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KDS_UES_01

Date post: 03-Jan-2016
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Kleines Deutsches Sprachdiplom Übung
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Kleines Deutsches Sprachdiplom C2 verliehen im Auftrag der Ludwig-Maximilians-Universität München Übungssatz 01 Aufgaben mit Lösungsvorschlägen Hinweise zur Bewertung Bereich 41 Sprachkurse und Prüfungen Dachauer Str. 122 80637 München Deutschland www.goethe.de/pruefungen www.goethe.de/kds [email protected] 2009
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Page 1: KDS_UES_01

Kleines Deutsches Sprachdiplom

C2

verliehen im Auftrag der Ludwig-Maximilians-Universität München

Übungssatz 01Aufgaben mit Lösungsvorschlägen

Hinweise zur Bewertung

Bereich 41 Sprachkurse und PrüfungenDachauer Str. 12280637 München Deutschland www.goethe.de/pruefungenwww.goethe.de/[email protected]

2009

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Die Prüfung Kleines Deutsches Sprachdiplom verliehen im Auftrag der Ludwig-Maxi-milians-Universität München dokumentiert die sechste Stufe – C2 – der im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) beschriebenen sechsstufi gen Kompetenz-skala und damit die Fähigkeit zur kompetenten Sprachverwendung. Sie ist durch Prüfungsteil C stärker literaturorientiert.

Grundlage der Prüfung Kleines Deutsches Sprachdiplom (KDS) ist die Prüfungsordnung, die für alle Prüfungen des Goethe-Instituts in ihrer jeweils aktuellen Fassung gleichermaßen gültig ist.Einzelheiten zur Prüfung sind den Durchführungsbestimmungen zum Kleinen Deutschen Sprach-diplom zu entnehmen (s. Übungs- und Infomaterial unter www.goethe.de/kds).

Zur Information über Aufbau, Inhalt und Bewertung der Prüfung Kleines Deutsches Sprach-diplom steht dieser Übungssatz zur Verfügung.

Er enthält nicht nur die Aufgabenblätter für die Prüfungsteilnehmenden, sondern auch die Prüfer-blätter mit Lösungsvorschlägen und Kriterien zur Bewertung der Prüfungsteile A, B und C.

Bestandteile der PrüfungDie Prüfung Kleines Deutsches Sprachdiplom besteht aus folgenden obligatorischen Teilen:

Mündliche Prüfung: Teil AAa) Vorbereitetes LesenAb) Vortrag und Gespräch

Schriftliche Prüfung:Teil BBa) TexterklärungBb) AusdrucksfähigkeitBc) Diktat

Teil CC) Lektüre

Die mündliche Prüfung ist eine Einzelprüfung; sie wird vor den schriftlichen Teilen abgelegt und dauert ca. 20 Minuten.Zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung haben die Teilnehmenden für die Teile Aa) Vor-bereitetes Lesen und Ab) Vortrag und Gespräch zusätzlich 40 Minuten Zeit.Die/Der Prüfungsteilnehmende wählt ein Thema und kann sich für Teil Ab) Vortrag und Gespräch stichwortartige Notizen machen; der Vortrag muss dennoch frei gehalten werden.

Die schriftliche Prüfung ist eine Gruppenprüfung und dauert insgesamt ca. 300 Minuten:Ba) Texterklärung: 90 MinutenBb) Ausdrucksfähigkeit: 60 MinutenBc) Diktat: ca. 20 Minuten

C) Lektüre: 120 Minuten (plus 10 Minuten für das Zählen der Wörter)

Die Prüfungsteile sind beispielhaft in diesem Übungssatz zusammengefasst. Zur Einübung des Teils Bc) Diktat stehen zwei Übungsdiktate auf einer CD (ISBN 3-938744-91-X) bzw. HC (ISBN 3-938744-90-1) zur Verfügung; sie können unter [email protected] bestellt werden.

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Aa) Vorbereitetes Lesen

Die neuen Nachbarn ziehen an einem Sonntag im September ein. Es ist ein Morgen ohne

Licht, Vater sieht aus dem Fenster.

Die andere Hälfte des Doppelhauses hat lange leer gestanden. Weil es keine Garage gibt,

hat Vater mehr als einmal gesagt. Wegen der Hauptstraße, hat Mutter widersprochen

und auf den Garten gedeutet. Die Abgase lassen die Blätter der jungen Salatköpfe grau

werden. Unser Salat schmeckt nach Benzin und irgendeinem Metall, egal, wie oft Mutter

Wasser über das Sieb laufen lässt. Die zweite Doppelhaushälfte blieb leer, obwohl der

Vermieter in jeder Mittwochsausgabe der Lokalzeitung eine Anzeige schaltete. Im Winter

kroch Kälte durch die Wände von der anderen Wohnung, bis in mein Bett im Dachzim-

mer, bis in die Polster von Mutters und Vaters Fernsehsofa.

Sind sie das?, fragt Mutter. Ist das eine Tischtennisplatte?, fragt Vater. Hoffentlich grillen

sie nicht, sagt Mutter, ich hasse es, wenn der Geruch in den Vorhängen klebt. Sie steht

neben Vater am Fenster und tickt mit ihren langen Fingernägeln gegen die Tontöpfe der

Usambaraveilchen. Ich gehe die Treppe hinauf in mein Zimmer und schiebe die Vorhän-

ge auseinander. Neben dem Möbelauto stehen ein Mann und eine Frau, wahrscheinlich

der neue Nachbar und die neue Nachbarin. Sie sehen jünger aus als Mutter und Vater,

vielleicht, weil der Mann seinen Arm um die Schulter der Frau gelegt hat und mit der

Hand über ihren Oberarm streicht. Die Möbelpacker heben zwei karierte Sessel von der

Ladefl äche, mit hellen Holzlehnen für die Arme. Ich weiß, dass zwei Stockwerke tiefer

Mutter und Vater hinter den Vorhängen stehen und auf die Straße schauen wie ich.

Aus: Franziska Gerstenberg, Wie viel Vögel © Schöffl ing & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt am Main 2004

Bitte lesen Sie den vorbereiteten Text den beiden Prüfenden laut vor und achten Sie dabei auf Artikulation, Intonation und Prosodie.

Zeit: ca. 5 Minuten

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Aa) Vorbereitetes Lesen

Es gibt viele gescheite Leute auf der Welt, und manchmal haben sie recht. Ob sie recht

haben, wenn sie behaupten, Kinder sollten unbedingt Geschwister haben, nur weil sie

sonst zu allein aufwüchsen, verzärtelt würden und fürs ganze Leben Eigenbrötler blie-

ben, weiß ich nicht.

Ich blieb das einzige Kind meiner Eltern und war damit völlig einverstanden. Ich wur-

de nicht verzärtelt und fühlte mich nicht einsam. Ich besaß ja Freunde! Hätte ich einen

Bruder mehr lieben können als Kießlings Gustav, und eine Schwester herzlicher als

meine Kusine Dora? Freunde kann man sich aussuchen, Geschwister nicht. Freunde

wählt man aus freien Stücken, und wenn man spürt, dass man sich ineinander geirrt

hat, kann man sich trennen. Solch ein Schnitt tut weh, denn dafür gibt es keine Narkose.

Doch die Operation ist möglich, und die Heilung der Wunde im Herzen auch.

Mit Geschwistern ist das anders. Man kann sie sich nicht aussuchen. Sie werden ins

Haus geliefert. Sie treffen per Nachnahme ein, und man darf sie nicht zurückschicken.

Geschwister sendet das Schicksal nicht auf Probe. Zu unserm Glück können aus

Geschwistern Freunde werden. Häufi g bleiben sie nur Geschwister. Manchmal werden

sie zu Feinden. Das Leben und die Romane erzählen über das Thema schöne und rüh-

rende, aber auch traurige und schreckliche Geschichten. Ich habe manche gehört und

gelesen. Aber mitreden, das kann ich nicht. Denn ich blieb, wie gesagt, das einzige Kind

und war damit einverstanden.

Aus: Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war, dtv, München 2003, S. 127–128, leicht bearbeitet © Atrium Verlag AG, Zürich 1957

Bitte lesen Sie den vorbereiteten Text den beiden Prüfenden laut vor und achten Sie dabei auf Artikulation, Intonation und Prosodie.

Zeit: ca. 5 Minuten

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Aa) Vorbereitetes Lesen

Um Ideen war Eva jedenfalls nie verlegen. Neben dem Kinderschlafzimmer und dem

Kinderwohnzimmer gab es den sogenannten „Kleinen Club“. Das war ein großer

Raum, in dem wir machen durften, was wir wollten. Die Wände waren bespickt mit

Tierbildern und Sachen, die wir besonders schön fanden. Jedem von uns gehörte

sein eigenes und gegenseitig respektiertes Stückchen des „Kleinen Clubs“, wo wir

Schätze aufbewahrten und wo unsere zahlreichen Plüschtiere wohnten. Irgend-

wann hatte ich mehrere von meinen gegen das rosa Schwein, das meinem Bruder

gehörte, eingetauscht und war überglücklich darüber. Für solche Transaktionen, die

an sich gang und gäbe waren, hatte sich meine Schwester Eva eine nicht ganz

faire Methode ausgedacht. Der Dreh, dessen sie sich bediente, bestand darin, zu

behaupten, ihre Plüschtiere seien männlich und unsere weiblich und gingen durch

Heirat in ihren Besitz über. Das war im Prinzip eine fabelhafte Tour, nur empfand ich

das beileibe nicht so, als sie mir eines schönen Tages erklärte: „Mein Fuchs will dein

rosa Schwein heiraten.“ Ich habe mich gegen dieses Ansinnen natürlich irrsinnig

gewehrt. Mein Fehler war bloß, in diesem Fall ausnahmsweise ein wirklich braves

Kind gewesen zu sein, denn als Eva ankam und sagte: „Ich habe die Eltern gefragt,

und die sind mit der Vermählung einverstanden“, habe ich das schlicht geglaubt und

mein rosa Schwein hergegeben.

Aus: Maria Gräfi n v. Maltzan, Schlag‘ die Trommel und fürchte dich nicht, bearbeitet, © 1990 Ullstein Verlag, Berlin

Bitte lesen Sie den vorbereiteten Text den beiden Prüfenden laut vor und achten Sie dabei auf Artikulation, Intonation und Prosodie.

Zeit: ca. 5 Minuten

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Ab) Vortragsthemen

Ihr Vortrag sollte ca. 5 Minuten dauern. Bitte nehmen Sie zu dem von Ihnen gewähl-ten Thema Stellung: Achten Sie dabei auf eine angemessene Gliederung und auf einelogische Abfolge Ihrer Argumente.Im Anschluss führen Sie mit den Prüfenden ein Gespräch über das Thema(ca. 10 Minuten).

1. Wie kann ein langer Aufenthalt im Ausland das Verhältnis zur eigenen Heimat im Positiven wie auch im Negativen Sinn verändern?

2. Friedrich Schiller (deutscher Dichter, 1759 –1805) lässt Wilhelm Tell sagen: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Stimmen Sie dieser Aussage zu? Begründen Sie Ihre Meinung anhand von Beispielen.

3. Viele Menschen meinen, andere seien nicht höfl ich genug, es mangle ihnen an Respekt. Was würden Sie einem Menschen antworten, der diese Meinung vertritt?

Bewertung Teil A Mündliche PrüfungDie mündliche Prüfung wird nach folgenden Kriterien bewertet:

Sprachkompetenz- Inhalt und Darbietung des Vortrags (Themenbezug – Aufbau – Flüssigkeit)- Gesprächsverhalten (Reaktion / Differenzierungsfähigkeit)- Wortschatz (angemessene Wortwahl – Idiomatik – Redemittel)- Strukturen (Verknüpfungen – Sprachebene)- Grammatische RichtigkeitPhonetische Kompetenz (Lesen, Vortrag und Gespräch)- Artikulation- Intonation und Prosodie

Das Kriterium Sprachkompetenz wird in den fünf Teilaspekten mit maximal je 18 Punktenbewertet; gesamt maximal 90 Punkte : 3 = maximal 30 Punkte.

Das Kriterium Phonetische Kompetenz wird in den beiden Teilaspekten mit maximal je 18 Punkten bewertet; gesamt maximal 36 Punkte : 6 = maximal 6 Punkte.Ergeben sich bei der phonetischen Kompetenz weniger als 2,25 Punkte, so gilt die mündliche Prüfung als nicht bestanden.

Die in Sprachkompetenz und Phonetischer Kompetenz erreichten Punkte werden addiert. In Teil A müssen mindestens 18 Punkte erreicht werden.

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

Lesen Sie bitte den Text sorgfältig durch und bearbeiten Sie die Aufgaben dazu.

Zeit: 90 Minuten

Eine deutsche Kleinstadt im zweiten Weltkrieg: Die Mutter der lch-Erzählerin, deren Mann im Krieg ist, verliebt sich in einen französischen Kriegsgefangenen, Yves. Dieser arbeitet als Dach-decker am Haus der Familie.

