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Page 1: · PDF fileCarsten Kühn – Landesforschungsanstalt MV, Institut für Fischerei • Zur Genetik von Edelkrebs, Bachforelle, Quappe und Barbe in Deutschland – eine
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1Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Foto:

M. E

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mbH

Liebe Leserinnen und Leser,

die Saison 2013 läuft mit all ihren Herausforderungen auf Hochtouren. Die Frühjahrs­fischerei ist nach langem Winter abgeschlossen und wird von der Sommerfischerei nahtlos abgelöst. Von den hiesigen Küstenfischern konnte die Heringsquote erfreulicherweise nahezu abgefischt werden. In den Gewässern des Binnenlandes war die Frühjahrsfischerei witterungsbedingt nicht ganz so erfolgreich.Unsere Fischereiberater in der LMS sind seit 22 Jahren ganzjährig für Sie in allen Bereichen der Fischerei und Angelfischerei tätig. Zur allseitigen Information der Unternehmer nehmen die Kollegen an überregionalen Weiterbildungsveranstaltungen teil. Dort bringen sie Erfahrungen aus Mecklenburg-Vorpommern ein und gewährleisten gleichzeitig den Wissens-transfer aus den anderen Bundesländern nach MV. Von besonderer Relevanz ist eine enge Kooperation mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV sowie den Branchenverbänden auf Landesebene. Das „Funktionieren“ dieser Zusammenarbeit und des konstruktiven Austausches wird u.a. auch durch die Zeitschrift „Fischerei & Fischmarkt“ dokumentiert. Ich möchte dieses Vorwort als willkommene Gelegenheit nutzen, allen Beteiligten hierfür zu danken.Einen besonderen Dank richten wir an dieser Stelle an den langjährigen Direktor des

Institutes für Fischerei der LFA MV, Hans-Joachim Jennerich, der Ende des Monats in den wohlverdienten Ruhestand eintritt. Wir danken ihm für sein Engagement und seine stets konstruktive Arbeitsauffassung zur Weiterentwicklung der Fischerei und Aquakultur.Der Beratungsschwerpunkt unserer Fischereiberater verlagert sich von der Beratung der Binnen- und Küstenfischereibetriebe in die Bereiche Freizeitfischerei und Aquakultur. Mitarbeit an mehreren Forschungsvorhaben zur Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern, Erstellung von Förderanträgen für Kreislaufanlagen zur Produktion des Afrikanischen Welses und anderer Arten sowie das langjährige Projekt „Bonitierung von Angelgewässern“ für den Landesanglerverband verdeutlichen das umfassende Arbeitsspektrum.In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass die LMS Agrarberatung seit 2012 die Anerkennung als „qualifizierter Dienst“ hat. Alle Aquakulturbetriebe werden auf Basis unterschiedlicher Anforderungen in unterschiedlicher Frequenz, aber regelmäßig, durch die Veterinär-behörden überprüft. Die weiter vorgesehenen Eigenkontrollen werden durch den qualifizierten Dienst, in MV die LMS, unterstützt respektive durchgeführt. Diese Eigenkontrollen werden zukünftig auch unter den Aspekten des Verbraucherschutzes und in zielführender Ergänzung der oben erwähnten Maßnahmen zunehmende Relevanz haben.Dem Umwelt- und Naturschutz kommt auch in der Fischerei höhere Aufmerksamkeit zu. Die LMS-Fischereiberater stehen als qualifizierte Experten speziell für diesen Bereich den Unternehmen zur fachlichen Begleitung für Vorhabensplanungen, für Managementpläne sowie Gewässer sanierungen ebenso zur Verfügung wie für andere Genehmigungsverfahren. Die Interessen der Fischerei müssen dabei sachlich dargestellt, ausgewogen beurteilt und angemessen berücksichtigt werden. Für Mecklenburg-Vorpommern wertet die LMS im Rahmen des Testbetriebsnetzes die Buchführungsabschlüsse von Küstenfischereiunternehmen in anonymisierter Form aus und trägt mit diesen Daten zum Bericht des BMELV zur wirtschaftlichen Lage der Kleinen Hochsee- und Küsten fischerei bei. Die statistische Absicherung und Relevanz der ermittelten Zahlen steigt mit der Zahl der teilnehmenden Betriebe. Daher bitte ich alle Küsten­fischer in deren eigenem Interesse herzlich, diese jährliche Datenerhebung durch ihre Teilnahme zu unterstützen. Je größer der Datenpool ist, desto fundierter können Entscheidungen zur zukünftigen Entwicklung und Definition von Maßnahmenschwerpunkten gefunden werden. Für eine Teilnahme entstehen den Betrieben keine Kosten. Wenden Sie sich bitte direkt an die Ihnen bekannten Fischereiberater der LMS, Herrn Hiller / Herrn Wichmann oder an die zuständige Mitarbeiterin der LMS, Frau Sperner (0381 87 71 33-31).

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Fischer,abschließend wünsche ich Ihnen und dem traditionsreichen Gewerbe der Fischerei insgesamt ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2013. In diesem Sinne ein zünftiges „Petri Heil“

Berthold MajerusGeschäftsführer der LMS Agrarberatung

Vorwort

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/20132

SeiteAus der Verwaltung• Auswertung der Fischereiaufsicht im Jahr 2012 ................................................................................................................3• Ausgabe von Angelerlaubnissen und Fischereischeinen – Statistische Zahlen 2012 ..................................................... 5• Erschienen sind – aus Amts-, Gesetz- und Verordnungsblättern ....................................................................................... 5

Aus dem Fischereiverband• JahresfischereitagundJahreshauptversammlungdesLandesverbandesderBinnenfischerMVe.V. .............................6 UlrichPaetsch–PräsidentdesLandesverbandesderBinnenfischerMVe.V.• MitgliederversammlungdesLandesfischereiverbandesMVe.V.–Schwerin,20.April2013 ....................................10 AndreasSchlüter–ReferentfürÖffentlichkeitsarbeitundNaturschutzdesLFVMVe.V.• LebendeFossileinderOder .............................................................................................................................................17 AndreasSchlüter–ReferentfürÖffentlichkeitsarbeitundNaturschutzdesLFVMVe.V.• AktuelleInformationenzurHochseefischereiMecklenburg-Vorpommerns ....................................................................19 Dr.UweRichter–MecklenburgerHochseefischereiGmbHundClausUbl–DeutscherFischerei-Verbande.V.• Die Frühjahrsheringssaison 2013 – wieder ein Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen ...................................................23 Dr.UweRichter–Euro-BalticFischverarbeitungsGmbHundClausUbl–DeutscherFischerei-Verband• InternationaleAal-Konferenz–Hamburg,25.April2013 ............................................................................................26 ClausUbl–DeutscherFischerei-Verbande.V.undMalteDorow–LandesforschungsanstaltMV,InstitutfürFischerei

Aus der Forschung• Hans-JoachimJennerich,LeiterderInstitutsfürFischereiderLandesforschungsanstalt,gehtindenRuhestand ..........31• Entwicklung und Wanderverhalten eingeführter Amerikanischer Aale im Warnowsystem ...........................................34 JensFrankowski1,MelanieReckordt2,ClausUbl2 & Malte Dorow2 – 1InstitutfürBiowissenschaften,FachbereichTierphysiologie,UniversitätRostock, 2InstitutfürFischerei,LandesforschungsanstaltfürLandwirtschaftundFischerei• UngewöhnlicheMissbildungbeieinemBlankaal ............................................................................................................37 MalteDorow–LandesforschunganstaltMV,InstitutfürFischereiundDr.SaschaGerst–LandesamtfürLandwirtschaft, LebensmittelsicherheitundFischereiMV,AbteilungTierscheuchendiagnostik• StandundEntwicklungderZanderaquakulturinMecklenburg-Vorpommern ...............................................................39 GregorSchmidtundCarstenKühn–LandesforschungsanstaltfürLandwirtschaftundFischereiMV,InstitutfürFischerei• 20JahreMeerforellenvermehrunginderVersuchsanlageBorn ....................................................................................43 CarstenKühn–LandesforschungsanstaltMV,InstitutfürFischerei• ZurGenetikvonEdelkrebs,Bachforelle,QuappeundBarbeinDeutschland–eineaktuelleUntersuchung .............44 ThomasSchmidt,AnneSchrimpf,RalfSchulz–InstitutfürUmweltwissenschaften,UniversitätKoblenz-Landau• KarpfenreichanOmega-3-Fettsäuren–gesundfürHerzundKreislauf .......................................................................46 Dr.SabineSampelsundDr.HonzaMraz–FROV,Vodnany• DieFischereiwirtschaftinderTschechischenRepublik .....................................................................................................48 TomasZajic(ÜbersetzungDr.SabineSampels)• Warum hat der Hornhecht grüne Knochen? ....................................................................................................................49

Aus der Beratung• Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht .............................................................................................50 PetraBartschat–TaskForceTierseuchenbekämpfung,LVLFBrandenburg,JörgHillerundThorstenWichmann–LMSAgrarberatungGmbHund Dr.ThomasMeinelt–Leibniz-InstitutfürGewässerökologieundBinnenfischerei(IGB)• 24. Fischereitagung des Sachverständigenkuratoriums ...................................................................................................56 JörgHillerundThorstenWichmann–LMSAgrarberatungGmbH Dr.ThomasMeinelt–Leibniz-InstitutfürGewässerökologieundBinnenfischerei(IGB)• Fortbildungsveranstaltung für Fischerei .............................................................................................................................60 PetraBartschat–TaskForceTierseuchenbekämpfung,LVLFBrandenburg,JörgHillerundThorstenWichmann–LMSAgrarberatungGmbHund Dr.ThomasMeinelt–Leibniz-InstitutfürGewässerökologieundBinnenfischerei(IGB)

VerschiedenesImpressum / Ansprechpartner und Anschriften

Aus dem Inhalt

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3Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Verwaltung

Im Jahr 2012 wurden im LALLF insgesamt 1214rechtswidrigeHandlungengegenfischereirechtlicheVorschriften u.a. registriert. Die Anzahl zum Vorjahr ist damitdeutlichrückläufig(-27%).

Die Feststellungen lautAbb.1wurden im LALLF angezeigt durch:• MitarbeiterdesLALLF 493Fälle• Ehrenamtliche Fischereiaufseher 421 Fälle• Wasserschutzpolizei 274Fälle• Bundesfischereiaufsicht 5Fälle (aufdemHoheitsgebietvonMV)• sonstige(Bürgerusw.) 21FälleBei denAnglernwar die „Schwarzangelei“ – dasAngeln ohne Erlaubnis – in Verbindung mit der Ver-letzungderFischereischeinpflichtdashäufigsteDelikt.Die folgendenRängewurdenwie imVorjahrbelegtdurch das Angeln in Schonbezirken, das Angeln mit

ungültigemFischereischein,dasSchleppangeln inFi-schereibezirken, die Nichtbeachtung der Schonzeiten undMindestmaßederFischesowiedieVerwendunglebenderKöderfische.

ImBereichderBerufsfischerei (Küste)warendieFeststellungen mit 201 Fällen zum Vorjahr deutlich sin-kend. Ein erheblicher Anteil der Feststellungen war in der Verletzung des gemeinschaftlichen Fischereirechtes (Logbuch,Anlandeerklärung,Fangmeldungetc.–79Fälle)wieauch indermangelhaftenKennzeichnungvonFanggeräten(48Fälle)zuverzeichnen.DieAn-landung von Fischen während der Schonzeit wurde in 21Fällen,dieAnlandungvonuntermaßigenFischenin 19 Fällen festgestellt.

Die Feststellungen rechtswidriger Handlungen er-gibtdieinTabelle1dargestellteBeteiligungderehrenamtlichen Fischereiaufsicht.

Auswertung der Fischereiaufsicht im Jahr 2012Feststellung rechtswidriger Handlungen

LALLF – Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei MV

LALLF WSP eFA sonst.

Abb.1: Im LALLF registrierte Feststellungen von rechtswidrigen Handlungen

Anzahl

Jahr

2500

2000

1500

1000

500

0

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/20134

Wie in den Vorjahren ergaben auch im Jahr 2012 die Ermittlungsverfahren in der überwiegenden An-zahldenStraftatbestandderFischwilderei(501Fälle).Daneben wurde in 5 Fällen wegen des Verdachtes der Urkundenfälschung(Fischereischein)undin16Fällenwegen des Verdachtes der Tierquälerei ermittelt.

Die Feststellung ordnungswidriger Handlungen bei Anglern ergab im Jahr 2012 964 Feststellungen mit 1.366ordnungswidrigenTatbeständen(Tab.2).

Die 1.214 Feststellungen rechtswidriger Handlun-gen im Jahr 2012 verteilen sich auf die Gewässer der Fischereiberechtigten wie in Abb. 2 dargestellt.

Kategorie Beteiligte FA Anzahl der Anzeigen

Mitglieder des LAV

Beauftragte von Fischereiunternehmen

Naturschutzbehörden

Mitglieder des DAV und sonstige

Gesamt

Tatbestand 2010 2011 2012

Verletzung der Fischereischeinpflicht 543 546 409

Fischereischein ungültig 85 103 71

Nicht-mit-führen AE (Küstengewässer) 487 467 425

Nicht-mit-führen AE (Binnengewässer) 350 346 187

Mitführen fangbereiter Geräte ohne Dokumente 12 15 5

Verstöße gegen Mindestmaße / Schonzeiten 57 42 38

Nichtbeachtung der Schongebietsregelungen 156 187 135

Verwendung lebender Köderfische 38 20 18

Schleppangeln in Verbotsgebieten 39 62 43

Nichtbeachtung Verankerung in inneren Küstengewässern ­ ­ ­

Verletzung sonstiger Gebote und Verbote 56 27 35

Gesamt 1.823 1.815 1.366

Tab. 1: Feststellung rechtswidriger Handlungen durch Fischereiaufseher (FA) nach Kategorien

Abb. 2: Anteil der Fest stellungen bezogen auf die Fischerei berechtigten

Tab. 2: Art und Anzahl der ordnungswidrigen Tatbestände von Anglern –Feststellungen der Jahre 2010-2012

61,6%Mecklenburg-Vorpommern

5,4 % Sonstige

13,2%HansestadtRostock

11,3%sonstigeFischereiunternehmen

0,9 % Fischereibetrieb Bimes

2,5%Müritz-PlauGmbH

5,1 % Landesanglerverband

27

5

2

3

407

6

5

3

421

Aus der Verwaltung

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5Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Verwaltung

Im Jahr 2012 wurden wie folgt ausgegeben:1. Angelerlaubnisse für Küstengewässer• Jahreskarten: 68.298 Stück• Wochen-/Monatskarten: 26.154Stück• Tageskarten: 34.140 StückFischereirechtsinhaberwarenhierbeidasLandMeck-lenburg-Vorpommern,dieHansestadtRostock(Unter-warnowundBreitling), die Stadt Ribnitz-Damgarten(westlicher Saaler Bodden) und die StadtUsedom(UsedomerSee).2. Fischereiabgabemarken 103.735 Stück3. Fischereischeine 4.959 StückEs handelt sich hierbei um Neuausstellungen von FischereischeinenaufLebenszeit.

4. Touristenfischereischeine

Ausgabe von Angelerlaubnissen und FischereischeinenStatistische Zahlen 2012

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern – Abt. Fischerei und Fischwirtschaft –

Touristen - fischerei­-­­­­­­­scheine

Verlängerungs-bescheinigungen­

für Touristen-fischerei­scheine

an Bürger aus Mecklenburg-Vorpommern

3.541 1.675

an Bürger anderer Bundesländer 15.874 995

an Bürger anderer Staaten 713 47

gesamt 20.128 2.717

• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 136/2013 der Kommission vom 18. Fe bruar 2013 zum Ausschluss der ICES-Unterdivisionen 27 und 28.2 von bestimmten Fischereiaufwandsbeschränkungen 2013 gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1098/2007 des Rates zur Festlegung eines Mehrjahresplans für die Dorschbestände der Ostsee und für die Fischereien, die diese Bestände befischen

(ABl. L 46 vom 19.02.2013)• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 232/2013 der Kommission vom 15.

März 2013 zur Festsetzung der im Fischwirtschaftsjahr 2013 geltenden EU-Rücknahme- und EU-Verkaufspreise für die Fischereierzeugnisse des Anhangs I der Verordnung (EG) Nr. 104/2000 des Rates

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 233/2013 der Kommission vom 15. März

2013 zur Festsetzung der Höhe der Übertragungsbeihilfe und der Pauschal­beihilfe für bestimmte Fischereierzeugnisse im Fischwirtschaftsjahr 2013

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 234/2013 der Kommission vom 15.

März 2013 zur Festsetzung der EU-Verkaufspreise für die in Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 104/2000 des Rates aufgeführten Fischereierzeugnisse für das Fischwirtschaftsjahr 2013

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 235/2013 der Kommission vom 15. März

2013 zur Festsetzung der Pauschalwerte für die aus dem Handel genomme­nen Fischereierzeugnisse, die zur Berechnung des finanziellen Ausgleichs und des entsprechenden Vorschusses dienen, für das Fischwirtschaftsjahr 2013

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)

• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 236/2013 der Kommission vom 15. März 2013 zur Festsetzung der Höhe der Beihilfe zur privaten Lagerhaltung für bestimmte Fischereierzeugnisse im Fischwirtschaftsjahr 2013

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 237/2013 der Kommission vom 15.

März 2013 zur Festsetzung der Referenzpreise für bestimmte Fischereier­zeugnisse für das Fischwirtschaftsjahr 2013

(ABl. L 74 vom 16.03.2013)• Verordnung (EU) Nr. 227/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates

vom 13. März 2013 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 850/98 des Rates zur Erhaltung der Fischereiressourcen durch technische Maßnahmen zum Schutz von jungen Meerestieren und der Verordnung (EG) Nr. 1434/98 des Rates über die zulässige Anlandung von Hering zu industriellen Zwecken ohne Bestimmung für den unmittelbaren menschlichen Verzehr

(ABl. L 78 vom 20.03.2013)• Verordnung (EU) Nr. 297/2013 des Rates vom 27. März 2013 zur Änderung

der Verordnungen (EU) Nr. 44/2012, (EU) Nr. 39/2013 und (EU) Nr. 40/2013 hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten

(ABl. L 90 vom 28.03.2013)--------------------------------Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Informationen­ auch­ unter:­ www.regierung-mv.de, www.lallf.de, www.bmelv.de,­www.ble.de,­www.ec.europa.eu

ERSCHIENEN SIND:

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/20136

DasvergangeneJahrwarfürdieMehrzahlunsererBetriebe relativ erfolgreich.Der Fischfang lag im

Durchschnitt der vergangenen Jahre. Allerdings verän-dern sich die Vermarktungsbedingungen. Der Verkauf von Frischfisch stagniert oder ist in vielenBereichensogar rückläufig.PositiveEntwicklungenbeimAbsatzsindimtouristischenBereichvorhanden.DerTrendgehtimmer stärker zu verarbeiteten Produkten, die dann,wennesdieRahmenbedingungenzulassen,bevorzugtanTouristenverkauftwerden.VieleBetriebeveranstal-tenFischerfesteaufihrenBetriebshöfenundbeteiligensichanVeranstaltungeninihrerRegion.DamitwerdenunsereBinnenfischereibetriebeimmerstärkerindietou-ristischeStrukturunseresBundeslandeseingebunden.

Jahresfischereitag und Jahreshauptversammlung des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V. – Güstrow, 25. Februar 2013

Bericht des Präsidiums für das Jahr 2012

Ulrich Paetsch – Präsident des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V.

EinpaarBemerkungenzurNovellierung des Fische-reigesetzes unseres Bundeslandes. Es ist zu begrü-ßen,dasswirzukünftigwohleinrechtunkompliziertesFischereigesetzhabenwerden.InVielementsprichtderzur Verabschiedung vorliegende Gesetzentwurf den Wünschen und Vorstellungen der Fischer.

LeidergibtauchAnlasszurKritik.DerPachtzeit-raumfürdiePachtdesFischereirechtswarbishermit„beträgtmindestenszwölfJahre“gekennzeichnet.JetztwirdnurdieEmpfehlungmit„solltemindestenszwölfJahrebetragen“gegeben.

WirsehenindieserÖffnungderPachtdauereinewesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unsereBetriebe. SinnvollenBewirtschaftungsmaßnahmen,wieBesatz,SchonungvonLaicherbeständenunddieFestlegungenvonKü-chenfenstern sindunter verkürztenPachtzeiten kaumsinnvoll. Aber auch Investitionen in gewässerspezifi-sche Fanggeräte sind dannmit einem hohen Risikoverbunden,solltediePachtnacheinerkurzenPachtzeitnicht verlängert werden. Wir halten es für die Siche-rungeinernachhaltigenBewirtschaftungderGewäs-serfürunabdingbar,eineMindestpachtdauervon12Jahren im Gesetz festzuschreiben. Unsere Altvorderen haben nicht ohne wichtigen Grund vor Jahrzehnten einezwölfjährigePachtdauerfürerforderlichempfun-den und festgelegt.

WelcheProblemedurchunüberlegteGesetzesän-derungen entstehen können zeigt die Änderung, die sich in der Fischereiaufsicht im Zuge des Inkrafttretens des Gesetzes zur Kreisstruktur und Funktionalreform ergeben haben. Schon vor zwei Jahren haben wir auf derJahrestagungaufdieProblemehingewiesen,diemit der Übertragung der Fischereiaufsicht auf die Landkreise entstehen, aber leider kein Gehör gefun-den. Heute haben wir es mit unter schiedlichen Sicht-weisenderKreisezutun.WährendeinigeOrd-nungsämter in den neuen Kreisen sehr schnell

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Aus dem Fischereiverband

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7Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

reagiert haben, tun sich andere dagegen schwer die neueAufgabeumzusetzen.ProblemewerdendabeivorallembeiderBerufungvonehrenamtlichenFische-reiaufsehern gesehen.

AlleBemühungenundVorschlägediewir inGe-sprächenmitVertreternderRegierungsfraktionen,demLandkreistag,demzuständigenMinisterunddemMi-nisterpräsidenten geführt haben, um eine Korrekturzu erreichen, wurden immer mit dem Argument, eine optimaleLösung(füreinProblem,dasesnichtgab)gefunden zu haben, abgelehnt. Jedem einigermaßensachorientiert denkendenMenschenmusste jedochvon vornherein klar gewesen sein, dass eine solche Variantemit denKreisen undohneMittelzuweisungnicht funktionieren kann. Der Eindruck für uns ist der, dass hier von echtem demokratischen Handeln oder garBürokratieabbaukeineRedeseinkann.

Leider hat die Landesregierung nicht dieGrößeund die Souveränität einen Fehler, wie die Zerschla-gung funktionierender Strukturen in der Fischereiauf-sichtdesLandes,zukorrigieren.

ImRahmendesLandesfischereiverbandeshatderBinnenfischereiverband zusammenmit dem Landes-anglerverband sehr viel Zeit aufwenden müssen, um inGesprächenmit denOrdnungsämtern derKreiseneue Strukturen der ehrenamtlichen Fischereiaufsicht zuschaffen.Wirhoffen,dasswirnochimerstenQuar-talmitallenLandkreisenunddenkreisfreienStädteninsGesprächkommen.WiedanndasGanzeinderPraxisfunktioniert,besondersbeikreisübergreifendenGewässern, bleibt abzuwarten. Wir haben erhebliche Zweifel.

Auch im Berichtsjahr haben wir das Problem mit den hohen Kormoranbeständen nicht lösen können.Auchwenndie Brutpaarzahlen in unseremBundeslandleichtrückläufigsind,kannvoneinerEnt-ückläufigsind,kannvoneinerEnt-Ent-spannungder Situation keine Rede sein.Nachwievor ist der hohe Druck auf die Fischbestände in Seen undTeicheneingroßes,wirtschaftlichesProblem fürunsereBetriebe.IndererstenJahreshälftewarwieinden beiden Vorjahren der Kormorandruck in vielen BereichendesLandesrelativgering.AbMitteJulistie-gendieBeständeaufvielenGewässernrasantanundblieben bis zum Jahresende auf eisfreien Gewässern (KummerowerSee,Müritz)aufrelativhohemNiveau.In den Teichwirtschaftenmusste extrem vielArbeits-kraft aufgewendet werden, um die Fischbestände zu schützen.BeidenVögeln handelt es sich sicherlich vor

allemumJungvögelausdemgesamtenOstseeraum,dienachderBrutzeitimgesamteneuropäischenRaumvagabundieren.

EineLösungdesProblemszeichnetsichwederinMecklenburg-VorpommernnochinEuropaab.

EsgibtaberauchPositiveszumelden.DasUnter-suchungsprogrammzurErarbeitungvonGrundlagen eines Kormoranmanagements hat einige sehr inter-essante Ergebnisse gebracht. So legen ermittelte Daten zumNahrungsspektrumdesKormorans im StettinerHaff einen deutlichen Einfluss auf die Zanderpopu-lation dieses Gewässers nahe. Damit ist endlich ein EinstiegzumNachweis zumEinflussdesKormoransauf Fischbestände in Seen vorhanden, der bisher von den Naturschutzverbänden bestritten wurde.

DieimVorjahrimRahmenderErstellungderFFH-Managementpläne aufgeflammteDiskussion zumEinsatz von Ottergittern hat sich im Jahre 2012 verstärkt. Für alle bewirtschafteten Gewässer in FFH-Gebieten istderEinsatzvonOttergitterneinThema.In fast allenBeratungenwirdDruckauf die in demjeweiligenGebiet wirtschaftenden Betriebe ausge-übt, Einschränkungen der Fischerei zu akzeptieren.DieVersprechenderPolitiker,mitderAusweisungvonFFH-GebietenwürdenfürdieBinnenfischereibetriebekeineNachteileentstehen,hatsichalsLügeentlarvt.

ZukünftigkannunsausNiedersachseneinexisten-ziellesProblemerwachsen.DorthateinNaturschutz-verbandgegendasLandeineKlageeingereicht.DasLandsollkünftigLandesgewässernurmitderAuflageverpachten,Otterschutzgitter in den Reusen einzu-setzen. Nach Versuchen, die in der Vergangenheit bei uns durchgeführt wurden, ist mit dem Einsatz von Gittern in der erstenKehle der Reuse eine rentableReusenfischereinichtmehrgegeben.DasGerichthatzu unserem Entsetzen der Klage stattgegeben. Gegen dasUrteilwurdeRevisioneingelegt.DiesesUrteil istnurmitdemWortSuper-GAUzuumschreiben.Solltedieses Urteil Allgemeingültigkeit erlangen, ist es das AUSfürdieFischereiindenBinnengewässerninNord-deutschland. Alles für eine Tierart, die in weiten Teilen EuropasundeinerReihevonBundesländernweitver-breitetist,undsichgegenwärtigehemaligeLebensräu-me zurück erobert.

Eine der wenigen für unsere Betriebe positi-ven Ereignisse ist die Weiterführung der Förde-rung der Aalbesatzförderung durch das Land auf der Grundlage von EU-Mitteln.

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/20138

Hierfür möchten wir uns herzlich bei den dafür verantwortlichen Personen in der Landesregie-rung bedanken.

Der geförderte Aalbesatz trägt wesentlich zur StabilisierungderAalbestände indenBinnengewäs-sern unseres Bundeslandes bei und ist natürlich fürdieWirtschaftlichkeitderBinnenfischereibetriebevongroßerBedeutung.VoneinigenBetriebenwurdenei-nigeDinge des Besatzes kritisiert.Wirwerden aufProblemenochzusprechenkommen.Wünschenswertist im Interesse aller, die Stückzahl deutlich zu erhö-hen.DerVerbandunddasInstitutfürFischereiderLFAhabendeshalb inderAusschreibung fürdenBesatzaufGlasaaleerweitert.LeideristdazukeinAngeboteingegangen. Uns ist klar, dass Glasaalbesatz wit-terungsbedingtmit Risikenbehaftet ist.MitwenigenAusnahmenverfügenunsereBetriebenicht überdieMöglichkeit,GlasaalebeilängererEisbedeckungderGewässerzuhältern.AußerdemwarendiePreiseinden vergangenen Jahren sehr hoch. Die weitere Ent-wicklungmusshierimBlickgehaltenwerden.Wirwer-den auf jeden Fall versuchen höhere Stückzahlen beim Aaleinkauf zu erzielen.

Zurzeit wird an der Novellierung des Wasser-gesetzes MVgearbeitet.LeideristdieFischereibisherindiesenProzessnichteingebundenworden.Wasserund Gewässer sind nun mal die Grundlage unserer Wirtschaft.Wir erwarten von der Landesregierung,uns an dem Verfahren zu beteiligen.

LeidersindwirbeimVersucheinigeunsererPro-ble me über Gesetzesänderungen zu lösen mit unserenAnliegenanderPolitikgescheitert.

TrotzderUnterstützungvonBundestagsabgeord-netenwardasBundesbauministeriumnichtbereit,eineErweiterungderPrivilegierungfürBautenderFische-rei imAußenbereich im RahmenderNovellierung des Bundesbaugesetzes zu berücksichtigen. In dem uns vorliegenden Schreiben vertritt der Staatssekretär im BundesministeriumHerr Bleser dieAnsicht, dassVerkaufs- und Schlachträume, die imAußenbereicherrichtet werden, eine Umweltbelastung darstellen und deshalbeinerBebauungsplanungbedürfen.

Wiewir amRande einerUnterhaltung erfahrenhaben, bereitet die Landesregierung dieNovellie-rung des Landeswassergesetzesvor.LeiderwurdebisherwederderLandesfischereiverbandnocheinerseinerTeilverbändeindieBeratungeinbezogen.Die-ses Gesetz ist aber nicht nur für die Entwicklung der

AquakulturinunseremBundeslandvonentscheidenderBedeutung.GeradedietraditionelleSeenfischereiistinihrerExistenzbedroht,wennkünftigzusätzlicheKostenfür die Nutzung der Gewässer erhoben werden soll-ten.IchdenkedabeizumBeispielandieGebührenfürdieWasser-undBodenverbände.

Nach wie vor spielt die Aquakultur für die meisten Binnenfischereibetriebe nur eine un-tergeordnete Rolle.Wieauch inanderenBundes-ländernsinddieRahmenbedingungenfüreinebreiteEntwicklungnichtgegeben.LediglichLandwirtschafts-betriebeoder andereBetreiber alternativer Energie-erzeugung haben bessere Voraussetzungen für den Aufbau von Produktionseinrichtungen. Auch wennvonSeitenderLandesregierungimmerwiederaufdie„großen Entwicklungspotenziale“ in diesemBereichhingewiesen wird, geht die Entwicklung an den Fische-reibetrieben vorbei.

Wo liegen dafür die Ursachen? WennderFischereimitüberhöhtenPachtenüber

JahrzehnteKapitalentzogenwird,dannbrauchtmannichtzuhoffen,dassdiese inAquakultur investierenkann.DarüberhinausistdievonderLandesregierungbevorzugte Kreislauftechnik immer das teuerste Verfah-ren,welchesamwenigstenkonkurrenzfähigist.Außer-dem gibt es derzeit nur eine Handvoll Verfahren bzw. Fischarten, die rentabel produziertwerden können.Dazu zählen bestenfalls Clarias und mitunter Stör-kaviar, wenige funktionierende Aalanlagen und sonsti-gekleineProjekte,nichtjedochForellenartige,Zander,weitereBarschartige.ObzukünftigeForschungendieRentabilitäterhöhenkönnen,istweiterunklar.Außer-demsolltemanmeinen,nebenüppigenFördertöpfensind fürAquakultur exzellente Rahmenbedingungenvorhanden. Da wir aber alle in Deutschland wohnen, ist jedem klar, dass dies nur eine schöne Illusion sein kann.EinigewichtigegesetzlicheRahmenbedingungensollen hier benannt werden:• Bauten imAußenbereich und in der Einhundert-

Meter-Uferzone sind ohneB-Plan nicht genehmi-gungsfähig. Damit wird sogar eine Anbindung an bestehendeStallanlagenoderBiogasanlagenmaß-los erschwert.

