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Keynes Was würde -...

Date post: 18-Aug-2019
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Paul Davidson Börsenbuchverlag Keynes WIE WIR ZU GLOBALEM WOHLSTAND KOMMEN Was würde heute tun?
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Paul Davidson

Börsenbuchverlag

KeynesWIE WIR ZU

GLOBALEM WOHLSTAND KOMMEN

Was würde

heute tun?

Paul Davidson

Börsenbuchverlag

KeynesWIE WIR ZU

GLOBALEM WOHLSTAND KOMMEN

Was würde

heute tun?

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel The Keynes SolutionISBN 978-0-230-61920-3

© Copyright der Originalausgabe 2009: Copyright © Paul Davidson, 2009. All rights reserved.

© Copyright der deutschen Ausgabe 2011:Börsenmedien AG, Kulmbach

Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen, vermittelt.

Übersetzung: Egbert NeumüllerGestaltung und Satz: Martina Köhler, Börsenmedien AG, Jürgen Hetz, denksportler GrafikmanufakturLektorat: Stefanie BartholdDruck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-942888-48-6

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 KulmbachTel: 0 92 21-90 51-0 • Fax: 0 92 21-90 51-44 44E-Mail: [email protected]

Meiner wundervollen Familie, die mich immer unterstützt –Louise, Robert, Fanny, Christopher, Emily, Kai, Diane, Dan,

Greg, Tamah, Arik, Gavi und Zakkai

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Danksagungen ��������������������������������������������������������������������������������� 7

1. Ideen haben die Macht, sich auf die Politik auszuwirken ............................................................... 9

2. Ideen und Maßnahmen, welche die erste Weltwirtschaftskrise des 21. Jahrhunderts hervorgerufen haben ........................................................... 19

3. Aus dem Kaffeesatz lesen, um die Zukunft zu „erfahren“ ......................................................................... 43

4. Ein ausgegebener Penny ist ein verdienter Penny ........... 63

5. Die Wahrheit über Staatsschulden und Inflation ........... 83

6. Nach der Erholung die Reform ........................................111

7. Die Reformierung des internationalen Handels ............141

8. Die weltweite Währungsreform .......................................161

9. Schritte zu einer zivilisierten Wirtschaftsgesellschaft, auf die Keynes stolz wäre .........191

10. Wer war John Maynard Keynes? Eine Kurzbiografie .... 203

Anhang: Warum die Ideen von Keynes nie anamerikanischen Universitäten gelehrt wurden ������������������������� 211

Bibliografie ����������������������������������������������������������������������������������� 235

INHALT

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DANKSAGUNGEN

Ich hätte dieses Buch nicht ohne die Hilfe und das Verständnis schreiben können, die meine Frau Louise all meinen Unterneh-mungen entgegenbringt.Ich möchte auch Laurie Harting, meiner Lektorin bei Palgrave Macmillan, für die immensen Hilfestellungen, Ratschläge und Er-munterungen danken, die sie mir gab, als ich diese Kapitel schrieb.

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IDEEN HABEN DIE MACHT, SICH AUF DIE

POLITIK AUSZUWIRKEN

„Die Ideen von Volkswirten und politischen Philosophen – sowohl wenn sie recht haben als auch wenn sie sich irren – sind mächtiger, als man allgemein meint� Tatsächlich wird die Welt von wenig anderem beherrscht�“ – John Maynard Keynes

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Politiker und Leute, die im Fernsehen auftreten, sagen der Öf-fentlichkeit ständig warnend, die aktuelle Krise, die 2007 als klei-nes Problem mit dem Zahlungsausfall von Subprime-Hypothe-kendarlehen in den Vereinigten Staaten angefangen hat, habe die größte Wirtschaftskatastrophe seit der Großen Depression der 1930er-Jahre hervorgerufen. Dazu wird allerdings selten ange-merkt, das Folgendes für die aktuelle globale Wirtschafts- und Finanzkrise von wesentlicher Bedeutung ist: Ihr Ursprung liegt in der Funktionsweise freier (unregulierter) Finanzmärkte. Und das, obwohl die Volkswirte im wissenschaftlichen Mainstream,