Der Frühling ist damals sehr überstürzt gekommen und gleich sehr heiß gewesen; der Ge-hilfe auf dem Dach war von der Sonne schon ziemlich verbrannt.Er hieß Yves, soviel hatte ihm meine Mutter bald abgefragt. Immer, wenn der alte Dach-decker und der Gehilfe das Dach verließen, um auf unserer Veranda zu frühstücken oder mitgebrachte Suppe aus den Henkelmännern1 zu löffeln, dauerte es nicht lange, bis sich meine Mutter auf der Veranda einstellte. Sie brachte ein kleines, sehr dickes grünes Buch mit, das dann zwischen ihr und dem Gehilfen hin und her wanderte. Die Köpfe zusam-mengesteckt, schienen beide etwas ganz Bestimmtes darin zu suchen. Sie suchten jeden Tag.Ich habe am Geländer der Veranda herumgeturnt und ihn beobachtet, wie er Veilchenabpfl ückte und sie sich in den Mund steckte. Dann hat er zu mir hochgeschaut. Hockend, unten bei den Veilchen, hat er plötzlich die Arme aufgehalten. Ich habe ein paar Sekunden gebraucht, bis ich begriff, dass er mich gemeint hat. Noch niemand hatte bis dahin für mich die Arme aufgehalten. Ich habe das Geländer losgelassen und bin in die Arme hineingefal-len, und Yves ist aufgestanden und mit mir auf dem Arm im Garten herumgegangen.Hartnäckig habe ich meiner Mutter alles Wissenswerte abgefragt, das es über Yves zu berichten gab. Er kam aus einem Land, das Bretannje2 hieß. Er hatte auch eine Frau, über deren Aufenthaltsort er aber nichts wusste. Sie spielte demnach in meinen Plänen keine Rolle. Viel wichtiger ist mir gewesen, dass es in diesem Land Bretannje keine Kinder gab, die Yves als Vater für sich beanspruchten. Ich wollte ihn ganz für mich haben, und auch er sollte nur mich haben. Meine Mutter zählte irgendwie nicht mit.An einem Nachmittag spät, es ging schon auf den Abend zu, forderte meine Mutter mich auf mitzukommen. In der Hand hielt sie ein leeres Einkaufsnetz. Wir überquerten den Dorf-platz im Laufschritt, ließen Läden und Gehöfte rechts liegen und schlugen den Asphaltweg ein, der sich zur Elbe hinunterschlängelte.Meine Mutter hat den Kopf gesenkt gehalten wie gegen starken Wind, sich nur ab und zu vergewissert, dass wir auch niemanden in den Gärten oder an den Fenstern grüßen muss-ten. Das wunderte mich, weil sie doch sonst so darauf Wert legte, gesehen und gegrüßt zu werden.Dann kamen nur noch Wiesen und Brachfelder und verlassene Schrebergärten. Kurz vor der Fähre sind wir dann in einen zugewachsenen Wiesenweg eingebogen. Halme habenum unsere Knöchel geschwappt, und meine Strumpfzehen, die aus den Holzsandalen rag-ten, wurden nass. „Wir gehen spazieren“, hieß es, als ich mich erkundigte, wo wir denn hin wollten. Langsam ist in mir Panik aufgestiegen über diesen angeblichen „Spaziergang“, denn es ist nicht die Art meiner Mutter gewesen, ohne Anliegen auszugehen. Und Spa-ziergänge gehörten zum Sonntagnachmittag und wurden nie anders als im Familienkonvoi ausgeführt, mit meinem Großvater an der Spitze und Tante Lilla mit Ele im Kinderwagen hintennach.

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1Henkelmann = Essgeschirr2Bretannje = gemeint ist die Bretagne, eine Region in Frankreich

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Kurz vor dem Wasserwerk, das einsam in den Wiesen lag, kam uns jemand entgegen. Yves. Ich brüllte seinen Namen, damit er uns ja auch rechtzeitig erkannte und sich recht-zeitig freuen konnte, aber der Ruf wurde mir von meiner Mutter mit der Hand in den Mund zurückgepresst. Dieses konspirative Getue hat mich verstört; mir war nicht klar, wer sich wegen der Gegenwart des anderen zu fürchten hatte und weshalb.Wir gingen jetzt zu dritt auf dem Weg weiter; Yves in der Mitte. Mit der einen Hand führte er mich, den anderen Arm hatte er um meine Mutter geschlungen. Ohne groß auf den Weg zu achten, neigten sich die Gesichter von Yves und meiner Mutter zueinander, ein zärtliches Beschnuppern und Kosen, wie ich es sonst nur bei Pferden beobachtet hatte.Erschöpft, als seien sie außerstande, noch einen Schritt weiterzugehen, ließen sie sich auf eine Bank fallen, als wir den Schlosspark Pillnitz3 erreicht hatten, der zu dieser Stun-de menschenleer war. Aus den noch blattlosen Baumgewölben wehte die Dämmerung in Schüben herunter. Ich sollte auf der großen Parkwiese Blumen pfl ücken. Das war sonst streng verboten. Erst nach der dritten ungeduldigen Versicherung meiner Mutter, dass um diese Stunde das Verbot nicht mehr gelten würde, habe ich den Rasen betreten. Der war schon ganz dunkel und schäumte über vom Tau. Der Tau hat mich beim Hocken an den nackten Stellen zwischen Strumpf und Schlüpfer gekitzelt. Die Buschwindröschen hingen über meine Hand.Als ich merkte, dass ich von weißen Dämpfen umzingelt war, die aus der nassen Wiese herausqualmten, habe ich mich umgeblickt und niemanden mehr gesehen. Die Stelle, wo vorhin noch die Bank mit meiner Mutter und Yves gestanden hatte, war leer, die Bank fort, der Park fi nster, die hellen Tupfer der Anemonen im Rasen kaum noch zu erkennen. Ich blieb stehen, wo ich stand, und habe angefangen zu weinen und nach meiner Mutter zu rufen.Endlich kam eine Antwort, sehr leise. Sie kam aus dem Dunkel hinter meinem Rücken.Ich hatte mich beim Pfl ücken mehrmals gedreht und die Richtung verloren. Um sie nicht wieder zu verlieren, rannte ich los, blindlings und erleichtert. Undeutlich erkannte ich zwei Gestalten, die, zu einer zusammengewachsen, noch immer auf der Bank saßen und sich festhielten, als seien auch sie aufeinander zugerannt und eben erst angekommen.Die Stimme meiner Mutter klang schläfrig und nachsichtig, trotzdem kam es mir so vor, als ob sie sich über mich ärgerte. Ich war nicht willkommen, soviel war mir klar. Ich blieb vor der Mutter-Yves-Skulptur stehen, deren Konturen mit der Hecke verschmolzen, und scharrte mit der Schuhspitze im Sand. Nach einer Weile wurde eine Hand ausgestreckt. Sie gehörte Yves und stopfte mich unter Yves Achselhöhle. Wir hatten es dann noch sehr schön miteinander; Yves küsste meine Mutter, und meine Mutter küsste Yves, und manch-mal küsste Yves auch mich.Am Dorfplatz haben wir uns von Yves getrennt.

3Pillnitz = Eigenname (Schloss an der Elbe)

Aus: Karla Schneider, Kor, der Engel, Haffmanns, Zürich 1992, S. 54 – 59, gekürzt und leicht bearbeitet

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Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

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I. Beantworten Sie bitte die folgenden Aufgaben inhaltlich nah am Text, möglichst mit eigenen Worten und in ganzen Sätzen:

1. Am Anfang des Textes ist von einem kleinen, sehr dicken grünen Buch die Rede (Z. 6),

das die Mutter mitbrachte, wenn Yves vom Dach herunterkam. Warum benutzen die

beiden dieses Buch? Begründen Sie Ihre Antwort anhand des Textes.

2. Welche Informationen über Yves’ Herkunft und familiäre Situation nennt der Text?

3. Was wünscht sich das kleine Mädchen in Bezug auf Yves?

4. Die Mutter geht mit ihrer Tochter an einem Nachmittag zu einem heimlichen Treffen

mit Yves. Nennen Sie vier Textstellen, die zeigen, dass die Mutter nicht möchte, dass

jemand davon erfährt.

5. Weiß das Kind, welchen Zweck dieser Ausfl ug am Nachmittag wirklich hat? Begrün-

den Sie Ihre Antwort aus dem Text.

6. Warum gerät das Kind auf dem Weg zu Yves in Panik?

7. Woran muss das Mädchen denken, als es sieht, wie seine Mutter und Yves miteinan-

der umgehen?

8. a) Das Kind soll im Park auf der Wiese Blumen pfl ücken. Mit welcher Absicht erteilt die

Mutter diesen Auftrag?

b) Hat die Mutter damit Erfolg? Begründen Sie Ihre Antwort aus dem Text.

9. Wie reagiert die Mutter – nach Ansicht der Tochter –, als diese schließlich zur Parkbank

kommt?

10. Der Vater der Ich-Erzählerin ist im Krieg. Yves ist für das kleine Mädchen für eine kurze

Zeit der „Ersatzvater“. Nennen Sie drei Textstellen, die belegen, dass Yves das kleine

Mädchen sehr gern hat.

Teil I max. 30,0 P.

II. Geben Sie die unterstrichenen Textstellen nach ihrer Bedeutung im Text möglichst mit

eigenen Worten wieder. Schreiben Sie bitte den ganzen Satzteil neu:

Beispiel: Dieses konspirative Getue (Zeile 42)

Lösung: Verhalten, das etwas verbergen soll

1. als Vater für sich beanspruchten (Zeile 20)

2. Meine Mutter zählte irgendwie nicht mit. (Zeile 21)

3. es ging schon auf den Abend zu (Zeile 22)

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

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4. ließen Läden und Gehöfte rechts liegen (Zeile 24)

5. es ist nicht die Art meiner Mutter gewesen (Zeile 35)

6. kaum noch zu erkennen (Zeile 60)

Teil II max. 9,0 P.

III. Erklären Sie die folgenden Wörter nach ihrer Bedeutung im Text, z.B. durch ein Synonym. Bitte geben Sie jeweils nur eine Lösung an:

Beispiel: hockend (Zeile 11)

Lösung: mit gebeugten Knien auf den Fersen sitzend

1. überstürzt (Zeile 1)

2. sich … einstellte (Zeile 5 f.)

3. hartnäckig (Zeile 16)

4. schlugen … ein (Zeile 24 f.)

5. hieß es (Zeile 33)

6. Anliegen (Zeile 35)

7. groß (Zeile 45)

8. sonst (Zeile 47)

9. Dämmerung (Zeile 50)

Teil III max. 9,0 P.

Teile I – III: 48,0 P. : 2 = max. 24,0 P.

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

Lösungsvorschläge und BewertungEs handelt sich bei den Lösungen um Vorschläge, die Beispiele möglicher Antworten geben. Auch andere Lösungen sind möglich und können mit voller Punktzahl bewertet werden.

I. Beantworten Sie bitte die folgenden Aufgaben inhaltlich nah am Text, möglichst mit eigenen Worten und in ganzen Sätzen:

1. Am Anfang des Textes ist von einem kleinen, sehr dicken grünen Buch die

Rede (Z. 6), das die Mutter mitbrachte, wenn Yves vom Dach herunterkam.

Warum benutzen die beiden dieses Buch? Begründen Sie Ihre Antwort

anhand des Textes.

Yves kommt aus Frankreich / sie sprechen nicht die gleiche Sprache und

benötigen dieses (Wörter-) Buch zur Verständigung.

2. Welche Informationen über Yves’ Herkunft und familiäre Situation nennt der Text?

Er kommt aus der Bretagne, er ist verheiratet / hat eine Frau, aber keine Kinder.

3. Was wünscht sich das kleine Mädchen in Bezug auf Yves?

Sie möchte ihn ganz für sich allein haben / er soll nur für sie da sein.

4. Die Mutter geht mit ihrer Tochter an einem Nachmittag zu einem heimlichen

Treffen mit Yves. Nennen Sie vier Textstellen, die zeigen, dass die Mutter

nicht möchte, dass jemand davon erfährt (hier: fünf mögliche Antworten).

Die Mutter trägt ein Einkaufsnetz. (Z. 23)

Sie gehen sehr schnell. (Z. 23 f.)

Die Mutter hält den Kopf gesenkt. (Z. 26)

Sie vergewissert sich, dass sie niemanden grüßen muss. (Z. 26 ff.)

Sie unterdrückt den Ruf des Kindes. (Z. 40 ff.)

5. Weiß das Kind, welchen Zweck dieser Ausfl ug am Nachmittag wirklich hat?

Begründen Sie Ihre Antwort aus dem Text.

Nein (1 P.). Es / Das Kind fragt die Mutter nach einer Weile,

wohin sie wollen (Z. 33 f.). (2 P.)

6. Warum gerät das Kind auf dem Weg zu Yves in Panik?

Weil es die Erklärung der Mutter, sie machen einen Spaziergang, nicht

glaubt / weil ein „Spaziergang“ normalerweise mit der ganzen Familie

unternommen wird / sonntags stattfi ndet.

7. Woran muss das Mädchen denken, als es sieht, wie seine Mutter und

Yves miteinander umgehen?

Sie denkt an Pferde, die sich beschnuppern / (lieb-)kosen.

Punkte

3

3

2

4

3

3

2

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8. a) Das Kind soll im Park auf der Wiese Blumen pfl ücken.

Mit welcher Absicht erteilt die Mutter diesen Auftrag?

Sie möchte eine Weile mit Yves allein sein.

b) Hat die Mutter damit Erfolg? Begründen Sie Ihre Antwort aus dem Text.