• Die Entsorgung des Abwassers und Schlammes ist inderRegelnichtkostengünstigmöglich.

• Die Schlammentsorgung ist jedoch derzeit mit In-krafttreten der Bioschlammverordnung fastunmöglich und als Sondermüll zu behandeln.

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9Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

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• SteigendeEnergiekosten(Energieumlage–dieFi-schereiverfügtnichtüberBiogasanlagen).FüralleanderenEnergieverbrauchersagensichereProgno-sen voraus, dass noch in diesem Jahrzehnt Kosten von 30 Cent/kWh erreicht werden.

• Ein zusätzliches Problem istdieAuslagerungderFörderungineineexterneStelle(dasLFI).DamitistwedereineKostenentlastungfürdasLanderfolgt,noch der Fördervorgang entbürokratisiert worden. ImGegenteil:DieAbsicherungsmentalitätdesLFIistnichtnur100%sondernmindestens1.000%.Je-der Antragsteller wie auch die Verantwortlichen für dieFischereiabgabekönneneinLieddavonsingen.Der Wust an beizubringenden Unterlagen wird im-mergrößer,wobeisehroftvölligeSinnfreiheit fürdiese Forderungen besteht. Unsere Forderung: Die FörderungmusswiederindasMinisteriumzurück.

ZusätzlichmüssenBetriebe,diemitderTeichwirtschaftdie älteste Form der Aquakultur betreiben, sich ge-genüber der Konkurrenz zu Betrieben aus anderenBundesländerndurchsetzen.BundesländerwieBran-denburg, SachsenoderBayern subventionieren ihreTeichwirtschaften über EU-Programme. Das bedeu-tet,dassBetriebeausdiesenLändernbeispielsweiseKarpfenumetwaeinen€/kgbilligeralswiranbietenkönnen. Diese Wettbewerbsverzerrung behindert In-vestitionenindieTeichwirtschaften.DieDiversifizierungderProduktionhilfthiernurbedingt,denDruckdurchDumpingpreise abzufangen.Wir schlagen der Lan-desregierung vor, mit uns nach Wegen zu suchen, um vergleichbareRahmenbedingungen fürunsereTeich-wirtschaftenzuschaffen.DerLandesverbandderBin-nenfischerhatdazukonkreteVorschläge,diewiraufihreRealisierbarkeitdiskutierensollten.

Im Zusammenhang mit den Entwicklungsmöglich-keiten in der Aquakultur muss hier noch eine Frage andieanwesendenPolitikergestelltwerden.Zurzeit wird an der Novellierung des Wassergesetzes Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Leider istdieFischereibisherindiesenProzessnichteingebun-den worden. Wasser und Gewässer sind nun mal die Grundlage unserer Wirtschaft. Wir erwarten von der LandesregierungunsandemVerfahrenzubeteiligen.

Das gilt sowohl für die Verbände als auch für den regelmäßigtagendenFischereibeirat.

Abschließendmöchte ich traditionsgemäßeinenÜberblick über die Aktivitäten des Verbandes im vergangenen Jahr geben. Im Jahre 2012 wurden

folgende Veranstaltungen von Verband veranstaltet oder besucht:• 3PräsidiumssitzungendesLandesverbandesder

Binnenfischer• 3PräsidiumssitzungendesLandesfischerei-

verbandes• 5RedaktionssitzungenderZeitschrift„Fischerei&

Fischmarkt“• DelegiertenkonferenzdesLandesfischerei-

verbandes• TeilnahmeamDeutschenFischereitaginPapenburg• Teilnahme an der Internationalen Grünen Woche• TeilnahmeandenVeranstaltungenderLandes-

fischereiverbändeBerlin-BrandenburgundSachsen• TeilnahmeanderJahrestagungdesVdBi• TeilnahmeandenJahrestagungenderPartner-

verbände• MitarbeitimoberstenJagdbeirat• OrganisationderAalbesatzmaßnahmen• BeratungzurBerufsausbildunginderFischerei• Teilnahme an zwei Kuratoriumssitzungen des

Müritz-NationalparksDanebengabeseineVielzahlvonGesprächen,Be-ratungen und Problemerörterungenmit Verbandsmit-gliedern, Behördenvertretern, Politikern, Fischereiwis-senschaftlern, Kollegenaus anderenBundesländernundvorallemdenPartnernimLandesfischereiverband.

DanksagungAbschließendmöchte ichmich bei denMitgliederndesPräsidiumsunseresVerbandesfürdiekonstruktiveMitarbeitbedanken.MeinDankgiltaberbesondersden Partnerverbänden im LandesfischereiverbandMecklenburg-Vorpommern,demVerbandderKutter-undKüstenfischerunddemLandesanglerverband.

Ich möchte auch nicht versäumen, mich bei den Mitveranstaltern der Jahrestagungder BinnenfischerMecklenburg-Vorpommerns,derLMSunddemFische-reiinstitut der Landesforschungsanstalt zu bedanken.BeideInstitutionensindseitJahrenverlässlichePartnerbei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veran-staltung.

EssindsichernichtalleProblemeundSorgenderFischerei angesprochen worden.Wir hoffen aber,genügendStoff für dieGrußworte undDiskussions-beiträge gegeben zu haben.

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201310

DieMitgliederversammlungdesLandesfischereiver-bandesMVe.V.fandam20.April2013imHotel

&Gasthaus„ZumReppin“inSchwerinstatt.HierhattebereitsdieGründungsveranstaltungdesLFVMVe.V.stattgefunden.

Erfreulich war es festzustellen, dass alle Gäste, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, auch tatsächlich gekommenwaren:WernerKuhn,MitglieddesEuro-paparlaments,Dr.KarlOttoKreer,Staatssekretär imLU,HolgerOrtel,MdBundPräsidentdesDeutschenFischereiverbandese.V.,MitgliederderLandtags-Frak-tionenderdemokratischenParteien,Vertreterdernach-geordnetenBehördendesLandeswiedemLALLF,derLandgesellschaft, der Landesforschungsanstalt, undderLMSAgrarberatung.

Ulrich Paetsch und Norbert Kahlfuss (v.l.n.r.)

Nachdem Ulrich Paetsch, Präsident des Landes-verbandes der Binnenfischer MV e.V., als Ver-sammlungsleiter in gewohnt souveräner Weise die GästeundDelegiertenbegrüßthatte,legteNorbert Kahlfuss, Präsident des Landesfischereiverban-des MV e.V.,RechenschaftüberdieHöhenundTie-fen des vergangenen Jahres ab.

ErbetontezuBeginnseinerRede,dassdasvergan-gene Jahr eher ein schlechteres für die Fischer des Landes gewesen sei. Fänge und Erträgewaren imGroßenundGanzenunterdurchschnittlichunddiezu-sätzlichenAuflagenundRestriktionenmachtenesdenmeistkleinenFischereiunternehmenschwer,amMarktzu bestehen bzw. zu überleben.

Dabei ließHerrKahlfusseinige„Breitseiten“aufunwahre Behauptungen selbsternannter „Schutzver-bände“,Falschmeldungen inMedienundunerträgli-chePolemikseitenseinigersogenannterNaturschutz-verbände los.

Sowirdimmerwiedergebetsmühlenartigbehaup-tet,dassdieMeere leergefischtseien.Wenndassowäre,soderPräsident,dannmüsstenaufdemMarktnahezuunbezahlbarePreisefürFischeundFischpro-duktezuzahlensein.DemistaberinderRealitätnichtso. Im Gegenteil, es gibt bei einigen Arten trotz der angeblichenKnappheitregelrechte„Schleuderpreise“,daderMarktnichtnurdurchLänderwieDeutschland,Frankreich, Dänemark etc. beliefert wird, sondern ins-besondere durchNorwegen, Island und Russland.Letztgenannte Länder habenmal so nebenbei ihreQuoten,z.B.fürKabeljauundHering,aufgrundaktuellsehrgroßerBeständeeinfachmalumzig TausendeTonnen erhöht und überschwemmen damit dann den Markt.

Der seit JahrenangekündigteManagementplan,speziell fürdenHering, ist immernochnichtvorhan-den.SokannmanjedochzukeinerplanbarenBewirt-schaftung kommen.

Anschließend sprachNorbert Kahlfuss über dieSituationdereinzelnenSpartenverbändedesLandes-fischereiverbandesMV,nämlichAngler,Binnenfischer,Kutter-undKüstenfischersowieHochseefischer.

Er lobte die gute Zusammenarbeit und verwies aufErfolgebeiderMitarbeitanderNovellierungdesLandesfischereigesetzes.DabeigabesLicht(ErhöhungdesMindestaltersfürdenErwerbdesFischereischeinsauf 14 Jahre), aber auch Schatten (Mindest-pachtdauer fürGewässermit Spielräumen für

Mitgliederversammlung des Landesfischereiverbandes MV e.V. – Schwerin, 20. April 2013

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.

Fotos

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nnAus dem Fischereiverband

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11Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

Spekulationen,ÜbertragungderFischereiaufsichtvomLALLFaufLandkreiseundkreisfreieStädte).DesWeiteren istdieNovellierungderKüFVO inAr-beitundderLFVMVe.V.hatsichauchdabeiintensiveingebracht.

VielBewegunggabes inderEU-Fischereipolitik,so PräsidentKahlfuss.Darin soll die Freizeitfischereiimmer stärker eingebunden werden. Deshalb sei es dringend nötig, sich auch dabei intensiv zu beteiligen.

Fraglich sei jedoch, ob der Erlass neuer aufwän-diger Verordnungen, die kaum oder schwer in die Tat umzusetzen sind, letztendlich der Sache dient.

DieRegelungmitQuotenundAufwandwollteEU-KommissarinDamanakieigentlichabschaffen,tatdasaber nicht.DieDiscardproblematikwirdmomentannocheinmalgenauüberprüft.

Zu Fragen des Arten-, Natur- und Umweltschut-zes fand Kahlfuss sehr deutliche Worte gegenüber offensichtlichenLügen,Falschdarstellungen,Schauer-märchenundvölligausder LuftgegriffeneunwahreBehauptungen.

Neben den o.g. Falschmeldungen über leer ge-fischteMeere, derGefahr der Binnenfischerei unddes Angelns für Vogelbestände sowie Schäden durch Karpfenbesatz in Gewässern, wo überhaupt keinKarpfenbesatz stattfand, machteNorbert KahlfussseinemUnmutüberdiegeplanteEinschränkungderStellnetzfischerei in der Hauptfangsaison als Aus-gleichsmaßnahme für die Errichtung desGas- undDampfturbinenkraftwerksinLubmininsehrdeutlicherFormLuft.

LetztendlichseibeialldiesenVorhabendieVer-drängungder Berufs- und Freizeitfischerei von ihrenangestammten Fanggebieten das Ziel.

Selbst mit ständig wiederholten Lügen würdenderartige Aussagen auch nicht zur Wahrheit, leider hinterließensiejedochbeiderentsprechendenKlientelundbeiunkundigenLaienihreWirkung.

WeitereBeispielefüreineverfehlteUmweltpolitikbestimmterKreise ließensich imZusammenhangmitFischottern, Seevögeln, Schweinswalen und nicht zu-letztKormoranenaufführen.

Manchmal nähmen derartige Forderungen vonselbsternannten Naturschützern schon bizarre Formen an, nämlich wenn die Hiddenseer Heide aufgrund „Nullnutzung“durchdenMenschen verkommtoderwennals Schutz für Rastvögel ander B96auf Rü-generrichteteBretterzäunewegenderOptik fürdie

UrlauberdannauchnochkostspieligmitSträuchernbepflanztwerdensollen.

Die Fischer sind schon aus ureigenstem Interesse nichtgegendenNatur-,Arten-undUmweltschutz.BeiderEntscheidungübergeplanteMaßnahmenimRah-menvonNatura-2000-Gebieten(FFHundSPA)soll-ten die verantwortlichen Stellen jedoch mehr Vernunft walten lassen.

Wurde anfangs immer wieder betont, dass es kei-ne Verschlechterungen für die Nutzer geben würde, sind schon jetzt eine Reihe vonNutzungendeutlicheingeschränkt, mit der Tendenz – über kurz oder lang – gänzlich verboten zu werden. Das dürfe aber nicht sein.

In derAWZwird den Fischern die permanenteVerursachung von Schäden gegenüber den Fischbe-ständen aber auch Seevögeln und Schweinswalen unterstellt. Ein plausibler Schadensnachweis konntebisher jedoch nicht erbracht werden. Demgegenüber ist es seit den neuesten Untersuchungen aber möglich, z.B. den schädigenden Einfluss hoher Kormoranpo-pulationenauf Zanderbestände nachzuweisen.Daswerde dann aber von anderer Seite ignoriert.

Die rasche Erstellung vonManagementplänenerfolge meist ohne die Nutzer. Sie sind dann aber reichlichmitfischereifreienZeitenundZonengespickt.

DerOstseehering soll schon seit Jahrenmittelseines Planes gemanagtwerden.Dieser ist aber bisheutenichterstellt.Nunwirdgesagt,dassein„multispecies“-Planhermüsse,dermehrereArtenimZusam-menhang betrachtet. Die Frage ist nur, wie lange das wieder dauert.

Im Zusammenhang mit dem Aal sieht es ebenfalls trübeaus.DerManagementplanliegtvor,dasDamo-klesschwert des totalen Aalfangverbots schwebt den-nochüberdenFischernundAnglern.FüreineReihevonBerufsfischernkämeeinVerbotdemRuingleich.

DankgiltfürFinanzierungvonAalbesatzmaßnah-menseitmehrerenJahrenandieLandesregierungunddieWissenschaftler,diedieBesatzmaßnahmenbeglei-teten.Wirhoffen,dassdieseFormderAuffüllungderBeständedieArtrettenkann.

Herr Kahlfuss konnte hier nicht einfach enden, denn ein brennendes Problem seit langer Zeit sind die Kormorane.Nach einem Rückgang derBrutpaarzahlenimJahr2011(8.760BP)sindimver-gangenen Jahr die offiziellen Zahlenwiederstarkangestiegen(11.499BP).

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201312

Daraus sei ersichtlich, dass das Thema nicht vom Tisch ist und endlich einmal etwas in den bisher unangetas-tet gebliebenen Küstenkolonien geschehen muss. Dafür benötigtderLandesfischereiverbandMVe.V.dringenddieUnterstützungdurchdieLandespolitik.

DieUniversitätRostockhat inden letztenJahreneinigegrundlegendeErkenntnisseüberdieBrutbiolo-gie und die Ernährung des Kormorans in wissenschaft-lichen Studien gewonnen und feststellen können, dass eineWechselbeziehungzwischenKormoranpopulati-on und Zanderbeständen besteht. Diese Korrelation muss weiter untersucht werden. Dafür werden wieder-umMittelausderFischereiabgabegenutzt.

GanzbesondersbedanktesichderPräsidentdesLandesfischereiverbandesbeimanwesendenMitglieddesEuropäischenParlaments,WernerKuhn,fürdes-sen Einsatz auch für unsere Fischer im Fischereiaus-schussdesEU-Parlaments.

Als krasses Beispiel einer verfehlten Philosophieüber den Umgang mit der Natur stellte Kahlfuss die VeranstaltungderDeutschenUmwelthilfe e.V. (DUHe.V.) zumThema„LebendigeOstsee–PerspektiveneinernachhaltigenFangpraxis“inStralsunddar.

DortseivonDr.NinaWolff,ProjektleiterinMee-resnaturschutzderDUHe.V.u.a.sinngemäßgesagtworden, dass man sich nicht über die Anzahl der See-vögel oder andere Zahlen zu streiten brauche, was zählen würde, sei der Schutzzweck. Dem würde die bisherigeArtderfischereilichenNutzung jedochwi-dersprechen.

NachMeinungdesPräsidentenkönnemandiessonichtakzeptieren.Diesehr langeTraditionderFi-schereiinunseremLandhabekeineFischbeständever-nichtet, keine Seevögel und Seesäugetiere ausgerottet und auch keine Habitate zerstört.

DieseAussagenwerdenauchdurchdieLandesre-gierung,denLandtagunddarüberhinausinDeutsch-land sowie der EU unterstützt.

ZumEndeseinerRedebedanktesichHerrKahlfussbei allen Fischern und den Gästen und rief dazu auf, gemeinsamfürdas„FischlandMecklenburg-Vorpom-mern“undeine sichereZukunftderFischerwirksamzu werden.

Staatssekretär Dr. Karl Otto Kreer übermittelte die Grüße des Landwirtschaftministers und be-tonte die enge Rückkopplung mit den Fischern des Landes.

Dr. Karl Otto Kreer

Er äußerte sein eindeutigesBekenntnis zur Fischereiund stellte klar, dass diese einen wichtigen wirt schaft-lichen Faktor, besonders durch die damit verbundenen Arbeitsplätzedarstellt.

Ebensowäre ein Tourismus inMVohne Fische-reibetriebe überhaupt nicht authentisch, denn diesestellen ein erhaltenswertes Kulturgut dar.

DasLandesfischereigesetzwerdenunimMai imGesetzblattveröffentlichtundseidanngültig.

Dr. Kreer deutete an, dass die Kommunalisierung der ehrenamtlichen Fischereiaufsicht wohl nicht mehr umkehrbarsei.Eswürden45.000€ausderFische-reiabgabe als Aufwandsentschädigung für die Fische-reiaufseher bereitgestellt werden.

AuchdieNovellierungderKüstenfischereiverord-nungistunterBeteiligungderVerbändeinArbeit.

DieGemeinsameFischereipolitikderEUhateinigeharteFaktenimGepäck,z.B.dasvölligeRückwurfver-bot,langfristigeBewirtschaftungspläne,Verschlechte-rungsverbotebesondersinFFH-undSPA-Gebietenetc.

Kreers Ansicht nach dürfe die Anrechnung des BeifangesjedochnichtzurNichtausschöpfungder ohnehin schon niedrigenQuoten führen.

Aus dem Fischereiverband

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13Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

ArtenmithoherÜberlebenswahrscheinlichkeitmüsstenwieder zurückgeworfen werden dürfen.

Er hält es auch für unabdingbar, der ordnungsge-mäßenfischereilichenNutzungBestandsschutzzuge-ben. Erst wenn Verschlechterungen eintreten sollten, müsseübereventuellnotwendigeMaßnahmengere-det werden.

ImRahmendesVorsorgeprinzipsmüsstenpraktika-bleLösungenfürbeideSeitengefundenwerden.

Zum Thema Fischotter und Reusen verwies derStaatssekretär auf Tests in Niedersachsen, die man in praxi ausprobierenmüsse. Bei den Kormoranenmachte er es an den durch sie verursachten Schäden fest, ob mehr gegen diese Vögel unternommen werden könne.

Zur Aquakultur sagte Staatssekretär Dr. Kreer, dass es ein Unding sei, dass Fischer, die solche Anlagen errichten möchten, es schwerer mit der Genehmigung hättenalsz.B.Landwirte.GrundseidieBioabfallver-ordnung,die strengeAuflagenbeinhalte,die inderFischerei nicht einzuhalten seien.

Er wolle aber Fischer, die solcherart Anlagen als weiteres Standbein aufbauen wollen, unterstützen.

Insgesamt sind z.B. für Aquakulturanlagen für Afri ka nischen Wels und für Zander in Hohen Wange-lin2,4Mio.€vomLandundvonderEUbereitgestelltworden.

Als letztes Thema führte Dr. Kreer die Forderung des LFVMV e.V. nachVerwendung von15%derEinnahmenaus derOstseeangelberechtigung für fi-schereilicheProjektean.ErfordertedenVerbandauf,dem LALLFVorschläge für Projekte zur FinanzierungausdiesenMittelnzuunterbreiten.

Werner Kuhn (MdEP) lobte die konstruktive At-mosphäre und die Orientierung auf die Sach-themen in dieser komplizierten Situation für die Fischerei in MV.

Erverwiesdarauf,dassdieEiweißressourcenderMeeredringendfürdieErnährungderrasantwach-senden Weltbevölkerung gebraucht werden.

DieQuotenregelungimRahmenderrelativenSta-bilitätfunktioniere,Managementplänekönnenstabili-sierendwirken,dieVerwertungdesBeifangesmüsseaberinvernünftigeBahnengelenktwerden,dadasindenneuestenRegelungengeforderteselektiveFang-gerätkurzfristignichtzubeschaffensei.Nichtnach-vollziehbaristfürihn,dassdasMSC-Siegel,welches

Werner Kuhn

mit denManagementplänen zusammenhängt, vonGreenpeacetrotzdemnichtanerkanntwird.

DermaximaleDauerertrag(MSY)wirdnachwis-senschaftlichen Erkenntnissen festgelegt, nicht zuletzt umBeständedauerhaftzustabilisieren.

Kuhnsprachsichdeutlichgegendiex-facheÜber-wachungaufdenSchiffenaus.BeidenteilssehraltenBootensollten lieberandere,vieldringendereRepa-raturen durchgeführt werden als in neueste Funk- und Radartechnikinvestierenzumüssen.

Die Aalproblematik wird laut seinen Aussagentrotz Verbots immer noch durch einen Schwarzmarkt für Glasaalfänge forciert. Es dürfe trotzdem nicht zu einem generellen Fangverbot für Aal kommen.

DerReferentbetonte,dasseralsalsfrischgeba-ckener„FreierElbfischer“beimStintfanggroßeMen-gen von Kormoranen gesehen habe. Diese konnten z.T.wegen ihrer überfülltenMägen schongar nichtmehrauffliegen. InderEUseienbereits1Mio.Kor-morane vorhanden.

Die bereits genannte Studie mit den Aussagen da-rüber, welch drastische Schädigungen bei einzelnen FischartendieÜberpopulationvonKormoranenhat,mussdazuführen,dassrestriktiveEingriffeauchin NSG vorgenommen werden dürfen.

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201314

Prof. Dr. Fritz Tack (Die Linke), Agrarausschuss-vorsitzender des Landtages, wies auf die gelun-gene Rückführung desMindestalters für die Fische-reischeinpflichthinundbedauertedasScheiternderWiederauf nahme der Fischereiaufsicht in die vorherige StrukturbeimLALLF.

Auch ihmseibewusst,dassOtterschutzgitterdieFängigkeit von Reusen einschränken und deshalbstandortspezifischeOrtefürdieAufstellungvonReu-sen gesucht werden müssten.

Prof. Tack hält die kleine handwerkliche Fische-rei fürunverzichtbar fürMV.DazumüsstenaberdieFangquoten und die Erlöse für gefangenen Fisch am MarkteinÜberlebengarantieren.

Die Beifangproblematik sei auch aus eineman-derenBlickwinkelnichtgelöst,soTack.EsgibtseinenErkenntnissen nach in Deutschland nur eine einzige aktiveFischmehlfabrik(inCuxhaven).Damitstelltsichbei Wirksamwerden der Discardregelung die Frage, wodenn sämtliche dann anzulandenden Beifängeverwertet werden solle.

Referentin Simone Rudloff sprach in Vertretung von Dr. Ursula Karlowski (MdL, Bündnis 90/Die Grünen),derFachpolitischenSprecherinfürAgrar,NaturschutzundUmwelt,Verbraucher,LändlicheEnt-wicklung,Entwicklungspolitik,überdieangeblichenSchädendurchdieFischereianTierpopulationen.

Siebetonte,dasszahlreicheFischbeständeamRan-dederAusrottungstünden,es„Nullrunden“beimFisch-fanggebenmüsse, damit sich die Beständewiedererholenkönnten,nureine„behutsame“NutzungderRessourceninFragekäme,„Riesentrawler“ganzeAre-ale leerfischenwürdenunddieAuswirkungenderFi-scherei auf Seevögel, Schweinswale und Kegelrobben deutlich zu hoch wären. Sie forderte u.a. eine nachhal-tigeFischereisowiedieAnpassungderFangmethodenzum Schutz der Schweinswalbestände bzw. Seevögel.

DesWeiteren kritisierte Frau Rudloff, dass dieWertschöpfungbei Fischerzeugnissen nicht in unse-remBundeslanderfolge,sondern„ungebleichterBio-Hering“ nur aus Bayern einzuführen sei.Auf RügenwürdendieUrlauber „Alaska-SeelachsausderGe-friertruhe“vorgesetztbekommenundmanmüssesichbei der Vermarktung der heimischen Fische doch vom „Einheitsbrei“absetze.

Zuletzt kritisierte sie die Regelung zur Fische-reischeinpflichtabdem14.LebensjahrausTierschutz-

gründen.EssollefürKindernurperPrüfungzumor-dentlichen Fischereischein möglich sein zu angeln.

HerrPaetschalsVersammlungsleiterreagierteso-fortaufdieÄußerungenvonSimoneRudloff.

Er betonte, dass die Fischereiunternehmen sehr wohlaufregionaleProdukteunddieVermarktungvorOrtgroßenWert legenwürden.Sohatz.B.dieFi-schereiMüritz-PlauGmbHnurregionaleFischeinderVerarbeitung. Sie möge sich doch bitte Informationen zudenProduktenbeschaffen.DesWeiterenkritisierteer,dassRudloffvieleÄußerun-gen vom reinen Hörensagen tätigte, die z.T. vor vielen Jahren schon falsch waren.

Holger Ortel, MdB und Präsident des Deutschen Fischereiverbandes e.V.,ginginseinemGrußwortdarauf ein, dassder Pro-Kopf-Verbrauchan Fisch indenletztenJahrenpermanentangestiegenistundbeidurchschnittlich 16 kg liegt.

Es gäbe in Deutschland nur noch 9 hochseefä-higeFangschiffe,da indenvergangenen20JahrendieDeutscheFlottenachEU-Regelungen„angepasst“,sprichverkleinertwurde.

Die von deutschen Fischern jährlich gefangenen 300.000 t Fisch würden bei weitem nicht ausreichen, umdendeutschenBedarfvon1,4Mio.t/Jahrzude-cken, d.h. esmüsse in großemStil Fisch zugekauftwerden.

ImWeltmaßstabwürden jedes Jahr 90Mio. tFischausdenMeerengeholt,inderAquakulturprodu-zieremanbereits80Mio.t.Außerdemseiabzusehen,dassderBedarfproKopfunddamitdieNachfragesteigen werden. Umso weniger seien die nicht zu über-springendenHürden,z.B.imBaugesetzfürFischerzuverstehen, die in die Aquakultur als zweites Standbein einsteigen wollen.

Ortel begrüßte, dass es nun endlich gelungensei, DAV und VDSF unter einen Hut zu bringen und wünschtedemneuentstandenenDeutschenAngelfi-scherverband(DAFV)einengutenStart.

Burkhard Lenz von der CDU-Fraktion outete sich alsKapitänvonderInselRügenundbestrittvehementdieÄußerungvonFrauRudloffbezüglichdesdortinderGastronomievorgesetztenTiefkühlfischs.

DieQuotebeimHeringseimittlerweileschonfastabgefischt unddie Saison noch sehr lang. Erkönne nicht verstehen, dass die jahrhundertealte

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15Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

Fischerei,dieihrenBroterwerbausdemFischfangalsExistenzgrundlageziehe,nunaufeinmalausschließ-lich schädlich für die Natur sein solle.

ManmüssedenVorwurfeherumkehren,dennesseien nachweislich überweite Teile der fischereilichgenutzten Gebiete Natura-2000-Gebiete festgelegt worden, aus denen die Fischer dann hinaus gedrängt werden sollen.

EsmüssejedocheinenKompromisszwischenNut-zern undSchützern geben.DazuwärederOstsee-dialog in Stralsund eigentlich eine Chance. Dort galt jedochnurdieMeinungderVeranstalterundaufdieProblemederFischereiseiüberhauptnichteingegan-gen worden.

Selbst die Ergebnisse aus den Studien zum – übri-gensäußerstseltenen–Vogelbeifangwurdenseitensdieser„Schützerverbände“nichtanerkannt.

Ähnlich verhält es sich mit den Schweinswalen. Trotz völliger Unklarheit über deren Anzahl werde ein Gefahrenszenario auf die Fischerei abgewälzt, wel-ches jeder Grundlage entbehre.

LetztendlichstelltmanmirderartigenThesendasWei-terbestehen der Fischerei in Frage.

Dabei sei gerade die kleine handwerkliche Fische-rei mit Stellnetzen eine sehr nachhaltige Art des Fisch-fangs.

WernerKuhnbetonte,dassFischfallenüberhauptnichtmitReusenvergleichbarsind.

ImRahmenderDiskussionstellteUlrichPaetschnochmals fest, dassmit ottersicheren Reusen deut-lichwenigerFischzufangensei.BeiUntersuchungendazu in seinem Unternehmen wurden mit derartigen Reusen40-60%wenigerAalegefangenalsmit„nor-malen“ Reusen. Das sei aber als völlig unrentabelanzusehen, da die Fischerei in sehr großemMaßeauf die Aalvermarktung angewiesen sei, um zu über-leben.

Die angedeuteten Alternativen mit Sollbruchstellen oder Notausstiegen für Fischotter seien allesamt noch inderTestphaseundunausgereift.

Obwohlzwischen80und90%der Otterdurch den Straßenverkehr getötet würden,

Dr. Uwe Richter, Holger Ortel, Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Dr. Egon Schlieker (v.l.n.r.)

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201316

werde die Berufsfischerei alsHauptverantwortlichefürVerlustedieserTierartangeprangert.DabeiseiinganzMecklenburg-VorpommerndieOtterpopulationimWachsenbegriffen.Daswidersprächedemo.g.Vorwurf.

Zum Thema Seevögel wurde aus einer aktuellen Studie zitiert, worin bei 440 Kutterausfahrten insge-samt65SeevögelalsBeifangimNetzgelandetsind.Von den gefangenen Vögeln gehörten 5 Arten zu vollkommenungefährdetenPopulationenundeineArtwaringeringemMaßegefährdet.Es sei deshalb höchst unwissenschaftlich bei derartig niedrigenBeifangzahlen unter BerücksichtigungderenormenGrößederVogelpopulationenundderna-türlichenSterblichkeitvoneinemgroßenschädigendenEinflussdurchdieFischereizusprechen.

Dr. Egon Schlieker zeigte anhand von Zahlen auf,wiegroßdieMengeangefressenemFischdurchdieKormoraneimLandtatsächlichist.

Ausgehendvondenaktuell11.500BrutpaarenimLand,dendazuzuzählendenumherstreifendenKor-moranen(x3)undunterBerücksichtigungderdurch-schnittlichenFischmengevon500gproVogelundTagkommemanallein inMecklenburg-Vorpommernauf34,5 t Fisch, die täglich durch diese Vogelart vertilgt werden. Setzt man dafür ein Durchschnittsgewicht von 100 g an, sind das täglich 345.000 Fische, die dann auchnochzu85% (also rund300.000Stück)ausden Bodden und aus denKüstengewässern täglichentnommen werden.

Hiermüsse unbedingt etwas passieren, soHerrDr. Schlieker.

Auch der Teichwirt Hermann Stahlsprachvonei-nemsehrzeitigenAnflugvonKormoranenimFrühjahrinseinTeichgebiet.VonEntspannungkönnekeinerleiRede sein.Nach seinemEmpfindenwerden es vonJahr zu Jahr mehr Kormorane in seiner Teichwirtschaft, obwohldort im Jahr regelmäßigzwischen300und350 Vögel abgeschossen würden.

