadt. Literarisch Be- wanderte erkennen darin das alte gen, das noch in bestimmten For- meln überlebt hat wie gen Morgen, gen Abend, gen Osten, gen Mekka, gen Himmel. Dieses gen ist die Kurz- form von gegen im Sinne von „in Richtung“, die sich im Mittelhoch- deutschen eingebürgert hat. Die Richtung, die das schwäbi- sche ge weist, geht freilich über die geografische Dimension hinaus in eine ganz andere, nämlich die des Zwecks: Mit Hilfe des ge steuert der Schwabe auf eine Tätigkeit zu. Er geht ge Schaffa oder eben ge Ässa. Bemerkenswert ist die Endung -zuas, die manche Richtungsadver- bien kennzeichnet. „Nach oben“ heißt naufzuas, „dort hinüber“ heißt nomzuas, „einwärts“ heißt nei- zuas und „heimwärts“ heißt hoim- zuas. Dass in diesem -zuas das rich- tungweisende zu steckt, ist unstrit- tig. Die Frage ist, woher das -s am Ende rührt. Ist es vom mittelhoch- deutschen Vorläufer zuoz(e) übrig- geblieben? Oder wurde die Endung -zu anderen Richtungswörtern an- geglichen, die auf -s enden wie etwa links, rechts, -wärts? Dies vermutet das Schwäbische Wörterbuch. Gang nore! versteht man außer- halb Schwabens nicht. Es bedeutet „Geh vorwärts!“, auch im Sinne von „Mach voran!“ Nore ist ein weiter- entwickeltes nacher (mit einem h!), könnte eine alte Steigerung von nahe sein und die Annäherung an ein Ziel nahelegen. Kein Zweifel be- steht jedoch über den ultimativen Charakter der Aufforderung „Mach nore!“ HENNING PETERSHAGEN Sicher auf den Beinchen: Kaum gebo- ren, kann ein Steinbock-Zicklein klet- tern. Foto: Wilhelma Stuttgart/Harald Knitter/dpa Wohin? D as Schlossmuseum im ober- bayerischen Murnau wid- met sich aktuell in einer Son- derausstellung dem ganz besonde- ren Verhältnis von Vätern und Söh- nen in Künstlerfamilien. Im Mittel- punkt stehen die Maler Wilhelm und Franz Marc, Edmund und Ale- xander Kanoldt, Alexej und Andreas Jawlensky, Andreas, Lyonel und T.Lux Feininger sowie Willi, Rupp- recht, Lenz und Florian Geiger. Die Bilder des Vaters hätten die Feinin- ger-Brüder ein Leben lang begleitet, heißt es weiter. In künstlerisch ge- prägtem Umfeld sei auch Franz Marc aufgewachsen. Schon sein Va- ter sei Maler gewesen, und obwohl dieser ihn nicht für talentiert gehal- ten habe, habe Franz Marc doch die- sen Beruf ergreifen wollen. kna Info Väter & Söhne, bis 6. November im Schlossmuseum Murnau, Di-So 10-17 Uhr, www.schlossmuseum- murnau.de Rückgang Schlachtschweine sind bei uns nicht vom Ausster- ben bedroht: Ihre Zahl pendelt in Baden-Württemberg seit Jah- ren um die zwei Millionen. Bau- ern dagegen werden selten: Seit 2001 haben im Ländle 16 500 Landwirte die Schweine-Haltung aufgegeben – ein Rückgang um mehr als 80 Prozent! Es gibt immer weniger Bauernhöfe; dafür werden die Ställe immer größer. Die meis- ten Schweine leben mittler- weile in Betrieben mit mehr als 2000 Tieren. Nur die Hälfte des in Baden-Württemberg verzehr- ten Schweinefleischs wird auch im Land produziert. Die ge- samte deutsche Produktion stieg seit 1994 von 3,7 auf 5,5 Millionen Tonnen. Wege Das Zentrum der deut- schen Schweinemast ist der Kreis Vechta südlich von Bre- men. Brake an der Weser ist Europas größter Futtermittel-Ha- fen: Dort kommt Soja aus Süd- amerika