Nein (1 P.). Das Kind ruft die Mutter / möchte zur Mutter zurück/bekommt

Angst / fürchtet sich (Z. 57 ff.) (2 P.).

9. Wie reagiert die Mutter – nach Ansicht der Tochter –, als diese schließlich

zur Parkbank kommt?

Sie ist ärgerlich. / Die Tochter ist nicht willkommen.

10. Der Vater der Ich-Erzählerin ist im Krieg. Yves ist für das kleine Mädchen für eine

kurze Zeit der „Ersatzvater“. Nennen Sie drei Textstellen, die belegen, dass Yves

das kleine Mädchen sehr gern hat (hier: vier mögliche Anworten).

Er hält die Arme für das Mädchen auf / lässt sie hineinspringen. (Z. 11 ff.)

Er hält seine Hand, als sie in den Park gehen. (Z. 44 f.)

Er streckt die Hand nach dem Kind aus, als es zur Parkbank kommt. (Z. 71 f.)

Er küsst das Kind manchmal. (Z. 73 f.)

Teil I max. 30,0 P.

II. Geben Sie die unterstrichenen Textstellen nach ihrer Bedeutung im Text möglichst

mit eigenen Worten wieder. Schreiben Sie bitte den ganzen Satzteil neu:

Beispiel: Dieses konspirative Getue (Zeile 42)

Lösung: Verhalten, das etwas verbergen soll

1. als Vater für sich beanspruchten (Zeile 20)

für die er der Vater war / die ihn als Vater ansahen

2. Meine Mutter zählte irgendwie nicht mit. (Zeile 21)

An meine Mutter habe ich dabei nicht gedacht. / Meine Mutter blieb außen vor.

3. es ging schon auf den Abend zu (Zeile 22)

es war später Nachmittag / es wurde Abend

4. ließen Läden und Gehöfte rechts liegen (Zeile 24)

gingen links daran vorbei

5. es ist nicht die Art meiner Mutter gewesen (Zeile 35)

es war nicht typisch für meine Mutter / das hat sie normalerweise nicht gemacht

6. kaum noch zu erkennen (Zeile 60)

man konnte sie fast nicht mehr sehen / es war zu dunkel,

um sie noch sehen zu können

Teil II max. 9,0 P.

Punkte

2

3

2

3

je 1,5 P.

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Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

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III. Erklären Sie die folgenden Wörter nach ihrer Bedeutung im Text,

z.B. durch ein Synonym. Bitte geben Sie jeweils nur eine Lösung an:

Beispiel: hockend (Zeile 11)

Lösung: mit gebeugten Knien auf den Fersen sitzend

1. überstürzt (Zeile 1)

sehr schnell / plötzlich

2. sich … einstellte (Zeile 5 f.)

(auf die Veranda) kam / (die Veranda) betrat

3. hartnäckig (Zeile 16)

immer wieder / beharrlich / unablässig

4. schlugen … ein (Zeile 24 f.)

nahmen / gingen in den ... / bogen in den ...

5. hieß es (Zeile 33)

wurde mir gesagt / war die Auskunft / sagte sie

6. Anliegen (Zeile 35)

Grund / Anlass / Zweck

7. groß (Zeile 45)

besonders / sehr

8. sonst (Zeile 47)

normalerweise / gewöhnlich / üblicherweise

9. Dämmerung (Zeile 50)

beginnende Dunkelheit

Teil III max. 9,0 P.

Teile I – III: 48,0 P. : 2 = max. 24,0 P.

je 1 P.

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Ba) Erklärung eines Textes nach Inhalt und Wortschatz

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Bb) Ausdrucksfähigkeit

I. Bitte ergänzen Sie die fehlenden Präpositionen in der richtigen Form:

Beispiel: In dem Zeitungsartikel geht es um Vergesslichkeit.

Wer hat das noch nicht erlebt: Plötzlich kann man sich nicht mehr ____________

seine Handynummer erinnern oder man weiß nicht mehr, wo der Autoschlüssel

ist. ____________ viele Menschen gehört Vergesslichkeit ____________ Alltag.

Nicht nur alte Menschen sind da___________ betroffen, auch Jüngere leiden

___________ solchen kleinen Hirnblockaden. Das Verlegen des Autoschlüssels

ist jedoch noch lange kein Grund da____________, sich ____________ seine

geistige Gesundheit Sorgen zu machen. Was ____________ Gedächtnis ge-

speichert wird, hängt nämlich ____________ der Intensität der Erfahrung ab.

Da____________ prägen sich Informationen, die wir ____________ starken Ge-

fühlen verbinden, am stärksten ____________ unser Gedächtnis ein.

je 0,5 P.1. Bew. 2. Bew.

Teil I max. 6,0 P. Punkte

II. Bitte ergänzen Sie die fehlenden Verben in der richtigen Form:

Beispiel: In dem Text geht es um Vergesslichkeit.

Auch Stress kann zu Vergesslichkeit ________________________. Durch

Überlastung des Gehirns kann es beispielsweise dazu _____________,

dass einem Lehrer die Namen seiner Schüler nicht mehr

___________________________. Und wer sich mit zu vielen Aufgaben auf einmal

___________________________, muss sich nicht wundern, wenn sein

Gedächtnis ihn im Stich __________________.

je 1 P.1. Bew. 2. Bew.

Teil II max. 5,0 P. Punkte

Name

Vorname

Prüfungszentrum

Index-Nr.

Zeit: 60 Minuten

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III. Bilden Sie bitte aus den unterstrichenen Satzteilen Nebensätze bzw. Infi nitivkonstruktionen und formen Sie entsprechend um:

Beispiel: Bei einer Überlastung des Gehirns kann man Gedächtnisprobleme bekommen.

Lösung: Wenn das Gehirn überlastet ist, kann man Gedächtnisprobleme bekommen.

1. Durch körperliche Bewegung kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbes-

sert werden. (2,5 P.)

______________________________________________________________________

kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessert werden.

2. Regelmäßiges Gedächtnistraining dient zur Steigerung des Denkvermögens._

Regelmäßiges Gedächtnistraining dient _______________________________ __

______________________________________________________________. (2,5 P.)

3. Nach den Ergebnissen einer Studie haben 22 Prozent der 75-Jährigen

Gedächtnisprobleme. (2,5 P.)

____________________________________________________________________,

haben 22 Prozent der 75-Jährigen Gedächtnisprobleme.

4. Die Intensität einer Erfahrung hat Einfl uss auf unsere Gedächtnisleistung. (2 P.)

Die Intensität einer Erfahrung hat Einfl uss darauf,________________________

__________________________________________________________________ .

1. Bew. 2. Bew.

Teil III max. 9,5 P. Punkte

IV. Ersetzen Sie bitte die unterstrichenen Ausdrücke durch ein passendes Modalverb (können, dürfen, mögen, müssen, sollen, wollen) und formen Sie entsprechend um:

Beispiel: Ich habe die Absicht, mein Gedächtnis zu trainieren.

Lösung: Ich will mein Gedächtnis trainieren.

1. Auch ein älterer Mensch ist noch lernfähig. (1,5 P.)

Auch ein älterer Mensch __________________ noch _______________________.

2. Besonders im Alter ist ein Gedächtnistraining notwendig. (1,5 P.)

Besonders im Alter _____________man das Gedächtnis ____________ ______.

1. Bew. 2. Bew.

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

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3. Ich habe gelesen, dass unser Gedächtnis bis zu 50-mal täglich streikt. (1,5 P.)

Unser Gedächtnis _______________bis zu 50-mal täglich _________ ________.

4. Es wird empfohlen, das Gedächtnis regelmäßig zu trainieren. (2 P.)

Das Gedächtnis _______________________________________________________.

Teil IV max. 6,5 P. Punkte

V. Bitte formen Sie die Sätze so um, dass der Inhalt möglichst wenig verändert wird:

Beispiel: Finden Sie Gedächtnistraining wichtig?

Lösung: Halten Sie Gedächtnistraining für wichtig?

1. Mit zunehmendem Alter arbeiten die grauen Zellen langsamer. (2 P.)

Je älter __________________, __________________________________________

____________________________________________________________________.

2. Die Informationen, die das Kurzzeitgedächtnis speichert, bleiben nur bis zu

20 Minuten erhalten. (2 P.)

Die _________________________________________________________________

Informationen bleiben nur bis zu 20 Minuten erhalten.

3. Ältere Menschen haben oft mit Gedächtnisproblemen zu kämpfen. Sie trainie-

ren ihr Gedächtnis nicht. (2 P.)

Aber wenn ältere Menschen ihr Gedächtnis trainieren würden, _____________

____________________________________________________________________.

4. Vergesslichkeit ist oft auf eine Überlastung des Gehirns zurückzuführen.

a) Vergesslichkeit _____________________________________________________

____________________________________________________ werden. (1,5 P.)

b) Vergesslichkeit _________________ sich _______________________________

______________________________________________________________. (1,5 P.)

1. Bew. 2. Bew.

Teil V max. 9,0 P. Punkte

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

Page 17: KDS_UES_01

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Bewertung Ausdrucksfähigkeit

1. Bewerterin/Bewerter 2. Bewerterin/Bewerter

Ergebnis ______ : 4 = ______ Punkte Ergebnis ______ : 4 = ______ Punkte

(Unterschrift) (Unterschrift)

VI. Bitte bilden Sie mit Hilfe der angegebenen Wörter Sätze:

Beispiel: Ärzte – regelmäßig – Gedächtnistraining – wichtig – halten.

Lösung: Ärzte halten regelmäßiges Gedächtnistraining für wichtig.

1. Besonders – Schachspielen – Methode – gut – gelten, Gedächtnis –

trainieren. (2,5 P.)

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

2. Groß – Interesse – Thema – beitragen, Informationen – Gedächtnis –

besser – bleiben. (3,5 P.)

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

3. Viele Menschen – Stress – Gedächtnis – nicht verlassen können. (3 P.)

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

4. Ärzte – Leute – Gedächtnisprobleme – raten, Sport treiben. (3 P.)

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

1. Bew. 2. Bew.

Teil VI max. 12,0 P. Punkte

Teile I –VI insgesamt max. 48,0 P.: 4 = max. 12,0 P.

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

Page 18: KDS_UES_01

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Bb) Ausdrucksfähigkeit

Lösungsvorschläge und Bewertung Es handelt sich bei den Lösungen um Vorschläge, die Beispiele möglicher Antworten geben. Auch andere Lösungen sind möglich und können mit voller Punktzahl bewertet werden.

I. Bitte ergänzen Sie die fehlenden Präpositionen in der richtigen Form:

Beispiel: In dem Zeitungsartikel geht es um Vergesslichkeit.

Wer hat das noch nicht erlebt: Plötzlich kann man sich nicht mehr ___an________

seine Handynummer erinnern oder man weiß nicht mehr, wo der Autoschlüssel

ist. ___Für___ viele Menschen gehört Vergesslichkeit _____zum_______ Alltag.

Nicht nur alte Menschen sind davon_______ betroffen, auch Jüngere leiden

__unter____ solchen kleinen Hirnblockaden. Das Verlegen des Autoschlüssels

ist jedoch noch lange kein Grund dafür________, sich ____um________ seine

geistige Gesundheit Sorgen zu machen. Was __vom / im____ Gedächtnis ge-

speichert wird, hängt nämlich ___von______ der Intensität der Erfahrung ab.

Dabei_________ prägen sich Informationen, die wir _____mit_____ starken Ge-

fühlen verbinden, am stärksten ___in_______ unser Gedächtnis ein.

je 0,5 P.1. Bew. 2. Bew.

Teil I max. 6,0 P. Punkte

II. Bitte ergänzen Sie die fehlenden Verben in der richtigen Form:

Beispiel: In dem Text geht es um Vergesslichkeit.

Auch Stress kann zu Vergesslichkeit ______führen______________. Durch

Überlastung des Gehirns kann es beispielsweise dazu _____kommen_,

dass einem Lehrer die Namen seiner Schüler nicht mehr

_______einfallen____________. Und wer sich mit zu vielen Aufgaben auf einmal

____beschäftigt / befasst_______________, muss sich nicht wundern, wenn

sein Gedächtnis ihn im Stich ______lässt__________.

je 1 P.1. Bew. 2. Bew.

Teil II max. 5,0 P. Punkte

Page 19: KDS_UES_01

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III. Bilden Sie bitte aus den unterstrichenen Satzteilen Nebensätze bzw. Infi nitivkonstruktionen und formen Sie entsprechend um:

Beispiel: Bei einer Überlastung des Gehirns kann man Gedächtnisprobleme bekommen.

Lösung: Wenn das Gehirn überlastet ist, kann man Gedächtnisprobleme bekommen.

1. Durch körperliche Bewegung kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbes-

sert werden.

Dadurch dass / Indem / Wenn man sich körperlich bewegt. (2,5 P.)

kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessert werden.

2. Regelmäßiges Gedächtnistraining dient zur Steigerung des Denkvermögens.

Regelmäßiges Gedächtnistraining dient __dazu, dass das Denkvermögen__

gesteigert wird / das Denkvermögen zu steigern. (2,5 P.)

3. Nach den Ergebnissen einer Studie haben 22 Prozent der 75-Jährigen

Gedächtnisprobleme.