Ulrich PaetschwiesaufdieBedeutungvonTeich-flächen für eine ganze Reihe vonArten hin.WenndieseFlächen inMenschenhand imRahmenderBe-

wirtschaftung nicht aufwändiggepflegtwürden undlangsam verlandeten, würden sie letztendlich unwie-derbringlichalswertvolleBiotopeverschwinden.

ZumSchlussmeldetesichHerrPetersvomLand-kreis Mecklenburgische Seenplatte zum ThemaFischerei aufsicht zu Wort. Er erklärte, wie wichtig die Fischereiaufsicht besonders für die Fischer sei, hatte sich aber von Beginn an klarere Regelungen dazuerwartet.

Es gab sehr viel Verunsicherung bei der Aufgaben-übertragungandieLandkreiseundkreisfreienStädteund einige ehrenamtliche, hochmotivierte Fischereiauf-seher waren dadurch sehr verunsichert.

Die Frage war, ob die Fischereiaufsicht nun bei denLandkreisenbleibtodernicht.DieRegelungderOrganisation der Fischereiaufsicht durch das LALLFwarbeispielgebend.

JetztmüsseRuhefürdieeigentlicheAufgabeein-kehrenundZuständigkeitengeklärt,soPeters.

ImAugenblick sei noch keine flächendeckendeFischereiaufsicht gewährleistet. Wenn dies allgemein bekannt würde, könne er sich vorstellen, dass Schwarz-anglerdieseLückenganzgezieltausnutzen.

Andererseitsplädierteerauchdafür,dasGanzejetzt nicht nochmalig umzudrehen.

Als Schaltstelle solle der LandkreisMecklenbur-gischeSeenplatte fungieren.Dort solledieAuszahl-stelle für die Aufwandsentschädigungen beheimatet sein.

Norbert Kahlfuss regte in seinem Schlusswort einenGedankenaustauschmit der Fraktion Bündnis90/Die Grünen an. Dazu solle man sich vor dem Kut-ter- undKüstenfischerei-Verbandstag an einen TischsetzenundseineStandpunktedarlegen.

DieHochseefischerhattendazuschonimDezem-ber vergangenen Jahres ein Angebot gemacht. Simone Rudloff erklärte sich bereit, dieses Angebot an ihre Fraktion weiterzuleiten.

Präsident Kahlfuss verabschiedete danach dieGäste vomoffiziellen Teil undging im internen TeilaufdieHaushaltssituationdesLFVMVe.V.imvergan-genen und im laufenden Geschäftsjahr ein.

Aus dem Fischereiverband

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17Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

In unserer heimischen Fischfauna fehlt seit zig Jahren eineehemalssehrhäufigvorkommendeArt–derStör.Ähnlichwie der Lachs in der Elbe zur Zeit der

Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war auch der BaltischeStörfrüheralsMassenfischinderOder,ih-renNebenflüssen sowieanderengroßendeutschenStrömen vorhanden.

NachdemderMenschindenletztenknapp100JahrendurchWasserverschmutzung,QuerverbauungvonFlüssen,ZerstörungvonLaichgründenundzustar-kerBefischungdiePopulationdesStöresausgelöschthat,wirdnunseit1996durchdieLandesforschungs-anstalt(LFA)MVmitUnterstützungz.B.durchdieGe-sellschaft zur Rettungdes Störs e.V. versucht, eineneigenen,reproduktionsfähigenStammvonBaltischenStöreninderOderwiederanzusiedeln.Dazusindseit2006mehrals500000JungstöreindieOdereinge-setzt worden.

DieimbrandenburgischenNationalparkUnteresOdertaldurchausgedehntenaturnaheÜberschwem-mungsflächengeprägteOderverfügtnochinTeilbe-reichenübergeeigneteLaichhabitatefürdieReproduk-tion des Störes. Diese sind fast vollkommen naturnah

Lebende Fossile in der OderAgrarminister beteiligen sich aktiv an Störbesatzmaßnahmen

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.

belassen und auch in der Nutzung erheblich einge-schränkt worden. Damit sind gute Voraussetzungen für dasBesatzprogrammgegeben.

InderAußenstelleBorn ist seitmehreren JahrenerfolgreichNachwuchsBaltischerStöreaufgezogenworden.WieCarstenKühn,LeiterderVersuchsstationBorndesInstitutsfürFischereiderLFAbetonte,sindbis-her etwa 700 Nachwuchslaicher aus den ehemals aus Kanada eingeführten Elterntieren aufgezogen worden. Diese sind unter Zuchtbedingungen allerdings wesent-lich schneller geschlechtsreif geworden, als dies in der Naturgeschieht.LautInformationenderLFAgelanginBornimJahre2010erstmalsaußerhalbNordamerikasdieReproduktiondesBaltischenStörs.

Es dauert normalerweise sehr lange, bis die Weib-chen geschlechtsreif werden. Zuerst einmal werden die besetzten Tiere dieOstsee aufsuchen, um sich dortprächtigzuentwickeln.MeistenssindStöreerstnach15-16JahreninderLage,Nachkommenzuerzeugen.

UmdieReproduktionvonStöreninderOderaufnatürlichem Wege wieder anzukurbeln, sind in den letzten Jahren mehrfach Besatzmaßnahmendurchgeführt worden. Dabei sollten die besetz-

Dr. Till Backhaus aus Mecklenburg-Vorpommern und Jörg Vogelsänger aus Brandenburg beim Störbesatz

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201318

tenFischesehrfrühangeeigneteLaichhabitategebun-denwerden, die sie dann später zur Fortpflanzungwieder aufsuchen werden.

Am8.April 2013war es dannwieder einmalsoweit.Unter recht starkerBeteiligungverschiedenerMediensetzendiebeidenAgrarminister,Dr.TillBack-hausausMecklenburg-VorpommernundJörgVogel-sängerausBrandenburg,beiHohensaatenJungstöreindieOderein.

DerBrandenburgischeLandwirtschaftsministerbe-zeichnete diesen Tag als historisches Datum und ei-

nen Akt der Wiedergutmachung an der Natur, da der MenschfürdenRückgangdieserbegehrtenFischartverantwortlich ist.

Sehrauffallendanallen200eingesetztenTierenistdergelbePlastikstreifenanderRückenflosse.DieseMarkierungistmiteinerNummerversehenunderlaubtes, die Tiere beim Fang in Fischernetzen oder an einer Angelgenauzuidentifizieren.

MichaelArndtvomInstitutfürFischereiderLFAer-klärte die Verfahrensweise beim versehentlichen Fang dieserwertvollen Satzfische.Wer einen Stör fängt,solltederLFAdieGröße,dasGewicht,denFangortunddieaufderMarkierungverseheneIdentifikations-nummer mitteilen und den Fisch unbedingt wieder zu-rücksetzen.Meldungen sindallerdingsauchandasLeibniz-InstitutfürGewässerökologieundBinnenfische-reiinBerlinsowiedieLandesfischerei-bzw.-anglerver-bändeBrandenburgsundMecklenburg-Vorpommernsmöglich.

Nur so lassen sich Erkenntnisse über die zurückge-legten Wege in den Gewässern, das Wachstum, die ÜberlebensrateundletztlichdenErfolgdesWiederein-bürgerungsprogrammsdesStöreserhalten.

In den letzten Jahren sind dafür insgesamt 8,2 Mio.€investiertworden.

Vondenbisherausgesetzten1.500größerenEx-emplarensindungefähr500wiedergefangenworden,unteranderem rundumBornholmundanderKüsteSchwedens.DabeizeigtesichauchdiegroßeWachs-tumspotenzdesStöres.ImmerhinwareseinigenExem-plarengelungen,innerhalbeinesJahresihrGewichtzuverdoppeln.AuchnatürlicheFeindesindfürdenStörkaumvorhanden,schongarnicht,wennerdieGrößevonmehralseinemhalbenMetererreichthat.

Trotzdem bedarf es eines sehr langen Atems, lang-fristigerUnterstützung,einergroßenMengeGeduldsowie ausreichend Glück, dass die Aktion von Erfolg gekrönt ist! Dieser ist erst dann gegeben, wenn die markierten Störe hierher zurückkehren und aktiv am LaichgeschäftinderOderteilnehmen.

Das Störprojekt besitzt zudem noch eine ArtIndikator-Funktion: Gelingt es, den Stör hier wieder heimischzumachen, solltedies fürähnlich reprodu-zierendeArtenwieMeerforelle,SchnäpelundLachsebenfalls erreichbar sein. Es bestehen gute Chancen zuihrerWiederansiedlung,dadieAnsprüchedieserArtenanden Lebensraum in einigenBereichenderOdergegebensind.

Verhalten und Meldung beim Fang eines markierten Störes im Odergebiet, Haff oder Ostsee

In den letzten Jahren sind umfangreiche Anstrengun-genzurWiederansiedlungdesStöresinderOderunternommen worden.

Jeder Angler, der zufällig einen Stör mit dieser gelbenMarkierung fängt,möchte bitte den Fischkurz vermessen, wiegen, die Nummer auf der gel-benMarkierungablesenunddenStördannwiederschonend zurücksetzen.

Diese Daten mit Fangtag, -ort, -gerät und Fänger senden Sie bitte an eine der folgenden Adressen:•LandesanglerverbandMVe.V.

Siedlung 18 a 19065 Görslow E-Mail:[email protected]

•Leibniz-InstitutfürGewässerökologieundBin-nenfischerei Müggelseedamm310 12587Berlin E-Mail:[email protected]

•LandesforschungsanstaltMV Institut für Fischerei VersuchsstationBorn Südstraße8 18375Born

•GesellschaftzurRettungdesStörse.V. Fischerweg 408 18069Rostock

Für die Einsendung erhalten Sie eine kleine Entschädigung in Höhe von 10,- EUR.

Aus dem Fischereiverband

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19Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

Aktuelle Informationen zur Hochseefischerei Mecklenburg-Vorpommerns

Dr. Uwe Richter – Mecklenburger Hochseefischerei GmbHClaus Ubl – Deutscher Fischerei-Verband e.V.

DasJahr2012istGeschichte.FürdieReedereienderHochseefischereiMecklenburg-Vorpommerns

gabesimvergangenenJahrvielPositiveszuberichten,vor allem was die Entwicklung vieler Fischbestände unddiedamitzurVerfügungstehendenQuotenbetraf.Dadurch konnten gute wirtschaftliche Ergebnisse im Grundfischsektorerzieltwerden,wogegendieErgeb-nisseimpelagischenSektoralsdurchwachsenbeurteiltwerden.DiepolitischeEntwicklungaufdemFischerei-sektorwirdvonderHochseefischereinachwievormitBesorgnisverfolgt.

Im Jahre 2012 fischten vier inMV registrierteSchiffeinderFernfischerei.DieswarenROS170„An-nieHillina“,ROS171„MaartjeTheadora“;ROS785„HelenMary“undROS786„GerdaMaria“(sieheTabelle1).Derzeitsindca.220SeeleuteaufdiesenSchiffenbeschäftigt.AlleSchiffeverarbeitenundfros-ten ihren Fang bereits auf See, und liefern somit auch ausentferntenGebietenFischproduktevonbester„fro-zenatsea“Qualität.

DieFangflottehateinDurchschnittsaltervon22Jah-ren, gehört aber damit immer noch zu den moderne-ren in Europa.Mit der derzeitigen Schiffskapazitätwerdendie langfristigen EU-Kapazitätsrichtlinien er-füllt.UnverständlichundnichtakzeptabelistdeshalbauchdiewiederkehrendeöffentlicheKritikvonGreen-peace,verbundenmitBlockade-undDemonstrations-maßnahmenbezüglicheinerangeblichenÜberkapa-zitätderFlotte impelagischenSegment.DieGreen-peace-Aktivitäteneskalierten imMärz letzten JahresaufdemFangplatzMauretanien.

DieNutzungselektiverFangmethoden impelagi-schen und demersalen Sektor ist für die mecklenburg-vorpommerscheHochseeflotte selbstverständlich.DieReedereienbeteiligensichaktivanderEntwicklungundUmsetzungvonKonzeptenfüreinenachhaltigeFische-rei. Im Jahre 2012 konnte die Kabeljau- und Schell-fischfischereiinderNordseeundinnorwegischenGe-wässern einschließlichSpitzbergen erfolgreichMSC-zertifiziertwerden.DasMSC-Zertifikatfür

Tab. 1: Hochseefischereiflotte Mecklenburg-Vorpommerns

Fischereikennung Name Rufzeichen KW BRZ IMO-Nr. Länge ü.a.

ROS 785* Helen Mary DQLI 5.299 7.278 9126364 116,7

ROS 170* Annie Hillina DEDT 2 2.863 2.417 8028412 86,33

ROS 786* Gerda Maria DFLM 3.000 1.825 8716928 81,32

ROS 171* Martje Theadora DEAN 2 8.640 9.082 9182801 140,8

*)ReedereiOderbankHochseefischereiGmbH/Reedereisitz18546Sassnitz,ImFährhafen/HeimathafenRostock

ROS 785 Helen Mary Fischtrawler ROS 170 Annie Hillina

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201320

dieSeelachsfischereiinderNordseeundinnorwegi-schen Gewässern wurde im Februar 2012 erfolgreich verteidigt.AuchdieJahresauditsdesMSCfürdiezerti-fizierteHeringsfischereiinderNordseeundinnorwegi-schen Gewässern waren erfolgreich. Diese Fischereien gelten für einweiteres Jahr alsMSC-zertifiziert.Deranhaltende Streit zwischen der EU, Norwegen, den FäröernundIslandzurAufteilungderMakrelenquotensowie zur Erarbeitung eines gemeinsamen, langfristigen BewirtschaftungsplanesfürdiesenBestandführteauchfürdiedeutscheHochseefischereizueinerAussetzungder Zertifizierung derMakrelenfischerei nach demMSC-Standard.Derzeitstammen41%derineuropä-ischenGewässerngefangenenpelagischenArtenauseinerMSC-zertifiziertenFischerei.BeiderdemersalenFischereisind49%derFängeMSC-zertifiziert.

RegelmäßigbegleitenWissenschaftlerdieFangrei-sen der Schiffe, um verschiedenste fischereibiologi-scheDatenzuerheben.DiesefließenindiejährlichenICES-Empfehlungenein.EineaktiveMitarbeitbeiderBekämpfungderillegalen,nichtgemeldetenundunre-guliertenFischerei(IUU)istfürdieReedereienselbst-verständlich.

ImDeutschenHochseefischereiverband,demauchalleReedereienausMecklenburg-Vorpommernange-hören, fand während des vergangenen Jahres wieder eineAbstimmungderEinsatz-undQuotennutzungsplä-

nestatt,umdieBedingungenfürdieSchiffezuoptimie-ren und die für Deutschland zur Verfügung stehenden Fangquotensoeffektivwiemöglichzunutzen.AuchdieQuotentauschemitdenFischernderKutterfischereiundmitandereneuropäischenMitgliedstaatentrugenzur Verbesserung der Fangquotensituation und damit zueinerbesserenQuotenausnutzungallerdeutschenFischereien bei.

Die Fangergebnisse in der Fischerei auf Kabeljau vorNorwegenundinderBarentsseesowieSpitzber-genwarengut.DieSeelachsfischereivordernorwe-gischenKüsteentsprachdagegennichtdenErwartun-gen. In der Nordsee fanden 2012 keine Aktivitäten im HinblickaufWeißfischstatt.DieQuotenwurdenderKutterfischereiimRahmenvonTauschenzurVerfügunggestellt. Die Fischerei auf Schwarzen Heilbutt übertraf inihrerEffizienzdasVorjahresniveau.ROS786warsowohlvorOst-alsauchvorWestgrönlandimEinsatzund nutzte die Fangquoten voll aus.

DieFischereiaufdiepelagischenSchwarmfischeHering,Holzmakrele undMakrele in derNordseeund dem Nordatlantik war wie in den Vorjahren gut. Dies diente dem Ausgleich der insgesamt unbefriedi-gendenQuotensituationbeimBlauenWittling.Auch2012wurdewieder ein Schwarmfischfänger (ROS170)übermehrereMonateinderpelagischenRotbarschfischerei eingesetzt. Zwei Schwarm-

Tab. 2: Fangerträge der Hochseefischerei Mecklenburg- Vorpommerns für den Zeitraum 2008 bis 2012

Jahr Anzahl Fangfahrzeuge Fang­Grundfisch­[t] Fang­Schwarmfisch­[t] Gesamtfang­[t]

2008 4 3.575 105.591 109.166

2009 5 3.692 76.717 80.409

2010 4 3.435 86.767 90.902

2011 4 3.809 83.383 87.192

2012 4 3.871 74.754 78.625

ROS 786 Gerda Maria ROS 171 beim Dampfen

Aus dem Fischereiverband

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21Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

fischfänger(ROS171;ROS785)warenfür3Monatein mauretanischen Gewässern im Einsatz. Die Fischerei endetedortam24.April,dadieJahresquotederEUabgefischtwarunddieFahrzeugekehrtennachEuro-pazurück.AufgrundderangespanntenQuotensitua-tionwurdenbeideSchwarmfischfängeranschließendfür 40 Tage aufgelegt.

WeitereAktivitäteninderFernfischereifandenauf-grund fehlender Fischereiabkommen (Marokko) undungeklärter Bestandsfragen (Südpazifik) nicht statt.Aus Tabelle 2 sind die Fangergebnisse der letzten 5 Jahre ersichtlich, den charakteristischen Einsatzzyklus der Fahrzeuge kann man Tabelle 3 entnehmen.

Pelagische­Fänge­vollständig­zu­Produkten­ für­den­menschlichen­Konsum­verarbeitetDieHochseefischereihatsichimvergangenenJahrak-tivanderDiskussionundMeinungsbildungzurReformderGemeinsamenFischereipolitikderEUbeteiligt,undnimmt ihre Verantwortung im ökologischen, wirtschaft-lichenundgesellschaftlichenBereichernst.

Die Neuausrichtung der EU-Kommission bezüg-lich ihrerStandpunktebeiVerhandlungenüberDritt-landsabkommen sowie ihr Agieren bei internationalen Quotenverhandlungenbereitet derHochseefischereiweiterhinProblemeundverschärftzunehmenddie Situation für den pelagischen und auch

Tab. 3: Einsatzpläne 2013 von Schiffen der Hochseefischereiflotte MVs

Schiff Zeitraum geplante­Fangtage Gebiet Fischart

Gerda Maria ROS786

Januar 20 Norwegen; Nordsee; Spitzbergen Seelachs, Kabeljau, SchellfischFeb.­März 55 Norwegen; Nordsee; Spitzbergen Seelachs, Kabeljau, SchellfischApril-Juli 100 Grönland-Ost; NEAFC Heilbutt, Kabeljau; RotbarschJuli­August 45 Grönland-West/Ost; NEAFC Heilbutt, Kabeljau; RotbarschSept.-Okt. 45 Grönland-West/Ost Heilbutt, Kabeljau; RotbarschNov.-Dez. 20 Grönland-West/Ost Heilbutt, Kabeljau; Rotbarsch

Annie Hillina ROS170

Januar 23 Nordsee, westbrit. Gewässer MakreleFebruar 20 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; HolzmakreleMärz 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele, Holzmakrele, Bl. WittlingApril 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Blauer Wittling, Argentinus, HeringMai 22 Reykjanesrücken, Grönland RotbarschJuni 15 Reykjanesrücken, Grönland RotbarschJuli 25 Reykjanesrücken, Grönland RotbarschAugust 25 Norwegen Rotbarsch, HeringSeptember 22 Norwegen Rotbarsch, HeringOktober 25 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; HolzmakreleNovember 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; HolzmakreleDezember 25 Nordsee Hering

ROS 786: Hieven des Steertes an Bord; Schwere See beim Fischfang; Sortieren des Fanges an Bord von ROS 170 (v.l.n.r.)

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201322

demersalen Sektor. Dafür sollen nachfolgende Bei-spielestehen:

So wurden bei der Verhandlung des neuen Grön-landprotokolls die vonGrönland gebotenen Fang-quoten für Schwarzen Heilbutt nicht in voller Höhe angenommen. In den jährlichen Verhandlungen mit GrönlandwardieserFaktdannnichtmehrreparabel,trotzeinesoptimistischenICES-Advice.

DieausgehandeltentechnischenMaßnahmenimRahmendesneuenMauretanienabkommensermögli-chen es nicht mehr, in dortigen Gewässern wirtschaft-lichrentabelzuagieren.AlleBemühungendereuro-päischen,pelagischenIndustriezurWiederaufnahmevonVerhandlungenzudentechnischenMaßnahmenscheiterten.

DievonNorwegendiktiertenBeifangregelungen für Schellfisch im Rahmender Kabeljaufischerei beiSpitzbergensindfürdieEU-Flottediskriminierend.DieKOMnimmtdiesmehroderwenigerhin.

ZumwiederholtenMalewarzuverzeichnen,dassdurchdieteilweiseunprofessionelleVerhandlungsfüh-rung der Kommission mit Norwegen zum Jahresende kein Abkommen zustande gekommen war. Dadurch erfolgteeineBlockadederFischereizumAnfangdes

Folgejahres.VieleQuotenkonntenmitdererstenTAC-Verordnung nur zu70%des Vorjahreswertes aus-gereicht werden, und eine Fischerei in norwegischen Gewässernwar unmöglich.Als danndie100%-igeQuotenfreigabe endlich erfolgen konnte,waren sai-sonbedingte Fischereien (wie beispielsweise BlauerWittling)bereitsabgeschossen.

Perspektiven­für­die­ZukunftTrotz aller Schwierigkeiten blicken die Vertreter der HochseefischereiMecklenburgVorpommernsoptimis-tischindieZukunft.EinBeispieldafür:Erstmalsseit18Jahren ist für 2014 die Indienststellung eines Hochsee-trawlerneubaus (siehe Tab.4) vorgesehen ist.DamitwirdeinlangfristigangelegtesKonzeptzumKapazitäts-ersatz eingeläutet. Der Neubau wird ca. 86 m lang sein undfürdiepelagische-undGrundschleppnetzfischereiausgerüstet. Das Fahrzeug ist für den weltweiten Einsatz konzipiertundwirdvollständigausEigenmittelnfinan-ziert.Danebenwerdenauchdie„HelenMary“unddie„Maartje Theadora“2013einerumfangreichenMo-dernisierungunterzogen.DafürwerdenbeideSchiffefürca.zweiMonateindieWerftgehen.

Tab. 4: Neubauprojekt Warnemünder Hochseefischerei GmbH Indienststellung: 2014

Technische­Parameter

Länge ü.a. 86,10 m

Breite 16,00 m

Vermessung 4.270 BRZ

Antriebsleistung 4.000 KW

Gefrierleistung ca. 100 t/24h

Besatzung 34 Personen

Einsatz Pelagische- und Grundschleppnetzfischerei

Heilbuttfang bei Grönland

Ansicht des Neubaues eines Hochseetrawlers

Aus dem Fischereiverband

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23Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

Die Vorfreude auf die Frühjahrsheringssaison war groß,dennbereitsdieHerbstfischereiderSchlepp-

netzfänger auf Hering zum Ende des letzten Jahres warsehrerfolgreichundinderRegeldeutetdiesaufeinen erfolgreichen Start in die Frühjahrsheringssaison hin.Hinzu kam, dass dieHeringsquote um23,4%angehoben wurde. Damit standen in Deutschland 14.234 tHeringsquote zur Verfügung. Bereits zumJahresende2012hattensichdieKüstenfischerunddieHochseefischereidaraufgeeinigt,dasswieindenver-gangenenJahrenimRahmeneinesTauschgeschäfteszusätzlich1.000tHeringfürdieBetriebederKüsten-fischereizurVerfügunggestelltwerden.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernäh-rung(BLE)nahmdieQuotenaufteilungunterBerück-sichtigungeinerRückstellungvon363,8twiefolgtvor: •nichtorganisierteNebenerwerbsfischer: 58,8t •nichtorganisierteHaupterwerbsfischer: 286,6t •Haupterwerbsfischer: 13.525,1tDen inMecklenburg-Vorpommern registrierten undorganisierten Fischereiunternehmen standen hiervon 8.298,5tzurAbfischungzurVerfügung.

FischereiverlaufDieHeringsfischereistartetetraditionellmitdenAnlan-dungenderSchleppnetzfängerbereitsam3.Januardes Jahres.Die Schleppnetzfischereiwar über dengesamtenSaisonverlauf sehrgutundkonntedieRe-kordanlandungen der letzten Frühjahrsheringssaison sogarnochüberbieten.ErstmithöherenBeifängenanSprotte und kleinemHeringwurdedieSchleppnetz-fischereiaufHeringAnfangAprilbeendet.MöglicheRestquoten derUnternehmen sindmit einemgutenwirtschaftlichen Ergebnis auch in den Herbstmonaten abfischbar.

Die Reusenfischerei, einst das Aushängeschildder vorpommerschenHeringsfischerei, hat sich aufeingesundesMaßreduziert,stelltabernachwievorfür Einzelunternehmen eine einträgliche Erwerbsquel-le dar. Im gesamten Saisonverlauf wurden ca. 600 t Reusenheringvermarktet.

Bereits in den frühen Morgenstunden landen die Schleppnetz-fänger (hier die SAS 110 „Westbank“) ihre Fänge beim Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic Mukran an

Der Stellnetzheringwurde aufgrund seinerQualitätindenHauptfangmonatenMärzbisMitteAprilhochgehandelt. Dies gipfelte in teilweise unrealistischenPreisverhandlungen.DieLieferoptionenteiltensichre-gionalundnachPreisgebot,wobeijederFischerfreieHandhatte,sichseineLieferoptionenzusichern.

„Wind undWetter“ waren 2013 keine gutenPartnerfürdieStellnetzfischer.BeginnendimFebruarmitteilweiseakzeptablenFängenbrachtenKälteundEis die Fischerei wieder schnell zum Erliegen. Erst ab 27.März kann von einer durchgängigen Stellnetz-fischerei gesprochenwerden.Die Saison der Stell-netzfischerwarkurzundendetebereitsindererstenMaiwoche.DieQuotekonntejedochimWesentlichenabgefischtwerden.

NachvorläufigenSchätzungenwurdediegesam-te Heringsquote Deutschlands zum Stand 09.05. be-reitszu97%ausgefischt.DieVermarktungerfolgtewie folgt:

500tLieferungnachPolen9.600tLieferunganEuro-Baltic2.700tLieferungnachDänemarkca. 1.000 t regionale Vermarktung

Die Frühjahrsheringssaison 2013 – wieder ein Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen

Dr. Uwe Richter – Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbHClaus Ubl – Deutscher Fischerei-Verband

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201324

Offene­ProblemeInKreisenderaktivenFischerinMecklenburg-Vorpom-mern zählt nur die Abnahmesicherheit des Fanges, unabhängigderQualitätundzeitlicherBegrenzungenbeiErzielungeinesmaximalenErtrages.AlsUnterneh-mer sicher ein ehrwürdiges Geschäftsgebaren, aber unterrealistischerMarktanalyseheuteeineUtopie.

Allen Wirtschaftsbeteiligten sollte dabei klar sein, dassderOstseeheringaufgrundfehlenderMSC-Zerti-fizierungnationalundinternationalamMarktnurnochalsProduktmitvermindertemPreisgehandeltwird.IndiesemJahrfunktioniertenochdiePreisdiskussionbeiStellnetzhering zwischen Deutschland und Dänemark zugunsten der Fischer. Aber das ist Geschichte. Künf-tigePreisewerdensichausschließlichanderQualitätorientieren.Qualitätsparameter sindKonsistenz, Fett-

gehaltsowiederAnteilundderReifegraddesRogens.JeglicherSaisonverlaufüberMitteAprilhinausführtzuAnlandungenmitgeringererQualitätunddamitkaumbzw. schlecht vermarktungsfähiger Ware. Notwendige Fettgehalte von7-8% sowie ein akzeptablerAnteilreifenRogenskönnennichtmehrgewährleistetwerden.SomitisteinÜberdenkendertraditionellenGepflogen-heiteninderHeringsfischereidringendgeboten.

Euro-BaltichatimLaufederSaisonversucht,durchPreisregulierungenundterminlicheFestsetzungenzurBeendigung des Fischaufkaufes der internationalenMarktsituationRechnungzutragen.

Da gerade in den inneren Küstengewässern auf Grunddes langanhaltendenWinters erst sehr spätmit der Stellnetzfischerei aufHeringbegonnenwer-den konnte, wurde von Seiten der Fischerei darum gebeten, die Heringsannahme nicht wie vorgesehen schon EndeApril einzustellen, sondern den kleinenStellnetzfischerndieMöglichkeitzugeben,bisAnfangMainochHeringnachMukranzuliefern.DieserBittekamEuro-Balticnach,trotzderdarausresultierendenVerluste für das Unternehmen.

FürEuro-BalticistesausdiesemGrundenichtnach-vollziehbar, dass von einigen Vertretern der Fischerei dannmitfalschenBehauptungenandiePresseheran-getretenwird,indenenunteranderemvonNiedrigprei-sendieRedeist.Abb.1zeigtdiePreisentwicklungbeiEuro-BalticfürdieHeringsaufkäufeindenletztenneunJahren. Diese Zahlen belegen eine andere Entwicklung undEuro-BalticweistdieinderPresseerschiene-nen Vorwürfe entschieden zurück.

Heringspuken nach der Anlandung durch die Stellnetzfischer in Freest

Abb. 1: Preisentwicklung der Herings-anlandungen im Fischwerk Euro-Baltic Mukran in den vergangenen neun Jahren

Aus dem Fischereiverband

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25Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus dem Fischereiverband

DerHöhepunktwardieÄußerungdesEuropaabge-ordneten Werner Kuhn, der im Nordkurier die Förder-politikdesLandesMVinZusammenhangmitdemBaudes Fischwerkes Euro-BalticMukran scharf angreift.Bevorer solcheÄußerungen tätigt, sollteHerrKuhnbesser darüber nachdenken, wie er 9.600 t Hering in Mecklenburg-Vorpommernmiteinemannäherndglei-chenBetriebsergebnisfürdieFischervermarktenwill,wieEuro-Balticdiesseit10Jahrenpraktiziert.

Zur Verdeutlichung der oben beschriebenen Situation dienen dieAbbildungen1-3 zur Preisent-wicklung in den letzten neun Jahren, den Verlauf der diesjährigen Stellnetzanlandungen sowie zur Ent-wicklung der Fettgehalte während der diesjährigen Heringssaison.

Eine Lösung der beschriebenen Problematik ist nurdurcheineMSC-ZertifizierungdesOstseeheringszuer-zielen.Leidermussmanjedochfeststellen,dassderbe-reitsimJahre2007eingereichteAntragderEuro-BalticGmbHundEONordseenachAblaufderKarenzfristin diesem Jahr zurückgezogen werden muss. Grund hierfür ist der fehlende bzw. nicht in Kraft gesetzte Managementplan.Das Versagen der Europapolitikzeigt hier seine gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Hier sollte man die Frage stellen, was der EU-Vertreter Mecklenburg-Vorpommerns in Brüssel zur Problem-lösungwirklich unternommen hat. Seine spontanenReden auf Verbandsveranstaltungen sind allgemeinbekannt. Allein das Ergebnis und die Umsetzung seinerVersprechensindunbefriedigend.

Abb. 3: Entwicklung der Fettgehalte im Saisonverlauf, unterteilt nach den verschiedenen Fang methoden

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Abb. 2: Entwicklung der Stellnetzanlandungen während der Frühjahrsheringssaison 2013 beim Fisch-verarbeitungswerk Euro-Baltic Mukran (Im Januar und Februar wurden zudem insgesamt 11 Tonnen Stellnetzhering angelandet.)