an. Verkauft werden die norddeutschen Fleischberge zum Beispiel an Schinken-Räu- chereien im Schwarzwald. Die Abfälle gehen nach Afrika. Über immer weitere Strecken müssen auch die enormen Gülle-Mengen exportiert wer- den, die bei der Massentierhal- tung anfallen. Informationen zur industriellen Nahrungsmit- telproduktion bietet der „Fleischatlas“, den die Umwelt- organisation BUND und die grüne Böll-Stiftung herausge- ben: www.fleischatlas.de meb Künstlerfamilien: Väter und Söhne G leich drei Steinbock-Zick- lein sind vor Kurzem in der Wilhelma in Stuttgart auf die Welt gekommen – von drei verschie- denen Müttern. Wie der Zoolo- gisch-Botanische Garten mitteilte, wird das Trio aber immer nur von ei- ner Geiß betreut. „Das funktioniert wie ein Kindergarten“, erklärte Re- vierleiter Jürgen Deisenhofer. „Eine Geiß passt auf, während die ande- ren Zeit zum Fressen haben. Das klappt in der Natur bei bis zu zehn Jungtieren.“ Die Steinböckchen ka- men Mitte Juni zur Welt – und klet- tern schon jetzt auf oft nur fingerdi- cke Vorsprünge. In den Alpen waren die Steinbö- cke den Angaben zufolge Anfang des 19. Jahrhunderts bis auf etwa hundert Tiere ausgerottet. Durch die Nachzucht in Zoos und die Aus- wilderung leben heute in den Alpen demnach wieder 30 000 bis 40 000 Steinböcke. In der Wilhelma wur- den seit 1964 mehr als 110 Tiere ge- boren. Manche wurden auch in den Alpen ausgewildert. Für Kinder, die sich nicht nur für Zicklein, sondern überhaupt für Tiere begeistern, hat die Wilhelma im Rahmen ihres Sommerpro- gramms ein besonderes Erlebnis zu bieten: eine Zooübernachtung. Wenn die Wilhelma abends bereits geschlossen hat, können die jungen Teilnehmer noch Hai, Krokodil und Eisbär besuchen, teilte Wilhelma- Pressesprecher Harald Knitter in Stuttgart mit. Danach wird in der Zooschule übernachtet, und am nächsten Morgen gibt es ein „Tref- fen“ mit einer Schlange. Zwischen 29. Juli und 10. Septem- ber stehen insgesamt sieben Ferien- abenteuer für Kinder im Zoo auf dem Programm. Sie führen zu Fle- dermäusen und Elefanten, ins Aqua- rium oder in die Futterküche für die 1200 Tierarten. In einem Workshop können Kinder Spielzeug für Tiere basteln, etwa Bälle für Affen, aus de- nen diese mit Stöcken oder anderen Werkzeugen Leckereien herauspu- len können. dpa/epd Info Detailinformationen im Internet unter www.wilhelma.de in der Rub- rik „Wilhelmaschule“ unter „Som- merferienprogramm“. Die Pro- gramme sind für unterschiedliche Al- tersgruppen zwischen sechs und 14 Jahren ausgelegt. Die Teilnahme kos- tet je nach Angebot zwischen fünf und 40 Euro. Alle Angebote werden pädagogisch betreut. Anmeldung er- forderlich unter Telefon 0711/5402-136. SCHWÄBISCH OFFENSIV! Zart und saftig Ein Erbe aus Zeiten ohne Kühlschrank: Im Schwarzwald wird Fleisch traditionell durch Räuchern konserviert. Hochwertiger Schinken kommt dabei heraus. Kinder dürfen in der Wilhelma übernachten Die Kleinen werden weggebissen REGIONALE SPEZIALITÄTEN
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Page 1: Kinder dürfen in Zart und saftig - pfau-schinken.de · Ill u s ati o e Het inger Wo geht’s denn hier zum Gipfel? Emmer naufzuas! W asser raus, Ge-schmack rein – das ist das Ziel,