Wie eine Studie ergibt / ergeben hat, / Einer Studie zufolge (2,5 P.)

haben 22 Prozent der 75-Jährigen Gedächtnisprobleme.

4. Die Intensität einer Erfahrung hat Einfl uss auf unsere Gedächtnisleistung.

Die Intensität einer Erfahrung hat Einfl uss darauf,__was unser Gedächtnis_

leistet / wie unsere Gedächtnisleistung ist. (2 P.)

1. Bew. 2. Bew.

Teil III max. 9,5 P. Punkte

IV. Ersetzen Sie bitte die unterstrichenen Ausdrücke durch ein passendes Modalverb (können, dürfen, mögen, müssen, sollen, wollen) und formen Sie entsprechend um:

Beispiel: Ich habe die Absicht, mein Gedächtnis zu trainieren.

Lösung: Ich will mein Gedächtnis trainieren.

1. Auch ein älterer Mensch ist noch lernfähig.

Auch ein älterer Mensch ____kann____________ noch ____lernen. (1,5 P.)

2. Besonders im Alter ist ein Gedächtnistraining notwendig.

Besonders im Alter _____muss_____ man das Gedächtnis _trainieren. (1,5 P.)

1. Bew. 2. Bew.

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

Page 20: KDS_UES_01

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3. Ich habe gelesen, dass unser Gedächtnis bis zu 50-mal täglich streikt.

Unser Gedächtnis ____soll______bis zu 50-mal täglich ___streiken___. (1,5 P.)

4. Es wird empfohlen, das Gedächtnis regelmäßig zu trainieren.

Das Gedächtnis _sollte regelmäßig trainiert werden. (2 P.)

Teil IV max. 6,5 P. Punkte

V. Bitte formen Sie die Sätze so um, dass der Inhalt möglichst wenig verändert wird:

Beispiel: Finden Sie Gedächtnistraining wichtig?

Lösung: Halten Sie Gedächtnistraining für wichtig?

1. Mit zunehmendem Alter arbeiten die grauen Zellen langsamer.

Je älter ______man wird______, ______desto langsamer arbeiten______

die grauen Zellen. (2 P.)

2. Die Informationen, die das Kurzzeitgedächtnis speichert, bleiben nur bis zu

20 Minuten erhalten.

Die _____vom / im Kurzzeitgedächtnis gespeicherten_____ (2 P.)

Informationen bleiben nur bis zu 20 Minuten erhalten.

3. Ältere Menschen haben oft mit Gedächtnisproblemen zu kämpfen.

Sie trainieren ihr Gedächtnis nicht.

Aber wenn ältere Menschen ihr Gedächtnis trainieren würden, _hätten sie____

nicht so oft / seltener mit Gedächtnisproblemen zu kämpfen. (2 P.)

4. Vergesslichkeit ist oft auf eine Überlastung des Gehirns zurückzuführen.

a) Vergesslichkeit _____kann oft auf eine Überlastung des Gehirns ______

zurückgeführt (1,5 P.) werden.

b) Vergesslichkeit ____lässt_____________ sich __oft auf eine Überlastung

_des Gehirns zurückführen. (1,5 P.)

1. Bew. 2. Bew.

Teil V max. 9,0 P. Punkte

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

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VI. Bitte bilden Sie mit Hilfe der angegebenen Wörter Sätze:

Beispiel: Ärzte – regelmäßig – Gedächtnistraining – wichtig – halten.

Lösung: Ärzte halten regelmäßiges Gedächtnistraining für wichtig.

1. Besonders – Schachspielen – Methode – gut – gelten, Gedächtnis –

trainieren. (2,5 P.)

Besonders (das) Schachspielen gilt als (1P.) gute Methode,

um das / sein Gedächtnis (0,5P.) zu (1P.) trainieren.

2. Groß – Interesse – Thema – beitragen, Informationen – Gedächtnis –

besser – bleiben. (3,5 P.)

Großes (0,5 P.) Interesse an einem / am (0,5P.) Thema trägt dazu (0,5 P.)

bei (0,5 P.), dass (1 P.) (die) Informationen besser im (0,5 P.) Gedächtnis

bleiben.

3. Viele Menschen – Stress – Gedächtnis – nicht verlassen – können. (3 P.)

Viele Menschen können sich (1 P.) bei (0,5 P.) Stress nicht auf (0,5 P.) ihr (1 P.)

Gedächtnis verlassen.

4. Ärzte – Leute – Gedächtnisprobleme – raten, Sport treiben. (3 P.)

Ärzte raten Leuten (1 P.) mit (0,5 P.) Gedächtnisproblemen (0,5P.),

Sport zu (1 P.) treiben.

1. Bew. 2. Bew.

Teil VI max. 12,0 P. Punkte

Teile I-VI insgesamt max. 48,0 P.: 4 = max. 12,0 P.

Kleines Deutsches SprachdiplomBb) Ausdrucksfähigkeit ÜS 01

Name

Page 22: KDS_UES_01

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Bc) Diktat Zeit: ca. 20 Minuten

Das Diktat wird insgesamt viermal vorgelesen. Zuerst wird der ganze Text in normalemSprechtempo vorgelesen; anschließend wird jeder Satz in den vorgegebenen Sinneinheitendiktiert, jede Einheit zweimal. Das Satzende wird durch das Diktieren des Satzzeichens (Punkt)markiert. Zum Schluss wird der ganze Text noch einmal in normalem Sprechtempo vorgelesen. Danach haben die Prüfungsteilnehmenden noch 5 Minuten Zeit, um dasGeschriebene zu kontrollieren.

Die Quellenangabe wird nicht mitdiktiert.

Satzzeichen (außer am Satzende) werden nicht mitdiktiert.

Erklärungen und Wiederholungen sind nicht gestattet.

Für die Rechtschreibung sind die Vorgaben in „DUDEN. Die deutsche Recht-schreibung“ ab 24. Aufl age 2006 und „WAHRIG. Die deutsche Rechtschreibung“ ab 2006 verbindlich.

Es wird Frühjahr. // Heute Morgen habe ich das Gesicht / in die Sonne gehalten, /

sie wärmt bereits. // An den Wegrändern liegen verschmutzte Schneereste, /

zusammengefegte Randstreifen, / die so festgetreten sind, / dass der Fuß

keinen Abdruck hinterlässt. // Die Bäume am Paradeplatz / haben bereits

zentimetergroße Knospen, / und in den Vorgärten / blüht es weiß und

blau, / späte Schneeglöckchen / und wilde Veilchen. // Am Wochenende will

ich / einen langen Waldspaziergang machen, / um mir ein paar Zweige zu holen,/

die in der Vase bis Ostern aufblühen können. //

Auf das Frühjahr habe ich dieses Jahr / wie noch nie gewartet. // Im letzten

Oktober entdeckte ich am rechten Oberarm / drei kleine Knoten. // Mein Arzt

überwies mich / gleich in das Krankenhaus, / und dort hat man mir Proben

entnommen. // Es sei alles gutartig, / wurde mir schließlich mitgeteilt, / aber in

den Wochen, / in denen ich auf den Bescheid wartete, / habe ich auf eine ganz

bestimmte Art / mit dem Leben abgeschlossen. // Ich habe die Wohnung gründ-

lich aufgeräumt. // Alle Schubläden bin ich durchgegangen / und die beiden

Schränke, / ich habe die gesamte Wäsche / und meine Kleidung durchgesehen /

und viel weggeworfen. // Einiges von dem, / was in den Müll kam, / habe ich

eigentlich nie benötigt, / und ich kann mir gar nicht erklären, / warum ich es mir /

irgendwann einmal gekauft hatte. // Ich durchstöberte die Wohnung / wie vor

einem Umzug, / und ein großer Umzug hätte es ja / für mich werden können. //

Aus: Christoph Hein, Landnahme, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S.79, bearbeitet

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01Bc) Diktat Korrekturfassung

Das Diktat wird insgesamt viermal vorgelesen. Zuerst wird der ganze Text in normalemSprechtempo vorgelesen; anschließend wird jeder Satz in den vorgegebenen Sinneinheitendiktiert, jede Einheit zweimal. Das Satzende wird durch das Diktieren des Satzzeichens (Punkt)markiert. Zum Schluss wird der ganze Text noch einmal in normalem Sprechtempo vorgelesen. Danach haben die Prüfungsteilnehmenden noch 5 Minuten Zeit, um dasGeschriebene zu kontrollieren.

Die Quellenangabe wird nicht mitdiktiert.

Satzzeichen (außer am Satzende) werden nicht mitdiktiert.

Erklärungen und Wiederholungen sind nicht gestattet.

Für die Rechtschreibung sind die Vorgaben in „DUDEN. Die deutsche Recht-schreibung“ ab 24. Aufl age 2006 und „WAHRIG. Die deutsche Rechtschreibung“ ab 2006 verbindlich.

Hinweis zur Bewertung: Die Kommas in Klammern (Z. 5, 11, 18 und 20) sind fakultativ: ihre Setzung wird nicht gewertet.

Es wird Frühjahr. // Heute Morgen habe ich das Gesicht / in die Sonne gehalten, /

sie wärmt bereits. // An den Wegrändern liegen verschmutzte Schneereste, /

zusammengefegte Randstreifen, / die so festgetreten sind, / dass der

Fuß keinen Abdruck hinterlässt. // Die Bäume am Paradeplatz / haben

bereits zentimetergroße Knospen (,) / und in den Vorgärten / blüht es weiß

und blau, / späte Schneeglöckchen / und wilde Veilchen. // Am Wochenende will

ich / einen langen Waldspaziergang machen, / um mir ein paar Zweige zu holen,/

die in der Vase bis Ostern aufblühen können. //

Auf das Frühjahr habe ich dieses Jahr / wie noch nie gewartet. // Im letzten

Oktober entdeckte ich am rechten Oberarm / drei kleine Knoten. // Mein Arzt

überwies mich / gleich in das Krankenhaus (,) / und dort hat man mir Proben

entnommen. // Es sei alles gutartig, / wurde mir schließlich mitgeteilt, / aber in

den Wochen, / in denen ich auf den Bescheid wartete, / habe ich auf eine ganz

bestimmte Art / mit dem Leben abgeschlossen. // Ich habe die Wohnung gründ-

lich aufgeräumt. // Alle Schubläden bin ich durchgegangen / und die beiden

Schränke, / ich habe die gesamte Wäsche / und meine Kleidung durchgesehen /

und viel weggeworfen. // Einiges von dem, / was in den Müll kam, / habe ich

eigentlich nie benötigt (,) / und ich kann mir gar nicht erklären, / warum ich es mir/

irgendwann einmal gekauft hatte. // Ich durchstöberte die Wohnung / wie vor

einem Umzug (,) / und ein großer Umzug hätte es ja / für mich werden können. //

Aus: Christoph Hein, Landnahme, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 79, bearbeitet

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Bc) Diktat

Bewertung Diktat:Von der/dem Prüfungsteilnehmenden offensichtlich missverstandene Wörter, die dem Text-zusammenhang in keiner Weise entsprechen, werden als Doppelfehler (zwei Fehler) gezählt.Das gleiche gilt für ausgelassene Wörter, soweit es sich nicht um reine Flüchtigkeitsfehler handelt.

Pro Wort wird ein Fehler gewertet, bei Komposita bis zu zwei Fehlern, falls sie in verschiedenen Wortstämmen erscheinen.

Zeichensetzung, die nicht der Vorlage entspricht, aber vertretbar ist (z.B. fakultatives Komma, Doppelpunkt) wird nicht als Fehler gewertet. Korrespondierende falsche Kommas werden nur als halber Fehler gewertet, sinnentstellende Zeichensetzung aber als ganzer Fehler.

Im Übrigen gelten

als ganze Fehler falsche Groß- und Kleinschreibung

falsche Getrennt- und Zusammenschreibung

falsche Trennung am Zeilenende

Umlautfehler

als halbe Fehler falsche Zeichensetzung

falsches ß (für: ss), z. B. daß für: dass

als kein Fehler ss (für: ß), z. B. Grüsse für: Grüße

Wiederholungsfehler

Fehler in Überschriften

Bewertung Teil B Texterklärung, Ausdrucksfähigkeit, DiktatIn Teil B ist zwar eine Minimalpunktzahl für die jeweiligen Teilgebiete Texterklärung, Ausdrucks-fähigkeit, Diktat gegeben. Für das Bestehen von Teil B ist aber die Mindestpunktzahl, die sich aus diesen Teilgebieten addiert, ausschlaggebend: mindestens 24 Punkte. Das bedeu-tet, dass eine Punktzahl, die unter der angegebenen Mindestpunktzahl liegt (z. B. im Diktat unter 6 P.) durch die beiden anderen Teilgebiete ausgeglichen werden kann. Teil B ist bestan-den, wenn die Gesamtpunktzahl >/= 24 Punkte lautet.