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Am25.AprilfandindenRäumlichkeitendesAlsterCanoe Clubs in Hamburg die durch den Deutschen

Fischerei-Verband organisierte Internationale Aalkonfe-renzstatt.AnlassfürdieseKonferenzwarendiePlänedesEuropäischenParlamentes,dieVerordnung(EG)Nr.1100/2007desRatesvom18.September2007mitMaßnahmenzurWiederauffüllungdesBestandsdesEuropäischenAalsnichtnureinerformalenAnpassungandenLissabon-Vertragzuunterziehen,umsomitdieMitsprachedesEuropäischenParlamenteszugewähr-leisten, sondern auch weitreichende Änderungen vorzu-nehmen.DiegeplantenÄnderungensehenbeispielswei-se eine erhebliche Einschränkung bzw. ein Verbot der BefischungdereinzelnenLebensstadiendesAalsvor.DiezuständigeBerichterstatterindesEuropäischenPar-lamentes,dieschwedischeAbgeordneteIsabellaLövin(FraktionderGrünen/FreieEuropäischeAllianz),warebensoeingeladenwiediebeidendeutschenEuropa-ParlamentarierUlrikeRodust(FraktionderProgressivenAllianzderSozialistenundDemokratenimEuropäischenParlament)undWernerKuhn(FraktionderEuropäischenVolkspartei/Christdemokraten).AlledreiParlamentariersindgleichzeitigMitgliederdesFischereiausschus-sesdesEuropäischenParlamentes.

Internationale Aal-Konferenz – Hamburg, 25. April 2013

Claus Ubl – Deutscher Fischerei-Verband e.V. und Malte Dorow – Landesforschungsanstalt MV, Institut für Fischerei

Holger Ortel (MdB, Präsident des Deutschen Fischerei-Ver-bandes, links) und Arne Koops, Leiter der Aal-Versandstelle (v.l.n.r.), auf dem Weg zum Besatz der Alster. Ein Ereignis, das von vielen Medienvertretern verfolgt wurde.

Fotos

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Aus dem Fischereiverband

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Aus dem Fischereiverband

Viel­beachtet­–­Aalbesatz­in­der­AlsterBegleitendzurKonferenz fandeinAalbesatz inderAlster statt. Dabei wurden rund 5.000 vorgestreckte Aale mit einem Durchschnittsgewicht von 10 Gramm ausgesetzt.DasBesatzmaterialwurdezu80Prozentaus der Fischereiabgabe der Stadt Hamburg und zu 20ProzentvonderAal-VersandstelledesDeutschenFischerei-Verbandesgesponsert.DieBesatzaktionso-wiedieanschließendeAalkonferenzstießenaufregesmediales Interesse. Allein drei Kamerateams von ver-schiedenen Fernsehsendernwaren vorOrt, um vonden bestandsfördernden Besatzmaßnahmen in derAlster zu berichten

Statements aus dem vielseitig zusammengesetzten TeilnehmerkreisInsgesamtnahmenrund40Personen,dieausderFi-schereipraxis,-forschungund-politikstammten,anderKonferenz teil. Die internationalen Gäste kamen aus England, Dänemark und Schweden. Die Konferenz wurdedurchdenPräsidentendesDeutschenFischerei-Verbandes,HolgerOrtel,eröffnet.Anschließendstell-tenjeweilseinVertreterderBinnenfischerei,derKüs-tenfischereiundderAnglerschaftinKurzreferatendiemöglichen Auswirkungen einer Änderung der Aalver-ordnungaufihrenBereichdar.AnhandvonBeispielenpräsentiertendieFischereivertretergleichzeitig,welcheregionalenMaßnahmenzumSchutz undErhalt desAals durchgeführt werden. • BinnenfischereiRolandMenzel,derVorstandsvorsitzendederFische-reischutzgenossenschaft„Havel“Brandenburge.G.,sprachalsVertreterderBinnenfischerei.NachAnga-benvonMenzelbasierenzwischen60und75Pro-zentderBetriebseinkommenseinerMitgliederaufdemAalfang und dessen Veredelung. Für den Erhalt der fischereilichenNutzungstelltAalbesatzimBereichdesLandesBrandenburgeine langjährigeundbewährtePraxisdar.SeitdemJahr2006läuftinderElbezudemeinwissenschaftlichbegleitetesProjektzurLaicherbe-standerhöhung, bei dem sich die Fischereigenossen-schaftaktivumeineErhöhungderBlankaalabwande-rungbemüht.Dadie deutschenManagementpläneerst im Jahre 2010 genehmigt worden sind, ist es laut HerrnMenzel viel zu früh,ErfolgedereingeleitetenMaßnahmenjetztschonnachweisenzukönnen.Da-rumlauteteseinAppellanFrauLövin:„GebtderUm-setzungdieserPlänedienotwendigeZeit.“

• AnglerschaftRobertJankowski,ReferentfürNaturundUmweltbeimAngelsport-VerbandHamburge.V.,sprachstellvertre-tend für die Anglerschaft. Auch er betonte, dass die Angler sich intensiv für den Erhalt und den Schutz des Aals einsetzen. So habenbeispielsweisederAngel-sport-VerbandHamburgundder Landessportfischer-verband Schleswig-Holstein gemeinsam in den Jahren 2009bis2012mehrals2MillionenAale indafürgeeignete Gewässer ausgesetzt. Aus Sicht der Angler-schafthabendieaktuellenAalmanagementpläneeineüberzeugende wissenschaftliche Grundlage und sind das richtige Instrument, um den Aalbestand zu sichern. Nicht ausreichend berücksichtigt sind jedoch bisher dieMinderungdesEinflussesderWasserkraftnutzung,Kühlwasserentnahme und die Prädation durch denKormoran.• KüstenfischereiFür die Küstenfischerei sprachOlaf Jensen, der so-wohl auf der Elbe als auch auf Schlei undOstseeseinemBerufnachgeht.ErwiesaufdielangeTraditiondes Aalfangs in Norddeutschland hin. Auch für den Küstenfischer istderAal,denerselberräuchertunddirektvermarktet,derHaupterwerbsfisch.LautJensendroht mit dem Wegfall des Aalfangs vielen Fischerei-betriebenanderKüste dasAus.Umdie beruflicheGrundlagezusichernundaktivdieLaicherbiomassezu erhöhen, engagiert sich Fischer Jensen für die DurchführungvonAalbesatzmaßnahmenimKüstenbe-reich. Gemeinsam mit fast allen anderen Fischern der Schlei, den ortsansässigen Gemeinden, Fischräuche-reiensowieanderenInstitutionenundPersonenhater2010dieAktion„AalutsettenindeSchlie“insLebengerufen.LautJensenwärensolchegemeinschaftlicheAktivitäten, die den Aalschutz zum Ziel haben, durch eine Änderung der Aalverordnung gefährdet. • WissenschaftDiewissenschaftlicheBewertungderAalmanagement-plänenahmDr.UweBrämick,DirektordesInstitutsfürBinnenfischereiPotsdam-SacrowundMitgliedderICESWorkingGrouponEel,vor.ZunächststellteerDatenzum Aalbestand vor und ging auf mögliche Ursachen für den Aalrückgang ein, die trotz zahlreicher wissen-schaftlicher Untersuchungen bis heute nicht hinreichend geklärtsind.AnschließendstellteerdieimDeutschenAalmanagementplan festgelegtenMaßnahmen vorund zeigteanhand vonModellberechnungen,dass ohne umfangreicheBesatzaktivitätendie

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Blankaalabwanderung aus den Binnengewässernmittelfristig nicht die geforderte Zielgröße erreichenwird. Grund hierfür ist, dass das derzeit bestehende RekrutierungsdefizitimBinnenbereichnurdurchBesatz-maßnahmen ausgeglichenwerden kann. Im Ergeb-nisder erstenRevisionderAalmanagementpläne imvergangenenJahristfestzustellen,dassdieMehrzahlderimdeutschenAalmanagementplanvorgesehenenMaßnahmenvollständigoderinTeilenumgesetztwur-de. Dass dies bisher noch nicht zu einer Erhöhung der Blankaalabwanderunggeführthat, liegt lautBrämickdaran,dassdieergriffenenMaßnahmensicherstmit-telfristig positiv auf die Entwicklungder Blankaalab-wanderung auswirken werden. Dies gilt insbesondere für die Effekte der Besatzmaßnahmen.Gleichzeitigstellte Brämick heraus, dass gerade Aalbesatz alsbestandserhaltende Maßnahme in internationalenWissenschaftlerkreisen sehr kontrovers diskutiert wird.• Sustainable Eel Group (SEG)DavidBuntvonderSustainableEelGroup(SEG),prä-sentiertezunächstdieArbeitdieserOrganisation.DieSEG ist eine Naturschutz- und Wissenschaftsorganisa-tion, die sich dem Schutz des Aals verschrieben hat. Sie hat einen Standard entwickelt, der eine nachhal-tigeBewirtschaftungdesAalbestands gewährleistensoll. Dazu zählen schonende Fangmethoden bei der GlasaalfischereigenausowieRegeln fürdenAalbe-satz. Dann ging er auf die diesjährigen Glasaalfänge an der Atlantikküste ein. Seit drei Jahren werden dort ansteigende Fangmengen verzeichnet. Die diesjähri-geGlasaalsaisonseiBuntzufolgediebesteseit10bis 15 Jahren. Dies zeige, dass der Aal nicht kurz vordemAussterben ist,wieoftbehauptetwird.Diegeschätzte Anzahl ankommender Glasaale hat sich vonderSaison2008/09(500MillionenGlasaale)bis2012/13(3MilliardenGlasaale)deutlicherhöht.Dies könnte als Indiz dafür gelten, dass die Aalrekrutie-rungdurchdieBedingungenimozeanischenBereichreguliert wird und daher möglicherweise klimatische undnichtanthropogeneUrsachenursächlichfürdenBestandsrückgangsind.• Mitglieder des Europäischen ParlamentesAnschließendwurden die eingeladenenMitgliederdes Europäischen Parlaments um ein Statement ge-beten.ZunächstsprachIsabellaLövin,diedieFeder-führung beim Vorschlag für die Änderung der Aal-verordnung hatte. Sie wies darauf hin, dass es sich beimEuropäischenAalumeineneinzelnenBestand

handelt und dieser für die gesamte europäische Fi-schereipolitik Symbolkraft besitzt. Sie stellte das ge-nerelle Ziel der Aalverordnung in Frage, denn die 40 Prozent Blankaalabwanderung, verglichenmit demvomMenschen unbeeinflussten Zustand, seien keinvom ICES anerkannter Referenzwert.DesWeiterenseienBesatzmaßnahmenlautEinschätzungdesICESkeineOption fürdieErholungdesAalbestands.DieeuropaweiteUmsetzungderAalverordnunghatindenletzten Jahren laut Lövin zu einem erheblichenAn-stieg inderGlasaalfischereigeführt,umdenBedarfanBesatzmaterialabzusichern.DarumschlägtsiealsBerichterstatterin nicht nur eineAnpassung an denLissabon-Vertrag vor, sondern empfiehltwesentlicheÄnderungenderAalverordnung, einschließlicheinerAnpassungderfischereilichenNutzung

Ulrike Rodust sprach sich gegen einVerbot derAalfischereiaus.Siesagte:„DieFischerhabeninderVergangenheit bereits viel hinnehmen müssen. Daher müssenandereLösungenzumSchutzderAalbestän-de umgesetzt werden als ein völliger Verzicht auf die Fischerei.“AalbesatzistihrerMeinungnachdasMittelderWahl,„umdemAalunterdieArme“zugreifen.Da die Fischer beim Aalbesatz erhebliche Investitionen tätigen,brauchensie fürdieZukunftPlanungssicher-heit.Sieplädiertedafür,derbestehendenAalverord-nung eine Chance zu geben. Diese könne immer noch nachBedarfmodifiziertwerden,wennesdafürgesi-cherte wissenschaftliche Erkenntnisse gibt.

WernerKuhnsprachsichebenfallsmassivgegendie Vorschläge aus, die ein vollständiges Fang- und HandelsverbotdesEuropäischenAals innerhalbdeseuropäischenBinnenmarkteszurFolgehätten.Bereitsim Fischereiausschuss hatte er betont, dass die Forde-rungen nach einem möglichen Verbot der Fischerei aufAalzuweitgehen.SolcheMaßnahmenbedrohendieExistenzderKüsten-undBinnenfischereiineinigenTeilenEuropas.Ersprachsichdafüraus,dieAalver-ordnungeiner„Lissabonisierung“zuunterziehen,nichtaber ihren Inhalt zu verändern.

Diskussion und ZusammenfassungEs folgte eine angeregte Diskussion über das Für und WidervonBesatzundzurNotwendigkeiteinerNeu-ausrichtungderAalverordnung.IsabellaLövinbetontedabei, dass sie sich beimBesatz nochÄnderungenvorstellen könnte, allerdings nur, wenn dieser zu Schutzzwecken ausgebracht wird. Wenn die

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kommerzielleFischereiebenfallsvondemBesatzpro-fitiert,solltediesergrundlegendabgelehntwerden.

HolgerOrtelbetonteinseinerZusammenfassung,dass es wichtig sei, den begonnenen Dialog zwischen Fischerei,FischereiforschungundPolitikweiterzuführen.Isabella Lövinwünschte er das notwendige Finger-spitzengefühlbeiihremVorschlag,fürdieAnpassungderAalverordnungandenVertragvonLissabon.Än-derungendes Inhalts sollten jedochdie Bedürfnissedes Fischereisektors berücksichtigen und gemeinsam entwickelt werden.

Der Deutsche Fischerei-Verband hofft, dass diese Konferenz den notwendigen Dialog zwischen Fischerei, Fischereiforschung und Politik im Sinne des Erhalts und Schutzes des Aals nachhaltig angeregt hat und dieser zukünftig weitergeführt wird.

Die Redebeiträge zur InternationalenAalkonferenzfindenSieaufderHomepagedesDeutschenFischerei-Verbandeswww.deutscher-fischerei-verband.deunterTermine(25.04.2013)

GroßeGlasaalvorkommenundRekordfängemel-dendieeuropäischenFischervonderAtlantikküs-

te. Die Fänge sollen die besten der letzten 15 Jahre sein. Jeweils im Winter erscheinen dort die jungen Aale(Glasaale)nachihrerwohldreijährigenWande-rungquerdurchdenAtlantikvondenLaichgebietenin der Karibik.

Gute­Fänge­in­Portugal­und­SpanienErsteMeldungenimDezemberausPortugalundSpa-nien wiesen bereits auf überdurchschnittliche Zuwan-derung von Jungfischenhin.DieDatenlagebeidensüdeuropäischenFischernwarallerdingsunsicher,sodassmandieseBerichtenochals„anekdotisch“ein-stufen musste.

Anschließend­Spitzenergebnisse­in­FrankreichZumJahresbeginn folgtensehrgroßeFängeandenFlussmündungen der französischen Atlantikküste. Die französische Glasaalquote von insgesamt 34 Tonnen warbereitsam8.JanuarausgefischtunddieFischereimusstevorzeitigeingestelltwerden.NachheftigenPro-testenwurdedieFischereieinigeTagespäterjedochwieder kurzzeitig frei gegeben. Dabei wurden nach

BerichtenvonOrtsansässigen innerhalbeinerNacht1,6 Tonnen Glasaale gefangen. Etwa 240 kleine Fahr-zeugedurften7KilogrammproFahrzeugfangen.Dieerstenwarendamitschonnach20Minutenfertig.Sol-che guten Ergebnisse haben die französischen Fischer seit vielen Jahren nicht erlebt.

Zurzeit­gute­Ergebnisse­in­GroßbritannienDie Fangstation am englischen Fluss Severn meldet in diesenTagenebenfallsSpitzenfänge.Bisherwurdenmehr als 4 Tonnen Glasaale gefangen. Die Fischerei musstegestopptwerden,weildieHälteranlagendieFische nicht mehr aufnehmen konnten und der Ab-transport in die Besatzgewässer auf demKontinentnicht schnell genug lief.Die Briten rechnen jetztmitGesamtfängen deutlich über 5 Tonnen und verzeich-nendamiteineSteigerungvonüber50%gegenüberdem Vorjahr. Die gefangenen Glasaale werden in der Regel lebend zu Besatzzwecken in ganz Euro-paverteilt.EinTeilwirdzurSpeisefischproduktion inAquakulturanlagen verwendet. Trotz Verbot gibt es vermutlichauchillegaleExportevonGlasaalennachAsieninbeträchtlicherGrößenordnung.

Beste Glasaalsaison seit 15 Jahren – Hoffnung für den Aalbestand

Das Vorhaben „Kommunikationskampage zur Nachhaltigkeit und Förderung des Ansehens des Fischereisektors und seiner Erzeugnisse“ wird unter Beteiligung der Europäischen Union aus dem Europäischen Fischerei Fonds gefördert.

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Gespanntes­Warten­in­DeutschlandEsgibt zwar keineGlasaalfischerei inDeutschland,aber einige Stationen, dieDaten über dieMengeankommender Glasaale liefern sollen. In den nächsten Wochen wird an der Nordseeküste mit den jungen AaleninderElbegerechnet,diez.B.amWehrGeest-hachterfasstwerdenkönnen.WeitereMessstellengibtes an der Ems oder Wilhelmshaven, wo die Angler desLandesfischereiverbandesWeser-EmsDatensam-meln. Im Sommer erscheinen die jungen Aale auch an derdeutschenOstseeküste.HiergibtesMessstellenz.B.amWallensteingrabenbeiWismarundanderUecker.

HintergrundDieEUhattenacheinembeständigenRückgangderAalvorkommen im Jahre 2007 eine Verordnung zum WiederaufbauderBeständemitHilfevonAalmanage-mentplänen erlassen. Darin sind Zielwerte für denWiederaufbau,RegelungenfürFangbeschränkungenund die Förderung von Besatzaktivitäten enthalten.AnglerverbändeundBerufsfischerhabenindenletz-ten Jahren mit viel Geld und ehrenamtlichem Einsatz denBesatzvonAalenorganisiert.Meldung der Aalversandstelle des Deutschen Fischerei-Verbandes vom 24. April 2013 E-Mail: [email protected]

Gute Heringsbestände ermöglichten wieder eine ertragreiche Fischerei. Die Frühjahrsheringssaison

ging diese Woche erfolgreich zu Ende. Nach dem lan-gen Winter zeigten sich die Vertreter der Fischerei mit den erzielten Ergebnissen zufrieden. Die im Vergleich zumVorjahrum23%erhöhteQuoteistbisaufeinegeringeRestmengevollständigausgefischtworden.

DieHeringssaisonder Schleppnetzfischer hat indiesem Jahr früh begonnen und war sehr erfolgreich. DieRekordanlandungendesletztenJahreswurdenvoneinigenTuckpartienmitAnlandungenvonüber100TonnenproNachtnochmalsübertroffen.

Stellnetz- und Reusenfischerei konnten aufgrunddes langen Eisganges in den inneren Küstengewässern erst sehr spät indieFrühjahrsheringsfischereieinstei-gen.DaesnichtzueinemsprunghaftenTemperatur-anstieg kam, war es dennoch möglich, die vorhandene Quote fast vollständig auszufischen. Lediglich einegeringeMengestehtjetztnochfürdieHeringsfischereiim Herbst zur Verfügung.

DieQualitätderangelandetenHeringewargutbissehr gut. Allerdings waren die Fettgehalte der Heringe insbesonderebeiderStellnetz-undderReusenfische-reidurchdenverspätetenStartnichtsohochwiege-wünscht.FüreineoptimaleVeredlungsindFettgehalteüber9%notwendig.

Die erzielten Preise lagen zwischen39 und52Cent jeKilogrammundbewegten sichdamit imBe-reichdesVorjahresniveaus.BesonderserfreulichverliefwiederderAbsatzinderRegion.Aufdenüberregio-nalenMärktengerietendiePreisedurchdieAnfuhrengrößerer, fetthaltigererNordseeheringe etwas unterDruck. Der Grund hierfür lag zum einen im etwas ge-ringeren Fettgehalt und zum anderen im insgesamt gefallenenPreisfürHeringsfiletsvomOstseehering.

Meldung des Verbandes der Deutschen Kutter- und Küstenfischer e.V. / Mitglied im Deutschen Fischerei-Verband vom 10. Mai 2013

Ostseefischerei beendet erfolgreich die Frühjahrsheringssaison Reichlich „Ostseesilber“ vorhanden

Aus dem Fischereiverband

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Arbeiten am 31.12.1991 bekleidete ich an diesem Institut im Verlauf meiner fünfzehnjährigen Tätigkeit die FunktionenzunächstalsThemen-undspäteralsAbtei-lungsleitersowiealsstellvertretenderBereichsdirektor.

Seit wann sind Sie in der bzw. für die Fischereiforschung des Landes MV tätig?

Hans-Joachim Jennerich: Seit dem 1. Januar 1992 bin ich MitarbeiterderLandesforschungsanstaltfürLandwirt-schaft und FischereiMecklenburg-Vorpommern undleite das Institut für Fischerei dieser Einrichtung.

Aus der Forschung

SehrgeehrterHerrJennerich,EndeMai2013ge-henSieindenRuhestand.Diesmöchtenwirzum

Anlass nehmen, Ihnen einige Fragen zu Ihren langjähri-gen Erfahrungen und Ihrem Engagement für die Fische-reiundFischereiforschungdesLandesMecklenburg-VorpommernsowiezuIhrerMitarbeitbei„Fischerei&Fischmarkt“zustellen.*)

Wie kamen Sie zur Fischerei?

Hans-Joachim Jennerich:DieBrüdermeinerMutterwarenFischer, der FischereihofwarmeinKinderspielplatz,AngelnwaralskleinerJungemeineLieblingsbeschäf-tigung und während der Gymnasialzeit durfte ich im RahmendessogenanntenUnterrichtstagesinderPro-duktion in der Fischerei arbeiten.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang verlaufen?

Hans-Joachim Jennerich: Diese Arbeiten während der Schulzeitwurden als praktische Lehrausbildung ge-wertet. Nach dem Abitur besuchte ich dann für die theoretische Ausbildung die Fischereifachschule Storkow-Hubertushöhe und beendete die Lehre alsFacharbeiterfürSeen-undFlussfischerei.AnschließendqualifizierteichmichanderHumboldt-UniversitätBer-linzumDiplomfischereiingenieur.Meineerstenprakti-schenBerufserfahrungen sammelte ich imDirektoratfürForschungundEntwicklungdesVEBFischwirtschaftRostock-Warnemünde,demdamaligenLeitbetriebfürdie Kleine Hochsee- und Küstenfischerei der DDR.NachvierjährigerTätigkeit indiesemBereichwurdeich wissenschaftlicherMitarbeiter des Institutes fürHochseefischerei und FischverarbeitungRostock-Ma-rienehe.DieAufgabengebietewarenzuBeginndiefischereilicheBewirtschaftungderinnerenundäußerenKüstengewässerundspäterdieEntwicklungdermari-nenAquakulturinderOstsee.BiszurEinstellungder

Hans-Joachim Jennerich, Leiter der Instituts für Fischerei der Landesforschungsanstalt, geht in den Ruhestand

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Welche Rolle spielte „die Wende“ für Ihre Arbeit?

Hans-Joachim Jennerich:Das Institut fürHochseefische-reiwar seit Juli 1990 eine Einrichtung des LandesMecklenburg-Vorpommern. In dieser Eigenschaftwurdees1991durchdenForschungsbeiratderBun-desregierung mit dem Ergebnis evaluiert, dass zwar seineAuflösungabergleichzeitigdieEtablierungderFischereiforschungauf Landes- undBundesebene inMecklenburg-Vorpommernempfohlenwurde.Fürca.10%derInstitutsmitarbeitereröffnetesichbeidenan-schließendenStellenausschreibungenderneuenEin-richtungen,InstitutfürOstseefischereiaufBundesebe-neundLandesforschungsanstalt,dieChance,weiterhinin der Fischereiforschung tätig sein zu dürfen.

Was waren Ihre wichtigsten Hauptaufgaben? Welche Forschungsergebnisse würden Sie als besonders wesentlich ansehen? Gehört der Aquakultur die Zukunft?

Hans-Joachim Jennerich: Ein wesentliches Forschungs-ergebnis aus der Vorwendezeit war sicher die tech-nisch/technologische und produktionsbiologischeEntwicklung der Lachsforellenproduktion in einemzweijährigen Aufzuchtzyklus vom Ei bis zum durch-schnittlich2,5 kg schweren Speisefisch inOffshore-Anlagen. Die Sicherung der RohwarenqualitätwieMasse,FettgehaltundFleischfärbungsowiedieweite-re Fischverarbeitung vervollständigten den Aufgaben-komplex.DieArbeitenwurdenmitdemNationalpreisfür Wissenschaft und Technik honoriert.

Der Landesforschungsanstalt wurde von den„Gründungsvätern“alswesentlicheKernaufgabedieErarbeitung anwendungsbereiter Ergebnisse für die EntwicklungderAgrarregion unseres BundeslandesmittelspraxisorientierterForschungs-undEntwicklungs-arbeiten aufgetragen. Also musste zunächst ein ent-sprechenderForschungsrahmenplanfürdieFischerei-forschungkonzipiertwerden.

DiebesondereVerantwortungdesLandesfürdieFischereiforschungergabsichausseinerPositionalsInhaber des Fischereirechts an den Küstengewässern undvonmehrals80%derBinnengewässerfläche.

SchwerpunktmäßigwarenundsinddieFragenzubeantworten,welche fischereibiologischen, fischwirt-

schaftlichen und sozioökonomischen Faktorenmaß-geblich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation derUnternehmenbeitragenundwiediefischereilicheErtragsfähigkeit der Gewässer bzw. die zu erzielen-den Fangerträge gesteigert werden können. In diesem ZusammenhangsinddiefischereilicheBonitierungderBinnengewässer,dieIntensivierungderHeringsfische-rei in den Küstengewässern, die Stabilisierung der Ostseeschnäpel-undMeerforellenbestände,dieWie-dereinbürgerung desOstseestöres, die ErarbeitungundRealisierungvonAalmanagementplänen fürdieFlusseinzugsgebiete unseres Landes, die Errichtungkünstlicher Unterwasserhabitate als alternativer Ansatz zurStabilisierungundFörderungderBeständewichti-gerWirtschaftsfischedurchdieSchaffungvonWeide-,Aufwuchs-undRuhezonenindenäußerenKüstenge-wässern, dieUntersuchungen von Fischproben ausBinnen-undKüstengewässernaufSchwermetalleundorganischeSchadstoffe in Zusammenarbeitmit demLandesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheitund Fischerei sowie die Entwicklung eines umfassen-den und sich aus verschiedenen Schritten zusammen-setzendenErhebungsdesignszurErfassungderBedeu-tungderAngelfischerei inunseremLandbeispielhaftals wichtige Forschungsleistungen zu nennen.

Die Tendenz zur Intensivierung der Aquakultur ist in vielen Ländern offenkundig undauch in unseremBundesland ist esdaserklärteZielder Landesregie-rung, das derzeitige ProduktionsvolumenderAqua-kultur in den nächsten Jahren deutlich zu erhöhen. Forschungsseitig begannen wir deshalb ab dem Jahr 2000 mit den Entwicklungsarbeiten für eine ökolo-gisch verträgliche und wettbewerbsfähige Aquakultur inunseremBundesland.IndenkommendenJahrengiltes, Formen der Aquakultur zu entwickeln, die sowohl den Forderungen des Umweltschutzes als auch den ForderungennachNahrungsmittelsicherheitundeffek-tiverRessourcennutzunggerechtwerdenunddieaucheineIntegrationvonAquakulturmitLandwirtschafter-möglichen. Die verstärkte Nutzung von Kreislaufanla-gen nimmt hierbei eine Schlüsselstellung ein, wobei vor allemauchlandwirtschaftlicheBetriebeeinwichtigesPotenzialfürsolcheineEntwicklungdarstellen.

Zur Unterstützung von Investitionen haben wir im AuftragdesMinisteriums für Landwirtschaft,UmweltundVerbraucherschutzMVindenletztenJahreneineReihevonPilotprojekten,diederWeiterentwick-lung der Aquakulturtechnologie dienen, auf

*)DasGesprächmitHerrnJennerichführtedieRedakteurin vonFischerei&Fischmarkt,Dr.UlrikeHoffmeister.

Aus der Forschung

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Aus der Forschung

denWeggebracht.BeispieledafürsinddieEntwick-lung von Kaltwasserkreisläufen für die Salmoniden-produktion(einePilotanlagearbeitetbereitsinHohenWangelin),dieEntwicklungvonbrackwassergespeis-ten Warmwasserkreisläufen in der Versuchsanlage Bornder Landesforschungsanstalt sowiederAufbaueinerWarmwasserkreislaufanlagefürdieZanderpro-duktionamStandortHohenWangelin.WeiterePilot-projekte dienen demAufbau einerOstseeschnäpel-undEdelkrebsaquakulturinunseremLand.

UmdasEigenprofilunseresBundeslandeszuver-bessern, sind in Verbindung mit der Aquakulturentwick-lung Alleinstellungsmerkmale zu kreieren. Zu diesem Zweck sind z. B. sowohl vomSchnäpel, als einemnur für unsere Region typischen Fisch, als auch vonandereninMecklenburg-VorpommernvorkommendenFischartenSpezialitätenzuentwickelnundimRahmeneinerMarketingkampagnenationalundinternationalbekannt zu machen.

Seit dem Jahr 2001, dem ersten Jahr des Erscheinens von „Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern“ sind Sie Mitglied im Redaktionskollegium (ab 1997 waren Sie bereits beim Vorläufer „Fischerei in MV“ dabei). Was gefällt Ihnen an unserer Fachzeitschrift? Welche Perspektiven sehen Sie? Was könnten wir in Zukunft besser machen?

Hans-Joachim Jennerich: Dieses Informationsblatt symbo-lisiert in anschaulicher Weise die konstruktive Zusam-menarbeit der mit der Fischerei beschäftigten Einrich-tungenundUnternehmeninunseremBundesland.Dem-entsprechendvielfältigundinteressantistdieinhaltlicheGestaltung der Zeitschrift mit Informationen aus der Fischereiverwaltung, den -verbänden, der -forschung, der-beratungundderPraxis.EinvergleichbaresInfor-mationsblattfindetmanindenanderenBundesländernnicht. Sein Erscheinen sollte unbedingt fortgeführt wer-den. Dabei wäre es wichtig, auch neu hinzukommende zurMitarbeitgewillte Interessenten,dieeinenBezugzur Fischwirtschaft aufweisen, einzubeziehen.

AnhandvonRückmeldungenrenommierterWissen-schaftlerausganzDeutschlandunddemdeutschspra-chigenAuslanderhaltenwirregelmäßigeineaußeror-dentlichpositiveResonanzaufunsereFischerei-Fach-zeitschriftausMecklenburg-Vorpommern.Fischerei&Fischmarkt als deutschlandweite Fachzeitschrift – das wäreeineÜberlegungwert.

Was sind Ihre persönlichen Pläne für den Ruhestand?

Hans-Joachim Jennerich: Es gibt noch vieleOrte im In-und Ausland, denen meine Frau und ich gerne einen Besuchabstattenwürden.Haus undGartenwartendarauf, dass liegengebliebene Arbeiten erledigt und geplanteinAngriffgenommenwerden.SeenundWäl-der in unserem unmittelbaren Umfeld laden zum An-gelnundzurPirschmitdemFotoapparatein.

Wie geht es weiter im Institut für Fischerei der Landesfor-schungsanstalt MV, wenn Sie dort nicht mehr die Geschicke lenken?