Illustration: Maike Hettinger

Wo geht’s dennhier zum Gipfel?

Emmer naufzuas!

Wasser raus, Ge-schmack rein – dasist das Ziel, wennFleisch durch Räu-chern haltbar ge-

macht werden soll. Wenn man eineSchweine-Hinterkeule drückt undpresst und mit Salz oder gar mitkünstlichen Aromen vollschmeißtund bei hohen Temperaturen trock-net, dann ist das in ein paar Tagenerledigt. Frank Pfau, Metzger indem Schwarzwalddorf Herzogswei-ler, kann gar nicht genug Abscheuin seine Stimme legen, wenn erüber schnell produzierten „Indus-trieschinken“ redet.

Pfau führt oft Touristen, aberauch zum Beispiel Berufsschülerdurch seine Räucherei. Er will ihnendie traditionelle Herstellung vonSchwarzwälder Schinken nahe brin-gen. Die braucht Zeit. Es fängt da-mit an, dass ein „gutes Handwerker-schwein“ nicht zu früh geschlachtetwerden darf. Sauen mit 200 Kilo,wie sie noch sein Vater verarbeitethabe, bekomme man heute garnicht mehr, bedauert Pfau. 145 KiloLebendgewicht sollten es aberschon sein: „robust, kernig undmuskulös“. Und eine schöne Fett-Marmorierung. Jedenfalls keine mitdubiosem Futter eilig herangezo-gene „Industrieferkel“.

Nach Entfernung der Knochenwerden die Schweineschlegel mildgepökelt, also mit Salz und Gewür-zen eingerieben. Die Rezeptur hatgroßen Einfluss auf Qualität undFarbe des Fleischs – und ist das Ge-heimnis jedes Herstellers. Pfau legtseine Schinken rund fünf Wochenlang in eine Beize aus Wacholder,Koriander, Knoblauch, schwarzemPfeffer und anderen Zutaten. JedenSamstagmorgen schrotet er die Ge-würze selbst: „Das Aroma entfaltetsich dann besser.“ Außerdem wisseman bei bereits gemahlenen Gewür-zen nicht, ob nicht Holzmehl oderandere Füllstoffe drin sind.

Danach kommen diesieben bis zehn Kiloschweren Keulen unge-fähr zwei Wochen lang ineine Räucherkammer.Für 20 bis 30 Grad war-men Kaltrauch sorgt glim-mendes Tannen- undFichten-Sägemehl, demReisig und Beeren von Wacholderbeigegeben werden. Dazu schmeißtPfau auch eine Handvoll getrockne-ter Tannennadeln: „Die sind feinerals Reisig. Die sind Gold wert fürmich. Ich fahre 15 Kilometer zu Bau-ern, die noch Tannennadeln sam-meln.“

Beim anschließenden Abhängen,drei bis vier Wochen im Reiferaum,zieht der Geschmack voll ein unddas Fleisch wird trockener. „Den Ge-wichtsverlust von 30 Prozent neh-men wir bewusst in Kauf“, sagtPfau: „Der Schinken wird zarter,mürber, fester.“

Schließlich kann die Spezialitätverpackt werden: in Pergamentpa-pier, in Vakuumfolie oder – nochbesser – in einen dicken Leinen-sack. „Auf gut geräucherten Speckgehen Fliegen in der Regel nichtso“, erläutert Pfau: „Der Sack regelt

die Luftfeuchte. Da bleibt Schinkenlänger weich und saftig.“ Dass mitt-lerweile nur vielleicht zehn Prozent

aller SchwarzwälderSchinken von Schwarz-wälder Schweinen stam-men, hält Pfau für „eineSauerei“. Es ist aber völ-lig legal: Das EU-Siegel„geschützte geografischeAngabe“" garantiert indiesem Fall lediglich die

Herstellung nach traditionellem Ver-fahren im Schwarzwald – nicht aberdie Herkunft des Fleischs.