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Kleiness Deutschess Sprachdiplom durchgeführt im Auftrag der Ludwig-Maximilians-Universität München

Bücherlistee -- Lektüre

für die Prüfungen im Mai und November 2009

Hohler, Franz Es klopft Luchterhand ISBN 978-3-630-87266-7 € 17,95

Kaiser, Reinhard Königskinder Eine wahre Liebe

BvT ISBN 978-3-8333-0374-6 € 7,90

Ortheil, Hanns-Josef Die große Liebe btb ISBN 978-3-442-72799-5 € 9,--

Pehnt, Annette Haus der Schildkröten Piper ISBN 978-3-492-25104-4 € 8,--

Bittee erarbeitenn Siee mindestenss zwei derr hierr angegebenenn Titel.. Dass Erarbeitenn einess drittenn Titelss wirdd empfohlen.Die Preise entsprechen dem Stand von April 2008 in Deutschland.6

Brecht, Bertolt Leben des Galilei Suhrkamp ISBN 3-518-10001-7 € 5,50 Capus, Alex Fast ein bißchen Frühling dtv ISBN 3-423-13167-5 € 8,50 Schlink, Bernhard Selbs Mord Diogenes ISBN 3-257-23360-4 € 9,90 Zweig, Stefan Brief einer Unbekannten Fischer ISBN 3-596-13024-7 € 4,90

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01C) Lektüre

MUSTERast ein bißchen Frühling dtvISBN 3-423-13167-5€ 8,50

nk, Bernhard

(MUSTER)

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

C) Lektüre

Behandeln Sie bitte zwei der hier genannten Bücher. Bearbeiten Sie bitte bei dem einen Buch Aufgabentyp A, bei dem anderen Buch Aufgabentyp B.

Zeit: 120 Minuten+10 Minuten

(für das Zählen der Wörter)

BRECHT, Bertolt: Leben des Galilei

Aufgabentyp A:

1. Schildern Sie bitte die Folgen von Galileis Widerruf seiner Lehre.Gehen Sie dabei kurz auf folgende Punkte ein:– Warum hat Galilei widerrufen?– Wie verbrachte Galilei die folgende Zeit unter Beobachtung der Inquisition?– Wie beurteilte Andrea Sarti den Widerruf und wie schätzte er am Ende Galilei ein?

2. Nehmen Sie nun ausführlicher zu folgender Frage Stellung:Nach dem Widerruf Galileis sagte Andrea: „Unglücklich das Land, das keine Helden hat.“Galilei erwiderte, dass es umgekehrt sei: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“Wie beurteilen Sie diese beiden Aussagen?

(Länge ca. 250 Wörter)

Aufgabentyp B:

DER MÖNCH Eure Eminenz haben sich zuviel zugemutet!

In diesem Augenblick öffnet sich die Tür hin-ten, und an der Spitze seiner Astronomen kommt der große Clavius herein. Er durch-schreitet schweigend und schnell, ohnezur Seite zu blicken, den Saal und spricht, schon am Ausgang, zu einem Mönch hin.

CLAVIUS Es stimmt.Er geht ab, gefolgt von den Astronomen.Die Tür hinten bleibt offenstehen. Totenstil-le. Der sehr alte Kardinal kommt zu sich.

DER SEHR ALTE KARDINAL Was ist? Die Entschei-dung gefallen?

Niemand wagt es ihm zu sagen.DER MÖNCH Eure Eminenz müssen nach Hause gebracht werden.

Man hilft dem alten Mann hinaus. Alle ver-lassen verstört den Saal.Ein kleiner Mönch aus der Untersuchungs-kommission des Clavius bleibt bei Galileistehen.

DER KLEINE MÖNCH verstohlen: Herr Gali-lei, Pater Clavius sagte, bevor er wegging: Jetzt können die Theologen sehen, wie sie die Himmelskreise wieder einrenken! Siehaben gesiegt. AbGALILEI sucht ihn zurückzuhalten: Sie hat ge-siegt! Nicht ich, die Vernunft hat gesiegt!

Taschenbuch-Textauszug S. 62 f.Die Rechtschreibung entspricht der

literarischen Vorlage, dem Original,

nicht den Vorgaben der Rechtschreibreform.

1. Warum ist diese Stelle für den Textzusammenhang bedeutsam?

2. Erläutern Sie, warum die Theologen gegen Galileis Lehre waren.

3. Erläutern Sie, was Giordano Bruno passierte und warum Galileis Freund Sagredo riet, in der Republik Venedig zu bleiben.

4. Erklären Sie, wie Galilei sich die Möglichkeit verschaffte, ungestört wissenschaftlich zuarbeiten.

(Länge ca. 250 Wörter)

Aus: Bertolt Brecht, Leben des Galilei, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005

Page 27: KDS_UES_01

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CAPUS, Alex: Fast ein bißchen Frühling

Aufgabentyp A:

1. Beschreiben Sie bitte die beiden Freundinnen Dorly Schupp und Marie Stifter.Gehen Sie dabei kurz auf folgende Punkte ein:– Wie verlief Dorlys bisheriges Leben?– Wie ging Dorly mit Sandweg und Velte um?– Warum schloss sich Marie den Treffen an?

2. Nehmen Sie nun ausführlicher zu folgender Frage Stellung: Waren Dorly und Marie naiv, unvorsichtig, blind, als sie mit Sandweg und Velte ausgingen,oder wurde ihnen glaubhaft vorgespielt, dass sie es mit anständigen, gebildeten Männernzu tun hatten?

(Länge ca. 250 Wörter)

Aufgabentyp B:

Sonntag, einundzwanzigster Januar 1934, acht Uhr. Der Morgen graut, Laufen erwacht. Genagelte Polizistenstiefel poltern übers Kopfsteinpfl aster, Motoren laufen warm, es riecht nach Kaffee in Blechtassen. Auf dem Feld vor dem Städtchen steht ein Doppelde-ckerfl ugzeug, dessen Propeller den Rauhreif von den Grashalmen reißt und hochwirbelt. Vor der Maschine stehen zwei Polizeioffi ziere und der Pilot. Die Polizisten grüßen militä-risch, der Flugpionier tippt nachlässig an sei-ne Ledermütze, klettert in die Kanzel und zieht am Gashebel. Der Doppeldecker holpert über die Wiese und hebt ab, zieht eine Schleife über dem Städtchen und fegt dicht über die

Wipfel eines Tannenwäldchens hinweg. Die Tannen biegen sich, Schnee fällt hinunter auf den Waldboden, auf dem Kurt Sandweg und Waldemar Velte schlafen. Sie liegen Bauch an Rücken auf Waldemars Mantel, Kurts Mantel dient ihnen als Decke. Der von den Wipfeln fallende Schnee weckt Waldemar. Er löst sich aus der Umarmung des Freundes, kriecht zwischen den Mänteln hervor und zieht ein kleines schwarzes Wachstuchheft aus der Tasche.

Taschenbuch-Textauszug S. 119Die Rechtschreibung entspricht der

literarischen Vorlage, dem Original,

nicht den Vorgaben der Rechtschreibreform.

1. Warum ist diese Stelle für den Textzusammenhang bedeutsam?

2. Schildern Sie die Entdeckung und Flucht von Sandweg und Velte in der Schweiz.

3. Erläutern Sie, wie der Bankraub in Basel geplant und durchgeführt wurde.

4. Erläutern Sie, wie Velte die Banküberfälle und Morde zu rechtfertigen versucht.

(Länge ca. 250 Wörter)

Aus: Alex Capus, Fast ein bißchen Frühling, © 2002 Residenz Verlag im NiederösterreichischenPressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, St. Pölten – Salzburg

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

C) Lektüre

Page 28: KDS_UES_01

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SCHLINK, Bernhard: Selbs Mord

Aufgabentyp A:

1. Beschreiben Sie bitte einige Aspekte der Persönlichkeit des Privatdetektivs Gerhard Selb.Gehen Sie dabei kurz auf folgende Punkte ein:– Welchen Auftrag bekam Selb von Welker und warum behandelte er ihn nicht wie einen Routineauftrag?– Aus welchen Gründen war Selb Privatdetektiv geworden?– Warum ermittelte Selb nach der scheinbaren Lösung des Falles weiter?

2. Nehmen Sie nun ausführlicher zu folgender Frage Stellung:Selb ermittelte in diesem Fall intensiver, als es der eigentliche Auftrag verlangte. SindSie der Meinung, dass er damit das Richtige tat oder hätte er die Dinge auf sich beruhen lassen sollen?

(Länge ca. 250 Wörter)

Aufgabentyp B:

Als ich aufwachte, war heller Tag. Mein An-zug hing ordentlich über dem Stuhl. Auf dem Tisch lag ein Zettel: „Ich versuche, schon um vier zu Hause zu sein. Gute Besserung!“ Ich machte mir in der Küche einen Tee, nahm ihn ans Sofa und legte mich noch mal hin. Ich hat-te alle fünf Sinne beieinander. Aber die Nase lief, der Hals tat weh, und ich fühlte mich so schwach, daß ich am liebsten liegengeblie-ben wäre und den Tag verdämmert hätte. Aus dem Fenster geguckt und gesehen, wie der Wind die grauen Wolken über den blau-en Himmel treibt und die kahlen Zweige der Platane bewegt und wie die Regentropfen die Fensterscheiben hinunterlaufen. Dem Regen zugehört. Nicht an Schuler gedacht, den ich

hätte retten können, wenn ich nicht zu lang-sam gewesen wäre, nicht an die Skins, von denen ich mich hatte zum Narren machen lassen, und nicht an Karl-Heinz Ulbrich, der mich rührte, obwohl ich ihn nicht mochte. Aber wenn ich wegdämmerte, waren sie da, Ulbrich auf der Suche nach meiner väterlichen Anerkennung und Zuwendung, die Skins und meine Angst, der taumelnde Schuler mit dem Aktenkoffer. Also stand ich auf, setzte mich an den Kachelofen und dachte an das, was mir Vera Soboda erzählt hatte.

Taschenbuch-Textauszug S. 104Die Rechtschreibung entspricht der

literarischen Vorlage, dem Original,

nicht den Vorgaben der Rechtschreibreform.

1. Warum ist diese Stelle für den Textzusammenhang bedeutsam?

2. Erläutern Sie Selbs Verbindung zu Schuler.

3. Erklären Sie, wer Ulbrich war und wie er sich in Selbs Fall einmischte.

4. Schildern Sie Sobodas Rolle in der Sorbischen Genossenschaftsbank und in Selbs Fall.

(Länge ca. 250 Wörter)

Aus: Bernhard Schlink, Selbs Mord Copyright © 2001 Diogenes Verlag AG Zürich

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

C) Lektüre

Page 29: KDS_UES_01

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ZWEIG, Stefan: Brief einer Unbekannten

Aufgabentyp A:

1. Schildern Sie die verschiedenen Stufen und Formen der Liebe der Briefschreiberin zum Schriftsteller R.Gehen Sie dabei kurz auf folgende Punkte ein:– die Art ihrer kindlichen Schwärmerei– ihre spätere körperliche Hingabe– ihr Verhältnis zu ihrem Sohn

2. Nehmen Sie nun ausführlicher zu folgender Frage Stellung:Die Briefschreiberin verschwieg dem Schriftsteller R. die Geburt des Sohnes. Halten Sie esfür richtig, dass sie R. nichts von dem Kind erzählte und dem Sohn den Vater vorenthielt?

(Länge ca. 250 Wörter)

Aufgabentyp B:

Dies, diese rasche Minute, sie war die glück-lichste meiner Kindheit. Sie wollte ich Dir er-zählen, damit Du, der Du mich nicht kennst, endlich zu ahnen beginnst, wie ein Leben an Dir hing und verging. Sie wollte ich Dir erzäh-len und jene andere noch, die fürchterlichste Stunde, die jener leider so nachbarlich war. Ich hatte – ich sagte es Dir ja schon – um Deinetwillen an alles vergessen, ich hatte auf meine Mutter nicht acht und kümmerte mich um niemanden. Ich merkte nicht, daß ein äl-terer Herr, ein Kaufmann aus Innsbruck, der mit meiner Mutter entfernt verschwägert war, öfter kam und länger blieb, ja, es war mir nur angenehm, denn er führte Mama manchmal

in das Theater, und ich konnte allein bleiben, an Dich denken, auf Dich lauern, was ja mei-ne höchste, meine einzige Seligkeit war. Eines Tages nun rief mich meine Mutter mit einer gewissen Umständlichkeit in ihr Zimmer; sie hätte ernst mit mir zu sprechen. Ich wurde blaß und hörte mein Herz plötzlich hämmern; sollte sie etwas geahnt, etwas erraten haben? Mein erster Gedanke warst Du, das Geheim-nis, das mich mit der Welt verband.

Taschenbuch-Textauszug S. 32 f.Die Rechtschreibung entspricht der

literarischen Vorlage, dem Original,

nicht den Vorgaben der Rechtschreibreform.

1. Warum ist diese Stelle für den Textzusammenhang bedeutsam?

2. Erläutern Sie die Gefühle der Briefschreiberin zu Schriftsteller R. zum Zeitpunkt dieser Text-stelle.

3. Schildern Sie die Lebensweise des Schriftstellers R.

4. Schildern Sie die Lebensumstände der Briefschreiberin zu jener Zeit.

(Länge ca. 250 Wörter)

Stefan Zweig, Brief einer Unbekannten. Aus: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden. Brennendes Geheimnis. Herausgegeben von Knut Beck. © S. Fischer Verlag GmbH,Frankfurt am Main 1987

Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

C) Lektüre

Page 30: KDS_UES_01

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

C) Lektüre

Lösungsvorschläge Hinweis: Es handelt sich bei den Lösungen um Vorschläge, die Beispiele möglicher Antwor-ten geben und die nicht alle bzw. nicht in dieser Ausführlichkeit gegeben werden müssen, zumal es sich um einen Text von ca. 250 Wörtern handeln sollte. Diese Vorschläge sind mit Absicht sprachlich nicht im Stil eines ausformulierten Aufsatzes gehalten (bewusst teilweise Übernahme von Formulierungen aus dem Original) – um Räume zu eröffnen für individuelle Gedankengänge und Formulierungen.