Hans-Joachim Jennerich:DieFischereiforschungimLandMVsolllangfristigfortgeführtwerden.DiePositionderLeitungdesInstitutsfürFischereiderLandesforschungs-anstaltwurde im Stellenportal der Landesregierungextern ausgeschrieben und soll abdem1. Juni neubesetzt werden.

MeinenMitarbeiterinnenundMitarbeitern im Institutfür Fischerei danke ich für die gute Zusammenarbeit undwünsche ihnen für ihre berufliche Zukunft allesGute.

Lieber Herr Jennerich, wir danken Ihnen für dieses Ge-spräch und für die engagierte Mitarbeit im Redaktionskol-legium von Fischerei & Fischmarkt. Für Ihren neuen Lebens-abschnitt wünschen wir Ihnen das Allerbeste, insbesondere natürlich Gesundheit und Wohlergehen.

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Entwicklung und Wanderverhalten eingeführter Amerikanischer Aale im Warnowsystem

Jens Frankowski1, Melanie Reckordt2, Claus Ubl2 & Malte Dorow2 –1 Institut für Biowissenschaften, Fachbereich Tierphysiologie, Universität Rostock 2 Institut für Fischerei, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

EinleitungUmdasAusmaßdes umdie Jahrtausendwende er-folgtenfälschlichenBesatzesmitvorgestrecktenAme-rikanischenAalen im Bereich des LandesMecklen-burg-Vorpommern beurteilen zu können,wurde einumfangreichesgenetischesMonitoringdes einheimi-schenAalbestandsetabliert(Frankowski et al. 2009).Eine aus wissenschaftlicher Sicht interessante Teilfra-gewar dabei, obAmerikanischeAale in der Lagesind, trotz der Translokation, die Umwandlung zum Blankaal zu vollziehen undaktiv dieAbwanderungRichtungMeer zu starten.Ausgehend vonanderenStudienzumAuftreteneingeführterEuropäischerundAmerikanischer Blankaale in natürlichenGewässernAsiens(Aoyama et al. 2000, Han et al. 2002)undaufgrundeigenerBefunde(Frankowski et al. 2011)konnte man annehmen, dass Amerikanische Aale auch die Binnengewässer des LandesMVals Blankaalein RichtungMeer verlassen. DerWissenstand zurmöglichen Laichwanderung fälschlich eingebrachterAmerikanischerAale inEuropa ist jedochalsgeringeinzustufen(vgl.Prigge et al. 2013).FehlendeAnga-benbetreffendabeidenStartderAbwanderungausdemBinnenbereichoderdieGeschlechterzusammen-setzungabwandernderBlankaale.AufderBasisdesseit2006erfolgtenBlankaalmonitoringsinderWar-now(vgl.Dorow & Ubl 2011)sollennachfolgenddieIndividualentwicklung und das Wanderverhalten des Amerikanischen Aals im Warnowsystem eingehender betrachtet werden.

MethodeSeit 2006 erfolgte eine molekularbiologische Art-bestimmungbei denAalen, die imZugedesBlank-aalmonitorings inderWarnow(Dorow & Ubl 2011, Reckordt et al. 2013)imBereichderOrtschaftKessingefangen wurden. Hierzu wurde von allen gefange-nenAaleneineGewebeprobeentnommen, in90%Ethanol fixiert undanschließenddurchdieKollegen

desFachbereichsTierphysiologiederUniversitätRos-tockunterAnwendungdesProtokollsvonFrankowski & Bastrop (2010) bearbeitet. Basierend auf diesergenetischen Analyse lassen sich die EuropäischenAale eindeutig von ihren amerikanischen Verwandten unterscheiden. Die Ergebnisse der genetischen Artun-tersuchung wurden in die Datenbank des Instituts für Fischerei eingepflegt, so dass für jeden im RahmendesBlankaalmonitoringsgefangenenAalumfangrei-cheDatenvorlagen(z.B.Länge,Gewicht,genetischeArt,Entwicklungsstadium,Geschlecht,Fangzeitpunkt).Da in denmeisten Fällen keine direkte Bestimmungdes Geschlechts erfolgte, wurden das individuelle Ge-schlecht und das Entwicklungsstadium nach Durif et al. (2005) berechnet. Der Fultonsche Konditionsfaktor (Ricker 1975)wurdemitderFormelK=100×Ge-wicht/Länge3 berechnet. Auf Grundlage dieser Daten wurdendieFängeAmerikanischerAaleimBereichderWarnow eingehender analysiert.

ErgebnisseErstmalswurdeimOktober2006einweiblicherAme-rikanischerBlankaalnachgewiesen.ImZeitraumvon2006bis2012konntenneben5287EuropäischenAalen insgesamt 41 Amerikanische Aale gefangen werden, der jährliche Anteil schwankte dabei von 0,4% (2006)bismaximal1,3% (2010,Abb.1).Die höchsteAnzahl (N=14)AmerikanischerAalewurdeimJahr2010gefangen(Abb.1).ImJahr2012betrug der Anteil Amerikanischer Aale am Gesamtfang nurnoch0,6%.

GemäßdemBlankaalindexnachDurif et al. (2005) wurdenalle41AmerikanischenAaledemBlankaal-stadiumzugeordnet.DerAnteilweiblicherBlankaalebetrug66%.Rund34%allerAmerikanischenAalewarenmännliche Blankaale. Der größteweiblicheBlankaalwog1123g (TotallängeTL:80cm)während der kleinstemännliche Blankaal nur

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Aus der Forschung

75gaufdieWaage(TL:35,5cm)brachte.Dasmitt-lereGewichtderRogner(N=27)betrug622gbeieinermittleren Längevon66cm.Diesentsprachei-nemmittleren Korpulenzfaktor von 0,20 (Abb. 2).DieentsprechendenParameterfürMilchner(N=14,TL<50cm)waren121gund41cm.DerK-FaktordermännlichenBlankaale (K=0,17)war imMittelgeringer als der der weiblichen geschlechtsreifen Tiere (Abb.2).

Generell wurden über den gesamten Untersu-chungszeitraum hinweg abwandernde weibliche und männlicheAmerikanische Blankaale nachgewiesen.Ein gehäuftes Auftreten Amerikanischer Aale war im Frühling und Herbst 2010 sowie von Frühling bis Herbst2011zubeobachten(Abb.2).

Diskussion und FazitDieindemBlankaalmonitoringintegriertemolekulareIdentifizierungdergefangenenAaleführtezumehre-ren wichtigen Erkenntnissen. Der Nachweis des Ame-rikanischenAalsimBereichderWarnowbelegt,dassim Zeitraum von 1998–2002 auch im Warnowsystem durch falsch deklarierten Besatz diese nicht einhei-mische Art eingeführt wurde. Der mittlere Anteil von 0,7%AmerikanischenBlankaalen amGesamtfangdeutet darauf hin, dass im Vergleich zu einigen ande-renBinnenbereichenMecklenburg-Vorpommerns(biszu50%,Frankowski et al. 2011), imWarnowsys-tem nur wenige, eventuell sogar nur ein einzelner See mit Amerikanischen Aalen besetzt worden sind. ImÜbrigen istderFehlbesatzkeinPhänomen,

Abb. 2: Fangzeit und Kondition weiblicher (N = 27) und männlicher (N = 14) Amerikanischer Blankaale aus der Warnow bei Kessin. Die Geschlechtsbestimmung erfolgte anhand morpho-logischer Parameter nach Durif et al. (2005).

Abb. 1: Prozentuale Anteile Amerika-nischer und Europäischer Aale in der Warnow bei Kessin. Die Gesamtanzahl der gefangenen und identifizierten Amerikanischen Aale (N) ist dem jeweiligen Jahr zugeordnet. Die Kurven für den Europäischen Aal (schwarz) und den Amerika-nischen Aal (rot) sind unter-schiedlich skaliert.

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201336

welchesaufdieBundesländerMecklenburg-Vorpom-mernundBrandenburgbeschränktist,dennz.B.auchim Einzugsgebiet der Schwentine in Schleswig-Holstein wurde mittlerweile ein abwandernder Amerikanischer Aalnachgewiesen(beinur16getestetenAalen,ca.6%;Prigge et al. 2013).

DiemorphologischenParameter(z.B.LängeundGewichtderBlankaale)derAmerikanischenAaleun-terschieden sich kaum vondenender EuropäischenAaleimWarnowsystem(Reckordt et al. 2013).Hin-sichtlich der Geschlechterzusammensetzung gab es ebenso keinen nennenswerten Unterschied zu den heimischenBlankaalen(vgl.Reckordt et al. 2013).

TrotzdesenormenAusmaßesderTranslokation,von den Küsten Nordamerikas über die Niederlande (Vorstrecken)nachMecklenburg-Vorpommern,zeig-ten die Amerikanischen Aale ein gutes Wachstum und einefortschreitendeReifungvonGelb-zumBlankaal.DieMetamorphose vomGelb- zum Blankaalwur-de für fälschlich ausgebrachte Amerikanische Aale bereits fürGewässer in Taiwan beschrieben (Han et al. 2002). Auch für den EuropäischenAalwur-de die Umwandlung zum Blankaal in natürlichenGewässern in Japan dokumentiert (Aoyama et al. 2000).EinmalineinemSüßgewässerangekommen,vollziehen scheinbar beide Atlantischen Aalarten die IndividualentwicklungbishinzumBlankaalundstartenaktivdieLaichwanderung inRichtungMeer,unabhängigvondergeografischenLage.Einweite-rerwichtiger BefunddieserArbeit ist, dassdies fürbeide Geschlechter gilt, im Gegensatz zu den o. a. Arbeiten,wo ausschließlichweibliche Tiere gefan-genwurden.BesetzteAalebeiderArtenkönntenalsopotenziell zum Laichgeschehenbeitragen, denn siewandernalsBlankaalemitguterKonditioninsMeerabundnehmen,bezogenaufdieOstseeallerdingsverzögert(Prigge et al. 2013),KursinRichtungSka-gerrak/Kattegat. Dabei bleibt der weitere Weg vom AusgangderOstseebiszurSargassoseeweiterhinein Rätsel. Dies gilt ebenso für die Frage, ob undwennja,inwelchemUmfangdieausMVstammen-

denAaleamLaichgeschehen teilnehmen.Generell,also die gesamten Verbreitungsgebiete beider Arten betreffend, istbishernichtbekannt,welcheEinzugs-gebietemaßgeblichzurLaicherpopulationbeitragen(vgl.Tsukamoto et al. 1998, Limburg et al. 2003, Westin 2003).

BezogenaufdenZeitpunktderAbwanderungwur-denfürbeideAalartenjährlichvariierendePhasenmitvermehrter Abwanderungsaktivität in Kombination mit einer kontinuierlichenAbwanderung festgestellt (vgl.Reckordt et al. 2013).DieBedeutungdiesesVerhal-tensistebenfallsunklar.Bishergingmandavonaus,dass der Zeitpunkt derAbwanderung insMeer sogetaktet ist,dassdieAalezurLaichzeitvonJanuar/FebruarbisJuli/AugustinderSargassoseeeintreffen(Tesch1999).InderOstseeangekommen,verweiltenjedochmarkierteAalemitunter fürmehrereMonate,vermutlichauchumsichandiegeändertenphysiolo-gischen Bedingungen im Brackwasser anzupassen,umdann imOktober/November vermehrtweiterzu-ziehen(Dorow et al. 2012, Prigge et al. 2013).DieEntfernungvomAusgangderOstseebiszumLaichge-biet beträgt ca. 7000 km, so dass die Aale bei einer Schwimmleistungvon40kmproTagetwa6MonatefürdieseStreckebenötigenundsomitzurLaichzeitinder Sargassosee ankommen würden. Jedoch gibt es besonderszurSchwimmleistungbasierendaufMarkie-rungs-undLaborversuchenstarkvariierendeAngabenvon<1kmbis40kmproTag(Van Ginneken & Van den Thillart 2000, Westerberg et al. 2007, Prigge et al. 2013). Vonden eingeführtenAmerikanischenAalen aus der Warnow gibt es dazu keine Erkenntnis-seundsomitkannauchihreerfolgreicheRückwande-rungbzw.Laichbeteiligungnichtbestätigtaberauchnicht ausgeschlossen werden.

Das Literaturverzeichnis ist beim Erstautor erhältlich.

Kontakt:­ Jens Frankowski E-Mail: [email protected]

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Aus der Forschung

Wie bei anderen Fischarten kann es auch beim Aal zu krankhaften Veränderungen verschiede-

nerKörperorganekommen(Tesch 1999).DieUrsachendieserMissbildungensindmeistvielfältigundkönneninderRegelnichtabschließendeingegrenztwerden.EineAusnahmestelltdabeidiebekannteBlumenkohlkrank-heit beim Aal dar, die durch eine Virusinfektion hervor-gerufen wird. Ungewöhnlicher beim Aal sind hingegen krankhafteWucherungeninderLeibeshöhle.SolcheinBefundistGegenstanddesvorliegendenArtikels,derbeieinemAal,derauseinemBinnengewässerdesLan-desMVstammt,aufgenommenwurde.

ImSpätsommer2012wurdederAalmitgeöffne-ter Leibeshöhle unddenEingeweiden imgefrorenenZustand dem Institut für Fischerei übergeben. Nach dem Auftauen wurde der Aal zunächst am Institut für Fischereiuntersucht.BeidemAalhandelteessichumeinenweiblichenBlankaalmiteinerGesamtlängevonrund75cm.BereitsdieGegenüberstellungderEinge-weide mit der Wucherung verdeutlichte die enorme GrößederzystenartigenMissbildung(Abb.1).Dieinetwa faustgroßeGeschwulst (Länge15cm/Höhe8cm)warimBereichderSchwimmblasemitdenEinge-weiden des Aals verbunden. Durch die Wucherung war dieSchwimmblaseteilweiseumschlossen(Abb.1),sodass deren Funktionsfähigkeit vermutlich erheblich ein-geschränktwar.EindeutlicherBefallderSchwimmblasemit dem Schwimmblasennematoden A. crassus konnte nichtfestgestelltwerden.DiefreipräparierteGeschwulstwarmiteinemepithelartigenGewebeüberzogen.Ein-zelnegefäßartigeStrukturenwarenerkennbar (sieheAbbildung).Überraschendwarzudem,dassdieMiss- bildung mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt war, die erstnachdemÖffnennachaußentrat.

Da durch die Kollegen des Instituts für Fischerei keineEingrenzungdesBefundeserfolgenkonnte,wur-den sowohl nationale Kollegen verschiedener Einrich-tungenalsauchdieMitgliederderAalarbeitsgruppedesICES(ICESWGEEL)perE-MailmitbeigefügtemBildmaterialumRatgefragt.ZahlreicheKollegenha-ben auf diese Anfrage reagiert. Sie stellten fest, solch

eine ungewöhnliche Wucherung erstmalig gesehen zu haben. Die Hinweise über die Art der Wucherung und die möglichen Ursachen unterschieden sich. Eine Vermutung war, dass die Geschwulstbildung durch schmarotzendeMixo-oderMikrosporidenausgelöstwurde.HäufigerhingegenwurdeeinekrankhafteVer-mehrungdesBindegewebes(Fibrose)imBereichderSchwimmblase als mögliche Ursache der Wucherung benannt.BasierendaufdemzurVerfügunggestelltenBildmaterialwurdeebensoeinekrankhafteUmbildungderSchwimmblase,ausgelöstdurcheineBakterienin-fektion,inBetrachtgezogen.Eswurdeauchberichtet,dassähnlicheBefundeaufdenBefallmitA. crassus zurückgeführt wurden. Gleichzeitig wurde einschrän-kenderwähnt,dassbeidiesenBefundendieWuche-rungen wesentlich kleiner als im vorliegenden Fall waren. Aus den vorliegenden Antworten ging jedoch auch hervor, dass es für eine weitere Eingrenzung des BefundseinerhistologischenUntersuchungeinzelnerGewebeprobenbedarf.

FürdiehistologischeBewertungderGewebepro-benkonntedasLALLFMVinRostockgewonnenwer-den.BeiallendreiuntersuchtenGewebeprobenzeigtesich,dassdieWucherungausspindelförmigenZellenzusammengesetzt war, die teils dichte Zellverbände ohne gezielte Ausrichtung ausgebildet hatten. Weiter-gehend konnten in den Gewebeschnitten wirbelartige Strukturenbzw.Knotenidentifiziertwerden,diebereitsstellenweisemit gefäßartigenStrukturendurchzogenwaren. In einem histologischen Schnitt war zudem be-reits ein gewisser Wandaufbau, der die krankhafte WucherunggegenüberdenbenachbartenOrganenabgrenzt, erkennbar. Letztlichdeutenalle drei unter-suchtenGewebeprobendaraufhin,dassessichbeider krankhaften Ausbildung um einen Tumor gehan-delthat.AlsUrsprungsgewebekonntendieGonadenausgeschlossen werden. Gegen die These einer gra-nulomatösenEntzündung(knötchenartigeZellansamm-lungen nach einer Infektion), ausgelöst durch einenBakterienbefall, sprach,dassdurchdiehistologischeUntersuchung keine Erregerstrukturen nachweisbar

Ungewöhnliche Missbildung bei einem Blankaal

Malte Dorow – Landesforschunganstalt MV, Institut für Fischerei und Dr. Sascha Gerst – Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei MV, Abteilung Tierscheuchendiagnostik

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201338

waren. Aufgrund des seltenen Auftretens solcher Struk-turen und der dadurch bedingten geringen Anzahl der Vergleichsbefunde ist der Tumorbefund als Verdachts-diagnose anzusehen.

BewertungEbenso wie bei anderen Wirbeltieren kann es bei Fi-schen zur Ausbildung von Tumoren kommen. Insge-samt gesehen treten jedoch Geschwulstbildungen im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern relativ seltenauf (Schäperclaus 1990).DieGründe fürdiekrankhafte Veränderung von Geweben bei Fischen können vielfältig sein. Als auslösende Faktoren gelten kanzerogene Stoffewie Pestizide, bestimmteStrahlungstypen,VirosenundParasitenbefall,Verände- rungdesStoffwechselsodergenetischeDispositionen.Welcher dieser Faktoren ursächlich für den vorliegen-denBefundwar,konntenichtabschließendgeklärtwer-den. Jedoch ist zu vermuten, dass die Geschwulst über einenlängerenZeitraumzudervorgefundenenGrößeherangewachsen ist und der Aal während dieser Zeit, dieMetamorphose vomGelbaal zumBlankaal voll-zogen hat. Auch der Ernährungszustand des Tieres deutete darauf hin, dass der Aal trotz der Wucherung inderLagewar,ausreichendNahrungaufzunehmen.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Kollegen bedanken, die zur Aufklärung dieses ungewöhnlichen Befundes beigetragen haben.

Vorgefundene Wucherung bei einem weiblichen Blankaal a) Gesamtansicht des Aals mit freipräparierten Einge-

weiden sowie der Wucherung, b-d) Einzelsichten der Wucherung, wobei die teilweise

umwachsene Schwimmblase erkennbar ist (b), e) geöffnete Wucherung, erkennbar ist die Füllung mit

einer grünlichen Flüssigkeit

a)

b)

c)

d)

e)

Aus der Forschung

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Aus der Forschung

EinleitungDie deutsche Aquakultur ruht im Wesentlichen auf drei unterschiedlichenFormenderFischproduktion:Beiei-ner jährlichen Binnenproduktion von etwa45.000tist die Erzeugung von Forellen (Regenbogen- undBachforellen) inDurchlaufanlagenmit 28.000t daswirtschaftlichbedeutendsteSegment(Brämick, 2012).EinweitereswichtigesStandbeinistdieKarpfenteich-wirtschaft,inderjährlichetwa14.000tKarpfenundNebenfischeproduziertwerden.DieStandortefürdiebeidenProduktionsformensindallerdingsaufbereitsbestehende Betriebe beschränkt, bisher ungenutzteWasserquellenkönneninderRegelnichtmehrheran-gezogen werden. Daher kann der stetig steigenden Nachfrage nach hochwertigen Fischprodukten ausheimischer Erzeugung nur mit einer Steigerung der Produktionsintensität begegnetwerden.Aus diesemGrundgibtesseitJahrenBestrebungen,hochpreisigeArten standortunabhängig in eingehausten Aufzucht-systemen zu erzeugen. Diese Anlagen sind mit me-chanischenundbiologischenReinigungsstufen,sowieeinerSauerstoffanreicherungundWasserdesinfektionausgestattet,dieeineMehrfachnutzungdesProdukti-onswassers erlauben. In diesen Kreislaufanlagen kön-nen flächenbezogen und saisonunabhängig großeMengen Fisch aufgezogenwerden. InDeutschlandwerden so mittlerweile jährlich etwa 2.000 t Aale, Welse undStöre erzeugt.WeitereArten,wieKarp-fen,Streifenbarschhybriden,Tilapia,Flussbarscheoder

Stand und Entwicklung der Zanderaquakultur in Mecklenburg-Vorpommern

Gregor Schmidt und Carsten KühnLandesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, Institut für Fischerei

Zander,werden in geringenMengen aufgezogen,wobei insbesondere die Letztgenannten ein hohesPotenzialfürdieintensiveAquakulturinKreislaufanla-geneingeräumtwird.Aufgrundseinesweißfleischigen,fettarmen und grätenfreien Filets verfügt der Zander (Sander lucioperca)übereinehoheMarktakzeptanz,allerdings kannder Bedarf durchdie heimische tra-ditionelle Fischerei und Teichwirtschaft nicht einmal ansatzweise gedeckt werden. Aus diesem Grund wer-denZanderfiletsalsFrostwareingroßemUmfangausdenosteuropäischenStaaten nachDeutschlandein-geführt.HierbeihandeltessichnahezuausschließlichumWildfänge, die häufig nicht einemnachvollzieh-baren Fischereimanagement unterliegen und deren Produktqualität saisonalenSchwankungenunterliegt.Demzufolge gibt es verstärkt Bestrebungen Zanderin Kreislaufanlagen zu erzeugen. Zusätzlich verstärkt wird dieses Interesse durch die mögliche Kombination derFischproduktionmiteinersinnvollenNutzungderAbwärmevonBiogasanlagen.

PilotprojektIndenletztenJahrenwurdeneuropaweitdieGrund-lagenfüreineerfolgreicheZanderproduktioninKreis-laufanlagen erarbeitet (z.B.Heidrich und Zienert, 2005; Kucharczyk et al., 2009),diejetztvomInstitutfürFischereiderLandesforschungsanstaltfürLandwirt-schaft und FischereiMV in einer Pilotanlage einemindustriellenMaßstabangepasstwerden. Damit soll

Erbrütungsmodul mit Gazenetzen, Zandernest, Mastmodul (v.l.n.r.)

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201340

InteressenteneinpraxistauglichesVerfahrenzurSpeise-zanderproduktionandieHandgegebenwerden.

Das Pilotprojekt zur Entwicklung einer Zan-deraquakultur inMecklenburg-Vorpommern starteteimJahr2009mitderProjektierungundEntwicklungeinerKreislaufanlage,dieMitte2011aufdemGe-ländeeinesAgrarunternehmensimLandkreisMecklen-burgischeSeenplattefertiggestelltwurde.GefördertwirddasProjektausMittelndesEuropäischenFische-reifonds(EFF)unddesLandesMecklenburg-Vorpom-mern.DieAnlage ist Bestandteil eines nachhaltigenProduktionskonzepts,indemdasverwendeteWasserinverschiedenenProduktionsstufenmehrfachgenutzt

wird.SodurchläuftdasBrunnenwasserersteineTeil-kreislaufanlage zurSalmonidenproduktion,bevor esnacheinerOzon-DesinfektionfürdieZanderaufzuchtgenutzt wird. Das Ablaufwasser wird letztendlich über AbsetzbeckengeleitetundineinerPflanzenkläranlagegereinigt,bevoresinextensivbewirtschafteteKrebstei-che(Edelkrebs,Astacus astacus)fließt.

In die zweigeteilte Halle zur Zanderaufzucht sind insgesamt acht separate Kreislaufsysteme inte-griert, die insgesamt über ein Wasservolumen von ca. 350 m3 verfügen. Davon können etwa 190 m3 HaltungsvolumenfürdieProduktiongenutztwerden.DieKreisläufewurdendenphysiologischenAnsprü-chendesZandersentsprechendausgestattetunddenWachstumskriterienvomEibiszumSpeisefischeinerGrößevon2kgangepasst.HierbeiwirdaufdieEin-haltungoptimalerHaltungsparameterfürjedeProduk-tionsphasedurchdieautarkenWarmwasserkreisläufegeachtet. Sämtliche Kreislaufsysteme sind mit einer eigenen mechanischen Wasserreinigung, einer biolo-gischen Wasseraufbereitung und einer Wasserentkei-mung(UV)ausgestattet.DarüberhinausverfügendieMastmoduleüberDenitrifikationsreaktoren,durchdieweitereWassereinsparungenmöglichsind.DieBeckenverfügenübereineigeneFütterungs-undSauerstoff-anreicherungssysteme.Alle Becken, sowie Pumpen,Gebläse,UV-Anlagen,pH-undDrucksondensindaneincomputergestütztesSteuerungs-undMeldesystemangeschlossen.

Die Versorgung der Anlage mit Zanderbrut erfolgt derzeit nochdurch extern erzeugtes Eimaterial. Erst2014stehendrei temperierbareRäumezur Induzie-rungderLaichreifezuVerfügung.DenZandernesternsteht ein Erbrütungskreislauf zu Verfügung, der einen potenziellenTemperaturbereichvon10bis22°Cauf-

Angefütterte Zanderlarven; Speisezander in Rundbecken; Speisezander (v.o.n.u.)

Einjähriger Speisezander

Aus der Forschung

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41Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Forschung

weist.DiegeschlüpfteBrutwirdinGazekäfigenaufge-fangenundschonendindenLarvenkreislaufverbracht.DortstehenachtRundsilosfürdieAnfütterungbereit.Sämtliche Becken sindmit Futterautomaten für Tro-ckenfutterundLebendnahrungausgestattet.DanebenverfügensieübereineRäumertechnikfürdieBecken-rand undBodenreinigung, sowie eineOberflächen-besprühung für die Verhinderung einesÖlfilms aufdemWasser. JenachBedarfkönnen indenBeckendie Strömungen individuell eingestellt werden. Die An-fütterungderLarvenerfolgtübervierTagemiteinerLebendnahrung(Artemia salina),danachwerdendieLarvenübereinenZeitraumvonzehnTagensukzessivauf ein handelsübliches Trockenmischfuttermittel um-gestellt. Ab einem Stückgewicht von 0,1-0,3 g werden die Zander in zwei Vorstreckmodule überführt mit ei-nemProduktionsvolumenvoninsgesamt12m3, wo sie biszueinerGrößevon5gabwachsen.NachderVor-streckphaseerfolgtdieAufzuchtinzweibaugleichenKreisläufen, die insgesamt ein Produktionsvolumenvon 72 m3 beinhalten. Dort verbleiben die Zander bis zu einem durchschnittlichen Gewicht von 200-300 g, bevorsie letztendlich inzweiMastmodulen (Produk-tionsvolumen: 100 m3)biszueinemSchlachtgewichtvon 1,5–2 kg heranwachsen. Insgesamt beträgt die Produktionsdauer22–24Monate.

Aufzucht­der­ZanderDie Pilotanlagewurde imAugust2011mit Zander-setzlingenbesetztundimMärz2012wurdeerstmaligEimaterial erbrütet. Zum Einsatz kommen verschiedene Stämme, die sich neben der Herkunft vor allem hin-sichtlichihrerZuchthistorieunterscheiden.AlleBestän-dewerdennachHerkunftgetrenntunterdenpraxisüb-lichen Haltungsbedingungen einer Warmwasserkreis-

laufanlage aufgezogen. Die Aufzucht von Zandern ist in den ersten Wochen durch einen hohen Anteil an nichtlebensfähigenLarvenundeinenstarkausgepräg-tenKannibalismusgeprägt.InsbesonderewährendderUmstellung auf ein Trockenmischfuttermittel kommt es zuvermehrtenVerlusten.Erstdurcheinepermanenteund strenge Sortierung der Jungzander können Verlus-te verringert werden. So müssen die Zander bis zum Erreichen einesGewichtes von10g etwa15Malsortiertwerden.AbdieserGrößekommtesnurnochvereinzeltzuVerlusten(<10%biszumErreicheneinerSpeisefischgröße).InsgesamterreichenvomEiwegca.5–8%derZandereineSpeisefischgrößevon1,5kg.

AuchdieoptimaleHaltungsdichteliegtbeimZan-der deutlich unter der anderer Fischarten in intensiven Aufzuchtsystemen. Während der Anfütterung sollte dieBesatzdichte nicht1–2 kg/m3 übersteigen. An-schließend kann die Besatzdichte sukzessiv erhöhtwerden, bis siewährend derMastphase bei einer

Stadium Masse (g) Besatzdichte­(kg/m3) Futterverwertung (FQ) Fütterungsintensität­(%/d)Anfütterung 1­2 0,4 ­ 0,5 adlibitumUmstellung 2­4 0,5 ­ 0,6 adlibitumVorstreckphase bis 1 g 5- 8 0,6 - 0,7 10 ­ 4Aufzuchtphase I bis 10 g 10­15 0,7 - 0,8 4 ­ 3Aufzuchtphase II bis 50 g 30 0,8 3 ­ 1,5Aufzuchtphase III bis 300 g 50-80 0,8 - 0,9 1,5 ­ 1Mastphase I bis 1000 g 80-110 0,9 ­ 1,1 1 - 0,7Mastphase II bis 2000 g 60-80 1,1 ­ 2 0,7 - 0,4

Tab. 1: Maximale Besatzdichten während der verschiedenen Aufzuchtstadien

Denitrifikationsreaktor; Anfütterungsbecken mit Räumer-technik, Futterautomatik und Oberflächenbesprüung (v.l.n.r.)

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201342

Stückmassezwischen300bis1000g ihrMaximumvon 80-110 kg/m3 erreicht.Werden anschließendzweiKilogrammschwereSpeisezandererzeugt,solltedie Besatzdichte in dieser spätenMastphase nicht80 kg/m3überschreiten(Tabelle1).

Die juvenilen Zander verwerten das angebotene TrockenmischfuttermitteleffektivundkönnengroßeFut-termengen aufnehmen. Dabei muss aber insbesonde-re in den ersten Wochen auf eine Verträglichkeit der Trockenfutter geachtet werden, da es sonst zu hohen Verlustenkommenkann.ImLaufederAufzuchtverrin-gertsichdieFutteraufnahme,speziellimzweitenJahrfressendie Tieredeutlichweniger unddasGrößen-wachstum nimmt zugunsten des Gonadenwachstums ab.Bemerkenswertistaberdabei,dassdieGonaden-bildungimWarmwassernuräußerst langsamvoran-schreitet, bzw. stagniert.

AusblickDas Jahr 2012war geprägt durch das Testen undEinfahren der Kreisläufe und die Abstimmung der technischen Einrichtungen auf die Fischart Zander. Es

wurden die Aufzuchtbedingungen verbessert und das Fütterungsregimeoptimiert.DaraufaufbauendwurdeeinStandardverfahrenzurAufzuchtunterPraxisbedin-gungen entwickelt, das Ende 2013 Interessenten zur Verfügung gestellt werden kann. Wichtigste zukünftige ProjektschrittesindderAufbaueinersaisonunabhän-gigen Laichfischhaltung zur Bruterzeugung und dieVerbesserungdesAufzuchtergebnissesdurchdieOp-timierung der Haltungsumwelt und die Vermeidung von Stress. Im technischenBereich sollendieEmissionenderAnlagedurchdieEntwicklungneuerReinigungs-und Filtereinheiten weiter reduziert werden. Dem schließensichUntersuchungenzurProduktqualitätundbetriebswirtschaftlicheBerechnungenan.