Im Jahr 2015 wurden 9,14 Millio-nen Schwarzwälder Schinken ver-kauft. Der Vormarsch deutscher Su-permarktketten verhilft dem kno-

chenlos-bedienerfreundlichen Roh-schinken zu immer neuen Exportre-korden: Bereits jeder vierte geht insAusland. Wenn die Schweine ir-gendwo zwischen Bremen und Os-nabrück im Stall stehen, dannkönnte der „Schwarzwälder“ Schin-ken doch auch gleich dort geschnit-ten und verpackt werden?

Das meinen jedenfalls großenorddeutsche Fleischfabrikanten.Die 14 Unternehmen, die sich in Ba-den-Württemberg zum Schutzver-band der Schwarzwälder Schinken-hersteller vereint haben, meinendas nicht. Beim Bundespatentge-richt in München läuft dazu schonseit Jahren ein Urheberrechtsverfah-ren.

Frank Pfau braucht sich um denStreit der Giganten nicht zu küm-mern. Er will seinen Handwerksbe-trieb mit zehn Mitarbeitern sowiesonicht vergrößern. „Ich muss auchnicht jeden Tag Fleisch essen“, sagtder Metzger: „Lieber weniger, abereine gute Qualität.“ MARTIN EBNER

Info In Herzogsweiler bei Freuden-stadt lädt die Metzgerei Pfau immerdienstags und samstags zur „Bauern-rauch-Besichtigung“:www.pfau-schinken.deDas „Schwarzwälder Schinkenmu-seum“ im Turm auf dem Feldberghat die gleichen Öffnungszeiten wiedie Seilbahn: www.schwarzwaelder-schinken-verband.de

Werben für die Tradition: Frank Pfau zeigt gerne seine Räucherkammer für Schwarzwälder Schinken. Foto: Martin Ebner

Egal wohin der Schwabe geht, obge Ässa, aufs Rathaus, hoim-

zuas, auf da Zug ge Schtuegert odereinfach bloß nore: Er stößt damitauf Unverständnis.

Besonders gerne gelacht wirdüber die schwäbische Verwendungdes Verhältnisworts auf. Sagt einSchwabe, er müsse aufs Baurechts-amt, muss er mit dummen Kom-mentaren rechnen, etwa der Art:Schön, dass den Beamten mal eineraufs Dach steigen will. Pressiert einSchwabe auf den Bus, ist derdumme Vergleich mit den Massen-verkehrsmitteln in den Entwick-lungsländern fällig, auf deren Ver-deck oft mehr sitzen als im Abteil.

Nicht selten kommen solcheSprüche von Menschen, die keinProblem damit haben, auf Schnäpp-chenjagd zu gehen oder die damitangeben, auf eine höhere Schule ge-gangen zu sein. Das beweist: Die

Präposition auf zeigt eben nicht nurein Höhenverhältnis der Art auf– unter an, sondern auch eineRichtung – und eine Fülle weite-rer Beziehungen. So bereitetman sich auf eine Prüfung vor –ein jeder auf seine Weise, sinntauf Rache – und merkt ir-gendwann, dass auf nichtnur auf Schwäbisch mehrals nur „oberhalb“ bedeu-tet.

Die Schwaben sind alsonicht die einzigen, die aufnicht nur im vertikalenSinne begreifen, sondernauch im horizontalen. Wervon einer Veranstaltung be-richtet, in der „älle aufanan-derg’hockt“ sind, beschreibtein gedrängtes Nebenei-nander und nicht etwaeinen Berg übereinandersit-zender Menschen.