BRECHT, Bertolt: Leben des Galilei

Aufgabentyp A:

Galilei war für die Öffentlichkeit tot. Von 1633 bis zu seinem Tod 1642 lebte er bei Florenz unterAufsicht der Inquisition.

- Galilei hatte nach dem ersten Verdikt seiner Lehre 1616 nicht für immer geschwiegen und wur-de von der Heiligen Inquisition nach Rom gebracht. Dort saß er 23 Tage im Kerker, erlebte „das große Verhör“. In der Verbannung bei Florenz wurde er von Andrea Sarti besucht und gestand diesem, dass er aus Angst vor dem körperlichen Schmerz widerrufen habe, man habe ihm die Folterinstrumente gezeigt. Seinem Widerruf habe kein kluger Plan zugrunde gelegen.

- Im Landhaus bei Florenz stand Galilei ständig unter Bewachung und Beobachtung durch die Inquisition. Er bekam die Mittel, um zu schreiben, er diktierte seiner Tochter, doch alles blieb unter Verschluss der Kirche. Er tat so, als ob er bereue. Im Gespräch mit Andrea Sarti sprach er, wissend, dass ein Mönch im Vorzimmer alles belauerte, von seinem Irrtum. Galilei schrieb die „Discorsi“ – die er angeblich der Kirche aushändigte – trotz seines schlechten Augenlichts heimlich ab, versteckte sie in seinem Globus. Nun händigte er sie Andrea aus, damit dieser sie nach Holland bringe.

- Andrea Sarti wie auch die anderen Getreuen Galileis hofften, dass Galilei nicht widerrufen würde und sahen seinen Widerruf als Verrat an. Andrea rief: „Unglücklich das Land, das keine Helden hat!“ und nannte Galilei „Weinschlauch! Schneckenfresser!“, warf ihm vor, seine Haut gerettet zu haben. Nachdem er später die ,,Discorsi“ bekam, revidierte er sein Urteil, sah einen trickreichen Plan Galileis: Leben, um weitere Erkenntnisse bekommen zu können, um die Wis-senschaft voranzutreiben. Er sah Galilei nun als eigentlichen Sieger. Galilei aber widersprach – er habe nur aus Angst vor der Folter widerrufen, er habe keinen Plan gehabt.

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BRECHT, Bertolt: Leben des Galilei

Aufgabentyp B:

1. Im Jahr 1616 wurde Galileis Entdeckung vom Collegium Romanum, Forschungsinstitut des Vatikans, geprüft. Im Saal des Collegium Romanum warteten hohe Geistliche, Mönche, Ge-lehrte und Galilei auf das Urteil des anerkannten Astronomen Clavius. Man machte sich über Galileis Entdeckung lustig; der sehr dünne Mönch und der sehr alte Kardinal regten sich dar-über auf, dass Galilei die Bibel in Frage stellte, ebenso die Erde als Zentrum und damit den Menschen als Mittelpunkt des Weltalls. Der sehr alte Kardinal sank während seiner Rede zu-sammen. In dem Moment kam Clavius und erklärte: „Es stimmt.“ Danach war Galilei angese-hen, aber auf einem Ball im Haus des Kardinals Bellarmin wurde Galilei von Kardinal Bellarmin und Kardinal Barberini eröffnet, dass das Heilige Offi zium seine Lehre auf den Index gesetzt habe. Sie sei töricht, absurd und ketzerisch im Glauben. Man habe den Auftrag ihn zu ermah-nen, diese Meinung aufzugeben.

2. Galileis Entdeckung rückte die Erde und den Menschen aus dem Zentrum. Wie der sehr alte Kardinal sagte, war der Mensch die Krone der Schöpfung und gehörte daher in den Mittel-punkt des Weltalls. So stand es auch nach der Lesart der damaligen Theologen in der Bibel. Galilei versündigte sich also gegen die Heilige Schrift. Gott hatte nach Ansicht der Theologen keinen Platz mehr in diesem All voller Gestirne, von denen die Erde ein relativ unbedeutender Stern war. Galileis Lehre war damit Gotteslästerung. Aber nicht nur der Widerspruch zur Bibel war es, der die Theologen gegen Galilei aufbrachte: Ihre Autorität wurde in Frage gestellt, keiner wollte zugeben, sich geirrt zu haben; ihr ganzes Ordnungssystem, mit dem sie über das Volk herrschen konnten, würde durch Galileis Entdeckung ins Wanken geraten.

3. Giordano Bruno hatte vor Galilei das kopernikanische Weltbild vertreten und war verbrannt worden. Galileis Freund Sagredo fürchtete, dass Galilei das gleiche Schicksal erfahren könnte, wenn er seine Entdeckung publik machte. Er fragte auch, wo denn Gott sei, wenn im All nur Gestirne seien. Galilei antwortete, Gott sei „in uns oder nirgends“. So hatte es auch Giordano Bruno gesagt und deshalb war er nicht ganz zehn Jahre zuvor verbrannt worden. Galilei war zuversichtlich, da er im Gegensatz zu Bruno die Theorie des Kopernikus nun beweisen könne. Um besser arbeiten zu können, wollte Galilei nach Florenz. Davon riet Sagredo ab, da in Florenz die Mönche herrschten. Wenn Galilei von Beweisen sprach, sah er seinen Freund brennen.

4. In der Republik Venedig, in Padua, sah Galilei keine Möglichkeit mehr, genug zu forschen. Von der Universität bekam er keine Erhöhung seines Salärs (Gehalts), er musste Privatschüler neh-men, das raubte Zeit – „Ich lehre und lehre, und wann soll ich lernen?“ Mit der angeblichen Er-fi ndung des Fernrohrs schaffte er sich ein wenig Luft und Geld, doch sein teilweiser Schwindel fl og bald auf. Er hatte Schulden und keine Muße – „Fünf Jahre Muße für Forschung, und ich hätte alles bewiesen.“ In Florenz, am Hof dort, hoffte er arbeiten zu können. Er schrieb unter-tänigst und unterwürfi g an den erst neunjährigen Cosmo, Großherzog von Florenz, widmete ihm ein paar unbedeutende Sterne – die „Mediceischen Gestirne“. Zu Sagredo sagte er: „Ein Mann wie ich kann nur auf dem Bauch kriechend in eine halbwegs würdige Stellung kommen. Und du weißt, ich verachte Leute, deren Gehirn nicht fähig ist, ihren Magen zu füllen.“ Er wur-de in Florenz aufgenommen.

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CAPUS, Alex: Fast ein bißchen Frühling

Aufgabentyp A:

- Dorly war 32 Jahre alt, seit sechs Jahren geschieden, ihr Mann hieß Anton Beck, war Steu-erberater und Radrennfahrer; die beiden „führten ein geregeltes Eheleben“, an das sie sich schnell und leicht gewöhnt hatte; sie war anpassungsfähig, wollte alles richtig machen; Anton war impotent, was sie nicht weiter gestört hätte – aber er versuchte es immer wieder und nach jeder Niederlage schlug er Dorly grün und blau, drückte ihren Kopf ins Kopfkissen, damit die Nachbarn die Schreie nicht hörten; am nächsten Morgen war er „hündisch zerknirscht“, sie verlor die Achtung vor ihm; dies wiederholte sich alle drei Wochen, sie verließ ihn, nachdem er sie wieder gewürgt hatte, sie zog zurück zu ihrer Mutter in eine gutbürgerliche Vierzimmerwoh-nung, in ihr altes Mädchenzimmer; sie wurde Aushilfsverkäuferin im Kaufhaus Globus, Männer mied sie fortan.

- Sandweg und Velte lernte sie bei ihrer Arbeit in der Schallplattenabteilung kennen, zum Spaß tanzte sie kurz mit Sandweg einen Tango, die Männer bestellten eine Platte, kamen am nächs-ten Tag wieder, Dorly wollte es erst kurz machen, doch beim Vorspielen der gewünschten Plat-te fasste sie Zutrauen zu den beiden, besonders zu Velte, sie legte etliche Platten auf, es wurde wieder eine bestellt und dann verabredete man sich, sich nach Ladenschluss zu treffen; Dorly brachte ihre Freundin Marie Stifter mit; Dorly lehnte alle Vorschläge, die irgendwie auf „ein so genanntes Verhältnis“ hinauslaufen könnten, ab – man machte einen „unverfänglichen Spa-ziergang“ – Kurt mit Marie voraus, Dorly und Waldemar hinterher; Kurt machte etliche Späße, besonders mit Marie, Dorly unterhielt sich mehr mit Waldemar, Dorly empfi ndet zu beiden, aber mehr zu Velte Sympathie, sie spricht von platonischer Liebe, auch bei weiteren Treffen wollte Dorly nichts anderes als einen Spaziergang, als Marie erkrankte, wollte Dorly eigentlich nicht allein mit den beiden etwas unternehmen, aber es entwickelte sich ein gutes Gespräch – man ging wieder spazieren; jeden Abend gingen sie nun spazieren; sie wollte sich nicht für ein Erinnerungsphoto fotografi eren lassen; ein Weihnachtsgeschenk lehnte sie ab, ebenso, sie beim Abschied auf ihr Zimmer zu begleiten, Velte schrieb ihr aus Frankreich, da die beiden nicht nach Spanien kamen, fuhren sie zurück nach Basel – die Spaziergänge wurden wieder aufgenommen; beim zweiten Abschied ging sie 20 Minuten mit auf das Zimmer der beiden; als Dorly erfuhr, dass Sandweg und Velte Mörder waren, war sie sofort zur Zusammenarbeit mit der Polizei bereit.

- Marie stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie und im Dorf war allen klar, dass sie Ernst Wälder heiraten würde – ebenso aus einer reichen Bauernfamilie stammend und Dorfschul-meister. Marie und Ernst sahen das auch so, „wenngleich auf seltsam freudlose, pfl ichtbewußte Art“, sie waren ein Paar, waren sich aber fremd. Um der Enge des Dorfes zu entfl iehen, nahm sie den schlecht bezahlten Job im Kaufhaus Globus an, lernte Dorly kennen; sie arbeitete in der Sportabteilung, wo Ernst Stammkunde war; bevor Dorly sie bat, mit zu dem ersten Treffen mit Sandweg und Velte zu gehen, hatte sich Marie mit Ernst verabredet; bewusst entschied sie sich, Ernst zu versetzen, tat so, als ob sie ihn an der Trambahnhaltestelle nicht sehen würde; sie wollte gern etwas erleben, einen Ausgleich zur Langeweile, im Gegensatz zu Dorly würde sie gern mit den beiden etwas anderes als einen Spaziergang unternehmen (Tanz, Rummelplatz, Kino etc); Marie war fasziniert von Kurts Fröhlichkeit, von seiner Redegewandtheit, seiner vor-ausschauenden und schnellen Hilfe; beim zweiten Treffen wäre sie lieber ins Kino gegangen, wegen Dorly gab es aber wieder nur den Spaziergang am Rhein. Gerade noch erreichte Marie den letzten Zug: dort wartete Ernst auf sie, es kam zum Streit (Marie warf Ernst vor, sie auszu-spionieren, er warf es ihr vor, sie habe ihn gesehen und bewusst provoziert); der letzte Bus war weg, die beiden gingen durch Eis und Schnee 5 Kilometer zu Fuß ins Dorf – schweigend. Am nächsten Tag hatte Marie (angeblich?) eine schwere Grippe, verschanzte sich in ihrem Zimmer; unter dem Zwang der Familien kam es dann zu Verlobung und Heirat; Marie arbeitete nie mehr im Kaufhaus Globus und es gab keinen Kontakt mehr zu Dorly.

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CAPUS, Alex: Fast ein bißchen Frühling

Aufgabentyp B:

1. Der Bankraub in der Wever-Bank schlug auch Wellen in der Öffentlichkeit, die Polizei ging allen Spuren nach und stieß in der Pension von Hedwig Vetter auf die beiden: Sie schossen sofort und töteten zwei Polizeibeamte. Velte und Sandweg fl üchteten, ließen ihre Sachen in der Pen-sion zurück, auch die Fotos aus dem Photomatonkasten. Die Jagd begann. Dabei töteten die beiden zwei weitere Polizisten, ein Polizist tötete im Irrtum einen jungen Mann, der auf eigene Faust suchen wollte. Im Prinzip waren Velte und Sandweg in einer ausweglosen Situation: das wussten sie, sie waren todmüde, halb verhungert. In dieser Situation schrieb Velte Abschieds-briefe und eine Art Manifest, in dem er seine und Sandwegs Taten legitimierte. Es war beiden bewusst, dass dieser Tag ihr letzter sein würde.