Das Literaturverzeichnis ist bei den Autoren erhältlich.

KontaktCarsten KühnE-Mail: [email protected]: 038234 297

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)Abb. 1: Wachstumsentwicklung von Zandern in der Pilotanlage Hohen Wangelin

Aus der Forschung

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43Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Forschung

Ein besonderes Jubiläum feierte dieses Frühjahr die VersuchsanlageBorndesInstitutsfürFischereider

LandesforschungsanstaltfürLandwirtschaftundFische-rei(LFA).

ZumzwanzigstenMalschlüpftendortMeerforel-len(Salmo trutta trutta).DiegewonnenenDottersack-larvenwarenfürBesatzmaßnahmeninausgewähltenFließgewässerndesOstseeeinzugsgebietesbestimmtundsollen füreineweiterepositiveBestandsentwick-lungderMeerforellensorgen.DasBesatzprogrammwird vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmit-telsicherheit und Fischerei (LALLF) durchgeführt unddurch denVerkauf vonOstseeangelberechtigungenfinanziert. Bei den Laichfischen handelt es sich umautochtoneLaicherausderBekeunddemHellbach.Diese einheimischen Laichfischewerden durch denVerein Fisch undUmwelt e.V.mittels Elektrofischereigefangen,nachBornüberführt,nacheinerEingewöh-nungsphasedortspäterabgestriffenundwiederindieLaichgewässer zurückgesetzt. Die gewonnenen EierwerdeninBornkünstlichbefruchtetundinZugerglä-sernderErbrütungsanlageerbrütet.Mitden400.000

20 Jahre Meerforellenvermehrung in der Versuchsanlage Born der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

Carsten Kühn – Landesforschungsanstalt MV, Institut für Fischerei

LarvendiesesJahressindsoindenletztenzweiJahr-zehntenca.8.500.000Brütlingegewonnenworden.Ein nicht unerheblicherBeitrag für die Fischerei undden Tourismus im Landder durch die LFA realisiertwurde.

Seit sechs Jahren beteiligt sich auch der Fischer Werner Loch an der künstlichen Reproduktion derMeerforellen.

Dieletztenca.50.000Meerforellenbrütlingedie-senJahresausBornwurdenam03.Mai2013vonMecklenburg-VorpommernsLandwirtschaftsministerDr.TillBackhausundVertreterndesLandesanglerverban-des,desVereinsFischundUmwelte.V.,desLALLF,derNAWAGbR sowiedes Instituts für Fischerei in denWallensteingraben bei Wismar gesetzt.

Waren Ende der 1980er nur noch zwei Gewässer inMecklenburg-Vorpommernvorhanden,indenensichdieMeerforellennatürlichreproduzierten,sozeigendiesteigendenRückkehrerzahlenvonMeerforelleninden besetzten Gewässern und nicht zuletzt die deut-lich gestiegenen Fangzahlen von Anglern und Fischern denErfolgderBesatzmaßnahmen.

Mitarbeiter Daniel Lenz beim Auslitern der Larven; schlüpfende Larven im Zugerglas; der Minister beim Umsetzen der Larven (v.l.n.r.)

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201344

DienachhaltigeNutzungderBestandteilederbiolo-gischenVielfalt,diegenetischenRessourcen,wur-

de1993 indemauch vonDeutschland ratifiziertenÜbereinkommenüberdiebiologischeVielfalt(Conven-tiononBiodiversity–CBD)alseindeutigesZielformu-liert(SCBD1992).HierinkommtdasPrinzip„SchutzdurchNutzung“zurGeltung.VordiesemHintergrundkann auch das hier beschriebene Forschungsvorhaben gesehen werden.

In den vorgestellten Untersuchungen soll erstmals die genetische Variabilität des Edelkrebses (Asta-cus astacus), der Bachforelle (Salmo trutta), derQuappe(Lota lota)undderBarbe(Barbus barbus)bundesweit einheitlich erfasst und beschrieben wer-den. Diese Informationen sollen dabei helfen, ein praxisnahesBestandsmanagementdieserArtenunterBerücksichtigungvonfischereiwirtschaftlichenAspek-tenunddemArtenschutzinDeutschland(weiter)zuentwickeln.

Biologischer­HintergrundDieBiologischeVielfaltumfasstdieVielfaltderÖko-systeme, die Vielfalt zwischen den Arten und innerhalb dereinzelnenArten(CBD,Artikel2).InsbesonderedieVielfaltinnerhalbdereinzelnenArtenistjedochhäufignoch gar nicht bekannt. Diese genetische Diversität einer Art muss also zunächst erfasst und dokumentiert werden.ZeigensichhierauffälligeUnterschiede(ge-netischeDifferenzierungen)zwischenbestimmtenPo-pulationen,stelltsichdieFrage,wiedieseunterschied-lichenPopulationenhinsichtlichIhrerSchutzwürdigkeitzu beurteilen sind.

EingebräuchlichesKonzept inderNaturschutz-biologie sieht vor,dasgesamteevolutionärePoten-zial einer Art als schutzwürdig anzuerkennen (Hunter und Gibbs 2007). Das heißt, alle evolu-tio när eigenständigen Untereinheiten der Art sind als solche zu erhalten. In der englischsprachigenFachliteraturwerdendieseUntereinheitenals „Evo-lutionarily Significant Units“(ESUs, Ryder 1986)be-

Zur Genetik von Edelkrebs, Bachforelle, Quappe und Barbe in Deutschland – eine aktuelle Untersuchung

Thomas Schmidt, Anne Schrimpf, Ralf Schulz – Institut für Umweltwissenschaften, Universität Koblenz-Landau

zeichnet.ESUssinddurch(1)eineklaregeografischeTrennungderPopulationen,(2)genetischeDifferen-zierungenzwischendenPopulationenund(3)lokalephänotypischeAnpassungenderHerkünftecharakte-risiert.DiegemeinsameBetrachtungundangemesse-neBerücksichtigungdieserdreiKriterienermöglichenes ESUs innerhalb einer Art mit hinreichender Sicher-heitzuidentifizieren.ESUshabensichbewährt,umPrioritätensetzungenimArtenschutzwissenschaftlichund sinnvoll zu begründen. Sie sind ebenso geeignet die besondere Schutzwürdigkeit bestimmter Popu-lationen darzulegen, wie auch auf möglicherweise unnötigeMaßnahmenhinzuweisen.

Das­aktuelle­ProjektIneinemaktuellenProjektdesBundesministeriumsfürErnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz(BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaftund Ernährung (BLE),werden in den Jahren 2013und 2014 umfangreiche Untersuchungen durchge-führt,welchedie IdentifizierungundBewertung vongeeignetenESUsdesEdelkrebses,derBachforelle,derQuappeundderBarbezumZielhaben.Diegewon-nenenErkenntnissesolleninpraxisnaheMaßnahmendes Bestandsmanagements einfließen. ImManage-mentkönnendamitsowohlGesichtspunktedesArten-schutz, als auch der nachhaltigen Fischereiwirtschaft zurGeltungkommen.Letztlichsollenalsowissenschaft-liche Grundlagen zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der genetischen Vielfalt dieser vier Tierarten inDeutschlandgeschaffenwerden. ErstegenetischeUntersuchungen am Edelkrebs haben ergeben, dass dienatürlichegenetischeStrukturdurchanthropoge-nenBesatzbereitsüberprägtist.TrotzdemkonntenDif-ferenzierungen zwischen den Flusseinzugsgebieten in Zentral-undSüdeuropafestgestelltwerden(Schrimpf et al. 2011).

Dazu werden je Art mindestens 30 Standorte un-tersucht. Die Untersuchungsgebiete werden über diegesamteBundesrepublikverteilt.Diewesent-

Aus der Forschung

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Aus der Forschung

lichen Flussgebietseinheiten Deutschlands, verschie-deneÖkoregionen,unterschiedlicheGewässertypenund Ähnliches mehr werden bei der Datenerhebun-genBeachtungfinden.Damitwirdsichergestellt,dassdieuntersuchtenPopulationensoausgewähltwerden,dassdiepotenziellinDeutschlandvorhandenenESUsmithöchsterWahrscheinlichkeitbeiderProbenahmeerfasst werden.

Ausden einzelnen Populationenwerden jeweils30 bis 50 Tiere untersucht. Es werden einige einfa-che morphometrische Daten im Freiland erhobenundGewebeproben für genetischeUntersuchungenkonserviert. Die morphometrischen Daten ergebenpotenziell Anhaltspunkte für etwaige phänotypischeDifferenzierungen.ImLaborkommenzweiunterschied-lichegenetischeMethodenzuAnwendung.Zumeinendie Sequenzanalyse mitochondrieller DNA und zum anderendieMikrosatellitenanalyse nukleärerDNA.DieKombination dieserMethoden ergibt ein zuver-lässiges Gesamtbild der genetischen Konstitution und EntwicklungsgeschichtederuntersuchtenPopulationenundeignetsichbesonderszurIdentifizierungvonESUs(Moritz 1994).

DarüberhinausfließenInformationenzuraktuellenundhistorischenBewirtschaftung,d.h.zurfischereili-chenNutzungundzuBesatz-undHegemaßnahmenmitindieBeurteilungderESUsein.

Die Daten und Ergebnisse des hier beschriebenen Forschungsvorhabens werden zu gegebener Zeit in der Fachdatenbank fürAquatischeGenetische Res-sourceninDeutschland(AGRDEU),dievomInforma-tions- und Koordinationszentrum für biologische Vielfalt derBLEbetriebenwird,öffentlicheinsehbarsein(URL:http://agrdeu.genres.de/agrdeu/index).

Informationen­gesuchtFür die Untersuchungen ist wesentlich, dass die be-trachtetenPopulationensoausgewähltwerden,dassdie potenziell imUntersuchungsgebiet vorhandenenESUsmitmaximalerWahrscheinlichkeitdurchdiePro-benahmerepräsentiertwerden.Umdieszugewähr-leisten sindvorallenDingen InformationenüberBe-stände der vier Arten erforderlich. Nach wie vor sind leider viele relevante Informationen und Daten nicht indereinschlägigenLiteraturoderinöffentlichenDa-tenbanken enthalten. Gerade Daten zur historischen Bewirtschaftungsind,soweitüberhauptdokumentiert,häufignursehrschwerauffindbar.

WennSiedenkeneinebestimmte,IhnenbekanntePo-pulation,eineRegionodereinGewässersystemsolltenin der Untersuchung mit erfasst werden, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf!

AuchbeidenBefischungenzurProbenahmesindKooperationendenkbar.HierkommengeplanteKar-tierungsarbeiten,laufendeMonitorings,aberauchEin-zelgutachtenundnichtzu letztdieBerufsfischerei inBetracht.SolltenSieKenntnisüberpotenziellgeeigne-teMaßnahmenhabenoderselbstwelchedurchführen,würden wir uns auch hier über eine Kontaktaufnahme sehr freuen!

KontaktEdelkrebs / Bachforelle / Quappe

Dipl.-Geoökol. Thomas SchmidtInstitut für UmweltwissenschaftenUniversität Koblenz-LandauFortstrasse 776829 LandauTelefon: +49 6341 280 31333Telefax: +49 6341 280 31326E-Mail: [email protected]

BarbeProf. Dr. Thomas Berendonk & Dr. Thomas SchillerInstitut für HydrobiologieTU DresdenZellescher Weg 4001062 DresdenTelefon: +49 351 463 34956Telefax: +49 351 463 37108E-Mail: [email protected]@tu-dresden.de

DanksagungFürdieFinanzierungdiesesProjektsdankenwirdemBundesministeriumfürErnährung,LandwirtschaftundVerbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstaltfür Landwirtschaft undErnährung (BLE); Projektkenn-zeichen2812BE001bis-004.

Fernermöchtenwir schon jetzt allen Leserinnenund Leserndanken,dieunsmit Informationenunter-stützen!

Das Literaturverzeichnis ist beim Erstautor erhältlich.

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201346

Eine Ernährung, reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, insbesondere langkettigen Omega-

3-Fettsäuren,hatpositiveEffekteaufdiemenschlicheGesundheit. Die langkettigen n-3-Fettsäuren sind für dieGesundheitwichtig,dasiezumBeispielArterio-sklerose und Autoimmunkrankheiten vorbeugen. Da inprähistorischerZeitwährendder EntwicklungdesMenschendiezuVerfügungstehendeNahrungreichanOmega-3-Fettsäurenwar,istdermenschlicheKör-peraufeinevielhöhereEinnahmevonn-3-Fettsäurenausgerichtet als wir heutzutage tatsächlich zu uns neh-men.GenetischistderMenschnichtdaraufausgerich-tet, diese Fettsäuren selber zu synthetisieren. Durch denerhöhtenVerzehrvonGetreideprodukten,bedingtdurch die Einführung des Ackerbaus, ist die Aufnahme anOmega-6-FettsäurenunddamitdasVerhältnisvonOmega-6/Omega-3 erheblich gestiegen.Durch diemodernen Fast- und Convenience-Food-Essgewohnhei-ten wird dieser Trend noch verstärkt.

GenerellsinddiegesundenlangkettigenOmega-3-Fett-säureninFischenthalten.BeiderintensivenKarpfen-zucht wird jedoch gewöhnlich mit Getreide zugefüttert, was auch im Fisch zu einer Verringerung des Anteils an langkettigenOmega-3-FettsäurenzugunstenvonOme-ga-6-Fettsäuren führt. An der Fakultät für Fischzucht undGewäserschutzderUniversitätBudweiss(FROV)in Zusammenarbeit mit dem Institut für klinische und experimentelleMedizin(IKEM)inPraghabenForschereinFutterfürKarpfenentwickelt,daszueinerhöherenEinlagerungundProduktionderbesonderswichtigenOmega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure undDocosahexaensäure(EPAundDHA)führt.Dank

Karpfen reich an Omega-3-Fettsäuren – gesund für Herz und Kreislauf

Dr. Sabine Sampels und Dr. Honza Mraz – FROV, Vodnany

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47Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Forschung

dieser Forschung gibt es nun ein patentiertes Aufzucht-system, das die Produktion Omega-3-Fettsäuren-reicher Karpfen ermöglicht. Dieser Karpfen wird mit dem La-bel: „Zum Schutz Ihres Herzens – erhöhter Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, validiert durch IKEM und FROV“ (siehe Logo auf der Vorderseite) inzwischen auch in Restaurants angeboten.

Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmit-tel­sicherheit)­ empfiehlt­ eine­ tägliche­ Aufnahme­ von­250 mg an EPA+DHA und eine Proportion von 1-5 an

Omega 6 zu Omega 3. Eine Portion (200 g) des „Omega-3-Karpfens“ garantiert eine Menge von 1 g an gesamten Omega-3-Fettsäuren und davon 300 mg EPA+DHA bei einer Proportion von Omega-6 zu Ome- ga-3 von 1,75. In Studien des IKEMS wurde nach ge wie-sen, dass sich der Verzehr diese Karpfens auch positiv auf die Blutwerte von Herzkreislaufpatienten auswirkt.

Das Aufzuchtsystem könnte auch in Deutschland angewendet werden. Bei Interesse informieren wir gerne darüber.

Beim Braten von Fisch die gesunde Zusammensetzung erhalten

Dr. Sabine Sampels – FROV, Vodnany

Fisch ist natürlich reich an langkettigen Omega-3-Fett-säuren,­die­viele­positive­Effekte­auf­die­Gesundheit­

haben. Es ist jedoch aus früheren Studien bekannt, dass neben der Verarbeitung auch die Zubereitung von Fisch in Privathaushalten einen wesentlichen Ein-fluss­auf­die­letztliche­Fettzusammensetzung­hat.

Karpfen­werden­ in­ Tschechien­ traditionell­ häufig­mit oder ohne Panade gebraten. Unser Ziel war es, die Veränderung in Fettaufnahme, Fettsäurezusam-mensetzung und die Oxidationswerte in Omega-3-an-gereicherten­Karpfenfilets­ bei­ verschiedenen­ häufig­verwendeten Bratfetten zu untersuchen.

Durch das Braten erhöhte sich, wie erwartet, der Fettgehalt­ in­ den­ Fischfilets.­ In­ den­ panierten­ Filets­war die Fettaufnahme dabei deutlich höher als in den unpanierten. Diese Erhöhung des Fettgehalts von unge-fähr 4-5 % auf ca. 10 % ohne Panade und bis zu 15 % mit Panade war jedoch unabhängig von der Fettsorte.

Deutlich spiegelte sich jedoch die Fettsäurenzusam-mensetzung der verwendeten Fette in den Filets wider. Sonnenblumenöl führte zu einem deutlichen Anstieg des Gehaltes an Linolsäure, einer Omega-6-Fettsäure, und damit zu einer Verschiebung des Verhältnisses von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Diese Erhöhung des Gehaltes an Omega-6-Fettsäuren verringert die positiven­Effekte­der­Omega-3-Fettsäuren­im­Fisch.­Bei­der Verwendung von Rapsöl, das im Gegensatz zu Sonnenblumenöl einen hohen Anteil an Alpha-Linolen-säure, einer Omega-3-Fettsäure hat, blieben dagegen

ähnliche Omega-3-Werte wie im rohen Fisch erhalten. Die Verwendung von Schmalz und Butter erhöht die gesättigten Fettsäuren, Stearin- und Ölsäure, im Fall von Butter auch Palmitinsäure, und hatte wie die Ver-wendung­von­Rapsöl­keinen­Einfluss­auf­das­Verhältnis­Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren.

Bei keinem der verwendeten Fett wurde eine er-höhte Ranzigkeit durch das Braten festgestellt.

Auf Grund der vorliegenden Resultate ist es zu empfehlen, Fisch generell nicht mit Sonnenblumenöl zu braten, sondern Rapsöl zu verwenden, um die gesun-de, Omega-3-reiche Fettzusammensetzung zu erhalten.

Kontakt E-Mail: [email protected]

Foto:

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201348

Die Fischereiwirtschaft in Tschechien ist geteilt in Aquakultur und die Verwaltung von Fischerei-

rechten (Teiche, Flüsse).DengrößtenAnteil an derAquakulturTschechienshatdieKarpfenteichwirtschaft.Daneben werden auch verschiedene andere Aufzucht-systeme,wiez.B.DurchflusssystemeoderKreislaufan-lagen verwendet, vorwiegend für Salmoniden, wie z.B.RegenbogenforelleundSaibling.

Die Verwaltung der Fischgründe beinhaltet die Ver-waltung der Flusseinzugsgebiete und die Erhaltung derFischbeständeindenGebieten,woAngelfischereibetrieben wird. Es gibt mehr als 2 000 Fanggründe mit einer Fläche von 42 000 ha. Die Angelvereine haben mehrals350000registrierteMitgliederdie jährlichzwischen4000und4500tFischherausfischen.

Die Fischereiwirtschaft in der Tschechischen Republik

Tomas Zajic (Übersetzung Dr. Sabine Sampels)

Jahr Produktion * Export­* Export­%

1990 19,3 2,7 14,0

1991 18,7 4,6 24,6

1992 20,8 5,6 26,9

1993 20,1 9,3 46,3

1994 18,7 8,4 44,9

1995 18,6 7,8 41,9

1996 18,2 8,2 45,1

1997 17,6 7,0 39,8

1998 17,2 8,8 51,2

1999 18,8 8,0 42,6

2000 19,5 9,2 47,2

2001 20,1 9,9 49,3

2002 19,2 9,6 50,0

2003 19,7 9,4 47,7

2004 19,4 9,8 50,5

2005 20,5 9,4 45,9

2006 20,4 9,9 48,5

2007 20,4 9,6 47,1

2008 20,4 9,0 44,1

2009 20,1 8,9 44,3

2010 20,4 9,1 44,6

Produktion und Export von Fisch in Tschechien

*intausendTonnen

Die Teichwirtschaft basiert auf künstlich angelegten Teichen, die größtenteils in den ländlichen Regio- -nen liegen. Historisch gesehen war die Hochzeit der Teichwirtschaft Anfang des 17. Jahrhunderts vor demDreißigjährigenKriegmiteinerTeichflächevon180000ha.NebenderFischproduktionhabendieTeiche eine wichtige Funktion alsWasserspeicher,Überflutungsschutz,biologischeWasserreinigungssys-temeundtragenmitihrenNistplätzenfürWasservögelzur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Zurzeit gibt es mehr als 24 000 Teiche und Staudämme mit einer Gesamt-flächevonfast52000ha.Davonwerden41000hafür die Fischerei genutzt. Das theoretische Wasser-volumender Teiche könnte600Mio.m3 betragen, aber durch die hohe Versandung beträgt das wirkliche Volumen nur 400Mio.m3, während das Sediment auf200Mio.m3 geschätzt wird. Die durchschnittliche Ertragsmenge schwankt zwischen 450-500 kg Fisch prohaTeichfläche.

DieGesamtproduktionan Fisch istwährend der letzten Jahre relativ stabilgeblieben (sieheTabelle).2010lagdieGesamtproduktionbei20420t,davon19701tausderKarpfen-sowie719tausForellen-teichwirtschaft undKreislaufanlagen (hauptsächlichRegenbogenforelleundBachsaibling).

DerExportvonFischistjedochindenletzten20Jahrendeutlichangestiegen.Während1990derEx- portanteil noch knapp14%derGesamtproduktionausmachte,warenes2010bereitsetwa45%.Dasliegt zum Teil an einem größerenAnteil importierterFischartenwieunteranderemPangasiusundAtlanti-scherLachs.DerweitausgrößteAnstiegdesExportsistaber auf die Teilung der Tschechoslowakei in Tschechi-en und die Slowakei zurückzuführen, weil dadurch der eigeneMarktschrumpfteunddieSlowakeigleichzeitigmitzudenLändernzählte,indieexportiertwurde.

InderFischerzeugunghatderKarpfen(Cyprinus carpio) den größtenMarktanteilmitfast87%,gefolgtvonHerbivorenwieSilberkarpfen(Hypophthalmichthys molitrix)undGraskarpfen(Ctenopharyngodon idella)mit5,2% sowieRegenbogenforelle (Onchorhynchus mykiss) und Bachsaibling (Savelinus fontinalis) mit 3,6%.Schleie(Tinca tinca)undRaubfischewieHecht

Aus der Forschung

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49Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

Aus der Forschung

(Esox lucius), Wels (Silurus glanis)undZander(Sander lucioperca)habenjeweilseinenMarktanteilvon1,1%.

GenerellsindderMarktunddieProduktionstabilund die Verarbeitungsindustrie ist auf eine größere ProduktionundverschiedeneFischproduktevorberei-tet.AlleverarbeitendenBetriebehabeneineEU-Zer-tifizierung.Obwohl es auch schädigenden EinflüssefürdieFischproduktionwiedieVerschlammungoder

VersandungvonTeichenoderMinderungderErträgedurchFischräuberwiez.B.Kormoran,FischotterundFischreiher gibt, kann die Zukunft der Teichwirtschaft dochoptimistischgesehenwerden.

KontaktDr.SabineSampelsE-Mail:[email protected]

Warum hat der Hornhecht grüne Knochen?

Seit 1934 kursieren unterschiedliche Theorien über denStoff,derfürdieGrünfärbungderSchuppen

und des Skeletts von Hornhechten und Aalmuttern ver-antwortlich ist. ImVerdacht standendas Eisenphos-phatVivianitunddasHämoglobinabbauproduktBili-verdin. Für beides gab es jedoch keinen eindeutigen Nachweis.HinterdasGeheimniskamenProfessorDr.Waldemar Ternes, Institut für Lebensmitteltoxikologieund Chemische Analytik der Stiftung Tierärztliche HochschuleHannover, Frank Jüttner und ProfessorinDr.MeikeStieschvonderMedizinischenHochschuleHannover. Ihre Ergebnisse haben sie in der wissen-schaftlichenZeitschriftEuropeanFoodResearchandTechnologyveröffentlicht.

Biliverdin, ein Abbauprodukt des roten Blut-farbstoffes, ist für das grüne Skelett von Horn-hechten und Aalmuttern verantwortlich

UmdemGeheimnisaufdieSpurzukommen,ex-trahiertendieForscherdasbläulich-grünePigmentausverschiedenenProbenderFischartenHornhechtundAalmutter undwiesenmittels spektroskopischer Ver-fahrenBiliverdinnach.Dazuetabliertensieeineneue

Präparationsmethode.DesWeiteren stellten sie fest,dassBiliverdindieNeigunghat,sichanKollagen,einBestandteil des Bindegewebes und somit auch derKnochen, anzulagern. Es bindet sich vor allem an die Knochenhaut und die Dornfortsätze der Wirbelsäule, undverursachtdieblaugrüneFarbe.BiliverdinistdienatürlicheVorstufedesBilirubins,desgelbenAbbau-produktes des roten Blutfarbstoffes, und besitzt kei-nerlei giftige Eigenschaften.Diese beiden Pigmentewerden auch bei blauen Flecken sichtbar, wie wir sie unsbeialltäglichenMissgeschickenzuziehen.

Hornhechte kommen in derNord- undOstsee,demMittelmeersowieandenKüstenvonFrankreich,Spanien, Portugal undMarokkovor.DerHornhecht(Belone belone), der auch Grünknochen genanntwird, zählt besonders auf der Insel Rügen zu einerlokalenSpezialität.DieAalmutter(Zoarces viviparus)findet sich in derOstsee und an der nordöstlichenAtlantikküste.

Meldung der Tierärztlichen Hochschule Hannover vom 3. April 2013

Hornhecht, der eine leuchtend grüne Knochenhaut sowie grün gefärbte Schuppen hat (v.l.n.r)

Fotos

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201350

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF BrandenburgJörg Hiller und Thorsten Wichmann – LMS Agrarberatung GmbHDr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Auf der Fortbildungsveranstaltung des Instituts für Fischerei (IfI) der Bayerischen Landesanstalt für

LandwirtschaftbegrüßtezunächstderInstitutsdirektor,Dr.HelmutWedekind,dieGäste.AnschließendsprachderLandratdesLandkreisesStarnberg,KarlRothseinGrußwort.EsstelltediegroßeBedeutungderFischereiimLandkreisheraus.In seinem Tätigkeitsbe-richt stellte Dr. Helmut Wedekind die For schungs-akti vi tä ten in den Arbeits-bereichen Karpfen- und Fo rel len teich wirtschaft sowie intensive Aquakul-tur anhandvondreiBeispie-len vor. • Ein Thema war die Ab-

leitungdesFettgehaltesvonKarpfenausderFettau-flageamRücken.DieZielsetzungwardieSucheei-neseinfachzumessendenParameters,dermitdemMuskelfettgehaltkorreliertist.DieUntersuchungenerbrachten einen guten Zusammenhang zwischen FettauflageundMuskelfettgehalt.

• Eine weitere Forschungsaktivität beschäftigte sich

mitdemEinsatzvonÖlpresskuchenfürdieHerstel-lung qualitativ hochwertiger Futtermittel zur nach-haltigenAufzuchtvonForellen.Ölpressrückständefallen inhohenMengenan.SiesindzudemsehrpreisgünstigundeinemöglicheAlternativezuFisch-mehl und -öl.

• DritterThemenschwerpunktwarenUntersuchungenzur Verbesserung des verwertbaren Ausschlach-tungsanteilsvonLachsforellenundderenBeeinflus-sungdurcheineverändertePhotoperiodik.LängereTagesperiodenvorderSchlachtungresp.Langtag-belichtungen führen zu einer geringeren Gonaden-masse und somit zu einem höheren verwertbaren Fischanteilundzwarzueiner5%höherenFiletaus-beute!

DievorgestelltenUntersuchungensindguteBeispielefür die Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Fi-schereiundderPraxis.

ImBereichFortbildungbesuchten367TeilnehmerdievomIfIangebotenenFachtagungen,611PersonennahmenanLehrgängenteilund331anFort-undWei-terbildungen. Staatliche Fischerprüfungenbesuchten9.970Teilnehmer.DieAbschlussprüfungenzumFischwirt bestanden 29 von 33 Teilnehmern, die

Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht – Starnberg, 15. und 16. Januar 2013

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T. W

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51Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/2013

PrüfungzumFischwirtschaftsmeister19von20.DasIfInahmanderGrünenWocheinBerlin,amzentralenLandwirtschaftsfestundamBayerischenGenussfestivalinMünchenteil.

Elisabeth Pröll, Bayerisches Staatsministeriumfür Ernährung Landwirtschaft und Forsten referiertezu Qualitätsregelungen der EU.DieBezeichnun-gen „FränkischerKarpfen“, „AischgründerKarpfen“dürfenals„GeschütztegeographischeAngabe“ver-wendetwerden.DasentsprechendeEU-Zeichenkannin Verbindung mit dem zugehörigen Herkunftsgebiet beantragtwerden.Der„OberpfälzerKarpfen“istbe-reitsgeschützt.Das Label schütztdieeingetragenenProduktemitwertsteigerndenElementen.NähereAn-gabensindunterwww.alp.bayern.denachzulesen.

WeiterhinsprachFrauPröllzurNovellierungdesBaugesetzbuches.HierzugingsieaufdieEinschrän-kungen der Privilegierung imAußenbereich bei ge-werblicherTierhaltungein.TraditionelleBetriebederKarpfen- und Forellenteichwirtschaft geltenweiterhinalslandwirtschaftlicheBetriebeundsindvondenEin-schränkungen nicht betroffen. IndustriemäßigeAnla-gen,wiez.B.dieShrimpszucht inKreislaufanlagen,gehörennichtzurLandwirtschaft.

DernächstePunktihresVortrageshattedasneueTiergesundheitsgesetz zum Inhalt. Dieses Gesetz löst das Tierseuchengesetz ab. Die Inhalte sind ähnlich wo-beiderSchwerpunktaufdieVorbeugungundErhal-tungderTiergesundheitgelegtwurde.Anzeigepflichtbesteht für den Tierhalter und für den zuständigen Tiergesundheitsdienst bei Ausbruch und Verdacht des Ausbruchs einer Tierseuche. Anwendungsbereich ist auch die Aquakultur.

AbschließendsprachPröllzurEnergiewende/Was-serkraft. ImZugeder Energiewendewird in Bayerneine „VollzugsbekanntmachungWasserkraft“ ähnlichdemWindkrafterlassetabliert.Zielistdie„ökologischeund umweltverträgliche“Wasserkraftnutzung.DieserEntwurf ist stark einseitig zu Gunsten der Wasserkraft aufgestellt.EssollkeinNeubauvonQuerverbauungenin bisher unverbauten Gewässern erfolgen. Aber, wel-cheFließgewässerenthaltenkeineQuerverbauungen!?

Dr. Franz Geldhauser referierte wie in jedem Jahr zu Themen aus der Fischereiverwaltung.

DerEFF(EuropäischerFischereifonds)läuft2013ausundwirddurchdenEMFF(EuropäischerMeeres-undFischereifonds)ersetzt. Interessant istdie Förde-rungvon InvestitionenundMaßnahmenzumSchutz

gegenwild lebendeRaub-tiere, zur Entschlammung und Direktvermarktung, zu Umweltleistungen und Fisch-wirtschaftsgebieten, für Ab-satz- undMarktstudien so-wie für die Verarbeitung/Vermarktung.