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die regierenden Politiker, die Zentralbanker und ihre Wirtschafts-berater seit mehr als drei Jahrzehnten behaupten, dass (1) staatli-che Marktregulierungen und die großzügige Ausgabenpolitik des Staates die Ursache unserer wirtschaftlichen Probleme seien und dass (2) die Beendigung der großen staatlichen Eingriffe und die Befreiung der Märkte von regulatorischen Kontrollen die Lösung unserer wirtschaftlichen Probleme seien.Im Herbst 2008 wurde klar, dass die liberalisierten Finanzmärk-te des 21. Jahrhunderts den katastrophalen Aderlass, den sie ver-ursacht hatten, nicht würden heilen können. Im Oktober ging Fi-nanzminister Henry Paulson, der vorher eine große Investment-bank geleitet hatte, vor den Kongress und bat um die beispiellose Summe von 700 Milliarden Dollar für die Rettung privater Ins-titutionen, die in den Jahren davor mit ihren Geschäften an je-nen liberalisierten Finanzmärkten spektakuläre Gewinne erzielt hatten. Die Chefs dieser Finanzdienstleistungsunternehmen wa-ren dafür mit Gehältern und Bonuszahlungen belohnt worden, die man noch ein Jahrzehnt zuvor für das Einkommen eines Mär-chenkönigs gehalten hätte.Als sich die Situation in jenem Herbst täglich verschlimmerte, wurde klar, dass die finanzielle Rettungsaktion nicht ausreichen würde, um wieder für eine florierende Wirtschaft zu sorgen. Nach und nach erkannten Regierungen auf der ganzen Welt an, dass große staatliche Konjunkturpakete nötig wären, um zur Erholung ihrer Volkswirtschaften beizutragen – oder zumindest zu verhin-dern, dass die Arbeitslosigkeit noch mehr zunahm und dass noch mehr Unternehmen Bankrott machten. Solche Ausgaben-pläne zur Förderung der konjunkturellen Erholung werden oft als keynesianische Konjunkturpakete bezeichnet – nach John Maynard Keynes, einem britischen Volkswirt des 20. Jahrhun-derts. In einem Artikel mit dem Titel „The Comeback Keynes“, der am 23. Oktober 2008 in der Zeitschrift Time erschien, wird

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Robert Lucas – der für die Entwicklung der Theorie der rationa-len Erwartungen, die zu einem Fundament der Überzeugung wurde, freie Märkte seien die Lösung aller unserer wirtschaftli-chen Probleme, einen Nobelpreis bekommen hat – mit den Wor-ten zitiert: „Ich nehme an, jedermann ist im Endeffekt heim-licher Keynesianer.“Anfang der 1970er-Jahre führte der von der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) verursachte Anstieg des Öl-preises zu hohen Inflationsraten. Das, was man damals fälsch-licherweise für die „keynesianische“ Lösung des Inflationsproblems hielt, funktionierte ganz offensichtlich nicht. Stattdessen löste sie anscheinend eine Periode der Stagflation aus – eine Periode, in der gleichzeitig die Arbeitslosigkeit und die Preise stiegen. Das Scheitern der damals so genannten keynesianischen Anti-Infla-tions-Politik führte zusammen mit der allgemeinen Unzufrie-denheit über den Vietnamkrieg dazu, dass das Misstrauen der allgemeinen Öffentlichkeit gegen die Politik der US-Regierung wuchs. Die Revolte gegen die Politik der massiven staatlichen Eingriffe reizte die Fantasie der Öffentlichkeit und schuf Raum für die Verfechter einer Philosophie, die den starken Staat aus dem Weg räumen wollte.Dementsprechend haben die Volkswirte und Politiker die Wirt-schaftsideen und die Philosophie von Keynes seit den 1970er-Jahren begraben und fast vergessen. Unter der Führung von Mil-ton Friedman und seinen Kollegen an der University of Chicago wurden die Ideen der volkswirtschaftlichen Zunft wieder von ei-ner marktwirtschaftlich orientierten Laisser-faire-Ideologie er-fasst. Der Allgemeinheit und den Politikern wurde beigebracht, man müsste nur zwei Dinge tun, um wirtschaftlichen Fortschritt und Wohlstand zu fördern: (1) die Ära der staatlichen Einmi-schung durch Steuersenkungen auf das absolute Minimum beenden, denn dann hätte der Staat kein Geld mehr, das er für