2. Aufgrund der intensiven polizeilichen Suche wurde auch die Pension untersucht, in der die beiden untergekommen waren. Der Polizist Vollenweider fragte nach Pässen, Beruf, woher sie kämen. Er bekam Antworten, doch Sandweg zog seinen Revolver und erschoss Vollen-weider. Der zweite Polizist, der helfen wollte, wurde von Velte erschossen. Ein „Männchen“ versuchte die beiden zu verfolgen, bekam aber einen Streifschuss ab. Bei der Untersuchung des Pensionszimmers fand man die Fotos der beiden, die Untersuchung der Patronenhülsen zeigte, dass das die Fotos der Bankräuber waren. Alle Polizeikräfte, die Grenzkontrollen er-hielten die Bilder. An verschiedenen Orten wurden die beiden gesehen, die Polizei kam mit einem Großaufgebot. Zwei Polizisten, die in einem Steinbruch etwas Verdächtiges gesehen hatten, wurden bei ihrer Annäherung sofort erschossen. Auch Zivilisten wollten sich nun an der Verfolgung beteiligen. Dabei wurde Franz Zellweger, der bei der Aufforderung „Hände hoch“ zögerte, von einem Polizisten erschossen, da die Anweisung bestand, im Bedarfsfall von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Die Bankräuber verbrachten die Nacht im Wald. Da die Polizei sie nicht fand, glaubte sie, die beiden wären in der Nacht entwischt und zogen ab. So kamen die beiden zurück nach Basel, riefen Dorly an und baten sie um Essen, Dorly willigte ein, Velte nannte ihr den Ort, einen Park. Dorlys Telefon wurde abgehört, Dorly erklärte sich bereit, der Polizei zu helfen und Kontakt mit den beiden aufzunehmen. Als sie die Polizei erblickten, versuchten sie einander gleichzeitig zu erschießen. Sandweg war tot, Velte saß noch Stunden neben ihm. Als im Morgengrauen 800 Polizisten in den Park kamen, erschoss sich Velte vor deren Augen.

3. Sie stahlen einen Ford, fuhren damit aufs Land, übernachteten im Auto und fuhren am Morgen wieder nach Basel, zur Wever-Bank. Sie gingen gleich nach Öffnung zu den Schaltern: die Angestellten hoben die Hände, als die Pistolen auf sie gerichtet wurden. Ohne Zögern wurden der Chef und der Titelkassier erschossen, ein Lehrling konnte sich in Sicherheit bringen. Die beiden, mit Brillen getarnt, sprangen ins Auto, das mit laufendem Motor im Halteverbot stand. Nach der Flucht ließen sie den Ford irgendwo stehen. Die Beute war äußerst gering. Der Lehrling meinte, dass die Räuber wohl die Bank vorher ausspioniert hätten, aber nicht sehr genau, da sie nur das Silbergeld nahmen, nicht das Papiergeld, das in der Nebenschublade gelegen hatte.

4. Im Grunde war es nur Velte, der sich zu den Taten äußerte und ganz am Ende Dorly schrieb: „In dem Maße, wie uns die anderen schlechtheißen, waren wir gut.“ Ihr feines Rechtsempfi n-den musste sie – seiner Meinung nach – in Konfl ikt mit der Welt bringen. Staatsführer, Juristen u.a. seien Schwerstverbrecher, Polizeibeamte ihre Helfer bzw. „Werkzeuge von ‚Kreaturen‘, also erlitten sie das gleiche Schicksal wie ihre „Meister“. Überhaupt sei der Mensch eine „erbärmliche Kreatur“, er „verhunze“ alles, er sei sich selbst der ärgste Feind, die Natur sei ihm nicht heilig. Die Menschen haben sich eine Welt des Scheins, des Wahnsinns aufgebaut, sie sind ohne Vernunft, der Irrsinn regiert – auf der einen Seite Kunstpaläste, auf der anderen hungernde Massen und Elend.

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SCHLINK, Bernhard: Selbs Mord

Aufgabentyp A:

- Selb hatte Welker geholfen, dessen Auto aus einem Graben zu ziehen. Als Welker Selbs Beruf auf der Visitenkarte sah, sagte er, dass er etwas für ihn habe. Bei ihrem Treffen, bei dem auch der Chauffeur anwesend war, dessen Funktion sich aber auf alles Praktische bezog, erklärte Welker, dass er für das bevorstehende 200-jährige Bestehen des Bankhauses Weller & Welker an einer Geschichte des Hauses arbeite. Es gebe etliche Aufzeichnungen nur eine Sache sei unklar. Vom Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts bis 1918 habe ein stiller Teilhaber rund eine halbe Million in die Bank eingebracht und dadurch die Bank gerettet. Er wisse aber dessen Namen nicht und in den alten Aufzeichnungen sei nichts über ihn zu fi nden. Eine Geschichte ohne diesen stillen Teilhaber sei aber unvollständig. Selb solle den Namen herausfi nden, die Lebensdaten, Verwandte. Offi ziell sei die Teilhaberschaft nie beendet worden, aber seit 1918 sei davon einfach nicht mehr die Rede. Selb informierte sich routinemäßig und hörte dabei von dem ehemaligen Lehrer Adolf Schuler, der mit dem Archiv der Bank zu tun habe. Selb besuchte ihn unter einem Vorwand, dieser durchschaute ihn, breitete dennoch sein Wissen vor Selb aus. Der stille Teilhaber habe in Straßburg gelebt, war Jurist, unterzeichnete seine Briefe mit einem unleserlichen Kürzel – C., L., oder Z. Selb wurde stutzig, als er keinen Kontakt zu Welker be-kam, dieser angeblich verreist war, er aber von Schuler erfuhr, dass dieser Welker gerade im Auto gesehen habe. Mit dem Verfolgen der Straßburger Spur beauftragte er daraufhin Georg, den Sohn einer Bekannten. Er beobachtete die Bank, sah Welker am Fenster, beschloss, gegen Welker zu ermitteln. Für ihn war der Tod von dessen Frau bei einem Gletscherunfall ein Ver-dachtsmoment, das ihm sein Freund, Hauptkommissar Nägelsbach, nicht bestätigen konnte. Von ihm erfuhr er aber, dass das Bankhaus die Sorbische Genossenschaftsbank übernommen hatte und damit viel Geld machte. Schuler hatte auf Selbs Anrufbeantworter mitgeteilt, dass er etwas herausgefunden habe. Er kam am Montagmorgen in Selbs Büro – in völlig desolatem Zustand, drückte SeIb einen Aktenkoffer in die Hand, schwankte zurück zu seinem Auto, fuhr in Schlangenlinien weg, fuhr kurz darauf gegen einen Baum und starb. In dem Koffer war viel Geld. Alles sah somit für SeIb nicht mehr wie ein Routineauftrag aus und er hatte den Ehrgeiz, die Wahrheit herauszufi nden.

- SeIb hatte Jura studiert, den Feldzug gegen Polen mitgemacht, im Lazarett gelegen. In Hei-delberg hatte er seinen Assessor gemacht und bei der Staatsanwaltschaft angefangen. Nach dem Krieg konnte er zunächst wegen seiner NS-Vergangenheit nicht wieder als Staatsanwalt arbeiten, später wollte er es nicht mehr, nicht so tun wie die anderen, als gäbe es diese Ver-gangenheit nicht. Er wollte seine Vergangenheit nicht verdrängen. Er wusste, dass er damals Unheil angerichtet hatte. Deshalb wurde er Privatdetektiv.

- SeIb beschäftigte immer noch die Frage, wer Schuler zu Tode erschreckt hatte: Samarin hatte es weder zugegeben noch bestritten. Er glaubte nicht, dass Samarin wegen des Geldkoffers gemordet hatte – sonst hätte er nicht erwähnt, dass Schuler ihm Lesen und Schreiben beige-bracht hatte. Selb war sich nicht klar, ob mehr hinter Schulers Tod steckte als der Koffer oder ob er nur nicht wahrhaben wollte, dass er Schuler hätte helfen können, wenn er nicht so lang-sam auf dessen Verwirrtheit reagiert hätte. Er gab sich also selbst den Auftrag, Schulers Tod aufzuklären. Er begann damit, Schulers Medikamente an sich zu nehmen, um herauszufi nden, ob eine Verwechslung Ursache für Schulers Zustand gewesen sein könnte.

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SCHLINK, Bernhard: Selbs Mord

Aufgabentyp B:

1. Selb war nach Cottbus gekommen, um sich die Sorbische Genossenschaftsbank näher anzu-sehen. Er war über Berlin gefahren, wo er von Skins zum Hitlergruß gezwungen und in einen Kanal geworfen wurde. Im Regen beobachtete er die Bank von innen und außen, er hatte Fieber und fühlte sich schlecht. Nach Bankschluss folgte er der Bankleiterin Vera Soboda. Die hatte seine Observation mitbekommen und nahm ihn mit zu sich nach Hause. Sie hielt SeIb für einen Polizisten und erklärte ihm, wie die Geldwäsche über die Bank funktionierte und warum sie sie nicht angezeigt habe. Nach Sobodas Bericht erlitt SeIb einen heftigen Fieberanfall, Frau Soboda ließ ihn auf ihrem Sofa schlafen. In dieser Textstelle wachte SeIb in Sobodas Wohnung auf und dachte darüber nach, wie die Geldwäsche lief und wie Schulers Tod damit in Zusammenhang stand. Bei einem bald folgenden Termin mit Welker wird dieser sich vor Samarin in Selbs Auto fl üchten und seine Version des schmutzigen Geschäfts schildern.

2. Im Zusammenhang mit der Suche nach dem stillen Teilhaber stieß SeIb auf den pensionierten Lehrer Adolf Schuler, der sich aus historischem Interesse um das Archiv des Bankhauses kümmerte, die Familiengeschichte kannte und Bertram Welker, Selbs Auftraggeber, verbun-den war. Selb besuchte ihn, musste schließlich zugeben, dass er beauftragt war, den stillen Teilhaber zu suchen. Schuler fühlte sich von Welker zurückgesetzt, wollte zeigen, dass er besser als ein Detektiv war und begann, das Archiv zu durchstöbern. Dabei entdeckte er den Geldkoffer und den Pass von Ursula Brock. Schuler kündigte auf Selbs Anrufbeantworter sei-ne Entdeckung an, er wollte sich mit SeIb treffen. Er kam am Montagmorgen zu Selbs Büro – in völlig desolatem Zustand, drückte Selb einen Aktenkoffer in die Hand, schwankte zurück zu seinem Auto, fuhr in Schlangenlinien weg, fuhr kurz darauf gegen einen Baum und starb. In dem Koffer fand SeIb sehr viel Geld. Nach der scheinbaren Lösung des Falles – Samarin war der Geldwäscher – ließ SeIb die Frage nicht zur Ruhe kommen, wer Schuler zu Tode er-schreckt hatte. Samarin hatte es weder zugegeben noch bestritten. SeIb war sich nicht sicher, ob mehr hinter Schulers Tod steckte als der Koffer oder ob er nur nicht wahrhaben wollte, dass er Schuler hätte helfen können, wenn er nicht so langsam auf dessen Verwirrtheit reagiert hätte. Er gab sich also selbst den Auftrag, Schulers Tod aufzuklären. Am Ende fand er heraus, dass Welker durch gezieltes Vertauschen eines Bluthochdruckmittels Schuler ermordet hatte, um ohne Samarin die Geldwäsche fortsetzen zu können und um nicht bekannt werden zu lassen, dass Samarin ein Erbe des stillen Teilhabers war.

3. Ulbrich war das Kind aus einem „Seitensprung“ von Selbs verstorbener Ehefrau Klara, von ihr zur Adoption frei gegeben. Selb wusste nichts von diesem Sohn. Ulbrich aber dachte, Selb sei sein Vater, beobachtete ihn. Er wusste, dass Russen SeIb folgten, bot dem vermeintlichen Vater seine Zusammenarbeit an, hatte die Idee eines gemeinsamen Detektivbüros. Zwar wur-de er von Selb abgewiesen, doch nutzte er seine ehemaligen Stasi-Fähigkeiten, um mehr über die Russen herauszubekommen und beobachtete weiter Selbs Tun. So war er auch Zeuge der Aktionen am Wasserturm und im Park und es war ihm klar, dass es sich bei Samarin nicht um das Opfer einer Mafi afehde handelte, sondern dass Welker geschossen hatte. Er äußerte sich SeIb gegenüber in diese Richtung und SeIb warnte Welker vor Ulbrich. Selb vermutete, dass Ulrich Welker nicht erpresst hatte, dass vielmehr Welker ihn zum neuen Chef der Sorbischen Genossenschaftsbank gemacht hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er war der nützliche Idiot für Welker, der nichts von der Geldwäsche mitbekommen würde. Nachdem Ulbrich aber mitbekommen hatte, dass er ausgenutzt wurde, sann er auf Rache. Selb gegenüber deutete er eine Tat an, die Welker nicht vergessen werde. SeIb versucht ihm das auszureden. Ulbrich solle Welker benutzen, bis er einen anständigen Job gefunden habe. Ulbrich aber verübte den Anschlag, der erheblichen Sachschaden verursachte.