Nächster Punkt desReferentenwardieEU-Aal-schutzverordnung. Ein erster Durchführungsbericht wur-de2012abgegebenundistaufwww.portal-fischerei.de nachzulesen. Inhalte dieser Verordnung sind die Dokumentation des Fangaufwandes und die Aalfang- und -besatzmenge.Die ICES (InternationalCouncilfor theExplorationof theSea)hat für2013 festge-legt,dassallemenschlichbedingtenMortalitätendesAales (Fischen,Wasserkraft,Wasserverschmutzung)auf null zu fahren sind, bis eine Verbesserung des Aalbestandes eingetreten ist. In der Aquakulturstatistik sind, im Gegensatz zu den vorhergehenden Jahren, Differenzen aufgetreten.Diese sind der verschiede-nen Datenerhebungen geschuldet. Die Ergebnisse sind unter www.destatis.de einsehbar. Immer beach-ten: „Ein amtliches Ergebnis kann nicht in Abredegestelltwerden!“Aber amtliche Ergebnissemüssennicht immer richtig sein… Das Tierschutzgesetz und die Tierschutzversuchsverordnung wurde in folgendem Passus verändert: „Ein TierversuchKANNSchäden,Leiden,Schmerzenverursachen!“AllerdingsliegtkeinTierversuchvor,wennlediglicheineIdentifizierungderTieresichergestelltwird(Markierung).LautTierschutz-schlachtverordnungistprinzipielleinSachkundenach-weis für das Schlachten von Wirbeltieren erforderlich. Dies gilt nicht für Jagd und Angeln. Aufbewahren von Krebstieren auf Eis nur zur Abgabe an den Endver-brauchergestattet.DasTötenvonAalenohneBetäu-bungbestehtnunmehrohneBegrenzungderAnzahl.Das Gesetz enthält auch weitere hoch interessante Vorschriften,so istz.B.derKugelschussbeiFischenund Krebstieren nicht nur nicht vonnöten sondern so-garverboten!WiedereindrastischesBeispielfürab-surdeBürokratieinDeutschland.

Dr. Ulrike WastlhubervomBayerischenStaats-ministerium für Umwelt und Gesundheit referierte zum qualifizierten Dienst und zur Eigenkontrol-le der Aquakulturbetriebe. „QualifizierterDienst“ – damit sind Fachtierärzte für Fische,

Aus der Beratung

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Aus der Beratung

Tierärzte und sonstige von der zuständigen Behördebenannte Fachleute (z.B.Fischereimeister, Fischerei-ing.)mitzusätzlicherQuali-fizierunggemeint.Derqua-lifizierteDienst darf die Ei-genkontrollen nach § 7 der Fischseuchenverordnung durchführen. BetrieblicheEigenkontrollenerfolgenaufGrundderRisikobewer-tungdurchdenAmtstierarzteinbisdreimalproJahr.

Teilgeschlossene Kaltwasser-Kreislauf anlagen (TK) – Funktionsweise, Anwendungsbedingun-gen und Grenzen waren das Thema von Dr. Frank Rümmler.DasPrinzipderTKistseitca.vierzigJahrenbekannt. Die gegenwärtigen intensiveren Forschungsak-tivitäten sind den zukünftig geringeren Wassermengen fürdieForellenproduktiongeschuldet.TKarbeitenmiteinemWasserverbrauch von 0,1-0,15 l/s*t*a. Be-standteil der TK ist eine kontinuierliche Wasserförderung undBelüftung, oftmittelsHP-Förderer bewerkstelligt.BeiGrundwassereinsatzisteinewasserchemischeundseuchenbiologischeTrennungvonderfließendenWellemöglich. Die umweltneutrale Produktionssteigerungistun-terdiesenUmständenprinzi-piellmöglich.DieNachteileder TK sind hohe Energie-kosten, die Notwendigkeit des O2-Eintrages und der Wasseraufbereitung und die Grundwasserentnahmege-bühr. In TK sind zusätzliche Wasserparameterwiez.B.NH3,NO2 und Gassättigung zu überwachen. Die TK sindinDänemarkseit2004alsResultatrigoroserUm-weltauflagen sehr umfangreich etabliertworden. TKsind zumeist parallele Fließkanälemit Sedimentfalle,Nitrifikation undBelüftung.Der EnergieaufwandderTK beträgt 0,3 kg/KWh, der Wasserverbrauch 110-160 m3/kWh und ca. 2,1 kg Zuwachs. In TK besteht dieGefahrderStickstoffübersättigung.HP-Fördererbe-sitzeneinebegrenzteCO2 -Entgasungskapazität.DieBiofilter arbeiten imNormalfall sehr zuverlässig undohneÜberschreitungenbeiNH3undNO2.BeieinemSBVvon1mmolbleibtderpH-Wertrelativstabil.DiebesteNitrifikationsrate inForellen-TK istzwischen9,6

und12,6°Cfeststellbar.EinemechanischeReinigungdurch Schlammtrichter in TK ist oft nicht ausreichend. Unter Umständen ergibt sich die Notwendigkeit, Sieb-trommelfiltereinzusetzen.DerWasserwechsel/dinTKistkleiner1.EsergibtsichdieMöglichkeitderOptimie-rungderO2-Versorgung und der N2-Entgasung durch den Einsatz von schwimmenden Niederdruckbegasern. FindendieseEinsatz,istderAustauschderHP-BelüftersdurchPropellerpumpennotwendig.DannergebensichKosteneinsparunggegenüberdemHP-Förderereinsatz.DerReferentpräsentierteErgebnisseeinerTK-AnlageinWietzendorf. Ergebnisse können auf der Webseite des IfBheruntergeladenwerden.

Teichwirtschaft trifft Kreis lauftechnik, ge-mein sam profitieren oder Wettbewerb um Fördermittel. Zu diesem Thema referierte Dr. Gert Füllner aus Königswartha. Von der EU wird insbeson-deredieAquakultur (Karp-fen in Warmwasser und Salmoniden imKaltwasser) gefördert. Kreislaufanla-gen (teilgeschlossene undgeschlosseneKreislaufan-lagen),alstechnischeAquakulturanlagenbezeichnet,sind für landwirtschaftliche Betriebe, u.a. alsMittelzur Beantragung einer EU-Förderung von großemInteresse. Aquakultur in Sachsen ist traditionell die Karpfenteichwirtschaft.DieseistdurchSchutzgebiets-verordnungen, Schäden durch geschützte Tiere, KHV, steigende Kosten und zunehmenden Wassermangel durchdieVeränderungvonTeichzuflüssenrückläufig.DieWirtschaftlichkeitderSpeisekarpfenproduktionhatsich deshalb verschlechtert. Es ergibt sich deshalb ein grundlegenderWandelinUnternehmenderKarpfen-teichwirtschaft. Im Gegensatz zur Erzeugung einheimi-scherFischartensinddieTilapia-undClariasproduktionsteigend.EinerneuterBoomderKreislaufanlagen istinsbesondereinlandwirtschaftlichenBetriebenfeststell-bar, welche u. a. die kostenfreie Förderung von Grund-wasserundSubventionenüberdieKraft-Wärmekopp-lung inAnspruch nehmenwollen.Das EEGmacht‘smöglich. Landwirtschaftliche Betriebe mit Aquakul-turmüssen, imGegensatz zu konventioneller Land-wirtschaft, keine Grund wasser gebühr entrichten. Die Ökonomie in geschlossenen Kreislauf anlagen ist oftmals nicht gewährleistet. Clariasanlagen, kom-

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biniertmitBiogasanlagenkönnensehrwohlrentabelproduzieren.DieseAnlagenerbringenImpulsefürdieEntwicklungderAquakultur,dietraditionelleKarpfen-wirtschaft jedoch nicht. Aber Teichwirtschaft und tech-nischeAquakultur profitieren voneinander, z.B. überdieProduktionvonSatzfischenundKooperationinderVermarktung. Sie ergänzen sich auch in der Gastro-nomie. Die Förderung beider Aquakulturen ist deshalb sinnvoll und notwendig.

Dr. Albert Jagsch er-läuterte die österreichische Strategie Aquakultur 2020. Der Fischverbrauch in Österreich steigt, wäh-renddessen die österrei-chische Fischproduktionstagniert. Es besteht ein Handelsbilanzdefizit von 290 Mio. € im BereichFisch.DerzeitimportiertÖsterreich61.000t/a,davon1.000tForellenund300tKarpfenlebend.EinweitersteigenderKonsumwirderwartet.VerschiedeneMaß-nahmen wurden zur Förderung der Aquakultur durch dieösterreichischenBehördeninitiiert:

1.LeitlinienfürGenehmigungsverfahren,2.KompetenzzentrenfürAusbildung,BeratungundwissenschaftlicheBegleitung,

3.AusweitungderProduktionundneueStandorte,4.EMFFalsInstrumentderUmsetzungder

Strategie Aquakultur 2020.

Entscheidend ist was herauskommt. Fischkot lernt schwimmen. Unter diesem Thema referierte Dr. Alexander BrinkerzurErfassungsuspendierterFest-stoffeinderForellenaquakultur,wodiediemechani-scheReinigungmittelsSiebtechnikoderSedimentationerfolgt. Ziel der Untersuchungen war die Entwicklung funktioneller Futtermittel zur Sicherstellung einer hohen KotstabilitätundPartikelgröße.EineBinderzugabeer-höht die Kotkonsistenz.Die Partikelwerden größerund halten dieNährstoffe besser zurück.Auch dieKotdichteistfürdieReinigungdesProduktionswassersvonentscheidenderBedeutung.Fischkot istschwererals Wasser. Er verliert an Dichte je länger er im Was-serverweilt.Zusatzstoffe,wiez.B.Korkpartikel,ver-ringern die Dichte des Kots, der dann aufschwimmt. Eswurdenunmehruntersucht,obTrommelfilteroderOberflächenabscheiderKoteffektiverausdemWasser

entnehmen.DurchdenOberflächenabscheiderwurde44%entnommen.TrommelfilterhabeneinegeringereEffizienzalsOberflächenabscheider.DieAmmoniak-konzentration ist bei Fütterung mit korkhaltigem Futter deutlich geringer als bei konven tionellen Futtermitteln, dadieNitrifikationsfilterwenigerbelastetsind.

Der Fischzüchter Werner RufsprachüberMög-lichkeiten der alternativen Energiegewinnung in Aquakulturbetrieben – ein Bericht aus der Praxis.ErerläuterteseineBestrebung,dieverbrauchteundselbstproduzierteEnergie insGleichgewichtzubringen. Er installierte z.B. eine Kleinwasserkraft-anlageimZulaufzuseinenForellenrinnen.NachRufentsprechen100l/secbei1mGefälleeinerDauer-leistung von 1 kW. Sein Wasserkraftwerk am An-schluss der Anlage erzeugt bis 37 kW, 20.000 kWh/a bei 2,4 m Gefälle. Dieser Strom wird mit 9,8 Cent ver-gütet. Hinzugekaufter Strom hingegen kostet 21 Cent. DesWeiterenerfolgtederBaueinerÜberdachungderbestehenden Fließkanäle. DieÜberdachungsflächewurde zur Installation einer Photovoltaikanlage ge-nutzt.JeStundekönnendortbiszu410kWproduziertwerden.Dies entspricht einer Jahresproduktion über400.000 kWh bei einer Vergütung von 25 Cent. Die Amortisationszeit der Anlage beträgt 15 Jahre. Ein positiverNebeneffektbestehtinderBeschattungderFließkanälebeigleichzeitigemVogelschutz.DieFischestehen ruhiger und das Algenwachstum ist reduziert.

Dr. Reinhard Reiter vom IfI stellte die Preisent-wicklung und Wirtschaftlichkeit in der Forellen-produktion dar. Erhoben wurden die Daten in 34 produzierendenBetrieben in Bayern. 47 Fischartenbzw.-produkteerbrachten111Preise.DieKernaussa-geunzähligerProdukt-undKostenangabenwar,dassdieErzeugerpreiseübereinenZeitraumvon10Jahrennursehrmoderat,dieKostenjedochunverhältnismäßigstark angestiegen sind. Die Einnahmen decken kaum noch die Ausgaben. Deckungsbeiträge wurden ermit-telt.EsexistierteineinteraktiveOnline-AnwendungaufderHomepagedes Landesamtes für Landwirtschaftzur Kalkulation von Deckungsbeiträgen bei der her-kömmlichen Forellenteichwirtschaft.

Dr. Hermann Bayerle widmete sich zu Beginndes 2. Tages dem aktuellen Stand bei Aus- und Weiterbildung in der Binnenfischerei. Er verwies aufdiehoheBereitschaftBayerischerFischerei-betriebe, Lehrlinge undMeister auszubilden.

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BundesweitgibtesmitStarnberg,KönigswarthaundAalbaumdreiAusbildungsstandortefürBinnenfische-reiundAquakultur.Allerdingsexistierenunterschied-licheRahmenlehrpläneundStundenaufteilungen(An-merkungderAutoren:wiedereinmaleinBeispielfürunsinnigeUnterschiededurchdieumstritteneLänder-hoheitbeiderBildung).AllenStandortengemeinsamist,dassdieLehrlingszahlenseiteinigenJahrensinken.Allerdings konnteDr. Bayerle nicht darüber aufklä-ren, worin die Ursache für eine solche Entwicklung liegen. Infrage kämenbeispielsweise die sinkendenJahrgangsstärken von Schulabgängern, Sättigung oderAbsenkungdesBedarfesanFacharbeiternundMeistern in der Fischerei, sinkendeAttraktivität desBerufsbildes im Vergleich zu lukrativeren Branchenoder auch zufällige Schwankungen über mehrere Jah-re. Die berufsbildenden Einrichtungen für Fischerei in Deutschland werden sich an diese neue Situation anpassenmüssen.

Prof. Carsten Schulz referierte im Anschluss über den Einsatz von Bruchkorn in der Karpfenerzeu-gung. Das Thema wurde zusammen mit MichaelBothstedebearbeitet,einemÖkoteichwirt aus Schles-wig-Holstein. Futtermittel für Bio-Fisch ist sehr teuer,daimFallevonGetreideaufökologischzertifiziertepflanzliche Rohstoffe zurückgegriffenwerdenmuss.DarausentstehenhöhereKostenvoralleminderKarp-fenteichwirtschaft.BruchkornisteinAbfallproduktderGetreideherstellung und –lagerung, welches bei me-chanischen Reinigungsarbeiten anfällt. Bis zu30%desGetreideertrageskönnenzuBruchkornwerden.NatürlichmussBruchkornfürBio-Fischauchauszertifi-zierterErzeugungstammen.Esist30–50%günstigeralsvollesKorn.InfolgevonInsektenfraßweistBruch-korn einen höheren Proteingehalt auf, da natürlichauchInsektenundderenBrutmitverfüttertwerden.InzweiVersuchenwurdeBio-BruchkorngegenBio-Ge-treideund-MischfutterfürKarpfengetestet.Ineinemreinen Laborversuchwurden dazu bei den beidenGetreidegruppenChironomiden hinzugegeben, diedie Nährtieraufnahme im Teich simulierten, während MischfutterbereitsentsprechendeInhaltsstoffebesitzt.EskonntenkeinesignifikantenUnterschiedebeiden

drei Futtermitteln festgestellt werden. Ein weiterer Ver-such wurde in Netzgehegen durchgeführt, die sich ineinemBio-Teichbefanden.ZumEinsatzkamennurdie beidenGetreidefutter ohne Zumischung. LeiderwardieVersuchsanordnungnichtzweckmäßiggenuggewählt,denndurchdenmangelndenBodenkontaktderFischeimNetzgehegewerdendieBedingungeneines Teiches nur unzureichend abgebildet. Dennoch zeigten sich auch hier keine Unterschiede zwischen beiden Getreidevarianten.

Dr. Gabriele Kluxen von der Regierung Mit-telfranken erläuterte eine Pilot studie zum Ab-schuss von Kormoranen in Schutzgebieten. Diese Studie wurde im traditionel-len Karpfengebiet Aisch-grund durchgeführt, wo es rund 7.000 Einzelteiche mit einerDurchschnittsgröße von0,42 ha gibt. SiebenTeichgruppensinddortalsEU-Vogelschutzgebieteaus-gewiesen. Im Aischgrund ist der Abschuss vom 16.08. bis14.03.(max.31.03.)ingeschütztenBereichmög-lich.Ausgenommen sindNSG, SPA undbefriedeteBezirke,außerhalbSchutzgebietebiszum30.04.DiePilotstudie sollte dreiAspekte klären:Auswirkungenauf die Kormoranbestände, auf die Teichwirtschaft sowie auf Ziel-Vogelarten. Die Kormoranvergrämung in den Schutzgebieten wurde zeitlich und hinsichtlich Intensität genau festgelegt. Viele Teichdämme durften beispielsweiseinderJagdzeitnichtbetretenwerden.AufdieKormoranpopulationinBayernhattedieMaß-nahmekeinenEinfluss,dieVögelverteilensichundesgibt nachfolgend kleinere Kolonien. Für die Teichwirt-schaft ergibt sich durch denBeschuss einemassiveVerbesserung der Situation. Statt Verlusten von über 67bisüber80%wurdennunmehrwieder„normale“Wertemit10bis25%erreicht.Sehrinteressantwardie Aussage, dass es keinerlei negative Auswirkungen auf andere Zielarten der Vogelwelt gibt! Im Gegenteil: BeiArtenwiedemPurpurreiherwurdeeinesignifikanteBestandserhöhung festgestellt.Offenbar leidenaucheinige geschützte Vogelarten auf nicht näher beschrie-bene Weise am Komoranaufkommen, nicht jedoch anBejagung und Fischerei. EineWeiterführungderArbeitenistgeplant.

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Das Thema Zander-auf zucht in Warm was-ser kreis laufanlagen prä-sentierte Andreas Han-sen von der Fischaufzucht DrellborgGmbH&Co.KGausOstenfeld (Schleswig-Holstein). Basis seinerUn-ternehmensidee war ein ungenutztes Stallgebäude unddieErrichtungderBiogasanlageeinesNachbarn2008.InderFirmaF+MAnlagenbauSoltaufandereinen Anbieter modularer Kreislaufanlagen. Nach der ÜberwindungvonProblemenzurFinanzierungdurcheineBankundzurUmnutzungsgenehmigunginsbeson-dere durch die Wasserbehörde begann vor 2 Jahren dieProduktion.DiegeplanteProduktionshöheliegtbei25tin10Modulen.20tsindjedochalsrealistischerzuerachten.TrockenfutteradaptierteSetzlingemit10gStückmassekosten1,20€/kg,dasFutter1,50€/kg.Der FQbeträgt ca.1,0kg/kg.DasAnlagenwasserwirdeinmalproStundeumgewälztundzu5Volumen-prozenttäglichausgetauscht.DieWassertemperaturimSystembeträgt21–23°Cundwirdausschließlichüber die Raumluft konstant gehalten.Der Stromver-brauch liegt bei 90.000KWh/aproModul (0,22€/kWh)undderWärmeverbrauchbei5–10kWh/tProduktion.DieWärmelieferungwirdnicht vergütet.Als Erzeugergemeinschaft wurde 2010 die NDF GmbH&Co.KGgegründet.Sievereint6Produzen-ten und wickelt Ein- und Verkauf gemeinsam ab. Ziel sindinsgesamt100t/aProduktion.HerrHansenhältjedoch zukünftig 300-500 t/a für wirtschaftlich erfor-derlich. Noch dominiert wegen der aktuell geringen

undunregelmäßiganfallendenProduktionsmengedieDirektvermarktung.DerHandelvergleichtdasProduktmitTK-WareundderenPreis.BeidenProduktionskos-tenrechnetHansenmitca.9€prokgundkalkuliert≥10€/kgerforderlichenErlös.AuchinseinerAnlagewurde eineWachstumsdepression ab 600–800gStückmasse registriert. Eswerden 15MonateAuf-zuchtzeit vom trockenfutter-adaptiertenSetzlingzum1-kg-Fischbenötigt.AbschließendbemerkteHerrHan-sen, dass die Anlagentechnik noch nicht ausgereift sei. Er wolle noch die Sortierung, Handling sowie die FütterungoptimierenunddieWasserumwälzungver-doppeln.

Auslöser von Kie-men problemen stell t Thomas Weismann vom Bundesamt fürWasserwirt-schaft, Institut für Gewässer-ökologie, Fischereibiologie undSeenkunde,Mondsee,Österreich in einer Über-sicht dar. Er stellte den histologischen Aufbau der Kiemen vor und erläuterte ihre Funktionen anhand von Fotos und anschaulicher Zeichnungen. Darauf aufbau-end beschrieb er die Auswirkungen von Entzündungen auf das Kiemengewebe. Er brachte eine detaillierte Dokumentation der durch umwelt- und infektionsbe-dingte Ursachen klinisch veränderten Kiemen mit Hilfe makro- undmikroskopisch-fotografischerDarstellung.WeismannistnebenHochwartnerundLicekMitautordessehranschaulichenBuchesausdemLeopoldSto-ckerVerlag:„DasABCderFischkrankheiten.Erklären.Erkennen.Behandeln.“

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24. Fischereitagung des Sachverständigenkuratoriums – Fulda, 4./5. März 2013

Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – LMS Agrarberatung GmbH Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

DieBegrüßungderTeilnehmerder24.SVK-Tagungerfolgte durch Dr. Kurt Seifert. Anschließend referierteAlexander Blank von

denEnBWKraftwerkeAGStuttgartzueinemneuar-tigen Fischschutzkonzept im Rheinhafendampf-kraftwerk Karlsruhe. Diese Maßnahmen zumSchutz der Fische sind in ihrer Kombination neuar-tig.DasKohlekraftwerkmit einer Leistung von912MWhat einenKühlwasserbedarf von27m3/s. Für dieSchutzmaßnahmenimKraftwerkwurdenfolgendeBestandteilegefordert:1.eineSohlschwelleanderMündungdesEntnahme-kanals von0,8mHöhezumSchutzvonBarben,GroppenundAalen.

2. die Aufweitung des Kühlwasserentnahmekanals zur MinimierungderFließgeschwindigkeitenund

3.eineRhein-naheelektrischeFischscheuchanlage,dieauchgrößereFischegrundsätzlichamEinschwim-men hindert.

DerFischschutzimBereichderKühlwasserreinigungsolltemit einemGrobrechen (Stabweite 8-10 cm),einembeweglichen Siebsystem (Maschenweite 10mm) und einer Siebbandanlage mit Fischbecher,einem Fischrückführungssystem und einemMonito-ringprogramm realisiert werden. Eine Aufweitungdes Kühlwasserentnahmekanals stellte sich als nicht machbar heraus, die elektrische Fischscheuchanla-ge war aus sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich. Im Zuge der Umsetzung werden folgenden Anlagen realisiert: rotierende Horizontalrechen mit zwölfRechentrommeln.DieseweisenFischeabundstellen eine Verhaltensbarriere auch für kleine Fische dar.Organische Bestandteile einschließlich daranhaftendenMakrozoobenthosverbleibenimFluss.Si-cherheitsbedenken bestehen nicht mehr und eine Auf-weitung des Entnahmekanals ist ebenfalls nicht mehr notwendig. Die Kühlwasserreinigung erfolgt mittels 10mmSiebbandmaschinemitdruckfreierAbspülung,Fischbechern und vorgeschalteter Fischbetäubung, gefolgt von einer 1 mm Siebbandmaschine mit eben-

fallsdruckfreierAbspülung,Fischbechern,Fischrück-führungimglattwandigenRohrundberührungsfreienAbstürzen. Am Ende der Fischrückführung befindetsich einMonitoringschacht. Erste Ergebnisse diesesinteressanten „Großversuches“ sindbis Ende2014zuerwarten.Esbleibtzuhoffen,dassdieseneuartigeKombinationvonFischschutzmaßnahmenvonErfolggekrönt ist.

Dr. Damien Sonny, ProFish Belgien undDr. Marc Schmidt von der LFV Hydroakustik GmbHMünster stelltenUntersuchungen zu Infraschall-Fisch-Scheuchanlagen, insbesondere bei kleinen Fi-schen,understeResultateimPraxistestvor.DerFisch-schutz mittels Ultraschall stellt einen völlig neuen Weg dar. Infraschall oder auch Infrasound sind geringe Frequenzen kleiner 20 Hz. Diese Frequenzen wer-den durch Fische über die Seitenlinie wahrgenommen. Eine Infraschallanlage wurde im Einlaufbereich einer Kühlwasserentnahmestelle in drei Frequenzbereichen aufihreScheuchwirkunguntersucht.ZurBeobachtungundDokumentationderScheucheffektewurdeeinDID-SON-Sonar (Dual Frequency IDentification SONar)verwendet. Alle drei Infraschallfrequenzen belegten einenhochsignifikantenScheucheffekt.DieArt-undGrößenselektivität bedarf jedoch nochweiterer For-schungen.ImMittelbetrugdieEffizienz72%.InKom-bination mit einer elektrischen Scheuchanlage wird ein verbesserter Fischschutz erwartet.

Den Weg zur funktionsfähigen Niedervolt-Fisch-Scheuchanlage erläuterte Oliver Haupt von derEnBWKraftwerkeAGStuttgart.Der Fischschutzan Wasserentnahmestellen ist mit heutigem Stand der Technik nur mit hohem technischem Aufwand möglich. Verhaltensbarrieren sollten möglichst viele Fischarten undGrößenklassen zuverlässig zurückhalten, leitenundkeinenegativenEffekteaufdie Fischebesitzen.In Freilandversuchen konnten beiCypriniden, Perci-denundSalmonidenRückhalteratenvonbiszu73%erzielt werden. Aale hingegen wiesen sehr schlechteRückhalteratenauf.ImKKWPhilipps-

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burg wurden Untersuchungen zum Einsatz verschie-denen Fischscheuchvarianten in einer Versuchsanlage getestet. Diese vereinigen variable elektrische Felder mitLichtscheuchanlagen(Stroboskope).DieScheuch-und Leitwirkung der Einrichtung,welche anAalen,LachssmoltenundRegenbogenforellengeprüftwurde,erwies sichals sehr unterschiedlich effektiv.Auch indiesen Versuchen waren Aale, im Gegensatz zu den beiden anderen Fischarten, kaum zu bändigen. Als Fazit aus den Versuchen wollen die Autoren das Funk-tionsprinzipgrundlegendverändern.WirsindaufdieErgebnissegespannt.

In einem kaum verständlichen Vortrag stellte Herr Dr. Oliveira die Abschätzung des Migrationsver-haltens von Silberaalen dar. Sinn und Ergebnis der Ausführungen blieben unklar.

Dr. Dirk Hübner(Marburg)undDr. Reinhard Hassinger (Kassel)stelltendieFunktionskontrolle eines neuartigen Aalabstiegs mit unterschiedli-cher Einstiegsanordnungvor.DieReferenteninfor-mierten sowohl über Laboruntersuchungenals auchüber erste Freilandergebnisse. Obwohl Aale einegeringe Sehleistung besitzen, verfolgen sie bei ihren Wanderungen doch Strukturen in den Gewässern. Sie wandern im Allgemeinen grundnah. Im vorliegenden ProjektwurdendenAalenBorstenriegelalsgrundnaheStrukturen vor den Kraftwerksrechen angeboten, die diese annahmen. Diese Strukturen laden die Aale zum Verweilen ein, verringern die grundnahe Strömungs-geschwindigkeitundverminderndasRisikoderVerlet-zung der Tiere am Kraftwerksrechen. Ein ebenerdiges SammelrohrmitEinlassöffnungennimmtdiewander-willigenAaleauf.SiewerdendannübereinRohramKraftwerksrechen und der Turbine vorbei sicher in das Unterwasser geleitet. Die Aale folgen jedoch nicht dem einströmenden Wasser. Führungsstrukturen sind fürdieabwanderungswilligenAalevonweitausgröße-rerBedeutungalsdieStrömung.NachInstallationvonFührungsrauten und ebenflächigen Leitrampenwur-dendieEinstiegslöchervondenAalenakzeptiert.BeidieserLeitvariantebetrugderDurchwanderungsgrad83%, bei abgewinkelten Rohren konnte derDurch-wanderungsgradauf90%gesteigertwerden.Wirddie Stabweite der Kraftwerksrechen auf 12,5 mm re-duziert, wird die Turbinenanlage nicht mehr von den AalenpassiertundVerlustenahezuvermieden.SiebenWasserkraftanlagen wurden mit der Aalwanderhilfe ausgestattet. Die Untersuchungen dauern noch an.

Christian von Landwüst berichtete in seinem Vor-trag über Fischzählung an Fischaufstiegsanlagen nach dem Stand von Wissenschaft und Technik: Erfahrungen mit dem VAKI-Counter von Tests mit ProduktenderisländischenFirmaVAKI.DerAutorbe-fasstsichderzeitmitderDurchgängigkeitsprüfungvonFischaufstiegsanlagen.FürdieseoftmalsgrößerenBau-werke liegen noch keine Erfahrungen nach Stand der Technikvor.BisherwurdenvorallemReusenzurKon-trolle verwendet. Sowohl der Aufenthalt der Fische in derReuse,alsauchdasnachfolgendeHandlingbeimZählenundWiegenstellenjedocheinehoheBelastungfür die Fische dar. Insofern gilt es nach Alternativen zusuchen.DerVAKI-Counter,korrekt„RiverwatchFishCounter“, lässt sich flexibel in unterschiedliche Fisch-aufstiege einbauen. Er vereint Infra rot scanner und Videoaufzeichnung. Der Infrarotscanner besteht aus zwei gegenüber liegenden Platten. Von einer Plattewerden50Hz IR-Strahlenausgesendetundvonderanderen Platte detektiert. Ein PC-Programm setzt dieSignale zu einer Fischsilhouette zusammen und ergänzt umweitereDaten.Währendder IR-Scanner bereitsgute Zählergebnisse erbringt, kann mittels Videotechnik genauer auf die Fischart geschlossen werden, denn diesewirdunmittelbarvomIR-Scannerausgelöst.DenScanergebnissenwurden ReusenuntersuchungenalsKontrolle gegenübergestellt. Das System erwies sich als sehr robustgegenverschiedeneUmwelteinflüsseundwesentlichwenigerwartungsaufwändigals Reusen.Starke Wassertrübung ermöglicht zwar ein Erfassen per IR, verschlechtert jedochdieoptischeArtbestim-mung. Des Weiteren können Fische nur ab einer Kör-perlängevon15cmundeinerKörperhöhevon2cmsicher detektiertwerden. Problemebei der Zählungbereiten Fischschwärme, insbesondere wenn sie aus kleinerenExemplarenbestehen.BeidenTestswurdenmeistmehr Fische indenReusennachgewiesen.Mitdem Scanner konnten interessante Verhaltensweisen beimFischaufstiegbeobachtetwerden.DerpersonelleAufwandderoptischenErkennungwarerheblich.Letzt-endlich erwies sich der VAKI-Scanner für ausgewählte Aufgabenstellungen, nicht jedoch für generelle Funkti-onstestsalsbrauchbar.MitHilfevonNachtsichttechnikoderSplibeamsollen indenkommenden JahrendieNachweismöglichkeiten vor allem des Videosystems weiter getestet werden.