Nicht mehr so häufig zu hören istdie Richtungsangabe ge. Wer geSchtuegert geht, begibt sich in dieLandeshauptstadt. Literarisch Be-wanderte erkennen darin das altegen, das noch in bestimmten For-meln überlebt hat wie gen Morgen,gen Abend, gen Osten, gen Mekka,gen Himmel. Dieses gen ist die Kurz-form von gegen im Sinne von „inRichtung“, die sich im Mittelhoch-deutschen eingebürgert hat.

Die Richtung, die das schwäbi-sche ge weist, geht freilich über die

geografische Dimension hinaus ineine ganz andere, nämlich die

des Zwecks: Mit Hilfe des gesteuert der Schwabe auf

eine Tätigkeit zu. Er gehtge Schaffa oder eben ge

Ässa.Bemerkenswert ist die Endung

-zuas, die manche Richtungsadver-bien kennzeichnet. „Nach oben“

heißt naufzuas, „dort hinüber“heißt nomzuas, „einwärts“ heißt nei-zuas und „heimwärts“ heißt hoim-zuas. Dass in diesem -zuas das rich-tungweisende zu steckt, ist unstrit-tig. Die Frage ist, woher das -s amEnde rührt. Ist es vom mittelhoch-deutschen Vorläufer zuoz(e) übrig-geblieben? Oder wurde die Endung-zu anderen Richtungswörtern an-geglichen, die auf -s enden wie etwalinks, rechts, -wärts? Dies vermutetdas Schwäbische Wörterbuch.

Gang nore! versteht man außer-halb Schwabens nicht. Es bedeutet„Geh vorwärts!“, auch im Sinne von„Mach voran!“ Nore ist ein weiter-entwickeltes nacher (mit einem h!),könnte eine alte Steigerung vonnahe sein und die Annäherung anein Ziel nahelegen. Kein Zweifel be-steht jedoch über den ultimativenCharakter der Aufforderung „Machnore!“ HENNING PETERSHAGEN

Sicher auf den Beinchen: Kaum gebo-ren, kann ein Steinbock-Zicklein klet-tern. Foto: Wilhelma Stuttgart/Harald Knitter/dpa

Wohin?Das Schlossmuseum im ober-

bayerischen Murnau wid-met sich aktuell in einer Son-

derausstellung dem ganz besonde-ren Verhältnis von Vätern und Söh-nen in Künstlerfamilien. Im Mittel-punkt stehen die Maler Wilhelmund Franz Marc, Edmund und Ale-xander Kanoldt, Alexej und AndreasJawlensky, Andreas, Lyonel undT.Lux Feininger sowie Willi, Rupp-recht, Lenz und Florian Geiger. DieBilder des Vaters hätten die Feinin-ger-Brüder ein Leben lang begleitet,heißt es weiter. In künstlerisch ge-prägtem Umfeld sei auch FranzMarc aufgewachsen. Schon sein Va-ter sei Maler gewesen, und obwohldieser ihn nicht für talentiert gehal-ten habe, habe Franz Marc doch die-sen Beruf ergreifen wollen. kna

Info Väter & Söhne, bis 6. Novemberim Schlossmuseum Murnau, Di-So10-17 Uhr, www.schlossmuseum-murnau.de

Rückgang Schlachtschweinesind bei uns nicht vom Ausster-ben bedroht: Ihre Zahl pendeltin Baden-Württemberg seit Jah-ren um die zwei Millionen. Bau-ern dagegen werden selten:Seit 2001 haben im Ländle16 500 Landwirte dieSchweine-Haltung aufgegeben– ein Rückgang um mehr als 80Prozent! Es gibt immer weniger

Bauernhöfe; dafür werden dieStälle immer größer. Die meis-ten Schweine leben mittler-weile in Betrieben mit mehr als2000 Tieren. Nur die Hälfte desin Baden-Württemberg verzehr-ten Schweinefleischs wird auchim Land produziert. Die ge-samte deutsche Produktionstieg seit 1994 von 3,7 auf 5,5Millionen Tonnen.