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4. Vera Soboda wurde als Leiterin der Sorbischen Genossenschaftsbank eingesetzt, weil man von ihr annahm, dass sie unfähig wäre, die Geldwäsche aufzudecken. Durch einen Zufall wurde sie aufmerksam, „knackte“ den Computer und erkannte, was tatsächlich lief. Sie ging nicht zur Polizei – aus Angst, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren und aus Angst, dass den Kollegen gekündigt würde. Nach seinem Fieberanfall schrieb ihr Selb eine Notiz, in der er erklärte, Privatdetektiv zu sein und bis zur Klärung der offenen Fragen nicht zur Polizei gehen zu wollen. Als SeIb auf der Suche nach dem wirklichen Schuldigen an Schulers Tod wieder nach Cottbus kam, erfuhr er von Soboda, dass sie zugunsten eines total unfähigen Mannes entlassen worden war. Selb wollte herausfi nden, ob immer noch in der Bank Geld gewaschen wurde und bat Soboda um Hilfe. Sie beriet ihn im Umgang mit dem Computer und erklärte ihm, wie und wo er sich in der Bank verstecken könne, bis alle gegangen seien. Nachdem die Ausforschung der Bank durch das Eingreifen Ulbrichs nicht gelang, erledigte Selb seinen wei-teren, inneren Auftrag: Er händigte Soboda das Geld aus dem Koffer von Schuler aus, damit sie es für vernünftige Hilfsleistungen ausgebe.

ZWEIG, Stefan: Brief einer Unbekannten

Aufgabentyp A:

- Der Schriftsteller zog in ein Haus, in dem nur so genannte „kleine Leute“ wohnten; mit dem Schriftsteller kam eine neue Welt zu der scheuen 13-Jährigen, sie bewunderte die Art des Die-ners Johann und die Möbel, Kunstgegenstände und Bücher, die sie beim Einzug sehen konnte. Noch ehe sie ihn sah, war schon „ein Nimbus“ um ihn, „eine Sphäre von Reichtum, Sonder-barkeit und Geheimnis“, sie stellte sich den neuen Nachbarn als alten Mann mit Bart und Brille vor und es war eine erschütternde Überraschung, als er sich als jung, attraktiv und elegant herausstellte, sie fühlte sich magisch von ihm angezogen, spürte, dass er ein „Doppelleben“ führte mit einer hellen, heiteren Seite, der Welt offen zugekehrt und einer dunklen Seite, die nur er kannte. Sie beobachtete ihn und wurde von ihm ganz eingenommen, als er sie bei einer von ihr herbeigeführten Begegnung am Tor mit „jenem warmen, weichen, einhüllenden Blick, der wie eine Zärtlichkeit war“, anblickte, ab da war sie ihm „verfallen“, ab da gab es nur noch ihn, um ihn drehten sich alle Gedanken, sie liebte ihn, wollte ihm dienen, lauerte im Vorzimmer, um ihn – wenn er kam oder ging – durch das Guckloch in der Tür zu beobachten. Ihr höchstes Glück war, als sie einmal einen Blick in seine Wohnung werfen konnte.

- Sie musste wegen der Heirat ihrer Mutter aus Wien wegziehen. Weil sie aber den Geliebten nicht sehen konnte, verweigerte sie sich jedem Vergnügen junger Leute. Später setzte sie durch, allein nach Wien gehen und dort arbeiten zu dürfen. Abend für Abend stand sie unter den Fenstern des Schriftstellers und nach zufälligen Begegnungen sprach er sie an, sie aßen zusammen und ganz selbstverständlich ging sie mit ihm in seine Wohnung und verbrachte die Nacht mit ihm, drei Tage dauerte diese Zeit, die sie als eine „der höchsten Glückseligkeit“ bezeichnete. Danach ging R. auf Reisen, wollte sie bei seiner Rückkehr benachrichtigen, was nicht geschah – er hatte sie vergessen. Die körperliche Hingabe war für sie eine Selbstver-ständlichkeit, sie zierte sich nicht, mit dieser Hingabe war sie am Ziel ihrer Wünsche angelangt: dass er sie dann vergaß, war für sie ein Eintauchen in absolute Dunkelheit. Sie war schwanger und bekam ihren Sohn unter elenden Umständen; elf Jahre später traf sie noch einmal mit R. zusammen und wieder gab sie sich ihm ohne Zögern hin, wissend, dass er sie für eine Dirne hielt. Sie genoss seine Zärtlichkeit, obwohl sie wusste, dass er sie allen Frauen schenkte. Sie litt allerdings darunter, dass er sie nicht erkannte.

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C) Lektüre

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- In ihrem Sohn erhielt sie den Geliebten noch einmal geschenkt. Sie glaubte, dass sie mit dem Kind den Geliebten in einer neuen Verkörperung festhalten konnte, er ähnelte in vielem seinem Vater, durch den Sohn wurde ihre Sehnsucht nach dem Geliebten weniger schmerzhaft. Sie litt nicht mehr an ihrer Liebe, denn sie hatte sein Kind, das sie brauchte, das sie küssen und umfangen konnte. Für ihren Sohn verkaufte sie sich: nach der elenden Erfahrung in der Gebär-klinik, wollte sie Armut von ihm fernhalten, sie wurde die Geliebte reicher Männer, die sie sogar heiraten und dem Sohn ein guter Vater sein wollten. Heiraten konnte sie nicht, weil sie stets für eine Begegnung mit R. frei sein wollte. Durch ihre Liebesbeziehungen erreichte sie aber ein luxuriöses Leben für ihren Sohn und eine erstklassige Ausbildung. Mit dem Tod des Sohnes wurde ihr Leben sinnlos. Dass sie selbst die Grippe hatte und sterben würde, berührte sie nicht – nur den Brief an den Geliebten wollte sie noch zu Papier bringen.

ZWEIG, Stefan: Brief einer Unbekannten

Aufgabentyp B:

1. Aufgrund ihrer ständigen Beobachtung des Lebens des Schriftstellers R. hatte sie bemerkt, dass der Diener während einer Reise des Schriftstellers die schweren Teppiche klopfen wollte. Sie bot ihre Hilfe an und erhielt dadurch die Gelegenheit, die Wohnung des geliebten Nach-barn zu sehen. Sie war nur sehr kurz dort, erhaschte nur wenige Eindrücke, es war nur „ein fl üchtiger, diebischer Blick“ in das Leben des angebeteten Mannes, aber für sie war „diese ra-sche Minute“ eben die glücklichste ihrer Kindheit. Bald danach musste sie Wien und den Ge-liebten verlassen, da ihre Mutter heiratete und sie beide zu dem neuen Mann nach Innsbruck zogen. Sie war verzweifelt und verweigerte jede Unterhaltung für junge Leute, lebte nur in der Erinnerung an ihn und in der Beschäftigung mit ihm, seinen Büchern und Zeitungsartikeln, die über ihn berichteten.

2. Zunächst war sie nur angezogen von dieser ihr so fremden Welt, die durch den Einzug des Dichters in das Vorstadthaus kam. Aber noch bevor sie ihn sah, war schon „ein Nimbus“ um ihn, „eine Sphäre von Reichtum, Sonderbarkeit und Geheimnis“. Sie war dann erschütternd überrascht von seinem jungen, attraktiven und eleganten Aussehen, fühlte sich magisch von ihm angezogen, verfolgte ihn und sein Leben mit lauernder Neugier. Als sie bei einer von ihr herbeigeführten Begegnung am Tor erstmals von ihm wahrgenommen wurde, verfi el sie ihm mit ihrer ganzen kindlichen Seele, liebte ihn mit einer noch nicht begehrenden Liebe eines Kindes. Sein Blick war warm, weich, einhüllend, zärtlich gewesen und sie hatte geglaubt, dass dieser Blick nur für sie gewesen sei, da sie noch nicht wusste, dass er alle Frauen so ansah. Ihr Leben drehte sich fortan nur um ihn, sie versuchte alles von ihm zu erfahren, beging Torheiten wie das Küssen seiner Türklinke, wartete im Vorraum ihrer Wohnung, um durch das Guckloch in der Tür sein Kommen und Gehen zu beobachten.

3. R. war ein offensichtlich wohlhabender und ausgesprochen erfolgreicher Romanschriftsteller, der in den besten Kreisen verkehrte und auf Reisen ging, die häufi g Monate dauern konnten. Seine Wohnung war stilvoll eingerichtet, voll Kunst und Büchern, sein Äußeres war entspre-chend elegant. Er hatte viele Freunde und Bekannte, mal Studenten, mal Persönlichkeiten aus dem Kunstleben. Er ging oft aus und er liebte den Umgang mit den unterschiedlichsten Frauen – Mädchen, Straßenbekanntschaften, Damen, Dirnen. Mit keiner der Frauen schien er ein längeres Verhältnis zu pfl egen, er schien nicht nur die Briefschreiberin nach einem so ge-nannten Abenteuer vergessen zu haben, sondern auch die anderen Frauen, denen er für den Moment mit voller Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit begegnete, die ihm letztlich aber nichts bedeuteten.

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C) Lektüre

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4. Sie war die Tochter einer ärmlichen Rechnungsratswitwe; ihr Leben bezeichnete sie in ihrem Brief als „kleinbürgerliche Dürftigkeit“. In dem Vorstadthaus wohnten in der späteren Woh-nung des Dichters „hässliche, böse, streitsüchtige Leute“, unter denen die Briefschreiberin litt. Ansonsten sprach sie von sich und den Bewohnern des Hauses von „Menschen, die ein enges Leben haben“. Ihre Kindheit war einsam, die Mutter war ihr „fremd in ihrer ewig un-heiteren Bedrücktheit und Pensionistenängstlichkeit“, die „halbverdorbenen Schulmädchen“ stießen sie ab, da die nicht ernst nahmen, was ihre Leidenschaft war. Materiell änderte sich ihr Leben durch die Heirat der Mutter, sie hätte alle Möglichkeiten gehabt, ihre Jugend zu genie-ßen. Das wollte oder konnte sie jedoch wegen ihrer verzehrenden Liebe zu R. nicht.

Bewertung Teil C Lektüre In Teil C Lektüre wird das Kriterium Sprache und das Kriterium Inhalt mit je maximal 18 Punk-ten, insgesamt mit maximal 36 Punkten, bewertet. Dabei müssen in beiden Bewertungskrite-rien mindestens 9 Punkte erreicht werden – eine Addition auf 18 Punkte allein genügt nicht. Werden entweder im Kriterium Sprache oder im Kriterium Inhalt weniger als 9 Punkte erreicht, dann ist Teil C nicht bestanden.

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C) Lektüre

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Kleines Deutsches Sprachdiplom ÜS 01

Mündliche Prüfung Teil A

Sprachkompetenz Phonetik* Gesamt

Maximum 30 6 36

Minimum (15) (3) 18

* Ergeben sich bei der phonetischen Kompetenz weniger als 2,25 Punkte, so gilt die gesamte mündliche Prüfung als nicht bestanden.

Schriftliche Prüfung

Teil B Teil C Gesamt

Text-erklärung

Aus-drucks-fähigkeit

DiktatLektüre

Inhalt Sprache

Maximum 24 12 12 18 18 84

Minimum (12) (6) (6) 9 9 42

Es müssen mindestens 24 9 + 9

Punkte erreicht werden.

Bestehen der Prüfung, (Teil-)Wiederholung, Gesamtpunktzahl und Prädikate: In Teil A Mündliche Prüfung werden die für Sprachkompetenz und Phonetische Kompetenz erreichten Punkte addiert; die Bestehensgrenze liegt bei mindestens 18 Punkten. Ergeben sich bei der phonetischen Kompetenz weniger als 2,25 Punkte, so gilt die mündliche Prüfung als nicht bestanden. In Teil B Texterklärung, Ausdrucksfähigkeit, Diktat müssen insgesamt mindestens 24 Punkte erreicht werden; die jeweiligen Punkte werden addiert. In Teil C Lektüre müssen dagegen sowohl im Kriterium Sprache als auch im Kriterium Inhalt mindestens 9 Punkte erreicht werden – eine Addition auf 18 Punkte allein genügt nicht.

Punkte Prädikate

max. 120,00 – 100 sehr gut 99,99 – 80 gutmin. 79,99 – 60 befriedigendab 59,99 – 0 nicht bestanden

Bei Nichtbestehen eines Teils (A, B oder C) kann dieser Teil innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten einmal wiederholt werden. Das Gesamtprädikat lautet dann, unabhängig von der erreichten Gesamtpunktzahl, „befriedigend“. Wer mehrere Teile und damit die gesamte Prüfung nicht bestanden hat, kann die gesamte Prüfung beliebig oft zu jedem späteren Prüfungstermin wiederholen; eine Jahresfrist besteht dann nicht.

Die mündlichen Leistungen (Teil A) werden am jeweiligen Prüfungszentrum von jeweils zwei Prü-fenden bewertet. Die schriftlichen Prüfungsarbeiten werden zentral in München bewertet: sowohl von Bewerterinnen und Bewertern der Ludwig-Maximilians-Universität München als auch des Goethe-Instituts – jeweils auf der Grundlage einheitlicher Kriterien und voneinander unabhängig.

Ergebnismitteilung und Zeugnis: Die Ergebnismitteilung erfolgt über das Prüfungszentrum;aufgrund der zentralen Bewertung vergehen bis dahin – gerechnet ab Prüfungstermin – ca. vier Monate. Bei bestandener Prüfung wird das Zeugnis über das Kleine Deutsche Sprach-diplom verliehen im Auftrag der Ludwig-Maximilians-Universität München ebenfalls über das Prüfungszentrum per Post an die Adresse gesandt, die bei der Anmeldung angegeben wurde.

Ermittlung des Gesamtergebnisses

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