Gerald Zauner ging bei seinem Thema Fischökologische Revitalisierungsmaßnah-

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men an der Donau unter Berücksichtigung des Neozoenproblems – von der Planung zur Er-folgskontrolle von einem Vergleich der Fischökologie an der österreichischen Donau vor einigen Jahrzehnten undheuteaus.DurchverschiedenetechnischeMaß-nahmendesFlussverbaus,erhöhtenSchiffsverkehrundverstärkte,anthropogenbedingteNutzungenhatsichder Fischbestand des Flusses drastisch gewandelt. Viele dieserVeränderungen sind nicht ohnegroßenAufwand zu ändern oder eine Änderung ist derzeit nicht gewünscht.Als besonders drastisches Problemstellt sich jedoch das massenhafte Auftreten von Neo-zoen, vor allem der Gattung Neogobius, dar. Diese NeozoenwurdenoffenbarmitderSchifffahrteinge-schlepptundvermehrtensichexplosionsartig.Konkur-renz-undPrädationsprobleme für teilweise gefährdete, heimische Arten sind sehr wahrscheinlich. Im Zuge derUmsetzung derWRRLwurde dieWachau, einDonauteilstückbei Rührsdorf, renaturiert.DieseStre-ckewardurchUfergestaltunginFormvonBlockwurfundSchotter stark degradiert.MitHilfe historischerKartenwurdengroßeTeiledesAltlaufes, InselnundNebenarme wieder hergestellt. Dabei wurde das be-nötigteMaterialvorOrtentnommenunddauerhaftsoeingebracht, dass stabile Strukturen entstanden. Allein 800.000 m³ Kiesstrukturen wurden geschüttet. Die Analyse des Fischbestandes erbrachte, dass autoch-thoneArtenprofitierenundnichtnurrheophileFische.Auch oligorheophile, indifferente sowie auch limno-phileFischartensindwiederverstärktindenberuhigtenNebengewässernanzutreffen,währendderAnteilderNeozoenklarreduziertwar.BesondersdeutlichwardieseEntwicklunganderLeitfischartNasefestzustel-len. Neozoen dominieren zwar weiterhin und auch in den neuen Lebensräumen, allerdings nimmt ihreAbundanz zugunsten anderer Arten merklich ab. Das BeispielausÖsterreichbelegt,wiemandurchStruktur-güteverbesserung erfolgreich Fischartenschutz betrei-benunddasNeozoenproblemzumindestverringernkann. Ein vollständiges Zurückdrängen der Neozoen ist damit jedoch nicht möglich.

Stephan Hüsgen und Dr. Frank Hartmann berichteten im Anschluss über Methoden der Ab-flussermittlung in Gerinnen und kleinen Gewäs-sern für den Fischereisachverständigen. Dieser Grundsatzvortrag beschäftigte sich mit den einzelnen infragekommendenVerfahren.DiessindbeiDurchflus-sermittlungüberdieQuerschnittsflächeunddiemittlere

FließgeschwindigkeitdieMessungenmitdemMessflü-gel, dem akustischen Verfahren und dem magnetisch induktiven Verfahren. Bei Durchflussermittlung überdieQuerschnittsfläche undmittlere -geschwindigkeitkommenmobileUltraschall-Doppler-Geräte unddasTracerverfahren mit 1- oder 4-Sondenmessung zum Einsatz. Die einzelnen Verfahren und Geräte wurden mit ihrenVor-undNachteilenbetrachtet.Messflügelsinddorteinsetzbar,wogleichmäßigeWasserprofileundeinegleichmäßigeStrömungssituationvorliegen.BeimakustischenVerfahrenwirddasDopplerprinzipgenutzt.Auch hier sindgleichmäßigeWasserprofileundeinegleichmäßigeStrömungssituationVorausset-zung.Beimmagnetisch-induktivenVerfahrenwirdeinErgebnismitHilfevonMagnetfeldmessungenerzielt.Bevorzugt kann diese Technik in stark verkrauteten,auchstarksalzhaltigenbzw.sehrlangsamfließendenGewässern eingesetzt werden.Mobile Ultraschall-Doppler-Gerätekommenbesonders ingrößerenGe-wässern zumEinsatz. Beim TracerverfahrenwerdenFarbstoffeoderKochsalzalsTracergenutztundnacheinerdefiniertenStreckenlängemitSondenmessgerä-ten erfasst. Im Vergleich weichen die Ergebnisse der einzelnen Verfahren mitunter deutlich voneinander ab, da verschiedene Verfahren nach den vorherrschenden BedingungenvorOrtoftnurbedingtanwendbarsind.DieHerausforderungist,fürdenjeweiligenMesspunktdas geeignete Verfahren zu finden. Dafür wurdenEmpfehlungen präsentiert, unterwelchen Bedingun-äsentiert, unterwelchen Bedingun-sentiert, unterwelchen Bedingun-gen welches Verfahren mehr oder weniger geeignet ist.Obgleich häufig praktiziert, reicht es nicht aus,nurmitdemMessflügelzuarbeiten.Diesesindz.B.für Fischwanderhilfen oder bei gewissen Turbulenzen ungeeignet.

Dr. Uwe Brämick, Direktor des Institutes für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow (IfB) referierte zumThema Ansatz zur Bewertung und Quantifizie-rung von fischereilichen Schäden durch wasser-bauliche Anlagen in Seen. Ausgehend von viel-fältigenNutzungskonfliktenanGewässerntretenbeibaulichen Eingriffen regelmäßig Beeinträchtigungensowohlder FaunaundFlora,alsauchderfischerei-lichen und anglerischen Nutzungsmöglichkeiten auf. Klassisch für solcheKonflikte sind Stege, Steganla-gen,Marinas,aberauchAnlagenzurenergetischenWassernutzung. Höchstrichterlich und grundsätzlich wurdeeinAnspruchgegenBetreiberbzw. Er-richter solcherAnlagen vomBGH festgestellt.

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DieProblematikbeinhaltetdennocheinenkonkretenSchadensnachweisunddessenmonetäreBewertung.Für Schadensverhütung und Entschädigungen sieht das BrandenburgischeFischereigesetzgeeigneteRegulari-envor,diez.B.inMecklenburg-VorpommernnichtinausreichenderWeisebestimmtwurden.SoistinBran-denburg keine Erheblichkeitsschwelle zu überschreiten, um eine Entschädigung zu erlangen. Da in diesem BundeslanddieHöheder Entschädigungen imRah-menöffentlich-rechtlicherVerfahren imWesentlichendurch behördliche Entscheidungen festgelegt werden soll, bot sich an, hierfür eine Schadensermittlung zu fixieren.Dr.Brämick stelltediesedar.Ausgegangenwirddavon, dass bei Bauten insbesondereder Lito-ralbereichbetroffenist,derwiederumzu63bis94%z.B. fürdenRaubfischertragdesGesamtgewässersverantwortlich zeichnet. Insofern wird, auf verschie-denste Untersuchungen gestützt, angenommen, dass auch eine einzelne Steganlage, die für sich genommen kaumnachweisbareBeeinträchtigungenverursachenwürde, inderKombinationmitanderenEingriffen indas Seelitoral zu einer Zustandsverschlechterung führt. Grundsätzlich lassen sich die entstandenen Schäden in dieKategorien:EntzugderNutzungsfläche,Einschrän-kung der Fangausübung, Einschränkung der Ertrags-fähigkeit, Einschränkung der Angelkartenerträge und ökologischeSchädeneingruppieren.DerAutorschlägteine Formellösung vor und erläuterte die einzelnen Faktoren:

Fischereischaden=beeinträchtigteFlächexNutzungsfaktorxfinanziellerLitoralertrag+beeinträchtigteFlächexAngelkartenzahlxAngelkartenpreis.GleichzeitigwurdeeineBeispielrechnungvorge-

stellt,diezueinemWertvon0,17€ jem² und Jahr führte. In der anschließendenDiskussionwurdedergrundsätzlicheAnsatzalsdurchausvielversprechendgewürdigt. Dennoch wiesen verschiedene Gutachter auf methodische Schwächen hin, die zu nicht nachvoll-chen hin, die zu nicht nachvoll-ziehbaren Ergebnissen führen werden. Insbesondere wurdeaufmöglicheDoppelentschädigung,sowieaufformelbedingt überhöhte Ergebnisse hingewiesen. Es wurde ferner diskutiert, dass möglicherweise doch im-mer der Einzelfall betrachtet werden müsse, um ein korrektes Ergebnis zu erzielen, man also mit einem Formelwerk scheitern könne. Aus Österreich wurde

dagegen bestätigt, dass mit einem ähnlichen Ansatz sehr gute Erfahrungen gemacht wurden und seit eini-genJahrenEntschädigungsfragenaufdieserBasisundnicht mehr gerichtlich geklärt werden müssen.

Der abschließende Vortrag vonKlaus Müller-Pfannenstiel und Dr. Kurt Seifert betrachtete die Umwelthaftung nach dem Umweltschadensge-setz: Fachrechtliche Grundlagen und Praxisbei-spiele für Schadensermittlung und Sanierungs-planung in den Bereichen Naturschutz, Fisch- und Gewässerökologie. Umweltschäden im Sinne des Umweltschadensgesetzes sind Schädigungen von Gewässern,desBodensundSchädigungenvonArtenundnatürlichenLebensräumen.DerletztePunktdeutetschondiegroßeNähezudenAnhängenderFFH-undVogelschutz-Richtliniean.DamitwirdderSchutzvonArtenundLebensräumen indirektauchaufSchädenaußerhalbeigentlicherFFH-Gebieteausgedehnt.Zen-tralerAnknüpfungsbereich fürUmwelthaftung ist diesog.„beruflicheTätigkeit“,eineTätigkeit imRahmeneiner wirtschaftlichen Tätig keit, einer Geschäftstätigkeit odereinesUnternehmens,unabhängigobsieprivat,öffentlichundmitoderohneErwerbscharakterausge-übt wird. Es gibt ver schuldens unabhängige Haftung und Verschuldenshaftung. Voraus setzung ist in jedem Fall die unmittelbare Verursachung der Handlung, die die zuständige Behörde nachweisenmuss. Für denSachverständigen, sofern ein solcher eingeschaltet wird, ergeben sich folgende Arbeitsschritte: Erfassung desaktuellenSchadenszustandes, rückblickendeBe-urteilung des Ausgangszustandes des betroffenenBereiches, Ermittlung der Beeinträchtigungen derAusgangssituationdurchdasEreignisundBewertungder Erheblichkeit der nachteiligen Veränderungen. Es besteht eine Sanierungspflicht beiUmweltschäden!UnterschiedenwerdendreiSanierungsformen.Diepri-märe Sanierung zielt darauf ab, den Ausgangszustand wieder herzustellen. Ist dies nicht möglich, so werden im Zuge einer ergänzenden Sanierung gleichartige oder gleichwertige Ersatzlebensräume geschaffen.Ausgleichssanierungen hingegen kompensieren zwi-schenzeitlicheinenRessourcenverlust,wenneineRege-nerationnurlängerfristigmöglichwird.AbschließendwurdenmethodischeHinweise anhand eines prakti-schenBeispielsgegeben.

Aus der Beratung

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201360

Aus der Beratung

Zum jährlichen Fachtag Fischerei hatte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirt-schaft und Geologie (LfULG) auch 2013 wieder nach Königswartha eingeladen.

In seiner Begrüßungsrede hob Dr. Uwe Bergfeld, Abteilungsleiter „Tierische Erzeugnisse“imLfULG,dieErfolge,z.B.desKHV-Tilgungspro-gramms, hervor, wies aber auch auf zunehmende wirtschaftliche Probleme in der Karpfenauf-zuchthin.BesondersderAbsatzvonSpeisekarpfenstelltdieProduzentenvorneueHerausforderungen.Ergänzend zur klassischen Karpfenteichwirtschaftwird deshalb auf innovative ProjektewieAufzuchtvon Tilapia undClarias in Kreislaufanlagen sowiedieKopplungandieLandwirtschaftorientiert.Erfah-rungsgemäßgehtdies jedochnachAuffassungderAutoren an den Fischereibetrieben vorbei.

Ulrike Weniger, Sächsisches Staatsministeri-um für Umwelt und Landwirtschaft, unterstrich ihreBegrüßungsworte mit Zahlen und Fakten. So wurden in 2012 erstmals wieder mehr als 2.000 t Speisekarpfen produziert. Ein Grund dafür sindersteErfolgedesKHV-Tilgungsprogramms,andemmomentan 25 Teichwirtschaften teilnehmen. In den 8 Kreislaufanlagen wurden insgesamt 20,4 t Stör, 82,5tKarpfen,168tClariasund14,7tTilapiaauf-gezogen. Die Salmonidenproduktion dürfte 2012mit etwa 390 t wieder das Niveau von 2011 erreicht haben.Problematisch fürAquakulturbetriebe istdieÄnderung der Bio-Abfallverordnung, die seit dem1.Mai 2012 in Kraft ist und dasAusbringen vonFischteich- und Filterschlamm ohne vorherige weite-reBehandlungerlaubt,allerdingsunterBerücksich-tigung der Düngemittelverordnung, nach welcher Teichschlamm nicht als Düngemittel gilt. Die Schwie-rigkeit ergibt sich aus Zinkverbindungen welche als Antioxidantien inMischfuttermitteln eingesetztwer-den und im Schlamm nach Akkumulation zur Grenz-wertüberschreitung führen und nachfolgend eine

Ausbringung unmöglich machen. Die Änderung der Tierschutzschlachtverordnung regelt die Betäubungund Tötung von Fischen, ist aber noch nicht für jede Artpraxistauglich.HierwerdenweitereÄnderungeninsbesondere hinsichtlich der Tötung von Krebsen und WarmwasserfischenwieClariasangestrebt.

Dr. Gert Füllner, LfULG,berichteteüber seineArbeit, zu der auch die Ausgabe von Fischerei-schei nen gehört. Auf diesem Gebiet gab es im letz-ten Jahr Änderungen. Die Fischereischeine sind nicht mehr grundsätzlich zeitlich begrenzt. Im Zusammen-hang mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtli-nie (WRRL)erfolgtenBefischungenzumZweckderFischartenerfassung vonApril bisNovember2012an170Fließgewässernmit330Strecken.Insgesamtgibt es 640 solcher Strecken, die im Abstand von 2bis3Jahrenbeprobtwerden.Eswurden35.402Fische gefangen, die 34 einheimischen Fischarten sowie6Neozoen(Bachsaibling,Blaubandbärbling,Graskarpfen,Regenbogenforelle,SonnenbarschundZwergwels)zugeordnetwerdenkonnten.ImBereichderAus-undFortbildungmusstenrückläufigeZahlender Auszubildenden festgestellt werden. Es wurde der Aufruf an alle Betriebe gerichtet, sich an derAusbildung junger Fischer aktiv zu beteiligen. Zu den ForschungsprojektendesLfULGgehörtez.B.dieUn-tersuchungvonEffektendesAusbringensvonBrannt-kalk zur Desinfektion und zur Wasserkonditionierung auf einheimische, insbesondere naturschutzbedeut-sameTier-undPflanzenarteninderVersuchsteichan-lage(VTA).DieUntersuchungenwerdenfortgeführt.EinweiteresProjektbeschäftigtesichmitderFrage-stellung nach dem Zusammenhang zwischen unter-schiedlicher Bewirtschaftung der TeichwirtschafteninBayernundSachsenunddemdurchKHV-InfektionverursachtenVerlustgescheheninSachsen.DieBefra-gungausgewählterTeichwirtschaftenbeiderBundes-länderistnochnichtbeendet.ImRahmendesLachsprogrammswurden in 2012 laichreife

Fortbildungsveranstaltung für Fischerei – Königswartha, 5./6. März 2013

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF Brandenburg, Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – LMS Agrarberatung GmbHDr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

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Lachsemit einer Durchschnittstückmasse von über4.500 g gefangen. 1998 waren es nur 2.589 g. Diese Entwicklung lässt darauf schließen, dass die„Heimkehrer“älterwerden.EsisteinIndizfürdenEr-folgdesProgramms.GrößtesBauvorhabenwarderNeubau einer Winterungs- und Hälteranlage in der VTA in Königswartha, die am zweiten Tag besichtigt werden konnte.

Wichtige Artenschutzbestimmungen im Bun-desrecht und Schlussfolgerungen für die Teich-bewirtschaftung erläuterte Herr Rothmann, Un-tereNaturschutzbehördedesLandratsamtesBautzen.GeltendesRechtistdasBundesnaturschutzgesetzinVerbindungmitEU-Rechtsnormen. Insbesonderene-gative Auswirkungen auf geschützte und streng ge-schützteTierartenimundumdieFeuchtbiotopederTeichesollendurchderenBewirtschaftungverhindertwerden. Für bestimmte notwendige Tätig keiten, die eigentlichdiegute(normale)fachlichePraxisdarstel-len,könnenaberAusnahmegenehmigungen„recht-zeitig“ (damit sind 5 bis 6Wochen gemeint!) vorjedemMaßnahmebeginn beantragtwerden.Mög-liche Erleichterungen des Antragsverfahrens werden derzeitgeprüftundsindggf.inderzuständigenUn-teren Natur schutzbehörde zu erfragen.

DerSchutz vonSatzkarpfenobliegt allein demFischer, weshalb Dr. Frank Rümmler,InstitutfürBin-nenfischereie.V.Potsdam-Sacrow,inseinemVortragVerfahren zur intensiven Aufzucht konditions-starker (kormorangeschützter) Satzkarpfen in Warmwasseranlagen (WWA) sowie Teich- und Netzgehegeanlagen verglich. Grundsätzlich sind alleVerfahrenzurAufzuchtvonSatzkarpfen indergewünschtenGrößeundQualitätgeeignet.Begren-zende Faktoren bei der Wahl des Verfahrens sind die Investitionskosten und die speziellen örtlichenGegebenheiten.

Im Rahmen seiner Masterarbeit untersuchte Sebastian Hutsch, TU Dresden, die Amphibien-bio zönose in der VTA Königswartha unter be-sonderer Berücksichtigung der fischereilichen Bewirtschaftung und der Wassergüte. Die Un-tersuchungenfandenimZeitraumJanuarbisOktober2011 statt. Bei der Erfassung der Amphibienartenkonnten mehr als 9.000 Individuen gefangen und 8 verschiedenen Arten zugeordnet werden, davon 5Arten,die lautderRoten Listealsbesondersge-schützt gelten. Bemerkenswertwar dieArtenvertei-

lung in der VTA, die stark von der angrenzenden Flächenstruktur und den überwiegenden Licht- undWindeinflüssenabhängigist.ImErgebniswirdemp-fohlen, die Teichdesinfektion weit vor Beginn derHauptwanderungsphasederfrühlaichendenAmphi-biendurchzuführen, sodasssichderpH-WertzumLaichzeitpunktwiederimneutralenBereichbefindet.

Dr. Martin Oberle,BayerischeLandesanstaltfürLandwirtschaftHöchstadt,stelltebildreichverschie-dene Grätenschneider mit unterschiedlicher Effi-zienz bei den Fischarten Spiegel-, Gras- und Sil-berkarpfen vor. Die gewünschte, verbraucherfreund-licheZerkleinerungderGräten imFischfiletgelangmitdenverglichenenGerätenambestenbeiSpiegel-karpfenmitHaut.MitHilfeeinigerGrätenschneiderlässt sich das Filet sogar in Streifen schneiden. Diese Fischstreifen ermöglichen eine Weiterverarbeitung zusog.Convenience-Produkten,welchedenKarpfenauch fürFischskeptikeraufdieSpeisekartebringenkönnten.Auf eineMarkteinführung ingroßenHan-delsketten müssen die Verbraucher allerdings noch warten.

Kernthema bei den Teichwirten in Sachsen ist immer noch die Bekämpfung der KHV-Infekti-on in den Nutzkarpfenbeständen. Dr. Kerstin Böttcher, Fischgesundheitsdienst bei der Sächsi-schen Tierseuchenkasse, fasste die ersten Ergebnis-se einer Feldstudie zur Immunprophylaxe inNutz-karpfenbeständen in den Jahren 2011 und 2012zusammen. Immunprophylaxe ist der vorbeugendeInfektionsschutzdurchkontrollierteBeeinflussungdesImmunsystems. Da es in Deutschland und in der EU bisher keinen nach Tierseuchengesetz zugelassenen Impfstoff zur Immunprophylaxe gegen KHV-I gibt,wurdespeziell fürdiesenVersuchmitAusnahmege-nehmigungeinImpfstoffhergestellt. ImRahmenderFeldstudiewurdenimerstenJahrverschiedeneAppli-kationsformen (Badebehandlung und Injektion) zurÜberprüfungderWirksamkeitdesImpfstoffesange-wandt.AufgrundguterAbfischergebnissederdurchInjektionbehandeltenBestände,wurdefür2012dieBehandlungaufdiesesVerfahrenbegrenzt.DieAb-fischergebnisse konnten jedoch nicht in jedemVer-suchsbestand die guten Ergebnisse des Vorjahres bestätigten.InderanschließendenDiskussionwurdendas Erfordernis und auch der Wunsch der Teichwirte nach Fortführung des Feldversuches deutlich.

Aus der Beratung

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Aus der Beratung

In einem sehr praxisbezogenen Beitrag stellteUwe Müller,ThüringerLandesfischereiverbande.V.,die Bewirtschaftung der als eutroph einzustufen-den Talsperre in der Nähe von Erfurt seit dem Jahre 2006 dar. Das Gewässer mit einer Fläche von 38haundeinermax.Tiefevon5mentstandnachTorfabbau.EswirdauchalsBadegewässergenutzt.DiegezielteBefischungderz. T. zahlreichenWeiß-fischbestände sowie „Besatzmaßnahmen“mitMak-rophyten,Schnecken,KrebsenundFischensollendenfischereilichenErtragdesGewässersverbessern,dasaber auch als Badegewässer erhalten bleiben soll.Erste Erfolge sind über eine erhöhte Stückmasse bei Barsch,BleiundAalbelegbar.

Zum Abschluss des Tages entführte Ulrike Weniger die Zuhörer in ihrem Bericht über eine Reise nach Israel. Untermalt mit zahlrei-chen Fotos wurde ein Eindruck von der lokalen Aquakultur vermittelt. Frau Weniger berichtete, dass in wasserarmenGebietendasaufgefangeneRegenwas-ser zur intensiven Fischzucht in Kreislaufanlagen oder Teichen genutztwird,wobei z. T. großerAufwandzur Verdunstungsreduzierung betrieben wird. Auch dieKombinationvonAquakulturundPflanzenproduk-tionwird in Israel praktiziert. Hauptfischarten sindin Israel z. B. Karpfen, Tilapien, verschiedene Bar-scharten (Wolfsbarsch, Streifenbarschhybriden, reddrum – Sciaenops ocellatus,deutschRoterTrommler,ein Barschartiger), Silberkarpfen und verschiedene

Forellenarten.Einebedeutende,imDurchflussbetrie-beneForellenanlagebefindetsichimQuellgebietdesJordans mit ganzjährig ausreichend Wasser, was für israelischeVerhältnisseeineBesonderheitdarstellt.

DasgrößteProjektdesLfULGin2012bis2013war der von Dr. Gert Füllner bereits erwähnte Neu-bau einer Überwinterungs- und Hälteranlage in der VTA in Königswartha.DerProjektant,TorstenTraue,Göthel&TraueBauplanungSpremberg,erläu-tertevorderBesichtigungderAnlagedenZuhörerndiePlanungunddenBauablauf.MiteinemGesamtvo-lumenvon1.213m³beieinerFlächevon43x35mbestehtdieAnlageaus6Beckenmitje165m³,2Be-ckenmitje80m³und3Beckenmitje21m³,sowieeiner überdachtenAbfischgrube. Ein einfaches undschonendes Handling der Fische unter Einsatz moder-nerTechnikundMaterialiensinddieKernphilosophiederAnlage.Mit rundeinerMio.€Kosten ist dieseAnlage nicht nur als reine Hälteranlage, sondern auch als Versuchsanlage für Aquakultur vorgesehen. In der AnlagenplanungspiegelnsichmannigfaltigeErkennt-nisse aus größerenHälteranlagenwieder.GroßerWertwurde auf Fischschonung in derHälterphasegelegt.SosinddieBödenmitgescheibtemBetonver-sehen.Dieser ist durch eine sehr glatteOberflächecharakterisiert.Großen Einfluss auf die Bauausfüh-runghatteauchhierderNatur-undAmphibienschutz,wozu die kompletteAnlage rundummit AbweisernundFluchthilfenfürAmphibienversehenwurde.

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Lehrgang Flusskrebse – Biologie, Bewirtschaftung, Fang und Verarbeitung

23. / 24. August 2013 im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Nähe Lüneburg)

Haltung, Aufzucht und Nutzung von Flusskreb-senstoßenindenletzenJahrenzunehmendauf

Interesse.Bereitsseit1998hatsichderFachbereichFischerei der LandwirtschaftskammerNiedersachendieser Thematik angenommen und mit Flusskrebszüch-tern, Wissenschaftlern und der Fischereiverwaltung für alle Interessierten hierzu mehrere Fachseminare durchgeführt. In konsequenter Folge soll darauf auf-bauend zu rechtlichen und fachlichen Inhalten in-formiert und über weitere gewonnene Erfahrungen berichtet werden. Verstärkt soll ebenfalls über ein Aquakultur- und Wassermanagement in der Krebs-zucht sowie zur Bewirtschaftung der vorhandenenFlusskrebsbestände berichtet und diskutiert werden. Der Lehrgang richtet sichanallePersonenmit Inte-resse am Einstieg in die Flusskrebsbewirtschaftung sowie an Teichwirte, Angelvereine und Fischer, die mit Krebsen bereits umgehen.

Folgende­Lehrgangsinhalte­sind­geplant­• Daten zur Flusskrebswirtschaft,• Krebsarten(Biologie,Verbreitung,Herkunft,

artspezielleAspekte)• KrankheitenundvorsorgendeHygienemaß-

nahmen bei Krebsen• KrebseinderGesetzgebung(Fischereirecht,

Natur-undTierschutz)

• Situationundwiss.ProjekteinverschiedenenBundesländern

• Aquakultur- und Wassermanagement für die praktischeKrebshaltung

• BewirtschaftungundFangvonKrebseninnichtablassbaren Gewässern

• Erfahrungsaustausch in der Krebshaltung und -zucht

• Umgang mit Krebsen: Artenbestimmung, Transport,Töten,Zubereitung

• PerspektivenderFlusskrebsbewirtschaftung

Termin23.8.2013–Beginn9.30Uhrbis 24.8.2013 ca. 14.00 UhrLehrgangskosten210,-€(inkl.ÜbernachtungimDZundVollverpflegung)Teilnehmerzahlmin.20bismax.30PersonenAnmeldung bei LandwirtschaftskammerNiedersachsenFachbereich 3.6. Fischerei Johannssenstr. 1030159 HannoverTelefon: 0511 36654498Telefax:051136654525E-Mail:[email protected]

Verschiedenes

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Fischerei & Fischmarkt in MV • 2/201364

„FischaufjedenTisch“forder-te einst Fischkoch Kroboth aus demRostocker Fernsehstudiound warb mit dem Slogan: „JedeWoche zweimal Fischhält gesund, macht schlank und frisch“. Stimmt. Das isteinige Jahrzehnte her, aber ich erinnere mich gut: Damals

arbeitetennoch16.000Menschen inderostdeutschenHochseefischereiundungefähr500KutterfischerlandetenjedenMorgen ihrenFangandenKüstenMecklenburg-Vorpommernsan.

Nur250KüstenfischergibtesheuteinMVundinfünfJahrenwerdenesnoch50sein,prognostiziertekürzlichElviraRothevomLandesverbandderKutter-undKüstenfi-scherMVbeieinemsogenanntenDialogderDeutschenUmwelthilfe e.V. in Stralsund, in dem es um Perspekti-ven einer nachhaltigen Fangpraxis gehen sollte. „250StellnetzfischermüssenauchaufdieRote Listederaus-sterbendenArten“hattendieFischeraufihrTransparentgeschrieben.Grund:KaumandereBerufsständewerdenöffentlichsomassivangefeindetwiediederFischeroderBauern. InmeinenAugenistdasskandalös.EssinddieältestenBerufe derMenschheit und sie arbeiten immernochkörperlichhart.

Bis zu 19.000Seevögel sollen jeWintersaison indenStellnetzenderFischerinMVgefangenwordensein,listeten die Umweltaktivisten in Stralsund auf. Und über 60 Schweinswale.Zudem:DieOstseeseiineinemschlechtenGesamtzustand unddie Fischerei stellt dieHauptbelas-tungderMeeresfaunadar.MitdieserAussageberiefsichNinaWolff, ProjektleiterinMeeresnaturschutz desBerli-nerBürosderspendenfinanziertenDeutschenUmwelthilfee.V.,aufdieEU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie(MSRL).Interessantallerdings,dassmandieseBeurteilunginoffi-ziellenDokumentennirgendwofindet,auchnicht inderAnfangsbewertungzurUmsetzungderMeeresstrategie-RichtlinieinderdeutschenOstsee.DenndarinistsowohlvonBelastungenderFischfaunaalsauchvonerkennbarenVerbesserungenderBeständedieRede.Weiterheißtesin demwissenschaftlichenBericht, herausgegeben vomBundesumweltministerium:„FürdieEntwicklungderFisch-bestände sowie der Artverbreitung und Zusammensetzung

Fischer auf die Rote Liste?

2. Fischereidialog der Deutschen Umwelthilfe e.V. am 22. Februar 2013 in Stralsund – ein Resümee von Werner Kuhn

stellen die Auswirkungen der Fischerei und der Klimaän-derungensowiedieAnreicherungenvonNährstoffendieHauptbelastungendar.“

„Wirsindverratenundverkauft“,sagteeinerderüber30 Fischer, die sich in Stralsund dem Dialog gestellt hatten. „Seit1982binichFischer,abereinenSchweinswalhabichniegesehenundEntensindauchnichtinmeinenNetzen.“DennzumeinenhabendieFischereineQuoteundzumzweiten dürfen sie diese auch nur an 160 Tagen im Jahr abfischen–selteninderWintersaison,indersieangeblich19.000 Wasservögel in ihren Netzen haben sollen. Auf dem Wasser werden sie minutiös überwacht, sie müssen sichab-undanmeldenundwerdenüberGPSverfolgt.

Alles andere war die Veranstaltung in Stralsund – ein Dialogauf keinen Fall. „Die Fischerei stirbt aus,“ sagteFischerBerndSchützeausStahlbrodebitterzudenUm-weltvertretern,„dannhabensiekeineSchuldigenmehr“.

Ich wünsche mir einen sachlichen, ergebnisorientierten StilimProzessderReformdergemeinsamenFischereipo-litik.BeiunserenEntscheidungeninBrüsselundStraßburggehtesumvieles:UmdiedauerhafteBestandssicherungvon Fisch und Fischern. Und um die gesunde Ernährung derMenschen.Ichbinfroh,dassdasRückwurfverbotvonFischKonsensist.Undauch,dassderZeitplandafürsoge-wähltwird,dassdieFischerdieMöglichkeithaben,selekti-vesFanggerätanzuschaffenunderprobenzukönnen.Undwir uns für eine wirksame Förderung einsetzen können. AußerdemsolltendieManagementplänederverschiede-nenFischartendieGrundlage füreinenentsprechendenZeitplanbilden.Die EU-Fischereiminister haben sichaufeinenschrittweisenZeitplanfürdasVerbotdesRückwurfsvonBeifangzwischen2014und2019geeinigt.Schließ-lich muss auch noch ein Weg gefunden werden, damit die Eiweißressourcenerfasstundverarbeitetwerden.

Ich will alles dafür tun, um die kleine Kutter- und Küs-tenfischereiinM-Vzuerhalten.SchließlichsollderFischauf unserem Teller mehr Kilometer im Wasser schwim-mendalsimFlugzeugfliegendzurückgelegthaben.Ihr Werner KuhnKontakt:­EvelynKoepke,Journalistin Presse-undÖffentlichkeitsarbeitdes EuropaabgeordnetenWernerKuhn E-Mail:[email protected]

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*) inalphabetischerReihenfolgederbeteiligtenInstitutionen

Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern / Heft 2 – Juni 2013 – 13. JahrgangAktuelle­Informationen­aus­Praxis,­Forschung,­Beratung­und­Verwaltung­•­ISSN­1617-4585

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Titelfoto: Kutter im Fischereihafen Sassnitz (Foto:ThorstenWichmann)


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