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verschwenderische Programme ausgeben könnte, und (2) die Märkte liberalisieren und von den ganzen staatlichen Vorschrif-ten und Regulierungen befreien, die unter Franklin Roosevelts New-Deal-Regierung eingeführt worden waren. Diese Auffas-sung, geringe staatliche Eingriffe und ungehemmte Märkte seien wünschenswert, wurde von Politikern wie Präsident Ronald Rea gan in den Vereinigten Staaten und Premierministerin Mar-garet Thatcher im Vereinigten Königreich übernommen.Es gab keinen größeren Verfechter der Befreiung der Finanzmärk-ten von jeglicher Form staatlicher Regulierung als Alan Green-span, der von 1987 bis 2006 Vorsitzender des Federal Reserve System (Fed) war. Die Öffentlichkeit und die Politiker behandel-ten Greenspan während seiner Amtszeit als Fed-Chef so, als könn-te er nichts falsch machen. Im Laufe der Jahre erschien Green-span vor Kongressausschüssen und schien in Formulierungen, die so indirekt waren, dass man sie kaum verstand, zu erklären, dass ein unreguliertes, ausgeklügeltes Finanzsystem unweiger-lich in Wohlstand resultieren würde. Und während seiner Amts-zeit als Vorsitzender des Federal Reserve Board of Governors schien sich die US-Wirtschaft in einem ewigen Zustand niedri-ger Inflationsraten und beträchtlichen Wirtschaftswachstums zu befinden – auch wenn wir im Nachhinein erkennen, dass viel von dem Wirtschaftswachstum und dem Wohlstand vor allem der Dotcom-Blase der 1990er-Jahre zu verdanken war, auf die in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts eine Immobilienkrise folgte. Heutzutage schieben viele „Experten“ Greenspan die Schuld für unsere Probleme in die Schuhe. Sie argumentieren, die Ursache dieser „Blasen“ sei die Politik des lockeren Geldes und der niedrigen Zinsen gewesen, welche die Fed während Green-spans Amtszeit verfolgte.Trotzdem war Greenspan als Vorsitzender derart überzeugend, dass das Kabinett – egal ob im Weißen Haus ein Republikaner

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oder ein Demokrat wohnte – seine Auffassung von der Effizienz der freien Märkte unterstützte. Tatsächlich verkündete Bill Clinton 1996 in seinem Bericht zur Lage der Nation, die „Ära des starken Staates“ sei beendet.Trotz dieses Optimismus hinsichtlich der starken Konjunktur und der geringen staatlichen Eingriffe dürfte inzwischen klar sein, dass sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Weltwirt-schaft infolge einer Deregulierung der Märkte über mehrere Jahrzehnte, die von Greenspan verfochten wurde, sowie aufgrund geringerer Staatsausgaben (abgesehen von militärischen Ausga-ben) in der schwersten Wirtschaftskrise seit der Großen Depres-sion stecken.In einer bemerkenswerten „Mea-culpa-Aussage“ vor dem Aus-schuss für Aufsicht und Regierungsreform gestand Alan Green-span am 23. Oktober 2008, dass er die Fähigkeit freier Finanz-märkte zur Selbstkorrektur überschätzt habe. Außerdem sei ihm die Möglichkeit völlig entgangen, dass die Deregulierung derart zerstörerische Kräfte auf die Konjunktur loslassen könnte. In seiner vorbereiteten Aussage zur Finanzkrise sagte Greenspan:

„Es stellte sich aber heraus, dass die Krise viel breiter angelegt war, als ich mir das je hätte vorstellen können� […] [D]iejenigen von uns, die sich darauf verlassen hatten, das Eigeninteresse von Kreditinstituten, ihr Aktionärskapital zu schützen (beson-ders ich selbst), befinden sich im Zustand schockierter Ungläu-bigkeit� […] In den letzten Jahrzehnten hat sich ein immenses System des Risikomanagements und der Preisbildung entwi-ckelt, das die besten Erkenntnisse von Mathematikern und Fi-nanzexperten – gestützt durch die großen Fortschritte der Com-puter- und Kommunikationstechnik – miteinander verbindet� Es wurde ein Nobelpreis [in Wirtschaft] für die Entdeckung des Preisbildungsmodells [am freien Markt] vergeben, das zum


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