Wege Das Zentrum der deut-schen Schweinemast ist derKreis Vechta südlich von Bre-men. Brake an der Weser istEuropas größter Futtermittel-Ha-fen: Dort kommt Soja aus Süd-amerika an. Verkauft werdendie norddeutschen Fleischbergezum Beispiel an Schinken-Räu-chereien im Schwarzwald. DieAbfälle gehen nach Afrika.

Über immer weitere Streckenmüssen auch die enormenGülle-Mengen exportiert wer-den, die bei der Massentierhal-tung anfallen. Informationenzur industriellen Nahrungsmit-telproduktion bietet der„Fleischatlas“, den die Umwelt-organisation BUND und diegrüne Böll-Stiftung herausge-ben: www.fleischatlas.de meb

Künstlerfamilien:Väter und Söhne

Gleich drei Steinbock-Zick-lein sind vor Kurzem in derWilhelma in Stuttgart auf die

Welt gekommen – von drei verschie-denen Müttern. Wie der Zoolo-gisch-Botanische Garten mitteilte,wird das Trio aber immer nur von ei-ner Geiß betreut. „Das funktioniertwie ein Kindergarten“, erklärte Re-vierleiter Jürgen Deisenhofer. „EineGeiß passt auf, während die ande-ren Zeit zum Fressen haben. Dasklappt in der Natur bei bis zu zehnJungtieren.“ Die Steinböckchen ka-men Mitte Juni zur Welt – und klet-tern schon jetzt auf oft nur fingerdi-cke Vorsprünge.

In den Alpen waren die Steinbö-cke den Angaben zufolge Anfangdes 19. Jahrhunderts bis auf etwahundert Tiere ausgerottet. Durchdie Nachzucht in Zoos und die Aus-wilderung leben heute in den Alpendemnach wieder 30 000 bis 40 000Steinböcke. In der Wilhelma wur-den seit 1964 mehr als 110 Tiere ge-boren. Manche wurden auch in denAlpen ausgewildert.

Für Kinder, die sich nicht nur fürZicklein, sondern überhaupt fürTiere begeistern, hat die Wilhelmaim Rahmen ihres Sommerpro-gramms ein besonderes Erlebnis zubieten: eine Zooübernachtung.Wenn die Wilhelma abends bereitsgeschlossen hat, können die jungenTeilnehmer noch Hai, Krokodil undEisbär besuchen, teilte Wilhelma-Pressesprecher Harald Knitter inStuttgart mit. Danach wird in derZooschule übernachtet, und amnächsten Morgen gibt es ein „Tref-fen“ mit einer Schlange.

Zwischen 29. Juli und 10. Septem-ber stehen insgesamt sieben Ferien-abenteuer für Kinder im Zoo aufdem Programm. Sie führen zu Fle-dermäusen und Elefanten, ins Aqua-rium oder in die Futterküche für die1200 Tierarten. In einem Workshopkönnen Kinder Spielzeug für Tierebasteln, etwa Bälle für Affen, aus de-nen diese mit Stöcken oder anderenWerkzeugen Leckereien herauspu-len können. dpa/epd

Info Detailinformationen im Internetunter www.wilhelma.de in der Rub-rik „Wilhelmaschule“ unter „Som-merferienprogramm“. Die Pro-gramme sind für unterschiedliche Al-tersgruppen zwischen sechs und 14Jahren ausgelegt. Die Teilnahme kos-tet je nach Angebot zwischen fünfund 40 Euro. Alle Angebote werdenpädagogisch betreut. Anmeldung er-forderlich unter Telefon0711/5402-136.

SCHWÄBISCH OFFENSIV!

Zart und saftigEin Erbe aus Zeiten ohne Kühlschrank: Im Schwarzwaldwird Fleisch traditionell durch Räuchern konserviert.Hochwertiger Schinken kommt dabei heraus.

Kinder dürfen inder Wilhelmaübernachten

Die Kleinen werden weggebissen

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